2019 Geschäftsbericht - WIR HELFEN MENSCHEN - Samariterstiftung
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2 INHALT GESCHÄFTSBERICHT 2019 Inhaltsverzeichnis Vorwort der Stiftungsrats-Vorsitzenden Pflegekräfte wertschätzen – nicht nur in der Krise ................................................................................. 3 Berichte aus dem Vorstand Geschäftsbereich I – Grundsatzfragen, Theologie und Seelsorge, Personal: Auch in der Krise: Wir helfen Menschen ....................................................................................................... 4 Geschäftsbereich II – Eingliederungshilfe: Kontinuität in stürmischen Zeiten ............................. 7 Geschäftsbereich III – Altenhilfe und Pflege: Zwischen Pandemie und Reformen ................... 10 Aus den Regionen Altenhilfe Esslingen/Reutlingen: Für die Zukunft gedacht .................................................................... 14 Altenhilfe Göppingen: Das neue Samariterstift Gingen ........................................................................ 16 Altenhilfe Leonberg/Stuttgart: Einmal Tirana und zurück .................................................................... 18 Altenhilfe Ostalb: Das „Alles-gut“-Gefühl dank Smartphone-App ................................................ 20 Altenhilfe Tübingen/Gäu: Die Entwicklung geht weiter ...................................................................... 22 Behindertenhilfe Ostalb: Zeiten des Wandels .............................................................................................. 24 Behindertenhilfe/Sozialpsychiatrie Münsinger Alb: Auf dem Weg zum neuen Teilhaberecht 26 Sozialpsychiatrie Schwäbisch Hall: Aus der Vergangenheit in die Zukunft ............................... 28 Sozialpsychiatrie Esslingen: Kooperationen zahlen sich aus .............................................................. 30 Tageskliniken Esslingen: Helfen – unter Marktgesetzen ....................................................................... 31 Glosse: Teilhabe à la carte ............................................................................................................................................ 32 Die Samariterstiftung in Zahlen Die Standorte ......................................................................................... 33 Die aktuellen Bauprojekte .......................................................................................................................................... 34 Schwerpunktthemen Das Audit Gemeinwohlökonomie: Ein kontinuierlicher Prozess ......................................................... 36 Employer Branding: Wer und wie sind wir? ................................................................................................ 38 Kinästhetik: Eine Frage der Haltung ................................................................................................................ 40 Das Online-Angebot von „mitunsleben“: Informieren, beraten, vermitteln ............................ 42 Jahreschronik 2019 .......................................................................................................................................................... 43 Personalia ............................................................................................................................................................................. 54 Die Organe der Samariterstiftung: Vorstand, Stiftungsrat, Stiftungsversammlung ..................... 55 Häuser, Einrichtungen und Dienste Altenhilfe und Pflege .................................................................................................................................................. 56 Pflege-Ausbildung ....................................................................................................................................................... 58 Eingliederungshilfe ..................................................................................................................................................... 58 Die Beteiligungen der Samariterstiftung .......................................................................................................... 59 Impressum Der Geschäftsbericht wird herausgegeben vom Vorstand der Samariterstiftung Verantwortlich: Pfarrer Frank Wößner, Vorstandsvorsitzender Redaktion: Gerhard Fezer, Referent für Öffentlichkeitsarbeit Samariterstiftung, Schlossweg 1, 72622 Nürtingen Telefon 0 70 22 / 505-0, Telefax 0 70 22 / 505-255 hauptverwaltung @ samariterstiftung.de www.samariterstiftung.de
GESCHÄFTSBERICHT 2019 VORWORT 3 Vorwort der Stiftungsrats-Vorsitzenden ihnen weitestgehend ein selbstbestimmtes Leben und Arbeiten zu ermöglichen. Stellvertretend für Pflegekräfte wertschätzen den gesamten Stiftungsrat möchte ich all den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von ganzem – nicht nur in der Krise Herzen danken für ihre überragende Arbeit in den Zeiten der Corona-Pandemie. Liebe Leserinnen Gerade die Samariterstiftung mit ihren rund 60 und Leser, Häusern, Einrichtungen und Diensten, in denen ca. 4 000 ältere und alte Menschen sowie Men- in Europa sind schen mit Behinderung und psychischen Erkran- 57 Prozent des im kungen leben bzw. unterstützt werden, erbringt Gesundheitswesen eine unschätzbare Leistung für unsere Gesell- tätigen Personals in schaft, gerade auch in dieser schwierigen Zeit. einem Pflegeberuf tätig. Ähnlich stellt sich dieses Im Mittelpunkt der Arbeit bei der Samariterstif- Verhältnis in Deutsch- tung steht der Mensch und seine Lebenswelt: land und auch in ein friedliches Miteinander in Vielfalt und unter Baden-Württemberg dar. Doch nicht nur zahlen- der Wahrung der Menschenrechte. mäßig nimmt die berufliche Pflege einen wichti- gen Stellenwert ein. Professionelle Pflegekräfte Gerade in der Krise hat sich gezeigt, welch setzen sich mit ihrer qualifizierten Arbeit dafür große Kräfte Menschen freisetzen für ein neues ein, das Leben, die Gesundheit und die Lebens- Miteinander: Ganze Nachbarschaften haben qualität anderer Menschen zu erhalten – ob füreinander gesorgt, entweder durch einen in Krankenhäusern, in stationären Pflege- gemeinsamen Einkaufs-Service oder auch durch einrichtungen, bei ambulanten Pflegediensten gemeinsames Singen. Krisenbewältigung oder in der Behindertenhilfe. braucht gerade diesen Zusammenhalt, den wir in dieser Krise gemeinsam erfahren haben. Dafür haben sie gesellschaftliche Anerkennung Kombiniert mit Kreativität und Ideenreichtum ist und Wertschätzung und eine bessere finanzielle der Zusammenhalt die wichtigste Ressource in Entlohnung verdient. In der Corona-Krise sind dieser Zeit. kurzfristige Maßnahmen wie die Corona-Prämie notwendig und sinnvoll, um die Pflegekräfte zu Diese Solidarität macht uns stark, und diese schützen und zu unterstützen. Dabei darf es anspruchsvolle Arbeit wäre nicht möglich ohne aber nicht bleiben. Notwendig sind grundlegen- das Engagement der hochmotivierten Mitarbei- de Verbesserungen für den Berufsstand. tenden und vor allem der Ehrenamtlichen. Deshalb möchte ich allen Ehrenamtlichen für Eine Prämie allein macht eben noch keine Auf- ihren unermüdlichen Einsatz danken! Ohne sie wertung – dazu ist besonders in der Altenpflege wäre das Leben der Bewohnerinnen und eine bessere Bezahlung notwendig, um den Wert Bewohner weniger bunt, lebendig und vielfältig. der Arbeit auch finanziell anzuerkennen. Durch Und selbstverständlich einen ebenso großen die Pandemie ist die Arbeit im sozialen Bereich in Dank an alle hauptamtlichen Mitarbeitenden der Gesellschaft viel bewusster geworden, und und an meine Kolleginnen und Kollegen im dazu gehört auch die Arbeit im Pflegebereich. Stiftungsrat für ihr unermüdliches Engagement Denken wir an die vielen Frauen und Männer, und ihre Unterstützung. die in der Pflege arbeiten: Sie sind an ihre Grenzen gegangen, um für andere da zu sein. Schließen möchte ich mit einem Zitat von Albert Schweitzer: „Humanität besteht darin, Die 3 000 Mitarbeitenden der Samariterstiftung dass niemals ein Mensch einem Zweck geopfert arbeiten tagtäglich sehr engagiert gemeinsam wird.“ mit den ihnen anvertrauten Menschen, um Brigitte Lösch MdL
