Gemeinsam stark METROPOLREGION - 32_Gewappnet für den Ernstfall Cyber Security
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06.2019 Unternehmermagazin für die Region FrankfurtRheinMain A 4836 | Jahrgang 142 ME TROPOLREGION Gemeinsam stark 32_Gewappnet für 34_ Frankfurt, die 43_ Ulrich Caspar ist den Ernstfall erste Adresse neuer IHK-Präsident Cyber Security Wirtschaft international Kontinuität und Wandel www.frankfurt-main.ihk.de
„Ich bin dabei, weil … … ich mich in keinem anderen Netzwerk mit so vielen Marketingentscheidern vernetzen kann.“ Lars Wöbcke Chief Marketing Officer BRITA Gruppe Jetzt Mitglied Willkommen im Club! Der 1954 gegründete Marketing Club Frankfurt ist mit werden! über 1.000 Mitgliedern das größte Marketing Netzwerk Deutschlands. Bei rund 50 Veranstaltungen pro Jahr erfahren die Mitglieder marketingrelevantes Wissen aus erster Hand und knüpfen wertvolle Kontakte für Arbeit und Karriere. Durch den Erfahrungsaustausch mit senioren Marketingentscheidern wird der Club zum idealen Sprungbrett für ambitionierte Junioren. Wir freuen uns auf Sie: www.marketingclub-frankfurt.de/mitgliedschaft Berufsverband des Marketing-Managements, Mitglied im Deutschen Marketing Verband
VO RWO R T 3 Liebe Leserinnen, liebe Leser! Das Engagement der IHK Frankfurt als Takt- und Ideengeber auf dem Gebiet der regionalen Zusammenarbeit ist bemer- kenswert und in den zurückliegenden Jahren auch ein Stück „ weit zu ihrem Markenzeichen geworden. Dieses Engagement haben wir besonders unserem bisherigen IHK-Präsidenten Prof. Mathias Müller zu verdanken, der sich auch zukünftig gern für dieses Thema engagieren wird. Wir werden das Haus der Metropolregion weiter mit Leben füllen“ Denn die großen Herausforderungen unserer Region – sei es der Fachkräftemangel, die Flächenverfügbarkeit, die Digitali- sierung oder der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur – sind nicht von einzelnen Städten und Gemeinden zu meistern. Dies wird uns nur als koordiniert agierende Metropolregion gelingen, kommunal- und länderübergreifend und im Zusammenspiel von Wirtschaft und Politik. Hierbei werden wir als IHK ver- deutlichen, dass Innovation und Dynamik in unserer Region nur mit mehr Markt, mit mehr Wettbewerb und mit weniger Regulierung und Behinderung des Marktes erfolgreich sein können. Der Grundstein wurde in den zurückliegenden Jahren gelegt – die Strukturen und eine gemeinsame Agenda sind vorhanden. Mit den Landesregierungen und der kommunalen Ebene ste- hen uns Partner zur Seite, die die Einsicht in die Notwendig- keit eines gemeinsamen Vorgehens teilen. Nun gilt es, den Ausbau mit allen Beteiligten bei der Umsetzung von Projek- ten, die viel zu lange nur diskutiert wurden, voranzutreiben. Die IHK Frankfurt wird das Haus der Metropolregion in den kommenden Jahren weiter mit Leben füllen. Ulrich Caspar Präsident, IHK Frankfurt I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 6 .1 9
4 INH A LT 0 6 .1 9 30 32 43 06_ FO KUS T HEM A Metropol- region FrankfurtRheinMain boomt, die Metropolregion gehört zu den Zu- zugsregionen Deutschlands. Doch die Anziehungskraft stellt die poli- tisch Verantwortlichen auch vor große Herausforderungen. 22 38 34 I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 6 .1 9
INH A LT 0 6 .1 9 5 3_ Vorwort INHALT 06.19 6_ Kurzmeldungen Fokusthema Metropolregion 10_ „Dazu braucht es Mut“ 20_ Perform: „Ideen auf den Weg bringen“ 22_ Tag der Metropolregion 24_ Alea: Allrounder in der Baubranche 26_ ÖPNV: „Rückgrat der Mobilität“ Unternehmensreport 30_ Kunzler Service: Keine Angst vor dem Blackout Unternehmenspraxis 32_ Cyber Security: Gewappnet für den Ernstfall 34_ Frankfurt, die erste Adresse 38_ China: Investmentgesetz verabschiedet 40_ Digitale Trends: Reden statt klicken Branchen 42_ Großhandel IHK intern 43_ Vollversammlung: Kontinuität und Wandel Aus- und Weiterbildung 48_ IHK-Bildungszentrum 50_ Zurückgeblättert | Mein Lieblingsort I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 6 .1 9
6 KUR ZMEL D UN GEN Foto: Stadt Frankfurt / Presse- und Informationsamt FR A NK FUR T Neuer Goetheturm soll im Frühjahr 2020 stehen Die Planungen für die Rekonstruktion des Goetheturms, der am 12. Ok- tober 2017 abbrannte, sind abgeschlossen. „Unser Ziel ist es, dass die Frankfurter den beliebten Aussichtsturm im Stadtwald beim Goet- heturmfest im Mai nächsten Jahres besteigen können“, sagte Baude- zernent Jan Schneider bei einem Ortstermin. Die Rekonstruktion des 43 Meter hohen Turms soll sich optisch nicht vom historischen Vorbild unterscheiden. Bei einer Onlinebefragung hatte sich die Mehrheit dafür ausgesprochen, das Wahrzeichen möglichst originalgetreu wieder aufzu- bauen. Die Kosten in Höhe von rund 2,4 Millionen werden voraussicht- lich komplett von der Versicherung und Spenden gedeckt. Insgesamt sind bei der Stadt Frankfurt rund 161 000 Euro an Geldspenden einge- Frankfurts Baudezernent Jan Schneider mit einem Holzmodell gangen. Der Baubeginn ist für den Herbst geplant. des neuen Goetheturms. UN T ER NEHMEN S FÖ R D ERUN G M A IN-TAUNUS-K R EI S Kfz-Zulassung bald online Schülerfirma Regames möglich ist Landessieger Foto: IW Junior / Natalia Tschischk Die Kfz-Zulassung kann in Zukunft vollständig digital erfolgen. Der Bundesrat hat am 15. Februar einer entsprechenden Ver- ordnung der Bundesregierung zugestimmt. Sie ist Teil des Projekts „Internetbasierte Fahrzeugzulassung“, mit dem die Bundesregierung eine Vereinbarung aus dem Koalitionsvertrag umsetzt. Die Online- anmeldungen werden ab Herbst möglich sein. S T EUER N Die Schülerfirma Regames von der Eichendorffschule in Kelk- Onlinebefragung: rund heim hat den Junior-Landeswettbewerb gewonnen. Die ums Finanzamt 13 Schüler überzeugten die Jury mit ihrer Geschäftsidee eines selbst entworfenen Brettspiels mit spannenden Quiz- fragen rund um den Main-Taunus-Kreis (Foto siehe Titelsei- Welche Erfahrungen haben die Hessen mit ihren Fi- te) und einer souveränen Präsentation ihrer Unternehmens- nanzämtern vor Ort gemacht? Wie zufrieden sind sie strategie. Damit qualifiziert sich Regames für die Teilnahme mit der Finanzverwaltung? Hierzu hat das Land Hessen am Bundeswettbewerb im Juni in Berlin. Beim Junior-Lan- zusammen mit 14 weiteren Bundesländern eine ge- deswettbewerb gründen Schüler im Team ihr eigenes klei- meinsame Online-Bürgerbefragung gestartet. Zur Wah- nes Start-up und vermarkten zudem das von ihnen entwickel- rung der Anonymität werden keine personenbezogenen te Produkt. Den Gewinn spendet Regames der Stiftung für Daten erhoben. Die Teilnahme dauert etwa fünf Minu- Flüchtlingskinder „Kinder Lachen“. Unterstützer des Wettbe- ten. www.ihr-finanzamt-fragt-nach.de werbs ist unter anderem der Hessische Industrie- und Han- delskammertag. www.regames-junior.de I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 6 .1 9
