Gemeindegruß Gemeindeversammlung: Dienstag 19. Oktober 18.30 Uhr - Evangelische Kirchengemeinde Schwetzingen
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Gemeindeversammlung: Dienstag 19. Oktober 18.30 Uhr Gemeindegruß Bild: Clara und Hannah __________________________________________________________________________ September bis November 2021
BESINNUNG „Kirche?! - Mit gutem Grund! stabil, dass darauf umgebaut und angebaut wer- Jesus Christus spricht: den kann. Wie es Clara und Hannah auf dem Ti- „Seid gewiss: Ich bin immer bei euch, jeden Tag, telbild gemalt haben. Christi Kirche ist vielfältig bis zum Ende der Welt.“ (Evangelium nach Mat- und bunt und soll es auch sein. thäus 28,20 nach der BasisBibel) Das „Ende der Welt“, wie es Jesus in den Blick Der Streit der Korinther:innen, an die Paulus nimmt, steht uns hoffentlich noch nicht bevor, schreibt, unterscheidet sich im Kern nicht von un- auch wenn es angesichts von Extremwetterereig- seren Diskussionen um die Zukunft der Kirche(n): nissen und einer langen Pandemie so wirken Welche Kirchenform ist die, die Jesus Christus mag. Jesus begleitet uns als seine Kirche vermut- will? Welche ist DIE Zukunftsfähigste? lich noch ein bisschen länger. Aber wie sieht die Paulus rückt uns den Kopf zurecht: Zukunft unserer Kirche aus? „Wisst ihr nicht, dass IHR Gottes Tempel seid und Gottes Geist darin wohnt wohnt?!“ (Vers 16) Bereits vor Jahrzehnten prognostizierten Wissen- schaftler:innen den jetzigen Wandel der organi- Wir selbst sind als Gemeinschaft die Kirche, die sierten Kirche(n). Viele machten sich große Ge- Paulus meinte. Wir sind es aber nicht, weil wir danken und diskutierten lang und breit, was schöne Gebäude bauen oder finanziell gut daste- „man“ nun tun könne. Es hat sich seitdem einiges hen. Die Barmer Theologische Erklärung machte verändert, aber gesellschaftliche Veränderungen dies vor 90 Jahren besonders in ihrer 6. These haben die Kirchenleitungen längst überholt, be- klar: Wir sind die Kirche aus und in Gottes „freier vor diese losgelaufen sind. Die Mitgliederzahlen Gnade“. sind im freien Fall und nach der Pandemie wird es voraussichtlich noch deutlichere Rückgänge Das Erfüllen der Aufgabe der Kirche(n) von die- geben. Sollen wir den Laden – also die Kirchen – ser freien Gnade zu berichten, Taufe und Abend- doch lieber direkt dicht machen? mahl zu feiern, hängt nicht allein von der Pracht unserer Gebäude ab. Halt! Die Kirche Jesu Christi ist nicht auf Statisti- Wir müssen sie mit Leben er-füllen. ken gebaut! Sie hat ein Fundament : In welcher Form auch immer, gilt: „Gottes Wort ist „Denn niemand kann ein anderes Fundament le- nicht gebunden.“ (2. Timotheus 2,9) gen als das, das schon gelegt ist. Und das ist Je- sus Christus.“ (so Paulus im 1. Brief an die Korinther Nicht wir haben Gottes Wort in unseren Händen, 3,11 nach der BasisBibel). sondern er hält uns in seinen! Jesus Christus ist die Basis, auch wenn die Kir- Ihre Pfarrerin che darauf baufällig wird. Er ist als Fundament so FRANZISKA BEETSCHEN Pfarrerin Pfarrer Bezirkskantor Diakonin Dr. Franziska Beetschen Steffen Groß Detlev Helmer Margit Rothe 2
KIRCHENGEMEINDE DER ZUKUNFT Beständig ist nur der Wandel Lage in Deutschland dennoch bis vor der Pan- Keine Frage: Unsere Kirche und auch unsere demie weiter an. Die Folge: Wir wussten zwar, Kirchengemeinde stehen vor großen Verände- dass der finanzielle Absturz irgendwann kom- rungsprozessen. Das bringt viel Aufwand mit men würde – aber wirklich relevant war dieses sich; es macht manchem Angst und schürt bei Wissen für viele Entscheidungen nicht. Statt- anderen das Gefühl, dass die bisherige Arbeit dessen herrschte landauf, landab das Gefühl nicht gut genug war. Konflikte werden in einem vor: Es ist so lange gut gegangen, es wird auch solchen Prozess nicht ausbleiben. Andere weiter gut gehen. freuen sich über die Möglichkeit, aufzubrechen Doch die Corona-Krise hat dafür gesorgt, dass und Neues zu wagen. Anstrengend ist dieser die Einnahmen bereits früher als erwartet ein- Prozess allemal. gebrochen sind – und die Entwicklung wird sich fortsetzen und verschärfen. Der Evangeli- sche Oberkirchenrat rechnet damit, dass in zehn Jahren dreißig Prozent weniger Finanz- mittel zur Verfügung stehen werden. Meine persönliche Prognose ist: Es kommt noch schlimmer. Und diese Entwicklung führt jetzt schon zu harten Einschnitten. Viel gravierender als die finanziellen Einbußen aber ist, dass das Evangelium für immer mehr Menschen kaum noch eine Rolle spielt. Die Angebote der Kirchen sind entsprechend we- niger gefragt. Der christliche Glaube ist nicht Richtig ist aber auch: In der Kirchengeschichte mehr selbstverständlich – das gilt auch in Sch- ist eine solche Transformation nichts Unge- wetzingen, wo beide große Kirchen in der Öf- wöhnliches. Ob es der von Paulus ins Werk ge- fentlichkeit eine große und wichtige Rolle spie- setzte Sprung des Christentums von einer jü- len. Eine Selbstverständlichkeit war der dischen Reformbewegung am Ende der Welt Glaube zwar trotzdem nie – aber der soziale hinein in die antike Hochkultur war oder der Druck und der Mangel an Alternativen bei der Übergang ins Mittelalter; ob es die Reforma- Freizeitgestaltung haben jahrhundertelang tion war oder der Wiederaufbau nach dem fast dazu geführt, dass die Mitgliedschaft in der Kir- vollständigen Versagen der evangelischen Kir- che, der Gottesdienstbesuch oder Kasualien che in der Nazizeit: Immer wieder musste Kir- wie Taufe, Konfirmation, Trauung und kirchli- che ganz neu gedacht, gebaut und gelebt wer- che Bestattung zum Standard des Lebens der den. meisten Menschen gehörten. Jetzt stehen wir wieder vor der Herausforde- Das ist heute nicht mehr so. Wir müssen also rung, unsere Gemeinde neu aufzustellen. in einer sich ungeheuer schnell verändernden Denn es spitzen sich Prozesse zu, die teils Welt ganz neu erklären, warum wir an Jesus schon seit 40 oder 50 Jahren im Gange sind. Christus glauben. Und wir müssen ganz neu So sinkt die Zahl der Kirchenmitglieder schon Formen schaffen, um die Botschaft von Gottes seit Jahrzehnten – aber die Finanzkraft der Kir- Liebe zum Leben und zu uns Menschen unter che stieg wegen der guten wirtschaftlichen die Leute zu bringen. 3
