REP RT Bündnis - LSVD Berlin-Brandenburg
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
2020 BündnisREP RT gegen Homophobie Schwerpunktthema: Gewalt und Schutz Jahresrückblick 2020 Respektpreis für den SchwuZ e. V.
Willkommen Liebe Bündnismitglieder, liebe Interessierte, Besonderem: Es ist innovativ, lebensbejahend und vielfältig. Es ist durch und durch Berlin! unter der Schirmherrschaft des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Michael Müller, ver- Dieser Bündnisreport widmet sich der Rück- eint das BÜNDNIS GEGEN HOMOPHOBIE derzeit schau auf das Jahr 2020, mit welcher wir 128 Mitglieder. Es versteht sich als ein wachsen- die Bündnisarbeit insbesondere vor dem Hin- des Netzwerk unterschiedlicher Organisationen tergrund der außerordentlichen Umstände der und Unternehmen aus allen Bereichen der Ge- COVID-19-Pandemie Revue passieren lassen. sellschaft. Alle tragen dazu bei, Akzeptanz und Zunächst wird ein Blick auf die letztjährigen Wertschätzung gegenüber Lesben, Schwulen, Aktivitäten in und mit dem BÜNDNIS geworfen Bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen und der Arbeits- und Erfahrungsaustausch Menschen (LSBTI*) zu fördern. Dort, wo andere beim ersten digitalen Bündnistreffen sowie die nur Lippenbekenntnisse hervorbringen, hat das Öffentlichkeitsarbeit und Sichtbarkeitsgenerie- BÜNDNIS längst die Ärmel hochgekrempelt. Die rung im Rahmen der Sensibilisierungskampag- Mitglieder engagieren sich dabei nach ihren ei- ne „Gewalt und Schutz“ reflektiert. Abschlie- genen Möglichkeiten. Beispielsweise stellt ein ßend steht die digitale Respektpreisverleihung Bündnismitglied seine Räume zur Verfügung, im Fokus des Reports. Anlässlich dieser Retros- ein anderes unterstützt logistisch, inhaltlich pektive möchten wir uns ausdrücklich bei allen oder personell eine Kampagne oder ein Event, Mitgliedern und Partner:innen für jede Form andere bekennen mit Regenbogenfahnen Far- der Unterstützung in diesen herausfordernden be. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Zeiten bedanken. Auf ein ebenso erfolgreiches Und das macht dieses BÜNDNIS zu etwas ganz und gesundes 2021! Impressum Bildungs- und Sozialwerk des Lesben- und Autor: Noah Heckhoff, Chris Enrico Walter Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg e.V. Grafische Umsetzung: Benjamin Kindervatter Postfach 30 16 78, 10748 Berlin Kleiststraße 35, 10787 Berlin (Besuchsadresse) Nachweis der verwendeten Bilder auf Seite 34 Telefon: +49(0) 30 22 50 22 15 Fax: +49(0) 30 22 50 22 21 Juni 2021 stopp-homophobie@lsvd.de www.stopp-homophobie.de Das BÜNDNIS GEGEN HOMOPHOBIE ist ein Projekt des Bildungs- und Sozialwerk des Lesben- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg e. V., das von der Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung (LADS) der Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskri- minierung im Rahmen der Initiative „Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz geschlechtlicher und sexueller Vielfalt“ (IGSV) gefördert wird. Unter der Schirmherrschaft des Regierenden Bürgermeister von Berlin wurde es 2009 vom Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg e.V. ins Leben gerufen. 3
Inhalt Willkommen............................................................................................................................ 3 Grußwort von Senator Dr. Dirk Behrendt................................................................................... 5 Rede der Polizeipräsidentin Dr. Barbara Slowik........................................................................... 6 Jahresrückblick 2020.................................................................................................................. 8 Schwerpunktthema 2020: Gewalt und Schutz................................................................... 12 Berliner Monitoring Trans- und homophobe Gewalt 2020........................................................ 15 Die LSBTI*-Krisenwohnung...................................................................................................... 18 Vorstellung des BÜNDNIS GEGEN HOMOPHOBIE............................................................... 20 10 Gründe für Ihre Mitgliedschaft............................................................................................ 21 Die 128 Bündnismitglieder....................................................................................................... 22 Statements der Neumitglieder.................................................................................................. 24 Aufruf und Mitgliedschaftsurkunde des BÜNDNIS GEGEN HOMOPHOBIE................................. 25 Respektpreis 2020................................................................................................................. 27 Rede des Regierenden Bürgermeisters von Berlin Michael Müller.............................................. 29 Jury & Nominierte.................................................................................................................... 30 #SaveOurSchwuZ – Ein Kommentar zur Pandemiesituation...................................................... 32 Laudatio von Bernd Wegner auf den SchwuZ e. V.................................................................... 33 Termine & Ausblick 2021......................................................................................................... 34 4
Grußwort Grußwort Dr. Dirk Behrendt Senator für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung Liebe Bündnismitglieder, liebe Lesende, Auch wenn wir alle mit den Einschränkungen unterschiedlich umgehen – sie bleiben eine He- an Silvester 2020 haben viele von uns gedacht, rausforderung. Umso mehr Respekt habe ich die Pandemie sei bald überwunden. Doch wir vor der unglaublichen Leistung, die viele er- befinden uns noch immer in einer Ausnahmesi- bracht haben: Beratungsangebote wurden auf tuation. Diese besonderen Zeiten stellen die digitale Formate umgestellt, Hygienekonzepte LSBTI*-Community, stellen uns alle, noch im- für Büros aufgestellt und Video-Konferenzen mer vor besondere Herausforderungen. Die Ein- durchgeführt. Ein neues Projekt für queere Ber- schränkungen haben auch zur Folge, dass oh- liner Kultur, pink.life, wurde ins Leben gerufen, nehin vorhandene prekäre Lebenslagen, zum der Berliner Preis für Lesbische* Sichtbarkeit als Beispiel im Zusammenhang mit der sexuellen Hybrid-Veranstaltung durchgeführt, die Kam- Orientierung oder Geschlechtsidentität, sich pagne des Bündnisses gegen Homophobie mit noch verstärken. So sind beispielsweise Gewalt dem Schwerpunkt 2020 „Gewalt und Schutz“ und Diskriminierung in ihren verschiedenen For- war in der ganzen Stadt sichtbar und das Bünd- men aufgrund der Einschränkungen des öffent- nis gegen Homophobie verlieh, wie jedes Jahr, lichen Lebens oft noch weniger sichtbar. den Respektpreis – diesmal an das SchwuZ. Die Einschränkungen in vielen Lebensbereichen All dies war und ist nur durch ein unglaubliches zeigen, wie angreifbar fest etabliert geglaubte Maß an Flexibilität, Kreativität und Hartnäckig- Strukturen der LSBTI*-Communities in der Re- keit möglich. Für dieses großartige Engagement genbogenstadt sind. Orte an denen man sich bedanke ich mich ausdrücklich. Und es macht trifft und austauscht, die sich über Jahrzehnte Hoffnung auf eine Rückkehr zur Normalität. etabliert haben, sind quasi über Nacht wegge- fallen. Veranstaltungen, die fest in den Kalender Ihr Dr. Dirk Behrendt der Stadt integriert sind, konnten nur digital Senator für Justiz, Verbraucherschutz und An- stattfinden. tidiskriminierung 5
