KLIMASTRATEGIE KÄRNTEN - Entwurf, Stand Jänner 2018 - CCCA
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Abt. 8 - Umwelt, Wasser und Naturschutz KLIMASTRATEGIE KÄRNTEN Entwurf, Stand Jänner 2018 w w w. k t n . g v. a t
Impressum - Klimastrategie Kärnten Herausgeber: Amt der Kärntner Landesregierung Abteilung 8 - Umwelt, Wasser und Naturschutz Flatschacher Straße 70 9020 Klagenfurt am Wörthersee Telefon: +43 (0)50 536 18002 Fax: +43 (0)50 536 18000 E-Mail: abt8.post@ktn.gv.at Internet: www.umwelt.ktn.gv.at Abteilungsleiter: Harald Tschabuschnig Koordination: Markus Kottek Grafik, Layout und Herstellung: Amt der Kärntner Landesregierung Abteilung 8 - UA Öffentlichkeitsarbeit Umschlagfoto: Pasterze im Jahr 2011. Foto: Lorenz Reinsperger Stand: Jänner 2018 Das Amt der Kärntner Landesregierung hat keinen Einfluss auf die Gestaltung und den Inhalt von anderen Webseiten, auf die im Folgenden verwiesen wird. Für diese fremden Inhalte wird daher keine Verantwortung übernommen. Gedruckt auf 100% Recyclingpapier.
Klimastrategie Kärnten Inhalt Vorwort 3 Zusammenfassung 5 Sachstandsbericht 7 Einleitung 7 Internationale und nationale Klimapolitik 8 Treibhausgasbilanz des Landes Kärnten 10 Klimaschutz 13 Klimaschutzziele und Rahmenbedingungen in Kärnten 13 Nationales Klimaschutzgesetz 13 Regierungsprogramm der Zukunftskoalition Kärnten 2013-2018 13 Arbeitsgruppe „Klimastrategie“ 13 Energiemasterplan Kärnten (eMAP) 14 Mobilitätsmasterplan Kärnten 2035 14 Klimakompass 14 UN-Klimakonferenzen und ENCORE 14 Klima- und Energiemodellregionen (KEM) und e5 Gemeinden 15 Klimabündnis 15 Klimaschutzmaßnahmen des Landes 16 Emissionsszenarien und Klimaschutzmaßnahmen für Kärnten 17 Sektorale Abgrenzung 17 Szenario WEM (with existing measures) für Kärnten 19 Paris-Szenario (Zielerreichungsszenario) für Kärnten 20 Szenario WAMK (with additional measures Kärnten) für Kärnten 21 Ergebnisse 29 Betrachtung nach Sektoren 29 Analyse der Zielerreichung 32 Abschließende Betrachtung der Kärnten-spezifischen Maßnahmen 33 Klimawandelanpassung 37 Auswirkungen des Klimawandels in Kärnten 37 Rahmenbedingungen in Kärnten 41 Österreichische Anpassungsstrategie 41 Abgestimmte Bund-Bundesländer-Maßnahmen 41 Arbeitsgruppe „Klimawandelanpassung“ 41 Dialogveranstaltungen 42 Informationen und Empfehlungen des Landes 42 KLAR! - Klimawandel-Anpassungsmodellregionen 42 Maßnahmen zur Klimawandelanpassung 43 Naturgefahren 43 1
Inhalt Menschliche Gesundheit 43 Biologische Vielfalt 43 Wasserhaushalt / Wasserwirtschaft 43 Landwirtschaft 44 Forstwirtschaft 44 Tourismus 44 Bauen und Wohnen 44 Energie 44 Infrastruktur / Verkehr 44 Industrie und Wirtschaft 44 Zivil- und Katastrophenschutz 44 Raum- und Siedlungsentwicklung 44 Berichtswesen und Evaluierung 45 Ausblick 47 Weitere Informationen 49 2
Klimastrategie Kärnten Vorwort Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Umwelt-Interessierte! Wenn wir nicht handeln, wird die Temperatur in Kärnten bis Die Kärntner Landesregierung hat sich in ihrem Regierungs- Ende des Jahrhunderts um 4 Grad steigen! Muren, Dürren, programm ehrgeizige Ziele im Bereich des Klimaschutzes ge- Stürme, Felsstürze, Hochwasserkatastrophen sind die Folgen. steckt und bereits wichtige Initiativen für mehr Klimaschutz Die Bekämpfung des Klimawandels ist eine der wichtigsten, auf den Weg gebracht. globalen Herausforderungen unserer Zeit. Auf Bundesebene muss eine integrierte Klima- und Energiestrategie rechtzei- Mit einstimmigen Beschlüssen in der Landesregierung sowie tig umfassende gesetzlichen Weichen stellen, um das Pari- im Landtag für den „Energiemasterplan“ bekennt sich Kärn- ser Klimaziel – eine Erhöhung auf maximal 1,5 Grad Celsius ten zu einer ambitionierten und mutigen Energiepolitik. So bis 2100 – zu realisieren. In Kärnten wollen wir mit gutem soll die Energiewende mit einem weitreichenden Ausbau der Beispiel vorangehen und Musterland im Klimaschutz werden. Erneuerbaren Energieträger und umfangreichen Maßnahmen Mit der vorliegenden Klimastrategie nimmt das Land Kärn- im Bereich der Energieeffizienz einen ökologisch wertvollen ten seine Verantwortung im Hinblick auf das Übereinkommen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Mit dem Energiemasterplan von Paris wahr und informiert über den Status Quo und die wird Kärnten eine maßgebliche Reduktion bei dem Ausstoß zahlreichen Maßnahmen, die in vielen Bereichen der öffent- von Treibhausgasen erreichen. Zudem wurde die Wohn- lichen Verwaltung für den Klimaschutz und die Klimawan- bauförderung ökologisiert und damit ein weiterer wichtiger delanpassung gesetzt wurden und zukünftig noch gesetzt Umsetzungsschritt in Richtung Klimaschutz gemacht. werden. 3
Der Verkehrsbereich gilt als einer der Hauptverursacher der Dies sind nur zwei Beispiele aus einer Reihe von Maßnah- steigenden CO2-Belastung. Daher soll im Bereich des Ver- men für den Klimaschutz, die das Land Kärnten umsetzt. In kehrs ein Kärntner Gesamtverkehrsplan – der Mobilitäts- Zukunft wird aber auch die Anpassung an den Klimawandel masterplan Kärnten 2035 (MoMaK) - zu einer wesentlichen – insbesondere vor dem Hintergrund der zunehmenden Na- Attraktivierung der Öffentlichen Verkehrsmittel in Kärnten turkatastrophen – eine wichtige Rolle spielen und es wurde führen. Hier gilt es in den kommenden Jahren, effektive und eine Arbeitsgruppe „Anpassung an den Klimawandel in Kärn- nachhaltige Weichenstellungen in Richtung Öffentlichen Ver- ten“ installiert. kehr vorzunehmen. Insbesondere der Ausbau der Infrastruk- tur, der S-Bahn, die Taktverdichtung, Leistbarkeit und Barri- Ich möchte besonders allen KärntnerInnen, die sich Tag für erefreiheit sind wesentliche Voraussetzungen zur Förderung Tag für den Klimaschutz in Kärnten einsetzen danken, denn des Öffentlichen Verkehrs. Nach weiteren Ausbaumaßnah- es liegt an jedem einzelnen von uns, ob wir die Klimawende men ist vor allem die Einführung eines günstigen Kärnten Ti- rechtzeitig schaffen. ckets als kärntenweite Netzkarte für den Öffentlichen Verkehr ein großer Meilenstein. Ihr Rolf Holub Landesrat für Umwelt, Energie und Öffentlichen Verkehr 4