4 BERICHTE AUS DEM VORSTAND GESCHÄFTSBERICHT 2019 Geschäftsbereich I tangiert unsere zentralen Entwicklungslinien Grundsatzfragen, letztendlich aber kaum. Theologie und Seelsorge, Personal Wenn wir mit Corona leben, wird manches Auch in der Krise: anders sein, aber vieles auch nicht. Im Grunde werden wir das tun, was wir immer tun (wenn Wir helfen Menschen auch nicht immer in der aktuell geforderten Intensität): Wir passen uns an, wo es um An- passung geht, und wir arbeiten auf Verände- Dieser Geschäftsbe- rung hin, wo es um Veränderung geht. Immer richt entsteht in ei- konsequent ausgerichtet an den Menschen, ner coronageprägten für die wir arbeiten und an der Gesellschaft, und coronageplagten für die wir eintreten. Unsere ganzen Konzepte Zeit. Auch wenn er setzen auf offene Häuser, auf Begegnung, auf wesentlich zurück- Einbindung in das Gemeinwesen und Ausrich- blickt, kann das Ge- tung am Gemeinwohl. Das war ohne Corona genwärtige nicht so und wird uns mit Corona noch bewusster draußen bleiben. und noch wertvoller. Etwas sehr Unerwar- tetes hat uns als Ge- Was uns sehr geholfen hat bei der Krisenbe- sellschaft getroffen, mit heftigen Auswir- wältigung sind zwei Prinzipien, nach denen kungen auf die Arbeit der Samariterstif- wir uns organisieren und die durchaus gele- tung, für die Menschen, die bei uns leben gentlich Reibungsflächen produzieren. Auch und arbeiten, für unsere Mitarbeitenden. in der Krise haben beide wunderbar funktio- Das ist wahr. Und wir spüren gerade, dass niert. der „Lockdown“ vermutlich einfacher war – Die eine Linie: Zentral steuern und so die als die Lockerungs-Bewegung. dezentralen Einheiten unterstützen. Unsere zentrale Corona-Task-Force hat Viel Besonderes, das wir mit großer gemeinsa- Informationen analysiert und verdichtet, mer Anstrengung nach und nach bewältigt damit sie gut zu bearbeiten sind. Wir haben haben. Doch auch im Besonderen blieb immer Fragen geklärt, Themen strukturiert und „das Normale“. Es geht nach wie vor um den Prozesse in die Stiftungslogik eingepasst Stiftungszweck: Wir helfen Menschen. Unsere und umgesetzt. Ohne zentrale Unterstüt- Arbeit ist im Kern dieselbe geblieben (wenn zung und verbindliche Klärungen geht es auch unter anderen Rahmenbedingungen). definitiv nicht. Es braucht die zentrale Ex- Wir können sie nur gemeinsam im Sinne der pertise und die Klarheit der Ansage. Das ist uns anvertrauten Menschen gut tun (und in der Task-Force (und über sie hinaus) bes- deshalb braucht es funktionale Organisation tens gelungen. Wir können uns auf unsere und vielfältige, adäquate Formen der Koope- Spezialisten/-innen in der Hauptverwaltung ration). Wir haben weiter unsere Perspektiven verlassen. und Entwicklungslinien, an denen wir mit – Es braucht aber auch die andere, weniger Blick auf die Zukunftsfähigkeit der Stiftung kontrollierbare und organisatorisch so wert- arbeiten und tüfteln (hierher gehören dann volle Linie: Dezentrale Agilität und Ver- die Ziele 2020 und die laufenden Prozesse antwortungsbereitschaft. Da geht es um und Projekte). Zusammengefasst: Obwohl die Interpretation und Adaption zentraler Vor- Rahmenbedingungen sich heftig verändert gaben. Die Samariterstiftung ist überall die haben durch die Corona-Pandemie, so ist Samariterstiftung, aber ihre Häuser und doch die Kernaufgabe dieselbe geblieben. Einrichtungen sind nicht „uniformiert“. Die Krise fordert uns unbedingt heraus, kri- Sie haben unterschiedliche Ressourcen und tisch zu prüfen und zu lernen (ressourcen- lokale Chancen und Restriktionen. Das ge- schonende Kommunikationsformen!), sie hört bei jeder Lösung mit dazu. Es reicht
GESCHÄFTSBERICHT 2019 BERICHTE AUS DEM VORSTAND 5 deshalb eben selten, nur umzusetzen. 2023/24. Dann werden wir mit der baulichen Es braucht – gerade in der Krise – unbe- Infrastruktur (die eben auch eine der wesentli- dingt die Bereitschaft und den Mut, eigene chen Rahmenbedingungen unserer inhaltlichen Möglichkeiten in der Stiftungslinie zu sehen Arbeit ist) einen sehr guten und höchst wettbe- und diese kreativ umzusetzen, ohne sie zu werbsfähigen Stand erreicht haben. Schön, verlassen. Das ist bei aller Anstrengung sehr dass jetzt auch die Eröffnung unserer neuen gut gelungen. Gebündelt heißt das: Wir Häuser in Crailsheim, Leonberg, Schwäbisch können uns auf unsere Mitarbeitenden vor Hall und Neuhausen stattgefunden hat oder Ort verlassen. bald stattfinden wird. Ein wenig stolz sind wir natürlich, denn an allen Standorten haben wir Ich hoffe sehr, dass wir im nächsten Geschäfts- das umgesetzt, wofür die Samariterstiftung bericht andere Themen haben werden, aber steht: attraktive Häuser für zukunftsfähige Kon- wir wissen es nicht. Und dennoch ist es heute zeptionen in Altenhilfe und Eingliederungshilfe! schon anders als vor zehn Wochen! Wir haben ausreichend Schutzkleidung. Wir haben die Damit die Häuser leben, braucht es Personal. Vorbereitungen für mögliche Infektionen Damit Konzeptionen gut umgesetzt werden abgeschlossen. Wir haben (leider) praktische im Sinne der Menschen, die bei uns leben, Erfahrungen gesammelt. Covid 19 kann uns braucht es Mitarbeitende, die nicht nur gut weiterhin treffen, aber unvorbereitet wird es sind, sondern auch mit der kulturellen Grund- uns nicht mehr treffen. prägung der Stiftung übereinstimmen. Mit der Deutschen Employer Branding Akademie Wichtig ist aber auch, dass nach der Hochpha- (DEBA) aus Berlin als erfahrener Partnerin ha- se der Pandemie die perspektivischen Themen ben wir deshalb intensiv an einer profilierten wieder mehr Energie bekommen. In diesen Arbeitgebermarke gearbeitet. Die Ergebnisse Tagen wird die Rezertifizierung als gemein- werden Sie bald im Internetauftritt, in den wohlorientiertes Unternehmen abgeschlos- sozialen Medien, bei Stellenausschreibungen sen. Natürlich sind wir hier immer auch in ein und in Anzeigen zu sehen bekommen (erste sehr enges Finanzierungskonzept gezwängt. Einblicke davon gibt es auch in diesem Ge- Dennoch sind die Gemeinwesenorientierung schäftsbericht auf Seite 38/39). Leitend ist (schon immer) und die Orientierung an Nach- dabei, dass nach außen und nach innen noch haltigkeit und Ökologie (kontinuierlich zuneh- klarer wird, wen wir suchen und brauchen – mend) wichtige Aspekte für die Weiterentwick- und wen auch eher nicht. Lassen Sie sich lung der Samariterstiftung und der Qualität überraschen. Die Akquise-Programme im unserer Arbeit. Dabei bleiben wir pragmatisch: Ausland laufen weiter und ebenso unsere Wir tun, was wir können. Wir lernen, was wir regionalen, eng aufeinander abgestimmten nicht können. Wir tüfteln, wie sich diese