Rede zur Respektpreisverleihung 2020 Reden ist Gold! Rede anlässlich der Respektpreisverleihung 2020 Dr. Barbara Slowik Polizeipräsidentin in Berlin Sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehr- sourcen, wenn uns menschenverachtende ter Herr Behrendt, liebe Bündnispartnerinnen Straftaten gemeldet werden. Gleichzeitig tre- und -partner, ten wir mit unseren Netzwerken in Kontakt, um die Situation auf breiter Basis nachhaltig zu ver- herzlichen Dank für die Einladung zum diesjäh- bessern: durch spezialisierte Opferhilfe und So- rigen virtuellen Treffen des BÜNDNIS GEGEN zialarbeit, durch behördenübergreifende Pro- HOMOHOBIE und zur Verleihung des Respekt- jekte und Kampagnen. Reden wird Gold, wenn preises 2020. es uns gemeinsam gelingt, Opfer zu stärken, Tatverdächtige zu ermitteln und vor allem eine Wir blicken auf ein Jahr zurück, das für alle her- Sichtbarkeit zu schaffen. Eine Sichtbarkeit, die ausfordernd war: Trotz der Pandemieumstände Probleme ins öffentliche Bewusstsein rückt, Lö- haben wir mit dem Schwerpunktthema „Ge- sungsstrategien begründet und den geschür- walt und Schutz“ unseres Bündnisses in diesem ten Hass erfolgreich eindämmen kann. Jahr ein wichtiges Vorhaben umgesetzt. Ge- meinsam haben wir verdeutlicht, dass LSB- Auch wenn Zahlen nur bedingt dazu beitragen, TI*-feindliche Straftaten nicht verschwiegen einen Erfolg bei der Bekämpfung dieser Form werden dürfen. Wir haben verdeutlicht, dass von Hasskriminalität zu messen, können sie keine Heirat erzwungen und menschenveracht- eine Entwicklung aufzeigen. In diesem Jahr ende Gewalt niemals toleriert werden darf. Wir rechnen wir mit einer ähnlichen Zahl erfasster haben klargestellt, dass dies Straftaten sind, die Straftaten im Bereich der Hasskriminalität ge- angezeigt werden sollten. gen die sexuelle Orientierung bzw. gegen die geschlechtliche Identität wie 2019. Und das, Der Hashtag „Reden ist Gold“ der diesjährigen obwohl aufgrund der Pandemie das öffentliche Bündniskampagne gilt für uns als Polizei Berlin Leben über viele Monate stark eingeschränkt in besonderer Hinsicht: Wir schauen genau hin war. Auch wenn die abschließenden Zahlen für und wir ermitteln mit allen verfügbaren Res- 2020 noch ausstehen, zeigt sich, dass sich die 6
Rede zur Respektpreisverleihung 2020 Entwicklung aus den vergangenen Jahren fort- TI*-feindlichen Straftaten gemeint. Wir benöti- setzt: Die Anzahl der Straftaten steigt im Durch- gen auch Zeug:innen, die im Strafverfahren schnitt auf gleichbleibendem Niveau. Wir als mitwirken. Sie tragen dazu bei, eine optimale Polizei Berlin sehen in der zunehmenden Anzei- Strafverfolgung zu gewährleisten. Indem Straf- generstattung aber auch ein gesteigertes Ver- taten angezeigt werden, können Täter:innen trauen in die Sicherheitsbehörden. Mit den ermittelt und weitere Straftaten verhindert Zahlen sehen wir, wo wir dem Thema Hasskri- werden. Das schafft ein öffentliches Problem- minalität besonders aufmerksam begegnen bewusstsein. Die Strafanzeige leistet somit ei- müssen: in den Bezirken Mitte, Friedrichs- nen wesentlichen Beitrag dazu, die Situation hain-Kreuzberg und Tempelhof-Schöneberg. für LSBTI*-Personen in unserer freiheitlich-de- Denn dort liegen die Tatorte vorwiegend. Mei- mokratischen Gesellschaft zu verbessern. ne Kolleg:innen vor Ort sind für dieses Themen- feld besonders sensibilisiert. Das spielt eine Ich freue mich darauf, die erfolgreiche Bündnis- ganz entscheidende Rolle. Mit unseren um- arbeit 2021 fortzusetzen. Lassen Sie uns ge- fangreichen Aus- oder Fortbildungsmaßnah- meinsam über LSBTI*-Feindlichkeit aufklären, men stellen wir bestmöglich sicher, dass wir unsere Netzwerke stärken und der Hasskrimi- Geschädigten und Zeugen pietätvoll und pro- nalität einheitlich entgegentreten! fessionell begegnen. Dem diesjährigen Preisträger bzw. der Preisträ- Besser werden müssen wir, ganz klar, bei der gerin wünsche ich weiterhin viel Courage im Aufklärung. Die Aufklärungsquote der ange- Einsatz für eine tolerante und vielfältige Gesell- zeigten Taten liegt zurzeit bei 50%. Sie ist im schaft. Vergleich zum Vorjahreszeitraum leicht gesun- ken. Mir ist es deswegen wichtig, zu betonen, Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und dass jeder Hinweis zählt – Hashtag „Reden ist betone mit großer Überzeugung: Reden ist Gold“: Hier sind nicht nur die Opfer von LSB- Gold! 7
Jahresrückblick Jahresrückblick ner (Pfarrerin für Kirche im digitalen Raum im Kirchenkreis Tempelhof-Schöneberg), Ralph Ehrlich und Lutz Ermster (Berliner CSD e. V.) sowie Florian Winkler-Ohm (Geschäftsführer SchwuZ e. V.) inhaltlichen Input bei. Bündnismitglieder präsentieren sich auf der ersten digitalen STICKS & STONES 2020 Aufgrund der COVID-19-Pandemie fand Europas Am IDAHOBIT 2020 erleuchtete ein weiterer Stromkasten der Stromnetz Berlin größte Job- und Karrieremesse für LSBTI* im Jahr GmbH in den Regenbogenfarben, versehen mit dem Schriftzug „Liebe verdient Respekt“. 