Forum E: Literalität, Familie und Mobilität - AlphaDekade
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Forum E: Literalität, Familie und Mobilität Präsentation der LEO-Ergebnisse und wissenschaftlicher Kommentar Christopher Stammer, Universität Hamburg Prof. Dr. Carola Iller, Universität Hildesheim, LEO-Beirat Dr. Franziska Schwabe, Technische Universität Dortmund Moderation Johanna Thon, Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben Reflexion aus der Praxis Kajo Wintzen, Katholische Erwachsenenbildung Rheinland-Pfalz www.alphadekade.de
Christopher Stammer Literalität, Familie und Mobilität
AGENDA Einführung Haushaltszusammensetzung Literalität in der Familie Wissenschaftlicher Kommentar Dr. Franziska Schwabe Schriftverkehr Mobilität Wissenschaftlicher Kommentar Prof. Dr. Carola Iller 3
EINFÜHRUNG Grundsätzlich geht es in allen Teilaspekten um die Frage, inwieweit Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben von der Teilhabe im Alltag ausschließen. Mit den Fragen im Bereich Familie wollen wir u.a. erfahren, wie sich das Home Literacy Environment (HLE) darstellt: Wie interagieren die Generationen im literalen Kontext miteinander? Wer übt literale Praktiken und Kompetenzen im lebensweltlichen Alltag aus? 4
Haushaltszusammensetzung 5
Eine Reihe von Sachverhalten, wie das Home Literacy Environment, betreffen die Ebene von Haushalten und nicht die Ebene von Individuen. LEO 2018 erfasst die Struktur des Haushalts und nur bedingt die Struktur der Familie. Der Haushalt stellt für uns den entscheidenden Raum für Habitualisierung dar. 6
ANZAHL DER EIGENEN KINDER Frage: 100% 90% Sind bei gering 80% literalisierten Erwachsenen 70% Abweichung vom 60% Bevölkerungsdurchschnitt 50% zu erwarten? 40% 36,7% 38,4% 27,2% 30% 20,4% 25,4% 18,9% 20% 11,9% 9,7% 10% 6,9% 4,0% 0% kein Kind 1 Kind 2 Kinder 3 Kinder 4 und mehr Kinder Alpha 1-3 Gesamtbevölkerung Quelle: Universität Hamburg, LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität. Basis: Deutsch sprechende Erwachsene (18-64 Jahre), n=7.192, gewichtet. Die Kategorie „keine Angabe“ ist grafisch nicht dargestellt. 7
ANZAHL DER KINDER (0-17 JAHRE) IM HAUSHALT Frage: 100% 90% Sind bei gering 80% literalisierten Erwachsenen 62,0% 64,0% 70% Abweichung vom 60% Bevölkerungsdurchschnitt 50% zu erwarten? 40% 30% 20% 16,3% 17,9% 13,9% 13,4% 7,8% 10% 4,7% 0% kein Kind 1 Kind 2 Kinder 3 Kinder und mehr Alpha 1-3 Gesamtbevölkerung Quelle: Universität Hamburg, LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität. Basis: Deutsch sprechende Erwachsene (18-64 Jahre), n=7.192, gewichtet. Die Kategorie „keine Angabe“ ist grafisch nicht dargestellt. 8
Literalität in der Familie 9
LEO 2010 aber auch PIAAC und PISA haben verdeutlicht, dass die formale Schulbildung der Eltern in einem Zusammenhang mit der Literalität der Kinder steht. In LEO 2018 wird darüber hinaus das Verhältnis zwischen Erwachsenen und Kindern in Bezug auf literale Praktiken genauer untersucht. 10
