Gestaltungshandbuch Grüner Garten - Evangelischen ...
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Inhaltsverzeichnis 1. Vorwort 1 2. Anlass und Ziel 3 Der Städtebauliche Entwurf von Plan.Concept 4 3. Kooperatives Werkstattverfahren 7 4. Leitkonzepte des Grünen Gartens 8 Nachhaltiges Bauen | Holzbauweise 8 Energiekonzept 8 Klimagerechtigkeit 9 Materialverwendung 9 Mobilität 9 Soziales Miteinander - Das Gemeinschaftshaus 10 5. Architektur 13 A: Kubatur 14 B: Fassaden - Material und Elemente 19 B: Fassaden - Farben 21 B: Fassaden - Unterschnitte 21 B: Fassaden - Fenster und Türen 22 B: Fassaden - Dachgärten, Balkone und Laubengänge 23 B: Fassaden - Sockel 24 B: Fassaden - Fallrohre 24 C: Dächer 25 D: Nebenanlagen 26 E: Freiraum 27 6. Abbildungs- und Literaturverzeichnis 29 7. Impressum 30
1 Vorwort Der Rat der Stadt Osnabrück hat am 03. Septem- ber 2019 mit einem Beschluss zur „Berücksichtigung Frank Otte ökologischer Belange in der Bauleitplanung“ (Vorla- ge: VO/2019/4199) die bereits 2008 beschlossenen Stadtbaurat der Stadt Standards nach Überprüfung ihrer Wirksamkeit und Osnabrück Angemessenheit modifiziert. ßere Familien sowie wenige Einfamilienhäuser am Eine nachhaltige Stadtentwicklung ist auf vielen ver- nördlichen Rand des Gebiets zur freien Landschaft. schiedenen Ebenen erklärtes strategisches Ziel der In allen Wohnformen sollen Menschen wohnen, Stadt Osnabrück. Die Stadt setzt dabei auf eine so- die bewusstes Interesse haben, sich in irgendeiner zial- und umweltgerechte Stadtentwicklung, auf eine Form (und unterschiedlicher Intensität) auch ge- nachhaltige Mobilität sowie auf das Umweltbewusst- meinschaftlich einzubringen. sein und den Schutz der natürlichen Lebensgrund- Bei allen Planungen und städtebaulichen Entwick- lagen. lungen ist dann eine Kernfrage, wie die guten Ideen Die Planungen der Evangelischen Stiftungen Os- von Anbeginn eines Projektes in der Umsetzung nabrück für das neue Quartier Grüner Garten im beibehalten und realisiert werden. Ein Gestaltungs- Stadtteil Voxtrup entsprechen mit vielen Ansätzen handbuch als bewährtes Instrument zur Sicherung zu Nachhaltigkeit und Ökologie, mit Konzepten für von städtebaulicher und architektonischer Qualität, zeitgemäße Mobilität und klimaschonende Energie- wird von der Stadt an geeigneten Projekten ange- versorgung den Zielen der Stadt. wendet wie z.B. beim Wohnpark Große Eversheide. Außerdem fühlen sich die Evangelischen Stiftungen Umso mehr freut es die Stadt Osnabrück, dass die in Ihren Planungsüberlegungen dem Gedanken ver- Evangelischen Stiftungen dieses Instrument des pflichtet, ein sozial gemischtes Quartier für Jung und Gestaltungshandbuchs für den Grünen Garten noch Alt mit inklusiven Wohn- und Begegnungsmöglich- um ein städtebaulich-architektonisches Werksattver- keiten zu schaffen. Gelebte Nachbarschaft, sozialer fahren ergänzt haben. In mehreren Sitzungen und Zusammenhalt und das Erleben unterschiedlicher kooperativen Diskussionen mit vier Planungsbüros Generationen sollen hier verwirklicht werden. und einer Fachjury wurden die nachfolgend zusam- mengestellten Leitgedanken und Empfehlungen er- Das Wohnprojekt Grüner Garten soll durch ein Mit- arbeitet. Damit sind die strategischen Ziele auf die einander verschiedener Gruppen lebendig sein: An- konkrete Umsetzungsebene heruntergebrochen. gesprochen werden sollen Menschen aller Genera- tionen. Dies muss sich in dem Wohnraumangebot Die weiteren Schritte zur Umsetzung des Projekts widerspiegeln: Neben Eigentumsformen muss Miet- werden sicherlich maßgeblich von diesem Gestal- wohnungsbau z.T. im preisgünstigen Segment aber tungshandbuch geprägt werden. Damit ist der Grü- auch als barrierefreie Wohneinheiten entstehen. ne Garten auf einem zukunftsfähigen Weg und ein Daneben gibt es Stadthäuser und Reihenhäuser als Baustein für eine nachhaltige Stadtentwicklung in Angebot für zwei Generationen, kleinere oder grö- Osnabrück. 1
Die Evangelischen Stiftungen Osnabrück arbeiten seit über 750 Jahren zum Wohl der Menschen in Os- nabrück. Bereits im Jahr 1250 wurde das Hospital zum Heiligen Geist eingerichtet, in dem Arme, Kran- ke und Alte Zuflucht finden konnten. Von Beginn an schaffen die Stiftungen insbeson- dere in Osnabrück Wohn- und Lebensraum durch Johannes Andrews vielfältigen Immobilienbestand. Auch die Wälder der Stiftung werden gepflegt und nachhaltig genutzt, so- Vorstandsvorsitzender Evangelische Stiftungen dass sie der Existenz von Pflanzen und Tieren die- Osnabrück nen und der Erholung der Menschen. Schnell wurde klar, dass dafür ein gutes städtebau- Für die Evangelischen Stiftungen ist das Projekt liches Konzept und ein besonderer Bebauungsplan Grüner Garten daher mehr als eine Herzensangele- notwendig sind. Mit dem Büro Plan.Concept, Osna- genheit. Als die Stiftungen das Grundstück im Jahr brück und der Stadt Osnabrück wurde dies in vie- 2018 zum ersten Mal für eine Bebauung in Betracht len