GEMEINSAM BLICKPUNKT: URBANDas Magazin der MWSP
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2 3 — — Auftakt Projekte 4 Aussichten 18 TURLEY – Es geht voran! Die Europaachse auf FRANKLIN Überblick über aktuelle Projekte 6 Kurzstrecke 19 FRANKLIN – Alles im Griff! Meldungen, News & Infos Eine logistische Herausforderung Blickpunkt: GEMEINSAM 20 TAYLOR – Ab ins Beet! Neue Konzept zur Versickerung 10 Schafe, Schule, Segen und der Spirit GEMEINSAM anpacken: 21 SPINELLI – Startschuss auf SPINELLI Ein Besuch auf FRANKLIN Die Erschließung hat begonnen 13 Teilen statt kaufen 22 LOS – Da geht was! GEMEINSAM nutzen: Mit „Nadelstichen“ das Zusammenleben Sharing-Economy in Zahlen in der Neckarstadt-West fördern 14 Lasst uns zusammenziehen! 23 Quartiermanagement Neckarstadt-West GEMEINSAN leben: Wohnprojekte im Porträt Interview mit Jennifer Yeboah 15 Treffpunkt: ALTER Ausklang GEMEINSAM Spaß haben: Das ALTER ist eine Erfolgsgeschichte 24 Fragen Sie uns 16 Die perfekte Rampe 25 Termine GEMEINSAM planen: Wie die Skateanlage auf TAYLOR entstand 26 Das Geschichtsprojekt MÆMORIES Als die Amis kamen … 18 Konversion in Zahlen zum Thema „Gemeinsam“ 27 Impressum ihren Angehörigen seit den 1950er-Jah- sich die MWSP seitdem um den Prozess Gleichzeitig bieten diese Flächen die wir setzen zahlreiche Impulse, damit auf wollen wir Ihnen spannende Geschichten ren ein fester Bestandteil des Mannhei- der Umwandlung und Umnutzung der Flä- Chance, zukunftsweisende Ideen auszu- den Konversionsflächen lebendige und erzählen, interessante Akteure vorstel- mer Stadtlebens und hatten die Identität chen. Die „Konversion“, wie dieser Prozess probieren, seien es innovative Mobilitäts lebenswerte Quartiere entstehen. Unser len, Hintergründe beleuchten und Fra- unserer Stadt mitgeprägt. Gleichzeitig genannt wird, ist für die meisten Mannhei- konzepte, alternative Wohnformen, Sha- Know-how in Sachen Stadtentwicklung gen beantworten. Die erste Ausgabe ha- wurde aber vielen Bürgerinnen und Bür- merinnen und Mannheimer inzwischen ring-Angebote oder Freizeitmöglichkeiten. bringen wir inzwischen auch in bestehen- ben wir unter das Motto „GEMEINSAM“ gern schnell klar, dass diese Entschei- ein ganz alltäglicher Begriff – und sie sorgt Von Anfang an war uns wichtig, die Kon- de Stadtteile, namentlich im Jungbusch gestellt, da Stadtentwicklung immer ein dung auch eine einzigartige Chance für weit über Mannheim hinaus für Interesse version nicht nur als städtebaulichen Pro- und der Neckarstadt-West, mit dem Pro- Prozess ist, an dem möglichst viele Men- Mannheim und der Startschuss für eine und Aufmerksamkeit. Die Größenord- zess, sondern als echte Stadtentwicklung jekt „Lokale Stadterneuerung“ (LOS) ein. schen beteiligt sind. Kommen Sie mit uns Stadtentwicklung von ungeahntem Aus- nung, die sich hinter diesem Schlagwort zu verstehen: Ein lebendiges Quartier, in Als Träger des Quartiermanagement Ne- auf eine Reise und entdecken Sie, wie wir maß war. Es galt, die riesigen Areale, die verbirgt, ist nämlich ganz und gar nicht dem die Menschen gerne wohnen, leben ckarstadt-West können wir hier zusätzliche alle GEMEINSAM hier etwas Aufregendes über die Stadtfläche von Mannheim ver- alltäglich: Über 2 Millionen Quadratmeter und arbeiten, ist mehr als Gebäude, Stra- Impulse setzen. und Neues schaffen. Genau 10 Jahre teilt sind, zu erschließen, Konzepte für oder 200 Hektar Fläche, verteilt auf die ßen und Infrastruktur. Vielmehr müssen ihre Nutzung zu entwickeln und diese vier Areale TURLEY, TAYLOR, FRANKLIN die Menschen Gelegenheit haben, sich zu Sie sehen, die Konversion ist und bleibt ist es her, umzusetzen. Um eine solche Mammut- und SPINELLI, haben wir als MWSP bislang treffen, sich auszutauschen, Dinge anzu- ein spannendes Thema, das Mannheim aufgabe zu stemmen und die Chancen erworben. Auf diesen werden künftig rund gehen, und so ein Miteinander zu schaf- als Stadt weit über die Flächen hinaus dass die US-Streitkräfte 2010 den Be- auch wirklich zu nutzen, gründete die 16.000 Menschen wohnen und leben. Hin- fen, das auch Konflikte aushält. prägen wird. Damit Sie sich von dieser schluss fassten, ihre Standorte in Mann- Stadt im Jahr 2012 die MWS Projektent- zu kommen zahlreiche Arbeitsplätze in Fir- Jahrhundertchance ein noch besseres heim aufzugeben. Zunächst eine traurige wicklungsgesellschaft mbH. Als städti- men, im Handel, in Schulen, Kindergärten, Selbstverständlich können wir ein sol- Bild machen können, haben wir dieses Karl-Heinz Frings Achim Judt Botschaft, schließlich waren die GIs mit sche Entwicklungsgesellschaft kümmert Arztpraxen und anderen Institutionen. ches Miteinander nicht verordnen, aber MWSP-Magazin entwickelt. Regelmäßig Geschäftsführer Geschäftsführer URBAN GEMEINSAM
4 5 — — AU S S I C H T E N Bau mit Durchblick – das Torhaus auf FRANKLIN, erbaut von der F amilie- Wespin-Stiftung, beherbergt nicht nur Kinder und Jugendliche mit seelischen Stö- rungen. Es markiert auch den Anfang der Europaachse, eine von zwei autofreien Verbindungen auf FRANKLIN, die zum Flanieren, Radfahren, Inlineskaten und Joggen einlädt. Denn auch dafür steht FRANKLIN: ein Mobilitätskonzept, bei dem nicht das Auto im Zentrum steht, son- dern Fußgänger, Rad- fahrer, Autofahrer und andere Verkehrsteil- nehmer gleichberechtigt unterwegs sind.