VORLESEN VON BÜCHERN Frage: 100% 90% Lesen gering literalisierte 80% Erwachsenen seltener den 70% Kindern im Haushalt 60% 50% 44,8% Bücher vor? 40% 30,7% 28,5% 25,8% 30% 20,6% 20% 15,4% 16,3% 10,1% 10% 0% Mindestens Mindestens Seltener als einmal Nie einmal am Tag einmal in der Woche in der Woche Alpha 1-3 Gesamtbevölkerung Quelle: Universität Hamburg, LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität. Basis: Deutsch sprechende Erwachsene (18-64 Jahre) mit Kindern im Haushalt unter 12 Jahren, n=1.909, gewichtet. Die Kategorie „keine Angabe“ ist grafisch nicht dargestellt. n
HILFE BEI DER VORBEREITUNG AUF KLASSENARBEITEN Frage: 100% 90% Leisten gering literalisierte 80% 75,1% Erwachsenen seltener 70% 61,4% familiale Unterstützung 60% dieser Art? 50% 40% 30% 26,8% 20% 16,5% 10% 0% Ja Nein Alpha 1-3 Gesamtbevölkerung Quelle: Universität Hamburg, LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität. Basis: Deutsch sprechende Erwachsene (18-64 Jahre) mit Kindern im Haushalt zwischen 7 und 17 Jahren, n=1.753. Die Kategorien „keine Angabe“ und „Trifft nicht zu“ sind grafisch nicht dargestellt. n
BESUCH VON BIBLIOTHEKEN MIT KINDERN VON 0-11 JAHREN Frage: 100% 90% Gehen gering literalisierte 80% Erwachsene seltener mit 70% Kindern in Bibliotheken? 60% 55,3% 50% 46,4% 40,7% 40% 32,2% 30% 20% 12,4% 12,4% 10% 0% Ja Nein Trifft nicht zu Alpha 1-3 Gesamtbevölkerung Quelle: Universität Hamburg, LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität. Basis: Deutsch sprechende Erwachsene (18-64 Jahre) mit Kindern im Haushalt unter 12 Jahren, n=1.909, gewichtet. Die Kategorie „keine Angabe“ ist grafisch nicht dargestellt. n
Wissenschaftlicher Kommentar Prof. Dr. Nele McElvany vertreten durch Dr. Franziska Schwabe Berlin, 07. Mai 2019
Einführende Überlegungen
Einführende Überlegungen Schriftsprachkompetenz als Voraussetzung für schulischen und beruflichen Erfolg sowie lebenslanges Lernen (Artelt, McElvany et al., 2005) Substantieller Anteil der Bevölkerung mit Bedarf an Alphabetisierung und Grundbildung Aktuelle Befunde: Anteil gering Literalisierter an Gesamtbevölkerung (vgl. LEO 2018) Vielfältige Maßnahmen für gering Literalisierte im Erwachsenenalter Vorschlag: Perspektivenerweiterung auf die Familie präventiver Ansatz (neben Schule) Relevante Befunde der aktuellen LEO-Studie 18
Rolle der Familie
Rolle der Familie: Ausgangssituation Systematischer Erwerb der Lese- und Schreibkompetenz regulär in der Schule verortet ABER 1: Voraussetzungen bereits vor Schulbeginn im familiären Kontext erworben ABER 2: Familie auch während Schulzeit wichtiger Bedingungsfaktor Grundschule Weiterführende Kita / KiGa Schule Vorschulische Außerschulische Aktivitäten Aktivitäten Familie 20
Familie in der Biographieforschung zum funktionalen Analphabetismus Häufig unzureichende Unterstützung Vielmals ohne zielführende Handlungsmuster zur Unterstützung schulischer Probleme Oft nicht in der Lage, notwendige Schritte z.B. für eine Lerntherapie einzuleiten Schriftsprache kein hoher Stellenwert Finanzielle Probleme/Armut (Zerrüttung, Alkoholmissbrauch, Gewalt, hohe Geschwisterzahl, frühe Verantwortungsübernahme) (Löffler, 2014; Rosenbladt & Bilger, 2011) Strukturmerkmale vs. Prozessmerkmale (McElvany, Becker & Lüdtke, 2009) 21
