Gedankenräume Wissenschaftsvermittlung von Weltraum bis Wissens raum - Eine Verlagsbeilage der - Science Center Netzwerk

 
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Gedankenräume Wissenschaftsvermittlung von Weltraum bis Wissens raum - Eine Verlagsbeilage der - Science Center Netzwerk
14. Dezember 2013

Gedankenräume
Wissenschaftsvermittlung von
Weltraum bis Wissens°raum

Eine Verlagsbeilage der        in Kooperation mit
Gedankenräume Wissenschaftsvermittlung von Weltraum bis Wissens raum - Eine Verlagsbeilage der - Science Center Netzwerk
www.science-center-net.at

Editorial                                                                                            4                                                   7

Rûm „das nicht Ausgefüllte“, „freier Platz“ ist
die mittelhochdeutsche Wurzel unseres Wortes
Raum. Wir möchten in dieser Broschüre also Platz
machen und anspruchsvollen Themen der Wis-
senschaft Raum geben, die inspirieren und uns
in ihren Bann ziehen, vor allem weil sie es wert
sind, Teil unserer Alltagskultur zu werden. In dieser
Darstellung wird der Begriff folgerichtig erweitert
                                                                          15
auf Experimentier-Raum, Gedanken-Raum, Wis-
sens-Raum, Raum für Neugierige – und die Liste
von Verbindungen und Attributen ließe sich noch
fortsetzen.

Unter diesem Gesichtspunkt wird Raum als Konzept                                                                         17
und Inhalt thematisiert. Es geht um Wissenschafts-
vermittlung für Jung und Alt, die gelingt, wenn inte-

                                                                         Inhalt
ressante Themen in ihrer Ausdehnung, Breite und
Tiefe entfaltet werden. Anregungen zur Weiterbe-
schäftigung damit können so bei den NutzerInnen
und RezipientInnen anhaltend verankert werden.
Welche Wechselwirkungen bestehen zwischen sol-
chen Aktivitäten und den dafür genutzten Räumen?
Wir stellen ungewöhnliche (Raum)Konzepte und                              3 Räume in den Köpfen öffnen
aufsuchende Formate vor, die ihr Publikum über Of-                       		 Vorwort
fenheit und Einladung zur Teilhabe ansprechen, wie                        4 Gibt es eckige Seifenblasen?
zum Beispiel der „Wissens°raum“, einem gelungenen                        		 Neulich im Wissens°raum
Pilotprojekt des Vereins ScienceCenter-Netzwerk.
                                                                             7 Der Weltraum, unendliche Weiten.
In dieser Ausgabe widmen wir uns auch dem Welt-                          		Aktivitäten in der Weltraumwoche
raum als Überthema vieler Vermittlungsaktivitäten                          14 Räume sind mehr als Orte
des ScienceCenter-Netzwerks aus den Bereichen
Naturwissenschaft und Technik, um Vielfalt und
                                                                         16 Raum für Weiterentwicklung
                                                                         		 Fortbildungen
Breite des Netzwerks exemplarisch aufzuzeigen.
Dass der Verein ScienceCenter-Netzwerk seine                               18 VOICES for Innovation
Tätigkeiten nicht nur auf Österreich beschränkt,
                                                                           19 SEE Science, SEE Future
stellen wir anhand zweier Kooperationen auf euro-
                                                                         		 Neue geografische Räume für Kooperationen
päischer Ebene vor. Mit den engagierten EU-Pro-
jekten VOICES und SEE Science wird ein Schlag-                             20 Wissens°raum - Freiraum für Innovation
licht auf die Einbindung in die internationale Szene                     		Reflexionsevent
der Wissenschaftsvermittlung geworfen.                                     22 Exploratorium neu
Petra B. Preinfalk                                                         23 ScienceCenter-Netzwerk: über 130 PartnerInnen

    IMPRESSUM
    Titelbild: Handplanetarium von Wilhelm Schickard, vor 1631 (Nachbau 1977). Das Handplanetarium ist Teil der Ausstellung „Space“ des Technischen Museums in
    Wien, die bis Juni 2014 zu sehen ist. Schickard baute eines der ersten Handplanetarien, das Teil der Sammlung des Stadtmuseums Tübingen ist. Das Besondere
    an ihm ist die gleichzeitige Darstellung des geozentrischen mit dem heliozentrischen Weltbild. Foto: Technisches Museum Wien/Peter Sedlaczek
    „Gedankenräume, Wissenschaftsvermittlung von Weltraum bis Wissens°raum“ erscheint als kommerzielle Beilage zur Wiener Zeitung am 14. Dezember 2013
    Redaktion: Mag. Petra Bockenauer-Preinfalk mit Beiträgen von Dr. Barbara Streicher, des Teams und von NetzwerkpartnerInnen.
    ScienceCenter-Netzwerk, www.science-center-net.at
    Medieninhaber und Herausgeber: Wiener Zeitungs GmbH, Media Quarter Marx 3.3., Maria-Jacobi-Gasse 1, Geschäftsführung: Dr. Wolfgang Riedler,
    Marketing: Wolfgang Renner, Graphik und Design: Tatjana Sternisa, Druck: Niederösterreichisches Pressehaus, Druck- und Verlagsgesellschaft mbH, Gutenberg-
    straße 12, A-3100 St. Pölten

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Räume in den Köpfen öffnen

S
          eit Anbeginn der Menschheit übt    bislang unbekannte Materie zu gewähren.       Niederschwellige Angebote für den Zu-
          das Weltall auf uns Faszination    Im idealen Fall werden dadurch Räume          gang zu Wissenschaften und Technik
          aus. Könnte es damit zu tun ha-    und neue, vielleicht unerwartete Perspekti-   stehen seit über 7 Jahren im Zentrum
          ben, dass uns die Weite begeis-    ven geöffnet, die einer Person oder Grup-     der Aktivitäten des Vereins Science-
tert, die scheinbare Grenzenlosigkeit, die   pe ungeahnte Möglichkeit zur Entfaltung       Center-Netzwerk und seiner mittlerweile
wir gerne ergründen wollen und die uns       eigener Ideen und Kräfte geben. Raum          über 130 PartnerInnen bzw. Partneror-
der Unendlichkeit etwas näher bringt?        wird dann zum Freiraum, der Bewegung          ganisationen österreichweit. Mit unseren
Wissenschaft trägt dazu bei, Horizonte zu    ermöglicht und das vor allem in einem in-     Projekten wollen wir immer aufs Neue
öffnen und uns Einblicke und Einsichten in   tellektuellen Sinne.                          Einladungen zur Öffnung aussprechen,
                                                                                           zur Ausschöpfung der Potenziale jedes
                                                                                           oder jeder Einzelnen, im Sinne von Ent-
                                                                                           wicklung, Ausbau und Erweiterung des
                                                                                           persönlichen Zugangs zu bislang unbe-
                                                                                           kannten Inhalten.

                                                                                           Unser „Raumschiff“ ist die Neugier, mit
                                                                                           dem wir vor allem die Jungen und Jüngs-
                                                                                           ten anregen wollen, sich auf eine span-
                                                                                           nende Reise in intellektuelle Weiten zu
                                                                                           begeben und dieses Interesse in ihr Le-
                                                                                           ben begleitend mitzunehmen. Gerade im
                                                                                           ersten Lebensabschnitt ist eine ständige
                                                                                           Ausdehnung des eigenen „Universums“
                                                                                           nicht nur leicht möglich, sondern liegt
                                                                                           auch in der Natur der Dinge. Wollen wir
                                                                                           die EntdeckerInnen und ForscherInnen
                                                                                           für die Zukunft ausrüsten, müssen wir
                                                                                           ihnen schon heute in ihrem Wirkungsfeld
                                                                                           Möglichkeiten schaffen, sich selbst und
                                                                                           die eigenen Fähigkeiten auszutesten und
                                                                                           sich als in ihrem Wissen und Tun kompe-
                                                                                           tent zu erfahren. Für die Unterstützung
                                                                                           dabei bedanken wir uns bei unseren För-
                                                                                           dererInnen ganz herzlich und freuen uns
                                                                                           auf weitere gemeinsame Reisen in die
                                                                                           unendlichen Weiten des Wissens.

