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Fremdplatzierung … denn wir wissen was wir tun Plattform Fremdplatzierung. Tagung 2014 Referate Placement extrafamilial … car nous savons ce que nous faisons Plate-forme de placement extrafamilial Colloque 2014 Conférences Fachverband Sozial- und Sonderpädagogik Association professionnelle pour l’éducation sociale et la pédagogie spécialisée
Inhalt Nicole Bruggmann Nicole Bruggmann Das Geheimnis kluger Entscheidungen Das Geheimnis kluger Entscheidungen – Wer sie trifft – Wer sie trifft – und wen sie betreffen und wen sie betreffen������������������������������� 3 Les secrets d’une décision judicieuse – Qui décide? Qui est concerné?��� 9 Stefan Blülle Als erstes möchte ich mit Ihnen anschauen, was Interessant sind vor allem die neuen Erkenntnis- Kinder und Jugendliche platzieren – Ein Handlungsleitfaden in unserem psychischen System geschieht, wenn se zum emotionalen Erfahrungsgedächtnis, des- für platzierungsbegleitende Fachpersonen������������������ 11 wir Entscheidungen treffen. halb schauen wir uns das genauer an: Placement d’enfants et de jeunes – Guide d’action destiné aux professionnels qui accompagnent les placements����������� 18 Das emotionale Erfahrungsgedächtnis Die zwei Systeme der Handlungs- Das emotionale Erfahrungsgedächtnis speichert Andrea Mauro Ferroni steuerung alles, was dem Organismus seit der fünften Soziale Aufgaben gestalten – Eine Frage der Rahmenbedingungen?!�� 20 Schwangerschaftswoche widerfahren ist und Aménagement des tâches sociales – Une question de Im Alltag sprechen wir davon, dass es zwei Arten was relevant für ihn war. Es verknüpft dabei be- conditions cadre?!�������������������������������� 25 von Entscheidungssystemen gibt, den Kopf und stimmte Klassen von Reizen und sozialen Situa- den Bauch. Antonio Damasio (1995) konnte zei- tionen mit bestimmten Arten und Intensitäten Marc Schmid gen, dass es diese Polarität von Denken und Füh- von Körperzuständen und bewertet diese. Fremdplatzierte psychisch belastete Kinder und Jugendliche – eine len, Körper und Geist, so nicht gibt. Nach ihm kooperative Herausforderung für sozialpädagogische Einrichtungen und gibt es aber sehr wohl zwei Systeme in unserer Die Speicherung geschieht nach einem dualen Kinder- und Jugendpsychiatrische/-psychotherapeutische Angebote��� 26 Psyche, die unser Handeln steuern, die Hand- Prinzip mit nur zwei Bewertungskategorien: Enfants et adolescents ayant des problèmes psychiques en institutions lungsimpulse auslösen. Wenn wir Entscheidun- sociopédagogiques – un défi à la coopération entre l’aide à l’enfance/ gen zu treffen haben, sind in unserem Gehirn im + – à la jeunesse et la psychiatrie pour enfants et adolescents �������� 38 Wesentlichen diese zwei handlungssteuernden gut für mich: schlecht für mich: Systeme beteiligt, die auf sehr unterschiedliche wieder hin gehen zukünftig vermeiden Chantal D. König Weise arbeiten. Tragfähigkeit! Aber wie? Von der Kooperationsfähigkeit zur Flexibilität� 39 Qualité et stabilité, oui mais comment? De l’aptitude à coopérer Das eine der beiden Entscheidungssysteme – Es ist also alles in Form von neuronalen Netzwer- vers la flexibilité��������������������������������� 47 man könnte auch von Beurteilungs- oder Bewer- ken gespeichert, was Ihnen seit der fünften tungssystemen sprechen – beruht auf der be- Schwangerschaftswoche widerfahren ist, was Claudia Matti wussten analytischen Intelligenz, das andere auf wichtig, bemerkenswert war und es ist bewertet, Qualité et stabilité, oui mais comment? L’exemple de la Fondation der unbewussten intuitiven Intelligenz, welche ob es gut oder schlecht für Sie war. Petitmaître à Yverdon-les-Bains������������������������ 49 wiederum das emotionale Erfahrungsgedächtnis Tragfähigkeit, aber wie? Beispiel der Stiftung Petitmaître in als Kern hat. Die Intensität des + oder – kann verschieden Yverdon-les-Bains�������������������������������� 54 sein, je nach Stärke der Erfahrung. Das emotionale Erfahrungsgedächtnis ist in an- Arnaud Frauenfelder deren, stammesgeschichtlich älteren Gehirntei- Das emotionale Erfahrungsgedächtnis funktio- «Enfants en danger» et normes de parentalité – Enquête dans len angesiedelt, im limbischen System, und diese niert nach dem Ähnlichkeitsprinzip und scannt les coulisses de la protection de l’enfance������������������ 56 beginnen schon ab der fünften Schwangerschafts die Umgebung permanent nach Bekanntem ab. Kinder in Gefahr und Normen der Elternschaft��������������� 70 woche zu arbeiten. Gehirnteile, die für bewusstes Es kann dabei irrsinnig schnell Riesenmengen Gedächtnis zuständig sind, beginnen dagegen von Daten verarbeiten. Erkennt es in einer Situ- erst ab anderthalb Jahren zu arbeiten. Neurowis- ation eine bekannte Erfahrung (über ein Bild Autorinnen und Autoren senschaftlich erklärt: Der Hypocampus ist erst ab oder einen Reiz), wird auch die damit verbun Auteurs������������������������������������� 71 1,5 Jahren so ausgereift, dass er arbeiten kann. dene Bewertung aktiviert. Diese löst im Körper Integras – Tagung Plattform Fremdplatzierung 2014 3
Bewertungs-Signale aus, die wahrnehmbar sind Die somatischen Marker sind die «Sprache» des bewertungen vorzunehmen und danach zu be- • wenn Sie eine unangenehme Entdeckung ma- als: emotionalen Erfahrungsgedächtnisses. werten, ob sie gut oder schlecht für uns sind. chen und erschrecken? • Emotion (z. B. Freude, Leichtigkeit, Angst) • Sie beruhen auf Erfahrungen in Form von ge- • wenn Sie unerwartet vor anderen für Ihre Leis- oder als lernten Verbindungen von Vorstellungsbildern Solche bewertende Signale haben wir alle, nicht tung gelobt werden? • Körpersensation (z. B. Wärme, Kribbeln, mit Gefühlen und Empfindungen. alle nehmen sie aber gleich gut wahr. Damit man Übelkeit) • Sie werden aktiviert, wenn die entsprechen- sie für sich nutzen kann, ist es wichtig, dass man Forscher schätzen, dass wir zu ca. 90% vom Unbe- oder als den Erfahrungen im Unbewussten über Bilder das eigene Signal-System gut kennt und gut wussten gesteuert sind. Wichtige Voraussetzung • Mischform. oder Sinnesreize aktiviert werden. wahrnimmt. für ein zufriedenes Leben ist demnach eine gute • Sie geben zuverlässig Auskunft darüber, was Selbstwahrnehmung: Es ist wichtig, die uns leiten- Deshalb nennt Damasio diese Signale somati- für uns wirklich von Relevanz ist. Kurze Selbstreflexion: den Impulse, die somatischen Marker, zu erkennen. sche Marker. Dieser Begriff bezeichnet Empfin- • Sie beruhen auf einer Erfahrung, die uns zei- Wie und wo im Körper spüren Sie somatische Erst, wenn sie uns bewusst sind, können wir ent- dungen, die den Körper betreffen («soma» = gen will, was gut und was schlecht für uns war. Marker scheiden, wie wir mit ihnen umgehen wollen. griechisches Wort für Körper) und die ein Vorstel- Sie sind somit ein