Klimastrategie Kärnten Zusammenfassung Die Treibhausgasemissionen Kärntens sind im Zeitraum 2005 jedoch mit unseren kurz bis mittelfristig zu setzenden Aktivi- bis 2015 um 18 % gesunken und lagen im Jahr 2015 bei ins- täten im Klimaschutz; über unser Engagement bestimmen wir gesamt 3,9 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten. Damit konn- die weitere Erwärmung für die Generation nach uns. Machen te der insgesamt sinkende Trend in Kärnten weiter fortgesetzt wir so weiter wie bisher, so sind in Kärnten bis Ende des Jahr- werden. Mit den bestehenden Klimaschutzmaßnahmen wird hunderts Temperaturzunahmen um mehr als 4 °C zu erwar- Kärnten aus heutiger Sicht bis zum Jahr 2050 eine weitere ten. Mit verstärkten Anstrengungen im Klimaschutz lässt sich Reduktion von über einer Million Tonnen CO2-Äquivalenten diese Erwärmung auf unter 2,5 °C eindämmen. An diese be- erreichen. Damit geht Kärnten bereits mit gutem Vorbild im reits spürbaren und weiter absehbaren Folgen des Klimawan- Klimaschutz voran, wobei besonders der Verkehrs- und der dels wird sich Kärnten in allen Bereichen verstärkt anpassen Gebäudesektor Schlüsselsektoren auf dem Weg zur Ziel- müssen. erreichung in den kommenden Jahren und Jahrzehnten sind. In Hinblick auf das Übereinkommen von Paris gilt es schließ- Der nun vorliegende erste Teil der Kärntner Klimastrategie lich, die Treibhausgasemissionen Kärntens bis zum Jahr 2050 erläutert neben den internationalen, den nationalen und den um weitere zwei Millionen Tonnen CO2-Äquivalente zu redu- Kärntner Rahmenbedingungen zum Klimaschutz und zur zieren und im besten Fall mit Hälfte dieses Jahrhunderts eine Klimawandelanpassung die Anstrengungen Kärntens im Kli- vollständige Dekarbonisierung zu schaffen. maschutz der letzten Jahre und Jahrzehnte und gibt vor al- lem einen Ausblick bis Mitte des Jahrhunderts, mit welchen Ungeachtet dieser Anstrengungen im Klimaschutz wird die Maßnahmen in welchen Bereichen Kärnten bereits am richti- mittlere Jahrestemperatur in Kärnten bis Mitte des Jahrhun- gen Weg ist und wo noch Herausforderungen zu bewältigen derts um weitere 1,5 °C ansteigen. Die weitere Zunahme sind. Demnach konnten die größten Einsparungen bis dato in bis Ende des Jahrhunderts und darüber hinaus steuern wir den Sektoren Gebäude und Energie erzielt werden. Mit den 5
Zusammenfassung angepeilten Maßnahmen in den Bereichen der Abfallwirt- sen, die negativen Auswirkungen des Klimawandels abzu- schaft und der Fluorierten Gase befindet sich Kärnten bereits mildern und sich aus dem Klimawandel ergebende Chancen am internationalen Zielpfad. Die zukünftigen Herausforderun- zu nützen. gen erwarten uns vor allem in den Bereichen Verkehr, Ge- bäude und Landwirtschaft, in denen die größten Potenzia- In einem zweiten Teil der Kärntner Klimastrategie, der im An- le mit den aussichtsreichsten Erfolgschancen stecken, auch schluss an diesen ersten Teil erstellt werden wird, wird die wenn hier schon hohe Einsparungen erzielt werden konnten. notwendige Anpassung an den Klimawandel in Kärnten be- trachtet. Die Verwundbarkeiten einzelner Sektoren in Hinblick Die bereits spürbaren und weiter absehbaren Folgen des auf den Klimawandel werden erörtert und priorisiert und da- Klimawandels für Kärnten werden anhand neuester Klimas- rauf aufbauend Maßnahmenempfehlungen aus der nationa- zenarien nach aktuellem Stand der Forschung betrachtet. len Strategie auf die Kärntner Bereiche heruntergebrochen. Neben der weiter fortschreitenden Erwärmung sind auch Ergänzt werden diese Empfehlungen mit den bereits erlang- gravierende Änderungen im Niederschlagsmuster bis Ende ten Erfahrungen und geplanten Maßnahmen in den Kärntner des Jahrhunderts zu erwarten. Es gilt nun, sich an diese Er- Regionen. wärmung mit all ihren Facetten in allen Bereichen anzupas- 6
Klimastrategie Kärnten Sachstandsbericht Einleitung Das Klima spielt eine Schlüsselrolle im Naturhaushalt der verursachten Treibhausgase, die aus der Nutzung fossiler Erde. Ändert es sich, hat das einschneidende und teilweise Energien für Verkehr, Gebäude, Landwirtschaft, Energie und nicht überschaubare Folgen für Mensch und Umwelt. Durch Industrie entstehen. Diese Treibhausgase, vor allem Kohlen- den Ausstoß von Treibhausgasen haben wir den Stoff- dioxid (CO2), aber auch Methan (CH4), Lachgas (N2O) und haushalt der Atmosphäre verändert. Dies wirkt sich auf das fluorierte Kohlenwasserstoffverbindungen (F-Gase), sind globale Klima und damit auch auf die Temperatur und den hauptverantwortlich für die globale Temperaturzunahme, da Wasserhaushalt der Erde aus. Unser Klima wandelt sich, mit sie durch ihre besonderen Eigenschaften einen erwärmenden heute schon erkennbaren Auswirkungen, die sich regional Einfluss auf unseren Planeten haben (Treibhauseffekt). unterschiedlich äußern. Die Abschwächung des durch den Der Klimawandel ist in den letzten Jahren bereits für viele Menschen verursachten Treibhauseffekts ist einer der größ- Menschen und Regionen in Kärnten sichtbar und spürbar ge- ten globalen Kernpunkte des Umweltschutzes für die nächs- worden. Die Forschung ist sich dabei einig, dass diese Ent- ten Jahrzehnte. Den weiter fortschreitenden Klimawandel zu wicklung auch bei sofortiger Reduktion der klimarelevanten bremsen und sich an seine Folgen anzupassen sind daher Treibhausgasemissionen über die nächsten Jahre anhalten nicht nur in Kärnten große Herausforderungen. wird. Bis Mitte des Jahrhunderts wird die Jahresmitteltem- Der Klimawandel ist im Alpenraum deutlich stärker zu spü- peratur in Kärnten um weitere 1,5 °C zunehmen. Mit den Kli- ren als im europäischen Durchschnitt. Mit einem Temperatur- maschutzmaßnahmen, die wir heute setzen, bestimmen wir anstieg von nahezu +2 °C seit Beginn der Industrialisierung jedoch den Grad des Wandels für die nächsten Generationen überschreiten wir die mittlere globale Erwärmung um mehr bis Ende des Jahrhunderts und darüber hinaus. Machen wir als das Doppelte. Durch die kleinräumigen geografischen so weiter wie bisher, so sind in Kärnten bis Ende des Jahr- Strukturen und die komplexe Topografie in Kärnten ist es hunderts Temperaturzunahmen um mehr als 4 °C zu erwar- offensichtlich, dass der Klimawandel zwar ein globales ten. Mit verstärkten Anstrengungen im Klimaschutz lässt sich Phänomen ist, seine Folgen aber lokale Auswirkungen haben diese Erwärmung auf unter 2,5 °C eindämmen. und in sehr unterschiedlichem Ausmaß spürbar sind. Der damit verbundene Wandel muss per se aber nicht im- Ein Blick in die Erdgeschichte zeigt, dass es natürliche mer nur negativ sein. Es bieten sich auch in vielen Bereichen Schwankungen des Klimas immer schon gegeben hat. Die Chancen und neue Optionen, die man nützen kann. Wichtig heute beobachtete Erwärmung hat jedoch in der Geschich- ist aber, dass man sich mit den Veränderungen aktiv ausei- te zuvor in diesem Ausmaß noch nicht stattgefunden. Seit nandersetzt und rechtzeitig und zukunftsorientiert entspre- den Anfängen der industriellen Revolution hat sich das Klima chende Maßnahmen setzt. stark erwärmt. Erklärbar ist dies nur durch die vom Menschen 7
