Gemeindebrief Weihnachten 2021 - Katholische Gemeinde St. Thomas Morus Rostock - Katholische Pfarrei Herz Jesu Rostock
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Zum Geleit Es kommt ein Schiff, geladen bis an sein’ höchsten Bord, trägt Gottes Sohn voll Gnaden, des Vaters ewigs Wort. Das Schiff geht still im Triebe, es trägt ein teure Last; das Segel ist die Liebe, der Heilig Geist der Mast. Der Anker haft’ auf Erden, da ist das Schiff am Land. Das Wort will Fleisch uns werden, der Sohn ist uns gesandt. Zu Bethlehem geboren im Stall ein Kindelein, gibt sich für uns verloren; gelobet muß es sein. Und wer dies Kind mit Freuden umfangen, küssen will, muss vorher mit ihm leiden groß Pein und Marter viel, danach mit ihm auch sterben und geistlich auferstehn, das ewig Leben erben, wie an ihm ist geschehn. (Daniel Sudermann um 1626 nach einer Vorlage um 1450) In dem alten Liedtext wird in wenigen Versen die gesamte Heilsge- schichte sichtbar: Der Bogen spannt sich vom Advent, wo die schwan- gere Maria als beladenes Schiff dargestellt wird, das von Liebe und dem Heiligem Geist vorangetrieben wird, über die Geburt des Gottessohnes bis zu seinem Tod am Kreuz und zur Hoffnung auf das ewige Leben. Ihnen allen einen guten Weg durch die restliche Adventszeit, ein gesegnetes Weihnachtsfest und Gottes Segen für das neue Jahr 2022! Ihre Gemeindebrief Redaktion (Fotos: ww, wm) 2
Zum Geleit Hoffung In wenigen Tagen feiern wir Christi Geburt. Ein hohes Fest der Kirchen, der Familien und der Menschen, die nach einem Sinn in ihrem Leben suchen. Jedes Jahr werden umfangreiche Vorbereitungen für das Fest getroffen, kleine oder auch größere Geschenke besorgt. Der Handel hält schon seit An- fang September Weihnachtsware bereit. Chöre proben für die Festtagsmes- sen, Kinder und Jugendliche studieren mit ihren Mentoren Krippenspiele ein. Also alles wie in den vergangenen Jahren? Nicht ganz. Mit erheb- lichen Einschränkungen mussten wir schon 2020 die Festtage erleben. Nach den beginnenden Impfungen und ersten Lockerungen im Frühjahr und Sommer waren wir zuversichtlich, das Weihnachtsfest 2021 wird in vollen Kirchen und größerem Familienkreis feiern zu können. Leider ist die Pandemie noch nicht vorbei. Die Inzidenzzahlen steigen wieder und erreichen Werte, die in den vergangenen Monaten zu erheb- lichen Einschränkungen führten. Die Verunsicherung wächst, Erstimpfungen stagnieren, Impfdurch- brüche nehmen zu, neue Virusvarianten treten auf, Booster-Impfungen seien nun das Mittel der Wahl und sollen das Virus zurückdrängen. Kann man wirklich zuversichtlich sein, wenn täglich neue Hiobsbotschaften von verantwortlichen Politikern und “selbsternannten“ Spezialisten über die sozialen Medien verbreitet werden? Wir kennen alle die Aussagen: Gene- sene und Geimpfte bevorzugen, Schließung von Impfzentren, verschärfte Regeln bei Besuchen in Pflegeheimen und Krankenhäusern, kosten- pflichtige Testnachweise, Aufhebung der epidemischen Lage. Diese Liste ließe sich verlängern und das in jedem Bundesland unterschiedlich. Was heute beschlossen, wird morgen zurückgenommen oder noch etwas Neues hinzugefügt. Ist das noch Strategie oder bereits Chaos? Es bleibt die Hoffnung, dass jeder Einzelne für sich das Weihnachtsfest in seiner Einzigartigkeit erschließt, auch wenn das“ Fest“ bescheiden ausfällt. Christus wird seit mehr als 2000 Jahren in der Krippe, oft unter sehr schwierigen Bedingungen, angebetet. Das kleine Licht wird auch 2021 unsere dunkle Zeit erhellen, mögen wir ein wenig Trost finden. Gertrud Düring 3
Berichte und Aktuelles Aktuelles aus dem Newsticker des Gemeindeteams! Bis auf weiteres gilt für die Teilnahme an den Gottesdiensten die 3G- Regel. D.h. nur Geimpfte, Genesene, Getestete können die Gottesdienste besuchen. Entsprechende Nachweise (digital oder in Papierform) müssen am Eingang kontrolliert werden. Das ist für uns alle eine neue herausfordernde Situation: für die Gemeindemitglieder, die freiwillig die Einlass-Dienste übernehmen, für die Gottesdienstbesucher, zum Teil auch für die Geistlichen, die diese Regeln vermelden müssen. Wir können uns gegenseitig die Lage erleichtern, indem wir hier zusammenarbeiten und für einen möglichst unkomplizierten Ablauf sorgen. Nur so können die Gottesdienste weiterhin stattfinden. Das Sternsingen im Januar 2022 kann in unserer Gemeinde auch diesmal wieder nicht auf die traditionelle Weise als Besuch in den einzelnen Häusern stattfinden. Wir überlegen, dies ähnlich zu machen wie im Januar 2021, als einige Sternsinger in den Gottesdienst kamen. Genauere Überlegungen stehen aber noch aus. Es konnten zwei Jugendliche gefunden werden, die die Betreuung der Messdiener und Messdienerinnen unterstützen. (Foto: wm) Dekanatswallfahrt (Foto: wm) 4
