Gesungene Erzählungen aus alter Zeit - Museum Rietberg

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Gesungene Erzählungen aus alter Zeit - Museum Rietberg
Konzert

Gesungene Erzählungen aus alter Zeit

                                                 © Junko Ueda/Wil Offermans

                                 mit
                          UEDA Junko
                Gesang und Satsumabiwa-Laute
                                 und
                        Wil Offermans
                                Flöte

          am Mittwoch, 3. November 2021, 18 Uhr
     in der Park-Villa Rieter, Museum Rietberg, Zürich

                             Veranstalter:
   Museum Rietberg mit der Schweizerisch-Japanischen Gesellschaft
                  im Rahmenprogramm zur Ausstellung
Liebe, Kriege, Festlichkeiten – Facetten der narrativen Kunst aus Japan
Gesungene Erzählungen aus alter Zeit - Museum Rietberg
Das japanische Epos Heike-monogatari (13. Jh.) wurde jahrhundertelang
mündlich tradiert, vorgetragen von blinden Sängern, die sich selbst auf der
Laute Biwa begleiteten. Junko Ueda ist eine Vertreterin des neueren
Satsumabiwa-Stils, in dessen Repertoire die Geschichten aus dem Heike-Epos
weiterhin lebendig sind. Für ihr Konzert hat sie drei Heike-Balladen sowie
eine neuere Eigenkomposition auf einen Text aus dem Genji-monogatari
(frühes 11. Jh.) ausgewählt.

                             PROGRAMM

                      Einführung: Heinz-Dieter Reese

   DREI SATSUMABIWA-BALLADEN AUS DEM EPOS HEIKE-MONOGATARI
             (Komposition: TSURUTA Kinshi, 1911-1995)

                1. Atsumori (Der Tod des jungen Kriegers)   – 18’

        2. Dan-no-ura (Die Entscheidungsschlacht bei Dan-no-ura)    – 14’
                         (mit begleitendem Flötenspiel)

                3. Yoshitsune (Yoshitsune auf der Flucht)   – 18’

            LYRISCHES SATSUMABIWA-STÜCK AUF EINEN TEXT
            AUS DEM HÖFISCHEN ROMAN GENJI-MONOGATARI
                  (Text und Komposition: UEDA Junko)

     4. Murasaki-no-ue (Die unglückliche Liebe des Mädchens Murasaki)       – 4’
                         (mit begleitendem Flötenspiel)

     Mit deutscher Übertitelung der japanisch vorgetragenen Balladen

                   Das Programm wird ohne Pause präsentiert.

                                       2
Gesungene Erzählungen aus alter Zeit - Museum Rietberg
Die Erzähltradition des Heike-monogatari

Das Heike-monogatari (Geschichte der Heike) ist eines der bekanntesten japani-
sches Epen und wurde im Laufe der Jahrhunderte in vielen verschiedenen
Versionen und Stilen aufgeführt, wobei das Hauptmerkmal – der mündliche Vor-
trag - immer präsent war. Die Geschichten basieren auf der buddhistischen Idee
von Ursache und Wirkung und der Vergänglichkeit des menschlichen Lebens.
   Nach dem Essay Tsurezuregusa („Betrachtungen aus der Stille“, ca. 1330) des
buddhistischen Mönchs YOSHIDA Kenkō wurde das Heike-monogatari um 1200 von
Shinano Yukinaga Nyūdō geschaffen, nachdem er als Gagaku-Musiker seinen Dienst
quittiert hatte und ins Bergkloster Hiei-zan eingetreten war; den Text der Erzäh-
lung ließ er von einem Mōsōbiwa-Spieler, dem blinden Mönch Shōbutsu, in Kyoto
rezitieren. Die Geschichte dieser ersten Aufführung des Heike-monogatari mit
Gagaku-Musik, buddhistischem Shōmyō-Gesang und Mōsōbiwa-Spiel zeigt deutlich
die drei Ursprünge des Heikyoku-Stils, des Vortrags des Epos mit Begleitung der
Heikebiwa.
   Das Heike-monogatari beschreibt den zeitweisen Aufstieg des Adelsgeschlechts
der Heike vom Beginn des 12. Jahrhunderts bis zu seinem Untergang im Jahre 1185,
als der Krieg gegen das rivalisierende Adelsgeschlecht der Genji verloren ging.
Hatte dieses seinen Stammsitz in Kamakura (südlich des heutigen Tokyo), so lebten
die Heike ursprünglich überwiegend in der Gegend um die Kaiserstadt Kyoto. Doch
während des Kriegs mussten sie auf ihrer Flucht immer weiter nach Süden
ausweichen, und so erklärt sich, dass die meisten der berühmt gewordenen
Geschichten aus den Schlachten der beiden Kriegsparteien sich irgendwo am Rande
oder auf der japanischen Inlandsee (Setonaikai) ereigneten.
   In alten Zeiten wurde Heikyoku von blinden Mönchen vorgetragen. Ihre Dar-
bietungen ermöglichten es auch einfachen Menschen, die meist Analphabeten
waren, sich an den historischen Legenden zu erbauen. Die Inhalte der Erzählungen
sowie die detaillierten und anrührenden Beschreibungen der Protagonisten
erfreuten sich so allgemeiner Beliebtheit. Im Laufe der Jahrhunderte wurde das
Heike-monogatari auch in anderen Biwa-Vortragsstilen aufgeführt, wie in dem hier
vorgestellten Satsumabiwa-Stil, wobei jeder Stil seine eigene Version des Epos und
seine eigene Instrumentation beisteuerte. Der überwältigende Effekt einer sehr
maskulinen Atmosphäre und dann auch wieder einer Atmosphäre von sensitiver
und anrührender Emotionalität, der von der Satsumabiwa-Laute erzeugt wird, hebt
die heroische und dramatische Geschichte der Heike hervor. Heute gehört das
Heike-monogatari zum Repertoire eines jeden Satsumabiwa-Spielers.
   Die japanische Erzähltradition des Heike-monogatari spiegelt, wie ich glaube,
perfekt unsere moderne Welt wider – mit ihren dramatischen Episoden, univer-
sellen menschlichen Emotionen sowie der buddhistischen Idee von Ursache und
Wirkung und der Vergänglichkeit des menschlichen Lebens. Es ist mein aufrichtiges
Bestreben, diese traditionelle Musik für ein zeitgenössisches Publikum aufzuführen,
mit ihnen einen Raum und eine Zeit zu teilen und dabei die Essenz des Menschseins
zu entdecken.
                                                                       UEDA Junko