KIRCHENGEMEINDE DER ZUKUNFT seit diesem Jahr vollständig vermietet; neben ei- ner Wohnung und dem städtischen Jugendtreff hat dort die Hospizgemeinschaft ein neues Zu- hause gefunden. Eine nahe liegende Partner- schaft: Die Grundeinstellung und die Arbeitsfel- der der Gemeinschaft überschneiden sich in vieler Weise mit unseren; vom Gustav-Adolf- Haus geht weiter Segen aus. Nach der Pande- mie wollen wir erste gemeinsame Projekte star- ten. Gleichzeitig haben wir vertraglich verein- bart, dass sowohl Altenkaffee als auch Tannen- baumaktion und Hirschacker-Sommerfest wei- terhin im Haus stattfinden können. Fotos: unsplash Für das Melanchthon-Haus werden wir an einer ähnlichen Lösung nicht vorbeikommen. Zum ei- nen, weil wir ab 2022 für das Haus keinerlei Zu- schüsse des Oberkirchenrates mehr bekommen Große Herausforderungen also – aber auch (bisher waren es 9000 Euro im Jahr), sondern eine große Chance: Die schwindenden Res- auch, weil die Pflichtrücklagen zur Substanzer- sourcen zwingen uns zum Handeln. Ein „Weiter- haltung (vergleichbar mit Abschreibungen im so“ ist keine Option. Der Veränderungsdruck Wirtschaftsleben) in der badischen Landeskir- schafft Raum für Kreativität und befeuert den che massiv steigen. Diese Rücklagen sind dafür Mut, ganz neue Formate ins Werk zu setzen. Mit gedacht, dass das Haus in Schuss gehalten den Online-Gottesdiensten for your soul haben werden kann und am Ende seiner Nutzungszeit wir erfahren, dass sich die Mühe lohnt und es so viel Geld angespart ist, dass das Gebäude durchaus möglich ist, Menschen zu erreichen, entweder neu gebaut oder generalsaniert wer- die wir bisher kaum oder gar nicht angespro- den kann. chen haben. Bislang mussten wir, wie alle Gemeinden, nur Was aber heißt das alles konkret für unsere Ge- eine Rücklage in symbolischer Höhe bilden. Vor meindearbeit? Für den Kirchengemeinderat dem Hintergrund der einbrechenden Finanzkraft sind derzeit vor allem zwei Themen wichtig: Die ist dies ab 2022 anders. – Die Rücklagen für Zukunft unserer Gebäude – und, viel wichtiger kirchliche Gebäude sind nun so bemessen, noch – die Zukunft unserer Gottesdienste. dass sie wirklich den Erhalt des jeweiligen Ge- bäudes ermöglichen. Konkret: Melanchthon-Haus … Für das Melanchthon-Haus bedeutet das: Wir Was unsere Gebäude angeht, ist die Wahrheit müssten fast 15.000 Euro pro Jahr mehr auf die bitter: Wir werden uns in absehbarer Zukunft auf Seite legen. Zusammen mit den wegfallenden Lutherhaus und Kirche beschränken müssen. Zuschüssen ergibt das einen Mehrbedarf von Das Gustav-Adolf-Haus auf dem Hirschacker ist 24.000 Euro. Diese Summe entspricht mehr als 4
STADTKIRCHE 10 Prozent der Kirchensteuermittel, die uns pro Jahr insgesamt für Personal, Gebäude und Ge- meindearbeit zur Verfügung stehen. Und diese Kirchensteuermittel werden absehbar weniger werden. Noch entscheidender: Der Oberkirchen- rat hat deutlich gemacht, dass in den kommen- den zehn Jahren in Schwetzingen wie im gesam- ten Kirchenbezirk Südliche Kurpfalz keinerlei Baumaßnahmen mehr gefördert werden. Wollten wir das stark in die Jahre gekommene Haus also komplett sanieren oder neu bauen, so müssten wir dies vollständig allein finanzieren. Das aber … und Gottesdienstkonzept ist unmöglich, und die Folgekosten könnten wir Bei den Gottesdiensten haben wir in den vergan- ohnehin nicht tragen. genen fünf Jahren auf den ersten Blick eine sehr positive Entwicklung erlebt: Der Besuch an nor- Der Kirchengemeinderat hat lange über die Kon- malen Sonntagen, der sich vor Jahren auf unter sequenzen aus dieser Sachlage beraten und sich 30 Mitfeiernde eingependelt hatte, hat sich in letztlich nahezu einstimmig zu folgender Lösung etwa verdoppelt und bei 60 Menschen stabilisiert. durchgerungen: Wir werden dem Oberkirchenrat Eine weitere Steigerung gab es danach aller- zusagen, das Melanchthon-Haus spätestens dings nicht mehr. zum 31. Dezember 2023 zu schließen. Im Ge- genzug beantragen wir, ab 1. Januar 2022 von Zur Wahrheit gehört aber auch: Wenn an einem der Pflichtrücklage für das Haus befreit zu wer- normalen Sonntag 60 Menschen in die Kirche den. kommen, so sind dies nicht viel mehr als ein Pro- Diese Entscheidung ermöglicht uns, trotz der zent unserer Gemeindeglieder. 99 Prozent errei- deutlich angespannten Finanzlage für 2022/23 chen wir nicht. einen ausgeglichenen Haushalt aufzustellen. Au- Natürlich gibt es Anlässe wie Weihnachten, die ßerdem haben wir nun gut zwei Jahre Zeit, um Konfirmationen oder besondere kirchenmusikali- Lösungen für die Hauptnutzer des Hauses zu fin- sche Höhepunkte, an denen die Stadtkirche in den: die Kantorei und die Kinder-, Konfirmanden- normalen Zeiten (also jenseits von Corona) bis und Jugendarbeit. Möglicherweise werden wir auf den letzten Platz besetzt ist. Aber unser den Luthersaal ab 2024 an zwei oder drei Wo- ‚Standardprogramm‘, das auch mir selbst sehr chentagen für die Kantorei reservieren; die Kin- lieb ist, ist zu einem ‚Nischenprogramm‘ gewor- der und Jugendlichen könnten in einen Bauwa- den. gen ausweichen; auch ein Anbau an die Melan- Diese Tatsache kann uns nicht kaltlassen. Denn chthon-Kita ist im Gespräch. unsere Aufgabe ist es „die Botschaft von der freien Gnade Gottes auszurichten an alles Gute Ideen aus der Gemeinde, wie es ab 2024 Volk“ (so die 6. These der Theologischen Erklä- ohne Melanchthon-Haus weitergehen kann, sind rung von Barmen). Wenn wir diese Aufgabe nicht uns sehr willkommen. Und eine gute Nachricht mehr allein mit dem klassischen Gottesdienst gibt es auch: Der Garten steht nicht zur Debatte; nach der Agende der Evangelischen Kirche in er soll als kleines Paradies unserer Gemeinde in Baden erfüllen können, müssen wir neue Wege jedem Fall erhalten bleiben. ausprobieren. 5
AUS DER KANTOREI von Bachs großen Orgelwerken bis zur Jazz- Messe. Los geht es jeweils um 11 Uhr in der Stadtkirche. 4. Sonntag im Monat: Hier laden wir ein zum Abendgottesdienst um 18 Uhr: Im Sommer im Melanchthon-Garten, im Winter in der Stadtkir- che. Außerdem geht am Vorabend dieses Sonntags um 18 Uhr unser Online-Gottesdienst Foto: Marion Braun-Bittner for your soul bei YouTube auf Sendung. 5. Sonntag im Monat: An diesem Joker im Ka- lender sind Taufen ebenso möglich wie andere Themen und Prägungen. Zusätzlich gibt es weiterhin die Gottesdienste Deswegen hat der Kirchengemeinderat be- an Festtagen wie Weihnachten, Karwoche und schlossen, ein Jahr lang (genauer: vom 19. Ostern an allen drei Standorten. Die monatli- September 2021 bis zu den Sommerferien chen klassischen Gottesdienste um 11.15 Uhr 2022) ein stark verändertes Gottesdienstkon- im Melanchthon-Haus fallen dagegen weg. zept auszuprobieren. Dieses umfasst folgende Eckpunkte: Warum wir diese Neuerungen gerade jetzt aus- probieren? Die Corona-Krise hat in anderthalb 1. Sonntag im Monat: Um 9.30 Uhr feiern wir Jahren alle bisherigen Pläne und Gewohnheiten einen klassischen Gottesdienst in der St. Josef- über den Haufen geworfen. Einen besseren Kapelle auf dem Hirschacker, gelegentlich mit Zeitpunkt für einen mutigen Neustart kann es Taufen oder Abendmahl. kaum geben. Um 11 Uhr ist grundsätzlich Gottesdienst mit Abendmahl in der Stadtkirche. Für Dienstag, den 19. Oktober um 18.30 Uhr, laden wir schon jetzt zu einer Gemeindever- 2. Wochenende: Hier ist Platz für Experimente, sammlung im Luthersaal ein. Dabei wird uns Themengottesdienste, neue Orte und Zeiten. der Leiter des Liegenschaftsprojekts der Evan- Ob es ein Friedensgottesdienst zur dann ge- gelischen Landeskirche, der ehemalige Brühler wohnten Zeit um 11 Uhr ist, ein Gottesdienst in Pfarrer Andreas Maier, zum Thema Gebäude einer Kneipe am Samstagabend, ein Tauffest im und insbesondere zu der Notwendigkeit, auf das Schlossgarten am Sonntagmittag oder ein Got- Melanchthon-Haus zu verzichten, Rede und tesdienst auf dem Spargelacker: Hier ist vieles Antwort stehen. Außerdem ist bei der Versamm- möglich. Zeit und Ort werden jeweils vorher in lung Gelegenheit, die ersten Erfahrungen mit der Presse bekannt gegeben. dem neuen Gottesdienstkonzept zu diskutieren. Herzlich willkommen! 3. Sonntag: Hier feiern wir einen Gottesdienst STEFFEN GROSS mit einem kirchenmusikalischen Schwerpunkt 6