Kompass im Leben. • wenn Sie angegriffen werden, ungerechtfertigt lungsbild kennzeichnen oder «markieren». kritisiert und im Selbstwert verletzt werden? Somatische Marker können auch verdeckt wir- Damasio geht sogar noch weiter: Er bezeichnet • wenn Sie aufgeregt sind auf ein Ereignis, z.B. ken, das heisst, sie müssen nicht bewusst wahr- Jede Erfahrung wird also begleitet von Bewer- das emotionale Erfahrungsgedächtnis als ein vor dem ersten Rendez-vous, wenn Sie jeman- genommen werden (Intuition). Sie sind aber meist tungsemotionen, aber auch von Körperzustän- evolutionäres Bewertungssystem, das sich als den jetzt dann positiv überraschen können deutlich sichtbar (Erröten, Stimme, Haltung, Lä- den: Jedes Erfahrungsnetzwerk ist verbunden Organ etabliert hat und das wir alle haben. Es ist oder die Erfolgsbilanz ihres Projektes präsen- cheln). Das ist ganz besonders in Beratungspro- mit einem ganzen Konzert von Anspannungs- ein erfahrungsbasiertes Überlebenssystem, mit tieren dürfen? zessen hilfreich! und Entspannungs-Zuständen von Muskelfasern dem Organismen sehr schnell beurteilen können, im Körper, welche auch neuronal gespeichert ob auftretende Situationen gut oder schlecht für Vergleich der beiden Intelligenz-Systeme: sind und blitzschnell aktiviert werden. Wenn eine sie sind. Jeder auch noch so einfache Organismus Erfahrung über ein Bild oder einen Reiz aktiviert verfügt über dieses System, auch Tiere. Analytische Intelligenz: Intuitive Intelligenz: wird, kommt ein somatischer Marker in 150 – 200 Millisekunden. Diese somatischen Marker und Und damit kommen wir zur Metapher, die Maja • Verarbeitet langsam und nacheinander • Verarbeitet vernetzt-parallel und schnell damit die mit ihnen verbundenen inneren Bilder Storch für dieses System verwendet: Zur besse- schrittweise (analog, seriell, sequenziell) riesige Datenmengen. Ganzheitliche steuern das Vermeidungs- und Annäherungsver- ren Veranschaulichung dieser komplexen Vor- einzelne Informationen und nur begrenzte Mustererkennung, reagiert auf Bilder. halten. gänge benutzen wir die Metapher des Strudel- Datenmengen. • Ergebnis des Verarbeitungsprozesses: wurms. Das ist ein ganz einfacher Organismus, • Ergebnis des Verarbeitungsprozesses: Diffuse Gefühlsimpulse, die sich unpräzise Weil positiver und negativer Affekt von verschie- er hat ein aufnehmendes und ein ausscheiden- Sprachlich fassbare Gedanken, die präzise und präverbal über somatische Marker denen Systemen im Körper ausgelöst werden, des Organ und ein paar Nerven, die nur dafür und bewusst sind. äussern. sind auch gemischte Gefühle möglich. sorgen, den Impuls zum wegschwimmen zu ge- • Entweder-oder-Blick: Erkennt Einzelheiten • Sowohl-als-auch-Prinzip: Intelligente Form ben, wenn es dem Wurm unwohl wird oder den genau, macht es aber schwierig, das Ganze von Intuition, bei der «an alles gedacht Das emotionale Erfahrungsgedächtnis ist also Impuls zum drauflos schwimmen zu geben, wenn im Blick zu behalten. wird, ohne an alles denken zu müssen». das Reservoir unserer Lebenserfahrungen, durch etwas Positives auftaucht. Stellen Sie sich das • Richtig / Falsch – Bewertung • Gut / Schlecht – Bewertung; gefällt mir das wir schnellen Zugriff auf eine Vielzahl per- Strudelwürmchen in irgendeinem prähistorischen (logisch) oder gefällt mir nicht (hedonistisch) sönlich kategorisierter Erkenntnisse haben. Das Gewässer vor: Wenn ein Schatten drauf gefallen • Reflexionsgesteuert: Kann vorausschauende • Reizgesteuert: Befasst sich mit dem Hier emotionale Erfahrungsgedächtnis funktioniert ist, haben diejenigen Strudelwürmchen überlebt, und vergangene Aspekte mit der Gegenwart und Jetzt, funktioniert nach dem Lustprinzip, präverbal, vorsprachlich: Es arbeitet nicht mit die am schnellsten die beste Entscheidung ge- verbinden und arbeitet so kontrolliert und sucht («scannt») unmittelbare Umgebung Worten, sondern mit somatischen Markern. Es troffen haben, also jene, die die beste Situations- auf lange Sicht. nach Möglichkeiten zur Befriedigung «spricht» eine Bilder- und Gefühlssprache. auffassung hatten, ob der Schatten ein Plankton • Hochkompliziertes System, das mit von Bedürfnissen ab. oder die Zungenspitze eines Dinosauriers ist. Auf Anstrengung verbunden und störungsan • Stabiles System, das zuverlässig, auto diese Weise hat sich laut Damasio dieses System fällig ist. Ist daher von Tagesform, äusseren matisch und mühelos funktioniert und kaum der Emotionen als Überlebensmechanismus in Umständen und optimalen störbar ist. Deshalb wird unser Handeln der Evolution fortgepflanzt. Das haben wir also Umgebungsbedingungen abhängig. vorwiegend vom Unbewussten gesteuert. mit Tieren gemeinsam: Über Gefühle Situations- 4 Integras – Tagung Plattform Fremdplatzierung 2014 Integras – Tagung Plattform Fremdplatzierung 2014 5
Was geschieht in Entscheidungssituationen Entscheiden mit der unbewussten intuitiven wortlich für viele psychische Krankheiten, wie ligt werden kann. Dies würde den Rahmen aber mit diesen beiden Systemen? Intelligenz zahlreiche Studien zeigen. Und: Entscheidungen sprengen und ich möchte für Entscheidungen Sobald eine Entscheidung ansteht, erzeugt das Vorteil: Diese Entscheidungsfindungen gesche- mit dem bewussten Verstand und gegen unser im professionellen Umfeld für den Moment Gehirn automatisch Vorstellungsbilder von mög- hen schnell und mühelos, sie ersparen uns die Unbewusstes sind nur geeignet für kurzfristige nur mal dies festhalten: lichen Szenarien. Das geschieht sehr schnell und Durchmusterung einer Fülle von Einzelheiten Vorhaben, weil der bewusste Verstand schnell unbewusst. Diese Szenarien lösen Körpersignale und Fakten. Diese Entscheidungen sind gut ab- müde wird und bei langen Projekten versagt. 1. Weil unser Unbewusstes viel schneller als der aus, positive oder negative somatische Marker. gestimmt mit unserem Erfahrungswissen und bewusste Verstand und zudem ohne Anstren- Die Frage ist nun, was wir mit diesen Impulsen unseren Gefühlen und sorgen unmittelbar für Wenn wir Entscheidungen zu treffen haben, die gung funktioniert, werden die meisten Ent- aus dem Unbewussten machen. Wir haben zwei Wohlbefinden. weitreichende Folgen haben, die also auf Lang- scheidungen vorwiegend von unbewussten Möglichkeiten, eine Entscheidung zu treffen: fristigkeit angelegt sind oder tief in unsere Per- Impulsen gesteuert. Es ist schon viel gewon- Nachteil: Wir wissen nicht, ob diese bisherigen sönlichkeit eingreifen, sind rein vernünftige nen, wenn Sie im Alltag Ihre Entscheidungen 1. Wenn eine Entscheidung ansteht, gibt uns der Erfahrungen auch für die Beurteilung der vorlie- Entscheidungen wertlos, wir werden sie nicht durch die Brille dieses Wissens betrachten – Wurm immer ein Signal für das, was unmittel- genden Situation hilfreich sind. Und wir wissen umsetzen und sind entsprechend frustriert. Bei und