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ZU DEN STÜCKEN DES PROGRAMMS

Drei Satsumabiwa-Balladen aus dem Epos Heike-monogatari
(Komposition: TSURUTA Kinshi, 1911-1995)

1. Atsumori「敦盛」 (Der Tod des jungen Kriegers)

Der Text des Stücks Atsumori („Der Tod des jungen Kriegers“) aus dem Repertoire
von TSURUTA Kinshi stammt von TANAKA Tōgai und bildet eine Kurzfassung des 16.
Kapitels aus Buch 9 des Heike-monogatari, in dem eine berühmt gewordene
Episode aus der Schlacht von Ichinotani am Strand von Suma (1184) geschildert
wird: der tragische Tod des jungen Heike-Kriegers Atsumori im Zweikampf mit dem
erfahrenen Genji-Krieger KUMAGAI Jirō Naozane. Diese Episode gibt gleichsam die
Essenz des gesamten Epos wieder, wie sie im Prolog des Heike-monogatari zum
Ausdruck kommt. TANAKA Tōgai hat diesen Prolog daher seiner Darstellung des
Schicksals von Atsumori vorangestellt.

Eine Klangaufnahme des Stücks mit UEDA Junko liegt vor auf der CD Japon: L'épopée des
Heike, VDE-GALLO VDE-650 (AIMP XXI), 1990.

祇園精舎の鐘の声                    Des Gion-Klosters1 Glockenklang kündet
諸行無常の響きあり                   von der Vergänglichkeit allen irdischen Treibens.2
裟羅雙樹の花の色                    Der sāla-Bäume3 Blütenfarbe offenbart die Wahrheit,
盛者必衰の理を現す                   dass alles, was erblüht, welkt unaufhaltsam dahin.
驕れるもの久からず                   Auch der Mensch in seinem Hochmut lebt nicht lange:
只春の夜の夢幻の                    wie im Traume einer Frühlingsnacht das Trugbild,
  如くなり                           so flüchtig bloss ist sein Erscheinen.
          * * *                                       ***

時しも元暦元年の                    Es war zur Zeit des 1. Jahres der Ära Genryaku [1184],
如月七日の朝まだき                   im Morgendämmern des 7. Tages im 4. Mond.
源平須磨の争いに                    In der Schlacht der Genji gegen die Heike bei Suma4
平家の運は夕陽の                    glich der Heike Schicksal der Abendsonne
傾く中をひとしほに                   Untergang, und bei aller Tragik des Geschehens
物の哀れを留めしは                   lässt besondere Traurigkeit empfinden,
無官の太夫敦盛とこそ                  was von einem Edlen ohne Amt5 mit Namen
  聞こえけれ                           Atsumori wird erzählt.

去るほどに                       Gerade eben dachte
熊谷次郎直實は                     KUMAGAI Jirō Naozane 6:
名ある武将を討た                    „Gern würde ich mich mit einem namhaften
 ばやと                             Feldherrn schlagen!“
窺ううちに                       Und als er um sich schaute,

                                          4
渚の方沖あい目指す       entdeckte er am Strand einen Ritter, der aufs
 武者一騎                offene Meer hinaus enteilen wollte.

こはよき敵           „Dort, ein angemessener Gegner!
伿さじものと大音あげ      Er darf mir nicht entkommen!“ Und laut rief er:
それに落ちさせ給うは      „Ihr da, der Ihr zu entfliehen sucht!
平家方の御大将と見受けたり   Ein General der Heike scheint Ihr mir zu sein!
返させ給え、戻させ給え     Kehrt um! Kommt zurück!
おうい、おうい、と日の丸の   Heh, heh!“ Hoch hielt er den mit einem Sonnenkreis
扇を揚げて招きけり       bemalten Fächer7 und winkte ihn zu sich her.

