Gleichstellungsplan Stadt Zürich - 2019-2022 Schwerpunkte, Ziele, Massnahmen
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Beilage zu STRB Nr. 142/2020 Gleichstellungsplan Stadt Zürich 2019–2022 Schwerpunkte, Ziele, Massnahmen
Impressum Genehmigung durch den Stadtrat mit Stadtratsbeschluss (STRB) vom 26. Februar 2020 Herausgeberin und Verfasserin Fachstelle für Gleichstellung der Stadt Zürich Mitarbeit Kontaktpersonen Gleichstellungsplan: Pius Landolt, Präsidialdepartement (PRD) Elke Frost, Finanzdepartement (FD) Dayana Mordasini, Sicherheitsdepartement (SID) Gabriele Schmid-Riedo, Gesundheits- und Umweltdepartement (GUD) Kristin Hoffmann, Tiefbau- und Entsorgungsdepartement (TED) Katja Matthies, Hochbaudepartement (HBD) Susanne Eberle, Departement der Industriellen Betriebe (DIB) Esther Hossli-Lussy, Schul- und Sportdepartement (SSD) Bea Troxler, Sozialdepartement (SD) Bezugsadresse Fachstelle für Gleichstellung, Stadthaus, Stadthausquai 17, 8001 Zürich Telefon 044 412 48 68, gleichstellung@zuerich.ch, www.stadt-zuerich.ch/gleichstellungsplan Zürich, im Februar 2020
Vorwort Die Gleichstellung aller Geschlechter hat für den Zür- revidierten Verordnung über die familienergänzende cher Stadtrat seit vielen Jahren hohe Priorität. Die För- Kinderbetreuung weiter vorangetrieben. Für alle Fa- derung der rechtlichen und gelebten Gleichstellung ist milien mit Anspruch steht damit ein subventionierter auch in der Bevölkerung breit abgestützt. Das zeigte Betreuungsplatz in einer Kita zur Verfügung. unter anderem die eindrückliche Beteiligung von hun- - Als erste Schweizer Verwaltung bekannte sich die derttausenden Frauen und Männern am Frauen*streik Stadt Zürich 2018 zu einem respektvollen Umgang am 14. Juni 2019 in Zürich. Auch die Ergebnisse der mit trans Menschen am Arbeitsplatz. Anfang 2020 Bevölkerungsbefragung 2019 sind deutlich: 45 Pro- wurde uns – ebenfalls als erste Schweizer Verwal- zent der Stadtzürcherinnen und Stadtzürcher finden tung – das «Swiss LGBTI-Label» verliehen. das Engagement der Stadt genau richtig, 48 Prozent - Die Bekämpfung und Prävention von sexueller Be- meinen, für die Gleichstellung von Mann und Frau sollte lästigung am Arbeitsplatz und häuslicher Gewalt von städtischer Seite sogar mehr getan werden. wurde verstärkt. Im neuen Gleichstellungsplan set- zen wir einen Fokus auch auf sexuelle und sexisti- Seit 2009 setzt der Gleichstellungsplan für jeweils vier sche Belästigungen im öffentlichen Raum und im Jahre Schwerpunkte und Ziele und bündelt die Ak- Nachtleben. tivitäten, die die Stadt Zürich für die Förderung und Umsetzung der Gleichstellung aller Geschlechter un- All dies zeigt: Wir sind mit dem Gleichstellungsplan ternimmt. Mit dem Gleichstellungsplan macht die Stadt auf einem guten Weg. Doch wir sind nicht am Ziel. Es Zürich sichtbar, was sie für die Gleichstellung tut und gibt weiterhin viel zu tun. Als Stadtpräsidentin stehe wo sie jeweils für vier Jahre Akzente setzt. ich weiterhin engagiert für die Gleichstellung aller Ge- 3 schlechter ein. Die Resultate nach zwei Laufzeiten des «Gleichstel- lungsplans» sind erfreulich: Ich danke allen Mitwirkenden ganz herzlich für ihr En- gagement und ihre Unterstützung bei der Umsetzung − Die Stadt Zürich überprüfte die Lohngleichheit zwi- des dritten Gleichstellungsplans 2019–2022! schen Frauen und Männern sowohl bei den Mitar- beitenden der Stadt Zürich als auch stichproben- mässig bei den Unternehmen, die einen Auftrag von der Stadt Zürich erhalten oder eine Leistungsver- einbarung mit ihr haben. Mit positiven Ergebnissen: Der nicht erklärbare Lohnunterschied zwischen den angestellten Frauen und Männern in der Stadtver- waltung beträgt vergleichsweise tiefe 0,6 Prozent. Corine Mauch, Stadtpräsidentin Und von den 20 kontrollierten Unternehmen und Or- ganisationen hielten 19 die im Beschaffungs- und Leistungsvereinbarungswesen gültigen Lohngleich- heits-Kriterien ein. - Der Frauenanteil im Kader der Stadtverwaltung ist weiter gestiegen: Ende 2018 betrug er 39 Prozent. Im obersten Kader stieg er, verglichen mit August 2015, von 22,7 auf 27,5 Prozent. Das Ziel sind 35 Prozent pro Kaderebene und pro Departement. - Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf hat der Stadtrat mit der Anfang 2018 in Kraft gesetzten,
