Zeitschrift für die Öffentlichen Büchereien Tirols 1.21 - Universität Innsbruck
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Impressum Das LESEZEICHEN wird mit Unterstützung des Amtes der Tiroler Landesregierung - Abt. Kultur und der Universitäts- und Landes- bibliothek Tirol für Mitarbeiter/innen des öffentlichen Büchereiwesens herausgegeben. Es dient als Hilfsmittel im Sinne des Mediengesetzes § 50. Herausgeber: Universitäts- und Landesbibliothek Tirol, Innrain 50, 6020 Innsbruck Redaktion & Layout: Susanne Halhammer, Daniela Oberacher ulb-buechereien@uibk.ac.at, Tel: +43 512 507 2421 Druck: Ablinger & Garber, Hall in Tirol Foto: Vordere Umschlagseite: Pixabay
Museumstag RegionaItagung (online) Buchtipp S. 8 S. 12 S. 13 Inhalt Editorial 4 Aktuelles aus den Büchereien (Zams) 5 Nachruf - Tanja Lotz, Bücherei Ehrwald 7 Museumstag 8 Aktuelles aus der Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) 10 Regionaltagungen (online) 12 Buchtipps 13 Save the Date - Tiroler Büchereitag 15 Ausbildung: Regionale Einführung in die Bibliothekspraxis (REB) 16 Aus- und Fortbildung Frühjahr 2021 17 3
Editorial „Ein Raum ohne Bücher ist wie ein Körper ohne Seele.“ Cícero Die Bibliothek als genau dieser Raum und das gewohnte „Bücherei-Ambiente“ haben der Leserschaft in den letzten Monaten mit Sicherheit oft sehr, sehr ge- fehlt. Und auch 2021 bleibt das Corona-Virus anscheinend ein treuer Begleiter unseres Alltags. Mit der eingeschränkten Öffnung der Bibliotheken Anfang Februar wurde zu- mindest wieder ein positives Signal gesetzt – der hohe Stellenwert dieser Einrich- tungen hat sich ja in dieser Krise wiederholt und in unterschiedlichsten Facetten gezeigt. Unterschiedlich sind auch wieder die Beiträge im aktuellen Lesezeichen: Der Bo- gen spannt sich vom Bericht der virtuellen Regionaltagungen über Buchtipps bis hin zum Hinweis auf die „Regionale Einführung in die Bibliothekspraxis“, die wir in diesem Jahr wieder abhalten wollen. Einen guten Start ins Frühjahr, alles Gute und Gesundheit wünschen Euch Susanne und Christian 4
Aktuelles aus den Büchereien B A Bücherei Zams Daniel Wisser in Zams Der erste öffentliche Auftritt des Buchpreisträgers Daniel Wisser seit dem Corona-Lockdown fand am Samstag, 12. September 2020 in der Bücherei Zams statt. Der Autor begeisterte zahlreiche interessierte Zuhörer*innen mit einer packenden Lesung aus seinem Roman „Königin der Berge“ (für den er 2018 mit dem österreichischen Buchpreis ausgezeichnet wurde) und ging ausführlich auf die Fragen aus dem Publikum ein. Bei sommerlichen Temperaturen wurde anschließend noch im Freien – mit Corona-Abstand - ausgiebig gefachsimpelt. Dabei ließen sich die Besucher*innen - wie Robert Turin, der Protagonist des Romans - nicht wenige Gläser Grünen Veltliner schmecken. Büchereileiterin Sigrid Ehrlich mit ihrem Mann Robert entführte Daniel Wisser am Sonntag frühmorgens noch auf einen Abstecher auf den heimischen Krahberg (leider zu Beginn noch im Nebel), bevor ihn seine Reise am späten Vormittag weiter nach Innsbruck führte. Danke, Daniel Wisser, für den gelungenen Abend in Zams! Wir freuen uns auf die geplante Bühnenfassung von „Königin der Berge“ am Landestheater Innsbruck ab Jänner 2021 und auf sein neues Buch „Wir bleiben noch“ (das voraussichtlich im Frühjahr 2021 erscheinen wird). 5
