It's a man's world? Expertinnen 01/2021 - LIST Gruppe

 
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01/2021

It’s a
man’s
world?
Expertinnen
It's a man's world? Expertinnen 01/2021 - LIST Gruppe
Expertinnen Editorial

                                                                                                                                                   Worum es geht.
                                                                                                                                                   Diese Ausgabe versteht sich ausdrück-           Die eigentliche Intention dieser Ausgabe
                                                                                                                                                   lich NICHT als Beitrag zur aktuellen Gen-       ist viel schlichter, pragmatischer: Wir sind
                                                                                                                                                   der-Debatte. Das Terrain ist unübersichtlich    darauf angewiesen, top ausgebildete, klu-
                                                                                                                                                   und der Diskurs bisweilen widersprüchlich.      ge und zupackende Menschen für unser
                                                                                                                                                   Einerseits soll ja Geschlecht nur eine „sozi-   Unternehmen zu gewinnen. Wenn jedoch
                                                                                                                                                   ale Konstruktion“ sein – da fragt man sich,     nur 30 Prozent davon derzeit Frauen sind,
                                                                                                                                                   weshalb sich die Evolution überhaupt so         ihr Anteil an der Bevölkerung aber bekann-
                                                                                                                                                   viel Mühe gemacht hat, zwei Geschlechter        termaßen viel höher liegt, dann ist das
                                                                                                                                                   hervorzubringen. Andererseits hören und         schlicht Ausdruck von Pragmatismus und
                                                                                                                                                   lesen wir ständig, dass Frauen dieses oder      unternehmerischer Weitsicht, sich darum
                                                                                                                                                   jenes besser können als ihre männlichen         zu bemühen, dieses „Reservoir“ besser zu
                                                                                                                                                   Pendants, also eben gerade anders sind.         erschließen. Oder anders ausgedrückt: Wir
                                                                                                                                                   Ja was denn nun?                                müssen Frauen inspirieren und motivieren,
                                                                                                                                                                                                   ihre Talente und Fähigkeiten, ihr Wissen
                                                                                                                                                   Die Debatte auf gesellschaftlicher Ebe-         und Können in Unternehmen wie unseres
                                                                                                                                                   ne auf die Unterschiede zwischen Män-           einzubringen, um unseren Erfolg langfristig
                                                                                                                                                   nern und Frauen zu verengen, geht dazu          abzusichern. Hierbei ist es wichtig, Rah-
                                                                                                                                                   oft an der sozialen Realität vorbei. Eine       menbedingungen zu schaffen, die allen
                                                                                                                                                   junge, gut ausgebildete Ingenieurin hat         – Frauen wie Männern – die Möglichkeit
                                                                                                                                                   wahrscheinlich mehr Gemeinsamkeiten             zur Vereinbarung von Familie und berufli-
                                                                                                                                                   mit ihren männlichen Kollegen als mit ih-       cher Tätigkeit ermöglichen. Darum geht es.
                                                                                                                                                   rer Geschlechtsgenossin, die seit Jahren        Ganz un-ideologisch.
                                                                                                                                                   Dienst im Supermarkt an der Kasse ver-
                                                                                                                                                   sieht. Da stellen sich ganz andere soziale      Gute Beispiele gibt es viele.
                                                                                                                                                   und gesellschaftliche Fragen als die nach
                                                                                                                                                   Weiblein oder Männlein.
                                                                                                                                                                                                   Ihr
                                                                                                                                                                                                   Gerhard List

                                                                          Foto a|w|sobott, Cover croisy- stock.adobe.com

                          Liebe Leser:innen,
 im Dezember titelte die Immobilien Zeitung: „Das Frauenquötchen“ –
 und das mitten in unsere Diskussion dazu, ob das Thema „Frauen“ ein
  Ausgabenthema für die Bauwerk sein kann oder eben genau nicht.
Für uns ein Glücksfall. Denn wir erkannten: Uns geht es überhaupt nicht
           um die Quotenfrau. Uns geht es um Expertinnen.

                                                                                                                                                                                                                                          2|3
It's a man's world? Expertinnen 01/2021 - LIST Gruppe
Expertinnen Inhalt

S. 6                                           S. 48
So kanns gehen                                 Im Gespräch
OKAPI:Orbits hat eine Software entwi-          Jenny Gesterkamp und Sandra Lengel-
ckelt, die Zusammenstöße im Weltraum           sen sind sich einig: Risiko gehört dazu.
verhindert.

                                               S. 54
S. 12                                          Im Fokus
Hinter den Kulissen                            Sabine Töpperwien war 30 Jahre lang
Wie steht es eigentlich um unsere              eine der wenigen Frauen unter den

                                                                                                                             S. 62
eigene Frauenquote?                            Sportreporter:innen.

S. 16                                          S. 56
Andere Blickwinkel                             Was geht?
Wir versuchen es mit dem Doppelpunkt.          Vanessa Jobst-Jürgens hat hinterfragt,
                                               was Arbeitnehmer:innen wirklich wollen.

S. 18
Entdeckungsreise                               S. 62
Verena Mohaupt verantwortete die               Im Gespräch
Logistik einer Arktis-Expedition.              Sabine Eckhardt ist aus der Medien-
                                               welt in die Immobilienwelt gewechselt.

S. 24
Gastbeitrag
von Prof. Dr. rer. pol. Astrid Szebel-Habig.
                                               S. 66
                                               Schon gewusst?
                                               Weil sich Frauen emanzipieren,
                                                                                                                    S. 18                  S. 68
                                               sprechen sie tiefer.
S. 28
Schon gewusst?
Bei den Mosuo in China sind die                S. 68                                                                                          Impressum
Frauen das „starke“ Geschlecht.                Hinter den Kulissen
                                                                                                                                              Herausgeber
                                               Einblick in die Planungspraxis im                                                              LIST AG
                                               Bestandsbau.                                                                                   Hagenstraße 41
S. 30                                                                                                                                         48529 Nordhorn
Entdeckungsreise                                                                                                                              T +49 5921 8840-0
Eintauchen in die Welt guten Essens –          S. 74                                                                                          info@list-ag.de
                                                                                                                                              www.list-ag.de
mit Antje de Vries.                            Genau hingeschaut
                                               Zahlen und Fakten über die Entwicklung                                                         Sitz der Gesellschaft
                                               von Frauen in Wirtschaft, Politik und                                                          Nordhorn
S. 36                                          Bildung.
                                                                                                                                              AG Osnabrück HRB 207548
                                                                                                                                              USt.-Id.-Nr. DE160541353
Standpunkte
Natalie Bräuninger und Angela Rüter                                                                                                           Vorstand

                                                                                                                                   S. 30
sind Netzwerk-Profis.                          S. 78                                                                                          Dipl.-Ing. Gerhard List (Vorsitz)
                                                                                                                                              Dipl.-Kfm. Markus Figenser
                                               Nachgefragt                                                                                    Dipl.-Ing. Dirk Rehaag, MBA
                                               Nadine Lapczyna steht uns Rede
S. 42                                          und Antwort.                                                                                   Vorsitzender des Aufsichtsrats
                                                                                                                                              Prof. Dr. Manfred Helmus
Andere Blickwinkel
Die Legende von Päpstin Johanna lebt                                                                                                          Redaktion und Layout
bis heute.                                                                                                                                    Laura Raasch
                                                                                                                                              Inga Rahmsdorf
                                                                                                                                              Thore Vogelsang

S. 44                                                                                                                                         Jens Hasekamp (V. i. S. d. P.)
Genau hingeschaut                                                                                                                             LIST AG
Die Gendermedizin stellt die geschlechts-                                                                                                     Hagenstraße 41
                                                                                                                                              48529 Nordhorn
spezifischen Ungleichheiten in den Mittel-
                                                                                                                                              T +49 5921 8840-893
punkt.                                                                                                                                        jens.hasekamp@list-ag.de

                                                                                          Anzeige und Abo
                                                                                                                            S. 6
                                                                                                                                              Druck
                                                                                                                                              Druckerei J. F. Niemeyer
                                                                                                                                              GmbH & Co. KG
                                                                                          laura.raasch@list-ag.de                             Hohlweg 6
                                                                                          T +49 5921 8840-75                                  49179 Ostercappeln

Bauwerk 01 | 2021                                                                                                                                                                 4|5
It's a man's world? Expertinnen 01/2021 - LIST Gruppe
Expertinnen So kanns gehen

Unfallfrei
im Weltall.
Die Raumfahrtindustrie boomt. Doch je mehr Satelliten
ins All geschickt werden, desto mehr Schrott hinterlassen
sie auch im Weltraum. Damit wächst das Risiko für Kollisi-
onen im All. Wir haben mit Kristina Nikolaus gesprochen,
Geschäftsführerin und Mitgründerin von OKAPI:Orbits.
Das junge Unternehmen hat eine Software entwickelt,
die Zusammenstöße im Weltraum verhindern soll.

                                                                         Glaab STUDIOS - stock.adobe.com
                                                                  ©LIGHTFIELD
                                                             Foto Julian

Bauwerk 01 | 2021                                                                                          6|7
It's a man's world? Expertinnen 01/2021 - LIST Gruppe
Expertinnen So kanns gehen

                                                                                                                    Tausende von Satelliten ziehen ihre Kreise um die Erde. Immer mehr
                                                                                                                    Unternehmen investieren im Weltraum und schießen Satelliten ins All,
                                                                                                                    um Mobiltelefone, Internet und Navigationsgeräte zu betreiben oder
                                                                                                                    hochaufgelöste Bilder von der Erde aufzunehmen. Doch das Geschäft
                                                                                                                    im Weltraum hinterlässt auch Trümmerteile und Schrott, und so fliegen
                                                                                                                    abgeschaltete Satelliten und nicht entsorgte Raketenteile unkontrolliert
                                                                                                                    durch den Orbit – von Staubkörnern bis hin zu tonnenschweren Objekten.

