Gedenkstätten für NS-Opfer - Bundesministerium für Inneres
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SERIE GEDENKSTÄTTEN FÜR EXEKUTIVBEAMTE (8) Mahnmal des Künstlers Hans Kupelwieser im Hammerpark in St. Pölten im Gedenken an die hingerichteten Mitglieder der Widerstandsgruppe Kirchl/Trauttmansdorf-Weinsberg. Gedenkstätten für NS-Opfer Während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Österreich von 1938 bis 1945 wurden viele Polizei- und Gendarmeriebeamte ermordet, hingerichtet oder so schwer misshandelt, dass sie starben. Eine Reihe von Gedenkstätten in Österreich erinnert an die Opfer aus den Reihen der Exekutive. rühjahr 1945: Während die natio- Bauern und Gutsbesitzern. Sie wollten April 1945 im Schulzimmer der Poli- F nalsozialistische Propaganda den „Endsieg“ Deutschlands propa- gierte und Durchhalteparolen verkün- die Stadt St. Pölten der anrückenden Roten Armee kampflos übergeben, um Menschenleben zu retten und die Zer- zeikaserne zum Tod verurteilt und am selben Tag von SS-Leuten im heutigen Hammerpark erschossen. Die Toten dete, ahnten viele Österreicherinnen störung von Gebäuden und Infrastruk- wurden in einer Grube im Hammerpark und Österreicher, dass der Zweite tureinrichtungen zu vermeiden. Die begraben. Zwei Tage später eroberten Weltkrieg und die nationalsozialisti- Widerstandskämpfer planten auch, die sowjetische Truppen die Stadt St. Pöl- sche Gewaltherrschaft bald zu Ende Gestapo zu entwaffnen. Sie wurden ten. sein würden. Anfang April 1945 von einem Gesta- Die fünf hingerichteten Polizeiange- In St. Pölten bildete sich eine Wi- po-Spitzel verraten. Otto Kirchl und hörigen waren: derstandsgruppe, angeführt vom stell- seine Frau Hedwig wurden mit anderen • Regierungsrat Dr. Otto Kirchl, gebo- vertretenden Polizeidirektor in St. Pöl- Mitstreitern am 9. April 1945 verhaftet ren am 14. November 1901 in Wien, ten, Dr. Otto Kirchl, und dem Besitzer und bei den Verhören gefoltert. Poli- war Konzeptsbeamter (Polizeijurist) des Schlosses Pottenbrunn, Josef zeioberleutnant Johann Schuster nahm bei der Polizei in Wien und zuletzt FOTO: DIETER HÖLLER/LPD NÖ Trauttmansdorff-Weinsberg. Die Grup- sich in der Gestapo-Haft das Leben. stellvertretender Polizeidirektor in St. pe war die wichtigste überparteiliche Das Ehepaare Kirchl und Trauttmanns- Pölten. Nach ihm ist in St. Pölten eine Widerstandsgruppe in Niederöster- dorff-Weinsberg und acht weitere füh- Straße benannt. Er ist auch auf einer reich. Sie bestand aus Polizeibedienste- rende Mitglieder der Widerstandsgrup- Gedenktafel in der Landespolizeidirek- ten, Arbeitern der Glanzstoff-Fabrik pe, darunter vier Polizeiangehörige tion Wien angeführt. und anderer Unternehmen in St. Pölten, wurden von einem Standgericht am 13. • Johann Dürauer, geboren 1897 in ÖFFENTLICHE SICHERHEIT 9-10/21 61
GEDENKSTÄTTEN FÜR EXEKUTIVBEAMTE Gedenken an hingerichtete Widerstandskämpfer in St. Pölten: Granitstein im Hammerpark; Ehrengräber im Hauptfriedhof. Karlstetten, war Polizeimeister in St. hüllung erfolgte am 8. Dezember 1988. (ehemalige Bundespolizeipolizeidirek- Pölten. Nach ihm ist im Ortsteil Sprat- Beim Mahnmal handelt es sich um eine tion St. Pölten) in der Linzerstraße 47 zern in St. Pölten eine Straße benannt. oben offene, begehbare zwei Meter ho- befindet sich ebenfalls eine Gedenkta- • Felix Faust, geboren 1912 in St. Pöl- he Stahlhalbkugel mit vier Metern fel für die standrechtlich erschossenen ten, war Polizeiassistent in der Stadtpo- Durchmesser in Form einer großen Op- Polizeiangehörigen der Widerstands- lizei St. Pölten. Nach ihm ist im Orts- ferschale. Außen über den Zugang gruppe Kirchl/Trautmannsdorff. Die teil Stattersdorf in St. Pölten eine Stra- steht das Datum „13. APRIL 1945“ Inschrift lautet: „ZUM GEDENKEN ße benannt. und innen über dem Zugang befindet AN DIE OPFER DES FASCHISMUS! • Josef Heidmeyer, geboren 1902 in sich die Inschrift: „SIE STARBEN 13. APRIL 1945 • DÜRAUER JOSEF • Wien, war Polizeimeister. Er stellte in HIER FÜR ÖSTERREICH“. Das Inne- FAUX FELIX • HEIDMEYER JOSEF • der Widerstandsgruppe die Verbindung re ist als Meditationsraum gedacht. In DR. KIRCHL OTTO SAMT FRAU • zu Arbeitern der Glanzstoff-Fabrik in Augenhöhe gibt es 13 Öffnungen, da- KLAPPER JOHANN • SCHUSTER JO- St. Pölten her. Er hatte von 1934 bis runter sind die Namen der Opfer in HANN • Gewidmet vom Bundespolizei- 1938 Beziehungen zu illegalen Organi- Bronzebuchstaben angebracht: Otto kommissariat St. Pölten und der Ge- sationen der Kommunisten und der re- Kirchl, Hedwig Kirchl, Josef Trautt- werkschaft der Polizeiangehörigen.“ volutionären Sozialisten in St. Pölten. mansdorff-Weinsberg, Helene Trautt- Nach ihm ist im Ortsteil Wagram in St. mansdorff-Weinsberg, Johann Schus- Ehrengrab. Im Hauptfriedhof St. Pölten eine Straße benannt. ter, Anton Klarl, Marie Klarl, Johann Pölten (Gruppe XVII, Reihe II) befin- • Johann Klapper, geboren 1903 in Dürauer, Josef Heidmeyer, Felix Faux, det sich das Ehrengrab für einige hin- Brandeben, Niederösterreich. Nach Johann Klapper, Josef Böhm, Konrad gerichtete Widerstandskämpfer der ihm ist im Ortsteil Stattersdorf in St. Gerstl. Gruppe Kirchl/Trauttmansdorff. Der Pölten eine Straße benannt. An der Stelle des Mahnmals hatte Granitstein trägt folgender Inschrift: Nach dem Ende der NS-Diktatur die Familie Trauttmannsdorff nach „IM GEDENKEN AN DIE TOTEN IM wurden die Leichen der Erschossenen 1945 ein einfaches Steinkreuz errichtet. KAMPF FÜR ÖSTERREICHS FREI- exhumiert und in Friedhöfen bestattet. Das Kreuz wurde beim Umbau der be- HEIT“. Daneben befinden sich auf Einige der Opfer, darunter die fünf Po- nachbarten Schießstätte Hammerpark dem Boden Granitsteine mit den Na- lizeiangehörigen, wurden in einem Eh- 1965 entfernt. 