sich in Zukunft vielleicht mehr im Klaren bar gute Gefühle auslösen würde. Wir können nicht, auf der Grundlage welcher Vorstellungs- langfristigen Vorhaben muss der Wurm mit ins sind, dass unsere Beurteilung der Situation unseren Strudelwurm-Impulsen folgen und bilder allenfalls negative Intuitionen entstanden Boot, anders geht es nicht. Das Geheimnis, wie nicht immer so rational begründet ist, wie wir entscheiden uns für das, was im Unbewussten sind. Das Unbewusste hat ja nicht einfach Recht, kluge Entscheidungen zustande kommen, liegt meinen, sondern weitgehend auf unseren un- unmittelbar gute Gefühle auslöst. es beruht lediglich auf gemachten Erfahrungen, damit auf der Hand: bewussten Erfahrungen beruht. Es ist hilfreich, und diese Erfahrungen können uns auch behin- wenn wir uns dieser intuitiven Gefühle be- 2. Manchmal kommt der Wurm aber zu einer an- dern oder unpassend ausgelöst werden. Zudem Es besteht darin, beide Systeme und damit auch wusst werden. deren Situationsbeurteilung als der bewusste lebt der Strudelwurm im Hier und Jetzt und will die Vorteile beider Systeme zu nutzen. Dafür Verstand und fällt eine andere Entscheidung unmittelbar vorhandene Bedürfnisse befriedigen. müssen wir die bewusste analytische und die 2. Wenn mehrere Gehirne an einer Entscheidung als die Logik, beispielsweise wenn wir wissen, Langfristige Bedürfnisbefriedigung hat er nicht unbewusste intuitive Intelligenz zu synchronisie- beteiligt sind, wird diese sicher besser und dass ein medizinischer Untersuch notwendig im Blick. Wenn wir immer nur momentane Be- ren versuchen. Das bedeutet, dass sowohl die ausgewogener, jedoch nur dann, wenn eine ist, was dem Wurm aber nicht gefällt. Im Un- dürfnisse nach dem Lustprinzip befriedigen, sit- Impulse aus dem Unbewussten als auch Gedan- Kultur herrscht, in der Intuitionen Einzelner terschied zu Tieren haben wir Menschen dafür zen wir irgendwann in der Sackgasse. ken aus dem bewussten Verstand eine gleichbe- ernst genommen und gemeinsam rational eine spezielle Fähigkeit: Wir können unseren rechtigte Stimme haben und ernst genommen überprüft werden. Damit haben wir Zugriff Wurm mit dem Verstand würgen. Wissen- Entscheiden mit dem bewussten Verstand werden. Es wird nach einer Entscheidung ge- auf viele und verschiedene Erfahrungsschätze, schaftlicher ausgedrückt: Mit dem Cortex kön- Vorteile: Entscheidungen sind rational begründ- sucht, die beidem gerecht wird. können aber leichter erkennen, was davon nen wir Impulse aus dem Unbewussten hem- bar und durchdacht. Auch langfristige Ziele blei- hilfreich ist. Ich plädiere für eine Teamkultur, men (ignorieren oder übergehen) zugunsten ben im Blick. Unabhängigkeit von diffusen mo- Wie machen wir das? In Entscheidungssituatio- in der – vor allem bei Entscheidungsfindungs- von vernünftiger oder langfristiger Planung. mentanen Gefühlen. nen lenken somatische Marker die Aufmerksam- prozessen – beide Intelligenzen gleichermas- Es gibt Entscheidungen, die muss man nur ra- keit automatisch auf heikle oder günstige Wahl- sen akzeptiert sind, gepflegt und geachtet tional angehen. Nachteile: Der bewusste Verstand hat eine be- möglichkeiten, auf die relevanten Elemente von werden. grenzte Kapazität. Wenn er Entscheidungen mit Szenarien. Das erleichtert uns die Durchmuste- Wichtig sind beide Arten von Entscheidungsfin- mehr als zwei Faktoren berücksichtigen muss, rung einer Fülle von Einzelheiten. Mit dem be- Wir haben jetzt immer von uns selber in Ent- dung, beides muss gelernt werden. Variante 1 kommt er an seine Grenzen und ist überfordert. wussten Verstand müssen wir dann aber über- scheidungssituationen gesprochen. Ich möchte bedingt, dass ich somatische Marker überhaupt Bei komplexen Entscheidungen sind deshalb un- prüfen, woher diese somatischen Marker kommen den Fokus aber auch noch auf unsere Klien- spüre, dass ich also über die Fähigkeit zur Selbst- ter Umständen nicht alle wichtigen Faktoren be- und ob sie für die gegenwärtige Entscheidungs- tinnen und Klienten richten. Nach den vorhe- wahrnehmung verfüge. Aber auch Variante 2 ist rücksichtigt. situation auch wirklich relevant und hilfreich rigen Ausführungen sollte klar geworden sein, wichtig, und wir tun unseren Kindern einen Ge- sind. Prozesse der rationalen Entscheidungsfin- dass unsere Entscheidungen für unsere Klientel, fallen, wenn wir ihnen beibringen, auch einmal Wenn es aber um Entscheidungen vor allem für dung werden durch somatische Marker also un- die ja meist auf Langfristigkeit angelegt sind etwas tun zu können, das nicht eigenen Bedürf- sich selber geht, fallen noch weitere Nachteile terstützt, jedoch nicht ersetzt. oder tief in ihre Persönlichkeit eingreifen, wertlos nissen entspricht. ins Gewicht: Dauerhafte Vernachlässigung eige- sind, wenn sich unsere Klientinnen und Klienten ner Bedürfnisse macht erwiesenermassen krank. Ich könnte an dieser Stelle jetzt einen Tag darü- nicht auch selber mit Unterstützung ihres Unbe- Aber Achtung: Beide Entscheidungsformen ha- «Chronische Wurmwürgung», wiederholte Miss- ber referieren, wie, auch mit welchen Hilfsmit- wussten für eine Massnahme entscheiden kön- ben Vorteile, aber auch ihre Tücken. achtung von eigenen Bedürfnissen, ist verant- teln, diese Synchronisierung genau bewerkstel- nen. Diese Entscheidung darf nicht nur vom 6 Integras – Tagung Plattform Fremdplatzierung 2014 Integras – Tagung Plattform Fremdplatzierung 2014 7
Nicole Bruggmann b ewussten Verstand her geschehen, sondern es vermittelt werden, wenn wir Klientinnen und Les secrets d’une décision judicieuse ist unbedingt notwendig, dass sie auch von ih- Klienten auf der Ebene des Unbewussten errei- rem Unbewussten unterstützt wird. Meistens ist chen wollen. es aber im besten Fall so, dass das Unbewusste unserer Klientel überhaupt nicht involviert ist Zum Beispiel: Weg mit seinen zukünftigen Folgen, Qui décide? Qui est concerné? und sie sich völlig passiv verhalten. Oder sie mit oder ohne Massnahme, in sehr bildhafter stimmen mit dem bewussten Verstand einer Ent- Sprache beschreiben, inkl. Vor- und Nachteile, scheidung zu, ihr Unbewusstes ist aber anderer ohne zu werten! So kann sich unsere Klientel ein Meinung und deshalb im Widerstand. klareres Bild ihrer Situation machen. Sie spüren Résumé s emaine de gestation, toutes les expériences besser, welcher Weg auch längerfristig wichtige importantes pour l’organisme et qui associe Was braucht es, damit Veränderungen gelingen? Bedürfnisse befriedigt und somit für sie sinn Lorsque nous sommes amenés à prendre des chaque expérience individuelle à un sentiment Wir brauchen nicht nur das «vernünftige, ge- voller ist. décisions, notre cerveau dispose pour l’essentiel de valeur. L’intelligence intuitive intègre très dachte Ja» ihres bewussten Verstandes, sondern de deux systèmes qui régissent nos actions dont rapidement, en