Inhalt 1. Einleitung 5 2. Schwerpunkte, Ziele und Massnahmen 2019–2022 6 6 Schwerpunkte, 13 Ziele 6 Schwerpunkt Erwerbsleben 7 Schwerpunkt Kinder, Jugendliche und Familie 10 Schwerpunkt Sexismus, Homo- und Transfeindlichkeit 12 Schwerpunkt Gewalt 14 Schwerpunkt Partizipation und Repräsentation 15 Schwerpunkt Gesundheit 16 3. Umsetzung 19 Steuerung und Organisation 19 Ressourcen 20
1. Einleitung Die Förderung der rechtlichen und gelebten Gleichstel- Die Schwerpunkte des Gleichstellungsplans 2019– lung aller Geschlechter auf kommunaler Ebene ist ein 2022 tragen darüber hinaus den zu erfüllenden politi- Verfassungsauftrag. 2007 unterzeichnete der Stadtrat schen Vorstössen Rechnung, die vom Parlament über- die «Europäische Charta für die Gleichstellung von wiesen wurden: Frauen und Männern auf lokaler Ebene».1 Die Stadt Zürich hat sich damit verpflichtet, einen Massnahmen- − Motion GR-Nr. 2015/40: Definierung einer Zielvor- plan zur Förderung und Umsetzung der Gleichstellung gabe zur angemessenen Berücksichtigung der Viel- der Geschlechter zu erarbeiten. Der Gleichstellungs- falt der Geschlechtsidentitäten in den Kaderpositio- plan, wie der Massnahmenplan in der Stadt Zürich nen der städtischen Verwaltung heisst, hat zum Ziel, das Engagement für die Verwirk- − Postulat GR-Nr. 2015/356: Ausserfamiliäre Betreu- lichung der Gleichstellung zu verstärken und gesamt- ungseinrichtungen, Erhöhung des Anteils an männ- städtisch zu koordinieren. lichem Personal − Postulat GR-Nr. 2017/377: Aktionsplan zur Gleich- Der Gleichstellungsplan ist für alle Menschen da, die stellung und zur Sicherung der Grundrechte von in der Stadt Zürich leben und arbeiten. Er bezieht die trans* Personen Departemente und Dienstabteilungen vermehrt in die − Postulat GR-Nr. 2015/355: Städtische Mütter- und Gleichstellungsarbeit ein. Die Fachstelle für Gleichstel- Väterberatung, Erhöhung des Anteils an männlichem lung leitet den Gleichstellungsplan im Auftrag des Personal Stadtrats. Die Erkenntnisse aus den Fokusgruppengesprächen 5 Der Gleichstellungsplan setzt seit 2009 für jeweils vier mit Vertreterinnen und Vertretern aus Gleichstellungs- Jahre Schwerpunkte und Ziele zur Förderung der arbeit, Wissenschaft sowie Zivilgesellschaft im Rah- Gleichstellung in der Stadt Zürich. Nach erfolgreicher men der Evaluation des Gleichstellungsplans 2014– Umsetzung der Gleichstellungspläne 2009–2013 und 2018 fliessen ebenfalls in den neuen Plan ein. Es 2014–2018 legt die Stadt Zürich nun den dritten zeigte sich in den Gesprächen insbesondere, dass Gleichstellungsplan vor. verschiedene, miteinander verschränkte Diskriminie- rungsformen stärker berücksichtigt werden sollten: Der Bericht zum Gleichstellungsplan 2014–2018 zeigt Menschen können mehrfach von Benachteiligungen auf, welche Fortschritte in den letzten Jahren erreicht betroffen sein, beispielsweise junge, alleinerziehende wurden und wo weitere Lücken zu schliessen sind.2 Mütter mit Migrationshintergrund in einem schlechtbe- Der Gleichstellungsplan 2019–2022 schliesst einer- zahlten Beruf oder Frauen mit Beeinträchtigungen im seits an das Engagement in den Vorjahren an. Ande- Hinblick auf ihre Altersrente. rerseits orientiert er sich an wichtigen rechtlichen Grundlagen 3, an den Strategien Zürich 2035 des Stadtrats 4 und an der vom Stadtrat unterzeichneten Charta «Lohngleichheit im öffentlichen Sektor». Der Gleichstellungsplan berücksichtigt auch aktuelle For- schungsergebnisse aus Studien, beispielsweise des Schweizerischen Kompetenzzentrums für Menschen- rechte.5 1 STRB 641/2007. 