                                                                                           Alles Gute und herzliche Grüße

                                                                                           Margit Fischer
                                                                                           Vorsitzende
                                                                                           Verein ScienceCenter-Netzwerk

  Der Verein ScienceCenter-Netzwerk dankt seinen UnterstützerInnen:
                                                                                                                                      Foto: Christian Fürthner

                                                                                                                                 3
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Neulich im Wissens°raum
Gibt es eckige Seifenblasen? – Petra B. Preinfalk

I
   n einer Atmosphäre zwischen Wohnzim-       Werkstatt für alle Neugierigen              „Armutsgrenze“, „Move on“ oder „SAAAA-
   mer und Werkstatt sind einige Kinder                                                   TELLIT“ anleiteten.
   eifrig dabei, die Frage zu ergründen, ob   Mit dem Projekt Wissens°raum ging der
   eckige Seifenblasen existieren. Erwach-    Verein ScienceCenter-Netzwerk gezielt in    Die Wissens°raum-BesucherInnen konn-
sene kommen dazu und entdecken eben-          die Wohnumgebung der BesucherInnen.         ten an Modellen einzelnen Phänomenen
falls die minimalen Flächenausdehnungen       Sie waren bei freiem Eintritt eingeladen,   nachgehen oder führten selbst einfache
eines Körpers, indem sie Drahtformen in       sich informell und interaktiv mit wissen-   Experimente durch. Sie untersuchten etwa
Seifenlauge tauchen und fasziniert die Er-    schaftlichen und technischen Fragestel-     mit bunten Flüssigkeiten gefüllte Flaschen
gebnisse betrachten. Überrascht stellen sie   lungen zu beschäftigen. Die Aktivitäten     untersuchen, die die Phasengrenze zwi-
fest, dass es im Wissens°raum keine be-       stellten PartnerInnen des ScienceCen-       schen Wasser und Öl zum Thema machen
sonderen Voraussetzungen dafür braucht,       ter-Netzwerks zur Verfügung und dieses      oder bauten Flüssigkeitentürme und lotet-
außer der eigenen Neugier – egal, welches     Angebot wurde laufend von zwei einge-       en dabei die unterschiedliche Dichte von
Alter und welches Geschlecht man hat oder     schulten ExplainerInnen (VermittlerInnen)   Lösungen und Gegenständen aus.
in welcher Sprache man versucht, Antwor-      betreut, die auch Diskussionsspiele wie
ten darauf zu finden. Dieses Szenario wie-
derholte sich von April bis November 2013
in drei verschiedenen Bezirken in Wien, im
Wissens°raum, den der Verein Science-         Den größten Erfolg des Wissens°raums sehe ich darin,
Center-Netzwerk mit seinen PartnerInnen       dass wir es tatsächlich geschafft haben, viele Menschen aus
ins Leben gerufen hat. Leerstehende Ge-
schäftslokale wurden für jeweils knapp acht
                                              bildungsbenachteiligten Gruppen anzusprechen.
Wochen mit neuem Leben erfüllt.               Heidrun Schulze, Projektleiterin

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Der Wissens°raum boten Möglich-           Das nächste Mal, wenn ich
keiten, gemeinsam zu diskutieren, zu
experimentieren und Unerwartetes zu       Wasser koche, denke ich                   Wissens°raum, ein
entdecken. Spielerisch wurden Be-         bestimmt daran, dass                      Projekt des Vereins
reiche wie Umwelt, Gesundheit, Le-                                                  ScienceCenter-Netzwerk
bensqualität und Mobilität in der Stadt
                                          Temperaturunterschiede zu
                                                                                    Leerstehende Geschäftslokale in
thematisiert. In lockerer Atmosphä-       Strömungsbewegungen                       Wien wurden für jeweils 8 Wo-
re und unabhängig von ihrem Wis-
sensstand schufen die NutzerInnen
                                          führen.                                   chen zu Orten für Entdeckungen
                                                                                    und Experimente.
selbst Bezüge zu ihrem Alltag und         Edina, eine Jugendliche
                                                                                    Ein Gratisangebot für Menschen
entdeckten ganz nebenbei Neues. So
                                                                                    jeden Alters, im Jahr 2013:
auch Edina, eine Jugendliche, die es
spannend fand, an der Station „Wa-                                                  16. Bezirk
benzellen“ die Strömungsbewegung          des BORG Vereinsgasse in einem            Ottakringerstraße 68
durch Temperaturunterschiede nach-        Workshop Kinder beim Bau von Mu-          18. April – 10. Juni
zuvollziehen: In einer Pfanne wird ein    sikinstrumenten an. Es entstanden         2. Bezirk
Gemisch aus Öl und Aluminiumpulver        bekannte und ungewöhnliche Musik-         Volkertplatz/ Rueppgasse 26
erhitzt, wodurch sich ein Zellenmuster    instrumente aus Alltagsmaterialien,       20. Juni– 17. August
bildet und das physikalische Phäno-       und Schallwellen wurden erfahrbar         15. Bezirk
men Konvektion erkennbar wird, bei        gemacht. Kennenlernen konnte man          Schwendergasse 30
dem Wärme zu einer aufsteigenden          auch Arbeitsmethoden der Archäolo-        3. Oktober – 30. November
Strömung führt.                           gie, wenn mittels eines sogenannten       Die Experimente, Spiele und
                                          „Abklatsches“ die alte griechische In-    Präsentationen im Wissens°raum
Wissenschaft und Technik zum              schrift eines Steines auf Papier über-    wurden vom Verein und von
Angreifen und Begreifen                   tragen wurde.                             PartnerInnen des ScienceCenter-
                                                                                    Netzwerks zur Verfügung gestellt:
Die Wissens°räume boten im sozialen       In Technik-Workshops galt es, Fahr-       Experimentierwerkstatt Wien,
Nahraum hands-on einen leichten,          zeuge zu bauen, tragfähige Brücken zu     EXPI-Treffpunkt Physik, Förder-
einfachen Eintritt in die Welt der Wis-   konstruieren oder das Innenleben alter    kreis Der Orion, Happy Lab, Haus
senschaft und Technik. In Workshops       Elektrogeräte zu erforschen. Großer       der Mathematik, Hephy, Österrei-
und interaktiven Stationen gab es –       Beliebtheit erfreute sich ein Workshop,   chisches Museum für Volkskunde,
über die Naturwissenschaften hinaus                                                 Open Science, Recycling Kosmos,
                                          in dem kaputte Computer zerlegt wur-
– auch Einblicke in andere Disziplinen.                                             Science Clip, Technisches Muse-
                                          den, um an ihr Innenleben zu kommen.
                                                                                    um Wien, Zoom u.v.m.
In der Themenwoche „Alles Musik!“         Unter fachkundiger Anleitung bauten
leiteten zum Beispiel SchülerInnen        die jungen TeilnehmerInnen die      »     Projektleitung:
                                                                                    Heidrun Schulze
                                                                                    Regionale Kooperationen:
                                                                                    Nicoletta Blacher - Kreative
                                                                                    Allianz
                                                                                    Logo- und CI-Entwicklung,
                                                                                    Gestaltungskonzept und Raumge-
                                                                                    staltung: Jeanette Müller

                                                                                    Projektsponsoren:
                                                                                                                            Fotos: SCN/ Esther Fischer, Petra B. Preinfalk