Gren- Aktionen mit Nachwuchsscouts, Jugendko- ze in kleinen Schritten und mit langem Atem ordinatoren/-innen und einer systematischen verschieben lässt. Die intensive Arbeit an der Umsetzung der generalistischen Pflegeaus- Quartiersentwicklung hat bereits gezeigt, dass bildung. Dem an verändertes Nutzungsver- vieles möglich ist. Nimmt man noch unsere halten und neue Anforderungen angepassten Diakonische Rahmenkonzeption mit ihren Internetauftritt (seit Juni 2020) wird im ethischen Implikationen dazu, dann ergibt Herbst dann das neue Job-Portal folgen. sich eine wert-setzende und kultur-prägende Kontur, in der wir unsere Arbeit tun, das Auch an den SMILE-Führungskräftepro- „Wir helfen Menschen“ erfahrbar, erlebbar, grammen haben wir weiter gefeilt. Entstan- erspürbar machen. den ist (neben SMILE für Einsteiger/-innen in Führungsaufgaben) das Format SMILE-Netz- Über beide Leistungsbereiche, also über Alten- werk. Dieses bietet arrivierten Führungskräften hilfe und Pflege wie über die Eingliederungs- eine intensive Austausch-, Auffrischungs- und hilfe, zieht sich nach wie vor die enorme Bau- Vernetzungsplattform. Daneben haben wir tätigkeit der Stiftung in einem Zeitfenster bis das zweite Berichtsjahr des Audits Beruf und
6 BERICHTE AUS DEM VORSTAND GESCHÄFTSBERICHT 2019 Familie erfolgreich abgeschlossen. Mit dem u. a. genau diese Themen ins Zentrum rückt, Dienstleister Amiravita haben wir einen Ver- wird geschlagen. Die Dinge fügen sich inei- trag zur Unterstützung der Mitarbeitenden bei nander. Unser Verständnis von gemeinsamem Fragen zur Kinderbetreuung, zur Pflege und Leben in Vielfalt und Verantwortung wird prak- zu psychischen Belastungen abgeschlossen. tisch, wird lebens-praktisch. So stellen wir uns Anonym und kostenlos können Mitarbeitende unserer gesellschaftlichen Verantwortung. Mit hier Unterstützung und Rat von professionel- den vielen, die dabei an unserer Seite stehen. len Ansprechpersonen bekommen. Das be- triebliche Gesundheitsmanagement wurde Begonnen haben wir auch mit einem umfas- mit den Gesamtmitarbeitervertretungen senden Projekt zum Thema Einkauf in der konstruktiv diskutiert und abgestimmt und Samariterstiftung. Auch hier werden wir ex- wird nun in zeitgemäßer Form umgesetzt. tern begleitet. Wir sind sicher, dass uns eine intensive Befassung mit dem Thema in ver- Die vernetzte und vernetzende Arbeit im schiedener Hinsicht weiterbringen wird. Quartier und im Sozial- und Lebensraum Abläufe werden kompakter, mehr Transparenz bleibt weiter im Fokus der Entwicklung. Wir führt zu Synergien, Professionalisierung schafft suchen nachhaltige Kooperationen mit Kir- Ressourcen für die strategische Weiterentwick- chengemeinden, Kommunen, Vereinen und lung, Nachhaltigkeit und ethische Werte fin- Initiativen. Das Projekt Ehrenamt 2020 den strukturelle Verankerung. schließt hier an. Konsequentes Mit-Denken 2019 war ein gutes Jahr für die Samariterstif- des Ehrenamts und der Ehrenamtlichen ist Teil tung und ein bewegtes Jahr. Wie immer. Wir unseres Konzepts und mit Blick auf Teilhabe sind unseren Weg weiter gegangen mit dem und Integration für uns unabdingbar. Gerade elementaren Ziel, unsere Mission ins Hier und der Blick auf gesellschaftliche Entwicklungen Jetzt zu übersetzen und sie individuell und und Milieustudien zeigt, dass das freiwillige gesellschaftlich erlebbar, erfahrbar zu machen. Engagement in all seinen Formen soziale Teil- Mit Menschen für Menschen und am Ende habe ermöglicht und unterstützt. Dem stellen gemeinsam. Dann kam die Corona-Pandemie. wir uns mit einer Konzeption für das Ehren- Die Mission aber bleibt, und wir übersetzen amt, die auf Entwicklung und Prozess ausge- weiter! richtet ist. Eine „zivilgesellschaftliche Brücke“ Frank Wößner zu unserer Stiftung Zeit für Menschen, die Vorstandsvorsitzender Die Homepage des neuen Internet-Auftritts der Samariterstiftung
GESCHÄFTSBERICHT 2019 BERICHTE AUS DEM VORSTAND 7 Geschäftsbereich II Nur ein Beispiel: Viele der Werkstattbeschäf- Eingliederungshilfe tigten arbeiten nicht nur bei uns, sondern wohnen auch in Häusern der Samariterstif- Kontinuität in tung. Dort entsteht durch den zeitweisen Wegfall der Werkstattarbeit zusätzlicher Be- stürmischen Zeiten treuungsbedarf. Für diese Zeiten muss nun Personal eingeplant werden, das eigentlich gar nicht vorhanden – und wenn vorhanden, Die Überschrift klingt dann nicht refinanziert – ist. Im Geschäftsbe- widersprüchlich, und richt 2020 werden wir ausführlicher über die das darin Ausgesagte Auswirkungen der Coronakrise berichten. ist auch nicht ganz einfach umzusetzen. Einführung des Bundesteilhabegesetzes Doch ein ruhiger, besonnener Umgang Kontinuierlich begleiten seit Jahren zwei The- mit Krisen gibt Men- men die Arbeit in der Eingliederungshilfe: bau- schen Orientierung liche Entwicklungen – hier wurden die meis- und Halt. Das war ten aktuellen Projekte erstmals im Geschäfts- für uns im Vorstand bericht 2014 angekündigt – und dann die Ein- der Samariterstiftung in den vergangenen führung des Bundesteilhabegesetzes (BTHG), Monaten handlungsleitend. erstmals thematisiert im Geschäftsbericht 2016. Die wirtschaftlichen Einbrüche mancher Noch im Jahr 2019 tangierte die Einführung Unternehmen 2019, also bereits vor Beginn des Bundesteilhabegesetzes die Arbeit der Ein- der Corona-Pandemie, haben auch vor den gliederungshilfe nur unwesentlich. Die wich- Werkstätten der Samariterstiftung nicht Halt tigsten Teile des Gesetzes – das neue Verfah- gemacht und zu einem Rückgang der Produk- ren der Bedarfsermittlung und das neue Leis- tionserlöse um ca. 7 Prozent geführt. Die tungs- und Vergütungssystem mit der Ausglie- Corona-Krise, besonders die staatlichen Ad- derung der sogenannten existenzsichernden hoc-Eingriffe, kam dann als zusätzliche Leistungen und deren Refinanzierung über die Herausforderung noch obendrauf. Grundsicherung – sind am 1. Januar 2020 in Kraft getreten. Entsprechend mussten die Corona-Pandemie – ein Blitzlicht Fachleistungen der Eingliederungshilfe wie zum Beispiel Assistenzleistungen von den übli- Aufgrund der Gefahren des Coronavirus hat chen Alltagsleistungen wie Essen, Wohnung das baden-württembergische Ministerium für und Bekleidung getrennt werden. Bestandteile Soziales und Integration die Beschäftigung der Leistungen werden seither direkt mit den und Betreuung von Menschen mit Behinde- Klienten in der Behindertenhilfe und der rung in Werkstätten vom 18. März 2020 an Sozialpsychiatrie abgerechnet. untersagt. Inzwischen sind die zu Beginn eng begrenzten Ausnahmen ausgeweitet worden. Dieser Umsetzungsschritt des Bundesteilhabe- Ein Normalbetrieb ist jedoch bei weitem noch gesetzes ist fachlich gesehen zwar richtig, weil nicht möglich. er konsequent die Finanzierung der erforderli- chen Assistenzleistungen von der Sicherung Es ist ein bisher noch nicht erlebter staatlicher des Lebensunterhalts und der Wohnung Eingriff in unsere Arbeit, mit verschiedensten trennt, wirkt aber im Bereich der besonderen Auswirkungen auf alle beschäftigten Menschen Wohnformen (seither stationäres Wohnen) für mit Handicap, auf Angehörige und Betreuer, alle Beteiligten als bürokratisches Monster. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, auf die Ge- Die Umstellung des Systems mit dem Jahres- schäftskunden sowie auf die Finanzen der wechsel 2019/2020 hat in der konkreten Samariterstiftung. Leistung keinerlei Verbesserungen gebracht.
