Geschäftsbericht 2012 - Deutsches Komitee für UNICEF
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Finanzen Organisation Ausblick Geschäftsbericht 2012 Deutsches Komitee für UNICEF UNICEF-Geschäftsbericht 2012 1
Gemeinsam für Kinder arbeiten Mitarbeiter, Ehrenamtliche, Partner, Botschafter und Freunde von UNICEF weltweit zusammen. Unter diesem Leitsatz will UNICEF die Kin- derrechte für jedes Kind auf der Erde verwirklichen. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen versorgt jedes zweite Kind weltweit mit Impfstoffen, © UNICEF DT/2012/Julia Zimmermann baut Brunnen und stellt Schulmaterial für Millionen Kinder bereit. Gleichzeitig setzt sich UNICEF politisch ein, um die Lebenssituation der Kinder nachhaltig zu verbessern – auch in Deutschland. 8.000 ehrenamtliche Mitarbeiter geben Der wenige Tage alte Mohamed der UNICEF-Arbeit für Kinder in ihrer aus Sierra Leone ist gesund zur Welt gekommen – in einer Gesundheits- Stadt ein Gesicht. station, die von UNICEF ausgestattet wurde. Seine Mutter Mamie wünscht sich für ihren Sohn, dass er später selbst Arzt wird und Familien hilft. Inhalt UNICEF 2012 UNICEF-Programme international UNICEF in Deutschland Vorwort 4 Die Programmarbeit 10 Kinderrechte verwirklichen 30 von UNICEF Bericht des Vorstands 5 Ehrenamtliche für UNICEF 32 UNICEF-Nothilfe weltweit 12 Das UNICEF-Jahr 2012 8 UNICEF-Arbeitsgruppen in 34 So leistet UNICEF Not- 14 Deutschland hilfe – Beispiel Syrien Spendenwerbung 36 Überleben und 16 bei UNICEF Entwicklung Danke! 37 Grundbildung 18 HIV/Aids und Kinder 20 Kinderschutz 22 Mit deutschen Spenden ge- 24 förderte UNICEF-Programme Interview „Schulhefte, Stifte, SMS-Kommunikation“ 26 Weltkarte zu 28 Mangelernährung 2 UNICEF-Geschäftsbericht 2012
© UNICEF UK/Philippines 2010/Sharron Lovell © UNICEF/Vietnam/2013/Dominic Blewett Die neunjährige Uyen Die 13-jährige Marie aus Vietnam wurde mit einer schweren geistigen von den Philippinen lebt mit ihrer Familie auf der Straße. Behinderung geboren. UNICEF ermöglicht ihr, ein Bei den Sozialarbeitern Conny und Butch, die UNICEF Zentrum zu besuchen. Uyen kann heute schon einige geschult hat, lernt sie Lesen und Schreiben. Die beiden Buchstaben schreiben und einfache Sätze sagen. helfen auch bei der Suche nach einer Ausbildung. Finanzen Organisation Ausblick Jahresbericht 2012 38 Struktur Deutschland 48 Schwerpunkte 2013 und 52 Strategie Bilanz zum 31.12.2012 40 Struktur international 49 Risikomanagement und 56 Gewinn- und Verlust- 42 Mitglieder Deutsches 50 Risikobericht 2012 rechnung Komitee für UNICEF Nachhaltigkeitsbericht 57 Bericht zur wirtschaftlichen 43 Stifter für UNICEF 51 Lage 2012 Kontrollmechanismen 58 Stiftung United Internet 51 bei UNICEF Bestätigungsvermerk 47 for UNICEF des Abschlussprüfers Impressum 58 Netzwerkarbeit 51 UNICEF-Geschäftsbericht 2012 3
UNICEF 2012 UNICEF-Programme international UNICEF in Deutschland Liebe Leserinnen und Leser „Ich möchte in einer Welt leben, in der Menschen sich ihres Handelns bewusst sind und Verantwortung übernehmen… Wenn niemand den ersten Schritt macht, kann auch kein zweiter folgen“, schreibt die 16-jährige Kim Ly aus Köln, die sich als UNICEF-Juni- orBotschafterin für die Kinderrechte einsetzt. Seit der Gründung des Deutschen Komitees für UNICEF haben Millionen Bundesbürger einen solchen Schritt getan. Gemeinsam mit UNICEF sind sie für eine bessere Welt für Kinder eingetreten – durch ehrenamtliches Engagement, mit Ideen und durch Spenden. Die G UNICEF DT/2012/Dirk Gebhardt UNICEF-Unterstützer können stolz sein! Maßgeblich durch ihre Hilfe haben in den vergangenen Jahren Millionen Kinder im südlichen Afrika eine bessere Schulbildung erhalten. Unsere Spender haben Auf- UNICEF-Geschäftsführer Christian Schneider, UNICEF-Vorsitzender Dr. Jürgen Heraeus klärungsprogramme ermöglicht, durch die Tausende Dörfer in Senegal die Genitalverstümmelung von „Die UNICEF-Unterstützer Mädchen abgeschafft haben. Und sie sorgen dafür, dass Kindern in Krisenge- bieten wie jetzt in Syrien geholfen werden kann. können stolz sein – vielen Ganz entscheidend für diese wirksame Hilfe ist die Kontinuität, für die die über Dank für Ihre Hilfe!“ 175.000 UNICEF-Paten stehen. Durch ihre regelmäßige Spende bewirken sie langfristige Verbesserungen. Und sie ermöglichen Hilfe für die Kinder, die nicht im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit stehen. Weltweit können wir so in den vergangenen Jahrzehnten erhebliche Fortschritte messen – zum Beispiel im Kampf gegen die Kindersterblichkeit. Doch bis heute sind die Überlebens- und Entwicklungschancen der Kinder sehr ungleich verteilt. Kinder aus den ärmsten Familien sind zum Beispiel sehr viel häufiger in ihrer Entwicklung geschädigt, weil sie nicht genug gute Nahrung bekommen. Oft müssen sie verschmutztes Wasser trinken, müssen arbeiten statt zur Schule zu gehen. Wir machen uns auch viel zu wenig klar, wie sehr Kinder in Entwicklungs- und Schwellenländern bereits heute von den Folgen des Klimawandels betroffen sind – von Über- schwemmungen, Dürren und Stürmen. UNICEF ist für alle Kinder da. Überall auf der Welt. Und kein Weg ist zu weit, um ihre Situation zu verbessern. Jetzt kommt es darauf an, gerade die benach- teiligten Kinder in entlegenen Regionen zu erreichen. Dabei geht es nicht mehr allein um Brunnen, Moskitonetze, Impfstoffe, Hefte und Stifte. Genauso wichtig sind notwendige Strukturen: funktionierende Gesundheitseinrichtungen, ein effektives Schulmanagement, Informationssysteme zur Geburtenregistrierung oder wirksame Schutzgesetze. Auch neue Technologien wie SMS werden für die Kinder in den Programmländern nutzbar gemacht. Die Welt und mit ihr die Arbeit von UNICEF hat sich in den vergangenen Jahrzehnten ständig gewandelt. Aber eines ist gleich geblieben: unser Einsatz für das Recht eines jeden Kindes auf eine gute Kindheit. In diesem Geschäfts- bericht zeigen wir Ihnen, wie UNICEF die uns anvertrauten Mittel für dieses Ziel einsetzt. Wir geben dabei auch einen umfassenden Überblick über unsere Strukturen und Finanzen. Sie sind die Grundlage für nachhaltige Hilfe. Wir danken allen UNICEF-Ehrenamtlichen, all den Spendern kleiner und großer Beträge, unseren Freunden und Partnern für ihr Vertrauen und ihre großartige Unterstützung. Gemeinsam können wir viel für die Kinder bewirken! Dr. Jürgen Heraeus Christian Schneider Vorsitzender Geschäftsführer 4 UNICEF-Geschäftsbericht 2012