réseaux parallèles, des quan- vor allem auch das «gefühlte Ja», das dann ent- Es ist also nicht hilfreich, nur an den bewussten les modalités de fonctionnement sont très diffé- tités énormes de données et dispose d’un mode steht, wenn das Unbewusste erkennt, dass eine Verstand der Klientinnen und Klienten zu appel- rentes. L’un des deux systèmes décisionnels – holistique de reconnaissance des modèles qui Entscheidung sinnvoll ist und auch wichtige un- lieren. Erst wenn unsere Klientel spürt, was ihr que l’on pourrait aussi appeler système d’appré fonctionne selon le principe des similitudes. bewusste Bedürfnisse berücksichtigt. Unsere Kli- Gewinn sein wird – wenn nicht kurzfristig, so ciation ou de classification – relève de l’intelligence Lorsqu’une image connue (ou un stimulus) entinnen und Klienten müssen einen persönlichen doch wenigstens langfristig –, lösen sich ihre analytique consciente et l’autre de l’intelligence émanant du monde extérieur est reconnue, le Sinn für sich spüren können. Wie kann aber das unbewussten Widerstände auf und sie sind zur intuitive inconsciente: cerveau active l’expérience qui lui est asso- Unbewusste erkennen und spüren, was sinnvoll Kooperation bereit. Und erst dann können un ciée et, parallèlement, le sentiment personnel ist? Erinnern wir uns: Wir sind vorwiegend von sere Entscheidungen bei unseren Klientinnen • L’intelligence analytique consciente (ap- de valeur qu’elle avait alors suscité. Celui-ci unserem Unbewussten gesteuert und das Unbe- und Klienten auch wirklich nachhaltig etwas Po- pelé par d’autres théories raison consciente, déclenche dans le corps un signal émotionnel wusste spricht eine Bilder- und Gefühlssprache. sitives bewirken. Das bedeutet für uns Fach logique ou ratio) entre en fonction au plus tôt qui nous indique si la situation nous plaît ou Wenn wir Klientinnen und Klienten eine Mass- personen natürlich einen Mehraufwand und es à l’âge d’un an et demi; développée au mieux non. Par conséquent, ce processus d’inté nahme verordnen, ist für uns Fachpersonen meist bedingt auch, dass wir selber den möglichen de ses capacités, elle permet de venir à bout gration inhérent au système inconscient ne klar und vermeintlich «selbstverständlich», was Gewinn und die Vorteile einer Massnahme ken- des tâches les plus complexes et d’accomplir produit que des impulsions émotionnelles der Zweck und der Vorteil dieser Massnahme nen. Ich bin aber überzeugt, dass sich dieser des performances maximales. Elle intègre diffuses et imprécises («sentiment viscéral», oder Veränderung ist. Unser Klientel sieht aber Mehraufwand lohnt und langfristig bei weitem lentement et successivement, l’une après l’autre intuition). Inconsciemment, les situations sont im wahrsten Sinne des Wortes nicht ein, was dies auszahlt! (de manière analogue, sérielle, séquentielle) toujours évaluées en fonction des sentiments ihnen bringen soll, weil sie sich kein Bild der Kon- chaque information reçue et un nombre de agréables ou désagréables qu’elles suscitent sequenzen einer Entscheidung machen können. Treffen Sie also in Zukunft für sich möglichst données limitées. Il résulte de ce processus dans l’immédiat. Aussagen wie «Das ist für Ihre Zukunft wichtig!» kluge Entscheidungen – und helfen Sie Ihren d’intégration des idées précises, formulables sind abstrakt und nicht abbildbar und können Klientinnen und Klienten, auch für sich kluge en mots. L’intelligence analytique évalue les Étant donné que notre inconscient fonctionne vom Unbewussten deshalb nicht «erkannt» und Entscheidungen zu treffen. situations en fonction de critères logiques et beaucoup plus vite que la raison consciente, et verstanden werden. Oder die Klientinnen und les juge soit justes soit fausses. L’activation en outre sans efforts, ce sont avant tout des Klienten haben negative Bilder und Befürchtun- de ce système nécessite toutefois des efforts impulsions inconscientes qui pilotent nos prises gen im Kopf und lehnen eine Massnahme des- Literatur et s’avère sensible aux perturbations; son de décisions. Il serait particulièrement bénéfique, halb ab. fonctionnement dépend des dispositions per- notamment lorsque nous prenons des décisions Damasio, A. (1995). Descartes’ Irrtum. Paul List sonnelles du moment, des circonstances exté concernant nos clients, que nous ayons conscience Verlag, München Das Unbewusste unserer Klientel braucht also rieures et de la présence de conditions envi- du fait que les motifs sur lesquels se fonde notre realistische Informationen über die Konsequen- ronnementales optimales. évaluation de la situation ne sont pas toujours zen einer Entscheidung. Deshalb ist es für sie • L’intelligence intuitive inconsciente, en aussi rationnels que nous croyons, mais qu’ils dé hilfreich, wenn wir die Zusammenhänge aus- revanche, est très stable, fiable et guère per- coulent dans une large mesure de nos expéri sprechen und unsere Gedanken transparent ma- turbable, elle fonctionne automatiquement et ences inconscientes. Seule une prise de conscience chen. Und diese Informationen müssen bildhaft sans efforts. Elle a recours à la mémoire émo- de nos sentiments inconscients et leur évalua- tionnelle du vécu qui engrange, dès la 5e tion par notre intelligence analytique du point 8 Integras – Tagung Plattform Fremdplatzierung 2014 Integras – Plate-forme de placement extrafamilial 2014 9
de vue de leur utilité présente nous permet de Stefan Blülle savoir si nos expériences passées nous aident également à jauger la situation actuelle. Les Kinder und Jugendliche platzieren – secrets d’une décision judicieuse résident dans la synchronisation de l’intelligence analytique Ein Handlungsleitfaden für platzierungs- consciente avec l’intelligence intuitive incons- ciente! begleitende Fachpersonen Si l’on veut que les mesures aient réellement un impact positif et durable chez nos clients, il est important que ces derniers puissent à leur tour Einleitung 1. Wo steht die Kinder- und décider d’y adhérer. Or, cette acceptation ne doit Jugendhilfe in der Schweiz? pas relever de leur seule raison consciente, mais Bereits 1996 hatte Integras einen Leitfaden für elle nécessite obligatoirement le soutien de leur ausserfamiliäre Platzierung herausgegeben. Er Heime und Pflegefamilien gehören zur Kinder- inconscient. L’inconscient de notre clientèle a war über all die Jahre gefragt und wurde an und Jugendhilfe, dem Handlungsbereich des besoin, afin que ce «oui ressenti» puisse émer- Fachhochschulen als Grundlage genutzt. Der Wohlfahrtsstaats – und da zitiere ich Prof. Stefan ger, d’informations transmises de façon aussi Leitfaden war aber inzwischen in verschiedener Schnurr – der zusätzlich zur Schule und zusätz- imagée que possible; c’est ainsi qu’il parvient Hinsicht veraltet. lich zu privaten Leistungen von Familien und à reconnaître qu’une