Gemeindebrief Weihnachten 2021 - Katholische Gemeinde St. Thomas Morus Rostock - Katholische Pfarrei Herz Jesu Rostock

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Gemeindebrief Weihnachten 2021 - Katholische Gemeinde St. Thomas Morus Rostock - Katholische Pfarrei Herz Jesu Rostock
Katholische Gemeinde
 St. Thomas Morus Rostock

Gemeindebrief
 Weihnachten 2021

           (Foto: wm)
Gemeindebrief Weihnachten 2021 - Katholische Gemeinde St. Thomas Morus Rostock - Katholische Pfarrei Herz Jesu Rostock
Zum Geleit

Es kommt ein Schiff, geladen bis an sein’ höchsten Bord,
trägt Gottes Sohn voll Gnaden, des Vaters ewigs Wort.
Das Schiff geht still im Triebe, es trägt ein teure Last;
das Segel ist die Liebe, der Heilig Geist der Mast.
Der Anker haft’ auf Erden, da ist das Schiff am Land.
Das Wort will Fleisch uns werden, der Sohn ist uns gesandt.
Zu Bethlehem geboren im Stall ein Kindelein,
gibt sich für uns verloren; gelobet muß es sein.
Und wer dies Kind mit Freuden umfangen, küssen will,
muss vorher mit ihm leiden groß Pein und Marter viel,
danach mit ihm auch sterben und geistlich auferstehn,
das ewig Leben erben, wie an ihm ist geschehn.
                 (Daniel Sudermann um 1626 nach einer Vorlage um 1450)

In dem alten Liedtext wird in wenigen Versen die gesamte Heilsge-
schichte sichtbar: Der Bogen spannt sich vom Advent, wo die schwan-
gere Maria als beladenes Schiff dargestellt wird, das von Liebe und dem
Heiligem Geist vorangetrieben wird, über die Geburt des Gottessohnes
bis zu seinem Tod am Kreuz und zur Hoffnung auf das ewige Leben.
     Ihnen allen einen guten Weg durch die restliche Adventszeit, ein
gesegnetes Weihnachtsfest und Gottes Segen für das neue Jahr 2022!
    Ihre Gemeindebrief Redaktion (Fotos: ww, wm)

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Gemeindebrief Weihnachten 2021 - Katholische Gemeinde St. Thomas Morus Rostock - Katholische Pfarrei Herz Jesu Rostock
Zum Geleit

Hoffung
In wenigen Tagen feiern wir Christi Geburt. Ein hohes Fest der Kirchen, der
Familien und der Menschen, die nach einem Sinn in ihrem Leben suchen.
     Jedes Jahr werden umfangreiche Vorbereitungen für das Fest getroffen,
kleine oder auch größere Geschenke besorgt. Der Handel hält schon seit An-
fang September Weihnachtsware bereit. Chöre proben für die Festtagsmes-
sen, Kinder und Jugendliche studieren mit ihren Mentoren Krippenspiele ein.
     Also alles wie in den vergangenen Jahren? Nicht ganz. Mit erheb-
lichen Einschränkungen mussten wir schon 2020 die Festtage erleben.
Nach den beginnenden Impfungen und ersten Lockerungen im Frühjahr
und Sommer waren wir zuversichtlich, das Weihnachtsfest 2021 wird in
vollen Kirchen und größerem Familienkreis feiern zu können.
     Leider ist die Pandemie noch nicht vorbei. Die Inzidenzzahlen steigen
wieder und erreichen Werte, die in den vergangenen Monaten zu erheb-
lichen Einschränkungen führten.
     Die Verunsicherung wächst, Erstimpfungen stagnieren, Impfdurch-
brüche nehmen zu, neue Virusvarianten treten auf, Booster-Impfungen
seien nun das Mittel der Wahl und sollen das Virus zurückdrängen. Kann
man wirklich zuversichtlich sein, wenn täglich neue Hiobsbotschaften von
verantwortlichen Politikern und “selbsternannten“ Spezialisten über die
sozialen Medien verbreitet werden? Wir kennen alle die Aussagen: Gene-
sene und Geimpfte bevorzugen, Schließung von Impfzentren, verschärfte
Regeln bei Besuchen in Pflegeheimen und Krankenhäusern, kosten-
pflichtige Testnachweise, Aufhebung der epidemischen Lage. Diese Liste
ließe sich verlängern und das in jedem Bundesland unterschiedlich. Was
heute beschlossen, wird morgen zurückgenommen oder noch etwas Neues
hinzugefügt. Ist das noch Strategie oder bereits Chaos?
     Es bleibt die Hoffnung, dass jeder Einzelne für sich das Weihnachtsfest
in seiner Einzigartigkeit erschließt, auch wenn das“ Fest“ bescheiden ausfällt.
     Christus wird seit mehr als 2000 Jahren in der Krippe, oft unter sehr
schwierigen Bedingungen, angebetet. Das kleine Licht wird auch 2021
unsere dunkle Zeit erhellen, mögen wir ein wenig Trost finden.
                                                               Gertrud Düring

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Berichte und Aktuelles

Aktuelles aus dem
Newsticker des Gemeindeteams!
Bis auf weiteres gilt für die Teilnahme an den Gottesdiensten die 3G-
Regel. D.h. nur Geimpfte, Genesene, Getestete können die Gottesdienste
besuchen. Entsprechende Nachweise (digital oder in Papierform) müssen
am Eingang kontrolliert werden. Das ist für uns alle eine neue
herausfordernde Situation: für die Gemeindemitglieder, die freiwillig die
Einlass-Dienste übernehmen, für die Gottesdienstbesucher, zum Teil auch
für die Geistlichen, die diese Regeln vermelden müssen. Wir können uns
gegenseitig die Lage erleichtern, indem wir hier zusammenarbeiten und
für einen möglichst unkomplizierten Ablauf sorgen. Nur so können die
Gottesdienste weiterhin stattfinden.
    Das Sternsingen im Januar 2022 kann in unserer Gemeinde auch
diesmal wieder nicht auf die traditionelle Weise als Besuch in den
einzelnen Häusern stattfinden. Wir überlegen, dies ähnlich zu machen wie
im Januar 2021, als einige Sternsinger in den Gottesdienst kamen.
Genauere Überlegungen stehen aber noch aus.
    Es konnten zwei Jugendliche gefunden werden, die die Betreuung der
Messdiener und Messdienerinnen unterstützen.