Sachstandsbericht Internationale und nationale Klimapolitik Die erste internationale Klimaschutz-Verpflichtungsperiode 2005 ist zwar noch aktueller Stand internationaler Verhand- unter dem Kyoto-Protokoll ist Ende 2012 ausgelaufen. Ös- lungen, aber so gut wie fix. terreich hat sein Ziel durch Zukauf von Emissionsrechten aus dem Ausland erreicht. Eine Einigung über eine zweite Auf nationaler Ebene sind die jeweiligen Zielvorgaben für Ös- Kyoto-Verpflichtungsperiode 2013-2020 wurde bei der 18. terreich im Klimaschutzgesetz (KSG) verankert. Es schreibt Vertragsstaatenkonferenz des Klimarahmenübereinkommens aktuell für die einzelnen Sektoren, die nicht dem Emissions- in Doha (Katar) 2012 erzielt. handel unterliegen, Emissionshöchstmengen für die Periode 2013-2020 vor. Im Rahmen des Klimaschutzgesetzes wur- Die für 2020 vereinbarte Reduktion für die EU beträgt den zudem Maßnahmenpakete für die Jahre 2013 und 2014 20 % gegenüber den Emissionen von 1990, was im Einklang sowie 2015-2018 zwischen Bund und Ländern vereinbart. mit dem bereits gültigen Klima- und Energiepaket 2020 der EU steht. Seit 2013 gibt es kein gesamtstaatliches Ziel für Mit dem in Paris Ende 2015 verabschiedeten neuen interna- alle Treibhausgas-Emissionen mehr, da zwischen Emissionen tionalen Klimaschutzabkommen hat die Staatengemeinschaft innerhalb des Emissionshandels (für die es mit -21 % gegen- ein deutliches Zeichen gegen den Klimawandel und seine über 2005 nur noch ein europäisches Ziel gibt) und Emissi- Folgen gesetzt. Das Ziel des Übereinkommens von Paris ist onen außerhalb dieses Systems unterschieden wird. Für die es, die globale Erwärmung durch den menschengemachten Nicht-Emissionshandels-Sektoren wurden nationale Ziele je Klimawandel auf unterhalb von 2 °C, möglichst 1,5 °C, im Mitgliedstaat im Rahmen der Europäischen Entscheidung zur Vergleich mit dem Beginn der Industrialisierung zu beschrän- Lastenverteilung festgelegt. Für Österreich ist bis 2020 eine ken und möglichst rasch sowie im besten Fall mit Hälfte die- Emissionsminderung von 16 % bezogen auf das Jahr 2005 ses Jahrhunderts eine globale Dekarbonisierung, also ein vorgesehen. Gleichgewicht zwischen Treibhausgasemissionen und Koh- lenstoffbindung, zu erreichen. Im Rahmen ihres Klima- und Energiepakets 2030 will die EU eine Emissionsreduktion um mindestens 40 %, einen Anteil Neben dem Klimaschutz ist die Anpassung an den Klima- der erneuerbaren Energien an der Energieversorgung von wandel die zweite Säule der Klimapolitik. Um den Folgen mindestens 27 % und eine Verbesserung der Energieeffizi- des Klimawandels vorsorgend zu begegnen, müssen Maß- enz um mindestens 27 % bis 2030 erreichen. Ein nationales nahmen zur Anpassung entwickelt und umgesetzt werden. Ziel für die Treibhausgasemissionen Österreichs außerhalb Unter Anpassung an den Klimawandel werden dabei Aktivi- des Emissionshandels von -36 % im Vergleich zum Basisjahr täten verstanden, welche die negativen Auswirkungen des 8
Klimastrategie Kärnten Klimawandels auf menschliche Gesellschaften abmildern Die Österreichische Strategie zur Anpassung an den Klima- sollen, also ihre Verwundbarkeit gegenüber der Klimaän- wandel wurde vorausschauend unter Mitarbeit aller Bundes- derung reduzieren oder ihre Anpassungskapazität erhöhen, länder erarbeitet und am 23. Oktober 2012 von der Bundes- oder die dazu dienen, eventuell sich aus dem Klimawandel regierung verabschiedet. Sowohl die ursprüngliche Version ergebende Chancen zu nützen. als auch die aktualisierte Fassung vom Jänner 2017 wurden von der Landeshauptleutekonferenz zur Kenntnis genom- Bereits 2005 erkannte die Europäische Union die Notwen- men. Ziel der Strategie ist es, nachteilige Auswirkungen der digkeit der Anpassung an klimawandelbedingte Folgen globalen Erwärmung auf Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft und richtete im Rahmen des Europäischen Klimaschutzpro- zu vermeiden und sich ergebende Chancen zu nutzen. Die gramms eine Arbeitsgruppe zu Klimawandelfolgen und An- Strategie gliedert sich dabei in zwei Teile: Ein strategisches passungsoptionen ein. Rahmenwerk und ein Aktionsplan. Das „Grünbuch der Europäischen Kommission zur Anpassung Das strategische Rahmenwerk präsentiert grundsätzliche In- an den Klimawandel in Europa“ (2007) liefert erste Grund- formationen, die für eine erfolgreiche Anpassung maßgeblich lagen für Anpassungsinitiativen auf EU-Ebene. Ein „Weiß- sind: Ziele, Leitgedanken und zu erwartende Klimaänderun- buch zur Anpassung an den Klimawandel“ wurde Anfang gen und Auswirkungen für Österreich sowie soziale Aspekte April 2009 von der Europäischen Kommission präsentiert. Es und der globale Kontext. Auch der Status-quo der Anpassung beinhaltet einen Aktionsrahmen, in welchem sich die Euro- in Österreichs Bundesländern wird dargelegt. Weiters werden päische Union und ihre Mitgliedstaaten auf die Folgen des Themen, die vor allem für die erfolgreiche Umsetzung rele- Klimawandels vorbereiten sollen. Zur Umsetzung der ersten vant sind, diskutiert. Im über 400 Seiten starken Aktionsplan Säule des Weißbuchs – Schaffung einer soliden Wissens- sind 132 konkrete Handlungsempfehlungen zur Anpassung grundlage – wurde im März 2012 die Internet-Plattform für in 14 Aktivitätsfeldern dargestellt. Im Vergleich mit anderen Klimawandelanpassung „Climate-ADAPT“ der Öffentlichkeit europäischen Ländern nimmt Österreich mit diesem umfang- zugänglich gemacht. Das Web-Portal enthält Informationen reichen Werk eine absolute Vorreiterrolle ein. Die Österrei- zu Klimawandel in Europa, Anpassungsaktivitäten in Natio- chische Strategie zur Anpassung an den Klimawandel schafft nalstaaten und Regionen Europas, Webtools zur Unterstüt- damit einen bundesweiten übergeordneten Handlungsrah- zung des Anpassungsprozesses, u.v.a. men, aus dem konkrete Maßnahmen in unterschiedlichen Bereichen abgeleitet werden können. Die Umsetzung der Am 16. April 2013 stellte die Europäische Kommission ihre Strategie erfolgt in enger Zusammenarbeit zwischen Bund „EU-Strategie zur Anpassung an den Klimawandel“ vor. Die und Ländern. Strategie fokussiert auf drei wesentliche Ziele: (i) Alle EU Mitgliedstaaten sollen umfassende nationale Anpassungs- Das im Dezember 2015 verabschiedete Übereinkommen strategien erstellen. 22 liegen derzeit vor, darunter auch in von Paris hebt die Anpassung an den Klimawandel als gleich- Österreich. Die Kommission sieht weiters vor, Anpassungsak- wertige zweite Säule der globalen Klimapolitik hervor. Im Fo- tivitäten auch finanziell zu unterstützen. (ii) Klimawandelas- kus stehen dabei die Verbesserung der Anpassungsfähigkeit, pekte sollen auf EU Ebene in den Schlüsselsektoren Landwirt- die Stärkung der Widerstandskraft und die Verringerung der schaft, Fischerei, Kohäsionspolitik und Infrastruktur integriert Verletzlichkeit gegenüber dem Klimawandel. Weiters ist klar sowie Versicherungen in der Risikovorsorge verstärkt ange- festgelegt, dass die Vertragsstaaten nationale und gegebe- wendet werden. (iii) Zur fundierten Entscheidungsfindung in nenfalls regionale Programme zur Klimawandelanpassung der Maßnahmensetzung sollen Wissenslücken adressiert und erarbeiten, umsetzen und aktualisieren sollen. die europäischen Wissensplattform Climate-ADAPT weiter- entwickelt werden. 9