呼ばれて敦盛せんかたなく    So angerufen, blieb Atsumori keine Wahl.
敵に後を見せまじと       „Zeige dem Feind nie deinen Rücken!“ heisst es ja.
白浪けたてて          Weiss schäumend wirbelten die Wellen hoch,
水際へ向けてぞ返しける     als er zurück ans Ufer ritt.

早くも岸に近づくを       Im Nu hatte er den Strand erreicht,
熊谷待ち受け          wo Kumagai ihn schon erwartete.
馬上ながらもむづと組み     Noch zu Pferde begann ein heftiges Ringen,
波打ち際にどうと落つ      und dumpf fielen ihre Körper in den Küstensand.

寄せては返す波の如       Beide Gegner, gleich dem Wellengang,
上よ下よともんだりけり     einmal oben, einmal unten, wälzten sich am Boden.

剛気の熊谷敦盛の        Als der überlegene Kumagai dem Atsumori
兜つかんで打見れば       den Helm wegriss und ins Gesicht ihm schaute,
思いもかけぬ十五六       da war es, völlig unerwartet, ein 15-16jähriger Knabe,
我子と同じ年頃に        im gleichen Alter wie sein eigener Sohn.8
熊谷哀れの身にしみて      Kumagai wurde da von Mitleid überwältigt;
助けんものと引き起し      er half dem Gegner auf die Beine.
駒に乗せんとする        Doch als aufs Pferd er ihn dann steigen lassen wollte -
 折しもあれ               genau in diesem Augenblick...

後の山の鯨波の声        ...ertönte von den Hügeln hinter ihnen Kampfgebrüll.
武蔵の国の熊谷は        „Kumagai, aus der Provinz Musashi!
敵を組敷きながら        Obwohl den Feind Du überwältigt hast,
今おめおめと助くるは      willst Du ihm nun dennoch schamlos helfen!?
必定逆心と覚えたり       Wenn Du so offensichtlich treulos bist
二心あらば           und Verräterisches sinnst,
熊谷共に討取れと        dann, Kumagai, töten wir auch Dich!“
呼び立てければ是非もなく    Bei diesem Zuruf blieb ihm keine Wahl.

許させ給え御首級        „Vergebt mir! Ich muss Euch nun enthaupten!
我は武蔵の国の住人       Ich bin ein Mann aus der Provinz Musashi

                             5
熊谷次郎直實に候と                       und heisse KUMAGAI Jirō Naozane“,
名のりて問えば敦盛は                      so stellte er sich vor,9 und Atsumori entgegnete ihm:
我は参議経盛が第三の子                     „Ich bin des Kanzler Tsunemoris10 drittes Kind,
無官の太夫敦盛なり                       der ‚Edle ohne Amt‘ mit Namen Atsumori.
御身に討たれ花と散る                      Von Euch enthauptet, wie ein Blütenblatt zu fallen -
宿世の縁嬉しやと                        das ist die Erfüllung meines Karma. Wie bin ich froh!“
覚悟の声に熊谷は                        Bei solch gefassten Worten ist Kumagai...

涙ながらにふり上げし                      ...den Tränen nah, als er zum Schlag nun ausholt,
太刀に哀れや磯千鳥                       mit seinem Schwert - o weh! Selbst der Regenpfeifer
泣くも悲しき須磨の浦                      Rufe hallen gramerfüllt über die Bucht von Suma.11

ANMERKUNGEN
1
    Name eines Klosters (skr. Jetavana-vihāra), das der reiche indische Kaufmann Sudatta
    einst für den historischen Buddha Sākyamuni und seine Jünger bei Srāvastī in Mittel-
    indien (Bihar) erbauen liess und das als das erste buddhistische Kloster gilt, in das sich
    Sākyamuni jedes Jahr während der dreimonatigen Regenzeit zurückzog.
2
    Im Gion-Kloster soll es eine „Mujōin“ 無常院 („Halle der Vergänglichkeit“) gegeben
    haben, die der Unterbringung kranker Mönche diente. In allen vier Ecken der Halle
    hingen Glocken, die von selbst zu klingen begannen, wenn die Atemzüge eines Sterben-
    den schwächer wurden.
3
    Indischer Salzharzbaum mit zwei Stämmen. Im Nirvāna-Sūtra heißt es, dass an den vier
    Ecken (= vier Himmelsrichtungen) des Totenbetts von Sākyamuni je ein sāla-Baum mit
    Doppelstamm wuchs. Als Sākyamuni verschied, soll plötzlich je ein Stamm der Bäume
    verdorrt sein und sich zur Mitte des Totenbetts hinabgeneigt haben.
4
    Bucht westlich der heutigen Stadt Kōbe in Westjapan; hier und im benachbarten
    Ichinotani-Tal wurde 1184 die erste der drei entscheidenden Schlachten zwischen den
    Heike und den Genji geschlagen. Nach ihrer Niederlage zogen sich die Heike in ihre
    Boote aufs offene Meer zurück.
5
    Titel eines jungen Adeligen am Kaiserhof, der noch kein besonderes Hofamt beklei-
    dete.
6
    Historische Figur, lebte 1141-1208. Diente zunächst den Heike als Krieger, war dann
    Heerführer bei den Genji.
7
    Ein Kriegsfächer, den Heerführer bei sich trugen, um ihren Soldaten während des
    Kampfes Zeichen geben zu können. Den zumeist roten Fächer schmückte in der Mitte
    ein goldfarbener Kreis (= Sonne).
8
    Kumagais Sohn Kojirō Naoie war in der vorangegangenen Schlacht, in der er sich zum
    ersten Mal als Krieger bewähren konnte, leicht verwundet worden.
9
    Nach Samurai-Sitte geben sich die Gegner im Kampf einander mit ihren Namen zu
    erkennen, bevor der Sieger den Besiegten tötet.