DIAKONIE DER ZUKUNFT Diakonie der Zukunft Gemeinsam mit der öffentlichen Hand Ange- Diakonie ist der soziale Dienst der evangeli- bote schaffen schen Kirche am Nächsten. Nah bei den Men- In enger Zusammenarbeit mit dem Landkreis schen zu sein, die Hilfe und Unterstützung be- und den Kommunen werden wir neue Arbeits- nötigen, ist ihr zentrales Anliegen. felder entwickeln. Gerade im Aufbau befindet Die Verbindung zwischen der Kirchengemeinde sich „LIDA“, unsere Beratung von Frauen, die und ihrer Diakonie ist heute jedoch nicht mehr von häuslicher Gewalt betroffen sind. In der für jeden erkennbar. Das ist schade, denn von Schuldnerberatung wird es darum gehen, das den Veränderungen in der Evangelischen Kir- Angebot entsprechend dem Bedarf weiterzuent- che wird die Diakonie gleichermaßen betroffen wickeln. Die Beratung von Geflüchteten ist aktu- sein. ell noch befristet, wird aber weiterhin gebraucht. Neben den rechtlich selbständigen Einrichtun- Ein zentrales Thema der Zukunft ist die Förde- gen der Diakonie, wie etwa in Schwetzingen rung guter Nachbarschaften im „Quartier“ und dem „Kirchlichen Pflegedienst Kurpfalz e.V.“, ist ein gutes Zusammenwirken der sozialen Ange- es vor allem das Diakonische Werk, das im Auf- bote im Sozialraum. trag der Evangelischen Kirche mit seinen Bera- Gemeinsam mit der Kirchengemeinde kann Di- tungsangeboten und Projekten Menschen in akonie hier einen wichtigen Beitrag leisten. Not oder schwierigen Lebenssituationen weiter- hilft und unterstützt. Zusammenarbeit von Kirche und Diakonie Die gesellschaftlichen Entwicklungen lassen er- verstärken warten, dass der Beratungsbedarf zunehmen Diakonie-Präsident Ulrich Lilie formuliert es so: wird: steigende soziale Ungerechtigkeit, die So- „Der Sozialraum ist der Ernstfall von Kirchenge- zialleistungen werden immer komplexer und un- meinde und Diakonie. Mit allen Menschen, die übersichtlicher, der familiäre und soziale Zu- zu ihm gehören. Gemeinsam mit ihnen sind wir sammenhalt ist brüchig, die Altersarmut nimmt Kirche Jesu Christi“ zu. Immer mehr Menschen werden Schwierig- Es geht darum, gemeinsam mit Partnern aus keiten haben, ihre Ausgaben zu decken. der Zivilgesellschaft dem sozialen ‚Klimawan- del‘ in unserem Land früh genug etwas wirksam Weiterhin für die Menschen da sein entgegenzusetzen. Auch in Zukunft wollen wir für Menschen in Not Lassen Sie uns genau hinschauen, wie wir uns eine ganzheitliche Beratung anbieten und ihnen in Schwetzingen in diese Entwicklung mit ein- helfen, ihre Rechte wahrzunehmen. Die Mittel, bringen können! die uns von der Landeskirche und dem Kirchen- URSULA IGEL bezirk anvertraut werden, sind dafür die Basis. Diakonisches Werk im Rhein-Neckar-Kreis, Sie ermöglichen uns auch Projekte, die auf so- Bezirksleitung im Kirchenbezirk Südliche Kurpfalz ziale Missstände aufmerksam machen, oder die schnelle Reaktion auf gesellschaftliche Heraus- forderungen. Diakonie setzt dadurch wertvolle Hier finden Sie die Rede von Ulrich Lilie: https://www.diakonie.de/fileadmin/u- Impulse und kann etwas in Bewegung bringen. ser_upload/2020-01-12_Eroeffnungsim- So zum Beispiel in der Schuldnerberatung, die puls-Synode_EKiR.pdf jetzt auch vom Rhein-Neckar-Kreis unterstützt wird. 5
ZUKUNFT DER KIRCHENMUSIK Mehr Pop-Musik in der Kirche? Tod in der Nachwuchsarbeit ist. Singen bedeu- Hören wir Bachs Musik auch noch in 100 Jah- tet auch, Seele und Emotionen nach außen zu ren? Wer spielt in 20 Jahren noch Orgel? Wel- kehren. Je kleiner eine Gruppe ist, desto che musikalischen Angebote machen wir in Zu- schwieriger fällt die Beteiligung, weil man ja als kunft? Brauchen wir mehr Pop-Musik in der Kir- Einzelner auffallen oder sich blamieren könnte. che? Welche Musik können wir uns bei schwin- (Es sei denn, man bildet sich darin aus und denden Einnahmen noch leisten? Wie sehe ich sucht bewusst kleine Ensembles, um gefordert persönlich die Zukunft der Musica sacra – der zu werden.) Glücklicherweise erkennen wir in Kirchenmusik? den letzten Jahren immer mehr, dass wir see- lisch verkümmern, wenn wir nicht mehr singen und musizieren. Musizieren bringt zwar keinen materiellen Zuwachs, aber einen Zuwachs an Lebensqualität, Gemeinschaftserlebnis und – wenn es ‚rund’ läuft – Glücksgefühle, die sich positiv auf Leib und Seele auswirken. Die Mehrheit der Bevölkerung hört Pop und Schlager, und dahinter agiert eine riesige Ver- marktungsmaschinerie. Erleben wir noch Tage ohne Musik(-Berieselung)? Gibt es noch Men- schen, die gar keine Musik hören? Wer hält Die traditionelle Kirchenmusik führt im allgemei- heute noch eine fünfminütige Stille aus? Mit Mu- nen Musikgeschehen und -geschäft ein Ni- sik lassen sich Menschen mehr mobilisieren als schen-Dasein. Einerseits ist die kirchliche Bin- mit Worten. Weil Musik sofort an das Innerste dung der Menschen deutlich gesunken. Die geht und Emotionen auslöst. Positive wie nega- Frage, ob ich mich kirchlich binde und einbringe, tive. Das hat die Werbung schon lange erkannt ist nicht mehr unbedingt eine existenzielle und sich zunutze gemacht. Frage. Glaube und Religionszugehörigkeit und Und wenn wir schon Musik hören, dann bitte so damit kirchliches Engagement sind nicht mehr perfekt wie möglich. Von Profis oder / und nach selbstverständlich. Marktwirtschaftliche Mecha- Aufnahmen nachgebesserte, geschönte Musik. nismen bestimmen hier zunehmend die Partizi- Da liegt die Qualitäts-Messlatte schon sehr pation: Wie sind Angebot und Nachfrage und hoch. Da hat ein schlichter Choral, ein Paul- welchen Nutzen habe ich von einer Zugehörig- Gerhardt-Lied, von einem unsauber singenden keit und einem Engagement? Laienchor mit einem Altersdurchschnitt von 75 Auch hat die Bereitschaft, sich regelmäßig auf (und darüber) einen ganz schweren Stand. Im- Jahre zu binden, deutlich nachgelassen. Und mer mehr greift jetzt um sich, was schon vor 40 wenn man sich einbringt, braucht es einen deut- Jahren prognostiziert wurde: das Aussterben lichen Mehrnutzen. Am besten mit einem tollen der traditionellen Kirchenchöre. Welcher Chor „Event-Gefühl“. will sich heute noch „Kirchenchor“ nennen, Gleichzeitig erleben wir, dass ein jahrzehntelan- wenn die Assoziationen und Klischees „alt, alt- ges Nicht-Singen und Nicht-Musizieren zu see- backen, überaltert, langsam, dünner Klang und lischen und körperlichen Defiziten führt und der langweilig“ sind? Da haben auch wir Chorleiter 8