5 Jahre im Riefengebäude: Die Bücherei Zams feiert (noch nicht) Ein großer Festreigen mit zahlreichen Veranstaltungen war geplant für die 5-Jahr-Feier der Bücherei Zams in den neuen Räumlichkeiten im Riefengebäude. Geblieben sind Stornierungen von Veranstaltungen, beschränkter Zutritt während der Öffnungszeiten, Abstand und Mund-Nasen-Schutz. Was auch bleibt, ist die Tatsache, dass die Bücherei seit der Übersiedlung vor 5 Jahren sich in einem wahren Höhenflug befindet und allen Unkenrufen zum Trotz (und mit einem sehr kleinen Team) in allen Bereichen enorme Zuwächse verzeichnen kann: Massiv ausgeweitete Öffnungszeiten, mehr als Verdoppelung des Medienbestandes, fast Verdreifachung der Nutzerzahlen, Vervielfachung der Entlehnzahlen, zahlreiche Veranstaltungen, neue Homepage, WebOPAC. Jetzt heißt es abwarten, bis wieder halbwegs normale Veranstaltungen möglich sind und sich die Bücherei der Öffentlichkeit präsentieren kann – vielleicht werden es 55 Monate dann im Frühjahr 2021!? Sonderöffnung vor dem Lockdown Mit dem neuerlichen Lockdown ab 17. November 2020 hat die Bücherei Zams nicht einfach ihre Pforten geschlossen, sondern in einem gemeinsamen Kraftakt des Büchereiteams – so etwas geht bei ehrenamtlich Engagierten! – ganz spontan äußerst großzügig bemessene zusätzliche Öffnungszeiten eingeführt und vor allem über die sozialen Medien verbreitet: Den ganzen Sonntagnachmittag und am Montagnachmittag bis in den Abend hinein konnten sich unzählige Familien noch mit Medien für die Ausgangssperre eindecken. Insgesamt gelang es uns, noch vor der Schließung über 1.000 Medien zusätzlich „unters Volk“ zu bringen, eine Medienbeschränkung gab es dieser Tage selbstverständlich nicht. Und die wenigen, die es nicht mehr geschafft haben, selbst in die Bücherei zu kommen, können wieder auf den (schon im ersten Lockdown im Frühjahr) bewährten Lieferservice der Bücherei zurückgreifen. Text u.Foto: Sigrid Ehrlich, Bücherei Zams 6
Nachruf Bücherei Tanja Lotz, Bücherei Ehrwald Geboren am 24.6.1943 in Breslau, verstorben am 17.2.2021 im Krankenhaus in Garmisch-Partenkirchen an einem Herzinfarkt. Sie hatte ein sehr ereignisreiches Leben hinter sich: 1945 - Flucht mit ihrer Mutter nach Leipzig. Nach einigen Jahren ein Fluchtversuch aus der DDR über Berlin nach Westdeutschland, der allerdings misslang. Danach wurde ihre Mutter, die als Lehrerin tätig war inhaftiert, und Tanja kam in ein Kinderheim. Einige Jahre später gelang ihnen die Flucht nach Westberlin und sie lebten dann in der Nähe von Heidelberg. Nach ihrer Scheidung, nach 25jähriger Ehe, war sie sehr viel auf Reisen, unter anderem mit ihrer Harley durch Amerika. Ende der 1990 Jahre lernte sie Ehrwald kennen und entschloss sich nach kurzer Zeit, ihren Wohnort nach Österreich zu verlegen. Tanja war seit 2006 Mitarbeiterin der Öffentlichen Bücherei Ehrwald. Nach dem Besuch eines Lesekreises, hatte sie sich zur Mitarbeit in unserer Bücherei entschlossen. Sie war sehr engagiert und sehr belesen. Ihre kleine Bibliothek zu Hause war gut bestückt, vor allem im klassischen Bereich. Sie organisierte für den Leserkreis so mache Kulturreise: Auf den Spuren von Hermann Hesse in Calw, Anette von Droste-Hülshoff in Meersburg am Bodensee, Salzburg – Theatervorstellung HIOB und zeigte uns ihre spätere Heimat Heidelberg. 2009 hat sie die Ausbildung zur ehrenamtlichen Bibliothekarin absolviert und war sehr angetan von ihrem Aufenthalt im Bildungszentrum in Strobl. Sie war eine engagierte und kollegiale Mitarbeiterin, die wir sehr vermissen werden. In diesen Jahren der gemeinsamen Büchereiarbeit habe ich eine Freundin gewonnen, mit der ich viele gemeinsame Erlebnisse verbinde. Leb wohl Tanja, wir werden dich nicht vergessen. Text und Foto: Rosmarie Schöpf, Bücherei Ehrwald 7