Berichte und Aktuelles Es werden aber immer noch Interessenten für den Küsterdienst gesucht - die Kü- sterinnen und Kü- ster brauchen dringend Unter- stützung! Wenn Sie sich vorstellen können mitzu- machen oder wenn Sie sich erst mal informieren möch- Interreligiöser Auftaktgottesdienst zur Interkulturellen Woche (Foto: wm) ten, mit welchem Aufgaben und welchem Zeitaufwand Sie rechnen müssen, können Sie sich gerne an das Gemeinde-Team wenden oder im Gemeindebüro Bescheid geben. Herr Cappallo sammelt für die Ehrenamtsbörse auf Pfarreiebene Angebote und Gesuche ehrenamtlicher Arbeit. Wer kann etwas anbieten? Wer ist auf der Suche? Bitte bei Herrn Cappallo melden! Im Januar möchte das Gemeinde-Team zu einer Gemeindever- sammlung einladen, falls die Pandemielage das zulässt. Als Termin haben wir Samstag, den 15.1.22, nach dem Gottesdienst vorgesehen. Wir wollen besprechen, wie es in der Gemeinde weitergehen soll und wie wir möglichst viele Gemeindemitglieder einbinden können in aktive Gemeindearbeit. Wichtiger Hinweis: Verweise auf private Jubiläen, die in der Neuen Kirchenzeitung vermeldet werden sollen, müssen rechtzeitig im Gemeindebüro bei Frau Welsch gemeldet werden. Die nächste Religiöse Kinderwoche (RKW) soll vom 8.-12.08.2022 (6. Ferienwoche) in Wentorf bei Hamburg stattfinden. Thema: Helden gesucht. In den Winterferien wird es keine Fahrt geben. Birgit Perleth (Fotos: wm) 5
Berichte und Aktuelles Nikolaus im Allgäu in den 60er Jahren Wenn ich an Kindheitserinnerungen zu Nikolaus denke, fallen mir – neben den üblichen Abläufen – vor allem zwei Begebenheiten ein: Bei uns im Dorf wurde abends die Milch mit der Milchkanne in der Molkerei geholt. Wir wohnten am Rande des Dorfes, zu unserem Haus führte die Straße bergauf. Es war tief verschneit und wir waren schon auf dem Rückweg, als meine Mutter mich zur Eile anhielt. Sie fürchtete, mit mir an der Hand den wilden Begleitern des heiligen Nikolaus zu begegnen, die sich bei uns im Dorf einen Spaß daraus machten, Leute zu erschrecken. Knecht Ruprecht oder Krampus – das war eine Gestalt in einer rauen, pelzigen Kutte, das Gesicht in der Kapuze verhüllt oder dunkel angemalt, mit einer drohenden Rute oder auch rasselnden Kette und drohenden Gebärden. Ich hatte diese gruseligen, rauen Gestalten schon mal gesehen und so strengte ich meine kleinen Beine an, um schnell durch den Schnee die Straße hinauf zu kommen. Ich kann mich noch gut an diese Mischung aus Angst aber auch Grusellust erinnern, die mich als Kind befiel, - und dann die Erleichterung, unversehrt die Geborgenheit zuhause erreicht zu haben. Einmal hatten wir dann doch eine schreckhafte Begegnung mit dem Krampus. Meine Schwester und ich saßen am Esstisch und vertilgten unse- ren Schokoladenpudding, als plötzlich mit Macht an unsere Terrassentüre gepoltert wurde. Draußen stand St. Nikolaus, daneben aber ein wilder Krampus, der mit wilden Gesten drohte. Vor Schreck fiel ich vom Stuhl! Aber mein Vater – er erschien mir damals als äußerst mutig – riss die Türe auf und schimpfte nun seinerseits mit den beiden. Die zwei hatten ein Einsehen und verschwanden durch unseren Garten in der Dunkelheit. Wer hat noch Kindheitserinnerungen oder kann bestimmte Bräuche berichten? Es wäre schön, wenn wir solche Berichte sammeln könnten! Birgit Perleth (Foto: cp) Krampus und Nikolaus (aus Mozartkugeln) 6
Berichte und Aktuelles Weihnachten feiern in Rostock und in Bucamaranga in Kolumbien Claudia Bueno (CB) aus Bucamaranga in Kolumbien hat für unseren Gemeindebrief bereits zweimal aus ihrer Heimat berichtet. Seit März arbeitet sie an der Universität Rostock. Mit Christoph Perleth (CP) hat sie über Weihnachtsbräuche in Deutschland und Kolumbien gesprochen. CP: In Deutschland beginnt die Vorweihnachtszeit traditionellerweise am 1. Advent, also dem 4. Sonntag vor Weihnachten. In den Wohnzimmern der Familien werden Adventskränze aufgestellt und die erste Kerze wird entzündet. Der Advent ist eine sehr besinnliche Zeit, die Adventslieder sind etwas wehmütig und sehnsuchtsvoll. CB: Nein, das kennen wir in Kolumbien so gar nicht. Bei uns kündigt sich die Weihnachtszeit mit dem „Día de las velitas“, dem Tag der Kerzchen, an. In der Nacht zum 8.12., dem Tag der Immaculada Conceptión (Maria ohne Erbsünde empfangen), der bei uns ein Feiertag ist, werden in den Häusern und Straßen viele Kerzchen angezündet. Die Leute gehen auf die Straße und feiern, man singt und tanzt. CP: Beginnen an diesem Tag dann die Día de las velitas Weihnachtsmärkte? CB: Nein, nein, Weihnachtsmärkte gibt es in Kolumbien nicht. Nur die Geschäfte sind weihnachtlich dekoriert, das sind die Einflüsse aus den USA und Europa. CP: Gibt es dann in Kolumbien gar keine Vorbereitung auf Weihnachten? CB: Doch, doch! Am 16.12., also 9 Tage vor dem Hl. Abend beginnen traditionell die Novenas, genauer die „Novenas Navideñas“. CP: Ach wirklich? „Novenas“ sind sicher Novenen, also 9-tägige Andachten? Dann ist eine „Novena Navideña“ also eine Folge von weihnachtlichen Andachten über 9 Tage? 7