décision est judicieuse et Verwandtschaftssystemen die sozialen Bedin- qu’elle répond en plus à des besoins incons- Anfang 2012 trafen wir uns als neue Redaktions- gungen des Aufwachsens von Kindern und Ju- cients essentiels. Dès lors que nos clients sentent gruppe bei Integras, um einen neuen Leitfaden gendlichen gestaltet. (Schnurr 2012). Was aber quel bénéfice ils pourront retirer d’une mesure in Angriff zu nehmen und diesen so zu gestalten, ist die Kinder- und Jugendhilfe? Die Antwort ist – si ce n’est à court terme, du moins à long dass er insbesondere die Verpflichtungen der einfach: die Kinder- und Jugendhilfe im Sinne terme –, leurs résistances se lèvent et ils se UN-Kinderrechtskonvention aufnimmt und ne- einer kohärenten Struktur gibt es in der Schweiz montrent disposés à coopérer. ben der Aufgabenbeschreibung der zuweisenden nicht – dies etwa im Gegensatz zu unseren und platzierungsbegleitenden Fachpersonen deutschsprachigen Nachbarländern. Das betrifft auch Perspektiven der pädagogischen Praxis ein- die Ebene der Gesetze, die der institutionellen bringt. Ausgestaltungen, der professionellen Zuständig- keiten, des methodischen Handelns und der die- Nun liegt der Leitfaden vor. Er bildet ein Stück sem zugrundliegenden Rollenverständnisse. aktuelle Wirklichkeit ab und enthält Vorschläge dazu, wie wir in dieser Wirklichkeit kompetent Wir haben mit dem revidierten ZGB zwar ein handeln können. Ich werde Ihnen heute acht starkes Anordnungsgesetz erhalten, das zum Tra- ausgewählte Schwerpunkte aus meinem Leit gen kommt, wenn Kinder erheblich gefährdet faden-Beitrag vorstellen, mit Bezügen zu den sind, aber es fehlt ein Leistungsgesetz, das den Beiträgen der Co-Autorinnen und -autoren. Ich Zugang zu Hilfeleistungen garantiert, wenn die tue dies exemplarisch, fragmentarisch, nicht ab- Kinder (noch) nicht unmittelbar gefährdet sind schliessend. Dabei gehe ich inhaltlich weiter als (Blülle / Schnurr 2013). Diese Ausgangslage un- der Buchtext und formuliere mögliche Ziele für terstützt eine Sichtweise, die stärker auf Anord- eine zukünftige Denkweisen und Handlungs nung und Zwang eingestellt ist «als auf Erzie- praxen. hungspartnerschaften zwischen Erziehenden, Fachpersonen und Behörden / Fachstellen», «Zu- Ich beginne mit dem ganz grossen Rahmen der gänge zu früh einsetzenden (…) Leistungen im Kinder- und Jugendhilfe als Ganzes: Modus der Vereinbarung oder als Antwort auf aktive Nachfrage sind strukturell erschwert» (Blülle / Schnurr 2013). Das Prinzip der Subsidia- 10 Integras – Plate-forme de placement extrafamilial 2014 Integras – Tagung Plattform Fremdplatzierung 2014 11
rität kann daher de facto nur eingeschränkt zur intensiv sind, werden sie durch Fachdienste im mehrt zwischen Leistungsalternativen abwägen. Ziele Anwendung kommen. In Deutschland etwa ist Sinne von Fallführung (Case Management) indi- Diese entstandenen Alternativen haben aber auch • Wir verstehen die Platzierungsangebote als die Anlage genau umgekehrt: Es gibt ein Leis- ziert und begleitet. Auswirkungen auf den Auftrag der Heime und Teile im Gefüge der Leistungen der Kinder- tungsgesetz und darauf basierende Angebote. Pflegefamilien, weil die Kinder und Jugendlichen, und Jugendhilfe. Nur wenn die Zugänge nicht einvernehmlich ge- Mit dem Leistungskatalog wird vorausgesetzt, die heute platziert werden zum Teil andere Ver- • Wir beschreiben die Lebensgeschichten unse- schaffen werden können, verpflichtet das Fami- dass ambulante Alternativen zu Platzierung ver- haltenswiesen zeigen als früher. Die Heime sind rer Klientel einschliesslich der «Gründe und liengericht die Klientel zur Inanspruchnahme der fügbar sind, und dass Kinder und Eltern im Vor- aufgefordert, vermehrt die eigenen pädagogischen Ziele der Platzierung» so, dass ihre Würde ge- Leistungen. feld von (teuren) ergänzenden Hilfen Beratung Angebote mit externen Leistungen zu verknüpfen, wahrt bleibt. und Unterstützung zur Bewältigung allgemeiner Mischformen und Übergänge zu gestalten. Die regionalen Unterschiede sind in der Schweiz Herausforderungen und schwieriger Lebens erheblich. Viele Angebote haben sich situativ lagen erhalten. Das führt mich zu einer weiteren Frage, nämlich 3. Welche Platzierungsangebote entwickelt. Gross sind die Unterschiede auch bei zu der, in welchem Narrativ wir über Platzierung sind verfügbar? den fallführenden Stellen, den Diensten also, die Diese Voraussetzung ist aber vielerorts erst sehr sprechen. Anders gefragt: In welchen Begrün- Platzierungen begleiten. Da haben wir speziali- begrenzt erfüllt. Etwas überspitzt lässt sich sa- dungsmustern beschreiben wir Platzierungsindi- Die Unterbringungsmöglichkeiten sind heute stark sierte und polyvalente, grosse und kleine, auf gen, dass Platzierungen lange Zeit die einzige kationen? ausdifferenziert. Jedes Heim beschreibt seine freiwillige Vereinbarung mit den Klientel oder faktisch verfügbare Hilfeform und damit das • Das Kind ist platziert,weil ihm seine Familie Zielgruppe wie auch sein Auftragsverständnis in auf Anordnung basierende, etwas besser oder eigentliche Rückgrat der Kinder- und Jugendhilfe nicht ausreichend Rückhalt, Schutz und För eigenen Begrifflichkeiten. Das spiegelt sich etwa ganz knapp ausgestatte Dienste. Je nachdem waren und bis zu einem gewissen Grad auch derung zu geben vermag. Es findet ein alter- auf der Heimliste der Interkantonale Vereinba- sind von diesen Stellen sehr unterschiedliche heute noch sind. Es gab – und gibt teilweise natives Zuhause! rung für soziale Einrichtungen (IVSE). Zwar sind Leistungsphilosophien und demnach auch unter- heute noch – wenig Alternativen. Aufsuchende • Das Kind verhält sich problematisch. Es lebt die Angebotsbezeichnungen gut verständlich, schiedliche Zugänge zu erwarten. Familienarbeit begann sich erst seit Ende der im Heim, um anders zu werden, als es heute aber sie entsprechen keiner übergeordneten 1990er Jahre zu verbreiten. Sozialdienste und ist. Das Heim ist eine Art Klinik. Systematik. Eine einigermassen aussagekräftige Ziele Jugendsekretariate führten zwar Beratung als • Das Kind wird platziert, weil eine spezifische Platzangebots-Statistik ist daher nicht möglich, • Die Kantone orientieren sich an einem über- Angebot, konnten – und können – dieses Ver- FörderForm nur stationär verfügbar ist und für die zuweisende Fachpersonen ist das geordneten Katalog an Grundleistungen (Bun sprechen aber wegen hoher Fallzahlen und an- • Sowie Kombinationen dieser Begründungs System-Verstehen nicht ganz einfach. Im Leit desrat, 2012) derer Aufgabenprioritäten nur punktuell einlösen. ansätze. faden schlägt Karl Diethelm Dimensionen vor, • Die Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe Diese Tatsachen spiegeln sich auch in den Budgets anhand derer eine systematische Zuordnung er- werden in den einzelnen Kantonen ganzheit- der Kinder- und