KUR ZMEL D UN GEN Stadthaus mit vielen Nutzungsmöglichkeiten UMWELT IMMOBILIE DES MONATS FRANKFURT OBJEKT ID: 1474 Frisch- und Abwasser PREIS: PREIS AUF ANFRAGE monitor online Foto: Gettyimages / Manop Phimsit / EyeEm ca. 276 m2 ca. 376 m2 7 5 3 Die durchschnittlichen Frisch- und Abwasserpreise in den Bedarfsausweis, 201,5 kWh/(m2 · a), G, Gas, Baujahr 1957 hessischen Kommunen haben sich gegenüber dem Vorjahr kaum verändert, gleichzeitig bestehen aber weiterhin deut- Haben wir Ihr Interesse für diese liche Unterschiede zwischen den hessischen Gemeinden – schöne Immobilie geweckt? im Niveau wie in der Preisentwicklung. Zudem zeigt sich: Di- Dann rufen Sie einfach Susanne Röcken in unserem Frankfurter gitalisierung und interkommunale Zusammenarbeit können Büro unter 069 - 23 80 79 30 an oder schreiben Sie uns eine helfen, die Wasserpreise und damit auch die Standortkosten Email an susanne.roecken@ppsir.de. deutlich zu senken. Das sind die zentralen Ergebnisse des ak- tuellen Frisch- und Abwassermonitors des Hessischen Indus- trie- und Handelskammertages (HIHK), für den die Wasser- preise aller 423 hessischen Kommunen analysiert wurden. http://wassermonitor-hessen.wifor.com Sie möchten Ihre Immobilie zeitnah verkaufen und u.a. hier bewerben? AUS B IL D UN G Dann rufen Sie einfach Olivier Peters in unserem Frankfurter Büro unter 069 - 23 80 79 30 an oder schreiben Sie uns eine Email an olivier.peters@ppsir.de. Neuer Beruf: Kaufmann im E-Commerce Wir freuen uns auf Sie! Mit den Kaufleuten im E-Commerce ist 2018 ein neuer, branchenübergreifender kaufmännischer Beruf entstan- den. Er kann im Groß- und Außenhandel, im Einzelhan- del, in der Tourismusbranche, aber auch bei Herstellern und Dienstleistern eingesetzt werden. Nach dem Start des Berufs mit einem Berufsschulstandort in Nordhes- sen in der Modellschule Obersberg in Bad Hersfeld soll Mehrfach es ab dem kommenden Schuljahr nun einen weiteren Be- ausgezeichneter rufsschulstandort in Südhessen geben, nämlich in Bens- Service heim an der Karl-Kübel-Schule. Diesem Standort sind Auszubildende aus dem IHK-Bezirk Frankfurt zugeordnet. Kontakt: Daniel Friedrich, Telefon 0 69 / 21 97-15 16, E-Mail d.friedrich@frankfurt- main.ihk.de. Infos zum Berufsbild: Danziger Straße 50 a Arndtstraße 24 Louisenstraße 84 65191 Wiesbaden 60325 Frankfurt 61348 Bad Homburg 0611 - 89 05 92 10 069 - 23 80 79 30 06172 - 94 49 153 peters-sothebysrealty.com
8 KUR ZMEL D UN GEN E X I S T ENZGRÜND UN G Internationalisierung von Start-ups Immer mehr kleine und mittlere Unternehmen wagen den Schritt ins internationale Geschäft. Aus guten Grün- den: Außenwirtschaft erweitert die Märkte, sowohl für den Verkauf als auch für den Einkauf. Der aktuelle RKW- Leitfaden für Gründer enthält Infos und Praxisbeispiele, die hilfreich sind für den Weg in das Auslandsgeschäft. S TA ND O R T P O L I T IK S TA ND O R T P O L I T IK Qualitätsinitiative für den Die digitale Stadt gestalten Tourismus in Hessen Die Smart-City-Charta der Bundesregierung ist eine wichtige Orientierung für Bund, Länder Foto: Picture-Alliance / Swn Pförtner und Kommunen zum Umgang mit der digitalen Transformation der Städte. Die Kommunen wer- den hierdurch in die Lage versetzt, im Umgang mit den kom- plexen Anforderungen der Smart City eine informierte und selbstbestimmte Rolle einzunehmen. S TA ND O R T P O L I T IK Geschosswohnungsbau „Qualität kompakt“ ist der neue Ansprechpartner für Bera- legt weiter zu tung und Service für Betriebe der touristischen Leistungs- und Wertschöpfungskette in Hessen. Unter diesem Dach In 2018 genehmigten die Bauämter in Deutsch- sind die touristischen Qualitätssysteme „Reisen für Alle“, land insgesamt 347 000 Wohnungen. Im Ge- „Hessen à la Carte“, „Deutsche Hotelklassifizierung“ und schosswohnungsbau stieg die Zahl der Geneh- „ServiceQualität Deutschland in Hessen“ zusammengefasst. migungen deutlich – vor allem in den Großstäd- Sie sollen den Akteuren im Tourismus Unterstützung und Hil- ten und ihrem Umland. Die interaktive Karte des Bundesins- festellung bei der Qualitätsverbesserung bieten. Hierzu wer- tituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung zeigt für Frankfurt den auch Seminare angeboten. Infos unter www.qkompakt. einen Wert von 98,1 genehmigten Wohnungen in neuen de, Anmeldung zu den Seminaren unter www.q-deutsch- Wohn- und Nichtwohngebäuden sowie Baumaßnahmen an land.de/seminare bestehenden Gebäuden je 10 000 Einwohner. Foto: Picture-Alliance / DPA UN T ER NEHMEN S FÖ R D ERUN G Umfrage zur Breitbandversorgung Schnelles Internet ist für Unternehmen unerlässlich. Doch nicht überall ist die Breitbandversorgung ausreichend. Die IHK Frankfurt möchte mit einer Online- umfrage herausfinden, ob die Mitgliedsunternehmen im IHK-Bezirk mit der Breit- bandversorgung zufrieden sind. Welche Geschwindigkeit ist an Ihrem Standort derzeit verfügbar und welche würden Sie im unternehmerischen Alltag benöti- gen? Machen Sie mit: www.frankfurt-main.ihk.de/breitband I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 6 .1 9
KUR ZMEL D UN GEN 9 A R B EI T S M A R K T R ECH T Digitalisierung Marken und Patent! ist kein Jobkiller Patente Anmeldungen beim Europäischen Patentamt (EPA) in Tausend 2009 10 11 12 13 14 15 16 17 2018 160 167 174 Rein theoretische Berechnungen gehen 159 135 151 153 Deutsche Schutzrechte sind interna- Tsd. 143 149 148 davon aus, dass bei jedem fünften Be- 128 tional immer gefragter. 2018 gingen schäftigten in der Region RheinMain ein 106 knapp 21 300 Patentanmeldungen davon erteilt 96 hohes Ersetzbarkeitsrisiko besteht. Das aus dem Ausland (vor allem Japan, 52 Tsd. 58 62 66 67 65 68 zwischen Theorie und Praxis ein Unter- USA, Korea) ein – ein Plus von sie- schied besteht, hat jetzt eine Befragung ben Prozent. Die Zahl der ausländi- der Arbeitsagentur gezeigt: 90 Prozent schen Markenanmeldungen (vor al- der Betriebe gaben an, dass sie nicht Aus diesen Ländern kamen die Patent-Anmeldungen 2018 lem China, USA, Großbritannien) stieg (Anteile in %) mit dem Abbau von Arbeitsplätzen im EPA-Länder gesamt darunter auf knapp 4 900 und damit um circa 47 % Deutschland Zuge der Digitalisierung rechnen. Viel- sechs Prozent. Inländer meldeten da- mehr gewinnt die Aus- und Weiterbil- 15 gegen 2,5 Prozent weniger Patente dung der Beschäftigten für sie weiter und 2,6 Prozent weniger Marken an. andere 10 25 USA an Gewicht. Der anhaltende Fachkräfte- 5 Spitzenreiter in Deutschland ist Berlin. China 13 mangel und der demo- Die Bundeshauptstadt verzeichnet mit Japan grafische Wandel stär- knapp 5 500 Anmeldungen den höchs- 13080 © Globus Quelle: EPA ken die Bindung zwi- ten Stand seit mehr als zehn Jahren. schen Betrieben und Arbeitnehmern. 709170_67517_e.pdf 1 20.05.19 09:10 I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 6 .1 9