Berichte und Aktuelles CB: Genau! Man trifft sich über 9 Tage an jedem Abend im Viertel in einem andern Haushalt oder auch in der Kirche. Dort versammelt man sich um die leere Krippe herum, um zu beten und zu singen. Jeden Tag gibt es ein bestimmtes Gebet, aber immer wird im Gebet an Jesus, Maria und Josef gedacht. CP: Das stelle ich mir sehr besinnlich vor. CB: Na ja, man betet zwar und die Kinder verkleiden sich als Maria und Josef, auch als Ochse und Esel oder es wird die Herbergsuche gespielt... CP: So eine Tradition, wir nennen sie „lebende Krippe“ gibt es in Deutschland auch! CB: ...aber die Leute in Kolumbien sind sehr lebenslustig. Deswegen wird auch immer gemeinsam gefeiert. Es gibt bunte Lichter wie in Deutschland, aber auch immer sozusagen „Party“ mit Essen, Musik, Claudia Bueno in einer lebenden Krippe Bewegung und Tanz. Auch die Villancicos, das sind unsere Weihnachtslieder, sind einfach und ein bisschen wie Kinderlieder, aber freudig und fröhlich. CP: Ein bisschen erinnert das an den Rostocker Weihnachtsmarkt, nur dass die Gäste da nicht beten... CB: Vielleicht ein bisschen (lacht), aber die bunten Lichter, die Essensangebote (ich liebe Bratwurst) und der Trubel auf dem Rostocker Weihnachtsmarkt gefallen mir schon! CP: Dann kommt der Hl. Abend. CB: Genau, das ist ein echter Höhepunkt im Jahr. CP: In Deutschland ist der Hl. Abend in den Familien eher ruhig, die Eltern und Kinder versammeln sich um den Christbaum, vielleicht sind die Großeltern dabei. Die Kinder bekommen meist am Spätnachmittag, auf jeden Fall wenn es dunkel ist, Geschenke. Man isst traditionell einfache Speisen. Kartoffelsalat mit Wiener Würstchen sind sehr beliebt. In der 8
Berichte und Aktuelles Nacht geht man zur Christmette. Diese wurde früher um Mitternacht gefeiert, heute meist gegen 22 Uhr. CB: Christbäume haben wir auch, aber der Hl. Abend wird in Kolum- bien ganz, ganz anders begangen. Auch wir treffen uns in der Familie, aber Familie bedeutet, dass sich bei uns die ganz Verwandschaft trifft, Onkel und Tanten reisen mit ihren Familien an, da können schon einmal 30 bis 50 Leute zusammen kommen. Außerdem gehen wir schon am Nachmittag oder am Abend, vielleicht gegen 19 Uhr zur Kirche, weil wir dann um Mitternacht die Geburt Jesu in der Familie feiern wollen! Man trifft sich, bereitet sich auf das Fest vor und wartet auf Mitternacht. Um Mitternacht wird dann die Jesusfigur in die Krippe gelegt, man betet angesichts des neugeborenen göttlichen Kindes. Maria und Josef kommen im Gebet natürlich auch nicht zu kurz - und die Kinder erhalten endlich ihre Geschenke. Natürlich vom „Niño Diós“ (göttlichen Kind), nicht vom Weihnachtsmann! Häusliche Krippe CP: Bei uns zu Hause brachte auch das Christkind die Geschenke! CB: Jedenfalls kann man sagen, dass um Mitternacht die Feier ihren Höhepunkt erreicht. Dann gibt es auch das Festessen. Und natürlich wieder Party, Tanz und Musik. Tamales CP: Ich vermute einmal, es gibt nicht Kartoffel- salat mit Würstchen? CB: Bei uns zu Hause gab es „Tamales“ und Salate. Tamales sind mit verschiedenen Leckereien gefüllte Teigtaschen aus Maismehl, die in Bananenblätter gewickelt und im Dampf gegart werden. Ein typischer weihnachtlicher Salat wird aus Spitzkohl, gekochter Ananas, Äpfeln, Rosinen und einer speziellen Sahne zubereitet. Das gibt es nur an Festtagen. Im Süden Tamales 9
Berichte und Aktuelles Kolumbien ist auch „Lechona“ beliebt, ein mit Erbsen, Zwiebeln, Reis und Gewürzen gefülltes Schwein... CP: Ein ganzes Schwein? CB: Ja (lacht), es können ja viele Leute da sein, 50 und mehr, vielleicht über 100 kommen schon vor. Gut, in vielen Familien reicht natürlich auch ein Spanferkel. Pute oder Ente gibt es heutzutage auch, aber das ist nicht traditionell, das sind eher US-amerikanische oder europäische Einflüsse. CP: Wie lange geht die Feier denn? CB: Manche Leute feiern die ganze Nacht durch (lacht), aber viele Leute und auch ich gehen irgendwann nach 1 Uhr schlafen. Schließlich möchte man ja auch vom Weihnachtstag etwas haben. CP: Am Weihnachtstag gibt es in Deutschland traditionell das große Festessen mit Gans oder einem anderem Braten, Rotkohl und Knödeln... CB: Da essen wir die Reste. Und zwar machen wir am Weihnachtstag gerne Ausflüge, kochen über offenem Feuer eine Art Eintopf oder dicke Suppe aus den Resten und machen Picknick. Man nennt das „Paseo de Olla“, das bedeutet in etwa Topf-Spaziergang. Die Ausflüge führen in meiner Region oft an Flüsse, so dass man baden kann. Und natürlich gibt es wieder Musik und die Leute tanzen auch - Kolumbianer müssen sich immer und viel Paseo de olla bewegen! CP: Baden an Weihnachten, ist das nicht etwas kalt? Einen Spazier- gang an der Ostsee machen wir ja auch gerne, aber baden? CB: In Bucamaranga hat es um diese Jahreszeit 20-30 Grad, da macht Baden Spaß! CP: Und am 26.12., dem zweiten Weihnachtsfeiertag? CB: Der ist kein Feiertag, da müssen die Leute wieder arbeiten gehen. CP: Aber dann wird sicher an Sylvester und Neujahr wieder gefeiert... CB: Klar, und zwar ganz ähnlich wie Weihnachten, man versucht sich möglichst in der ganzen Familie mit allen Generationen zu treffen. Es gibt wieder traditionelle Gerichte. Um Mitternacht soll man 12 Trauben essen... 10
Berichte und Aktuelles CP: Wie in Spanien, da darf sich dazu 12 Wünsche denken! CB: Genau, dann soll man alle umarmen und alles Gute für das neue Jahr wünschen und gleichzeitig beten, das ist schwierig, viel auf einmal (lacht)! Feuerwerk ist natürlich auch sehr beliebt, aber weil sich viele Kinder sehr ernsthaft verletzt haben, gibt es heutzu- tage Beschränkungen. Am 1. Januar macht man dann wieder Silvesterparty Ausflüge und man kocht Ein- töpfe über offenem Feuer. Einer meiner Onkel, der an der Küste wohnt, kocht an Neujahr „Sancocho trifásico“, ein Eintopf mit Huhn, Rind und Fisch... CP: Soll das Glück im neuen Jahr bringen? CB: Nein (lacht), das soll helfen, den Kater zu überstehen! „Trifásico“ bedeutet Drehstrom mit drei Phasen. CP: Aber gibt es auch Bräuche an Neujahr, die Glück bringen sollen? CB: Klar, sogar sehr, sehr viele Rituale und auch Aberglaube. Wenn man zum Beispiel mit einem leerem Koffer eine Runde im Viertel dreht, wird man, so sagt man, im neuen Jahr eine schöne Reise machen. Christoph Perleth und Claudia Bueno (Fotos: cb+) 11
