GEMEINSAM BLICKPUNKT: URBANDas Magazin der MWSP

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GEMEINSAM BLICKPUNKT: URBANDas Magazin der MWSP
URBAN
Ausgabe 1 | 2 0 2 0
                      Das Magazin der MWSP

                                 BLICKPUNKT:

                      GEMEINSA M
GEMEINSAM BLICKPUNKT: URBANDas Magazin der MWSP
2                                                                                                                                                                                                                                                                           3
—                                                                                                                                                                                                                                                                           —

                                                                             Auftakt                                                                                                                                   Projekte
                                                                             4     Aussichten                                                                                                                          18	TURLEY – Es geht voran!
                                                                                   Die Europaachse auf FRANKLIN                                                                                                            Überblick über aktuelle Projekte

                                                                             6     Kurzstrecke                                                                                                                         19    FRANKLIN – Alles im Griff!
                                                                                   Meldungen, News & Infos                                                                                                                   Eine logistische Herausforderung

                                                                             Blickpunkt: GEMEINSAM                                                                                                                     20    TAYLOR – Ab ins Beet!
                                                                                                                                                                                                                             Neue Konzept zur Versickerung
                                                                             10 Schafe, Schule, Segen und der Spirit
                                                                             	GEMEINSAM anpacken:                                                                                                                     21	SPINELLI – Startschuss auf SPINELLI
                                                                                Ein Besuch auf FRANKLIN                                                                                                                    Die Erschließung hat begonnen

                                                                             13 Teilen statt kaufen                                                                                                                    22    LOS – Da geht was!
                                                                             	GEMEINSAM nutzen:                                                                                                                             Mit „Nadelstichen“ das Zusammenleben
                                                                                Sharing-­Economy in Zahlen                                                                                                                   in der Neckarstadt-West fördern

                                                                             14 Lasst uns zusammenziehen!                                                                                                              23    Quartiermanagement Neckarstadt-West
                                                                             	GEMEINSAN leben: Wohnprojekte im Porträt                                                                                                      Interview mit Jennifer Yeboah

                                                                             15 Treffpunkt: ALTER                                                                                                                      Ausklang
                                                                             	GEMEINSAM Spaß haben:
                                                                                Das ­ALTER ist eine Erfolgsgeschichte                                                                                                  24    Fragen Sie uns

                                                                             16 Die perfekte Rampe                                                                                                                     25    Termine
                                                                             	GEMEINSAM planen: Wie die Skate­anlage auf
                                                                                TAYLOR entstand                                                                                                                        26    Das Geschichtsprojekt MÆMORIES
                                                                                                                                                                                                                             Als die Amis kamen …
                                                                             18    Konversion in Zahlen
                                                                                   zum Thema „Gemeinsam“                                                                                                               27    Impressum

                                           ihren Angehörigen seit den 1950er-Jah-       sich die MWSP seitdem um den Prozess            Gleichzeitig bieten diese Flächen die        wir setzen zahlreiche Impulse, damit auf     wollen wir Ihnen spannende Geschichten
                                           ren ein fester Bestandteil des Mannhei-      der Umwandlung und Umnutzung der Flä-           Chance, zukunftsweisende Ideen auszu-        den Konversionsflächen lebendige und         erzählen, interessante Akteure vorstel-
                                           mer Stadtlebens und hatten die Identität     chen. Die „Konversion“, wie dieser Prozess      probieren, seien es innovative Mobilitäts­   lebenswerte Quartiere entstehen. Unser       len, Hintergründe beleuchten und Fra-
                                           unserer Stadt mitgeprägt. Gleichzeitig       genannt wird, ist für die meisten Mannhei-      konzepte, alternative Wohnformen, Sha­-      Know-how in Sachen Stadtentwicklung          gen beantworten. Die erste Ausgabe ha-
                                           wurde aber vielen Bürgerinnen und Bür-       merinnen und Mannheimer inzwischen              ring-Angebote oder Freizeitmöglichkeiten.    bringen wir inzwischen auch in bestehen-     ben wir unter das Motto „GEMEINSAM“
                                           gern schnell klar, dass diese Entschei-      ein ganz alltäglicher Begriff – und sie sorgt   Von Anfang an war uns wichtig, die Kon-      de Stadtteile, namentlich im Jungbusch       gestellt, da Stadtentwicklung immer ein
                                           dung auch eine einzigartige Chance für       weit über Mannheim hinaus für Interesse         version nicht nur als städtebaulichen Pro-   und der Neckarstadt-West, mit dem Pro-       Prozess ist, an dem möglichst viele Men-
                                           Mannheim und der Startschuss für eine        und Aufmerksamkeit. Die Größenord-              zess, sondern als echte Stadtentwicklung     jekt „Lokale Stadterneuerung“ (LOS) ein.     schen beteiligt sind. Kommen Sie mit uns
                                           Stadtentwick­lung von ungeahntem Aus-        nung, die sich hinter diesem Schlagwort         zu verstehen: Ein lebendiges Quartier, in    Als Träger des Quartiermanagement Ne-        auf eine Reise und entdecken Sie, wie wir
                                           maß war. Es galt, die riesigen Areale, die   verbirgt, ist nämlich ganz und gar nicht        dem die Menschen gerne wohnen, leben         ckarstadt-West können wir hier zusätzliche   alle GEMEINSAM hier etwas Aufregendes
                                           über die Stadtfläche von Mannheim ver-       alltäglich: Über 2 Millionen Quadratmeter       und arbeiten, ist mehr als Gebäude, Stra-    Impulse setzen.                              und Neues schaffen.
Genau 10 Jahre                             teilt sind, zu erschließen, Konzepte für     oder 200 Hektar Fläche, verteilt auf die        ßen und Infrastruktur. Vielmehr müssen
                                           ihre Nutzung zu entwickeln und diese         vier Areale TURLEY, ­TAYLOR, FRANKLIN           die Menschen Gelegenheit haben, sich zu      Sie sehen, die Konversion ist und bleibt
ist es her,                                umzusetzen. Um eine solche Mammut-           und SPINELLI, haben wir als MWSP bislang        treffen, sich auszutauschen, Dinge anzu-     ein spannendes Thema, das Mannheim
                                           aufgabe zu stemmen und die Chancen           erworben. Auf diesen werden künftig rund        gehen, und so ein Miteinander zu schaf-      als Stadt weit über die Flächen hinaus
dass die US-Streitkräfte 2010 den Be-      auch wirklich zu nutzen, gründete die        16.000 Menschen wohnen und leben. Hin-          fen, das auch Konflikte aushält.             prägen wird. Damit Sie sich von dieser
schluss fassten, ihre Standorte in Mann-   Stadt im Jahr 2012 die MWS Projektent-       zu kommen zahlreiche Arbeitsplätze in Fir-                                                   Jahrhundertchance ein noch besseres
heim aufzugeben. Zunächst eine ­traurige   wicklungsgesellschaft mbH. Als städti-       men, im Handel, in Schulen, Kindergärten,       Selbstverständlich können wir ein sol-       Bild machen können, haben wir dieses         Karl-Heinz Frings              Achim Judt
Botschaft, schließlich waren die GIs mit   sche Entwicklungsgesellschaft kümmert        Arztpraxen und anderen Institutionen.           ches Miteinander nicht verordnen, aber       MWSP-Magazin entwickelt. Regelmäßig          Geschäftsführer               Geschäftsführer

                                                                                                                             URBAN      GEMEINSAM
GEMEINSAM BLICKPUNKT: URBANDas Magazin der MWSP
4                                                5
—                                                —
AU S S I C H T E N

                      Bau mit Durchblick –
                       das Torhaus auf
                      FRANKLIN, erbaut
                      von der F­ amilie-
                      Wespin-Stiftung,
                       beher­bergt nicht nur
                       Kinder und Jugendliche
                       mit seelischen Stö-
                       rungen. Es ­markiert
                       auch den ­Anfang der
                      ­Europaachse, eine
                      von zwei ­autofreien
                     ­Verbindungen auf
                       FRANKLIN, die zum
                       Flanieren, Radfahren,
                      Inlineskaten und Joggen
                       einlädt. Denn auch
                       dafür steht FRANKLIN:
                       ein Mobilitätskonzept,
                       bei dem nicht das Auto
                       im Zentrum steht, son-
                       dern Fußgänger, Rad-
                       fahrer, Autofahrer und
                       andere Verkehrsteil-
                       nehmer gleichberechtigt
                       unterwegs sind.
GEMEINSAM BLICKPUNKT: URBANDas Magazin der MWSP
6                                                                                                                                                                                                                                                             7
—                                                                                                                                                                                                                                                             —
KU R Z S T R EC K E

                                                                                                                                                                                       NEUE BÄUME FÜR DEN REITERHOF

                                                                                                                                        16
                                                                                                                                                                                       —
                                                                  Mittelpunkt Mittelstraße
                                                                                                                                                                                       FRANKLIN. Zehn neue Bäume für den Jugendreiterhof pflanzten
                                                                  Lokale Stadterneuerung. Im Gebäude der ehema-                                                                        der MWSP-Geschäftsführer Achim Judt und Ihr-Haus-Sahle-Geschäfts-
                                                                  ligen Sparkassen-Filiale sind seit März 2020 die Bür-                                                                führer Michael Hagedorn gemeinsam mit Nicole Metzger vom
                                                                  gerdienste der Neckar­stadt-West sowie die Stadt-                  L ADE PUNK TE                                     Jugendreiter­hof Mannheim Käfertal e.V. Aus Gründen der Verkehrs-
                                                                  teilbibliothek beheimatet. Das Gebäude wurde von                                                                     sicherheit hatte der Reiterhof zwölf Bäume auf seinem Gelände fällen
                                                                  der Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft GBG                                                                           müssen, die nun durch die neuen Hainbuchen, Feldahorne und Trauben-
                                                                  im Zuge ihrer Ankaufsstrategie von für den Stadt-                                                                    eichen ersetzt wurden. Da der Reiterhof in unmittelbarer Nachbar-
                                                                  teil wichtigen Standorten erworben. Gemeinsam                                                                        schaft zur Offizierssiedlung auf FRANKLIN liegt, übernahmen MWSP
Auf einen Blick: Das FRANKLIN-Quartier umfasst auch angrenzende
Wald- und Ackerflächen.                                           mit dem nahegelegenen Gründerzentrum Altes               für E-Fahrzeuge hat die MVV Energie                         und Sahle die Kosten für jeweils fünf Gewächse. „Wir als Entwicklungs-
                                                                  Volksbad bildet das ehemalige Sparkassen-Gebäude          in der Zwischenzeit mit finanzieller                       gesellschaft fühlen uns auch mitverantwortlich für unsere Nachbarn
                                                                  ein kommunales Quartierszentrum und stärkt so            Unterstützung der MWSP in Betrieb                           und freuen uns, wenn wir in einer schwierigen Phase der Bautätig-
                                                                  die Mittelstraße. Im Alten Volksbad hat auch die          genommen. Weitere Säulen werden                            keiten einen positiven Beitrag leisten können“, betonte Achim Judt

Gestatten,                                                        neue Quartiermanagerin Jennifer Yeboah ihr Büro.
                                                                  Yeboah, die zuvor Quartiermanagerin im Herzogen­ried
                                                                                                                                durch Investoren realisiert.                           bei der Übergabe der Bäume.