ZUKUNFT DER KIRCHENMUSIK einen ganz schweren Stand, diesen (Vor-)Urtei- sondern auch Musiken aus Filmen, Serien und len mit moderneren Rhythmen, mehrsprachigen Musicals. Also Musik, die nicht nur fürs Hören Texten, lockeren Proben, gezielter Stimmbil- komponiert wurde, sondern mit visuellem Kon- dung, tiefer gelegten Arrangements und neuem text. Wir Organisten müssen uns damit anfreun- Outfit entgegenzuwirken. den, dass sich der Wunsch nach einem gesun- Auf der anderen Seite erleben wir eine Vielsei- genen „Jauchzet Gott“ oder „Ave Maria“ bei tigkeit wie nie zuvor: immer neue Kinder- und Hochzeiten und Beerdigungen den Platz mit Jugendmusicals in Kooperationen mit Schulen „Circle of Life“ und „Time to Say Goodbye“ teilen mit vielen Mitwirkenden, Projektchöre, die wie muss. Pilze aus dem Boden schießen (aber auch Es geht mittlerweile auch gar nicht mehr so sehr manchmal genauso schnell wieder verschwin- um Musik-Titel, sondern um die Frage, ob ich den), Bands in Kirchen, Cross-Over-Projekte, als Organist überhaupt noch gefragt bin, denn Gospelworkshops mit tollen Solisten und Chor- die CD oder der Speicher-Stick gibt die ge- leitern, große Events in Stadthallen mit 2000 bis wünschte Musik über eine gute Anlage viel adä- 3000 Mitwirkenden, für die man auch 200 Euro quater wieder. Und für einen Pop-Song bringen hinlegt, um dabei zu sein, und Chöre, die Kan- Teilnehmende gleich die Solistin selbst mit, die taten, Messen, Oratorien, Requiems und Passi- zu einer Playback-Version via Smartphone onen, also Musica sacra, auch in Konzerthallen singt. Nicht der Kantor bestimmt und wählt die vortragen. Musik aus, sondern die Angehörigen oder Teil- nehmenden. Weil die Trauung oder Beerdigung nicht mehr unbedingt ein Gottesdienst ist, den dafür ausgebildete Fachleute konzipieren und ausführen, sondern ein ‚Event‘, für das ‚geliefert’ wird. Die Zahl der Menschen, die sich auf die Auswahl der hauptberuflichen Musikerin einlas- sen und verlassen oder sich mit dem Musiker vorher absprechen, wird weniger. Auch der zu- ständige Pfarrer ist ja nicht mehr selbstver- ständlich. Wird die Zeit kommen, in der es ge- nügt, wenn gute Bekannte mehr oder weniger religiöse Texte lesen, weil die Verbindung zur Kirche oder zur Pfarrerin gar nicht da ist oder Die Ära der traditionellen Kirchenchöre neigt nur rudimentär existiert? sich wohl ihrem Ende zu. Aber Musik wird es in Man wird wählerischer und selbstbestimmter. der Kirche immer geben, weil Musik Menschen Das ist einerseits ein Fortschritt, andererseits begeistert, bewegt und vereint. Wer Gott liebt, erfordert es mehr Informationen und Abspra- lobt und dankt, wer ihm klagt, wer die Schöpfung chen. Aber im notwendigen Austausch liegt si- als göttlich betrachtet und um sie fürchtet, wird cher auch eine Chance. immer singen. Der Anteil von Pop-Elementen, Pop- und Jazz- Auch die Kirchenmusik reagiert auf Hörgewohn- Messen und -Oratorien wird sich erhöhen, an heiten und Bedürfnisse. Die Kirchenmusiker:in- der Orgel spielen wir nicht nur Bach und Reger, nen werden heute auch in Pop- und Jazz-Musik 9
ZUKUNFT DER KIRCHENMUSIK ausgebildet; etliche Gemeinden wünschen sich sicher, dass Bachs Weihnachtsoratorium noch neben traditioneller Musik auch den Schwer- in 200 Jahren gesungen wird. So lange werden punkt Popular-Musik und den Aufbau von Kin- viele Pop-Songs nicht überdauern. Pop-Songs der- und Jugendchören. gab es zwar schon im letzten Jahrhundert, aber noch nicht in der ersten Hälfte des 20. Jahrhun- derts. Oder hießen sie da nur anders? Ist das „Ave Maria“ nicht ein klassischer Pop-Song – eben weil es seit über 100 Jahren populär ist? Was ist denn überhaupt „populäre“ Musik? Die rasante Entwicklung in Technik und Übertra- gung führt nicht nur zu einer viel rascheren glo- balen Verbreitung und Vermarktung von Musik, sie führt auch meist zu einer deutlich kürzeren Lebensdauer. Wenn sich heute Popstars und Rock-Gruppen länger als 10 Jahre im harten Ich glaube aber nicht, dass es darum geht, ob Konkurrenz-Geschäft behaupten, ist das schon mehr Pop oder Klassik vonnöten ist. Wichtig ist, viel. Mittlerweile gibt es „Band-Revivals“ von authentisch zu seinen eigenen Wertvorstellun- ABBA, den Beatles und anderen. Bei Johann gen, Ansichten und Überzeugungen zu stehen Sebastian Bach weiß man nur von einem Revi- – egal, welche Stile ich präferiere. Ich erlebe im- val seiner Kirchenmusik, das war um 1825, 75 mer wieder, dass ich Menschen allen Alters für Jahre nach seinem Tod. Seine Klavier- und ‚meine’ Musik, die ich liebe und spiele anspre- Kammermusik war und ist immer präsent. Seine chen und begeistern kann, wenn sie sehen, hö- Musik lebt bis heute. ren und spüren, wofür mein Herz brennt und was mich antreibt. Vor den Sommerferien ka- men vier Schulklassen (Grundschule und Gym- nasium) in die Kirche, um im „Jahr der Orgel“ die Fotos: Marion Braun-Bittner Orgel näher kennenzulernen. Hinterher war ich mir sicher, dass die Schüler:innen, die mir Lö- cher in den Bauch fragten, nicht nur viele Infor- mationen mitgenommen haben. Sie haben et- was viel Wichtigeres mitgenommen: Sie haben den Orgelklang im Raum körperlich gespürt. Das weckt Emotionen und nimmt eben körper- lich in Beschlag. Werden wir in 100 Jahren noch „Geh aus, mein Diese Emotionen können durch ein Bach‘sches Herz“ und „Befiehl du deine Wege“ singen? Weihnachtsoratorium oder ein Brahms-Re- Ich glaube schon, weil diese Lieder nicht nur von quiem wie auch durch einen Pop-Song geweckt einem kurzen Glücks-, Trauer- oder Sehn- werden. Da aber in der Regel Kantaten und suchtsgefühl singen, sondern von einer Summe (Pop-)Oratorien viel länger dauern, erlebt man von grundlegenden Lebenserfahrungen. Viel- als Mitwirkender oder Zuhörer:in eine ungleich leicht werden diese Lieder dann viel öfter und höhere und stärkere Gefühlspalette. Ich bin mir lauter gesungen werden, weil sie in neuerer 10