8 BERICHTE AUS DEM VORSTAND GESCHÄFTSBERICHT 2019 Das bestimmende Thema für uns als Leistungs- 2020 deuten auf ein geringeres Risiko hin. erbringer, für die Betroffenen mit ihren Ange- Im Herbst 2019 wurden die Verhandlungen zu hörigen und für die Leistungsträger (Landkrei- einem Rahmenvertrag von den kommunalen se) war die Neuordnung, Klärung und Len- Spitzenverbänden gestoppt, da sie mit dem kung der Zahlungsströme. Dabei ging es so- Land keine Einigung über die Finanzierung wohl um die Sicherung der Zahlungen als von Mehrkosten des BTHG erzielen konnten. auch um die Vermeidung von finanziellen Das traf auf unserer Leistungserbringerseite Schlechterstellungen bei den Menschen mit auf großes Unverständnis und führte zu einer Behinderung. Die Auswirkungen der Umstel- Demonstration von mehreren hundert Men- lungen im Bereich der Finanzströme werden schen mit Behinderung, Angehörigen und uns noch bis Mitte 2020 beschäftigen. Betreuenden – auch aus der Samariterstiftung – vor dem Landtag in Stuttgart. Erst im Januar Für die sogenannten Bestandsfälle laufen die 2020 sind die Verhandlungen wieder aufge- Leistungen der Eingliederungshilfe zunächst nommen worden. Die Coronakrise hat dann zu unverändert weiter. Für Neufälle und zur Fort- weiteren Verzögerungen geführt. Nach derzei- schreibung der Leistung bei den Bestandsfäl- tigem Stand soll der Rahmenvertrag Ende Juli len ist der gleitende Übergang in das neue fertiggestellt sein, um ihn dann den Gremien Recht eher aufwändig. Die Bedarfsermittlung zur Entscheidung vorzulegen. ist zwar mit dem „Bedarfsermittlungsinstrument Baden-Württemberg“ (BEI_BW) geregelt, es Die für die Verhandlungen vereinbarte Projekt- fehlt aber noch die Orientierung und Sicherheit struktur der Liga der freien Wohlfahrtspflege in der Anwendung und vor allem die Möglich- wurde auch 2020 beibehalten. Die Samariter- keit, damit an die bestehende Vergütungs- stiftung ist in der sechsköpfigen Lenkungs- systematik anzudocken. Das führt zu Hilfs- gruppe weiterhin mit mir als Vorstand Einglie- konstruktionen beim Fallmanagement der derungshilfe vertreten. Wir drängen dort auf Leistungsträger und zu divergierender Umset- eine Verlängerung der Einführungsphase durch zungspraxis bei 44 Stadt- und Landkreisen. eine neue Vereinbarung, denn die Umstellung Wir beobachten diese Phase sehr aufmerksam auf grundsätzlich neue Verfahren der Bedarfs- und prüfen, wie und wo wir Teil des Prozesses ermittlung, der Leistungsfeststellung und des werden können. Aktuell bereiten wir die erfor- Abschlusses einer Leistungs- und Vergütungs- derlichen Umstellungen in unserer Software vereinbarung nach neuem Recht fordert alle mit einer Expertengruppe aus allen Regionen daran Beteiligten extrem heraus. Das braucht vor. Zeit und möglichst verbindliche Absprachen auf Landesebene. Das war ein erster Schritt in die neue Welt. Ein großer Teil fehlt jedoch noch: die Einführung Bauliche Entwicklungen eines neuen Leistungs- und Vergütungssystems und das Zusammenspiel mit dem Bedarfser- Die meinem Geschäftsbereich zugeordneten mittlungsinstrument. Damit unterdessen wei- Referate Bau und Technik und Immobilienpla- tergearbeitet werden kann, wurde zwischen nung passen ihre Struktur und Ressourcen den Leistungsträgern und Leistungserbringerver- veränderten Anforderungen an. Die Planungs- bänden in Baden-Württemberg eine Vereinba- welle ebbt ab, die Umsetzung der Planungen rung über eine Einführungsphase in den Jahren nimmt immer mehr Raum ein. Erste Projekte 2020 und 2021 abgeschlossen. Sie soll in die- sind bereits fertiggestellt. Immer mehr Projek- sem Zeitraum wesentliche Risiken der rechtli- te kommen in die Bauphase. chen Veränderungen verhindern und eine mög- lichst budgetneutrale Umstellung der Zahlungs- Ein Blick in die Eingliederungshilfe ströme gewährleisten. In unserem Wirtschafts- plan haben wir das Risiko dieser Umstellung Im Geschäftsbericht 2014 wurde erstmals über für das Jahr 2020 mit 565 000 Euro bewertet. die Zielvereinbarung mit dem Landkreis Die Zahlungseingänge der ersten Monate Schwäbisch Hall berichtet, die Angebote der
GESCHÄFTSBERICHT 2019 BERICHTE AUS DEM VORSTAND 9 Sozialpsychiatrie im Landkreis um zwei neue – Vereinbarungen, bei denen möglichst kei- Wohnangebote auszuweiten. Im Dezember ner verliert und niemand über den Tisch 2019 wurde das „Haus am Vogelnest“ in gezogen wird Crailsheim bezogen und im September 2020 – bei allem authentisch bleiben, sich nicht eröffnen wir das „Haus Ringstraße 4“ in verbiegen Schwäbisch Hall im neuen Bahnhofsareal. – Zusammenarbeit als Stärke wahrnehmen Bei beiden Projekten war die Suche nach – an Unterschieden immer neu auch die Vor- einem geeigneten Grundstück das zeitlich teile und Chancen entdecken, die in der größte Hindernis. Schon zur Jahresmitte Unterschiedlichkeit von Personen (und auch starteten wir mit einem weiteren regionalen Meinungen) liegen können Schwerpunkt mit Werkstattplätzen, Tages- – Ängste rasch ablegen stätte, SPDI-Standort in Gaildorf. Die neuen – und das alles zusammen gegründet auf das Angebote werden die Arbeitsschwerpunkte Vertrauen in einen liebenden und Fehler der Region Sozialpsychiatrie Schwäbisch Hall verzeihenden