Museumstag M Museum bewegt - Euregio Museumsjahr 2021 2021 steht in Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino ganz im Zeichen der Museumslandschaft. Eine Vielzahl an Museen ist dem Aufruf der Euregio gefolgt, Projekte zum Thema „Transport – Transit – Mobilität“ einzureichen. Die ersten Ergebnisse können bereits ab März besichtigt werden. Bis zum Jahresende erwartet die Museumsbesucherinnen und -besucher eine breite Palette an Ausstellungen und Veranstaltungen in den drei Ländern. Als Ende 2019 die Entscheidung fiel, ein Themenjahr zur Mobilität auszuschreiben, konnte noch niemand wissen, dass nur wenige Monate später weltweit ein Motto gelten sollte: Mobilität einschränken, Kontakte reduzieren. Der Vielzahl an Projekteinreichungen aus Tirol, Südtirol und dem Trentino tat dieser Umstand keinen Abbruch. Sciher ist, dass die Museen gemeinsam gemeinsam viel bewegen können. 38 Projekte, die von Ausstellungen über Kurzfilme bis hin zu Interventionen im öffentlichen Raum reichen, werden begleitet von einem reichhaltigen Rahmenprogramm. Sie werden durchgeführt von über 60 Museen und sind an etwa 70 Standorten in der gesamten Europaregion zu sehen. Von der Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur … Gleich mehrere Museen beleuchten die vielfältigen Auswirkungen, die die verkehrstechnische Erschließung in der Vergangenheit hatte und welche Antworten wir heute auf deren Folgen finden. In Tirol drehen sich einige Ausstellungen um das Thema Eisenbahn, etwa in Lienz, Jenbach, Oberhofen und Innsbruck. Die Tiroler Landesmuseen widmen sich im Zeughaus und im Tiroler Volkskunstmuseum dem Eisenbahnbau im 19. Jahrhundert. Viel weiter zurück reicht die Geschichte einiger Straßenverbindungen, 8
die im Museumsjahr in den Fokus rücken. Schloss Landeck widmet sich mit Partnermuseen in Südtirol der wichtigsten Nord-Süd-Achse in römischer Zeit: der Via Claudia Augusta. Mehr über die Geschichte der Timmelsjochstraße erfahren Besucherinnen und Besucher im Museum HinterPasseier, das Ballhaus Imst macht die Straßenverbindung ins Lechtal zum Thema. Welche Auswirkungen Mobilität in Zeiten einer Seuche auf unsere Gesundheit hat, erfahren wir nicht erst in diesen Tagen. Das Prokulusmuseum in Naturns und die Casa de Gentili in Sanzeno zeigen die verheerenden Folgen der Pest im Durchzugsland Tirol zur Zeit des Dreißigjährigen Kriegs. Weitere Ausstellungen widmen sich etwa der Veränderung des Dialekts, dem fahrenden Volk der Jenischen, dem Transport von Waren in den Bergen und zu Ötzis Zeiten, dem industriellen Bergbau, historischen Fortbewegungsmitteln und – nicht zuletzt – den Auswirkungen, die der Tourismus auf Tirol hatte und nach wie vor hat. Das Euregio Museumsjahr findet 2021 zum ersten Mal statt. Es ist eine gemeinsame Initiative der Museen in der Europaregion und wurde aus einem Bedürfnis geboren, das auf den jährlich stattfindenden Euregio Museumstagen verstärkt geäußert wurde: bessere Vernetzung und stärkerer Austausch von Wissen, Ressourcen und Kompetenzen innerhalb und zwischen den Regionen. Einerseits ist das Euregio Museumsjahr ein Ergebnis dieses Wunsches und es ist ein Angebot an die Bewohnerinnen und Bewohner der Europaregion, intensiv in das reichhaltige kulturelle Erbe der Region einzutauchen. Andererseits ist das Euregio Museumsjahr ein Versprechen: Die neuen Netzwerke, die in der Entwicklungsphase zwischen den Museen geknüpft werden, haben das Potenzial, produktiv und nachhaltig auf die zukünftige Zusammenarbeit zu wirken. Das Euregio Museumsjahr 2021 startet mit einem Auftaktwochenende am 29./30. Mai in Innsbruck. Bereits ab März sind die ersten Ausstellungen zugänglich. Weitere Informationen: 2021.europaregion.info (ab Mitte März) Land Tirol, Abt. Kultur; Design: Lupo Burtscher 9