Sachstandsbericht Treibhausgasbilanz des Landes Kärnten Die Treibhausgasbilanz des Landes Kärnten umfasst die Be- schaft, Abfallwirtschaft und Fluorierte Gase (F-Gase) und reiche Energie und Industrie, Verkehr, Gebäude, Landwirt- geht damit mit der Sektoreneinteilung im nationalen Klima- 2,0 KTN - 2005: 4,77 Mio. t CO2-Äquiv. | 2015: 3,91 Mio. t CO2-Äquiv.: -18 % 1,8 1,6 CO2-Äquivalente [Mio. t] 1,4 1,2 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Fluorierte Gase: 0 % Abfallwirtschaft: -31 % Landwirtschaft: -5 % Gebäude: -46 % Verkehr: -10 % Industrie: -20 % Energie: -42 % Abb. 1: Entwicklung der Treibhausgasemissionen Kärntens im Zeitraum 2005 bis 2015 nach KSG-Sektoren, ohne Emis- sionshandel. Datenquelle: UBA 2017, Bundesländer-Luftschadstoff-Inventur 1990-2015. 10
Klimastrategie Kärnten Tab. 1: Treibhausgasemissionen (ohne Emissionshandel) nach KSG-Sektoren für Kärnten im Vergleich zu Gesamt-Öster- reich. Datenquelle: UBA 2017, Bundesländer-Luftschadstoff-Inventur 1990-2015. Sektor CO2-Äquivalente [kt] Änderungen [%] Pro-Kopf [t] KTN AUT 2005 - 2015 KTN AUT 2005 2015 2005 2015 KTN AUT 2005 2015 2005 2015 Energie 143 83 2.140 1.346 -41,6% -37,1% 0,26 0,15 0,26 0,16 Industrie 469 374 6.556 4.886 -20,2% -25,5% 0,84 0,67 0,80 0,57 Verkehr 1.802 1.627 24.619 22.055 -9,7% -10,4% 3,22 2,91 2,99 2,56 Gebäude 911 494 12.542 7.963 -45,8% -36,5% 1,63 0,88 1,52 0,92 Landwirtschaft 709 670 8.201 8.046 -5,4% -1,9% 1,27 1,20 1,00 0,93 Abfallwirtschaft 249 172 3.380 3.027 -30,6% -10,4% 0,44 0,31 0,41 0,35 Fluorierte Gase 489 489 1.831 2.034 -0,1% +11,1% 0,87 0,87 0,22 0,24 Summe 4.771 3.910 59.269 49.359 -18,0% -16,7% 8,53 7,00 7,21 5,72 schutzgesetz (KSG) und den nationalen und internationa- kt) erzielt werden, gefolgt vom Sektor Energie (-42 % bzw. len Berichtspflichten konform. Die Treibhausgasemissionen -60 kt). Kärntens (ohne Emissionshandel) sind im Zeitraum 2005 bis 2015 um 18 % (-861 kt) gesunken und lagen im Jahr 2015 Im Bereich der Abfallwirtschaft konnten die Treibhausgas- bei insgesamt 3,9 Mio. t CO2-Äquivalenten. Die größten Ein- emissionen um insgesamt 31 % (-76 kt) vermindert werden, sparungen konnten im Sektor Gebäude (-46 % bzw. -417 hier gingen die deponierten, emissionsrelevanten Abfallmen- Gebäude; 13% Verkehr; 42% Landwirtschaft; 17% Abfallwirtschaft; 4% Fluorierte Gase; 12% Energie; 2% Industrie; 10% Abb. 2: Anteil der Sektoren an den gesamten Treibhausgasemissionen in Kärnten im Jahr 2015, ohne Emissionshandel. Datenquelle: UBA 2017, Bundesländer-Luftschadstoff-Inventur 1990-2015. 11
Sachstandsbericht gen um 99,9 % zurück. Die Industrie konnte ihre Emissionen Emissionshandel) im Jahr 2015 waren die Sektoren Verkehr um 20 % (-95 kt) senken, wobei zu beachten ist, dass nach (42 %, 1.627 kt), Landwirtschaft (17 %, 670 kt), Gebäude der Wirtschaftskrise (2008) die Emissionen wieder abrupt (13 %, 494 kt) und F-Gase (12 %, 489 kt), gefolgt von Indus- gestiegen sind und seit dem Jahr 2011 nun wieder abfallen. trie (10 %, 374 kt), Abfallwirtschaft (4 %, 172 kt) und Energie Die Emissionen im Verkehrsbereich sanken im Zeitraum 2005 (2 %, 83 kt). bis 2015 um insgesamt 10 % (-175 kt), jene in der Landwirt- schaft um 5 % (-39 kt). Die F-Gase erreichten wieder den Der Verkehrssektor ist also maßgeblich mit verantwortlich für Ausgangswert von 2005 (-0,1 %, -0,6 kt), steigen jedoch die hohen Treibhausgasemissionen in Kärnten. Seit Beginn seit dem Jahr 2009 wieder kontinuierlich an (+54 % bzw. der Treibhausgasbilanzierungen im Jahr 1990 kam es hier zu +172 kt). einer Zunahme der Emissionen um 60 %. Neben der laufend zunehmenden Straßenverkehrsleistung ist der in den letzten Von 2014 auf 2015 stieg der Treibhausgasausstoß wieder Jahren stark gestiegene Tanktourismus treibende Kraft die- um 1,5 % (+59 kt), im Wesentlichen aufgrund höherer Emis- ser Entwicklung. Der Anteil des Tanktourismus in Kärnten lag sionen aus den Sektoren Verkehr (+1,4 % bzw. +22,8 kt) und 1990 bei insgesamt 4 % der Verkehrsemissionen, 2005 bei F-Gase (+4,9 % bzw. +22,7 kt). Aber auch in den Bereichen 30 % und 2015 bei 24 %. Energie (+14 % bzw. +10,1 kt) und Industrie (+2,4 % bzw. +8,9 kt) kam es im letzten Jahr zu Emissionssteigerungen. Insgesamt kann Kärnten zur Erreichung der nationalen Kli- Selbst im Gebäudesektor kam es letztjährig wieder zu einem maschutzziele im Vergleich zur gesamtösterreichischen Ent- leichten Anstieg der Emissionen (+1 % bzw. +4,8 kt), hervor- wicklung in wesentlichen Bereichen eine deutliche Reduktion gerufen durch im Vergleich zu den Vorjahren wieder etwas des Ausstoßes an Treibhausgasen aufweisen. Der Anteil z.B. „kühlere“ Wintermonate im Jahr 2015. der erneuerbaren Energie am energetischen Endverbrauch in Kärnten konnte so auf über 55 % (Stand 2016) gesteigert Die größten Verursacher der Treibhausgasemissionen (ohne werden. 12
Klimastrategie Kärnten Klimaschutz Klimaschutzziele und Rahmen- bedigungen in Kärnten Nationales Klimaschutzgesetz serung der Energieeffizienz und zur Erhöhung des Anteils an erneuerbaren Energien getroffen werden, die Kärnten bis Ziele: Schaffung eines formalen Rahmens für die Abstimmung 2025 im Bereich Wärme und Strom und bis 2035 im Bereich der Klimaschutzpolitik zwischen Bund und Ländern. Verkehr energieunabhängig und frei von fossilen und atoma- Maßnahmen: Maßnahmenprogramm 2013/2014 des Bun- ren Energieträgern machen soll. des und der Länder als Beitrag zur Erreichung des nationalen Ergebnisse: Arbeitsgruppe Klimastrategie, Energiemaster- Klimaziels 2013-2020. Maßnahmenprogramm des Bundes plan Kärnten, Mobilitätsmasterplan Kärnten, Klimakompass, und der Länder nach Klimaschutzgesetz zur Erreichung des Klimabündnis, Klima- und Energiemodellregionen, e5-Pro- Treibhausgasziels bis 2020, zweite Umsetzungsstufe für die gramm, Klimastrategie und weitere in Umsetzung. Jahre 2015 bis 2018. Ergebnisse: Einhaltung von internationalen bzw. EU-Klima- schutzzielen durch enge Zusammenarbeit von Bund und Ländern. Aufteilung der jährlichen Höchstmengen von Treib- Arbeitsgruppe „Klimastrategie“ hausgasemissionen auf Sektoren. Verhandlungen zur Erar- beitung von Maßnahmen. Entsprechende Fortschrittsberich- Ziele: Vernetzung der Klimaschutz-AkteurInnen im Bereich te. Gesonderte Regelung für den Fall einer Zielverfehlung