10 FO KUS T HEM A Foto: Gettyimages / Westend61 Metropolregion Gemeinsam stark I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 6 .1 9
Metropolregion 11 FR A NK FUR T R HEINM A IN „Dazu braucht es Mut“ Dem Wirtschaftsraum FrankfurtRheinMain geht es richtig gut. Die Nach- frage nach Fachkräften ist hoch. Damit die Region nachhaltig stark bleiben kann, muss sich jedoch einiges ändern, sind sich viele Unternehmer einig. Der Blick auf die Entwicklung der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftig- ten in FrankfurtRheinMain lässt die Herzen von Politikern und Wirtschaftsförderern „ höherschlagen: Seit der Jahrtausendwende hat die Zahl um satte 19 Prozent zuge- legt. 2018 waren annähernd 2,4 Millionen Menschen in der Region sozialversiche- rungspflichtig beschäftigt – so viele wie noch nie. Zu den stärksten Treibern dieses Beschäftigungsbooms zählen vor allem die Bereiche Logistik und Mobilität, IT und Telekommunikation sowie Consulting. Der Fachkräftemangel ist spürbare Realität“ „Allein der Beratungssektor ist in Frankfurt im vergangenen Jahr um sieben Pro- zent gewachsen“, sagt Oliver Schwebel. Rund 65 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte seien mittlerweile in diesem Bereich tätig. Auch die Kultur- und Krea- tivwirtschaft habe um fünf Prozent zugelegt, ergänzt der Geschäftsführer der Wirt- schaftsförderung Frankfurt. Die Finanzwirtschaft schaffe es mit einer Wachstums- quote von 0,5 Prozent immerhin noch, den Status quo zu erhalten. Gleichwohl neh- me die Bedeutung der Branche in der Gesamtwirtschaft ab. Die einzige Branche, die kein nennenswertes Wachstum verbuchen könne, sei der Handel, so Schwebel. Fachkräftemangel wird zum Risiko Das Beschäftigungswachstum kommt längst nicht nur in Frankfurt an. Die in den vergangenen 18 Jahren insgesamt knapp 386 000 hinzugewonnenen sozialversi- cherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse verteilen sich über den gesamten Wirtschaftsraum. Auch in den Landkreisen macht sich die gute Konjunktur bemerk- IHK O NL INE bar. So verzeichneten die Landkreise Alzey-Worms und Mainz-Bingen mit einem Plus von 40 beziehungsweise 34 Prozent die höchsten Beschäftigungszuwächse in der Metropolregion. Die gute Nachricht: Die Zahl der Arbeitssuchenden in Frank- Weitere Zahlen, Daten furtRheinMain ging im gleichen Zeitraum um 20 Prozent zurück. Der Haken: Die Su- und Fakten über die che nach Fachkräften wird für die Unternehmen immer schwieriger. Und zwar un- Metropolregionen in abhängig von der Unternehmensgröße, der Branchenzugehörigkeit und dem jewei- Deutschland finden Sie ligen Standort in der Region. unter: „Als Automatisierungsspezialist suchen wir hoch qualifizierte Ingenieure und www.deutsche-metropol Techniker. Vor allem Software-Entwickler, IT-Experten und Elektrotechniker. Alles regionen.org I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 6 .1 9
12 FO KUS T HEM A FACHKRÄFTEMONITOR gebe es einen erhöhten Wettbewerb mit anderen Branchen. Beobachtungen, die Elisabeth Klein-Rost teilt: „Der Fachkräf- Der Fachkräftemonitor der Initiative Perform für die Metropolregion FrankfurtRheinMain temangel zieht sich bei uns inzwischen • zeigt Angebot und Nachfrage von Fachkräften bis in das Jahr 2030, wahlweise auch in einzel- durch alle Bereiche des Betriebs – auch nen Regionen und Branchen, weil die Lehrberufe im Verkauf und in der Produktion in einem zunehmenden Wett- • wertet die Arbeitsmarktsituation von beruflich Qualifizierten und Akademikern, aber auch bewerb mit besser bezahlten Jobs ste- einzelner Berufsgruppen aus, hen, für die man weder eine dreijährige • weist die zehn Berufe mit dem höchsten Fachkräftemangel oder -überschuss in einzelnen Ausbildung absolvieren noch im Schicht- Jahren aus, wahlweise für einzelne Regionen oder Branchen. betrieb arbeiten muss“, erläutert die ge- Weitere Infos unter www.fkm-perform.de schäftsführende Gesellschafterin der Wiesbadener Traditionsbäckerei Klein, die auch Cafébetriebe unterhält. Disziplinen, bei denen der Fachkräf- das Hofheimer Unternehmen noch re- temangel drängend spürbare Realität gelmäßig Bewerbungen, gleichwohl Mit diesen Momentaufnahmen stehen ist“, skizziert Philipp Eckelmann, Vor- gebe es gerade im Stadtverkehr Frank- die drei Führungspersönlichkeiten nicht stand, Eckelmann, Wiesbaden, die Si- furt noch offene Stellen. allein da. Im Fachkräftemangel sehen in- tuation. Auch für Stephanie Schramm, zwischen 56 Prozent der Unternehmer Geschäftsführerin, Autobus Sippel, „ge- Schramm führt dafür gleich mehrere in FrankfurtRheinMain ein Risiko für die staltet sich die Suche nach Fahrperso- Gründe an: Zum einen rücke immer we- wirtschaftliche Entwicklung ihres Unter- nal zunehmend schwierig“. Zwar erhalte niger Nachwuchs nach. Zum anderen nehmens. Aktuelle Zahlen zum Fach- kräftebedarf in der Region bekräftigen die Sorgen der Wirtschaft: So wurde Foto: Andreas Schlote auf Initiative der Industrie- und Handels- kammern in der Region in Kooperation mit dem Darmstädter Wirtschaftsfor- schungsinstitut Wifor der Perform-Fach- kräftemonitor entwickelt, aus dem sich ablesen lässt, wie viele Fachkräfte aktu- ell in der Region fehlen. Derzeit sind es etwa 172 000. Bis 2030 sollen es über 250 000 sein. Kluge Recruiting-Strategien gefragt Dieser Entwicklung versuchen Unter- nehmen schon heute, mit eigenen Re- cruiting-Strategien entgegenzuwirken. So zum Beispiel die Digitalgenossen in Mainz. Sie gehören zu den wenigen Werbeagenturen Deutschlands, die als eingetragene Genossenschaft organi- siert sind. „Das ist ein Alleinstellungs- merkmal, das uns auch beim Recruiting hilft. Dennoch müssen wir kontinuier- lich mehr Zeit dafür investieren, neue Genossen als Gestalter, Texter und So- cial-Media-Manager zu finden“, erklärt Vorstand Alexander Knapp. Dazu setze man aufs Netzwerken und suche unter anderem den Kontakt mit Bewerbern Philipp Eckelmann, Vorstand, Eckelmann, würde es begrüßen, wenn das Land Hessen die Kooperation zwischen Hochschulen und mittelständischen Unternehmen auch in Sachen Recruiting stärker fördern würde. der hiesigen Hochschulen. I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 6 .1 9