Finanzen Organisation Ausblick Bericht des Vorstands © UNICEF Tschad/Patricia Esteve Tschad, Ort Goz Beida: In einem Ernährungszentrum kommt ein Mädchen wieder zu Kräften Wir wollen das Thema Der Vorstand von UNICEF Deutschland setzt sich mit ganzer Kraft dafür ein, die Rechte der Kinder zu verwirklichen. Wir wollen konkret dazu beitragen, dass Kinderrechte in die Mitte jedes Kind auf der Welt überleben und sich gut entwickeln kann. Und wir treten für eine Politik ein, die das Wohlbefinden der Kinder in den Mittelpunkt stellt – der Gesellschaft tragen auch in Deutschland. Mit diesem Ziel greifen wir wichtige Themen und Entwicklungen auf. Wir zeigen, was jeder Einzelne tun kann und welche Fortschritte wir erreichen. Denn wir wollen Menschen aus allen Bereichen der Gesellschaft dafür gewinnen, gemein- sam eine bessere Welt für Kinder zu schaffen. Dafür braucht es immer wieder Impulse – seien es technische Innovationen in der Programmarbeit oder neue digitale Wege, um weitere Unterstützer zu gewinnen. Weltweit wächst heute die größte Kinder- und Jugendgeneration aller Zeiten heran. UNICEF kann in vielen Ländern gute Fortschritte für Kinder belegen. Doch gerade in Krisenregionen und auch in Ländern, die sich zuletzt wirtschaftlich gut entwickelt haben, sind Millionen Kinder „abgehängt“. Ihre Familien haben bis heute keine Chance, sich aus der Armut zu befreien, oft werden die Mädchen und Jungen nicht einmal geimpft. Besonders für diese benachteiligten Kinder müssen wir mehr und gezielte Unterstützung mobilisieren – und messbare Ergebnisse erzielen. Herausforderungen 2012 UNICEF konzentriert sich darauf, besonders diese Kinder zu erreichen. Dazu gehören Mädchen und Jungen in fragilen Staaten oder chronischen Krisenge- bieten, Kinder, die in Ländern wie Mali, Nordkorea, Somalia oder Zentralafrika- nische Republik aufwachsen. Aber auch in vielen anderen Ländern brauchen die Regierungen Hilfestellung und überzeugende, beispielhafte Programme von UNICEF, um ihren Verpflichtungen für Kinder nachzukommen. Besonders intensiv hat sich UNICEF Deutschland seit dem Sommer 2012 um Aufmerksamkeit für die Kinder aus Syrien bemüht. In ihrer Heimat und in den Nachbarländern spitzt sich die Situation dramatisch zu. UNICEF hilft trotz schwierigster Bedingungen auch in den umkämpften Regionen Syriens und konnte schon Millionen Kinder mit Impfstoffen und sauberem Trinkwasser ver- sorgen. Aber bis heute berichten die Medien über die humanitäre Katastrophe in Syrien ebenso wenig wie über die anhaltende Krise in der Sahelzone. Die verlässlichen Spenden der UNICEF-Paten sind gerade angesichts von „stillen“ und komplexen Dramen wie diesen enorm wertvoll. UNICEF-Geschäftsbericht 2012 5
UNICEF 2012 UNICEF-Programme international UNICEF in Deutschland Bericht des Vorstands Jedes Kind hat ein Recht auf Zukunft – überall auf der Welt © UNICEF Tschad/Patricia Esteve Tschad, N’Djamena: Eine Lehrerin sieht eines der UNICEF-Schreibhefte ihrer Schüler durch Kampagnenarbeit für Kinder phase. Der Verein unterstützt die Mit der Kampagne „Wasser wirkt“ Gemeinden dabei, die Kinderrechte macht sich UNICEF Deutschland lokal zu verwirklichen – an den ent- seit 2012 für das Recht auf Wasser sprechenden Aktionsplänen arbeiten und Hygiene stark. Mit vielen Ak- auch Kinder und Jugendliche mit. tionen lenken die Ehrenamtlichen den Blick auf den Wert sauberen Finanzielles Ergebnis Wassers und rufen zu Spenden auf. 2012 haben erneut Hunderttausen- Der UNICEF-Bericht 2012 „Mein de Menschen in Deutschland die Recht auf Wasser“ zeigt Hintergründe UNICEF-Arbeit unterstützt. Die auf und gibt Beispiele für wirksame Gesamteinnahmen liegen mit 83,9 Hilfe. Eine Zwischenbilanz: Schon im Millionen Euro leicht über der von der ersten Jahr der Kampagne haben die Geschäftsführung vorgelegten Jahres- UNICEF-Unterstützer in Deutschland planung 2012. Aktuell unterstützen so viel gespendet, dass über 200.000 uns über 175.000 UNICEF-Paten mit Mädchen und Jungen mit Trinkwasser einem regelmäßigen Beitrag. Mit dem versorgt werden können. Grußkartenverkauf erzielte UNICEF Deutschland Einnahmen von knapp Kinderrechtsarbeit 15,3 Millionen Euro. Die Kostenquote Mit der Veröffentlichung von Daten betrug im Geschäftsjahr 2012 insge- zur Lage der Kinder, politischen samt 13,59 Prozent (siehe auch S. 46). Veranstaltungen und Gesprächen mit Entscheidern nimmt UNICEF auch Seiner satzungsgemäßen Aufsichts- in Industrieländern wie Deutschland und Kontrollfunktion ist der Vorstand Einfluss. 2012 fand beispielsweise 2012 in monatlichen Telefonkonfe- erstmals ein Neujahrsgespräch am renzen mit der Geschäftsführung Sitz des Bundespräsidenten im Berli- sowie vierteljährlichen, ordentlichen ner Schloss Bellevue statt. Fachleute Vorstandssitzungen und einer Klausur- und Interessierte diskutierten aktuelle tagung nachgekommen. Im Juni 2012 Forschungsergebnisse zum kindlichen hat die Mitgliederversammlung des Wohlbefinden in Deutschland und Deutschen Komitees für UNICEF den die notwendigen Schritte, um allen Vorstand für das Geschäftsjahr 2011 Kindern ein gutes Aufwachsen zu entlastet. ermöglichen. Strategische Planung Die neue Initiative „Kinderfreundliche 2012 haben Vorstand und Geschäfts- Kommunen“, die UNICEF Deutsch- führung von UNICEF Deutschland die land gemeinsam mit dem Deutschen mittelfristige Strategie für die Zeit bis Kinderhilfswerk gegründet hat, ging 2017 beschlossen. Um die finanzi- mit ersten Kommunen in die Pilot- ellen und ideellen Ziele zu erreichen, 6 UNICEF-Geschäftsbericht 2012
Finanzen Organisation Ausblick Bundespräsidenten Joachim Gauck, als neue Schirmherrin für UNICEF. Als erste Amtshandlung unterstützte sie die Kampagne „Wasser wirkt“ – ge- meinsam mit UNICEF-JuniorBotschaf- tern. Der Vorstand begrüßt außerdem zwei neue UNICEF-Botschafterinnen: Topmodel Eva Padberg und die Fern- sehmoderatorin Nina Ruge. Mit der © UNICEF Irak/2013/Salam Abdulmunem Ernennung würdigen wir auch beider langjährigen, engagierten Einsatz für UNICEF in Deutschland. Ausblick Wenn Sie diesen Geschäftsbericht Irak, Flüchtlingslager Domiz: Fünftklässler in einer von UNICEF unterstützten Notschule in Händen halten, hat das Deutsche Komitee für UNICEF 60. Geburtstag. Seit 1953 haben es Spender und setzen wir für die Organisation drei struktur der Geschäftsstelle verändert: Grußkartenkäufer in Deutschland Schwerpunkte: Erstens wollen wir 2012 wurden die Spendenarbeit und möglich gemacht, insgesamt stolze die Erlebbarkeit und die nachhaltige die Grußkartenangebote in einem 1,7 Milliarden Euro für die UNICEF- Wirkung der UNICEF-Arbeit noch gemeinsamen Bereich Marketing zu- Arbeit für Kinder bereitzustellen. Was stärker herausarbeiten – dabei spielt sammengeführt, um jede Zielgruppe ist uns im Geburtstagsjahr besonders das Internet eine große Rolle. Zwei- bestmöglich anzusprechen. Alle Online- wichtig? Wir wollen nicht zurück, tens wird die Kommunikation stärker angebote werden in einer eigenen sondern nach vorn schauen und auf die Bedürfnisse