REP RT Bündnis - LSVD Berlin-Brandenburg

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REP RT Bündnis - LSVD Berlin-Brandenburg
2020

BündnisREP RT
gegen Homophobie   Schwerpunktthema: Gewalt und Schutz
                   Jahresrückblick 2020
                   Respektpreis für den SchwuZ e. V.
REP RT Bündnis - LSVD Berlin-Brandenburg
Konzept Coverbild: HELDISCH GmbH
REP RT Bündnis - LSVD Berlin-Brandenburg
Willkommen
Liebe Bündnismitglieder, liebe Interessierte,              Besonderem: Es ist innovativ, lebensbejahend
                                                           und vielfältig. Es ist durch und durch Berlin!
unter der Schirmherrschaft des Regierenden
Bürgermeisters von Berlin, Michael Müller, ver-            Dieser Bündnisreport widmet sich der Rück-
eint das BÜNDNIS GEGEN HOMOPHOBIE derzeit                  schau auf das Jahr 2020, mit welcher wir
128 Mitglieder. Es versteht sich als ein wachsen-          die Bündnisarbeit insbesondere vor dem Hin-
des Netzwerk unterschiedlicher Organisationen              tergrund der außerordentlichen Umstände der
und Unternehmen aus allen Bereichen der Ge-                COVID-19-Pandemie Revue passieren lassen.
sellschaft. Alle tragen dazu bei, Akzeptanz und            Zunächst wird ein Blick auf die letztjährigen
Wertschätzung gegenüber Lesben, Schwulen,                  Aktivitäten in und mit dem BÜNDNIS geworfen
Bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen              und der Arbeits- und Erfahrungsaustausch
Menschen (LSBTI*) zu fördern. Dort, wo andere              beim ersten digitalen Bündnistreffen sowie die
nur Lippenbekenntnisse hervorbringen, hat das              Öffentlichkeitsarbeit und Sichtbarkeitsgenerie-
BÜNDNIS längst die Ärmel hochgekrempelt. Die               rung im Rahmen der Sensibilisierungskampag-
Mitglieder engagieren sich dabei nach ihren ei-            ne „Gewalt und Schutz“ reflektiert. Abschlie-
genen Möglichkeiten. Beispielsweise stellt ein             ßend steht die digitale Respektpreisverleihung
Bündnismitglied seine Räume zur Verfügung,                 im Fokus des Reports. Anlässlich dieser Retros-
ein anderes unterstützt logistisch, inhaltlich             pektive möchten wir uns ausdrücklich bei allen
oder personell eine Kampagne oder ein Event,               Mitgliedern und Partner:innen für jede Form
andere bekennen mit Regenbogenfahnen Far-                  der Unterstützung in diesen herausfordernden
be. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.            Zeiten bedanken. Auf ein ebenso erfolgreiches
Und das macht dieses BÜNDNIS zu etwas ganz                 und gesundes 2021!

Impressum                 Bildungs- und Sozialwerk des Lesben- und         Autor: Noah Heckhoff, Chris Enrico Walter
                          Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg e.V.        Grafische Umsetzung: Benjamin Kindervatter
                          Postfach 30 16 78, 10748 Berlin
                          Kleiststraße 35, 10787 Berlin (Besuchsadresse)   Nachweis der verwendeten Bilder auf Seite 34
                          Telefon: +49(0) 30 22 50 22 15
                          Fax:       +49(0) 30 22 50 22 21                 Juni 2021
                          stopp-homophobie@lsvd.de
                          www.stopp-homophobie.de

                          Das BÜNDNIS GEGEN HOMOPHOBIE ist ein Projekt des Bildungs- und Sozialwerk des Lesben- und
                          Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg e. V., das von der Landesstelle für Gleichbehandlung –
                          gegen Diskriminierung (LADS) der Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskri-
                          minierung im Rahmen der Initiative „Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz
                          geschlechtlicher und sexueller Vielfalt“ (IGSV) gefördert wird. Unter der Schirmherrschaft des
                          Regierenden Bürgermeister von Berlin wurde es 2009 vom Lesben- und Schwulenverband
                          Berlin-Brandenburg e.V. ins Leben gerufen.

                                                                                                                            3
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Inhalt

    Willkommen............................................................................................................................ 3

    Grußwort von Senator Dr. Dirk Behrendt................................................................................... 5

    Rede der Polizeipräsidentin Dr. Barbara Slowik........................................................................... 6

    Jahresrückblick 2020.................................................................................................................. 8

    Schwerpunktthema 2020: Gewalt und Schutz................................................................... 12

    Berliner Monitoring Trans- und homophobe Gewalt 2020........................................................ 15

    Die LSBTI*-Krisenwohnung...................................................................................................... 18

    Vorstellung des BÜNDNIS GEGEN HOMOPHOBIE............................................................... 20

    10 Gründe für Ihre Mitgliedschaft............................................................................................ 21

    Die 128 Bündnismitglieder....................................................................................................... 22

    Statements der Neumitglieder.................................................................................................. 24

    Aufruf und Mitgliedschaftsurkunde des BÜNDNIS GEGEN HOMOPHOBIE................................. 25

    Respektpreis 2020................................................................................................................. 27

    Rede des Regierenden Bürgermeisters von Berlin Michael Müller.............................................. 29

    Jury & Nominierte.................................................................................................................... 30

    #SaveOurSchwuZ – Ein Kommentar zur Pandemiesituation...................................................... 32

    Laudatio von Bernd Wegner auf den SchwuZ e. V.................................................................... 33

    Termine & Ausblick 2021......................................................................................................... 34

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REP RT Bündnis - LSVD Berlin-Brandenburg
Grußwort

                           Grußwort

                           Dr. Dirk Behrendt
                           Senator für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung

Liebe Bündnismitglieder, liebe Lesende,             Auch wenn wir alle mit den Einschränkungen
                                                    unterschiedlich umgehen – sie bleiben eine He-
an Silvester 2020 haben viele von uns gedacht,      rausforderung. Umso mehr Respekt habe ich
die Pandemie sei bald überwunden. Doch wir          vor der unglaublichen Leistung, die viele er-
befinden uns noch immer in einer Ausnahmesi-        bracht haben: Beratungsangebote wurden auf
tuation. Diese besonderen Zeiten stellen die        digitale Formate umgestellt, Hygienekonzepte
LSBTI*-Community, stellen uns alle, noch im-        für Büros aufgestellt und Video-Konferenzen
mer vor besondere Herausforderungen. Die Ein-       durchgeführt. Ein neues Projekt für queere Ber-
schränkungen haben auch zur Folge, dass oh-         liner Kultur, pink.life, wurde ins Leben gerufen,
nehin vorhandene prekäre Lebenslagen, zum           der Berliner Preis für Lesbische* Sichtbarkeit als
Beispiel im Zusammenhang mit der sexuellen          Hybrid-Veranstaltung durchgeführt, die Kam-
Orientierung oder Geschlechtsidentität, sich        pagne des Bündnisses gegen Homophobie mit
noch verstärken. So sind beispielsweise Gewalt      dem Schwerpunkt 2020 „Gewalt und Schutz“
und Diskriminierung in ihren verschiedenen For-     war in der ganzen Stadt sichtbar und das Bünd-
men aufgrund der Einschränkungen des öffent-        nis gegen Homophobie verlieh, wie jedes Jahr,
lichen Lebens oft noch weniger sichtbar.            den Respektpreis – diesmal an das SchwuZ.

Die Einschränkungen in vielen Lebensbereichen       All dies war und ist nur durch ein unglaubliches
zeigen, wie angreifbar fest etabliert geglaubte     Maß an Flexibilität, Kreativität und Hartnäckig-
Strukturen der LSBTI*-Communities in der Re-        keit möglich. Für dieses großartige Engagement
genbogenstadt sind. Orte an denen man sich          bedanke ich mich ausdrücklich. Und es macht
trifft und austauscht, die sich über Jahrzehnte     Hoffnung auf eine Rückkehr zur Normalität.
etabliert haben, sind quasi über Nacht wegge-
fallen. Veranstaltungen, die fest in den Kalender   Ihr Dr. Dirk Behrendt
der Stadt integriert sind, konnten nur digital      Senator für Justiz, Verbraucherschutz und An-
stattfinden.                                        tidiskriminierung

                                                                                                             5
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Rede zur Respektpreisverleihung 2020

                                Reden ist Gold!
                                Rede anlässlich der
                                Respektpreisverleihung 2020