2020 erstmals digital statt. Zum elften Mal prä- sentierten sich somit zahlreiche Arbeitgeber:in- IDAHOBIT 2020 nen, welche sich proaktiv für eine LSBTI*-inklu- Anlässlich des Internationalen Tags gegen sive Unternehmenskultur einsetzen. Neben der Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit (IDAHO- UHLALA Group, welche die Messe organisiert, BIT) riefen das BÜNDNIS GEGEN HOMOPHOBIE nutzten mehr als 80 Unternehmen die öffent- und der LSVD Berlin-Brandenburg am 17. Mai lichkeitswirksame Plattform. Auch das BÜNDNIS zur traditionellen Kundgebung auf. Ganz so GEGEN HOMOPHOBIE war dieses Jahr wieder wie in den vorangegangenen Jahren fand jene zahlreich vertreten, unter anderem durch die in diesem Jahr jedoch nicht statt: Aufgrund der Charité – Universitätsmedizin Berlin, Coca-Cola COVID-19-Pandemie lud das BÜNDNIS zu einer European Partners, Deutsche Bank, Pfizer, SAP, digitalen Kundgebung ein. Auch 2020 profi- Stromnetz Berlin und den Humanistischen Ver- tierte die Veranstaltung von Beiträgen und der band Berlin-Brandenburg. Unterstützung zahlreicher zivilgesellschaftlicher Organisationen, öffentlicher Institutionen und Landessportbund Berlin und Berliner Fuß- Unternehmen sowie Religions- und Weltan- ball-Verband beteiligen sich an Sport Pride schauungsgemeinschaften. Neben dem schrift- 2020 lichen Grußwort der Berliner Staatssekretärin Auch der Pride Month 2020 und alle damit für Verbraucherschutz und Antidiskriminierung, einhergehenden Events haben die Auswirkun- Margit Gottstein, steuerten Angelika Schöttler gen der COVID-19-Pandemie mehr als deut- (Bezirksbürgermeisterin von Tempelhof-Schö- lich zu spüren bekommen. Dennoch galt es für neberg), Ayfer Schultz (Zentrum Migrant:in- den Landessportbund Berlin, den Berliner Fuß- nen, Lesben und Schwule), Sebastian Vetter ball-Verband sowie die Profivereine Hertha BSC (AHA-Berlin), Pfarrer Michael Raddatz (Superin- und Eisbären Berlin, Farbe zu bekennen: Die tendent des Evangelischen Kirchenkreises Tem- Verbände und Vereine zählen zu den Erstun- pelhof-Schöneberg), Pfarrerin Theresa Bruck- terstützer:innen der Sport Pride 2020. Mit der 8
Jahresrückblick Social-Media-Kampagne #SportPride2020 ge- mitglieder, vertreten durch die Coca-Cola Euro- lang es dem LSVD Berlin-Brandenburg, den pean Partners Deutschland GmbH, die Berliner Fußballfans gegen Homophobie, den Queer Sparkasse sowie die Polizei Berlin. Vervollstän- Football Fanclubs, F_in – Netzwerk Frauen im digt durch schriftliche Inputs der Berliner Stadt- Fußball und Football Supporters Europe die reinigung und der Charité wurden gemeinsam Global Pride am 27. Juni 2020 zu nutzen, um Vorschläge erarbeitet, welche im weiteren Ver- weltweit LSBTI* im Sport sichtbar zu machen lauf mit der Landesstelle für Gleichbehandlung und für einen diskriminierungsfreien Sport ein- – gegen Diskriminierung abgestimmt und ins zustehen. Schon im März 2020 veranstalteten gesamte BÜNDNIS getragen werden. Neben der Berliner Fußball-Verband und der LSVD Ber- der Neufassung der Nominierungskriterien für lin-Brandenburg den Aktionsmonat „Berliner den Respektpreis wurden auch Vorschläge für Fußball gegen Homophobie und Trans*pho- geänderte Aufnahme- und Mitgliedskriterien bie“, um mit einer Fotokampagne, Schulun- formuliert. Diese sehen unter anderem einen gen und Filmvorstellungen ein deutliches Zei- verpflichtenden Fortschrittsbericht eines jeden chen für mehr Sensibilität und Sichtbarkeit von Mitglieds, das Aktualisieren der Ansprechper- sexueller und geschlechtlicher Vielfalt im Brei- son(en) und Sanktionsmechanismen als Konse- tensport zu setzen. quenz aus Verhaltensweisen, die den Werten des BÜNDNIS widersprechen, vor. AG Weiterentwicklung des BÜNDNIS GEGEN HOMOPHOBIE Studie des Deutschen Instituts für Wirt- 2019 feierte das BÜNDNIS sein 10-jähriges Be- schaftsforschung und der Universität Biele- stehen – eine gute Gelegenheit für eine Be- feld zur Arbeitsmarktsituation von LSBTI* standsaufnahme sowie einen Blick in die Zu- in Deutschland kunft. Im elften Jahr der Zusammenarbeit wurde Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung mit dem Start der AG Weiterentwicklung im (DIW) untersuchte in Kooperation mit der Uni- Rahmen des ersten Bündnistreffens 2020 ein versität Bielefeld die Arbeitsmarktsituation von partizipativer Prozess angestoßen. Der LSVD LSBTI* in Deutschland auf der Datenbasis des So- Berlin-Brandenburg erarbeitete hierzu eine Vor- zio-ökonomischen Panels und präsentierte neue lage, die den Ist-Zustand sowie die aus der Arbeit Ergebnisse mit Relevanz für Arbeitgeber:innen. entstandenen Anforderungen und Leitfragen Während LSBTI* im Schnitt höher qualifiziert auf zur Weiterentwicklung des BÜNDNIS enthielt. dem Arbeitsmarkt auftreten, sind sie im Job mit Auf dieser Grundlage wurde beim Abschluss- außerordentlichen Hürden konfrontiert: 30 Pro- meeting des ersten Bündnistreffens der weite- zent der befragten LSBTI* gaben an, Diskrimi- re Prozess vorstrukturiert und vom LSVD Ber- nierung im Arbeitskontext zu erfahren. Darauf lin-Brandenburg aufgearbeitet. Im August 2020 aufbauend ergibt sich aus der Studie ebenfalls, traf sich eine Arbeitsgemeinschaft der Bündnis- dass ein Drittel aller Befragten am Arbeitsplatz 9
Jahresrückblick nicht geoutet ist beziehungsweise nicht offen Weitere Erfolge für Bündnismitglieder im mit der eigenen sexuellen Orientierung und ge- DAX 30 LGBT+ Diversity Index 2020 schlechtlichen Identität umgeht oder umgehen Nach der erstmaligen Veröffentlichung im Jahr kann. Diese Situation verschärft sich in Branchen 2019 präsentierte die UHLALA Group am 10. mit einem unterdurchschnittlichen Anteil an November 2020 die zweite Ausgabe des DAX LSBTI* wie beispielsweise in der Land- und Forst- 30 LGBT+ Diversity Index. Das Ranking zeigt auf, wirtschaft, dem verarbeitenden Gewerbe und wie sehr sich die führenden 30 DAX Unterneh- dem Baugewerbe. Bei der Auswahl der Arbeits- men in Deutschland für eine LSBTI*-freundliche stelle und somit auch der Arbeitsbranche legen die Unternehmenskultur einsetzen. 25 DAX-Unter- Befragten einen besonderen Wert auf ein für nehmen haben sich insgesamt an dem Ranking LSBTI* offenes und inklusives Arbeitsklima, was beteiligt, wovon 17 mehr als 50 Prozent und für jene die Attraktivität von Unternehmen deut- fünf Unternehmen mehr als 70 Prozent der er- lich erhöht. reichbaren Punkte erhalten haben. Angeführt wird das Ranking, wie auch schon im letzten Berliner Polizei ernennt Svea Knöpnadel Jahr, durch das Bündnismitglied SAP. Das zwei- zur Extremismusbeauftragten te Bündnismitglied, die Deutsche Bank, konn- Rechtsextremistische Gruppierungen und Ak- te sich im Vergleich zum Vorjahr sogar auf den tivitäten sind innerhalb deutscher Sicherheits- zweiten Platz verbessern. Mit der zweiten Aus- behörden keine Einzelfälle. Für marginalisierte gabe des Index erweitert die UHLALA Group und speziell von der extremen Rechten bedroh- ihren Service auch für Unternehmen, welche te Communitys wie die LSBTI*-Community ist nicht im DAX 30 gelistet sind. Mithilfe eines dies besonders prekär, da ihr Schutzbedürfnis Online-Tools können interessierte Unterneh- eventuell feindlich gesinnten Akteur:innen und men den Fragebogen der UHLALA Group be- Dynamiken innerhalb staatlicher Institutionen antworten, um die LSBTI*-Freundlichkeit ihrer gegenüber steht. Als Teil des von Innensenator Strukturen zu überprüfen. Geisel und Polizeipräsidentin Slowik im August 2020 vorgestellten Elf-Punkte-Konzepts gegen DFB richtet Anlaufstelle für LSBTI* ein rechtsextremistische Einstellungen in der Polizei In den letzten Zügen des Jahres 2020 verkünde- wurde im Oktober 2020 Kriminaloberrätin Svea te der Deutsche Fußball-Bund die Einrichtung Knöpnadel als neue Extremismusbeauftragte einer zentralen Anlaufstelle für geschlechtliche der Berliner Polizei vorgestellt. In der Position und sexuelle Vielfalt. Die Anlaufstelle, dessen der zentralen Ansprechperson vertritt Knöp- Laufzeit als Pilotprojekt vorerst auf 18 Monate nadel die Anlaufstelle sowohl gegenüber Bür- begrenzt ist, zielt darauf ab, eine Verbindung ger:innen als auch innerhalb der Behörde, um zwischen dem organisierten Vereinsfußball und rechtsextremistischen Verdachtsfällen in den der LSBTI*-Community zu generieren, sodass eigenen Reihen nachzugehen. langfristig neben beratenden Tätigkeiten auch 10