FRANKLIN!
                                                                  war, ist seit Juli im Amt und seitdem Teil des MWSP-­
                                                                  Teams. Die MWSP wurde aufgrund ihrer Erfahrungen
                                                                  bei der Initiative der Lokalen Stadterneuerung (LOS)
                                                                  beauftragt, das Quartier­management in der Neckar-
FRANKLIN wird Stadtteil.                                          stadt-West zu übernehmen.

Fast 10.000 Menschen werden künf-
                                                                  > Interview mit Jennifer Yeboah auf Seite 23
tig auf FRANKLIN leben. Grund ge-
nug, dem Areal ganz offiziell den Sta-
tus eines eigenen Stadtteils zu geben.
Seit Januar 2020 firmiert FRANKLIN
nun als einer von fünf Stadtteilen des
übergeordneten Stadtbezirks Käfer-
tal. Aktuell verfügt Mannheim damit
über insgesamt 17 Stadtbezirke und 38
                                                                                                                          Quer durchs Quartier – die neue Stadtbahn sorgt für eine optimale Anbindung von FRANKLIN.
Stadtteile. Der Stadtteil FRANKLIN
umfasst dabei weit mehr als die Kon-
versionsfläche. Zu FRANKLIN gehö-
                                                                                                                          Alles auf Linie –
ren benachbarte Waldflächen, Felder
                                                                   Räder-to go                                            die neue Stadtbahn für FRANKLIN
und Siedlungen. Im Zuge der Harmo-
nisierung der Mannheimer Stadtteil­                                Acht Stellplätze ­bietet                               FRANKLIN. Eine gute Anbindung an den ÖPNV ist ein wich-                  mit einem Umstieg an der Halte­stelle „Bensheimer Straße“ der
                                                                                                                          tiges Element des nachhaltigen Mobilitätskonzepts, das die               Linie 5, perspektivisch aber als Direktverbindung ins Zentrum.
gliederung ­wurde auch der Status von                              die neue ­Fahrradstation                               MWSP auf den Konversionsflächen umsetzt. Für die S­ tadtbahn             Und auch die Linie 5, die auf ihrem Weg Richtung Viernheim
                                                                                                                          nach FRANKLIN gibt es nun konkrete Pläne. Rund 1,6 Kilome-               entlang des FRANKLIN-Areals verläuft, wollen die Beteiligten
TURLEY geregelt: Die Konversions­
                                                                   von VRNnextbike, die                                   ter wird die neue Strecke lang sein und quer durch den Stadt-            weiter ausbauen. So wird bis 2027 die Haltestelle „Platz der
fläche gehört zum Stadtteil Neckar-                                                                                       teil führen. Insgesamt vier barrierefreie Haltestellen sorgen            Freundschaft“, die ebenfalls auf FRANKLIN liegt, barrierefrei

stadt-Nordost, der wiederum Teil des                               Mitte Mai 2020 auf                                     für kurze Wege und gute Erreichbarkeit. Bereits ab der zweiten           ausgebaut. Mit dem neuen Halte­punkt „Columbus“ soll darüber
                                                                                                                          Jahreshälfte 2023 sollen die Bewohner*innen FRANKLINs die                hinaus ein weiterer Stopp auf FRANKLIN entstehen und eben-
Stadtbezirks Neckarstadt-Ost ist.                                 ­TURLEY errichtet wurde.                                Straßenbahn in Richtung Stadtmitte nehmen können – zunächst              falls barrierefrei ausgebaut werden.

                                                                                                               URBAN      GEMEINSAM
GEMEINSAM BLICKPUNKT: URBANDas Magazin der MWSP
8                                                                                                                                                                                                                                                 9
—                                                                                                                                                                                                                                                 —
KU R Z S T R EC K E

                                                        #bleibtMAachtsam.                                                                                                                     Starthilfe fürs
                                                        Die MWSP unterstützt die                                                                                                              neue Schuljahr
                                                        aktuelle Kampagne des Stadt-                                                                                                          FRANKLIN. Knapp 60 Erstklässler – und damit fünf

Schöner
                                                                                                                                                                                              Mal so viel wie im letzten Jahr – wurden Mitte Sep-
                                                        marketings Mannheim. Mit                                                                                                              tember in der FRANKLIN-Grundschule eingeschult.
                                                                                                                                                                                              Bei der Einschulungsfeier begrüßte die MWSP jedes
                                                        großflächigen Bannern auf                                                                                                             Kind mit einem FRANKLIN-Turnbeutel mit netten

nisten                                                  den Konversionsflächen und in
                                                                                                                                                                                              Überraschungen. Und auch darüber hinaus engagiert
                                                                                                                                                                                              sich die MWSP für die Schule: Schulleiter O
                                                                                                                                                                                                                                        ­ liver Gun-
                                                                                                                                                                                              ter nahm einen Scheck über 1.500 Euro für die Aus­-
SPINELLI. Während es noch eine Weile dauert, bis        der Neckarstadt-West ruft sie                                                                                                         stattung des Kunstraums mit Utensilien und Gerä-
sich die ersten menschlichen Bewohner auf SPINELLI                                                                         Wo das Gras wächst – ein Motiv der SPURENSUCHE von Horst Hamann    ten zum Basteln, Malen, Werken und Drucken ent-
einrichten werden, hat es sich die Natur schon längst   die Bürger*innen dazu auf, in                                                                                                         gegen. Lea Schmitt, MWSP, ist diese Unterstützung
dort bequem gemacht. Nach dem Abzug der US-Army                                                                                                                                               ein Anliegen: „Die Spende steht in Zusammenhang
                                                        Sachen Corona weiter vorsich-
                                                                                                                           Mit der Kamera auf
entstanden auf den freigewordenen Flächen Lebens-                                                                                                                                             mit ­unserem Ziel, eine soziale und kulturelle Pers-
räume für Pflanzen und Tiere. Die laufenden Erschlie-                                                                                                                                         pektive für FRANKLIN zu entwickeln und das Zusam-
ßungs- und Abbrucharbeiten auf ­SPINELLI werden         tig und vernünftig zu agieren.                                                                                                        menleben der Menschen positiv zu beeinflussen.“

                                                                                                                           SPURENSUCHE
in den kommenden Monaten zu starken Beein-
trächtigungen führen für die Tier- und Pflanzen­welt,
zu der auch gefährdete Brutvogelarten wie Dorn-
grasmücke, Neuntöter und Bluthänfling g     ­ ehören.
Da für MWSP und BUGA-Gesellschaft, die das Areal                                                                           Es war ein magischer – und gleichzeitig folgenreicher – Moment,
gemeinsam erschließen, der Naturschutz eine zen-                                                                           als Horst Hamann die Bauankündigung an den Fassaden der ehe-
trale Rolle spielt, haben sich beide Akteure dazu                                                                          maligen Turley-Kaserne entdeckte. Der gebürtige Mannheimer,
verpflichtet, für großzügige Ausgleichsflächen zu                                                                          der vor allem durch seine extrem hochformatigen Aufnahmen
sorgen. Sie sollen Tieren und Pflanzen einen ge-                                                                           von Manhattan („New York Vertical“) weltweit berühmt gewor-
schützten Lebensraum bieten, in dem sich die Be-                                                                           den ist, war sofort von der Idee besessen, diesen einmaligen und
                                                            GUT DURCHLÜFTEN.
stände möglichst ungestört entwickeln. So werden            Für frischen Wind sorgen und den Tag
                                                            mit klarem Kopf gestalten.                                     unwiederbringlichen Schwebezustand der verlassenen Barracks
rund 3,5 Hektar Land mit Wiesen und Hochstauden                                                                            mit seiner Kamera einzufangen. Bei der MWSP war man von der
bepflanzt, auf weiteren 1,1 Hektar sollen Sträucher                                                                        Idee begeistert. Hamann bekam die Schlüssel und damit die
und Bäume wachsen, während 34 Reisighaufen für                                                                             Möglichkeit, sich mit seiner Kamera auf TURLEY frei zu bewegen.
optimale Brutplätze sorgen.                                                                                                                                                                    FRANKLIN. Dass günstiger Wohnraum durchaus
                                                                                                                           Aus diesen Streifzügen ist der Bildband TURLEY entstanden – die    a­ ttraktiv sein kann, beweisen die 120 günstigen Woh-
                                                                                                                           Bände TAYLOR und FRANKLIN folgten. Zeitgleich zum Erschei-          nungen, die die G ­ BG im Rahmen eines geförderten
                                                                                                                           nen des vierten und vorerst letzten Bildbandes SPINELLI haben      Bauprogramms auf FRANKLIN gerade fertiggestellt

