Frauen im Sport - Land Salzburg

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Frauen im Sport - Land Salzburg
Frauen
                 im Sport
                 Von Protest bis Podest

                 Rennen um Gleichstellung
                 Der mühsame Weg von Frauen
                 in den Spitzensport

                 Hürden im Randsport
                 Extremsportlerin Alexandra
                 Meixner im Interview

                 Genderkompetenz
                 Warum es um mehr als
© SHUTTERSTOCK

                 zwei Geschlechter geht

                 www.salzburg.gv.at/frauen    2_2022
Frauen im Sport - Land Salzburg
editorial

    Sport und Gleichberechtigung,
    ein bewegendes Thema
                                                                                              T
                                                   Andrea Klambauer,                                    rotz ihrer zunehmenden Teilhabe am Sport sind Frauen
                                                Landesrätin für Frauen
                                                und Chancengleichheit
                                                                                                        nach wie vor in den Entscheidungsgremien von
                                                                                                        Sportverbänden auf allen Ebenen unterrepräsentiert.
                                                                                              Sport ist ein traditionell männlich geprägter Sektor, Fortschritte
                                                                                              bei der Geschlechtergleichstellung in diesem Bereich werden
                                                                                              durch das gesellschaftliche Bild von Weiblichkeit und
                                                                                                     Männlichkeit erschwert. Das beruht auf einer
                                                                                                          Geisteshaltung, in der Sport stark auf Wettbewerb
                                                                                                              und Konfrontation ausgerichtet ist und dies mit
                                                                                                                „männlichen“ Eigenschaften wie physischer
                                                                                                                 Stärke und körperlicher Belastbarkeit verbunden
                                                                                                                 wird.

                                                                                                                Geschlechterstereotype, die sich hartnäckig
                                                                                                               halten, beeinträchtigen nicht nur die Teilhabe
    inhalt                                                                                                   von Frauen an der Entscheidungsfindung
    03_Interview: Marianne Niederdorfer                                                                  bei Sportorganisationen, sondern auch ihre
    Judo-Vize-Europameisterin von 1976                                                               Verdienstmöglichkeiten im Bereich des Sports. Dies betrifft
    04_Coverstory                                                                             aktive Sportlerinnen genauso wie andere Berufe der Branche, von
    Der lange Weg nach ganz oben                                                              Trainerinnen und Sportjournalistinnen bis zu den äußerst seltenen
    07_Interview: Mari Lang                                                                   Funktionärinnen auf oberster Ebene. Gerade hier geht es
    Über Frauenquoten und Männeregos                                                          natürlich auch um Zugang zu den Entscheidungsgremien, die
    08_Match um die Anerkennung                                                               Förder- und Sponsorengelder zuteilen und damit auch wieder
    Baustellen im Frauenfußball                                                               Gleichberechtigung ermöglichen.
    10_Interview: Alexandra Meixner
    Als Frau im Extremsport                                                                   Darüber hinaus unterstützen wir Projekte, die Mädchen den Weg
    12_Sport wirkt auf die Gesellschaft                                                       in typisch männliche Sportarten ermöglichen, so wie „kick mit“.
    Geschlechtliche Vielfalt im Sport                                                         Für eine gleichberechtigte Teilhabe sowohl im Freizeit- als auch
    14_Interview: Alexandra Meissnitzer                                                       im Spitzensport!
    Über Frausein im Skisport
                                                                                 © WILDBILD

    16_Judo: starke Frauen
    Elena und Lisa Dengg, Maria Höllwart

    impressum

    if: informativ & feministisch. Aktuelle Information zu Frauen- und Gleichstellungsthemen für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren sowie interessierte Frauen und Männer
    Herausgeberin: Abteilung 2: Kultur, Bildung, Gesellschaft und Sport des Amtes der Salzburger Landesregierung, vertreten durch Mag.a Eva Veichtlbauer
    Redaktion: Ursel Nendzig Salzburg-Redaktion: Ute Dorau Verlagsort: Salzburg Lektorat: Coralie Riedler
    Artdirection und Produktion: Martin Jandrisevits, Titanweiß Werbeagentur GmbH Beratung, Konzept, Koordination der Produktion: „Welt der Frauen“ Corporate Print für das Amt der Salzburger
    Landesregierung, Referat 2/05: Frauen, Diversität, Chancengleichheit. Adresse: Michael-Pacher-Str. 28, 5020 Salzburg, Tel.: 0662/8042-4041, frauen@salzburg.gv.at
    Druck & Herstellerin: Samson Druck GmbH Auflage: Salzburg 5.100, Gesamtauflage 15.800 Herstellungsort: St. Margarethen im Lungau
    DSGVO-Hinweis: Sehr geehrte Bezieherinnen und Bezieher, mit 25. 5. 2018 ist die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) in Kraft getreten. Als Bezieherin/Bezieher haben Sie uns personen­
    bezogene Daten zur Verfügung gestellt, die wir im Rahmen der Erfüllung Ihres Bezugswunsches verarbeiten. Der verantwortungsvolle Umgang mit Ihren personenbezogenen Daten ist uns wichtig.
    Um unsere Informationspflicht nach der DSGVO zu erfüllen, möchten wir Sie für alle weiteren Details zu unserem Umgang mit Ihren Daten auf unsere Datenschutzerklärung hinweisen.
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  2 if: 2_2022
Frauen im Sport - Land Salzburg
standpunkt

                                                                                                 Fördersysteme
                                   3 FRAGEN AN …                                                 werden nachjustiert