6 7 — — KU R Z S T R EC K E NEUE BÄUME FÜR DEN REITERHOF 16 — Mittelpunkt Mittelstraße FRANKLIN. Zehn neue Bäume für den Jugendreiterhof pflanzten Lokale Stadterneuerung. Im Gebäude der ehema- der MWSP-Geschäftsführer Achim Judt und Ihr-Haus-Sahle-Geschäfts- ligen Sparkassen-Filiale sind seit März 2020 die Bür- führer Michael Hagedorn gemeinsam mit Nicole Metzger vom gerdienste der Neckarstadt-West sowie die Stadt- L ADE PUNK TE Jugendreiterhof Mannheim Käfertal e.V. Aus Gründen der Verkehrs- teilbibliothek beheimatet. Das Gebäude wurde von sicherheit hatte der Reiterhof zwölf Bäume auf seinem Gelände fällen der Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft GBG müssen, die nun durch die neuen Hainbuchen, Feldahorne und Trauben- im Zuge ihrer Ankaufsstrategie von für den Stadt- eichen ersetzt wurden. Da der Reiterhof in unmittelbarer Nachbar- teil wichtigen Standorten erworben. Gemeinsam schaft zur Offizierssiedlung auf FRANKLIN liegt, übernahmen MWSP Auf einen Blick: Das FRANKLIN-Quartier umfasst auch angrenzende Wald- und Ackerflächen. mit dem nahegelegenen Gründerzentrum Altes für E-Fahrzeuge hat die MVV Energie und Sahle die Kosten für jeweils fünf Gewächse. „Wir als Entwicklungs- Volksbad bildet das ehemalige Sparkassen-Gebäude in der Zwischenzeit mit finanzieller gesellschaft fühlen uns auch mitverantwortlich für unsere Nachbarn ein kommunales Quartierszentrum und stärkt so Unterstützung der MWSP in Betrieb und freuen uns, wenn wir in einer schwierigen Phase der Bautätig- die Mittelstraße. Im Alten Volksbad hat auch die genommen. Weitere Säulen werden keiten einen positiven Beitrag leisten können“, betonte Achim Judt Gestatten, neue Quartiermanagerin Jennifer Yeboah ihr Büro. Yeboah, die zuvor Quartiermanagerin im Herzogenried durch Investoren realisiert. bei der Übergabe der Bäume. FRANKLIN! war, ist seit Juli im Amt und seitdem Teil des MWSP- Teams. Die MWSP wurde aufgrund ihrer Erfahrungen bei der Initiative der Lokalen Stadterneuerung (LOS) beauftragt, das Quartiermanagement in der Neckar- FRANKLIN wird Stadtteil. stadt-West zu übernehmen. Fast 10.000 Menschen werden künf- > Interview mit Jennifer Yeboah auf Seite 23 tig auf FRANKLIN leben. Grund ge- nug, dem Areal ganz offiziell den Sta- tus eines eigenen Stadtteils zu geben. Seit Januar 2020 firmiert FRANKLIN nun als einer von fünf Stadtteilen des übergeordneten Stadtbezirks Käfer- tal. Aktuell verfügt Mannheim damit über insgesamt 17 Stadtbezirke und 38 Quer durchs Quartier – die neue Stadtbahn sorgt für eine optimale Anbindung von FRANKLIN. Stadtteile. Der Stadtteil FRANKLIN umfasst dabei weit mehr als die Kon- versionsfläche. Zu FRANKLIN gehö- Alles auf Linie – ren benachbarte Waldflächen, Felder Räder-to go die neue Stadtbahn für FRANKLIN und Siedlungen. Im Zuge der Harmo- nisierung der Mannheimer Stadtteil Acht Stellplätze bietet FRANKLIN. Eine gute Anbindung an den ÖPNV ist ein wich- mit einem Umstieg an der Haltestelle „Bensheimer Straße“ der tiges Element des nachhaltigen Mobilitätskonzepts, das die Linie 5, perspektivisch aber als Direktverbindung ins Zentrum. gliederung wurde auch der Status von die neue Fahrradstation MWSP auf den Konversionsflächen umsetzt. Für die S tadtbahn Und auch die Linie 5, die auf ihrem Weg Richtung Viernheim nach FRANKLIN gibt es nun konkrete Pläne. Rund 1,6 Kilome- entlang des FRANKLIN-Areals verläuft, wollen die Beteiligten TURLEY geregelt: Die Konversions von VRNnextbike, die ter wird die neue Strecke lang sein und quer durch den Stadt- weiter ausbauen. So wird bis 2027 die Haltestelle „Platz der fläche gehört zum Stadtteil Neckar- teil führen. Insgesamt vier barrierefreie Haltestellen sorgen Freundschaft“, die ebenfalls auf FRANKLIN liegt, barrierefrei stadt-Nordost, der wiederum Teil des Mitte Mai 2020 auf für kurze Wege und gute Erreichbarkeit. Bereits ab der zweiten ausgebaut. Mit dem neuen Haltepunkt „Columbus“ soll darüber Jahreshälfte 2023 sollen die Bewohner*innen FRANKLINs die hinaus ein weiterer Stopp auf FRANKLIN entstehen und eben- Stadtbezirks Neckarstadt-Ost ist. TURLEY errichtet wurde. Straßenbahn in Richtung Stadtmitte nehmen können – zunächst falls barrierefrei ausgebaut werden. URBAN GEMEINSAM
8 9 — — KU R Z S T R EC K E #bleibtMAachtsam. Starthilfe fürs Die MWSP unterstützt die neue Schuljahr aktuelle Kampagne des Stadt- FRANKLIN. Knapp 60 Erstklässler – und damit fünf Schöner Mal so viel wie im letzten Jahr – wurden Mitte Sep- marketings Mannheim. Mit tember in der FRANKLIN-Grundschule eingeschult. Bei der Einschulungsfeier begrüßte die MWSP jedes großflächigen Bannern auf Kind mit einem FRANKLIN-Turnbeutel mit netten nisten den Konversionsflächen und in Überraschungen. Und auch darüber hinaus engagiert sich die MWSP für die Schule: Schulleiter O liver Gun- ter nahm einen Scheck über 1.500 Euro für die Aus- SPINELLI. Während es noch eine Weile dauert, bis der Neckarstadt-West ruft sie stattung des Kunstraums mit Utensilien und Gerä- sich die ersten menschlichen Bewohner auf SPINELLI Wo das Gras wächst – ein Motiv der SPURENSUCHE von Horst Hamann ten zum Basteln, Malen, Werken und Drucken ent- einrichten werden, hat es sich die Natur schon längst die Bürger*innen dazu auf, in gegen. Lea Schmitt, MWSP, ist diese Unterstützung dort bequem gemacht. Nach dem Abzug der US-Army ein Anliegen: „Die Spende steht in Zusammenhang Sachen Corona weiter vorsich- Mit der Kamera auf entstanden auf den freigewordenen Flächen Lebens- mit unserem Ziel, eine soziale und kulturelle Pers- räume für Pflanzen und Tiere. Die laufenden Erschlie- pektive für FRANKLIN zu entwickeln und das Zusam- ßungs- und Abbrucharbeiten auf SPINELLI werden tig und vernünftig zu agieren. menleben der Menschen positiv zu beeinflussen.“ SPURENSUCHE in den kommenden Monaten zu starken Beein- trächtigungen führen für die Tier- und Pflanzenwelt, zu der auch gefährdete Brutvogelarten wie Dorn- grasmücke, Neuntöter und Bluthänfling g ehören. Da für MWSP und BUGA-Gesellschaft, die das Areal Es war ein magischer – und gleichzeitig folgenreicher – Moment, gemeinsam erschließen, der Naturschutz eine zen- als Horst Hamann die Bauankündigung an den Fassaden der ehe- trale Rolle spielt, haben sich beide Akteure dazu maligen Turley-Kaserne entdeckte. Der gebürtige Mannheimer, verpflichtet, für großzügige Ausgleichsflächen zu der vor allem durch seine extrem hochformatigen Aufnahmen sorgen. Sie sollen Tieren und Pflanzen einen ge- von Manhattan („New York Vertical“) weltweit berühmt gewor- schützten Lebensraum bieten, in dem sich die Be- den ist, war sofort von der Idee besessen, diesen einmaligen und GUT DURCHLÜFTEN. stände möglichst ungestört entwickeln. So werden Für frischen Wind sorgen und den Tag mit klarem Kopf gestalten. unwiederbringlichen Schwebezustand der verlassenen Barracks rund 3,5 Hektar Land mit Wiesen und Hochstauden mit seiner Kamera