Metropolregion 13 Foto: Paul Müller Stau- und Pendlerstudie Frankfurt ist die Pendlerhauptstadt Deutschlands. In keiner anderen Großstadt ist der Anteil der Einpendler an den sozialversicherungspflichtig Be- schäftigten am Arbeitsort so hoch wie hier. Und in der Metropolregion muss insgesamt jeder Zweite pendeln. Die Stau- und Pendlerstudie FrankfurtRhein- Main gibt einen Überblick über die Pendlerverflech- tungen in der Metropol- region. Schwierigkeiten haben, zu ihrem Arbeitsplatz zu kommen. Die Stau- und Pendlerstudie, die vom IHK-Netzwerk Perform 2018 veröffentlicht wurde, of- fenbart das ganze Dilemma: Jeder zwei- te der 2,4 Millionen Beschäftigten pen- delt über Kreis- und Landesgrenzen Elisabeth Klein-Rost, geschäftsführende Gesellschafterin, Bäckerei Klein: „Würde der ÖPNV auch nachts fahren, hinweg zu seinem Arbeitsort. Und das damit unsere Bäcker pünktlich um zwei Uhr und der Verkauf um vier Uhr anfangen könnten, würde das vieles er- leichtern.“ nicht nur nach Frankfurt, der Pendler- hauptstadt Deutschlands. Die gesamte Region ist geprägt von mobilen Arbeit- Auch die Firma Eckelmann weiß die- Partners, Eschborn: „Um ausgebilde- nehmern. So machen sich etwa aus sen Standortvorteil für die Akquisition te Mitarbeiter für ein Unternehmen Mainz täglich mehr als 16 000 Men- von Mitarbeitern zu schätzen. „Zum zu begeistern, braucht es heute mehr schen zur Arbeit auf den Weg nach Glück haben wir in der Metropolregion als die metropolitischen Vorteile des Wiesbaden und Frankfurt. Gleichzeitig sehr leistungsfähige Institute – von der Hochschule RheinMain in Wiesbaden bis zur Hochschule und TU Darmstadt“, so Eckelmann. Alle Initiativen an diesen „Es ist maßgeblich Aufgabe der Unternehmen, die Attraktivität Hochschulen, die den Dialog mit den der Region zu unterstützen.“ Unternehmen stärken, seien eine wich- Janine Rohde, HR-Managerin, CRM Partners tige Investition in den Wirtschaftsstand- ort. Er erachtet es deshalb für wichtig, dass das Land über die Forschungs- förderung hinaus die Kooperation zwi- Standorts Frankfurt.“ Fachkräfte such- wollen Menschen aus der gesamten schen Hochschulen und insbesondere ten fachliche Herausforderungen und Metropolregion zu ihrem Arbeitsplatz in mittelständischen Unternehmen auch in wollten sich in ihrer Arbeit nachhaltig die rheinland-pfälzische Landeshaupt- Sachen Recruiting fördert. verwirklichen. „Es ist also maßgeblich stadt. Und genau darin sieht Knapp Aufgabe der Unternehmen, die Attrak- noch Optimierungspotenzial: „Meine Zudem sieht sich der Vorstand als tivität der Region zu unterstützen“, be- Kollegen kommen aus Wiesbaden, Bad Arbeitgeber selbst in der Pflicht, Mit- tont sie. Kreuznach, Rheinhessen und Darmstadt arbeitern ein attraktives Arbeitsum- nach Mainz. Wenn sie alle eine halbe feld mit „spannenden nationalen wie Mobilitätskonzept für mehr Umsatz Stunde schneller in der Agentur wären, internationalen Herausforderungen“ könnten wir wahlweise zehn Prozent zu bieten. Ähnlich beschreibt es die Doch selbst die beste Recruiting-Stra- mehr Umsatz machen oder früher Feier- HR-Managerin Janine Rohde bei CRM tegie greift ins Leere, wenn Mitarbeiter abend.“ Der kreative Kopf wünscht sich I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 6 .1 9
14 FO KUS T HEM A deshalb ein „leistungsfähiges Mobili- Foto: Autobus Sippel tätskonzept für die Region“. Für Klein-Rost hingegen ist die Mobili- tät ihrer Angestellten eine Grundvoraus- setzung, ohne die die Funktionsfähigkeit ihres Betriebs undenkbar wäre: „Unse- re Mitarbeiter kommen unter anderem aus Ingelheim, Groß-Gerau, Idstein und Niedernhausen. Würde der ÖPNV auch nachts fahren, damit unsere Bäcker pünktlich um zwei und der Verkauf um vier Uhr anfangen könnten, würde das vieles erleichtern“, sagt sie. Die Realität sieht jedoch so aus: Gependelt wird mit dem eigenen Pkw. Die Krux daran: Jede Nacht sehen sich die Mitarbeiter aufs Neue mit der Frage konfrontiert, wo sie ihr Fahrzeug im innerstädtischen Raum abstellen können. Nicht selten wird da- bei deren Haushaltskasse durch das ein oder andere Knöllchen belastet. Mehr Flexibilität und vor allem eine kla- rere Tarifstruktur beim ÖPNV wünscht sich Christopher Bausch, der an den Standorten Frankfurt und Aschaffenburg Stephanie Schramm, Geschäftsführerin, Autobus Sippel: „Nur ein Zeitvorteil gegenüber dem Individualverkehr insgesamt drei Arthouse-Kinos betreibt. führt zu mehr Verlagerung auf den ÖPNV.“ D R EI FR AGEN A N Eric Menges, Geschäftsführer, FrankfurtRheinMain International Marketing of the Region, über die Ansiedelung internationaler Unternehmen in der Metropolregion Herr Menges, wie viele Unter- Wie viele dieser Unternehmen Die Schwerpunkte liegen bei China, nehmen konnten mit Unterstüt- wurden in Frankfurt und wie viele Korea, USA und Indien – Japan hat zung der FRM seit der Gründung im Umland angesiedelt? zuletzt zugelegt. Bei den Branchen in FrankfurtRheinMain angesiedelt Zunächst einmal profitiert Frankfurt sind es Informations- und Kommuni- werden? auch von einer Ansiedlung im Umland kationstechnologie, Beratung und Fi- Insgesamt haben wir mehr als 1000 und vice versa. Es ist aber als positiv nanzwirtschaft. Knapp dahinter die internationale Ansiedlungen verzeich- für unsere Arbeit zu werten, dass sich Automobilbranche und Life Sciences. net. Davon hat unser Team die Hälf- die Ansiedlungen in Frankfurt und im Diese Diversifikation ist eine der gro- te intensiv begleitet. Hierbei ist zu be- Umland in etwa die Waage halten. ßen Stärken der Region. rücksichtigen, dass unser Auftrag in den ersten Jahren nicht auf dem Be- Welche Herkunftsländer und Bran- Die Fragen stellte Sebastian Trippen, treuen von Ansiedlungen lag, sondern chen dominieren hierbei? IHK Frankfurt. eher im Bereich Imagemarketing. I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 6 .1 9
Das RMV- JobTicket Ein maßgeschneidertes Angebot Ideal für alle Unternehmen, die ihre Mobilität nachhaltig verbessern wollen.