Jahresrückblick für LSBTI*-bezogene Themen sensibilisiert und 2020 die zweite QueerZ als Open-Air-Event im somit die Basis für einen diskriminierungs- und Außenbereich des Jugendzentrums Lessinghö- stigmatisierungsfreien Raum geschaffen wer- he. Damit ermöglichten die Organisator:innen den kann. In diesem Sinne gliedert sich die An- auch in Pandemiezeiten für queere Jugendliche laufstelle in bestehende institutionelle Struk- eine optimale Gelegenheit, sich diskriminie- turen des DFB ein und ergänzt die Arbeit der rungs- und stigmatisierungsfrei zu treffen und bereits bestehenden Anlaufstellen für Gewalt- Kontakte mit anderen LSBTI* zu knüpfen. und Diskriminierungsvorfälle in den Landes- verbänden. Unter der Supervision von Chris- Trotz einer sich im Laufe des Jahres dynamisch tian Rudolph als erster Ansprechpartner wird entwickelnden Pandemiesituation konnte die die Kompetenz- und Anlaufstelle in Kooperati- QueerZ-Veranstaltungsreihe am 5. Dezem- on mit dem Lesben- und Schwulenverband in ber 2020 in Form eines Livestreams erfolgreich Deutschland ab dem 1. Januar 2021 ihre Arbeit fortgesetzt werden. „Für queere Jugendliche beginnen. ist die Pandemie eine besondere Herausfor- derung. Vielen Jugendlichen fehlt es derzeit QueerZ #2 und #3 an Anschluss und wichtiger Unterstützung im Nach der Erstausgabe der QueerZ im Jahr 2019 Coming-Out“, so Thomas Schwarz, Projektlei- veranstaltete der LSVD Berlin-Brandenburg in ter beim LSVD Berlin-Brandenburg und Initiator enger Zusammenarbeit mit dem SchwuZ, Lie- der QueerZ. Im Streaming-Studio des SchwuZ be wen du willst e.V., gleich & gleich und dem entstanden circa drei Stunden Programm mit Jugendzentrum Lessinghöhe mit der Unterstüt- vielen Stars der queeren Community, interak- zung des Jugendamtes Neukölln sowie der Se- tiven Workshops, spannenden Talks und zahl- natsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz reichen Projektvorstellungen aus der LSBTI*- und Antidiskriminierung am 27. September Jugendarbeit. Impressionen der QueerZ als Open-Air-Ausgabe ... sowie des QueerZ-Livestreams 11
12
13
SCHWERPUNKTTHEMA 2020 GEWALT UND SCHUTZ Unter diesem Motto entwickelte das BÜND- Beim ersten Arbeitstreffen des BÜNDNIS, wel- NIS GEGEN HOMOPHOBIE zusammen mit der ches pandemiebedingt vom 11. Mai bis zum 12. Berliner Agentur HELDISCH die Bündniskam- Juni in Form eines Online-Seminars stattfand, pagne zum Schwerpunktthema 2020 „Gewalt nutzten drei in Berlin ansässige Selbsthilfe- und und Schutz“. Auf über 2000 Werbeflächen, be- Unterstützungseinrichtungen die Plattform des reitgestellt durch die Wall GmbH, wurden die Bündnistreffens zur Projektvorstellung. Die Ver- Kampagnenplakate im gesamten Stadtgebiet eine Liebe wen Du willst, L-Support und AWO öffentlichkeitswirksam präsentiert. Mit den Kreisverband Berlin Spree-Wuhle klärten im Plakatslogans der Sensibilisierungskampag- Video-on-Demand-Format über ihre Arbeit und ne „Reden ist Gold – Nicht schweigen!“ sowie thematische Schwerpunktsetzung auf. Im fol- „Liebe ist frei – keine Heirat aus Zwang!“ streb- genden Kapitel soll dies noch einmal rekapitu- ten die Bündnismitglieder zum einem die Ge- liert und zudem mit wissenschaftlichen Erkennt- nerierung von Sichtbarkeit und Bewusstsein für nissen ergänzt werden: Neben einem Beitrag LSBTI*-feindliche Gewalt sowie der Praxis von zur LSBTI*-Krisenwohnung stellt Albrecht Lü- Zwangsverheiratung an. Zum anderen sollte so ter das 2020 erstmals erschienene „Berliner niedrigschwelligen Kontaktmöglichkeiten zu Monitoring Trans- und homophobe Gewalt“ Strafverfolgungsbehörden und Hilfeeinrichtun- vor, dessen thematischer Schwerpunkt auf gen zu mehr Bekanntheit verholfen werden. lesbenfeindlicher Gewalt liegt. 14
Schwerpunktthema 2020 – Gewalt und Schutz Das Berliner Monitoring: Trans- und homophobe Gewalt dass die Anzeigequote von LSBTI*-feindlichen Gewalttaten hier vielfach höher ist, zumal Ber- lin über Ansprechpersonen bei Polizei und BERLINER MONITORING Staatsanwaltschaft, vitale Szenen und entwi- Trans- und ckelte Beratungs- und Unterstützungsangebo- te verfügt. Das Ziel, den Kampf gegen LSB- homophobe TI*-Feindlichkeit zu fördern und Gegenmaß- Gewalt nahmen wirkungsvoll auszurichten, indem Ge- ERSTE AUSGABE walt- und Straftaten ans Licht gebracht und SCHWERPUNKTTHEMA dokumentiert werden, prägt den Berliner An- L E S B E N F E I N D L I C H E G E WA LT satz der Anti-Gewalt-Arbeit. Diese hat auch im Rahmen der Initiative „Berlin tritt ein für Selbst- bestimmung und Akzeptanz geschlechtlicher und sexueller Vielfalt“ (IGSV) einen hohen Stel- ALBRECHT LÜTER SARAH RIESE ALMUT SÜLZLE lenwert. Zahlreiche Maßnahmen richten sich auf eine verbesserte Unterstützung Betroffe- ner, wozu auch die Schaffung belastbarer Er- kenntnisgrundlagen gehört. Das von CAMINO entwickelte und durch die Landesstelle für Die erste Ausgabe des Berliner Monitoring Trans- und homophobe Gewalt Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung (LADS) geförderte Berliner Monitoring Trans- Weit mehr als die Hälfte aller bundesweit durch und homophobe Gewalt, das bundesweit erst- die Polizei erfassten Hasstaten gegen die sexu- malig eine kontinuierliche Dokumentation und elle Orientierung oder geschlechtliche Identität Analyse LSBTI*-feindlicher Gewalt bietet, bün- werden derzeit aus Berlin gemeldet. Die Ber- delt diese Anstrengungen. Es leistet Pionierar- liner Fallzahlen haben sich im Jahr 2019 gegen- beit und möchte auch Impulse für eine Sensibi- über 2017 zudem mehr als verdoppelt. Sind wir lisierung der Stadtgesellschaft und eine Koope- Zeug:innen eines besorgniserregenden An- ration der Beratungseinrichtungen geben. Um stiegs von LSBTI*-feindlicher Gewalt? Dafür ein integriertes Monitoring aufzubauen, wer- sprechen nicht nur polizeiliche Statistiken, son- den mehrere Handlungsstränge verzahnt. In dern auch Informationen von unabhängigen der bereits veröffentlichten ersten Ausgabe Dokumentations- und Beratungsstellen. Der wurde erstmals eine differenzierte Analyse der Bundesländervergleich zeigt allerdings, dass seit 2010 polizeilich registrierten Hassdelikte Berlin sich durch eine bemerkenswerte Beson- gegen die sexuelle Orientierung und ge- derheit auszeichnet. Alles deutet daraufhin, schlechtliche Identität vorgelegt. Die Berichter- 15