einzufangen. Bei der MWSP war man von der bepflanzt, auf weiteren 1,1 Hektar sollen Sträucher Idee begeistert. Hamann bekam die Schlüssel und damit die und Bäume wachsen, während 34 Reisighaufen für Möglichkeit, sich mit seiner Kamera auf TURLEY frei zu bewegen. optimale Brutplätze sorgen. FRANKLIN. Dass günstiger Wohnraum durchaus Aus diesen Streifzügen ist der Bildband TURLEY entstanden – die a ttraktiv sein kann, beweisen die 120 günstigen Woh- Bände TAYLOR und FRANKLIN folgten. Zeitgleich zum Erschei- nungen, die die G BG im Rahmen eines geförderten nen des vierten und vorerst letzten Bildbandes SPINELLI haben Bauprogramms auf FRANKLIN gerade fertiggestellt Come in, we’re open! die MWSP und Hamann selbst eine Ausstellung kuratiert, die die hat. Bis Ende des kommenden Jahres kommen 82 wei- rasante Entwicklung auf den Konversionsflächen sichtbar macht. tere neu gebaute Wohnungen hinzu. Ausgangspunkt Unter dem Titel SPURENSUCHE präsentiert die Ausstellung open des Projekts war die bundesweit diskutierte Frage, FRANKLIN. Der neue Stadtteil wächst – und mit ihm seine Infra- air ausgewählte Fotografien in Bauzaungröße – und zwar genau wie Städte für genügend bezahlbaren Wohnraum sor- struktur. So eröffnete im Sommer dieses Jahres mit der FRANKLIN- an den Orten, an denen die Aufnahmen einst entstanden sind. gen können. „Die Stadt Mannheim und wir als kommu- Klinik ein wichtiger Meilenstein. Das moderne Gesundheits- Die kostenlose Outdoor-Fotoausstellung erstreckt sich über alle nale Wohnungsbaugesellschaft setzen hier unter zentrum bietet verschiedene Facharztpraxen, einen Reha- und vier Konversionsflächen der MWSP, auf einer Begleitkarte sind anderem auf intensiven Neubau“, erklärte GBG-Ge- Trainingsbereich, einen Pflegedienst sowie eine Apotheke und Kunst-Spaziergänge oder -Radtouren vorgeschlagen. schäftsführer Karl-Heinz Frings bei einer öffentlichen ein Sanitätshaus. Herzstück ist die ambulante FRANKLIN-Praxis Begehung. „Zum ersten Mal seit rund 20 Jahren ent- klinik mit vier OP-Sälen und Bettenzimmern für kurze Patienten SPURENSUCHE von Horst Hamann steht dabei wieder neuer, geförderter Wohnraum zur aufenthalte. Zusätzlich zur gesundheitlichen Rundum-Versor- 23. Juli bis 20. November 2020 Miete in Mannheim.“ Mit einem Mietpreis von unter gung beherbergt der Gebäudekomplex auch eine Bäckerei, in TURLEY, TAYLOR, FRANKLIN, SPINELLI 8 Euro pro Quadratmeter liegen die W ohnungen der sich die FRANKLIN-Bewohner*innen nicht nur mit Brötchen, unter der ortsüblichen Vergleichsmiete. Um eine Kuchen & Co. versorgen, sondern auch ein attraktives Gastroan- Flyer über Wohnung bewerben können sich ausschließlich Bür- gebot genießen können. https://mwsp-mannheim.de/veranstaltungen/spurensuche ger*innen mit einem Wohnberechtigungsschein. URBAN GEMEINSAM
10 — B LI C K PU N K T Blickpunkt: GEMEINSA M — Ein Stadtteil ist mehr als Gebäude, Straßen und Plätze, Stadtentwicklung mehr als Erschließen, Planen und Bauen. Ein Stadtteil ist ein Ort, wo ganz unterschiedliche Men- Für einen lebendigen Stadtteil – von links: Philipp Morlock und Andreas Handel (beide FRANKLIN FIELD e.V.), Baren Alpayci und Daniel Ghebreselasie (beide Interkulturelles Haus Mannheim) und Dr. Lea Schmitt (Aufsiedlungsmanagement MWSP) schen gemeinsam leben, gemeinsam wohnen, gemeinsam arbeiten und gemeinsam ihre Freizeit ver- bringen. Doch das soziale Schafe, Schule Andreas Handel kann sich noch gut an den Tag erin- nern, als die Dame von der Bundesanstalt für Immo- lock und weiteren Aktivist*innen gründete er den FRANKLIN FIELD Pioniere & Freunde e. V. Namenspate Miteinander lässt sich nicht am Reißbrett planen. Segen und bilienaufgaben das Tor zum Franklin-Areal aufschloss und der Bus die Durchfahrt passierte. Acht Jahre ist war der großzügige Platz vor der Sports Arena. „Viel Unterstützung bekamen wir vom damaligen MWSP- Es wächst vielmehr durch die Menschen vor Ort, durch der Spirit. das her, im Bus saß eine bunt gemischte Gruppe – interessierte Bürger*innen, Stadträt*innen, Immobi- Geschäftsführer Dr. Hummel, dem es wichtig war, dass das Areal mit Leben gefüllt wird.“ Dafür sorgten Konzepte für gutes Lernen – ein vielfältiges Geflecht aus Beziehungen, Orten, Begeg- Auf lienleute und Architekt*innen wie Handel selbst. Ge- meinsam mit seinem Businesspartner Frank Schüssler die Leute von FRANKLIN FIELD: Die „Sommermeile“, quasi ein Stadtteilfest (noch) ohne Stadtteil, Aktio- Oliver Gunter, Rektor der FRANKLIN nungen und Initiativen. Das war von Anfang an das Credo FRANKLIN eine Kletterhalle auf FRANKLIN eröffnen, das war sein Ziel. „Wir hatten die alte Panzerhalle im Blick“, erin- nen mit auf FRANKLIN untergebrachten Flüchtlingen und die legendären FRANKLIN-Schafe brachten jede Ganztagsgrundschule der MWSP, als es darum nert sich der FRANKLIN-Pionier. „Doch bald hat sich Menge Leben in die Bude und ließen viele Mannhei- ging, die Konversionsflächen wächst ein herausgestellt, dass das baulich schwierig zu reali- mer Bürger*innen das ehemalige Village wieder neu zu lebendigen und lebens- sieren gewesen wäre.“ entdecken. Gleichzeitig etablierte die MWSP mit Dr. Sports Arena ist ihr Lieblingsort. „Es mag schwülstig werten Stadtquartieren zu Stadtteil. Ein Lea Schmitt eine hauseigene Expertin, die fortan für klingen, aber auf diesem Ort liegt eine Verheißung“, entwickeln. Im BLICKPUNKT So fiel die Wahl auf die Sports Arena, jene Turnhalle der das Aufsiedlungsmanagement (siehe Kasten auf Sei- erklärt Brucksch. „Die Leute von FRANKLIN FIELD dieser Ausgabe stehen des- Besuch bei US-Army, in der schon der jugendliche Michael Jordan te 12) zuständig war. Bis heute übernimmt das Team waren die Ersten, die hier etwas zum Leben erweckt halb Menschen, Akteure und Körbe geworfen hatte. In der benachbarten Garten- die zentrale Koordination der einzelnen Akteure. haben.“ Wenn Brucksch und Link nicht gerade mit ihm Projekte, die dieses Mit- fünf Akteuren, stadt aufgewachsen, war Handel als Kind regelmäßig unterwegs sind, steht hier auch ihr Bauwagen. „Als einander in den Quartieren im Benjamin-Franklin-Village unterwegs – eine Erfah- Mit dem Bauwagen auf Mission wir auf FRANKLIN anfingen, hatten wir noch keine voranbringen – Pioniere auf die Leben rung, die auch seine Idee einer Kletterhalle geprägt Zwei, die ein Jahr später, aber sofort mit vollem Elan, Bleibe. Da kam uns die Idee mit dem Bauwagen“, er- FRANKLIN, gemeinschaft- hat. „Wir haben nie daran gezweifelt, dass das hier beim FRANKLIN-FIELD-Verein eingestiegen sind innert sich Link. Mittlerweile sind der knallgrüne Wa- liche Wohnprojekte auf in das neue klappen könnte, auch wenn das Areal bei der Bege- Bernd Brucksch und Richard Link. Brucksch ist Pfar- gen und seine Besitzer bestens bekannt auf FRANK- TURLEY und SPINELLI, das hung natürlich völlig verlassen war.“ rer der evangelischen Gemeinde in Vogelstang, Link LIN. „Segnungen to go“ nennt sich ihr Angebot: „Wir ALTER in der Neckarstadt- Quartier katholischer Pastoralreferent in der Seelsorgeein- wollen ganz unkompliziert mit den Leuten hier auf West oder die Skateanlage Handels Engagement blieb nicht auf sein Projekt be- heit Maria Magdalena. Gemeinsam sind sie das öku- FRANKLIN ins Gespräch kommen über Themen, die auf TAYLOR. bringen. schränkt. Gemeinsam mit dem Künstler Philipp Mor- menische Doppel auf FRANKLIN. Der Platz vor der sie beschäftigen“, berichtet Link. URBAN GEMEINSAM