Berichte und Aktuelles Kirchenmusik - Cäcilienverein Rostock Nachdem der Cäcilienverein e.V. Rostock im Mai 2019 gegründet wurde, hat er eine ganze Reihe von Aktivitäten gestartet, um die Katholische Kirchenmusik in der Pfarrei Herz Jesu zu fördern. Dazu wurden fleißig Spenden, auch bei Bazaren und im Rahmen von Kirchen- oder den Benefizkonzerten unseres Kantors Werner Koch, gesammelt. Im vergangenen Jahr hat der Verein mit 2351 Euro die Ausreinigung und Überholung der Orgel der St. Thomas Morus Kirche unterstützt. Nun hat sich der Cäcilienverein vorgenommen, ein großes Projekt zu unterstützen und voranzutreiben: Die Orgel der Christuskirche, die 1975 von der Firma Wilhelm Sauer erbaut wurde, muss dringend ausgereinigt und vor allem überholt werden. Zur Zeit der Erbauung der Orgel war wegen Materialknappheit nicht möglich, alle Teile der Orgel solide und langlebig zu konstruieren. Die Orgelbauer waren gezwungen, Kunststoff- bauteile zu verwenden, die mit der Zeit poröse werden, so dass inzwischen Schäden eingetreten sind. So müssen die Organistinnen und Organisten manche Register nur vorsichtig ziehen, damit nichts bricht. Ein anderes Problem ist, dass das Fundament der Orgel, das sind vor allen die tiefen, also die Bassregister im Pedal, zu schwach dimensioniert sind. Auch dies hängt einerseits mit dem damaligen Materialmangel, aber auch mit den Klangidealen der 60er und 70er Jahre zusammen. Jedenfalls wäre es gut und sinnvoll, das Klangvolumen der Orgel zu steigern. Dazu soll die Orgel nicht nur überholt und repariert, sondern auch um einige Register erweitert werden. Wie die erweiterte Orgel aussehen könnte, kann der Skizze entnommen werden, die von den bisher einbe- zogenen Orgelbauern angefertigt wurde. Reparatur und Erweiterung werden die Summe von 180.000 Euro erfordern. Dabei ist vorgesehen, in mehreren Bauabschnitten vorzugehen. Es sollen also immer nur die Arbeiten in Auftrag gegeben werden, für die die Finanzierung gesichert ist. 12
Berichte und Aktuelles Die erfor- derlichen finan- ziellen Mittel können natürlich weder der Cäci- lienverein, noch die Gemeinde aufbringen. Der Verein hat daher nicht nur einen Ausschuss gegründet, der die technische Seite des Projekts begleiten soll, sondern auch einen Ausschuss, der die Finanzierung voranbringen soll. Es geht dabei um das Ausloten von Möglichkeiten, Zuschüsse zu beantragen oder Spenden von Stiftungen oder Sponsoren einzuwerben. Erste Erfolge wurden bereits erzielt. Aber auch kleinere Spenden sind natürlich hoch willkommen (Spenden- quittungen können natürlich ausgestellt werden). Bankverbindung: Cäcilienverein Rostock e.V., IBAN: DE15 4006 0265 0034 0961 00, Verwendungszweck: Orgelfonds. Christoph Perleth (Skizze/Grafik: Cäcilienverein Rostock) (Vorläufige!) Termine Weihnachten bis Ostern Da aufgrund der aktuellen Pandemielage keine Veranstaltungen durchgeführt und wegen der zunehmenden Verbreitung der Omikron- Variante auch keine verbindlichen Termine festgelegt werden können, haben wir für diese Ausgabe auf den Abdruck von Terminen verzichtet. Bitte entnehmen Sie aktuelle Termine der Pfarrei dem Wochenblick und dem Newsletter. 13
Gemeindeinfos Wer die Möglichkeit hat, sollte immer auch die Homepage der Pfarrei im Blick haben (www.herz-jesu-rostock.de)! Religionsunterricht: 1./2. Klasse: Di 15:00-15:45 Uhr (Annett Westendorf) 3./4. Klasse: Mo 15:00-15:45 Uhr (Annett Westendorf) 7. Klasse, Gruppe 1: Mo 16:00-16:45 Uhr (Annett Westendorf) 5.-6. Klasse, Gruppe 1: Di 16:00-16:45 Uhr (Annett Westendorf) 8.-10. Klasse: Mo und Di nach Absprache (Peter Schädel) Gottesdienste (Wochenblick bzw. Aushang beachten!): St. Thomas Morus Maria Meeresstern Warnemünde (Thomas Morus Straße 4, 18119 HRO) (Schillerstraße 1, 18119 Warnemünde) Samstag 17:30 Uhr Beichtgelegenheit 18:00 Uhr Vorabendmesse Sonntag (2. und 4. im Monat) 10:30 10:30 Uhr Eucharistiefeier Eucharistiefeier Dienstag 9:00 Eucharistiefeier Mittwoch 17:30 Uhr Andacht, 18 Uhr Eucharistiefeier Freitag Fr 9:00 Eucharistiefeier, 1. Fr im Monat 8:30 stille Anbetung, Weitere Sonntagsgottesdienste in den Urlaubsorten an der Küste: Kühlungsborn (Ost- Bad Doberan (Do- Graal-Müritz (Rib- Ribnitz-Damgarten seeallee 1 b, 18225) berweg 19, 18209) nitzer Str. 1a, 18181) (Neuhöfer Str. 4, 18311) 11:00 Uhr 9:00 Uhr 9:00 Uhr 11 Uhr Vormerken: Weltgebetstag am 4.3.2022. Termine unserer Evangelischen Schwestergemeinde Jeden Dienstag, 17 Uhr: Probe des Bläserchores mit Frau Bubber. Am 3. Donnerstag eines geraden Monats, 19:30 Uhr: ökumenisches Bibelgespräch. 19.1.22, 16.2.22, 10-11 Uhr, im Gemeindesaal: Singen am Vormittag (falls möglich). Weitere Termine entnehmen Sie bitte dem Aushang im Vorraum der Kirche oder der Homepage der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Evershagen: http://www.kirchgemeinde-evershagen.de/ 14