Gesprächen und Arbeitsschritten entwickelt. Als gezogen haben, begannen die Gedankenspiele. nächster logischer Schritt ist das vorliegende Gestal- Es sollte ein Quartier entstehen, das dem Stiftungs- tungshandbuch für den Grünen Garten entwickelt gedanken einer nachhaltigen auf lange Sicht ausge- worden. richteten Entwicklung verpflichtet ist und damit so- Zusammen mit vier Architekturbüros wurden Ideen ziale und ökologische Qualitäten bietet, die weit über für Kubaturen, Fassaden, Außenräume bis hin zu übliche Quartierentwicklungen hinausgehen. Farben und Fensterformaten oder Sockeln und Ein- Der Gemeinschaftsgedanke spiegelt sich unter an- gangssituationen entwickelt und diskutiert. Dabei derem mit einem Quartiershaus wider, welches ging es auch um Fragen der Energieversorgung, der neben dem geplanten Pflegeheim errichtet wird Wohnungsgrößen oder der Erlebbarkeit von Innen und eine Ausstrahlung für den Grünen Garten aber und Außen im Quartier. auch die umgebende Nachbarschaft entfalten soll. Eine Quote für geförderte Wohnungen, barrierefreier Das Gestaltungshandbuch dokumentiert diesen Wohnraum und ein bunter Mix aus Familien, Alt und Prozess und schafft damit an vielen Stellen für das Jung soll ein besonderes Miteinander im Quartier weitere Bauen klare Vorgaben, lässt aber selbstver- entstehen lassen, unterstützt von einer Art Quartier- ständlich auch Spielräume für ergänzende Ideen management. und Konzepte. Mit der Evangelischen Stiftungen Immobilien mbH Das nachhaltige Bauen mit Holz, ein sorgsamer als Träger der baulichen und planerischen Entwick- Umgang mit Regenwasser, der Schutz des angren- lung sind in den letzten drei Jahren bereits viele zenden Waldbestandes sowie Bausteine für neue Schritte zum Grünen Garten gemacht worden. Formen der Mobilität werden eine klimagerechte Wenn in ein paar Jahren das Quartier komplett be- Quartiersentwicklung als Ganzes ergeben. Durch wohnt ist, wird es sich zeigen: es wird eine Freude gute, nutzbare Freiräume, die Aufenthalt, Kinder- sein, hier mal vorbeizuschauen und mit den Men- spiel und Begegnung ermöglichen, wird ein mitein- schen im Grünen Garten ins Gespräch zu kommen. ander Leben im Freien ermöglicht, was sich aktuell als wichtig für ein Quartier zeigt. Ich freu mich drauf. 2
2 Anlass und Ziel Das übergeordnete Leitbild der Lokalen Agenda 21 in Osnabrück lautet: „Global Denken, Lokal Han- deln“. Die Lokale Agenda 21 umfasst unter ande- rem die Themen Wohnen, Stadtentwicklung und Umwelt. Der Erhalt natürlicher Lebensgrundlagen, die Förderung natürlicher Ressourcen, die soziale und ökologische Verantwortung bei der Gestaltung des Wohnraumes sowie eine nachhaltige Verkehrs- Abb. 1 entwicklung sind wichtige Ziele für eine gesunde, lebenswerte Stadt Osnabrück. In diesem Sinne soll konzept, neue Mobilitätskonzepte, ökologisches, mit dem Grünen Garten Osnabrück im Stadtteil Vox- nachhaltiges Bauen mit Holz und ein generations- trup ein neues Quartier entstehen, das die Fragen übergreifender Ansatz zum Wohnen für Alt und Jung und Herausforderungen aktueller und absehbarer sind wesentliche Stichworte. Problemlagen in der Stadt und in der Klimakrise an- Alle Grundstücke sollen im Sinne des Stiftungsge- nimmt und Antworten darauf findet. dankens im Grünen Garten auf der Basis von Erb- Die Evangelischen Stiftungen Osnabrück planen baurechten bebaut werden. Das Erbbaurecht wird den Grünen Garten mit dem Ziel, ein neues Quartier als monatliche Pacht in der Regel über 50 oder 99 für alle Generationen zu bauen, das gleichermaßen Jahre festgelegt und ermöglich eine eigentumsähn- in Alter und Sozialstruktur durchmischt ist. liche Nutzung. Es entlastet die Bauenden von dem Seit gut 750 Jahren vermieten und verpachten die Grundstückskauf und bietet für die Stiftungen eine Evangelischen Stiftungen Wohnungen, Häuser und langfristige Einnahmemöglichkeit. Grundstücke in Osnabrück und schaffen so für die Damit folgt das städtebauliche Konzept des Grünen Menschen Lebensräume mit hoher Lebensqualität. Gartens den strategischen Zielen der Stadt Osna- Im Mai 2018 wurde die Aufstellung des Bebauungs- brück einer nachhaltigen, sozial- und umweltgerech- planes 631 Grüner Garten vom Rat der Stadt Osna- ten Stadtentwicklung. Mit dem Ansatz, in dem Plan- brück beschlossen, im Februar 2021 wurde der Be- gebiet auf Nachhaltigkeit und Ökologie zu setzen, bauungsplan endgültig verabschiedet. sowie Konzepte für die Mobilität und Energieversor- Auf etwa 5 ha Fläche wird hier das neue Lebens- gung zu entwickeln, fügen sich die Evangelischen quartier Grüner Garten geplant. Die Idee ist, auf Stiftungen Osnabrück in diese Zielsetzungen ein. unterschiedliche Weise modellhafte, nachhaltige und soziale Aspekte im Quartier zu verwirklichen. Ein nachhaltiges Energie- und Abfallentsorgungs- 3