unserer Unter- Abteilung gebündelt. Ab Ende 2013 ist weiter drängende Themen anpacken, stützer zugeschnitten, zum Beispiel ein neuer Internetauftritt unter www. die Kinder betreffen. Wir wollen dies durch Videos und direkte Begeg- unicef.de geplant, damit sich Men- gemeinsam mit Kindern tun – durch nungen mit UNICEF-Kolleginnen und schen jederzeit und überall mobil über die Fortsetzung des erfolgreichen -Kollegen. Und drittens werden wir UNICEF informieren und sich direkt JuniorBotschafter-Wettbewerbs und maßgeschneiderte Angebote für alle beteiligen können. die neue Initiative WorldWeWant.de Zielgruppen entwickeln – für den Sie ermöglicht es Jugendlichen, ihre UNICEF-Paten, der regelmäßig spen- Es ist eine besondere Stärke von Zukunftswünsche auf höchster poli- det, bis hin zu Unternehmenspartnern UNICEF in Deutschland, dass 8.000 tischer Ebene und bei den Vereinten und Großspendern. Ehrenamtliche der Organisation ein Nationen zur Sprache zu bringen. Gesicht geben und sie in der Mitte Hervorzuheben ist hier das außerge- der Gesellschaft verankern. Diese Unser wichtigstes Ziel bleibt es, die wöhnliche philanthropische Engage- Rolle bleibt innerhalb der Strategie UNICEF-Programme für benach- ment des Ehepaars Stefan und Susan sehr wichtig, denn UNICEF ist für teiligte Kinder weiter nachhaltig zu Findel. Mit einer Großspende ermög- uns eine Bewegung für Kinderrechte, unterstützen. Deshalb wünschen wir lichen sie ein langfristiges Bildungs- an der sich jeder beteiligen kann. uns zum Geburtstag 10.000 neue programm in sechs Ländern. Damit Zusätzlich hat der Vorstand beschlos- UNICEF-Paten, die mit regelmäßigen können bereits Tausende benachteilig- sen, das Engagement von Kindern Beiträgen verlässliche Hilfe möglich ter Kinder zur Schule gehen. und Jugendlichen weiter auszubauen. machen – sind Sie auch schon dabei? Dafür wird es eigene Angebote geben UNICEF-Unterstützer sollen für sie – im Kontext mit dem bestehenden Als Vorstand von UNICEF Deutsch- passende und zeitgemäße Angebote ehrenamtlichen Netzwerk. land danken wir allen Unterstützern aus einer Hand erhalten. Der Vorstand sehr herzlich für ihr Engagement – hat deshalb gemeinsam mit der Ge- Seit Mai 2012 engagiert sich Daniela gemeinsam für Kinder. schäftsführung auch die Organisations- Schadt, die Lebensgefährtin des Dr. Jürgen Heraeus Ann Kathrin Linsenhoff Maria von Welser Vorsitzender stellvertretende Vorsitzende stellvertretende Vorsitzende UNICEF-Geschäftsbericht 2012 7
UNICEF 2012 UNICEF-Programme international UNICEF in Deutschland Das UNICEF-Jahr 2012 © UNICEF DT/2010/Anne-Kristin Peter © UNICEF/HTIA2010-00541/Dormino © UNICEF DT/2010/Schuepp Januar Februar März Zwei Jahre nach dem Erdbeben: Red Hand Day: Am zehnten Jahres- „Stilles Leid“: In den Kosovo abge- Über 750.000 Mädchen und Jungen tag zum Verbot des Einsatzes von schobene Roma-Kinder leiden oft können in Haiti wieder zur Schule ge- Kindern als Soldaten fordert UNICEF: unter schweren psychosozialen und hen. UNICEF hat sie mit Unterrichts- Betroffene Mädchen und Jungen gesundheitlichen Problemen. Das material ausgestattet und geholfen, brauchen mehr Hilfe. Seit 2001 nah- Kindeswohl bleibt oft unbeachtet – fast 200 zerstörte Schulen wieder men schon 95.000 Kinder an Wieder- so eine neue UNICEF-Studie zur aufzubauen. eingliederungsprogrammen teil. Situation von rückgeführten Kindern. Neujahrsgespräch im Schloss UNICEF beim Rosenmontagszug: Danke, Blacky: UNICEF gratuliert Bellevue: Fachleute und Interessierte Das Festkomitee Kölner Karneval seinem Ehrenbotschafter Joachim diskutieren den neuen UNICEF-Bericht gestaltet für UNICEF erstmalig einen Fuchsberger zum 85. Geburtstag zur Lage der Kinder in Deutschland. eigenen Karnevalswagen. Er thema- am 11. März und dankt ihm für sein „Die Bildungspolitik muss durch tisiert Armut und Benachteiligung jahrzehntelanges Engagement. eine kluge Arbeits- und Sozialpolitik von Kindern und Jugendlichen in der Fuchsberger ist seit 1984 Botschafter ergänzt werden“, fordert der UNICEF- Ukraine – einem Gastgeberland der für UNICEF Deutschland. Vorsitzende Dr. Jürgen Heraeus. Fußball-Europameisterschaft 2012. © UNICEF DT/2012/Julia Zimmermann @UNICEF DT/2012/Hyou Vielz © UNICEF/Asad Zaidi April Mai Juni Wasser wirkt: Der internationale Neue UNICEF-Schirmherrin: Daniela JuniorBotschafter 2012: Linn Marie UNICEF-Botschafter Harry Belafonte Schadt, die Lebensgefährtin von Schütze und Kira Lena Zerwer werden startet gemeinsam mit Schülern Bundespräsident Joachim Gauck, neue UNICEF-JuniorBotschafter. Die die Kampagne „Wasser wirkt“. Mit übernimmt die Schirmherrschaft für Mädchen aus der Nähe von Hamburg Hilfe der Bundesbürger will UNICEF UNICEF Deutschland. „UNICEF ver- hatten sich mit Projekttagen an ihrer 500.000 Kinder in sechs Ländern mit bindet konkrete Hilfe mit nachhaltigen Schule für die Kinderrechte stark sauberem Wasser versorgen. Verbesserungen für die Kinder“, sagte gemacht. Daniela Schadt bei der Amtsübergabe Kinderrechte in Deutschland: Auch von Bettina Wulff. Ingolstadt für Burkina Faso: Als 20 Jahre nach der Ratifizierung der 19. UNICEF-Kinderstadt engagiert UN-Kinderrechtskonvention müssen Alfred-Brendel-Flügel hilft: Zuguns- sich Ingolstadt ein Jahr lang für die die Kinderrechte in Deutschland be- ten der UNICEF-Nothilfe in Ostafrika Kinderrechte und sammelt Spenden kannter werden. Das fordern die versteigern die Berliner Philharmoni- für UNICEF. Die Beiträge werden es National Coalition für die Umsetzung ker den Konzertflügel, auf dem der Kindern in der Gemeinde Legmoin in der UN-Kinderrechtskonvention in weltberühmte Pianist Alfred Brendel Burkina Faso ermöglichen, zur Schule Deutschland und das Aktionsbündnis gespielt hat. Die Auktion erzielt zu gehen. Kinderrechte zum Jahrestag. 80.000 Euro, die mangelernährten Kindern in Somalia zugutekommen. 8 UNICEF-Geschäftsbericht 2012