Jugendhilfe. Im Kanton Basel- Die Art und Weise, wie wir Fremdplatzierungen folgten könnte. Die Kantone Basel-Stadt und lich geplant und koordiniert Stadt gehen im Bereich der ergänzenden Hilfen generell und im Einzelfall begründen, hat ge- Basel-Landschaft pflegen seit vielen Jahren eine • Eltern und Kinder erhalten ein Recht auf Leis- zur Erziehung etwa 9 von 10 Jugendhilfe-Fran- wichtige Implikationen: angefangenen bei den bewährte Systematik und Statistik. Auch andere tungen der Kinder- und Jugendhilfe «unter- ken in die stationäre Kinder- und Jugendhilfe. sozialpolitischen Legitimationsmustern (Bsp: Kantone tun dies, aber eben in eigenen Kate halb der Schwelle manifester Gefährdung des «Justizheim»), über die Selbstkonzepte, die an gorien. Kindeswohls» (Blülle / Schnurr 2013) In den vergangen Jahren hat sich die Landschaft die Kinder einerseits, an die Familien anderer- aber doch deutlich verändert. Die Sensibilität für seits vermittelt werden, bis hin zu den Einstel- Diese Ausdifferenzierung schliesst mit ein, dass alle Formen der Kindeswohlbeeinträchtigung ist lungen und Motivationen, die Eltern und Kinder die meisten Heime nur für eine begrenzte Lebens 2. Welche Bedeutung hat stark gewachsen. Wir haben seit den 1990er Jah- zur biografischen Tatsache der Platzierung ent- phase der Kinder und Jugendlichen und/oder nur Platzierung als Teil der Kinder- ren viele Initiativen im Frühbereich. Schulsozial- wickeln. Beschreibungen von Lebenswirklichkeit für einen bestimmten Auftrag – etwa Abklärung und Jugendhilfe? arbeit wurde breit eingeführt. Angebote für so- sind immer sozial konstruiert. Platzierungsver- – zuständig sind. Das führt zur Notwendigkeit zialpädagogische Familienbegleitung wurden antwortliche sind an den Erzählweisen der Le- von Umplatzierungen. Wir haben also damit Nach dem erwähnten Leistungskatalog der Kin- ausgebaut. Die Schulen entwickeln ein integra- bensgeschichten beteiligt. Sie tragen dabei eine einen systemimmanent angelegten Faktor der der- und Jugendhilfe gehören die Platzierungen tives Verständnis im Umgang mit behinderten grosse Verantwortung, weil diese Geschichten Diskontinuität– und das gegenüber Kindern, die zu den ergänzenden Hilfen zur Erziehung. Mit und auffälligen Kindern. Die Schnittstelle Schule- für die Klientel zu subjektiver Wirklichkeit wer- meistens im Leben schon sehr viel Diskontinuität «ergänzend» ist das komplementäre Verständnis Berufseinstieg wird systematisch gepflegt. Die Ver den können. erfahren haben. Etwa jedes dritte der platzierten dieser Hilfen angesprochen: komplementär zu fügbarkeit der breiteren Leistungsangebote stellt Kinder ist ein- oder mehrmals umplatziert wor- Leistungen, die die Eltern und das soziale Umfeld neue Anforderungen an die Fallführung der zuwei den. Bei kleinen Kindern wissen wir aus den erbringen können. Da diese Leistungen kosten- senden Dienste. Diese können und müssen ver- Erkenntnissen der Bindungsforschung, welche 12 Integras – Tagung Plattform Fremdplatzierung 2014 Integras – Tagung Plattform Fremdplatzierung 2014 13
nachteiligen Konsequenzen unzuverlässige Be- 1. Diagnose und Indikation sind Prozesse, die Sozialdienst durchgeführte – allerdings nicht sonders bei Familienplatzierungsorganisationen. ziehungsabbrüche haben. Bei grösseren Kindern möglichst partizipativ mit den Betroffenen ge- nur auf Platzierungen beschränkte – Studie Im Leitfaden spiegelt sich das im Bericht von und Jugendlichen ist bis dahin noch kaum be- staltet werden sollen. Dies ist übrigens auch hat gezeigt, dass Alternativen wohl meist dis- Andrea Keller. forscht, welche Wirkungen Umplatzierungen das zentrale Merkmal des Hilfeplangedankens kutiert, aber nur selten dokumentiert werden. letztlich haben. im deutschen Kinder- und Jugendhilferecht. Das grundsätzliche Dilemma liegt darin, dass wir Die wenigen Studien, die es zum Erfolg von Ziele entweder sehr viele Rollenträgerinnen und -trä- Auch bei den Pflegefamilien sind die Angebote Platzierungen gibt, weisen darauf hin, dass • In der Schweiz sind evidenzbasierte Instru- ger haben, die sich in ihrem Zuständigkeits- oder komplex geworden. Jede Pflegefamilie orientiert der Grad der Partizipation der jungen Men- mente zur Beurteilung des Kindeswohls und Nichtzuständigkeitsverständnis überschneiden sich aufgrund ihrer Lebenslage, den eigenen Vor- schen und der Eltern am Platzierungsprozess des Hilfebedarfs verfügbar und in Anwen- und sich möglicherweise gegenseitig behindern, stellungen und dem gegebenen Markt, als was den Erfolg der Hilfe beeinflussen (Gabriel et. dung. Sie beinhalten: 1. die relevanten Dimen- oder aber dass wir uns auf wenige Rollen be- genau sie sich in Bezug auf die Aufnahme eines al. 2007). sionen von Kindeswohl; 2. die Gestaltung des schränken, damit aber Interessenskollisionen Kindes versteht. Insgesamt haben das Auftreten 2. Indikationsprozesse sind ergebnisoffen anzu- Abklärungs- und Indikationsprozesses; 3. die oder einseitige Parteilichkeiten in Kauf nehmen. und die starke Verbreitung der Familienplatzie- gehen. Fremdplatzierung ist dabei ein mög Anforderungen an die Sachverhalts- und Pro- Wie können wir zu Rollen finden, die funktional rungsorganisationen starke Impulse gesetzt. Es liches Ergebnis, das wir aber erst am Schluss zessdokumentation. sind und die sowohl zu Vertrauen der Klientel in hat gezeigt, dass Familien sehr tragfähig sein des Verfahrens kennen. Ergebnisoffenheit kön • Voraussetzung für die Finanzierung und ggf. die Fachpersonen als auch der Fachpersonen un- können, wenn sie eng in unterstützende Struk- nen wir unter anderem dadurch unterstützen, Anordnung von Platzierungen ist die Einhal- tereinander führen? Dazu gibt es verschiedene turen eingebunden sind. Und es hat die Vorstel- dass wir die beiden Schritte Diagnose und tung dieser Standards. Wege. Einer davon ist, dass wir in der konkreten lung, dass Pflegeelternschaft nur als de facto Indikation auseinanderhalten. In der Diagnose Zusammenarbeit immer wieder gemeinsam reflek unentgeltliche Leistung moralisch zulässig ist, phase erfassen und beschreiben wir die Lebens tieren, wer wem gegenüber in welchem Auftrag in Frage gestellt. lage des Kindes und die auf das Kind zutref- 5. Welche Rollen sind im Kontext von und damit in welcher Art von Beziehung steht. fenden Schutz- und Risikofaktoren. Daraus Platzierungen erforderlich? Ein zweiter liegt darin, dass wir uns bezüglich der Ziele ergibt sich, in welchem Versorgungsbereich zentralen Rollen auf Kernprofile verständigen. • Es gibt eine landesweit gültige Systematik der ein Schutz-, Förder- oder Kompensationsbe Bei Fremdplatzierungen gibt es verschiedene be- Platzierungsangebote darf besteht. Erst im zweiten Schritt bestim- rufliche Rollen. Formal lassen sie sich unterschei- Ziele • Die Platzierungspraxis für Säuglinge und Klein men wir, welche