ZUKUNFT DER KIRCHENMUSIK (Band-)Bearbeitung noch viel populärer wer- Verbindung mit Wort kann es sogar viel mehr den? Gewiss: Es wird neben Paul-Gehardt-Lie- ansprechen und tiefer gehen. dern auch neuere Lieder geben, die Themen Nach meiner Überzeugung kann ich mit Musik wie Ökologie, Ökumene, Gerechtigkeit, Reich- mehr Menschen ansprechen und bewegen als tum und Armut, Lebensqualität und -freude, mit Worten. Musik kann sicher nicht die Welt Ängste und Bedrohung in aktuellerer Sprache verändern. Aber sie kann die Sehnsucht danach ausdrücken und die leicht aus der „Seele rin- wecken, dass die Welt sich zum Besseren än- nen“ und über die Lippen gehen wie z.B. „Mor- dern kann und muss. genlicht leuchtet“, „Freunde, dass der Mandel- KMD DETLEV HELMER zweig“ oder „We‘ll never walk alone“. Infektionsmöglichkeiten mit dem Musik-Virus: Zwei Dinge sind in meinen Augen (und Ohren) wichtig: 12.9., 15 bis 18 Uhr, Orgelspaziergang durch a) dass wir aktiv musizieren, weil es der Seele Schwetzingen (Schlosskapelle, St. Pankratius, und dem Körper gut tut, und Ev. Stadtkirche) – kostenlose Tickets in der b) dass wir uns darüber austauschen und uns Stadtinfo erhältlich gegenseitig beflügeln. 19.9., 11 Uhr, Ev. Stadtkirche, Musik-Gottes- Ich glaube, dass sich Kirche nicht nur in ihrer dienst mit viel Gesang und Orgelmusik Hierarchie und Struktur, in ihrem Gottesdienst- und Gemeinde-Verständnis hinterfragen und 21.9., 20 Uhr, Ev. Stadtkirche, Musik und Texte ändern muss. Wenn wir Kirche lebendig erhal- zur „Götttlichen Komödie“ von Dante Alighieri ten wollen, müssen wir unsere Mitmenschen (700. Todestag!) Das Konzert wird gefördert emotional wecken, begeistern und mitnehmen. durch ein Stipendium des Ministeriums für Wis- Ich glaube, dass im Gottesdienst nicht mehr je- senschaft, Forschung und Kunst Baden- den Sonntag die 15-Minuten-Predigt im Mittel- Württemberg punkt stehen sollte. Es reichen oft fünf Minuten, in denen sich viel sagen lässt, was ja mitunter 17.10., 17 Uhr, Lutherhaus, „Klassik für Alle“ – sogar länger im Gedächtnis bleibt, weil es so Klavierkonzert mit Tatjana Worm-Sawosskaja prägnant ist. Wir müssen unsere Mitmenschen Mit Einführung und Erläuterungen zum Mitmachen bewegen und begeistern, zum Aufstehen, Bewegen, Tanzen und Singen, so 24.10., Ev. Stadtkirche, 17 / 19 / 21 Uhr – Drei dass sie gerne wiederkommen. Musik ist ein Vi- Konzerte zum „Jahr der Orgel“ rus, der sich bekanntlich sehr schnell verbreitet Eine galaktische Reise durch Raum und Zeit – und an dem man sich (meist) gern infiziert. Egal, von Bach bis Star Wars ob mit Bach, Mendelssohn, Kagel, Pink Floyd, Santana, Jan Delay oder Cris Cosmo. 21.11., Ev. Stadtkirche Musik ist keinesfalls ‚ausschmückendes Bei- 11 Uhr, Musik-Gottesdienst mit Vokal- und In- werk’ im Gottesdienst! Musik regt an, bewegt, strumentalmusik mit dem Vokalensemble weckt Emotionen und verkündet. Musik im Got- 17 Uhr, Konzert mit Vokal- und Instrumental- tesdienst ist eine andere Form von Verkündi- musik von J.S. Bach, G.Ph. Telemann, J.G. gung und damit gleichberechtigt zum Wort. In Rheinberger, J. Rutter u.a. 11
ZUKUNFT DER KIRCHE Die evangelische Kirche in Deutschland hat sich bei ihrer Herbstsynode 2020 auf die Suche nach einer Lösung gemacht und dabei zwölf Leitsätze zur Zukunft einer aufgeschlossenen Kirche vor- gelegt. Überschrieben ist das Ganze mit einem Psalmwort. Mit Mut und Gottvertrauen will die evangelische Kirche auf den Weg „hinaus ins Weite“ (Psalm 18,20) treten. Foto: Lotz Worauf die Zukunft einer aufgeschlossenen Kir- che gebaut werden soll, benennen drei Inhalte: - die enge Verbundenheit mit Jesus Chris- tus, Er führte mich hinaus in die Weite. - das Vertrauen auf das Kommen des Psalm 18, 20 (Basisbibel) Geistes und Quo vadis? - die Praxis der Liebe. Kirche, wohin gehst du? An diesen drei Grundpfeilern will die Kirche sich Die Kirche wird kleiner. Der demografische orientieren und diesem Dreiklang in der missio- Wandel ist dafür nur ein Grund. Die Kirche als narischen und diakonischen Zuwendung zu den Gemeinschaft der Gläubigen verliert für viele Menschen Gestalt geben. Menschen an Attraktivität, Plausibilität und ge- sellschaftlicher Bedeutung. Der Evangelische Auf diese drei Grundpfeiler des christlichen Pressedienst titelte am 12. April 2021: „Immer Glaubens werfe ich einen Blick. weniger Schüler besuchen den konfessionellen Zur Verbundenheit mit Jesus Christus gehört Religionsunterricht.“1 die Kenntnis von seinem Leben, Leiden, Ster- Daneben steht aber auch: Die neue Präses der ben und seiner Auferstehung. An dieser Kennt- EKD-Synode Nicole Heinrich ließ sich als Kind nis aber mangelt es auch unter getauften Chris- atheistischer Eltern aufgrund des Religionsun- tinnen und Christen. Eltern bringen ihre Kinder terrichts taufen. Ihre geistliche Prägung ver- zur Taufe und bekennen ganz offen, dass sie dankt sie freikirchlichen Gruppen. nicht wissen, wie sie der Aufgabe nachkommen Woran liegt all das? Was muss geschehen, da- sollen, ihr Kind zum Glauben an Jesus Christus mit Kirche wird, was sie sein soll? zu führen. Sie bitten Pfarrerinnen und Pfarrer Unternommen wird vieles. Manches gleicht dem um Hilfe. Religions- und Konfirmandenunterricht verzweifelten Versuch, sich auf der Höhe der können einen Teil dieser Hilfe übernehmen. Zeit dem allgemeinen Trend anzupassen und so Hinzukommen muss aber auch die Glaubens- zu reden wie alle reden. Anthropologie statt vermittlung in den Gemeinden. Theologie? Moderne Musik statt Choräle? Die Bedeutung von Jesus Christus muss an Hackathon „gemeinsam glauben“ statt Bibel- praktischen Lebensbeispielen aufgezeigt wer- kreis? Gibt es überhaupt die eine richtige Ant- den. Lebensgeschichten gehören zur Glau- wort auf diese Frage? bensvermittlung. Wo der Glaube an Jesus 1 Ergebnis einer epd-Umfrage unter 16 Kultusministerien. 12
ZUKUNFT DER KIRCHE Christus im Alltag sichtbar wird, geschieht Evan- Wie sieht meine Kirche der Zukunft aus? gelisation praktisch und lebensnah. Wir haben Menschen aus Schwetzingen nach ihren Visionen, Ideen, Vorschlägen und Bedürf- Zum Weg in die Weite gehört das Vertrauen in nissen gefragt. Lesen Sie hier die Antworten. das Kommen des Heiligen Geistes. Mit dem Heiligen Geist rechnen heißt, ihm im Gebet Meine Kirche der Zukunft ist Raum zu geben und sein Eingreifen zu erbitten. im Herzen unserer Gesell- Es heißt aber auch, von seinem Wirken zu er- schaft verankert – mitten zählen. Christlicher Glaube entsteht und wächst unter uns. Sie begleitet und dort, wo seine Inhalte am Beispiel konkret auf- behütet uns, hört zu und gezeigt werden. Pfingsten ist dann, wenn Men- gibt Antworten; sie beruhigt schen mit Gottes Geist Erfahrungen machen durch ihre Anwesenheit, und diese Erfahrungen fröhlich bezeugen. ihre Unterstützung und ihre Seelsorge; sie bereichert unser Leben und un- Auf den bisher genannten Grundpfeilern steht sere Gesellschaft. DR. RENÉ PÖLTL der dritte Pfeiler: Die Praxis der Liebe. Weil Gott Liebe ist, weil er Jesus aus Liebe zu uns Men- Die Kirche der Zukunft be- schen sandte, kann unsere Antwort nur Liebe hält aus ihrer Vergangen- untereinander sein. In der Praxis der Liebe wird heit ihr identitätsstiftendes, christlicher Glaube konkret. Von Gott gewirkte reiches Liedgut. Sie hechelt Liebe wendet sich allen zu, sie fragt nicht nach nicht dem Zeitgeist nach, Sympathie und Antipathie. Sie ringt darum, sondern begegnet den ak- auch die zu lieben, die auf den ersten Blick alles tuellen Herausforderungen, andere als liebenswert