Gott. deutlich verändern. Das ist nicht immer alles da, und es ist oft um- kämpft. Da machen wir auch Fehler. Aber für Der Ersatzneubau einer Werkstatt für Men- mich der beste Weg! Es ist wirklich Arbeit am schen mit Behinderung sowie von Förder- und Klima-Wandel unter den Menschen! Betreuungsgruppen in Bopfingen im Ostalb- kreis wurde erstmalig Anfang 2014 an einem Jürgen Schlepckow Vorstand Eingliederungshilfe runden Tisch mit Landrat Pavel angedacht. Im September 2019 hat der Förderausschuss des Landes Baden-Württemberg die Bezu- schussung des Kaufs befürwortet. Inzwischen ist die Bauplanung so weit abge- schlossen, dass sie einem Baubeginn nicht im Weg steht. Leider stellt sich die bebauungsrei- fe Entwicklungsplanung des Grundstücks als sehr aufwändig und zeitverzögernd heraus. Dafür konnte in Neresheim die Realisierung des großen Projekts der Ersatzbauten für das Haus am Sohl mit Werkstatt beginnen. Der Abriss ist bereits beauftragt. Die Neubauten werden den KfW-Effizienzhaus-Energiestan- dard 55 erfüllen. Klimawandel Dieses Thema steht seit 2019 ebenfalls im Zen- trum gesellschaftlicher und politischer Diskus- sionen und Entscheidungen. Mir wird dabei immer bewusster: Für eine gute Entwicklung der Natur braucht es dringend auch einen Klimawandel unter den Menschen. Einige Entdeckungen, die ich im Lauf der Jahre in der Samariterstiftung gemacht habe: Wir in der Samariterstiftung arbeiten grundsätzlich am Klimawandel unter den Menschen. Indizien dafür sind für mich: – eine Kultur des Vertrauens im Umgang mit- einander
10 BERICHTE AUS DEM VORSTAND GESCHÄFTSBERICHT 2019 Geschäftsbereich III lich scheint auch noch nicht überall angekom- Altenhilfe und Pflege men zu sein, dass wir keinen „Heimarzt“ ha- ben, sondern die freie Arztwahl für jede Zwischen Pandemie Bewohnerin und jeden Bewohner. und Reformen Corona-Pandemie bisher gut überstanden Wir haben die Pandemie bisher sehr gut über- Die Pflege, vor allem standen. Das kann man mit Fug und Recht sa- die Pflegeheime, er- gen. Dafür war auch Glück (und Gottes Segen) fahren seit Ausbruch notwendig, aber auch eine sehr konsequente der Corona-Pande- Umsetzung der Regeln. Stand heute – Ende mie Mitte März 2020 Juni 2020 – gibt es so gut wie keine infizierten hohe Aufmerksam- Bewohner/-innen und Mitarbeitenden mehr in keit. Anfangs waren unseren Häusern. Jetzt die Lockerungen anzu- es meist Schlagzeilen gehen und umzusetzen, fällt vielen Leitungs- über Tote in einzel- verantwortlichen der Häuser und Dienste nicht nen Heimen. Mittler- so leicht. Sie sind jedoch dringend notwendig. weile ist klar, dass Wir müssen wieder zu offenen Häusern werden mehr als die Hälfte der Corona-Toten in und wegkommen von Bildern, die an Kasernen Pflegeheimen gelebt hat. Die Heime befan- oder gar Gefängnisse erinnern. den sich in einem Dilemma: die Regeln des Infektionsschutzes penibel zu beachten und Generalistik: holpriger Start möglichst keine Infizierten zu bekommen und trotzdem die Möglichkeiten der Teilha- Das Jahr 2019 war geprägt durch intensive be und Selbstbestimmung für die Bewoh- Diskussionen zur Reform der Pflegeversiche- nerinnen und Bewohner nicht aus den Au- rung und der Begrenzung der Eigenanteile gen zu verlieren. Auch die politisch Verant- der Bewohner/-innen, außerdem durch die wortlichen in den Gesundheitsämtern, bei Vorbereitung auf die generalistische Pflege- Land und Bund waren und sind in dieser ausbildung und die neue Qualitätsprüfung. Zwickmühle. Ernüchternd, manchmal sogar Die Konzertierte Aktion Pflege (KAP) legte erschreckend war die Erfahrung, dass bei Anfang Juni 2019 zahlreiche Vorschläge zur manchen Ämtern und Institutionen völlig Verbesserung der Arbeitsbedingungen, der veraltete Vorstellungen vom Leben in Entlohnung, verstärkter Ausbildung und Digi- einem Pflegeheim bestehen. talisierung vor. Das Pflegepersonalstärkungs- gesetz ist seit dem 1. Januar 2019 in Kraft. Offensichtlich herrscht bei manchen Verant- Für einige Häuser konnten wir zusätzliche wortlichen in den Ämtern und Ministerien Fachkraft-Stellen („Spahn-Stellen“) beantra- noch immer der Eindruck vor, dass die Be- gen, ebenso Zuschüsse für Digitalisierung wohner/-innen den größten Teil des Tages in sowie Maßnahmen im Bereich Beruf und ihren Zimmern verbringen. Insofern sah man Familie. Die generalistische Pflegeausbildung kein großes Problem in einer Quarantäne. hat am 1. April 2020 begonnen, mitten in der Nicht im Bewusstsein war die Tatsache, dass Hochphase der Pandemie. Der Start war die bei uns wohnenden Menschen einen dementsprechend noch holpriger als sowieso Vertrag über ein bestimmtes Zimmer haben schon. Ersten Umfragen zufolge werden 2020 und deshalb Umzüge nicht so ohne weiteres bis zu einem Viertel weniger Ausbildungs- (wie z. B. im Krankenhaus) umsetzbar sind. plätze besetzt sein als in den Jahren davor. Dass sie zu einem großen Teil demenziell er- Erhofft hatte man sich eine Steigerung. In krankt sind, wird bei den Hygiene-Vorgaben manchen Pflegeschulen werden jetzt separate des Robert-Koch-Instituts und der Ministerien Kurse für Altenpflegehelfer/-innen angeboten, bis heute oft nicht berücksichtigt. Und schließ- auch in unserer Schule in Leonberg.