Gemeindeinfos 15
Berichte und Aktuelles Nebelmond Vor meinem Fenster stehen Kastanienbäume. In den letzten Oktobertagen bewunderte ich die Farbenpracht der Blätter. Nach dem ersten Nebel hatte sich das Bild gänzlich geändert, die Bäume kahl, dunkle Äste ragen in den Himmel. Ein Blick auf den Kalender und aus dem Fenster, der November ist angekommen, grau, trist, dunkel und schwer zu ertragen. Unsere Vorfahren nannten den 11. Monat im Jahreskreis „Nebelmond“, wie wahr! Die Sonne tritt selten durch die grauen Wolken, die Tage sind kurz. Mit einer Tasse Tee, einem Buch, in einer Decke gehüllt möchte man diese Zeit überstehen. Der November ist ein ungeliebter Monat und doch, wenn man ihn genau betrachtet, ein Monat der Feierlichkeiten, keine lauten Feste (ab- gesehen vom Beginn der Karnevalsaison) aber wichtige Tage des Geden- kens. Der Monat beginnt mit zwei bedeutenden Feiertagen, Allerheiligen und Allerseelen, Verehrung der Heiligen und Kerzen für unsere Ver- storbenen auf den Friedhöfen. Wenige Tage später verehren und feiern wir den Heiligen Sankt Martin. Die Ausstrahlung seiner Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe begleitet die Menschen bis in unsere Zeit, sie ist heute wichtiger denn je. Buß- und Bettag, Volkstrauertag und Totensonntag sind weitere Tage des Gedenkens an alle Verstorbenen, Kriegsopfer, Opfer von Gewalt und Menschen, die für Glauben und Freiheit gestorben sind. 16
Berichte und Aktuelles Ein Schicksalsdatum der Deutschen ist der 9. November. Drei Ereignisse der Geschichte, die in fataler Weise sich bedingen. 1918 wird die erste Demokratie ausgerufen. Die Kaiserzeit gehört von nun in die Geschichtsbücher. Die junge Demokratie überlebt nicht lange. 1938 brennen in Deutschland Synagogen, jüdische Geschäfte werden geplündert, Menschen misshandelt. Die Unmenschlichkeit und Überheb- lichkeit der neuen Machthaber führte zum 2. Weltkrieg und nach dem Kriegsende zur 40 jährigen Teilung Deutschlands in Ost und West. Der Wunsch der Menschen nach Einheit und Freiheit führte dann am 9. November 1989 zum Fall der Mauer. Ja, der November ist ein schwer zu ertragender Monat. Dennoch sollten depressive Gedanken oder Handlungen uns nicht vereinnahmen. Nach dem Christkönigsfest, dem Abschluss des Kirchenjahres, beginnt eine erwartungsvolle Lichterzeit – Advent - nicht nur für Kinder aufregend. Gertrud Düring (Foto: gd) Ein paar ganz persönliche Gedanken… Geht es Ihnen auch so: Sie lesen oder hören über bestimmte Themen und blättern, scrollen und reden schnell weiter? Weil es Sie nicht interessiert, nicht betrifft? Weil es zu negativ ist? Weil Sie sich damit nicht auseinandersetzen möchten? Oder weil Sie sich einfach mit dem Thema überfordert fühlen? Mir geht es so mit dem Thema LBGTQ und Kirche. Als Katholikin ist meine Haltung klar … oder doch nicht? Da fängt es schon an. Noch unsicherer werde ich im Gespräch mit anderen. Und was sage ich im Gespräch mit Betroffenen? Da schweige ich oft lieber… Seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit dem Thema. Ich habe im Katechismus gelesen: da ist das Thema eingebettet in das sechste Gebot (im Katechismus der Katholischen Kirche von 1993 der Abschnitt 2331ff) 17
Berichte und Aktuelles Ich habe päpstliche Schreiben dazu gelesen: „Amoris Laetitia“ von Papst Franziskus und „Familiaris consortio“ von Papst Johannes Paul II (zu finden im Wortlaut auf Wikipedia). Ich bin katholischen Kanälen auf Instagram gefolgt z.B. vatican.va und katholisch.de, die sich auch immer wieder zu dem Thema äußern. Ich habe ein sehr gutes Buch von einem amerikanischen Priester gelesen: Father Michael Schmitz: „Same Sex attraction“. Das alles hat mir sehr geholfen. Dr. Andreas Heek von der Homosexuellen-Seelsorge im Erzbistum Köln fasst sehr schön zusammen, was ich dort auch gefunden habe: „Eine sexuelle Neigung wird von der Kirche nicht verurteilt. Auch das Zusammenleben von zwei Frauen oder zwei Männern ist für die Kirche kein Problem. Nur das Ausleben der Sexualität wird zum Haken.“ Die schlechte Nachricht: Das ist ein ganz schön großer Haken. Die gute Nachricht: Das mit dem Ausleben der Sexualität betrifft uns doch alle, oder? Wie wahrscheinlich viele von Ihnen bin ich aufgewachsen mit „Das gehört sich so“ und „Das tut man nicht“ und auch mit klaren Begriffen von falsch (Sex vor der Ehe, Sex außerhalb der Ehe) und richtig (Sex in der Ehe). Und wie wahrscheinlich ebenfalls viele von Ihnen erlebe ich, dass es sehr schwer ist, diese katholische Haltung heute zu vermitteln: Den eigenen Kindern, im Kollegenkreis, unter Freunden. Dabei gibt es so gute Gründe dafür, warum die Kirche Sexualität, Ehe und Familie in einen besonderen Rahmen stellt: kathpedia.com hat mir mit dem Artikel „Familie“ einen guten Einstieg gegeben und ganz viel zum Weiterlesen… Ich würde mir wünschen, dass darüber in unseren Gemeinden mehr geredet wird. Dass die Bedeutung der Ehe, der hohe Stellenwert der Verbindlichkeit aus dem „solange ich lebe“, die Wichtigkeit der Offenheit für Kinder und der Sinn für die Verpflichtung, die man eingeht Thema nicht nur in einem Gespräch vor der Eheschließung wäre. Wie schön wäre es, wenn dazu in vielen Phasen des Ehe- und Familienlebens eine gute und klare Begleitung angeboten und akzeptiert würde. 18