                                               6
10
     TAIRA no Tsunemori war der jüngere Bruder des mächtigen TAIRA no Kiyomori, des
     Oberhaupts des Heike-Clans.
11
     Die Bucht von Suma ist berühmt als Nistplatz der Regenpfeifer, einer Vogelart, deren
     gellende Rufe weithin zu hören sind.

2. Dan-no-ura「壇の浦 」(Die Entscheidungsschlacht bei Dan-no-ura)
      (mit begleitendem Flötenspiel)

Der Text der Ballade Dan-no-ura („Die Schlacht bei Dan-no-ura“) aus dem Reper-
toire von TSURUTA Kinshi stammt von MIZUKI Yōko und bildet eine Zusammen-
fassung der Kapitel 7-9 aus Buch 11 des Heike-monogatari, in denen die große
Entscheidungsschlacht zwischen den Heike und Genji geschildert wird, die im
Frühjahr 1185 auf der japanischen Inlandsee in der Bucht von Dan-no-ura (süd-
westlicher Zipfel der Hauptinsel Honshū, gegenüber von Kyūshū) stattgefunden hat.

Eine Klangaufnahme des Stücks mit UEDA Junko liegt vor auf der CD Junko Ueda:
Satsuma-biwa, ARION ARN 64577 (ethnomad Japon), 2002.

時こそ来れ                            Die Zeit war nun gekommen.
元暦二年三月二十四日の                      Im dritten Mond des Jahres Genryaku 2 (1185)
卯の刻に                             am 24. Tag zur Doppelstunde des Hasen (6 Uhr)
源平両軍船出して                         liefen die Kriegsboote der Genji und Heike aus.
壇の浦にて                            Bei Dan-no-ura1 sollten die ersten Pfeile fliegen,
矢合わせとぞ定めける                       so hatte man bestimmt.

兵船もろとも三千余艘                       Mit zusammen mehr als 3000 Kriegsbooten
平家の軍を囲まんと                        das Heer der Heike zu umzingeln,
あせり競いて突き進む                       rückte eilends diese eine große Truppe vor,
この一団ぞ義経の                         die, wie jeder wusste,
麾下なりと知られける                       unter Yoshitsunes2 Führung stand.

平家の先陣は                           In der Heike ersten Schlachtreihe
九国一の強の者                          stand der tapferste Kerl der Neun Provinzen3,
山鹿の兵藤次秀遠の精兵                      der Yamaga no Hyōdōji Hidetō,
五百余艘                             mit Elitetruppen auf mehr als 500 Booten.
二陣は松浦党                           Die zweite Schlachtreihe bildete die
三百余艘                             Matsuura-Sippe4 auf mehr als 300 Booten.
平家の公達                            Der Heike Edelleute,
二百余艘で                            auf mehr als 200 Booten,
三陣に続きたり                          folgten in der dritten Schlachtreihe.

速潮にのる源氏の軍船                       Da der Genji Kriegsboote, die Frühflut nutzend,

                                              7
またたくうちに平家方の                     nach kurzer Zeit schon mitten ins Zentrum
真只中を突き破れば                       der Heike-Reihen durchgebrochen waren...

敵も味方も入り乱れ                       ... gerieten Feind und Freund wild durcheinander.
さしもの瀬戸も船に覆われ                    Die breite Inlandsee, sie war mit Booten nur so
落葉浮かぶる川波の                       übersät - abgefallenen Blättern gleich, die auf den
網代に寄する如くなり                      Wellen der Flüsse treiben und an Bambusreusen
                                      sich verfangen.
[...]                           [...]

二位殿は帝を抱き奉り    Nii-dono, die Kammerfrau im zweiten Rang,
                    nimmt den [jungen] Kaiser5 in die Arme.
「君は万乗の主と生まれさせ „Ihr seid zum Herrscher über alle Welt
給えども          in dieses Leben hineingeboren,
御運すでにつきさせ給いぬ  doch Euer Schicksal hat sich schon erfüllt.
西方浄土の来迎に与らんと  Bereitet zum Empfang im Reinen Land
  思召し               des Westens6 nun Eure Seele vor.
はやはや御念仏唱え給え   Lobpreiset rasch den Namen Buddhas7!
浪の下にも都の候ぞと    Auch unter den Wellen des Meeres wird es eine
                    Kaiserstadt für Euch geben!“
幼き帝もろともに      Und gemeinsam mit dem Knabenkaiser
千尋の海へぞ入り給う    stürzt sie sich ins unermesslich tiefe Meer.