der Kärntner Landesverwaltung. Darstellung der Ist-Situation (Klimaschutz-Verantwortlichkeitsmechanismus, KVM). in Kärnten mit Bezug zur nationalen und internationalen Kli- mapolitik. Beschreibung der Verursachersektoren in Kärnten sowie Klimaschutzmaßnahmen des Landes und der Gemein- den. Regierungsprogramm der Zukunfts- Maßnahmen: Mit Beschluss des Kollegiums der Kärntner koalition Kärnten 2013-2018 Landesregierung vom 18. Mai 2002 (Zl. 15IK-7/71/02) wur- de die Einrichtung einer Arbeitsgruppe beschlossen, die Ziele: Aktives Bekenntnis der Kärntner Landesregierung zur aufgrund der damals vorliegenden Österreichischen Klima- Energiewende und zum Klimaschutz. Die Koalitionsparteien strategie 2002 in Kärnten zu setzende Maßnahmen koordi- bekennen sich zum Klimaschutz und wollen aktiv und ver- nieren und darüber regelmäßig dem Kollegium der Kärntner stärkt die Energiewende fortsetzen. Landesregierung berichten soll. Die von der Arbeitsgruppe Maßnahmen: Es sollen wirksame Maßnahmen zur Verbes- erstellten Zwischenberichte basieren auf den jeweils aktuell 13
Klimaschutz vorliegenden Bundesländer-Luftschadstoff-Inventuren des Mobilitätsmasterplan Kärnten 2035 Umweltbundesamtes sowie auf Maßnahmenbeschreibungen zur Treibhausgasreduktion der jeweils zuständigen Abtei- Ziele: Die Vision des Landes Kärnten ist es, langfristig den lungen beim Amt der Kärntner Landesregierung, der Lan- Anteil des öffentlichen Personenverkehrs am Gesamtverkehr desimmobiliengesellschaft (LIG), der Landeskrankenanstal- auf 20 % zu erhöhen, den Anteil des Rad- und Fußgänger- ten-Betriebsgesellschaft (KABEG) und des Klimabündnisses verkehrs auf 40 % zu heben und den motorisierten Indivi- Kärnten. Der 5. Zwischenbericht wurde zum ersten Mal mit dualverkehr von derzeit über 77 % auf 40 % zu senken. Bis einem eigenen Kapitel zur Anpassung an den Klimawandel in 2035 soll in jedem Fall der Anteil des öffentlichen Verkehrs Kärnten ergänzt. und des Radverkehrs verdoppelt werden. Ergebnisse: 5 Zwischenberichte der Arbeitsgruppe „Klimast- Maßnahmen: Sieben Handlungsfelder fassen unterschied- rategie“ im Zeitraum 2003-2015. liche Maßnahmen verkehrsträgerübergreifend zusammen und stellen somit eine thematische Gliederung der einzelnen Maßnahmen dar. Es bestehen Wechselwirkungen und Quer- beziehungen zwischen den einzelnen Maßnahmen. Jede Energiemasterplan Kärnten (eMAP) Maßnahme leistet ihren Betrag zur Erreichung der definierten Ziele und wurde daher entsprechend priorisiert. Ziele: Der Energiemasterplan leitet die „Energiewende“ in Ergebnisse: Zur Umsetzung sind bereits gelangt: 60-Millionen Kärnten in die Wege. Konkret soll Kärnten im Bereich Wärme ÖBB-Kärnten Paket, S-Bahnerweiterung, Taktverdichtungen und Strom bis 2025 energieunabhängig von fossilen und ato- der S-Bahn und Buskonzepte, Ausbau von Park & Ride An- maren Energieträgern werden. Im Verkehrsbereich soll diese lagen, Schaffung von Mobilitätsknoten, Löwen Ticket u.v.m. Unabhängigkeit bis 2035 erreicht werden. Maßnahmen: Mit dem Ziel untrennbar verbunden sind wirk- same Maßnahmen etwa zur Verbesserung der Energieeffizi- enz und zur Erhöhung des Anteils an erneuerbaren Energi- Klimakompass en. Unter Einbeziehung von über 200 Fachexperten wurden elf Arbeitsgruppen begründet, um den Plan mit konkreten Ziele: Der Klimakompass ist als Maßnahme zur Bewusst- Maßnahmen für Kärnten zu erarbeiten. Der Prozess ist ent- seinsbildung ein Wegweiser nachhaltiger zu leben und das sprechend der gesetzten Ziele (2025/2035) strategisch Klima zu schützen. ausgerichtet. Zu Beginn stehen eingehende Analysen zum Maßnahmen: Der Klimakompass zeigt ausgewählte Beispiele grundsätzlichen Potenzial in den einzelnen Bereichen. Die in Kärnten in Bereichen, die für KonsumentInnen wichtig sind: Maßnahmen werden prioritär nach ihrem Ursache-Wirkungs- Bio-Lebensmittel aus der Region, Mobilität, Energiewende, zusammenhang und damit nach „ihrer Erfolgswirkung“ für Gastronomie, Ökotourismus, Nachhaltige Ideen, Schönheit, den Energiemasterplan erarbeitet. Konsum etc. und wird laufend erweitert. Ergebnisse: Zwischenbericht 2014-2015: Die Auswertung Ergebnisse: Informationsbroschüre gemeinsam erstellt mit der Energiestatistikdaten (Statistik Austria 2014), der Förde- den Kooperationspartnern ÖBB, Klimabündnis Kärnten, rungsstatistiken (Wohnbauförderung und Energieförderung) Bündnis Alpenkonvention und BioAustira. Digitales Informa- zeigt, dass die Stärken des Landes Kärnten speziell bei der tionssystem und Homepage werden laufend aktualisiert. Nutzung von Biomassefernwärme und generell beim Anteil der Erneuerbaren Energieträger am energetischen Endver- brauch liegen. So konnte im Jahr 2016 ein neuer Spitzen- wert von 55,4 % Anteil an Erneuerbaren im energetischen UN-Klimakonferenzen und ENCORE Gesamtendenergieverbrauch verzeichnet werden. Das ist in Österreich der Spitzenplatz und wird in Europa nur von Island Ziele: Die ENCORE – Konferenz ist ein Forum für die regi- und Norwegen übertroffen. onalen UmweltministerInnen der Europäischen Union. Mehr als 100 europäische Regionen sind Teil im ENCORE – Netz- werk. Ziel ist der regelmäßige fachlich-politische Austausch zur Stärkung der gemeinsamen Anstrengungen im Bereich der Umwelt- und Klimaschutzpolitik. 14
Klimastrategie Kärnten Maßnahmen: Über die politische Zusammenarbeit der re- auch eigene Förderschienen zur Verfügung, die explizit ent- gionalen Umweltminister der Europäischen Union soll die weder nur den Modellregionen offen stehen oder durch ENCORE zur wirksamen Umsetzung umweltpolitischer Ziele reservierte Förderkontingente in bestehenden Fördertöpfen in der Europäischen Union und zur nachhaltigen Entwick- abgesichert und garantiert werden. lung der Regionen Europas beitragen. Alle zwei Jahre tagt Maßnahmen: Um die operativen Tätigkeiten in den Klima- die ENCORE Konferenz in einer anderen Mitgliedsregion. Im und Energiemodellregionen mit dem Energiemasterplan des Vorfeld zur ENCORE fand 2016 die YouthCORE statt, bei der Landes Kärnten abzustimmen und gemeinsame Projekte zu 40 Jugendliche aus dem europäischen Raum Vorschläge für koordinieren wurde im Jahr 2014 eine Koordinationsstelle im klimapolitische Maßnahmen erarbeitet haben. Amt der Kärntner Landesregierung installiert. Hauptsächlich Ergebnisse: Kärnten hatte 2015 und 2016 den Vorsitz der besteht die Aufgabe darin, den Daten und Informationsaus- ENCORE inne. Die 12. ENCORE Konferenz fand am 23. Sep- tausch zwischen Land und Modellregionen zu erleichtern und tember 2016 in Pörtschach am Wörthersee statt. Die EN- eine Schnittstelle zu allen relevanten Verwaltungsbereichen CORE verabschiedete dabei die „Kärntner Deklaration“, in bereit zu stellen. der sich