Berichte und Aktuelles Und wenn das „Warum“ hinter der kirchlichen Sexualmoral viel öfter Thema in Predigten, im Religionsunterricht und bei Veranstaltungen im Gemeindeleben wäre. Ich stelle mir vor, dass vor diesem Hintergrund auch katholische Menschen mit sexuellen Neigungen oder Geschlechteridentitäten, die eine katholische Ehe unmöglich machen, verstehen könnten, warum das so ist. Das Buch dazu von Wesley Hill „Identität Christ, Orientierung Schwul, Lebensstil enthaltsam“ will ich noch lesen. Und vielleicht hilft mehr Wissen uns Katholiken auch, in Gesprächen unseren Standpunkt zu vertreten und Zeugnis abzulegen, ohne jemanden zu nahe zu treten oder unser Gegenüber zu verletzen. Auch dazu habe ich noch ein Buch auf meiner Leseliste: James Martin SJ „Eine Brücke bauen“. Anne-Katrin Burke (Foto: wm) 19
Berichte und Aktuelles Spaziergang auf den Spuren jüdischen Lebens in Rostock Im September trafen sich etwa 15 Interessierte beim Rathaus – bei Sturm und Regen! - für einen Stadtrundgang auf den Spuren jüdischen Lebens in Rostock. Dieser „Spaziergang“ fand im Rahmen der Veranstaltungen zum Jubiläumsjahr 2021 „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ statt. Frau Steffi Katschke vom Max- Samuel-Haus führte die Gruppe zu Orten und Erinnerungsmalen, die in Verbindung mit jüdischem Leben vom Beginn der jüdischen Gemein- de in Rostock bis zur Gegenwart stehen. Jüdische Menschen und ihre Leistungen wurden vorgestellt, die als Kaufleute, Unternehmer*innen, Politiker*innen, Jurist*innen, Ärzt*innen, Lehrer*innen und Ar- beiter*innen in Rostock wohnten und Teil der Stadtgesellschaft wa- Max-Samuel-Haus (Foto: hww) ren und diese auch mit prägten. Ausgehend von diesem sehr interessanten, informativen und auch berührenden Rundgang möchte ich einiges Interessante zu Geschichte und Gegenwart der jüdischen Gemeinde zusammenstellen. Bereits kurz nach der Stadtgründung Rostocks ließen sich Jüdinnen und Juden in Rostock nieder. 1279 konnte die jüdische Gemeinde einen Friedhof nordwestlich der Stadt vor dem Kröpeliner Tor angelegen. Eine Synagoge ist für diese Zeit nicht nachgewiesen. Während der Pest im 14. Jahrhundert wurden die jüdischen Bürger wie in vielen anderen Gegenden aus der Stadt vertrieben, weil sie als „Brunnenvergifter“ verleumdet wurden. Bis 1868 bestand speziell in Rostock ein Niederlassungsverbot – vermutlich, um unliebsame Handelskonkurrenz auszuschalten. Nur als 20
Berichte und Aktuelles ambulante Händler durften Juden auf dem Pfingstmarkt ihre Waren anbieten. Am 4. Juni 1867 stimmte das Großherzogtum Mecklenburg- Schwerin der Verfassung des Norddeutschen Bundes zu, wodurch auch in Rostock das Bundesgesetz über die Freizügigkeit Geltung erlangte und den Zuzug aller Landesbürger ungeachtet ihrer Konfession ermöglichte. Die sich ab 1868 in Rostock niederlassenden jüdischen Familien kamen zumeist aus mecklenburgischen Kleinstädten, sie verdienten ihren Lebensunterhalt vor allem im Textilhandel und im Handel mit Alt- materialien. Die Hinterlassenschaft des vermögenden Rostocker Juden Meyer Gimpel ermöglichte der jüdischen Gemeinde im Jahre 1899 den Erwerb eines Grundstücks in der Augustenstraße, bereits im September 1902 konnte hier die Synagoge eingeweiht werden. Um die Jahrhundertwende war die Rostocker Jüdische Gemeinde zur mitgliederstärksten in Mecklenburg geworden. Innerhalb der jüdischen Gemeinde kam es auch zu starken Differenzen zwischen eher konservativ eingestellten strenggläubigen Mitgliedern, die sich sehr in der Gemeinde engagierten, und eher liberal eingestellten Familien, die durch ihre finanziellen Möglichkeiten die Gemeinde unterstützten. Eine Spaltung konnte aber verhindert werden. Jüdische Mitbürgerinnen und Mit- bürger hatten Anfang des 20. Jahrhunderts wesentlichen Anteil an der geistigen und ökonomischen Entwicklung Rostocks: so leitete Prof. Dr. David Katz das neue Psychologische Institut der Universität, Marie Bloch gründete einen Kindergarten und eine Kinderpflegerinnenschule, Prof. Dr. Hans Moral war Direktor der Zahnklinik der Universität. Jüdische Unternehmen spielten im Wirtschaftsleben Rostocks eine Rolle: Zu den erfolgreichen größeren Firmen zählten z.B. das Warenhaus Wertheim, die David Katz (Foto: ug) 21
Berichte und Aktuelles EMSA-Werke von Max Samuel, die Bürsten- und Bürstenhölzerfabrik der Familie Bernhard, die Getreidegroß- handlung Hermann Josephy, die Produkt- großhandlung der Brüder Gimpel und die Korkwarenfabrik Klein. (Heinsohn ww) Ein jüdischer Rostocker hat seine Erinnerungen an die Kindheit in Rostock niedergeschrieben: „Die Welt ist eine schmale Brücke. Yaakov Zur – ein Israeli aus Rostock. Erinnerungen und Begeg- nungen“ herausgegeben von Christine Gundlach. Das alte Rostock vor dem 2. (Foto: hww) Weltkrieg wird in diesen Erinnerungen anschaulich: die zugefrorene Warnow, die Lange Straße noch als lange, schmale, stille Geschäftsstraße, die Kinderspiele: „Zu der Zeit [gemeint ist 1932] spielten wir oft Wahlen. In einem dieser Spiele war jeder eine Partei, ich war immer Sozialdemokrat und bekam Schläge von den Nazis.