                                Dr. Barbara Slowik
                                Polizeipräsidentin in Berlin

    Sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehr-            sourcen, wenn uns menschenverachtende
    ter Herr Behrendt, liebe Bündnispartnerinnen             Straftaten gemeldet werden. Gleichzeitig tre-
    und -partner,                                            ten wir mit unseren Netzwerken in Kontakt, um
                                                             die Situation auf breiter Basis nachhaltig zu ver-
    herzlichen Dank für die Einladung zum diesjäh-           bessern: durch spezialisierte Opferhilfe und So-
    rigen virtuellen Treffen des BÜNDNIS GEGEN               zialarbeit, durch behördenübergreifende Pro-
    HOMOHOBIE und zur Verleihung des Respekt-                jekte und Kampagnen. Reden wird Gold, wenn
    preises 2020.                                            es uns gemeinsam gelingt, Opfer zu stärken,
                                                             Tatverdächtige zu ermitteln und vor allem eine
    Wir blicken auf ein Jahr zurück, das für alle her-       Sichtbarkeit zu schaffen. Eine Sichtbarkeit, die
    ausfordernd war: Trotz der Pandemieumstände              Probleme ins öffentliche Bewusstsein rückt, Lö-
    haben wir mit dem Schwerpunktthema „Ge-                  sungsstrategien begründet und den geschür-
    walt und Schutz“ unseres Bündnisses in diesem            ten Hass erfolgreich eindämmen kann.
    Jahr ein wichtiges Vorhaben umgesetzt. Ge-
    meinsam haben wir verdeutlicht, dass LSB-                Auch wenn Zahlen nur bedingt dazu beitragen,
    TI*-feindliche Straftaten nicht verschwiegen             einen Erfolg bei der Bekämpfung dieser Form
    werden dürfen. Wir haben verdeutlicht, dass              von Hasskriminalität zu messen, können sie
    keine Heirat erzwungen und menschenveracht-              eine Entwicklung aufzeigen. In diesem Jahr
    ende Gewalt niemals toleriert werden darf. Wir           rechnen wir mit einer ähnlichen Zahl erfasster
    haben klargestellt, dass dies Straftaten sind, die       Straftaten im Bereich der Hasskriminalität ge-
    angezeigt werden sollten.                                gen die sexuelle Orientierung bzw. gegen die
                                                             geschlechtliche Identität wie 2019. Und das,
    Der Hashtag „Reden ist Gold“ der diesjährigen            obwohl aufgrund der Pandemie das öffentliche
    Bündniskampagne gilt für uns als Polizei Berlin          Leben über viele Monate stark eingeschränkt
    in besonderer Hinsicht: Wir schauen genau hin            war. Auch wenn die abschließenden Zahlen für
    und wir ermitteln mit allen verfügbaren Res-             2020 noch ausstehen, zeigt sich, dass sich die

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REP RT Bündnis - LSVD Berlin-Brandenburg
Rede zur Respektpreisverleihung 2020

Entwicklung aus den vergangenen Jahren fort-        TI*-feindlichen Straftaten gemeint. Wir benöti-
setzt: Die Anzahl der Straftaten steigt im Durch-   gen auch Zeug:innen, die im Strafverfahren
schnitt auf gleichbleibendem Niveau. Wir als        mitwirken. Sie tragen dazu bei, eine optimale
Polizei Berlin sehen in der zunehmenden Anzei-      Strafverfolgung zu gewährleisten. Indem Straf-
generstattung aber auch ein gesteigertes Ver-       taten angezeigt werden, können Täter:innen
trauen in die Sicherheitsbehörden. Mit den          ermittelt und weitere Straftaten verhindert
Zahlen sehen wir, wo wir dem Thema Hasskri-         werden. Das schafft ein öffentliches Problem-
minalität besonders aufmerksam begegnen             bewusstsein. Die Strafanzeige leistet somit ei-
müssen: in den Bezirken Mitte, Friedrichs-          nen wesentlichen Beitrag dazu, die Situation
hain-Kreuzberg und Tempelhof-Schöneberg.            für LSBTI*-Personen in unserer freiheitlich-de-
Denn dort liegen die Tatorte vorwiegend. Mei-       mokratischen Gesellschaft zu verbessern.
ne Kolleg:innen vor Ort sind für dieses Themen-
feld besonders sensibilisiert. Das spielt eine      Ich freue mich darauf, die erfolgreiche Bündnis-
ganz entscheidende Rolle. Mit unseren um-           arbeit 2021 fortzusetzen. Lassen Sie uns ge-
fangreichen Aus- oder Fortbildungsmaßnah-           meinsam über LSBTI*-Feindlichkeit aufklären,
men stellen wir bestmöglich sicher, dass wir        unsere Netzwerke stärken und der Hasskrimi-
Geschädigten und Zeugen pietätvoll und pro-         nalität einheitlich entgegentreten!
fessionell begegnen.
                                                    Dem diesjährigen Preisträger bzw. der Preisträ-
Besser werden müssen wir, ganz klar, bei der        gerin wünsche ich weiterhin viel Courage im
Aufklärung. Die Aufklärungsquote der ange-          Einsatz für eine tolerante und vielfältige Gesell-
zeigten Taten liegt zurzeit bei 50%. Sie ist im     schaft.
Vergleich zum Vorjahreszeitraum leicht gesun-
ken. Mir ist es deswegen wichtig, zu betonen,       Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und
dass jeder Hinweis zählt – Hashtag „Reden ist       betone mit großer Überzeugung: Reden ist
Gold“: Hier sind nicht nur die Opfer von LSB-       Gold!

                                                                                                                   7
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Jahresrückblick

         Jahresrückblick

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                                                                                      Kirchenkreis Tempelhof-Schöneberg), Ralph
                                                                                      Ehrlich und Lutz Ermster (Berliner CSD e. V.)
                                                                                      sowie Florian Winkler-Ohm (Geschäftsführer
                                                                                      SchwuZ e. V.) inhaltlichen Input bei.

                                                                                      Bündnismitglieder präsentieren sich auf
                                                                                      der ersten digitalen STICKS & STONES 2020
                                                                                      Aufgrund der COVID-19-Pandemie fand Europas
         Am IDAHOBIT 2020 erleuchtete ein weiterer Stromkasten der Stromnetz Berlin
                                                                                      größte Job- und Karrieremesse für LSBTI* im Jahr
         GmbH in den Regenbogenfarben, versehen mit dem Schriftzug „Liebe verdient
         Respekt“.                                                                    2020 erstmals digital statt. Zum elften Mal prä-
                                                                                      sentierten sich somit zahlreiche Arbeitgeber:in-
         IDAHOBIT 2020                                                                nen, welche sich proaktiv für eine LSBTI*-inklu-
         Anlässlich des Internationalen Tags gegen                                    sive Unternehmenskultur einsetzen. Neben der
         Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit (IDAHO-                            UHLALA Group, welche die Messe organisiert,
         BIT) riefen das BÜNDNIS GEGEN HOMOPHOBIE                                     nutzten mehr als 80 Unternehmen die öffent-
         und der LSVD Berlin-Brandenburg am 17. Mai                                   lichkeitswirksame Plattform. Auch das BÜNDNIS
         zur traditionellen Kundgebung auf. Ganz so                                   GEGEN HOMOPHOBIE war dieses Jahr wieder
         wie in den vorangegangenen Jahren fand jene                                  zahlreich vertreten, unter anderem durch die
         in diesem Jahr jedoch nicht statt: Aufgrund der                              Charité – Universitätsmedizin Berlin, Coca-Cola
         COVID-19-Pandemie lud das BÜNDNIS zu einer                                   European Partners, Deutsche Bank, Pfizer, SAP,
         digitalen Kundgebung ein. Auch 2020 profi-                                   Stromnetz Berlin und den Humanistischen Ver-
         tierte die Veranstaltung von Beiträgen und der                               band Berlin-Brandenburg.
         Unterstützung zahlreicher zivilgesellschaftlicher
         Organisationen, öffentlicher Institutionen und                               Landessportbund Berlin und Berliner Fuß-
         Unternehmen sowie Religions- und Weltan-                                     ball-Verband beteiligen sich an Sport Pride
         schauungsgemeinschaften. Neben dem schrift-                                  2020
         lichen Grußwort der Berliner Staatssekretärin                                Auch der Pride Month 2020 und alle damit
         für Verbraucherschutz und Antidiskriminierung,                               einhergehenden Events haben die Auswirkun-
         Margit Gottstein, steuerten Angelika Schöttler                               gen der COVID-19-Pandemie mehr als deut-
         (Bezirksbürgermeisterin von Tempelhof-Schö-                                  lich zu spüren bekommen. Dennoch galt es für
         neberg), Ayfer Schultz (Zentrum Migrant:in-                                  den Landessportbund Berlin, den Berliner Fuß-
         nen, Lesben und Schwule), Sebastian Vetter                                   ball-Verband sowie die Profivereine Hertha BSC
         (AHA-Berlin), Pfarrer Michael Raddatz (Superin-                              und Eisbären Berlin, Farbe zu bekennen: Die
         tendent des Evangelischen Kirchenkreises Tem-                                Verbände und Vereine zählen zu den Erstun-
         pelhof-Schöneberg), Pfarrerin Theresa Bruck-                                 terstützer:innen der Sport Pride 2020. Mit der