(Foto: wm)             Dekanatswallfahrt (Foto: wm)

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Berichte und Aktuelles

    Es     werden
aber immer noch
Interessenten für
den Küsterdienst
gesucht - die Kü-
sterinnen und Kü-
ster      brauchen
dringend    Unter-
stützung!    Wenn
Sie sich vorstellen
können      mitzu-
machen oder wenn
Sie sich erst mal
informieren möch-       Interreligiöser Auftaktgottesdienst zur Interkulturellen Woche (Foto: wm)

ten, mit welchem Aufgaben und welchem Zeitaufwand Sie rechnen
müssen, können Sie sich gerne an das Gemeinde-Team wenden oder im
Gemeindebüro Bescheid geben.
   Herr Cappallo sammelt für die Ehrenamtsbörse auf Pfarreiebene
Angebote und Gesuche ehrenamtlicher Arbeit. Wer kann etwas anbieten?
Wer ist auf der Suche? Bitte bei Herrn Cappallo melden!
     Im Januar möchte das Gemeinde-Team zu einer Gemeindever-
sammlung einladen, falls die Pandemielage das zulässt. Als Termin haben
wir Samstag, den 15.1.22, nach dem Gottesdienst vorgesehen. Wir wollen
besprechen, wie es in der Gemeinde weitergehen soll und wie wir
möglichst viele Gemeindemitglieder einbinden können in aktive
Gemeindearbeit.
     Wichtiger Hinweis: Verweise auf private Jubiläen, die in der Neuen
Kirchenzeitung vermeldet werden sollen, müssen                          rechtzeitig     im
Gemeindebüro bei Frau Welsch gemeldet werden.
    Die nächste Religiöse Kinderwoche (RKW) soll vom 8.-12.08.2022 (6.
Ferienwoche) in Wentorf bei Hamburg stattfinden. Thema: Helden
gesucht. In den Winterferien wird es keine Fahrt geben.
                                                           Birgit Perleth (Fotos: wm)

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Berichte und Aktuelles

            Nikolaus im Allgäu in den 60er Jahren
            Wenn ich an Kindheitserinnerungen zu Nikolaus denke, fallen mir – neben
            den üblichen Abläufen – vor allem zwei Begebenheiten ein:
                Bei uns im Dorf wurde abends die Milch mit der Milchkanne in der
            Molkerei geholt. Wir wohnten am Rande des Dorfes, zu unserem Haus
            führte die Straße bergauf. Es war tief verschneit und wir waren schon auf
            dem Rückweg, als meine Mutter mich zur Eile anhielt. Sie fürchtete, mit
            mir an der Hand den wilden Begleitern des heiligen Nikolaus zu begegnen,
            die sich bei uns im Dorf einen Spaß daraus machten, Leute zu
            erschrecken. Knecht Ruprecht oder Krampus – das war eine Gestalt in
            einer rauen, pelzigen Kutte, das Gesicht in der Kapuze verhüllt oder
            dunkel angemalt, mit einer drohenden Rute oder auch rasselnden Kette
            und drohenden Gebärden. Ich hatte diese gruseligen, rauen Gestalten
            schon mal gesehen und so strengte ich meine kleinen Beine an, um schnell
            durch den Schnee die Straße hinauf zu kommen. Ich kann mich noch gut
            an diese Mischung aus Angst aber auch Grusellust erinnern, die mich als
            Kind befiel, - und dann die Erleichterung, unversehrt die Geborgenheit
            zuhause erreicht zu haben.
                Einmal hatten wir dann doch eine schreckhafte Begegnung mit dem
            Krampus. Meine Schwester und ich saßen am Esstisch und vertilgten unse-
            ren Schokoladenpudding, als plötzlich mit Macht an unsere Terrassentüre
            gepoltert wurde. Draußen stand St. Nikolaus, daneben aber ein wilder
                                   Krampus, der mit wilden Gesten drohte. Vor Schreck
                                   fiel ich vom Stuhl! Aber mein Vater – er erschien mir
                                   damals als äußerst mutig – riss die Türe auf und
                                   schimpfte nun seinerseits mit den beiden. Die zwei
                                   hatten ein Einsehen und verschwanden durch
                                   unseren Garten in der Dunkelheit.
                                         Wer hat noch Kindheitserinnerungen oder
                                   kann bestimmte Bräuche berichten? Es wäre schön,
                                   wenn wir solche Berichte sammeln könnten!
                                                                   Birgit Perleth (Foto: cp)

Krampus und Nikolaus (aus Mozartkugeln)

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Berichte und Aktuelles

Weihnachten feiern in Rostock und in
Bucamaranga in Kolumbien
Claudia Bueno (CB) aus Bucamaranga in Kolumbien hat für unseren
Gemeindebrief bereits zweimal aus ihrer Heimat berichtet. Seit März
arbeitet sie an der Universität Rostock. Mit Christoph Perleth (CP) hat sie
über Weihnachtsbräuche in Deutschland und Kolumbien gesprochen.
CP: In Deutschland beginnt die Vorweihnachtszeit traditionellerweise am
1. Advent, also dem 4. Sonntag vor Weihnachten. In den Wohnzimmern
der Familien werden Adventskränze aufgestellt und die erste Kerze wird
entzündet. Der Advent ist eine sehr besinnliche Zeit, die Adventslieder
sind etwas wehmütig und sehnsuchtsvoll.
     CB: Nein, das kennen wir in Kolumbien so gar
nicht. Bei uns kündigt sich die Weihnachtszeit mit
dem „Día de las velitas“, dem Tag der Kerzchen, an.
In der Nacht zum 8.12., dem Tag der Immaculada
Conceptión (Maria ohne Erbsünde empfangen), der
bei uns ein Feiertag ist, werden in den Häusern und
Straßen viele Kerzchen angezündet. Die Leute gehen
auf die Straße und feiern, man singt und tanzt.
     CP: Beginnen an diesem Tag dann die
                                                                 Día de las velitas
Weihnachtsmärkte?
     CB: Nein, nein, Weihnachtsmärkte gibt es in Kolumbien nicht. Nur die
Geschäfte sind weihnachtlich dekoriert, das sind die Einflüsse aus den USA
und Europa.
     CP: Gibt es dann in Kolumbien gar keine Vorbereitung auf
Weihnachten?
     CB: Doch, doch! Am 16.12., also 9 Tage vor dem Hl. Abend beginnen
traditionell die Novenas, genauer die „Novenas Navideñas“.
     CP: Ach wirklich? „Novenas“ sind sicher Novenen, also 9-tägige
Andachten? Dann ist eine „Novena Navideña“ also eine Folge von
weihnachtlichen Andachten über 9 Tage?