Der Städtebauliche Entwurf Der ursprüngliche Städtebauliche Entwurf ging da- von Plan.Concept bei von drei L-Förmigen Kubaturen im Geschoss- wohnungsbau sowie von jeweils neun Reihen- und Das Städtebauliche Konzept des Architekturbüros Stadthäusern aus. Im Verlauf des Werkstattver- Plan.Concept verwirklicht ein neues Quartierskon- fahrens für dieses Gestaltungshandbuch sprachen zept für Osnabrück, in dem vor allem Mietwohn- sich die vier Architekturbüros sowie die Jury für raum, ein Anteil barrierefreier Wohnraum und eine mehr Dichte und mehr Durchwegung sowie offenere große Diversität der zukünftigen Bewohner*innen Strukturen im Gebiet aus. angestrebt wird. Realisiert werden soll dies durch vier unterschiedliche Gebäudetypen. Auf dem Ge- Die drei Gebäude des Mietwohnungsbaus wurden lände sollen mehrgeschossiger Mietwohnungsbau in ihrer Kubatur aufgelöst und bieten nun die Mög- mit einem Anteil an geförderten Wohnungen, ver- lichkeit für mehr Varianz in der Gestaltung, wie bei- schiedene Typologien von Stadt- und Reihenhäu- spielsweise Hochpunkte zu setzen. Dabei sollen an- sern sowie Einfamilienhäuser entstehen. statt drei Gebäude sechs Gebäude errichtet werden. Insgesamt sind im Grünen Garten ca. 31 Gebäude Für die Reihen- und Stadthäuser wurde eine Haus- mit etwa 100 Wohneinheiten geplant. Die genaue breite von 4,5 m oder 5,5 m festgelegt. Durch die Er- Aufteilung der Wohneinheiten in den Gebäuden wird richtung von mehreren schmalen und wenigen brei- dabei variieren. Dies hängt vor allem von den an- ten Häusern kann hier ebenfalls mehr Wohnraum gestrebten unterschiedlichen Wohnungsgrößen ab. entstehen. Auch die mögliche Trennung in zwei Wohneinheiten pro Haus soll möglich sein. Die Einfamilienhäuser sollen in verschiedenen Grö- ßen für verschiedene Familien- und Lebensmodelle angeboten werden. Hier sollen auch Einfamilien- häuser entstehen, die eine Teilung der Wohnungen vorsehen. Die Einfamilienhäuser sollen in ihrer Aus- gestaltung beispielsweise für Mehrgenerationen- wohnen, Klein- und Großfamilien und unterschiedli- che Budgets und Lebensabschnitte attraktiv gestaltet werden. Eine Möglichkeit für einen verdichteten Städtebau stellt der Lageplan auf Seite 5 dar. Städtebaulicher Abb. 2 Entwurf 4
Stadthäuser II+I EFH II+I EFH II+I EFH II+I Stadthäuser EFH II+I II+I EFH II+I EFH II+I Stadthäuser II+I Reihenhäuser II+I MFH III Reihenhäuser II+I MFH IV MFH IV MFH III MFH MFH / Gewerbe IV V Quartiershaus I Seniorenzentrum V Lageplan Grüner Garten Abb. 3 An der Meller Landstraße gelegen befindet sich das Um die Kubaturen insgesamt (auch im Kontext Pfle- Pflegeheim der Diakonie Osnabrück mit 96 Plätzen. geheim und Gemeinschaftshaus) abschätzen zu Zwischen dem Pflegeheim und dem Geschosswoh- können, sollen im weiteren Verfahren die einzelnen nungsbau mit direkter Wegeverbindung zur Bushal- Bausteine der Architektur zu einem städtebaulichen testelle, wird ein Quartiersplatz mit einem Gemein- Modell zusammengefügt werden, das als Grundlage schaftshaus errichtet. für Diskussionen in einem Gestaltungsbeirat dienen kann. 5
160 148 25 1 119 160 10 160 69 160 160 8 22 4 160 160 23 160 45 24 160 9 119 160 34 61 158 160 159 2 119 26 158 11 160 160 17 3 160 27 59 5 160 160 30 10 160 56 160 160 29 160 58 68 160 160 57 119 67 35 160 119 160 32 13 12 160 33 119 36 160 34 160 36 160 66 119 160 160 35 119 14 13 Löschteich 37 160 50 119 16 160 160 160 37 60 39 119 38 119 20 160 160 155 51 40 1 123 160 36 41 159 123 27 123 18 44 123 123 43 37 160 42 123 123 159 159 17 38 160 43 4 19 123 19 159 26 123 159 123 25 5.0 41 40 123 39 123 123 28 123 45 16 192 9 123 123 6.0 10.0 2.0 .0 46 29 14 1.0 3.0 123 10.0 0 33 6. 6.0 123 159 159 13 3. 159 35 123 0 3.0 28 30 6.0 20 0 0 10.0 6. 6. 123 123 .0 34 10.0 14 42 159 159 3. 30 29 0 123 63 0 6. 4. 0 123 0 6. 123 3. 78 0 80 123 0 30 2. 49 ,0 123 m 79 W .0 al 14 da bs 123 ta 159 nd 83 15 123 3. 3. 368 123 .0 3 0 0 16 0 65 140 6. 14 3. 123 0 .0 6. 0 2 10 0 2. 123 123 .3 159 71 81 24 159 123 12 82 3. 123 0 64 123 55 3. 6. 126 0 0 .0 124 3 .0 123 3. 16 16 2 0 56 126 3. 124 0 5 2 0 159 6. 3. 3. 0 31 0 181 25 159 124 0 3 .0 . 23 20 4 3. 3. 0 0 .4 42 .5 15 17 .0 159 159 0 181 3. 8. 11 0 3.0 4 32 880 .0 20 180 10 .0 3. 0 134 H 4 134 .0 3 40 61 .0 184 184 Findling 19 3 .0 H 20 Spielgerät 184 5 Spielplatz 184 187 Kletterger. 6 7 Rutsche 159 10 184 Sand Spielger. 7 Spielgeräte 184 8 . Tischtennis 187 Turnhalle Bebauungsplan Nr. 631 10 - Grüner Garten - 187 12 190 Kletterger. 189 3 15 Entwurf Basketballkorb Stand: 04.08.2020 Klettergr. Tischtennis 187 Findling 187 190 195 4 Fahrräder 11 14 8 6 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100m 11 190 6 3 195 2 189 7 9 2 Abb. 4 6 198 3 190 6 190 4 6