Wirkmodell: Familie und Schriftspracherwerb Familiäre Familiäre Individuelle Struktur- Prozess- Merkmale merkmale merkmale Motivation Sozio- Kulturelle z.B. Leselust ökonomischer Ressourcen Status Familie z.B. Bücher Selbstkonzept z.B. Kompetenz Bildung Eltern Kulturelle Praxis Verbales -erwerb z.B. Gespräche Selbstkonzept und Aktivitäten Migrationsstatus Verhalten Einstellungen z.B. Lesehäufigkeit z.B. Vorbild Eltern Unterstützungs- kompetenz Eltern (Baumert, Watermann, & Schümer, 2003; Möller & Schiefele, 2004; McElvany, Becker & Lüdtke, 2009) 22
Zusammenhang distale familiäre Strukturmerkmale mit proximalen Prozessmerkmalen Sozioökonom. Familien- Schulabschluss Hintergrund sprache (Eltern, Abitur) (HISEI) (Deutsch) Buchbesitz +++ +++ ++ Gespräche und + ++ - Aktivitäten Einstellung zum Lesen ++ ++ + Kompetenz Förderung + +(+) ++ Anmerkung: +++ = r ≥ .5, ++ = r ≥ .3, + = r ≥ .1; p < .05 außer (+) p < .10; N = 766. 23
Potential der Familie
Potential der Familie Familie „die früheste und schon aus diesem Grunde wichtigste Instanz der Lesesozialisation“ (Hurrelmann, 1994) (vgl. Helmke & Weinert, 1997; Hurrelmann, 2001; McElvany, Becker & Lüdtke, 2009; Stubbe, Buddeberg, Hornberg & McElvany, 2007) Sprach-, Welt- und Sprachentwicklung inhaltliches Vorwissen z.B. Ennemoser & Schneider, 2004 z.B. Kintsch & van Dijk, 1978 Wissen über Funktionen des Lesens Metasprachliche z.B. Purcell-Gates, 1989 Kompetenzen z.B. Schneider et al., 1994 Wissen über Konzepte Wertschätzung des und Schemata Lesens z.B. Oerter, 1999 z.B. Groeben & Schroeder, 2004 25
Potentiale und Herausforderungen Förderung in Familien Potential: • Intensität der Förderung Allerdings auch: • Vorbild Eltern (Bandura, 1977; Vygotski, 1978) Eltern ≠ Erziehende/ • Direktes Feedback Lehrende • Dauer & „Auffrischung“ Eltern-Kind Beziehung • Nachhaltigkeit (Grolnick, 2003) ( Kulturelles Kapital, kulturelle Praxis, Alltag Bourdieu, 1983) • Sozio-kulturelle Angemessenheit … (Kağıtçıbaşı, 1999; van Tuijl, Leseman & Rispens, 2001) • Praktische Aspekte … 26
Bedeutung innerfamiliäre Förderung Positive Zusammenhänge Vorlesen mit relevanten Kompetenzen wie z.B. Wortschatz (u.a. Niklas et al., 2016; Senechal et al., 1996) Metaanalyse (Bus et al., 1995) Frage der Lesestoffe, Angebotsvielfalt in Bibliotheken (Valtin, 2006) Systematische Förderung: kleine, aber signifikante Effekte (Metaanalyse zu Family Literacy Programs: Steensel, McElvany et al., 2011) Konkreter Ansatz: Dialogic reading (Morgan & Meier, 2008; Whitehurst & Longigan, 1998; aktuelle Metaanalyse: Flack, Field & Horst, 2018) 27
Befunde aus LEO 2018: Lesebezogene Praktiken Bereich innerfamiliäre Förderung (Prozessmerkmale): Vorlesen gering literalisierter Erwachsener und Bibliotheksbesuch Vorlesen Mindestens 1x am Tag: 30.7 Prozent vs. 44.8 Prozent Gesamtbevölkerung Nie: 20.6 Prozent vs. 16.3 Prozent Gesamtbevölkerung Bibliotheksbesuch Ja: 32.2 Prozent vs. 46.4 Prozent Gesamtbevölkerung Nein: 55.3 Prozent vs. 40.7 Prozent Gesamtbevölkerung 28