2 www.stadt-zuerich.ch/gleichstellung > Publikationen > Gleichstellungsplan > Bericht 2014–2018. 3 UN-Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (Frauenkonvention, CEDAW); vom Bundesrat ratifizierte Istanbul-Kon- vention zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt; Schweizerische Bundesverfassung (Art. 8, SR 101); Bun- desgesetz über die Gleichstellung von Frau und Mann (Gleichstellungsge- setz GlG; SR 151.1); Art. 11 Abs. 3 der Kantonsverfassung; Art. 67 Bst. g der Gemeindeordnung. 4 Vgl. Strategien 2035 des Stadtrats «Wie leben wir: Solidarische Gesell- schaft» und «Interne Organisation». 5 www.skmr.ch > Themenbereiche > Geschlechterpolitik > Publikationen.
2. Schwerpunkte, Ziele und Massnahmen 2019–2022 Die Gleichstellung aller Geschlechter betrifft Menschen 6 Schwerpunkte, 13 Ziele jeden Alters und in allen Lebensbereichen. Dem Hand- lungsspielraum einer Stadt sind im föderativen Kontext Grenzen gesetzt. Dennoch haben Politik und Verwal- Schwerpunkt Erwerbsleben tung eine breite Palette an Möglichkeiten, die Gleich- stellung voranzubringen und Diskriminierungen zu Ziel 1: Die Stadt Zürich intensiviert ihre Bemühungen verhindern. Und zwar in den folgenden Rollen der für faire und diskriminierungsfreie Arbeitsbedingun- Stadt: gen und für Chancengerechtigkeit auf dem Stadt- zürcher Arbeitsmarkt. − Dienstleisterin für die Bewohnerinnen und Bewohner Ziel 2: Die Stadt Zürich setzt sich in ihrem Einfluss- der Stadt Zürich bereich für die konsequente Realisierung der − Auftraggeberin für Unternehmen und Institutionen, Lohngleichheit ein. die mit der Stadt Zürich zusammenarbeiten Ziel 3: Die Stadtverwaltung setzt das Ziel von 35 − Arbeitgeberin für die Mitarbeitenden der Stadtver- Prozent Frauen- bzw. Männeranteil im Kader in allen waltung Departementen konsequent um. Ziel 4: In den pädagogischen, sozialen und pflege- Das Kreisdiagramm verdeutlicht, dass die sechs rischen Berufsfeldern der Stadtverwaltung nimmt Schwerpunkte, Ziele und Massnahmen des Gleichstel- der Männeranteil zu. In den technischen Berufen lungsplans 2019–2022 in enger Verbindung miteinan- nimmt der Frauenanteil zu. der stehen. Die Schwerpunkte, Ziele und Massnahmen 6 wurden von den Departementen in Zusammenarbeit mit der Fachstelle für Gleichstellung erarbeitet. Schwerpunkt Kinder, Jugendliche und Familie Ziel 5: Die Stadt Zürich fördert die Kompetenzen zur Geschlechtergleichstellung im schulischen und aus- serschulischen Bereich. Gewalt Erwerbs- Ziel 6: Die Stadt Zürich unterstützt Kinder und Ju- leben gendliche bei einer Berufswahl frei von Ge- schlechterstereotypen. Ziel 7: Die Stadt Zürich engagiert sich in ihrem Ein- Sexismus, flussbereich für die Anerkennung der Vielfalt an Fa- Gesundheit Homo- und milienformen und für eine gute Vereinbarkeit von Transfeindlich- Erwerbs- und Care-Arbeit. keit Schwerpunkt Sexismus, Homo- und Transfeind- Kinder, Partizipation lichkeit Jugendliche und und Repräsen Familie tation Ziel 8: Die Stadt Zürich verstärkt ihr Engagement gegen Belästigungen aufgrund des Geschlechts, der sexuellen Orientierung und der Geschlechtsidentität im öffentlichen Raum, im Nachtleben und am Ar- beitsplatz. Ziel 9: Die Stadt Zürich setzt sich ein für ein offenes, respektvolles und diskriminierungsfreies Zusammen- leben, unabhängig von Geschlecht, sexueller Orien- tierung und Geschlechtsidentität.