die UnterzeichnerInnen zur konsequenten Umset- Ergebnisse: Im Jahr 2017 waren in Kärnten insgesamt elf Re- zung des Übereinkommens von Paris bekennen. Das Land gionen operativ tätig, wobei diese insgesamt 64 Gemeinden Kärnten war auch bei den UN-Klimakonferenzen in Peru, umfassten. Der Informations- und Wissensaustausch erfolgt Paris und Bonn vertreten und dabei wurde die Vorreiterrol- in regelmäßigen Koordinationstreffen zwischen KEM–Mana- le Kärntens im Bereich der Erneuerbaren Energien und der gerInnen, e5-TeamleiterInnen, Klimabündnisgemeinden und eMAP entsprechend als Vorzeigeprojekt präsentiert. anderen wichtigen Ansprechpartnern auf dem Gebiet des Klimaschutzes und der Energie. Klima- und Energiemodellregionen (KEM) und e5 Gemeinden Klimabündnis Ziele: Klima- und Energiemodellregionen stellen seit Ziele: Das Klimabündnis ist eine globale Partnerschaft zum 2008/2009 einen festen Bestandteil der Umwelt- und Ener- Schutz des Weltklimas. Die gemeinsamen Ziele sind die Re- giepolitik im Bundesland Kärnten dar. Dem KEM-Programm duktion von klimaschädlichen Treibhausgasemissionen in Eu- ist eine große Diversität der möglichen Ausrichtungen als Mo- ropa durch Umsetzung lokaler Klimaschutzmaßnahmen und dellregion inhärent, sodass keine generelle Entwicklungslinie der Erhalt des Regenwaldes in Südamerika durch Unterstüt- vorgegeben beziehungsweise herausgelesen werden kann. zung unserer Indigenen PartnerInnen. Trotz der Vielfalt können aber gemeinsame Überziele über Maßnahmen: Kern der Klimabündnis-Arbeit in Österreich ist alle KEM-Regionen hinweg identifiziert werden. Dies wären: Information und Bewusstseinsbildung, Vernetzung und Schu- ■ Erhebung der Ist-Situation bezüglich Energie (Verbrauch, lung der Klimabündnis-PartnerInnen sowie die Durchführung Produktion und Potentiale) von Projekten und Kampagnen in den Bereichen Beschaffung, ■ Verbesserungen bzw. gegensteuernde Maßnahmen zum Bodenschutz und Raumplanung, Energie, Klimagerechtigkeit sich wandelnden ÖPNV und Entwicklungszusammenarbeit, Klimawandelanpassung, ■ Erhöhung der Gebäudesanierungsraten (speziell im Landwirtschaft, Ernährung und nachhaltiger Lebensstil sowie öffentlich kommunalen Bereich) Mobilität. ■ Forcierung der erneuerbarer Energieträger (Wasser, Ergebnisse: Netzwerk von 1.700 Gemeinden und Städten in Biomasse, Sonne) 26 europäischen Staaten, davon 60 in Kärnten. ■ Bewusstseinsbildende Maßnahmen für BürgerInnen und EntscheidungsträgerInnen ■ Schaffung und laufende Betreuung von Informations- schienen zu klima-, umwelt- und energierelevanten Themenschwerpunkten (Broschüren, Homepage, Folder, Roll-Up, Artikel in regionalen Medien) Für diese Bereiche stehen im Zuge des KEM-Programmes 15
Klimaschutz Klimaschutzmaßnahmen des Landes Paris definiert. Weitere Maßnahmen wurden im Zuge der Zwischenberichte der Arbeitsgruppe „Klimastrategie“ defi- Ziele: Senkung der Treibhausgasemissionen im Zuständig- niert, jedoch nicht explizit bewertet. keitsbereich der Kärntner Landesverwaltung. Ergebnisse: Klimaschutz-Kernmaßnahmen aus den Berei- Maßnahmen: Die vorliegenden Klimaschutzmaßnahmen im chen Energie und Industrie sowie Gebäude, Land- und Forst- nächsten Abschnitt wurden hinsichtlich ihres Treibhausgas- wirtschaft, F-Gase, Abfallwirtschaft und Verkehr mit Emissi- einsparungspotenzials bis 2050 von der Umweltbundesamt onsszenarien für Kärnten 2015/2020/2030/2050. Über 140 GmbH bewertet. Darauf basierend wird ein Klimaschutzziel ergänzende Maßnahmen im 5. Zwischenberichte der Ar- für Kärnten für das Jahr 2050 inklusive linearem Zielpfad beitsgruppe „Klimastrategie“. und Stützstellen in Anlehnung an das Übereinkommen von 16
Klimastrategie Kärnten Emissionsszenarien und Klimaschutz- maßnahmen für Kärnten Die Treibhausgasemissionsszenarien des Landes Kärnten zusätzliche landesspezifische Maßnahmen berücksichtigt; wurden aus jenen für Österreich berechnet. Die Regionali- ■ Paris-Szenario: Gibt Ansatzpunkte für die Zielerreichung sierung für Kärnten erfolgte über die Ermittlung der durch- des Klimaübereinkommens von Paris. schnittlichen Emissionsanteile Kärntens an den Emissionen Österreichs anhand der Bundesländer Luftschadstoff-Inven- turen (BLI) für die Jahre 2011 bis 2015. Dieser Anteil wurde für jeden Sektor berechnet und von 2016 bis 2050 konstant Sektorale Abgrenzung fortgeschrieben. Der Durchschnitt der letzten Jahre wurde herangezogen, um den Einfluss meteorologischer Bedingun- Die sektorale Abgrenzung entspricht jener des österreichi- gen und kurzfristiger Ereignisse abzuschwächen; für Haus- schen Klimaschutzgesetzes (KSG, BGBl. I 106/2011). In den halte und Dienstleistungen wurden z.B. die heizgradbereinig- sechs KSG-Verursachersektoren sind folgende Emissions- ten Tage herangezogen. quellen enthalten: Die Auswertung für den Nicht-Emissionshandelsbereich er- folgte auf Basis der ab 2013 gültigen Abgrenzung des Emis- Energie und Industrie sionshandelsbereichs. Diese Abgrenzung wurde auch rück- ■ Kalorische Kraftwerke (ohne Abfallverbrennung) wirkend für die Jahre bis 2005 angewandt, um die Konsistenz ■ Raffinerie, Energieeinsatz bei Erdöl und Erdgasgewin- in der Zeitreihe sicherzustellen. nung Für die Erstellung der Emissionsszenarien wurden neben den ■ Pyrogene Emissionen der Industrie nationalen Szenarien für Landwirtschaft, Abfallwirtschaft und ■ Prozessemissionen der Industrie F-Gase auch Daten aus den nationalen Energieszenarien he- ■ Offroad-Geräte der Industrie rangezogen. ■ Emissionen von Pipeline-Kompressoren ■ Kohle-, Erdgas- und Erdölförderung und -verteilung – In den nachfolgenden Kapiteln wird auf die folgenden drei flüchtige Emissionen Szenarien eingegangen: ■ Lösemittelemissionen ■ WEM (with existing measures): Szenario, das Politiken und Maßnahmen berücksichtigt, die angenommen und Verkehr bereits umgesetzt wurden und werden; ■ Straßenverkehr (inkl. Emissionen aus Kraftstoffexport) ■ WAMK (with additional measures Kärnten): Szenario, das ■ Bahnverkehr, Schifffahrt, nationaler Flugverkehr 17
Klimaschutz ■ Militärische Flug- und Fahrzeuge ■ Land- und forstwirtschaftliche mobile und stationäre Geräte Gebäude ■ Heizungsanlagen privater Haushalte, privater und öffent- Abfallwirtschaft licher Dienstleister und von (Klein-)Gewerbe ■ Emissionen aus Abfalldeponien ■ Mobile Geräte privater Haushalte, mobile Geräte sonsti- ■ Emissionen aus Abfallverbrennung (inkl. Abfallverbren- ger Dienstleister nung in Energieanlagen) ■ Kompostierung Landwirtschaft ■ Abwasserbehandlung ■ Verdauungsbedingte Emissionen des Viehs ■ Emissionen vom Wirtschaftsdüngermanagement Fluorierte Gase ■ Düngung mit organischem und mineralischem Stickstoff- ■ Fluorierte Gase der Industrie (Elektronische Industrie, Dünger Substitution von ozon-schädigenden Substanzen) ■ Offene Verbrennung von Pflanzenresten am Feld 18