1968 wurde ein Granit- men folgender hingerichteter Polizei- rengrab im Hauptfriedhof St. Pölten stein aufgestellt. angehöriger: Josef Heidmayer, Johann beigesetzt. 1948 wurden drei Mitglie- Neben dem Mahnmal befindet sich und Anna Dürauer, Johann Klapper, der des nationalsozialistischen Stand- ein Gedenkstein aus Granit für die NS- Felix und Aloisia Faux, Dr. Otto und gerichts, das die Mitglieder der Gruppe Opfer sowie eine Infostele des kultur- Hedwig Kirchl. Ein weiterer Granit- Kirchl-Trauttmansdorff zum Tod ver- touristischen Leitsystems. Der Granit- stein ist dem Ehepaar Anton und Maria urteilt hatte, zu mehrjährigen Kerker- stein wurde am 12. November 1968 Klarl gewidmet. Anton Klarl war Dre- strafen verurteilt. enthüllt und enthält folgende Inschrift: hergehilfe in der Glanzstoff-Fabrik St. „AM 13. APRIL 1945 STARBEN HIER Pölten. Mit ihm wurde seine Frau Mara Gedenkstätten im Hammerpark. Im FÜR ÖSTERREICH“. Es folgen die hingerichtet. Gedenken an die Angehörigen der St. Namen der 13 Opfer: Josef Böhm, Jo- Das Ehrengrab wurde von der Stadt Pöltener Widerstandsgruppe wurde von hann Dürauer, Felix Faux, Josef Heid- St. Pölten errichtet. Jedes Jahr gedenkt der Stadt St. Pölten 1988 im Hammer- meyer, Helene Kirchl, Dr. Otto Kirchl, das Stadtpolizeikommando St. Pölten FOTOS: DIETER HÖLLER/LPD NÖ park ein Mahnmal errichtet. Das von Johann Klapper, Maria Klarl, Anton mit einer Kranzniederlegung der hinge- der LH-Planungsgesellschaft Stadt St. Klarl, Johann Schuster, Helene Trautt- richteten Polizeiangehörigen. Pölten und der Kulturabteilung des mansdorff-Weinsberg, Josef Trautt- Amtes der NÖ-Landesregierung gestif- mansdorff-Weinsberg, Konrad Gerstl. Opfer fanatischer Nazis. Als Solda- tete Mahnmal wurde vom Künstler Im Stiegenaufgang des Gebäudes ten der sowjetischen „Roten Armee“ Hans Kupelwieser gestaltet. Die Ent- des Stadtpolizeikommandos St. Pölten sich vom Burgenland der niederöster- ÖFFENTLICHE SICHERHEIT 9-10/21 63
SERIE als „Deserteur“ zum Tod. Braun beauf- tragte Weninger mit der Exekution und bestimmte, dass Wammerl zu hängen sei. Weninger ersuchte wiederum Wallner mit der Hinrichtung. Wallner erklärte, er werde Wammerl nicht hän- gen, sondern erschießen, denn als Offi- zier spiele er „nicht den Henker“. Braun war damit einverstanden und be- fahl, Wammerl nach der Erschießung aufzuhängen, um ein abschreckendes Beispiel statuieren. Die Hinrichtung wurde außerhalb des RAD-Lagers von der Gruppe Hofer des Volkssturm-Son- derkommandos der Kreisleitung Neun- kirchen vollzogen. Wallner erteilte den Feuerbefehl. Angehörige der Hitlerju- gend hängten die Leiche nach der Exe- kution an einem Straßenpfahl auf und An Oskar Wammerl erinnert auch eine versahen die Leiche mit einer Tafel mit Gedenkkreuz für den Gendarmen Oskar Wammerl in Schwarzau am Gebirge. Gedenktafel in Reichenau an der Rax. der Aufschrift: „Ich war ein fahnen- flüchtiges Schwein“. Das „Standge- reichischen Grenze näherten, setzten 1944 wurde er zur Wehrmacht einge- richt“ verurteilte am 14. April 1945 sich Anfang April 1945 führende Na- zogen. Nach einer schweren Verwun- vier weitere Männer zum Tod und ließ tionalsozialisten aus Neunkirchen nach dung befand er sich ab Februar 1945 in sie erschießen. Nach einer zweiten Schwarzau im Gebirge ab, unter ihnen seinem Wohnort Prein an der Rax auf Verhaftungswelle wurden weitere tat- der Kreisleiter (Bezirkshauptmann) Genesungsurlaub. Er galt zu diesem sächliche oder vermeintliche Regime- und „Oberste Volkssturmführer“ im Zeitpunkt als Angehöriger der Wehr- gegner standrechtlich hingerichtet. Kreis Neunkirchen, Johann Braun, der macht. Oskar Wammerl wurde auf dem Neunkirchner Bürgermeister und Der Gendarmerieposten Prein an der Friedhof Schwarzau im Gebirge mit Kreisstabsführer des Volkssturms im Rax wurde am 1. April 1945 geschlos- anderen Exekutierten begraben. Im Ok- Kreis Neunkirchen, SS-Sturmbannfüh- sen und die Gendarmen zogen sich un- tober 1945 wurde die Leiche nach rer Josef Weninger, und Johann Wall- ter Führung des Postenkommandanten Prein an der Rax überführt und dort am ner, kommissarischer Bannführer der Thomas Irschik in das „Auffanglager“ 25. Oktober 1945 bestattet. Hitlerjugend im Kreis Neunkirchen, nach Schwarzau im Gebirge zurück. Im Fall Wammerl dürfte eine per- Leiter des Wehrertüchtigungslagers Wammerl blieb in Prein an der Rax sönliche Komponente mitgespielt ha- Neunkirchen und Ausbildner beim und wurde auch nicht aufgefordert, ben: Oskar Wammerls Frau Maria be- Volkssturm. Auch Volkssturm, die Hit- nach Schwarzau zu kommen. Er war saß das Hotel „Kaiserhof“ in Prein an lerjugend des Ertüchtigungslagers aber mit dem Postenkommandanten Ir- der Rax, das sie an den fanatischen Na- Neunkirchen, die Gendarmerie und die schik in Kontakt. Irschik informierte tionalsozialisten Franz Plechard ver- Dienst- und Parteidienststellen Neun- seinen Vorgesetzen Gendarmerieober- pachtet hatte. Plechard war Propagan- kirchen wurden nach Schwarzau im leutnant Rudolf Pauspertl nicht über daleiter der NSDAP-Gruppe Reichenau Gebirge verlagert. Volkssturm, Hitler- Wammerls Genesungsurlaub. und Zellenleiter von Prein an der Rax. jugend und Gendarmerie wurden im Am 12. April 1945 wurde Wammerl Im Jänner 1945 