ANMERKUNGEN
1
    Bucht an der Südspitze der japanischen Hauptinsel Honshū, an der Meerenge zur Insel
    Kyūshū.
2
    MINAMOTO no Yoshitsune (1159-1185), der große Heerführer der Genji. Er leitete die
    entscheidenden Feldzüge gegen die Heike.
3
    Meint Kyūshū, die große Insel im Süden Japans, die ursprünglich in neun Provinzen
    untergliedert war.
4
    Sippe, die in der Provinz Hizen (der heutigen Präfektur Nagasaki) auf Kyūshū ansässig
    war.
5
    Der von den Heike unterstützte Kaiser Antoku war zu jener Zeit erst acht Jahre alt.
6
    Meint das buddhistische Paradies Sukhāvatī.
7
    Meint die Gebetsformel Namu Amida Butsu (Heil sei Dir, Amida-Buddha), mit der in der
    Stunde des Todes der Erlöserbuddha Amida (sk. Amitābha, Buddha unermesslichen
    Glanzes) um Gnade und Beistand angerufen wird.

                                              8
3. Yoshitsune「義経」(Yoshitsune auf der Flucht)

MINAMOTO no Yoshitsune (auch Hōgan genannt) hat als Heerführer der Genji in der
Seeschlacht bei Dan-no-ura (1185) die gegnerischen Heike vernichtend geschlagen.
Sein Halbbruder Yoritomo, eigentliches Oberhaupt der Genji-Sippe begründet in
Kamakura eine neue Regierung des Landes. Er neidet Yoshitsune den Ruhm des
Siegers und argwöhnt, dieser wolle ihm die Vorherrschaft streitig machen. Schliess-
lich gibt er Befehl, Yoshitsune festzunehmen und zu töten. Yoshitsune gelingt es
jedoch mit seinen Getreuen, angeführt von dem Krieger und yamabushi-Mönch
Musashibō Benkei, zu fliehen.
   Die Erzählung dieser Flucht, die dann in Nordjapan mit dem Tod Yoshitsunes
endet, gehört nicht eigentlich mehr zum Heike-Epos, nimmt aber auf dieses
vielfältig Bezug. Die Biwa-Rezitatorin TSURUTA Kinshi (1911-1995) hat drei der
bekanntesten Episoden der abenteuerlichen Flucht nach Texten von MURAKAMI
Genzō zu dem Epengesang Yoshitsune zusammengefasst.
   Die erste Episode ist auch unter dem Titel Funa Benkei (Benkei auf dem Boot)
berühmt und schildert eine Überfahrt über die japanischen Inlandsee. Bei
Daimotsu-no-ura gerät das Boot in ein Unwetter. Aus dem dunklen Meer tauchen,
angeführt von TAIRA no Tomomori, die Totengeister der Heike-Krieger auf, um an
Yoshitsune Rache zu nehmen. Benkei, der als Yamabushi-Mönch über magische
Fähigkeiten verfügt, gelingt es schließlich mit einem exorzistischen Ritual, die
Geister zu bannen.
   Die zweite Episode, Yoshino Shizuka (Shizuka in Yoshino), handelt vom schmerz-
lichen Abschied Yoshitsunes von seiner Geliebten, der schönen shirabyōshi-Tänzerin
Shizuka, die er auf seiner beschwerlichen und gefährlichen Flucht nicht mitnehmen
kann.
   Die dritte Episode Ataka (Am Grenzposten von Ataka) schliesslich berichtet von
einem Vorfall an der Grenzstation Ataka (in der heutigen Präfektur Ishikawa).
Togashi, der Grenzwärter, glaubt in einem der als Yamabushi-Priester verkleideten
Passanten den gesuchten Yoshitsune erkannt zu haben. Um die Situation zu retten,
beschimpft und schlägt Benkei seinen Herrn in aller Öffentlichkeit, eine
unglaubliche Tat, die Togashi letztendlich grossen Respekt abnötigt und ihn dazu
bewegt, Yoshitsune und sein Gefolge weiterziehen und ihre Flucht nach Nordjapan
fortsetzen zu lassen.

Eine Klangaufnahme des Stücks mit UEDA Junko liegt vor auf der CD Junko Ueda: Satsuma-
biwa, ARION ARN 64577 (ethnomad Japon), 2002.

「船弁慶」                        (1) Benkei auf dem Boot

雲を巻いて荒れ狂う                    Wolken türmt er auf und wütet heftig,
大西風に浪たちて                     der mächtige Westwind lässt die Wellen hochschlagen,
船は木の葉の如くなり                   das Boot tanzt wie ein Blatt auf dem Wasser.

                                          9
壇の浦にて滅びける        Die Rachegeister des Heike-Clans,
平家一門の怨霊が         der bei Dan-no-ura vernichtet worden war,
奈落 の底へ義経を        versammeln sich in Scharen, um Yoshitsune
引ったてんものと群れ集い     in den Abgrund herabzuziehen,
波に浮かびて出でたるぞや     und aus den Wellen tauchen sie nun auf!