Schwerpunkt Gewalt Schwerpunkt Erwerbsleben Ziel 10: Die Stadt Zürich engagiert sich in der Ver- Diskriminierungsverbot und Gleichstellungsgebot sind hinderung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frau- in der Verfassung und im Gleichstellungsgesetz ver- en sowie gegen Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans ankert. Die Verfassung gebietet unter anderem die und intergeschlechtliche Menschen. Die zuständigen Gleichstellung in der Familie, bei der Arbeit und der Stellen pflegen einen fachlichen Austausch und eine Ausbildung. Sie legt darüber hinaus fest, dass Frauen Zusammenarbeit untereinander und mit externen und Männer Anspruch auf gleichen Lohn für gleich- Organisationen. wertige Arbeit haben. Das Gleichstellungsgesetz ver- bietet Diskriminierungen aufgrund des Geschlechts Schwerpunkt Partizipation und Repräsentation im Erwerbsleben: bei der Anstellung, beim Lohn, bei Beförderungen und Arbeitsbedingungen, bei der Auf- gabenzuteilung, bei Weiterbildung und Kündigung. Ziel 11: Die Stadt Zürich fördert den gleichberech- Zudem verbietet das Gleichstellungsgesetz sexuelle tigten Zugang zu Dienstleistungen, Angeboten und und sexistische Belästigung am Arbeitsplatz. Infrastruktur für alle Geschlechter. Die Bemühungen zur Sichtbarkeit aller Geschlechter werden verstärkt. Die finanzielle Unabhängigkeit ist eine wichtige Voraus- setzung für die Gleichstellung. Sie ist zum Beispiel Schwerpunkt Gesundheit auch bei einer Scheidung wichtig, ebenso zur Verhin- derung von Altersarmut. Die Erwerbstätigkeit der Frau- 7 Ziel 12: Die Stadt Zürich entwickelt Massnahmen en in der Stadt Zürich ist in den letzten Jahren stark im Bereich Gender Health und setzt diese um. angestiegen: Zwei Drittel der Frauen sind heute er- Ziel 13: Die Stadt Zürich engagiert sich für die werbstätig, gut die Hälfte davon arbeitet Teilzeit. Bei Gleichstellung im Sport- und Freizeitbereich. den Männern arbeitet knapp ein Viertel Teilzeit.6 Die hohe Teilzeiterwerbstätigkeit der Frauen ist unter an- derem darauf zurückzuführen, dass sie nach wie vor die Hauptlast der unbezahlten Haus-, Familien- und Betreuungsarbeit tragen (siehe dazu auch Schwer- punkt «Kinder, Jugendliche und Familien»). Auch was die Erwerbsbranchen angeht, sind deutliche Unterschiede auf dem Stadtzürcher Arbeitsmarkt er- kennbar: Der Männeranteil in den Berufsgruppen mit hohem Verdienst ist grösser als in den Berufen mit nied- rigem Verdienst. Gerade umgekehrt präsentiert sich die Situation der Frauen: Mit lediglich 9 Prozent bei den akademischen Fachkräften in der IT-Branche, mit 32 Prozent bei den Führungskräften im kaufmännischen Bereich und mit 27 Prozent bei den Geschäftsführe- rinnen und Geschäftsführern sind sie in den bestver- dienenden Berufsgruppen deutlich unterrepräsentiert. In gering entlohnten Berufen hingegen sind Frauen in der Mehrzahl: 76 Prozent der Reinigungskräfte und 64 Prozent der Verkaufskräfte sind Frauen.7 Zudem sind viele der Angestellten im ebenfalls niedrig entlohnten Pflegebereich Migrantinnen. Die Stadtverwaltung hat 6 Quelle: Statistik Stadt Zürich, «Gleichstellung in Politik und Gesellschaft? - Präsentationsfolien Statistik um 12» vom 5. Dezember 2019, Seite 34. 7 Webartikel «Wer, wo, wieviel? Löhne in der Stadt Zürich», Statistik Stadt Zürich, 22. Mai 2017.