                                                        Come in, we’re open!
                                                                                                                           die MWSP und Hamann selbst eine Ausstellung kuratiert, die die      hat. Bis Ende des kommenden Jahres kommen 82 wei-
                                                                                                                           rasante Entwicklung auf den Konversionsflächen sichtbar macht.     tere neu gebaute Wohnungen hinzu. Ausgangspunkt
                                                                                                                           Unter dem Titel SPURENSUCHE präsentiert die Ausstellung open        des Projekts war die bundesweit diskutierte Frage,
                                                        FRANKLIN. Der neue Stadtteil wächst – und mit ihm seine Infra-     air ausgewählte Fotografien in Bauzaungröße – und zwar genau        wie Städte für genügend bezahlbaren Wohnraum sor-
                                                        struktur. So eröffnete im Sommer dieses Jahres mit der FRANKLIN-   an den Orten, an denen die Aufnahmen einst entstanden sind.         gen können. „Die Stadt Mannheim und wir als kommu-
                                                        Klinik ein wichtiger Meilenstein. Das moderne Gesundheits-         Die kostenlose Outdoor-Fotoausstellung erstreckt sich über alle     nale Wohnungsbaugesellschaft setzen hier unter
                                                        zentrum bietet verschiedene Facharztpraxen, einen Reha- und        vier Konversionsflächen der MWSP, auf einer Begleitkarte sind       anderem auf intensiven Neubau“, erklärte GBG-Ge-
                                                        Trainingsbereich, einen Pflegedienst sowie eine Apotheke und       Kunst-Spaziergänge oder -Radtouren vorgeschlagen.                   schäftsführer Karl-Heinz Frings bei einer öffentlichen
                                                        ein Sanitätshaus. Herzstück ist die ambulante FRANKLIN-Praxis­                                                                        Begehung. „Zum ersten Mal seit rund 20 Jahren ent-
                                                        klinik mit vier OP-Sälen und Bettenzimmern für kurze Patienten­    SPURENSUCHE von Horst Hamann                                        steht dabei wieder neuer, geförderter Wohnraum zur
                                                        aufenthalte. Zusätzlich zur gesundheitlichen Rundum-Versor-        23. Juli bis 20. November 2020                                     Miete in Mannheim.“ Mit einem Mietpreis von unter
                                                        gung beherbergt der Gebäudekomplex auch eine Bäckerei, in          TURLEY, TAYLOR, FRANKLIN, SPINELLI                                  8 Euro pro Quadratmeter liegen die W     ­ ohnungen
                                                        der sich die FRANKLIN-Bewohner*innen nicht nur mit Brötchen,                                                                           unter der ortsüblichen Vergleichsmiete. Um eine
                                                        Kuchen & Co. versorgen, sondern auch ein attraktives Gastroan-        Flyer über                                                      Wohnung bewerben können sich ausschließlich Bür-
                                                        gebot genießen können.                                             https://mwsp-mannheim.de/veranstaltungen/spurensuche                ger*innen mit einem Wohnberechtigungsschein.

                                                                                                                URBAN      GEMEINSAM
GEMEINSAM BLICKPUNKT: URBANDas Magazin der MWSP
10
—
B LI C K PU N K T

      Blickpunkt:
     GEMEINSA M
               —
     Ein Stadtteil ist mehr als
        Gebäude, Straßen und
    Plätze, Stadtentwicklung
         mehr als Erschließen,
           Planen und Bauen.
  Ein Stadtteil ist ein Ort, wo
 ganz unterschiedliche Men-       Für einen lebendigen Stadtteil – von links: Philipp Morlock und Andreas Handel (beide FRANKLIN FIELD e.V.),   Baren Alpayci und Daniel Ghebreselasie (beide Interkulturelles Haus Mannheim) und Dr. Lea Schmitt (Aufsiedlungsmanagement MWSP)
     schen gemeinsam leben,
         gemeinsam wohnen,
    gemeinsam arbeiten und
gemeinsam ihre Freizeit ver-
    bringen. Doch das soziale
                                   Schafe, Schule                      Andreas Handel kann sich noch gut an den Tag erin-
                                                                       nern, als die Dame von der Bundesanstalt für Immo-
                                                                                                                                                lock und weiteren Aktivist*innen gründete er den
                                                                                                                                                FRANKLIN FIELD Pioniere & Freunde e. V. Namenspate
 Miteinander lässt sich nicht
         am Reißbrett planen.
                                   Segen und                           bilienaufgaben das Tor zum Franklin-Areal aufschloss
                                                                       und der Bus die Durchfahrt passierte. Acht Jahre ist
                                                                                                                                                war der großzügige Platz vor der Sports Arena. „Viel
                                                                                                                                                Unterstützung bekamen wir vom damaligen MWSP-
    Es wächst vielmehr durch
die Menschen vor Ort, durch
                                    der Spirit.                        das her, im Bus saß eine bunt gemischte Gruppe –
                                                                       interessierte Bürger*innen, Stadträt*innen, Immobi-
                                                                                                                                                Geschäftsführer Dr. Hummel, dem es wichtig war,
                                                                                                                                                dass das Areal mit Leben gefüllt wird.“ Dafür sorgten
                                                                                                                                                                                                                           Konzepte für gutes Lernen –
 ein vielfältiges Geflecht aus
 Beziehungen, Orten, Begeg-
                                  Auf                                  lienleute und Architekt*innen wie Handel selbst. Ge-
                                                                       meinsam mit seinem Businesspartner Frank Schüssler
                                                                                                                                                die Leute von FRANKLIN FIELD: Die „Sommermeile“,
                                                                                                                                                quasi ein Stadtteilfest (noch) ohne Stadtteil, Aktio-
                                                                                                                                                                                                                                        Oliver Gunter,
                                                                                                                                                                                                                                Rektor der FRANKLIN
 nungen und Initiativen. Das
war von Anfang an das Credo
                                   FRANKLIN                            eine Kletterhalle auf FRANKLIN eröffnen, das war sein
                                                                       Ziel. „Wir hatten die alte Panzerhalle im Blick“, erin-
                                                                                                                                                nen mit auf FRANKLIN untergebrachten Flüchtlingen
                                                                                                                                                und die legendären FRANKLIN-Schafe brachten jede
                                                                                                                                                                                                                                Ganztagsgrundschule

      der MWSP, als es darum                                           nert sich der FRANKLIN-Pionier. „Doch bald hat sich                      Menge Leben in die Bude und ließen viele Mannhei-
ging, die Konversionsflächen
                                  wächst ein                           herausgestellt, dass das baulich schwierig zu reali-                     mer Bürger*innen das ehemalige Village wieder neu
   zu lebendigen und lebens-                                           sieren gewesen wäre.“                                                    entdecken. Gleichzeitig etablierte die MWSP mit Dr.         Sports Arena ist ihr Lieblingsort. „Es mag schwülstig
   werten Stadtquartieren zu
                                  ­Stadtteil. Ein                                                                                               Lea Schmitt eine hauseigene Expertin, die fortan für        klingen, aber auf diesem Ort liegt eine Verheißung“,
entwickeln. Im BLICKPUNKT                                               So fiel die Wahl auf die Sports Arena, jene Turnhalle der               das Aufsiedlungsmanagement (siehe Kasten auf Sei-           erklärt Brucksch. „Die Leute von FRANKLIN FIELD
  dieser Ausgabe stehen des-       Besuch bei                           US-Army, in der schon der jugendliche Michael Jordan                    te 12) zuständig war. Bis heute übernimmt das Team          waren die Ersten, die hier etwas zum Leben erweckt
halb Menschen, Akteure und                                              Körbe geworfen hatte. In der benachbarten Garten-                       die zentrale Koordination der einzelnen Akteure.            haben.“ Wenn Brucksch und Link nicht gerade mit ihm
     Projekte, die dieses Mit-    fünf ­Akteuren,                       stadt aufgewachsen, war Handel als Kind regelmäßig                                                                                  unterwegs sind, steht hier auch ihr Bauwagen. „Als
  einander in den Quartieren                                            im Benjamin-Franklin-Village unterwegs – eine Erfah-                    Mit dem Bauwagen auf Mission                                wir auf FRANKLIN anfingen, hatten wir noch keine
 voranbringen – Pioniere auf        die Leben                           rung, die auch seine Idee einer Kletterhalle geprägt                    Zwei, die ein Jahr später, aber sofort mit vollem Elan,     Bleibe. Da kam uns die Idee mit dem Bauwagen“, er-
   FRANKLIN, gemeinschaft-                                              hat. „Wir haben nie daran gezweifelt, dass das hier                     beim FRANKLIN-FIELD-Verein eingestiegen sind                innert sich Link. Mittlerweile sind der knallgrüne Wa-
      liche Wohnprojekte auf       in das neue                          klappen könnte, auch wenn das Areal bei der Bege-                       Bernd Brucksch und Richard Link. Brucksch ist Pfar-         gen und seine Besitzer bestens bekannt auf FRANK-
   TURLEY und SPINELLI, das                                             hung natürlich völlig verlassen war.“                                   rer der evangelischen Gemeinde in Vogelstang, Link          LIN. „Segnungen to go“ nennt sich ihr Angebot: „Wir
   ALTER in der Neckarstadt-       Quartier                                                                                                     katholischer Pastoralreferent in der Seelsorgeein-          wollen ganz unkompliziert mit den Leuten hier auf
   West oder die Skateanlage                                            Handels Engagement blieb nicht auf sein Projekt be-                     heit Maria Magdalena. Gemeinsam sind sie das öku-           FRANKLIN ins Gespräch kommen über Themen, die
                auf TAYLOR.        ­bringen.                            schränkt. Gemeinsam mit dem Künstler Philipp Mor-                       menische Doppel auf FRANKLIN. Der Platz vor der             sie beschäftigen“, berichtet Link.

                                                                                                                           URBAN                GEMEINSAM
GEMEINSAM BLICKPUNKT: URBANDas Magazin der MWSP
12                                                                                                                                                                                                                                                                13
—                                                                                                                                                                                                                                                                 —
B LI C K PU N K T

                                                                      Auf persönlichen Kontakt legen die beiden viel Wert:     stoff, das Element, das die stärksten Verbindungen              Teilen statt kaufen
                                                                     „Immer wenn irgendwo ein Licht angeht, weil jemand        mit anderen Stoffen eingeht. „Wir wollen gemeinsam
                                                                      neu eingezogen ist, klingeln wir und stellen uns vor“,   mit anderen Akteuren etwas für Mannheim und für                     Zahlen, Daten, Fakten zur Sharing-Economy
                                                                      erzählt Brucksch. Dabei geht es zunächst nur ums Ken-    FRANKLIN bewegen“, bringt Dovea-Neumüller die
                                                                      nenlernen, Konfession oder Glaube spielen keine Rolle.   Ziele auf den Punkt.