                                   Marianne
                                   Niederdorfer,
                                   Vize-Europameisterin 1976, begleitet
                                                                                                 W       ie in vielen Gesellschaftsbereichen führen auch im
                                                                                                         Sport Frauen nach wie vor ein Schattendasein.
                                                                                                 ­Zentrale Positionen in Führungsebenen von Sportinstitu­
                                   den Bischofshofener Judo-Verein „Sanjindo Judo-Tigers“        tionen, Vereinen und Verbänden, z. B. als Trainer*in etc.,
                                   als Trainerin und sportliche Leiterin bereits seit vielen     sind zu einem überwiegenden Teil männlich besetzt. Auch
                                   ­Jahren. 2021 erhielt sie die nur sehr wenigen Kampfs­        in der Sportberichterstattung sind einer Studie zufolge
                                   portlerinnen und Kampfsportlern vorbehaltene Auszeich-        88 Prozent der Beiträge männlichen Athleten gewidmet.
                                   nung „Sechste Dan“. Sie ist als Damenlandestrainerin Salz-    Sportler­innen hingegen werden häufig sexualisiert und
                                   burg auch Mitglied des ­Österreichischen Betreuerstabes       ­trivialisiert dargestellt. All dies wirkt sich auf die Entwick-
                                   bei nationalen und ­internationalen Veranstaltungen.          lungsmöglichkeiten von Frauen im Sport aus. Namen wie
                                                                                                 Sarah Z­adrazil (s. auch Role Model Seite 9) und Laura Feier-
                                   Wann und wie sind Sie zum Leistungssport Judo                 singer (Fußball), Sara Marita Kramer und Chiara Hölzl
                                   ­gekommen, was gefällt Ihnen so sehr daran?                   ­(Skispingen), Skirennläuferin Alexandra Meissnitzer
                                   Begonnen habe ich 1971 durch eine Freundin: Judo war und      (s. Seiten 14/15), Mirjam Puchner (Ski Alpin), Theresa
                                   ist eine leistbare Sportart – für Körper und Geist. Neben     ­Stadlober (Langlauf), Carina Edlinger (Para-Skilanglauf),
                                   ­Rücksichtnahme und Respekt vermittelt sie auch Selbst­       aber auch Nachwuchshoffnungen wie Laura Schöfegger
                                   bewusstsein und hilft, überschüssige Energien bzw.            (Segeln), Lilli Marija Brugger-Brandauer (Fechten), Maria
                                   A
                                   ­ ggressionen abzubauen.                                      Höllwart (s. letzte Seite), Lisa und Elena Dengg (Judo,
                                                                                                 s. letzte Seite) oder Tabea Minichmayr (Rudern) beweisen
                                   Warum sind Sie Trainerin geworden?                            aber, welch starke Leistungen Frauen im Sport erbringen.
                                   Mädchen-Judo war in meinen jungen Jahren in der
                                   ­Männerdomäne nicht voll akzeptiert. Einige Trainer – wie     Spezielle Frauenförderprogramme des Bundes wie
                                   z. B. mein ehemaliger Vereinschef Rupert Kreuzberger und      „Dream-Team“ (Förderung für Frauenligen) oder in
                                   ­Nationaltrainer Ernst Raser – standen für das Frauen-Judo    ­Zusammenarbeit mit den Ländern das „Gender Trainee
                                   ein und förderten mich zum Leistungssport. Noch während       Programm“ sind wichtige Lichtblicke. Im Land Salzburg
                                   meiner aktiven Karriere begleitete und unterstützte ich die   wurde 2018 das Landessportgesetz unter anderem dahin-
                                   jungen Mädchen und Damen im Team. Das wurde von den           gehend angepasst, dass bei der Wahl des Landessport­
                                   Sportlerinnen extrem gut angenommen. Die Freude an der        rates auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Männern
                                   positiven Entwicklung und Wertschätzung ermutigten mich,      und Frauen zu achten ist. Erfreulich ist auch, wenn Ver­
                                   als Trainerin zu arbeiten.                                    eine, wie aktuell der UTTC Salzburg, danach trachten, ein
                                   Diese Faszination und das, was von den Sportlerinnen und      1.-Bundesliga-Frauenteam aufzubauen.
                                   Sportlern zurückkommt, motiviert mich jeden Tag neu, sie
                                   auf einem Stück ihres sportlichen Werdegangs begleiten zu     Ziel der Sportförderung des Landes muss es sein,
                                   dürfen. Seit Jahren bin ich nun national und international    ­entsprechendes Augenmerk auf die Förderung von Frauen
                                   als ­erfolgreiche Trainerin anerkannt.                                   im Sport zu legen und die Fördersysteme dahin-
                                                                                                                  gehend nach zu justieren. Hieran gilt es in
                                   Warum gibt es bis heute so wenige                                                  den nächsten Jahren zu arbeiten.
                                   Kolleginnen im Trainerinnenbereich?
                                   Das liegt zum Teil an der fehlenden Akzeptanz
                                   durch Sportler und Sportlerinnen, Trainer, Funk-
                                   tionäre – eigentlich durch das gesamte Umfeld!
                                                                                                                             Andrea Zarfl ist
                                   Zum anderen scheint vielen das Rollenbild einer
                                                                                                                             Leiterin des
                                   Frau mit den Anforderungen als hauptamtliche                                              Landessportbüros
© MANFRED GERHART, LAND SALZBURG

                                   Spitzentrainerin schwer vereinbar (Familie,                                               Salzburg.
                                   ­Kinder usw.). Es ist schade, dass (Rand-)Sport­
                                   arten wie Judo oder ­Trainerinnen aus diesen
                                   Randsportarten nicht im medialen Interesse
                                   ­stehen. Auch und besonders Frauen hat diese
                                   Sportart so viel zu geben.

                                                                                                                                                2_2022 if: 3
Frauen im Sport - Land Salzburg
Von Protest bis Podest:

                       Frauen
                     im Sport     Sie kämpfen nicht nur
                                  gegen die Stoppuhr,
                                  sondern auch ­gegen
                                  Diskriminierung und
                                  alle möglichen und
                                  ­unmöglichen Wider-
                                   stände. Wie sich
                                  ­Frauen den Weg ganz
                                   nach oben ­erarbeitet
                                   haben – und weiterhin
                                   erarbeiten.

4 if:faktum 2_2022
Frauen im Sport - Land Salzburg
W
                              ir haben das Gefühl, dass Sport etwas      Frauen-Weltspiele
                              ist, das immer schon da war, eng ver-      Bis das Internationale Olympische Komitee die
                              bunden mit unserer Geschichte und          ­Spiele für Frauen öffnete, sollte es noch dauern. Erst
                unserer Kultur. Dass Sport ganz gezielt als solcher       wurden sie zu einzelnen Sportarten zugelassen, etwa
                ausgeübt wird, ist aber ein ziemlich junges Phäno-        Golf, Tennis und Bogenschießen. Frauen – ange-
                men. Erst als sich so etwas wie „Freizeit“ etablierte,    führt von der französischen Sportlerin Alice Milliat –
                begann so etwas wie „Sport“ Raum und Zeit zu fin-         gründeten aus Protest gegen die frauenfeindliche
                den. Erst am Ende des 19. Jahrhunderts wurde Sport        Haltung des IOC 1921 die „Fédération Sportive
                zu einer weitverbreiteten Freizeitbeschäftigung. Für      ­Féminine Internationale“, die die „Frauen-Weltspie-
                verschiedene Sportarten wurden Regeln aufgestellt,         le“ austrug. Hunderte Frauen nahmen bei den später
                und langsam, aber sicher etablierte sich ein Wett-       „Frauen-Olympiade“ genannten Spielen teil – und
                kampfgeschehen, das seinen ersten Höhepunkt mit          schließlich gab das IOC dem Druck der Sportlerin-
                den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit fand,         nen nach. Bei den Olympischen Spielen in Amster-
                das war 1896.                                            dam 1928 durften Frauen auch beim olympischen
                   Von weiblicher Beteiligung sprechen wir hier          Herzstück, den Leichtathletikbewerben, teilnehmen.
                noch lange nicht. Sport und das vorherrschende                Es wäre gelogen, zu sagen, dass es ab hier steil
                Frauenbild von der schwachen Frau, deren Gebär­          bergauf ging. Die Hürden waren hoch, die Wider-
                fähigkeit unter sportlicher Betätigung leiden würde,     stände zäh. Zwar wandelte sich das Frauenbild zu
                wollte so gar nicht zur schweißtreibenden körperli-      schlank, selbstbewusst und emanzipiert, die Gegen-
                chen Betätigung passen. Siegeswille und Durchset-        argumente blieben aber starr: Sport sei für Frauen
                zungskraft waren ohnehin rein männliche Attribute.       nicht sittlich, medizinisch sowieso bedenklich und

                Pionierinnen:
                Frauen, die Sportgeschichte ­geschrieben haben
                In kaum einem Sport mussten Frauen so lange um Sichtbarkeit kämpfen wie im Radsport.