sich bereits früh zum Ziel gesetzt, die Sprachkompe- Geprüft wird zudem, ob, und, falls ja, weitere Be- tenz von Frauen mit Migrationshintergrund zu erweitern rufsgruppen mit vergleichbarer Ausgangslage zu und ihnen eine berufliche Entwicklung zu ermöglichen. berücksichtigen sind. (Präsidialdepartement, Finanz- In den städtischen Alters- und Pflegezentren beispiels- departement, Gesundheits- und Umweltdeparte- weise werden Migrantinnen mit in den Berufsalltag in- ment) tegrierten Deutschkursen unterstützt. Insbesondere migrantische Frauen stehen bei der Integration in den Männer verdienen im Schnitt in der Gesamtwirtschaft Arbeitsmarkt grösseren Schwierigkeiten gegenüber als der Stadt Zürich 2’000 Franken mehr als Frauen. Rund Männer. Dies betrifft auch gut qualifizierte Migrantin- 30 Prozent der Lohndifferenz sind auf der Grundlage nen.8 Massnahmen zur Gleichstellung von Frauen im der Lohnstrukturerhebung nicht erklärbar.9 Die Loh- Erwerbsleben müssen deshalb sowohl im qualifizierten nungleichheit beginnt bereits lange vor der Familien- Arbeitsmarkt als auch für die Existenzsicherung von gründung, wie eine aktuelle Studie zeigt.10 Frauen in unqualifizierten Tätigkeiten ergriffen werden. Der Stadtrat hat Anfang 2019 entschieden, die Stich- Ziel 1: Die Stadt Zürich intensiviert ihre Bemühungen proben zur Einhaltung der Lohngleichheit bei der Auf- für faire und diskriminierungsfreie Arbeitsbedingun- tragsvergabe an Unternehmen weiterzuführen. Ende gen und für Chancengerechtigkeit auf dem Stadt- 2020 wird Bilanz gezogen. Auch stadtintern wird die zürcher Arbeitsmarkt. Einhaltung der Lohngleichheit erneut überprüft. Damit will der Stadtrat sicherstellen, dass keine Steuergelder Beteiligte Departemente: Alle Departemente setzen in diskriminierende Löhne fliessen.11 8 Massnahmen zu diesem Ziel um. Ziel 2: Die Stadt Zürich setzt sich in ihrem Ein- Massnahmen-Beispiele: flussbereich für die konsequente Realisierung der Lohngleichheit ein. - Im Rahmen eines Praxisprojekts erstellt die Fach- hochschule St. Gallen im Auftrag der Fachstelle für Beteiligte Departemente: Alle Departemente setzen Gleichstellung und der Sozialen Einrichtungen und Massnahmen zu diesem Ziel um. Betriebe der Stadt Zürich eine Bedarfsanalyse zu Aus- und Umstiegshilfen für Sexarbeiter*innen. Aus - In den Jahren 2019 bis 2022 werden unter der Lei- der Bedarfsanalyse werden entsprechende Mass- tung der Fachstelle für Gleichstellung jährlich zwölf nahmen abgeleitet. (Präsidialdepartement, Sozialde- Stichproben bei der Auftragsvergabe im Beschaf- partement) fungswesen und bei Leistungsvereinbarungen - Die Integrationsförderung und die Fachstelle für durchgeführt. (Alle Departemente) Gleichstellung prüfen gemeinsam, welche Massnah- - Unternehmen in der Stadt Zürich werden über die men für die Stadt Zürich sinnvoll und umsetzbar Anpassungen im Gleichstellungsgesetz informiert. sind, um insbesondere qualifizierte Migrantinnen bei (Präsidialdepartement) der beruflichen Integration zu unterstützen. (Präsidi- aldepartement) 8 Siehe dazu beispielsweise NZZ vom 11. September 2019 «Gut gebildet, - Die Verkehrsbetriebe legen einen Fokus auf die (Wei- verheiratet – und in der Schweiz arbeitslos gestrandet». ter-)Beschäftigung von älteren Mitarbeiterinnen. (De- 9 Quelle: Statistik Stadt Zürich, «Gleichstellung in Politik und Gesellschaft? - Präsentationsfolien Statistik um 12» vom 5. Dezember 2019, Seite 38. partement der Industriellen Betriebe) 10 B. Combet & D. Oesch, «Die Lohnungleichheit zwischen Frauen und Män- - Die Fachstelle für Gleichstellung führt Weiterbildun- nern beginnt lange vor der Familiengründung». Social Change in Switzerland gen zum Gleichstellungsgesetz durch für Organisa- N° 18. DOI: 10.22019/SC-2019-00004. 11 Am 1. Juli 2020 tritt die Änderung des Gleichstellungsgesetzes und die Ver- tionen, die rechtliche Beratung anbieten (wie bei- ordnung in Kraft. Diese verlangt, dass Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber mit spielsweise die Rechtsberatung des «Beobachter»). 100 oder mehr Arbeitnehmenden die erste betriebsinterne Lohngleichheits- analyse bis spätestens Ende Juni 2021 durchführen müssen. Die Überprü- (Präsidialdepartement) fung der Lohngleichheitsanalyse muss bis spätestens Ende Juni 2022 - HRZ erarbeitet unter Einbezug der Fachstelle für durchgeführt werden (Art. 13e Abs. 3 GIG). Die Arbeitnehmenden sowie die Aktionärinnen und Aktionäre müssen bis spätestens Ende Juni 2023 über Gleichstellung und des Gesundheits- und Umwelt- das Ergebnis der Lohngleichheitsanalyse informiert werden (Art. 13g und departements eine rechtliche Lösung zur aktuellen Art. 13h GIG). Die neuen Bestimmungen gelten für alle Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, ob privat oder öffentlich. Weiterführende Informationen sie- Regelung des Mutterschaftsurlaubs nach Ablauf he www.bj.admin.ch > Staat & Bürger > Laufende Rechtssetzungsprojekte einer befristeten Anstellung von Assistenzärztinnen. > Lohngleichheit.
- HRZ überprüft bis 2022 erneut die stadtverwaltungs- sorgungsdepartements erstatten dem Vorsteher jähr- interne Lohngleichheit. (Finanzdepartement) lich Bericht über die erzielten Fortschritte im Hinblick - Die Lohneinstufungen der Mitarbeitenden von Hotel- auf das 35-Prozent-Ziel und definieren ergänzende lerie und Pflege in den Alterszentren der Stadt Zürich Massnahmen, wenn die bestehenden Massnahmen werden überprüft. (Gesundheits- und Umweltdepar- wenig Wirkung zeigen. (Tiefbau- und Entsorgungs- tement) departement) - Das Tiefbauamt überprüft laufend geschlechtsspezi- - Bei der ÄrztInnenschaft in den Stadtspitälern Waid und fisch Löhne, Lohnerhöhungen und Funktionsstufen Triemli werden Frauen im Kader gefördert. (Gesund- und passt diese bei Bedarf an. (Tiefbau- und Entsor- heits- und Umweltdepartement) gungsdepartement) - Beim Elektrizitätswerk und bei den Verkehrsbetrieben sowie im Tiefbau- und Entsorgungsdepartement wer- 2015 legte der Stadtrat eine verbindliche Zielvorgabe den bei Bewerbungen oder Austrittsgesprächen rele- von 35 Prozent Frauen bzw. Männer im obersten, oberen vante Daten (zum Beispiel Auswahlkriterien) erhoben, und mittleren Kader der Stadtverwaltung