Finanzen Organisation Ausblick © UNICEF/NYHQ2012-0206/Romenzi © UNICEF/NYHQ2010-1159/Gangale © UNICEF DT/2012/Mariam Doost Juli August September Nothilfe Ostafrika: Ein Jahr nach der Syrien: Die humanitäre Situation nach Ehrenpreis für Kinderrechte: Die Erklärung einer Hungersnot in Somalia über einem Jahr bewaffnetem Konflikt britische Schauspielerin Vanessa durch die Vereinten Nationen sind verschlechtert sich zunehmend. Redgrave erhält den Ehrenpreis für acht Millionen Menschen in Somalia, 140.000 Menschen sind auf der Flucht Kinderrechte von UNICEF Deutsch- Äthiopien und Kenia weiter auf Unter- – die Hälfte von ihnen sind Kinder und land. Bei der Preisverleihung ruft sie stützung angewiesen. Jugendliche. zur Hilfe für die Kinder in Syrien auf. Internationale Aids-Konferenz: Bundesverdienstkreuz: UNICEF Weltkindertag: Unter dem Motto Nach Angaben von UNICEF werden gratuliert dem Starpianisten und inter- „Kinder brauchen Zeit“ veröffentli- jeden Tag rund 1.000 Kinder mit dem nationalen UNICEF-Botschafter Lang chen das Deutsche Kinderhilfswerk tödlichen Virus infiziert. Trotz guter Lang zum Bundesverdienstkreuz. Für und UNICEF Deutschland das Ergeb- Fortschritte fehlt es an Aufklärungs- die Kampagne „Wasser wirkt“ hat der nis einer Umfrage. Rund 2.000 Kinder und Behandlungsmöglichkeiten für chinesische Weltstar in Deutschland und Jugendliche haben einen Wo- HIV-positive Schwangere. UNICEF ruft einen neuen Spot aufgenommen. chenplan ausgefüllt. Fazit: Für Hobbys dazu auf, die Mutter-Kind-Übertragung und Freunde bleibt wenig Zeit. des HI-Virus weltweit zu stoppen. Kinderrechte ins Grundgesetz ! © UNICEF/2011/Leonie Marinovich © Alessio Romenzi/Corbis Ich bin dafür. www.kinderrechte-ins-grundgesetz.de Oktober November Dezember Weltmädchentag: Zum ersten Mal Kinderrechte ins Grundgesetz: UNICEF-Foto des Jahres: Der Aktionsbündnis Kinderrechte wird im Oktober 2012 der Internati- Das Aktionsbündnis Kinderrechte legt italienische Fotograf Alessio Romenzi onale Weltmädchentag begangen. einen konkreten Formulierungsvor- gewinnt den internationalen UNICEF- UNICEF ruft dazu auf, mehr gegen die schlag vor, um die Kinderrechte im Wettbewerb. Sein Foto zeigt ein anhaltende Diskriminierung von Mäd- Grundgesetz zu verankern. Ziel ist es, in Kooperation mit unterstützt durch verletztes Mädchen im syrischen chen zu tun – beispielsweise gegen die Stellung des Kindes als eigenstän- Aleppo. Dort sind mittlerweile 2,5 Kinderehen. dige Persönlichkeit zu stärken. Millionen Menschen von den Kämpfen betroffen. Neue Botschafterinnen für UNICEF: Ich hab immer Rechte: Im Rahmen Fernsehmoderatorin Nina Ruge und des Aktionstags Kinderrechte treffen Udo Selige Weihnachten: Udo Topmodel Eva Padberg werden neue zehn Mitglieder des UNICEF-Junior- Lindenberg gestaltet eine neue Weih- UNICEF-Botschafterinnen. „Ihr Teams Bundeskanzlerin Angela Mer- nachtsgrußkarte für UNICEF Deutsch- Prestige, Talent und Auftreten sind kel, um mit ihr über die Kinderrechte land. Die „Udo Selige“-Karte ist bereits eine große Unterstützung, um be- in Deutschland zu diskutieren. die zweite Grußkarte, die die Rockle- nachteiligten Kindern zu helfen“, so gende UNICEF schenkt. der UNICEF-Vorsitzende Dr. Jürgen Heraeus. UNICEF-Geschäftsbericht 2012 9
UNICEF 2012 UNICEF-Programme international UNICEF in Deutschland Die Programmarbeit von UNIC © Silke Fock-Kutsch Bangladesch, Dhaka: Ehemalige Straßenkinder erhalten in einer Anlaufstelle Hilfe UNICEF ist den Millenniums- UNICEF sowie weitere Organisationen und Partner haben das Leben der Kinder in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessern können: Mehr Kinder zielen verpflichtet und überleben, weil sie geimpft werden oder sauberes Trinkwasser haben, mehr Kinder denn je gehen zur Schule. Und deutlich weniger Menschen leben heute gestaltet die neue in extremer Armut. Doch die Fortschritte dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass noch immer Millionen Kinder unter schwierigsten Bedingungen aufwach- Entwicklungsagenda ab 2015 sen – zum Beispiel in überbevölkerten Slums oder in entlegenen, ländlichen Regionen. Sie profitieren nicht von wirtschaftlichem Wachstum und globalen im Sinne der Kinder mit Fortschritten. Stattdessen wächst die Ungleichheit: 75 Prozent aller armen Menschen leben heute in Ländern mit mittlerem Einkommen. Klimawandel, Umweltzerstörung, Finanz- und Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit treffen diese Familien und ihre Kinder am härtesten. Ziel von UNICEF ist es, besonders die bisher benachteilig- ten Kinder und Bevölkerungsgruppen zu erreichen – im Sinne eines gerechten Zugangs zu Chancen für jedes Kind („Equity“). Mit der neuen Methode zur Datenerhebung MoRES (Monitoring Results for Equity System) erhebt UNICEF Daten und Fakten über genau diese Kinder. Denn sie erhalten bisher oft deshalb keine Hilfe, weil man kaum etwas über sie weiß oder sie schwer erreichbar sind. Mit Hilfe von MoRES erkennt UNICEF, wo genau sich beispielsweise Malariaerkrankungen häufen, woran das liegt, wie sich am wirkungsvollsten helfen lässt und was das Ergebnis ist. Auch Evaluati- onen und Studien helfen UNICEF, die für Kinder erzielten Fortschritte laufend zu überprüfen – immer mit Blick auf die gemeinsam mit der Regierung vereinbar- ten Ziele. In seiner Strategie hat UNICEF bis 2013 fünf Schwerpunkte der Programmarbeit festgelegt: 1. Überleben und Entwicklung von Kindern 2. Grundbildung und Gleichstellung der Geschlechter 3. HIV/Aids und Kinder 4. Kinderschutz 5. Politische Lobbyarbeit für Kinderrechte 10 UNICEF-Geschäftsbericht 2012
Finanzen Organisation Ausblick EF Die UNICEF-Arbeit in rund 150 Län- Programmausgaben Programmausgaben dern finanziert sich ausschließlich aus nach Regionen nach Schwerpunkten freiwilligen Beiträgen von privaten Spendern und Grußkartenkäufern Mittlerer Osten Lateinamerika Kinderrechtearbeit und Nordafrika und Karibik 9,0 % sowie Regierungen. Besonders 4,9 % 7,0 % Kinderschutz wichtig sind nicht zweckgebundene Grundbildung und 11,3 % Spenden, die UNICEF flexibel genau Gleichstellung der Geschlechter dort einsetzen kann, wo der Bedarf Asien 20,6 % besonders groß ist – für aktuelle 23,2 % Nothilfeeinsätze, für Kinder in chro- nischen Krisenländern und in Regi- onen, für die sonst keine Spenden zur Verfügung stünden. Osteuropa HIV/Aids und Kinder Auf den folgenden Seiten finden Sie 2,8 % 3,5 % Sonstige Überleben von Beispiele, wie das Deutsche Komitee Überregional Afrika südlich der 2,2 % Kindern sichern 5,5 % Sahara (inkl. Djibuti für UNICEF mit zweckgebundenen und Sudan) 53,4 % Spenden die inhaltlichen Schwer- 56,7 % punkte von UNICEF unterstützt hat. Nach den vorläufigen internationalen Angaben hat UNICEF die 2012 zur Verfügung stehenden Mittel gemäß Auf den Seiten 30 bis 33 lesen Sie, der Grafiken oben eingesetzt. Abweichungen zu 100 Prozent sind Rundungsdifferenzen. wie sich das Komitee mit Kampagnen und der Beteiligung von Kindern Evaluationen und Jugendlichen politisch einsetzt – auch für die Rechte der Kinder in Unter www.unicef.de/transparenz steht eine Auswahl von internationalen Deutschland. Projektberichten und Evaluationen zur Verfügung. Gerechtigkeit – für jedes Kind Alle UNICEF-Programme gründen 1. Die neue Agenda muss universell sein. Das bedeutet: Sie gilt für alle Men- auf der UN-Kinderrechtskonvention schen in den Industrie-, Entwicklungs- und Schwellenländern gleichermaßen. von 1989 und sind den Millenniums- Entwicklungszielen verpflichtet – der 2. Die Erklärung der Menschenrechte, die UN-Kinderrechtskonvention