16 FO KUS T HEM A „Unsere Mitarbeiter müssen zu unter- Bevölkerungsprognosen haben die deut- Punkt. Neue Gewerbegebiete seien kei- schiedlichen Zeiten arbeiten und kom- schen Großstädte kräftig zugelegt. Die ne entstanden. „Am Martinszehnten“ men mitunter aus der gesamten Re- Annahme, Deutschland werde weniger war in Frankfurt das Letzte seiner Art. gion“, sagt er. Innerhalb Frankfurts kä- und älter, der Schrumpfungsprozess sei „Wir sind voll“, fasst er zusammen. Hät- men die studentischen Aushilfskräfte mit dem Fahrrad oder ÖPNV zwar gut zurecht. Schwieriger hingegen sei es „Wir brauchen dringend ein Gewerbeflächenentwicklungs für diejenigen, die am Standort Aschaf- programm und einen abgestimmten Flächennutzungsplan für die fenburg tätig sind und über die Landes- gesamte Region.“ grenzen hinweg pendeln. Oliver Schwebel, Geschäftsführer, Wirtschaftsförderung Frankfurt „Die Region punktet mit ihrer wirt- schaftlichen und kulturellen Lebendig- keit. Wichtig ist, dass diese Attraktivi- somit unausweichlich, hat sich nicht er- te er drei Wünsche frei, müsste er nicht tät fortlaufend weiter ausgebaut wird“, füllt. Mit den Folgen dieser Fehlprogno- lange überlegen: „Wir brauchen drin- gibt Eckelmann zu bedenken. Das An- se haben alle größeren Zentren in der gend ein Gewerbeflächenentwicklungs- gebot an öffentlichem Nahverkehr, fle- polyzentrischen Region FrankfurtRhein- programm, eine sinnvolle Fortschrei- xiblen und unbürokratischen Modellen Main zu kämpfen. bung des Hochhausrahmenplans und für Jobtickets sowie ein nachhaltiges einen abgestimmten Flächennutzungs- Mobilitätskonzept sind für ihn deshalb „Das starke Einwohnerwachstum hat plan für die gesamte Region.“ Und Dr. ein wichtiger Baustein. Schramm macht nicht nur auf Wohnflächen stattge- Engelbert J. Günster, Präsident, IHK aus der Perspektive eines regionalen funden“, bringt es Schwebel auf den Rheinhessen, fügt der Wunschliste für Verkehrsdienstleistungsunternehmens beim Thema Mobilität noch einen wei- Foto: Digitalgenossen teren Handlungsbedarf aus. „Sicherlich ist es so, dass der ÖPNV attraktiver ge- macht werden könnte, wenn mehr Be- schleunigungen installiert würden – wie zum Beispiel Vorrangschaltungen an den Ampeln und eigene Busspuren.“ Denn nur ein Zeitvorteil gegenüber dem Individualverkehr werde zu mehr Verla- gerung auf den ÖPNV führen. „Wir sind voll“ Nebst den Themen Mobilität und Fach- kräftesicherung entscheidet noch eine weitere Frage über das zukünftige Wirt- schaftswachstum in der Region: Ste- hen überhaupt noch genügend Gewer- beflächen zur Verfügung? Die Antwor- ten lassen Zweifel aufkommen. „Allein Frankfurt hat in den vergangenen Jah- ren 60 Hektar Gewerbefläche verloren“, sagte Dr. Christian Langhagen-Rohr- bach, Referatsleiter für Mobilität, Logis- tik und Binnenschifffahrt, hessisches Wirtschaftsministerium, Mitte März auf einer Fachtagung im House of Lo- gistics and Mobility. Die Ursachen für den Flächenschwund sind schnell aus- Alexander Knapp, Vorstand, Digitalgenossen: „Wenn meine Kollegen alle eine halbe Stunde schneller in der Agen- gemacht. Entgegen allen früheren tur wären, könnten wir wahlweise zehn Prozent mehr Umsatz machen oder früher Feierabend.“ I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 6 .1 9
Metropolregion 17 Foto: Arthouse Kinos Strategieforum Frankfurt- RheinMain Das Strategieforum FrankfurtRheinMain ist ein Thinktank mit Vertretern aus Kommunen, Wirtschaftskammern und den Staatskanzleien der Länder Hessen, Bayern, Rheinland-Pfalz und Baden- Württemberg. Über Ländergrenzen hinweg sollen strategische Leitlinien und Visionen für die Metropolregion entwickelt sowie bereits vorhandene Initiativen und Prozesse besser aufei nander abgestimmt werden. Bestehen- des verzahnen, Neues denken – das ist der Anspruch dieses Forums. w ww. strategieforum-frankfurt rheinmain.de seinen Wirkungskreis noch einen Punkt hinzu: „Flächen, auf denen sich Indust- rie ansiedeln kann.“ Die Nichtverfügbarkeit von Gewerbe- flächen droht zur Wachstumsbremse zu werden. Doch nicht nur das. Schwe- bel beobachtet mit Sorge, dass die gro- Christopher Bausch, Inhaber, Arthouse-Kinos, wünscht sich mehr Flexibilität und vor allem eine klarere Tarif- ßen starken Unternehmen kleinere ver- struktur beim ÖPNV. drängen, weil sie andere Preise bezahlen können. Zudem führen steigende Immo- bilienpreise dazu, dass Nutzungskon- strategischen Leitlinien und Visionen diese vertrauensvoll, konstruktiv und auf kurrenzen zusätzlich befeuert werden. für die gesamte Region zu entwickeln. Augenhöhe über die aktuellen Heraus- Hauptursache hierfür sei der Mangel „Das Forum bringt Akteure aus Wirt- forderungen in der Metropolregion aus- an verfügbaren Flächen. Kinobetreiber schaft, Handwerk, Landes- und Kom- tauschen. Das allein ist schon ein Erfolg. Bausch ist zwar „überglücklich“ über sei- ne Standorte in Frankfurt. Dass er nach der Übernahme der Kinos dortbleiben „Wenn wir erfolgreich sind, stärken wir die internationale konnte, war nicht in beiden Fällen selbst- Wettbewerbsfähigkeit der Region und den Wohlfühlfaktor der verständlich. Für den Verbleib an einem Menschen, die hier leben.“ Standort habe er hart kämpfen müssen. Axel Wintermeyer, Chef der hessischen Staatskanzlei und Vorsitzender, Strategieforum FrankfurtRheinMain Viel Arbeit fürs Strategieforum Die Botschaft der Wirtschaft in der Re- munalpolitik aus vier Ländern zusam- Dabei wolle man es allerdings nicht be- gion ist unmissverständlich: Es gibt viel men, die sich in dieser Konstellation lassen. Dreimal haben sich die Mitglie- zu tun. So sieht es auch das Strategie- bisher noch nie getroffen haben“, sagt der getroffen und waren sich schnell da- forum FrankfurtRheinMain, das sich im Staatsminister Axel Wintermeyer, Chef rüber einig, dass es für eine Vertiefung Januar 2018 auf Initiative der regiona- der hessischen Staatskanzlei, der den der Diskussionen förderlich sei, Fach- len Wirtschaftskammern mit dem Ziel Vorsitz des Strategieforums innehat. gruppen zu den Themen Planungsbe- gegründet hat, länderübergreifend die Es schaffe einen Rahmen, in dem sich schleunigung, Mobilität, Smart Region I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 6 .1 9