「抑もこれは           „Merkt auf: Ich hier bin des Kaisers Kammu1
桓武天皇九代の後胤        Abkömmling in neunter Generation,
平の知盛が怨霊なり」       der Rachegeist des TAIRA no Tomomori!“

「たとい怨霊恨みをなすとも    „Auch wenn die Rachegeister grollen,
そもなにごとのあるべきぞ」と   was können sie uns schon anhaben!“ So spricht
弁慶数珠を押しもんで       Benkei, doch obgleich er die Gebetskette reibt
五大明王唱えつつ         und die Fünf Großen Lichtkönige um Beistand bittet,
「押せや者ども漕ぎのけよ」と   brüllt er: „Los, Kameraden, rudert fort von hier!“
陸路のかたへ寄せんとすれど    Und als sie sich bemühen, dem Land näherzukommen,
なお怨霊はたち現われ       tauchen noch mehr Rachegeister auf,
前後を忘ずるばかりなり      so dass sie nicht mehr vor und zurück wissen.

「吉野静」            (2)   Shizuka in Yoshino

やがて波風おさまりて       Bald legt sich der Wind und glätten sich die Wellen.
義経主従ようように        Und Yoshitsune und sein Gefolge erreichen endlich
吉野の峰に入りにける       die Hügel von Yoshino.

判官静を召し給い         Der Hōgan [= Yoshitsune] lässt Shizuka zu sich rufen.
「我れこの度思わずも       „Unvermutet habe ich mir vor kurzem
言い甲斐なき者の讒により     durch die Verleumdung einer bösen Kreatur
兄頼朝の怒を買い         den Zorn meines Bruders Yoritomo zugezogen.
住むに家なき身となりぬ」     Nun muss ich unbehaust umherziehen.“

「大峰山は古くより        „Der Ōminesan2 ist seit alters her ein Berg,
女人禁制の山と聞く        zu dem Frauen keinen Zutritt haben, so höre ich.
そなたを伴い行かぬこと      Daher kann ich dich nicht mitnehmen,
かえすがえすも無念なり      was mich tief betrübt.
ひそかに吉野を逃れでて      Fliehe heimlich aus Yoshino und
時節を待てと菊の酒        warte auf bessere Zeiten!“ Und Chrysanthemenwein3
酌み交わしてぞ別れ行く      trinken sie gemeinsam und gehen dann auseinander.

「安宅」             (3)   Am Grenzposten von Ataka

霞に包む旅ごろも         Von Nebel eingehüllt im Reisegewand,
追われ追われて加賀の国      verfolgt und gejagt durch die Provinz Kaga4, erreichen

                            10
山伏姿の十二人                         die zehn Männer in Gestalt von yamabushi-Mönchen
富樫の守る安宅の関                       den von Togashi bewachten Grenzposten bei Ataka.
弁慶いとも厳かに                        Benkei hat sehr feierlich
勧進帳を読み上げて                       die Spendenliste verlesen,5
通らんとせし折しもあれ                     doch als man dann passieren will:
「如何にそれなる強力                      „Heda, Träger dort,
止まれ」とこそ                         stehengeblieben!“ So heisst es da.

「すわ我君を怪しむは                      „O Himmel, man verdächtigt unseren Herrn!
一期の浮沈極まりぬ」                      Die Wechselfälle eines Lebens enden nie.“

これまでなりと弁慶は                      Benkei, der so weit gekommen ist, [ruft]:
「あら腹立たしや                        „Ach, wie ärgerlich!
僅かばかりの笈を負い                      Nur wenig Gepäck trägt er, doch
後へ引き下がればこそ怪しむぞ                  weil er zurückhängt, bringt er uns in Verdacht.
いで物見せてくれんず」と                    Na, ich werde es dir schon zeigen!“
金剛杖を振り上げて                       Und er holt mit dem kongōzue-Stab6 aus und
強力姿の判官を                         schlägt auf den als Träger verkleideten Hōgan
はっしはっしと打ち据えたり                   mehrfach heftig ein.

富樫見てとり弁慶の                       Togashi versteht und ahnt, was Benkei
心の中を推し量り                        tief in seinem Herzen fühlt.
「我ら近頃あやまって候                     „Wir haben Euch soeben verdächtigt,
はやはや通り候え」と                      doch nun solltet Ihr schnell passieren!“
覚悟を極めて見逃しける                     Er fasst seinen Entschluss und lässt Nachsicht walten.

虎口を逃れし判官は                       Der Gefahr entronnen, ergreift der Hōgan
武蔵坊の手を取りて                       die Hand des Musashibō (Benkei).
「御身のやむなき振るまいを                   „Was Dein unvermeidliches Verhalten anlangt,
いかで恨みに思うらん」                     wie kann ich da Groll gegen Dich hegen!“
その言の葉の嬉しさに                      Über solche Worte erfreut,
流石に猛き弁慶も                        kann selbst ein unerschrockener Krieger wie Benkei
ただひれ伏してむせび泣く                    nicht anders, als sich zu Boden werfen und weinen.

如月の空                            Wie der Himmel im 2. Monat Kisaragi,
まだ明けやらぬ心地して                     so sind auch ihre Gefühle noch nicht aufgehellt.
みちのくさして落ちて行く                    Nach Michinoku7 fliehen sie, Herr und Gefolge,
主従をしのぶ松しぐれ                      verdeckt von Kiefernbäumen und dem feinen Regen.