                                                                                                                    D
                                                                                                                                ie Trümmermenge im Weltraum wächst stetig und
                                                                                                                                damit steigt auch das Risiko für Kollisionen. „Es gibt
                                                                                                                                keine Weltraummüllabfuhr“, sagt Kristina Nikolaus, 26
                                                                                                                                Jahre alt und Geschäftsführerin des Unternehmens
                                                                                                                    OKAPI:Orbits. „Vielen ist noch nicht bewusst, wie wichtig das
                                                                                                                    Thema Umweltschutz im Weltraum ist“, sagt Nikolaus. Um das
                                                                                                                    zu ändern, hat sie 2018 gemeinsam mit drei Raumfahrtwissen-
                                                                                                                    schaftlern das Unternehmen OKAPI:Orbits gegründet. Ihre Mis-
                                                                                                                    sion: eine intelligente Software zu entwickeln und zu vermarkten,
                                                                                                                    die Kollisionen im Weltraum verhindert.

                                                                                                                    In den Erdumlaufbahnen fliegen bereits 900.000 Bruchstücke
                                                                                                                    umher, die größer als einen Zentimeter sind, meldet die Europe-
                                                                                                                    an Space Agency (ESA). Etwa 30.000 der Objekte sind demnach
                                                                                                                    sogar größer als zehn Zentimeter. Kommt es zu einem Zusam-
                                                                                                                    menprall zwischen Satellit und Objekt, entstehen weitere Tausen-
                                                                                                                    de Schrottteile, die unkontrolliert um die Erde kreisen und das
                                                                                                                    Navigieren und Operieren im Orbit immer schwieriger machen.
                                                                                                                    Die Objekte können mit einer Geschwindigkeit von bis zu 40.000       OKAPI:Orbits hat eine Software entwickelt, die
                                                                                                                    Kilometern pro Stunde aufeinandertreffen.                            verhindert, dass Satelliten wie dieser in den
                                                                                                                                                                                         Erdumlaufbahnen mit Weltraumschrott kollidieren.
                                                                                                                    „Wenn Objekte, die größer als einen Zentimeter sind, mit einem
                                                                                                                    Satelliten zusammenprallen, ist das schon eine schwerwiegen-
                                                                                                                    de Kollision und führt in der Regel zur vollständigen Zerstörung“,
                                                                                                                    erklärt Nikolaus. Umfliegen die Satelliten stattdessen die Objek-
                                                                                                                    te, können die Unternehmen sie effizienter und länger betreiben.
                                                                                                                    „Wir wollen zeigen: Nachhaltigkeit kann auch ökonomisch sinn-

                                   Fotos Institut für Raumfahrtsysteme/ TU Braunschweig, B&B. Markenagentur/NBank
                                                                                                                    voll sein“, sagt Nikolaus. Seit vergangenem November ist die
                                                                                                                    Software scharf gestellt und wird nach Angaben von Nikolaus
                                                                                                                    bereits von 150 Personen genutzt. ‣

Darstellung von Weltraumschrott.

Bauwerk 01 | 2021                                                                                                                                                                                                                           8|9
It's a man's world? Expertinnen 01/2021 - LIST Gruppe
Expertinnen So kanns gehen                                                                                                                                                                                                                          Anzeige
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                                   „Oft bin ich da
                                                                                                                                               LOKAL. REGIONAL.
                                  die einzige Frau
                                        am Tisch.“
                                                                                                                                               UND DARÜBER HINAUS.

                                                     D
                                                                as mittlerweile elfköpfige Team von OKAPI:Orbits führt
                                                                dafür die Daten verschiedener Beobachtungsanla-
                                                                gen zusammen und errechnet so die Laufbahnen von
                                                                Objekten im Weltall. „Wir haben keine eigenen Beob-
                                                     achtungsanlagen, sondern sammeln so viele Daten wie möglich
                                                     und legen den Fokus auf Data Intelligence“, sagt Nikolaus. Und
                                                     woher beziehen sie dann die Daten? „Wir nutzen Daten aus Open-
                                                     Source-Datenbanken, die von unterschiedlichen Orten aus den
                                                     Orbit beobachten und daraus Kataloge erstellen“, sagt die Ge-
                                                     schäftsführerin. Es gebe kommerzielle und militärische Betrei-
                                                     ber:innen, die solche Datenkataloge erstellen und die sie dann
                                                     kaufen könnten. „Das Einzigartige an unserer Software ist, dass
                                                     wir alle Daten, die wir erhalten, so fusionieren und übereinander-
                                                     legen können, dass wir berechnen können, wann und wo Ob-
                                                     jekte sich im Weltall bewegen werden. In Simulationen können
                                                     wir erkennen, wann es Kollisionen gab, wie sich die Objekte ver-
                                                     halten haben und welche Schrottwolken sich entwickelt haben.“

                                                     Abonniert ein Unternehmen die Software von OKAPI:Orbits, kann
                                                     es von der Bodenstation aus Manöver an den Bordcomputer
                                                     seines Satelliten schicken. Hat die Software zuvor berechnet,
                                                     dass Objekte in seiner Bahn auftauchen werden, bekommt der
                                                     Satellit das Signal, seine Laufbahn zu ändern, um die Objekte zu
                                                     umfliegen.

                                                     Es sei schade, dass sie als Frau immer noch eine Ausnahme sei,
                                                     sowohl in der Raumfahrtbranche als auch in Konferenzen und                                NATIONAL-BANK – Ihr Projektpartner auf Augenhöhe
                                                     Gesprächen mit Investor:innen und anderen Gründer:innen. „Oft
                                                     bin ich da die einzige Frau am Tisch“, sagt sie. Nervig seien Sprü-                       Als Projektentwickler oder Bauträger wollen Sie Ihr Immobilienprojekt auf ein sicheres Fundament
                                                     che wie: „Dafür, dass du eine Frau bist, machst du das echt gut.“
                                                     Entmutigen lässt sie sich davon aber nicht. Das habe sie auch                             stellen – auch in der Finanzierung. Dabei sind Ihnen Expertise, Vertrauen und Verlässlichkeit
                                                     von ihren Eltern gelernt, die in den 1990er Jahren aus Kasach-                            besonders wichtig. Als eine der bundesweit führenden konzernfreien Regionalbanken sind wir ein
                                                     stan nach Deutschland gekommen sind. Ob sie gern mal selbst
Über Kristina Nikolaus.                              ins All fliegen würde? „Klar“, sagt Nikolaus und lacht. „Unbedingt.                       solider Finanzierungspartner, der Sie bei Ihren Projekten in Nordrhein-Westfalen gerne begleitet.
                                                     Wer würde das nicht gern machen?“
Nikolaus ist 2020 von dem Wirtschaftsmagazin
                                                                                                                                               Profitieren Sie von unserer 100-jährigen Erfahrung, unseren exzellenten Marktkenntnissen sowie
Forbes zu den 30 vielversprechendsten Persön-        OKAPI:Orbits soll in Zukunft auf jeden Fall noch weiterentwickelt                         einem umfassenden Netzwerk leistungsfähiger, starker Partner.
lichkeiten unter 30 Jahren gewählt worden. Als       werden. „Wir wollen nicht nur Kollisionen vermeiden. Unser Ziel
Geschäftsführerin kümmert sie sich vor allem um      ist es auch, uns noch mehr auf ‚Space Traffic Management‘
Finanzen sowie Kunden- und Investorengespräche.      zu konzentrieren. Die Vision ist es also, nicht nur Satelliten un-                        Wir freuen uns auf      Frank auf der Lake                            Sebastian Hoffmann
Dafür braucht sie aber auch technisches Wissen.      tereinander zu steuern, sondern auch andere Beteiligte im
                                                                                                                                               den Dialog. Rufen Sie   Leiter Gewerbliche Immobilienfinanzierungen   Leiter Niederlassung Münster
Während ihres BWL-Studiums hat sie bei Daimler       Bereich Raumfahrt mit einzubeziehen. Das können beispielswei-
und Siemens gearbeitet und danach an der Techni-     se kleine Trägerraketen oder Sensoren sein.“ Somit sollen die                             uns an oder senden      Telefon: 0201 8115-331                        Telefon: 0251 414417-10
schen Universität (TU) Braunschweig einen Master     Interaktionen zwischen allen Akteur:innen des Raumfahrtökosys-                            Sie uns eine E-Mail:    frank.auf-der-lake@national-bank.de           sebastian.hoffmann@national-bank.de
in Technologie-orientiertem Management gemacht.      tems in Abhängigkeit voneinander geplant und durchgeführt
                                                                                                                           Foto Julian Glaab

Programmieren hat sie sich selbst beigebracht und    werden können. •
an der TU Braunschweig Raumfahrt-Vorlesungen
besucht, wo sie auch die anderen drei Mitgründer
ihres Start-ups kennenlernte.