Aktuelles aus der ULB A Tirolensie des Monats Als Universitäts- und Landesbibliothek legen wir ein großes Augenmerk auf die Erschließung und Präsentation der Tiroler Literaturlandschaft sowie auf Medien, die Tirol zum Inhalt haben bzw. inhaltlich berühren. Ein Mittel dazu ist unsere „Tirolensie des Monats“, die sich mit meist aktuell erschienenen Büchern aus Nord-, Ost- und Südtirol beschäftigt. Ursprünglich ini- tiiert von Helmuth Schönauer, hat sich diese Buchvorstellung an der ULB Tirol seit Jahren etabliert und wir möchten sie ab sofort auch im „Lesezeichen“ präsentie- ren, um so vielleicht auch den einen oder anderen literarischen Tipp zu geben… Der Stuibenfall: kleine Kulturgeschichte eines Naturdenkmals „Unaufhörlich reißt der Wind mitten aus den Wirbeln des Falls den aufgelösten Wasserdampf und schleu- dert ihn auf die Wipfel der Tannen.“ Heinrich Wenzel beschreibt in seinen „Reiseskizzen aus Tyrol und dessen Nachbarschaft“ aus dem Jah- re 1837 den wohl bekanntesten Wasserfall Tirols in eindrücklichen Worten. Ein Wasserfall, der erst im 19. Jahrhundert, als die Alpen mehr und mehr durch Wis- senschaft und Fremdenverkehr erforscht, erkundet und entdeckt werden, in Lite- ratur, Kunst sowie in Reisebeschreibungen auftaucht. Walter Falkner hat sich in seinem aktuellen Werk, erschienen im StudienVerlag, eingehend mit dem Stuibenfall und seiner Geschichte beschäftigt und dabei ein informatives, wunderschön bebildertes Werk geschaffen. So präsentiert sich das imposante Ötztaler Naturdenkmal in zahlreichen künst- lerischen Darstellungen wie Aquarellen, Ölbildern oder „Correspondenzkarten“, ergänzt durch ausführliche Informationen zur touristischen und wirtschaftlichen 10
Geschichte des Wasserfalls, der sich immer wieder im Brennpunkt verschiedens- ter Interessen fand – die Nutzung als Wasserkraftwerk oder der 2016 eröffnete Stuibenfallweg fanden begeisterte Anhänger und erbitterte Gegner. Was wohl das „Stuibn Nannele“, eine eng mit dem Stuibenfall verknüpfte Sagen- gestalt aus dem 15. Jahrhundert, dazu gesagt hätte? Der Stuibenfall: kleine Kulturgeschichte eines Naturdenkmals Walter Falkner; Innsbruck: StudienVerlag 2020 ISBN: 9783706560979 Neues aus der digitalen Bibliothek Ein Arbeitsschwerpunkt der ULB Tirol ist die Absprache mit AutorInnen oder mit deren Erben, um auf der Basis von Einverständniserklärungen Werke online stellen zu können, die noch nicht urheberrechtsfrei sind. Dieses Vorgehen wird zunehmend relevanter, da es die Möglichkeit bietet, Werke des 20. und 21. Jahrhunderts online zu stellen, wie es im EU-weiten Projekt EODOPEN vorgesehen ist. So konnten wir an der ULB Tirol auf Vermittlung durch das Brenner-Archiv an der Universität Innsbruck im Falle der 1909 in Meran geborenen und 1999 in Argen- tinien verstorbenen Hedwig Eleonora Epp über ihren in Buenos Aires lebenden Sohn Martin Hary das Einverständnis einholen. Epp schrieb Gesellschaftsromane, die bei deutschen Verlagen erschienen sind und die vom Leben der nach Süd- amerika Ausgewanderten in der Zeit rund um den Zweiten Weltkrieg berichten. Diese Werke sind seit kurzem online verfügbar. Zugleich sind schon seit einiger Zeit Werke der Tiroler Autoren Helmuth Schö- nauer und Elias Schneitter in der Digitalen Bibliothek zu finden. Darüber hinaus stehen wir mit weiteren zeitgenössischen AutorInnen in Kontakt und hoffen, mit deren Einverständnis auch bald deren Titel online stellen zu können. 11