Schwerpunktthema 2020 – Gewalt und Schutz stattung über amtliche Informationen – ergänzt angegriffen werden. Die zweite Ausgabe des um den Justizbereich – soll fortgeschrieben Monitorings wird sie in den Mittelpunkt stellen werden, um zeitnah aktuelle Lagebilder zur Si- und zugleich fragen, inwieweit Diskriminierun- tuation in Berlin bereitzustellen. Zudem ist vor- gen von trans* Personen – beispielsweise in gesehen, zivilgesellschaftliche Informationen rechtlicher Hinsicht oder im medizinischen Feld von Beratungs- und Opferhilfeeinrichtungen – Merkmale von Gewalt aufweisen. In mancher und den Berliner Registerstellen zusammenzu- Hinsicht ist das Monitoring also darauf ange- führen. Dabei geht es neben der Aufbereitung wiesen, die Quellen und Informationen, über der in den Einrichtungen vorhandenen Experti- die es berichtet, erst selbst zu schaffen. Bereits se auch um eine Verständigung über tragfähige die erste Ausgabe zeigt, dass die Anlässe dazu Kriterien und Verfahren der Dokumentation dringlicher und häufiger werden. Die polizeili- von Übergriffen. Das Monitoring will die Ein- chen Fallzahlen sind in den letzten Jahren ra- richtungen dabei unterstützen, ihr Wissen zu sant gestiegen: 2019 wurden bereits 344 Fälle bündeln und wirkungsvoll in die Berliner Öf- registriert. Ungeachtet des großen Dunkelfel- fentlichkeit zu tragen. Ein Runder Tisch der Be- des ist damit fast täglich ein Vorfall aktenkun- ratungsstellen hat seine Arbeit aufgenommen. dig geworden. Die Taten begleiten das queere Ergebnisse werden im Mittelpunkt der zweiten Leben wie ein Schatten: In den Abendstunden, Ausgabe des Monitorings stehen, die für 2022 in den Sommermonaten oder am Wochenende vorgesehen ist. Schon ein oberflächlicher Blick – überall dort, wo die Vielfalt Berlins unüber- auf LSBTI*-feindliche Gewalt legt zudem er- sehbar wird, häufen sich Gewalttaten und stei- hebliche Lücken und Blindstellen offen. Man- gen die Fallzahlen. Der Umstand, dass fast alle che Gruppen finden nicht oder nur in geringem Vorfälle (91,5 %) auf männliche Verursacher Maße den Zugang zu Beratungsstellen oder zur zurückgehen, zeigt deutlich, dass LSBTI*-feind- Polizei. Einige Phänomene entziehen sich bis- liche Gewalt eine unübersehbare geschlechtli- her der Aufmerksamkeit einschlägiger Stellen che Codierung aufweist. Sie beschränkt sich und erfordern gesonderte Zugänge. Neben der zudem nicht auf bestimmte Bevölkerungsgrup- kontinuierlichen Berichterstattung sieht das pen: Die Staatsangehörigkeiten der Tatver- Monitoring daher wechselnde Themenschwer- dächtigen sind ein Spiegelbild der Berliner Be- punkte vor, die vernachlässigte Aspekte be- völkerung. In anderer Hinsicht kann von einem leuchten. Lesbenfeindliche Gewalt – der Querschnitt Berlins keine Rede sein: Bei 75 % Schwerpunkt der ersten Ausgabe – ist etwa in der ermittelten Tatverdächtigen, bei den männ- der polizeilichen Statistik offenkundig unterre- lichen Tatverdächtigen sogar bei 78,3 %, ver- präsentiert. Trans*feindliche Gewalt wird sel- fügte die Polizei bereits über Vorerkenntnisse, ten untersucht, obwohl Befragungen nahele- etwa aufgrund von Vorstrafen. Die Täter sind gen, dass trans* Personen besonders häufig also oft mehrfach auffällig. Das ist ein auch für 16
Schwerpunktthema 2020 – Gewalt und Schutz die Prävention und Anti-Gewalt-Arbeit wichti- heiten: Auffällig sind enge Verschränkungen ger Hinweis. Im Zeitraum von 2010 bis 2018 von Lesbenfeindlichkeit und Sexismus. Viele wurden ganz überwiegend Taten in der inne- Frauen* beschreiben, dass sie gleichermaßen als ren Stadt erfasst, in Mitte (26,4 %), in Tempel- Lesbe und als Frau* angegriffen werden, was hof-Schöneberg (19,8 %), in Friedrichs- eine sortenreine Beschreibung von Motiven er- hain-Kreuzberg (17,2 %) oder in Neukölln (9,2 schwert. Das Monitoring Trans- und homopho- %). Der Wandel der Stadt erfordert eine konti- be Gewalt zielt durchgehend darauf, solchen nuierliche und zeitnahe Analyse: So zeichnete Überlagerungen und „Intersektionen“ die ge- sich die Entwicklung Neuköllns zu einem bührende Aufmerksamkeit zukommen zu las- Schwerpunkt LSBTI*-feindlicher Gewalt bereits sen. Sie können sich auch an Schnittstellen von 2013 ab, in Mitte stiegen die Fallzahlen ab LSBTI*-Feindlichkeit und Rassismus oder im Hin- 2015 besonders stark an. Gemessen an polizei- blick auf sozialen Status ergeben. In Szenen und lich angezeigten Vorfällen konnte die Lage in Freund:innenkreisen ist die Auseinandersetzung Tempelhof-Schöneberg demgegenüber stabili- mit lesbenfeindlicher Gewalt verbreitet. Sie ver- siert werden. LSBTI*-feindliche Gewalt trifft bleibt aber oft in diesem schützenden Umfeld. insbesondere Berliner:innen im Alter zwischen Nicht nur die Anzeige bei der Polizei, auch die 20 und 40 Jahren. Und nicht nur die Tatver- Meldung bei Beratungsstellen sind Ausnahmen. dächtigen, auch die Betroffenen, die bei der Und dies, obwohl die Befragungen eindrücklich Polizei Anzeige erstattet haben, sind sehr über- den hohen Stellenwert öffentlicher Aufmerk- wiegend männlich (82,8 %). Der The- samkeit für Empowerment, Schutz und Bewälti- menschwerpunkt zu lesbenfeindlicher Gewalt gung von Gewalt und Hass belegen: Passivität zeigt jedoch, dass solche Angaben eine diffe- und Teilnahmslosigkeit von Zuschauer:innen renzierte Bewertung erfordern. Von 188 be- und Beobachter:innen werden als mindestens fragten Frauen* berichteten 97 von Erfahrun- ebenso schmerzhaft empfunden wie offene, ag- gen mit lesbenfeindlichen Übergriffen in den gressive Lesbenfeindlichkeit. Das Berliner Moni- letzten fünf Jahren, das sind 57,4 %. Nur drei toring Trans- und homophobe Gewalt versteht Frauen* haben aber Anzeige erstattet. Die sich daher als Einspruch gegen Gleichgültigkeit Schwelle zu einer polizeilichen Anzeige ist für und Indifferenz. Wenn LSBTI*-feindliche Hass- lesbische und bisexuelle Frauen* oftmals schär- gewalt die vielfältigen Lebensformen und Zivili- fer ausgeprägt, zumal die Polizei als dominant tät der Stadtgesellschaft als Ganzes in Frage männlich geprägte Institution wahrgenommen stellt, ist es an der Zeit, ein Plädoyer für eine Kul- wird. Die Gewalt gegen lesbische und bisexuel- tur des Hinschauens zu halten. le Frauen* droht damit, doppelt unsichtbar zu bleiben. Auch die Gewalterfahrung von lesbi- www.lsbti-monitoring.berlin schen und bisexuellen Frauen* zeigt Besonder- mail@camino-werkstatt.de 17