                                                                                                                                                                                                                     19%
                                                                      Inzwischen ist es den beiden gelungen, gemeinde­
                                                                      ähnliche Strukturen aufzubauen. Mittwochabends            Schulstart als Abenteuer
                                                                      etwa trifft sich eine Gruppe von FRANKLIN-Bewoh-          Etwas bewegt hat sich schon in der FRANKLIN Grund-
                                                                      ner*innen zum „Feierabend“, einem Gesprächskreis          schule, die ebenfalls in der Elementary School behei-
                                                                      mit Andacht. Und auch die Weihnachtsgottesdiens-          matet ist. Mit 34 Kindern und vier Lehrer*innen ging
                                            Mit dem Bauwagen          te, die von engagierten Bewohner*innen organisiert        der Schulbetrieb im September 2019 im gut s­ anierten
                                            unterwegs – Pfarrer
                                            Bernd Brucksch (links)
                                                                      wurden, waren so gut besucht, dass der Kirchen-           Altbau los. Das neue Schulgebäude direkt nebenan                 der Deutschen haben schon mindestens einmal
                                            und Pastoralreferent      Raum in der ehemaligen Elementary School, den             wird aber voraussichtlich erst 2023 fertiggestellt sein.                 ein Sharing-Angebot genutzt.*
                                            Richard Link.             Brucksch und Link zusätzlich zum Bauwagen nutzen,        „Eine Schule ist ein identitätsstiftender Ort für einen
                                                                      an seine Grenzen stieß. Kirchen-Raum und Bau­wagen        Stadtteil. Es war eine wichtige Entscheidung, schon
                                                                      sind ohnehin temporäre Lösungen, mittelfristig wird       im ersten Jahr eine richtig funktionierende Schule auf-                           DIE BELIEBTESTEN
                                                                      das Duo seine Heimat in der ehemaligen Kirche der         zubauen, die mit ihrem Angebot Eltern und Kinder an-            Top 3             BEREICHE FÜR
                                                                      US-Army finden, wo ein überkonfessionelles Begeg-         spricht“, ist Oliver Gunter überzeugt. Er ist Rektor der                          SHARING-ANGEBOTE*
                                                                      nungszentrum entsteht. Die 150 Besucher*innen je-         Ganztagesgrundschule und für den Job auf FRANKLIN
                                                                                                                                                                                                                   1 Mobilität 67 %
                                                                      denfalls, die im letzten Dezember zum Gottesdienst         mit seiner Familie aus Brüssel, wo er an der Deut-
                                                                                                                                                                                                                   2 Reisen & Touristik 61 %
                                                                      kamen, fanden im großen Festsaal des Interkulturel-       schen Schule arbeitete, zurück in die Region gezogen.
                                                                                                                                                                                                                   3 Kleidung & Mode 44 %
                                                                      len Hauses Mannheim (IKHM), ebenfalls in der Ele-         Der Start ins erste Schuljahr war ein Abenteuer. „Wir
                                                                      mentary School beheimatet, ihren Platz.                   konnten erst zwei Tage vor Schuljahres­beginn in das
                                                                                                                                                                                                                  DIE BEKANNTESTEN
                                                                                                                                Gebäude einziehen und mussten dementsprechend
                                                                                                                                                                                                                  SHARING-ANBIETER IN
                                                                      FRANKLIN als Glücksfall                                   improvisieren“, erinnert sich der Pädagoge.                      Top 3            DEUTSCHLAND*
                                                                      Diese Nachbarschaftshilfe war kein Zufall. Seit seiner
                                                                      Eröffnung im Sommer 2018 ist das IKHM ein Gemein-        Die Kinder lernen altersübergreifend von Stufe 1 bis 4                              1 Airbnb 47 %
                                                                      schaftsort für unterschiedliche Kulturen, Religionen     in zwei gemischten Klassen. Und sie haben dabei von                                 2 BlaBlaCar 42 %
                                                                      und Biografien. Gegründet wurde es von fünf Kultur-      Anfang an ihre Schule mitgestaltet, etwa bei der                                    3 Kleiderkreisel 40 %
                                                                      vereinen, die schon seit 2014 den Traum von einem        Montagsrunde, bei der die ganze Schulgemeinschaft
                                                                      Begegnungszentrum hegten. „Als es um die Entwick-        zusammenkommt. Und auch wenn die Schule ihre                Die Prozentzahlen geben an, wie viele der Befragten Sharing-Angebote
                                                                      lung der Konversionsflächen ging, hat die MWSP           Soll-Größe von mehr als 400 Schüler*innen erreicht          in dem jeweiligen Bereich nutzen bzw. welchen Anbieter sie kennen.

                                                                      das Potenzial unserer Pläne erkannt“, erinnert sich      hat, wird sie eine Mitmach-Schule bleiben, wie Gun-

                                                                                                                                                                                                          2.290.000
Das Aufsiedlungsmanagement                                           ­Aneliya Dovea-Neumüller, die gemeinsam mit Baren         ter betont: „Die Kinder sollen sich hier einbringen
                                                                      Alpayci dem Trägerverein des IKHM vorsteht. „Die         und wohlfühlen. Das ist die beste Voraussetzung für
Wenn ein Viertel wie FRANKLIN neu entsteht, dann ist
vieles noch nicht da, anderes läuft noch nicht ganz rund
                                                                      Impulse für das, was wir hier machen, kommen wirk-
                                                                      lich aus den Communities, das unterscheidet uns von
                                                                                                                               gutes Lernen.“ Außerdem dürfen sie möglichst ei-
                                                                                                                               genständig und in ihrem Tempo arbeiten. „Wir wol-                          Menschen
und manches liegt noch im Verborgenen. Das Aufsied-                   vielen anderen interkulturellen Angeboten.“ Rund         len uns nicht auf Schwächen, sondern auf Stärken                           nutzen Carsharing bei einem der
lungsmanagement der MWSP kennt die Herausforde-                       800 Menschen, schätzt Dovea-Neumüller, hat das           konzentrieren.“                                                            insgesamt 226 Anbieter in Deutschland.**
rungen, die Bewohner*innen und Akteur*innen beim                      IKHM bislang mit Angeboten wie Workshops, Kultur-
Einleben zu meistern haben, und es weiß, wie wichtig                  abenden und Infoveranstaltungen erreicht.                Positiv überrascht blickt der Schulleiter auf das erste
öffentlich zugängliche und gemeinsam nutzbare Flächen                                                                          Schuljahr zurück, das nicht nur wegen Corona eine
                                                                                                                                                                                           Rund 12.000 Fahrer*innen
für ein lebendiges Viertel sind. Deshalb organisiert das             FRANKLIN als Zuhause für das IKHM ist ein Glücks-         Extraportion Flexibilität vom Schulteam gefordert           in 26 Städten nutzen in der Metropolregion Rhein-Neckar die
Team Angebote zum Kennenlernen wie die WohnBar, ver-                 fall: „Wir haben schnell gemerkt, dass es hier einen      hat. Für konkrete Planungen schaue er deshalb nur           mehr als 600 Carsharing-Fahrzeuge von Stadtmobil, dem ein-
netzt Anwohner*innen und Vereine, setzt Konzepte zur                 ganz besonderen Spirit gibt und die Lust, etwas zu be-    noch in die Glaskugel auf seinem Schreibtisch, sagt         zigen flächendeckenden Carsharing-Anbieter in der Region.***
Zwischennutzung um und ist die erste Anlaufstelle bei Fra-           wirken.“ Und so haben die IKHM-Aktivist*innen viele       Gunter und lacht. Bange ist ihm jedoch nicht: An
gen und Anliegen zum (Zusammen-)Leben auf FRANKLIN.                  Pläne: ein Kulturfestival etwa, das Stadt und den neuen   einem Ort wie FRANKLIN ist die Zukunft allgegen-
Zudem erarbeitet es Nutzungskonzepte, die den Stadtteil              Stadtteil näher zusammenbringt – mit den Commu-           wärtig: Während die Bagger in der Erde wühlen und           * Quelle: YouGov: Sharing-Economy – Teilen statt besitzen
für die Menschen, die hier leben, weiterentwickeln.                  nities des IKHM, den FRANKLIN-Bewohner*innen              die Kräne am Himmel kreisen, formen Menschen mit            ** Quelle: Bundesverband Carsharing
                                                                     und Institutionen wie Popakademie, Nationaltheater        ganz unterschiedlichen Talenten und Ideen hier einen        *** Quelle: Stadtmobil Rhein-Neckar AG
                                                                     oder Kunsthalle. „Carbon“ soll es heißen, wie Kohlen-     neuen Stadtteil, eine neue Heimat.

                                                                                                                    URBAN      GEMEINSAM
GEMEINSAM BLICKPUNKT: URBANDas Magazin der MWSP
14                                                                                                                                                                                                                                                                                     15
—                                                                                                                                                                                                                                                                                      —
B LI C K PU N K T

                                                                                                                                                                                                                                       Skaten, Basketball spielen, trommeln,
                      Miniramp, Stairs, Curbs & Co. – die Anlage im                                                                                                                                                                    ­Hula-Hoop, Fahrrad reparieren oder ein-
                    TAYLOR PARK hat sich als Treffpunkt der Skater-                                                                                                                                                                     fach nur abhängen – das ALTER hat sich
                                           und BMX-Szene etabliert.                                                                                                                                                                     als Treff für alle am Neckarufer etabliert.

                                                                                                                                                  Treffpunkt:
                                                                                                                                                                                                                                               Auf Teilen der Fläche wird in den nächsten
                                                                                                                                                                                                                                               Jahren das Forum für Deutsche Sprache
                                                                                                                                                                                                                                               gebaut. Die ALTER-Crew will aber trotz-
                                                                                                                                                                                                                                               dem versuchen weiterzumachen: „Der Ort
                                                                                                                                                                                                                                               wird sich baulich auf jeden Fall verändern.