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REP RT Bündnis - LSVD Berlin-Brandenburg
Jahresrückblick

Social-Media-Kampagne #SportPride2020 ge-            mitglieder, vertreten durch die Coca-Cola Euro-
lang es dem LSVD Berlin-Brandenburg, den             pean Partners Deutschland GmbH, die Berliner
Fußballfans gegen Homophobie, den Queer              Sparkasse sowie die Polizei Berlin. Vervollstän-
Football Fanclubs, F_in – Netzwerk Frauen im         digt durch schriftliche Inputs der Berliner Stadt-
Fußball und Football Supporters Europe die           reinigung und der Charité wurden gemeinsam
Global Pride am 27. Juni 2020 zu nutzen, um          Vorschläge erarbeitet, welche im weiteren Ver-
weltweit LSBTI* im Sport sichtbar zu machen          lauf mit der Landesstelle für Gleichbehandlung
und für einen diskriminierungsfreien Sport ein-      – gegen Diskriminierung abgestimmt und ins
zustehen. Schon im März 2020 veranstalteten          gesamte BÜNDNIS getragen werden. Neben
der Berliner Fußball-Verband und der LSVD Ber-       der Neufassung der Nominierungskriterien für
lin-Brandenburg den Aktionsmonat „Berliner           den Respektpreis wurden auch Vorschläge für
Fußball gegen Homophobie und Trans*pho-              geänderte Aufnahme- und Mitgliedskriterien
bie“, um mit einer Fotokampagne, Schulun-            formuliert. Diese sehen unter anderem einen
gen und Filmvorstellungen ein deutliches Zei-        verpflichtenden Fortschrittsbericht eines jeden
chen für mehr Sensibilität und Sichtbarkeit von      Mitglieds, das Aktualisieren der Ansprechper-
sexueller und geschlechtlicher Vielfalt im Brei-     son(en) und Sanktionsmechanismen als Konse-
tensport zu setzen.                                  quenz aus Verhaltensweisen, die den Werten
                                                     des BÜNDNIS widersprechen, vor.
AG Weiterentwicklung des BÜNDNIS
GEGEN HOMOPHOBIE                                     Studie des Deutschen Instituts für Wirt-
2019 feierte das BÜNDNIS sein 10-jähriges Be-        schaftsforschung und der Universität Biele-
stehen – eine gute Gelegenheit für eine Be-          feld zur Arbeitsmarktsituation von LSBTI*
standsaufnahme sowie einen Blick in die Zu-          in Deutschland
kunft. Im elften Jahr der Zusammenarbeit wurde       Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung
mit dem Start der AG Weiterentwicklung im            (DIW) untersuchte in Kooperation mit der Uni-
Rahmen des ersten Bündnistreffens 2020 ein           versität Bielefeld die Arbeitsmarktsituation von
partizipativer Prozess angestoßen. Der LSVD          LSBTI* in Deutschland auf der Datenbasis des So-
Berlin-Brandenburg erarbeitete hierzu eine Vor-      zio-ökonomischen Panels und präsentierte neue
lage, die den Ist-Zustand sowie die aus der Arbeit   Ergebnisse mit Relevanz für Arbeitgeber:innen.
entstandenen Anforderungen und Leitfragen            Während LSBTI* im Schnitt höher qualifiziert auf
zur Weiterentwicklung des BÜNDNIS enthielt.          dem Arbeitsmarkt auftreten, sind sie im Job mit
Auf dieser Grundlage wurde beim Abschluss-           außerordentlichen Hürden konfrontiert: 30 Pro-
meeting des ersten Bündnistreffens der weite-        zent der befragten LSBTI* gaben an, Diskrimi-
re Prozess vorstrukturiert und vom LSVD Ber-         nierung im Arbeitskontext zu erfahren. Darauf
lin-Brandenburg aufgearbeitet. Im August 2020        aufbauend ergibt sich aus der Studie ebenfalls,
traf sich eine Arbeitsgemeinschaft der Bündnis-      dass ein Drittel aller Befragten am Arbeitsplatz

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REP RT Bündnis - LSVD Berlin-Brandenburg
Jahresrückblick

      nicht geoutet ist beziehungsweise nicht offen        Weitere Erfolge für Bündnismitglieder im
      mit der eigenen sexuellen Orientierung und ge-       DAX 30 LGBT+ Diversity Index 2020
      schlechtlichen Identität umgeht oder umgehen         Nach der erstmaligen Veröffentlichung im Jahr
      kann. Diese Situation verschärft sich in Branchen    2019 präsentierte die UHLALA Group am 10.
      mit einem unterdurchschnittlichen Anteil an          November 2020 die zweite Ausgabe des DAX
      LSBTI* wie beispielsweise in der Land- und Forst-    30 LGBT+ Diversity Index. Das Ranking zeigt auf,
      wirtschaft, dem verarbeitenden Gewerbe und           wie sehr sich die führenden 30 DAX Unterneh-
      dem Baugewerbe. Bei der Auswahl der Arbeits-         men in Deutschland für eine LSBTI*-freundliche
      stelle und somit auch der Arbeitsbranche legen die   Unternehmenskultur einsetzen. 25 DAX-Unter-
      Befragten einen besonderen Wert auf ein für          nehmen haben sich insgesamt an dem Ranking
      LSBTI* offenes und inklusives Arbeitsklima, was      beteiligt, wovon 17 mehr als 50 Prozent und
      für jene die Attraktivität von Unternehmen deut-     fünf Unternehmen mehr als 70 Prozent der er-
      lich erhöht.                                         reichbaren Punkte erhalten haben. Angeführt
                                                           wird das Ranking, wie auch schon im letzten
      Berliner Polizei ernennt Svea Knöpnadel              Jahr, durch das Bündnismitglied SAP. Das zwei-
      zur Extremismusbeauftragten                          te Bündnismitglied, die Deutsche Bank, konn-
      Rechtsextremistische Gruppierungen und Ak-           te sich im Vergleich zum Vorjahr sogar auf den
      tivitäten sind innerhalb deutscher Sicherheits-      zweiten Platz verbessern. Mit der zweiten Aus-
      behörden keine Einzelfälle. Für marginalisierte      gabe des Index erweitert die UHLALA Group
      und speziell von der extremen Rechten bedroh-        ihren Service auch für Unternehmen, welche
      te Communitys wie die LSBTI*-Community ist           nicht im DAX 30 gelistet sind. Mithilfe eines
      dies besonders prekär, da ihr Schutzbedürfnis        Online-Tools können interessierte Unterneh-
      eventuell feindlich gesinnten Akteur:innen und       men den Fragebogen der UHLALA Group be-
      Dynamiken innerhalb staatlicher Institutionen        antworten, um die LSBTI*-Freundlichkeit ihrer
      gegenüber steht. Als Teil des von Innensenator       Strukturen zu überprüfen.
      Geisel und Polizeipräsidentin Slowik im August
      2020 vorgestellten Elf-Punkte-Konzepts gegen         DFB richtet Anlaufstelle für LSBTI* ein
      rechtsextremistische Einstellungen in der Polizei    In den letzten Zügen des Jahres 2020 verkünde-
      wurde im Oktober 2020 Kriminaloberrätin Svea         te der Deutsche Fußball-Bund die Einrichtung
      Knöpnadel als neue Extremismusbeauftragte            einer zentralen Anlaufstelle für geschlechtliche
      der Berliner Polizei vorgestellt. In der Position    und sexuelle Vielfalt. Die Anlaufstelle, dessen
      der zentralen Ansprechperson vertritt Knöp-          Laufzeit als Pilotprojekt vorerst auf 18 Monate
      nadel die Anlaufstelle sowohl gegenüber Bür-         begrenzt ist, zielt darauf ab, eine Verbindung
      ger:innen als auch innerhalb der Behörde, um         zwischen dem organisierten Vereinsfußball und
      rechtsextremistischen Verdachtsfällen in den         der LSBTI*-Community zu generieren, sodass
      eigenen Reihen nachzugehen.                          langfristig neben beratenden Tätigkeiten auch