und Grundlage der internationalen Ent- die UN-Millenniumserklärung aus dem Jahr 2000 müssen die Basis für die wicklungszusammenarbeit. Aktuell künftigen Ziele der internationalen Gemeinschaft bilden. verhandelt die Weltgemeinschaft über neue, nachhaltige Entwicklungs- 3. Jedes Land soll eigene, konkrete und messbare Ziele formulieren, mit de- ziele. Es geht um einen gemeinsamen, nen es zur Verwirklichung der neuen globalen Agenda beiträgt. globalen Rahmen für Armutsbekämp- fung sowie ökonomische, soziale und 4. Zur Gestaltung und Überwachung der Ziele muss von Anfang an eine breite ökologische Entwicklung ab 2015. Beteiligung der Zivilgesellschaft, von Unternehmen und Behörden sicherge- stellt werden. UNICEF will, dass die Rechte der Kinder auch in der neuen Weltagenda 5. Die Ideen, Vorstellungen und Erwartungen der Kinder und Jugendlichen zentral verankert werden. Denn die müssen jederzeit gehört werden; sie müssen in die Diskussion einbezogen politischen Weichenstellungen von und an der Gestaltung, Umsetzung und Überwachung der neuen Agenda heute werden das Leben von Kindern beteiligt sein. und Jugendlichen direkt beeinflussen. UNICEF nimmt Einfluss und bringt 6. Die Agenda muss flexibel und dynamisch sein, damit ihre Ziele und Maß- die Meinung der Kinder und Jugend- nahmen veränderten Situationen angepasst werden können – zum Beispiel lichen ein – direkt in New York sowie nach Konflikten, Katastrophen oder Krisen in Folge des Klimawandels. in den einzelnen Ländern und Regi- onen. Hier die sieben wichtigsten 7. Die Überwindung extremer Armut und Ungerechtigkeit ist der beste Weg Forderungen: zu nachhaltiger Entwicklung – auf lokaler, nationaler und globaler Ebene. UNICEF-Geschäftsbericht 2012 11
UNICEF 2012 UNICEF-Programme international UNICEF in Deutschland UNICEF-Nothilfe weltweit 2012 hat UNICEF in insgesamt 79 Ländern Nothilfe geleistet © UNICEF Jordanien, Za´atari: Maya kam im Flüchtlingslager zur Welt Bei Naturkatastrophen, Hungersnöten und Krisen kann UNICEF sofort handeln und die Kinder mit dem Nötigsten versorgen, überall auf der Welt. UNICEF ist in fast jedem Land der Erde seit Jahrzehnten vertreten, hat ein umfassendes Netz von Partnern – und das Vertrauen der Bevölkerung. Im Krisenfall verstärken zusätzliche nationale und internationale Mitarbeiter die Länderteams. Die Logistik-Experten von UNICEF bringen große Mengen lebensrettender Hilfsgüter – therapeutische Zusatznahrung, Medikamente oder Wasserreinigungstabletten – in die betroffene Region. Gleichzeitig hilft UNICEF, arme Familien und Gemeinden für künftige Krisen besser zu wappnen – indem sie zum Beispiel Lebensmittelvorräte für die nächste Dürreperiode anlegen können. Im Rahmen der Nothilfe hat UNICEF 2012 mehr als zwei Millionen Kinder gegen schwere und akute Mangelernährung behandelt und ihnen so oft das Leben gerettet. 43,8 Millionen Kinder wurden gegen hoch ansteckende Krankheiten wie Masern geimpft, darunter auch Mädchen und Jungen aus Syrien, inmitten des bewaffneten Konflikts. 18,8 Millionen Menschen versorgte UNICEF mit sau- berem Wasser zum Trinken, Kochen und Waschen. 3,5 Millionen Kinder erhielten Die Regionen mit dem Notunterricht. größten Nothilfebedarf Insgesamt hat UNICEF 2012 weltweit 286 Nothilfeeinsätze in 79 Ländern geleis- Mittlerer Osten tet. Für Flüchtlingskinder in Südsudan organisierten die Helfer provisorischen und Nordafrika Unterricht und psychosoziale Betreuung. Nach einem schweren Wirbelsturm auf den Philippinen verteilte UNICEF Hygiene-Sets an Familien, in West- und Zentral- West- und 28,4 % afrika wurde ein Cholera-Ausbruch bekämpft. Familien in Pakistan, die das dritte Zentralafrika 30,6 % Jahr in Folge von schweren Überschwemmungen betroffen waren, erhielten Hilfe. UNICEF setzte auch die lebensrettende Nothilfe in Ostafrika fort. Zwei weitere, komplexe Notsituationen forderten den besonderen Einsatz von Osteuropa 0,6 % UNICEF: Millionen von Menschen in der Sahelzone, einer riesigen Fläche quer 27,6 % durch neun afrikanische Länder, waren von Dürre, Nahrungsmittelknappheit und Südasien 7,0 % politischen Unruhen betroffen. In Syrien weiteten sich die Unruhen zu einem Ostasien gewaltsamen Konflikt aus, der bereits Hunderttausende Menschen in die Flucht und Pazifik 4,1 % getrieben hat. Östl. und Lateinamerika südl. Afrika und Karibik 1,3 % Überregional Für Nothilfe-Einsätze sind vor allem flexibel einsetzbare, nicht zweckgebundene 0,5 % Spenden sehr wichtig – sie erlauben es UNICEF, Kindern überall auf der Welt schnell zu helfen. Bisher geplanter Bedarf für 2013 – Abweichungen zu 100 Prozent sind Rundungsdifferenzen Quelle: UNICEF, Humanitarian Action for UNICEF Deutschland konnte Nothilfeprogramme 2012 zweckgebunden mit Children Report 2013 5.577.546,76 Euro unterstützen. 12 UNICEF-Geschäftsbericht 2012
Finanzen Organisation Ausblick Nothilfe 2012 © UNICEF/NYHQ2010-1162/Gangale © UNICEF Jordanien/2013/Pattinson Tschad: Die gelbe Markierung zeigt an, dass das Kind mangelernährt ist Syrischer Junge in einem Flüchtlingslager Diese Nothilfeeinsätze wurden durch Spenden aus Deutschland gezielt unterstützt: Hungerkrise in Ostafrika Nothilfe Sahel Nothilfe Syrien 1.800.000,00 Euro 1.695.431,20 Euro 1.725.224,65 Euro Nach schwerer Hungerkrise 2011 Mehr als vier Millionen Kinder Vier Millionen Syrer in ihrem Land weiter fast 900.000 Kinder in der unter fünf Jahren von akuter auf humanitäre Hilfe angewiesen, Region mangelernährt – Über- Mangelernährung bedroht – Hunderttausende sind in Nachbar- schwemmungen in Kenia und Konflikt in Mali verschärft die länder geflohen – die Hälfte von Konflikt in Somalia Lage ihnen Kinder Kenia: 50.000 Kinder im Flüchtlings- In Burkina Faso, Gambia, Kamerun, Syrien: UNICEF unterstützt eine camp Dadaab haben einen Platz in Mali, Mauretanien, Niger, Nige- große Impfkampagne über die einem Kinderzentrum. ria, Senegal und Tschad werden Konfliktgrenzen hinweg; die Kinder Rund 15.000 arme Familien erhalten insgesamt 850.000 Kinder wegen erhalten Wasser und Kleidung. Darlehen, damit sie in der ersten schwerer akuter Mangelernährung Jordanien: UNICEF unterstützt Zeit nach den Überschwemmungen behandelt. Wasserversorgung, Müllentsorgung ihre Kinder weiter versorgen können. Tschad: UNICEF unterstützt 425 und sanitäre Einrichtungen im Flücht- Nach einer großen Impfkampagne Ernährungszentren mit therapeu- lingscamp Za’atari, Kinderzentren in Überschwemmungsgebieten tischer Zusatznahrung, Medikamen- zum Spielen und Lernen entstehen. sind jetzt 96 Prozent der Kinder vor ten und medizinischen Geräten. Libanon: Syrische Flüchtlinge erhal- Masern geschützt. Senegal: 15.000 Haushalte werden ten sauberes Wasser und Kleidung. Somalia: Trotz der Gewalt durch Mi- von UNICEF mit Trinkwasser und Irak: UNICEF sorgt für Wasser lizen in Somalia unterstützt UNICEF weiteren wichtigen Hilfsgütern ver- und Hygiene in Camps und richtet mittlerweile 1.148 Therapiezentren sorgt. UNICEF unterstützt auch 150 Kinderzentren ein. für mangelernährte Kinder. Schulen mit Unterrichtsmaterial. Türkei: Kinder können in provi- Kinder, die durch Hunger und Mali: Gemeinsam mit dem UN-Flücht- sorischen Schulzelten lernen und Konflikt vertrieben wurden, erhalten lingshilfswerk versorgt UNICEF erhalten Winterkleidung. Gutscheine für eine Schulspeisung. Familien mit sauberem Trinkwasser Äthiopien: UNICEF versorgt rund und Zusatznahrung. Besonders Details zur Syrien-Nothilfe 230.000 akut mangelernährte Kinder wichtig ist es, die Kinder vor Epi- siehe Seite 15. mit therapeutischer Zusatznahrung. demien wie Cholera zu schützen. 