GESCHÄFTSBERICHT 2019 BERICHTE AUS DEM VORSTAND 11 In der Stiftung ist seit dem Spätsommer 2019 Arbeitsrechtssetzung zustande. Bestrebungen, das neue Pflegeheim Samariterstift Gingen einen allgemeinverbindlichen Tarifvertrag zu- (40 Plätze) in Betrieb. Der Start ist gut ge- stande zu bringen, sind mit dem Anspruch auf glückt, recht schnell waren zwei der drei ein eigenes Arbeitsrecht der Kirchen schwer Hausgemeinschafts-Gruppen belegt. Es war vereinbar. Im Juni 2019 gründete sich eine sehr erfreulich, dass das notwendige Personal Bundesvereinigung Arbeitgeber in der Pflege- für diesen Platzaufbau gefunden wurde. branche (BVAP), der bisher die Arbeiterwohl- Seit Februar 2020 ist das Samariterstift am fahrt, der Arbeiter-Samariter-Bund, die Diako- Rathaus in Leonberg (90 Plätze) eröffnet. Der nie in Niedersachsen, der Deutsche Paritäti- Umzug mit rund 60 Bewohnern/-innen und sche Wohlfahrtsverband und die Volkssolidari- Mitarbeitenden aus dem Samariterstift Zuffen- tät angehören. Dieser Verband hat sich zum hausen ging reibungslos über die Bühne. Ins- Ziel gesetzt, einen Tarifvertrag mit den Gewerk- besondere für die Leitungskräfte ist ein solcher schaften abzuschließen. Dieser soll dann für Umzug mit viel Aufwand und einiger Aufre- allgemeinverbindlich erklärt werden. Entspre- gung verbunden. Alles ist darauf ausgerichtet, chende gesetzliche Grundlagen wurden am dass es den älteren Menschen gut geht und 22. November 2019 mit dem Pflegelöhne- sie sich schnell in der neuen Umgebung einle- verbesserungsgesetz gelegt. Im Januar 2020 ben. Hilfreich war die gute Unterstützung hat man sich darauf verständigt, die Mindest- durch Angehörige und vor allem auch die Ein- löhne in der Pflege (in Stufen) deutlich anzu- beziehung eines erfahrenden Umzugsunter- heben und erstmals auch für qualifizierte Pfle- nehmens. Bei beiden Häusern geht es jetzt gehilfs- und Pflegefachkräfte zu definieren. – darum, die noch freien Plätze zu belegen. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Das fällt in Zeiten der Pandemie nicht leicht. (Verdi) favorisiert einen (allgemeinverbindli- chen) Tarifvertrag und nimmt dabei auch in Erhöhung der Personalschlüssel nötig Kauf, dass das hohe Niveau bei den Kirchen sinken könnte. Dem Ziel, mehr Einfluss zu Auch bei der Konzertierten Aktion Pflege stan- bekommen und letztlich mehr Mitglieder zu den die Themen „Arbeitsbedingungen für das gewinnen, wird alles andere untergeordnet. Personal“ und „Vergütung“ ganz oben auf der Agenda. Inzwischen ist das mit Spannung er- Eigenanteil: 3 000-Euro-Grenze überschritten wartete Gutachten von Professor Heinz Roth- gang von der Universität Bremen zur Perso- Folge verbesserter Personalschlüssel und stei- nalbemessung in der stationären Langzeit- gender Gehälter sind steigende Zuzahlungs- pflege veröffentlicht. Im Ergebnis wird die beträge für Bewohner/-innen der Pflegehei- Notwendigkeit einer deutlichen Erhöhung der me. In der Stiftung haben wir die Marke von Personalschlüssel begründet. Dies betrifft in 3 000 Euro im Monat bereits überschritten. Im erster Linie Assistenz- und Hilfskräfte. Da sich Samariterstift am Rathaus in Leonberg bezah- die Ergebnisse auf ganz Deutschland beziehen len die Bewohner schon knapp 3 200 Euro und Baden-Württemberg schon heute mit die monatlich aus eigener Tasche. In Neuhausen beste Personalausstattung im Bundesvergleich wird es ähnlich sein. Beim derzeitigen System aufweist, kann man sich hier im Land keine der Pflegeversicherung gehen alle Preiserhö- großen Hoffnungen auf nennenswerte Verbes- hungen voll zu Lasten der Bewohner (bzw. serungen machen. Vom 1. Juli 2020 an soll es der Sozialhilfeträger). Die Pflegeversicherung eine modellhafte Einführung und stufenweise leistet feste Beiträge. Insofern häufen sich die Erprobung geben. Stimmen derer, die eine Begrenzung der Eigenanteile der Bewohner/-innen fordern. Löhne und Gehälter in der Pflege Zweites „Rothgang-Gutachten“ Für die Samariterstiftung als kirchlichem Trä- ger kommen die Gehälter unserer Mitarbei- Als Samariterstiftung arbeiten wir intensiv bei tenden weiterhin auf dem Dritten Weg der der Initiative Pro Pflegereform mit. Professor
12 BERICHTE AUS DEM VORSTAND GESCHÄFTSBERICHT 2019 Rothgang hat im November 2019 ein von der LHeimBauVO 112 von rund 1700 Plätzen in Initiative in Auftrag gegebenes zweites Gut- den Pflegeheimen (6,6 Prozent). In einigen achten zur alternativen Ausgestaltung der Jahren, wenn die Verlängerungen auslaufen, Pflegeversicherung vorgestellt. Das Gutach- fallen einige weitere Plätze weg. ten schlägt ein umfassendes neues System vor, das die Eigenbeiträge begrenzt, die Be- Hausgemeinschaftskonzept messung der Pflegeleistungen an den tatsäch- lichen Bedarfen orientiert, eine kommunale Neben den Umbaumaßnahmen sind weitere Steuerung ermöglich und Vorschläge unter- Neubau-Projekte in der Umsetzung bzw. in breitet, wie künftig Leistungen der Pflegeversi- Planung (siehe gesonderte Übersicht auf den cherung unabhängig davon gewährt werden Seiten 34/35). Nach Abschluss der großen können, ob jemand in einem Pflegeheim Welle an Baumaßnahmen im Jahr 2022/23 wohnt, in einer Pflege-Wohngemeinschaft werden wir dann überall eine hochmoderne oder in der eigenen Häuslichkeit (Auflösung Pflegeheim-Infrastruktur haben. Konzeptionell der „Sektorengrenzen“). Als für die Altenhilfe setzen wir weiterhin auf das Hausgemein- zuständiger Vorstand der Samariterstiftung schafts-Konzept. Wo sinnvoll und umsetzbar, habe ich in einer „Resonanzgruppe“ an der Er- gehen wir auch den herausfordernden Weg arbeitung des Gutachtens mitgewirkt. Es gab einer konzeptionellen Umstellung im Bestand. und gibt viele positive Reaktionen auf das Gut- Mehr als 80 % aller Plätze werden dann in achten. SPD und Bündnis 90/Die Grünen ha- Hausgemeinschaften sein. Das ist ein Wert, ben wesentliche Teile davon in ihre Parteipro- der sowohl im Land als auch im bundesweiten gramme übernommen. Die Bundesregierung Vergleich kaum übertroffen wird. 2019 wurde hat (vor der Corona-Pandemie) angekündigt, die Konzeption mit breiter Beteiligung der im ersten Halbjahr 2020 einen Vorschlag zur Mitarbeitenden evaluiert. Die konkrete Aus- Reform der Pflegeversicherung vorzulegen. wertung mit der Ableitung von Konsequenzen ist Ziel für 2020. Landesheimbauverordnung Quantitativ moderates Wachstum Vor zehn Jahren – am 1. September 2009 – ist in Baden-Württemberg die Landesheimbau- Trotz der großen Anstrengungen bezüglich verordnung (LHeimBauVO) in Kraft getreten. der Investitionen wächst die Stiftung im Pfle- Sie stellt bundesweit die höchsten Anforderun- geheimbereich quantitativ nur um etwa 100 gen an den Bau von Pflegeheimen. Seit 1. Sep- Plätze. Neben den erwähnten Verlusten an tember 2019, nach Ablauf der allgemeinen Plätzen wegen der Doppelzimmerauflösung Übergangsfrist, gilt sie grundsätzlich für alle endet die Zeit des Pflegeheims Schroth in Pflegeheime im Land. Die seit 2009 entstan- Wolfschlugen (Landkreis Esslingen) mit 29 denen Neubauten erfüllen sämtliche Anforde- Plätzen Mitte 2020 mit der Fertigstellung des rungen dieser