zeigte Plechard Maria ehemaligen Lager des Reichsarbeits- von einer Streife unter Führung des Wammerl an, weil sie angeblich dienstes (RAD) einquartiert. Wehrmachtsunteroffiziers Langegger freundschaftlichen Verkehr mit Fremd- Kreisleiter Johann Braun richtete in als „Fahnenflüchtiger“ festgenommen, arbeitern unterhalten und ihnen gegen- Schwarzau im Gebirge ein „Standge- in das RAD-Lager eingeliefert und am über abfällige Bemerkungen über richt“ ein. Es war nicht gesetzeskon- 14. April 1945 dem „Standgericht“ Adolf Hitler gemacht hätte. Sie wurde form, weil ihm kein Jurist angehörte. vorgeführt. Das „Standgericht“ bestand festgenommen und an die Gestapo in „Sonderkommandos“ (Volkssturm-, aus Braun und den „Beisitzern“ We- Wiener Neustadt überstellt. Oskar HJ- und SS-Angehörige) sollten mit ninger und Wallner. Wammerl wurde Wammerl konnte, als er im Februar der Gendarmerie „politisch unzuverläs- der Fahnenflucht beschuldigt, weil er 1945 nach Prein an der Rax zurückge- FOTOS: DIETER HÖLLER, WERNER SABITZER sige Personen“ festnehmen, die dann trotz mehrmaliger Aufforderung seinen kehrt war und seinen Genesungsurlaub vor das „Standgericht“ gestellt werden Dienst beim Volkssturm nicht angetre- angetreten hatte, ihre Freilassung er- sollten. ten hätte. Wammerl verteidigte sich, er wirken. Die Anzeige erwies sich als Unter den „politisch unzuverlässi- sei auf Genesungsurlaub und als Ange- haltlos. Offenbar wollte Plechard das gen Personen“ befand sich Oskar höriger einer Wehrmachtseinheit nicht Hotel „Kaiserhof“ übernehmen. Ende Wammerl, geboren am 15. November verpflichtet gewesen, sich beim Gen- April 1945 wurde Maria Wammerl er- 1907. Er war Gendarm in Prein an der darmeriekommando zu melden. Das neut verhaftet und am 24. April 1945 Rax, antinationalsozialistisch einge- „Standgericht“ überprüfte Wammerls mit weiteren Regimegegnerinnen im stellt und nicht Mitglied der NSDAP. Angaben nicht, sondern verurteilte ihn Keller eines Hauses in Prein einge- 64 ÖFFENTLICHE SICHERHEIT 9-10/21
GEDENKSTÄTTEN FÜR EXEKUTIVBEAMTE sperrt. Dort erlitt sie einen Herzanfall. Durch Intervention eines ihr bekannten steirischen Volkssturmführers wurde sie als Einzige enthaftet. Die anderen sieben Frauen wurden im Keller ihres Hotels von den Nazis ermordet. Die Mitglieder des illegalen „Stand- gerichts“, Johann Braun, Johann Wall- ner und Josef Weninger, setzten sich vor Kriegsende ab und wurden am 9. Juni 1945 in Radstadt festgenommen. Sie wurden vom Volksgericht wegen vielfachen Mordes, eines Mordver- suchs und als Kriegsverbrecher ange- klagt und am 24. Mai 1947 zum Tod durch den Strang verurteilt. Ihr Vermö- gen wurde zugunsten der Republik Österreich eingezogen. Nach abgelehn- ten Gnadengesuchen und Wiederauf- nahmeverfahren wurden Weninger, Wallner und Braun am 15. Mai 1948 in der Früh hingerichtet. Lern- und Gedenkort Charlotte-Taitl-Haus in Ried im Innkreis: Info-Stelen für die Franz Plechard flüchtete nach NS-Opfer Ludwig Bernegger und Josef Schmierl (Polizei Linz). Kriegsende nach Saalfelden, wurde dort am 5. September 1945 verhaftet bei der Pfarrkirche am Schlossplatz in befinden sich Stelen für den Kriminal- und im Lager Glasenbach interniert. In Reichenau an der Rax und ein Holz- beamten Josef Schmirl und den Poli- der Nacht auf dem 12. Juli 1946 schnitt kreuz in Schwarzau im Gebirge. zeijuristen Dr. Ludwig Bernegger von er sich im Landesgerichtlichen Gefan- Die am 6. Mai 1995 enthüllte Ge- der Bundespolizeidirektion Linz, die genenhaus Salzburg mit einer Rasier- denktafel an der Umfassungsmauer vor nach dem „Anschluss“ von den Natio- klinge die Halsschlagadern auf und der Pfarrkirche zur Heiligen Barbara in nalsozialisten ermordet wurden. verblutete. Rudolf Pauspertl versah Reichenau an der Raxhat mit folgender • Josef Schmirl, geboren am 9. Oktober nach dem Ende des NS-Regimes wei- Inschrift: „1945–1946 kamen im Ge- 1897 in Steyrling, erlernte den Beruf terhin Dienst bei der Gendarmerie, al- meindegebiet von Reichenau außerhalb des Messerschmieds und trat nach dem lerdings im Landesgendarmeriekom- der Kriegshandlungengewaltsam ums Militärdienst im Jänner 1919 in die mando Oberösterreich und nicht mehr Leben“. Es folgen die Namen sowie Bundesgendarmerie ein. Er versah im Offiziersrang. Er sagte am 8. Mai Geburts- und Sterbedaten von Oskar Dienst in Schärding und heiratete am 5. 1947 beim Volksgerichtsverfahren ge- Wammerl und 23 weiterer Opfer. September 1921 Annemarie Kranebit- gen Johann Braun und Mitangeklagte Wammerl wohnte zwar in Reichenau ter, die Tochter seines Vorgesetzten als Zeuge aus und wurde zwei Tage an der Rax, wurde aber in Schwarzau Adolf Kranebitter, Gendarmeriekom- später vom Gendarmeriedienst suspen- am Gebirge erschossen. Die Gedenkta- mandant in Schäding. Ab 1928 war diert. Am 9. Juli 1947 beantragte die fel schließt mit den Worten „Gedenken Schmirl Kriminal-Oberinspektor in der Staatsanwaltschaft wegen der Verbre- und Mahnung“. Gestiftet wurde die Polizeidirektion Linz. Er leitete den chen in Schwarzau im Gebirge die Gedenktafel von der Gemeinde Rei- Bereich Personenschutz und ermittelte Wiederaufnahme des gegen Pauspertl chenau auf Initiative von Hofrat Dr. nach dem Verbot der NSDAP gegen il- eingestellten Verfahrens. Pauspertl Alois Kermer, dem Vorsitzenden des legale Nationalsozialisten. Nach der wurde am 27. Jänner 1949 zu fünf Jah- Landesverbandes Niederösterreich der Machtübernahme der Nationalsozialis- ren schweren Kerkers verurteilt, ver- ÖVP-Kameradschaft