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Berichte und Aktuelles

             CB: Genau! Man trifft sich über 9 Tage an jedem Abend im Viertel in
        einem andern Haushalt oder auch in der Kirche. Dort versammelt man
        sich um die leere Krippe herum, um zu beten und zu singen. Jeden Tag
        gibt es ein bestimmtes Gebet, aber immer wird im Gebet an Jesus, Maria
        und Josef gedacht.
                                           CP: Das stelle ich mir sehr besinnlich vor.
                                           CB: Na ja, man betet zwar und die
                                       Kinder verkleiden sich als Maria und Josef,
                                       auch als Ochse und Esel oder es wird die
                                       Herbergsuche gespielt...
                                           CP: So eine Tradition, wir nennen sie
                                       „lebende Krippe“ gibt es in Deutschland
                                       auch!
                                           CB: ...aber die Leute in Kolumbien sind
                                       sehr lebenslustig. Deswegen wird auch
                                       immer gemeinsam gefeiert. Es gibt bunte
                                       Lichter wie in Deutschland, aber auch immer
                                       sozusagen „Party“ mit Essen, Musik,
Claudia Bueno in einer lebenden Krippe
                                       Bewegung und Tanz. Auch die Villancicos,
        das sind unsere Weihnachtslieder, sind einfach und ein bisschen wie
        Kinderlieder, aber freudig und fröhlich.
             CP: Ein bisschen erinnert das an den Rostocker Weihnachtsmarkt,
        nur dass die Gäste da nicht beten...
             CB: Vielleicht ein bisschen (lacht), aber die bunten Lichter, die
        Essensangebote (ich liebe Bratwurst) und der Trubel auf dem Rostocker
        Weihnachtsmarkt gefallen mir schon!
             CP: Dann kommt der Hl. Abend.
             CB: Genau, das ist ein echter Höhepunkt im Jahr.
             CP: In Deutschland ist der Hl. Abend in den Familien eher ruhig, die
        Eltern und Kinder versammeln sich um den Christbaum, vielleicht sind die
        Großeltern dabei. Die Kinder bekommen meist am Spätnachmittag, auf
        jeden Fall wenn es dunkel ist, Geschenke. Man isst traditionell einfache
        Speisen. Kartoffelsalat mit Wiener Würstchen sind sehr beliebt. In der

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Berichte und Aktuelles

Nacht geht man zur Christmette. Diese wurde früher um Mitternacht
gefeiert, heute meist gegen 22 Uhr.
     CB: Christbäume haben wir auch, aber der Hl. Abend wird in Kolum-
bien ganz, ganz anders begangen. Auch wir treffen uns in der Familie, aber
Familie bedeutet, dass sich bei uns die ganz Verwandschaft trifft, Onkel
und Tanten reisen mit ihren Familien an, da können schon einmal 30 bis
50 Leute zusammen kommen. Außerdem gehen wir schon am Nachmittag
oder am Abend, vielleicht gegen 19 Uhr zur Kirche, weil wir dann um
Mitternacht die Geburt Jesu in der Familie feiern wollen! Man trifft sich,
bereitet sich auf das Fest vor und
wartet auf Mitternacht.
     Um Mitternacht wird dann die
Jesusfigur in die Krippe gelegt, man
betet angesichts des neugeborenen
göttlichen Kindes. Maria und Josef
kommen im Gebet natürlich auch
nicht zu kurz - und die Kinder
erhalten endlich ihre Geschenke.
Natürlich vom „Niño Diós“ (göttlichen
Kind), nicht vom Weihnachtsmann!                        Häusliche Krippe
     CP: Bei uns zu Hause brachte auch das Christkind die Geschenke!
     CB: Jedenfalls kann man sagen, dass um Mitternacht die Feier ihren
Höhepunkt erreicht. Dann gibt es auch das Festessen. Und natürlich
wieder Party, Tanz und Musik.                                       Tamales
                        CP: Ich vermute einmal, es gibt nicht Kartoffel-
                    salat mit Würstchen?
                        CB: Bei uns zu Hause gab es „Tamales“ und Salate.
                    Tamales sind mit verschiedenen Leckereien gefüllte
                    Teigtaschen aus Maismehl, die in Bananenblätter
                    gewickelt und im Dampf gegart werden. Ein typischer
                    weihnachtlicher Salat wird aus Spitzkohl, gekochter
                    Ananas, Äpfeln, Rosinen und einer speziellen Sahne
                    zubereitet. Das gibt es nur an Festtagen. Im Süden
   Tamales

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Berichte und Aktuelles

Kolumbien ist auch „Lechona“ beliebt, ein mit Erbsen, Zwiebeln, Reis und
Gewürzen gefülltes Schwein...
     CP: Ein ganzes Schwein?
     CB: Ja (lacht), es können ja viele Leute da sein, 50 und mehr, vielleicht
über 100 kommen schon vor. Gut, in vielen Familien reicht natürlich auch
ein Spanferkel. Pute oder Ente gibt es heutzutage auch, aber das ist nicht
traditionell, das sind eher US-amerikanische oder europäische Einflüsse.
     CP: Wie lange geht die Feier denn?
     CB: Manche Leute feiern die ganze Nacht durch (lacht), aber viele
Leute und auch ich gehen irgendwann nach 1 Uhr schlafen. Schließlich
möchte man ja auch vom Weihnachtstag etwas haben.
     CP: Am Weihnachtstag gibt es in Deutschland traditionell das große
Festessen mit Gans oder einem anderem Braten, Rotkohl und Knödeln...
                                  CB: Da essen wir die Reste. Und zwar
                             machen wir am Weihnachtstag gerne Ausflüge,
                             kochen über offenem Feuer eine Art Eintopf
                             oder dicke Suppe aus den Resten und machen
                             Picknick. Man nennt das „Paseo de Olla“, das
                             bedeutet in etwa Topf-Spaziergang. Die
                             Ausflüge führen in meiner Region oft an Flüsse,
                             so dass man baden kann. Und natürlich gibt es
                             wieder Musik und die Leute tanzen auch -
                             Kolumbianer müssen sich immer und viel
   Paseo de olla             bewegen!
     CP: Baden an Weihnachten, ist das nicht etwas kalt? Einen Spazier-
gang an der Ostsee machen wir ja auch gerne, aber baden?
     CB: In Bucamaranga hat es um diese Jahreszeit 20-30 Grad, da macht
Baden Spaß!
     CP: Und am 26.12., dem zweiten Weihnachtsfeiertag?
     CB: Der ist kein Feiertag, da müssen die Leute wieder arbeiten gehen.
     CP: Aber dann wird sicher an Sylvester und Neujahr wieder gefeiert...
     CB: Klar, und zwar ganz ähnlich wie Weihnachten, man versucht sich
möglichst in der ganzen Familie mit allen Generationen zu treffen. Es gibt
wieder traditionelle Gerichte. Um Mitternacht soll man 12 Trauben essen...