Verordnung (z. B. ausschließlich neuen Hauses in der Nachbargemeinde Neu- Einzelzimmer, Gruppengrößen von maximal hausen, und Ende März 2023 läuft der Pacht- 15 Bewohnern, Platzzahl insgesamt höchstens vertrag für das Seniorenzentrum am Parksee in 100). Die Samariterstiftung hat für alle Häuser Leonberg (116 Plätze) aus. entsprechende Bescheide der Heimaufsichts- behörden erhalten. Letzte Umbaumaßnah- Neue Heime und ambulante Angebote men zur Anpassung an die Anforderungen der Verordnung stehen noch in Ammerbuch (Land- Neue Pflegeheime entstehen außer in Neu- kreis Tübingen), Flacht (Landkreis Böblingen), hausen/Filder (Inbetriebnahme im Juli 2020) Geislingen (Landkreis Göppingen) und demnächst in Riederich (Landkreis Reutlingen, Gärtringen (Landkreis Böblingen) an. Für die Herbst 2021), Sonnenbühl-Willmandingen Maßnahmen haben die Behörden befristete (Landkreis Reutlingen, Herbst 2022), Stutt- Befreiungen erteilt. Insgesamt verliert die gart-Zuffenhausen (Ende 2022) und Altdorf Samariterstiftung im Zuge der Umsetzung der (Landkreis Böblingen, Herbst 2022). Das zwei-
GESCHÄFTSBERICHT 2019 BERICHTE AUS DEM VORSTAND 13 te Hospiz nach Aalen-Ebnat ist in Münsingen – Das 2019 mit der Pilotstation Weissach er- geplant (Sommer 2022). Immer wieder fragen arbeitete Management-Konzept ambulan- beim Vorstand Gemeinden an, die einen In- te Dienste wird in allen Diakoniestationen vestor und/oder Betreiber für ein Pflegeheim und ambulanten Pflegediensten umgesetzt. oder andere Pflege-Angebote in ihrem Ort Dazu gehören auch Kennzahlen für die wirt- suchen. In aller Regel sagen wir ab. Großes schaftliche Steuerung und andere Instru- Augenmerk legt der Vorstand auf die ambu- mente, z. B. die Leistungserfassungs-Soft- lante und teilstationäre Entwicklung. In ware „factis“ (siehe Bericht auf Seite 20/21). Tübingen sind in mehreren Teilorten Pflege- Wohngemeinschaften, zum Teil in Kombina- Ausblick: Corona bleibt ein Thema tion mit Tagespflege und Seniorenwohnun- gen, geplant. Die Aktivität der ambulanten In den kommenden 12 Monaten werden uns Dienste soll ausgeweitet, neue Dienste ge- sicherlich weiterhin die Folgen der Covid-19- gründet oder bestehende Dienste übernom- Pandemie beschäftigen. Wir haben inzwischen men werden. Schon im Sommer 2020 steht in genügend Bestände an persönlicher Schutz- Geislingen die Gründung eines ambulanten ausrüstung, Erfahrungen mit dem Virus, mit Pflegedienstes („Samariter Mobil“) an. Testungen, im Umgang mit Behörden und mit Hygiene-Maßnahmen in verschiedenen Weitere aktuelle Themen Stufen. Noch einige Hinweise auf andere Ereignisse: Bauprojekte laufen weiter – Am 31. März 2020 hat die Landesregierung den Gesetzentwurf zur Errichtung einer Die laufenden Bauprojekte werden wir mit Pflegekammer in Baden-Württemberg hohem Engagement weiter begleiten und vo- beschlossen. Während sich Pflegefachkräfte ranbringen. In Neuhausen auf den Fildern er- eine wirksamere Vertretung ihrer Interessen öffnen wir dieser Tage das neue Samariterstift, versprechen, haben andere Gruppen Be- verbunden mit dem bangen Blick auf die Bau- denken hinsichtlich der Ausgewogenheit stelle und der Hoffnung, dass alles rechtzeitig der Interessen und fürchten einen hohen fertig wird und funktioniert. bürokratischen Aufwand. – Weiterhin können sich Kostenträger und Jahresziele 2020 und Agenda 2023 Leistungserbringer nicht auf Konditionen für die Kurzzeitpflege verständigen, die eine Alle fünf Regionen sind dabei, sich für die Weiterentwicklung dieses wichtigen Ange- nähere Zukunft aufzustellen. Die Grundlage botssegments im Land ermöglicht. Immer- dafür wurde in der Agenda 2023 gelegt, die hin hat man vor kurzem die bisherigen den Rahmen für die Angebotsentwicklung Absprachen (geringerer Auslastungsgrad; beschreibt. Und schließlich gilt es, die Jahres- Mischkalkulation von ganzjährig vorgehalte- ziele 2020 weiter zu verfolgen. Manches ist in nen und eingestreuten Plätzen) verlängert. den vergangenen Monaten aufgrund der – Die verbesserten Bedingungen des Rahmen- Pandemie ins Stocken geraten: das Kinästhe- vertrages für die Tagespflege sind inzwi- tik-Projekt (siehe Bericht auf Seite 40/41), die schen über Neuverhandlungen der Pflege- weitere Umsetzung des nationalen Experten- sätze und Entgelte in den meisten der sie- standards „Beziehungsgestaltung in der ben Tagespflegeeinrichtungen in der Stif- Pflege für Menschen mit Demenz“ in den tung umgesetzt. Häusern und Diensten der Stiftung und die – Die Personalgewinnung aus dem Ausland Einführung der „Gesundheitlichen Versor- ist weiterhin ein wichtiges Element zur Ge- gungsplanung für die letzte Lebensphase“. winnung von Pflegefachkräften. Im Berichts- jahr gab es in Kooperation mit der DEKRA Dr. Eberhard Goll erstmals Aktivitäten in Albanien (siehe Vorstand Altenhilfe und Pflege Bericht auf Seite 18/19).
14 AUS DEN REGIONEN GESCHÄFTSBERICHT 2019 Altenhilfe Esslingen/Reutlingen Die Häuser der Region: Für die Zukunft gedacht ● Samariterstift Münsingen ● Samariterstift Neuhausen ● Dr.-Vöhringer-Heim, Nürtingen In der Region werden in den nächsten ● Samariterstift im Nachbarschaftshaus, Jahren neue Pflegeheime entstehen. Daher Ostfildern haben wir bereits im Jahr 2018 eine Ausbil- ● Samariterstift Ostfildern dungsoffensive gestartet. Alle Pflegeheime ● Samariterstift am Laiblinspark, Pfullingen, in der Region haben ihre Ausbildungskapa- mit SAMARITER Mobil – Ambulante Pflege zitäten deutlich erhöht, damit wir in ● Samariterstift am Stadtgarten, Pfullingen Zukunft genügend Fachkräfte möglichst 664 betreute Menschen aus den eigenen Reihen gewinnen können. 574 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (einschließlich Teilzeitbeschäftigte), Unser gemeinsames Ziel, nicht nur eine sehr davon 87 Auszubildende gute Ausbildung anzubieten, sondern dabei ca. 360 ehrenamtlich Mitarbeitende auch jungen Menschen Freude am Beruf in der Altenpflege zu vermitteln – oder ganz frei 25,642 Millionen Euro Umsatzerlöse heraus gesagt, ein „cooler“ Ausbildungsbe- 19,135 Millionen Euro Personalkosten trieb zu sein – prägt unsere Einstellung und unser Tun. Auf dieser Basis ist die Idee zum Pilotprojekt „Schüler leiten eine Station“ im mit Engagement an, erstellten Dienstpläne für Dr.-Vöhringer-Heim (Nürtingen) entstanden. alle drei Schichten, organisierten Ersatz, wenn Entwickelt wurde es von Pflegedienstleiterin Pflegekräfte ausfielen. Zum eigenständigen Tamara Roth und Teamleiter Christian Müller. Arbeiten der Altenpflegeschüler aus allen drei Die Schüler/-innen sollten die Chance erhal- Lehrjahren gehörte die Begleitung der Arztvi- ten, eigenständig zu arbeiten und zu erken- siten genauso wie Gespräche mit Angehöri- nen, wo welche Handgriffe erforderlich sind. gen. Sie bestellten Rezepte, organisierten die So übernahmen 18 junge Auszubildende vom Lieferung aus den Apotheken, erledigten die 15. bis 28. April 2019 „rund um die Uhr“ die Grundpflege der Hausbewohner, sorgten für Verantwortung für die Pflege von 38 Menschen die erforderlichen Transfers, erörterten im im 1. Stock im Haus Aich, im Hintergrund Team notwendig werdende Maßnahmen, natürlich stets beratend begleitet von Fach- stellten ein breites Angebot an Beschäfti- kräften. gungsmöglichkeiten sicher. „Selbständig zu arbeiten macht Spaß und gibt Zum Gesamtbild des Alltags auf einer Wohn- mir die Chance, zu zeigen, was ich kann“, gruppe gehört auch die Aufmerksamkeit für sagt Luke Schwörer: Im Alltag werde man als die individuellen Wünsche der zu Pflegenden. Auszubildender oft zurückgehalten. Im Projekt dagegen habe er die Chance bekommen, alle Bereiche einer Pflegeeinrichtung kennen zu lernen, Dinge einfach zu probieren. Dies und die Möglichkeit, Verantwortung zu überneh- men, habe ihn in seiner Entscheidung für den Beruf bestärkt. Einblicke in den Pflegealltag, so Teamleiter Christian Müller, seien selten so komplex, wie dies jetzt im Projekt den Schülern ermöglicht wurde. Und die Auszubildenden nahmen Die Auszubildenden Gladys Yolanda Eicher und ihren Auftrag sehr ernst, packten die Aufgabe Luke Schwörer mit der Bewohnerin Friederika Götz