Bauwerk 01 | 2021
It's a man's world? Expertinnen 01/2021 - LIST Gruppe
Expertinnen Hinter den Kulissen

                                  Ein ehrlicher
                                                                         Alle Ausflüchte beiseite, fertig, los!
                                                                         Werfen wir als Erstes einen genaueren Blick in unsere eigenen

                                  Blick auf den
                                                                         Zahlen. Unter den aktuell 478 fest angestellten Mitarbeiter:innen
                                                                         der LIST Gruppe sind 151 Frauen. Das macht eine Quote von
                                                                         gerundeten 31,6 Prozent. Aber wie verteilt sich das auf die ver-

                                  Frauenanteil
                                                                         schiedenen Bereiche? Eine erste Unterscheidungsmöglichkeit
                                                                         bietet die Anstellungsart. Unter den Vollzeit-Angestellten liegt
                                                                         die Frauenquote bei rund 25 Prozent. Das hängt unmittelbar da-

                                  bei LIST.
                                                                         mit zusammen, dass wir uns bei den Teilzeitangestellten im Ge-
                                                                         genzug mehr als deutlich über dem Durchschnitt befinden. Hier
                                                                         verzeichnen wir die höchste Frauenquote, die diese Auswertung
                                                                         beinhaltet: 77 Prozent. Im Bereich der Auszubildenden landen
                                                                         wir mit rund 30 Prozent wieder beim Durchschnitt. Dann lohnt
                                  Ein Magazin, in dem wir ausschließ-    sich ein Blick auf unsere Leistungsbereiche. In unserer Holding
                                                                         beträgt der Frauenanteil gut 56 Prozent. Mit knapp 48 Prozent
                                  lich Frauen zeigen – die Idee gefiel   hat unsere Develop-Sparte den Ausgleich fast geschafft. Der En-
                                  uns in unserer Redaktionskonferenz     gineering-Bereich liegt mit gut 31 Prozent genau im Durchschnitt.
                                                                         Und der Baubereich zählt mit knapp 20 Prozent die wenigsten
                                  sofort. Schließlich wissen wir, wie    Frauen in den eigenen Reihen. In den Teams, die vor Ort auf der
                                  viele Expertinnen wir für verschie-    Baustelle sind, sinkt die Quote weiter – hier ist nur jede zehnte
                                                                         Person eine Frau. Und noch ein letzter Blick aufs Management. In
                                  denste Themen in unseren Reihen        den Bereichen Vorstand, Geschäftsführung und Bereichsleitung
                                  haben. Außerdem ist das Thema          unterschreitet die Frauenquote knapp die Zehn-Prozent-Marke.
                                  superaktuell. Haken dran. Also ging
                                  es weiter ins Detail. Und bei einer
                                  Sache waren wir uns – vor allem        Erfahrene Frauen waren bald eine Rarität.
                                  auch die männlichen Kollegen in der    Eine wichtige Frage, die man sich in diesem Zusammenhang stel-
                                                                         len sollte: Wer bewirbt sich überhaupt bei uns? Im letzten Jahr
                                  Runde – schnell einig: Wir müssen      waren 27,6 Prozent der Bewerber:innen weiblich und 72,4 Pro-
                                  auch selbstkritisch auf unsere eige-   zent männlich. Das entspricht ja in etwa unserer durchschnittli-
                                                                         chen Frauenquote. Und wie viele dieser Bewerbungen führten
                                  ne Frauenquote gucken. Mit einem       tatsächlich zum Erfolg? Bei den Männern waren es rund neun
                                  Frauenanteil von gut 30 Prozent        und bei den Frauen rund acht Prozent. Heißt: Im Jahr 2020 haben
                                                                         wir zumindest prozentual gesehen fast gleichermaßen eingestellt.
                                  sind wir in der Branche vermutlich     Aber auch hier darf natürlich nicht der Blick fürs Detail fehlen.
                                  guter Durchschnitt, aber natürlich     Denn die Frage ist ja auch, auf welche Stellen sich die Männer und
                                                                         Frauen beworben haben. Und hier zeigt sich ganz klar, was die
                                  trotzdem vom Idealbild noch deut-      typischen Frauen- und was die Männerdomänen sind. Während
                                  lich entfernt – obwohl wir doch sehr   sich fast 25 Prozent der Frauen auf die Stelle der Teamassistenz
                                                                         beworben haben, interessierten sich gerade einmal fünf Prozent
                                  genau um die Vorteile gut gemisch-     der Bewerberinnen für die Baustellen-, Bau- oder Projektleitung.
                                  ter Teams wissen. Also: Warum          Bei den Männern das umgekehrte Bild. Knapp 26 Prozent bewar-
                                                                         ben sich auf die Baustellen-, Bau- oder Projektleitung, aber nicht
                                  besteht unser Kollegium zu zwei        einmal zwei Prozent wollten Teamassistent werden.
                                  Dritteln aus Männern? Das wollten
                                                                         Worauf sich Menschen bewerben, ist stark abhängig von der Fra-
                                  wir genauer wissen und haben Ursa-     ge nach der Ausbildung. Und ja, an den Unis hatten die Männer
                                  chenforschung betrieben.               lange die Oberhand. Laut Daten des Statistischen Bundesamtes
                                                                         war Studieren in den Fünfzigerjahren vor allem etwas für Männer.
                                                                         Nicht einmal ein Viertel der Studienanfänger:innen war damals
                                                                         weiblich. Ein Indiz dafür, dass es heute zum Beispiel deutlich weni-
                                                                         ger erfahrene Ingenieurinnen gibt. Aber die Wende ist eingeläutet.
                                                                         Zeit Campus titelte im Oktober 2019: „Studienanfängerinnen – so
                                                                         viele Frauen wie noch nie.“ Demnach näherte sich die Zahl der
                                                                         Frauen jener der Männer in den Neunzigerjahren an, das Verhält-
                                                                         nis wurde erst grob ausgeglichen und seit ein paar Jahren haben
                                                                         die Frauen die Männer sogar überholt, mit steigender Tendenz.
                                                                         Eine besondere Rolle für die Immobilienbranche nimmt dabei die
                                                                         Architektur ein. Kurz vor der Jahrtausendwende waren die Männer
                                                                         noch leicht in der Überzahl. Es gab aber immer mehr Frauen, ‣

Bauwerk 01 | 2021                                                                                                                      12 | 13
It's a man's world? Expertinnen 01/2021 - LIST Gruppe
Expertinnen Hinter den Kulissen