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Berichte und Aktuelles

                                                 CP: Wie in Spanien, da
                                            darf sich dazu 12 Wünsche
                                            denken!
                                                 CB: Genau, dann soll man
                                            alle umarmen und alles Gute
                                            für das neue Jahr wünschen
                                            und gleichzeitig beten, das ist
                                            schwierig, viel auf einmal
                                            (lacht)! Feuerwerk ist natürlich
                                            auch sehr beliebt, aber weil
                                            sich viele Kinder sehr ernsthaft
                                            verletzt haben, gibt es heutzu-
                                            tage Beschränkungen. Am 1.
                                            Januar macht man dann wieder
             Silvesterparty
                                            Ausflüge und man kocht Ein-
töpfe über offenem Feuer. Einer meiner Onkel, der an der Küste wohnt,
kocht an Neujahr „Sancocho trifásico“, ein Eintopf mit Huhn, Rind und
Fisch...
    CP: Soll das Glück im neuen Jahr bringen?
    CB: Nein (lacht), das soll helfen, den Kater zu überstehen! „Trifásico“
bedeutet Drehstrom mit drei Phasen.
    CP: Aber gibt es auch Bräuche an Neujahr, die Glück bringen sollen?
    CB: Klar, sogar sehr, sehr viele Rituale und auch Aberglaube. Wenn
man zum Beispiel mit einem leerem Koffer eine Runde im Viertel dreht,
wird man, so sagt man, im neuen Jahr eine schöne Reise machen.
                            Christoph Perleth und Claudia Bueno (Fotos: cb+)

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Berichte und Aktuelles

Kirchenmusik -
Cäcilienverein Rostock
Nachdem der Cäcilienverein e.V. Rostock
im Mai 2019 gegründet wurde, hat er eine
ganze Reihe von Aktivitäten gestartet, um die Katholische Kirchenmusik in
der Pfarrei Herz Jesu zu fördern. Dazu wurden fleißig Spenden, auch bei
Bazaren und im Rahmen von Kirchen- oder den Benefizkonzerten unseres
Kantors Werner Koch, gesammelt. Im vergangenen Jahr hat der Verein mit
2351 Euro die Ausreinigung und Überholung der Orgel der St. Thomas
Morus Kirche unterstützt.
     Nun hat sich der Cäcilienverein vorgenommen, ein großes Projekt zu
unterstützen und voranzutreiben: Die Orgel der Christuskirche, die 1975
von der Firma Wilhelm Sauer erbaut wurde, muss dringend ausgereinigt
und vor allem überholt werden. Zur Zeit der Erbauung der Orgel war
wegen Materialknappheit nicht möglich, alle Teile der Orgel solide und
langlebig zu konstruieren. Die Orgelbauer waren gezwungen, Kunststoff-
bauteile zu verwenden, die mit der Zeit poröse werden, so dass inzwischen
Schäden eingetreten sind. So müssen die Organistinnen und Organisten
manche Register nur vorsichtig ziehen, damit nichts bricht.
     Ein anderes Problem ist, dass das Fundament der Orgel, das sind vor
allen die tiefen, also die Bassregister im Pedal, zu schwach dimensioniert
sind. Auch dies hängt einerseits mit dem damaligen Materialmangel, aber
auch mit den Klangidealen der 60er und 70er Jahre zusammen. Jedenfalls
wäre es gut und sinnvoll, das Klangvolumen der Orgel zu steigern.
     Dazu soll die Orgel nicht nur überholt und repariert, sondern auch um
einige Register erweitert werden. Wie die erweiterte Orgel aussehen
könnte, kann der Skizze entnommen werden, die von den bisher einbe-
zogenen Orgelbauern angefertigt wurde. Reparatur und Erweiterung
werden die Summe von 180.000 Euro erfordern. Dabei ist vorgesehen, in
mehreren Bauabschnitten vorzugehen. Es sollen also immer nur die
Arbeiten in Auftrag gegeben werden, für die die Finanzierung gesichert ist.

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Berichte und Aktuelles

                                                            Die    erfor-
                                                       derlichen finan-
                                                       ziellen     Mittel
                                                       können natürlich
                                                       weder der Cäci-
                                                       lienverein, noch
                                                       die     Gemeinde
                                                       aufbringen. Der
                                                       Verein hat daher
                                                       nicht nur einen
                                                               Ausschuss
                                                       gegründet, der
                                                       die technische
Seite des Projekts begleiten soll, sondern auch einen Ausschuss, der die
Finanzierung voranbringen soll. Es geht dabei um das Ausloten von
Möglichkeiten, Zuschüsse zu beantragen oder Spenden von Stiftungen
oder Sponsoren einzuwerben. Erste Erfolge wurden bereits erzielt. Aber
auch kleinere Spenden sind natürlich hoch willkommen (Spenden-
quittungen können natürlich ausgestellt werden).
    Bankverbindung: Cäcilienverein Rostock e.V.,
    IBAN: DE15 4006 0265 0034 0961 00,
    Verwendungszweck: Orgelfonds.
                Christoph Perleth (Skizze/Grafik: Cäcilienverein Rostock)

(Vorläufige!) Termine Weihnachten bis Ostern
Da aufgrund der aktuellen Pandemielage keine Veranstaltungen
durchgeführt und wegen der zunehmenden Verbreitung der Omikron-
Variante auch keine verbindlichen Termine festgelegt werden können,
haben wir für diese Ausgabe auf den Abdruck von Terminen verzichtet.
Bitte entnehmen Sie aktuelle Termine der Pfarrei dem Wochenblick und
dem Newsletter.

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Gemeindeinfos

Wer die Möglichkeit hat, sollte immer auch die Homepage der Pfarrei im
Blick haben (www.herz-jesu-rostock.de)!

Religionsunterricht:
1./2. Klasse: Di 15:00-15:45 Uhr (Annett Westendorf)
3./4. Klasse: Mo 15:00-15:45 Uhr (Annett Westendorf)
7. Klasse, Gruppe 1: Mo 16:00-16:45 Uhr (Annett Westendorf)
5.-6. Klasse, Gruppe 1: Di 16:00-16:45 Uhr (Annett Westendorf)
8.-10. Klasse: Mo und Di nach Absprache (Peter Schädel)

Gottesdienste (Wochenblick bzw. Aushang beachten!):
         St. Thomas Morus                     Maria Meeresstern Warnemünde
         (Thomas Morus Straße 4, 18119 HRO) (Schillerstraße 1, 18119 Warnemünde)
Samstag 17:30 Uhr Beichtgelegenheit
         18:00 Uhr Vorabendmesse
Sonntag (2. und 4. im Monat) 10:30            10:30 Uhr Eucharistiefeier
         Eucharistiefeier
Dienstag 9:00 Eucharistiefeier
Mittwoch                                      17:30 Uhr Andacht,
                                              18 Uhr Eucharistiefeier
Freitag  Fr 9:00 Eucharistiefeier,
         1. Fr im Monat 8:30 stille Anbetung,

Weitere Sonntagsgottesdienste in den Urlaubsorten an der Küste:
Kühlungsborn (Ost- Bad Doberan (Do-         Graal-Müritz (Rib-       Ribnitz-Damgarten
seeallee 1 b, 18225) berweg 19, 18209)      nitzer Str. 1a, 18181)   (Neuhöfer Str. 4, 18311)
11:00 Uhr            9:00 Uhr               9:00 Uhr                 11 Uhr

Vormerken: Weltgebetstag am 4.3.2022.