Befunde aus LEO 2018 im Spiegel des Forschungsstands Bereich innerfamiliäre Förderung (Prozessmerkmale): Vorlesen gering literalisierter Erwachsener und Bibliotheksbesuch Systematische Unterschiede in den Aktivitäten – erwartbar auch in der Anschlusskommunikation Damit systematisch unterschiedliche Förderung von Kindern Im Sinne des Modells aus familiären Struktur- und Prozessmerkmalen möglicherweise hinderlich für Schriftspracherwerb in nachfolgender Generation Ansatzpunkte für Förderung im Sinne von Prävention 29
Befunde aus LEO 2018: Schulbezogene Unterstützung Bereich Unterstützung schulische Belange: Hilfe bei Vorbereitung auf Klassenarbeiten durch gering literalisierte Erwachsene Ja: 61.4 Prozent vs. 75.1 Prozent Gesamtbevölkerung Nie: 26.8 Prozent vs. 16.5 Prozent Gesamtbevölkerung Auch hier systematische Unterschiede in den Aktivitäten Damit systematisch unterschiedliche Unterstützung von Kindern bei direktem Schulbezug Ansatzpunkte für Förderung im Sinne von Prävention 30
Zusammenfassung
Zusammenfassung I • Wortschatz Kognitiv • Dekodierfähigkeit •… • Lesemotivation Familiäre Motivational- • Selbstkonzept emotional Unterstützung •… • Leseverhalten Behavioral • Hausaufgabenroutine •… 32
Zusammenfassung II Familiäre Struktur- und Prozessmerkmale relevant für Kompetenzentwicklung Familie bedeutsamer Faktor bei Entstehung von geringer Literalität und fehlender Grundbildung Familie potentieller Ansatzpunkt zur Prävention Befunde aus LEO 2018 bieten wichtige, deskriptive Hinweise 33
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! Kontakt: nele.mcelvany@tu-dortmund.de franziska.Schwabe@tu-dortmund.de
Schriftverkehr 35
In Haushalten entstehen vielfältige Anlässe, für die schriftsprachliche Kompetenzen erforderlich sind (Kommunikation mit Behörden, Krankenkassen, Versicherungen). Frühere Befunde legen nahe, dass schriftsprachliche Aufgaben häufig an Personen mit höheren literalen Kompetenzen abgeben werden, dies gilt insbesondere für familiäre Zusammenhänge (Egloff 1997; Döbert und Hubertus 2000; Riekmann und Buddeberg 2016). 36
WER KÜMMERT SICH UM DEN SCHRIFTVERKEHR IM HAUSHALT? (MEHRFACHNENNUNGEN MÖGLICH) Frage: 100% 90% 81,4% Geben gering literalisierte 80% 69,9% Erwachsenen den 70% anfallenden Schriftverkehr 60% 50% ab? 37,3% 38,2% 40% 30% 20% 9,6% 8,2% 10% 0% Ich selbst Partner*in Ein anderes Haushaltsmitglied Alpha 1-3 Gesamtbevölkerung Quelle: Universität Hamburg, LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität. Basis: Deutsch sprechende Erwachsene (18-64 Jahre), n=7.192, gewichtet. Die Kategorien „keine Angabe“, „Trifft nicht zu“ und „Eine andere Person“ sind grafisch nicht dargestellt. 37
ANTRAG BEI DEN SOZIALBEHÖRDEN AUSGEFÜLLT… Frage: 100% 90% Füllen gering literalisierte 80% 71,5% Erwachsenen Anträge eher 70% mit Unterstützung aus? 60% 50% 46,0% 40% 30,0% 30% 21,8% 23,8% 20% 10% 6,7% 0% … selbstständig … manchmal mit Unterstützung … immer mit Unterstützung Alpha 1-3 Gesamtbevölkerung Quelle: Universität Hamburg, LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität. Basis: Deutsch sprechende Erwachsene (18-64 Jahre), die in den letzten 12 Monaten einen Antrag bei Sozialbehörden gestellt haben, n=1.398, gewichtet. Die Kategorie „keine Angabe“ ist grafisch nicht dargestellt. n