“ Das Buch gibt Einblicke in das Leben in einer jüdischen Familie: der Vater, der im Geschäft im Talmud liest, der Besuch der Synagoge, der jüdische Badeplatz in Hohe Düne. Und auch: Platt sprechen und verstehen, Fritz Reuter lesen, der Wunsch, Seemann zu werden, die Ferien in Warnemünde. 1939 emigrierte Alfred Jacques Zuckermann, so sein Geburtsname, im Alter von 15 Jahren mit seinen beiden jüngeren Brüdern nach Palästina, sein Vater konnte nach England auswandern. Die Mutter und die kleine Schwester wähnten sich noch in Rostock sicher, wurden aber deportiert und in Auschwitz ermordet. Ab 1987 besuchte Zur wiederholt Rostock. Er gehörte zu den Mitbegründern der Stiftung „Begegnungsstätte für jüdische Geschichte und Kultur“ im Max-Samuel-Haus. Für seine Verdienste zur Versöhnung mit dem jüdischen Volk wurde ihm 1993 die Ehrenbürgerschaft verliehen, 1998 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität Rostock. 22
Berichte und Aktuelles 1932/33 lebten 360 (0,4 Prozent) jüdische Mitbürger in Rostock. Am frühen Morgen des 10. November 1938 wurde die Synagoge in der Augustenstraße von Rostocker SS-Trupps ange- zündet; sie brannte völlig nieder. Nur 14 jüdische Bewohner über- Ausgebrannte Rostocker Synagoge (Foto: ww) lebten die NS-Zeit in Rostock. Nach Kriegsende kam es in Rostock zu keiner Neugründung einer jüdischen Gemeinde. Am einstigen Standort der Rostocker Synagoge in der Augustenstraße wurde 1988 eine schlichte Gedenkstele eingeweiht. (sww Schiwago) Mit der Ankunft von jüdischen Familien aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion begann sich ab Herbst 1990 wieder eine Gemeinde in Rostock zu bilden. Diese wurde Gedenkstele (Foto: sww) offiziell 1994 gegründet. Die neue Synagoge – wieder in der Augustenstraße - wurde im September 2004 feierlich eingeweiht. Von 1994 bis 2007 wuchs die jüdische Gemeinde von 103 auf 711 Gemeindemitglieder, seither ist die Zahl wieder rückläufig (2019 553 Mitglieder). Trotzdem weist sie ein aktives Gemeindeleben mit vielen Angeboten auf. Seit Januar 2017 gibt es wieder ein Theater-Projekt, LOMIR ist offen ist für alle schauspielinteressierten Rostockerinnen und Rostocker. Seit 1991 besteht im Max-Samuel-Haus die Stiftung „Begegnungsstätte für jüdische Geschichte und Kultur in Rostock“. Max Samuel hatte die Villa in der Schillerstraße 1921 gekauft. Im August 1991 schenkte der Sohn Max Samuels, Herbert Samuel, die ihm rückerstattete Villa der neu ge- gründeten Stiftung. Birgit Perleth 23
Berichte und Aktuelles Pflegefamilien gesucht Sie alle hatten schon mit Pflegekindern zu tun – im wirklichen Leben oder zumindest in Büchern und Filmen. Harry Potter war ein Pflegekind, Heidi war eins und Mogli ja im Grunde auch, wenn auch mit einem ganz besonderen Pflegevater. Wie in diesen Geschichten und überall auf der Welt gibt es auch in Rostock eine ganze Reihe von Kindern, die aus ganz verschiedenen Gründen nicht bei ihren Familien leben können – für eine gewisse Zeit oder dauerhaft. Um dennoch gesund aufwachsen zu können, brau- chen sie Sicherheit, Zuwendung, Stabilität, Zeit, Ruhe. Gerade für die jüngeren unter ihnen ist dann die Unterbringung in einer „Zweitfamilie“ die bestmögliche Lösung: Dort finden sie eine liebevolle, verlässliche Struktur, die anerkennt, dass es anderswo schon Eltern gibt. Und trotzdem ein richtiges Zuhause sein kann. Damit dies möglichst vielen Kindern vergönnt ist, suchen wir als Pflege-Familien-Zentrum der Caritas in Rostock (PFZ) fort- laufend nach Menschen, die sich vorstellen können, ein solches „Pflegekind“ bei sich aufzu- nehmen. Im vergangenen Jahr war dies eine besondere Herausforderung, da viele Menschen seit Beginn der Pandemie mit anderen Sorgen belastet sind. Gleichzeitig steigt jedoch die Zahl der Kinder, für die ein Pflegeverhältnis wünschenswert wäre. 24
Berichte und Aktuelles „Uns ist bewusst, dass die Entscheidung für eine so intensive und verbindliche Form der Nächstenliebe nicht leicht ist“, betont Grit Gaida, Leiterin des PFZ: „Auch deshalb begleiten wir Menschen, die sich das vorstellen können, auf dem Weg dorthin sehr intensiv. Wurde eine Sache im Vorfeld gemeinsam gründlich geprüft und gewogen, ist das Risiko von „Fehlschlägen“ geringer. Es ist eine große, aber auch wunderbar verdienstvolle und dankbare Aufgabe und wir hoffen, dass in den nächsten Monaten wieder mehr Menschen in der Lage sind, ihr Heim und Herz für ein Pflegekind zu öffnen.“ Wer mehr über das Zustandekommen von Pflegeverhältnissen und die fortlaufende Begleitung durch PFZ und Jugendamt erfahren möchte, findet dazu Informationen auf der Website „www.muech.de“. Dort präsentieren wir auch verschiedene Erfahrungsberichte von Rostocker Pflegeeltern, die deutlich machen: Der Herausforderung einer Pflegeelternschaft steht eine große Bereicherung gegenüber - für alle an so einem Pflegeverhältnis beteiligten Menschen. Sie könnten sich vorstellen, eine solche Aufgabe zu übernehmen, schauen aber andererseits voller Ehrfurcht auf die Herausforderung, die das bedeutet? Eine ganz normale Reaktion. Wir beraten Menschen, die sich eine Pflegeelternschaft vorstellen könnten – im Rahmen von Informationsabenden, persönlichen Gesprächen und später eventuell auch richtigen „Schulungen“. Sie können also schrittweise und ohne Verpflich- tungsgefühle herausfinden, ob so eine Hilfe für ein Kind für Sie möglich und leistbar wäre. Sprechen Sie uns einfach an – per Email: info@muech.de oder Telefon: Tel. 0381 8773 6210 Kristina Koebe (Poster: Caritas) (Foto: wm) 25