                                                                                                                                                  ALTER
                                                                                                                                                                                                                                               Im Moment überlegen wir zusammen mit

Die                                                                                                                                                                                                                                            den Verantwortlichen, wie eine Verlegung
                                                                                                                                                                                                                                               realisiert werden könnte.“ Der zurücklie-
                                                                                                                                                                                                                                               gende Sommer war da schon konkreter: Es

                                             E
                                                                                                                                                                                                                                               gab verstärkt Angebote wie Musik-Work-

perfekte
                                                                                                                                                 E
                                                       in lauer Spätsommerabend. Auf              TAYLOR fiel im Frühjahr 2016 mit einem                                                                                                       shops und ein Kinderferienprogramm,
                                                       und rund um den Skatepark auf              ersten Workshop. 2017 stieß Christoph                  in Container in leuchtendem           der Alte Messplatz war DER Treffpunkt           außerdem kam mit der Gemüseküche
                                                       TAYLOR ist mächtig was los. Der            hinzu und sorgte nochmal für frischen                  Rosa mit Sportgeräte-Verleih          vor unserer Haustür“, erklärt Kohl. „Wir        temporär ein vegetarisches Essensange-
                                              17-jährige Leon ist mit seinen Kumpels aus          Wind: „Wir fanden es wichtig, den Skate-               und Getränkekiosk. Ein Ort zum        wollten es nicht einfach hinnehmen, dass        bot hinzu. „Es soll einfach noch schöner

Rampe                                         der Vorderpfalz angereist. „Der Skatepark
                                              ist ein absolutes Highlight in der Gegend“,
                                              sagt er begeistert. Was der Gruppe beson-
                                                                                                  park so zu gestalten, dass er die Anlagen in
                                                                                                  Mannheim und Umgebung ergänzt.“
                                                                                                                                                 Freunde-Treffen und Konzerte-Hören.
                                                                                                                                                 Zum Abhängen und Sport-Machen.
                                                                                                                                                 Ganz ohne Konsumzwang. „Auf den
                                                                                                                                                                                               der Ort in Verruf gerät.“ Klar war: Um hier
                                                                                                                                                                                               etwas zu reißen, brauchte es Verbündete.
                                                                                                                                                                                               Die Verantwortlichen bei der Stadt Mann-
                                                                                                                                                                                                                                               werden“, sagt Kohl und lacht.

                                              ders gefällt, ist die Vielfalt der „­ Obstacles“:   Diese Anregungen nahm das Planungs-            ersten Blick mag es unspektakulär aus-        heim und der MWSP mussten nicht lange
                                              Miniramp, Stairs, Curbs & Co. sind ein Eldo-        komitee, in dem neben den ­Jugendlichen        sehen“, sagt Philipp Kohl. „Doch ALTER        überzeugt werden und so wurde ALTER
                                              rado für Skater*innen.                              und der MWSP auch diverse andere Ex-           ist ein so lebendiger Treffpunkt gewor-       innerhalb kürzester Zeit im Jahr 2018 auf
                                                                                                  pert*innen vertreten waren, auf und            den, unsere Idee ist voll aufgegangen.“       die Beine gestellt.
                                               Dass der Skatepark auf TAYLOR eine Er-             überarbeitete die Pläne komplett. Wel-         Hauptberuflich lebt der 37-Jährige als
                                               folgsgeschichte schreibt, ist kein Zufall.         che Obstacles fehlen in der Region? Wie        Filmemacher in Mannheim. Daneben              Alles auch zum Ausleihen
                                              „Uns war von Anfang an klar, dass wir bei           spricht man Einsteiger und Profis an und       engagiert er sich mit Wulf Kramer, Ro-        Auch die Ausstattung der Fläche nahm
                                               der Gestaltung die Skater-Community                wie müssen die Elemente platziert sein,        bin Lang, Julia Alicka und Philipp Morlock,   durch die Förderung der MWSP Gestalt
 SK ATE ANL AGE                                einbeziehen wollen“, betont Tobias Dreher,         damit sich die Skater*innen nicht in           die alle selbstständig zwischen Stadt-        an: eine Pumptrack für BMXler und Skater,
IM TAYLOR PARK                                 Landschaftsarchitekt bei der MWSP. „Des-           die Quere kommen? Das waren die Fra-           planung und freier Kunst tätig sind, bei      Container, Tischtennisplatten und Bas-
              —                                halb haben wir die Planung als offenen Be-         gen, die sich das Komitee stellte und die      POW e. V., dem gemeinnützigen Verein          ketballkörbe aus Beständen von den
           Öffnungszeiten                      teiligungsprozess gestaltet.“                      schließlich zum Skatepark in seiner heu-       hinter ALTER. Dem Ort, der seit 2018 die      Konversionsflächen. Nachhaltigkeit trifft
    rund um die Uhr geöffnet                                                                      tigen Form führten. Schreiber und Chris-       Herzen der Neckarstädter*innen im             bei ALTER auf Sharing-Kultur: Skateboards,             »Wir wollten
                                              Zwei, die so ziemlich von Anfang dabei              toph waren dabei von der Offenheit be-         Sturm erobert hat. Auch überregional hat      Tischtennisschläger, Basketbälle können
                    Größe                     waren, sind die Mannheimer Kinderbeauf-             eindruckt, mit der sich die Gruppe – allen     das Projekt bereits einiges Interesse ge-     bei Sozialarbeiter David Frey a­ usgeliehen           es nicht einfach
   rund 1.000 Quadratmeter                    tragte Birgit Schreiber und Matthias Chris-         voran die MWSP – auf den Prozess einließ.      weckt, unter anderem wurde ALTER mit          werden, Wasser gibt’s kostenlos an der Auf­-
                                              toph, Skate-Aktivist und Betreiber des                                                             dem Deutschen Nachbarschaftspreis 2019        füllstation. Die neueste Errungenschaft,             hinnehmen, dass
                  Obstacles                   Sicktree Skateshop. Als Mit­begründerin             Diese Offenheit hat sich bezahlt gemacht.      ausgezeichnet.                                die Miniramp, ist ein Parade­beispiel für
Miniramp, Banks, Stairs, Gap,                 der Initiative „Skater aus Mannheim“                Der Skatepark auf TAYLOR hat sich seit                                                       dieses Miteinander: „Wir haben Skater                der Ort in Verruf
  Ledges, Rails, Bump, Taco,                  (SAM) war Schreiber schon bei Planung               seiner Eröffnung im Juli 2019 in der Ska-      Ein Ort für alle                              gefragt, was für eine Ramp sie sich wün-
 Curved Quarter, Hip, Curbs,                  und Umsetzung des Skateparks im Mann-               ter- und BMX-Szene als echte Attraktion        Nachbarschaftliches Engagement war es         schen würden, und die MWSP hat sie dann                   gerät.«
                 Manual Pad                   heimer Stadtteil Schönau dabei. „Die Ju-            etabliert. „Hier können alle, Anfänger und     auch, was die Gruppe dazu brachte, den        realisiert“, erklärt Kohl.
                                              gendlichen hatten dabei enormes Know-               Fortgeschrittene, Spaß haben“, sagt Chris-     Ort am Alten Messplatz umkrempeln zu
              Anfahrt über                    how gesammelt, das sie bei TAYLOR                   toph. „ Eine ziemlich perfekte Anlage, wie     wollen – weg vom Drogenumschlagplatz          Nach fast zwei Jahren gehört der Treff fest                              —
      Schwarzenberger Str. 7,                 einbringen konnten“, erklärt Schreiber.             es sie so im weiten Umkreis nicht noch         hin zu einem Ort für alle. „Wir sind eng      zum Viertel und das, obwohl ­ALTER ei-                          PHILIPP KOHL
          68309 Mannheim                      Der Startschuss für den Skatepark auf               einmal gibt.“                                  mit der Neckarstadt-West verbunden,           gentlich als Zwischennutzung geplant ist.                          POW E. V.

                                                                                                                                      URBAN      GEMEINSAM
GEMEINSAM BLICKPUNKT: URBANDas Magazin der MWSP
16                                                                                                                                                                                                                                                     17
—                                                                                                                                                                                                                                                      —
B LI C K PU N K T                                                                                                                                                                                                            Z A H LE N U N D FL ÄC H E N
                                                                           TURLEY. „Damit wurde ein Traum wahr,

                                                                                                                         GEMEINSAM –
                                                                           auch weil das Gebäude ein Filetstück ist.“

Lasst uns
                                                                                                                                                                                                       15
                                                                           In einer ähnlich prominenten Lage, auf

                                                                                                                          IN DEN QUARTIEREN
                                                                           SPINELLI direkt neben dem künftigen
                                                                           BUGA-Gelände, wird nach Kaufvertrags-
                                                                           schluss mit der MWSP das genossen-

zusammen-                                                                  schaftliche WohnWerk entstehen. Gebaut
                                                                           wird in Holzbauweise mit eigener Photo-
                                                                           voltaikanlage und Regenwassersammel-
                                                                                                                                                                                                       Initiativen
                                                                                                                                                                                                       und Vereine tragen bereits dazu bei, dass auf
                                                                           system, zudem mit viel Fassadengrün und                                                                                     FRANKLIN und TURLEY echtes Miteinander

ziehen!
                            S                                                                                                       5.900 m                                     2
                                                                           Pflanzkübeln. Jede Partei hat eine ­eigene                                                                                  entsteht, darunter der FRANKLIN-FIELD-Verein,
                                      ie heißen 13haFreiheit, Esperan­     Wohnung, daneben wird auf Gemein-                                                                                           die Ökumenische Gemeinde, das Interkulturelle
                                      za, WohnWerk, Oikos und sie          schaftsflächen großer Wert gelegt. „Wir                                                                                     Haus Mannheim und Kulturley.
                                      alle vereint die Idee, es anders     wollen uns in unseren Wohnungen auf das
                            machen zu wollen. Die alternativen
                            Wohngruppen auf den Konversions­flächen
                                                                           Nötigste beschränken und setzen statt-
                                                                           dessen auf eine gemeinsame Dachter-                     Gesamtfläche                            FRANKLIN
                            wollen neue Formen des Zusammenle-
                            bens umsetzen – sozial, nach­haltig, ge-
                                                                           rasse, eine Gemeinschaftsfläche im Erd-
                                                                           geschoss sowie Hauswirtschaftsräume“,
                                                                                                                                    wird für Urban Gardening bis spä-
                                                                                                                                    testens Ende 2021 auf FRANKLIN
                                                                                                                                                                                                                          TAYLOR
                            meinschaftlich. „Die freiwerdenden Flä-        erklärt Caroline Gatel, die zusammen mit                 zur Verfügung stehen.
                            chen in der Stadt haben uns die Chance         ihrem Partner zuletzt zur neunköpfigen