GESCHÄFTSBERICHT 2019 AUS DEN REGIONEN 15 Die Bewohner/-innen sind stets der Mittel- Pflegeheime mit ihrem bewährtem Hausge- punkt allen Tuns. Eine Erfahrung der jungen meinschaftskonzept wie auch für alle anderen Leute war gewiss auch die Erkenntnis, wie Angebote bis hin zur Quartiersarbeit rund um wichtig Teamarbeit ist. „Ein gutes Team kann den Treffpunkt Kutscherhaus und ganz neu ab alles stemmen“, weiß Christian Müller. Und da Herbst auch in der Jahnstraße 9 als neuem freute es ihn besonders, dass die Altenpflege- Treffpunkt wiederum in Kooperation mit der Auszubildenden im Projekt ausgesprochen Baugenossenschaft Pfullingen eG, inzwischen respektvoll miteinander umgingen. eine bewährte Partnerschaft. Für die Zukunft gedacht – so ist auch unser Unter dem Motto „Wir sind Nachbarn“ sind Slogan „Ein Samariter für alle Dienste“ zu in den vergangenen Jahren zudem neue Ideen verstehen. Den Menschen mit Betreuungs- innerhalb des Wohnviertels entstanden. So und Pflegebedarf in Pfullingen steht eine breit wurde im Sommer 2019 der neu gestaltete gefächerte Angebotspalette zur Verfügung – Spielplatz an der Echaz eröffnet (Bild oben). alles aus einer Hand. Im Oktober 2019 wurde Die Konzeption hierzu ist aus einem Nachbar- dazu im Quartier um den Laiblinspark das 5- schaftsprojekt um den Treffpunkt Kutscher- jährige Bestehen dieses Angebots gefeiert, mit haus sowie in Kooperation mit der Stadt Pful- dem wichtige Bausteine für eine Rundum-Ver- lingen und der PFULLINGER STIFTUNG – Zeit sorgung gesetzt sind. Das stationäre Wohnen für Menschen entstanden. Mit einem Kinder- in den beiden Pflegeheimen Samariterstift am fest und einem selbst organisierten Stadtteil- Laiblinspark und Samariterstift am Stadtgarten Flohmarkt wurde der Spielplatz eingeweiht. gehört ebenso dazu wie Kurzzeitpflege, Tages- pflege und seit fünf Jahren auch eine ambu- Neu hinzugekommen ist 2019 auch die lant betreute Wohngemeinschaft sowie der Gruppe für Angehörige von demenzkranken eigene ambulante Pflegedienst SAMARITER Menschen, die sich einmal monatlich im Mobil. Im Haus Hohe Straße 5 sowie an weite- Kutscherhaus trifft. Die Begegnung und der ren Standorten wird in Kooperation mit der Erfahrungsaustausch geben Halt und Sicher- Baugenossenschaft Pfullingen Betreutes heit. Neben einem regelmäßigen Kreativ-Treff Wohnen und Servicewohnen angeboten. und interessanten Vorträgen sind es auch die regelmäßigen Treffs des Stadtteil-Forums, bei Die persönliche Beratung steht dabei immer denen neue Ideen der Beteiligung entstehen. im Mittelpunkt, um jeweils das passgenaue Alles in allem eine runde Sache, eine gute Angebot zu finden. Entsprechend dem Bedarf Vernetzung, die gemeinsam Früchte trägt und kann in der Regel schnell, flexibel, professio- ein tolles Rundum-Angebot am Standort nell und vor allem auch herzlich diakonisch Pfullingen! geholfen werden. Dies gilt für die beiden Margrit Vollmer-Herrmann
16 AUS DEN REGIONEN GESCHÄFTSBERICHT 2019 Altenhilfe Göppingen Die Häuser der Region: Das neue ● Samariterstift Altenstadt ● Samariterstift Geislingen Samariterstift Gingen ● Samariterstift Gingen ● Samariterstift Wiesensteig 274 betreute Menschen Der Höhepunkt in der Altenhilfe-Region 289 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Göppingen der Samariterstiftung im Jahr (einschließlich Teilzeitbeschäftigte), 2019 war zweifellos die Eröffnung des davon 36 Auszubildende Samariterstifts Gingen. Am 5. August sind ca. 180 ehrenamtlich Mitarbeitende die ersten Bewohnerinnen und Bewohner in das neue Haus eingezogen. 12,194 Millionen Euro Umsatzerlöse 9,322 Millionen Euro Personalkosten Nach ersten Gesprächen mit der Gemeinde Gingen im März 2015 hatte der Bau am 1. Dezember 2017 mit dem Spatenstich be- Besonders freuen wir uns über den schönen gonnen. Davor hatte die Gemeindeverwal- Garten, der den Blick auf die Kirche gestattet. tung schon mit einem anderen regionalen Vom Gartenbänkle, vom Balkon und den Fens- Altenhilfeträger Pläne für ein Pflegeheim an tern der Bewohnerzimmer aus konnte man dieser Stelle geschmiedet. Daraus war aber auch schon Zaungast bei einem Hochzeits- nichts geworden. Bürgermeister Marius Hick empfang im Kirchgarten sein. Sehr bewegend! hatte dadurch aber schon sehr konkrete Vor- stellungen davon, was man sich in Gingen an Wie in anderen Häusern, so wurde auch im dieser prominenten Stelle neben der histori- Samariterstift Gingen ein beschützender Be- schen Johanneskirche vorstellen konnte – und reich für Menschen mit schwerer demenzieller was auch nicht. In einem sehr konstruktiven Erkrankung und der sogenannten Hinlauften- gemeinsamen Planungsprozess wurde schließ- denz eingerichtet. Für diesen Personenkreis ist lich ein Gebäude entworfen, das sowohl die im Garten ein eigener abgeschlossener Teil städtebaulichen Wünsche der Gemeinde, ausgewiesen, der einen Aufenthalt im Freien besonders die optische Freistellung der Kirche, ohne weitere Reglementierung ermöglicht – als auch die Vorgaben der Samariterstiftung für Menschen mit starkem Bewegungsdrang hervorragend umgesetzt hat. Für die Bewoh- eine große Unterstützung. Mit den zehn Plät- nerinnen und Bewohner wurde ein helles, zen des beschützenden Bereichs in Gingen freundliches und großzügiges neues Zuhause verfügen die vier Häuser der Samariterstiftung geschaffen: Alles, was für eine gute Pflege und in der Region nun über insgesamt 45 der stark für ein harmonisches Miteinander nötig ist, nachgefragten Bewohnerplätze für diesen Per- wurde umgesetzt. sonenkreis. Eine weitere Besonderheit im Samariterstift Gingen ist die ins Gebäude integrierte Begeg- nungsstätte, finanziert je zur Hälfte von der Gemeinde Gingen und der Samariterstiftung. In einem großen, mit einer Trennwand teilba- ren Raum finden Veranstaltungen der Gemein- de und des Pflegeheims statt. Auch andere Gruppen können die Räumlichkeiten nach den Mietbestimmungen der Gemeinde nutzen. Für das Pflegeheim bedeutet dies einerseits die Möglichkeit, einen genügend großen Raum für gemeinsame Veranstaltungen der Hausge-
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