erscheinen. Christliche indem sie ihr Heilsgesche- Liebe ermöglicht Teilhabe und öffnet allen die hen als Forderung und Trost in der Gegenwart Kirchentüren. Mitgliedschaft vor diesem Hinter- konkretisiert. Die frohe Botschaft zeigt sich auch grund neu zu denken, gehört mit zu den Aufga- in unübersehbarer Fröhlichkeit. ben einer Kirche, die auf gutem Grund den Weg GÜNTER ZÖBELEY in die Weite sucht. Meine Kirche der Zukunft Allem menschlichen Überlegen und Tun aber könnte wieder mehr Zulauf be- muss eine zentrale Frage vorausgehen: Wohin kommen, wenn sie erreicht, die will Gott seine Kirche führen? Geleitet von die- Menschen zu erreichen und ser Frage, kann eine aufgeschlossene Kirche von einem persönlichen Mehr- mutig und vertrauensvoll neue Wege wagen. wert zu überzeugen und rüber- Denn sie weiß: Über allem menschlichen Pla- zubringen, dass es nicht um die nen steht die Gewissheit: Kirche wird geleitet Kirche als Institution geht, was von Jesus Christus! Leute momentan leider eher abschreckt. Men- DR. ADELHEID VON HAUFF schen kommen nicht unbedingt von sich aus, obwohl sie sicherlich suchen und finden könn- 13
ZUKUNFT DER KIRCHE ten. Gerade in Zeiten von Überreizungen, alter- sonntäglichen Weg in die Kirche ‚schaffen’ - sei nativen Angeboten, Zerstreuung und Ablenkung es aus Zeitgründen, aus Desinteresse oder ein- gilt es, attraktive Formate zu finden, um unter- fach weil es ‚un- schiedlichste Menschengruppen ‚anzuspre- cool’ ist. chen‘ (im doppelten Sinne), dabei ergänzende Eine wesentliche Wege zu gehen und die Leute so neugierig auf Veränderung brin- das Christsein zu machen. – Z.B. Lobpreis-Kon- gen die Digitalisie- zerte mit Impulspredigt im öffentlichen Raum, rung und die sozia- mehr Jugend- sowie Familiengottesdienste, Be- len Medien. Einmal gegnungscafé („Cappuccino für die Seele“), Ak- kann der online tionen in der Innenstadt (kurze Szenen, Panto- verfügbare mimen zu Jesu Wirken und der frohen Bot- Gottesdienst zu je- schaft, ein Marktstand mit zu verschenkenden der Tages- und Bibeln und tollen Angeboten), sowas wie „Der Nachtzeit, in Stille andere ‚Durstlöscher‘-Stammtisch“ (Reden mit oder mit anderen und über Gott und die Welt); Spaziergänge angehört und an- (nach dem Motto „Was bewegt dich?“, „Ich geh geschaut werden. Zum anderen ist es möglich, mit Dir“, „Unterwegs mit Jesus und deinen Fra- das aktuelle Weltgeschehen auf eine offene und gen“); „Abenteuer Glaube“ (Angebot für Chris- moderne Weise zu integrieren, was auch die Ju- ten und Nichtchristen, Lagerfeuer, Kletterpark, gend anspricht. Wanderungen). Oder fragt doch mal die Leute Mit Musik, Gesprächen, wechselnden Gästen über einen Aufruf: „Was sollten wir als Kirche ist es möglich, die Bibel, das Wort Gottes, The- tun, damit Du wieder kommst? Was würdest Du men der Nächstenliebe mit aktuellem Bezug zu brauchen oder Dir wünschen?“. unserem Leben zu vermitteln. Dies ist ein weite- ROLAND STRIEKER rer Baustein neben den traditionellen Aufgaben der Kirche, um die Botschaft Jung und Alt wie- Die Kirche der Zukunft wagt der näher zu bringen. SABINE TREIBER sich auch auf glattes Parkett. Sie singt, sie tanzt und bleibt Die Kirche der Zukunft mit und für die Menschen in schaut wieder deutli- Bewegung. Sie ist nicht nur für cher auf ihren Urauf- Gläubige ein Ort der Gemein- trag, den sie in der Fro- schaft. hen Botschaft findet. MARION BRAUN-BITTNER Öffnet Türen und geht zu den Menschen. Sie Die Entwicklung der letzten Monate hat immer wird transparent für ei- wieder gezeigt, wie wichtig noch immer der nen Gott, der mitten Glaube, die Zuversicht und das Gebet für uns unter den Menschen sind. Jedoch wurde es bisher immer schwerer wohnen möchte. auch die Menschen zu erreichen, die nicht den UWE LÜTTINGER 14
ADRESSEN Pfarramt Mannheimer Str. 34, 1. OG, 12 72 40, Fax 12 72 41, E-Mail: schwetzingen@kbz.ekiba.de Pfarramtssekretärinnen Anke Scharf, Marion Braun-Bittner, Simone Heidbrink Öffnungszeiten: Montag 10 bis 12 Uhr Während der Sommerferien bis zum Mittwoch 13 bis 15 Uhr 11.9.2021 sind wir nur mittwochs und Freitag 10 bis 12 Uhr freitags im Pfarramt zu erreichen. Sie erreichen uns jederzeit per Email oder Sie hinterlassen eine Nachricht auf dem AB. Wir rufen gerne zurück! Pfarrer Steffen Groß 062 02-12 72 40; E-Mail: steffen.gross@kbz.ekiba.de Pfarrerin Dr. Franziska Beetschen 062 02-94 76 121; E-Mail: franziska.beetschen@kbz.ekiba.de Diakonin Margit Rothe 062 02-92 63 196; E-Mail: margit.rothe@kbz.ekiba.de Gemeindehäuser: Kirchendiener und Hausmeister Lutherhaus, Mannheimer Str. 34: Jens Stolpmann (Die Telefonnummer erfragen Sie bitte im Pfarramt) Gustav-Adolf-Haus, Marktplatz 28: Helga Wiegand (Die Telefonnummer erfragen Sie bitte im Pfarramt) Melanchthon-Haus, Kurfürstenstraße 17: Mina Popp (Die Telefonnummer erfragen Sie bitte im Pfarramt) Kindertagesstätten Annika Elpelt, Kindergartenkoordinatorin, 06202- 97 07 687 E-Mail: kitakoordination.schwetzingen@kbz.ekiba.de Ev. Bonhoeffer-Kindergarten: 06202-2 55 29, Leitung Andrea Ruiter; (Marktplatz 28) E-Mail: kigabonhoeffer.schwetzingen@kbz.ekiba.de Ev. Luther-Kindertagesstätte: 06202-2 11 38, Leitung Sabine Pfeil; (Mannheimer Str. 38) E-Mail: kigaluther.schwetzingen@kbz.ekiba.de Ev. Melanchthon-Kindertagesstätte: 06202-577 92 07, Leitung Bianca Ehlert; (Kurfürstenstr. 17) E-Mail: kita.melanchthon.schwetzingen@kbz.ekiba.de Ev. Kindertagesstätte Arche Noah: 06202-2 32 41, stellv. Leitung Lisa Lutz; (Keplerstr. 25) E-Mail: kitaarchenoah.schwetzingen@kbz.ekiba.de Kirchenbezirk / Beratungsstellen Kirchenmusikdirektor Detlev Helmer, Kurfürstenstr. 17; 06202-760 52 35, Fax 760 52 36; E-Mail: detlev.helmer@kbz.ekiba.de, bezirkskantorat.suedlichekurpfalz@kbz.ekiba.de Krankenhausseelsorge: Sibylle Holzwarth-Weiss; Email: Sibylle.Holzwarth-Weiss@kbz.ekiba.de Diakonisches Werk Schwetzingen, Hildastr. 4a; 06202-9 36 10, Fax 93 61 20; Leitung Ursula Igel Kirchlicher Pflegedienst Kurpfalz e.V., Hildastr. 4a; 06202-27680, Fax 27 68 40; Leitung Heike Wies, E-Mail: info@sozialstation-schwetzingen.de Nachbarschaftshilfe: Monika Theilig, Einsatzleitung, 06202-957124; E-Mail: nbh.schwetzingen@kbz.ekiba.de 15