                                                                                                                                                                         TURLEY
                            gegeben zu zeigen, dass es auch mög-           Gruppe gestoßen ist.
                            lich ist, als Gemeinschaft eine Immobilie

                                                                                                                                                                                                                               7
                            zu besitzen und zu bewohnen“, erklärt           Im Vergleich zu 13haFreiheit mit seinen 29
                            Britta Schlichting. Mit „uns“ meint die So-     Wohneinheiten erinnert WohnWerk mit
                            zialpädagogin 48 Erwachsene und 15 Kin-         zehn Wohnungen für alle Altersschich-
                            der, die bei 13haFreiheit zusammenleben.        ten und Lebensformen eher an eine
                                                                                                                                         LOS
                                                                                                                                                                                             SPINELLI Projekte
                                                                            Großfamilie. Und genau das ist auch einer

                                                                                                                         3.000
                            Schlichting ist eine der Initiatorinnen des     der Leitgedanken, wie Gatel bestätigt:
                            Wohnprojekts, das die Bewohner*innen           „Wir fanden es schön, dass hier Jung und                                                                                                         für gemeinschaftliches Wohnen
                            gemeinsam mit der selbstverwalteten             Alt, Singles und Familien, Menschen                                                                                                             werden derzeit auf den
                            Freiburger Wohninitiative Mietshäuser-          mit Handicap und mit verschiedensten                                                                                                            Konversionsflächen verwirklicht.
                            syndikat finanziert haben. Der Erwerb           beruflichen Hintergründen zusammen-
                                                                                                                         Mannheimer*innen
       »Die Kinder
     lernen hier eine
                            der Immobilie funktioniert beim Syndi-
                            kat über eine GmbH, an der das Syndikat
                            sowie die Mitglieder des Wohnprojekts
                            49 und 51 Prozent Anteile halten. So ist si-
                                                                            leben.“ Ein Abenteuer, das durchaus so
                                                                            gewollt war: „Wir bekommen bald unser
                                                                            erstes Kind und fanden die Idee reizvoll,
                                                                            dass es mehr Bewegungsfreiheit haben
                                                                                                                         wohnen aktuell auf allen Kon-
                                                                                                                         versionsflächen. Die Neckar-
                                                                                                                         stadt-West, in der die MWSP die
                                                                                                                                                                                4
       ganz ­andere         chergestellt, dass die Immobilie Gemein­        wird und in einem größeren sozialen Ge-      Initiative Lokale Stadterneuerung                       Kitas
                            schaftseigentum bleibt, da keiner die Im-       füge aufwächst“, berichtet die Umwelt-       (LOS) verantwortet, zählt zudem                         stellen aktuell die Kinderbetreuung
       Offenheit.«          mobilie im Alleingang verkaufen kann.           Ingenieurin.                                 22.000 Bewohner*innen.                                  auf den Konversionsflächen sicher.
                                                                                                                                                                                 Sechs weitere sind derzeit in Planung.
                             Gleichzeitig ist 13haFreiheit in Mann-        Neue Formen ausprobieren, Gemeinschaft

                                                                                                                                    7
                    —        heim ein Pionierprojekt, das Nachahmer        statt Eigenheim, Kindern ein anderes Um-
             DARIO BECCI     gefunden hat. Inzwischen gibt es auf den      feld bieten, das sind bei vielen Wohnpro-
             13HAFREIHEIT    Konversionsflächen sieben gemeinschaft-       jekten die zentralen Motive, wie Dario
                             liche Wohnprojekte, manche sind noch in       Becci von 13haFreiheit bestätigt. In einer

                                                                                                                                                                                                       2
                             Planung, andere schon realisiert. „Stadt      fünfköpfigen Familien-WG lebt er von An-
                             und MWSP hatten ein offenes Ohr für           fang an im Wohnprojekt und hat die Ent-                  Leihfahrradstationen
                             unsere Botschaft, dass die Grundstücke        scheidung nie bereut: „Natürlich ist das                  von VRNnextbike sorgen auf den Konversionsflächen
                             nicht zwangsläufig an den finanzkräf-         eine Lebensentscheidung, aber die Kinder                 ­sowie in der Neckarstadt-West für flexible Mobilität.
                             tigsten Investor gehen müssen“, betont        lernen hier eine andere Offenheit. Genau                                                                                    Grundschulen
                            ­Schlichting. 2016 zog 13haFreiheit in die     das haben wir uns gewünscht, als wir uns                                                                                    sorgen dafür, dass ab 2023 rund 600 Kinder
                             ehemalige Kaiserzeit-Kaserne mitten auf       für 13haFreiheit entschieden haben.“                                                                                        auf FRANKLIN und SPINELLI
                                                                                                                                                                                                       einen kurzen Schulweg haben.

                                                                                                              URBAN      GEMEINSAM
GEMEINSAM BLICKPUNKT: URBANDas Magazin der MWSP
18                                                                                                                                                                                                                                                  19
—                                                                                                                                                                                                                                                    —
T U R LE Y                                                                                                                                                                                                                                FR A N K LI N

                                                                                                                                                                                      Mittendrin: Diana Beckenbach
                                                                                                                                                                                      auf dem SULLIVAN-Gelände

                                                                                                                                                                                                  SULLIVAN die Erschließung und seit Anfang 2019 ist
                                                                                                                                                                                                  auch Diana Beckenbach an Bord. „Zunächst ging es

Es geht voran!                                                                                                                                                                                    vor allem um Fragen zu Grundstücksübernahme und
                                                                                                                                                                                                  Baubeginn“, erinnert sich Beckenbach. Wo kann mein
                                                                                                                                                                                                  Kran hin? Können wir diese Straße sperren lassen?
                                                                                                                                                                                                  Wohin mit unserem Aushub? – Das waren typische
TURLEY nimmt als Quartier deutlich Gestalt an. Ein Großteil der Bauten ist schon fertig und bezogen, bei den anderen geht es                                                                      Fragen, mit denen Diana Beckenbach sich nach Bau-
weiter voran. Und auch auf den bislang noch offenen Baufeldern IV und V (Foto oben) haben nun die Bauarbeiten begonnen.                                                                           beginn konfrontiert sah – und die sie beantworten
Ein Überblick über den Fortschritt der Projekte und Vorhaben.                                                                                                                                     musste. Ein echter Balanceakt, denn die 64 Baustel-
                                                                                                                                                                                                  len befinden sich in unterschiedlichen Bauphasen
                                                                                                                                                                                                  und entsprechend unterschiedlich sind auch die Inte-
                                                                          CASINO                                                                                                                  ressen der einzelnen Bauherren. „Während die einen,
                                                                          Die MWSP saniert und                                                                                                    die schon eingezogen sind, wenig Schmutz und Lärm
                                                                          revitalisiert zurzeit das                                                                                               wollen, möchten die anderen ihren Rohbau möglichst
                                                                          denkmalgeschützte                                                                                                       schnell und ungestört weiterbauen.“
                                                                          Gebäude, das Herzstück

                                                                                                                               Alles im
                                                                          von TURLEY. Die um­                                                                                                     Inzwischen ist ein großer Teil der Bauprojekte auf
                                                                          fang­reichen Baumaß-                                                                                                    SULLIVAN schon fortgeschritten, Fragen und An-
                                                                          nahmen sollen, inklusive                                                                                                liegen gibt es aber immer noch genügend. „Wir
                                                                          dem Wiederaufbau des                                                                                                    versuchen selbstverständlich immer Antworten zu
                                                                          historischen Sattel-                                                                                                    geben und Lösungen zu finden“, sagt Frau Becken-

                                                                                                                               Griff
                                                                          dachs, im Jahr 2021 ab-                                                                                                 bach. „Aber manche Themen wie entlaufene Katzen,
                                                                          geschlossen sein.                                                                                                       zugeparkte Einfahrten oder überfüllte Mülltonnen
                                                                                                                                                                                                  gehören dann eher doch nicht in unseren Verantwor-
                                                                                                                                                                                                  tungsbereich.“ Darüber hinaus, berichtet Beckenbach,
FRITZ-SALM-STRASSE 1–3                                                                                                                                                                            kommen auch regelmäßig Bewohner*innen anderer

                                                                                                                                           G
Die Fertigstellung des Ensembles – inklusive Sanierung des                                                                                                                                        Teilflächen FRANKLINs mit ihren Anliegen auf das
denkmalgeschützten Bestandsgebäudes – ist für ­Sommer                                                                                                   ummistiefel und Bauhelm gehören nicht     Team zu: „Für diese Anliegen ist meist der gewerbliche
2021 geplant. Das Kinderhaus wird voraussichtlich im                                                                                                    unbedingt zu den Accessoires, die eine    Investor die richtige Adresse. Hier unterstützen wir
Herbst 2021 seinen Betrieb aufnehmen.                                                                                                                   typische Kundenmanagerin braucht. Bei     die Bewohner*innen, indem wir den Kontakt zu den
                                                                                                                                           Diana Beckenbach sieht die Sache jedoch anders aus:    Ansprechpartnern der Unternehmen oder den zu-
                                                                                                                                           Sie ist bei der MWSP erste Ansprechpartnerin für die   ständigen Fachbereichen seitens der Stadt herstellen.“
                                                                                                                                           Bauherren auf dem SULLIVAN-Areal. Dort, auf dem
                                                                                                                                           Gelände der ehemaligen Sullivan-Barracks im Nord-      Und auch wenn mit zunehmendem Baufortschritt auf
                                                                                                                                           osten von FRANKLIN, hat die MWSP insgesamt 64           SULLIVAN die Anlässe weniger werden, an d      ­ enen
                                                                                                                                           Grundstücke direkt an private Bauherren verkauft,      ­Diana Beckenbach mit Gummistiefeln und Helm
                                                                                                                                           die ihren Traum vom Eigenheim verwirklichen. 64         unter­wegs ist, die Zeit, die Ausrüstung einzumotten,
                                                                                                                                           Häuser bedeuten 64 Bauherren, die alle individuelle     ist noch lange nicht gekommen.
                                                                HOMERUN TURLEY                                                             Fragen und Anliegen haben. „Viele dieser Fragen
                                                                Auf den Baufeldern der Deutschen Wohnwerte ist das Ziel                    lassen sich am besten vor Ort klären“, berichtet
                                                                in Sicht: Im Frühjahr 2021 ist der Bezug des letzten Bauab-                Beckenbach und lacht. „Dann geht es eben in Gum-
                                                                schnitts anvisiert.                                                        mistiefeln auf die Baustelle.“ Ende 2018 begann auf