Termine unserer Evangelischen Schwestergemeinde
   Jeden Dienstag, 17 Uhr: Probe des Bläserchores mit Frau Bubber.
   Am 3. Donnerstag eines geraden Monats, 19:30 Uhr: ökumenisches Bibelgespräch.
 19.1.22, 16.2.22, 10-11 Uhr, im Gemeindesaal: Singen am Vormittag (falls möglich).
Weitere Termine entnehmen Sie bitte dem Aushang im Vorraum der Kirche oder der
Homepage der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Evershagen:
http://www.kirchgemeinde-evershagen.de/

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Gemeindeinfos

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Berichte und Aktuelles

Nebelmond
Vor     meinem     Fenster   stehen
Kastanienbäume. In den letzten
Oktobertagen bewunderte ich die
Farbenpracht der Blätter. Nach dem
ersten Nebel hatte sich das Bild
gänzlich geändert, die Bäume kahl,
dunkle Äste ragen in den Himmel.
Ein Blick auf den Kalender und aus
dem Fenster, der November ist
angekommen, grau, trist, dunkel
und schwer zu ertragen. Unsere
Vorfahren nannten den 11. Monat
im Jahreskreis „Nebelmond“, wie
wahr!
    Die Sonne tritt selten durch die
grauen Wolken, die Tage sind kurz.
Mit einer Tasse Tee, einem Buch, in
einer Decke gehüllt möchte man
diese Zeit überstehen.
    Der November ist ein ungeliebter Monat und doch, wenn man ihn
genau betrachtet, ein Monat der Feierlichkeiten, keine lauten Feste (ab-
gesehen vom Beginn der Karnevalsaison) aber wichtige Tage des Geden-
kens. Der Monat beginnt mit zwei bedeutenden Feiertagen, Allerheiligen
und Allerseelen, Verehrung der Heiligen und Kerzen für unsere Ver-
storbenen auf den Friedhöfen. Wenige Tage später verehren und feiern wir
den Heiligen Sankt Martin. Die Ausstrahlung seiner Hilfsbereitschaft und
Nächstenliebe begleitet die Menschen bis in unsere Zeit, sie ist heute
wichtiger denn je.
    Buß- und Bettag, Volkstrauertag und Totensonntag sind weitere Tage
des Gedenkens an alle Verstorbenen, Kriegsopfer, Opfer von Gewalt und
Menschen, die für Glauben und Freiheit gestorben sind.

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Berichte und Aktuelles

     Ein Schicksalsdatum der Deutschen ist der 9. November. Drei
Ereignisse der Geschichte, die in fataler Weise sich bedingen.
     1918 wird die erste Demokratie ausgerufen. Die Kaiserzeit gehört von
nun in die Geschichtsbücher. Die junge Demokratie überlebt nicht lange.
1938 brennen in Deutschland Synagogen, jüdische Geschäfte werden
geplündert, Menschen misshandelt. Die Unmenschlichkeit und Überheb-
lichkeit der neuen Machthaber führte zum 2. Weltkrieg und nach dem
Kriegsende zur 40 jährigen Teilung Deutschlands in Ost und West. Der
Wunsch der Menschen nach Einheit und Freiheit führte dann am 9.
November 1989 zum Fall der Mauer.
     Ja, der November ist ein schwer zu ertragender Monat. Dennoch
sollten depressive Gedanken oder Handlungen uns nicht vereinnahmen.
Nach dem Christkönigsfest, dem Abschluss des Kirchenjahres, beginnt eine
erwartungsvolle Lichterzeit – Advent - nicht nur für Kinder aufregend.
                                                     Gertrud Düring (Foto: gd)

Ein paar ganz persönliche Gedanken…
Geht es Ihnen auch so: Sie lesen oder hören über bestimmte Themen und
blättern, scrollen und reden schnell weiter? Weil es Sie nicht interessiert,
nicht betrifft? Weil es zu negativ ist? Weil Sie sich damit nicht
auseinandersetzen möchten? Oder weil Sie sich einfach mit dem Thema
überfordert fühlen?
     Mir geht es so mit dem Thema LBGTQ und Kirche. Als Katholikin ist
meine Haltung klar … oder doch nicht? Da fängt es schon an. Noch
unsicherer werde ich im Gespräch mit anderen. Und was sage ich im
Gespräch mit Betroffenen? Da schweige ich oft lieber…
     Seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit dem Thema. Ich habe im
Katechismus gelesen: da ist das Thema eingebettet in das sechste Gebot
(im Katechismus der Katholischen Kirche von 1993 der Abschnitt 2331ff)

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Berichte und Aktuelles

     Ich habe päpstliche Schreiben dazu gelesen: „Amoris Laetitia“ von
Papst Franziskus und „Familiaris consortio“ von Papst Johannes Paul II (zu
finden im Wortlaut auf Wikipedia).
     Ich bin katholischen Kanälen auf Instagram gefolgt z.B. vatican.va und
katholisch.de, die sich auch immer wieder zu dem Thema äußern.
     Ich habe ein sehr gutes Buch von einem amerikanischen Priester
gelesen: Father Michael Schmitz: „Same Sex attraction“.
     Das alles hat mir sehr geholfen. Dr. Andreas Heek von der
Homosexuellen-Seelsorge im Erzbistum Köln fasst sehr schön zusammen,
was ich dort auch gefunden habe: „Eine sexuelle Neigung wird von der
Kirche nicht verurteilt. Auch das Zusammenleben von zwei Frauen oder
zwei Männern ist für die Kirche kein Problem. Nur das Ausleben der
Sexualität wird zum Haken.“
     Die schlechte Nachricht: Das ist ein ganz schön großer Haken. Die
gute Nachricht: Das mit dem Ausleben der Sexualität betrifft uns doch alle,
oder?
     Wie wahrscheinlich viele von Ihnen bin ich aufgewachsen mit „Das
gehört sich so“ und „Das tut man nicht“ und auch mit klaren Begriffen von
falsch (Sex vor der Ehe, Sex außerhalb der Ehe) und richtig (Sex in der
Ehe). Und wie wahrscheinlich ebenfalls viele von Ihnen erlebe ich, dass es
sehr schwer ist, diese katholische Haltung heute zu vermitteln: Den
eigenen Kindern, im Kollegenkreis, unter Freunden.
     Dabei gibt es so gute Gründe dafür, warum die Kirche Sexualität, Ehe
und Familie in einen besonderen Rahmen stellt: kathpedia.com hat mir mit
dem Artikel „Familie“ einen guten Einstieg gegeben und ganz viel zum
Weiterlesen…
     Ich würde mir wünschen, dass darüber in unseren Gemeinden mehr
geredet wird. Dass die Bedeutung der Ehe, der hohe Stellenwert der
Verbindlichkeit aus dem „solange ich lebe“, die Wichtigkeit der Offenheit
für Kinder und der Sinn für die Verpflichtung, die man eingeht Thema
nicht nur in einem Gespräch vor der Eheschließung wäre. Wie schön wäre
es, wenn dazu in vielen Phasen des Ehe- und Familienlebens eine gute und
klare Begleitung angeboten und akzeptiert würde.