Hilfeform diesem Bedarf am den bezüglich • Wir verfügen über allgemein akzeptierte Kern- kinder ist im Licht der Erkenntnisse der Bin- besten entsprechen kann. Dabei wägen wir a) der Adressatinnen und Adressaten des Han- profile der Rollen 1. der fallführenden (zu dungsforschung sorgfältig evaluiert die positiven und negativen Implikationen der delns der Rollenträger, zum Beispiel: das Kind, weisende, mandatsführende etc.) Person; • Formen der Gruppenpädagogik sind durch in- verschiedenen in Frage kommenden Hilfen ab. die Eltern, die Familie, das Heim, das grössere 2. der Erziehenden / erziehungsverantwort dividualisierende Erziehungsformen ergänzt 3. Indikationen auf Fremdplatzierung dürfen (Familien- und Hilfesystem) und lichen Person; 3. der Aufsichtsstellen; 4. der • Die Kriterien für stationäre Unterbringung mit nicht von Einzelpersonen allein gestellt wer- b) der Art der Beziehung, welche die Rollen Support-Dienste. interner Schule sind vor dem Hintergrund des den. Es braucht qualitätssichernde Verfahren. träger diesen Adressatinnen und Adressaten • Jedes platzierte Kind hat mindestens eine ex- integrativen Anspruchs der öffentlichen Schu- Peer-to-Peer-Rückversicherungen sind dazu gegenüber anbieten und eingehen, etwa: Ma- terne Vertrauensperson. len neu definiert. unzureichend, weil sie ein zu grosses Sugges- nagement, Beratung, parteiliche Interessen tivrisiko beinhalten. Für diese Forderung nach wahrnehmung, rechtliche Vertretung, Aufsicht, standardisierten 4-Augen-Verfahren gibt es Alltagsbeziehung etc. 6. Nach welchen Mustern 4. Wie kommen wir zur mehrere Gründe. Etwa die Eingriffsstärke, die kooperieren Fachpersonen und Indikation «Platzierung»? Kosten, aber auch der Umstand, dass platzie- Schon aus diesen Variablen – die Aufzählungen Klientel bei Platzierungen? rende Fachpersonen oft grossem Druck von sind nicht abschliessend – wird deutlich, dass Im Leitfaden äussern sich fast alle Autorinnen fachlichen Partnern und Klientel ausgesetzt sich ein grosser Raum für unterschiedlichste Rol- Neben den platzierungsvorbereitenden Abspra- und Autoren zur Frage der Indikationen. Alle sind sind. lendefinitionen und Rollenkombinationen öffnet. chen zwischen zuweisenden und aufnehmenden wir uns darin einig, dass die Indikationsstellun- 4. Indikationen sind zu dokumentieren. Auch Das schafft Gestaltungsmöglichkeiten, führt aber Stellen und Kennenlerngesprächen haben sich gen methodisch und kriteriengeleitet erfolgen die in Erwägung gezogene Alternativen zur auch zu Beliebigkeiten und lässt den Wunsch die sogenannten Standortsitzungen als äussere sollen. Die gewählten Zugänge ergänzen und Platzierung und deren Bewertung müssen aufkommen nach allgemein verbindlichen Vor- Form der Kooperation etabliert. Oft steht der Be- überschneiden sich. Vier mir wichtige Aspekte dokumentiert sein, denn nur so werden Ent- gaben dazu, wer was zu tun hat. Die Irritationen griff «Stao» fast als Synonym für Kooperation. möchte ich auflisten: scheidungsprozesse als solche auch später treten nach meiner Wahrnehmung am deutlichs- Die Form der meist grossen Hilfekonferenzen rekonstruierbar. Eine 2012 in einem grossen ten bei Familienplatzierungen hervor, ganz be- werden damit begründet, dass Transparenz ge- 14 Integras – Tagung Plattform Fremdplatzierung 2014 Integras – Tagung Plattform Fremdplatzierung 2014 15
währleistet ist, dass die Entscheidungen schnell In der Praxis beziehen sich die Ziele einer Ziel- haben, können zuweisende Sozialarbeitende eine Literatur getroffen werden können und dass die weitere vereinbarung oft auf Vorstellungen davon, was Brücke zwischen den verschiedenen Welten Planung effizient erfolgen kann. Solche Runden das Kind / der Jugendliche aus der Sicht der Päd- für die Kinder werden. Die Beziehung sollte so Blülle, S. / Schnurr, S. (2013). Wo steht die Kinder- und Jugendhilfe in der Schweiz? Jour fixe Familie beinhalten jedoch auch das Risiko, dass sich die agoginnen und Pädagogen lernen und anstreben gestaltet sein, dass immer wieder persönliche vom 5. Dezember 2013, Centrum für Familienwissen- Klientinnen und Klienten von der «Übermacht» müsste. Solche Ziele sind dann auch oft aus der Gespräche zwischen dem Kind und der platzie schaften. URL: http://www.famwiss.ch/veranstaltun- gen/vergangene-veranstaltungen/archiv-basel-2013/ der Fachpersonen unter Druck gesetzt fühlen. Perspektive auf bisherige Defizite heraus formu- rungsbegleitenden Fachperson stattfinden. Es ist Eltern wie auch Kinder und Jugendliche sind liert. Problematisch wird es, wenn pädagogische anzustreben, dass die platzierungsbegleitende Gabriel, T. / Keller, S. / Studer, T. (2007): Wirkungen erzieherischer Hilfen – Metaanalyse ausgewählter dann leicht disponiert, «Lösungen» vorschnell Erwartungen den Wünschen der Klientinnen und Person auch externe Vertrauensperson des Kin- Studien. Wirkungsorientierte Jugendhilfe. Band 03. vordergründig zuzustimmen, ohne sie nachvoll- Klienten übergestülpt werden, oder schlimmer: des ist. Auf diese Weise erhalten platzierte Kinder Schriftenreihe zum Modellprogramm des Bundesmi- ziehen und wirklich akzeptieren zu können. Sie wenn Kinder und Jugendliche manipuliert werden, und Jugendliche Gelegenheiten, sich über ihre nisteriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) zur Qualifizierung der Hilfen zur Erziehung fühlen sich manipuliert und bleiben innerlich die Erwartungen der Helfenden als ihre eigenen Alltagserfahrungen auszusprechen und gege durch wirkungsorientierte Ausgestaltung der Leis- ambivalent. Oder aber sie setzen sich gegen die Ziele zu bezeichnen. Insbesondere bei traumati- benenfalls auch unangenehme Erlebnisse, Miss- tungs-, Entgelt- und Qualitätsvereinbarungen nach §§ 78a ff SGB VII. Münster: Bundesministerium für «Lösungsangebote» der Helfenden zu Wehr, um sierten Kindern und Jugendlichen reaktiviert dies stände oder gar Misshandlungen im Vier-Augen- Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) den Preis, dann möglicherweise als unkooperativ alte Hilflosigkeitsgefühle und Ohnmachtserfahrun Gespräch mitzuteilen. Zudem stellen sich Kinder Integras (Hrsg.) Leitfaden Fremdplatzierung. qualifiziert zu werden. gen. Traumatisierte Kinder und Jugendliche, die und Jugendliche im Zug ihrer fortschreitenden Eigenverlag, Zürich häufig eine lange Geschichte von Misserfolgen Entwicklung die Frage nach dem Warum ihres Schnurr, S. (2012): «Grundleistungen der Kinder- Ziele hinter sich haben, sollten sehr behutsam, jedoch Platziert-Seins auch immer wieder neu. Sie sind und Jugendhilfe», in: Bundesrat (2012): Gewalt und • Ausgangspunkt für die Kooperationsformen gezielt, zu eigenen Zielfindungen ermutigt wer- darauf angewiesen, in der Auseinandersetzung Vernachlässigung in der Familie: notwendige Mass- sind die konkreten Erfordernisse des Einzel- den. Das Wort «Ziel» ist da