243.000 Menschen erhalten Medi- UNICEF stellt dafür medizinischen Türkei Syrienkrise kamente. Bedarf bereit. Syrien UNICEF stattet 145.000 Kinder mit Libanon Irak Schul- und Spielmaterial aus. Jordanien In den Camps Dollo Ado und Assossa Mauretanien Mali Niger Tschad unterstützt UNICEF Flüchtlingskinder Sahel Senegal mit Nahrung und Medikamenten. Gambia Äthiopien Burkina Faso Ostafrika Nigeria Somalia Kamerun Kenia UNICEF-Geschäftsbericht 2012 13
UNICEF 2012 UNICEF-Programme international UNICEF in Deutschland So leistet UNICEF Nothilfe 2012 war die Flüchtlingskrise in Syrien und den Nachbarländern eine besondere Herausforderung © UNICEF/Iraq 2013/Salam Abdulmunem Irak, Flüchtlingslager Domiz: Ein Junge aus Syrien trägt Brot zu seiner Familie Die Nothilfe für die vom Syrienkonflikt betroffenen Menschen war für UNICEF im Jahr 2012 einer der größten und schwierigsten Einsätze. Was im März 2011 als friedlicher Protest gegen die Regierung begonnen hatte, entwickelte sich im Lauf der folgenden Monate zu einem immer brutaleren Konflikt. Viele Menschen wurden getötet, zahlreiche Häuser zerstört und Hunderttausende Familien vertrieben. Bis zum Jahresende waren vier Millionen Syrer auf humanitäre Hilfe angewiesen, zwei Millionen waren innerhalb des Landes auf der Flucht – die Hälfte von ihnen Kinder. Mit der Flucht von Hunderttausenden Menschen in die Nachbarländer Jordanien, Libanon, Irak und Türkei hat der Syrienkonflikt tiefgrei- fende Auswirkungen auf die gesamte Region. UNICEF kann schnell handeln UNICEF ist seit Jahrzehnten in Syrien aktiv und konnte mit seinem großen Netzwerk an lokalen Partnern von Beginn des Konflikts an umfassende Nothilfe leisten. Der Einsatz stellt die Mitarbeiter jedoch bis heute vor große Herausfor- derungen: Die Kämpfe, zerstörte Straßen und eine wachsende Zahl an Kontroll- punkten erfordern es immer wieder, tagtäglich neu und flexibel zu planen. So unterstützt UNICEF in Syrien mobile Gesundheitsteams, die Notunterkünfte abfahren und die Kinder versorgen. Auch in Jordanien, Libanon, Irak und Türkei ist UNICEF seit Jahren präsent. So konnten die Helfer sich sofort um die eintreffenden Flüchtlingskinder aus Syrien und ihre Familien kümmern. Innerhalb kürzester Zeit galt es, Hunderttausende Türkei Menschen, die oft alles verloren hatten, mit Unterkünften, Wasser, Nahrung, Medikamenten und Notschulen zu versorgen – für die Gastländer sowie inter- nationale und nationale Hilfsorganisationen eine große Herausforderung. Die Syrien b Irak Zahl der Flüchtlinge nahm so schnell zu, dass die Hilfsorganisationen mit der Libanon Versorgung häufig kaum nachkamen. Jorda Einer der Gründe dafür war auch, dass UNICEF Geld fehlte. Im Unterschied Jordanien zu Naturkatastrophen hat die Krise in Syrien trotz ihres riesigen Ausmaßes an menschlicher Not bisher keine breite Spendenbereitschaft in der Bevölkerung ausgelöst. Viele UNICEF-Unterstützer aus Deutschland haben dennoch sofort auf Spendenaufrufe reagiert. 14 UNICEF-Geschäftsbericht 2012
Finanzen Organisation Ausblick Beispiel Syrien © UNICEF Jordanien/2012/Ara Yoo © UNICEF/Iraq 2013/Salam Abdulmunem In provisorischen Schulen können die Kinder weiter lernen Irak, Flüchtlingslager Domiz: UNICEF hat große Trinkwassertanks für die Familien aufgebaut © UNICEF/NYHQ2012-0879/Abdulmunem So hilft UNICEF in Syrien und den Nachbarländern: Syrien Irak 1,3 Millionen Kinder werden gegen Im Domiz Camp im Nordirak sowie Masern geimpft. im Al-Qaim Camp im Westen koor- 75.000 Mädchen und Jungen diniert UNICEF die Wasserversor- Die zweijährige Amina erhält von ihrer Mutter bekommen warme Kleidung für den gung. Hilfe beim Händewaschen Winter. UNICEF sorgt dafür, dass die sy- rischen Flüchtlingskinder zur Schule Jordanien gehen können und stellt ihnen UNICEF liefert jeden Tag mehr als Lernmaterial zur Verfügung. © UNICEF Syrien/2012/Bassel Halabi eine Million Liter Wasser in das Flüchtlingscamp Za’atari. Türkei 672 Latrinen und 576 einfache Du- UNICEF stellt in den Flüchtlings- schen werden gebaut. unterkünften in der Provinz Hatay In 21 kinderfreundliche Zonen 150 Schulzelte auf – genug Platz für nehmen täglich 930 Mädchen und 12.000 syrische Schulkinder. Jungen an Aktivitäten teil und wer- Gemeinsam mit dem türkischen Große Impfkampagnen schützen die Kinder vor gefährlichen Krankheiten den psychosozial betreut. Roten Halbmond finden Bildungs- und Kinderschutzprogramme statt. Libanon UNICEF unterstützt 200 Schulen Herausforderungen © UNICEF Jordanien/2012/Malkawi mit Lehrertraining sowie Schul- und Seit Anfang 2013 hat sich die Flücht- Lernmaterial. lingskrise nochmals deutlich ver- 33.000 Kinder erhalten warme Klei- schärft. Die schwierige Sicherheitssi- dung und Schuhe für den Winter. tuation, politische Zerstrittenheit und 14.000 syrische Flüchtlinge im fehlende Mittel stellen UNICEF und Norden Libanons werden über ein seine Partner vor große Herausforde- Gutscheinsystem mit sauberem rungen. In mobilen Kliniken können verletzte Kinder sofort behandelt werden Wasser versorgt. Nächste Schritte UNICEF ist weiter rund um die Uhr im Einsatz, um die Not der syrischen © UNICEF Jordanien/2012/Malkawi Kinder zu lindern. Auch nach Ende der Kämpfe wird UNICEF für die betrof- fenen Familien da sein, so lange es nötig ist. Beim Spielen finden die Kinder etwas Abstand von ihren schlimmen Erlebnissen UNICEF-Geschäftsbericht 2012 15