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Berichte und Aktuelles

    Und wenn das „Warum“ hinter der kirchlichen Sexualmoral viel öfter
Thema in Predigten, im Religionsunterricht und bei Veranstaltungen im
Gemeindeleben wäre.
    Ich stelle mir vor, dass vor diesem Hintergrund auch katholische
Menschen mit sexuellen Neigungen oder Geschlechteridentitäten, die eine
katholische Ehe unmöglich machen, verstehen könnten, warum das so ist.
Das Buch dazu von Wesley Hill „Identität Christ, Orientierung Schwul,
Lebensstil enthaltsam“ will ich noch lesen.
    Und vielleicht hilft mehr Wissen uns Katholiken auch, in Gesprächen
unseren Standpunkt zu vertreten und Zeugnis abzulegen, ohne jemanden
zu nahe zu treten oder unser Gegenüber zu verletzen. Auch dazu habe ich
noch ein Buch auf meiner Leseliste: James Martin SJ „Eine Brücke bauen“.
                                                     Anne-Katrin Burke

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Berichte und Aktuelles

Spaziergang auf den Spuren jüdischen Lebens
in Rostock
Im September trafen sich etwa 15 Interessierte beim Rathaus – bei Sturm
und Regen! - für einen Stadtrundgang auf den Spuren jüdischen Lebens in
Rostock. Dieser „Spaziergang“ fand im Rahmen der Veranstaltungen zum
Jubiläumsjahr 2021 „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ statt.
     Frau Steffi Katschke vom Max-
Samuel-Haus führte die Gruppe zu
Orten und Erinnerungsmalen, die in
Verbindung mit jüdischem Leben
vom Beginn der jüdischen Gemein-
de in Rostock bis zur Gegenwart
stehen. Jüdische Menschen und ihre
Leistungen wurden vorgestellt, die
als Kaufleute, Unternehmer*innen,
Politiker*innen,        Jurist*innen,
Ärzt*innen, Lehrer*innen und Ar-
beiter*innen in Rostock wohnten
und Teil der Stadtgesellschaft wa-
                                                 Max-Samuel-Haus (Foto: hww)
ren und diese auch mit prägten.
     Ausgehend von diesem sehr interessanten, informativen und auch
berührenden Rundgang möchte ich einiges Interessante zu Geschichte
und Gegenwart der jüdischen Gemeinde zusammenstellen.
     Bereits kurz nach der Stadtgründung Rostocks ließen sich Jüdinnen
und Juden in Rostock nieder. 1279 konnte die jüdische Gemeinde einen
Friedhof nordwestlich der Stadt vor dem Kröpeliner Tor angelegen. Eine
Synagoge ist für diese Zeit nicht nachgewiesen. Während der Pest im 14.
Jahrhundert wurden die jüdischen Bürger wie in vielen anderen Gegenden
aus der Stadt vertrieben, weil sie als „Brunnenvergifter“ verleumdet
wurden.
     Bis 1868 bestand speziell in Rostock ein Niederlassungsverbot –
vermutlich, um unliebsame Handelskonkurrenz auszuschalten. Nur als

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Berichte und Aktuelles

ambulante Händler durften Juden auf dem Pfingstmarkt ihre Waren
anbieten. Am 4. Juni 1867 stimmte das Großherzogtum Mecklenburg-
Schwerin der Verfassung des Norddeutschen Bundes zu, wodurch auch in
Rostock das Bundesgesetz über die Freizügigkeit Geltung erlangte und
den Zuzug aller Landesbürger ungeachtet ihrer Konfession ermöglichte.
     Die sich ab 1868 in Rostock niederlassenden jüdischen Familien kamen
zumeist aus mecklenburgischen Kleinstädten, sie verdienten ihren
Lebensunterhalt vor allem im Textilhandel und im Handel mit Alt-
materialien. Die Hinterlassenschaft des vermögenden Rostocker Juden
Meyer Gimpel ermöglichte der jüdischen Gemeinde im Jahre 1899 den
Erwerb eines Grundstücks in der Augustenstraße, bereits im September
1902 konnte hier die Synagoge eingeweiht werden.
     Um die Jahrhundertwende war die Rostocker Jüdische Gemeinde zur
mitgliederstärksten in Mecklenburg geworden. Innerhalb der jüdischen
Gemeinde kam es auch zu starken Differenzen zwischen eher konservativ
eingestellten strenggläubigen Mitgliedern, die sich sehr in der Gemeinde
engagierten, und eher liberal eingestellten Familien, die durch ihre
finanziellen Möglichkeiten die Gemeinde unterstützten. Eine Spaltung
konnte aber verhindert werden.
     Jüdische Mitbürgerinnen und Mit-
bürger hatten Anfang des 20. Jahrhunderts
wesentlichen Anteil an der geistigen und
ökonomischen Entwicklung Rostocks: so
leitete Prof. Dr. David Katz das neue
Psychologische Institut der Universität,
Marie Bloch gründete einen Kindergarten
und eine Kinderpflegerinnenschule, Prof.
Dr. Hans Moral war Direktor der
Zahnklinik der Universität.
     Jüdische Unternehmen spielten im
Wirtschaftsleben Rostocks eine Rolle: Zu
den erfolgreichen größeren Firmen
zählten z.B. das Warenhaus Wertheim, die                    David Katz (Foto: ug)

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Berichte und Aktuelles

EMSA-Werke von Max Samuel, die
Bürsten- und Bürstenhölzerfabrik der
Familie Bernhard, die Getreidegroß-
handlung Hermann Josephy, die Produkt-
großhandlung der Brüder Gimpel und die
Korkwarenfabrik Klein. (Heinsohn ww)
     Ein jüdischer Rostocker hat seine
Erinnerungen an die Kindheit in Rostock
niedergeschrieben: „Die Welt ist eine
schmale Brücke. Yaakov Zur – ein Israeli
aus Rostock. Erinnerungen und Begeg-
nungen“ herausgegeben von Christine
Gundlach. Das alte Rostock vor dem 2.                               (Foto: hww)
Weltkrieg wird in diesen Erinnerungen anschaulich: die zugefrorene
Warnow, die Lange Straße noch als lange, schmale, stille Geschäftsstraße,
die Kinderspiele: „Zu der Zeit [gemeint ist 1932] spielten wir oft Wahlen. In
einem dieser Spiele war jeder eine Partei, ich war immer Sozialdemokrat
und bekam Schläge von den Nazis.“
     Das Buch gibt Einblicke in das Leben in einer jüdischen Familie: der
Vater, der im Geschäft im Talmud liest, der Besuch der Synagoge, der
jüdische Badeplatz in Hohe Düne. Und auch: Platt sprechen und verstehen,
Fritz Reuter lesen, der Wunsch, Seemann zu werden, die Ferien in
Warnemünde. 1939 emigrierte Alfred Jacques Zuckermann, so sein
Geburtsname, im Alter von 15 Jahren mit seinen beiden jüngeren Brüdern
nach Palästina, sein Vater konnte nach England auswandern. Die Mutter
und die kleine Schwester wähnten sich noch in Rostock sicher, wurden
aber deportiert und in Auschwitz ermordet.
     Ab 1987 besuchte Zur wiederholt Rostock. Er gehörte zu den
Mitbegründern der Stiftung „Begegnungsstätte für jüdische Geschichte
und Kultur“ im Max-Samuel-Haus. Für seine Verdienste zur Versöhnung
mit dem jüdischen Volk wurde ihm 1993 die Ehrenbürgerschaft verliehen,
1998 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der
Universität Rostock.