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Jahresrückblick

für LSBTI*-bezogene Themen sensibilisiert und     2020 die zweite QueerZ als Open-Air-Event im
somit die Basis für einen diskriminierungs- und   Außenbereich des Jugendzentrums Lessinghö-
stigmatisierungsfreien Raum geschaffen wer-       he. Damit ermöglichten die Organisator:innen
den kann. In diesem Sinne gliedert sich die An-   auch in Pandemiezeiten für queere Jugendliche
laufstelle in bestehende institutionelle Struk-   eine optimale Gelegenheit, sich diskriminie-
turen des DFB ein und ergänzt die Arbeit der      rungs- und stigmatisierungsfrei zu treffen und
bereits bestehenden Anlaufstellen für Gewalt-     Kontakte mit anderen LSBTI* zu knüpfen.
und Diskriminierungsvorfälle in den Landes-
verbänden. Unter der Supervision von Chris-       Trotz einer sich im Laufe des Jahres dynamisch
tian Rudolph als erster Ansprechpartner wird      entwickelnden Pandemiesituation konnte die
die Kompetenz- und Anlaufstelle in Kooperati-     QueerZ-Veranstaltungsreihe am 5. Dezem-
on mit dem Lesben- und Schwulenverband in         ber 2020 in Form eines Livestreams erfolgreich
Deutschland ab dem 1. Januar 2021 ihre Arbeit     fortgesetzt werden. „Für queere Jugendliche
beginnen.                                         ist die Pandemie eine besondere Herausfor-
                                                  derung. Vielen Jugendlichen fehlt es derzeit
QueerZ #2 und #3                                  an Anschluss und wichtiger Unterstützung im
Nach der Erstausgabe der QueerZ im Jahr 2019      Coming-Out“, so Thomas Schwarz, Projektlei-
veranstaltete der LSVD Berlin-Brandenburg in      ter beim LSVD Berlin-Brandenburg und Initiator
enger Zusammenarbeit mit dem SchwuZ, Lie-         der QueerZ. Im Streaming-Studio des SchwuZ
be wen du willst e.V., gleich & gleich und dem    entstanden circa drei Stunden Programm mit
Jugendzentrum Lessinghöhe mit der Unterstüt-      vielen Stars der queeren Community, interak-
zung des Jugendamtes Neukölln sowie der Se-       tiven Workshops, spannenden Talks und zahl-
natsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz      reichen Projektvorstellungen aus der LSBTI*-
und Antidiskriminierung am 27. September          Jugendarbeit.

Impressionen der QueerZ als Open-Air-Ausgabe      ... sowie des QueerZ-Livestreams

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SCHWERPUNKTTHEMA 2020

                     GEWALT UND SCHUTZ

     Unter diesem Motto entwickelte das BÜND-            Beim ersten Arbeitstreffen des BÜNDNIS, wel-
     NIS GEGEN HOMOPHOBIE zusammen mit der               ches pandemiebedingt vom 11. Mai bis zum 12.
     Berliner Agentur HELDISCH die Bündniskam-           Juni in Form eines Online-Seminars stattfand,
     pagne zum Schwerpunktthema 2020 „Gewalt             nutzten drei in Berlin ansässige Selbsthilfe- und
     und Schutz“. Auf über 2000 Werbeflächen, be-        Unterstützungseinrichtungen die Plattform des
     reitgestellt durch die Wall GmbH, wurden die        Bündnistreffens zur Projektvorstellung. Die Ver-
     Kampagnenplakate im gesamten Stadtgebiet            eine Liebe wen Du willst, L-Support und AWO
     öffentlichkeitswirksam präsentiert. Mit den         Kreisverband Berlin Spree-Wuhle klärten im
     Plakatslogans der Sensibilisierungskampag-          Video-on-Demand-Format über ihre Arbeit und
     ne „Reden ist Gold – Nicht schweigen!“ sowie        thematische Schwerpunktsetzung auf. Im fol-
     „Liebe ist frei – keine Heirat aus Zwang!“ streb-   genden Kapitel soll dies noch einmal rekapitu-
     ten die Bündnismitglieder zum einem die Ge-         liert und zudem mit wissenschaftlichen Erkennt-
     nerierung von Sichtbarkeit und Bewusstsein für      nissen ergänzt werden: Neben einem Beitrag
     LSBTI*-feindliche Gewalt sowie der Praxis von       zur LSBTI*-Krisenwohnung stellt Albrecht Lü-
     Zwangsverheiratung an. Zum anderen sollte so        ter das 2020 erstmals erschienene „Berliner
     niedrigschwelligen Kontaktmöglichkeiten zu          Monitoring Trans- und homophobe Gewalt“
     Strafverfolgungsbehörden und Hilfeeinrichtun-       vor, dessen thematischer Schwerpunkt auf
     gen zu mehr Bekanntheit verholfen werden.           lesbenfeindlicher Gewalt liegt.

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Schwerpunktthema 2020 – Gewalt und Schutz

Das Berliner Monitoring:
Trans- und homophobe Gewalt
                                                                        dass die Anzeigequote von LSBTI*-feindlichen
                                                                        Gewalttaten hier vielfach höher ist, zumal Ber-
                                                                        lin über Ansprechpersonen bei Polizei und
                BERLINER MONITORING                                     Staatsanwaltschaft, vitale Szenen und entwi-

                Trans- und                                              ckelte Beratungs- und Unterstützungsangebo-
                                                                        te verfügt. Das Ziel, den Kampf gegen LSB-
                homophobe                                               TI*-Feindlichkeit zu fördern und Gegenmaß-
                Gewalt                                                  nahmen wirkungsvoll auszurichten, indem Ge-
                ERSTE AUSGABE                                           walt- und Straftaten ans Licht gebracht und
                SCHWERPUNKTTHEMA                                        dokumentiert werden, prägt den Berliner An-
                L E S B E N F E I N D L I C H E G E WA LT
                                                                        satz der Anti-Gewalt-Arbeit. Diese hat auch im
                                                                        Rahmen der Initiative „Berlin tritt ein für Selbst-
                                                                        bestimmung und Akzeptanz geschlechtlicher
                                                                        und sexueller Vielfalt“ (IGSV) einen hohen Stel-
                ALBRECHT LÜTER
                SARAH RIESE
                ALMUT SÜLZLE
                                                                        lenwert. Zahlreiche Maßnahmen richten sich
                                                                        auf eine verbesserte Unterstützung Betroffe-
                                                                        ner, wozu auch die Schaffung belastbarer Er-
                                                                        kenntnisgrundlagen gehört. Das von CAMINO
                                                                        entwickelte und durch die Landesstelle für
Die erste Ausgabe des Berliner Monitoring Trans- und homophobe Gewalt
                                                                        Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung
                                                                        (LADS) geförderte Berliner Monitoring Trans-
Weit mehr als die Hälfte aller bundesweit durch                         und homophobe Gewalt, das bundesweit erst-
die Polizei erfassten Hasstaten gegen die sexu-                         malig eine kontinuierliche Dokumentation und
elle Orientierung oder geschlechtliche Identität                        Analyse LSBTI*-feindlicher Gewalt bietet, bün-
werden derzeit aus Berlin gemeldet. Die Ber-                            delt diese Anstrengungen. Es leistet Pionierar-
liner Fallzahlen haben sich im Jahr 2019 gegen-                         beit und möchte auch Impulse für eine Sensibi-
über 2017 zudem mehr als verdoppelt. Sind wir                           lisierung der Stadtgesellschaft und eine Koope-
Zeug:innen eines besorgniserregenden An-                                ration der Beratungseinrichtungen geben. Um
stiegs von LSBTI*-feindlicher Gewalt? Dafür                             ein integriertes Monitoring aufzubauen, wer-
sprechen nicht nur polizeiliche Statistiken, son-                       den mehrere Handlungsstränge verzahnt. In
dern auch Informationen von unabhängigen                                der bereits veröffentlichten ersten Ausgabe
Dokumentations- und Beratungsstellen. Der                               wurde erstmals eine differenzierte Analyse der
Bundesländervergleich zeigt allerdings, dass                            seit 2010 polizeilich registrierten Hassdelikte
Berlin sich durch eine bemerkenswerte Beson-                            gegen die sexuelle Orientierung und ge-
derheit auszeichnet. Alles deutet daraufhin,                            schlechtliche Identität vorgelegt. Die Berichter-