der politisch Ver- ten in Österreich wurde Schmirl am 13. schärft durch ein hartes Lager viertel- folgten. März 1938 um 22 Uhr von Gestapo- jährlich. Sein Vermögen wurde einge- Das Holzkreuz neben der Straße vor und SA-Männern in seiner Wohnung in zogen. Er wurde aber schon am 24. dem Ortsanfang Schwarzau im Gebirge der Auersperggasse in Linz verhaftet, Mai 1950 bedingt aus der Haft entlas- hat die Inschrift: „Den Opfern des Na- ins Polizeigefangenenhaus Linz über- sen. Das Volksgerichtsverfahren gegen tionalsozialismus vom April 1945 ge- stellt und dort noch in der Nacht er- Gendarmeriepostenkommandant Tho- widmet“. Auf einer zweiten Holztafel schossen. Nach der offiziellen Version mas Irschik wegen Kriegsverbrechen stehen die Namen von sieben NS-Op- der Nationalsozialisten soll Schmirl wurde am 7. November 1949 einge- fern, darunter „Wammerl Oskar“. Selbstmord durch Erhängen verübt ha- stellt. ben. Sein Schwiegervater Adolf Krane- FOTOS: GOTTFRIED GANSINGER Info-Stelen in Ried. Im Lern- und bitter stellte aber im Kopf der Leiche, Gedenkstätten für Oskar Wammerl. Gedenkort Charlotte-Taitl-Haus am die im Barbarafriedhof in Linz aufge- An den erschossenen Gendarmeriebe- Roßmarkt 29 in Ried im Innkreis erin- bahrt war, eine Einschuss- und Aus- amten Oskar Wammerl und andere Op- nern 26 Stelen mit Biografen an ober- schusswunde fest. 1977 wurde Schmirl fer des „Standgerichts“ von Schwarzau österreichische Opfer des Nationalso- posthum das Ehrenzeichen für Ver- im Gebirge erinnern eine Gedenktafel zialismus und Faschismus. Darunter dienste um die Befreiung Österreichs ÖFFENTLICHE SICHERHEIT 9-10/21 65
SERIE zuerkannt. Über Initiative des Heimat- birn. 1933 kam es zu einem starken forschers Prof. Gottfried Gansinger Anstieg der Zahl an Terroranschlägen wurde Schmirls Ruhestätte im Barbara- der Nationalsozialisten in Österreich. friedhof in Linz im Gedenkjahr 2018 In Dornbirn hatte sich bereits Mitte der als Ehrengrab des Landes Oberöster- 1920er-Jahre eine besonders aktive reich gewidmet. Gruppe an Nationalsozialisten gebildet, • Ludwig Bernegger wurde am 30. De- deren Mitglieder 1933 gewalttätige zember 1903 in Ach an der Salzach als Aktionen durchführten. Dornbirn galt Sohn des Finanzoberwachkommissärs als „braunes Nest“. Postenkommandant Felix Bernegger geboren. Die Familie Hugo Lunardon engagierte sich bei der zog 1915 nach Ried im Innkreis. Lud- Verfolgung der Dornbirner Mitglieder wig Bernegger legte 1923 die Matura der im Juni 1933 in Österreich verbote- im Gymnasium Ried mit ausgezeichne- nen NSDAP in besonderer Weise. Er ten Erfolg ab. Er absolvierte das Jus- wurde unterstützt vom Kriminalbeam- Studium an der Universität Wien, trat ten Anton König. Lunardon nahm un- der katholischen Studentenverbindung ter anderem SS-Sturmbannführer Al- K.Ö.St.V. Kürnberg zu Wien bei und fons Mäser fest, der für zahlreiche An- trat nach der Promovierung zum Dok- schläge in Vorarlberg verantwortlich tor der Rechte 1930 in den Dienst der war. Mäser wurde zu einer fünfzehn- Bundespolizeidirektion Linz. Polizei- jährigen, schweren Kerkerstrafe verur- oberkommissär Bernegger war als Gendarmeriepostenkommandant Hugo teilt. Lunardon stieß auf Widerstand staatspolizeilicher Referent zuständig Lunardon: Opfer des NS-Regimes. auch in den eigenen Reihen. Sein Stell- für Ermittlungen gegen illegale Natio- vertreter im GP Dornbirn, Franz nalsozialisten. Deshalb zog er sich den Walch, war nationalsozialistisch ge- Hass der Nationalsozialisten zu. Nach sinnt und sabotierte die Aktionen Lu- dem „Anschluss“ an das Deutsche nardons. Walch warnte Nationalsozia- Reich wurde Bernegger außer Dienst listen vor bevorstehenden Hausdurch- gestellt. SA- und SS-Männer Berneg- suchungen und anderen Amtshandlung ger holten ihn am 13. März 1938 um und versorgte die SS mit internen In- drei Uhr früh aus seiner Wohnung in formationen. Einige nationalsozialis- der Dinghoferstraße in Linz und miss- tisch gesinnte Dornbirner Gendarmen handelten ihn schwer. Er wurde in eine wurden auf andere Gendarmerieposten Gefängniszelle in der Polizeidirektion versetzt. Walch versah ab 1. September Linz gebracht, wo er weiter misshan- Gendenktafel für Hugo Lunardon im 1937 Dienst als Kanzleibeamter beim delt wurde. Wann und wie genau er Bildungszentrum Feldkirch-Gisingen. Landesgendarmeriekommando in Bre- starb, ist nicht bekannt. Berneggers genz. Lunardon gelang es, Sprengstoff Witwe Gerda, geb. Ullmann erhielt die wurden, befand sich Hugo Lunardon, sicherzustellen. Einflussreiche Vorarl- Urne mit seiner Asche zugestellt. Kommandant des Gendarmeriepostens berger Nationalsozialisten wurden ver- In den ersten Tagen nach dem „An- Dornbirn. Hugo Lunardon, geboren am haftet. Am 15. Jänner 1934 wurde der schluss“ brachten die Nationalsozialis- 2. November 1893 in Hard als Sohn ei- „Gauleiter“ der illegalen NSDAP, An- ten zwei weitere Polizeiangehörige in nes italienischstämmigen Schusters, er- ton Plankensteiner, festgenommen. Die Linz um – Polizeidirektor Dr. Viktor lernte den Graveur-Beruf und wurde Festnahme führte zu gewalttätigen Ak- Bentz und Kriminalbezirksinspektor 1914 zum Kriegsdienst an der Front tionen und „Machtdemonstrationen“ Josef Feldmann. eingezogen. Er wurde zweimal ver- der illegalen Nationalsozialisten in Der Lern- und Gedenkort im Char- wundet und verbrachte dreieinhalb Jah- Dornbirn und anderen Orten. Für ihr lotte-Taitl-Haus in Ried ist eine Au- re in russischer Kriegsgefangenschaft. Engagement gegen