12 13 — — B LI C K PU N K T Auf persönlichen Kontakt legen die beiden viel Wert: stoff, das Element, das die stärksten Verbindungen Teilen statt kaufen „Immer wenn irgendwo ein Licht angeht, weil jemand mit anderen Stoffen eingeht. „Wir wollen gemeinsam neu eingezogen ist, klingeln wir und stellen uns vor“, mit anderen Akteuren etwas für Mannheim und für Zahlen, Daten, Fakten zur Sharing-Economy erzählt Brucksch. Dabei geht es zunächst nur ums Ken- FRANKLIN bewegen“, bringt Dovea-Neumüller die nenlernen, Konfession oder Glaube spielen keine Rolle. Ziele auf den Punkt. 19% Inzwischen ist es den beiden gelungen, gemeinde ähnliche Strukturen aufzubauen. Mittwochabends Schulstart als Abenteuer etwa trifft sich eine Gruppe von FRANKLIN-Bewoh- Etwas bewegt hat sich schon in der FRANKLIN Grund- ner*innen zum „Feierabend“, einem Gesprächskreis schule, die ebenfalls in der Elementary School behei- mit Andacht. Und auch die Weihnachtsgottesdiens- matet ist. Mit 34 Kindern und vier Lehrer*innen ging Mit dem Bauwagen te, die von engagierten Bewohner*innen organisiert der Schulbetrieb im September 2019 im gut s anierten unterwegs – Pfarrer Bernd Brucksch (links) wurden, waren so gut besucht, dass der Kirchen- Altbau los. Das neue Schulgebäude direkt nebenan der Deutschen haben schon mindestens einmal und Pastoralreferent Raum in der ehemaligen Elementary School, den wird aber voraussichtlich erst 2023 fertiggestellt sein. ein Sharing-Angebot genutzt.* Richard Link. Brucksch und Link zusätzlich zum Bauwagen nutzen, „Eine Schule ist ein identitätsstiftender Ort für einen an seine Grenzen stieß. Kirchen-Raum und Bauwagen Stadtteil. Es war eine wichtige Entscheidung, schon sind ohnehin temporäre Lösungen, mittelfristig wird im ersten Jahr eine richtig funktionierende Schule auf- DIE BELIEBTESTEN das Duo seine Heimat in der ehemaligen Kirche der zubauen, die mit ihrem Angebot Eltern und Kinder an- Top 3 BEREICHE FÜR US-Army finden, wo ein überkonfessionelles Begeg- spricht“, ist Oliver Gunter überzeugt. Er ist Rektor der SHARING-ANGEBOTE* nungszentrum entsteht. Die 150 Besucher*innen je- Ganztagesgrundschule und für den Job auf FRANKLIN 1 Mobilität 67 % denfalls, die im letzten Dezember zum Gottesdienst mit seiner Familie aus Brüssel, wo er an der Deut- 2 Reisen & Touristik 61 % kamen, fanden im großen Festsaal des Interkulturel- schen Schule arbeitete, zurück in die Region gezogen. 3 Kleidung & Mode 44 % len Hauses Mannheim (IKHM), ebenfalls in der Ele- Der Start ins erste Schuljahr war ein Abenteuer. „Wir mentary School beheimatet, ihren Platz. konnten erst zwei Tage vor Schuljahresbeginn in das DIE BEKANNTESTEN Gebäude einziehen und mussten dementsprechend SHARING-ANBIETER IN FRANKLIN als Glücksfall improvisieren“, erinnert sich der Pädagoge. Top 3 DEUTSCHLAND* Diese Nachbarschaftshilfe war kein Zufall. Seit seiner Eröffnung im Sommer 2018 ist das IKHM ein Gemein- Die Kinder lernen altersübergreifend von Stufe 1 bis 4 1 Airbnb 47 % schaftsort für unterschiedliche Kulturen, Religionen in zwei gemischten Klassen. Und sie haben dabei von 2 BlaBlaCar 42 % und Biografien. Gegründet wurde es von fünf Kultur- Anfang an ihre Schule mitgestaltet, etwa bei der 3 Kleiderkreisel 40 % vereinen, die schon seit 2014 den Traum von einem Montagsrunde, bei der die ganze Schulgemeinschaft Begegnungszentrum hegten. „Als es um die Entwick- zusammenkommt. Und auch wenn die Schule ihre Die Prozentzahlen geben an, wie viele der Befragten Sharing-Angebote lung der Konversionsflächen ging, hat die MWSP Soll-Größe von mehr als 400 Schüler*innen erreicht in dem jeweiligen Bereich nutzen bzw. welchen Anbieter sie kennen. das Potenzial unserer Pläne erkannt“, erinnert sich hat, wird sie eine Mitmach-Schule bleiben, wie Gun- 2.290.000 Das Aufsiedlungsmanagement Aneliya Dovea-Neumüller, die gemeinsam mit Baren ter betont: „Die Kinder sollen sich hier einbringen Alpayci dem Trägerverein des IKHM vorsteht. „Die und wohlfühlen. Das ist die beste Voraussetzung für Wenn ein Viertel wie FRANKLIN neu entsteht, dann ist vieles noch nicht da, anderes läuft noch nicht ganz rund Impulse für das, was wir hier machen, kommen wirk- lich aus den Communities, das unterscheidet uns von gutes Lernen.“ Außerdem dürfen sie möglichst ei- genständig und in ihrem Tempo arbeiten. „Wir wol- Menschen und manches liegt noch im Verborgenen. Das Aufsied- vielen anderen interkulturellen Angeboten.“ Rund len uns nicht auf Schwächen, sondern auf Stärken nutzen Carsharing bei einem der lungsmanagement der MWSP kennt die Herausforde- 800 Menschen, schätzt Dovea-Neumüller, hat das konzentrieren.“ insgesamt 226 Anbieter in Deutschland.** rungen, die Bewohner*innen und Akteur*innen beim IKHM bislang mit Angeboten wie Workshops, Kultur- Einleben zu meistern haben, und es weiß, wie wichtig abenden und Infoveranstaltungen erreicht. Positiv überrascht blickt der Schulleiter auf das erste öffentlich zugängliche und gemeinsam nutzbare Flächen Schuljahr zurück, das nicht nur wegen Corona eine Rund 12.000 Fahrer*innen für ein lebendiges Viertel sind. Deshalb organisiert das FRANKLIN als Zuhause für das IKHM ist ein Glücks- Extraportion Flexibilität vom Schulteam gefordert in 26 Städten nutzen in der Metropolregion Rhein-Neckar die Team Angebote zum Kennenlernen wie die WohnBar, ver- fall: „Wir haben schnell gemerkt, dass es hier einen hat. Für konkrete Planungen schaue er deshalb nur mehr als 600 Carsharing-Fahrzeuge von Stadtmobil, dem ein- netzt Anwohner*innen und Vereine, setzt Konzepte zur ganz besonderen Spirit gibt und die Lust, etwas zu be- noch in die Glaskugel auf seinem Schreibtisch, sagt zigen flächendeckenden Carsharing-Anbieter in der Region.*** Zwischennutzung um und ist die erste Anlaufstelle bei Fra- wirken.“ Und so haben die IKHM-Aktivist*innen viele Gunter und lacht. Bange ist ihm jedoch nicht: An gen und Anliegen zum (Zusammen-)Leben auf FRANKLIN. Pläne: ein Kulturfestival etwa, das Stadt und den neuen einem Ort wie FRANKLIN ist die Zukunft allgegen- Zudem erarbeitet es Nutzungskonzepte, die den Stadtteil Stadtteil näher zusammenbringt – mit den Commu- wärtig: Während die Bagger in der Erde wühlen und * Quelle: YouGov: Sharing-Economy – Teilen statt besitzen für die Menschen, die hier leben, weiterentwickeln. nities des IKHM, den FRANKLIN-Bewohner*innen die Kräne am Himmel kreisen, formen Menschen mit ** Quelle: Bundesverband Carsharing und Institutionen wie Popakademie, Nationaltheater ganz unterschiedlichen Talenten und Ideen hier einen *** Quelle: Stadtmobil Rhein-Neckar AG oder Kunsthalle. „Carbon“ soll es heißen, wie Kohlen- neuen Stadtteil, eine neue Heimat. URBAN GEMEINSAM