Klimastrategie Kärnten Szenario WEM (with existing measures) den THG-Emissionen ohne Emissionshandel. Die Gesamte- für Kärnten missionen nehmen demnach bis 2030 um -12,6 % und bis 2050 um -26,6 % gegenüber 2015 ab. Die Emissionen ohne Für das WEM-Szenario wurden alle bis zum Stichtag 30. Mai Emissionshandel gehen bis 2030 um -13.1 % und bis 2050 2016 bereits implementierten Maßnahmen inkludiert (Maß- um -29.1 % gegenüber 2015 zurück. Abbildung 4 zeigt die nahmenprogramme 2013/2014 sowie 2015-2018 des Bun- Ergebnisse nach KSG-Sektoren. des und der Länder nach Klimaschutzgesetz zur Erreichung des Treibhausgasziels bis 2020). Die Tabelle 2 zeigt die THG-Emissionen nach den KSG-Sek- Die Abbildung 3 zeigt die Ergebnisse der Bundeländerin- toren. Die Gebäude-Emissionen sind bis zum Jahr 2015 heiz- ventur ab 2010 sowie die Gesamtergebnisse des WEM- gradbereinigt dargestellt. Szenarios für Kärnten 2016-2050. Die untere Linie entspricht 6 6 Energie und Industrie Verkehr Gebäude Landwirtschaft CO2-Äquivalente [Mio. t] CO2-Äquivalente [Mio. t] 5 5 Abfallwirtschaft F-Gase 4 4 3 3 2 2 1 1 mit ohne Emissionshandel 0 0 2050 2050 2040 2045 2030 2035 2040 2045 2030 2035 2020 2025 2015 2020 2025 2010 2015 2010 Abb. 3: Ergebnisse der Bundeländerinventur ab 2010 so- Abb. 4: WEM-Ergebnisse nach KSG-Sektoren (ohne wie die Gesamtergebnisse des WEM-Szenarios für Kärn- Emissionshandel, CO2 aus Flugverkehr und NF3). ten 2016-2050 (mit und ohne Emissionshandel). Tab. 2: Treibhausgasemissionen (ohne Emissionshandel) nach KSG-Sektoren bis 2050. Die Gebäude-Emissionen sind bis zum Jahr 2015 heizgradbereinigt dargestellt. 1.000 t CO2 äquivalent 2010 2015 2020 2030 2040 2050 Energie und Industrie ohne EH 584 458 450 446 443 426 Verkehr ohne Flugverkehr CO2 1.627 1.623 1.647 1.561 1.363 1.103 Gebäude (HGT bereinigt) 610 483 467 340 239 164 Landwirtschaft 697 670 694 684 716 750 Abfallwirtschaft 253 172 183 158 146 140 F-Gase ohne NF3 401 489 441 197 162 178 Gesamt ohne Emissionshandel 4.172 3.895 3.882 3.385 3.070 2.762 19
Klimaschutz Paris-Szenario (Zielerreichungssze- Die Abbildung 5 zeigt die Ergebnisse der Bundeländerinven- nario) für Kärnten tur ab 2010 sowie die Gesamtergebnisse des Paris-Szenarios für Kärnten bis 2050. Die untere Linie entspricht den THG- Das nationale Zielerreichungsszenario geht von einer glo- Emissionen ohne Emissionshandel. Im Zielerreichungsszena- balen Umsetzung des Pariser Abkommens aus. Die THG- rio müssten die Gesamtemissionen bis 2030 um -32 % und Emissionen für Österreich werden demnach bis 2050 um bis 2050 um -75,5 % gegenüber 2015 abnehmen. Die Emis- 80 % reduziert. Je nach Wirtschaftsstruktur kann sich auf sionen ohne Emissionshandel müssten bis 2030 um -33,1 Bundesland-Ebene ein niedrigeres oder höheres Redukti- % und bis 2050 um -77.4 % gegenüber 2015 zurückgehen. onspotenzial im Vergleich zum Übereinkommen von Paris Abbildung 6 zeigt die Ergebnisse nach KSG-Sektoren. ergeben, d.h. es muss nicht jedes Bundesland mindestens 80 % der THG-Emissionen reduzieren, um diesen Wert natio- Die Tabelle 3 zeigt die THG-Emissionen nach den KSG-Sek- nal zu erreichen. toren. Die Gebäude-Emissionen sind bis zum Jahr 2015 heiz- gradbereinigt dargestellt. 6 6 Energie und Industrie Verkehr Gebäude Landwirtschaft CO2-Äquivalente [Mio. t] CO2-Äquivalente [Mio. t] 5 5 Abfallwirtschaft F-Gase 4 4 3 3 2 2 1 1 mit ohne Emissionshandel 0 0 2045 2050 2035 2040 2015 2020 2025 2030 2010 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 Abb. 5: Ergebnisse der Bundeländerinventur ab 2010 so- Abb. 6: Zielerreichung nach KSG-Sektoren (ohne Emissi- wie die Gesamtergebnisse des Paris-Szenarios für Kärn- onshandel, CO2 aus Flugverkehr und NF3). ten bis 2050 (mit und ohne Emissionshandel). Tab. 3: Treibhausgasemissionen (ohne Emissionshandel) nach KSG-Sektoren bis 2050. Die Gebäude-Emissionen sind bis zum Jahr 2015 heizgradbereinigt dargestellt. 1.000 t CO2 äquivalent 2010 2015 2020 2030 2040 2050 Energie und Industrie ohne EH 584 458 445 389 281 150 Verkehr ohne Flugverkehr CO2 1.627 1.623 1.571 962 248 3 Gebäude (HGT bereinigt) 610 483 463 297 139 65 Landwirtschaft 697 670 665 601 538 455 Abfallwirtschaft 253 172 183 158 126 85 F-Gase ohne NF3 401 489 441 197 135 121 Gesamt ohne Emissionshandel 4.172 3.895 3.769 2.604 1.467 880 20
Klimastrategie Kärnten Szenario WAMK (with additional measu- (799 GWh) werden weitere Steigerungen angenommen. res Kärnten) für Kärnten Im Szenario Paris wird die Erzeugung in Anlehnung an die Roadmap Photovoltaik weiter ausgebaut (499 GWh 2030 Das WAM Kärnten baut auf das Szenario WEM für Kärnten bzw. 1.229 GWh 2050). Die Rahmenbedingungen für die auf, berücksichtigt dazu Kärnten-spezifische Kernmaßnah- Windenergienutzung wurden in den letzten Jahren weiter men pro Sektor und wird bis 2030 und 2050 berechnet. Die verbessert, im Jahr 2017 waren sechs (Klein-)Windkraftan- jeweiligen Kernmaßnahmen wurden den KSG-Sektoren Ver- lagen mit einer Gesamtleistung von 1.388 kW in Betrieb. Die kehr, Energie und Industrie, Gebäude und Landwirtschaft zu- Umsetzung des Ziels im Energiemasterplan Kärnten ist umso geordnet. wichtiger, einerseits zur Energiegewinnung, anderseits um den Umdenkprozess im Umgang mit erneuerbaren Energie- Bei ausreichender Datenlage wurden die Effekte quantitativ trägern zu beschleunigen. Im Szenario WEM gibt es keine abgeschätzt. Für Maßnahmen, deren Auswirkung nicht quan- Windnutzung. Im Szenario Paris wird das Ziel für 2025 über- tifizierbar war, erfolgte eine qualitative Bewertung nach ihrer nommen und bis 2030 und 2050 bis zu einer installierten Wirkung in Hinblick auf das Treibhausgasreduktionsziel sowie Leistung von 250 MW weiter ausgebaut bzw. bis zu einer ihren Beiträgen zur Erhöhung des Anteils an erneuerbaren Leistung von 450 MW aus anderen erneuerbaren Energie- Energien innerhalb des betreffenden Sektors. trägern substituiert. Die Zusatzmaßnahme „Kriterien für die Errichtung von Windkraftanlagen im Freiland“ seitens der Die Ergebnisse der qualitativen Bewertung ihres sektoralen Raumplanung wird als einer der Ermöglicher für diesen Aus- Minderungspotentials sind in den nachfolgenden Kapiteln an- bau angesehen. hand von einem, zwei oder drei Rufzeichen visualisiert. Der Ausbau von Wasserkraft, der mit 50 GWh im Energie- ■ 3 Rufzeichen: Die Maßnahme liefert einen großen Beitrag masterplan Kärnten beziffert ist, scheint zwar in den meteoro- zur Emissionsminderung in diesem Sektor logischen Schwankungen unterzugehen (2014: 6.644 GWh, ■ 2 Rufzeichen: Die Maßnahme liefert einen mittleren Bei- 2015: 4.370 GWh) ist