3 Kooperatives Werkstattverfahren Im Zuge der Entwicklung des Lebensquartiers Grü- gemeinsamen Gestaltungsleitfaden für das Gebiet ner Garten sind die Evangelischen Stiftungen Osna- führten. Ziel des Gestaltungshandbuches ist es, ein brück in Abstimmung mit der Stadt Osnabrück zu ausgewogenes Verhältnis zwischen gemeinsamer dem Schluss gekommen, ein Gestaltungshandbuch und individueller Gestaltung zu schaffen. für die Realisierung des Grünen Gartens zu entwi- Das Instrument des Gestaltungshandbuch hat sich ckeln. Dies erfolgte im Rahmen einer kooperativen dabei in der Vergangenheit als ein wesentlicher Be- Beauftragung von vier Architekturbüros, die zusam- standteil der Qualitätssicherung bei vielen Projekten men mit einer Jury Ideen und erste Entwürfe disku- dieser Größenordnung bewährt. Die nachfolgenden tierten. gestalterischen Richtlinien sind als Resultat der Aus- Teilnehmende der Jury waren der Stadtbaurat Frank einandersetzung mit den Gebäudeentwürfen und Otte, die Architektin Sabine Djahanschah, der Vor- dem Leitbild des Projektes entstanden. sitzende des Vorstandes der Evangelischen Stiftun- Zusammen mit dem Bebauungsplan, dem städte- gen Osnabrück Johannes Andrews, die Architektin baulichen Vertrag, dem Erschließungsplan sowie Prof. Michaela Hoppe, der Architekt Frank Püffel, einem begleitenden Gestaltungsbeirat und dem Ge- der Holzbaubeauftragte des Stadtlebens Ellener Hof staltungshandbuch werden alle Schritte des Bauens Bremen Edo Lübbing von Gaertner, die Architektin für den Grünen Garten begleitet. Die Präsentation Afra Creutz sowie der Leiter des Fachbereichs Städ- der Bebauungskonzepte vor dem Gestaltungsbeirat tebau Holger Clodius. Die teilnehmenden Architek- ist verpflichtend. turbüros waren: Das Gestaltungshandbuch bildet hierbei eine Basis ZRS Architekten Ingenieure, Berlin für ein vielfältiges und buntes Leben im Quartier und gruppeomp architekten, Bremen gibt dabei vorwiegend die Rahmenbedingungen für Mosaik Architekten, Hannover eine nachhaltige Architektur und Quartiersentwick- ARCHPLAN GmbH, Münster lung vor. Damit wissen alle zukünftigen Bauenden und Erbbaurechtnehmer*innen aber auch alle zu- In einem Werkstattverfahren wurden durch das ge- künftigen Bewohner*innen wie auch die Nachbar- meinsame Arbeiten an der Ausgestaltung der unter- schaft um das Bauvorhaben und um die Leitidee des schiedlichen Gebäudetypen und der Freiflächen die Grünen Gartens Osnabrück. In dem Gestaltungs- Grundlage entwickelt, um ein Gestaltungshandbuch handbuch dienen die erarbeiteten Entwürfe der für den Grünen Garten zur erstellen. Unter den Ge- einzelnen Architekturbüros des kooperativen Werk- sichtspunkten Holzbauweise, Nachhaltigkeit und stattverfahrens der Veranschaulichung des Grund- generationsübergreifendes Wohnen und Leben wur- konzeptes des Projektes Grüner Garten. den Ideen und Ansätze gesammelt, die zu einem 7
4 Leitkonzepte des Grünen Gartens Nachhaltiges Bauen | Holzbauweise bares Raumelement trägt zur Raumluftqualität, zu einem guten Wohnklima und zu einer besonderen Die Holzbauweise dient als identitätsstiftendes Merk- Atmosphäre im Neubau bei. Im Holzbau können mal des Grünen Gartens. 70% Holzanteil in den Ge- unterschiedliche Konstruktionsprinzipien u.a. Holz- bäuden ist hier der Maßstab. Holz als nachwachsen- skelettbau oder Hybrid-Konstruktionen angewendet der Rohstoff bietet die Möglichkeit, den ökologischen werden. Fußabdruck, der bei der Errichtung von Gebäuden entsteht, zu verkleinern. Wird mit Holz gebaut, ent- Gemäß Brandschutzbestimmungen ist der Einsatz steht ein „zweiter Wald“ und damit ein beträchtlicher von Holz als Fassadenmaterial bis zur Gebäude- Kohlestoffspeicher, der die Umwelt entlastet. Holz klasse IV zulässig. Eine enge Zusammenarbeit mit stellt ein gleichermaßen flexibles wie nachhaltiges entsprechend im Holzbau versierten Brandschutz- Konstruktionsmaterial dar und repräsentiert sowohl gutachter*innen ist für das Projekt obligatorisch. den ökologischen als auch den zukunftsweisenden Charakter des Grünen Gartens Osnabrück. Gegen- Energiekonzept über konventionellen Bauweisen wird mit Holz ca. 50% weniger CO2 freigesetzt. Für den Grünen Garten gibt es ein Energiekonzept für eine Versorgung über ein Blockheizkraftwerk, Nachhaltige Gebäude und insbesondere deren Hül- das alle Wohngebäude und das Pflegeheim der Dia- le müssen aus ökologisch unbedenklichen Baustof- konie mit einbezieht. Über ein Nahwärmenetz soll fen errichtet werden und in ihrer Konstruktion einen eine Energieversorgung bereitgestellt werden, die hocheffizienten Betrieb gewährleisten. Demontier- den Bau von Häusern mit einem KfW 40 Standard bare Konstruktionsprinzipien mit sortenrein trennba- ermöglicht. Mit der neuen Förderkulisse der „Bun- ren Baustoffen ermöglichen spätere Umbauten und desförderung für effiziente Gebäude“ ab Mitte 2021 Sanierungen, ohne die Primärstruktur zu beschädi- sind auch weitere Förderungen für Effizienzhäuser gen. Im Falle eines Abrisses können Holzkonstruk- verfügbar. tionen komplett recycelt werden. Schichtkonstruktio- Das Energiekonzept für den Grünen Garten wird – nen sind zulässig, soweit sie diesem Grundsatz nicht entsprechend der Vorgaben des Bebauungsplanes widersprechen. Unzulässig sind fossile Dämmstoffe – einen Anteil regenerativer Energieversorgung mit (Polystyrol etc.). Photovoltaik und Wärmepumpen, v.a. für die Einfa- milien- Stadt- und Reihenhäuser entwickeln. Für das Die Sichtbarkeit und Erlebbarkeit von Holz soll auch Bauen mit Holz sind damit gute Bedingungen für ef- in den Innenräumen realisiert werden. Holz als sicht- fiziente Gebäude mit Low-Tech geschaffen. 8