14 15 — — B LI C K PU N K T Skaten, Basketball spielen, trommeln, Miniramp, Stairs, Curbs & Co. – die Anlage im Hula-Hoop, Fahrrad reparieren oder ein- TAYLOR PARK hat sich als Treffpunkt der Skater- fach nur abhängen – das ALTER hat sich und BMX-Szene etabliert. als Treff für alle am Neckarufer etabliert. Treffpunkt: Auf Teilen der Fläche wird in den nächsten Jahren das Forum für Deutsche Sprache gebaut. Die ALTER-Crew will aber trotz- dem versuchen weiterzumachen: „Der Ort wird sich baulich auf jeden Fall verändern. ALTER Im Moment überlegen wir zusammen mit Die den Verantwortlichen, wie eine Verlegung realisiert werden könnte.“ Der zurücklie- gende Sommer war da schon konkreter: Es E gab verstärkt Angebote wie Musik-Work- perfekte E in lauer Spätsommerabend. Auf TAYLOR fiel im Frühjahr 2016 mit einem shops und ein Kinderferienprogramm, und rund um den Skatepark auf ersten Workshop. 2017 stieß Christoph in Container in leuchtendem der Alte Messplatz war DER Treffpunkt außerdem kam mit der Gemüseküche TAYLOR ist mächtig was los. Der hinzu und sorgte nochmal für frischen Rosa mit Sportgeräte-Verleih vor unserer Haustür“, erklärt Kohl. „Wir temporär ein vegetarisches Essensange- 17-jährige Leon ist mit seinen Kumpels aus Wind: „Wir fanden es wichtig, den Skate- und Getränkekiosk. Ein Ort zum wollten es nicht einfach hinnehmen, dass bot hinzu. „Es soll einfach noch schöner Rampe der Vorderpfalz angereist. „Der Skatepark ist ein absolutes Highlight in der Gegend“, sagt er begeistert. Was der Gruppe beson- park so zu gestalten, dass er die Anlagen in Mannheim und Umgebung ergänzt.“ Freunde-Treffen und Konzerte-Hören. Zum Abhängen und Sport-Machen. Ganz ohne Konsumzwang. „Auf den der Ort in Verruf gerät.“ Klar war: Um hier etwas zu reißen, brauchte es Verbündete. Die Verantwortlichen bei der Stadt Mann- werden“, sagt Kohl und lacht. ders gefällt, ist die Vielfalt der „ Obstacles“: Diese Anregungen nahm das Planungs- ersten Blick mag es unspektakulär aus- heim und der MWSP mussten nicht lange Miniramp, Stairs, Curbs & Co. sind ein Eldo- komitee, in dem neben den Jugendlichen sehen“, sagt Philipp Kohl. „Doch ALTER überzeugt werden und so wurde ALTER rado für Skater*innen. und der MWSP auch diverse andere Ex- ist ein so lebendiger Treffpunkt gewor- innerhalb kürzester Zeit im Jahr 2018 auf pert*innen vertreten waren, auf und den, unsere Idee ist voll aufgegangen.“ die Beine gestellt. Dass der Skatepark auf TAYLOR eine Er- überarbeitete die Pläne komplett. Wel- Hauptberuflich lebt der 37-Jährige als folgsgeschichte schreibt, ist kein Zufall. che Obstacles fehlen in der Region? Wie Filmemacher in Mannheim. Daneben Alles auch zum Ausleihen „Uns war von Anfang an klar, dass wir bei spricht man Einsteiger und Profis an und engagiert er sich mit Wulf Kramer, Ro- Auch die Ausstattung der Fläche nahm der Gestaltung die Skater-Community wie müssen die Elemente platziert sein, bin Lang, Julia Alicka und Philipp Morlock, durch die Förderung der MWSP Gestalt SK ATE ANL AGE einbeziehen wollen“, betont Tobias Dreher, damit sich die Skater*innen nicht in die alle selbstständig zwischen Stadt- an: eine Pumptrack für BMXler und Skater, IM TAYLOR PARK Landschaftsarchitekt bei der MWSP. „Des- die Quere kommen? Das waren die Fra- planung und freier Kunst tätig sind, bei Container, Tischtennisplatten und Bas- — halb haben wir die Planung als offenen Be- gen, die sich das Komitee stellte und die POW e. V., dem gemeinnützigen Verein ketballkörbe aus Beständen von den Öffnungszeiten teiligungsprozess gestaltet.“ schließlich zum Skatepark in seiner heu- hinter ALTER. Dem Ort, der seit 2018 die Konversionsflächen. Nachhaltigkeit trifft rund um die Uhr geöffnet tigen Form führten. Schreiber und Chris- Herzen der Neckarstädter*innen im bei ALTER auf Sharing-Kultur: Skateboards, »Wir wollten Zwei, die so ziemlich von Anfang dabei toph waren dabei von der Offenheit be- Sturm erobert hat. Auch überregional hat Tischtennisschläger, Basketbälle können Größe waren, sind die Mannheimer Kinderbeauf- eindruckt, mit der sich die Gruppe – allen das Projekt bereits einiges Interesse ge- bei Sozialarbeiter David Frey a usgeliehen es nicht einfach rund 1.000 Quadratmeter tragte Birgit Schreiber und Matthias Chris- voran die MWSP – auf den Prozess einließ. weckt, unter anderem wurde ALTER mit werden, Wasser gibt’s kostenlos an der Auf- toph, Skate-Aktivist und Betreiber des dem Deutschen Nachbarschaftspreis 2019 füllstation. Die neueste Errungenschaft, hinnehmen, dass Obstacles Sicktree Skateshop. Als Mitbegründerin Diese Offenheit hat sich bezahlt gemacht. ausgezeichnet. die Miniramp, ist ein Paradebeispiel für Miniramp, Banks, Stairs, Gap, der Initiative „Skater aus Mannheim“ Der Skatepark auf TAYLOR hat sich seit dieses Miteinander: „Wir haben Skater der Ort in Verruf Ledges, Rails, Bump, Taco, (SAM) war Schreiber schon bei Planung seiner Eröffnung im Juli 2019 in der Ska- Ein Ort für alle gefragt, was für eine Ramp sie sich wün- Curved Quarter, Hip, Curbs, und Umsetzung des Skateparks im Mann- ter- und BMX-Szene als echte Attraktion Nachbarschaftliches Engagement war es schen würden, und die MWSP hat sie dann gerät.« Manual Pad heimer Stadtteil Schönau dabei. „Die Ju- etabliert. „Hier können alle, Anfänger und auch, was die Gruppe dazu brachte, den realisiert“, erklärt Kohl. gendlichen hatten dabei enormes Know- Fortgeschrittene, Spaß haben“, sagt Chris- Ort am Alten Messplatz umkrempeln zu Anfahrt über how gesammelt, das sie bei TAYLOR toph. „ Eine ziemlich perfekte Anlage, wie wollen – weg vom Drogenumschlagplatz Nach fast zwei Jahren gehört der Treff fest — Schwarzenberger Str. 7, einbringen konnten“, erklärt Schreiber. es sie so im weiten Umkreis nicht noch hin zu einem Ort für alle. „Wir sind eng zum Viertel und das, obwohl ALTER ei- PHILIPP KOHL 68309 Mannheim Der Startschuss für den Skatepark auf einmal gibt.“ mit der Neckarstadt-West verbunden, gentlich als Zwischennutzung geplant ist. POW E. V. URBAN GEMEINSAM