Schwerpunktthema 2020 – Gewalt und Schutz Die LSBTI*-Krisenwohnung in Berlin – Ein Kooperationsprojekt des AWO Kreisverbandes Berlin Spree-Wuhle e.V. und des Zentrums für Migrant:innen, Lesben und Schwule (MILES) Eine Verdopplung der polizeilich erfassten Fälle Im Oktober 2019 wurde die LSBTI*-Krisenwoh- von Hasskriminalität gegen die sexuelle Orien- nung als anonyme und temporäre Zufluchts- tierung oder geschlechtliche Identität im Zeit- möglichkeit eröffnet. Das Projekt zielt darauf raum von 2017 bis 2019 und ein prognostizier- ab, die Lebensqualität von LSBTI*-Personen mit ter Anstieg auf gleichbleibendem Niveau für Migrationsgeschichte beziehungsweise Flucht- das Jahr 2020: Sowohl die Rede der Polizeiprä- biografie, die sich durch angedrohte oder be- sidentin Dr. Barbara Slowik als auch der Beitrag reits vollzogene Zwangsverheiratung, Gewalt zum „Berliner Monitoring Trans- und homo- im Namen der Ehre, häuslicher Gewalt und Ge- phobe Gewalt“ legen dar, wie drastisch sich die walt aufgrund ihrer sexuellen und/oder ge- Situation um LSBTI*-feindliche Gewalt in Berlin schlechtlichen Identität in Gefahrenlage befin- in den letzten Jahren verschärft hat. Durch For- den, zu verbessern. schungsarbeit wie die des Berliner Monitorings aber auch durch Dokumentations- und Bera- Um die Gefahrenlage und individuelle Bedarfe tungsstellen wird weiterhin deutlich, wie wich- festzustellen, werden vor der Aufnahme in die tig hierbei eine intersektionale Analyseperspek- Wohnung von der MILES-Beratungsstelle Vor- tive ist. So kann beispielsweise die Überlappung gespräche durchgeführt. Neben der Funktion von LSBTI*-Feindlichkeit und Rassismus betont als Schutzraum bietet die Krisenwohnung Zu- und den Perspektiven der von Mehrfachdiskri- gang zu psychosozialer Beratung sowie Unter- minierung Betroffenen gerecht werden. Dieser stützung während des Aufenthalts, beispiels- Ansatz wird ebenfalls in der vom AWO Kreis- weise durch die Weitervermittlung an externe verband Berlin Spree-Wuhle e.V. und des Zent- Beratungsstellen und Organisationen zum rums für Migrant:innen, Lesben und Schwule Zweck der Wohnungssuche, der medizinischen (MILES) als Kooperationsprojekt geführten Versorgung oder der Arbeitsplatzsuche. Im LSBTI*-Krisenwohnung verfolgt. Mithilfe der Zentrum des Unterstützungsangebotes der Unterstützung durch die MILES-Projektleiterin LSBTI*-Krisenwohnung steht die Förderung der Ayfer Schultz wird das Projekt als Beispiel für sexuellen und geschlechtlichen Selbstbestim- eine Berliner Hilfeeinrichtung im Folgenden mung. Zu den Aufgaben der beiden hauptamt- vorgestellt. lichen Betreuer:innen zählt so auch die Lö- 18
Schwerpunktthema 2020 – Gewalt und Schutz sungsfindung für im Zusammenhang mit Fami- neartikeln bestückt. Während die Kommunika- lie, Community und/oder Reglion entstande- tion mit den Bewohner:innen vor der Pandemie nen Probleme der Bewohner:innen. durch tägliche, vor Ort stattfindende persönli- che Gespräche gewährleistet wurde, musste Im Jahr 2020 wurden bei der bei MILES ange- dies seit dem letzten Jahr zum Teil auf die digi- siedelten Clearingstelle 26 Anfragen mit über tale Ebene verlagert werden. Durch den Lock- 250 Kontakten beantwortet. Sieben Personen down waren alle angehalten „zu Hause“ zu sind in die Krisenwohnung, in der insgesamt 5 bleiben, was für viele äußerst herausfordernd Plätze zur Verfügung stehen, vermittelt wor- und belastend war. Die sehr wichtigen sozialen den. Durch Maßnahmen wie die Sensibilisie- Kontakte zu Freund:innen und Bekannten, in rung für die Gefahrenlagen von LSBTI*-Perso- der Ausbildung oder an der Arbeit, fehlten nen mit Migrationsgeschichte und/oder Flucht- plötzlich. Auch für die oben bereits erwähnten biographie in Fachkreisen, die Teilnahme an Unterstützungsangebote der LSBTI*-Krisen- Veranstaltungen und Arbeitskreisen sowie Auf- wohnung hatte dies weitreichende Konse- klärungs- und Schulungsangebote für Perso- quenzen. nen, die direkt mit Menschen in Notsituation arbeiten, machen die Projektmitarbeiter:innen Jede Krise birgt aber auch das Potential für opti- das Angebot bekannt. Die Plakatkampagne mit mierende Veränderungen. Durch die Erfahrun- dem Slogan „Liebe ist frei – keine Heirat aus gen des letzten Jahres konnte festgestellt wer- Zwang!“ des BÜNDNIS GEGEN HOMOPHOBIE den, welche Defizite es in der LSBTI*-Krisen- im Rahmen des Schwerpunktthemas „Gewalt wohnung gibt und welche Aspekte des Projekts und Schutz” hat ebenfalls sehr zur Weiterver- Verbesserungspotential aufweisen. So wird ein breitung des Angebotes beigetragen. Die Schwerpunktthema für die Zukunft die Woh- COVID-19-Pandemie veränderte im Jahr 2020 nungssuche in Berlin sein. Durch die Bedingun- das gesamtgesellschaftliche Leben. Daraus er- gen des pandemiebedingten Lockdowns, wie gaben sich einige Herausforderungen für die beispielsweise die erschwerte Erreichbarkeit Verwaltung der Krisenwohnung. Ab März der Behörden sowie fehlende Wohnungen be- 2020 wurde die Wohnung von vier Personen ziehungsweise WG-Zimmer, beträgt die Ver- bewohnt, ein Hygienekonzept wurde erstellt weildauer einzelner Personen in der Krisenwoh- und kontinuierlich auf Basis der geltenden In- nung momentan bis zu sechs Monaten. Die fektionsschutzbestimmungen aktualisiert. Den schnelle und gezielte Weitervermittlung gilt es Bewohner:innen wurden die neuesten Infor- zu optimieren, um die LSBTI*-Krisenwohnung mationen unverzüglich mitgeteilt und die Woh- auch in Zukunft als sicheren Zufluchtsort für nung wurde stets mit notwendigen Utensilien möglichst viele Menschen zur Verfügung zu wie Desinfektionsmitteln, Masken und Hygie- stellen, die sich akut in Gefahr befinden. 19
LSBTI*-FEINDLICHKEIT FINDEN SIE UNMÖGLICH? UNNÖTIG? UNGERECHT? DANN SETZEN SIE SICH EIN FÜR AKZEPTANZ! VIELFALT! DEMOKRATIE! Mit 128 Mitgliedern ist das BÜNDNIS GE- lität für alle Berliner:innen ein und über- GEN HOMOPHOBIE eines der deutschland- nimmt eine wichtige Vorbildfunktion. Ber- weit größten Netzwerke, welches sich für lin steht für Diversität, Akzeptanz und die Gleichberechtigung von Lesben, Weltoffenheit – und so soll das auch blei- Schwulen, Bisexuellen, trans- und interge- ben, nur noch immer besser! Möchten Sie schlechtlichen Menschen in allen Bereichen mit Ihrer Organisation oder Ihrem Unter- der Gesellschaft aktiv engagiert. Jedes Mit- nehmen dazugehören? Wie wäre es mit ei- glied setzt sich damit individuell und nach ner lebendigen Mitgliedschaft oder Ko- den eigenen Stärken für mehr Lebensqua- operationspartnerschaft? 20