die illegalen Natio- ßenstelle des Museums Innviertler Nach seiner Rückkehr nach Vorarlberg nalsozialisten erhielten Revierinspektor Volkskundehaus (Charlotte Taitl, die in konnte er mangels beruflicher Mög- Hugo Lunardon und Kriminalinspektor diesem Haus gewohnt hatte, wurde am lichkeiten nicht mehr als Graveur ar- Anton König im Jänner 1935 die 16. Oktober 1944 im Konzentrationsla- beiten und trat in die Gendarmerie ein. Österreichische Große Silberne Ver- FOTOS: ARCHIV, KATHOLISCHE KIRCHE VORARLBERG/ILZER ger Auschwitz ermordet). Die Ausstel- Nach der Grundausbildung in Inns- dienstmedaille verliehen. lung ist den Opfern von Nationalsozia- bruck wurde er dem Landesgendarme- Nach der nationalsozialistischen lismus und Faschismus im Bezirk Ried riekommando (LGK) Vorarlberg zuge- Machtübernahme am 12. März 1938 im Innkreis gewidmet. Der Lern- und teilt. 1923 kam er zur Ausforschungs- wurde Anton Plankensteiner kommis- Gedenkort wurde im Mai 2017 eröff- abteilung des LGK in Bregenz. Lunar- sarischer Landeshauptmann von Vor- net. don wurde 1927 zum Gendarmeriepos- arlberg; SS-Mann Alfons Mäser wurde ten (GP) Feldkirch-Bahnhof, 1924 zum Sicherheitsdirektor von Vorarlberg (bis „Weil ich meine Pflicht getan ha- GP Dalaas, kurz darauf zum GP Parte- zur Einverleibung Vorarlbergs zum be.“ Unter den Gendarmeriebeamten, nen im Montafon und im Sommer Gau Tirol). Noch in der Nacht der die unmittelbar nach dem Einmarsch 1930 zum GP Bregenz. Später versah Machtübernahme forderte Franz Walch der NS-Truppen am 12. März 1938 von er im GP Hohenems Dienst und 1933 die Festnahme Lunardons. Dieser und den neuen Machthabern festgenommen wurde er Kommandant des GP Dorn- der Kriminalbeamte Anton König wur- 66 ÖFFENTLICHE SICHERHEIT 9-10/21
GEDENKSTÄTTEN FÜR EXEKUTIVBEAMTE Gedenktafel für NS-Opfer auf der Fas- Gedenktafel in der Landespolizeidirek- Mahnmal im 6. Stock der Landespoli- sade des Polizeianhaltezentrums Wien. tion Wien für NS-Opfer der Polizei. zeidirektion Wien. den verhaftet und in das von der Gesta- bei chronischem Herzfehler und Was- Machtergreifung im März 1938 wurde po übernommene Gefangenenhaus sersucht“ eingetragen. Die Leiche wur- er verhaftet und anschließend in das nach Bregenz gebracht. Man wollte de im Krematorium Steyr verbrannt. Konzentrationslager Dachau eingelie- Lunardon Amtsmissbrauch anhängen, Lunardos Häftlingsnummer 14.363 fert. Später wurde er nach Mauthausen fand aber keine stichhaltigen Indizien. wurde weiterverwendet und einem in überstellt, wo er unter unmenschlichen Franz Walch wurde neuer Komman- das KZ neu eingelieferten polnischen Bedingungen zu Tode gebracht wurde. dant des GP Dornbirn. Er übernahm Häftling zugewiesen. „Weil ich meine Pflicht getan ha- die Dienstwohnung Lunardons und Hugo Lunardon wurde am 29. Juli be.“ Landesgendarmeriekommando für warf dessen Frau Olga und die beiden 1946 von der Generaldirektion für die Vorarlberg, Juni 1997“ kleinen Töchter aus der Wohnung. öffentliche Sicherheit nach dem Beam- Außer der Gedenktafel im Bildungs- Walch wurde kurz darauf „Hauptver- tenüberleitungsgesetz rehabilitiert. Die zentrum Feldkirch-Gisingen erinnern bindungsmann“ zwischen der Gendar- Entlassung wurde rückwirkend aufge- ein Gedenkstein in Dornbirn und der merie in Vorarlberg und der NSDAP hoben und Lunardon wurde bis zu sei- „Hugo-Lunardon-Weg“ neben dem im Landesgendarmeriekommando in nem Tod dienstrechtlich als im Dienst- Gebäude der Landespolizeidirektion in Bregenz. Außerdem wurde er Untersu- stand der Gendarmerie stehend be- Bregenz an den Gendarmeriebeamten. chungsbeamter bei der Sonderkommis- trachtet. Rückwirkend mit 1. Jänner Der Gedenkstein für Hugo Lunardon sion, die gegen Gendarmeriebeamte 1940 wurde er zum Gendarmerie-Ritt- und zehn andere Opfer der NS-Diktatur vorging. Hugo Lunardon wurde am 23. meister ernannt. Der Bundespräsident befindet sich im Park vor dem Stadtar- Mai 1938 nach Innsbruck überstellt. verlieh ihm am 30. September 1977 chiv/Stadtmuseum. Die Inschrift lautet: Einige Tage später wurde er als posthum das Ehrenzeichen für Ver- „Friede – Menschenwürde – Tole- „Schutzhäftling“ in das Konzentrati- dienste um die Befreiung Österreichs. ranz. Zur Erinnerung an alle Bürgerin- onslager Dachau eingeliefert, wo er In Erinnerung an Hugo Lunardon nen und Bürger der Stadt Dornbirn, drei Monate lang in verschärfter Ein- wurde im Juni 1997 auf dem Gebäude die Opfer der NS-Gewaltherrschaft zelhaft („Kommandanturarrest“) ver- der damaligen Gendarmerieschule Gi- wurden, die in Konzentrationslagern bringen musste. In dieser Zeit erhielt er singen (Bildungszentrum der Sicher- und Gefängnissen gelitten haben, die nur alle paar Tage Essen. In der KZ- heitsakademie) eine Gedenktafel ange- ausgegrenzt und verfolgt wurden, den Haft wurde Lunardon schwer misshan- bracht. Die Tafel mit dem Gendarme- wehrlosen Opfern der Euthanasie und delt und gedemütigt. Am 11. Novem- riesymbol „flammende Granate“ hat den Ermordeten von Widerstand und ber 1938 wurde er offiziell aus dem folgende Inschrift: Verfolgung. Rudolf Bodemann, Wil- Gendarmeriedienst entlassen. Nach „Hugo LUNARDON Gendarmerie- helm Himmer, Julius Kilga, Hugo Lu- Kriegsbeginn Anfang September 1939 Postenkommandant von Dornbirn nardon, Hilar Paterno, Franz Perle, wurde Lunardon in das KZ Mauthau- 2.11.1893 – 14.3.1940 Gend.-Rittmeis- Johann Prantl, Oswald Schwendinger, sen überstellt, schikaniert, misshandelt ter posthum Arthur Sohm, Maria Wieland und Otto und unter unmenschlichen Bedingun- Hugo Lunardon führte in den drei- Wohlgenannt. DI Edmund Turteltaub, gen zur Arbeit im Steinbruch gezwun- ßiger Jahren Ermittlungen über Aktivi- Gertrud Turteltaub, Hans Turteltaub FOTOS: WERNER SABITZER gen. Kälte, Erschöpfung, schwere täten der verbotenen NSDAP durch. Im und Walter Turteltaub.“ Misshandlungen und Nahrungsmangel Jahre 1934 wirkte er entscheidend an Der Gedenkstein wurde 1993 aufge- führten zum Tod Lunardons am 14. der Ausforschung vieler Mitglieder der stellt. 1996 wurde die Liste der Opfer März 1940. Im Totenschein wurde als SS in Vorarlberg mit. Noch in der mit den vier Namen der Familie Turtel- Todesursache „Herzmuskelschwäche Nach der nationalsozialistischen taub ergänzt. ÖFFENTLICHE SICHERHEIT 9-10/21 67