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Schwerpunktthema 2020 – Gewalt und Schutz

      stattung über amtliche Informationen – ergänzt      angegriffen werden. Die zweite Ausgabe des
      um den Justizbereich – soll fortgeschrieben         Monitorings wird sie in den Mittelpunkt stellen
      werden, um zeitnah aktuelle Lagebilder zur Si-      und zugleich fragen, inwieweit Diskriminierun-
      tuation in Berlin bereitzustellen. Zudem ist vor-   gen von trans* Personen – beispielsweise in
      gesehen, zivilgesellschaftliche Informationen       rechtlicher Hinsicht oder im medizinischen Feld
      von Beratungs- und Opferhilfeeinrichtungen          – Merkmale von Gewalt aufweisen. In mancher
      und den Berliner Registerstellen zusammenzu-        Hinsicht ist das Monitoring also darauf ange-
      führen. Dabei geht es neben der Aufbereitung        wiesen, die Quellen und Informationen, über
      der in den Einrichtungen vorhandenen Experti-       die es berichtet, erst selbst zu schaffen. Bereits
      se auch um eine Verständigung über tragfähige       die erste Ausgabe zeigt, dass die Anlässe dazu
      Kriterien und Verfahren der Dokumentation           dringlicher und häufiger werden. Die polizeili-
      von Übergriffen. Das Monitoring will die Ein-       chen Fallzahlen sind in den letzten Jahren ra-
      richtungen dabei unterstützen, ihr Wissen zu        sant gestiegen: 2019 wurden bereits 344 Fälle
      bündeln und wirkungsvoll in die Berliner Öf-        registriert. Ungeachtet des großen Dunkelfel-
      fentlichkeit zu tragen. Ein Runder Tisch der Be-    des ist damit fast täglich ein Vorfall aktenkun-
      ratungsstellen hat seine Arbeit aufgenommen.        dig geworden. Die Taten begleiten das queere
      Ergebnisse werden im Mittelpunkt der zweiten        Leben wie ein Schatten: In den Abendstunden,
      Ausgabe des Monitorings stehen, die für 2022        in den Sommermonaten oder am Wochenende
      vorgesehen ist. Schon ein oberflächlicher Blick     – überall dort, wo die Vielfalt Berlins unüber-
      auf LSBTI*-feindliche Gewalt legt zudem er-         sehbar wird, häufen sich Gewalttaten und stei-
      hebliche Lücken und Blindstellen offen. Man-        gen die Fallzahlen. Der Umstand, dass fast alle
      che Gruppen finden nicht oder nur in geringem       Vorfälle (91,5 %) auf männliche Verursacher
      Maße den Zugang zu Beratungsstellen oder zur        zurückgehen, zeigt deutlich, dass LSBTI*-feind-
      Polizei. Einige Phänomene entziehen sich bis-       liche Gewalt eine unübersehbare geschlechtli-
      her der Aufmerksamkeit einschlägiger Stellen        che Codierung aufweist. Sie beschränkt sich
      und erfordern gesonderte Zugänge. Neben der         zudem nicht auf bestimmte Bevölkerungsgrup-
      kontinuierlichen Berichterstattung sieht das        pen: Die Staatsangehörigkeiten der Tatver-
      Monitoring daher wechselnde Themenschwer-           dächtigen sind ein Spiegelbild der Berliner Be-
      punkte vor, die vernachlässigte Aspekte be-         völkerung. In anderer Hinsicht kann von einem
      leuchten. Lesbenfeindliche Gewalt – der             Querschnitt Berlins keine Rede sein: Bei 75 %
      Schwerpunkt der ersten Ausgabe – ist etwa in        der ermittelten Tatverdächtigen, bei den männ-
      der polizeilichen Statistik offenkundig unterre-    lichen Tatverdächtigen sogar bei 78,3 %, ver-
      präsentiert. Trans*feindliche Gewalt wird sel-      fügte die Polizei bereits über Vorerkenntnisse,
      ten untersucht, obwohl Befragungen nahele-          etwa aufgrund von Vorstrafen. Die Täter sind
      gen, dass trans* Personen besonders häufig          also oft mehrfach auffällig. Das ist ein auch für

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Schwerpunktthema 2020 – Gewalt und Schutz

die Prävention und Anti-Gewalt-Arbeit wichti-      heiten: Auffällig sind enge Verschränkungen
ger Hinweis. Im Zeitraum von 2010 bis 2018         von Lesbenfeindlichkeit und Sexismus. Viele
wurden ganz überwiegend Taten in der inne-         Frauen* beschreiben, dass sie gleichermaßen als
ren Stadt erfasst, in Mitte (26,4 %), in Tempel-   Lesbe und als Frau* angegriffen werden, was
hof-Schöneberg (19,8 %), in Friedrichs-            eine sortenreine Beschreibung von Motiven er-
hain-Kreuzberg (17,2 %) oder in Neukölln (9,2      schwert. Das Monitoring Trans- und homopho-
%). Der Wandel der Stadt erfordert eine konti-     be Gewalt zielt durchgehend darauf, solchen
nuierliche und zeitnahe Analyse: So zeichnete      Überlagerungen und „Intersektionen“ die ge-
sich die Entwicklung Neuköllns zu einem            bührende Aufmerksamkeit zukommen zu las-
Schwerpunkt LSBTI*-feindlicher Gewalt bereits      sen. Sie können sich auch an Schnittstellen von
2013 ab, in Mitte stiegen die Fallzahlen ab        LSBTI*-Feindlichkeit und Rassismus oder im Hin-
2015 besonders stark an. Gemessen an polizei-      blick auf sozialen Status ergeben. In Szenen und
lich angezeigten Vorfällen konnte die Lage in      Freund:innenkreisen ist die Auseinandersetzung
Tempelhof-Schöneberg demgegenüber stabili-         mit lesbenfeindlicher Gewalt verbreitet. Sie ver-
siert werden. LSBTI*-feindliche Gewalt trifft      bleibt aber oft in diesem schützenden Umfeld.
insbesondere Berliner:innen im Alter zwischen      Nicht nur die Anzeige bei der Polizei, auch die
20 und 40 Jahren. Und nicht nur die Tatver-        Meldung bei Beratungsstellen sind Ausnahmen.
dächtigen, auch die Betroffenen, die bei der       Und dies, obwohl die Befragungen eindrücklich
Polizei Anzeige erstattet haben, sind sehr über-   den hohen Stellenwert öffentlicher Aufmerk-
wiegend männlich (82,8 %). Der The-                samkeit für Empowerment, Schutz und Bewälti-
menschwerpunkt zu lesbenfeindlicher Gewalt         gung von Gewalt und Hass belegen: Passivität
zeigt jedoch, dass solche Angaben eine diffe-      und Teilnahmslosigkeit von Zuschauer:innen
renzierte Bewertung erfordern. Von 188 be-         und Beobachter:innen werden als mindestens
fragten Frauen* berichteten 97 von Erfahrun-       ebenso schmerzhaft empfunden wie offene, ag-
gen mit lesbenfeindlichen Übergriffen in den       gressive Lesbenfeindlichkeit. Das Berliner Moni-
letzten fünf Jahren, das sind 57,4 %. Nur drei     toring Trans- und homophobe Gewalt versteht
Frauen* haben aber Anzeige erstattet. Die          sich daher als Einspruch gegen Gleichgültigkeit
Schwelle zu einer polizeilichen Anzeige ist für    und Indifferenz. Wenn LSBTI*-feindliche Hass-
lesbische und bisexuelle Frauen* oftmals schär-    gewalt die vielfältigen Lebensformen und Zivili-
fer ausgeprägt, zumal die Polizei als dominant     tät der Stadtgesellschaft als Ganzes in Frage
männlich geprägte Institution wahrgenommen         stellt, ist es an der Zeit, ein Plädoyer für eine Kul-
wird. Die Gewalt gegen lesbische und bisexuel-     tur des Hinschauens zu halten.
le Frauen* droht damit, doppelt unsichtbar zu
bleiben. Auch die Gewalterfahrung von lesbi-       www.lsbti-monitoring.berlin
schen und bisexuellen Frauen* zeigt Besonder-      mail@camino-werkstatt.de

                                                                                                             17
Schwerpunktthema 2020 – Gewalt und Schutz

      Die LSBTI*-Krisenwohnung in Berlin –
      Ein Kooperationsprojekt des AWO Kreisverbandes Berlin Spree-Wuhle e.V.
      und des Zentrums für Migrant:innen, Lesben und Schwule (MILES)