UNICEF 2012 UNICEF-Programme international UNICEF in Deutschland Überleben und Entwicklung Kinderleben retten – mit Impfungen, sauberem Wasser und Aufklärung © UNICEF/NYHQ2012-0177/Asselin Niger, Bilmari-Gesundheitszentrum: Die acht Monate alte Nana erhält Erdnusspaste von UNICEF Das Thema „Überleben und Entwicklung“ war mit 53,4 Prozent der Programm- ausgaben auch 2012 Schwerpunkt der weltweiten UNICEF-Arbeit. Im Berichts- zeitraum hat UNICEF dazu beigetragen, die weltweite Kindersterblichkeitsrate weiter deutlich zu senken: Noch 1990 starben weltweit über 12 Millionen Kinder vor ihrem fünften Geburtstag. Aktuell sind es noch 6,9 Millionen. UNICEF setzt auf einfache, nachhaltige Maßnahmen vor allem in entlegenen Gebieten. Gute Fortschritte gab es beispielsweise im Kampf gegen Mangelernährung – durch Zusatznahrung, bessere Hygiene und Aufklärung. Weltweit sind 165 Millionen Mädchen und Jungen als Folge chronischer Unterer- nährung in ihrer körperlichen und geistigen Entwicklung beeinträchtigt. Mangel- ernährung ist für jeden dritten Todesfall bei Kleinkindern mitverantwortlich. 2012 hat UNICEF insgesamt 32.000 Tonnen therapeutische Erdnusspaste für schwer mangelernährte Kinder in 65 Ländern bereitgestellt. Mit dieser Menge kann UNICEF über eine Million mangelernährte Kinder einen Monat lang versorgen. Dazu kamen weltweit 270 Millionen Päckchen mit Zusatznährstoffen und 500 Millionen Vitamin-A-Kapseln zur Stärkung der Abwehr. Impfen blieb auch 2012 eine der wirksamsten Maßnahmen für das Überleben von Kindern. UNICEF versorgte jedes dritte Kind auf der Welt mit Impfstoffen. 2012 gelang es so unter anderem, Neugeborenentetanus in sechs weiteren Ländern auszurotten. Mit der Initiative „A Promise Renewed“ ruft UNICEF dazu auf, die Kindersterblichkeit weltweit Kindersterblichkeit unter fünf Jahren bis 2035 unter eine feste Marke zu senken, in jedem Land der Erde. Denn in den ärmsten Ländern sind die Überlebenschan- 100 cen der Kinder bis heute am schlechtesten – trotz guter globaler Fortschritte. 80 76 80 Positive Entwicklungen gab es auch beim Thema Wasser und Hygiene. 2012 68 stand fest, dass das Millenniumsziel für Trinkwasser vorzeitig erreicht ist: Der 60 60 51 Anteil der Menschen ohne Zugang hat sich im Vergleich zu 2000 halbiert. Mit der Kampagne „Wasser wirkt“ ruft UNICEF Deutschland dazu auf, Kinder durch 40 sauberes Wasser und Hygiene vor gefährlichen Krankheiten zu schützen. Schon regelmäßiges Händewaschen mit Seife kann die Gefahr von Durchfallerkran- 20 kungen fast halbieren. UNICEF treibt weltweit das Programm CATS („Community Approaches to Total Sanitation“) voran. In 54 Ländern ist es bereits fest etabliert. UNICEF unterstützt die Gemeinden beim Bau von Latrinen und klärt über die 2003 2005 2007 2009 2011 Ursachen von Krankheiten auf. Über 120 Millionen Menschen leben heute schon in Dörfern, die sich mit CATS zu guter Hygiene verpflichtet haben. Zahl der Todesfälle unter fünf Jahren, bezogen auf 1.000 Lebendgeburten Quelle: UNICEF, The State of the UNICEF Deutschland konnte den Schwerpunkt „Überleben und Entwicklung“ World’s Children Report 2013 2012 zweckgebunden mit insgesamt 8.669.014,42 Euro unterstützen. 16 UNICEF-Geschäftsbericht 2012
Finanzen Organisation Ausblick Beispiel Bangladesch © Silke Fock-Kutsch © Silke Fock-Kutsch Bangladesch, Keary: UNICEF hilft, das Leben der Mädchen und Jungen im Dorf zu verbessern Grün bedeutet: Das Wasser ist sicher 550.000,00 Euro aus Deutschland Projektfortschritte in 2012: Nächste Schritte: kamen 2012 dem Wasser- und Dank der Spenden aus Deutschland Bis Ende 2013 will UNICEF in den Hygieneprogramm von UNICEF in haben 2012 weitere 18.000 Men- Projektdistrikten mit Hilfe der Spenden Bangladesch zugute. schen in den drei Provinzen Zugang aus Deutschland schon fast die Hälfte zu sicherem Trinkwasser erhalten. aller Menschen mit sicherem, arsen- Situation: UNICEF hat 34 neue Tiefbrunnen freiem Trinkwasser versorgen können. In Bangladesch sind viele Brunnen mit gebaut und 20 weitere repariert. Die Alle 374.000 Einwohner sollen hygie- Arsen verseucht, das aus natürlichen Wasserqualität von 291 Tiefbrunnen nische Latrinen nutzen können. An 150 Vorkommen ins Grundwasser gelangt. wurde getestet, alle Brunnen lieferten Schulen ist zusätzlicher Hygieneunter- Arsen führt oft zu Krebs und anderen sicheres Trinkwasser. An 44 Schulen richt geplant. schweren Erkrankungen. Jährlich hat UNICEF Waschgelegenheiten ein- sterben 20.000 Kinder an Durchfall- gerichtet, 15 Schulen erhielten neue erkrankungen. Es fehlt an Latrinen, Latrinen. Gemeinsam mit den Ge- Waschgelegenheiten und Wissen über meinden hat UNICEF insgesamt 912 Hygiene – besonders an Schulen. Latrinen neu gebaut und rund 1.360 ASIEN Latrinen instand gesetzt. Informati- Ziele der UNICEF-Arbeit: onskampagnen über Gesundheit und UNICEF will die Wasserversorgung in Hygiene haben in den drei Provinzen Bangladesch 16 besonders von Arsenverseuchung insgesamt über 177.000 Menschen betroffenen Distrikten nachhaltig ver- erreicht. bessern – in den Provinzen Manohar- ganj, Banchharampur und Sarail. Hier Herausforderungen: haben oft gerade einmal 15 Prozent Nachhaltige Veränderungen sind mög- der Bevölkerung Zugang zu sicherem lich, wenn die Gemeinden selbst die Trinkwasser. UNICEF hilft, Brunnen auf Ursache ihrer Probleme erkennen und Arsenbelastung zu testen und alter- aktiv werden. Doch das braucht Zeit native Wasserquellen zu erschließen. – besonders in Gebieten, in denen UNICEF hilft beim Bau von Latrinen die Dörfer weit auseinander liegen und Waschgelegenheiten und klärt und schwer erreichbar sind. Brunnen über Hygiene auf. und andere Wasserquellen müssen nicht nur einmal, sondern regelmäßig getestet werden. Arsenopfer erhalten darüber hinaus noch zu selten medizi- nische Hilfe. UNICEF-Geschäftsbericht 2012 17
UNICEF 2012 UNICEF-Programme international UNICEF in Deutschland Grundbildung Hefte, Stifte, gute Lehrer – damit jedes Kind lernen kann © UNICEF Nepal: UNICEF hilft bei der Einrichtung von Klassenzimmern und sorgt für Schulmaterial Rund 20,6 Prozent seiner weltweiten Ausgaben hat UNICEF 2012 für Grundbil- dungsprogramme aufgewendet. UNICEF trägt so dazu bei, dass jedes Kind sein Recht auf Bildung verwirklichen kann. Die Fortschritte sind ermutigend: Mehr Mädchen und Jungen als je zuvor werden eingeschult. Mehr als früher konnten bereits vor dem Schulstart einen Kindergarten besuchen. Doch noch immer haben gerade Mädchen und Kinder aus sehr armen Familien, aus entlegenen, ländlichen Regionen oder Slumvierteln, keine Chance auf Bildung. Sie werden gar nicht erst eingeschult oder brechen vorzeitig ab, weil der Unterricht schlecht ist. UNICEF konzentriert sich darauf, gerade diese am stärksten benachteiligten Kindern in die Schule zu bringen. Bis heute besuchen 61 Millionen Kinder im Grundschulalter keinen Unterricht. Zahl der nicht eingeschulten Es geht jedoch nicht allein um die Einschulung. Das Wichtigste ist, dass die Kinder im Grundschulalter Kinder tatsächlich die wichtigsten Kenntnisse erwerben. Dazu braucht es nach Region, in Millionen: „kinderfreundliche“ Schulen – ein Ansatz, den UNICEF weltweit umsetzt. Eine kinderfreundliche