                                                                                                                      URBAN    GEMEINSAM
20                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       21
—                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        —
TAY LO R                                                                                                                                                                                                                                                                                                       S PI N E LLI

                                                                                                                                            Erste Meilensteine                                                                                                                    che soll in zwei Bauabschnitten reali-
                                                                                                                                                                                                                                                                                  siert werden. „Ich freue mich, dass mit

 Ab
                                                                                                                                                                                                                                                                                  SPINELLI die städtebauliche und frei-
                                                                                                                                                                                                                                                                                  räumliche Entwicklung Mannheims im

                                                                                                                                            auf SPINELLI                                                                                                                          Nordosten weiter voranschreitet“, erklärt
                                                                                                                                                                                                                                                                                  MWSP-Geschäftsführer Achim Judt. „Im
                                                                                                                                                                                                                                                                                  Süden Käfertals werden wir mit einem

 ins Beet!
                                                                                                                                                                                                                                                                                  lebenswerten, urbanen und sehr grünen

                                                                                                                                            Z
                                                                                                                                                                                                                                                                                  Quartier die Stadt weiterbauen.“
                                                                                                                                                     entral wohnen im Grünen – mit         So saniert die GBG im Süden von SPINELLI
                                                                                                                                                     der Entwicklung von SPINEL-           ein Ensemble aus drei Kasernengebäuden                                                 Bevor die Flächen bebaut werden können,
                                                                                                                                                     LI wird dieser Traum für rund         und einer Turnhalle. Während das eine Ge-                                              muss jedoch auch einiges abgerissen oder,
                                                                                                                                            4.500 Menschen in Mannheim wahr.               bäude modernisiert und an die BUGA-Ge-                                                 wie die Fachleute sagen, rückgebaut wer-
                                                                                                                                            Nach TURLEY, TAYLOR und FRANKLIN               sellschaft vermietet wird, soll das zweite                                             den. Die Spinelli Barracks dienten früher

A
                                                                                                                                            geht es nun auch auf der vierten Konver-       bis Ende 2021 zu einem Wohnhaus für Aus-                                               der US-Army als Depot- und Lagereinrich-
            uf den ersten Blick ist die Sache ganz einfach: Es                                                                              sionsfläche los – dem mit rund 81 Hektar       zubildende umgebaut werden. Für das                                                    tung. Große Teile der Fläche waren des-
            regnet, die Straßen werden nass, das überschüssi-                                                                               zweitgrößten Areal für Wohnungsbau in          dritte ehemalige Kasernengebäude lau-                                                  halb versiegelt oder mit Hallen bebaut.
            ge Wasser verschwindet in einem Gully und wird                                                                                  Mannheim und Schauplatz der BUGA 23.           fen die Planungen noch. Mittelfristig sol-                                             Die Städtebauflächen im Norden hat die
irgendwohin abgeleitet. Aber wohin eigentlich? Und muss es                                                                                  Die Grundlage dafür wurde im April die-        len in dem Ensemble 250 Wohneinheiten                                                  MWSP bereits rückgebaut. Im Spätsom-
unbedingt ein Gully sein? Ganz so einfach ist die Sache nämlich                                                                             ses Jahres geschaffen, als die Stadt Mann-     entstehen, ein Teil davon als geförderter                                              mer wurde nahtlos mit der Erschließung
nicht, wie Anne Pieper, Projektleiterin TAYLOR bei der MWSP,                                                                                heim gemeinsam mit ihren Tochterfirmen,        Wohnraum.                                                                              begonnen. Die ersten Kaufverträge mit
bestätigt: „Die Versickerung ist für uns der komplizierteste Teil                                                                           der GBG und der MWSP, den Kaufvertrag                                                                                                 Investoren sind unterzeichnet, der Be-
bei der Erschließungsplanung einer Konversionsfläche.“                                                                                      mit der Bundesanstalt für Immobilienan-        Die MWSP entwickelt im Norden, über                                                    bauungsplan kurz vor der V
                                                                                                                                                                                                                                                                                                           ­ erabschiedung.
                                                                                                                                            gelegenheiten (BImA) unterzeichnete.           die 13,5 Hektar Flächenanteil der Spinelli                                             Bis 2023, dem BUGA-Jahr, soll die Ent-
Kurz gesagt geht es bei der Versickerung darum, das Regen-                   Innovative Versickerungs-Lösung – die Abwasserrinnen                                                          Barracks hinaus, weitere 6,5 Hektar Fläche,                                            wicklung abgeschlossen sein, die ersten
wasser, das auf asphaltierten Straßen und Gehwegen anfällt,                  und Tiefbeete auf TAYLOR                                       Markantes Merkmal von SPINELLI ist die         die an die eigentliche Konversionsfläche                                               Meilensteine werden bereits in diesem
aufzufangen und in den Boden zurückzuführen. Gullys und Ab-                                                                                 große Parkfläche im Zentrum des Areals         angrenzen. Die Bebauung auf dieser Flä-                                                Jahr erreicht.
wasserkanäle werden nicht mehr gebaut. „Laut dem aktuellen                                                                                  zwischen Aubuckel und dem Feuden-
Wasserhaushaltsgesetz des Bundes darf Niederschlagswasser                                                                                   heimer Bürgerpark, auf der die BUGA
                                                                                                                                                                                                                                                                                  Käfertal
seit 2010 nicht mehr in Kanäle oder Gewässer abgeleitet werden,       Selbst heftigen Regen schafft das System. Und sollte einmal ein       23 stattfinden soll: Sie komplettiert den                                                                        ße
                                                                                                                                                                                                                                                   rS   tr a
sondern muss an Ort und Stelle versickern oder verdunsten“, er-       ganz außergewöhnliches Unwetter auf TAYLOR hinabprasseln,             Grünzug Nordost, der als Frischluft-                                                            im e
                                                                                                                                                                                                                                   he
                                                                                                                                                                                                                              ür k

                                                                                                                                                                                                                                                                                           Vö l
klärt Pieper. Diese Regelung hat vor allem ökologische Gründe:        ist zusätzlich ein Überflutungsschutz vorgesehen: Die einzelnen       schneise vom Luisenpark über den Ne-                                          D
                                                                                                                                                                                                                                                                                   1. BA

                                                                                                                                                                                                                                                                                             k li n
So soll die Versickerung vor Ort verhindern, dass der Grundwas-       Tiefbeete sind durch Rohre vernetzt, die in eine zentrale Leitung     ckar hinweg bis zu den Vogelstangseen

                                                                                                                                                                                                                                                                                               ge r
serspiegel weiter sinkt. Die Verdunstung sorgt zudem für ein          münden. Diese wiederum leitet das überschüssige Wasser in eine        reicht. In erster Linie wird SPINELLI also

                                                                                                                                                                                                                                                                                                  St r a
besseres Mikroklima in der Umgebung.                                  Mulde im TAYLOR PARK ab.                                              grün, daneben gibt es ein zweites wichti-

                                                                                                                                                                                                                                                                                                      ße
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                A nn
                                                                                                                                            ges Thema: Wohnraum. Der Rahmenplan                                                                                                                                        a -S a
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                mme
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      t-Str
 Eine knifflige Sache, für die es besondere Lösungen braucht. Für     Mit diesem Versickerungskonzept, das in dieser Form bundes-           sieht für rund drei Viertel des Areals Grün-                                                                                                                                                    a   ße

TAYLOR haben die MWSP-Planer*innen in Zusammenarbeit mit              weit einzigartig ist, hat die MWSP in der Fachwelt für viel Auf-      und Freiflächen vor, das restliche Viertel                                                      ße
                                                                                                                                                                                                                                 S   tr a
 dem Berliner Ingenieurbüro Sieker deshalb ein innovatives Kon-       merksamkeit gesorgt. Und auch innerhalb der MWSP ist es weg-          soll bebaut werden. Ziel der Bebauung                                             er
                                                                                                                                                                                                                        eim
zept entwickelt, das dem Label von TAYLOR als „grünem Ge-             weisend, wie Anne Pieper erklärt: „Gerade wenn es um unser            ist ein urbanes Quartier, das allen Wohn-                          e   nh
                                                                                                                                                                                                            ch
                                                                                                                                                                                                       Wa
 werbepark“ gerecht wird. Entlang der Straßen verlaufen flache        aktuelles Erschließungsprojekt SPINELLI geht, können wir vom          formen Rechnung trägt.
Abwasserrinnen, die aus einzelnen Betonelementen zusammen-            TAYLOR-Konzept profitieren. Es gibt natürlich Unterschiede, da auf
 gesetzt sind und das überschüssige Regenwasser in t­ iefergelegte,   SPINELLI vor allem ein Wohnquartier entsteht, aber Elemente
 ebenfalls von Betonelementen eingefasste Beete führen. In die-       wie Beete und Bepflanzung werden wir auch dort umsetzen.“ In
 sen Beeten kann sich das Wasser sammeln und dann langsam im          der Zwischenzeit behalten Anne Pieper und ihre Kolleg*innen            Bindeglied zwischen Käfertal
 Boden versickern. Bepflanzt sind die Beete mit Bäumen, Stau-         TAYLOR genau im Auge. „Immer wenn es heftig regnet, fahren                       und Feudenheim —
                                                                                                                                             das ­SPINELLI-Areal mit dem
 den und Gräsern, deren Wurzeln das Erdreich auflockern sowie         wir raus auf TAYLOR und schauen uns die Lage an“, sagt sie und
                                                                                                                                              ­BUGA-Gelände schließt den
­Wasser aufnehmen und über ihr Grün verdunsten lassen. „Darü-         lacht. „Bislang funktioniert alles reibungslos. Die Beete können       Grünzug Nordost und bietet
 ber hinaus schaffen wir grüne Akzente und sorgen für ein gutes       noch mehr Wasser aufnehmen als erwartet und die Pflanzen                  zudem viel Platz für Wohn­
 Mikroklima“, erläutert Pieper die Idee dahinter.                     gedeihen prächtig!“                                                                       bebauung.                                                                                         Am
                                                                                                                                                                                                                                                                       Au
                                                                                                                                                                                                                                                                            bu
                                                                                                                                                                                                                                                                                 cke
                                                                                                                                                                                                                                                                                       l