18 FO KUS T HEM A und Gründerregion zu bilden. Das erklär- „große Durchbruch noch nicht erreicht die internationale Wettbewerbsfähig- te Ziel: Ideen dafür zu erarbeiten, wie ist“, gibt er die Zuversicht nicht auf: Es keit der Region und den Wohlfühlfak- sich die Region bei diesen Themen ge- sei schon mal ein kleiner Erfolg, dass tor der Menschen, die hier leben“, ist meinsam gut aufstellen und gemeinsam das Thema Planungsbeschleunigung sich Wintermeyer sicher. Das Strategie- weiterentwickeln kann. Wie man sich überhaupt auf der Agenda stehe. „Denn forum nimmt seinen Auftrag jedenfalls die Arbeit in den Fachgruppen konkret die Politik muss erkennen, dass wir hier sehr ernst. vorstellen kann, erläutert Wintermeyer in der Region große Infrastrukturpro- am Beispiel der Fachgruppe Mobilität. jekte brauchen und diese in erlebbarer Zeit umgesetzt werden müssen. Dazu „Der Leiter dieser Fachgruppe, Landrat braucht es Mut.“ Man könne schließlich Ulrich Krebs, hatte die Idee, ein einheit- nur Tore schießen, wenn man aufs Tor liches länderübergreifendes Ticket für schieße. den öffentlichen Personennahverkehr für die gesamte Metropolregion zu entwi- Vieles sei schon auf dem Weg, sagt ckeln. Hiergegen gab es seit vielen Jah- Horn und lenkt in diesem Kontext den ren Widerstand“, so Wintermeyer. Nun Blick auf die Entwicklungen von Gate- sprechen die Verkehrsverbünde unter way Gardens, der nordmainischen „Die langsamste Baustelle der Welt ist der Riederwaldtunnel. Darüber diskutieren wir seit 50 Jahren.“ Thomas Horn, Direktor, Regionalverband FrankfurtRheinMain Moderation des RMV erstmals über die S-Bahn und des Fernbahntunnels, der Umsetzung des Vorschlags. „Wenn es seit Ende vergangenen Jahres immer- klappt, ein solches Ticket einzuführen, hin in den Bundesverkehrswegeplan wäre das eine deutliche Verbesserung 2030 aufgenommen wurde. Manches für die Nutzer des ÖPNV – und für das liegt aus Horns Sicht jedoch noch im IHK O NL INE Strategieforum ein großartiger Erfolg.“ Argen: „Die langsamste Baustelle der Welt ist der Riederwaldtunnel, darü- In der Fachgruppe Planungsbeschleuni- ber diskutieren wir seit 50 Jahren“, be- Die Arbeitsergebnisse der gung werde zudem alles darangesetzt, klagt er. Dabei hätten der Ausbau Ost Fachgruppen des Strate- „länderübergreifend zu prüfen, wie Ver- und nicht zuletzt die WM 2006 ge- gieforums sind online ver- fahren sinnvoll im Interesse der Region zeigt, dass Verkehrsprojekte durchaus öffentlicht unter: und unter Abwägung aller Belange be- schneller in die Umsetzung gehen kön- schleunigt werden können. Damit die nen. Region prosperieren kann, müssen wir die Rahmenbedingungen für schnelles Dem Forderungs- und Maßnahmenkata- Bauen verbessern“. Das sehen auch die log dieser Fachgruppe wird es an Deut- Wirtschaftsförderer so. lichkeit nicht fehlen. Auch Wintermeyer D IE AU TO R IN hat sich mit der von ihm vorgeschlage- Dicke Bretter bohren nen Bewerbung auf eine „Specialised Expo“ zum Thema Smart Region in der Thomas Horn, Direktor, Regionalver- Metropolregion einiges vorgenommen. band FrankfurtRheinMain, der die Fach- Es zählt ebenfalls zu den „größeren Pro- gruppe Planungsbeschleunigung leitet, jekten, deren Planung sich das Strate- ist allerdings Realist genug, um zu wis- gieforum vorgenommen hat“ und das Alexandra May sen: „Das ist ein dickes Brett, das wir die Basis für innovative und neuartige Immobilienökonomin, Chefredakteurin, hier bohren.“ Und sieht sich als „Rufer Smart-Region-Konzepte schaffen soll. cubatur.de, Wiesbaden in der Wüste“. Noch. Denn obwohl der „Wenn wir erfolgreich sind, stärken wir am@cubatur.de I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 6 .1 9
19 Glasfasernetze: Der Mittelstand treibt die Aufholjagd Der Breitbandausbau in Deutschland kommt endlich in Fahrt. Wie ist das möglich? „Ein wichtiger Faktor ist sicher unsere Woche für Woche gehen in Gewerbe- und Industrieparks neue große Erfahrung“, sagt Frank Geltinger, Bereichsleitung Glasfasernetze in Betrieb. Die Treiber dahinter: lokale Unter- Geschäftskundenvertrieb. „Unser Ausgangspunkt waren nehmer, Handelskammern, Wirtschaftsförderer und Kommu- innovative Technologien und Prozesse für die Planung und nalpolitiker. Verlegung von reinen Glasfasernetzen, die sich bereits in den Niederlanden über zwei Millionen Mal bewährt haben.“ Um von den Chancen der Digitalisierung zu profitieren, Die Idee der Partnerschaft, Vernetzung und des gemein- braucht der deutsche Mittelstand flächendeckend verfügbare, schaftlichen Engagements ist tief im Geschäftsmodell von hochleistungsfähige Glasfaseranschlüsse bis direkt ins Unter- Deutsche Glasfaser verankert: durch sie erst wird der Bau nehmen. Gerade bei Anwendungen in Echtzeit kommt es auf eines Glasfasernetzes möglich: Bandbreiten und Reaktionsgeschwindigkeiten an, die nur mit reiner Glasfaser machbar sind. Gewerbegebiete mit schnelle- Die Bandbreite startet bei 250 Mbit/s (bei konventionellen ren, stabileren, wirtschaftlicheren Datenleitungen sind deshalb DSL-Technologien ist bereits 100 Mbit/s das Ende der Fahnen- deutlich attraktiver für zahlreiche Unternehmen. Fakt ist: An stange), technisch betrachtet reicht die Kapazität des Lichtlei- neuen, reinen Glasfasernetzen geht kein Weg vorbei. ters bis in den Terabit-Bereich. Einen besseren Start ins Indust- rie 4.0-Zeitalter können sich Unternehmen nicht wünschen. Von Schleswig-Holstein bis Bayern ist der terabit-fähige Infra- strukturausbau in den Gewerbe- und Industriegebieten bereits ins Rollen gekommen – auch dank Deutsche Glasfaser. Rund 20 Gewerbegebiete pro Monat bringt das Unternehmen aus Borken bundesweit eigenwirtschaftlich ans schnelle Glasfaser- netz. Hierzu legt Deutsche Glasfaser ein außergewöhnliches Frank Geltinger, Bereichsleiter Tempo vor, von der Gebietsanalyse bis zum Ausbau sowie der Geschäftskundenvertrieb, Aktivierung der Kunden. Deutsche Glasfaser Schneller, stabiler, wirtschaftlicher. Glasfaser für Ihr Unternehmen. 080 0 281 281 2 d anrufen un e spräch Beratungsg n! vereinba re Wir realisieren den reinen Glasfaserausbau in Ihrem Gewerbegebiet. deutsche-glasfaser.de/business Deutsche Glasfaser Business GmbH / Am Kuhm 31 / 46325 Borken I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 6 .1 9
20 FO KUS T HEM A Foto: Gettyimages / Wilfried Krecichwost FrankfurtRheinMain ist eine Pendlerregion. PER FO R M „Ideen auf den Weg bringen“ Ein Gespräch mit Almut Weber, Projektmanagerin, Perform – Zukunftsregion FrankfurtRhein- Main, über die bisherigen Projekte und Erfolge der vor drei Jahren gegründeten Initiative. Frau Weber, es gibt viele Initiativen, die sich für die Weiter- Wirtschaftskammern, sondern offen für Projektideen und entwicklung der Metropolregion engagieren. Was ist die Idee Partizipation Dritter. hinter Perform? Es geht darum, die Metropolregion FrankfurtRheinMain ge- Welche Referenzprojekte sind in der Umsetzungsphase oder meinsam über die Durchführung von zum Teil länderüber- bereits abgeschlossen? greifenden Referenzprojekten weiterzuentwickeln. Mit der Hervorzuheben sind unter anderem viel zitierte Publikationen Umsetzung von Projekten möchten wir Lösungsansätze für wie der Fachkräftemonitor oder die Stau- und Pendlerstudie. die aktuellen Herausforderungen in den Bereichen Mobilität Daneben haben sich Veranstaltungsreihen, beispielsweise und Verkehr, Flächenaktivierung, Gründung und Innovation zum Thema Flächenaktivierung oder Start-ups meet Corpo- sowie Digitalisierung und räumliche Entwicklung generieren rates, etabliert. Ein aktuelles Highlight ist unsere Mitwirkung und dabei die Zusammenarbeit von Politik, Verwaltung, Wirt- beim Erarbeiten einer länderübergreifenden Mobilitätsstrate- schaft und Wissenschaft verbessern. Inzwischen ist es uns gie im Strategieforum FrankfurtRheinMain. gelungen, Hochschulen, Verbände und Behörden als Projekt- partner zu gewinnen und die Akteure auf regionaler Ebene Warum ist eine länderübergreifende Strategie wichtig? zu vernetzen. Perform ist aber kein geschlossener Kreis der Wir sind eine Pendlerregion mit täglich mehr als einer Million I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 6 .1 9