Experimentierwerkstatt Wien

                                                                                                                        5
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Bauelemente aus und erfuhren, wofür die-         genommen. Die jungen, betreuenden Ex-            machen, war selbstverständlich bei allen
se im laufenden Betrieb dienen. Unter dem        plainerInnen waren dabei wichtige Rollen-        Wissens°räumen der gleiche. Aufgrund sehr
Motto „Astronomie für den Alltag“ wurden         vorbilder und Bezugspersonen. Es gäbe            unterschiedlicher Voraussetzungen durch
Sonne, Mond und Sterne anschaulich erklärt,      einige Geschichten zu erzählen, von Be-          Lage und Größe der leeren Geschäftslo-
und Lichtbrechung, Mondphasen, Finster-          sucherInnen unterschiedlichen Alters, wie        kale entstanden jedoch Räume mit unter-
nisse und Sternbilder zum Thema gemacht.         den Mitgliedern eines Pensionistenchors,         schiedlichem Charakter – von einer Werk-
Geheimnisse im Miniformat entdeckten die         von Teenagern, die sich mit Begeisterung         statt- über eine Jugendzentrum- bis hin zur
                                                 den Workshopaktivitäten widmeten oder            Wohnzimmer-Atmosphäre.
                                                 anderen BenutzerInnen, die Experimentier-
                                                 Stammgäste geworden waren.
Ich weiß nicht – probieren wir
es aus! Isabella, 8-jährige Nachwuchs-           Über diese Auseinandersetzung entstan-           Ich bin Asam, Professor.
wissenschaftlerin
                                                 den Gedankenräume zum Experimentieren,           12-Jähriger türkischer Stammgast
                                                 die ein „Empowerment“ der NutzerInnen
                                                 ermöglichten. Menschen konnten sich im
                                                 Wissens°raum über die Beschäftigung mit
BesucherInnen, als sie die Welt durch die        Wissenschaft selbst als kompetent erleben.       Ein Erfolgsfaktor war zweifellos das
Linse betrachteten und herausfanden, wie         So stellte sich Asam, nach einigen Besu-         gute Zusammenwirken von lokalen Ein-
eine Zelle, eine Gewebe, Uhrwerkteile und        chen im ersten Wissens°raum ein Stamm-           richtungen, Initiativen sowie die Unter-
andere mitgebrachte Gegenstände unter            gast, schon bald als Professor vor und nahm      stützung durch Wirtschaft und Sponso-
dem Mikroskop aussahen.                          durch vielfaches Wiederholen der Experi-         rInnen, die letztlich auch eine Belebung
                                                 mente am Mikroskop jedes Detail in sich          der Umgebung der Wissens°räume zur
Raum für soziale Interaktion                     auf, um dann seinerseits andere bei ihrer        Folge hatte. Es gelang, einen Austausch
                                                 Entdeckungsreise zu unterstützen. Isabella,      im Grätzel zu schaffen, als attraktives
Wie die Begleitforschung nachwies, ist der       ein Kind im zweiten Wissensraum am Vol-          Kultur- und Freizeitangebot für alle Al-
Anspruch, mit solchen temporären Mini-           kertplatz, nahm einen typisch wissenschaft-      ters- und Sprachgruppen. Das zeigte sich
Science-Centern in die Wohnumgebungen            lichen Ablauf in ihr Repertoire auf. Auf die     nicht zuletzt in der Begeisterung, mit der
der BenutzerInnen zu gehen, und sie in ver-      Frage, ob sich Öl und Wasser mischen las-        sich eine bunte Schar Jugendlicher mit
trauter Umgebung zum informellen Lernen          se, entgegnete sie selbstbewusst: „Ich weiß      Graffiti an der Ausgestaltung der Räume
zu animieren, aufgegangen. Es gelang, neue       nicht – probieren wir es aus!“ Sie hatte eine    beteiligte.
Bildungsangebote zu schaffen, die keine          brauchbare Methode gelernt, Antworten auf
Berührungsängste aufkommen ließen und            ihre Fragen zu finden.                           Für das Jahr 2014 ist an eine Fortsetzung
mit ihrem aufsuchenden Format und ihrer                                                           dieser Erfolgsgeschichte gedacht. Über
Lage in den Wiener Bezirken 17, 2 und 15         Mini-Science-Center 3 x gleich                   die Potenziale der Wissens°räume für
explizit auch bildungsfernes Publikum an-        und doch 3 x anders                              verschiedene Einsatzgebiete diskutierten
sprachen, das im Wissens°raum interagierte.                                                       ExpertInnen Mitte November in Wien und
Der Wissens°raum am Volkertplatz wurde           Der Anspruch, durch informelles Lernen           waren sich einig: Wissens°räume sind
vor allem von Kindern und Jugendlichen           und interaktives Erleben technisch-wis-          auch Freiräume. (siehe dazu den gleich-
als ‚ihre‘ Werkstätte und ihr Zuhause an-        senschaftliche Phänomene zugänglich zu           namigen Artikel in dieser Ausgabe) . 

Bild links: Aneignung des Raums durch Graffiti willkommen, Bild rechts: Phänomene werden für alle begreifbar

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Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2013.

„Dies sind die Abenteuer     Jahren eine willkommene      über 20 verschiedene          dungen, die es ohne die
                                                                                                                         Fotos: Jeanette Müller, SCN/ Petra B. Preinfalk, ESA

des Raumschiffs Enter-       Einladung, sich in andere    Aktivitäten an. Die Palette   Weltraumforschung nicht
prise, das mit seiner 400    Welten zu beamen. Mit        reichte von Ausstellungen     gäbe. Auf den folgenden
Mann starken Besatzung       Veranstaltungen im Rah-      und Aktionstagen über         Seiten einige Einblicke
5 Jahre unterwegs ist, um    men einer Schwerpunkt-       Workshops bis hin zu          in das Angebot der Welt-
fremde Galaxien zu erfor-    woche sollten Weltraum-      Spezialführungen, Lehr-       raumwoche. – Captain
schen, neues Leben und       Interessierte auf die Erde   kräftefortbildungen und       Kirk und seine Crew hät-
neue Zivilisationen.“        zurückgebracht werden.       Vorträgen. Die im Auf-        ten es zweifellos sehr faszi-
                             Unter dem Titel „Endlich     trag des BMVIT initiierte     nierend gefunden.
Mit dieser Ansage startete   be-greifbar: Weltraum“       Schwerpunktwoche fo-
jede Folge der Fernseh-      boten von 15. bis 24. No-    kussierte auf den Einfluss    Alle Details zur Weltraum-
kultserie „Raumschiff        vember 2013 die Partne-      des Weltraums auf unser       woche sind auch nachzu-
Enterprise“. Für die Zuse-   rInnen des ScienceCenter-    tägliches Leben und um        lesen unter www.science-
herschar seit den 1970er     Netzwerks österreichweit     die Techniken und Anwen-      center-net.at/weltraum

                                                                                                                     7
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Mit Lichtgeschwindigkeit durchs Universum

                                                       Mit den eigenen Augen vom              zuvor aus dieser Dimension
                                                       Weltraum aus auf die Erde              noch nie erkannt und am eige-
                                                       blicken – das war bis heute            nen Körper erfahren hat. Der
                                                       gerade einmal etwas mehr als           Deep Space, ein einmaliger
                                                       500 Menschen vorbehalten.              3-D-Präsentationsraum mit
                                                       Im Ars Electronica Center              Wand- und Bodenprojektionen
                                                       Linz konnten die Besuche-              auf jeweils 16 mal 9 Meter,
                                                       rInnen einen Hauch dieses              verwandelte sich zu einem
                                                       „Overview“-Effekts nacherle-           Observatorium mitten in der
                                                       ben – diesen tief greifenden           Stadt. Virtuelle Reisen führten
                                                       Moment, wenn man aus die-              weit über die Planeten unseres
                                                       ser einzigartigen Perspektive          Sonnensystems hinaus bis hin
                                                       zum ersten Mal den blauen              zu ferne Galaxien und ermög-
                                                       Planeten in seiner Gesamtheit          lichten den BesucherInnen,
                                                       betrachtet und sich Verbin-            sich selbst ein Bild über unse-
                                                       dungen eröffnen, die man               re Lebenswelt zu machen.

Die Weltraumhalle im Haus der Natur

Die im deutschen           Modell der Landefähre           Gewicht wird auf den
Sprachraum einzigartige    „Eagle“ zu sehen. Weiters       beliebten Planetenwaagen
Weltraumhalle im Haus      können die Zukunfts-            erfahrbar gemacht.
der Natur in Salzburg      vision einer Stadt im
präsentiert Meilensteine   Weltraum, die spekta-           Seit ihrer Einrichtung
der Geschichte der         kuläre Computeranima-           wird die Weltraumhalle
Raumfahrt und führt        tion eines verheerenden         immer wieder den neues-
die Besucherinnen und      Meteoriteneinschlages           ten Erkenntnissen ange-
Besucher bis an die        und detailreiche Groß-          passt und erweitert. Im
Grenzen des bekannten      modelle verschiedenster         Jahr 2013 wurde etwa die
Universums. Besonderes     Raumfahrzeuge von der           Foto-Ausstellung „Salz-
Highlight der Ausstel-     Mercury-Raumkapsel des          burg blickt ins Univer-
lung ist die lebensgroße   Weltraumpioniers John           sum“ integriert, sie zeigt
Darstellung der ersten     Glenn bis zum Space             spektakuläre Fotografien
Schritte eines Menschen    Shuttle erlebt werden.          der Astronomischen Ar-
auf dem Mond. Neben        Der Zusammenhang zwi-           beitsgemeinschaft am
dem Astronauten ist ein    schen Gravitation und           Haus der Natur.

Himmelskörper unter der Lupe

                           Das ÖAW-Institut für Welt-         gen für die Entwicklung welt-     wurde die Laserstation des
                           raumforschung (IWF) in Graz        raumtauglicher Messgeräte         IWF für BesucherInnen ge-
                           bot ein abwechslungsreiches        haben. Das Highlight war          öffnet und in Kooperation
                           Programm für Neugierige            eine Spritztour der besonde-      mit der Uni Graz eine astro-
                           aller Altersgruppen. Die           ren Art: die ferngesteuerte       nomische Führung mit Blick
                           jüngsten Gäste durften einen       Fahrt mit dem Modell eines        durchs Teleskop angeboten.
                           Blick in die Labors werfen         Mars Rovers über die Ober-        Die Erforschung des Weltalls
                           und erfuhren, wie man die          fläche des Roten Planeten.        fasziniert die Menschheit seit
                           Magnetfelder von Erde & Co.                                          uralten Zeiten. Das IWF will
                           misst. Sie nahmen die Ober-        Jugendliche und Erwachse-         diese Faszination vor allem
                           fläche unterschiedlicher Him-      ne konnten in Vorträgen ihr       an junge Menschen weiterge-
                           melskörper unter die Lupe          Wissen über (Exo-)Planeten        ben und so den natürlichen
                           und fanden heraus, welche          und Kometen vertiefen. Am         Forscherdrang und das tech-
                           Bedeutung Vakuumtestanla-          Observatorium Lustbühel           nische Interesse fördern.