10 Gründe für Ihre Mitgliedschaft Das BÜNDNIS GEGEN HOMOPHOBIE ist die tung für Justiz, Verbraucherschutz und An- Allianz der heterosexuellen Mehrheitsgesell- tidiskriminierung im Rahmen der Initiative schaft für die gesellschaftliche Anerkennung „Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und nicht-heteronormativer Lebensweisen. Das Akzeptanz geschlechtlicher und sexueller BÜNDNIS ist ein Projekt des Bildungs- und Vielfalt“ (IGSV) gefördert wird. Sozialwerk des Lesben- und Schwulenver- bandes Berlin-Brandenburg e.V., das von der Weitere Infos zum BÜNDNIS GEGEN HOMO- Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen PHOBIE: www.stopp-homophobie.de Diskriminierung (LADS) der Senatsverwal- www.facebook.com/Homophobie 1. Steigerung von Respekt, Toleranz und Wertschätzung für Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Personen in Ihrem Unternehmen/ Ihrer Organisation 2. Vorbildwirkung für andere Unternehmen/Organisationen und Ihre Kund:innen oder Mitglieder 3. Schaffung einer breiteren Basis für den Nutzen von Diversität im Erwerbsleben 4. Anreiz für einen positiven Wettbewerb in Bezug auf Vielfalt und Toleranz 5. Enttabuisierung von Personen und Gruppen, die gesellschaftlich benachteiligt sind 6. Vorstellung Ihres Unternehmens/Ihrer Organisation bei den Aktivitäten des BÜNDNIS GEGEN HOMOPHOBIE und gegenüber der Berliner Politik 7. Gesteigerte Wahrnehmung Ihres Unternehmens/Ihrer Organisation in den Medien durch aktive Öffentlichkeitsarbeit des BÜNDNIS GEGEN HOMOPHOBIE 8. Einbindung Ihres Unternehmens/Ihrer Organisation in öffentliche Veranstaltungen 9. Aufmerksamkeit bei Unternehmen/Organisationen, die im Bereich personelle Vielfalt bereits aktiv sind 10. Bildung von neuen Netzwerken und Kooperationen 21
BÜNDNIS GEGEN HOMOPHOBIE 2020 [know:bodies] gesellschaft für integrierte kommunikation und bildungsberatung mbh 1. FC Union Berlin e. V. a&o Hotels und Hostels Holding GmbH Abba Berlin Hotel Akademie der Künste Almodóvar Hotel Alt-Katholische Gemeinde Berlin AOK Nor- dost – Die Gesundheitskasse Arcadia Hotel Berlin art´otel berlin kudamm AVIVA-Berlin AWO Landesverband Berlin e. V. bbw Hochschule Berlin Horizon Boerger GmbH/Hotel 103 Berlin Tourismus & Kongress GmbH (visitBerlin) Berliner Bäder-Betriebe Berliner Fußball-Verband e. V. Berliner Sparkasse Berliner Stadtreinigung (BSR) Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) bett1.de GmbH Charité – Universitätsmedizin Berlin Coca-Cola Europe- an Partners Deutschland GmbH dbb beamtenbund und tarifuni- on berlin Deutsche Bank Deutsche Oper Berlin Deutscher Fußball-Bund e. V. (DFB) Deutsches Institut für Wirtschaftsfor- schung DGB-Bezirk Berlin-Brandenburg DRK Landesverband Berliner Rotes Kreuz e. V. EHC Eisbären Management GmbH eSport-Bund Deutschland e. V. (ESBD) EUREF AG Evangeli- sche Jugend Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EJBO) Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) Familienplanungszentrum BALANCE FEZ-Berlin Flug- hafen Berlin Brandenburg GmbH Freie Universität Berlin Fried- richstadt-Palast FSV Hansa 07 Berlin e. V. Füchse Berlin Reini- ckendorf e. V. BTSV von 1891 Gat Point Charlie Hotel Getränke Nordmann GmbH gewerkschaft kommunaler landesdienst berlin GRIPS Theater gGmbh H10 Berlin Ku‘damm H4 Hotel Ber- lin-Alexanderplatz Happy Bed Hostel HELDISCH GmbH Henri Hotel Hertha BSC e. V. Holiday Inn Berlin Centre-Alexander- platz Hotel Artemisia Berlin Hotel Berlin, Berlin Hotel Bleib- treu Berlin by Golden Tulip Hotel Indigo Berlin Alexanderplatz Hotel Indigo Berlin Ku‘damm Hotel Ku´Damm 101 Hotel Pa- lace Berlin Hotel Sylter Hof Berlin Hotel The Weinmeister HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH Humanistischer Verband Deutschland Landesverband Berlin-Brandenburg KdöR 22
128 Mitglieder Humboldt-Universität zu Berlin Ibn Rushd-Goethe Moschee gGmbH Internationale Filmfestspiele Berlin Jüdische Gemeinde zu Berlin Jüdisches Forum für Demokratie und gegen Antisemitis- mus e. V. (JFDA) Komische Oper Berlin Komödie am Kurfürs- tendamm Kulturvolk | Freie Volksbühne Berlin e. V. Kulturwerk des bbk berlin GmbH Landessportbund Berlin e. V. Landesver- band Deutscher Sinti und Roma Berlin-Brandenburg e. V. LAUT UND DEUTLICH Agentur für strategische Kommunikation Libe- ral-Islamischer Bund e. V. Lux 11 Berlin-Mitte Mercure Hotel Berlin City Mercure Hotel MOA Berlin Messe Berlin GmbH Myer‘s Hotel Berlin New Jazz Radio GmbH Novotel Berlin Am Tiergarten Novum Hotel Kronprinz Berlin ONE80º Hostel Berlin Park Inn by Radisson Berlin-Alexanderplatz Pfefferbett Hostel Berlin Pfizer Deutschland GmbH Plakat Kultur pro familia e. V. Landesverband Berlin Qbe Hotel Heizhaus Berlin Radisson Blu Hotel, Berlin Reederei Riedel GmbH RTL Radio Center Berlin GmbH SAP SE Savoy Hotel Berlin Schalldruck GmbH Seed- ball Factory Sheraton Berlin Grand Hotel Esplanade St.-Micha- els-Heim STARS Guesthouse Berlin Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Euro- pas Stiftung zur Förderung sozialer Dienste Berlin Stromnetz Berlin GmbH SV Empor Berlin e. V. Technische Universität Berlin TEDDY AWARD Tennis Borussia Berlin e. V. (TeBe) TERRE DES FEMMES – Menschenrechte für die Frau e. V. Theater an der Par- kaue – Junges Staatstheater Berlin The Student Hotel Berlin TITANIC Comfort Mitte Türkischer Bund in Berlin-Brandenburg e. V. (TBB) Türkiyemspor Berlin 1978 e. V. UHLALA GmbH Universität der Künste Verein iranischer Flüchtlinge in Berlin e. V. Voi Technology GmbH Volkssolidarität Landesverband Berlin e. V. WALL GmbH weißensee kunsthochschule berlin Werk21 Kommunikation GmbH Wintergarten Varieté Berlin Yorck-Kinogruppe Zentralrat Deutscher Sinti und Roma 23
Statements der Neumitglieder „Berlin ist eine weltoffene, bunte Metropole. An unseren Flughäfen in Schönefeld und Tegel begrüßen wir tagtäglich zehntausende Fluggäste aus aller Welt; Menschen mit unterschiedli- cher Herkunft, Kultur, sexueller Identität und jeden Alters. Die Meisten voller Vorfreude auf Berlin oder auf Reiseziele in die ganze Welt. Unsere Fluggäste bereichern nicht nur uns als Unternehmen, sondern die gesamte Metropolregion. Diesen gesellschaftlichen Reichtum wollen wir mit dem Beitritt zum BÜNDNIS GEGEN HOMOPHOBIE gern zum Ausdruck brin- gen und klar Stellung beziehen für gegenseitige Anerkennung und Respekt.“ Dr. Manfred Bobke-von Camen, Geschäftsführer Personal, Flughafen Berlin Brandenburg GmbH „Diskriminierung geht uns alle an. LSBTI*-Feindlichkeit darf nirgendwo Akzeptanz finden. Die Ibn Rushd-Goethe Moschee vertritt einen progressiven Islam, welcher mit Demokratie und Men- schenrechten vereinbar ist. Unsere Türen stehen allen LSBTI*-Personen offen, um auch ihnen einen Ort der spirituellen Geborgenheit anzubieten.“ Seyran Ates, Geschäftsführende Gesellschafterin, Ibn Rushd-Goethe Moschee „Bei The Student Hotel als Kette ist Diversity einer der gelebten Bausteine der Unternehmens- werte! Nicht nur unsere Öffentlichkeitsarbeit ist frei von Konventionen und Anpassungsdruck, auch für die Mitarbeiter:innen ist es absolut gewünscht, so zu sein, wie man ist. Sexuelle Orien- tierung, Identitäten oder Herkünfte spielen keine Rolle! Das BÜNDNIS GEGEN HOMOPHOBIE ist für uns als Pink Pillow Hotel ein wichtiges Statement in Berlin, für Berlin und für unser Team im The Student Hotel Berlin.“ Philip Ibrahim, General Manager, The Student Hotel Berlin „Als Agentur machen wir Botschaften unser Kund:innen sicht- Weitere Statements finden Sie hier: bar. Mit unserer Mitgliedschaft im Bündnis wollen wir selbst eine klare Botschaft senden: In unserem Unternehmen hat LSB- TI*-Feindlichkeit keinen Platz und wir sind auch nicht bereit zu akzeptieren, dass sie durch ihr Fortbestehen in der Gesellschaft weiterhin Betroffenen schadet.“ Henning Flaskamp, Geschäftsführer, werk21 Kommunikation GmbH 24