Metropolregion 21 Menschen, die über Kreis- und Landesgrenzen hinweg pendeln. Neben dem Ausbau von Verkehrs- und Schienen- Perform – Zukunftsregion FrankfurtRheinMain infrastruktur benötigen wir Lösungen für einen öffentlichen Nahverkehr, der nicht an Grenzen von Verkehrsverbünden FrankfurtRheinMain ist eine der prosperierendsten Regionen in oder Ländergrenzen haltmacht, sowie die Erprobung und Ver- Deutschland. Das Wachstum der Vergangenheit birgt jedoch auch knüpfung alternativer Verkehrsmittel und innovativer Mobili- Fragen und Herausforderungen der Zukunft, wie etwa eine funk- tätsangebote. tionierende Verkehrsinfrastruktur gewährleistet oder nachhaltige Wohn- und Industriestandorte entwickelt werden können. Um Was sind die Ergebnisse im Bereich Flächenaktivierung? diese Fragen zu klären und Handlungsansätze für die Weiter- Um die notwendigen Flächen bereitzustellen und die gestie- entwicklung der Metropolregion zu identifizieren, haben neun gene Flächenkonkurrenz zwischen Wohnen und Gewerbe Industrie- und Handelskammern sowie vier Handwerkskammern zu managen, braucht es mehr interkommunale Zusammen- aus Hessen, Rheinland-Pfalz und Bayern im Jahr 2016 länderüber- arbeit und ein regionales Flächenmanagement. Bei ver- greifend die Initiative Perform ins Leben gerufen. Auf schiedenen Veranstaltungen sensibilisieren wir Kommunen der Online-Plattform dieser Initiative können auch Vorschläge für weitere Projekte eingereicht werden. www.perform-frankfurtrheinmain.de „Wir werden weiterhin für ein stärkeres Wir-Gefühl in FrankfurtRheinMain eintre- ten. Denn Perform ist eine Initiative von der Region für die Region mit der Region.“ Almut Weber, Projektmanagerin, Perform - Zukunftsregion FrankfurtRheinmain für eine strategische Flächenentwicklung und fördern den Austausch und die Vernetzung von Wirtschaft und Planungs- behörden. Was genau haben Sie für Gründer verbessert? Obwohl die Metropolregion das nötige Rüstzeug mitbringt, ist FrankfurtRheinMain noch nicht als attraktives Ökosystem für Gründer bekannt. Das wollen wir ändern und haben dazu die Online-Plattform „xistenzgründung-rhein-main.de“ ins Leben gerufen. Dadurch wurde eine zentrale Anlaufstelle geschaf- fen, auf der alle wichtigen Informationen und Ansprechpart- ner für Gründer in der Region gebündelt werden und auf der sich die Gründer vernetzen können. Und wie bringen Sie die Digitalisierung in der Region voran? Wir fördern beispielsweise die Vernetzung und Kooperation von etablierten mittelständischen Unternehmen mit digitalen Start-ups durch Matchmaking-Events. Ferner haben wir eine D IE AU TO R EN Umfrage bei den Unternehmen der Region durchgeführt, welchen Unterstützungsbedarf sie bei der Umsetzung der digitalen Transformation haben, und geben die gewonnenen Erkenntnisse gebündelt an die Politik weiter. Wie geht es weiter? Wir werden weiter daran arbeiten, die vielen guten vorhande- Sebastian Trippen Ann-Kristin Engelhardt nen Ideen zu bündeln und als Projekte für die länderübergrei- Geschäftsführer, Wirtschafts- Referentin, Wirtschaftspolitik fende Weiterentwicklung der Region auf den Weg zu bringen. politik und Metropolen und Metropolenentwicklung, Auch werden wir weiterhin für ein stärkeres Wir-Gefühl in entwicklung, IHK Frankfurt IHK Frankfurt FrankfurtRheinMain eintreten. Denn Perform ist eine Initiative s.trippen@frankfurt-main. a.engelhardt@frankfurt- von der Region für die Region mit der Region. ihk.de main.ihk.de I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 6 .1 9
22 FO KUS T HEM A TAG D ER ME T R O P O L R EGI O N Mobilität neu denken FrankfurtRheinMain wächst – und damit die Herausforderungen für eine funktionierende Verkehrsinfrastruktur. Wie eine zukunftsfähige Mobilität aussehen kann, wurde beim Tag der Metropolregion am 8. April diskutiert. Foto: Stefan Krutsch Das Thema Mobilität stand diesmal beim Tag der Metropolregion im Fokus. FrankfurtRheinMain ist eine der Zuzugsregionen Deutsch- Innovative Ansätze lands. Seit der Jahrtausendwende ist die Zahl der Einwoh- ner um rund 300 000 und die der Beschäftigten um knapp Die Bedeutung eines funktionierenden Verkehrs- und Trans- 400 000 gestiegen. Diese Anziehungskraft führt zu einer portsystems ist daher eines der Fokusthemen des länder- deutlichen Zunahme der Pendlerströme und Transportvo- übergreifenden Strategieforums für die Metropolregion Frank- lumina auf Straßen und Schienen. In den Stoßzeiten ist furtRheinMain. Das Gremium hat sich 2018 für die Einrich- die Verkehrsinfrastruktur an ihrer Kapazitätsgrenze ange- tung der Fachgruppe Mobilität unter Leitung von Ulrich Krebs, langt. Landrat, Hochtaunuskreis, ausgesprochen und befasst sich mit Fragen innovativer Mobilitätslösungen. „Wenn Mobilität „Wir brauchen eine Mobilitätsstrategie, die die Pendlerbewe- nicht an Ländergrenzen haltmachen soll, brauchen wir neue gungen der gesamten Metropolregion berücksichtigt“, sagte Ansätze“, sagte Krebs. Prof. Mathias Müller, IHK-Präsident, beim Tag der Metropolre- gion. „Ohne eine Weiterentwicklung insbesondere der Schie- Ziel müsse daher eine intelligente Verknüpfung von ÖPNV neninfrastruktur lähmen wir Unternehmen, Pendler und damit und Individualverkehr mit verschiedenen Verkehrstypen sein. die gesamte Entwicklung der Region.“ Dies sei jedoch ohne Auch kreative Ideen müsse man zulassen, um dieses Ziel zu eine Strategie, die alle zur Metropolregion gehörenden Länder erreichen, so Krebs. Parallel zur Fachgruppe Mobilität hat das miteinbezieht, nicht möglich. Strategieforum, dem Vertreter der IHKs Frankfurt, Darmstadt, I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 6 .1 9