16 17 — — B LI C K PU N K T Z A H LE N U N D FL ÄC H E N TURLEY. „Damit wurde ein Traum wahr, GEMEINSAM – auch weil das Gebäude ein Filetstück ist.“ Lasst uns 15 In einer ähnlich prominenten Lage, auf IN DEN QUARTIEREN SPINELLI direkt neben dem künftigen BUGA-Gelände, wird nach Kaufvertrags- schluss mit der MWSP das genossen- zusammen- schaftliche WohnWerk entstehen. Gebaut wird in Holzbauweise mit eigener Photo- voltaikanlage und Regenwassersammel- Initiativen und Vereine tragen bereits dazu bei, dass auf system, zudem mit viel Fassadengrün und FRANKLIN und TURLEY echtes Miteinander ziehen! S 5.900 m 2 Pflanzkübeln. Jede Partei hat eine eigene entsteht, darunter der FRANKLIN-FIELD-Verein, ie heißen 13haFreiheit, Esperan Wohnung, daneben wird auf Gemein- die Ökumenische Gemeinde, das Interkulturelle za, WohnWerk, Oikos und sie schaftsflächen großer Wert gelegt. „Wir Haus Mannheim und Kulturley. alle vereint die Idee, es anders wollen uns in unseren Wohnungen auf das machen zu wollen. Die alternativen Wohngruppen auf den Konversionsflächen Nötigste beschränken und setzen statt- dessen auf eine gemeinsame Dachter- Gesamtfläche FRANKLIN wollen neue Formen des Zusammenle- bens umsetzen – sozial, nachhaltig, ge- rasse, eine Gemeinschaftsfläche im Erd- geschoss sowie Hauswirtschaftsräume“, wird für Urban Gardening bis spä- testens Ende 2021 auf FRANKLIN TAYLOR meinschaftlich. „Die freiwerdenden Flä- erklärt Caroline Gatel, die zusammen mit zur Verfügung stehen. chen in der Stadt haben uns die Chance ihrem Partner zuletzt zur neunköpfigen TURLEY gegeben zu zeigen, dass es auch mög- Gruppe gestoßen ist. lich ist, als Gemeinschaft eine Immobilie 7 zu besitzen und zu bewohnen“, erklärt Im Vergleich zu 13haFreiheit mit seinen 29 Britta Schlichting. Mit „uns“ meint die So- Wohneinheiten erinnert WohnWerk mit zialpädagogin 48 Erwachsene und 15 Kin- zehn Wohnungen für alle Altersschich- der, die bei 13haFreiheit zusammenleben. ten und Lebensformen eher an eine LOS SPINELLI Projekte Großfamilie. Und genau das ist auch einer 3.000 Schlichting ist eine der Initiatorinnen des der Leitgedanken, wie Gatel bestätigt: Wohnprojekts, das die Bewohner*innen „Wir fanden es schön, dass hier Jung und für gemeinschaftliches Wohnen gemeinsam mit der selbstverwalteten Alt, Singles und Familien, Menschen werden derzeit auf den Freiburger Wohninitiative Mietshäuser- mit Handicap und mit verschiedensten Konversionsflächen verwirklicht. syndikat finanziert haben. Der Erwerb beruflichen Hintergründen zusammen- Mannheimer*innen »Die Kinder lernen hier eine der Immobilie funktioniert beim Syndi- kat über eine GmbH, an der das Syndikat sowie die Mitglieder des Wohnprojekts 49 und 51 Prozent Anteile halten. So ist si- leben.“ Ein Abenteuer, das durchaus so gewollt war: „Wir bekommen bald unser erstes Kind und fanden die Idee reizvoll, dass es mehr Bewegungsfreiheit haben wohnen aktuell auf allen Kon- versionsflächen. Die Neckar- stadt-West, in der die MWSP die 4 ganz andere chergestellt, dass die Immobilie Gemein wird und in einem größeren sozialen Ge- Initiative Lokale Stadterneuerung Kitas schaftseigentum bleibt, da keiner die Im- füge aufwächst“, berichtet die Umwelt- (LOS) verantwortet, zählt zudem stellen aktuell die Kinderbetreuung Offenheit.« mobilie im Alleingang verkaufen kann. Ingenieurin. 22.000 Bewohner*innen. auf den Konversionsflächen sicher. Sechs weitere sind derzeit in Planung. Gleichzeitig ist 13haFreiheit in Mann- Neue Formen ausprobieren, Gemeinschaft 7 — heim ein Pionierprojekt, das Nachahmer statt Eigenheim, Kindern ein anderes Um- DARIO BECCI gefunden hat. Inzwischen gibt es auf den feld bieten, das sind bei vielen Wohnpro- 13HAFREIHEIT Konversionsflächen sieben gemeinschaft- jekten die zentralen Motive, wie Dario liche Wohnprojekte, manche sind noch in Becci von 13haFreiheit bestätigt. In einer 2 Planung, andere schon realisiert. „Stadt fünfköpfigen Familien-WG lebt er von An- und MWSP hatten ein offenes Ohr für fang an im Wohnprojekt und hat die Ent- Leihfahrradstationen unsere Botschaft, dass die Grundstücke scheidung nie bereut: „Natürlich ist das von VRNnextbike sorgen auf den Konversionsflächen nicht zwangsläufig an den finanzkräf- eine Lebensentscheidung, aber die Kinder sowie in der Neckarstadt-West für flexible Mobilität. tigsten Investor gehen müssen“, betont lernen hier eine andere Offenheit. Genau Grundschulen Schlichting. 2016 zog 13haFreiheit in die das haben wir uns gewünscht, als wir uns sorgen dafür, dass ab 2023 rund 600 Kinder ehemalige Kaiserzeit-Kaserne mitten auf für 13haFreiheit entschieden haben.“ auf FRANKLIN und SPINELLI einen kurzen Schulweg haben. URBAN GEMEINSAM
18 19 — — T U R LE Y FR A N K LI N Mittendrin: Diana Beckenbach auf dem SULLIVAN-Gelände SULLIVAN die Erschließung und seit Anfang 2019 ist auch Diana Beckenbach an Bord. „Zunächst ging es Es geht voran! vor allem um Fragen zu Grundstücksübernahme und Baubeginn“, erinnert sich Beckenbach. Wo kann mein Kran hin? Können wir diese Straße sperren lassen? Wohin mit unserem Aushub? – Das waren typische TURLEY nimmt als Quartier deutlich Gestalt an. Ein Großteil der Bauten ist schon fertig und bezogen, bei den anderen geht es Fragen, mit denen Diana Beckenbach sich nach Bau- weiter voran. Und auch auf den bislang noch offenen Baufeldern IV und V (Foto oben) haben nun die Bauarbeiten begonnen. beginn konfrontiert sah – und die sie beantworten Ein Überblick über den Fortschritt der Projekte und Vorhaben. musste. Ein echter Balanceakt, denn die 64 Baustel- len befinden sich in unterschiedlichen Bauphasen und entsprechend unterschiedlich sind auch die Inte- CASINO ressen der einzelnen Bauherren. „Während die einen, Die MWSP saniert und die schon eingezogen sind, wenig Schmutz und Lärm revitalisiert zurzeit das wollen, möchten die anderen ihren Rohbau möglichst denkmalgeschützte schnell und ungestört weiterbauen.“ Gebäude, das Herzstück Alles im von TURLEY. Die um Inzwischen ist ein großer Teil der Bauprojekte auf fangreichen Baumaß- SULLIVAN schon fortgeschritten, Fragen und An- nahmen sollen, inklusive liegen gibt es aber immer noch genügend. „Wir dem Wiederaufbau des versuchen selbstverständlich immer Antworten zu historischen Sattel- geben und Lösungen zu finden“, sagt Frau Becken- Griff dachs, im Jahr 2021 ab- bach. „Aber manche Themen wie entlaufene Katzen, geschlossen sein. zugeparkte Einfahrten oder überfüllte Mülltonnen gehören dann eher doch nicht in unseren Verantwor- tungsbereich.“ Darüber hinaus, berichtet Beckenbach, FRITZ-SALM-STRASSE 1–3 kommen auch regelmäßig Bewohner*innen anderer G Die Fertigstellung des Ensembles – inklusive Sanierung des Teilflächen FRANKLINs mit ihren Anliegen auf das denkmalgeschützten Bestandsgebäudes – ist für Sommer ummistiefel und Bauhelm gehören nicht Team zu: „Für diese Anliegen ist meist der gewerbliche 2021 geplant. Das Kinderhaus wird voraussichtlich im unbedingt zu den Accessoires, die eine Investor die richtige Adresse. Hier unterstützen wir Herbst 2021 seinen Betrieb aufnehmen. typische Kundenmanagerin braucht. Bei die Bewohner*innen, indem wir den Kontakt zu den Diana Beckenbach sieht die Sache jedoch anders aus: Ansprechpartnern der Unternehmen oder den zu- Sie ist bei der MWSP erste Ansprechpartnerin für die ständigen Fachbereichen seitens der Stadt herstellen.“ Bauherren auf dem SULLIVAN-Areal. Dort, auf dem Gelände der ehemaligen Sullivan-Barracks im Nord- Und auch wenn mit zunehmendem Baufortschritt auf osten von FRANKLIN, hat die MWSP insgesamt 64 SULLIVAN die Anlässe weniger werden, an d enen Grundstücke direkt an private Bauherren verkauft, Diana Beckenbach mit Gummistiefeln und Helm die ihren Traum vom Eigenheim verwirklichen. 64 unterwegs ist, die Zeit, die Ausrüstung einzumotten, Häuser bedeuten 64 Bauherren, die alle individuelle ist noch lange nicht gekommen. HOMERUN TURLEY Fragen und Anliegen haben. „Viele dieser Fragen Auf den Baufeldern der Deutschen Wohnwerte ist das Ziel lassen sich am besten vor Ort klären“, berichtet in Sicht: Im Frühjahr 2021 ist der Bezug des letzten Bauab- Beckenbach und lacht. „Dann geht es eben in Gum- schnitts anvisiert. mistiefeln auf die Baustelle.“ Ende 2018 begann auf URBAN GEMEINSAM