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SPACE – die Weltraumausstellung

Wer schon immer mal           eigens für die Ausstellung
einen Flug in den Welt-       als Modelle hergestellt
raum wagen wollte, findet     wurden wie die interaktive
in SPACE die Chance           Station „Mars Rover“ oder
dazu. Raketen stehen zur      der „Space Curl“ zum Erle-
Mondlandung bereit, ein       ben der Schwerelosigleit.
Marsrover erkundet den
roten Planeten und eine       Noch bis Juni 2014 steht
Raumstation vermittelt das    das Technische Museum
Leben im All.                 Wien ganz im Zeichen des
                              Weltalls. SPACE zeigt die
Die Ausstellung im Tech-      Entwicklung der Raum-
nischen Museum Wien           fahrt von den Anfängen
zeigt auch den Alltag der     bis zu visionären Ideen der
AstronautInnen und lässt      Gegenwart. Historische
Blicke zur Erde und in        Objekte stehen dabei
Richtung der fernsten         aktuellster Forschung ge-
Galaxien schweifen. Rund      nauso gegenüber wie einer     Vermittlungsprogramme          wegs“, „Weltraum-Station –
150 Objekte sind auf 650      Reihe interaktiver Hands-     für Kinder und Familien        bitte melden!“ und „Ab ins
m² versammelt - histo-        on-Stationen, die unsere      richten sich an interessier-   All! Eine Reise durch das
rische genauso wie Ob-        BesucherInnen dazu einla-     te WeltraumforscherInnen       Sonnensystem“ sind unter
jekte, die noch nicht ein-    den, den Weltraum selbst      ab 4 Jahren: „Kleine Welt-     www.technischesmuseum.
mal realisiert sind und die   zu „begreifen“. Die SPACE-    raumforscherInnen unter-       at buchbar.

Der Klang des Weltalls

In der Sonderausstel-         Geschichten und High-         die Besucher in der ab         mit originalen Tonmit-
lung „Sounds Of Space“        lights aus der Raumfahrt.     Dezember 2013 gezeigten        schnitten aus Trainings
können BesucherInnen          Wie klingt das Universum?     Ausstellung, die unter-        und faszinierendem Bild-

                                                                                                                          Fotos: Martin Hieslmair, Haus der Natur/Seidl, IWF/Georg Fischer, Technisches Museum Wien, OEWF/Zanella-Kux
des Innsbrucker AUDIO-        Wie entstehen Polarlichter    schiedliche Einblicke in       material gezeigt.
VERSUMs hörtechnisch          und warum sind diese          die Weltraumforschung
so richtig abheben. Zu        mit einem Radio hörbar?       gibt. Die verschiedenen        Das Abenteuer Hören hebt
erleben ist ein ganzes        Antworten auf solche und      Stufen der Astronauten-        ab in die nächste Dimen-
Universum an Klängen,         weitere Fragen erhalten       Grundausbildung werden         sion, denn es gibt viel zum
                                                                                           Mitmachen und Ausprobie-
                                                                                           ren, um die hörbaren Er-
                                                                                           fahrungen realistisch und
                                                                                           eindrucksvoll zu vermitteln.
                                                                                           Mithilfe der hochmodernen
                                                                                           Ausstellungselektronik des
                                                                                           Österreichischen Weltraum
                                                                                           Forums konnten technisch
                                                                                           neue Wege beschritten wer-
                                                                                           den. So können Besucher
                                                                                           mit allen Sinnen erleben,
                                                                                           wie es sich anfühlt und
                                                                                           vor allem anhört, in einer
                                                                                           kleinen Raumkapsel beim
                                                                                           Start zu sitzen, während
                                                                                           unter einem hunderte Ton-
                                                                                           nen Treibstoff kontrolliert
                                                                                           verbrennen. Ein weiteres
                                                                                           Highlight ist das exakt
                                                                                           nachgebaute Modell des ex-
                                                                                           perimentellen Raumanzug-
                                                                                           Simulators „Aouda.X“. Das
                                                                                           Abenteuer kann beginnen!

                                                                                                                      9
Gedankenräume Wissenschaftsvermittlung von Weltraum bis Wissens raum - Eine Verlagsbeilage der - Science Center Netzwerk
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Urania Sternwarte zeigt den
Weg ins Universum

Mit Raketen und Raum-           Mondlandung geschum-
sonden erobert die              melt wurde, wie es sich
Menschheit seit einem           auf einer Raumstation lebt
Jahrhundert das All. Wie        und wie künftig Rohstoffe
hat alles begonnen? Im          von Asteroiden abgebaut
Rahmen der Weltraumwo-          werden sollen, all das wur-
che hatten BesucherInnen        de in „Lift off! Unser Weg
auf der Urania Sternwarte       ins All“ beleuchtet.
die Chance, selbst Teil des
Abenteuers zu werden und        Ein Blick durch das Te-
die Entwicklung der mo-         leskop der Sternwarte
dernen Raketentechnik zu        durfte natürlich auch
verfolgen. Schließlich ist es   nicht fehlen. Anders als
keine Kleinigkeit, mit der      im Weltraum gab es leider
Saturn 5 Rakete – hoch          keinen freien Blick zu den
wie der Stephansdom und         Sternen. Das November-
mit einer Leistung von 80       Wetter machte einmal
Mio. Fiakern – zum Mond         mehr Sehnsucht auf einen
zu fliegen. Ob bei der          Flug ins All.

Steine, die vom Himmel fallen

                                        Der Meteoritensaal des       wie man sie erkennt.            norama einer Marsland-
                                        Naturhistorischen Mu-        Vom 15. -18. November           schaft, wie es in Hunder-
                                        seums in Wien lud mit        war der Ensisheim-Meteo-        ten von Jahren aussehen
                                        seinen vielen Meteoriten     riten ausgestellt, der älte-    könnte – übersät mit den
                                        und interaktiven Sta-        ste bezeugte Meteoritenfall     vor sich hin rostenden
                                        tionen zum Bestaunen         Europas. Das Meteoriten-        Überresten zahlreicher
                                        und ausprobieren ein         stück wurde sogar von           Marsmissionen. Der Ge-
                                        und das Angebot fand         der Bruderschaft „Con-          neraldirektor Christian
                                        regen Zuspruch. Kinder       frérie Saint-Georges des        Köberl entführte bei einer
                                        und ihre Eltern erfuhren     Gardiens de la Météorite        Führung die Teilnehmer
                                        beim Familienprogramm        d‘Ensisheim“ in traditio-       auf „eine Reise zum roten
                                        „Steine, die vom Himmel      neller Tracht bewacht.          Planeten“, und Ludovic
                                        fallen“, was passiert,                                       Ferriére gab Einblicke
                                        wenn Meteoriten auf die      Die Multimedia-Installa-        in die Mars-Forschung
                                        Erde treffen, was sie über   tion Mariner 9 von Kelly        anhand von Meteoriten-
                                        das Weltall erzählen und     Richardson zeigte das Pa-       funden.

Bauen im All

Wer wollte nicht schon im-      klo aus? Was ist oben, was
mer fremde Planeten oder        ist unten? Bei dem Work-
wenigstens den Mond be-         shop des Architekturzen-
siedeln? Die Unendlichkeit      trums Wien kann man sei-
des Raumes in der Schwe-        nen eigenen Raketenantrieb
relosigkeit fühlen? Wo hat      bauen, die Planeten ken-
der Astronaut seine Kajüte?     nenlernen und eine Raum-
Und wie sieht ein Weltraum-     station entwerfen.