SERIE Gedenktafeln in Wien. In der Zentra- scher Betätigung verhaftet, zum Tod le der Landespolizeidirektion Wien am verurteilt und am 25. Juni 1943 im Schottenring 7-9 befindet sich im ers- Zuchthaus München–Stadelheim hin- ten Stock vor dem Eingang zum Fest- gerichtet. saal eine Marmortafel mit dem Logo • Amtswart Josef Mandl, geboren am 5. der Sicherheitswache, dem Bundes- März 1877, wurde am 30. März 1943 wappen und folgender Inschrift in in das Ghetto Theresienstadt deportiert. goldfarbenen Buchstaben: „Den für die • Dr. Julius Munk, geboren am 10. De- Freiheit Österreichs vom nationalsozia- zember 1901, Polizei-Sanitäts-Ober- listischen Terror hingemordeten Poli- kommissär, emigrierte als Betroffener zeibeamten zum Gedenken“. Es folgen der Nürnberger („Rassen“-)Gesetze im die Namen von 20 Polizeiangehörigen, September 1938 nach Frankreich und die Opfer des nationalsozialistischen wurde im Februar 1944 als Arzt in der Regimes wurden: französischen Widerstandsbewegung • Josef Berger, geboren am 13. Jänner festgenommen. Er war unter anderem 1902, war Rottwachtmeister der Reser- in den Konzentrationslagern Dachau, ve der Schutzpolizei. Er verbreitete Natzweiler/Kommando Frankfurt am kommunistische Flugschriften, wurde Main und Buchenwald inhaftiert, wo er 1941 verhaftet, zum Tod verurteilt und am 18. April 1945 nach der Befreiung am 25. Juni 1943 im Zuchthaus Mün- des Lagers starb. chen-Stadelheim hingerichtet. • Johann Newald, geboren am 20. Jän- • Viktor Bergner, geboren am 19. No- ner 1901, Hauptmann der Schutzpoli- vember 1898, war Meister der Schutz- zei, wurde am 4. Oktober 1944 verhaf- polizei. Er wurde im Februar 1944 we- Gedenktafel im Wiener Westbahnhof: tet, wegen „Vorbereitung zum Hoch- Erinnerung an den ersten Transport gen staatsfeindlicher Betätigung festge- von NS-Gegnern, darunter Polizeifüh- verrat“ zum Tod verurteilt und am 27. nommen und am 30. August 1944 in rungskräfte, in das KZ-Dachau. Oktober 1944 in Dachau hingerichtet. Dachau erschossen. Er hatte Anschrif- • Dr. Josef Pleininger, geboren am 8. ten für die Anti-Hitler-Bewegung ver- und Dr. Clemens von Pausinger am 28. Juli 1888, Stadthauptmann von Wien- mittelt. Oktober 1944 zum Tod verurteilt. Laut Meidling, wurde am 12. März 1938 • Polizeikommissär Dr. Erwin Braun, Anklage des Volksgerichtshofs hätten verhaftet und starb am 9. April 1938 geboren am 7. April 1913, wurde am sie „durch Beteiligung an einem sepa- im Gefangenhausspital des Wiener 19. Februar 1941 nach Kielce (Polen) ratistischen Zusammenschluss den Landesgerichts. deportiert. Hochverrat vorbereitet und dadurch die • Oberpolizeirat Felix Richter, geboren • Franz Däninger, geboren am 2. Feb- Feinde unseres Reiches begünstigt“. am 14. Juli 1884, wurde am 5. Jänner ruar 1896, war Hauptwachtmeister im Nach einem Fußmarsch der Verurteil- 1943 in das Ghetto Theresienstadt und Polizeipräsidium. Er wurde 1942 we- ten von Wien nach Stein/Donau (Nie- von dort am 18. Mai 1944 nach Ausch- gen kommunistischer Betätigung ver- derösterreich) wurde Hofer am 15. witz deportiert. haftet, zum Tod verurteilt und am 25. April 1945 mit 43 weiteren Verurteil- • Hermann Schneider, geboren am 22. Juni 1943 im Zuchthaus München-Sta- ten erschossen. März 1906, Hauptwachtmeister der delheim hingerichtet. • Karl Kerner, geboren am 4. Dezem- Schutzpolizei, wurde 1942 verhaftet, • Dr. Emil Friedjung, geboren am 14. ber 1889, Hauptwachtmeister der wegen kommunistischer Betätigung Juli 1877, Polizei-Sanitätsrat, wurde Schutzpolizei, war Mitglied einer kom- zum Tod verurteilt und am 25. Juni am 9. Juni 1942 nach Minsk (Weißruß- munistischen Zelle von Polizeiangehö- 1943 im Zuchthaus München-Stadel- land) deportiert. rigen. Er wurde 1942 festgenommen, heim hingerichtet. • Dr. Johann Grossmann, geboren am zum Tod verurteilt und am 25. Juni • Alois Theyrer, geboren am 17. Juni 21. April 1886, Polizei-Chefarzt, wur- 1943 im Zuchthaus München-Stadel- 1898), Hauptwachtmeister der Schutz- de am 5. Juni 1942 nach Izbica (Polen) heim hingerichtet. polizei, war Mitglied einer kommunis- deportiert. • Dr. Otto Kirchl, am 13. April 1945 in tischen Zelle von Polizeiangehörigen. • Leopold Heindl, geboren am 25. St. Pölten standrechtlich hingerichtet Er wurde 1942 festgenommen, zum März 1896, Hauptwachtmeister der (siehe oben), war Polizeijurist in Wien, Tod verurteilt und am 25. Juni 1943 im Schutzpolizei, war Mitglied einer kom- bevor er stellvertretender Polizeidirek- Zuchthaus München-Stadelheim hinge- munistischen Zelle von Polizeiangehö- tor in St. Pölten wurde. Deshalb ist er richtet. rigen. Er wurde 1942 festgenommen, auch auf der Opfertafel in der LPD • Hofrat Dr. Ludwig Weiser, geboren zum Tod verurteilt und am 30. Juli Wien verewigt. am 