Gottesdienste von September bis November Sonntag, 5. September 2021 10 h Gottesdienst mit Abendmahl Melanchthon- mit Franziska Beetschen Haus-Garten Sonntag, 12. September 2021 10 h Gottesdienst Melanchthon- mit Esther Kraus Haus-Garten Gottesdienst mit kirchenmusikalischem Sonntag, 19. September 2021 Stadtkirche 11 h Schwerpunkt mit Steffen Groß Samstag, 25. September 2021 11 h Kinderkirche Melanchthon- mit dem KiGo-Team Haus Sonntag, 26. September 2021 18 h Abendgottesdienst Stadtkirche mit Steffen Groß Sonntag, 3. Oktober 2021 9.30 h Gottesdienst mit Abendmahl St. Josefs- mit Dr. Adelheid von Hauff Kapelle 11 h Gottesdienst mit Abendmahl Stadtkirche mit Franziska Beetschen Sonntag, 10. Oktober 2021 11 h Gottesdienst m. Vorstellung neuer Konfis Stadtkirche mit Steffen Groß Gottesdienst mit kirchenmusikalischem Sonntag, 17. Oktober 2021 Stadtkirche 11 h Schwerpunkt mit Steffen Groß Samstag, 23. Oktober 2021 11 h Kinderkirche Melanchthon- mit dem KiGo-Team Haus 17 h Abendgottesdienst Melanchthon- 60jähriges Ordinationsjubiläum Werner Haus Schellenberg mit Steffen Groß Sonntag, 24. Oktober 2021 11 h Taufgottesdienst Lutherhaus mit Franziska Beetschen Sonntag, 31. Oktober 2021 11 h Gottesdienst zum Reformationstag mit Dr. Adelheid von Hauff NN Jubelkonfirmation mit Margit Rothe Stadtkirche Montag, 1. November 2021 NN Jubelkonfirmation mit Margit Rothe Stadtkirche Sonntag, 7. November 2021 9.30 h Gottesdienst mit Abendmahl St. Josefs- mit Holger Hamm Kapelle 11 h Familien-Gottesdienst Lutherhaus mit Margit Rothe 18 h Friedensgottesdienst mit Abendmahl Stadtkirche mit Holger Hamm Sonntag, 14. November 2021 11 h Gottesdienst zu "Was bleibt?" Stadtkirche mit Steffen Groß Mittwoch, 17. November 2021 19 h Gottesdienst zu Buß- und Bettag Stadtkirche NN Gottesdienst zum Ewigkeitssonntag mit Sonntag, 21. November 2021 11 h Stadtkirche kirchenmusikalischem Schwerpunkt mit Steffen Groß Sonntag, 28. November 2021 18 h Abend-Gottesdienst zum 1. Advent Stadtkirche mit Franziska Beetschen 16
HINWEISE ZU DEN GOTTESDIENSTEN / STADTKIRCHE Jubelkonfirmation – mehrere Gottesdienste Für alle, die im Jahr 2020 und 2021 ihr Konfirma- tionsjubiläum feiern wollten oder wollen (also die- jenigen, die in den Jahren 1970/1960/1955/1950/ 1945/1940 oder 1971/1961/1956/1951/1946/ 1941 konfirmiert wurden), bietet die Kirchenge- meinde am Sonntag, 31. Oktober (nachmittags) und am Montag, 1. November (Allerheiligen; vor- Sommerpause beendet – /nachmittags) mehrere Gottesdienste zur Jubel- Wir feiern for your soul! konfirmation an. Die uns bekannten diamantenen For your soul ist zu Beginn der Pandemie als On- (60 Jahre) und älteren Jubilare erhalten eine per- line-Gottesdienstformat gestartet und läuft ab sönliche Einladung vom Pfarramt. Die Menschen September einmal im Monat als hybrides Format. der goldenen Jahrgänge (1970 und 1971) und Durch die Ausweitung der reinen Online-Form zu weitere Jubilare bitten wir, sich bei Interesse im hybriden Formen (Gemeinde am Drehort und im Pfarramt zu melden, damit wir ihnen eine schrift- Netz) hat for your soul einen neuen Schub erfah- liche Einladung zukommen lassen können. Die ren. Sie können auch weiterhin for your soul zu genaue Anzahl und die Uhrzeiten der Gottes- ihrer Lieblingszeit daheim feiern - oder direkt am dienste legen wir nach Eingang der Anmeldun- Drehtag vor Ort dabei sein. gen fest und informieren die Betroffenen persön- Diese Mischform werden wir auch dann beibehal- lich. Auch in der Presse und auf der Homepage ten, wenn die Pandemie vorüber ist. werden die Termine zu finden sein. Und dabei feiern wir for your soul weiterhin dort, wo die Gottesdienstthemen einen Platz haben - und bleiben auch dort, um Begegnungen mit Glaubensfragen und -antworten zu gestalten. Am 25. September liegt Benzin in der Luft und es läuft rund bei der Eröffnung der for your soul-Sai- son. Pfarrerin Beetschen schwingt sich auf den Soziussitz der passionierten Motorradfahrerin Heide Doll und geht auf Ausfahrt mit den Biker:in- nen der Barber Angels Brotherhood. Die Barber Angels Brotherhood ist ein Motorradclub aus Fri- Die aktuellen Informationen zu den Gottes- seur:innen, die ehrenamtlich obdachlosen und diensten finden sich immer auf der Homepage bedürftigen Menschen die Haare und Bärte der Kirchengemeinde www.ekischwetzingen.de schneiden. Sie setzen sich für Solidarität und Zu- und in der Tagespresse. sammenhalt nicht nur in ihrem Club, sondern in Unsere Stadtkirche ist Montag bis Sonntag tags- der Gesellschaft ein. Dabei ist „Nächstenliebe ihr über geöffnet zum Innehalten und zum stillen Ge- Motor und die glücklichen Gesichter ihrer Gäste bet. Der Seiteneingang ist barrierefrei zugäng- ihr Lob“ (www.b-a-b.club). lich. Am Kerzentisch kann eine Kerze entzündet Den perfekten Klang für die Ausfahrt im Namen werden. Samstags ist von 12 bis 13 Uhr ein/e An- Gottes steuern die Necronautics mit ihrer Mi- sprechpartner:in vor Ort. Um 12 und 18 Uhr laden schung aus Rockabilly, Jazz und Filmmusik bei. die Glocken ein zum Gebet. 17
GRÜNER GOCKEL „Es lief wieder um den Umweltschutz und die Arbeitsbedingun- rund für das gen in der Textilbranche schlecht bestellt ist. Ein Klima!“ T-Shirt für drei Euro oder eine Hose für 20 Euro können weder umweltfreundlich noch sozialver- Wie im letzten träglich produziert worden sein, doch viele Kon- Jahr ging das sument:innen fühlen sich machtlos. Team „Kirche Wer sicher sein will, dass seine Kleidung nach- kreuz & quer“ in haltig produziert worden ist, sollte auf Produkte den Wettbewerb. mit unabhängigen Siegeln zurückgreifen, die 23 Mitradelnde sich entweder auf die Arbeitsbedingungen oder waren dabei und den Umweltschutz konzentrieren. Gute Siegel erstrampelten in für die Arbeitsbedingungen im Textilbereich sind Summe 4.496 Ki- das Fairtrade-, das GOTS- und das Cotton lometer. Damit erreichte das Team der Kirchen- made in Africa-Siegel. Für hohe Umweltstan- gemeinde den 8. Platz aller Schwetzinger dards stehen das GOTS-, das bluesign- und das Teams. Herzlichen Dank an alle Radler:innen! IVN Best-Siegel. Produkte mit diesen Siegeln sind oft teuer, aber selten teurer als Markenklei- Alternativen zu Aluminiumfolien dung. Und vermutlich geht es Ihnen wie den Aluminiumfolie ist oftmals praktisch, aber eine meisten Menschen: Sie haben viel zu viele Stü- große Belastung für Mensch und Umwelt. Alu- cke in Ihrem Kleiderschrank. minium wird aus Bauxit gewonnen, für dessen Am umweltfreundlichsten ist natürlich die Klei- Abbau häufig großflächig Regenwald abgeholzt dung, die nicht noch einmal produziert werden wird. Die Herstellung ist sehr energieaufwändig muss. Secondhand-Läden, Flohmärkte und Ba- und als Abfall fallen große Mengen gefährlichen sare bieten oft wahre Schätze, die es zu entde- Rotschlamms an, der eine hohe Belastung für cken gilt. Auf Kleidertauschparties tauschen Sie das Ökosystem darstellt. Kleidungsstücke, für die Sie keine Verwendung Alufolie kann auch zur Gefahr für die Gesund- mehr haben, mit anderen. Denn was dem einen heit werden: Aus der Folie kann Aluminium in nicht mehr gefällt, ist für den anderen vielleicht die Speisen und damit in den Körper gelangen. ein ganz besonderes Stück. Probieren Sie es Es steht im Verdacht, Krankheiten wie Krebs aus! ANDRÉ LACHMUND oder Alzheimer auszulösen. Es wird empfohlen, nicht mehr als ein Milligramm Aluminium pro Ki- Grüne Tipps vom Gockel logramm Körpergewicht und Woche aufzuneh- Einen Großteil der Umweltbelastungen macht men. Alternativen können Glas- und Kunststoff- nicht nur die Produktion, sondern das Waschen behälter mit Deckel sein. Gewachste Tücher aus. Also eher seltener mit umweltfreundlichem eignen sich zum Abdecken von Schüsseln. Waschmittel waschen und die Dosierungshinweise MARKUS RADKE beachten. Zum Thema Kleidung Ladengeschäfte mit öko-fairer Kleidung finden Nicht erst seit dem Einsturz des Rana Plazas in sich außerhalb der Großstädte (noch) selten. Bangladesch im Jahr 2013 oder der Detox- Auf www.avocadostore.de finden Sie nachhal- Kampagne von Greenpeace wissen wir, dass es tige Kleidung verschiedener Hersteller. 18