      Eine Verdopplung der polizeilich erfassten Fälle   Im Oktober 2019 wurde die LSBTI*-Krisenwoh-
      von Hasskriminalität gegen die sexuelle Orien-     nung als anonyme und temporäre Zufluchts-
      tierung oder geschlechtliche Identität im Zeit-    möglichkeit eröffnet. Das Projekt zielt darauf
      raum von 2017 bis 2019 und ein prognostizier-      ab, die Lebensqualität von LSBTI*-Personen mit
      ter Anstieg auf gleichbleibendem Niveau für        Migrationsgeschichte beziehungsweise Flucht-
      das Jahr 2020: Sowohl die Rede der Polizeiprä-     biografie, die sich durch angedrohte oder be-
      sidentin Dr. Barbara Slowik als auch der Beitrag   reits vollzogene Zwangsverheiratung, Gewalt
      zum „Berliner Monitoring Trans- und homo-          im Namen der Ehre, häuslicher Gewalt und Ge-
      phobe Gewalt“ legen dar, wie drastisch sich die    walt aufgrund ihrer sexuellen und/oder ge-
      Situation um LSBTI*-feindliche Gewalt in Berlin    schlechtlichen Identität in Gefahrenlage befin-
      in den letzten Jahren verschärft hat. Durch For-   den, zu verbessern.
      schungsarbeit wie die des Berliner Monitorings
      aber auch durch Dokumentations- und Bera-          Um die Gefahrenlage und individuelle Bedarfe
      tungsstellen wird weiterhin deutlich, wie wich-    festzustellen, werden vor der Aufnahme in die
      tig hierbei eine intersektionale Analyseperspek-   Wohnung von der MILES-Beratungsstelle Vor-
      tive ist. So kann beispielsweise die Überlappung   gespräche durchgeführt. Neben der Funktion
      von LSBTI*-Feindlichkeit und Rassismus betont      als Schutzraum bietet die Krisenwohnung Zu-
      und den Perspektiven der von Mehrfachdiskri-       gang zu psychosozialer Beratung sowie Unter-
      minierung Betroffenen gerecht werden. Dieser       stützung während des Aufenthalts, beispiels-
      Ansatz wird ebenfalls in der vom AWO Kreis-        weise durch die Weitervermittlung an externe
      verband Berlin Spree-Wuhle e.V. und des Zent-      Beratungsstellen und Organisationen zum
      rums für Migrant:innen, Lesben und Schwule         Zweck der Wohnungssuche, der medizinischen
      (MILES) als Kooperationsprojekt geführten          Versorgung oder der Arbeitsplatzsuche. Im
      LSBTI*-Krisenwohnung verfolgt. Mithilfe der        Zentrum des Unterstützungsangebotes der
      Unterstützung durch die MILES-Projektleiterin      LSBTI*-Krisenwohnung steht die Förderung der
      Ayfer Schultz wird das Projekt als Beispiel für    sexuellen und geschlechtlichen Selbstbestim-
      eine Berliner Hilfeeinrichtung im Folgenden        mung. Zu den Aufgaben der beiden hauptamt-
      vorgestellt.                                       lichen Betreuer:innen zählt so auch die Lö-

18
Schwerpunktthema 2020 – Gewalt und Schutz

sungsfindung für im Zusammenhang mit Fami-       neartikeln bestückt. Während die Kommunika-
lie, Community und/oder Reglion entstande-       tion mit den Bewohner:innen vor der Pandemie
nen Probleme der Bewohner:innen.                 durch tägliche, vor Ort stattfindende persönli-
                                                 che Gespräche gewährleistet wurde, musste
Im Jahr 2020 wurden bei der bei MILES ange-      dies seit dem letzten Jahr zum Teil auf die digi-
siedelten Clearingstelle 26 Anfragen mit über    tale Ebene verlagert werden. Durch den Lock-
250 Kontakten beantwortet. Sieben Personen       down waren alle angehalten „zu Hause“ zu
sind in die Krisenwohnung, in der insgesamt 5    bleiben, was für viele äußerst herausfordernd
Plätze zur Verfügung stehen, vermittelt wor-     und belastend war. Die sehr wichtigen sozialen
den. Durch Maßnahmen wie die Sensibilisie-       Kontakte zu Freund:innen und Bekannten, in
rung für die Gefahrenlagen von LSBTI*-Perso-     der Ausbildung oder an der Arbeit, fehlten
nen mit Migrationsgeschichte und/oder Flucht-    plötzlich. Auch für die oben bereits erwähnten
biographie in Fachkreisen, die Teilnahme an      Unterstützungsangebote der LSBTI*-Krisen-
Veranstaltungen und Arbeitskreisen sowie Auf-    wohnung hatte dies weitreichende Konse-
klärungs- und Schulungsangebote für Perso-       quenzen.
nen, die direkt mit Menschen in Notsituation
arbeiten, machen die Projektmitarbeiter:innen    Jede Krise birgt aber auch das Potential für opti-
das Angebot bekannt. Die Plakatkampagne mit      mierende Veränderungen. Durch die Erfahrun-
dem Slogan „Liebe ist frei – keine Heirat aus    gen des letzten Jahres konnte festgestellt wer-
Zwang!“ des BÜNDNIS GEGEN HOMOPHOBIE             den, welche Defizite es in der LSBTI*-Krisen-
im Rahmen des Schwerpunktthemas „Gewalt          wohnung gibt und welche Aspekte des Projekts
und Schutz” hat ebenfalls sehr zur Weiterver-    Verbesserungspotential aufweisen. So wird ein
breitung des Angebotes beigetragen. Die          Schwerpunktthema für die Zukunft die Woh-
COVID-19-Pandemie veränderte im Jahr 2020        nungssuche in Berlin sein. Durch die Bedingun-
das gesamtgesellschaftliche Leben. Daraus er-    gen des pandemiebedingten Lockdowns, wie
gaben sich einige Herausforderungen für die      beispielsweise die erschwerte Erreichbarkeit
Verwaltung der Krisenwohnung. Ab März            der Behörden sowie fehlende Wohnungen be-
2020 wurde die Wohnung von vier Personen         ziehungsweise WG-Zimmer, beträgt die Ver-
bewohnt, ein Hygienekonzept wurde erstellt       weildauer einzelner Personen in der Krisenwoh-
und kontinuierlich auf Basis der geltenden In-   nung momentan bis zu sechs Monaten. Die
fektionsschutzbestimmungen aktualisiert. Den     schnelle und gezielte Weitervermittlung gilt es
Bewohner:innen wurden die neuesten Infor-        zu optimieren, um die LSBTI*-Krisenwohnung
mationen unverzüglich mitgeteilt und die Woh-    auch in Zukunft als sicheren Zufluchtsort für
nung wurde stets mit notwendigen Utensilien      möglichst viele Menschen zur Verfügung zu
wie Desinfektionsmitteln, Masken und Hygie-      stellen, die sich akut in Gefahr befinden.

                                                                                                         19
LSBTI*-FEINDLICHKEIT
     FINDEN SIE
     UNMÖGLICH?
     UNNÖTIG?
     UNGERECHT?
     DANN SETZEN SIE
     SICH EIN FÜR
     AKZEPTANZ!
     VIELFALT!
     DEMOKRATIE!

     Mit 128 Mitgliedern ist das BÜNDNIS GE-        lität für alle Berliner:innen ein und über-
     GEN HOMOPHOBIE eines der deutschland-          nimmt eine wichtige Vorbildfunktion. Ber-
     weit größten Netzwerke, welches sich für       lin steht für Diversität, Akzeptanz und
     die Gleichberechtigung von Lesben,             Weltoffenheit – und so soll das auch blei-
     Schwulen, Bisexuellen, trans- und interge-     ben, nur noch immer besser! Möchten Sie
     schlechtlichen Menschen in allen Bereichen     mit Ihrer Organisation oder Ihrem Unter-
     der Gesellschaft aktiv engagiert. Jedes Mit-   nehmen dazugehören? Wie wäre es mit ei-
     glied setzt sich damit individuell und nach    ner lebendigen Mitgliedschaft oder Ko-
     den eigenen Stärken für mehr Lebensqua-        operationspartnerschaft?

20
10 Gründe für Ihre Mitgliedschaft

Das BÜNDNIS GEGEN HOMOPHOBIE ist die           tung für Justiz, Verbraucherschutz und An-
Allianz der heterosexuellen Mehrheitsgesell-   tidiskriminierung im Rahmen der Initiative
schaft für die gesellschaftliche Anerkennung   „Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und
nicht-heteronormativer Lebensweisen. Das       Akzeptanz geschlechtlicher und sexueller
BÜNDNIS ist ein Projekt des Bildungs- und      Vielfalt“ (IGSV) gefördert wird.
Sozialwerk des Lesben- und Schwulenver-
bandes Berlin-Brandenburg e.V., das von der    Weitere Infos zum BÜNDNIS GEGEN HOMO-
Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen      PHOBIE: www.stopp-homophobie.de
Diskriminierung (LADS) der Senatsverwal-       www.facebook.com/Homophobie

1. Steigerung von Respekt, Toleranz und Wertschätzung für Lesben, Schwule,
   Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Personen in Ihrem Unternehmen/
   Ihrer Organisation

2. Vorbildwirkung für andere Unternehmen/Organisationen und Ihre Kund:innen
   oder Mitglieder

3. Schaffung einer breiteren Basis für den Nutzen von Diversität im Erwerbsleben

4. Anreiz für einen positiven Wettbewerb in Bezug auf Vielfalt und Toleranz

5. Enttabuisierung von Personen und Gruppen, die gesellschaftlich benachteiligt sind

6. Vorstellung Ihres Unternehmens/Ihrer Organisation bei den Aktivitäten des
   BÜNDNIS GEGEN HOMOPHOBIE und gegenüber der Berliner Politik

