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POSITIONSPAPIER GENTECHNIK AUCH IN ZUKUNFT STRIKT REGULIEREN! Vorsorgeprinzip umsetzen. Wahl- und Gentechnikfreiheit sichern. Die Gentechnikfreiheit Deutschlands und Europas ist bedroht! Foto: picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte
GENTECHNIK AUCH IN ZUKUNFT STRIKT REGULIEREN! Vorsorgeprinzip umsetzen. Wahl- und Gentechnikfreiheit sichern. Die Gentechnikfreiheit Deutschlands und Europas ist bedroht! S eit Jahren lobbyieren Industrie und gentechnikfreund liche Politiker*innen dafür, neue Gentechnikverfahren wie CRISPR/Cas von der Gentechnik-Gesetzgebung auszu worter*innen dafür ein, dass gentechnisch veränderte Produkte ohne Kennzeichnung auf unsere Teller kommen. nehmen. Sie wollen damit die derzeitige Definition von Gen Neue Gentechniken, wie z. B. CRISPR/Cas können tief in technik aufweichen. Das gefährdet die Wahlfreiheit und das Erbgut lebender Organismen eingreifen und dieses die Sicherheit von Mensch und Umwelt. Wege hin zu einer grundlegend verändern. So können mehrere Gene in nachhaltigen Landwirtschaft würden so langfristig behin demselben Organismus gleichzeitig oder nacheinander dert oder verbaut. manipuliert werden. Mit dieser neuen Dimension der Eingriffstiefe ins Genom sind große Risiken für Mensch, Wir Verbände, Organisationen, Institutionen und Stiftun- Tier und Umwelt verbunden. Auch die Geschwindigkeit, gen aus den Bereichen Umwelt-, Tier- und Naturschutz, mit der sich Mutationen erzeugen lassen, erhöht das Entwicklungspolitik, Kirchen, Verbraucherschutz, soziale Risikopotential von CRISPR/Cas und anderen neuen Ver- Gerechtigkeit, Landwirtschaft, Züchtung, Saatguterzeu- fahren. Die grundsätzlichen Probleme der Gentechnik, gung, Erhaltung der Nutztier- und Kulturpflanzenvielfalt, wie die Auskreuzung, Kontamination und Nicht-Rück- Lebensmittelwirtschaft, Lebensmittelhandwerk und Imkerei holbarkeit, bestehen bei der neuen Gentechnik weiter. sowie Jugendbewegungen, Initiativen aus der Klimaschutz bewegung und aus den Bewegungen für sozial und ökolo- Sogenannte Gene Drives sind ein Extrembeispiel für gisch verantwortungsvolle Ernährungssysteme stehen zu die zusätzlichen Risiken und das Missbrauchspoten- sammen für Umwelt- und Verbraucherschutz. Unser Stand tial neuer Gentechnik. Mit ihnen sollen erstmals auch punkt ist klar: Gentechnik ist Gentechnik. Wir fordern die wildlebende Arten jenseits der Landwirtschaft gentech- Bundesregierung auf, in Deutschland und auf europäischer nisch manipuliert werden. Eines der erklärten Ziele ist Ebene alle vorhandenen wie künftigen Gentechnikmetho die Ausrottung unliebsamer Arten oder ganzer Popula- den und die daraus entstehenden gentechnisch veränder- tionen. Einmal freigesetzt, ist die gentechnische Ket- ten Organismen (GVO) weiterhin unter dem bestehenden tenreaktion des Gene Drive nicht mehr rückholbar und EU-Gentechnikrecht zu regulieren und zu kennzeichnen. zu kontrollieren. Im schlimmsten Fall führt dies zum Kollaps ganzer Ökosysteme. Denn: Ökologische und konventionell wirtschaftende Betriebe Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat im Juli 2018 haben ein Recht auf gentechnikfreie Erzeugung. Öko klargestellt, dass auch neue Gentechnikverfahren Gen landbau und die konventionelle Land- und Lebensmit- technik im Sinne des europäischen Gentechnikrechts telwirtschaft ohne Gentechnik sind weltweite Wachs- sind. Deshalb müssen gemäß dem EU-rechtlich veran tums- und Hoffnungsbranchen. Sie bieten Bäuer*innen kerten Vorsorgeprinzip Maßnahmen zum Schutz von sichere Absatzmärkte und Perspektiven für ihre Betriebe. Umwelt und menschlicher Gesundheit ergriffen werden. Die gentechnikfreie Züchtung, Saatguterzeugung, Land- und Lebensmittelwirtschaft und der Handel sind auf Weiterhin lehnen über 80 % der Verbraucher*innen in die Kennzeichnung von GVO, auf die Transparenz und Deutschland Gentechnik auf ihrem Teller und auf dem Rückverfolgbarkeit sowie auf die Koexistenz- und Acker ab, wie auch die aktuelle BfN-Naturbewusstseins- Haftungsregelungen angewiesen, die das Gentechnik studie bestätigt. Deshalb setzen sich Gentechnik-Befür- recht vorschreibt. 1