WER HAT DEN ANTRAG ZUR ANMELDUNG AN DER SCHULE AUSGEFÜLLT? (MEHRFACHNENNUNGEN MÖGLICH) Frage: 100% 90% Füllen gering literalisierte 80% Erwachsenen Anträge 70% 67,7% 61,3% seltener selbst? 60% 50% 38,8% 40% 35,3% 30% 20% 10% 0% Ich selbst Partner*in Alpha 1-3 Gesamtbevölkerung Quelle: Universität Hamburg, LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität. Basis: Deutsch sprechende Erwachsene (18-64 Jahre) mit Kindern im Haushalt zwischen 7 und 17 Jahren, n=1.753, gewichtet. Die Kategorien „Ein anderes Haushaltsmitglied“, „Eine andere Person“, „Trifft nicht zu“ und „keine Angabe“ sind grafisch nicht dargestellt. 39
Mobilität 40
Datenlage zur Mobilität von geringer literalisierten Erwachsenen ist ausbaufähig. Gering literalisierte Erwachsene nutzen häufiger den ÖPNV als einen privaten PKW (Rosenbladt 2011). Trotz geringer Datenbasis wird vor allem der Fahrkartenkauf als besondere Problemsituation für gering literalisierte Erwachsene hervorgehoben (z.B. Döbert und Hubertus 2000). 41
IM BESITZ EINES FÜHRERSCHEINS Frage: 100% 90% 85,8% Sind gering literalisierte 80% Erwachsenen seltener im 70% 62,4% Besitz eines Führerscheins? 60% 50% 40% 37,6% 30% 20% 14,2% 10% 0% Ja Nein Alpha 1-3 Gesamtbevölkerung Quelle: Universität Hamburg, LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität. Basis: Deutsch sprechende Erwachsene (18-64 Jahre), n=7.192, gewichtet. 42
HÄUFIGES NUTZEN DER VERKEHRSMITTEL (TÄGLICH ODER MINDESTENS EINMAL PRO WOCHE; MEHRFACHNENNUNGEN MÖGLICH) Frage: 100% 90% Sind gering literalisierte 80% 77,9% 77,8% 79,2% Erwachsenen insgesamt 70% 60% 57,5% seltener mobil? 50% 43,3% 40% 29,6% 31,1% 30% 23,2% 20% 10% 0% Auto, Motorrad, Moped Fahrrad Busse, Bahnen, Fähren Wege ausschließlich zu (ÖPNV) Fuß Alpha 1-3 Gesamtbevölkerung Quelle: Universität Hamburg, LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität. Basis: Deutsch sprechende Erwachsene (18-64 Jahre), n=7.192, gewichtet. 43
HÄUFIGER KAUF VON FAHRKARTEN FÜR VERKEHRSMITTEL (HÄUFIG ODER EHER HÄUFIG; MEHRFACHNENNUNGEN MÖGLICH) Frage: 100% 90% Favorisieren gering 80% literalisierte Erwachsene 70% eine Face-to-Face Option 60% beim Fahrkartenerwerb? 50% 40% 30% 25,5% 20,6% 21,5% 20% 16,9% 14,9% 12,1% 10,7% 10% 7,3% 0% Online oder mit App+ Fahrkartenautomat im Verkehrsmittel selbst Schalter oder im Reisebüro Alpha 1-3 Gesamtbevölkerung Quelle: Universität Hamburg, LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität. Basis: Deutsch sprechende Erwachsene (18-64 Jahre), n=7.192, + „Online oder mit App“ n=6.894, gewichtet. n
ZUSAMMENFASSUNG Gering literalisierte Erwachsene … …leben in nahezu identischen Haushaltskonstellationen wie die Gesamtbevölkerung. …üben seltener literale Praktiken mit den Kindern im Haushalt aus. …kümmern sich seltener selbst um den Schriftverkehr. …füllen Sozialanträge öfter mit Unterstützung aus. …besitzen seltener einen Führerschein. …bevorzugen öfter den Face-to-face Kontakt beim Kauf einer Fahrkarte. 46
Wissenschaftlicher Kommentar Prof. Dr. Carola Iller 47