7. Gesteigerte Wahrnehmung Ihres Unternehmens/Ihrer Organisation in den
   Medien durch aktive Öffentlichkeitsarbeit des BÜNDNIS GEGEN HOMOPHOBIE

8. Einbindung Ihres Unternehmens/Ihrer Organisation in öffentliche Veranstaltungen

9. Aufmerksamkeit bei Unternehmen/Organisationen, die im Bereich personelle
   Vielfalt bereits aktiv sind

10. Bildung von neuen Netzwerken und Kooperationen

                                                                                            21
BÜNDNIS GEGEN HOMOPHOBIE 2020
        [know:bodies] gesellschaft für integrierte kommunikation und
       bildungsberatung mbh  1. FC Union Berlin e. V.  a&o Hotels und
       Hostels Holding GmbH  Abba Berlin Hotel  Akademie der Künste
        Almodóvar Hotel  Alt-Katholische Gemeinde Berlin  AOK Nor-
       dost – Die Gesundheitskasse  Arcadia Hotel Berlin  art´otel berlin
       kudamm  AVIVA-Berlin  AWO Landesverband Berlin e. V.  bbw
       Hochschule  Berlin Horizon Boerger GmbH/Hotel 103  Berlin
       Tourismus & Kongress GmbH (visitBerlin)  Berliner Bäder-Betriebe
        Berliner Fußball-Verband e. V.  Berliner Sparkasse  Berliner
       Stadtreinigung (BSR)  Berliner Verkehrsbetriebe (BVG)  bett1.de
       GmbH  Charité – Universitätsmedizin Berlin  Coca-Cola Europe-
       an Partners Deutschland GmbH  dbb beamtenbund und tarifuni-
       on berlin  Deutsche Bank  Deutsche Oper Berlin  Deutscher
       Fußball-Bund e. V. (DFB)  Deutsches Institut für Wirtschaftsfor-
       schung  DGB-Bezirk Berlin-Brandenburg  DRK Landesverband
       Berliner Rotes Kreuz e. V.  EHC Eisbären Management GmbH
        eSport-Bund Deutschland e. V. (ESBD)  EUREF AG  Evangeli-
       sche Jugend Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EJBO)
        Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
       (EKBO)  Familienplanungszentrum BALANCE  FEZ-Berlin  Flug-
       hafen Berlin Brandenburg GmbH  Freie Universität Berlin  Fried-
       richstadt-Palast  FSV Hansa 07 Berlin e. V.  Füchse Berlin Reini-
       ckendorf e. V. BTSV von 1891  Gat Point Charlie Hotel  Getränke
       Nordmann GmbH  gewerkschaft kommunaler landesdienst berlin
        GRIPS Theater gGmbh  H10 Berlin Ku‘damm  H4 Hotel Ber-
       lin-Alexanderplatz  Happy Bed Hostel  HELDISCH GmbH  Henri
       Hotel  Hertha BSC e. V.  Holiday Inn Berlin Centre-Alexander-
       platz  Hotel Artemisia Berlin  Hotel Berlin, Berlin  Hotel Bleib-
       treu Berlin by Golden Tulip  Hotel Indigo Berlin Alexanderplatz
        Hotel Indigo Berlin Ku‘damm  Hotel Ku´Damm 101  Hotel Pa-
       lace Berlin  Hotel Sylter Hof Berlin  Hotel The Weinmeister
        HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH  Humanistischer
       Verband Deutschland Landesverband Berlin-Brandenburg KdöR

22
128 Mitglieder
    Humboldt-Universität zu Berlin  Ibn Rushd-Goethe Moschee
   gGmbH  Internationale Filmfestspiele Berlin  Jüdische Gemeinde
   zu Berlin  Jüdisches Forum für Demokratie und gegen Antisemitis-
   mus e. V. (JFDA)  Komische Oper Berlin  Komödie am Kurfürs-
   tendamm  Kulturvolk | Freie Volksbühne Berlin e. V.  Kulturwerk
   des bbk berlin GmbH  Landessportbund Berlin e. V.  Landesver-
   band Deutscher Sinti und Roma Berlin-Brandenburg e. V.  LAUT
   UND DEUTLICH Agentur für strategische Kommunikation  Libe-
   ral-Islamischer Bund e. V.  Lux 11 Berlin-Mitte  Mercure Hotel
   Berlin City  Mercure Hotel MOA Berlin  Messe Berlin GmbH
    Myer‘s Hotel Berlin  New Jazz Radio GmbH  Novotel Berlin Am
   Tiergarten  Novum Hotel Kronprinz Berlin  ONE80º Hostel Berlin
    Park Inn by Radisson Berlin-Alexanderplatz  Pfefferbett Hostel
   Berlin  Pfizer Deutschland GmbH  Plakat Kultur  pro familia
   e. V. Landesverband Berlin  Qbe Hotel Heizhaus Berlin  Radisson
   Blu Hotel, Berlin  Reederei Riedel GmbH  RTL Radio Center Berlin
   GmbH  SAP SE  Savoy Hotel Berlin  Schalldruck GmbH  Seed-
   ball Factory  Sheraton Berlin Grand Hotel Esplanade  St.-Micha-
   els-Heim  STARS Guesthouse Berlin  Stiftung Brandenburgische
   Gedenkstätten  Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Euro-
   pas  Stiftung zur Förderung sozialer Dienste Berlin  Stromnetz
   Berlin GmbH  SV Empor Berlin e. V.  Technische Universität Berlin
    TEDDY AWARD  Tennis Borussia Berlin e. V. (TeBe)  TERRE DES
   FEMMES – Menschenrechte für die Frau e. V.  Theater an der Par-
   kaue – Junges Staatstheater Berlin  The Student Hotel Berlin
    TITANIC Comfort Mitte  Türkischer Bund in Berlin-Brandenburg
   e. V. (TBB)  Türkiyemspor Berlin 1978 e. V.  UHLALA GmbH
    Universität der Künste  Verein iranischer Flüchtlinge in Berlin
   e. V.  Voi Technology GmbH  Volkssolidarität Landesverband
   Berlin e. V.  WALL GmbH  weißensee kunsthochschule berlin
    Werk21 Kommunikation GmbH  Wintergarten Varieté Berlin
    Yorck-Kinogruppe  Zentralrat Deutscher Sinti und Roma

                                                                         23
Statements der Neumitglieder

      „Berlin ist eine weltoffene, bunte Metropole. An unseren Flughäfen in Schönefeld und Tegel
      begrüßen wir tagtäglich zehntausende Fluggäste aus aller Welt; Menschen mit unterschiedli-
      cher Herkunft, Kultur, sexueller Identität und jeden Alters. Die Meisten voller Vorfreude auf
      Berlin oder auf Reiseziele in die ganze Welt. Unsere Fluggäste bereichern nicht nur uns als
      Unternehmen, sondern die gesamte Metropolregion. Diesen gesellschaftlichen Reichtum
      wollen wir mit dem Beitritt zum BÜNDNIS GEGEN HOMOPHOBIE gern zum Ausdruck brin-
      gen und klar Stellung beziehen für gegenseitige Anerkennung und Respekt.“
      Dr. Manfred Bobke-von Camen, Geschäftsführer Personal, Flughafen Berlin Brandenburg GmbH

      „Diskriminierung geht uns alle an. LSBTI*-Feindlichkeit darf nirgendwo Akzeptanz finden. Die
      Ibn Rushd-Goethe Moschee vertritt einen progressiven Islam, welcher mit Demokratie und Men-
      schenrechten vereinbar ist. Unsere Türen stehen allen LSBTI*-Personen offen, um auch ihnen
      einen Ort der spirituellen Geborgenheit anzubieten.“
      Seyran Ates, Geschäftsführende Gesellschafterin, Ibn Rushd-Goethe Moschee

      „Bei The Student Hotel als Kette ist Diversity einer der gelebten Bausteine der Unternehmens-
      werte! Nicht nur unsere Öffentlichkeitsarbeit ist frei von Konventionen und Anpassungsdruck,
      auch für die Mitarbeiter:innen ist es absolut gewünscht, so zu sein, wie man ist. Sexuelle Orien-
      tierung, Identitäten oder Herkünfte spielen keine Rolle! Das BÜNDNIS GEGEN HOMOPHOBIE
      ist für uns als Pink Pillow Hotel ein wichtiges Statement in Berlin, für Berlin und für unser Team
      im The Student Hotel Berlin.“
      Philip Ibrahim, General Manager, The Student Hotel Berlin

      „Als Agentur machen wir Botschaften unser Kund:innen sicht-
                                                                                           Weitere Statements finden Sie hier:
      bar. Mit unserer Mitgliedschaft im Bündnis wollen wir selbst
      eine klare Botschaft senden: In unserem Unternehmen hat LSB-
      TI*-Feindlichkeit keinen Platz und wir sind auch nicht bereit zu
      akzeptieren, dass sie durch ihr Fortbestehen in der Gesellschaft
      weiterhin Betroffenen schadet.“
      Henning Flaskamp, Geschäftsführer, werk21 Kommunikation GmbH

24
25
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27
RESPEKTPREIS 2020
          Seit 2010 verleiht das BÜNDNIS GEGEN HOMO-
          PHOBIE jährlich den Respektpreis und würdigt
          damit eine Person, Einrichtung oder Initiative,
          die sich in herausragender Weise für die Akzep-
          tanz von Lesben, Schwulen, Bisexuellen sowie
          trans- und intergeschlechtlichen Menschen in
          der Mehrheitsgesellschaft engagiert.