fest.12 Dies gilt fachliche Weiterbildung und interne Stellenwechsel auch für die einzelnen Departemente. Der Zielwert ist gefördert sowie die Bildsprache und Texte im Perso- noch nicht in allen Departementen und auf allen Kade- nalmarketing oder im Unternehmensimage verbessert. rebenen erreicht. (Tiefbau- und Entsorgungsdepartement, Departement der Industriellen Betriebe) Gut 1’000 Kaderpersonen der Stadtverwaltung im mitt- - Die Dienstabteilungen des Tiefbau- und Entsorgungs- leren und oberen Kader gehen in den nächsten zehn departements fördern die berufliche Entwicklung von 9 bis fünfzehn Jahren in Pension, davon sind zwei Drittel Frauen durch Coachings, Mentorings und kollegiale Männer. Dies bietet die Möglichkeit, den Frauenanteil Beratungen. (Tiefbau- und Entsorgungsdepartement) in diesen Stufen zu erhöhen. Dafür ist sicherzustellen, dass Beförderungen auf reflektierten und transparenten Ziel 4: In den pädagogischen, sozialen und pflegeri- Prozessen beruhen. Wie eine vom Competence Cent- schen Berufsfeldern der Stadtverwaltung nimmt der re for Diversity and Inclusion (CCDI) der Universität St. Männeranteil zu. In den technischen Berufen nimmt Gallen im Auftrag der Stadt Zürich 2018 durchgeführte der Frauenanteil zu. Analyse unter anderem zeigt, wurden Frauen im Jahr 2017 bei internen Beförderungen klar weniger häufig Beteiligte Departemente: Präsidialdepartement, Ge- berücksichtigt als Männer. sundheits- und Umweltdepartement, Tiefbau- und Entsorgungsdepartement, Hochbaudepartement, Ziel 3: Die Stadtverwaltung setzt das Ziel von 35 Pro- Departement der Industriellen Betriebe, Schul- und zent Frauen- bzw. Männeranteil im Kader in allen De- Sportdepartement, Sozialdepartement partementen konsequent um. Massnahmenbeispiele: Beteiligte Departemente: Alle Departemente setzen − Der Männeranteil in den Quartierteams und Intakes Massnahmen zu diesem Ziel um. erhöht sich bis 2022 im Bereich Sachbearbeitung auf 40 Prozent, im Bereich Sozialarbeit auf 33 Prozent. Massnahmen-Beispiele: Das Projekt wird weitergeführt und ausgeweitet auf die - In allen Departementen finden von der Universität St. Erhöhung des Männeranteils in Mütter- und Väterbe- Gallen durchgeführte Weiterbildungen zu «unbewuss- ratungen. (Präsidialdepartement, Sozialdepartement) ten Vorurteilen» (Unconscious Bias) statt. − Eine Projektgruppe des Schulamts, der Schulkreis - Stellenbesetzungen, die der Zielvorgabe zuwider- präsidien und der Fachstelle für Gleichstellung kon- laufen, müssen im Präsidialdepartement, im Sicher- kretisiert Massnahmen, um den Männeranteil in der heitsdepartement und im Schul- und Sportdeparte- Primarschule zu erhöhen. (Präsidialdepartement, ment gegenüber der Departementsvorsteherin/dem Schul- und Sportdepartement) Departementsvorsteher begründet werden. Im Prä- − Das Bevölkerungsamt steigert den Männeranteil im sidialdepartement gilt dieses Vorgehen auch bei der Zivilstandsamt und den Frauenanteil im Fahrdienst. Besetzung von Geschäftsleitungsstellen. (Präsidialdepartement) - Die Direktorinnen und Direktoren des Tiefbau- und Ent- 12 STRB 2015/40.