                Als Alfonsin Strada schreibt sich     gelder erhalten. Mit Erfolg: Seit     und 2021 ein WM-Qualifika­
                Radsportpionierin Alfonsina           1973 sind bei den US Open die         tionsspiel der Männer.
                Strada 1924 beim Giro d’Italia        Siegprämien von Frauen und            Sarah Thomas ist als erste Frau
                ein. Sie wird enttarnt, darf trotz-   Männern gleich.                       Teil der Schiedsrichtercrew des
                dem starten, avanciert zum            Als die Österreicherin Eva            berühmten Endspiels der Ameri-
                ­Publikumsliebling und darf wei-      ­Ganster als erste Frau von einer     kanischen Football-Liga, der
                terfahren, obwohl sie wegen           Skiflugschanze springt, schrei-       „Super Bowl“.
                Zeit­überschreitung ausfallen         ben wir das Jahr 1997. Bis            Als erste Frau gewinnt Fallon
                sollte. Bis heute gibt es beim        ­Anfang der 1990er-Jahre ist          Sherrock aus England ein Duell
                „Giro“ sowie der „Tour de             ­Skispringen nicht für Frauen zu-     bei der Darts-Weltmeisterschaft
                France“ ein Frauenrennen,             gelassen. Erst seit 2011 gibt es      2020. Bei der Darts-WM stehen
                ­getrennt vom „Hauptrennen“.          einen Weltcup, seit 2014 ist Ski-     zwei Frauen auf der Teilnehmer-
                Maria Teresa de Filippis war          springen olympisch. Nächstes          liste neben 94 Männern.
                1948 die erste weibliche Formel-      Ziel: eine Vierschanzentournee        In der Saison 2020/2021 gibt es
                1-Pilotin: 1958 nahm sie an zwei      für Frauen.                           zum ersten Mal einen Weltcup
                Rennen für Maserati teil. Seit        Fußball ist eine stark männlich       der Nordischen Kombination für
                Giovanna Amati vor 26 Jahren          dominierte Welt. 2003 ist Nicole      Frauen. Die US-Amerikanerin
                ihr Cockpit endgültig verließ,        Petignat aus der Schweiz die          Tara Geraghty-Moats gewinnt
                gab es keine Frau im Formel-1-­       erste Frau, die ein Europapokal-      den Weltcup, das erste WM-
                Zirkus.                               spiel der Männer pfeift. Stépha-      Gold geht an die Norwegerin
                Anfang der 1970er-Jahre               nie Frappart leitet 2019 als          Gyda Westvold Hansen. Von
                kämpft Billie Jean King dafür,        ­erste Frau ein internationales       den Olympischen Winterspielen
© iStockphoto

                dass männliche und weibliche          Pflichtspiel der Männer, 2020         bleiben Frauen aber vorerst
                Tennisprofis gleich hohe Preis-       ein Champions-League-Spiel            ­weiterhin ausgeschlossen.

                                                                                                                      2_2022 if: 5
Frauen im Sport - Land Salzburg
ganz einfach „Männersache“. Nach dem Zweiten
                                                      Weltkrieg war das Überleben wichtiger als der Sport.
                                                      Nach und nach wurden in der zweiten Hälfte des
                                                      20. Jahrhunderts Sportvereine (wieder-)gegründet –
                                                      mit Männern in allen federführenden Positionen.

                                                      Marathon: „unter ferner liefen“
                                                      In den 1960er- und 70er-Jahren stiegen endlich die
                                                      Zahlen von weiblichen Sportlerinnen und vor allem
                                                      der weibliche Anteil in den Vereinen. Doch immer
                                                      noch mussten Frauen zu Tricks greifen, um sich ih-
               BUCHTIPPS                              ren Platz im Sport zu sichern. Wie die Amerikanerin
               FRAUEN IM SPORT                        Kathrine Switzer, die als erste Frau den Boston-­
                                                      Marathon mit offizieller Startnummer absolvierte –
               Vergessene Heldin                      das war 1967. Sie trug allerdings nur ihre Initialen
               Althea Gibson war die erste            ein, war – zum Glück herrschte starker Schneefall –
               Schwarze, die Wimbledon gewann.        dick eingepackt und fiel deshalb inmitten der Läufer
               Bis zu diesem Erfolg wurde sie         nicht auf. Erst später wurde sie entdeckt, und ob-
               ­diskriminiert und ausgegrenzt,        wohl der erboste Renn-Direktor versuchte, ihr die
               ­beschimpft und ausgebuht. Angela      Startnummer zu entreißen, lief sie bis ins Ziel.
               Buxton war jüdischer Herkunft und         Erst 1984 wurde der olympische Marathon für
               kämpfte mit ähnlichen Erfahrungen.     Frauen geöffnet. Und es dauerte bis 1981, dass es die
               1956 gewannen sie gemeinsam das        erste Frau ins Gremium des Internationalen Olympi-
                     Damendoppel in Wimbledon.        schen Komitees schaffte. Die Spiele in Tokio 2020
                     Die Geschichte ihres Trium-      wurden als die ersten geschlechtergerechten Olympi-
                     phes ist hier nacherzählt.       schen Spiele ausgerufen: Zum ersten Mal in der Ge-
                                                      schichte musste jedes nationale Komitee mindestens
                     BRUCE SCHOENFELD                 eine Frau aufnehmen – mit 48,8 Prozent Teilneh-
                     „Althea Gibson – Gegen alle      merinnen war die Geschlechtergleichstellung bei den
                     ­Widerstände“ (übersetzt aus     Sportlerinnen und Sportlern erreicht.
                     dem Englischen von Elisabeth
                     Schmalen), HarperCollins,
                     412 Seiten, € 22,95

               Wahre Geschichte
               als Graphic Novel
               Die Sprinterin Samia Yusuf Omar
               wird in ihrer Heimat Somalia von
               islamistischen Extremisten bedroht,
               die Frauensport ablehnen. Sie
               macht sich auf die Flucht nach         Veronika Prükler,
               Europa, um an den Olympischen          Ironwoman
               Spielen teilzunehmen. Ihre Flucht      In ihrer Jugend erfolgreiche Läuferin,
               gelingt nicht, sie ertrinkt vor der    qualifizierte sich die Hobby-Triathletin Veronika
               Küste Maltas. Ihre Geschichte ist in   Prükler für die Ironman-Weltmeisterschaft auf
                     diesem Buch als Graphic          Hawaii. Nach zweimaliger Absage findet die WM
                     Novel beschrieben.               erst heuer wieder statt. Mittlerweile ist Veronika
                                                      stolze Mama eines einjährigen Sohnes. Trainieren
                     REINHARD KLEIST                  für eine Langdistanz ist dennoch möglich: „Als
                                                                                                              © SHUTTERSTOCK, PRIVAT

                     „Der Traum von Olympia. Die      junge Mama ist es besonders wichtig, auch Zeit für
                     ­Geschichte von Samia Yusuf      sich selbst einzuplanen. Wenn ich Sport treibe,
                     Omar“, Carlsen Verlag,           fühle ich mich frei und genieße jede Minute, in der
                     147 Seiten, € 11,90              ich mich auspowern kann.“

6 if: 2_2022
Frauen im Sport - Land Salzburg
Powerfrau.
                                                              Viele kennen die
                                                              ­Journalistin Mari
                                                               Lang aus den
                                                               ­aktuellen ORF-
                                                                Sportnachrichten,
                                                                deren Gastgeberin
                                                                sie seit 2015 ist. Sie
                                                                beschäftigt sich
                                                                ­darüber hinaus mit
                                                                 unterschiedlichen
                                                                 sozialen Themen und
                                                                 Gender-Equality.