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Aerosolpartikeln färben himmelblau und abendrot

Auch in sehr sauberer        des 23. 11. von Regina
Luft sind viele winzige      Hitzenberger erfahren.
Teilchen und Tröpfchen       Die Wissenschafterin an
–sogenannte Aerosole–        der Fakultät für Physik
vorhanden. Diese Teil-       (Universität Wien) ver-
chen sind so klein, dass     anschaulichte in ihrem
selbst unter guten Mi-       spannenden Vortrag
kroskopen nur die aller-     aufgelockert mit live
größten sichtbar sind.       durchgeführten Expe-
                             rimenten, welche Rolle
Wie diese winzigen           die Aerosole beim Strah-
Teilchen spektakuläre        lungstransfer durch
optische Erscheinungen       die Atmosphäre und im
wie blauen Dunst, roten      globalen Klima spielen.
Abendhimmel oder             Den Wissbegierigen, die
bunt irisierende Wolken      besonders neugierig auf
verursachen, wollten         moderne Aerosol-For-
rund 400 interessierte       schung waren, beant-
TeilnehmerInnen der          wortete Prof. Hitzenber-
Physik-Matinee am            ger im Anschluss auch
Samstag-Vormittag            noch konkrete Fragen.

Multimediashow „Stationen der Zeit“

Vom Urknall bis zur             entfalten konnte. Diese     rausragende Plätze auf un-   tion von Reise, Physik und
komplexen Struktur des          phantastische naturwis-     serer Erde aufgesucht hat,   Kunst. Naturwissenschaft
menschlichen Gehirns -          senschaftliche Schöp-       um die Spuren dieser Ent-    ästhetisch präsentiert und
Naturgesetze formten das        fungsgeschichte ist der     wicklung festzuhalten. Die   emotional erlebbar ohne
Universum und machten           rote Faden durch die phi-   Multimediashow fasziniert    besonderes Vorwissen.

                                                                                                                      Fotos: Urania, Naturhistorisches Museum Wien, Architekturzentrum Wien, Universität Wien/Joseph Krpelan, Gerhard Huber
es zu einem Platz, wo sich      losophische Bildreise von   den Besucher durch die
das Wunder des Lebens           Gerhard Huber, der 16 he-   ungewöhnliche Kombina-       Nach der Präsentation im
                                                                                         November in Graz wird
                                                                                         es eine Fortsetzung Ende
                                                                                         2014 geben unter dem
                                                                                         Titel „Vom Nichts zum
                                                                                         Etwas“. Die neue Multi-
                                                                                         mediashow von Gerhard
                                                                                         Huber und Monika Mayer
                                                                                         beschreibt das Weltbild
                                                                                         der modernen Physik und
                                                                                         verfolgt die Reise eines
                                                                                         Kohlenstoffatoms zurück
                                                                                         zum Anfang von Allem.

                                                                                                                 11
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Vom All zum Alltag mit dem Diskussionsspiel SAAAA-TELLIT

                                                        Welche Satelliten kreisen um die       Im Rahmen der Themenwoche des
                                                        Erde? Welche Daten liefern uns         ScienceCenter-Netzwerks wurde
                                                        Satelliten? Warum hat sich sogar       im Wiener Wissens°raum eifrig
                                                        im Weltraum mittlerweile sehr viel     über Satelliten diskutiert. Obwohl
                                                        Schrott angesammelt? Diese und         das Diskussionsspiel eigentlich
                                                        andere Fragen werden in einem in-      für Jugendliche ab 12 Jahren ent-
                                                        teraktiven Diskussionsspiel aufge-     wickelt wurde, spielten hier unter
                                                        griffen, bei dem vor allem Schnel-     Anleitung erfahrener Explaine-
                                                        ligkeit und Kreativität zählen.        rInnen schon 8-Jährige begeistert
                                                        Jugendliche lernen – fast nebenbei     mit. (Herausgeber: Verein Science-
                                                        – unterschiedliche Satellitentypen     Center-ScienceCenter-Netzwerk;
                                                        mit ihren Aufgaben kennen und          gefördert durch das Bundesmini-
                                                        diskutieren über die Relevanz          sterium für Verkehr, Innovation
                                                        von angewandter Forschung im           und Technologie. Wissenschaft-
                                                        Weltraum für ihren eigenen Alltag,     liche Beratung: Österreichische
                                                        z.B. für Live-Übertragungen eines      Förderungsgesellschaft (FFG),
Das Spiel hat den Test bestanden: Spielautorinnen       Fußballfinales, für Geocaching via     Österreichisches Weltraumforum,
und Designerin Sara Hossein und Jeanette Müller         GPS oder für die Wettervorhersage      Planetarium Wien, Kuffner und
testen mit Grafiker Paul-Reza Klein                     zum kommenden Wochenende.              Urania Sternwarte / VHS Wien).

Zentralkraft Gravitation begreifbar

Warum bewegen sich die Pla-          und alle Dinge zu Boden          Der „Potentialtopf“ der Ex-
neten auf Ellipsenbahnen um          fallen lässt. Durch diese        perimentierwerkstatt Wien
die Sonne? Warum kreist der          Kraft erst gibt es ein „oben“    wiederum bringt dieses phy-
Mond um die Erde? Es gibt            und „unten“ und der Raum         sikalische Modell in eine spie-
wohl eine Kraft, die zwischen        erhält die uns vertrauten        lerische Form: Hinein gerollte
den Himmelskörpern wirkt             Eigenschaften. Auf die Fer-      Kugeln ziehen ihre Bahnen
und sie, trotz heftiger Bewe-        nen des Weltraums umgelegt       rund um das Zentrum. Je
gung, zusammenhält?                  wird diese Kraft zur „Zen-       nach Größe der Kugel, Rich-
                                     tralkraft“: Alle Körper ziehen   tung und Stärke des mitgege-
Isaac Newton hat herausge-           einander an, von Zentrum         benen Impulses entsteht eine
funden, dass es sich bei die-        zu Zentrum. Newton hat           Vielfalt von Mustern. Auszu-
ser Kraft um die Gravitation         dieses Gravitationsgesetz in     probieren war die Wirkung
handelt, also um dieselbe            eine mathematische Gestalt       der Kraft in der Weltraumwo-
Kraft, die uns schwer macht          gebracht.                        che im Wiener Wissens°raum.

Begeisternder Blick in den Weltraum

                                Die Internationale Akademie      nensystems sind in der Linzer     man in so einen Gasplanet
                                Traunkirchen lud Schüle-         Sternwarte ihrem Gewicht          hineinfallen würde – würde
                                rInnen der 3. und 4. Klassen     und ihrer Größe entspre-          man einfach durchrutschen?
                                Volksschule in Oberöster-        chend nachgebaut. Beson-
                                reich zum Besuch der Stern-      ders beeindruckend war das        Die Kinder brachten un-
                                warten in Gmunden und in         enorme Gewicht von Jupiter,       glaublich viel Vorwissen mit,
                                Linz. Über 150 Kinder und        und wie unglaublich schnell       waren aber dann doch über-
                                ihre Eltern nutzten dieses       er sich trotzdem dreht. Das       rascht zu hören, dass z.B.
                                Angebot. Am Abend drehte         faszinierte und führte zu         der Mond ein Teil der Erde
                                sich dann alles um unser Pla-    vielen Fragen: Warum ist ein      ist. Zum Schluss des Abends
                                netensystem. Besonders be-       Gasplanet so schwer? Wie          wollte die gemeinsame Be-
                                geistert waren die Kinder von    stellt man überhaupt das          trachtung des Sternenhim-
                                den Planeten zum Angreifen:      Gewicht eines Planeten fest?      mels kein Ende nehmen –
                                Alle Planeten unseres Son-       Was würde passieren, wenn         wie das Universum.

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Astronomie für den Alltag

Die Dimensionen des Weltalls zu        wie weit wären bekannte Satelliten
begreifen, dazu waren die Teilneh-     wie das Weltraumteleskop Hubble
merInnen des Workshops „Astrono-       oder die Internationale Raumstati-
mie im Alltag“ vom „Förderkreis As-    on von der Erdoberfläche entfernt?
tronomie und Raumfahrt Der Orion“      Spannend war auch der Vorgang,
im Wissens°raum in Wien eingela-       bei dem man anhand der Mondpha-
den. Anhand eines Modells der Erde     se festzustellen lernte, ob der Mond
(Durchmesser 10,5 cm) galt es ab-      morgens oder abends sichtbar ist.
zuschätzen, wie weit sie vom Mond      Zuletzt waren alle eingeladen, den
(im Modell 3 cm) entfernt ist (näm-    Mond einmal selbst zu beobachten,
lich 3,16 m). Wie groß wäre dann       wenn er nach Neumond als Sichel
die Sonne in diesem Maßstab oder       am Abendhimmel steht.