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Berichte und Aktuelles

     1932/33 lebten 360 (0,4
Prozent) jüdische Mitbürger in
Rostock. Am frühen Morgen des
10. November 1938 wurde die
Synagoge in der Augustenstraße
von Rostocker SS-Trupps ange-
zündet; sie brannte völlig nieder.
Nur 14 jüdische Bewohner über-
                                         Ausgebrannte Rostocker Synagoge (Foto: ww)
lebten die NS-Zeit in Rostock.
                                 Nach Kriegsende kam es in Rostock zu
                            keiner Neugründung einer jüdischen Gemeinde.
                            Am einstigen Standort der Rostocker Synagoge
                            in der Augustenstraße wurde 1988 eine
                            schlichte     Gedenkstele       eingeweiht.         (sww
                            Schiwago)
                                 Mit der Ankunft von jüdischen Familien aus
                            den Staaten der ehemaligen Sowjetunion
                            begann sich ab Herbst 1990 wieder eine
                            Gemeinde in Rostock zu bilden. Diese wurde
    Gedenkstele (Foto: sww) offiziell 1994 gegründet. Die neue Synagoge –
wieder in der Augustenstraße - wurde im September 2004 feierlich
eingeweiht.
     Von 1994 bis 2007 wuchs die jüdische Gemeinde von 103 auf 711
Gemeindemitglieder, seither ist die Zahl wieder rückläufig (2019 553
Mitglieder). Trotzdem weist sie ein aktives Gemeindeleben mit vielen
Angeboten auf. Seit Januar 2017 gibt es wieder ein Theater-Projekt, LOMIR
ist offen ist für alle schauspielinteressierten Rostockerinnen und
Rostocker.
     Seit 1991 besteht im Max-Samuel-Haus die Stiftung „Begegnungsstätte
für jüdische Geschichte und Kultur in Rostock“. Max Samuel hatte die Villa
in der Schillerstraße 1921 gekauft. Im August 1991 schenkte der Sohn Max
Samuels, Herbert Samuel, die ihm rückerstattete Villa der neu ge-
gründeten Stiftung.
                                                                     Birgit Perleth

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Berichte und Aktuelles

Pflegefamilien gesucht
Sie alle hatten schon mit Pflegekindern zu tun – im wirklichen Leben oder
zumindest in Büchern und Filmen. Harry Potter war ein Pflegekind, Heidi
war eins und Mogli ja im Grunde auch, wenn auch mit einem ganz
besonderen Pflegevater. Wie in diesen Geschichten und überall auf der
Welt gibt es auch in Rostock eine ganze Reihe von Kindern, die aus ganz
verschiedenen Gründen nicht bei ihren Familien leben können – für eine
gewisse Zeit oder dauerhaft.
                                               Um       dennoch      gesund
                                          aufwachsen zu können, brau-
                                          chen sie Sicherheit, Zuwendung,
                                          Stabilität, Zeit, Ruhe. Gerade für
                                          die jüngeren unter ihnen ist
                                          dann die Unterbringung in einer
                                          „Zweitfamilie“ die bestmögliche
                                          Lösung: Dort finden sie eine
                                          liebevolle, verlässliche Struktur,
                                          die anerkennt, dass es anderswo
                                          schon Eltern gibt. Und trotzdem
                                          ein richtiges Zuhause sein kann.
                                               Damit dies möglichst vielen
                                          Kindern vergönnt ist, suchen wir
                                          als Pflege-Familien-Zentrum der
                                          Caritas in Rostock (PFZ) fort-
                                          laufend nach Menschen, die sich
                                          vorstellen können, ein solches
                                          „Pflegekind“ bei sich aufzu-
nehmen. Im vergangenen Jahr war dies eine besondere Herausforderung,
da viele Menschen seit Beginn der Pandemie mit anderen Sorgen belastet
sind. Gleichzeitig steigt jedoch die Zahl der Kinder, für die ein
Pflegeverhältnis wünschenswert wäre.

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Berichte und Aktuelles

     „Uns ist bewusst, dass die Entscheidung für eine so intensive und
verbindliche Form der Nächstenliebe nicht leicht ist“, betont Grit Gaida,
Leiterin des PFZ: „Auch deshalb begleiten wir Menschen, die sich das
vorstellen können, auf dem Weg dorthin sehr intensiv. Wurde eine Sache
im Vorfeld gemeinsam gründlich geprüft und gewogen, ist das Risiko von
„Fehlschlägen“ geringer. Es ist eine große, aber auch wunderbar
verdienstvolle und dankbare Aufgabe und wir hoffen, dass in den nächsten
Monaten wieder mehr Menschen in der Lage sind, ihr Heim und Herz für
ein Pflegekind zu öffnen.“
     Wer mehr über das Zustandekommen von Pflegeverhältnissen und die
fortlaufende Begleitung durch PFZ und Jugendamt erfahren möchte, findet
dazu Informationen auf der Website „www.muech.de“. Dort präsentieren
wir auch verschiedene Erfahrungsberichte von Rostocker Pflegeeltern, die
deutlich machen: Der Herausforderung einer Pflegeelternschaft steht eine
große Bereicherung gegenüber - für alle an so einem Pflegeverhältnis
beteiligten Menschen.
     Sie könnten sich vorstellen, eine solche Aufgabe zu übernehmen,
schauen aber andererseits voller Ehrfurcht auf die Herausforderung, die
das bedeutet? Eine ganz normale Reaktion. Wir beraten Menschen, die
sich eine Pflegeelternschaft vorstellen könnten – im Rahmen von
Informationsabenden, persönlichen Gesprächen und später eventuell auch
richtigen „Schulungen“. Sie können also schrittweise und ohne Verpflich-
tungsgefühle herausfinden, ob so eine Hilfe für ein Kind für Sie möglich
und leistbar wäre. Sprechen Sie uns einfach an – per
     Email: info@muech.de oder
     Telefon: Tel. 0381 8773 6210
                                            Kristina Koebe (Poster: Caritas)

                                                                               (Foto: wm)

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Jubiläen, Glückwünsche, Jubilare