                                                           die sich für ein Architektur-Studium entschieden. Hier liegt die                          tig der Verantwortung gegenüber ihrem Kind nachkommen kön-
                                                           Frauenquote seit etwa 15 Jahren bei rund 60 Prozent. Muss hier                            nen. Aber ist es wirklich das, was unsere Mütter brauchen? Eine
                                                           also die Frage heißen: Wie bekommt man mehr Männer an die                                 Frage, die wir nur in Gesprächen klären können. Und auch aufs
                                                           Hochschule? Eine Frage – um einmal kurz über den Tellerrand zu                            liebe Geld wollen wir einen Blick werfen. Gibt es bei uns einen
                                                           schauen –, die gerade in Skandinavien studienfachübergreifend                             Pay-Gap zwischen Männern und Frauen? Wie aber findet man
                                                           schon sehr präsent ist. Hier sind viele Studiengänge, auch techni-                        das wirklich heraus? Der erste Impuls: das Durchschnittsgehalt
                                                           sche, in weiblicher Hand. Im Bauingenieurwesen in Deutschland                             der Männer mit dem der Frauen vergleichen. Da wird einem aber
                                                           ist der Frauenanteil in etwa seit 2008 ebenfalls gewachsen, zwar                          schnell klar, dass Themen wie zum Beispiel „wenig Frauen in der
                                                           langsam, aber stetig: von 20 auf mittlerweile 30 Prozent. Tenden-                         Führung“ und im Gegenzug „keine Männer in der Teamassistenz“
                                                           zen, die zeigen, dass die Grenzen im Kopf zwischen „Das ist doch                          das Ergebnis verfälschen. Hinzu kommt, dass sich unsere knapp
                                                           ein Männerjob“ und „Das ist doch ein Frauenjob“ langsam anfan-                            480 Mitarbeiter:innen auf neun Standorte verteilen, an denen sich
Eigentlich versuche ich, das Gleiche                                                                                                                                                                                        Vor 20 Jahren war ich eine Exotin,
                                                           gen zu bröckeln.                                                                          unterschiedliche Arbeitnehmermärkte entwickelt haben. Wir ver-
in weniger Zeit zu machen.                                                                                                                                                                                                  heute spielt das Frauenthema keine
                                                                                                                                                     raten kein Geheimnis, wenn wir preisgeben, dass unsere Gehälter
                                                                                                                                                                                                                            Rolle mehr.
                                                                                                                                                     in München höher sind als die in Nordhorn. Das hängt mit den
„Ich bin gelernte Wirtschaftsingenieurin mit Schwer-
punkt Bau, da war der Einstieg in die Bauleitung                                                                                                     Lebenshaltungskosten und vielen anderen Faktoren zusammen.             „Ich hatte 1998 meinen Techniker in der Tasche und
für mich wie ein Sprung ins kalte Wasser – ganz            Der Umbruch ist spürbar.                                                                  Bleibt also nur der Vergleich innerhalb einer Gesellschaft. Dort       war zu dem Zeitpunkt als Frau wirklich so etwas wie
unabhängig von meinem Geschlecht. Ich musste noch                                                                                                                                                                           eine Exotin. In die Bauleitung hat es mich nie gezogen,
                                                                                                                                                     sind die Teams jedoch nicht so groß, dass wir mehrere Personen
viel Praktisches lernen und meinen Verantwortungs-                                                                                                                                                                          unter anderem auch deshalb, weil ich mir das als Frau
bereich gleichzeitig ausfüllen. Aber das habe ich mit      Im Recruiting spüren unsere Kolleg:innen genau diesen Umbruch.                            in der gleichen Position und mit der gleichen Erfahrung miteinan-      nicht antun wollte. Über kleine Umwege bin ich dann
Unterstützung meines Teams geschafft und mir meinen        Auf Präsenz- oder Online-Messen sind wir nicht nur mit den Per-                           der vergleichen können. Am ehesten realistisch ist ein Abgleich        schon bald im Einkauf gelandet. Es gab tatsächlich
Wunschjob im Vertrieb erarbeitet. Vor dreieinhalb                                                                                                                                                                           Unternehmen, die ich verlassen habe, weil ich mich als
Jahren kam dann unsere Tochter zur Welt und wir
                                                           sonaler:innen, sondern auch mit Kolleg:innen aus der Praxis vor                           unter den Bauleiter:innen. Hier konnten wir bereits einige Frau-
                                                                                                                                                                                                                            Frau nicht wohlgefühlt habe. Heute spielt das Thema
hatten vereinbart, dass ich relativ schnell mit einer      Ort. Mit dabei und sehr gefragt ist immer auch eine unserer Bau-                          en für uns gewinnen. Und diese decken den kompletten Bereich           aber gar keine Rolle mehr. Im Team bin ich eine der
halben Stelle wieder einsteige, um in meiner Position      leiterinnen. Wir erleben, dass sich die Einstellung zu Berufsbildern                      von Anfänger:in bis erfahren ab. Das Ergebnis zeigen wir mehr          Erfahrenen und extern habe ich mir auch ein großes
nicht zurückgestuft zu werden. Das war mir einfach                                                                                                                                                                          Netzwerk aufgebaut.“
wichtig. Ich habe mir gar nicht so viele Gedanken dazu
                                                           ändert. Aber es ist auch deutlich, dass wir erst auf dem Weg sind.                        als gerne: An einem Standort verdienen die Männer im Schnitt
gemacht, ob und wie das funktioniert. Und heute sage       Ein Indiz dafür ist beispielsweise die erste Frage, die die meis-                         88 Prozent von dem, was die Frauen verdienen. An einem ande-
                                                                                                                                                                                                                            Simone Rausch
ich ganz offen: Es ist oft eine Herausforderung. Wenn      ten weiblichen Messebesucher:innen unserer Bauleiterin stellen:                           ren Standort verdienen die Frauen 91 Prozent von dem, was die          Einkäuferin
ich die Akquisition neuer Projekte komplett eigen-
ständig verantworten will, kann ich nicht immer den
                                                           Wie ist das eigentlich so als Frau auf der Baustelle? Gerade bei                          Männer verdienen. Und über den Daumen gepeilt spiegeln die
Stift nach 20 Wochenstunden fallen lassen. Und das         jungen Ingenieurinnen scheint der Respekt davor, sich in dieser                           Zahlen die Erfahrung der hinter den Zahlen stehenden Personen
Arbeiten an festen Wochentagen haut auch nicht wirk-       Männerdomäne durchsetzen zu können, noch groß. Ein anderes                                wider. Da, wo die Frauen im Schnitt etwas mehr Erfahrung haben,
lich hin. Die Abgabefristen und Co richten sich ja nicht
nach meinem Terminplan. Trotzdem ist das mein Weg          Beispiel: In einem Expertenforum eines Gymnasiums, mit dem                                verdienen sie auch mehr. Und umgekehrt genauso. Individuelle
und ich würde es ein zweites Mal wieder so machen.“        wir kooperieren, geben unsere Kolleg:innen einen Einblick in ih-                          Förderung gibt es dabei für alle – das Geschlecht spielt hierfür
                                                           ren Berufsalltag. Die Schüler:innen sollen so eine Vorstellung von                        aber keine Rolle. In den jährlich stattfindenden Talenttalks hat je-
Kerstin Himmeldirk                                         verschiedenen Berufsbildern bekommen. Die jüngste Anfrage des                             de:r von uns die Möglichkeit, die persönliche Weiterentwicklung
Vertriebsingenieurin
                                                           verantwortlichen Lehrers zielte ausdrücklich darauf ab, dass die                          mitzugestalten. Und der eingeschlagene Weg zahlt dann langfris-        Wissen oder Lernbereitschaft –
                                                           entsprechenden Berufe von Frauen vorgestellt werden. Er habe                              tig natürlich auch auf das Gehalt ein.                                 etwas dazwischen ist auf der
                                                           aus Gesprächen mit seinen Schüler:innen mitgenommen, dass                                                                                                        Baustelle schwierig.
                                                           ein weibliches Vorbild die Hemmschwelle für die Mädchen für ei-
                                                           nen technischen Beruf verringert.                                                                                                                                „Ich war schon ein paar Mal auf Job-Messen für
                                                                                                                                                     Strich drunter.                                                        Studierende mit und stand den Interessierten Rede
                                                                                                                                                                                                                            und Antwort, weil ich mich noch gut an meine Fragen
                                                                                                                                                                                                                            im Studium erinnern kann. Und natürlich habe auch
                                                                                                                                                     Ein Fazit bei diesem Thema ist nicht einfach. Die Ursachen sind        ich mir einen Kopf gemacht, ob ich als Frau respektiert
Wir haben unseren Bereich                                  Gleichberechtigung ist gar nicht so einfach.                                              sehr vielfältig und bedingen sich gegenseitig. Die Haltung scheint     werde. Bei uns im Kollegium war das zum Glück
zusammen aufgebaut, das                                                                                                                              bei uns zu passen – das kann man auch den Zitaten der Kollegin-        nie ein Thema und ich bin ja auch nicht die einzige
macht einen Unterschied.                                   In puncto Studienauswahl scheinen wir in Deutschland beim The-                            nen entnehmen, mit denen wir in diesem Zusammenhang gespro-
                                                                                                                                                                                                                            Bauleiterin. Auf meiner allerersten Baustelle hatte ich
                                                                                                                                                                                                                            mit ein paar der beauftragten Handwerker aber schon
                                                           ma Gleichberechtigung also zumindest auf einem guten Weg.                                 chen haben. Viel wichtiger aber ist ja: Was können oder müssen         so meine Probleme. Ich war weiblich und unerfahren in
„Die 3D-Modellierung ist ja eine noch recht junge                                                                                                                                                                           einem, das war, glaube ich, deren Problem. Wenn ich
Disziplin. Unsere Arbeitsbereiche sind weder typisch
                                                           Was ist aber mit anderen Themen? Dass die in Teilzeit angestell-                          wir als Unternehmen tun, um mehr Frauen ins Unternehmen und            A gesagt habe, haben die B gemacht – so ungefähr
männlich noch typisch weiblich. Außerdem habe ich          ten Kolleg:innen zu einem großen Teil Frauen sind, kommt zum                              auch ins Management oder den Vorstand zu holen? Die eine Ant-          lief das. Meine Kollegen haben mir aber viele Tipps
unsere Abteilung von Beginn an mit aufgebaut. Wir          Beispiel ja nicht von ungefähr. Bei uns im Kollegium gibt es bisher                       wort gibt es wohl leider nicht. Die Frauenquote ist der verordnete     gegeben und mit der Zeit kam dann auch mein Selbst-
wachsen gemeinsam und versuchen immer, noch                                                                                                                                                                                 bewusstsein. Und was ich gelernt habe: Niemand
besser zu werden. Es gibt so viele Möglichkeiten, die
                                                           keinen Kollegen, der nach der Geburt eines Kindes die komplet-                            Weg, der in der Praxis der meisten wohl erst einmal keine Rolle        verlangt, dass man perfekt ist und alles weiß. Wenn
wir am liebsten alle sofort ausschöpfen wollen. Das ist    te Elternzeit angetreten hat. Kolleginnen hingegen gibt es einige,                        spielen wird. Uns selbst also eine Frauenquote auferlegen? Wir         jemand einen besseren Vorschlag hat, nehme ich den
einfach cool.“                                             die dann in Teilzeit wiederkommen. Und gerade in sehr verant-                             geben zu, das fällt uns aktuell bei der Auswahl gerade an erfahre-     auch gerne an. Damit fahre ich bis heute super.“
                                                           wortungsvollen Positionen stoßen sie in Sachen Vereinbarkeit von                          nen Bewerber:innen noch schwer. Deshalb sind es wohl eher die
Linda Ferreira                                             Familie und Beruf an ihre Grenzen. Denn wollen sie ihre Projekte                          kleinen Schritte, mit denen wir das Thema vorantreiben können.         Nane Roetmann
Planungsmanagerin                                                                                                                                                                                                           Bauleiterin
                                                           etwa im Vertrieb oder in der Projektentwicklung voll verantworten                         Zum Beispiel Schülerinnen schon vor der Berufswahl zeigen, wel-
                                                           und eigenständig abwickeln, ist es schwer, an zum Beispiel zwei                           che Türen ihnen offenstehen. Mit Müttern sprechen, welche Un-
                                                           Tagen in der Woche nicht verfügbar zu sein. Haben Kund:innen                              terstützung sie sich von uns als Arbeitgeber wirklich wünschen.
                                                           ein dringendes Anliegen, klingelt das Telefon – egal ob man frei                          Oder die gleiche Bezahlung sicherstellen. Nur so kann es uns
                                                           hat oder nicht. Und die Corona-Pandemie hat die Situation alles                           gelingen, mehr Frauen für die Welt der Immobilien auch außerhalb
                                                           andere als entschärft. Eine Herausforderung, bei der man seinen                           der klassischen „Frauenberufe“ zu begeistern. •
                                                           Arbeitnehmerinnen unter die Arme greifen sollte, auch wenn das
                                                                                                                                  Fotos a|w|sobott