Von der Fiction zur Science
Im Zuge der enormen tech-                                                                Kreuzfahrtschiffe und Weltraum-
nischen und wissenschaftlichen                                                           kolonien dar, die ohne die visio-
Entwicklungen des frühen 20.                                                             näre Kraft von früher heute nicht
Jahrhunderts entstanden wahre                                                            möglich wären. Die Teilneh-
Höhenflüge in Form von Techno-                                                           merInnen bauten anschließend
Visionen. Damals als Utopien                                                             eine Weltraumkolonie unter Be-
belächelt, prägten sie jedoch                                                            achtung naturwissenschaftlicher
unsere Welt von heute. In sei-                                                           Gesetze im Modell nach, wobei
nem Vortrag, der am 22. 11. im                                                           Aspekte der Versorgung, Sicher-
Wiener Wissens°raum stattfand,                                                           heit und des Recyclings eine
stellte Georg Pestal von der PH                                                          Rolle spielten. Als Vorbild diente

                                                                                                                              Fotos: SCN/ Petra B. Preinfalk, Experimentierwerkstatt Wien, Maria Pflug-Hofmayr, NASA (DVIDS), Junge Uni Innsbruck
Wien anhand einiger ausgewähl-                                                           dabei die reale ISS (International
ter Beispiele Großraumflugzeuge,                                                         Space Station).

Eintauchen in Wissenschaftswelten mit der Jungen Uni Innsbruck

Am 22. und 23. November         die Wissenschaft hautnah       turwissenschaften bis zu den    (Österreichisches Weltraum
öffnete die Universität Inns-   erleben wollten. Über 25       Naturwissenschaften und         Forum) in einen Astro-
bruck mit den Aktionstagen      Universitätseinrichtungen,     der Technik boten mit über      nautenanzug schlüpfen und
ihre Türen für Neugierige,      von den Geistes- und Kul-      30 Stationen ein abwechs-       den Mars Rover steuern.
                                                               lungsreiches Programm und       Aber auch an den anderen
                                                               gaben Einblicke in ihre aktu-   Stationen war viel Neues zu
                                                               ellen Forschungen.              erkunden über Sedimente
                                                                                               als geheime Archive, öko-
                                                               Passend zur Weltraumwo-         logische Forschungen im
                                                               che konnten die Besuche-        Hintertuxer Eis Palast oder
                                                               rInnen, darunter auch über      dem Solarkocher. „Guten
                                                               2100 SchülerInnen aus           Appetit“ wünschte die Grü-
                                                               ganz Tirol, das Weltall mit     ne Schule im Botanischen
                                                               allen Sinnen erfahren. Wie      Garten, in dem Nahrungs-
                                                               riecht die Venus oder der       pflanzen zum Verkosten
                                                               Mars? Wie hören sich die        präsentiert wurden, und
                                                               Winde auf dem Saturnmond        das Institut für Mathema-
                                                               Titan an? Auch konnten          tik zeigte mit „Mathe cool“,
                                                               die BesucherInnen an der        dass Mathematik auch
                                                               Weltraumstation des ÖWF         Spaß machen kann.

                                                                                                                        13
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Räume sind mehr als Orte – Barbara Streicher

M
           oderne Mathematik und Physik       hat weitreichende Strukturveränderungen       •   Wie begreifen wir WISSENSCHAFT
           bezeichnet nicht mehr nur den      zu bewältigen und ist gefordert, steigende        als Teil unserer (Alltags)Kultur?
           geometrischen Raum, sondern        Anforderungen mit abnehmender Motiva-
           auch abstrakte Strukturen mit      tion von Lernenden zu vereinbaren. Um in      Wir setzen auf Neugier, Begeisterung
verschiedenen Dimensionen als „Räume“.        einer globalisierten Wirtschaft erfolgreich   und das Potenzial interaktiver, Hands-on-
Ähnlich im ScienceCenter-Netzwerk: Wir        bestehen zu können, wären Unternehmen         Vermittlung von Wissenschaft und Technik
verstehen „Räume“ nicht nur als die phy-      und Forschungseinrichtungen gut bera-         – sogenannte Science-Center-Aktivitäten.
sischen Orte, an denen Science-Center-        ten, das Potenzial aller Menschen zu nut-     Unsere Angebote haben spielerische As-
Aktivitäten zur konkreten Erfahrungen und     zen – jedoch ist Zugang zu Bildung immer      pekte, sind aber nicht Spielerei. Sie ermög-
Auseinandersetzung mit Wissenschaft und       noch stark vom sozialen Status bestimmt.      lichen ernsthafte Auseinandersetzung und
Technik einladen, sondern schaffen darü-      Breite Bildungschancen stehen Men-            vielfältiges Lernen, stehen jedoch in kei-
ber hinaus Räume für Dialog, zur Reflexion    schen mit Migrationshintergrund und aus       nem Prüfungskontext. Sie eröffnen Fragen,
und zur Entwicklung.                          sozial benachteiligten Gruppen oft nur in     jedoch nicht auf der Suche nach der ein-
                                              der Theorie offen. Eine solche Fragmen-       zig richtigen Antwort, sondern als Ermun-
Am wichtigsten ist es uns, gesellschaft-      tierung der Gesellschaft, gepaart mit ge-     terung, eigene Lösungswege und kreative
liche Spiel- und Denkräume zu eröffnen.       ringem Interesse an demokratischer Be-        Ansätze zu finden. Sie vermitteln grundle-
Wir träumen von einer Gesellschaft, in der    teiligung, birgt sozialen Sprengstoff.        gende wissenschaftliche Erkenntnisse und
Menschen gelernt haben, wissenschaft-                                                       Prozesse und stellen diese in den Alltags-
liche Neugier in ihrem täglichen Leben        Als gemeinnütziger Verein – motiviert von     kontext. Sie sind selbständig nutzbar und
einzusetzen; von Menschen, die verstehen,     gesellschaftspolitischer Verantwortung –      doch kompetent begleitet.
fragen und sich auseinandersetzen wollen!     stellen wir uns im ScienceCenter-Netzwerk
                                              zu all diesen Herausforderungen Fragen,       Die Erfahrung zeigt, dass Science-Center-
Unsere Gesellschaft steht vor großen          die uns in der Entwicklung und Umsetzung      Aktivitäten für Menschen aller Altersstufen
Herausforderungen, unter den „grand           unserer Aktivitäten leiten:                   ansprechend sind, unabhängig von ihrem
challenges“ finden sich beispielsweise                                                      sozialem Hintergrund und Vorwissen und
Klimawandel, Nahrungs- und Energiever-        •   Wie begeistern wir mehr                   dass sie positive Lernerfahrungen, Erfolgs-
sorgung, Mobilität und demographischer            NACHWUCHS für (Natur)Wissen-              erlebnisse und weitere Neugier auslösen
Wandel. Abgesehen von politischen Rah-            schaft und Technik?                       können. Nutzen wir sie, um den beschrie-
menbedingungen braucht es technische,         •   Wie unterstützen wir LERNFREUDE           benen Herausforderungen zu begegnen!
wirtschaftliche und soziale Innovationen          in allen Lebensphasen?
– und somit auch Menschen, die solche         •   Wie erschließen wir die POTENZIALE        Wissenschaft ist mehr als Wissen
Entwicklungen vorantreiben. Der Bedarf            aller Menschen in einer globalisierten
an qualifiziertem Nachwuchs in Natur-             Wissenschaft und Wirtschaft?              „Wissenschaftlich untersucht“ ist ein Prädi-
wissenschaft und Technik ist hinlänglich      •   Wie fördern wir SOZIALE                   kat, das häufig in den Medien eingesetzt wird
bekannt, zahlreiche Einzelmaßnahmen               INKLUSION in einer fragmentierten 		      oder auf Produkten prangt und unterstrei-
zielen darauf ab, junge Menschen für              Gesellschaft?                             chen soll, dass es sich um wertvolles Wissen
entsprechende Ausbildungswege zu in-          •   Wie führen wir DIALOGE über               handelt. Damit wird Wissenschaft als positive
teressieren. Doch das Bildungssystem              komplexe Themen?                          Autorität bestätigt, zugleich aber suggeriert,

Gefährdet der Fokus auf Wissen
andere Voraussetzungen für wissen-
schaftliche Arbeit wie Begeisterung,
Sinnhaftigkeit, kritisches Hinterfragen,
Kreativität oder das Verständnis für
den Forschungsprozess?

                                             Wissen

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dass Wissenschaft mit Wahrheit gleichzu-
setzen ist. Ist es nicht ist heikel, wenn unser
Alltagsbegriff von Wissenschaft so geprägt
wird? Denn obwohl „wissenschaftliches
Arbeiten“ bedeutet, dass es sich um syste-
matisches Vorgehen handelt, um objektiv
begründete und nachvollziehbare Erkennt-
nisse, so ist der Stand der Wissenschaft im-
mer nur die zur jeweiligen Zeit bestmögliche
Erklärung der verfügbaren Erkenntnisse.