GENTECHNIK AUCH IN ZUKUNFT STRIKT REGULIEREN! Vorsorgeprinzip umsetzen. Wahl- und Gentechnikfreiheit sichern. Die Gentechnikfreiheit Deutschlands und Europas ist bedroht! H inzu kommt, dass die Versprechungen der Gentechnik Befürworter*innen falsch sind und in die Irre führen. Denn genmanipulierte Pflanzen tragen nicht zur Klima in der Hand weniger Konzerne führt. Im globalen Süden er- zeugen Bäuerinnen und Bauern etwa 85 Prozent allen Saat- gutes außerhalb des kommerziellen Marktes. Diese bäuer- anpassung der Landwirtschaft oder zur Pestizidreduktion lichen Saatgutsysteme sind durch Anbau oder Importe von bei. Stattdessen verbaut die Konzentration auf technische Gentech-Pflanzen, hohe Lizenzgebühren für Patente und Lösungen den Weg zu einer dringend benötigten Ökologi das Verbot von Nachbau gefährdet. sierung der Landwirtschaft. Nicht die gentechnische Opti- mierung weniger, anfälliger Hochleistungsexemplare, son- Wir fordern deshalb: dern eine möglichst große Vielfalt an Sorten und Rassen und vielfältige Anbausysteme sorgen für eine optimale lokale Die weitere strikte Regulierung, auch der neuen Gen- Anpassung und minimieren das Risiko von Missernten und techniken, unter dem bestehenden EU-Gentechnikrecht. Krankheiten. Vor dem aktuellen Hintergrund des größten Artensterbens seit dem Verschwinden der Dinosaurier Auch für mit neuen Gentechniken veränderte Organis- müssen wir dringend die genetische Vielfalt, die Vielfalt an men müssen weiterhin Zulassungsverfahren mit um Rassen und Sorten sowie die der Lebensgemeinschaften fassender Risikoprüfung gelten. Gemäß dem Vorsorge- fördern. prinzip müssen dabei die technologiebedingten Risiken bewertet werden. Gentechnik dient dagegen als Werkzeug der Aufrecht erhaltung der exportorientierten, klima- und bio Die Sicherung von Wahlfreiheit und Transparenz für Ver- diversitätsschädigenden Ausrichtung auf industrielle braucher*innen, Bäuer*innen, Imker*innen, Züchter*in- Landwirtschaft und industrielle Tierhaltung. nen, Saatguterzeugung, Lebensmittelunternehmen und Handel und die Aufrechterhaltung von Kennzeichnung, D enn mit neuen gentechnischen Verfahren wie CRISPR/ Cas soll ein Agrarsystem fortgeschrieben werden, das viele der Probleme geschaffen hat, mit denen die Land- Rückverfolgbarkeit und Haftung für Gentechnik-Produkte. Die schnelle Entwicklung von Nachweisverfahren auch wirtschaft heute konfrontiert ist. So zählt die industriali für neue Gentechnik und die konsequente Kontrolle von sierte Landwirtschaft zu den großen Emittenten von Treib Importen auf gentechnisch veränderte Pflanzen, Tiere hausgasen und trägt zu Bodendegradation und weiteren und Produkte. Umweltbelastungen bei. Gerade in Kombination mit Gen- technik ist sie für den massiven Einsatz von Pestiziden und Ein globales, öffentlich zugängliches Register, das den Verlust der (Agro-)Biodiversität verantwortlich. transparente Informationen über alle GVO enthält, die freigesetzt, angebaut oder vermarktet werden. S olange sich Forschung und Politik einseitig auf Gentech- nik ausrichten und Milliarden für die Entwicklung von GVO vergeben, werden gleichzeitig andere Entwicklungs Die Ökologisierung der gesamten Landwirtschaft (und der vor- und nachgelagerten Bereiche) - dazu braucht pfade verbaut. Mit den neuen Gentechniken rollt eine es den Ausbau systemorientierter, lösungsbasierter An weitere Welle der Patentierung von Lebewesen und deren sätze für ökologischere, nachhaltige, sozial gerechte Eigenschaften sowie der Methoden ihrer Manipulation an, und selbstbestimmte, klima- und biodiversitätsfreund die zu einer noch größeren Konzentration des Agrarmarktes liche Ernährungssysteme. 2
GENTECHNIK AUCH IN ZUKUNFT STRIKT REGULIEREN! Vorsorgeprinzip umsetzen. Wahl- und Gentechnikfreiheit sichern. Die Gentechnikfreiheit Deutschlands und Europas ist bedroht! Das Ende von gentechnisch veränderten herbizidtoler Die vorliegende Position wurde im April 2021 anten und Insektizid-produzierenden Pflanzen. von den folgenden Akteuren unterzeichet: Ein Verbot von Gentechnik für die Tierzucht. Wir Agrar Koordination brauchen eine tiergerechte Haltung und eine entspre- Aktion 3. Welt Saar e. V. chende Züchtung – statt massenhafter Tierversuche, Aktion Agrar – Landwende jetzt! e. V. die der Anpassung der Tiere an krankmachende Höchst Aktionsbündnis für gentechnikfreie Landwirtschaft in leistungsziele mit Hilfe neuer Gentechnikmethoden die- Sachsen nen sollen. Aktionsbündnis