Regionaltagung (online) R Regionaltagungen Außerfern, Imst - Landeck, IBK Land - West In den vergangenen Monaten sind Videokonferenzen und Online-Sitzungen für viele von uns beinahe schon zum Alltagsgeschäft geworden – inklusive diverser technischer Herausforderungen und durchs Bild streifender Hauskatzen… Mit Herbst letzten Jahres haben wir dieses virtuelle Format für die „Regionaltagungen“ erstmals als Versuchsballon gestartet, um trotz der aktuellen Entwicklungen und Beschränkungen den fachlichen Austausch und zugleich einen entsprechenden Informationsfluss zu gewährleisten. Bislang konnten wir durchaus positiv bilanzieren und haben gerade zuletzt mit dem Außerfern und der Region Innsbruck-West wieder zwei „Treffen“ organisieren können. Am Programm stand jeweils die augenblickliche Corona- Situation aus Sicht der betroffenen Büchereien (Stichwort Veranstaltungen, Click & Collect…), thematisiert wurde aber beispielsweise auch der Stand der Dinge bei den Subventionen seitens des Landes Tirol sowie die in Bälde anstehende „Regionale Einführung in die Bibliothekspraxis“. Wir freuen uns schon auf die nächsten Sitzungen! Text und Foto: Christian Kössler 12
Buchtipps B Wildenkogel Die junge Goldschmiedin Annalena erbt nach dem Tod ihrer Mutter ein Haus mit rätselhaften Spuren in die Vergangenheit ihrer Familie. Ihre Freunde und Freundinnen unterstützen Annalena dabei, das Dunkel in der Familiengeschichte aufzuhellen. Verstörende Hinweise in Briefen und Dokumenten, erschreckende Traumbilder, berührende und aufwühlende Begegnungen mit einstigen Weggefährten und Verwandten führen die junge Frau von ihrer Heimatstadt Marburg in Hessen in ein abgelegenes Tal und zu dessen Bewohnern in den Bergwelten Osttirols. Ungeklärte Todesfälle von vier Menschen ihrer Familie haben sich hier von den 1930er bis in die 1960er Jahre ereignet: Sind es lediglich Zufälle, gründen sie auf Widerstandsbewegungen während der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft oder auf die Macht der sagenumwobenen Saligen Fräulein? „Wildenkogel“ ist ein spannender Streifzug durch eine deutsche Familiengeschichte und beleuchtet speziell die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs in Osttirol - es geht um verschiedenste Geisteshaltungen, um Widerstandsbewegungen, das Leben am Felber Tauern und um die mystische Sagenwelt Tirols. „Im Schlaf ist Annalena wieder ein kleines Kind. Sie steht auf einer Blumenwiese und ringsumher sind hohe Berge mit Schnee bedeckt. Der Himmel ist von einem tiefen Blau. Von den Bergen stürzt sich ein Wasserfall in die Tiefe, er sieht aus wie wallendes graues Frauenhaar. In der Luft ist ein sehr lautes Summen. Frauen in weißen Kleidern tanzen über der Wiese, ohne mit den Füßen den Boden zu berühren. Sie halten sich an den Händen und schauen freundlich. Das Wollgras schwankt hin und her. Die Mutter legt eine Hand an seine Wange und flüstert, es brauche keine Angst zu haben. Ihre Stimme ist sehr leise, fast nur ein Hauch. 13