ANMERKUNGEN
1
    Das höfische Adelsgeschlecht der Taira (Heike) führte seinen Ursprung auf Kaiser
    Kammu (reg. 781-806) zurück.

                                             11
2
    Gebirgskette in Yoshino (Nara-Präfektur), die seit alters her als zentraler Wallfahrtsort
    der Anhänger des Shugendō gilt, einer synkretistischen Volksreligion, die einem Berg-
    kult besondere Bedeutung beimisst. Die auch Yamabushi (wörtl. „die sich in die Berge
    niederlegen“) genannten Mönche suchten sich in heiligen Bergen durch Übungen über-
    natürliche Kräfte zu verschaffen.
3
    Ein kostbarer Reisweis, der bei besonderen Anlässen (z.B. beim Abschied) getrunken
    wird.
4
    Entspricht der heutigen Präfektur Ishikawa.
5
    Um dem Grenzwächter Togashi zu beweisen, dass sie tatsächlich Yamabushi-Priester
    sind, die durchs Land ziehen, um Spenden zu sammeln, hat Benkei spontan improvisiert
    und aus einer (eigentlich nicht vorhandenen) Spendenliste vorgelesen.
6
    Der Pilgerstab der Yamabushi-Priester. Die Bezeichnung Kongō- (skt. vajra) nimmt
    Bezug auf ein zentrales Ritualgerät und Symbol des esoterischen Buddhismus.
7
    Alte Bezeichnung der Tōhoku-Region in Nord-Japan.

Lyrisches Satsumabiwa-Stück auf einen Text aus dem höfischen
Roman Genji-monogatari
(Text und Komposition: UEDA Junko)

4. Murasaki-no-ue「紫の上」(Die unglückliche Liebe des Mädchens
     Murasaki)
     (mit begleitendem Flötenspiel)

Der berühmte höfische Roman Genji-monogatari, zwischen 1004 und 1011 von der
Hofdame Murasaki Shikibu geschrieben, erzählt die Geschichte des Prinzen und
Frauenhelden Genji. Eine der vielen amourösen Erzählungen betrifft das junge
Mädchen Murasaki, das im Roman mehrfach erwähnt wird. Im Kapitel „Der Sakaki-
Baum“ (Buch II) findet sich in der Übersetzung von Oscar Benl diese Passage:

    (...) Und da beneidete Genji die Mönche, und er begriff nicht, warum er sich nicht
    längst schon so wie sie von der Welt abgekehrt hatte. Im selben Augenblick fiel ihm
    aber die kleine Murasaki ein – ach, wie schwächlich war doch sein Herz! Es bedrückte
    ihn dann, dass er schon so lange von ihr getrennt war, und so schrieb er ihr öfter.
       „Ich kam hierher“, hieß es in einem dieser Briefe, „weil ich es einmal versuchen
    wollte, ob ich überhaupt imstande sei, mich von der Welt abzuwenden und Buddhas
    Pfad zu wandeln, aber mein Leid ist untröstlich, und mein Kummer nimmt täglich zu.
    Ich habe hier noch einiges zu erfragen und bleibe daher noch eine Weile. Wie mag es
    Euch inzwischen ergehen?“ Er pinselte diese Worte leichthin auf Michinokuni-Papier,
    aber es sah wunderschön aus. Voll zärtlichen Gefühls fügte er noch dieses Gedicht
    hinzu:

                                              12
„Ich ließ Euch zurück
         in einer Hütte aus Schilf
         und flüchtigem Tau,
         nun ängstige ich mich um Euch,
         da es von allen Seiten stürmt.“

  Murasaki weinte, als sie das las, und sie antwortete ihm auf weißem Papier:

         „Wehet der Wind,                             風吹けば
         verwirrt sich zunächst                       まづぞ乱るる
         das im Tau des                               色変はる
         vergilbenden Schilfgrases                    浅茅が露に
         hängende Spinnennetz!“1                      かかるささがに
           [1 Sinn: Ich bin in Sorge, weil Euer Herz so veränderlich wie der Wind ist.]

    „Immer hübscher wird ihre Schrift“, murmelte Genji vor sich hin, während er das las,
  und er lächelte bewundernd. Weil sie einander viele Briefe schickten, glich ihre Hand-
  schrift sehr der seinen, doch die ihre besaß noch weibliche Anmut dazu. Er war stolz,
  dass sie in allem so seine Erwartungen erfüllte.
  (Die Geschichte vom Prinzen Genji, aus dem Original übersetzt von Oscar Benl, 2 Bde.,
  Zürich: Manesse, 1966, Bd. 1, S. 334f.)

UEDA Junko hat sich für ihre Komposition auf diese Passage bezogen, das waka-
Gedicht des Mädchens Murasaki zum Ausgangspunkt genommen und textlich eigen-
ständig weitergesponnen.

  風が吹いて                                Wehet der Wind,
  色が変わる                                geraten die im Tau auf dem
  浅茅(あさじ)の                             verwelkenden Schilfgras
  露にかかる蜘蛛の                             hängenden Fäden des
  糸の乱るる。                               Spinnennetzes durcheinander.

ひとり鏡を見つめながら                        Während ich mich alleine im Spiegel anstarre,
いつお帰りになるのですか。                      frage ich mich: Wann wirst Du zurückkehren?