                                 Mehr Frauen in den Sport!
                    In ihrem erfolgreichen Podcast „Frauenfragen“ stellt Moderatorin
                 und Sprecherin Mari Lang die Gender-Welt auf den Kopf. Bekannt ist sie
                 auch als Sportmoderatorin des ORF. Hier spricht sie über Frauenquoten,
                              Männeregos und den Mehrwert von Diversität.

                 if: Du bist eine von wenigen          Wird man als ­Sport-                    schlägt das kleinere Ereignis.
                 Frauen im Sportfernsehen.             moderatorin denn von den                Es bräuchte ein offizielles
                 Wie kamst du dazu?                    ­Kollegen ernst ­genommen?              ­Bekenntnis: Egal, was ist, ein
                 Mari Lang: Zuerst muss ich            Ich habe schon das Gefühl, dass          ­Beitrag über Frauensport ist fix.
                 s­ agen: Es gibt mehrere Frauen,      man sich vor allem am Anfang
                  ­Alina Zellhofer, Christina Inhof,   mehr beweisen muss, man skepti-         Immer wieder gibt es heiße
                   Anna Lallitsch, Karoline Zober-     scher beäugt wird und Fehler            Diskussionen, wenn Frauen
                   nig, um nur einige zu nennen. Im    nicht so leicht verziehen werden.       Männerfußballspiele
                   ORF gab es eine Offensive, mehr     Hier gilt aber wie für alle Frauen      ­kommentieren. Haben Männer
                   Frauen in den Sport zu holen. Bei   in klassischen Männerdomänen:            das Gefühl, ihr Sport wird
                   diesem Casting war ich zwar auch    Es liegt auch an uns Frauen,             ­dadurch abgewertet?
                   dabei, bin aber erst später als     selbstverständlich unseren Platz        Das ist nichts, was nur im Sport
                   ­Karenzvertretung dazugekom-        zu beanspruchen und uns nicht           passiert: Berufe, die früher von
                    men. Das war vor sieben Jahren.    aufs Geschlecht reduzieren zu las-      Männern ausgeübt worden sind,
                 Seither sind mehr Frauen gekom-       sen.                                    werden abgewertet, sobald die
                 men, denen es wichtig war, nicht                                              Frauen nachziehen. Etwa beim
                 in zweiter Reihe zu stehen, son-      Es gibt auch viel weniger Be-           Beruf des Lehrers. Das hat viel
                 dern präsent zu sein und wahrge-      richterstattung über Frauen-            mit Abwertung und auch mit
                 nommen zu werden. Und ich             sport. Wie kann man diesen              dem Ego zu tun. Wenn wir
                 weiß, dass es ein harter Kampf        Anteil erhöhen?                         Gleichberechtigung wollen, wird
                 war – und nach wie vor ist.           Es muss ins Bewusstsein von uns         es aber heißen müssen, dass
                                                       Journalistinnen und Journalisten        Männer den Platz frei machen
                 Wo findet dieser Kampf statt?         kommen, verstärkt Frauensport           müssen. Etwas weitergedacht
                 Wenn Frauen kommen, müssen            in den Fokus zu rücken. Beim            würde vielleicht die Sport­
                 Männer Platz machen. Dadurch          ORF gibt es da eine Initiative          berichterstattung einen Mehrwert
                 haben sie weniger Möglichkeiten,      über alle Redaktionen hinweg, die       bekommen, wenn es, statt immer
                 weniger Sichtbarkeit, das ist eine    „50:50-Challenge“, zur Steige-          nur über höher, schneller, weiter
                 einfache Rechnung. Es betrifft        rung des Frauenanteils in der           und Ergebnisse zu berichten,
                 jetzt eine Generation von Män-        ­Berichterstattung. In den Sport-       mehr in die Tiefe ginge, mit
                 nern, die es sozusagen abkriegt.       nachrichten haben wir eine             einem anderen Blick! Es ist
                 Die letzten Jahrhunderte war die       ­Sendezeit von vielleicht fünf         erwiesen, dass Diversität in
                 Männerquote 100 Prozent, inso-          ­Minuten, das heißt, drei oder vier   Unternehmen zu mehr Erfolg
                 fern müssen wir kein Mitleid             Beiträge. Wenn nun gerade Män-       führt. Das allein wäre ein ganz
© MARTINA LANG

                 ­haben. Ich bin, solange die Auf­        ner-Fußball-WM ist, fällt eine Ju-   triftiger Grund, zu sagen: mehr
                  teilung noch nicht 50:50 ist, ganz      doka, die gerade Europameisterin     Frauen in den Sport! Und zwar in
                  klar für eine Frauenquote.              geworden ist, raus: Das größere      allen Bereichen.

                                                                                                                          2_2022 if: 7
Frauen im Sport - Land Salzburg
Vor wenigen
  Jahrzehnten war
  Frauenfußball
  noch verboten.
  Inzwischen kaum
  mehr vorstellbar –
  und dennoch gibt es
  für Frauen in einer
  der populärsten
  Breitensportarten
  noch einiges zu tun.

  Match um die
  Anerkennung
    A
                         ls Österreichs Fußball-Nationalelf der         ges nur langsam wieder auf. Bis ins Jahr 1971 wurde
                         ­Frauen im April dieses Jahres das WM-         der Frauenfußball systematisch vom Österreichi-
                          Qualifikationsspiel gegen Nordirland be-      schen Fußballverband (ÖFB) unterdrückt, indem
               stritt, wurde es live im öffentlich-rechtlichen Fern­    alle Initiativen für den Fußball der Frauen im Keim
               sehen übertragen, zur besten Sendezeit. Das allein       erstickt wurden, etwa, indem er den Vereinen unter
               ist eigentlich eine Sensation, denn noch vor weni-       Androhung von Geldstrafen untersagte, Sportplätze
               gen Jahren war Frauenfußball im Fernsehen – und          für Frauenfußball zur Verfügung zu stellen. Den-
               auch sonst überall – quasi nicht vorhanden.              noch wurde 1972 eine Frauenfußball-Meisterschaft
                   Alles gut also im Frauenfußball? Jein. Nach wie      eingeführt – was das Interesse an diesem Sport nicht
               vor gibt es einige Baustellen – die mangelnde Zahl       merklich anheben konnte. 1984 veranstaltete die
               an Funktionärinnen, die fehlende mediale Aufmerk-        UEFA die erste Fußball-EM der Frauen, seit 1997
               samkeit und, ja, die viel zitierte Gehaltsschere wäre    findet sie auch regelmäßig alle vier Jahre statt. Die
               da auch noch. Es lohnt sich jedoch, auf die kurze        erste WM wurde 1991 in China ausgetragen, seit
               Geschichte des österreichischen Frauenfußballs zu        1996 ist Frauenfußball olympisch. In der Saison
               schauen, die 1924 mit der Gründung des ersten            2001/2002 richtete die UEFA erstmals den
               Frauenvereins „Diana“ in Wien begann. In den             Women’s Cup aus, der seit 2009/2010 analog zu
               1930er-Jahren hätte es für diese Sportart steil berg-   ­jenem der Männer „UEFA Women’s Champions
               auf gehen können, als die Damenfußball-Union             League“ heißt.
               ÖDU gegründet wurde und sich um eine eigene
                                                                                                                                © SHUTTERSTOCK, RED BULL

               Meisterschaft für Frauen (damals: Damen) be­            Frauen ohne Funktion
               mühte. Die Bemühungen kamen aber unter der              Als Spielerinnen haben sich Frauen in der einstigen
               ­nationalsozialistischen Herrschaft zum Erliegen.       Männerdomäne Fußball durchaus ihren Platz ge­
                Und standen nach dem Ende des Zweiten Weltkrie-        sichert. Schaut man sich im Feld der Funktionärin-