Das Kind will sich an der Mutter festhalten, aber sie legt es in die Wiese, zu Wollgras, Speik und Schusternagelen und es schläft ein.“ Annegret Waldner: Wildenkogel, novum pro Verlag, 2020 ISBN 978-3-99107-210-2 Text: Christian Kössler, Foto: Verlag Kopfsalat mit Herz Wenn die Theologin Elisabeth Rathgeb in ihrem Garten arbeitet, wühlt sie nicht nur die Erde auf: Es sind die Blüten, die Pflanzen, die Menschen, die mit ihr über den Gartenzaun plaudern, die Gartenarbeit zu einem spirituellen Rundgang werden lassen. Wenn die erfahrene Seelsorgerin davon erzählt, wie viel Freude ihr die Auswahl der Samenbriefchen am heimischen Küchentisch bereits als Kind machten, erfahren die LeserInnen, wie tief verwurzelt – eine schöne Metapher übrigens – Elisabeth Rathgeb mit der Gartenarbeit im Jahreskreis ist. Sie lädt ihre LeserInnen in diesen Garten ein: „Manchmal brauche ich den Garten auch als Ort des Trostes. Und nicht zuletzt ist er ein Ort der Dankbarkeit für die Wunder der Natur.“ Lesend erkennen wir den Garten auch als jenen Ort, an dem sich Himmel und Erde begegnen. Ob es im Kapitel „Schneeglöckchen mit Aussicht“ um die kleinen Wunder geht, konkret darum, dass etwas Neues aus Eis und Schnee wächst oder ob es um die leuchtend-roten Tulpen in ihrem Garten geht: Die Verbindung zu den spirituellen Texten ist stets gelungen, die Vergleiche berühren und machen Lust, sofort in den eigenen Garten zu laufen oder auf dem Balkon den Schnittlauch zu gießen. Es geht nicht um gärtnerische Selbstfindung, sondern um das Mitteilen der Gefühle beim 14
„Garteln“, die sich im Laufe des Lebens nicht nur bei der Autorin ändern. Ein feines Buch, das neugierig auf Blumenzwiebeln macht und noch viel mehr darauf, was sich all die Menschen, die in ihren Gärten freudig arbeiten, die die Pflanzen auf ihren Balkonen hegen und pflegen, doch so alles denken und fühlen. Das vorliegende Buch lässt sich in der ersten Runde mit Blick auf Pflanzen und Jahreskreis lesen, im zweiten Durchgang mit stärkerem Fokus auf die spirituellen Impulse, man blättert vor und zurück, wild durchs Jahr und neugierig auf die wunderbare Textsammlung, die uns Elisabeth Rathgeb hier schenkt. Ein Buch für jede Bibliothek, ein Buch, das Interesse weckt, einen Bibliotheksgarten anzulegen, schließlich heißt es doch: Wer einen Garten und eine Bibliothek habe, habe ein kleines Paradies. Elisabeth Rathgeb: Kopfsalat mit Herz. Eine spirituelle Entdeckungsreise durch den Garten. Tyrolia 2021. Text: Christina Repolust, Foto: Verlag Die Autorin Elisabeth Rathgeb wird auch eine der Referentinnen beim nächsten Büchereitag sein und über ihr Buch und das Thema Hoffnung sprechen Save the Date Tiroler Büchereitag - 12. Juni Der Büchereitag wird am Samstag, 12. Juni von 9.00 bis 12.00 Uhr ONLINE stattfinden! Neben zwei Vorträgen wird es auch eine Möglichkeit zum Austausch geben! Die Einladung mit genaueren Details erfolgt im Mai. Wenn Sie angemeldet sind, bekommen Sie vor der Tagung den Teilnahmelink zugeschickt. Benötigt wird eine Internetverbindung sowie ein Lautsprecher, Mikrofon und wenn möglich eine Kamera. 15
Ausbildung B A Reginale Einführung in die Bibliothekspraxis (REB) Nachdem die für März 2020 geplante Ausbildung für ehrenamtliche BibliothekarInnen aufgrund von der Coronakrise abgesagt werden musste, können wir die Ausbildung in diesem Jahr mit einem neuen Format anbieten. Auch personell haben sich einige Änderungen ergeben. Der Lehrgang wird nun von Christian Kössler geleitet und wird sowohl vituell als auch (wenn möglich) in Präsenz stattfinden. Termine: 28./29. Mai 2021 (präsenz) 18./19. Juni 2021 (online) 2./3. Juli 2021 (präsenz) Ort: (geplant ) 1. und 3. Wochenende an der Universitäts- und Landesbibliothek (Historischer Lesesaal) , 2. Wochenende online (Vorraussetzungen: PC oder Tablet, Internet- anschluß, Kamera, Kopfhörer oder Lautsprecher) ReferentInnen. Christian Kössler (Leitung) Annette Wachinger (Bibliothek Walchsee) Julia Zimmermann, BA (Stadtbibliothek Kufstein - KUBI) Die Inhalte richten sich nach den Ausbildungskriterien des BVÖ. Finanziert wird die Ausbildung durch den BVÖ und das Land Tirol, Abt. Kultur Anmeldung : https://www.bvoe.at/node/93633/register 16