風の声を聞く夢を見てる                        Ich träume, die Stimme des Windes zu hören.
露の命のよう恋しい。                         Mein Leben ist wie das des flüchtigen Taus.
                                         Ich sehne mich nach Dir.

風に乱るるは私の恋                          Der Wind hat ganz verwirrt meine Liebe.
露の命のよう恋しい。                         Mein Leben ist wie das des flüchtigen Taus.
                                        Ich sehne mich nach Dir.

                                                 13
Die Ausführenden

UEDA Junko 上田純子
wurde in Tokyo geboren. Sie studierte den Epengesang mit Begleitung der Satsumabiwa
bei TSURUTA Kinshi (1911-1995), der Gründerin des Tsuruta-Zweigs der Satsumabiwa-
Stilrichtung, und buddhistischen Shōmyō-Ritualgesang nach der Tradition der Tendai-
Schule bei EBIHARA Kōshin. Zusätzlich absolvierte sie ein Kompositionsstudium am Tokyo
College of Music bei ARIMA Reiko, YUASA Jōji und IKENO Sei. Sie war Mitglied des Gagaku-
Ensembles „Reigakusha“ und beteiligte sich an dessen vom Nationaltheater Tokyo
organisierten Projekt, rekonstruierte Musikinstrumente aus dem Kaiserlichen Schatzhaus
Shōsōin (8. Jh.) in der musikalischen Aufführungspraxis der Gegenwart neu zu etablieren.
   UEDA Junko lebt seit rund 30 Jahren hauptsächlich in Europa, wo sie in Konzerten und
bei Musikfestivals den Epengesang mit Biwa-Begleitung, aber auch den buddhistischen
Shōmyō-Gesang präsentiert. Ihre in den letzten Jahren erschienenen CDs „L’épopée des
Heike“ (CD650 VDE/AIMP Geneva) and „Satsuma Biwa“ (ARN64577 Arion, Paris/Ethnomad,
Geneva) wurden mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Grand Prix du
Disque, Academie Charles Cros, Paris und dem Choc Le Monde de la Musique, Paris. Ihre
Solo-CD mit Shōmyō-Gesängen der Tendai-Schule erschien unter dem Titel ‘Meditative
Flowers’ beim eigenen Label E-records (Granada, Spanien).
   Darüber hinaus wirkt UEDA Junko bei Werken zeitgenössischer Komponisten und bei
Projekten der musikalischen Improvisation mit. Sie arbeitete mit Komponisten wie Jean-
Claude Eloy, Qu Xiaosong, NAITŌ Akemi, HARADA Keiko und Daryl Jamieson und spielte
zusammen mit Yo-Yo Ma, Peter Kowald, dem niederländischen Nieuw Ensemble, Chen
Ying-Hsueh und Lê Quan Ninh. Auch hat sie sich auf die Stücke für Biwa des Komponisten
TAKEMITSU Tōru (1930-1995) spezialisiert. Seit 1988 tritt sie weltweit (Europa, Asien,
Nord- und Südamerika) mit dem niederländischen Flötisten Wil Offermans als „Duo Ueda
Offermans“ auf, das u.a. die CD „How to Survive in Paradiese“ (CD732 VDE-Gallo Swiss)
veröffentlicht hat. Auch als Produzentin von internationalen Musikprojekten ist UEDA
Junko hervorgetreten, z.B. von „12xHolland“ und „Body & Soul Xperience Caravan“.
HP: https://www.junkoueda.com/

Wil Offermans
schloss 1983 sein Studium am Brabants Conservatory, Holland, in klassischer Flöte (bei
Cecilia Oomes, Lucius Voorhorst und Raymond Delnoye) und in Musikimprovisation (bei
Willem Kühne) ab. 1982 unternahm er eine Studienreise durch die USA und arbeitete mit
zahlreichen Flötisten wie Robert Dick, Leone Buyse, James Newton und Hubert Laws.
1985/86 tourte er mit seinem Solo-Flöten-Projekt „Round About 12.5“ weltweit durch 18
Länder (in Europa, Afrika, Asien, Nord- und Südamerika) und nutze die Gelegenheit, vor
Ort auch die traditionellen ethnischen Flöten zu studieren. Er konzertierte mit Musikern
wie SAITŌ Kazushi, SAITŌ Tetsu, TAKAGI Mototeru, SATŌ Michihiro, SAWAI Kazue, KOSUGI
Takehisa, Llorenc Barber, Paul Termos, Jack Palinckx. Mit UEDA Junko (Biwa und Gesang)
konzertierte er in vielen europäischen Ländern, aber auch in den USA und Kanada, Japan,
Singapur, Hong Kong, Kolumbien und Indonesien. Will Offermans wurde 2002 mit dem
Kuiper Prize der Dutch Flute Society ausgezeichnet. 2014 komponierte er für das
Jubiläumskonzert der Dutch Flute Academy von Emily Beynon das spektakuläre „Eternal
Winds“ für 500 (!) Flöten.
HP: https://www.wiloffermans.com/

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Junko Ueda © Junko Ueda

                          Wil Offermans © Wil Offermans

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© Texte, Übersetzungen und Edition: Heinz-Dieter Reese
                   November 2021

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