8 if: 2_2022
Frauen im Sport - Land Salzburg
nen und Funktionäre um, ist die Bilanz etwas er-          Frau an der Spitze: Irene Fuhrmann
nüchternder. Sportminister Werner Kogler beklagte,
dass es in den rund 60 Sport-Fachverbänden nur            Sie ist die erste Frau, die Chefin einer ­österreichischen Nationalelf ­wurde.
sechs Präsidentinnen gebe und es daher ein Ziel sei,      Seit Sommer 2020 leitet die ehemalige Assistentin des Cheftrainers
Frauen in Entscheidungsfunktionen zu bringen.             ­Dominik Thalhammer die Geschicke der ÖFB-Frauen-Auswahl. Und das
Das Gleiche gilt für den Bereich der Betreuerinnen        mit Erfolg. Sie qualifizierten sich zweimal in Folge für die Europameister-
und Trainerinnen sowie Sportmanagerinnen: Wo              schafts-Endrunde. Es ist auch für sie als ehemalige Spielerin ein Schritt,
man hinsieht, sind Frauen die Ausnahme jener Re-          der große Bedeutung hat. Das Trainerwesen, so die 41-Jährige, sei männ-
gel, die besagt, dass es Männer sind, die die Macht       lich dominiert. Weibliche Athletinnen brauchen aber weibliche Bezugs­
im Sport in Händen halten.                                personen und Ansprechpartnerinnen, gerade im Leistungssport. Es fehle
    Als Meilenstein kann die Gründung der ÖFB-            ­außerdem an hauptberuflichen Trainerinnen, weil den Vereinen die Mittel
Frauen-Akademie in St. Pölten angesehen werden.           dazu fehlen. Wichtig sei auch, viel mehr Mädchen zum Fußball zu bringen.
Im Sportleistungszentrum für Frauenfußball gibt
es seit dem Schuljahr 2011/2012 für junge Fuß­
ballerinnen die Möglichkeit, neben ihrer schuli-          Sieg für die Revoluzzerinnen
schen Ausbildung den Weg zur Profifußballerin –
und irgendwann auch zur Funktionärin, Trainerin           Sie sind weit erfolgreicher als ihre männlichen Kollegen: Viermal
oder Präsidentin – zu gehen. Sportliche Leiter der        Olympiagold und ebenso viele WM-Titel holten die US-amerikanischen
ÖFB-Frauen-Akademie waren seit ihrer Gründung             Fußballerinnen. Ihre Gehälter aber fielen weit niedriger aus als jene der
allerdings nur Männer.                                    Männer. Das wollten die Sportlerinnen so nicht hinnehmen und klagten
                                                          den amerikanischen Verband wegen Diskriminierung auf jenen Betrag,
Vorbildwirkung                                            den sie bekommen hätten, wären sie nach dem Tarif der Männer bezahlt
Weitere Frauenprojekte im Fußball sind wohl im            worden: 67 Millionen US-Dollar. In erster Instanz scheiterten die
Entstehen, und das ist auch dringend nötig. Nach          Fußballerinnen, gingen im Juli 2021 in Berufung und bekamen schließlich
wie vor mangelt es an Role Models, Entscheidungs-         im Februar dieses Jahres recht. Megan Rapinoe, Starspielerin der
trägerinnen und Trainerinnen (wie Irene Fuhrmann,         Mannschaft und federführend im Kampf um die Gleichberechtigung,
s. Kasten), die den Frauenfußball im Zentrum der          sagte dazu: „Das ist ein großer Gewinn für alle Frauen.“
Sportwelt positionieren. Eine, die die Frauenfuß-
ballwelt nachhaltig verändern könnte, ist Sarah
Zadrazil, seit 2010 im ÖFB-Nationalteam, seit zwei
Jahren beim Deutschen Meisterverein FC Bayern
München und dabei, einen Trainerinnenkurs zu ab-
solvieren. In Europa, so sagte sie im Interview mit
orf.at, sei man im Frauenfußball noch lange nicht
dort, wo die US-Amerikanerinnen (s. Kasten) be-
reits seien – weil hier das Interesse am Männerfuß-
ball um ein Vielfaches höher sei. Damit einher
­gehen Zuschauerzahlen, Sponsoring, Merchan­                                                        Sarah Zadrazil
 dising – und die Bezahlung der Sportler.                                                          „Glaubt an eure Träume, dann ist
     Ein erster Schritt wäre also nicht, das gleiche                                             alles möglich“, sagt Sarah ­Zadrazil.
 ­Gehalt wie ihre männlichen Kollegen zu verlangen,                                          Die Fußballerin aus St. Gilgen hat es
  sondern die Strukturen zu verändern. Dahin etwa,                                     ins österreichische Nationalteam und in die
  dass Spiele auch in den großen Stadien stattfinden                                   Frauenmannschaft des FC Bayern München
  oder öfter Spiele im Fernsehen übertragen würden.                                    geschafft. Sie war die erste Österreicherin,
  Tatsächlich scheint sich hier etwas zu tun – siehe                                   die in ein Sportprogramm eines Colleges in
  eingangs erwähntes EM-Qualifikationsspiel oder die                                   den USA aufgenommen wurde. 2017 gab sie
  Austragung von Frauen-Champions-League-Spielen                                       bei der EM ihr Debüt in der Nationalmann­
  in der Münchener Allianz Arena. So geschehen im                                      schaft, das erst im Halbfinale endete, 2018
  März 2022, als die Münchnerinnen gegen die Pari-                                     war sie österreichische Fußballerin des
  serinnen als erste Frauenmannschaften in Deutsch-                                    Jahres. In Videotagebüchern gibt sie jungen
  lands größtem Stadion gegeneinander antreten durf-                                   Fußballerinnen ihre Erfahrungen als
  ten. Es siegten die Gäste aus Paris – und die gesamte                                Profisportlerin weiter.
  weibliche Fußballwelt.

                                                                                                                      2_2022 if: 9
Frauen im Sport - Land Salzburg
„Radle
   einfach weiter!“
   Sie ist vielfache Weltmeisterin – und kann nicht                                              ich alle Preisgelder zusammen­zähle,
   von ihrem Sport allein leben. Im Interview erzählt                                            komme ich auf 1.200 Euro. Für einen
   ­Alexandra Meixner von der Welt des Extremsports                                              Triathlonsieg gibt es 300 Euro, für das
                                                                                                 RAAM oder einen Weltrekord gar
    und welche besonderen Herausforderungen er für                                               nichts. Christoph Strasser, der für seine
    Frauen mit sich bringt.                                                                      sechs Siege beim RAAM ­weltberühmt
                                                                                                 wurde (und zum Glück von Sponsoren-
                                                                                                 geldern leben kann), sagt, er ist froh,
   if: Du bist sechsfache Weltrekord-             wirklich spitze finde – und auch uns           dass es nicht um hohe ­Preisgelder geht,
   halterin und ein Aushängeschild des            ­ rauen wünschen würde.
                                                  F                                              da sonst das Doping dort einziehen
   heimischen Extremsports. Was                                                                  ­würde. Ich sehe das ­genauso.
   wäre anders, wenn du ein Mann                  Das ist bei dir nicht der Fall?
   wärst?                                         Nein, trotz der Weltrekorde und obwohl         Woran liegt das, denkst du? Wieso
   Alexandra Meixner: Als ich die                 ich die erste Österreicherin bin, die das      ist Frauensport uninteressanter?
    Trainer­ausbildung an der Bundessport-        „Race Across America“ (RAAM, ein               Daran, dass wir zu wenige sind? Oder
   akademie absolviert habe, bin ich mit          Radrennen über circa 5.000 km, non-            am allgemeinen Rollendenken? Daran,
   Männern und Frauen ins Gespräch ge-            stop von der West- zur Ostküste Ameri-         dass Frauenberufe weniger populär sind?
   kommen, und wir alle waren uns einig:          kas, Anm.) zweimal beenden konnte,             Ich habe auch keine Antwort darauf.
   Wenn es um Medienpräsenz und Spon-             einmal als Zweite. Wobei ich nicht sagen
   soring geht, haben es Frauen viel schwe-       kann, inwieweit der sexistische Aspekt         Gibt es unter den Extremsportler­
   rer als M
           ­ änner. Bei Frauen kommt dazu,        hier eine Rolle spielt: Ich bin schon eher     innen engen Zusammenhalt?
   dass es umso schwerer ist, je weniger          alt und entspreche nicht so ganz dem           Irgendwann lernt man einander kennen.
   ­repräsentativ du bist: Alter, Aussehen        weiblichen Idealmodell. Kleine und             Wie gesagt: So viele Frauen sind wir ja
    und so weiter.                                ­lokale Sponsor*innen habe ich aber            nicht. Und es gibt durchaus eine extreme
                                                   ­immer, die einfach stolz darauf sind, dass   gegenseitige Unterstützung. So habe ich
   Welche Rolle spielt es, dass du                  sie eine Waldviertlerin unterstützen kön-    die Schweizerin Nicole Reist, zurzeit die
   eine absolute Randsportart                       nen, die so etwas wie einen Ultratriath-     beste Extrem-Radsportlerin, bei der Vor-
   ­betreibst?                                      lon macht. Auch für das RAAM hatte           bereitung auf das RAAM um Rat gefragt.
   Radsport – vor allem „Weitradeln“ – be-          ich einen persönlichen Sponsor, ein Ehe-     Was ich schön finde: Es werden auch ge-
   kommt kaum Medienpräsenz. Je mehr                paar, das wohl keinenWerbeeffekt für         genseitige Bewunderung und Motivation
   Präsenz, desto leichter ist es aber, Sponso-     seine Firma erzielt hat, aber einfach da-    ausgedrückt. Als ich den Weltrekord in
   ring für Bewerbe zu bekommen. Was ich            von begeistert war, was eine Frau leisten    den meisten pro Monat gefahrenen Fahr-
   aber schon sehe: Gerade jüngere Männer           kann.                                        radkilometern aufgestellt habe, hat es
   bekommen mittlerweile so gutes Sponso-                                                        zwei Wochen lang durchgeregnet. J­ eder,
   ring, dass sie gut davon leben können –        Das heißt, du musst dir deinen                 der gesagt hat: „Wird schon besser wer-
   auch ohne große Rekorde vorweisen zu           Sport selbst finanzieren?                      den, wirst sehen“, hat mich nur grantig
   können. Sie machen den Radsport haupt-         Mich hat der Sport bisher 250.000 Euro         gemacht. Irgendwann habe ich Nicole
   beruflich und haben keine Sorgen, sich die     gekostet, wovon rund die Hälfte durch          geschrieben, dass ich nicht mehr kann
   Rennen finanzieren zu können, was ich          Sponsorengelder gedeckt wurde. Wenn            vor lauter Regen, und sie hat gemeint:

10 if: 2_2022
Ende 2021 schafft Alexandra Meixner
                                                                                                                       einen weiteren Weltrekord: Sie fährt
                                                                                                                       die meisten Kilometer in einem Monat.
                                                                                                                       1.333,3 „erfährt“ sie – und ist über-
                                                                                                                       glücklich.

                                   Alexandra „Xandi“ Meixner,                                                          Hygiene: Bei den Ultrarennen haben wir
                                   50, ist Fachärztin für Gynäkologie und Sportmedizinerin aus Harmanschlag,           nur diese mobilen Toiletten, die nicht ge-
                                   Niederösterreich – und außerdem eine der erfolgreichsten österreichischen
                                   Ausdauerathletinnen. Sie hält insgesamt sechs Weltrekorde, darunter jenen           rade hygienisch sind. Mir fällt dazu ein,
                                   im „Double Deca Ultratriathlon“. Das bedeutet: An 20 Tagen wird je ein Iron-        dass ich irgendwann eine Studie gelesen
                                   man absolviert, also insgesamt 76 Kilometer Schwimmen, 3.600 Kilometer
                                   Radfahren und 844 Kilometer Laufen. 2017 nahm sie als erste Österreicherin
                                                                                                                       habe, in der stand, dass Frauen in den ers-
                                   am Race Across America teil und beendete es als Zweite nach zwölf Tagen,            ten Tagen der Menstruation am leistungs-
                                   vier Stunden und 35 Minuten. 2021 radelte sie mit 13.333,3 Radkilometern in         fähigsten sind – sofern sie keine Schmer-
                                   einem Monat ihren letzten Weltrekord – vorerst.
                                                                                                                       zen haben. Das Gleiche sagt man über die
                                                                                                                       Frühschwangerschaft. Da gab es wohl
                                                                                                                       unethische Geschichten mit strategisch
                              „Konzentrier dich nicht auf den Regen,       Ich habe mir schon vor langer Zeit die      geplanten Schwangerschaften und Abtrei-
                              du kannst ihn nicht ändern. Nimm es          Hormonspirale setzen lassen. Die meis-      bungen im ehemaligen Ostblock. Davon
                              hin und radle einfach weiter.“ In einer      ten Frauen, so auch ich, haben damit        ist heute keine Rede mehr.
                              solchen Situation versteht dich nur je-      keine Blutung mehr. Von anderen Frau-
                              mand, der weiß, wie es ist.                  en, die ich auch als Ärztin betreue, weiß   Du bist seit rund zehn Jahren
                                                                           ich, dass sie auch mithilfe hormoneller     ­Extremsportlerin – hat sich im Be-
                              Wie geht man eigentlich mit dem              Verhütung die Regel unterdrücken oder        zug auf das Geschlechterverhältnis
                              Thema Menstruation um, wenn man              verschieben. Es geht nicht nur um die       in dieser Zeit etwas geändert?
                              zum Beispiel einen Monat lang                Schmerzen – dagegen könnte man Me-          Vor allem im Ultratriathlon wird der Frau-
                              durchradelt?                                 dikamente nehmen, sondern auch um           enanteil auf jeden Fall höher, da sieht man
                                                                                                                       immer mehr Frauen bei den Bewerben,
                                                                                                                       was unheimlich schön ist. Beim „Weit­
                                                                                                                       radeln“ werden wir – noch nicht in Öster-
                                                                                                                       reich, aber international – mehr Frauen.
                                                                         Bettina Plank                                 Unter den Sportlerinnen und Sportlern
                                 Sie erkämpfte sich bei den Olympischen Spielen in Tokio die                           habe ich immer einen starken Zusammen-
© ALEX FELTEN, SEPP MALLAUN

                               Bronzemedaille in Karate. Den Grundstein dafür legte Bettina                            halt festgestellt, da wurde nicht gegen uns
                                Plank mit neun Jahren, als sie mit dem Karatesport be-                                 Frauen gearbeitet, im Gegenteil: Männli-
                                gann. Neben dem Spaß an der Bewegung fasziniert                                        che Athleten motivieren und unterstützen
                                  sie der respektvolle Umgang miteinander, aber                                        uns, vom ersten bis zum letzten Platz wird
                                auch die mentale Stärke, die gefordert ist, und                                        jede und jeder wertgeschätzt.
                                   das Selbstbewusstsein, das gefördert wird.
                                  ­Jungen M
                                          ­ ädchen rät sie: „Du darfst dich nie
                              ­unterkriegen lassen! Stecke dir Ziele und lass dir                                                                       2_2022 if: 11
                                  von niemandem einreden, sie seien zu hoch!“
„Sport wirkt
     auf die Gesellschaft“
                      100 % SPORT setzt sich für Gleichberechtigung im Sport ein – und mehr
                      als das. Seit heuer steht nun auch die geschlechtliche Vielfalt im Fokus
                      ihrer Arbeit. Caroline Weber, stv. Geschäftsführerin, und Liam Strasser,
                      Referent für geschlechtliche Vielfalt, im Interview.