vielleicht schon viel damit erwachsene Bezugspersonen zu haben, nahmen im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe und der staatlichen Sanktionierung – Bericht falls, (nicht die administrativen Funktionsprin- zu gross, und es wäre passender, Fragen zu stel- die ihre Herkunft und Lebensgeschichte kennen des Bundesrates im Erfüllung des Postulats Fehr zipien der Organisationen). Das bedeutet, dass len wie: Was ist dir wichtig? Was möchtest du und diese wertschätzend zu deuten wissen. vom 5. Oktober 2007, Bern Settings, Durchführungsorte, Moderationsver- lernen? Von wem wünschst du dir, dass er / sie antwortung, Planungszeiträume und Gegen- stolz auf dich ist oder dich toll findet? Und was Ziele stände / Themen der Kooperation vermehrt müsstest du tun, damit dies so wäre? Mit dieser • Platzierungsbegleitende Fachpersonen pflegen individualisierend zu gestalten sind. Haltung respektieren wir das Kind als Subjekt einen eigenständigen Zugang und Kontakt seiner eigenen Entwicklung. zum Kind / Jugendlichen – dies auch dann, wenn die Platzierung «unproblematisch» verläuft. 7. Was kann Partizipation bei Ziele Fremdplatzierungen beinhalten? • Wir unterscheiden stets klar zwischen den Zie- len der Kinder / Jugendlichen und den Forde- Zum Schluss «Partizipation» ist im Leitfaden gut vertreten. Ich rungen, Grenzen, Erwartungen und Wünschen habe es gezählt: insgesamt 57 Mal kommt der der Erwachsenen. Nun lade ich Sie ein, den «Leitfaden Fremdplat- Begriff vor. Alle Autorinnen und Autoren setzen • Wir ermöglichen bei Platzierungen Kindern, zierung» zu lesen. Es freut mich, wenn Ihnen sich mit der Frage der Beteiligung der Kinder am Jugendlichen (und Eltern) Wahlmöglichkeiten. Inhalte daraus für Ihre eigene Praxis nützlich Platzierungsgeschehen auseinander. Thomas Ga- Damit anerkennen wir sie als Expertinnen und werden. Und es freut mich ganz besonders, wenn briel hat dazu ein eigenes Essay beigetragen. Er Experten ihres eigenen Lebens. Sie die mit dem Leitfaden aufgenommene Diskus verweist auf das grundsätzlich asymmetrische sion zu Platzierungsfragen kritisch weiterführen. Machtverhältnis in Erziehungsprozessen. Dieses ist einerseits wegen der eingeschränkten Reife der 8. Wie viel externe Begleitung Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Heranwachsenden erforderlich. Es muss sich aber benötigen fremdplatzierte Kinder? stets situativ zeitlich und inhaltlich begründen. Einer meiner Anknüpfungspunkte an den Partizi Platzierungsbegleitende Fachpersonen unter- pationsgedanken ist die Frage, wie wir mit Kin- schätzen meist die Bedeutung, die sie im Leben dern und Jugendlichen zu Zielvereinbarungen der fremdplatzierten Kinder erhalten, wenn sie kommen. die Begleitung aktiv und aufmerksam gestalten. Wenn sie das Vertrauen der Kinder gewonnen 16 Integras – Tagung Plattform Fremdplatzierung 2014 Integras – Tagung Plattform Fremdplatzierung 2014 17
Stefan Blülle La troisième partie met l’accent sur le rôle et les Placement d’enfants et de jeunes diverses tâches des professionnels qui accom- pagnent les placements. Leur mission consiste Guide d’action destiné aux professionnels non seulement à poser des diagnostics avec soin, qui accompagnent les placements mais aussi à trouver des options de placements appropriées, à soutenir en permanence enfants, adolescents et parents dans leur recherche d’objectifs, à assurer une planification coopéra- tive des aides nécessaires afin d’atteindre les Résumé Un premier aspect consiste à jeter un coup d’œil objectifs, à co-aménager les transitions, à deve- sur le paysage de l’aide à l’enfance et à la jeu- nir et à rester des personnes de confiance pour Lorsque les parents ne sont pas en mesure nesse en Suisse, qui est d’essence fédéraliste. Ce l’enfant et à accompagner les parents de façon d’assumer leurs tâches éducatives ou que les sont les circonstances locales qui déterminent constructive. dysfonctionnements relationnels au sein de la quelles sont les prestations existantes, acces- famille ont pris de telles dimensions qu’ils en- sibles et finançables. L’introduction du nouveau travent le développement de l’enfant, les place- droit de protection de l’enfant et de l’adulte a ments en foyers ou en familles d’accueil offrent eu pour effet d’améliorer sensiblement le niveau aux enfants et adolescents un espace d’expé- de professionnalisme des procédures visant à riences propice à leur développement. Pendant ordonner des placements, et par conséquent de nombreuses années, les placements extra également la sécurité juridique de la clientèle. familiaux représentaient, faute de démarches L’autorité de protection de l’enfant et de l’adulte alternatives, le noyau de l’aide à l’enfance et à APEA est devenue, dans toute la Suisse, l’ins- la jeunesse. Aujourd’hui, l’éventail des actions tance qui fait autorité dans le domaine de la est plus large. Les exigences posées aux profes- protection de l’enfance. Cela amène d’autant sionnels chargés d’évaluer les situations de vie plus à se poser la question de savoir dans quelles des enfants et des jeunes, puis de déterminer, en circonstances il est possible et nécessaire de fonction de l’évaluation, les indications pour des convenir d’un placement en accord avec la fa- aides appropriées, sont d’autant plus élevées. mille et quand un placement doit être ordonné C’est particulièrement le cas lorsque des place- par l’autorité. ments sont envisagés. Le deuxième axe prioritaire concerne l’aménage Integras a publié un guide afin de permettre à ment participatif des processus d’assistance, tel toutes les parties concernées de mieux s’y re- que développé par exemple par les méthodes trouver. Les auteur-e-s abordent le thème des du diagnostic sociopédagogique, de la procédure offres de placement ainsi que des processus dé- concernant le plan d’aide ou de la gestion des cisionnels et manières de procéder qui s’avèrent cas. L’accord des personnes concernées sur les nécessaires. Dans son exposé, Stefan Blülle pré- prestations envisagées est reconnu comme un sente les éléments essentiels de son article dans facteur essentiel de réussite, tout particulière- le guide d’action destiné aux professionnels qui ment lors de placements. Le défi posé aux pro- accompagnent les placements. Cet instrument fessionnels accompagnants et chargés de dé contribue au succès de la coopération entre les cider d’une indication réside dans la nécessité parties impliquées dans un placement – enfants, d’obtenir la confiance de la famille du client ou parents et professionnels. de la cliente, et de lui ouvrir des perspectives qui lui permettent de concevoir le placement comme une démarche ayant du sens. 18 Integras – Plate-forme de placement extrafamilial 2014 Integras – Plate-forme de placement extrafamilial 2014 19
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