aber dennoch eine wichtige Maßnah- trag zur Emissionsminderung in diesem me, da Wasserkraft eine Grundlast bildet und somit zur Netz- Sektor stabilität beiträgt. ■ 1 Rufzeichen: Die Maßnahme liefert einen geringen Bei- Wirkung: Das Maßnahmenbündel zum Ausbau dieser Ener- trag zur Emissionsminderung in diesem gieträger ist also insgesamt sehr wichtig. Sektor Maßnahme I1: „Investitionen in Wachstum und Beschäfti- Energie und Industrie gung 2014-2020 (IWB), KWF Kärntner Wirtschaftsförde- Maßnahme E1: „Ausbau erneuerbarer Energieträger für die rungsfonds (KWF)“ Stromerzeugung“ Kurzbeschreibung: Die Maßnahmen werden von Seiten des ■ Ausbau Photovoltaik KWF durch folgende KWF-Programme gefördert: ■ Ausbau von Windkraft ■ EFRE-Investitionsförderungen ■ Ausbau von Wasserkraft ■ Forschung, Entwicklung und Innovation Kurzbeschreibung: Durch dieses Maßnahmenbündel soll der ■ Regionale Impulsförderung Ausbau erneuerbarer Energieträger in Kärnten verstärkt wer- Bewertung (1 Rufzeichen): Impulse zur Innovationsförderung den. Im Energiemasterplan Kärnten werden für das Jahr 2025 und technischen Entwicklung sind grundsätzlich zu befür- folgende Ziele angegeben: 183 GWh Photovoltaik, 250 GWh worten. Wind und 50 GWh Wasserkraft. Wirkung: Bereits im Szenario WEM wird die Umsetzung des Bewertung (3 Rufzeichen): Im Szenario WEM wird angenom- Energieeffizienzgesetzes (EEffG; BGBl. I Nr. 72/2014) vor- men, dass bei Photovoltaikanlagen im Jahr 2020 Preisparität ausgesetzt. Die daraus folgende Steigerung der Energieeffizi- erreicht wird. Daher kommt es zu einem raschen Ausbau die- enz muss durch viele kleine Maßnahmen erreicht werden. Es ser Anlagen schon im Szenario WEM. Für Kärnten ergibt sich wird angenommen, dass die oben genannten Maßnahmen bis zum Jahr 2020 ein Wert von 215 GWh. Dies entspricht ein Teil davon sein werden. größenordnungsmäßig dem Ziel im Energiemasterplan, be- deutet aber auch, dass dieses Ziel im Szenario WEM bereits übererfüllt wird. Für die Jahre 2030 (422 GWh) und 2050 21
Klimaschutz Maßnahme I2: „Prioritätsachse Nachhaltiges Wachstum: kostenlose Energieberatung mit den folgenden Hauptinhal- Übergang auf eine CO2-arme Wirtschaft“ ten angeboten: Kurzbeschreibung: Der Aufbau von F&E- und Innovations- ■ Möglichkeiten des Umstiegs von fossilen Brennstoffen kompetenzen im Bereich der Energieeffizienz und smarte auf erneuerbare Heizsysteme (Pellets, Hackschnitzel, Produktion sowie Technologien im Bereich (energie-)effizi- Fernwärmeanschluss, usw.); ente Produktionsformen als auch die Nutzung erneuerbarer ■ Möglichkeiten der Nutzung der Sonnenkraft zur Warm- Energien werden forciert. Dies führt zu Kosteneinsparun- wassererzeugung (thermische Solaranlage bzw. Photo- gen und erhöht damit die Wettbewerbsfähigkeit bei einem voltaik-Anlage) oder Raumheizung; gleichzeitigen Beitrag zu den Klimazielen. ■ Möglichkeiten der thermischen Gebäudesanierung bzw. Bewertung (1 Rufzeichen): Impulse zur Innovationsförderung bei Neubau Lösungen mit sehr geringem Heizwärme- und technischen Entwicklung sind grundsätzlich zu befür- bedarf. worten. In den Jahren 2018 bis 2021 wird beginnend mit 1.050.000 Wirkung: Impulse zu Forschungs- und Entwicklungstätig- Euro Mitteleinsatz jährlich eine Anzahl von rund 3.500 Bera- keiten wirken sich erst langfristig auf den Energieverbrauch tungsgesprächen (14 Vollzeitberater, 900 erneuerbare Heiz- und die Treibhausgasemissionen aus. Eine konkrete Wirkung systeme, 2.000 Solaranlagen, 600 Sanierungen) angestrebt kann nicht quantifiziert werden. und schrittweise gesteigert. In den Jahren 2022 bis 2030 sind mit 1.500.000 Euro Mitteleinsatz jährlich insgesamt 5.000 Maßnahme I3: „Prioritätsachse 3 CO2-arme Wirtschaft“ Beratungsgespräche (20 Vollzeitberater, 1.270 erneuerbare Kurzbeschreibung: Zwei Prioritäten: Heizsysteme, 2.000 Solaranlagen, 1.730 Sanierung) vorge- ■ Investitionspriorität Förderung der Energieeffizienz und sehen. Mehrfachberatungen von Gebäudebesitzern zum sel- der Nutzung erneuerbarer Energien in Unternehmen: Ge- ben Objekt sind – zu unterschiedlichen Themen – möglich. fördert werden hierzu Maßnahmen zu Energieeffizienz in Bewertung (2 Rufzeichen): Die Energieberatung unterstützt Unternehmen als auch innerbetriebliche Nutzung erneu- die Kernmaßnahmen G2 und G3, welche eine verpflichtende erbarer Energieträger, Energieberatung vorsehen. Darüber hinaus sind Ressourcen ■ Investitionspriorität F&E, Innovation und Übernahme von für jährlich bis zu 1.730 Energieberatungen vorgesehen, wel- CO2 sparsamem Technologien: Gefördert werden hierzu che ohne zusätzliche Sanierungsförderung gegenüber dem Maßnahmen zu Innovation für die Nachhaltigkeit. Niveau im Szenario WEM (keine Kernmaßnahme) private Bewertung (1 Rufzeichen): Impulse zur Innovationsförderung Investitionen zur thermischen Sanierung von Gebäuden mit und technischen Entwicklung sind grundsätzlich zu befür- fossiler Raumwärmeversorgung anstoßen kann. worten. Für eine effektive Wirkung der Energieberatung - gegenüber Wirkung: Impulse zu Forschungs- und Entwicklungstätig- dem Szenario Paris - ist eine konsequente Überprüfung hin- keiten wirken sich erst langfristig auf den Energieverbrauch sichtlich der Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben bezüglich und die Treibhausgasemissionen aus. Eine konkrete Wirkung Heizwärme-Bedarf (HWB), CO2- und Primärenergiefaktoren kann nicht quantifiziert werden. für Neubau und thermische Sanierung von Gebäuden un- abdingbar. In weiterer Folge sind Informationskampagnen Gebäude auszuweiten und eine schrittweise Sanierungsverpflichtung Die Kernmaßnahmen im Sektor Gebäude werden über die einzuführen. Wohnbauförderung und den Energiemasterplan Kärnten Im WEM-Szenario wird von einer Aktivität der Energiebera- (eMAP) definiert. Das ökologisierte Wohnbauförderungs- tung im bisherigen Niveau ohne spezielle Schwerpunktset- gesetz wurde 2017 beschlossen. Zusätzliche Maßnahmen zung ausgegangen. seitens der Gemeindeabteilung, des Hochbaus und der Lan- Wirkung: Die direkte Wirkung auf Treibhausgasemissionen desimmobiliengesellschaft (LIG) sowie Maßnahmen im Be- konnte nicht abgeschätzt werden, weil dies davon abhängt, reich mobiler Geräte werden im Szenario WAMK nicht näher welche Maßnahmen von den Gebäudebesitzern tatsächlich betrachtet. umgesetzt werden. Die Effekte der nachgelagerten, geför- derten Umsetzungsmaßnahmen (G2 und G3) sind nachfol- Maßnahme G1: „Kostenlose Energieberatung für Gebäude- gend dargestellt: besitzer mit fossiler Raumwärme“ ■ Durch Zugang für Gebäudebesitzer zu fundierten Ent- Kurzbeschreibung: Für alle Besitzer von Gebäuden wird eine scheidungsgrundlagen hinsichtlich Investitionen in ther- 22
Sie können auch lesen