Metropolregion 23 Rheinhessen und Aschaffenburg sowie der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main angehören, die Fachgruppen Planungs- Preis der Metropolregion beschleunigung, Gründerregion und Smart Region gegründet. Das Strategieforum FrankfurtRheinMain vergibt ab 2020 den Planungszeiten beschleunigen „Preis der Metropolregion“. Die Projekte sollen sich durch inter- kommunale und länderübergreifende Kooperationen auszeichnen An Ideen, wie die angespannte Verkehrssituation zu entlasten und neue Perspektiven für aktuelle Herausforderungen aufzeigen. wäre, mangelt es nicht: Fernbahntunnel, Ost-Tangente, S-Bahn- Ring und Seilbahnen sind Überlegungen, die zum Teil schon lan- ge diskutiert werden. „Aber bis zur Umsetzung dauert es viel zu lang“, betonte Thomas Horn, Verbandsdirektor, Regionalverband FrankfurtRheinMain, und Leiter der Fachgruppe Planungsbe- schleunigung. Heute seien Planungszeiten zwischen 30 und 40 Jahren die Regel; diese gelte es mindestens zu halbieren. „Mobilität beginnt im Kopf“, sagte Dr. Uwe Vetterlein, Haupt- geschäftsführer, IHK Darmstadt, und kommissarischer Lei- ter der Fachgruppe Gründerregion. Innovative Ideen wie Mo- bilitätsapps, die bei der Vernetzung der Verkehrsträger eine wichtige Rolle spielen, seien von Start-ups entwickelt wor- den. Um solche technischen Lösungen voranzutreiben, sei es unerlässlich, die Region als bevorzugten Gründer-Hotspot Deutschlands zu etablieren und die Verzahnung der mehr als 40 verschiedenen Gründungszentren zu stärken. Digitalisierung vorantreiben IHK O NL INE Die Einfach-machen-Mentalität vieler Start-ups ist eine Her- angehensweise, von der sich auch Institutionen viel abschau- Weitere Infos über das Strategieforum en können, ist Prof. Kristina Sinemus überzeugt. Die hessi- FrankfurtRheinMain unter: sche Staatsministerin für Digitale Strategie und Entwicklung und Leiterin der Fachgruppe Smart Region will ihr neu ge- w ww.strategieforum-frankfurtrhein schaffenes Ministerium deshalb im Stil eines Start-ups auf- main.de bauen. Sie plädierte dafür, möglichst viele Digitalisierungspro- jekte länderübergreifend zu erproben. Eile tue Not, unterstrich Jens Marco Scherf, Landrat, Land- kreis Miltenberg. Das Wachstum finde nicht nur im Kern der Region statt. Die Beschäftigung sei auch in den ländlichen Kreisen und kreisfreien Städten gestiegen; diese benötigen eine bessere Anbindung an öffentliche Verkehrssysteme: D IE AU TO R EN „Heute haben wir die Wahlfreiheit, im Stau zu stehen oder im überfüllten Zug den Anschluss zu verpassen.“ Bernd Ehinger, Präsident, Handwerkskammer Frankfurt- Rhein-Main, adressierte an die Politik: „Es sollte von hoher Priorität sein, dass das Thema Gesamtverkehrsplan in der Metropolregion schnell aufgegriffen wird.“ Immerhin: Noch Sebastian Trippen Ann-Kristin Engelhardt nie hätten sich so viele Menschen für die Zukunft der Met- Geschäftsführer, Wirtschafts- Referentin, Wirtschaftspolitik ropolregion eingesetzt, um eben genau das zu ändern. „Die politik und Metropolen und Metropolenentwicklung, Einsicht in die Notwendigkeit, dass wir in FrankfurtRheinMain entwicklung, IHK Frankfurt IHK Frankfurt interkommunal und länderübergreifend zusammenarbeiten s.trippen@frankfurt-main. a.engelhardt@frankfurt- müssen, war noch nie so stark wie heute“, betonte Müller. ihk.de main.ihk.de I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 6 .1 9
24 FO KUS T HEM A Foto: Goetzke Photographie Thomas Reimann, Vorstandsvorsitzender, Alea: „Die Bauvorschriften und Regularien sind ein Kostentreiber.“ A L E A , FR A NK FUR T Allrounder in der Baubranche Alea Hoch- und Industriebau ist ein im Rohbau tätiges mittelständisches U nternehmen. Der familiengeführte Ausbildungsbetrieb geht nun in die fünfte Generation. Bauen, bauen, bauen lautet das Credo in der Metropolregion FrankfurtRheinMain. Die Unternehmen in der Bau- und Immobilienbranche profitieren von dieser Ent- wicklung, und ein Ende ist aufgrund des stetigen Wachstums nicht in Sicht. Die Auftragslage ist gut, so auch bei Alea Hoch- und Industriebau, einem im Rohbau tätigen mittelständischen Unternehmen in Frankfurt. „Wir sind ein Allrounder in der Branche und bieten unseren Kunden individuelle Lösungen“, sagt Thomas Rei- mann, Vorstandsvorsitzender von Alea. „Von der Garage über das Fabrikgebäude bis hin zur komplexen Wohnanlage – wir sind Universalanbieter, wenn es um das Thema Bauen geht“, so der Diplom-Betriebswirt. I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 6 .1 9
Metropolregion 25 Breit gefächerte Produktpalette Die Produkt- und Dienstleistungspalette von Alea ist breit gefächert und umfasst diverse Arbeiten des Bauhauptgewerbes. Vom Keller bis zum letzten Ziegel für das KO N TA K T Dach übernimmt der Betrieb alle anfallenden Rohbauarbeiten bei Hoch- und Indus- triebauten. Zu den aktuellen Projekten zählen die Errichtung eines Wohn- und Ge- schäftshauses in Niederursel, einer Wohnanlage in Kalbach und eines Hochregal Alea Hoch- und Industriebau lagers in Bad Vilbel. Daneben beraten die Experten frühzeitig Architekten bei der Tucholskystraße 20 Projektplanung. In Spitzenzeiten sind mittlerweile über 150 Menschen für das Un- 60598 Frankfurt ternehmen aktiv. Telefon 0 69 / 97 69 21 60 E-Mail info@alea-ag.de In diesem Jahr feiert Alea das 120-jährige Bestehen. Gegründet wurde das Un www.alea-ag.de ternehmen 1899 unter dem Namen K. L. Schmidt in Bad Vilbel im Wetteraukreis. „Aufgrund des zunehmenden Wachstums in der Region und der daraus resultie renden Expansion des Betriebes habe ich im Jahr 2002 die Chance ergriffen und mit einem sogenannten Management-Buy-out das Unternehmen übernommen“, erzählt Reimann. Er änderte damals den Namen der Firma in Alea Hoch- und In- dustriebau und verlegte den Hauptsitz nach Frankfurt. Familienunternehmen seit 120 Jahren Bei allen Neuerungen ist der mittelständische Betrieb ein Familienunternehmen geblieben, das gemeinsam über alle wichtigen Entscheidungen abstimmt und da- bei auch die Mitarbeiter miteinbezieht. „Wir vertreten die Philosophie, dass man in einem mittelständischen Familienunternehmen Menschen mitnehmen muss, in- dem man sie frühzeitig in Entscheidungen einbindet.“ Denn der Unternehmer kön- ne nur dann Höchstleistungen erreichen, wenn seine Mitarbeiter ihn dabei unter- stützen, erläutert Reimann. Vorschriften treiben Baukosten in die Höhe Dass es gerade solche Eigenschaften wie Mitbestimmung der Mitarbeiter sind, die Firmen in Zeiten des Fachkräftemangels von der Konkurrenz absetzen, ist dem Unternehmer, der in seinem Betrieb selbst ausbildet, bewusst. „Die Bauwirtschaft brummt, doch schon heute müssen Aufträge abgelehnt werden, weil Kapazitäten fehlen und offene Stellen nicht besetzt werden können.“ Hinzu kämen steigende Bodenpreise – insbesondere im Ballungszentrum der Region. „Ein weiterer Kos- tentreiber sind die Vorschriften und Regularien: Wer in Deutschland ein Wohnhaus bauen will, der muss heute mehr als 20 000 Normen beachten – und da sind die Auflagen der Länder und Kommunen noch nicht miteingerechnet“, zählt Reimann die Herausforderungen der Branche auf. Partnerschaftliche Lösungen erarbeiten D IE AU TO R IN Da lösungsorientiertes Denken und Handeln bei Alea großgeschrieben werden, setzt sich der Unternehmer ehrenamtlich für die Verbesserung der Rahmenbedin- gungen der Branche ein. „Mein Sohn wird das Unternehmen in der fünften Gene- ration weiterführen, ich bemühe mich daher, ihm und der gesamten Baubranche die Rahmenbedingungen zu erleichtern“, erläutert der in mehreren Verbänden tätige Reimann. Denn für den Unternehmer steht fest, dass sich der Mangel an Ann-Kristin Engelhardt Wohnraum im Ballungszentrum in der Region FrankfurtRheinMain nur überwin- Referentin, Wirtschaftspolitik und den lässt, wenn Politik und Wirtschaft gemeinsam partnerschaftliche Lösungen Metropolenentwicklung, IHK Frankfurt entwickeln. a.engelhardt@frankfurt-main.ihk.de I H K W i r t s c h a f t s F O R U M 0 6 .1 9
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