                      if: Mit welchen Themen beschäftigt ihr euch,             nur zwei Geschlechter gibt. Hier schauen wir in Ab-
                      oder anders gefragt: Warum gibt es euch?                 stimmung mit LGBTIQ*-Interessensvertretungen,
                      Caroline Weber: Der Hauptgrund, warum 100 %              wo man im Sportsystem einwirken kann. Es ist ein
                      SPORT entstanden ist, war, um den Frauenanteil im        Randthema, das noch nicht im allgemeinen Be-
                      Sport zu erhöhen. Aus mehreren Projekten zur För-        wusstsein angekommen, geschweige denn verankert
                      derung von Mädchensport ist das Zentrum für              ist. Oder sogar bewusst nicht verbreitet wird.
                      ­Genderkompetenz entstanden. Unsere Aufgabe ist
                       es, dazu beizutragen, den Sport inklusiver und siche-   Das heißt, ihr kämpft an mehreren Fronten?
                       rer zu machen. Wir sind vom Sportministerium ge-        Caroline Weber: Frauen wurden und werden im
                       fördert und decken alle Genderthemen ab, seit heuer     Sport marginalisiert und in vielerlei Hinsicht diskri-
                       verstärkt durch Liams Fachbereich, geschlechtliche      miniert: Verdienst, Repräsentation in den Medien,
                       Vielfalt sowie Prävention sexualisierter Gewalt.        Anzahl der möglichen Sportgruppen, auf Funktio-
                                                                               närsebene werden Positionen männlich besetzt und
   Caroline Weber     Gibt es in diesem Bereich schon Bewusstsein?             nicht aus der Hand gegeben, Anliegen von Frauen
 und Liam Strasser
                      Lauft ihr offene Türen ein – oder steht ihr vor          werden nicht allumfassend wahrgenommen. Und
        stehen für
                                                                                                                                        © SHUTTERSTOCK, BEIGESTELLT

­Genderkompetenz      verschlossenen?                                          jetzt kommen wir mit der geschlechtlichen Vielfalt,
      im Sport ein.   Liam Strasser: Geschlechtliche Vielfalt wird bisher      einem Thema, das alteingesessenen Personen prinzi-
                      im binären System verstanden und endet meist bei         piell sauer aufstößt, weil sie ja schon einmal nachge-
                      Mann und Frau. Unser Fokus liegt auf Bewusstseins-       geben haben und Frauen – zumindest ein bisschen –
                      bildung, also überhaupt zu sagen, dass es mehr als       zum Zug kommen haben lassen.

12 if: 2_2022
An welchen Knöpfen kann man denn drehen,                 lässt, die man sonst nicht dulden würde, um nicht
um da eine Veränderung zu bewirken?                      alles aufs Spiel zu setzen. Seit wir dieses Thema aktiv
Liam Strasser: Alles, was von öffentlicher Seite         nach außen tragen, ist wahrnehmbar, dass einiges in
kommt oder rechtlich verbindlich ist, hat eine ganz      Bewegung kommt. Noch mehr freut es uns, dass die
andere Wirkung als alle Bemühungen, die bestenfalls      Überlegungen zur Einrichtung einer Vertrauensstelle
als Empfehlungen wahrgenommen werden können.             für den Sport konkreter werden.
Wir bräuchten also eine gesetzliche Grundlage, um
schnellstmöglich Veränderungen herbeizuführen.           Was wünscht ihr euch für den Sport der Zukunft?
Die Sportförderung anzupassen und Ausbildungs-           Liam Strasser: Ein Bekenntnis der Bundesregie-
programme auf alle Geschlechter auszuweiten, wäre           rung zur geschlechtlichen Vielfalt im Sport, und
ein möglicher Weg zur schrittweisen Chancengleich-          dazu, dass alle Menschen das gleiche Recht auf
heit. Sind Personen am Hebel, die Vielfalt nicht am      ­Partizipation, Persönlichkeitsentfaltung und
Schirm haben, ist es schwierig. Trans, non-binäre         ­-bildung im Sport haben. Dass alle Geschlechter
und inter Personen gilt es, als Teil des Systems zu        gleichwertig behandelt werden, sodass der Sport ein
verstehen, nur durch ihre Einbindung kann Ver­             diskriminierungsfreier Raum sein kann.
änderung bewirkt werden.                                   Caroline Weber: Es passiert so viel Sozialisierung
Caroline Weber: Ein spannender Hebel wäre auch           über den Sport. Was sich hier einmal durchsetzt, hat
der Sportstättenbau. Wir haben uns angeschaut, wel-      Allgemeingültigkeit. Deshalb ist Gerechtigkeit im Sport
che Normen und Vorschriften es gibt und wie man          für mich so ein wichtiges Thema, weil Sport in die
sie umgestalten kann, sodass Sportstätten für alle Ge-     ­Gesellschaft einwirkt – und die Gesellschaft in den
schlechter zum „Safe Space“ werden. Trainingshallen,        Sport.
Umkleidekabinen, Toiletten – das umfasst sehr viel.

Damit hängt das Thema „Sexualisierte Gewalt
im Sport“ zusammen. Inwiefern seid ihr in                    Der Verein
­diesem Thema aktiv?
 Caroline Weber: Wir stellen Referentinnen und               Als österreichisches Zentrum für Gender-
­ eferenten, bilden Multiplikatorinnen und Multi­
R                                                            kompetenz im Sport wurde 100 % SPORT
plikatoren aus, die dann in den Vereinen, Verbänden          vom Sportministerium als autonomer Verein
und Organisationen als Ansprechpersonen dienen. Sie          eingerichtet. Das Ziel: Geschlechtergerech-
vermitteln auch an Opferschutzorganisationen, sind           tigkeit, Gender-Mainstreaming und Gleich-
für alle Athletinnen, Athleten, Eltern und Erziehungs-       stellung aller Geschlechter in allen sport­
berechtigten sichtbar. Dazu haben wir ein E-Learning         lichen Belangen voranzutreiben. Dazu bietet
entwickelt, das von Hobbysportlern und -sportlerin-          der Verein neben verschiedensten Kampag-
nen bis zu Nationalteamprofis jeder nutzen kann.             nen, Veranstaltungen, der Aufbereitung von
                                                             Informationen und Schulung von Multiplika-
Sexualisierte Gewalt „schleicht sich oft ein“                torinnen und Multiplikatoren seit Neuestem
und baut sich langsam auf.                                   (und erstmals in Österreich) eine E-Learning-­
Liam Strasser: Viele Athletinnen und Athleten                Plattform zum Thema s­ exualisierte Gewalt
sind von Kind an täglich im Training, im gleichen            im Sport an. Diese ist für alle frei zugänglich.
Setting, und alles, was passiert, kommt einem ja nor-        Alle Infos: www.100prozent-sport.at und
mal vor. Dazu kommt, dass man so auf die Karriere            www.safesport.at
fokussiert ist und um der Karriere willen Dinge zu-

                                                                                                                   2_2022 if: 13
Am Start in Zauchensee:
                                                                                Alexandra Meissnitzer rät
                                                                                allen Sportlerinnen, nichts
                                                                                   zwischen sich und ihren
                                                                                 Sport kommen zu lassen.

          „Es bedarf vieler
    Stimmen starker Frauen
              und Männer“
                         Als ORF-Kommentatorin gibt sie dem Skirennlauf ein
                weibliches Gesicht: Alexandra Meissnitzer blickt auf eine sehr
                        erfolgreiche Karriere im Leistungssport zurück. Unter
                         anderem gewann die zweifache Weltmeisterin sechs
                Medaillen bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften.

                                                                   if: In Österreich kennt Sie nahezu jeder.
                                                                   Was ist das für ein Gefühl?
                                                                   Meissnitzer: Nahezu jeder ist wohl etwas über­
                                                                   trieben. Es bringt ganz einfach mein Beruf mit sich,
                                                                   in der Öffentlichkeit zu stehen. Ich hatte nie ein
                                                                   Problem damit, ganz im Gegenteil. Die Menschen
                                                                   sind mir gegenüber sehr offen und höflich, somit
                                                                   fühle ich mich sehr wohl damit.