                                                           gar nicht so einfach ist. So könnte man zum Beispiel überlegen, ob
                                                           in unseren Neubauten ein Platz für Kinder Sinn macht – vielleicht
                                                           sogar mit einer Betreuungsmöglichkeit. Damit könnten wir etwas
                                                           Flexibilität für Mütter schaffen, die somit arbeiten und gleichzei-

Bauwerk 01 | 2021                                                                                                                                                                                                                                                          14 | 15
It's a man's world? Expertinnen 01/2021 - LIST Gruppe
Expertinnen Andere Blickwinkel

Versuch macht klug –
auch beim Gendern.
Doppelpunkte, Sternchen, Sprech-
pausen und Co sind kleine Details, die
dafür sorgen sollen, dass unsere Spra-
che geschlechtergerechter wird. Das
gelernte generische Maskulinum steht
infrage. Geführt werden Diskussionen
um Gewohnheit, Komplexität und
Haltung. Die eine etablierte Lösung
gibt es noch nicht.
Liebe Leser:innen, ist Ihnen beim Lesen bis hierher aufgefallen,
dass wir erstmals gendern? Wir haben uns beim Erstellen dieser
Ausgabe irgendwie schon an den Doppelpunkt gewöhnt – auch
wenn wir ihn eigentlich erst einmal nur testen möchten. Die Idee
dahinter unterstützen wir zu 100 Prozent: Gleichberechtigung.
Aber ob es dafür die Sprache braucht, wissen auch wir nicht.
Außerdem müssen wir zugeben, dass selbst wir ein Stück weit
mit den Gewohnheitstieren in uns kämpfen mussten. Schreibt
man sie zum ersten Mal aus, verkomplizieren Worte wie Inves-
tor:innen, Bauherr:innen oder auch Partnerunternehmer:innen
den Text augenscheinlich. Auf den gesamten Text verteilt, fallen
die Worte aber ja nur wenig ins Gewicht. Trotzdem bleibt die Fra-
ge: Was machen wir da mit unserer Sprache – sind wir korrekt
oder überkorrekt? Da scheiden sich die Geist:innen ;-) •

                                                                    Foto ©DragonImages - stock.adobe.com

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Expertinnen Entdeckungsreise

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                                                                                                               INDERARKTIS.
                                                                                                               Interview mit der Logistikerin
                                                                                                               der aufwendigsten Polar-
                                                                                                               expedition aller Zeiten.

                                                   Foto Alfred-Wegener-Institut / Esther Horvath (CC-BY 4.0)

Verena Mohaupt war insgesamt neun Monate
mit an Bord des Forschungsschiffes „Polarstern“.

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A
Expertinnen Entdeckungsreise

                                                                                                                                                                                                                                                                                  ngedockt an eine riesige Eis-             Frau Mohaupt, MOSAiC war die auf-
                                                                                                                                                                                                                                                                                  scholle driftete das Forschungs-          wendigste Polarexpedition aller Zeiten.
                                                                                                                                                                                                                                                                                  schiff „Polarstern“ bei der               Etwa 100 Menschen lebten und arbei-
                                                                                                                                                                                                                                                                                  MOSAiC-Expedition ein Jahr                teten immer gleichzeitig an Bord der
                                                                                                                                                                                                                                                                                  lang durch die Arktis. Bei Tem-           „Polarstern“. Wie bereitet man so eine
                                                                                                                                                                                                                                                                                  peraturen bis minus 42 Grad               Reise vor?
                                                                                                                                                                                                                                                                                  legte es eine Strecke von 3.400           V. M.: „Ich habe das ja nicht allein gemacht.
                                                                                                                                                                                                                                                                                  Kilometern zurück. Die Wissen-            Wir haben ein tolles Team am AWI und eine
                                                                                                                                                                                                                                                                                  schaftler:innen bauten auf der            Logistikabteilung, die seit Jahrzehnten Ex-
                                                                                                                                                                                                                                                                                  Eisscholle neben dem Schiff ihr           peditionen managt. Einer der Schlüssel-
                                                                                                                                                                                                                                                      Forschungscamp mit Messstationen auf. Ihr Ziel war es, den            punkte im Vorfeld war die Kommunikation.
                                                                                                                                                                                                                                                      Einfluss der Arktis auf das globale Klima besser zu verste-           Wir haben mit Leuten aus der ganzen Welt
                                                                                                                                                                                                                                                      hen. 150 Tage verbrachten sie in polarer Dämmerung und                zusammengearbeitet und mussten alle in-
                                                                                                                                                                                                                                                      Dunkelheit. Kein Schiff ist dem Nordpol im Winter je näher            formieren, was auf sie zukommt, was von
                                                                                                                                                                                                                                                      gekommen. Wir haben mit Verena Mohaupt, der Logistikkoor-             ihnen erwartet wird, was sie erwarten kön-
                                                                                                                                                                                                                                                      dinatorin des Projektes, gesprochen.                                  nen und was wir für Vorgaben haben.“

                                                                                                                                                                                                                                                      MOSAiC war die aufwendigste und teuerste Arktis-Expedition aller      Der Platz an Bord des Forschungsschif-
                                                                                                                                                                                                                                                      Zeiten. Während der einjährigen Expedition, die vom Alfred-We-        fes war begrenzt.
                                                                                                                                                                                                                                                      gener-Institut (AWI) geleitet wurde, versorgten sechs Eisbrecher      V. M.: „Ja, wir mussten gucken, was die
                                                                                                                                                                                                                                                      das Forschungsschiff „Polarstern“ mit Lebensmitteln und Treib-        einzelnen Projekte an Fracht mitbringen,
                                                                                                                                                                                                                                                      stoff, und die Mannschaft wurde viermal ausgewechselt. Insge-         was es für Redundanzen gab und wo wir
                                                                                                                                                                                                                                                      samt 442 Wissenschaftler:innen lebten und arbeiteten während          Engpässe bekommen könnten. Als Vorbe-
                                                                                                                                                                                                                                                      des Jahres auf dem Forschungsschiff. Eine riesige logistische         reitung haben wir auch Workshops orga-
                                                                                                                                                                                                                                                      Herausforderung.                                                      nisiert, Sicherheitstrainings gegeben und
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            für alle Teilnehmenden ein Handbuch ent-
                                                                                                                                                                                                                                                      Verena Mohaupt arbeitet am Alfred-Wegener-Institut und hat die        wickelt mit vielen praktischen Tipps zum
                                                                                                                                                                                                                                                      Expedition als Logistikkoordinatorin vorbereitet und begleitet. Die   Arbeiten und Leben in der Arktis.“
                                                                                                                                                                                                                                                      37-Jährige hat dafür gesorgt, dass die Wissenschaftler:innen der
                                                                                                                                                                                                                                                      MOSAiC-Expedition geschützt vor Eisbären, Kälte und Unfällen          Was sollte man vorab über den Alltag in
                                                                                                                                                                                                                                                      sicher im Polareis arbeiten konnten. Mohaupt war insgesamt            der Arktis wissen?
                                                                                                                                                                                                                                                      neun Monate mit an Bord des Forschungsschiffes. Die Physike-          V. M.: „Dass alle Installationen mit Re-
                                                                                                                                                                                                                                                      rin hatte zuvor bereits vier Jahre lang die deutsch-französische      flektoren ausgestattet sind, damit man
                                                                                 Oben                                                                                                                                                                 Forschungsstation im norwegischen Spitzbergen geleitet. Vom           sie im Dunkeln wiederfindet. Dass im tie-

                                                                                                                                      Fotos picture alliance / ZUMAPRESS.com | Esther Horvath, Alfred-Wegener-Institut / Esther Horvath (CC-BY 4.0)
                                                                                 Ziel der MOSAiC-Expedition war es, die Arktis als                                                                                                                    britischen Fachmagazin Nature ist Mohaupt als einer von zehn          fen Schnee Schneeschuhe helfen. Dass
                                                                                 Epizentrum der globalen Erwärmung so genau wie                                                                                                                       Menschen geehrt worden, die im Jahr 2020 eine entscheidende           man nie ohne Kopflampe nach draußen
                                                                                 möglich zu betrachten – für ein besseres Verständ-                                                                                                                   Rolle für die Wissenschaft spielten.                                  geht. Dass Skier eine gute Alternative zu
                                                                                 nis des globalen Klimawandels.                                                                                                                                                                                                             Skidoos sind, weil man damit den Fußab-
                                                                                 Links                                                                                                                                                                                                                                      druck verringert, den wir hinterlassen, und
                                                                                 Im Oktober 2019 kamen diese zwei Eisbären                                                                                                                                                                                                  weil wir die Messungen nicht verfälschen
                                                                                 der „Polarstern“ nahe. Als sie auftauchten, war                                                                                                                                                                                            wollen. Dass es keine Toilette auf dem Eis
                                                                                 niemand auf dem Eis und es bestand keine Gefahr                                                                                                                                                                                            gibt. Man kann da nicht einfach hinpin-
                                                                                 für die Teilnehmer:innen der Expedition.                                                                                                                                                                                                   keln, wenn man dort ein Jahr lang arbeitet.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Auch, um keine Eisbären anzulocken.“