Klimagerechtigkeit Materialverwendung Bei der Realisierung der Projekte sind die Nachhal- Der Ansatz für eine weitgehende Nachhaltigkeit tigkeitsstrategien maßgeblich für eine klimagerechte beim Grünen Garten bedeutet im Umkehrschluss, und ressourcenschonende Umsetzung des Projek- dass bestimmte Baustoffe oder Bauweisen ausge- tes Grüner Garten: schlossen sind. Wärmeverbundsysteme, nicht fossile Dämmstoffe • Effizienz wie z.B. Polysterol, sind für das Bauen im Grünen • Suffizienz Garten nicht verwendbar. Auch für die Dämmung • Konsistenz der Bodenplatten wird eine Alternative zu Polyste- rol erwartet. Um den Anteil an nachwachsenden, Die Effizienzstrategie verfolgt das Ziel, mit einem rezyklierbaren Baustoffen im Bauprozess prüfen zu möglichst begrenzten Einsatz von stofflichen Res- können, muss eine begleitende Dokumentation er- sourcen und einem minimierten Energieverbrauch folgen. Beispielgebend kann die Untersuchung zu eine angemessene Klimatisierung von Gebäuden nawaros (Nachwachsende Rohstoffe in kg pro m² zu erreichen. Der Holzbau ist aufgrund des geringen Wohnfläche) für den Prinz-Eugen-Park in München Gewichts prädestiniert für materialeffizientes Bauen. sein (vgl. Djahanschah 2020: 6). Mit dem zur Verfügung stehenden Holz sollen mög- lichst viele Gebäude errichtet werden. Mobilität Der Suffizienz-Gedanke stellt die Frage nach dem Für den Grünen Garten wird im Sinne der Nachhal- rechten Maß, sowohl im Bezug auf Selbstbegren- tigkeit und für ein Quartiern in dem Leben und Kom- zung als auch auf die beanspruchte Wohn- und In- munikation im öffentlichen Raum möglich ist, eine al- frastrukturfläche pro Kopf. Im Grünen Garten wird ternative Mobilität verbunden mit einer Reduzierung sichergestellt, dass die Fläche maximal ausgenutzt des PKW-Verkehrs angestrebt. In der Diskussion ist wird und trotzdem unterschiedliche Wohnformen für die Errichtung von zentralen PKW-Abstellmöglich- kleine und große Haushalte gesichert werden. keiten in Gebäudeuntergeschossen an der Zufahrt zum Gebiet. Insgesamt soll in Kombination mit dem Die Strategie der Konsistenz beim Bauen zielt ab Gemeinschaftshaus ein Angebot für das Leihen von auf eine Nutzung von Materialen, ohne dass diese Pedelecs, ein Car-Sharing-Angebot und eine Kom- zerstört werden. Eine rezyklierbare Bauweise denkt munikationsplattform für die gemeinsame Organi- die Weiternutzung der Baustoffe am Ende der Nut- sation von Mobilität im Quartier angeboten werden zungsphase eines Gebäudes mit. Die schichtweise (vgl. Argus 2020: 24ff). Eine Reduzierung der nach Fügung des Baustoffes Holz erlaubt es, den Rückbau Stellplatzortsgesetz notwendigen Stellplätze über so mitzudenken, dass Bauteile und -stoffe weiterver- ein Mobilitätskonzept ist noch in der Diskussion und wendet werden können. Nachwachsende Rohstoffe wird im Rahmen der Projektrealisierung weiter ge- sind in diesem Sinne besonders konsistent. prüft. 9
Soziales Miteinander - Das Gemeinschaftshaus Abb. 5 - 6 Der Grüne Garten hat mit dem Ansatz einer nach- haltigen Quartiersentwicklung auch das soziale Miteinander im Blick. Ein Quartier für Jung und Alt, für Familien mit Kindern – eben für verschiedenste Lebenslagen und Lebensentwürfe, in dem alle gut leben und alt werden können. Mit einem Gemein- schaftshaus im Grünen Garten soll das soziale Mit- einander unterstützt und ein Raumangebot für ver- schiedene Initiativen und Begegnung geschaffen werden. Abb. 7 - 11 10
Abb. 12 - 15 11
12
5 Architektur A: Kubatur B: Fassaden • Material und Elemente • Farben • Unterschnitte • Fenster und Türen • Dachgärten, Balkone und Laubengänge • Sockel C: Dächer D: Nebenanlagen E: Freiraum Abb. 16 - 20 13
A: Kubatur Es ist wichtig, dass es unterschiedliche Haus- größen / Wohnungsgrößen sowie barrierefreie Wohnungen im Gebiet gibt. Es sind Angebote für unterschiedliche Budgets, Wohnformen, Le- bensabschnitte etc. zu schaffen. Die Mehrfamilienhäuser bieten in den drei Bau- Abb. 21 fenstern verschiedene Kubaturen an. Nicht nur ben, ggf. auch flexible Grundrisse für zwei Par- aufgrund der Topographie werden einzelne qua- teien pro Reihen- oder Stadthaus. dratische oder rechteckige Formen entwickelt, die flexible Grundrisse für kleine und größere Bei beiden Bautypen sind Dachterrassen nach Wohnungen in einem durch den Holzbau ele- Süden oder Norden denkbar. Vor allem nach mentiert herstellbaren Raster ermöglichen. Die Süden bilden Sie eine ergänzende Qualität zu Gebäudekubatur wird ergänzt durch Lauben- einem Garten mit Nordausrichtung. Durch die gänge, Balkone und Rankmöglichkeiten. Vor- und Rücksprünge in der Fassade sollen die einzelnen Häuser in der Reihe erkennbarer wer- Vor allem die Stadt- Reihen- und Einfamilien- den. häuser lassen Spielraum für unterschiedliche Zuschnitte und Wohnformen zu. Es ist zwischen Insbesondere für die Einfamilienhäuser ist eine zwei Hausbreiten (4,50 m oder 5,50 m) für die klare Kubatur zu wählen. Vor- und Rücksprün- Reihenhaus- und Stadthausensembles zu wäh- ge im Obergeschoss oder Staffelgeschoss sind len. Die Zeile soll als Ensemble wahrnehmbar möglich, um die einzelnen Häuser voneinander sein. Eine hohe Wohndichte ist hier anzustre- abzusetzen. Abb. 22 14