 Wie gratulieren herzlich allen Jubilaren und
           wünschen Gesundheit und Gottes Segen!
09.12.   80 Jahre Herrn Ernst Kriegsmann
10.12.   91 Jahre Frau Helene Odrobina
15.12.   96 Jahre Frau Elvira Kuß
17.12.   90 Jahre Frau Elisabeth Sternberg
17.12.   80 Jahre Frau Eveline Schneeberg
22.12.   85 Jahre Frau Elisabeth Beckmann
27.12.   91 Jahre Frau Gisela Singbartl
09.01.   80 Jahre Frau Jutta Wittich
11.01.   100 JahreFrau Gertrud Weyl
14.01.   85 Jahre Frau Margarete Wollmann
20.01.   95 Jahre Herrn Erich Rzepkowski
23.01.   85 Jahre Herrn Werner Hecke
28.01.   91 Jahre Frau Margot Krieger
01.02.   80 Jahre Frau Annelie Koball
05.02.   80 Jahre Frau Elisabeth Strobel
09.02.   90 Jahre Frau Erna Ruschau
11.02.   92 Jahre Herrn Peter Martin
12.02.   90 Jahre Herrn Walter Finger
13.02.   85 Jahre Herrn Georg Hannemann
14.02.   91 Jahre Herrn Hans-Werner Hartmann
18.02.   93 Jahre Herrn Jürgen Bunke
18.02.   85 Jahre Frau Gisela Hack
19.02.   80 Jahre Frau Barbara Hahn
27.02.   85 Jahre Herrn Erhard Mathyl
03.03.   91 Jahre Frau Leopoldine Niestroj
03.03.   80 Jahre Frau Marianne Winckler
05.03.   80 Jahre Frau Monika Thörner
09.03.   94 Jahre Frau Irmgard Weih
12.03.   80 Jahre Frau Gertraud Bratscheck
14.03.   95 Jahre Frau Gertrud Behm
15.03.   80 Jahre Frau Ursel Illmann-Fabian
16.03.   85 Jahre Frau Isolde Sinke
21.03.   85 Jahre Frau Ottilie Jassat
25.03.   91 Jahre Frau Erika Luttkus
05.04.   91 Jahre Frau Anna Glage

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Jubiläen, Glückwünsche, Jubilare
07.04.    95 Jahre   Frau Anna Henze
12.04.    90 Jahre   Herrn Clemens Hoppe
19.04.    90 Jahre   Herrn Franz Stefan
22.04.    85 Jahre   Herrn Georg-Herribert Cielinski
22.04.    80 Jahre   Frau Irma Pantelejew

Hinweis: Wir veröffentlichen in Überein-
stimmung mit den Datenschutzgesetzen aus-
schließlich die Daten von solchen Personen, die
der Veröffentlichung nicht widersprochen
haben. Wenn Sie keine Veröffentlichung Ihrer
Geburtsdaten wünschen oder Ihren Geburtstag
vermissen, so teilen Sie dies dem Gemeindebüro
mit, das uns die Daten zur Verfügung stellt.
                                     (Fotos: wm)

         Weihnachtsvorbereitungen 2020 (Foto: wm)

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Die letzte Seite

Impressum und Bildnachweise
Herausgeber/Redaktion:           Anne-Kathrin Burke, Gertrud Düring, Birgit Perleth, Christoph
                                 Perleth; V.i.S.d.P.: Christoph Perleth
Kontakt…                         …über das Gemeindebüro der St. Thomas Morus Gemeinde (s.u.).
(Einreichen von Texten, Artikel, Nächster Redaktionsschluss: Wird noch bekannt gegeben (bitte
Ideen, Anregungen und Kritik): Vermeldungen beachten). Die Redaktion behält sich Kürzungen
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Druck:                           Pfarrbüro Herz Jesu Rostock, Häktweg 4–6, 18057 Rostock
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                                 hww: Heinsohn/ww                    ww: Wikipedia/Wikimedia

Wichtige Kontakte und Adressen
Pfarrei Herz Jesu Rostock      Pfarrer Dietmar Wellenbrock (Kontakt über Pfarrbüro)
Pfarrbüro Herz-Jesu            Häktweg 4–6, 18057 Rostock
                               Telefon: 0381 242340, Fax: 0381 2423428
                               Öffnungszeiten Pfarrbüro: Mo 9-12 Uhr; Di 9-12 Uhr, 15-17 Uhr;
                               Do 14-16 Uhr; Fr 9-12 Uhr
                               E-Mail: gemeindebuero.hro-ck@herz-jesu-rostock.de,
                               Web: www.herz-jesu-rostock.de
Kath. St. Thomas Morus         Thomas-Morus-Str. 4, 18106 Rostock
Gemeinde (Gemeindebüro)        Telefon: 0381 716010, Fax: 0381 7990767
                               Öffnungszeiten: Mo 13:30-16:30 Uhr; Fr 8:30-11:30 Uhr
                               E-Mail: gemeindebuero.hro-tm@herz-jesu-rostock.de
                               Web: www.herz-jesu-rostock.de/PaR_Rostock/Rostock/Evershagen/
                               Bankverbindung: Katholische Pfarrei Herz Jesu
                                                    IBAN DE22 4006 0265 0034 0240 00
Mitarbeiterin im Gemeindebüro: Annett Welsch
Gemeindeteam:                  Maria Nowatschin, Stefan Paulaeck (stv. Sprecher), Birgit Perleth,
                               Annett Westendorf (Sprecherin), Claudia Westendorf
                               E-Mail: gemeindeteam-tm@herz-jesu-rostock.de
Themenverantwortliche:         Annett Westendorf (Sakramentenvorbereitung), Claudia Westen-
                               dorf (Kinder- und Jugend), Bibiana Drews (Senioren), Christoph
                               Perleth (Öffentlichkeitsarbeit), Birgit Perleth (Ökumene), Stefan
                               Paulaeck (Caritative Aufgaben)
Hausmeister:                   Jens Hebestreit
Seniorenseelsorge in der       Magdalena Handy, Tel. 0381 20746983 oder 0151 54012896
Pfarrei Herz Jesu              Email: handy@herz-jesu-rostock.de
Krankenhausseelsorge in        Pfarrer Michael Sobania
Rostock:                       Universitätsklinik, Tel.: 0381 494-7398
                               Klinikum Südstadt, Tel.: 0381 4401-2604
Telefon-Seelsorge:             0800 11 10 111

Zum Artikel „Weihnachten feiern in Rostock und in Bucamaranga in Kolumbien“:
Möchten Sie typische kolumbianische Weihnachtslieder (Villancicos) hören? (Wenn Sie den
Gemeindebrief von der Pfarrei-Homepage herunterladen, können Sie die Links direkt anklicken!)
Traditionell: www.youtube.com/watch?v=9ROi7SLu0bo
Etwas kommerzieller: www.youtube.com/watch?v=b7L1zFVlO0c
Wenn Sie Spanisch verstehen, finden Sie hier eine Novena: www.colombia.com/navidad/novena

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