gentechnikfreie Landwirtschaft Baden-Württemberg Eine angemessene Förderung der Erforschung und En- apfel:gut e. V. – Förderverein zur Entwicklung und Durch- twicklung agrarökologischer Systeme und Anbaumeth- führung ökologischer Obstzüchtung oden und ihrer regionalen Anpassung und Umsetzung, Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) e. V. sowie der ökologischen und herkömmlichen gentech- Arbeitsgemeinschaft der Umweltbeauftragten in der EKD nikfreien Züchtung. (AGU) Arbeitskreis Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Ein Verbot von Patenten auf Leben. Konzerne dürfen Schöpfung der Konföderation evangelischer Kirchen sich nicht die Jahrtausende andauernde züchterische in Niedersachsen Arbeit von Bäuer*innen und regionalen Züchter*innen Arbeitslosenselbsthilfe Oldenburg (ALSO) e. V. aneignen. Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller e. V. Aurelia Stiftung Keine Freisetzung von Gene Drive Organismen in die Bioland e. V. Natur! Zum Schutz der menschlichen Gesundheit und Biopark e. V. der Biodiversität braucht es ein globales Moratorium Bodensee-Stiftung auf die Anwendung der Technologie, mit der wildle- Brot für die Welt bende Arten durch gentechnische Varianten ersetzt, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. dezimiert oder ganz ausgerottet werden sollen. (BUND) BUND Naturschutz in Bayern e. V. (BN) Biodiversitätsverlust stoppen und genetische Vielfalt, Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft e. V. (BÖLW) Artenvielfalt und Vielfalt an Lebensgemeinschaften er- Bundesverband Beruflicher Naturschutz (BBN) halten und fördern. Bundesverband für Umweltberatung e. V. Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN) e. V. Bündnis für eine agrogentechnikfreie Region (um) Ulm Bündnis für gentechnikfreie Landwirtschaft Niedersachsen, Bremen, Hamburg Bündnis Junge Landwirtschaft e. V. 3
GENTECHNIK AUCH IN ZUKUNFT STRIKT REGULIEREN! Vorsorgeprinzip umsetzen. Wahl- und Gentechnikfreiheit sichern. Die Gentechnikfreiheit Deutschlands und Europas ist bedroht! Campact e. V. Interessengemeinschaft für gentechnikfreie Saatgutarbeit Dachverband Kulturpflanzen- und Nutztiervielfalt e. V. (IG Saatgut) De Immen e. V. Jugend im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland Demeter e. V. (BUNDjugend) denkhausbremen e. V. Junge Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Deutscher Berufs und Erwerbs Imker Bund e. V. (DBIB) (jAbL) Deutscher Naturschutzring e. V. Junges Bioland e. V. Deutscher Tierschutzbund Kampagne „Meine Landwirtschaft“ | Wir haben es satt! Die Freien Bäcker e. V. Kampagne für Saatgutsouveränität Dreschflegel e. V. Katholische Landvolkbewegung Deutschland Ecoland e. V. Kein Patent auf Leben Ecoropa Keyserlingk-Institut Europäisches BürgerInnen Forum Kultursaat e. V. FDCL - Forschungs- und Dokumentationszentrum Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg e. V. Chile-Lateinamerika e. V. Mellifera e. V. FIAN Deutschland Misereor Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Naturschutzbund Deutschland e. V. – NABU Berlin Brandenburg e. V. (FÖL) Naturland – Verband für ökologischen Landbau e. V. Fördergemeinschaft Ökologischer Obstbau e. V. Netzwerk Solidarische Landwirtschaft e. V. Foodwatch Neuland e. V. Forum CSR International Nyéléni.de Forum Ökologie & Papier oekom e. V. – Verein für ökologische Kommunikation e. V. Forum Umwelt & Entwicklung open house e. V. Gäa e. V. Vereinigung ökologischer Landbau Pestizid Aktions-Netzwerk e. V. (PAN Germany) Gen-ethisches Netzwerk e. V. Pomologen-Verein e. V. Gen-ethische Stiftung Save Our Seeds Gentechnikfreie Regionen in Deutschland Seeds Action Network Gentechnikfreie Regionen Mecklenburg Vorpommern Slow Food Deutschland e. V. Global Nature Fund Slow Food Youth GLS Bank Stiftung für Mensch und Umwelt Grassroots Foundation Stiftung GEKKO Greenpeace Umweltinstitut München e. V. IG Nachbau Verbund Ökohöfe e. V. Initiative gentechnikfreie Metropolregion Hamburg Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer Inkota Netzwerk e. V. in Deutschland e. V. Institut für Welternährung e. V. Berlin WWF Deutschland Interessengemeinschaft der Bio-Märkte (IGBM) Yeşil Çember – ökologisch interkulturell gGmbH Zukunftsstiftung Landwirtschaft 4
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