Mehrfamilienhäuser Abb. 23 - 26 Abb. 27 - 31 15
Reihenhäuser Abb. 32 - 35 Schnitt Var 1Schnitt Var 1Schnitt Var 1 EG EG EG 1. OG 1. OG 1. OG 2. OG 2. OG 2. OG Grundrisse Grundrisse Grundrisse Schnitt Var 2Schnitt Var 2Schnitt Var 2 Index Datum Änderung Datum Index ÄnderungDatum Index Änderung Gez. Projekt Nr: Projekt Nr: Architektur Tragwerksplanung Architektur GmbH Bauphysik Tragwerksplanung GmbH ArchitekturBauphysik GmbH Tragwerksplanung Bauphysik P20-062 P20-06 Gildenstrasse 2g 48157 Gildenstrasse Münster-Handorf 2g 48157 Gildenstrasse Münster-Handorf 2g 48157 Münster-Handorf Tel. 0251- 14180-0 Tel. Fax 0251- 0251-14180-0 14180-18 Tel. Fax 0251- 14180-18 Fax 0251- 14180-18 Plan Nr: 0251-14180-0 Plan Nr: info@archplan.de info@archplan.de www.archplan.de info@archplan.de www.archplan.de www.archplan.de 101 101 Projekt Werkstattverfahren Projekt Werkstattverfahren Grüner Garten Projekt Werkstattverfahren Grüner Garten Grüner Garten Osnabrück Osnabrück Osnabrück Auftraggeber Auftraggeber EvengelischeAuftraggeber Stiftungen Evengelische Osnabrück Stiftungen Evengelische Osnabrück Stiftungen Osnabrück Hakenstr. 9 Hakenstr. 9 Hakenstr. 9 49074 Osnabrück 49074 Osnabrück 49074 Osnabrück Inhalt Grundrisse, Inhalt Grundrisse, Ansichten, Grundrisse, Inhalt Schnitte Ansichten, Schnitte Ansichten, Schnit Reihenhäuser Reihenhäuser Reihenhäuser Planart Planart Planart Konzeptplanung KonzeptplanungKonzeptplanung Zugehörige Zeichnungen Zugehörige ... Zeichnungen Zugehörige ... Zeichnungen ... Ansicht Südwest Ansicht Südwest Ansicht Südwest Ansicht Nordost Ansicht Nordost Ansicht Nordost Maßstab Erstellt am 1:100 Maßstab 12.04.21 Erstellt am 1:100Maßstab 12.04.21 Erstellt am 1:100 12.04.21 Gezeichnet NP Gezeichnet NP Gezeichnet NP Gepr./Projektleiter Gepr./Projektleiter Gepr./Projektleiter Bauherr Bauherr H/B = 594 / 841 (0.50m²) H/B = 594 / 841 (0.50m²) H/B = 594 / 841 (0.50m²) Allplan 2021 All Abb. 36 - 40 16
Einfamilienhäuser Abb. 41 - 45 Abb. 46 - 50 17
Stadthäuser Abb. 51 - 54 Abb. 55 - 57 18
B: Fassaden - Material und Elemente Die Fassaden der Gebäude im Grünen Garten werden zum größtmöglichen Anteil in Holz aus- geführt. Um den Alterungsprozess der Holzfas- saden vorzugreifen, erfolgt eine leichte und hel- le Vorbehandlung (Vorvergrauung) der Hölzer. Diese unterstützt die Holzstruktur. Abb. 58 Die Art und die Richtung der Schalung richten sich nach der Typologie und der architektoni- schen Idee des jeweiligen Gebäudes. Horizon- tale und vertikale Schalung kann in der Richtung variieren. Für die Reihenhäuser und Stadthäuser ist die Schalungsart in der Reihe gleich zu gestalten. Für die Einfamilienhäuser und den Geschoss- wohnungsbau soll die Schalungsart pro Haus gleich sein. Die maximale Breite der Schalung liegt bei 20 cm. Abb. 59 - 60 Die Holzfassaden werden durch vertikale und/ oder horizontale Linien strukturiert. Diese er- geben sich aus den Brandschutzkonzepten (Brandsperren zwischen Geschossen und Nut- zungseinheiten). Die Linien sollen als aktive Ge- staltungselemente entwickelt werden. Abb. 61 19
Ergänzende Fassadenmaterialien (z.B. an Stel- len, die den Einsatz von nichtbrennbaren Fas- sadenmaterialien erfordern) müssen sich in ihrer Struktur und Oberflächenbeschaffenheit an den Qualitäten und der graphischen Wirkung der Holzflächen orientieren. (Hier kommen Metall, Keramik, Strukturputz und Beton mit Brettscha- lung infrage.) Abb. 63 Vor allem im Geschosswohnungsbau ist mit ver- tikalen Grünstrukturen zu arbeiten. Bestandteil eines Konzepts für Übergänge von Innen nach Außen sind vertikale Grünstrukturen (z.B. an Balkonen, Laubengängen, additiven Elemen- ten). Abb. 62 Abb. 64 20
B: Fassaden - Farben Farbakzente sind an Unterschnitten, Vor- oder Farbpalette von Le Corbusier Rücksprüngen sowie an additiven Elementen einzusetzen. Die Farbpalette von Le Corbusier bietet dafür die Grundlage. Auf folgende Richt- linien muss dabei geachtet werden: • Die vorvergraute Schalung bildet den Grund- ton (2 - 3 Töne im Gebiet) • Die Fenster in einem der 2 - 3 Holztöne • Die Haustür soll farblich wie die Fenster oder wie der Unterschnitt gestaltet sein • Im Geschosswohnungsbau soll die Sekun- därstruktur farblich gestaltet werden Abb. 66 Abb. 65 Abb. 67 B: Fassaden - Unterschnitte Die Einfamilien-, Rei- hen-, und Stadthäu- ser sollen mit Unter- schnitten versehen Abb. 70 werden. Diese sollen prägnant und an der Fassade deutlich ablesbar sein, um eine klare Adressbildung zu gewähr- Abb. 68 leisten (Hinweise zur Farbgestaltung beachten). Die Unterschnitte sind freistehend zu gestal- ten und sollen als Übergänge zum öffentlichen Raum sowie zum Grünraum dienen. Abb. 69 Abb. 71 21