Sowohl im täglichen Sprachgebrauch, in
der Werbung, in Medien wie auch in der
Schule wird Wissenschaft jedoch häufig als
WISSENschaft interpretiert, mit dem Fokus,
zu akzeptieren und zu lernen, was andere
schon herausgefunden haben. Wichtige an-
dere Elemente wissenschaftlicher Arbeit wie
Begeisterung, Sinnhaftigkeit, kritisches Hin-
terfragen, Kreativität oder das Verständnis
für den Forschungsprozess stehen dadurch             Selbständig Erkenntnisse gewinnen mit kompetenter Begleitung
im Schatten des Wissens. Sich eigene wis-
senschaftliche Fragen zu stellen, eigene Er-
kenntnisse zu schaffen, eigene Hypothesen
zu entwickeln und zu überprüfen wird übli-
cherweise erst Menschen zugestanden, die
sich bereits im etablierten Bildungssystem
viel (Vor-)Wissen erworben haben. – Ähnlich
das Defizitmodell in der Wissenschaftskom-
munikation, das Information(spflicht) dem
Mitreden(dürfen) voranstellt.

ScienceCenter-Aktivitäten und Ansätze wie
Forschendes Lernen zeigen uns, dass sich
Wissen und Kompetenzen mit dem eigen-
ständigen Tun entwickeln können. Ausge-
hend von einer spannenden Frage, einem
unerwarteten Phänomen oder einem Neu-
gier weckenden Exhibit können Besuche-
rInnen selbständig erforschen, „was passiert,
wenn…“ – eine klassische Experimentier-
situation, getrieben von Verstehen, Fragen
und sich Auseinandersetzen wollen. Folgt             Diskussionsspiel mit der Autorin. Ilse Pfeffer, Barbara Streicher, Margit Fischer,
einem Ergebnis oder einer Behauptung ein             Brigitte Jank und Sybille Straubinger (v.l.n.r.)
reflektierendes „Kann das stimmen…?“,
dann hat kritisches Hinterfragen auch in den
Alltag Einzug gehalten und wissenschaft-
liche Neugier kann im Sinne demokratischer        mit wissenschaftlichen Diskussionsspielen,       Um diese Verbreitung geht es auch, wenn
                                                                                                                                                Fotos: SCN/ Esther Fischer, Petra B. Preinfalk; Grafik: Barbara Streicher

Beteiligung wirksam werden.                       Gesprächsrunden mit WissenschaftlerInnen         mit Aus- und Fortbildungen Räume zur
                                                  oder Fokusgruppen, die – wie beim von der        Entwicklung geschaffen werden, in denen
Räume für mehr als Wissen                         EU-Kommission initiierten Projekt VOICES         PädagogInnen, Studierende, Science-
                                                  – BürgerInnen als Wissende in die Defini-        Center-VermittlerInnen und ForscherInnen
Egal ob in einem Wissens°raum, einer              tion neuer Forschungsschwerpunkte einbe-         aus Universität und Wirtschaft zu begeis-
Ausstellung oder einem Workshop: Das              ziehen.                                          tert Lernenden werden, die sich selbst als
ScienceCenter-Netzwerk und seine Part-                                                             kompetent für Wissenschaft und Technik
nerInnen bieten an Orten in ganz Österreich       Räume zur Reflexion öffnet das Science-          erleben und als engagierte Multiplikato-
Räume zur Entfaltung jener Eigenschaften,         Center-Netzwerk für PartnerInnen und In-         rInnen für wissenschaftliche Neugier wir-
die wissenschaftliche Neugier ausmachen,          teressierte, wenn in Netzwerktreffen und         ken möchten. 
durch spannende Science-Center-Aktivi-            mit internationalen ExpertInnen diskutiert
täten mit Alltagsbezug – oder wie im Falle        wird, wenn Science-Center-Aktivitäten
des Weltraumschwerpunkts, mit All-Bezug.          hinsichtlich ihrer Wirkung auf Kompe-
                                                  tenzen, Interessen und soziale, sprachliche
Science-Center-Einrichtungen entwickeln           oder inklusive Effekte beforscht werden
sich auch international zu geschätzten Räu-       und wenn diese Erkenntnisse im Sinne             Barbara Streicher,
men für den Dialog auf Augenhöhe über             des Wissenstransfers zur Verfügung ge-           Geschäftsführerin des
Wissenschaft und Technik. Zum Beispiel            stellt werden.                                   Vereins ScienceCenter-Netzwerk

                                                                                                                                          15
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Das Angebot an Fortbildungen wird größer
Raum für Weiterentwicklung – Kathrin Unterleitner
                                                                                          der Fortbildung waren die teilnehmenden
                                                                                          Lehrkräfte ganz Feuer und Flamme. Dann
                                                                                          wurden bereits erfolgreich „Wasserläu-
                                                                                          fer“ aus Draht zum Schwimmen gebracht,
                                                                                          Stromkreise geschlossen, Luftballonrake-
                                                                                          ten-Weitflugrekorde aufgestellt, oder ein
                                                                                          Gemisch in seine Bestandteile zerlegt. In
                                                                                          einer ausführlichen Reflexion werden die
                                                                                          gewonnenen Erfahrungen für den Unter-
                                                                                          richt übertragen und dadurch die Nach-
                                                                                          haltigkeit des Projekts umfassend für eine
                                                                                          ganze Schule gefördert. Oder wie eine
                                                                                          Lehrerin in der Abschlussrunde meinte:
                                                                                          „Was ich heute mitnehme ist, dass es nicht
                                                                                          darum geht, das perfekte Fachwissen zu
                                                                                          haben oder lange Merkzettel zu erstellen,
                                                                                          sondern die Kinder einfach ausprobieren
                                                                                          zu lassen.“

                                                                                          Weltraum – Forschendes Lernen trifft
                                                                                          auf angewandte Forschung

                                                                                          Ein Alltag ohne satellitengestützte Da-
                                                                                          ten – Horrorszenario oder Wunschden-
                                                                                          ken? Diese Frage stellen sich Lehrkräfte
                                                                                          der 7. bis 9. Schulstufe im Rahmen der
                                                                                          Fortbildungsreihe „Endlich be-greifbar:

R
         aum für Weiterentwicklung auf-       terndes „Dann ist das genau das Richtige    Weltraum“. Wozu werden Satellitendaten
         spannen, das ist ein aktueller       für Sie“, durch die Workshop-Leiterinnen    verwendet? Auf welche Alltagsbereiche
         Schwerpunkt des Vereins Science      einlässt. Denn nur 10 Minuten später ist    hat dieses Wissen Einfluss? Welche zi-
         Center-Netzwerk. Im Rahmen           die Skeptikerin begeistert, denn: Experi-   vilen Anwendungsmöglichkeiten für Sa-
mehrerer Projekte wurden und werden           ment geglückt!                              telliten gibt es? Und ist das alles für den
Fortbildungen mit MultiplikatorInnen und                                                  Alltag meiner SchülerInnen überhaupt
diversen Zielgruppen durchgeführt, wo-        Im Rahmen des durch die OMV finan-          irgendwie relevant? Anhand des Diskus-
durch die interaktive Vermittlung von Wis-    zierten Projekts „Hey Buddy, Lernen mit     sionsspiels „SAAAA-TELLIT. Das All im
senschaft und Technik stärkeren Eingang       euch macht Spaß“ arbeiten in einem mehr-    Alltag“ nähern sich die TeilnehmerInnen
in die schulische und informelle Bildung      stufigen Prozess zuerst ExplainerInnen      den „unbekannten“ Trabanten an. Unter-
findet.                                       des ScienceCenter-Netzwerks mit Ober-       stützt von ExpertInnen aus der österrei-
Jedes Mal spannend für die Moderato-          stufenschülerInnen und bringen den Ju-      chischen Weltraum- und Satellitenfor-
rinnen ist die intensive und möglichst kon-   gendlichen einfache MINT-Themen spie-       schung wird die Erkundungsmission mit
kret auf die Bedürfnisse der Teilnehmerin-    lerisch näher. Zusätzlich wird gemeinsam    Inputs und Diskussionen fortgesetzt, bis
nen abgestimmte Zusammenarbeit – einer        erarbeitet, wie Experimente aus Sicht der   schließlich – fast nebenbei – konkrete
Kooperation auf Augenhöhe. Denn: „Wir         Vermittlung gut begleitet werden kön-       Umsetzungsideen für den eigenen Un-
wollen in unseren Fortbildungen nicht nur     nen. Bereits am nächsten Tag können         terricht entstehen. Inspiriert werden diese
von Prinzipien der interaktiven Vermittlung   die Jugendlichen dieses Wissen einem        Ideen von Beispielen aus der Hands-on-
und Problemlösungskompetenz erzählen,         Realitätscheck unterziehen. Als Buddies     Didaktik und des Forschenden Lernens.
sondern wollen sie auch für die Teilneh-      bekommen sie Besuch von einer Klasse        Schließlich sind die teilnehmenden, höchst
menden selbst erfahrbar machen“, betont       VolksschülerInnen und dürfen als Rollen-    engagierten Lehrkräfte wichtige Weichen-
Barbara Streicher, Geschäftsführerin des      vorbilder die Jüngeren neugierig machen     stellerInnen für die Berufswahl ihrer Schü-
Vereins ScienceCenter-Netzwerk.               und beim Experimentieren begleiten. Im      lerInnen in der Zukunft.
                                              heurigen Jahr wurde das Projekt noch um
SCHILF unter dem Motto                        eine Ebene erweitert. Allen teilnehmenden   Für die „Mission Control“ im Verein Sci-
„Experimentieren macht Spaß                   Volksschulen wird anschließend eine         enceCenter-Netzwerk stellt die hetero-
                                              schulinterne Fortbildung (SCHILF) für das   gene Zielgruppe eine spannende Heraus-
„Bei Stromkreisen bekomme ich gleich          gesamte Kollegium angeboten. Der Erfolg     forderung dar, schließlich sind ausdrücklich
Gänsehaut – allein schon, wenn ich sie        war vielversprechend: Egal, ob am Beginn    sowohl Lehrkräfte aller Schultypen als
nur sehe“, sagt eine Teilnehmerin skep-       Unsicherheit, Skepsis, Neugier oder Vor-    auch unterschiedlicher Fächer zu die-
tisch. Schön, dass sie sich auf ein aufmun-   freude vorherrschte - spätestens am Ende    ser spannenden Mission eingeladen. Die