                                                                                                                                    URBAN   GEMEINSAM                                      Planungsstand Oktober 2020
22                                                                                                                                                                                                                                                                           23
—                                                                                                                                                                                                                                                                             —
LO K A LE S TA DT E R N E U E RU N G                                                                                                                                                                                                             Q UA R TIE R M A N AG E M E N T

                                                                                                                                                                                                                                    Für die Menschen in der
                                                                                                                                                                                                                                    Neckarstadt-West —
                                                                                                                                                                                                                                    die neue Quartier­managerin
                                                                                                                                                                                                                                    Jennifer Yeboah

LOS
geht’s                                                                                                                                                                                                                                keine einfachen Lösungen gibt. Außerdem
                                                                                                                                                                                                                                      stellen uns die großen gesamtgesellschaft-
                                                                                                                                                                                                                                      lichen Veränderungen immer wieder vor
                                                                                                                                                                                                                                      neue. Gerade was Themen wie Bildungs-
                                                                                                                                                                                                                                      ungerechtigkeit und Armut angeht, gibt es
                                                                                                                                                                                                                                      Menschen, die Unterstützung benötigen,

W
                                                                                                                                                                                                                                      weil sie sonst nicht wahrgenommen wer-
              ährend die MWSP derzeit auf den Konversions-
              flächen daran arbeitet, neue lebendige Quar-
              tiere zum Blühen zu bringen, setzt sie sich an-
                                                                                                                                         „Wir werden auch                                                                             den – sowohl in konkreten Situationen, als
                                                                                                                                                                                                                                      auch auf struktureller Ebene.

dernorts in der Stadt dafür ein, gewachsene Strukturen in den          Der neu gestaltete Neumarkt in der Neckarstadt-West                                                                                                            Als Quartiermanagerin arbeiten Sie eng
Stadtteilen so zu fördern, dass die Bewohner*innen harmo-
nisch zusammenleben können +und verschiedene Gruppen
und Milieus integriert werden. Lokale Stadterneuerung (LOS)
                                                                                                                                          unkonventionelle                                                                            mit der Initiative Lokale Stadterneue-
                                                                                                                                                                                                                                      rung (LOS) zusammen, die ebenfalls
                                                                                                                                                                                                                                      von der MWSP getragen wird …
nennt sich diese Initiative, die mit kleinen, aber effektiven          Wer steckt hinter LOS?                                                                                                                                         Die Initiative LOS hat sich zum Ziel ge-
Schritten vornehmlich in der Neckarstadt-West und im Jung-
busch die Lebenssituation verbessern möchte.
                                                                       Auf Initiative von Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz entstand
                                                                       Ende 2016 die Initiative Lokale Stadterneuerung (LOS), um eine
                                                                       integrierte Stadtentwicklung für das Quartier Neckarstadt-West
                                                                                                                                          Wege gehen“                                                                                 setzt, Stadtteilakupunktur zu betreiben.
                                                                                                                                                                                                                                      Gemeinsam wollen wir gezielt an prob-
                                                                                                                                                                                                                                      lematischen Punkten ansetzen und an
 Ein Überblick zu dieser Stadtentwicklungs-Arbeit:                     zu ermöglichen. Erstmals in Mannheim wurde eine Steuerungs-                                                                                                    diesen Stellen Selbstheilungskräfte akti-

                                                                                                                                         S
.                                                                      gruppe unter der Führung seines Dezernats und der MWSP ins                                                                                                     vieren, die weit über die Maßnahmen hi-
 Warum wurde die Lokale Stadterneuerung ins Leben gerufen?             Leben gerufen, die sich aus den Leitern verschiedener Fach­               eit Juli leitet Jennifer ­Yeboah     hier unterschiedliche Phasen durchlaufen        nausstrahlen. Die Neckarstadt-West ist für
 In Stadtteilen, in denen viele verschiedene Nationalitäten, Lebens-   bereiche wie Bildung, Sicherheit und Ordnung oder Abfallwirt-             das Quartiermanagement der           und das Viertel immer wieder anders ken-        uns kein Problemviertel, sondern ein Viel-
 stile und Milieus aufeinandertreffen, ist Stadtentwicklung enorm      schaft, der GBG als städtischer Wohnbaugesellschaft und dem               Neckar­stadt-West. Ein Gespräch      nengelernt. Mit Anfang zwanzig fand ich         faltsquartier. Diese Vielfalt benötigt gute
 wichtig. In Mannheim trifft dies besonders auf die Neckarstadt-       Quartiermanagement zusammensetzt. Die Soziologin Natalie          über Heimspiele, Vielfaltsquartiere und      die Neckarstadt den perfekten Ort zum           Moderation, um ihr Potenzial voll entfalten
 West zu. In einer von der MWSP beauftragten Studie wurde das          Papadopoulos ist Referentin für LOS bei der MWSP. Sie steht im    die Erneuerung eines Stadtteils.             Leben: Die Infrastruktur ist ­super und         zu können und Reibungsverluste gering zu
Viertel genau unter die Lupe genommen, um Vorurteile offenzu­          Austausch mit allen beteiligten Akteur*innen und steuert die                                                   wenn wir abends mal länger Musik gehört         halten. Diesen Prozess wollen wir gemein-
 legen sowie tatsächliche Problemstellen zu identifizieren. Ergebnis   Prozesse.                                                         Frau Yeboah, wie arbeitet man                haben, hat sich keiner beschwert. Als Mut-      sam mit der Bewohnerschaft und den Ak-
 war, dass die Neckarstadt-West ein kleinteiliges Vielfaltsquar-                                                                         sich als Quartiermanagerin ein?              ter habe ich dann andere N ­ etzwerke ge-       teuren gestalten. Hier werden wir sicher
 tier ist, in dem Menschen aus über 120 Nationen zusammenle-           Die LOS-Handlungsfelder                                           Quartiermanagement ist eine tolle, aber      knüpft, neue Leute kennengelernt. Diese         auch unkonventionelle Wege gehen.
 ben. Dies birgt zum einen besondere Potenziale, zum anderen           Stadtentwicklung wird bei LOS nicht als rein bauliche, sondern    auch wahnsinnig komplexe Aufgabe. Da         Erfahrungen haben mich und auch mei-
 ist zielgerichtete Unterstützung gefragt – und zwar in Form der       zuerst als gesellschaftliche und soziale Aufgabe verstanden. Zu   ich an der Schnittstelle zwischen Verwal-    nen Berufswunsch geprägt: Vom ersten            Was wünschen Sie sich für die
 Lokalen Stadterneuerung.                                              diesem Zweck wurden Handlungsfelder definiert, die zum einen      tung und Bewohnerinnen und Bewoh-           Tag meines Sozialarbeit-Studiums an war          Neckarstadt-West?
                                                                       zentrale Orte wie Mittelstraße, Neumarkt oder das Neckarvor-      nern arbeite, werden von beiden Seiten       mir klar, dass ich Quartiermanagerin in         Ich wünsche mir, dass sich im Viertel Un-
Wie funktioniert LOS?                                                  land in den Fokus nehmen, zum anderen spezielle Themen wie        Anliegen an mich herangetragen. Gerade       der Neckarstadt werden will, weil ich in        gleichheiten abbauen lassen. Das kann
Die Strategie, die die MWSP gemeinsam mit weiteren Akteuren            Wohnen, institutionelle Interventionen oder Bildung und Ju-       bin ich vor allem damit beschäftigt, die    „meinem Stadtteil“ wirken wollte, trotz der      durch Angebote wie Nachbarschaftstref-
entwickelt hat, beruht auf einem Weg der kleinen Schritte, der         gend. So geht es etwa darum, bauliche Missstände im öffent­       Akteure hier im Viertel kennenzulernen.      teils großen Herausforderungen.“                fen und Kulturveranstaltungen, aber auch
sogenannten „Stadtteilakupunktur“: Mit gezielten „Nadelstichen“        lichen Raum zu beseitigen, Freiräume zu schaffen und Netz--       Ich habe aber den großen Vorteil, dass                                                       Verbesserung der Kommunikation oder
sollen die Lebensqualität im Viertel verbessert und Integration        werke, Bündnisse sowie privates Engagement zu fördern.            ich schon seit 22 Jahren in der Neckar-     Wie hat sich Ihr Blick auf                       Aufstockung der Sozialarbeit geschehen.
gefördert werden. Dabei geht es darum, möglichst schnell, mit                                                                            stadt-West lebe.                            das Viertel verändert?                           Zudem würde ich mir ein besseres Image
wenigen Mitteln, aber auch gerne mal auf unkonventionelle Art                                                                                                                        Ich habe festgestellt, dass es für viele He-     wünschen. Momentan wird dem Quar-
und Weise eine Entwicklung anzustoßen und damit Impulse zu             Beispiele für LOS-Projekte finden Sie in dieser Ausgabe auf       Die Arbeit ist also ein Heimspiel?          rausforderungen im Zusammenleben auf-            tier ein Stempel aufgedrückt, der nicht
senden, die über die eigentliche Maßnahme hinausgehen.                 Seite 6 und 15.                                                   Ja und Nein. Ich habe während meiner Zeit   grund der Vielschichtigkeit der Bevölkerung      gerechtfertigt ist.

                                                                                                                               URBAN     GEMEINSAM
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