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Und was macht man auf dem Eis, wenn
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            man pinkeln muss?
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            V. M.: „Wenn man nah am Schiff ist, geht
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            man zurück aufs Schiff. Aber wer weiter

                                                                                                                                                                                                                                                                             Man kann auch bei minus
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            entfernt auf die Eisscholle geht, muss eine
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Pinkelflasche mitnehmen.“

                                                                                                                                                                                                                                                                             30 Grad draußen arbeiten.                      Sind Sie während der Arktis-Expedition

                                                                                                                                                                                                                                                                             Wenn man gute Kleidung
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Eisbären begegnet?
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            V. M.: „Ja, wir hatten viele Begegnungen,

                                                                                                                                                                                                                                                                             hat, sich schützt und auf-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            zum Teil täglich.“

                                                                                                                                                                                                                                                                             einander achtet, dann ist
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Gab es auch brenzlige Situationen?
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            V. M.: „Nein, brenzlig nicht. Was als brenzlig

                                                                                                                                                                                                                                                                             das nicht gefährlich.
                               Während der Expedition war eine klare und stän-                                                                                                                                                                                                                                              beurteilt wird, hängt natürlich auch immer
                               dige Kommunikation sehr wichtig. Deshalb war                                                                                                                                                                                                                                                 sehr von den Betrachtenden ab. Wenn Eis-
                               dies auch Bestandteil der vorab durchgeführten                                                                                                                                                                                                                                               bären auftauchten, haben wir die Eisschol-
                               Schneescooter-Trainings.                                                                                                                                                                                                                                                                     le evakuiert. Das heißt, alle Leute, die ‣

Bauwerk 01 | 2021                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  20 | 21
Expertinnen Entdeckungsreise

auf der Scholle gearbeitet haben, wurden       nicht in die Tiefe ziehen.                   krasse Dynamik bei allen Leuten, die an                                                                       Das ganze Projekt basiert auf so vielen
wieder zurück auf das Schiff beordert. Das     V. M.: „Das Problem war, dass wir so viele   dem Projekt beteiligt waren. Und die ist im-                                                                  kleinen Einzelheiten, die nur als Team funk-
kam regelmäßig vor. Aber das ist ja auch       Leute ausstatten mussten, die tagtäglich     mer weiter gestiegen. Es gab da so viel zu                                                                    tionieren konnten. Das hätte niemand al-
Teil des Gesamtkonzeptes, dass man die         über ein Jahr hinweg bei verschiedenen       tun, dass man in einem Sog war. Das hat                                                                       lein stemmen können.“
Eisbären so früh wie möglich sieht, und        Gegebenheiten und Temperaturen auf dem       zu der Zeit auch mein ganzes Leben einge-
dann ist Regel Nummer eins der geordnete       Eis gearbeitet haben. Innerhalb des Jahres   nommen. Als wir dann losfuhren, hatte ich                                                                     Ziel der Expedition war es, die Zusam-
Rückzug, damit es gar nicht erst zur wirkli-   hatten wir aber komplett unterschiedliche    schon Sorge, dass wir etwas Essentielles                                                                      menhänge des Klimawandels zu unter-
chen Konfrontation kommt.“                     Bedingungen. Es ist etwas anderes, ob        vergessen haben. Trotzdem war es auch                                                                         suchen. Welche Erkenntnisse haben
                                               man minus 20 oder plus vier Grad hat und     eine gewisse Erleichterung, denn in dem                                                                       Sie persönlich mitgenommen?
Und kam es zu Konfrontationen mit Eis-         ob das Meereis sehr dynamisch ist oder       Augenblick war klar: Wenn wir etwas ver-                                                                      V. M.: „Ich habe ja selbst nicht wissen-
bären?                                         nicht. Im Winter ist die Gefahr, wirklich    gessen haben, können wir es nicht mehr                                                                        schaftlich gearbeitet und keine Messda-
V. M.: „Es kam so weit, dass wir die Eisbä-    nass zu werden, nicht sehr groß. Wenn        ändern und müssen damit klarkommen.                                                                           ten genommen, aber trotzdem bekommt
ren mit Signalmunition verscheucht haben.      das Eis im Sommer schmilzt, braucht man      Ein gewisser Druck ist da schon abgefal-                                                                      man viel mit von den Projekten. Es war
Einmal war ich mit einem Team auf einer        Anzüge, die wasserdicht sind. Wir haben      len.“                                                                                                         mein erstes fast volles Jahr im arktischen
anderen Scholle unterwegs. Dort kam ein        Anzüge gesucht, die alles abdecken.“                                                                                                                       Meereis, und es war schon schockierend
Eisbär, der wirkte interessiert. Den haben                                                  Und haben Sie etwas Essentielles ver-                                                                         zu erleben, wie schnell und krass sich die-
wir dann mit Signalmunition versucht zu        Die Wissenschaftler:innen haben im           gessen?                                                                                                       se Region verändert hat und wie rapide der
verscheuchen. Aber der war bestimmt            Sommer und Winter die gleichen Anzü-         V. M.: „Nein, nichts Essentielles. Bestimmt                                                                   Klimawandel sich zeigt. Selbst diejenigen,
noch 100 Meter entfernt. Wir wurden dann       ge getragen?                                 Kleinigkeiten. Es gab immer mal Momen-                                                                        die seit Jahren aktiv im Meereis forschen,
vom Helikopter wieder eingesammelt. Es         V. M.: „Wir hatten immer die Vorgabe:        te, wo man dachte, ach Mist, aber nichts                                                                      waren erstaunt, wie schnell der Klima-
war bei allen Ausflügen so, dass immer je-     Wenn jemand sich über das offene Was-        wirklich Wichtiges.“                                                                                          wandel die Region verändert. Wenn man
mand mit dabei war, der nur zuständig für      ser bewegt oder irgendwo arbeitet, wo die                                                                                                                  hautnah erlebt, was auf dem Spiel steht,
die Eisbärenwacht war. Wenn alle vertieft      Gefahr eminent ist, im Wasser zu landen,     Ist es nicht anstrengend, monatelang                                                                          bekommt der Klimawandel noch einmal
in ihre Arbeit sind, kann es sein, dass der    muss man auch im Winter den wasserdich-      im Dunkeln zu leben?                                                                                          eine ganz andere Dringlichkeit.“
Eisbär plötzlich drei Meter neben dir steht,   ten Überlebensanzug anziehen, in dem         V. M.: „Was die Polarnacht mit dem Körper
und niemand hat ihn gesehen.“                  man nicht untergeht. Das kam aber im         und der Psyche macht, ist individuell sehr                                                                    Wann geht es wieder in die Arktis?
                                               Winter wesentlich seltener vor.“             unterschiedlich. Mich stört die Polarnacht                                                                    V. M.: „Ich hoffe, dieses Jahr wieder. Aber
Mussten alle Wissenschaftler:innen vor-                                                     überhaupt nicht. Ich habe auch noch nie                                                                       das steht noch nicht fest, auch wegen Co-
her lernen, auf Eisbären zu schießen?          Haben Sie die Anzüge unter arktischen        gemerkt, dass sie mich müde macht.“                                                                           rona. Ich kümmere mich noch um die Sta-
V. M.: „Die Teilnahme an den Kursen war        Bedingungen vorab getestet?                                                                                                                                tion in Spitzbergen, in der ich lange war,
freiwillig. Wir haben gesagt, dass es na-      V. M.: „Ja, im Januar 2019 haben wir in      Woher hatten Sie das Wissen über das                                                                          und möchte auch gern dort wieder hin.“ •
türlich Sinn macht, wenn möglichst viele       Spitzbergen verschiedene Modelle aus-        Leben in der Arktis? Im Physikstudium
Leute an den Kursen teilnehmen. Wir vom        probiert, um zu sehen, ob man darin arbei-   lernt man das ja nicht.
Logistik-Team waren schon vorrangig für        ten kann, ob man nass wird oder zu sehr      V. M.: „Das habe ich tatsächlich vom Leben
die Eisbärenwacht zuständig, aber mit sie-     schwitzt. Wir haben uns in den Anzügen       und Arbeiten in Spitzbergen. Dort habe ich
ben, acht Leuten konnten wir allein nicht      im Fjord herumtreiben lassen und geguckt,    vier Jahre lang die Klimaforschungsstation
den ganzen Tag abdecken. Man kann              wie lange man das aushält.“                  des AWI geleitet. Ich bin auch nicht Exper-                                                                                                                      Die MOSAiC-Expedition.
nicht zehn Stunden am Stück auf Eisbä-                                                      tin für alles, es gibt viele erfahrene und gute
renwache gehen, dann ist man nicht mehr        Für so eine Expedition eine Packliste        Leute, die ich fragen konnte.“                                                                                                                                   Das Forschungsschiff „Polarstern“ war von
wachsam.“                                      zu erstellen, ist ja wesentlich komple-                                                                                                                                                                       September 2019 bis Oktober 2020 unter der
                                               xer als bei einer üblichen Reise. Um         Wollten Sie immer schon in der Arktis                                                                                                                            Leitung des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) in
Was war die größte Gefahr für das              welches Gepäck mussten Sie sich küm-         arbeiten?                                                                                                                                                        der Arktis unterwegs. Es ließ sich an einer zwei
Team?                                          mern?                                        V. M.: „Nein, es hat sich so entwickelt. Teil                                                                                                                    mal drei Kilometer großen Eisscholle festfrieren,
V. M.: „Das ist schwer zu sagen. Die größ-     V. M.: „Wir waren zuständig für die gene-    der Expedition zu sein, war schon ziem-                                                                                                                          um mit ihr durch den Polarwinter zu driften. Als
te Gefahr, weil ständig da und für alle emi-   relle Logistik auf der Eisscholle. Für die   lich gigantisch und großartig, aber ich                                                                                                                          die   Corona-Pandemie        ausbrach,     stand
nent, ist die Kälte. Vielleicht war sie aber   Schneemobile, die Wegemarkierungen,          habe keinen lebenslangen Plan verfolgt.                                                                                                                          das aufwendige und jahrelang vorbereitete
auch am einfachsten zu bekämpfen, weil         das Datennetzwerk, das Stromnetzwerk,        Im Nachhinein gesehen baut schon alles                                                                                                                           Forschungsprojekt zwischenzeitlich vor dem
man sich gegen die Kälte einfach richtig       die Pistenbullis, Kettenfahrzeuge und die    irgendwie aufeinander auf, aber das waren                                                                                                                        Abbruch. Eigentlich sollte das Team auf dem