KOMMENTAR Welche Rolle spielt die Familie für die Ausübung literaler Praktiken? Vorbemerkung: Haushalt oder Familie? Ein historisches und zugleich modernes Verständnis von „Familie“ gering Literalisierte nehmen häufiger Unterstützung in Anspruch: das schafft Abhängigkeit von Familienmitgliedern. Besonders ambivalent ist die Unterstützungsleistung durch Kinder zu beurteilen. Auch Personen über Alphalevel 4 nehmen Unterstützung in Anspruch. Von einer Vereinfachung des Schriftverkehrs würden alle profitieren. 48
KOMMENTAR Welche Bedeutung hat Literalität für Mobilität ? Auffällig ist die unterschiedliche Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln, aber auch die Häufigkeit von Fußwegen (knapp 60% der Personen auf Alphalevel 1-3 legen täglich Wege ausschließlich zu Fuß zurück). Eingeschränkte Mobilität verschärft sich bei geringer Gemeindegröße: eingeschränkte Versorgung vor Ort, z.B. mit (Weiter-)Bildungseinrichtungen erhöht Abhängigkeit von Verkehrsmitteln. 49
GEMEINDEGRÖßEN NACH BEVÖLKERUNGSZAHL Frage: 100% 90% Leben gering literalisierte 80% Erwachsenen seltener in 70% Gemeinden mit 60% bestimmten Größen? 50% 40,5% 40% 36,9% 32,1% 29,9% 30% 18,4% 15,5% 20% 12,7% 14,0% 10% 0% bis 19.999 20.000 - 99.999 100.000 - 499.999 500.000 und mehr Alpha 1-3 Gesamtbevölkerung Quelle: Universität Hamburg, LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität. Basis: Deutsch sprechende Erwachsene (18-64 Jahre), n=7.192, gewichtet. 50
KOMMENTAR Welche Bedeutung hat Literalität für Mobilität ? Auffällig ist die unterschiedliche Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln, aber auch die Häufigkeit von Fußwegen (knapp 80% der Personen auf Alphalevel 1 legen täglich Wege ausschließlich zu Fuß zurück). Eingeschränkte Mobilität verschärft sich bei geringer Gemeindegröße: eingeschränkte Versorgung vor Ort (z.B. mit (Weiter-)Bildungseinrichtungen) erhöht Abhängigkeit von Verkehrsmitteln. Forschungsbedarf: Vermutung liegt nahe, dass geringe Literalität die Mobilität einschränkt und dies wiederum Einfluss auf Teilhabe an Arbeit, Bildung und Kultur hat. Vor dem Hintergrund regionaler Disparitäten in der öffentlichen Versorgung wäre es gut, dies genauer zu untersuchen. 51
LITERATUR Döbert, M. & Hubertus, P. (2000). Ihr Kreuz ist die Schrift. Analphabetismus und Alphabetisierung in Deutschland (1. Aufl). Münster [u.a.]: Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e.V. Egloff, B. (1997). Biographische Muster "funktionaler Analphabeten". Eine biographieanalytische Studie zu Entstehungsbedingungen und Bewältigungsstrategien von "funktionalem Analphabetismus". Frankfurt/M: DIE, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung. Riekmann, Wibke; Buddeberg, Klaus (2016): Hilfe und Lernen im mitwissenden Umfeld. In: Wibke Riekmann, Klaus Buddeberg und Anke Grotlüschen (Hg.): Das mitwissende Umfeld von Erwachsenen mit geringen Lese- und Schreibkompetenzen. Ergebnisse aus der Umfeldstudie. Münster [u.a.]: Waxmann (Alphabetisierung und Grundbildung, 12), S. 107–130. Rosenbladt, Bernhard von (2011): Lernende Analphabetinnen und Analphabeten. Wen erreicht das Kursangebot der Volkshochschulen? In: Birte Egloff und Anke Grotlüschen (Hg.): Forschen im Feld der Alphabetisierung und Grundbildung. Ein Werkstattbuch. Münster, Westf. [u.a.]: Waxmann (Alphabetisierung und Grundbildung, 7), S. 89–99. 52
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