B: Fassaden - Fenster und Türen Die besondere Materialqualität des Grünen Gar- tens wird auch bei den Fenstern und Haustüren fortgeführt, deshalb sind durchgängig Holzfens- ter und Holztüren einzubauen. An Stellen mit besonderer Exposition oder Belastung können die Holzfenster ausnahmsweise mit einer Alu- Verblendung versehen werden. Die Materialität und Farbgebung der Fensterlai- bung orientiert sich an den Fenstern (siehe B: Fassaden - Farben), bzw. dem Fassadenmateri- al. D.h., dass ausschließlich Holzlaibungen oder metallische Laibungen im Farbton der Fenster eingesetzt werden dürfen. Sommerlicher Wärmeschutz soll möglichst In- nen realisiert werden. Abb. 72 - 75 22
B: Fassaden - Dachgärten, Balkone und Laubengänge Dachgärten sind ein wichtiger gestalterischer Baustein bei einem Quartier mit flach geneig- ten Dächern. Die Anordnung von Dachgärten / Dachterrassen ist insbesondere bei den Rei- hen- und Stadthäusern im Zusammenhang ei- ner Zeile zu entwickeln. Abb. 76 Abb. 78 Abb. 79 Abb. 77 Balkone bzw. Brüstungen von Balkonen und Laubengänge sind offen zu gestalten, um eine Begegnung zum Außenraum zu gewährleisten. Laubengänge sollen möglichst breit ausgebildet werden, damit sie den Bewohner*innen nicht nur als Erschließung, sondern auch als Lebensraum zur Verfügung stehen. Balkon und Laubengänge sind zu bepflanzen. Abb. 80 23
B: Fassaden - Sockel Die kubische Wirkung der Gebäude, die sich aus Unterschnitten und Attika-Detaillierung er- gibt, ist auch in der Ausbildung der Sockel an- zustreben. Da eine Herabführung der Holzschalung bis auf Straßenniveau nicht möglich ist (Spritzschutz, Schutz vor Verwitterung), müssen individuelle Lösungen entsprechend der architektonischen Konzepte entwickelt werden. Abb. 81 - 83 B: Fassaden - Fallrohre Fallrohre zur Dachentwässerung sind als Ge- staltungselemente in den Ansichten darzustel- len und müssen hinsichtlich ihrer Funktions- weise mit dem Retentionskonzept abgestimmt werden. Die Fallrohre sind sichtbar an der Fas- sade anzubringen. Abb. 84 24
C: Dächer Entsprechend der Festsetzungen im Bebau- ungsplan Nr. 631 „Grüner Garten“ sowie der Empfehlung der Jury des Werkstattverfahrens zu diesem Gestaltungshandbuch ist eine maxi- male Neigung des Daches auf 15° Grad festge- setzt. Daher kommen bei allen Gebäudetypen nur Flach- und Pultdächer in Frage. Abb. 89 Durch Vor- und Rücksprünge im Obergeschoss oder Staffelgeschoss sollen sich die einzelnen Häuser voneinander absetzen. Durch Rück- sprünge entsteht Raum für Dachterrassen. Abb. 85 Abb. 90 Abb. 86 Abb. 87 Die Einfamilien-, Reihen- und Stadthäuser sol- len ein Staffelgeschoss bekommen. Die Dächer sind zu begrünen und/oder mit Photovoltaik-An- lagen auszustatten. Abb. 88 Abb. 91 25
D: Nebenanlagen An das Gebäude angrenzende Nebenanlagen sowie ein Sichtschutz auf der Terrasse sind aus der Fassade heraus zu entwickeln und zu ge- stalten und müssen sich in die Fassade einfü- gen. Abb. 93 Ebenfalls sind Abstellmöglichkeiten passend zu der Fassade zu gestalten. Sichtschutz, Neben- anlagen sowie Abstellmöglichkeiten sind aus Holz zu fertigen und im selben Farbton sowie Abb. 92 in derselben Schalung wie das Gebäude zu er- richten. Abb. 94 Fest installierte Terrassenüberdachungen sind nicht zulässig. Es wird empfohlen, die Terrassen mit einem temporären textilen Sonnenschutz Abb. 95 (Sonnensegel, Pergola mit Segeltuch über- spannt o.ä.) auszustatten. 26
E: Freiraum Zentrales Motiv für den Grünen Garten ist ein naturnaher, erlebbarer Freiraum für alle Be- wohner*innen. Die Lage am Stadtrand, mit der Nachbarschaft zum Wald und zum Gut Sandfort in einem Trinkwasserschutzgebiet auf einem ehemaligen Gärtnereigrundstück gibt dem Ge- lände eine eigene Atmosphäre. Mit der neuen Bebauung soll diese Lage durch die städtebau- liche Anordnung von Gebäuden, öffentlichen Straßen und Wegen und halböffentlichen wie privaten Freiräumen bewahrt werden. Abb. 96 Das Gebiet soll mit Holzbauweise und begrün- ten Fassaden und Dächern möglichst klimaneu- tral und mit möglichst geringen Anteilen an ver- siegelten Flächen auch weiterhin die Kaltluft des benachbarten Waldes in die Bebauung fließen lassen. Zugleich soll auch ein gutes soziales Klima mit vielen Möglichkeiten des Miteinanders im Quartier ermöglicht werden. Abb. 97 Abb. 98 27