Schule stellt die Bedürfnisse des Kindes in den Mittelpunkt, Zentralasien so dass es seine Fähigkeiten entwickeln kann. Wichtige Bausteine dafür sind 0,3 Zentral- und Arabische Staaten ausreichend ausgestattete Klassenzimmer, gute Lehrer und zeitgemäße Lehr- Osteuropa 0,9 pläne. In Afghanistan beispielsweise hat UNICEF 2012 dabei geholfen, 2.700 5,0 weitere einfache Dorfschulen einzurichten und die Lehrer auszubilden. Insge- samt gingen 2012 in Afghanistan acht Millionen Kinder zur Schule – im Vergleich Süd- und zu nur einer Million im Jahr 2001. Westasien 13,3 Verstärkt konzentriert UNICEF sich darauf, gerade benachteiligten Kindern den Südliches Afrika Besuch eines Kindergartens oder einer Vorschule zu ermöglichen. Mit dieser Vorbereitung haben sie später meist deutlich mehr Erfolg in der Schule und bre- Ostasien und 6,6 30,6 chen seltener ab. In Äthiopien fördert UNICEF den sogenannten Child-to-Child Pazifik Ansatz: Ältere Schüler helfen mit, Kinder zwischen drei und fünf Jahren auf die 2,7 Schule vorzubereiten. In der Pilotphase 2008 wurden 2.250 Kleinkinder erreicht, Lateinamerika und Karibik 2012 waren es schon über 200.000. Über alle Ländergrenzen hinweg tritt 1,3 UNICEF für gewaltfreie Erziehung ein. So ist die körperliche Bestrafung an Schulen Nordamerika und Westeuropa mittlerweile in 100 Ländern verboten – auch dank des Einsatzes von UNICEF. UNICEF Deutschland konnte Grundbildungsprogramme 2012 zweckgebunden Quelle: UNESCO Institute for Statistics, 2012 mit 8.819.786,00 Euro unterstützen. 18 UNICEF-Geschäftsbericht 2012
Finanzen Organisation Ausblick Beispiel Madagaskar © UNICEF Madagascar/2009/Kelley Lynch © UNICEF Madagascar/2009/Kelley Lynch Madagaskar, Zafimahavory: Die zwölfjährige Dorlys (Mitte) kann mit Hilfe von UNICEF zur Schule gehen Das Klassenzimmer besteht aus Zeltplanen 258.492,12 Euro aus Deutschland Projektfortschritte in 2012: Nächste Schritte: kamen dem UNICEF-Programm Dank der Spenden aus Deutschland Im ersten Halbjahr 2013 sollen die „Schulen für Afrika“ in Madagaskar konnte UNICEF die Kampagne „Schu- Bauarbeiten an den ersten sechs Schu- zugute. len für Afrika“ in Madagaskar weiter len in Tolagnaro abgeschlossen sein. ausbauen. Im Distrikt Tolagnaro hat Geplant ist auch, dass alle Schulen Situation: UNICEF mit dem Bau von 18 zusätz- einen Spielplatz für die Kinder bekom- In Madagaskar gehen über 1,5 Millio- lichen Klassenzimmern begonnen. Die men sollen. nen Kinder im Grundschulalter nicht Lehmziegel dafür werden gepresst zur Schule. Nur knapp ein Drittel aller und nicht gebrannt – das spart Holz, Schulanfänger schließt die fünfjährige das auf Madagaskar sehr knapp ist. Grundschulzeit auch ab. Denn beson- Jede Schule erhält einen zusätzlichen ders in ländlichen Gebieten fehlt es an Raum, in dem Kindergartenkinder be- Klassenzimmern und ausgebildeten treut und auf die Einschulung vorbe- Lehrern. Immer wieder zerstören reitet werden. Acht Schulen haben be- AFRIKA außerdem Wirbelstürme Schulen und reits getrennte Toiletten für Mädchen Unterrichtsmaterial. und Jungen, Waschgelegenheiten und Trinkwasseranschluss erhalten. Ziele der UNICEF-Arbeit: UNICEF versorgt alle Schülerinnen Madagaskar Im Rahmen der Kampagne „Schulen und Schüler auch mit Lernmaterial. für Afrika“ hilft UNICEF in besonders benachteiligten Regionen in Mada- Herausforderungen: gaskar, an den Schulen zusätzliche Die umweltfreundliche Methode, Klassenräume, sanitäre Anlagen und Lehmziegel zu pressen statt zu bren- Trinkwasseranschlüsse zu bauen. nen, ist auf Madagaskar noch relativ UNICEF schult auch Lehrer und stellt unbekannt. Nur wenige Baufirmen Lehr- und Lernmaterial bereit. In alle haben das Wissen und die Möglich- Aktivitäten sind die lokalen Behörden keiten, auf diese nachhaltige Weise sowie Lehrer und Eltern eng einge- zu bauen. UNICEF hilft deshalb, die bunden. neue Methode bekannt zu machen und schult lokale Partner. UNICEF-Geschäftsbericht 2012 19
UNICEF 2012 UNICEF-Programme international UNICEF in Deutschland HIV/Aids und Kinder Mit Aufklärung, Betreuung und Medikamenten gegen Aids © UNICEF/NYHQ2009-1944/Christine Nesbitt Sambia: Tasila, HIV-positiv, erhielt rechtzeitig Medikamente – ihr Sohn Felix kam ohne das Virus zur Welt Rund 3,5 Prozent der weltweiten Programmausgaben hat UNICEF 2012 für den Kampf gegen Aids eingesetzt. 30 Jahre nach Ausbruch der Epidemie scheint eine aidsfreie Generation in erreichbarer Nähe: Die Zahl der Neuerkran- kungen ist in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen. Doch bis heute leben weltweit 3,3 Millionen Mädchen und Jungen mit dem Virus. Die meisten HIV- positiven Kinder haben sich bereits im Mutterleib infiziert. UNICEF unterstützt die Entwicklung umfassender, nationaler Aktionspläne gegen Aids in 17 der 22 am meisten betroffenen Länder. Dazu gehören Aufklärungsarbeit, Hilfe für Waisen, die Versorgung HIV-infizierter Kinder und der Einsatz gegen Mutter- zu-Kind-Übertragung. HIV-positive Mütter können das Virus während der Schwangerschaft und Geburt sowie durch das Stillen an ihr Neugeborenes weitergeben. Ohne me- dizinische Behandlung liegt das Ansteckungsrisiko bei rund 40 Prozent. Erhält die Mutter während der Schwangerschaft antiretrovirale Medikamente, sinkt die Gefahr erheblich. Doch die Frauen müssen von ihrer Infektion wissen und rechtzeitig Hilfe erhalten. UNICEF klärt deshalb in den Dörfern über HIV und Aids auf, stellt HIV-Tests zur Verfügung und schult Gesundheitshelfer. Weltweit erhält bereits jede zweite infizierte Schwangere Medikamente, die ihr ungebore- HIV-Neuinfektionen bei Kindern nes Kind vor einer Ansteckung schützen. Seit 2009 kamen über 400.000 Kinder ohne das Virus zur Welt. 600 560.000 540.000 490.000 Antiretrovirale Medikamente können auch das Leben HIV-positiver Kinder deut- 500 430.000 lich verlängern. Doch Kinder erhalten sie bisher deutlich seltener als Erwach- sene. Ein HIV-Test mit Trockenblut ist heute schon nach sechs Lebenswochen 400 330.000 möglich. Erhält ein HIV-positives Neugeborenen dann die richtigen Medika- mente, sinkt die Sterblichkeitsrate im Schnitt um 75 Prozent. UNICEF hilft in 300 vielen Ländern, den neuartigen Trockenbluttest breit einzuführen. Blutproben können so ohne spezielle Kühlung ins nächste Labor gebracht werden – das 200 ist gerade für entlegene Regionen deutlich einfacher. Per SMS kann das Labor heute auch die Testergebnisse deutlich schneller an die Gesundheitsstation 100 übermitteln. 2003 2005 2007 2009 2011 UNICEF Deutschland konnte den Schwerpunkt „HIV/Aids und Kinder“ 2012 Quelle: UNAIDS Global Fact Sheet, 2012 zweckgebunden mit 2.032.492,68 Euro unterstützen. 20 UNICEF-Geschäftsbericht 2012
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