                                                                                                                                              Foto Alfred-Wegener-Institut / Esther Horvath (CC-BY 4.0)
anziehen muss. Man kann auch bei minus         Schutzanzüge für die Teilnehmenden.“         einfach Gelegenheiten, die ich wahrge-                                                                                                                           Forschungsschiff Anfang April 2020 ausgewech-

                                                                                                                                                                                                                                 Mich stört die Polarnacht
30 Grad draußen arbeiten. Natürlich merkt                                                   nommen habe.“                                                                                                                                                    selt werden. Auf der treibenden Eisscholle war
man, dass man mehr Energie verbraucht,         Wie lange haben die Vorbereitungen                                                                                                                                                                            dafür bereits eine Landebahn präpariert worden.

                                                                                                                                                                                                                                 überhaupt nicht. Ich habe
dass man abends ganz schön müde ist,           gedauert?                                    Was war für Sie im Rückblick das Be-                                                                                                                             Doch wegen der Pandemie waren alle Flughä-
wenn man den ganzen Tag draußen war            V. M.: „Ich habe 2018 angefangen, für die    sondere an der MOSAiC-Expedition?                                                                                                                                fen rund um den Nordpol geschlossen und auch

                                                                                                                                                                                                                                 auch noch nie gemerkt,
bei den Temperaturen. Aber wenn man            MOSAiC-Expedition zu arbeiten. In Voll-      V. M.: „Es war schon sehr beeindruckend                                                                                                                          kein Eisbrecher durfte mehr ablegen. Nach eini-
gute Kleidung hat, sich schützt und aufein-    zeit. Aber die ersten Planungen haben        zu erleben, wie alle Dinge zusammen-                                                                                                                             gen Wochen des Bangens konnte das Team für

                                                                                                                                                                                                                                 dass sie mich müde macht.
ander achtet, dann ist das nicht gefährlich.   schon vor zehn oder elf Jahren begonnen.     hängen. Zu sehen, wie die verschiede-                                                                                                                            den letzten Abschnitt der Expedition schließlich
Wenn man das nicht tut, ist das allerdings     Die Expedition hatte eine sehr lange Vor-    nen wissenschaftlichen Disziplinen über                                                                                                                          mit einem Eisbrecher im Mai in Bremerhaven
schnell wirklich gefährlich.“                  laufzeit.“                                   diesen Zeitraum hinweg kontinuierlich die                                                                                                                        losfahren und erreichte das Forschungsschiff im
                                                                                            Region untersucht und so gut zusammen-                                                                                                                           Juni, um die Besatzung und Wissenschaftler:in-
Wie findet man die richtige Kleidung           Wie war das nach eineinhalb Jahren           gearbeitet haben. Die Interdisziplinarität ist                                                                                                                   nen für den letzten von fünf Fahrtabschnitten
für solch eine Expedition? Sie muss die        Vorbereitung, als das Schiff ablegte?        unglaublich wichtig. Der Klimawandel wird                                                                                                                        auszutauschen. Weitere Informationen zu der
Teilnehmer:innen wärmen, wenn sie ins          V. M.: „Anstrengend und auch toll. Wäh-      durch so viele Dinge beeinflusst, dass man                                                                                                                       Expedition:
Wasser fallen, darf sie aber gleichzeitig      rend der Vorbereitung gab es schon eine      immer über den Tellerrand blicken muss.                                                                                                                          www.mosaic-expedition.org

Bauwerk 01 | 2021                                                                                                                                                                                                                                                                                     22 | 23
Expertinnen Gastbeitrag

Warum gemischte
Teams erfolgreicher
sind als homogene.
Schon der Blick in einen Schulbus bringt die Erkenntnis,
dass sich Jungen und Mädchen unterschiedlich in Grup-
pen verhalten. Der einzelne Junge kämpft um eine gute
Position in der Rangordnung seiner Peergroup, während
Mädchen eher daran interessiert sind, sich mit einer engen
Freundin austauschen zu können.

Gastautorin Astrid Szebel-Habig

                                                             Über die Autorin.

                                                             Prof. Dr. rer. pol. Astrid Szebel-Habig studierte an
                                                             den Universitäten Fribourg (Schweiz) und Münster
                                                             Betriebswirtschaftslehre. Nach ihrer Promotion
                                                             arbeitete sie zehn Jahre in einem IT-Unternehmen
                                                             in den Bereichen Personal, Einkauf und Vertrieb.
                                                             Es folgten drei Jahre als kaufmännische Direkto-
                                                             rin in einem deutschen Pharmaunternehmen. Am
                                                             1. September 1995 wurde sie zur Professorin
                                                             für Betriebswirtschaftslehre an die Hochschule
                                                             Aschaffenburg berufen und übte die Ämter Deka-
                                                             nin und Frauenbeauftragte der Hochschule aus.
                                                             2014 leitete sie ein BMF/ESF-Forschungsprojekt
                                                             zum Thema „Mixed-Leadership“, 2018 die Stu-
                                                                                                                    Foto Prof. Dr. rer. pol. Astrid Szebel-Habig

                                                             die „Der Personalvorstand der Zukunft“ für eine
                                                             internationale Personalberatung.

                                                             Prof. Szebel-Habig war von 2001 bis 2016
                                                             Aufsichtsratsvorsitzende eines deutschen IT-
                                                             Unternehmens. Sie ist Mitglied in mehreren Frau-
                                                             enberufsverbänden. Sie schreibt Bücher, hält
                                                             Vorträge und veröffentlicht Artikel auf den Ge-
                                                             bieten der Mitarbeiterbindung und des Gender-
                                                             Managements.

Bauwerk 01 | 2021                                                                                                                                                  24 | 25
D
Expertinnen Gastbeitrag