Insbesondere in den Freiräumen rund um die Mehrfamilienhäuser sollen spannende Orte der Begegnung und Kommunikation und des Aufenthalts entstehen. Dafür ist der Übergang zwischen Gebäuden und Freiräumen beson- ders sorgfältig zu gestalten. Vorzonen, begrünte gebäudenahe Freiräume sowie die Übergänge zwischen Balkonen und Laubengängen sind im Kontext von Architektur und Freiraum gemein- sam zu entwickeln. Abb. 99 Gemäß Bauungsplan Nr. 631 ist als Abstand Die Übergänge zwischen privaten Flächen und zum Wald im Osten des Quartiers ein 30 m – öffentlichen Flächen sind fließend und offen zu Abstand festgesetzt, der auf unterschiedliche gestalten. Gemäß der Festsetzungen des Be- Weise naturnah und möglichst extensiv genutzt bauungsplans Nr. 631 sind Grundstückseinfrie- werden kann. Hier soll sich auch mit dem an- dungen nur in Form von Hecken aus heimischen schließenden Kinderspiel und den Grünflächen standortgerechten Gehölzen, wahlweise in ein gestalterisches Bild entwickeln, das prägend Kombination mit höchstens 1,5 m hohen durch- für das ganze Gebiet sein kann. Vorgärtenflä- sichtigen Zaunanlagen, zulässig. chen sind gärtnerisch zu gestalten und dürfen höchstens 40% versiegelt werden (dazu zählen auch Schotter, Kies und Splitt). Abb. 101 Wünschenswert ist entlang der öffentlichen Wege auch Platz zum Verweilen, schattenspen- dende Baumpflanzungen und weitere Angebote zum Aufenthalt zu entwickeln. Das kann auch eine wassergebundene Fläche für Boule sein, Hochbeete für gemeinsames Gärtnern oder auch flexible Tisch-Bank-Kombinationen für ei- Abb. 100 nen Kindergeburtstag im Freien. 28
6 Abbildungs- und Literaturverzeichnis Abb. 1: Evangelische Stiftungen Osnabrück Abb. 55-57: MOSAIK architekten bda www.stiftungen-osnabrueck.de/wp-con www.mosaik-architekten.de tent/uploads/2021/03/Wohnen-und-leben-im- Gruenen-Garten-03-2021.pdf Abb. 58-59: ZRS Architekten Ingenieure www.zrs.berlin Abb. 2: PLAN.CONCEPT Architekten GmbH www.planundconcept.de Abb. 60: gruppeomp Architektengesellschaft mbH BDA www.gruppeomp.de Abb. 3: ZRS Architekten Ingenieure www.zrs.berlin Abb. 61: Martin Rospek - Stadtleben Ellener Hof www.stadtleben-ellenerhof.de Abb. 4: Bauleitplanung Stadt Osnabrück www.geo.osnabrueck.de/bplan Abb. 62: ARCHPLAN GmbH www.archplan.de Abb. 5-6: ARCHPLAN GmbH www.archplan.de Abb. 63-64: ZRS Architekten Ingenieure www.zrs.berlin Abb. 7-11: gruppeomp Architektengesellschaft mbH BDA www.gruppeomp.de Abb. 65: gruppeomp Architektengesellschaft mbH BDA www.gruppeomp.de Abb. 12-15: matthias harms images www.matthiasharms.de Abb. 66: Les Couleurs Le Corbusier www.lescouleurs.ch Abb. 16-19: ARCHPLAN GmbH www.archplan.de Abb. 67: ZRS Architekten Ingenieure www.zrs.berlin Abb. 20: gruppeomp Architektengesellschaft mbH BDA www.gruppeomp.de Abb. 68-69: ARCHPLAN GmbH www.archplan.de Abb. 21: MOSAIK architekten bda www.mosaik-architekten.de Abb. 70: p+t planung stadt land freiraum www.pt-planung.de Abb. 22: ZRS Architekten Ingenieure www.zrs.berlin Abb. 71: DeZwarteHond. www.dezwartehond.nl/de Abb. 23-26: MOSAIK architekten bda www.mosaik-architekten.de Abb. 72-75: gruppeomp Architektengesellschaft mbH BDA www.gruppeomp.de Abb. 27-31: ZRS Architekten Ingenieure www.zrs.berlin Abb. 76: ARCHPLAN GmbH www.archplan.de Abb. 32-35: gruppeomp Architektengesellschaft mbH BDA www.gruppeomp.de Abb. 77-79: MOSAIK architekten bda www.mosaik-architekten.de Abb. 36-40: ARCHPLAN GmbH www.archplan.de Abb. 80: ZRS Architekten Ingenieure www.zrs.berlin Abb. 41-45: gruppeomp Architektengesellschaft mbH BDA www.gruppeomp.de Abb. 81-83: gruppeomp Architektengesellschaft mbH BDA www.gruppeomp.de Abb. 46-50: ARCHPLAN GmbH www.archplan.de Abb. 84: DeZwarteHond. www.dezwartehond.nl/de Abb. 51-54: ZRS Architekten Ingenieure www.zrs.berlin Abb: 85: MOSAIK architekten bda www.mosaik-architekten.de 29
Abb. 86: DeZwarteHond. Abb. 96: JAKO-O www.dezwartehond.nl/de www.jako-o.de/produkte-sport-kinder-sportger aete-schaukeln-kinder-nestschaukel--024367. Abb. 87+91: ARCHPLAN GmbH html www.archplan.de Abb. 97: ZRS Architekten Ingenieure Abb. 88: ZRS Architekten Ingenieure www.zrs.berlin www.zrs.berlin Abb. 98: Evangelische Stiftungen Osnabrück Abb. 89-90: gruppeomp Architektengesellschaft mbH BDA www.stiftungen-osnabrueck.de www.gruppeomp.de Abb. 99: MOSAIK architekten bda Abb. 92-93: gruppeomp Architektengesellschaft mbH BDA www.mosaik-architekten.de www.gruppeomp.de Abb. 100: p+t planung stadt land freiraum Abb. 94: p+t planung stadt land freiraum www.pt-planung.de www.pt-planung.de Abb. 101: p+t planung stadt land freiraum Abb. 95: ARCHPLAN GmbH www.pt-planung.de www.archplan.de Literatur 1. ARGUS - Stadt und Verkehr (2020): 2. Djahanschah, Sabine (Hrsg.) (2020): Mobilitätskonzept „Grüner Garten“, Wohnquartiere in Holz - Mustersiedlung Osnabrück. Seite 24ff. in München. Seite 6f. 6 Impressum Bearbeitung + Layout Herausgeberin p+t planung Evangelische Stiftungen Osnabrück stadt land freiraum Hakenstraße 9, 49074 Osnabrück Am Hulsberg 23, 28205 Bremen Tel: 0541-800 396 80 post@pt-planung.de www.stiftungen-osnabrueck.de info@stiftungen-osnabrueck.de M.A. Anna Clauberg Dipl.-Ing. Christoph Theiling Osnabrück, Mai 2021 30
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