Aus- und Fortbildung Frühjahr 2021 F 28.04.2021 Kinderliteratur lebendig! Bücher hautnah erleben Uhrzeit 09:00 bis 13:00 Uhr Inhalt Bühnenreife Szenen im Kleinformat kreieren, Kinderbuchhelden aus Papier und Karton erschaffen, die Fantasie Regie führen las- sen! Als Literaturvermittlerin gestaltet Petra Forster auf der Basis aktueller Kinderbücher einfache Bühnen, auf denen die Protago- nisten dem jungen Publikum hautnah ihre Geschichten erzählen. Im Workshop gibt es praktische Tipps zur Gestaltung eigener Büh- nen, mit deren Hilfe die Kinder in die Welt der Sprache eintauchen können. Ziel ist es, den Kindern Lust auf Lesen zu machen, das Tor in die Welt der Geschichten zu öffnen und ihnen Sprache in all ihren Facetten anzubieten. Veranstaltet werden die Kurse vom Büchereiverband Österreichs gemeinsam mit den Servicestellen in den Bundesländern. Die Kur- skosten werden vom Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffent- lichen Dienst und Sport getragen. Alle BibliothekarInnen aus Bib- liotheken, deren Träger Mitglied beim Büchereiverband Österreichs sind, haben die Möglichkeit, an den Veranstaltungen der Leseaka- demie teilzunehmen. Vortragende Petra Forster ist dipl. Kindergartenpädagogin und Literaturvermitt- lerin KBH. In Kindergärten, Volksschulen sowie vor interessierten Erwachsenen bringt sie Bilderbücher auf Theaterbühnen. Ort Haus der Begegnung, Forum Rennweg 12, 6020 Innsbruck, Tirol Anmeldung Büchereiverband Österreich https://www.bvoe.at/node/93564/register Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe: 19. Mai 2021 17
I 17.06.2021 Jugendliteratur lebendig! Uhrzeit 09:00 bis 15:00 Uhr Inhalt Jugendliteratur lebendig! Text-Adventure-Apps in der Leseförde- rung Jugendlicher Jugendliche für fiktionale Texte begeistern? Lesespaß bieten jen- seits von Buchseiten? Selbst eingreifen können in das Geschehen? All das ist möglich mit Hilfe von Text-Adventures-Apps: Sie betei- ligen die jugendlichen LeserInnen an der Entwicklung der literari- schen Handlung und sind durch Aufbau, Themenwahl und Layout auch für Buch-Muffel attraktiv. Ziel des Workshops ist es, solche Apps kennenzulernen, selbst eine interaktive Geschichte zu entwerfen und diese in ein digitales For- mat zu bringen. Der Workshop ist so strukturiert, dass die Teilneh- menden ihn in großen Teilen direkt mit Jugendlichen nachmachen können. Dabei sind die Grenzen zwischen Spiel und Lesen fließend – Spaß ist also garantiert! Veranstaltet werden die Kurse vom Büchereiverband Österreichs gemeinsam mit den Servicestellen in den Bundesländern. Die Kurskosten werden vom Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport getragen. Alle BibliothekarInnen aus Bibliotheken, deren Träger Mitglied beim Büchereiverband Österreichs sind, haben die Möglichkeit, an den Veranstaltungen der Leseakademie teilzunehmen. Vortragender Hanno Koloska ist Bibliothekspädagoge mit Schwerpunkt digital literacy für Jugendliche und Erwachsene. Er arbeitet an der Stadt- bibliothek Berlin-Friedrichshain/Kreuzberg und gibt Fortbildungen als Referent des Verbundes der Öffentlichen Bibliotheken Berlins. Ort Universitäts- und Landesbibliothek Tirol, Schulungsraum der Biblio- thek, Innrain 50 (Altbau), 6020 Innsbruck Anmeldung Büchereiverband Österreich https://www.bvoe.at/node/93547/register 18
www.uibk.ac.at/ulb
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