KIRCHE DER ZUKUNFT stiller Zeit, Gebeten und Gesängen, die inzwi- schen in aller Welt gesungen werden. Unsere Kirche der Zukunft soll offen sein. Sie soll eintreten gegen dogmatische Enge und ei- nen Absolutheitsanspruch auch im Blick auf Foto: Steffen Groß die anderen Weltreligionen. Sie soll sich ein- setzen für die Erhaltung unserer Welt, der Schöpfung Gottes, für Gerechtigkeit und ge- gen Gewalt, Hass und Diskriminierung aller Menschen als Gottes Geschöpfe. Kirche der Meine / unsere Kirche der Zukunft Zukunft muss diakonische Kirche bleiben, In den vergangenen Wochen haben wir mit vie- barmherzige Kirche im Blick auf Schwache, len Menschen über diese Frage gesprochen. Benachteiligte und Menschen in Not. Sie soll Oft hörten wir: „Wir brauchen gar keine Kirche, Orte bieten, wo Frieden und Versöhnung ge- die mir Vorschriften und Regeln für mein Leben lebt werden kann. In unserer digitalen Welt gibt.“ Es gab auch Enttäuschungen über die muss Kirche der Zukunft neue Wege der Ver- Kirche im Blick auf die Missbrauchsfälle und kündigung finden und gehen, auch in Bezug über die oft veralteten moralischen Vorstellun- auf Angebote für Kinder, Jugendliche und Er- gen und Strukturen. Aber wir hörten auch, dass wachsene. Bei allen nötigen Veränderungen in Menschen sich sehnen nach Halt, Trost und Struktur und Form muss es weiter Ortsgemein- Beistand in schwierigen Situationen in der den geben; Orte, wo sich Menschen über Ge- Hoffnung, so ihr Leben besser meistern zu nerationen hinweg vom Evangelium angespro- können. Es gab auch Dankbarkeit, weil Kirche chen fühlen und persönliche Begegnungen er- frohe Gemeinschaft bietet, etwa bei Festen, fahren können. Taufen, Konfirmationen, Hochzeiten und ande- In Gesprächen mit unseren Kindern und En- ren Anlässen. keln beim Familientreffen wurden folgende Ideen und Wünsche für die Kirche der Zukunft Für uns ist die Kirche ein Ort der Begegnung genannt: eine offene Kirche, nicht nur für Gläu- und Gemeinschaft, in der die Botschaft des bige, interreligiöse Gespräche, Toleranz und Evangeliums gehört und gelebt wird. Diese Kir- Bereitschaft von anderen zu lernen, unter- che wurde nicht von Menschen begründet, schiedliche Musikangebote, stille Zeit und Me- sondern von Gott zum Heil der Menschen ge- ditation, in die Natur gehen – Gottesdienste im stiftet, „damit allen Menschen geholfen werde Melanchthon-Garten – kurze, authentische und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ Predigten mit Gesprächen um voneinander zu (1. Timotheus 2,4). In diesem weiten Horizont hören und zu lernen. Gewünscht wurde mehr „damit allen Menschen geholfen werde“, global Freude, Humor und Heiterkeit in der Kirche. und ökumenisch, wünschen wir uns auch Kir- Kirche soll sich einmischen, um gesellschaft- che in der Zukunft. Erlebt haben wir diese welt- lich, politisch Position zu beziehen. weite und ökumenische Gemeinschaft seit den Zitat eines Enkels: „Kirche gibt sich ja Mühe, 70er Jahren in Taizé: einfaches, gemeinschaft- aber es klappt noch nicht so ganz.“ liches Leben, Gottesdienste mit Bibellesung, RENATE UND WERNER SCHELLENBERG 19
AUS DEM GEMEINDELEBEN Prädikant:innen und ihre Gemeinde(n) für Liturg:innen, niedergelegt ist und üblicher- In unserer Serie über die Prädikant:innen aus weise in Gottesdiensten zum Einsatz kommt, Schwetzingen wirft Simone Heidbrink einen ri- ist ritualwissenschaftlich betrachtet ausgespro- tualwissenschaftlichen Blick auf Kirche und chen konsistent und sinnvoll aufgebaut. Aller- ihre Rolle als Prädikantin. dings: Um sich diesen Aufbau und dessen Lo- gik zu erschließen, muss man verstehen, was da geschieht. Wie ein Code, den man ent- schlüsselt. Es ist heute jedoch nicht (mehr) selbstverständlich, dass jede:r evangelische Christ:in weiß, wie Gottesdienst ‚funktioniert‘. Vergleicht man die Zahl der Kirchenmitglieder mit denen der regelmäßigen Gottesdienstbe- sucher:innen, so scheint das allsonntägliche Gottesdienstgeschehen tatsächlich nur für eine kleine exklusive Minderheit relevant zu sein. Ich bin überzeugt, dies hat auch damit zu tun, dass den Menschen die liturgischen Ab- läufe fremd geworden und nicht mehr Teil Ihrer Lebenswelt sind. Und wenn ich ehrlich bin: Seit Mai 2017 bin ich Prädikantin im Kirchen- Selbst wenn ich diese ‚Fremdsprache‘ gelernt bezirk Südliche Kurpfalz. Tatsächlich ist das habe, bleibt sie auch mir ein Stück weit fremd. vor allem der wissenschaftlichen Redlichkeit Wenn ich Gottesdienste gestalte, bemühe ich geschuldet. Als Religionswissenschaftlerin mich deshalb, die Schwelle möglichst niedrig habe ich an der Universität Heidelberg im zu halten. Ich bin ein großer Fan der Basisbi- „Sonderforschungsbereich Ritualdynamik“ in- bel, die schnörkellos, aber dennoch in ‚saube- terdisziplinär über christliche Rituale geforscht rer‘ Übersetzung die biblischen Texte in Ge- und gelehrt. Als ich dann meinen Job an der genwartssprache überträgt. In Gebet und Pre- Uni gegen eine Tätigkeit im Oberkirchenrat der digt vermeide ich ganz bewusst Worthülsen. Badischen Landeskirche getauscht habe (um Andererseits verwende ich ebenso bewusst dort das umzusetzen, was ich zuvor theore- geprägte Sprache, etwa das Vaterunser oder tisch betrachtet hatte), fand ich mich immer Psalm 23 - denn die altvertrauten Texte haben wieder mit der Kritik konfrontiert, dass alle The- eine immense Wirkmacht. Zu wissen, wann orie grau, mitunter überbewertet und über- welche Sprachform angemessen und notwen- haupt völlig anders als die Praxis sei. Die Aus- dig ist, ist jedoch gar nicht so leicht! bildung zur Prädikantin war der nächste logi- Manchmal staune ich auch darüber, wie flexi- sche Schritt. Und auch wenn diese für mich als bel unsere Liturgie ist und wie viele Möglich- ‚Uni-Mensch‘ oft mehr Fragen aufgeworfen, als keiten sie bietet! Als Ritualwissenschaftlerin Antworten gegeben (und meinen Wider- versuche ich, mit den mir zur Verfügung ste- spruchsgeist sehr herausgefordert) hat: Ich henden Elementen bewusst zu ‚spielen‘ und habe viel gelernt! zuweilen auch die Gottesdienstbesucher:in- Zuvorderst: Die Liturgie, wie sie in der soge- nen herauszufordern. An einem Pfingstsonn- nannten „Agende“, also dem ‚Ritualkochbuch‘ tag habe ich z.B. die Gemeinde auf Japanisch 20
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