25
26
27
RESPEKTPREIS 2020 Seit 2010 verleiht das BÜNDNIS GEGEN HOMO- PHOBIE jährlich den Respektpreis und würdigt damit eine Person, Einrichtung oder Initiative, die sich in herausragender Weise für die Akzep- tanz von Lesben, Schwulen, Bisexuellen sowie trans- und intergeschlechtlichen Menschen in der Mehrheitsgesellschaft engagiert. Preisträger:innen 2010-2019: · Hedwig-Dohm-Oberschule · PiK – Pflegekinder im Kiez gGmbH · Seyran Ates · Elzbieta Szczesna · Halil Ibrahim Dincdag · Nasser El-Ahmad · Gerd Liesegang · Tagesspiegel-Kolumne „Heteros fragen, Homos antworten“ · Pädagogische Handreichung „Murat spielt Prinzessin, Alex hat zwei Mütter und Sophie heißt jetzt Ben“ · Türkischer Bund in Berlin-Brandenburg e. V. 28
Rede der Respektpreisverleihung 2020 Rede anlässlich der Respektpreisverleihung 2020 Michael Müller Regierender Bürgermeister von Berlin Heute verleiht das BÜNDNIS GEGEN HOMO- einfach die Pflege von Freundschaften sind sehr PHOBIE den Respektpreis. Als Schirmherr des wichtig – um die eigene Persönlichkeit frei zu Bündnisses sende ich Ihnen allen meine herzli- entfalten, aber auch um Diskriminierung und chen Grüße. Aufgrund der Corona-Pandemie Anfeindungen gemeinsam die Stirn zu bieten. können wir uns nun leider nicht persönlich be- Die leider notwendigen Einschränkungen des gegnen – darauf hatte ich mich natürlich sehr öffentlichen Lebens machen dies aktuell sehr gefreut. LSBTI*-Feindlichkeit bleibt leider auch schwer. Herausragendes Engagement für Res- hier in Berlin ein Problem, dem wir gemeinsam pekt und gegen LSBTI*-Feindlichkeit verdient entschlossen entgegentreten müssen. Mit dem deshalb gerade auch in diesem Jahr größte An- diesjährigen Schwerpunktthema „Gewalt und erkennung. Die vergangenen Monate haben ei- Schutz“ forciert das BÜNDNIS GEGEN HOMO- nes sehr deutlich gemacht: Wir sind hier in Berlin PHOBIE die Arbeit gegen LSBTI*-feindlich moti- und darüber hinaus aufeinander angewiesen. vierte Übergriffe und für den Schutz von Opfern. Auf Zusammenhalt und Respekt in unserer Die 128 Mitglieder leisten mit ihrem Engage- vielfältigen Gesellschaft. Der Kampf gegen ment wichtige Beiträge für eine Stadt, in der sich LSBTI*-Feindlichkeit geht uns alle an. Das unter- alle frei und sicher fühlen können. Dafür steht streicht der Respektpreis. Ich danke allen auch der Respektpreis. Er würdigt herausragen- Nominierten sehr herzlich für ihren großartigen des Engagement für die Akzeptanz von Lesben, Einsatz: Dem Förderverein Gutshaus Mahlsdorf Schwulen, Bisexuellen sowie Transgendern und mit dem Gründerzeitmuseum, Keshet Deutsch- intergeschlechtlichen Menschen. Vielleicht ist land, dem SchwuZ und dem Sportverein Rot- die diesjährige Preisverleihung vor dem Hinter- Weiß Viktoria Mitte 08. Und ebenso danke ich grund der Corona-Pandemie sogar besonders dem LSVD Berlin-Brandenburg für seine wichti- wichtig. Denn diese Zeit ist gerade auch für viele ge und unermüdliche Arbeit. Berlin soll für alle in der queeren Community nicht einfach. Aus- ein Ort der Freiheit, des Respekts und des Zu- tausch und gegenseitige Unterstützung, das Zu- sammenhaltes sein. Setzen wir uns dafür ein. sammenkommen an Begegnungsorten oder Setzen wir uns dafür weiter gemeinsam ein! 29
Respektpreis 2020 Respektpreis 2020 Zum elften Mal wurden 2020 alle Bündnismit- 130 aktive Mitglieder für die Sichtbarmachung glieder aufgerufen, vor den Deliberations- und und Etablierung queeren jüdischen Lebens in Wahlrunden geeignete Kandidat:innen für den den jüdischen Gemeinden ein. Mit der glei- Respektpreis vorzuschlagen. Aus insgesamt 26 chen Proaktivität zielt Keshet auch darauf ab, vorgeschlagenen Personen, Organisationen Aufklärung und Sensibilisierung gegenüber und Initiativen wählte die Respektpreis-Jury im der nicht-jüdischen (Mehrheits-)Gesellschaft zu Anschluss die finalen Nominierungen. Die Jury leisten, um Queerfeindlichkeit und Antisemitis- bestand dieses Jahr aus Jenan Mouhamed Ali mus auch auf einer gesamtgesellschaftlichen (Coca-Cola European Partners Deutschland Ebene abzubauen. GmbH), Dr. Ahi Sema Issever (Charité – Univer- sitätsmedizin Berlin), Hendrik Kosche (Jüdische SchwuZ e. V. Gemeinde zu Berlin), Lydia Malmedie (Landes- Das SchwuZ ist mit mehr als 260 Veranstaltun- stelle für Gleichbehandlung – gegen Diskri- gen im Jahr Deutschlands ältester queerer Club minierung), Petra Rosenberg (Landesverband und größte queere Kulturinstitution – ein Ort, Deutscher Sinti und Roma Berlin), Stefanie Wall der seit jeher für die große Vielfalt der Gäs- (LSVD Berlin-Brandenburg) und Bernd Wegner te und des Programms bekannt ist. Sowohl (BVG). Die Jury einigte sich auf die folgenden im Normalbetrieb als auch in Ausnahmezeiten vier Nominierungen: bewährt sich das SchwuZ als elementarer Be- standteil der Berliner LSBTI*-Community und Förderverein Gutshaus Mahlsdorf e. V. – generiert mit seinem stadtbekannten Wirken Gründerzeitmuseum eine gesellschaftliche Außenwirkung hin zu In- Seit 1997 wartet, pflegt und präsentiert der klusion, Offenheit und einer festen Veranke- Förderverein Gutshaus Mahlsdorf e. V. das rung von LSBTI* in der Mehrheitsgesellschaft. Gutshaus Mahlsdorf mit der Gründerzeits- ammlung und hält so das Andenken an dessen Sportverein Rot-Weiß Viktoria Mitte 08 e. V. Gründerin und langjährige Leiterin Charlotte Der SV Rot-Weiß Viktoria Mitte 08 füllt eine in- von Mahlsdorf wach. Da das Leben von Char- frastrukturelle Lücke in den Altbezirken Mit- lotte von Mahlsdorf im Fokus der Museumsaus- te und Wedding und bietet seit jeher ein sich stellung steht, setzen sich die Besucher:innen dauerhaft erweiterndes Sportangebot für Men- bei einem Besuch immer auch mit der Biogra- schen jeden Alters unabhängig von Herkunft, phie und dem Wirken einer bedeutenden trans- Glauben, geschlechtlicher Identität und sexuel- geschlechtlichen Person auseinander. ler Orientierung. Mittlerweile organisieren sich mehr als 3500 Mitglieder in über 65 Sportteams Keshet Deutschland e. V. des Vereins, welcher Diversität mit Stolz vertritt Keshet ist das hebräische Wort für Regenbo- und sich sowohl in der Satzung als auch im all- gen und unter diesem Motto setzen sich über täglichen Vereinsbetrieb klar gegen Rassismus, 30
Sie können auch lesen