                       eborah Tannen weist in ihrem berühmten          wie Teamfähigkeit, altruistisches Denken und Empathie gewinn-         ter dem Gruppeninteresse zurück, handelten also altruistischer       dings wird hierbei immer wieder hinterfragt, ob die positive Kor-
                       Buch „Du kannst mich einfach nicht ver-         bringend miteinander kombiniert werden. Frauen werden im              als die von männlichen Studierenden geführten Teams.                 relation zwischen Frauenanteilen in den Entscheidungsgremien
                       stehen – Warum Männer und Frauen an-            Durchschnitt als risikoscheuer und weniger wettbewerbsorien-                                                                               und den betriebswirtschaftlichen Erfolgskennzahlen eine Kausa-
                       einander vorbeireden“ nach, dass Männer         tiert als Männer angesehen. Dafür wird ihnen eine höhere soziale                                                                           lität beweisen kann.
                       in der Regel in ihrem Kommunikationsver-        Verantwortlichkeit zugeschrieben.
                                                                                                                                             Erkenntnisse zu Gender-
                       halten nach Status streben, während die                                                                               gemischten Aufsichtsräten.                                           Auch wenn die Renditefrage noch nicht wissenschaftlich schlus-
                       meisten Frauen eher einen beziehungs-           In diesem Kontext analysierte eine Studie des IfW Kiel 2017 die                                                                            sendlich bewiesen ist, lohnt es sich für Unternehmen, eine
                       orientierten Sprechstil pflegen. Dies schlägt   sich verändernde Risikobereitschaft in gemischten Teams: Je           In Norwegen wurde 2008 eine Zwangsquote für Frauen in den            Geschlechtermischung in der Belegschaft und Führungsebe-
sich beim weiblichen Geschlecht im Gruppenverhalten häufig in          höher der Anteil der männlichen Teammitglieder war, desto hö-         Aufsichtsräten (Board of Directors) eingeführt. Prof. Aaron Dhir     ne anzustreben, da zum einen die Veränderungs- und Inno-
Fürsorge, Empathie und Hilfsbereitschaft nieder, mit dem Ziel,         her stellte sich die Risikobereitschaft im Team dar. So war die       zeigt in seinem Buch „Challenging Boardroom Homogeneity“             vationskompetenz der Organisation wächst und zum anderen
möglichst alle zu beteiligen und von vielen gemocht zu werden.         durchschnittliche Risikobereitschaft einer reinen Männergruppe        (2015) auf, wie vorteilhaft die 40-Prozent-Frauenbeteiligung sich    ein besseres Reputations- und Risikomanagement mit weniger
                                                                       circa 50 Prozent höher als die einer reinen Frauengruppe. Der         auf die Zusammenarbeit in diesem Kontrollgremium ausgewirkt          Konfliktpotenzial zu beobachten ist. Auch davon profitieren
Hingegen ist es Männern oft sehr wichtig, sich in der Gruppe gut       spannende Punkt war, dass die Risikobereitschaft einer reinen         hat: Er stellte unter anderem eine bessere Arbeitskultur und ein     die Männer. •
behaupten zu können, mit dem Ziel der Gewinnung von Status,            Männergruppe die Risikobereitschaft jedes einzelnen männlichen        besseres Risiko- und Krisenmanagement fest.
Anerkennung und Macht. Hierbei spielen Situationskontrollen,           Gruppenmitglieds überstieg. Das gleiche Ergebnis – nur mit um-
zum Beispiel durch Witzeerzählen und das Nichtzugeben eigener          gekehrten Vorzeichen – ergab sich für reine Frauenteams: Hier         Zu diesem Ergebnis kommt auch eine Forschungsgruppe der
Schwächen, eine große Rolle.                                           war die Risikobereitschaft im Team geringer im Vergleich zu der       FU Berlin. Seit 2015 ist eine Frauenquote von 30 Prozent für die
                                                                       jeder einzelnen Frau. Die Forschenden kamen zu dem Ergebnis,          börsennotierten und voll mitbestimmungspflichtigen 107 Unter-
                                                                       dass eine Gender-gemischte Gruppe ausgewogenere und bes-              nehmen in Deutschland in Kraft. Die Forschenden führten 60 In-
Auslaufmodell                                                          ser überlegte Entscheidungen trifft.                                  terviews mit männlichen und weiblichen Aufsichtsratsmitgliedern
Monokultur.                                                                                                                                  zu den Auswirkungen des höheren Frauenanteils in diesem Kon-
                                                                       Eine im Harvard Business Manager 2020 veröffentlichte Studie          trollgremium. Als Vorteile dieser zuerst sehr umstrittenen gesetz-
In vielen deutschen Unternehmen ist heute immer noch eine              aus den USA schlägt in die gleiche Bresche: Danach verfolg-           lichen Vorgabe wurden ein besseres Miteinander und qualitativ
männlich geprägte Monokultur vorzufinden mit einer klaren Rang-        ten CEOs von 1.629 untersuchten US-Unternehmen weniger                bessere Entscheidungsprozesse sowohl von Frauen als auch von
ordnung und hierarchischen Strukturen, in der Statusgerangel,          riskante Strategien, wenn Frauen im Vorstand „das übermäßi-           befragten Männern genannt. Die Sitzungen laufen in einer freund-
Machtkämpfe, Old-Boys-Netzwerke und geheime Spielregeln die            ge Selbstbewusstsein des CEO mäßigten“ und somit bessere              licheren Atmosphäre, mit einem rücksichtsvolleren Umgang und
wettbewerbsorientierte Zusammenarbeit prägen.                          Entscheidungen über Akquisitionen und Investitionen getroffen         einer höheren Wertschätzung für die Arbeitnehmerseite ab.
                                                                       werden konnten. In der Finanzkrise 2007–2009 wiesen diese Un-
Im Zeitalter der Globalisierung und Digitalisierung werden aber        ternehmen mit Frauen im Board geringere Aktienkursverluste auf        Zudem würde sachorientierter, facettenreicher und umfassender
diese Monokulturen mit ihren eingefahrenen Abläufen und ver-           (Harvard Business Manager 3/2020).                                    miteinander diskutiert, weil Frauen wesentlich furchtloser geplan-
krusteten Strukturen immer mehr infrage gestellt, weil aufgrund                                                                              te Entscheidungen des Vorstandes hinterfragten.
der komplexen und sich stark verändernden VUCA-Umwelt mehr             Zum gleichen Ergebnis kam Prof. Ferrari bei der Analyse des
Agilität und Flexibilität gefordert sind. Das Überleben der Unter-     französischen Aktienindexes CAC 40 während der Finanzkrise:
nehmen im Markt wird über Schnelligkeit und Innovationskraft           Unternehmen mit Frauen im Vorstand fuhren signifikant geringere
                                                                                                                                             Männer profitieren
gesichert, wozu ein „Miteinander“ in Form von gemischten Teams         Verluste des Aktienkurses ein als solche, deren Vorstandsposten       von mehr Frauen im Team.
eine bessere Ausgangsposition bildet, als es homogene Gruppen          nur mit Männern besetzt waren.
vermögen.                                                                                                                                    Es ist nachvollziehbar, dass Männer erst einmal Veränderungen
                                                                       Die drei US-Forschenden Chabris, Mallone und Wooley kamen             kritisch gegenüberstehen, die sie in ihren bisherigen Machtbefug-
Homogene Teams zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Mitglie-           in ihren MIT-Langzeitstudien in den USA 2015 zu dem Ergebnis,         nissen einschränken könnten. Zudem sind es Männer gewohnt,
der aufgrund einer Vertrauensbasis ausgewählt wurden und ein           dass ein höherer Frauenanteil in einem Team die Gruppenintel-         sich nur mit Männern zu vergleichen. Jetzt treten Frauen als neue
starkes Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt werden kann.             ligenz signifikant ansteigen lässt. Dieses Phänomen führten sie       Konkurrenz auf und werden trotz des Postulats der Chancen-
Man kennt sich. Eine Sitzung wird wenig an Überraschungen              auf das bessere „Mindreading“ der weiblichen Teammitglieder           gerechtigkeit als Störfeuer empfunden. Zudem induziert soziale
bringen, weil die Tagesordnungspunkte routinemäßig abgear-             zurück. Dieses empathische Verhalten bewirkt in der Gruppe,           Vielfalt oft zusätzliche kognitive Anstrengungen in der Vorbe-
beitet werden können. Homogene Gruppen haben ihre Berech-              dass jedes Mitglied aufgefordert wird, seine Meinung zu äußern        reitung von Teamsitzungen und in der Konsensfindung, da mit
tigung in stabilen Märkten, die keine Veränderungsbereitschaft         und sich an der schlussendlichen Entscheidung zu beteiligen,          unterschiedlichen Sichtweisen und Widerspruch gerechnet
des Unternehmens erfordern.                                            sodass niemand übergangen wird.                                       werden muss, wie die Forscherin Katherine W. Phillips von der
                                                                                                                                             Columbia Business School New York in ihren Studien 2018
Der Innovationsforscher Prof. Dr. Sascha Friesike entdeckte,           Diese „smarteren“ Teams könnten auch in Deutschland zu beob-          feststellen konnte. Allerdings ist die männliche Abwehrhaltung
dass homogene Teams niedrige Diskussionskosten, aber auch              achten sein, da sich hierzulande eine weibliche Bildungselite ab      gegenüber den neuen Herausforderungen durch das Ungewohn-
ein geringes Innovationspotenzial haben. Hingegen stellte er bei       dem Jahrgang 1973 herausgebildet hat, das heißt, dass heute           te zu kurz gedacht, denn Frauen bringen viele Vorteile in das
gemischten Teams eine größere Veränderungs- und Innovations-           48-jährige Frauen und jünger über ein höheres Bildungsniveau          Arbeitsleben ein, wovon auch Männer langfristig profitieren kön-

                                                                                                                                                                                                                  Gemischt ist besser als
kompetenz fest.                                                        verfügen als gleichaltrige Männer. Der Anteil der Hochschulreife      nen wie zum Beispiel mehr Flexibilität, neue Ideen, Teamgeist
                                                                       liegt bei den heute 30- bis 35-jährigen Frauen mit 51 Prozent         und zunehmende Rücksichtnahme auf das Privatleben. In unse-

                                                                                                                                                                                                                  homogen, wenn auch
                                                                       deutlich über dem der Männer mit 46 Prozent. In dieser Alters-        rem 2016 abgeschlossenen BMBF/ESF-Forschungsprojekt „Mit
Studien zu                                                             gruppe haben 31 Prozent der Frauen einen Hochschulabschluss,          Mixed Leadership an die Spitze“ stellten wir Professoren Kaps,
gemischten Teams.
                                                                                                                                                                                                                  nicht immer so bequem!
                                                                       aber nur 28 Prozent der Männer.                                       Ruppert und Szebel-Habig eine signifikant niedrigere männliche
                                                                                                                                             Fluktuationsquote über alle Unternehmensebenen bis hin zum
Die Gründe für den Erfolg geschlechtergemischter Teams lie-            Das Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) veröffentlichte 2018 eine   Top-Management fest, wenn Work-Life-Balance-Angebote von
gen hauptsächlich in den Synergieeffekten, die sich aus den            interessante Vergleichsstudie zum Teamverhalten von 430 Stu-          Frauen und Männern sanktionsfrei in Anspruch genommen wer-
unterschiedlichen Sicht- und Arbeitsweisen von Mann und Frau           dierenden der Universität Kalabrien: Danach schnitten die von         den konnten. Unternehmensberatungen wie McKinsey, Boston
ergeben. So können eher männliche Eigenschaften wie Durch-             weiblichen Studierenden geführten Teams besser bei den Prü-           Consulting, Ernst & Young etc. weisen seit Jahren in unzähligen
setzungsstärke, Risikobereitschaft und eine Fokussierung auf           fungsvorbereitungen ab, weil die Hausaufgaben gewissenhafter          Studien darauf hin, dass gemischte Teams im Top-Management
das Wesentliche (Big Picture) mit den eher weiblichen Stärken          erledigt wurden. Zudem stellten sie oft ihr eigenes Interesse hin-    von Unternehmen auch eine höhere Rendite einbringen. Aller-

Bauwerk 01 | 2021                                                                                                                                                                                                                                                           26 | 27
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