20 21 — — TAY LO R S PI N E LLI Erste Meilensteine che soll in zwei Bauabschnitten reali- siert werden. „Ich freue mich, dass mit Ab SPINELLI die städtebauliche und frei- räumliche Entwicklung Mannheims im auf SPINELLI Nordosten weiter voranschreitet“, erklärt MWSP-Geschäftsführer Achim Judt. „Im Süden Käfertals werden wir mit einem ins Beet! lebenswerten, urbanen und sehr grünen Z Quartier die Stadt weiterbauen.“ entral wohnen im Grünen – mit So saniert die GBG im Süden von SPINELLI der Entwicklung von SPINEL- ein Ensemble aus drei Kasernengebäuden Bevor die Flächen bebaut werden können, LI wird dieser Traum für rund und einer Turnhalle. Während das eine Ge- muss jedoch auch einiges abgerissen oder, 4.500 Menschen in Mannheim wahr. bäude modernisiert und an die BUGA-Ge- wie die Fachleute sagen, rückgebaut wer- Nach TURLEY, TAYLOR und FRANKLIN sellschaft vermietet wird, soll das zweite den. Die Spinelli Barracks dienten früher A geht es nun auch auf der vierten Konver- bis Ende 2021 zu einem Wohnhaus für Aus- der US-Army als Depot- und Lagereinrich- uf den ersten Blick ist die Sache ganz einfach: Es sionsfläche los – dem mit rund 81 Hektar zubildende umgebaut werden. Für das tung. Große Teile der Fläche waren des- regnet, die Straßen werden nass, das überschüssi- zweitgrößten Areal für Wohnungsbau in dritte ehemalige Kasernengebäude lau- halb versiegelt oder mit Hallen bebaut. ge Wasser verschwindet in einem Gully und wird Mannheim und Schauplatz der BUGA 23. fen die Planungen noch. Mittelfristig sol- Die Städtebauflächen im Norden hat die irgendwohin abgeleitet. Aber wohin eigentlich? Und muss es Die Grundlage dafür wurde im April die- len in dem Ensemble 250 Wohneinheiten MWSP bereits rückgebaut. Im Spätsom- unbedingt ein Gully sein? Ganz so einfach ist die Sache nämlich ses Jahres geschaffen, als die Stadt Mann- entstehen, ein Teil davon als geförderter mer wurde nahtlos mit der Erschließung nicht, wie Anne Pieper, Projektleiterin TAYLOR bei der MWSP, heim gemeinsam mit ihren Tochterfirmen, Wohnraum. begonnen. Die ersten Kaufverträge mit bestätigt: „Die Versickerung ist für uns der komplizierteste Teil der GBG und der MWSP, den Kaufvertrag Investoren sind unterzeichnet, der Be- bei der Erschließungsplanung einer Konversionsfläche.“ mit der Bundesanstalt für Immobilienan- Die MWSP entwickelt im Norden, über bauungsplan kurz vor der V erabschiedung. gelegenheiten (BImA) unterzeichnete. die 13,5 Hektar Flächenanteil der Spinelli Bis 2023, dem BUGA-Jahr, soll die Ent- Kurz gesagt geht es bei der Versickerung darum, das Regen- Innovative Versickerungs-Lösung – die Abwasserrinnen Barracks hinaus, weitere 6,5 Hektar Fläche, wicklung abgeschlossen sein, die ersten wasser, das auf asphaltierten Straßen und Gehwegen anfällt, und Tiefbeete auf TAYLOR Markantes Merkmal von SPINELLI ist die die an die eigentliche Konversionsfläche Meilensteine werden bereits in diesem aufzufangen und in den Boden zurückzuführen. Gullys und Ab- große Parkfläche im Zentrum des Areals angrenzen. Die Bebauung auf dieser Flä- Jahr erreicht. wasserkanäle werden nicht mehr gebaut. „Laut dem aktuellen zwischen Aubuckel und dem Feuden- Wasserhaushaltsgesetz des Bundes darf Niederschlagswasser heimer Bürgerpark, auf der die BUGA Käfertal seit 2010 nicht mehr in Kanäle oder Gewässer abgeleitet werden, Selbst heftigen Regen schafft das System. Und sollte einmal ein 23 stattfinden soll: Sie komplettiert den ße rS tr a sondern muss an Ort und Stelle versickern oder verdunsten“, er- ganz außergewöhnliches Unwetter auf TAYLOR hinabprasseln, Grünzug Nordost, der als Frischluft- im e he ür k Vö l klärt Pieper. Diese Regelung hat vor allem ökologische Gründe: ist zusätzlich ein Überflutungsschutz vorgesehen: Die einzelnen schneise vom Luisenpark über den Ne- D 1. BA k li n So soll die Versickerung vor Ort verhindern, dass der Grundwas- Tiefbeete sind durch Rohre vernetzt, die in eine zentrale Leitung ckar hinweg bis zu den Vogelstangseen ge r serspiegel weiter sinkt. Die Verdunstung sorgt zudem für ein münden. Diese wiederum leitet das überschüssige Wasser in eine reicht. In erster Linie wird SPINELLI also St r a besseres Mikroklima in der Umgebung. Mulde im TAYLOR PARK ab. grün, daneben gibt es ein zweites wichti- ße A nn ges Thema: Wohnraum. Der Rahmenplan a -S a mme t-Str Eine knifflige Sache, für die es besondere Lösungen braucht. Für Mit diesem Versickerungskonzept, das in dieser Form bundes- sieht für rund drei Viertel des Areals Grün- a ße TAYLOR haben die MWSP-Planer*innen in Zusammenarbeit mit weit einzigartig ist, hat die MWSP in der Fachwelt für viel Auf- und Freiflächen vor, das restliche Viertel ße S tr a dem Berliner Ingenieurbüro Sieker deshalb ein innovatives Kon- merksamkeit gesorgt. Und auch innerhalb der MWSP ist es weg- soll bebaut werden. Ziel der Bebauung er eim zept entwickelt, das dem Label von TAYLOR als „grünem Ge- weisend, wie Anne Pieper erklärt: „Gerade wenn es um unser ist ein urbanes Quartier, das allen Wohn- e nh ch Wa werbepark“ gerecht wird. Entlang der Straßen verlaufen flache aktuelles Erschließungsprojekt SPINELLI geht, können wir vom formen Rechnung trägt. Abwasserrinnen, die aus einzelnen Betonelementen zusammen- TAYLOR-Konzept profitieren. Es gibt natürlich Unterschiede, da auf gesetzt sind und das überschüssige Regenwasser in t iefergelegte, SPINELLI vor allem ein Wohnquartier entsteht, aber Elemente ebenfalls von Betonelementen eingefasste Beete führen. In die- wie Beete und Bepflanzung werden wir auch dort umsetzen.“ In sen Beeten kann sich das Wasser sammeln und dann langsam im der Zwischenzeit behalten Anne Pieper und ihre Kolleg*innen Bindeglied zwischen Käfertal Boden versickern. Bepflanzt sind die Beete mit Bäumen, Stau- TAYLOR genau im Auge. „Immer wenn es heftig regnet, fahren und Feudenheim — das SPINELLI-Areal mit dem den und Gräsern, deren Wurzeln das Erdreich auflockern sowie wir raus auf TAYLOR und schauen uns die Lage an“, sagt sie und BUGA-Gelände schließt den Wasser aufnehmen und über ihr Grün verdunsten lassen. „Darü- lacht. „Bislang funktioniert alles reibungslos. Die Beete können Grünzug Nordost und bietet ber hinaus schaffen wir grüne Akzente und sorgen für ein gutes noch mehr Wasser aufnehmen als erwartet und die Pflanzen zudem viel Platz für Wohn Mikroklima“, erläutert Pieper die Idee dahinter. gedeihen prächtig!“ bebauung. Am Au bu cke l URBAN GEMEINSAM Planungsstand Oktober 2020