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Fortbildungen finden im Schuljahr 2013/
2014 im Rahmen des FTI-Jahresthemas
„Weltraum“ des BMVIT und in Kooperati-
on mit FFG und BMUKK an den Päda-
gogischen Hochschulen in Graz, Salzburg,
Tirol und Wien statt.

Professionalisierung von ExplainerInnen
und Science-Center-Vermittlung

Zwei Tage rund um spannende Fragen
der interaktiven Vermittlung erwarteten
die ersten TeilnehmerInnen der Impuls-
seminare zur „Professionalisierung von
ExplainerInnen und Science-Center-
Vermittlung“ im Herbst 2013. Anhand
konkreter Praxisbeispiele bzw. im Wech-
selspiel von eigener Praxis und Reflexi-
on nahmen VermittlerInnen aus Museen
und Science-Center-Einrichtungen, Stu-
dierende, PädagogInnen, sowie Mitar-
beiterInnen aus Unternehmen an einem
intensiven Einstiegstraining teil. Unter
anderem erarbeiten sich die Teilneh-
merInnen im Impulsseminar neue Frage-        An der Entwicklung der Impulsseminare      nare fanden in Salzburg (Haus der Natur)
techniken für ihre Vermittlungstätigkeit,    und des Lehrgangs beteiligte Einrich-      und in Wien (Technisches Museum Wien)
trainieren die Ansprache unterschied-        tungen sind die Experimentierwerkstatt     statt. Weitere Termine folgen im Frühjahr
licher Zielgruppen, reflektieren bereits     Wien, das Haus der Mathematik, die         2014. Vormerkungen auf der Warteliste
vorhandene Kompetenzen und lernen            Pädagogische Hochschule Wien, das          sind bereits möglich. Die Planung und
verschiedene Typen von Science-Center-       Schulbiologiezentrum NaturErlebnisPark,    Durchführung der Impulsseminare und
Aktivitäten kennen. Für die Vertiefung der   ScienceLab, Vienna Open Lab sowie die      des Lehrgangs werden unterstützt durch
Inhalte ist ab Herbst 2014 ein universi-     Universität für angewandte Kunst Wien      das BMWFJ und die OMV.
tärer Lehrgang an der Universität Kla-       und die Universitäten Innsbruck und Kla-
genfurt in Vorbereitung.                     genfurt. Die ersten beiden Impulssemi-     Lehrveranstaltung Bildungswissenschaften

                                                                                        Kann forschendes Lernen, also das Er-
                                                                                        lernen von Problemlösungskompetenzen
                                                                                        anhand der systematischen Beantwor-
                                                                                        tung wissenschaftlicher Fragestellungen,
                                                                                        auch über naturwissenschaftliche Fä-
                                                                                        cher hinaus funktionieren? Klar, warum
                                                                                        nicht! Dies zeigen die TeilnehmerInnen
                                                                                        einer Lehrveranstaltung am Institut für
                                                                                        Bildungswissenschaften der Universität
                                                                                        Wien. Studierende, also zukünftige Lehr-
                                                                                        kräfte, verschiedenster Fachrichtungen
                                                                                        beschäftigen sich bereits zum dritten Mal
                                                                                        mit der Frage: „Wie kann ein Forschend-
                                                                                        Lernen-Prozess für meine Unterrichtsfä-
                                                                                        cher aufgebaut sein?“ Da treffen Histori-
                                                                                        ker auf Physikerinnen, Germanistinnen auf
                                                                                        Geografen, Linguistinnen auf Biologen.
                                                                                                                                      Fotos: SCN/ Sarah Funk und Barbara Streicher, OEWF

                                                                                        In einer Kooperation zwischen Universität
                                                                                        Wien und Verein ScienceCenter-Netzwerk
                                                                                        erarbeitet ein Team von Lehrenden (Ale-
                                                                                        xander Schmölz, Christian Reimers, Bar-
                                                                                        bara Streicher und Kathrin Unterleitner)
                                                                                        mit den Studierenden Unterrichtskonzepte
                                                                                        und konkrete Beispiele.

                                                                                        Auch wenn nicht alle Modelle konkret in
                                                                                        die Praxis umgesetzt werden können, das
                                                                                        Potenzial des interdisziplinären Zugangs
                                                                                        zum Forschenden Lernen ist für die Teilneh-
                                                                                        menden sichtbar und wird früher oder spä-
                                                                                        ter auch in der Schule wirksam werden. 

                                                                                                                                17
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Raum für neue Ideen
VOICES for Innovation

D
         er Stimme von 1000 BürgerInnen       macht und in ganz Europa BürgerInnen zu        jeweils 10 TeilnehmerInnen statt. In einem
         wurde europaweit im Rahmen           Diskussionsrunden in Science Center und        dreistündigen vorstrukturierten Prozess
         des Projekts „VOICES for innova-     Museen eingeladen. Im November wurde           entstanden, ausgehend von Fragen zu in-
         tion“ Raum gegeben. Im Rahmen        der aktuelle Bericht vorgelegt, der unter      dividuellen Herausforderungen von Abfall-
von moderierten Fokusgruppen wurden           www.voicesforinnovation.eu abrufbar ist.       trennung und Abfallvermeidung, innovative
BürgerInnen der 27 EU-Länder eingela-                                                        Zukunftsvisionen und eine Wunschliste an
den, die Forschungs- und Entwicklungs-        Für Österreich wurde der Verein Science-       Erfindungen.
szene Europas kreativ herauszufordern.        Center-Netzwerk als Mitglied von ECSITE
                                              (Netzwerk europäischer Science Center          Nach der Auswertung durch die Freie Uni-
Science Center und Museen sind Orte, an       und Museen) für die Teilnahme nominiert.       versität Amsterdam wurden die gesammel-
denen Personen mit unterschiedlichsten        In Kooperation mit dem Wien Museum wur-        ten europäischen Daten vor der EU-Kom-
Biografien zusammenkommen können,             den 3 Fokusgruppen repräsentativ ausge-        mission präsentiert. Die innovativsten Ideen
um gemeinsam zu über Wissenschaft und         wählter Personen durch einen spannenden        der BürgerInnen fließen damit direkt in die
Technologie zu diskutieren. Es sind Diskus-   Partizipationsprozess zum Thema „Vermei-       Entscheidung über anwendungsorientierte
sionsorte, die als Bildungseinrichtungen      dung von Haushaltsmüll“ geführt. Nach          Forschungscalls im EU-Rahmenprogramm
für alle Menschen und alle Meinungen          einem intensiven Training für die Modera-      „Horizon 2020“ mit ein. Das Projekt stieß
offenstehen wollen. Diese Eigenschaft hat     torInnen in Brüssel, fanden europaweit zeit-   auf sehr positive Resonanz, an eine Fort-
sich das Projekt VOICES zu Nutze ge-          gleich 99 gleichartige Fokusgruppen mit        setzung ist gedacht. 

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