          Preisträger:innen 2010-2019:
          · Hedwig-Dohm-Oberschule
          · PiK – Pflegekinder im Kiez gGmbH
          · Seyran Ates
          · Elzbieta Szczesna
          · Halil Ibrahim Dincdag
          · Nasser El-Ahmad
          · Gerd Liesegang
          · Tagesspiegel-Kolumne „Heteros fragen,
            Homos antworten“
          · Pädagogische Handreichung „Murat spielt
            Prinzessin, Alex hat zwei Mütter und Sophie
            heißt jetzt Ben“
          · Türkischer Bund in Berlin-Brandenburg e. V.

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Rede der Respektpreisverleihung 2020

                            Rede anlässlich der
                            Respektpreisverleihung
                            2020

                            Michael Müller
                            Regierender Bürgermeister von Berlin

Heute verleiht das BÜNDNIS GEGEN HOMO-               einfach die Pflege von Freundschaften sind sehr
PHOBIE den Respektpreis. Als Schirmherr des          wichtig – um die eigene Persönlichkeit frei zu
Bündnisses sende ich Ihnen allen meine herzli-       entfalten, aber auch um Diskriminierung und
chen Grüße. Aufgrund der Corona-Pandemie             Anfeindungen gemeinsam die Stirn zu bieten.
können wir uns nun leider nicht persönlich be-       Die leider notwendigen Einschränkungen des
gegnen – darauf hatte ich mich natürlich sehr        öffentlichen Lebens machen dies aktuell sehr
gefreut. LSBTI*-Feindlichkeit bleibt leider auch     schwer. Herausragendes Engagement für Res-
hier in Berlin ein Problem, dem wir gemeinsam        pekt und gegen LSBTI*-Feindlichkeit verdient
entschlossen entgegentreten müssen. Mit dem          deshalb gerade auch in diesem Jahr größte An-
diesjährigen Schwerpunktthema „Gewalt und            erkennung. Die vergangenen Monate haben ei-
Schutz“ forciert das BÜNDNIS GEGEN HOMO-             nes sehr deutlich gemacht: Wir sind hier in Berlin
PHOBIE die Arbeit gegen LSBTI*-feindlich moti-       und darüber hinaus aufeinander angewiesen.
vierte Übergriffe und für den Schutz von Opfern.     Auf Zusammenhalt und Respekt in unserer
Die 128 Mitglieder leisten mit ihrem Engage-         vielfältigen Gesellschaft. Der Kampf gegen
ment wichtige Beiträge für eine Stadt, in der sich   LSBTI*-Feindlichkeit geht uns alle an. Das unter-
alle frei und sicher fühlen können. Dafür steht      streicht der Respektpreis. Ich danke allen
auch der Respektpreis. Er würdigt herausragen-       Nominierten sehr herzlich für ihren großartigen
des Engagement für die Akzeptanz von Lesben,         Einsatz: Dem Förderverein Gutshaus Mahlsdorf
Schwulen, Bisexuellen sowie Transgendern und         mit dem Gründerzeitmuseum, Keshet Deutsch-
intergeschlechtlichen Menschen. Vielleicht ist       land, dem SchwuZ und dem Sportverein Rot-
die diesjährige Preisverleihung vor dem Hinter-      Weiß Viktoria Mitte 08. Und ebenso danke ich
grund der Corona-Pandemie sogar besonders            dem LSVD Berlin-Brandenburg für seine wichti-
wichtig. Denn diese Zeit ist gerade auch für viele   ge und unermüdliche Arbeit. Berlin soll für alle
in der queeren Community nicht einfach. Aus-         ein Ort der Freiheit, des Respekts und des Zu-
tausch und gegenseitige Unterstützung, das Zu-       sammenhaltes sein. Setzen wir uns dafür ein.
sammenkommen an Begegnungsorten oder                 Setzen wir uns dafür weiter gemeinsam ein!

                                                                                                               29
Respektpreis 2020

      Respektpreis 2020

      Zum elften Mal wurden 2020 alle Bündnismit-       130 aktive Mitglieder für die Sichtbarmachung
      glieder aufgerufen, vor den Deliberations- und    und Etablierung queeren jüdischen Lebens in
      Wahlrunden geeignete Kandidat:innen für den       den jüdischen Gemeinden ein. Mit der glei-
      Respektpreis vorzuschlagen. Aus insgesamt 26      chen Proaktivität zielt Keshet auch darauf ab,
      vorgeschlagenen Personen, Organisationen          Aufklärung und Sensibilisierung gegenüber
      und Initiativen wählte die Respektpreis-Jury im   der nicht-jüdischen (Mehrheits-)Gesellschaft zu
      Anschluss die finalen Nominierungen. Die Jury     leisten, um Queerfeindlichkeit und Antisemitis-
      bestand dieses Jahr aus Jenan Mouhamed Ali        mus auch auf einer gesamtgesellschaftlichen
      (Coca-Cola European Partners Deutschland          Ebene abzubauen.
      GmbH), Dr. Ahi Sema Issever (Charité – Univer-
      sitätsmedizin Berlin), Hendrik Kosche (Jüdische   SchwuZ e. V.
      Gemeinde zu Berlin), Lydia Malmedie (Landes-      Das SchwuZ ist mit mehr als 260 Veranstaltun-
      stelle für Gleichbehandlung – gegen Diskri-       gen im Jahr Deutschlands ältester queerer Club
      minierung), Petra Rosenberg (Landesverband        und größte queere Kulturinstitution – ein Ort,
      Deutscher Sinti und Roma Berlin), Stefanie Wall   der seit jeher für die große Vielfalt der Gäs-
      (LSVD Berlin-Brandenburg) und Bernd Wegner        te und des Programms bekannt ist. Sowohl
      (BVG). Die Jury einigte sich auf die folgenden    im Normalbetrieb als auch in Ausnahmezeiten
      vier Nominierungen:                               bewährt sich das SchwuZ als elementarer Be-
                                                        standteil der Berliner LSBTI*-Community und
      Förderverein Gutshaus Mahlsdorf e. V. –           generiert mit seinem stadtbekannten Wirken
      Gründerzeitmuseum                                 eine gesellschaftliche Außenwirkung hin zu In-
      Seit 1997 wartet, pflegt und präsentiert der      klusion, Offenheit und einer festen Veranke-
      Förderverein Gutshaus Mahlsdorf e. V. das         rung von LSBTI* in der Mehrheitsgesellschaft.
      Gutshaus Mahlsdorf mit der Gründerzeits-
      ammlung und hält so das Andenken an dessen        Sportverein Rot-Weiß Viktoria Mitte 08 e. V.
      Gründerin und langjährige Leiterin Charlotte      Der SV Rot-Weiß Viktoria Mitte 08 füllt eine in-
      von Mahlsdorf wach. Da das Leben von Char-        frastrukturelle Lücke in den Altbezirken Mit-
      lotte von Mahlsdorf im Fokus der Museumsaus-      te und Wedding und bietet seit jeher ein sich
      stellung steht, setzen sich die Besucher:innen    dauerhaft erweiterndes Sportangebot für Men-
      bei einem Besuch immer auch mit der Biogra-       schen jeden Alters unabhängig von Herkunft,
      phie und dem Wirken einer bedeutenden trans-      Glauben, geschlechtlicher Identität und sexuel-
      geschlechtlichen Person auseinander.              ler Orientierung. Mittlerweile organisieren sich
                                                        mehr als 3500 Mitglieder in über 65 Sportteams
      Keshet Deutschland e. V.                          des Vereins, welcher Diversität mit Stolz vertritt
      Keshet ist das hebräische Wort für Regenbo-       und sich sowohl in der Satzung als auch im all-
      gen und unter diesem Motto setzen sich über       täglichen Vereinsbetrieb klar gegen Rassismus,

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