22 23 — — LO K A LE S TA DT E R N E U E RU N G Q UA R TIE R M A N AG E M E N T Für die Menschen in der Neckarstadt-West — die neue Quartiermanagerin Jennifer Yeboah LOS geht’s keine einfachen Lösungen gibt. Außerdem stellen uns die großen gesamtgesellschaft- lichen Veränderungen immer wieder vor neue. Gerade was Themen wie Bildungs- ungerechtigkeit und Armut angeht, gibt es Menschen, die Unterstützung benötigen, W weil sie sonst nicht wahrgenommen wer- ährend die MWSP derzeit auf den Konversions- flächen daran arbeitet, neue lebendige Quar- tiere zum Blühen zu bringen, setzt sie sich an- „Wir werden auch den – sowohl in konkreten Situationen, als auch auf struktureller Ebene. dernorts in der Stadt dafür ein, gewachsene Strukturen in den Der neu gestaltete Neumarkt in der Neckarstadt-West Als Quartiermanagerin arbeiten Sie eng Stadtteilen so zu fördern, dass die Bewohner*innen harmo- nisch zusammenleben können +und verschiedene Gruppen und Milieus integriert werden. Lokale Stadterneuerung (LOS) unkonventionelle mit der Initiative Lokale Stadterneue- rung (LOS) zusammen, die ebenfalls von der MWSP getragen wird … nennt sich diese Initiative, die mit kleinen, aber effektiven Wer steckt hinter LOS? Die Initiative LOS hat sich zum Ziel ge- Schritten vornehmlich in der Neckarstadt-West und im Jung- busch die Lebenssituation verbessern möchte. Auf Initiative von Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz entstand Ende 2016 die Initiative Lokale Stadterneuerung (LOS), um eine integrierte Stadtentwicklung für das Quartier Neckarstadt-West Wege gehen“ setzt, Stadtteilakupunktur zu betreiben. Gemeinsam wollen wir gezielt an prob- lematischen Punkten ansetzen und an Ein Überblick zu dieser Stadtentwicklungs-Arbeit: zu ermöglichen. Erstmals in Mannheim wurde eine Steuerungs- diesen Stellen Selbstheilungskräfte akti- S . gruppe unter der Führung seines Dezernats und der MWSP ins vieren, die weit über die Maßnahmen hi- Warum wurde die Lokale Stadterneuerung ins Leben gerufen? Leben gerufen, die sich aus den Leitern verschiedener Fach eit Juli leitet Jennifer Yeboah hier unterschiedliche Phasen durchlaufen nausstrahlen. Die Neckarstadt-West ist für In Stadtteilen, in denen viele verschiedene Nationalitäten, Lebens- bereiche wie Bildung, Sicherheit und Ordnung oder Abfallwirt- das Quartiermanagement der und das Viertel immer wieder anders ken- uns kein Problemviertel, sondern ein Viel- stile und Milieus aufeinandertreffen, ist Stadtentwicklung enorm schaft, der GBG als städtischer Wohnbaugesellschaft und dem Neckarstadt-West. Ein Gespräch nengelernt. Mit Anfang zwanzig fand ich faltsquartier. Diese Vielfalt benötigt gute wichtig. In Mannheim trifft dies besonders auf die Neckarstadt- Quartiermanagement zusammensetzt. Die Soziologin Natalie über Heimspiele, Vielfaltsquartiere und die Neckarstadt den perfekten Ort zum Moderation, um ihr Potenzial voll entfalten West zu. In einer von der MWSP beauftragten Studie wurde das Papadopoulos ist Referentin für LOS bei der MWSP. Sie steht im die Erneuerung eines Stadtteils. Leben: Die Infrastruktur ist super und zu können und Reibungsverluste gering zu Viertel genau unter die Lupe genommen, um Vorurteile offenzu Austausch mit allen beteiligten Akteur*innen und steuert die wenn wir abends mal länger Musik gehört halten. Diesen Prozess wollen wir gemein- legen sowie tatsächliche Problemstellen zu identifizieren. Ergebnis Prozesse. Frau Yeboah, wie arbeitet man haben, hat sich keiner beschwert. Als Mut- sam mit der Bewohnerschaft und den Ak- war, dass die Neckarstadt-West ein kleinteiliges Vielfaltsquar- sich als Quartiermanagerin ein? ter habe ich dann andere N etzwerke ge- teuren gestalten. Hier werden wir sicher tier ist, in dem Menschen aus über 120 Nationen zusammenle- Die LOS-Handlungsfelder Quartiermanagement ist eine tolle, aber knüpft, neue Leute kennengelernt. Diese auch unkonventionelle Wege gehen. ben. Dies birgt zum einen besondere Potenziale, zum anderen Stadtentwicklung wird bei LOS nicht als rein bauliche, sondern auch wahnsinnig komplexe Aufgabe. Da Erfahrungen haben mich und auch mei- ist zielgerichtete Unterstützung gefragt – und zwar in Form der zuerst als gesellschaftliche und soziale Aufgabe verstanden. Zu ich an der Schnittstelle zwischen Verwal- nen Berufswunsch geprägt: Vom ersten Was wünschen Sie sich für die Lokalen Stadterneuerung. diesem Zweck wurden Handlungsfelder definiert, die zum einen tung und Bewohnerinnen und Bewoh- Tag meines Sozialarbeit-Studiums an war Neckarstadt-West? zentrale Orte wie Mittelstraße, Neumarkt oder das Neckarvor- nern arbeite, werden von beiden Seiten mir klar, dass ich Quartiermanagerin in Ich wünsche mir, dass sich im Viertel Un- Wie funktioniert LOS? land in den Fokus nehmen, zum anderen spezielle Themen wie Anliegen an mich herangetragen. Gerade der Neckarstadt werden will, weil ich in gleichheiten abbauen lassen. Das kann Die Strategie, die die MWSP gemeinsam mit weiteren Akteuren Wohnen, institutionelle Interventionen oder Bildung und Ju- bin ich vor allem damit beschäftigt, die „meinem Stadtteil“ wirken wollte, trotz der durch Angebote wie Nachbarschaftstref- entwickelt hat, beruht auf einem Weg der kleinen Schritte, der gend. So geht es etwa darum, bauliche Missstände im öffent Akteure hier im Viertel kennenzulernen. teils großen Herausforderungen.“ fen und Kulturveranstaltungen, aber auch sogenannten „Stadtteilakupunktur“: Mit gezielten „Nadelstichen“ lichen Raum zu beseitigen, Freiräume zu schaffen und Netz-- Ich habe aber den großen Vorteil, dass Verbesserung der Kommunikation oder sollen die Lebensqualität im Viertel verbessert und Integration werke, Bündnisse sowie privates Engagement zu fördern. ich schon seit 22 Jahren in der Neckar- Wie hat sich Ihr Blick auf Aufstockung der Sozialarbeit geschehen. gefördert werden. Dabei geht es darum, möglichst schnell, mit stadt-West lebe. das Viertel verändert? Zudem würde ich mir ein besseres Image wenigen Mitteln, aber auch gerne mal auf unkonventionelle Art Ich habe festgestellt, dass es für viele He- wünschen. Momentan wird dem Quar- und Weise eine Entwicklung anzustoßen und damit Impulse zu Beispiele für LOS-Projekte finden Sie in dieser Ausgabe auf Die Arbeit ist also ein Heimspiel? rausforderungen im Zusammenleben auf- tier ein Stempel aufgedrückt, der nicht senden, die über die eigentliche Maßnahme hinausgehen. Seite 6 und 15. Ja und Nein. Ich habe während meiner Zeit grund der Vielschichtigkeit der Bevölkerung gerechtfertigt ist. URBAN GEMEINSAM
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