Jubiläen, Glückwünsche, Jubilare Wie gratulieren herzlich allen Jubilaren und wünschen Gesundheit und Gottes Segen! 09.12. 80 Jahre Herrn Ernst Kriegsmann 10.12. 91 Jahre Frau Helene Odrobina 15.12. 96 Jahre Frau Elvira Kuß 17.12. 90 Jahre Frau Elisabeth Sternberg 17.12. 80 Jahre Frau Eveline Schneeberg 22.12. 85 Jahre Frau Elisabeth Beckmann 27.12. 91 Jahre Frau Gisela Singbartl 09.01. 80 Jahre Frau Jutta Wittich 11.01. 100 JahreFrau Gertrud Weyl 14.01. 85 Jahre Frau Margarete Wollmann 20.01. 95 Jahre Herrn Erich Rzepkowski 23.01. 85 Jahre Herrn Werner Hecke 28.01. 91 Jahre Frau Margot Krieger 01.02. 80 Jahre Frau Annelie Koball 05.02. 80 Jahre Frau Elisabeth Strobel 09.02. 90 Jahre Frau Erna Ruschau 11.02. 92 Jahre Herrn Peter Martin 12.02. 90 Jahre Herrn Walter Finger 13.02. 85 Jahre Herrn Georg Hannemann 14.02. 91 Jahre Herrn Hans-Werner Hartmann 18.02. 93 Jahre Herrn Jürgen Bunke 18.02. 85 Jahre Frau Gisela Hack 19.02. 80 Jahre Frau Barbara Hahn 27.02. 85 Jahre Herrn Erhard Mathyl 03.03. 91 Jahre Frau Leopoldine Niestroj 03.03. 80 Jahre Frau Marianne Winckler 05.03. 80 Jahre Frau Monika Thörner 09.03. 94 Jahre Frau Irmgard Weih 12.03. 80 Jahre Frau Gertraud Bratscheck 14.03. 95 Jahre Frau Gertrud Behm 15.03. 80 Jahre Frau Ursel Illmann-Fabian 16.03. 85 Jahre Frau Isolde Sinke 21.03. 85 Jahre Frau Ottilie Jassat 25.03. 91 Jahre Frau Erika Luttkus 05.04. 91 Jahre Frau Anna Glage 26
Jubiläen, Glückwünsche, Jubilare 07.04. 95 Jahre Frau Anna Henze 12.04. 90 Jahre Herrn Clemens Hoppe 19.04. 90 Jahre Herrn Franz Stefan 22.04. 85 Jahre Herrn Georg-Herribert Cielinski 22.04. 80 Jahre Frau Irma Pantelejew Hinweis: Wir veröffentlichen in Überein- stimmung mit den Datenschutzgesetzen aus- schließlich die Daten von solchen Personen, die der Veröffentlichung nicht widersprochen haben. Wenn Sie keine Veröffentlichung Ihrer Geburtsdaten wünschen oder Ihren Geburtstag vermissen, so teilen Sie dies dem Gemeindebüro mit, das uns die Daten zur Verfügung stellt. (Fotos: wm) Weihnachtsvorbereitungen 2020 (Foto: wm) 27
Die letzte Seite Impressum und Bildnachweise Herausgeber/Redaktion: Anne-Kathrin Burke, Gertrud Düring, Birgit Perleth, Christoph Perleth; V.i.S.d.P.: Christoph Perleth Kontakt… …über das Gemeindebüro der St. Thomas Morus Gemeinde (s.u.). (Einreichen von Texten, Artikel, Nächster Redaktionsschluss: Wird noch bekannt gegeben (bitte Ideen, Anregungen und Kritik): Vermeldungen beachten). Die Redaktion behält sich Kürzungen und Korrekturen der Beiträge vor. Irrtümer vorbehalten. Druck: Pfarrbüro Herz Jesu Rostock, Häktweg 4–6, 18057 Rostock Bild-/Textnachweise: cb+: Rechte bei Claudia Bueno sww: Schiwago/ww cp: © Christoph Perleth ug: Universität Göttingen gd: © Getrud Düring wm: © Werner Murawski hww: Heinsohn/ww ww: Wikipedia/Wikimedia Wichtige Kontakte und Adressen Pfarrei Herz Jesu Rostock Pfarrer Dietmar Wellenbrock (Kontakt über Pfarrbüro) Pfarrbüro Herz-Jesu Häktweg 4–6, 18057 Rostock Telefon: 0381 242340, Fax: 0381 2423428 Öffnungszeiten Pfarrbüro: Mo 9-12 Uhr; Di 9-12 Uhr, 15-17 Uhr; Do 14-16 Uhr; Fr 9-12 Uhr E-Mail: gemeindebuero.hro-ck@herz-jesu-rostock.de, Web: www.herz-jesu-rostock.de Kath. St. Thomas Morus Thomas-Morus-Str. 4, 18106 Rostock Gemeinde (Gemeindebüro) Telefon: 0381 716010, Fax: 0381 7990767 Öffnungszeiten: Mo 13:30-16:30 Uhr; Fr 8:30-11:30 Uhr E-Mail: gemeindebuero.hro-tm@herz-jesu-rostock.de Web: www.herz-jesu-rostock.de/PaR_Rostock/Rostock/Evershagen/ Bankverbindung: Katholische Pfarrei Herz Jesu IBAN DE22 4006 0265 0034 0240 00 Mitarbeiterin im Gemeindebüro: Annett Welsch Gemeindeteam: Maria Nowatschin, Stefan Paulaeck (stv. Sprecher), Birgit Perleth, Annett Westendorf (Sprecherin), Claudia Westendorf E-Mail: gemeindeteam-tm@herz-jesu-rostock.de Themenverantwortliche: Annett Westendorf (Sakramentenvorbereitung), Claudia Westen- dorf (Kinder- und Jugend), Bibiana Drews (Senioren), Christoph Perleth (Öffentlichkeitsarbeit), Birgit Perleth (Ökumene), Stefan Paulaeck (Caritative Aufgaben) Hausmeister: Jens Hebestreit Seniorenseelsorge in der Magdalena Handy, Tel. 0381 20746983 oder 0151 54012896 Pfarrei Herz Jesu Email: handy@herz-jesu-rostock.de Krankenhausseelsorge in Pfarrer Michael Sobania Rostock: Universitätsklinik, Tel.: 0381 494-7398 Klinikum Südstadt, Tel.: 0381 4401-2604 Telefon-Seelsorge: 0800 11 10 111 Zum Artikel „Weihnachten feiern in Rostock und in Bucamaranga in Kolumbien“: Möchten Sie typische kolumbianische Weihnachtslieder (Villancicos) hören? (Wenn Sie den Gemeindebrief von der Pfarrei-Homepage herunterladen, können Sie die Links direkt anklicken!) Traditionell: www.youtube.com/watch?v=9ROi7SLu0bo Etwas kommerzieller: www.youtube.com/watch?v=b7L1zFVlO0c Wenn Sie Spanisch verstehen, finden Sie hier eine Novena: www.colombia.com/navidad/novena 28
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