                                                                   Haben Sie sich diesen Ruhm als kleines
                                                                   ­Mädchen vorstellen können?
                                                                   Anscheinend habe ich schon mit fünf Jahren im
                                                                   Kindergarten gesagt, dass ich einmal Skiweltmeiste-
                                                                   rin werde. Das war immer mein Traum. Um Ruhm
                                                                   ging es jedoch nie, keinen einzigen Tag.

                                                                   Wann haben Sie entdeckt, dass Ihre Leiden-
                                                                   schaft für den Skisport weit über das Hobby-
                                                                   Maß hinausgeht? Was waren zu Beginn Ihrer
                                                                   ­Karriere Ihre Themen?
                                                                   Skifahren war schon immer meine ganz große Lei-
                                                                   denschaft. Ich bin schon als Kind, wenn möglich,
                                                                   täglich Ski gefahren. Aus reiner Freude, bis der Lift
                                                                   zugemacht hat. Tore, Rennen haben mich magisch
       Zum Thema Gleichbehandlung von Frauen im Leistungssport
       sagt Alexandra Meissnitzer: „Heute wünschte ich, ich wäre
                                                                   angezogen, ich wollte so viele Pokale wie möglich
       schon früher für das Thema aufgestanden.“                   ­gewinnen. Im Grunde ging ich den „normalen“ Weg.

14 if: 2_2022
Themen wie die so wichtige Unterstützung der             dafür aufstehen sollen. Jetzt tue ich es. Ich will mich
                  ­Eltern, der Umgang mit Sieg und Niederlage, Kon­        hier aber nicht auf den Skisport beschränken, es
                   sequenz und Disziplin gingen mit der Entwicklung        geht vielmehr um die ungleiche Behandlung im
                   einher. Eigentlich ganz unkompliziert. Obwohl – ein-    ­Generellen. Es bedarf hier vieler Stimmen starker
                   fach war es nie, aber das werden alle sagen, die hohe    Frauen und Männer, um auch gehört zu werden.
                   Ziele haben. Ich durfte so viel erleben und erfahren.
                   Ich würde diesen Weg jederzeit wieder gehen.            Gibt es – z. B. im Sponsoring – Zeichen einer
                                                                           Veränderung? Was würden Sie sich für sich
                  Gab es schon früh Hinweise darauf, dass es ein           und die neue Generation der Leistungs­
                  großes Gefälle in der Wahrnehmung von Män-               sportlerinnen wünschen?
                  nern und Frauen im Skisport gibt (z. B. Spon­            Ja, es gibt Veränderung. Weil es nicht mehr reicht,
                  soren, Vereine und Gremien, Publikum etc.)?              nur „schnell“ zu sein. Der Anspruch ist ein wesent-
                  Im Skisport haben wir bei den Damenrennen sehr           lich höherer geworden. Das bedeutet einerseits mehr
                  hohe Einschaltquoten, deshalb ist das Gefälle in der     Druck, andererseits aber auch, die Möglichkeit zu
                  Wahrnehmung nicht dramatisch.                            haben, sich durch Präsentation der eigenen Persön-
                                                                           lichkeit abseits der Piste von anderen abheben zu
                  Hat es Sie damals nicht gestört, dass Mädchen            können. Und hier haben speziell Frauen wie z. B.
                  und Frauen im Skirennlauf insbesondere von               Lindsey Vonn gezeigt, was möglich ist.
                  wichtigen Sponsorinnen und Sponsoren                     Meinen Kolleginnen wünsche ich, dass sie nichts
                  ­weniger berücksichtigt wurden und werden?               zwischen ihren Sport und sich kommen lassen. Das
                   Wie gehen Sie heute damit um?                           wird es brauchen, um sich in der Weltrangliste ganz
                  Ich wollte damals nur meinen Sport ausüben, des-         vorne positionieren zu können. Und ich wünsche
                  halb war alles andere sekundär. Mit diesen Themen        ­ihnen den Mut, zu sich zu stehen und Botschaften
© R. RAMSTORFER

                  habe ich mich als aktive Leistungssportlerin nicht        in die Welt zu tragen. Sie haben die Bühne dazu –
                  auseinandergesetzt, auch, um nicht abgelenkt zu           in Zeiten wie diesen ist dies wohl wertvoller als so
                  sein. Im Nachhinein gesehen hätte ich schon früher        ­manche Medaille.

                                                                                                                                     2_2022 if: 15
Judo: starke Frauen
                                                        Der Bischofshofener Judo-Verein ESV Sanjindo erreichte im vergangenen
                                                            Jahr Platz drei in der Bundesliga. Drei junge, sehr vielversprechende
                                                                     Nachwuchssportlerinnen berichten von ihren Erfahrungen.

                      Elena Dengg: Ich habe im Alter von fünf Jahren mit dem Judo angefangen. Es hat mir persönlich
                            schon durch schwierige Lebensabschnitte geholfen – ich könnte mir mein Leben nicht
                             ohne diesen Sport vorstellen. An Judo mag ich, dass ich mich selbst verteidigen
                              kann. Judo macht mich außerdem viel selbstbewusster. Viele Burschen
                               fragen mich, wieso ich mich für diesen Sport entschieden habe, da es
                               ja kein typischer „Mädchensport“ ist – und ich habe auch schon
                              den einen oder anderen Kommentar dazu gehört. Ich könnte mir
                             schon vorstellen, später auch Trainerin zu werden. Ich liebe den
                        Sport und würde ihn gerne anderen beibringen.

                     Maria Höllwart: Als ich in der Unterstufe war, hat meine beste
                      Freundin Judo gemacht. So entschied ich mich, auch ins
                            Training zu gehen. Sie hat kurz danach aufgehört, ich bin
                             immer noch dabei. Seitdem kann ich mir nicht mehr
                              vorstellen, nicht ins Judotraining zu gehen. Der Verein
                              ist wie meine zweite Familie, viele vom Nationalteam
                              sind meine besten Freunde. Judo ist ein großer Teil
                              meines Lebens, der mir sehr viel bedeutet. Ich mag die
                            Disziplin und die Werte, die mir durch Judo beigebracht
                        werden. Ich mag es, dass das Training hart ist und ich über
                     meine Grenzen gehen kann.

                    Lisa Dengg: Ich habe als Kind viele verschiedene Sportarten
                      ausprobiert, bin dann aber beim Judo hängen geblieben.
                            Es macht mir am meisten Spaß, es gibt immer neue
                             Herausforderungen, jeder Gegner ist anders, somit wird es
                              niemals langweilig. Judo ist zwar eine Einzelsportart, jedoch
                               spielen die Gemeinschaft und die Trainingskolleginnen und
                               -kollegen trotzdem eine wesentliche Rolle, denn alleine kann man
                              auch nicht gut werden. Man merkt schon auch, dass Burschen einen
                             respektieren, oder auch gerade Jüngere zu einem aufsehen. Und ich finde es
                        auch lustig, wenn sich die Burschen ärgern, wenn sie im Training mal von einem
                    Mädchen geworfen werden.

                                                                                                        Mehr if:?
                                                                                                                                                  © SHUTTERSTOCK, PRIVAT, ÖJV WWW.JUDOAUSTRIA.AT

                                                                                                 Hören Sie einfach mal rein:
                                                                                                  radiofabrik.at/tag/
                                                                                                    frauenzimmer-
                                                                                                   chancengleichheit

www.salzburg.gv.at/frauen                                                                            Österreichische Post AG MZ 02Z031451 M
                                                                                    Amt der Sbg. LR Ref. 2/05, M.-Pacher-Str. 28, 5020 Salzburg
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