26. Februar 1887, Leiter der Staats- 1943 in Dachau hingerichtet. • Polizei-Sanitätsrat Dr. Emil Kominik, polizei, wurde nach der nationalsozia- • Andreas Hofer, geboren am 24. Au- geboren am 2. Jänner 1877 wurde am listischen Machtübernahme im März gust 1915, Revieroberwachtmeister der 24. September 1942 in das Ghetto The- 1938 festgenommen und befand sich FOTO: WERNER SABITZER Schutzpolizei, wurde gemeinsam mit resienstadt deportiert und starb dort am bis Oktober 1939 in Schutzhaft. Er Kaplan DDr. Heinrich Maier, Dipl. 10. September 1944. wurde in Deutschland konfiniert und Ing. Walter Caldonazzi, Josef Wyhnal, • Lorenz Kuscher, geboren am 25. No- starb am 14. Juni 1944 in Dresden. Dipl. Ing. Hermann Klepell, Dr. Wil- vember 1894, Meister der Schutzpoli- Die Gedenktafel wurde vom Bun- helm Ritsch, Dr. Franz Josef Messner zei, wurde 1942 wegen kommunisti- desministerium für Inneres gestiftet 68 ÖFFENTLICHE SICHERHEIT 9-10/21
SERIE Gedenktafel im Westbahnhof. 150 von den Nationalsozialisten nach der Machtübernahme festgenommene Österreicher wurden am 1. April 1938 in das Konzentrationslager Dachau ge- bracht. Unter den Häftlingen befanden sich hochrangige Polizeiangehörige, die für die Verfolgung der illegalen Nationalsozialisten von 1933 bis 1938 verantwortlich gemacht wurden: Dr. Richard Böhm, Dr. Rudolf Manda, Dr. Maximilian Pammer, Franz Zelburg, Maximilian Ronge, Emanuel Stillfried- Rathenitz, Dr. Josef Kimmel, Dr. Friedrich Streitmann, Dr. Leopold Buchsbaum und Dr. Heinrich Hüttl. Am 2. April 1938 trafen weitere Häftlinge vom Westen Österreich im „Stein des Gedenkens“ für NS-Opfer Karl Halaunbrenner vor dem Palais Modena, dem Sitz des Bundesministeriums für Inneres. KZ Dachau ein, darunter der Landes- gendarmeriekommandant von Ober- und am 1. November 1946 von Polizei- schismus. Hier, im ehemaligen Polizei- österreich, Dr. Ernst Mayer, Salzburgs präsident Arthur Klauser im damaligen gefängnis Rossauer Lände, waren in Polizeidirektor Viktor Ingomar, der Si- Direktionsgebäude, 1010 Wien, Park- der Zeit ohne Gnade von 1938 bis 1945 cherheitsdirektor von Salzburg, Lud- ring 8, in Anwesenheit des Innenminis- politische Gegnerinnen und Gegner wig Bechinie-Lazan, der Kriminalbe- ters Oskar Helmer enthüllt. 1974 wur- des NS-Regimes eingekerkert. Dieses amte Wilhelm Ackermann und der de die Gedenktafel im neuerrichteten Gefängnis war der Vorhof zu den Ver- Gendarmeriebeamte Johann Lackner. Direktionsgebäude der Bundespolizei- hören und Folterungen auf der Gesta- Nicht alle überlebten den Nazi-Terror: direktion (seit 2012: Landespolizeidi- po-Leitstelle auf dem Morzinplatz.“ Ludwig Bechinie-Lazan wurde am 26. rektion) Wien angebracht. Käthe Sasso (Mädchenname Smu- September 1939 in das Konzentrations- dits), geboren im März 1926 in Wien, lager Buchenwald verlegt und am 22. Mahnmal am Polizeianhaltezentrum. war in einer NS-Widerstandsgruppe Juli 1941 in der Tötungsanstalt Pirna- Zwischen 1938 und 1945 waren im Po- aktiv. Im August 1942 wurde sie von Sonnenstein in Deutschland umge- lizeigefangenenhaus an der Rossauer der Gestapo verhaftet. Sie wurde im bracht. Viktor Ingomar wurde im Jän- Lände in Wien-Alsergrund Tausende Konzentrationslager Ravensbrück in- ner 1939 in die Strafvollzugsanstalt Regime-Gegner, Jüdinnen und Juden, haftiert. Auf dem „Todesmarsch“ kurz Stadelheim in München gebracht, wo Roma und Sinti, Deserteure und andere vor Kriegsende von Ravensbrück zum er am 4. Februar 1944 ums Leben kam. vom NS-Regime verfolgte Menschen KZ Bergen-Belsen gelang ihr die In Erinnerung an den ersten Häft- inhaftiert. Von dort aus wurden sie Flucht. Sie kehrte nach Wien zurück lingstransport nach Dachau wurde am zum Verhör in das Gestapo-Hauptquar- und heiratete den Widerstandskämpfer 17. März 1988 im Wiener Westbahn- tier am Morzinplatz gebracht. Hunderte Josef Sasso. Als Zeitzeugin berichtet hof eine Gedenktafel angebracht. An von ihnen wurden hingerichtet. sie seit den 1990er-Jahren über das dieser Stelle befand sich ursprünglich An der Fassade des Amtsgebäude- NS-Terrorregime. Prof. Käthe Sasso eine Metalltafel. komplexes Berggasse/Rossauer Lände, lebt heute in Winzendorf, Niederöster- Die Marmortafel hat wie die Vor- in dem sich das nun Polizeianhaltezen- reich und ist eine der letzten Zeitzeu- gängertafel folgende Inschrift: „Nie- trum genannte Polizeigefangenenhaus ginnen. mals vergessen! 150 österreichische befindet, wurde am 3. Mai 2018 in An- Patrioten von den Nazi-Barbaren wesenheit der Staatssekretärin im Bun- Weitere Gedenktafeln. Auch in an- gleich nach der Okkupation unserer desministerium für Inneres, Mag. Ka- deren Landespolizeidirektionsgebäu- Heimat verhaftet, wurden von diesem roline Edtstadler, und der Widerstands- den befinden sich Gedenktafeln für die Bahnhof am 1. April 1938 als erster kämpferin Prof. Käthe Sasso ein Opfer des Nationalsozialismus, etwa in Transport in das KZ Dachau ver- Mahnmal zur Erinnerung an alle Opfer Salzburg (siehe: Gedenktafel für NS- schleppt. Diese Menschen kamen aus des Faschismus enthüllt. In die zweitei- Opfer; in: Öffentliche Sicherheit, Nr. allen Bevölkerungsschichten, aus allen lige Metalltafel wurde folgender Text 3-4/21 (März/April 2021), S. 91-92). politischen und religiösen Lagern. Ihre eingraviert: „Käthe Sasso wurde 1942 Vor dem Palais Modena in der Herren- einzige Schuld bestand in ihrem Be- hier als 16-jährige inhaftiert und kam gasse 7 in Wien, dem Sitz des Bundes- kenntnis zu Österreich! Dies war der im Jänner 1943 als Häftling ins Wiener ministeriums für Inneres, wurde 2020 Anfang – das Ende der Holocaust. Landesgericht. 1944 wurde sie ins ein „Stolperstein“ für den von den Na- Wehret den Anfängen!“ Darunter be- FOTO: GERD PACHAUER Konzentrationslager Ravensbrück de- zis zu Tode misshandelten jüdischen finden sich die Namen der Stifterorga- portiert. Wenn wir die Gerechten ver- Gendarmeriebeamten Karl Halaun- nisationen: KZ-Gemeinschaft Dachau gessen, versteinert unser Herz.“ brenner angebracht (siehe: „Und alles, sowie Arbeitsgemeinschaft der KZ-Ver- Rechts daneben befindet sich der Text: weil ich ein Jude bin“; in: Öffentliche bände und Widerstandskämpfer Öster- „Zur Erinnerung an alle Opfer des Fa- Sicherheit, Nr. 1-2/21, S. 65-67). reichs. 70 ÖFFENTLICHE SICHERHEIT 9-10/21
GEDENKSTÄTTEN FÜR EXEKUTIVBEAMTE Eine Reihe von Gedenkstätten in Österreich erinnern an jene Polizei- und Gendarmerieangehörigen, die beim Putschversuch der Nationalsozia- listen im Juli 1934 ums Leben kamen. Werner Sabitzer Quellen/Literatur: Arnberger, Heinz; Kuretsidis-Hai- der, Claudia (Hrsg.): Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinne- rungszeichen zu Widerstand, Verfol- gung, Exil und Befreiung, Mandelbaum Verlag, 2011. Brettner, Friedrich: Payerbach – Reichenau – Schwarzau/Geb. – Schick- salsjahre 1938 – 1945. Eigenverlag, Gloggnitz, 2010. Butterweck, Hellmut: Nationalso- zialisten vor dem Volksgerichtshof Wien. Österreichs Ringen um Gerech- tigkeit 1945–1955 in der zeitgenössi- Gedenktafel im Stadtpolizeikommando Gedenktafel in der Landespolizeidirek- schen öffentlichen Wahrnehmung. Stu- St. Pölten für die Opfer des National- tion Salzburg mit den Namen von NS- dienverlag, Innsbruck, 2016. sozialismus. Opfern der Polizei in Salzburg. Dokumentationsarchiv des österrei- chischen Widerstandes (Hg.): Geden- österreichischen Bundesländern, Band der Jahre 1945–1946: In: NÖN (Aus- ken und Mahnen in Wien 1934-1945. 3. Studien-Verlag, Innsbruck, 2012. gabe Neunkirchen), 18/1995, S. 15. Gedenkstätten zu Widerstand und Ver- Sabitzer, Werner: Lexikon der inne- Die Polizei gedenkt der Opfer der folgung, Exil, Befreiung. Eine Doku- ren Sicherheit, Neuer wissenschaftli- Naziherrschaft, in: Arbeiter-Zeitung, mentation. Deuticke, Wien 1998. cher Verlag, Wien/Graz, 2008. 27.10.1946. Gansinger, Gottfried: Nationalso- United States Holocaust Memorial Ehrung der justifizierten Angehöri- zialismus im Bezirk Ried im Innkreis. Museum Archives: Wiener Prozesse gen der Wiener Polizei, in: Arbeiter- Widerstand und Verfolgung 1938– wegen NS-Verbrechen. Viennese Post- Zeitung, 1.11.1946. 1945. War Trials of Nazi War Crimes. Wa- Die elf Märtyrer der Wiener Polizei, Kerschbaumer, Gert: Respekt vor shington, Online-Dokumentation: in: Österreichische Volksstimme, allen Opfern des nationalsozialisti- https://collections.ushmm.org/findin- 1.11.1946. schen Terrors, in: Weidenholzer, Tho- gaids/RG-17.003M_01_fnd_de.pdf Enthüllung einer Gedenktafel für mas; Lichtblau, Albert (Hg.): Leben im Walser, Harald: Der Tod eines justifizierte Polizeibeamte, in: Neues Terror. Verfolgung und Widerstand. Staatsdieners. Hugo Lunardon und der Österreich, 1.11.1946. Die Stadt Salzburg im Nationalsozia- Nationalsozialismus in Dornbirn. In: Gedenktafel in der Polizeidirektion, lismus Band 3, Salzburg, 2012. Lan- Bundschuh, Werner; Walser, Harald: in: Wiener Zeitung, 1.11.1946. desgendarmeriekommando für Vorarl- (Hg.): Dornbirner Statt-Geschichten. Der Gedenkstein für die Polizeiop- berg (Hg.): Hugo Lunardon. Gendar- Kritische Anmerkungen zu 100 Jahren fer des Faschismus, in: Arbeiter-Zei- merie-Rittmeister posthum. In: Ge- politischer und gesellschaftlicher Ent- tung, 3.11.1946. denkschrift zum 150-jährigen Bestehen wicklung. Bregenz, 1987, S. 210-242. Gedenkfeier in der Polizeidirektion, der Gendarmerie in Österreich, Bre- Zellhofer, Martin: Die NS-Morde in: Neues Österreich, 3.11.1946. genz, 1999. und –Standgerichtsfälle in Schwarzau Zum Andenken eines treuen Sozia- Matt, Werner: Zuerst das Notwendi- im Gebirge und Umgebung im listen, in: Arbeiter-Zeitung, 9.11.1946 ge ... Dornbirn von 1945 bis 2000. In: April/Mai 1945 im Lichte des Volksge- (Leserbrief). Werner Matt, Hanno Platzgummer richtsverfahrens 1945–1948. Diplom- Zuchthäusler lieferte Sankt-Pöltner (Hg.): Geschichte der Stadt Dornbirn. arbeit, Universität Wien, 2008. Freiheitskämpfer der Gestapo aus. In: Band 2, 2002, S. 266. Presseberichte: Österreichische Zeitung, 11. Dezember FOTOS: DIETER HÖLLER/LPD NÖ, WERNER SABITZER Neugebauer, Wolfgang; Schwarz, 20 Morde eines Nazi-„Standge- 1945, S. 2. Peter: Stacheldraht, mit Tod geladen ... richts“. In: Österreichische Volksstim- Ehrung für Sankt-Pöltner NS-Opfer. Der erste Österreichertransport in das me, 4. Mai 1947, S. 4. In: Der Neue Mahnruf, Heft 12/1968, KZ Dachau 1938. Hrsg. Von der Ar- Das Mördernest von Schwarzau im S. 6. beitsgemeinschaft der KZ-Verbände Gebirge. In: Die Weltpresse, 6. Mai Rehabilitierung nach dem Tode. In: und Widerstandskämpfer Österreichs, 1947, S. 2. Vorarlberger Volksblatt, 13. März Wien, 2008. Massaker im Raxgebiet – April 1947, S. 3. Pichler, Meinrad: Nationalsozialis- 1945. In: Der Freiheitskämpfer, Nr. Veränderungen in der Gendarmerie. mus in Vorarlberg: Opfer, Täter, Geg- 1/März 1996. In: Vorarlberger Wacht, 7. Februar ner. Reihe Nationalsozialismus in den Reichenau: Gedenkstein für Opfer 1928, S. 3. ÖFFENTLICHE SICHERHEIT 9-10/21 71
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