Schwerpunkt Kinder, Jugendliche Ziel 5: Die Stadt Zürich fördert die Kompetenzen zur Geschlechtergleichstellung im schulischen und aus- und Familie serschulischen Bereich. Vorstellungen darüber, wie Mädchen und Jungen, Beteiligte Departemente: Präsidialdepartement, Frauen und Männer «sind» oder zu sein haben, sind Schul- und Sportdepartement, Sozialdepartement tief in unserer Kultur und unserem Denken verankert. Dies behindert die individuelle Entfaltung und führt zu Massnahmen-Beispiele: Vorurteilen und Benachteiligungen. Gleichzeitig blen- - Der Pädagogische KITS-Support unterstützt die den diese Annahmen die Tatsache aus, dass die ge- Schulen bei der Einführung des neuen Fachs «Me- fühlte Geschlechtsidentität nicht bei allen Menschen dien und Informatik». Der Frauenanteil beim päda- mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht gogischen KITS-Support wird erhöht. Die Unterstüt- übereinstimmt. zungsmassnahmen werden an die vorwiegend weibliche Zielgruppe angepasst. (Schul- und Sport- Die Schule ist ein wichtiger Lern- und Entwicklungsort departement) für Kinder. Gemeinsames Lernen und Zusammenleben - Die Schulen werden im Rahmen des Lehrplans 21 lehrt die Kinder, schrittweise Verantwortung für sich bei der Umsetzung des Kompetenzbereichs Rollen- selbst, ihre Umwelt und die Gemeinschaft zu überneh- bilder/Gleichstellung unterstützt. (Präsidialdeparte- men. Die Schule hat den Auftrag, Kinder und Jugend- ment, Schul- und Sportdepartment) liche bei der Verwirklichung ihrer Entwicklungsmöglich- - Für Zürcher Schulen und die offene Jugendarbeit 10 keiten zu unterstützen. Im Lehrplan 21 ist deshalb werden Workshops zum Lehrmittel «be yourself!» festgehalten, dass sich Schülerinnen und Schüler auch (Filmszenen mit Begleitmaterial zu Selbstwahrneh- mit der Gleichstellung der Geschlechter in Familie, mung, Geschlechterrollen und Grenzen) angeboten. Ausbildung und Arbeit auseinandersetzen und Ge- (Präsidialdepartement, Sozialdepartement) schlechterrollen und -stereotype reflektieren. - Es findet ein Runder Tisch zum Thema Backlash in der Gleichstellung bei Jugendlichen statt. (Präsidial Jugendlichen stehen heutzutage unabhängig vom Ge- departement, Sozialdepartement, OJA offene Jugend schlecht die gleichen Möglichkeiten bei der Berufswahl arbeit Zürich) offen. Trotzdem ist die geschlechtsspezifische Berufs- - Die Fachstelle für Gleichstellung führt im Januar wahl nach wie vor sehr ausgeprägt. Geschlechterste- 2020 an der Pädagogischen Hochschule Zürich eine reotype bewirken, dass sich Jugendliche in ihrer Be- eintägige interaktive Weiterbildung zu Geschlechter rufswahl einschränken: Während Frauen in den stereotypen, häuslicher Gewalt sowie zum Umgang Gesundheits- und Betreuungsberufen übervertreten mit trans Kindern in der Schule durch. Diese richtet sind, entscheiden sich nach wie vor mehr Männer für sich an Lehrpersonen des Kindergartens und der Berufe wie Informatiker oder Elektroinstallateur (siehe Primarschule. (Präsidialdepartement) dazu auch Schwerpunkte «Erwerbsleben» sowie «Ge- sundheit»). Frauen wählen zudem immer noch aus Ziel 6: Die Stadt Zürich unterstützt Kinder und Ju- einem kleineren Spektrum von Berufen als Männer. Die gendliche bei einer Berufswahl frei von Ge- eingeschränkte Berufswahl hindert junge Menschen schlechterstereotypen. daran, ihren Talenten nachzugehen und ihr Potenzial auszuschöpfen. Zusätzlich gehen damit insbesondere Beteiligte Departemente: Alle Departemente setzen Branchen mit Personalmangel Nachwuchskräfte ver- Massnahmen zu diesem Ziel um. loren. Sogenannte «Frauenberufe» werden häufig schlecht entlohnt und bieten kaum Weiterbildungs- Massnahmen-Beispiele: möglichkeiten. In sogenannten «Männerberufen» ist es heutzutage häufig noch nicht üblich, das Erwerbspens- − Das Elektrizitätswerk bietet gemeinsam mit dem Be- um zu reduzieren. Dies wirkt sich auf die Rollenteilung rufsinformationszentrum BIZ technische Nachmit- bei der Familiengründung aus. tagskurse für Schulklassen an. (Departement der Industriellen Betriebe, Sozialdepartement) − Die Stadtverwaltung nimmt am Nationalen Zukunfts- tag teil und beteiligt sich an den Spezialprogrammen
für Mädchen und Jungen (beispielsweise am Ange- Benachteiligungen von schwangeren Frauen und von bot «Ein Tag als Chefin»). Müttern auf dem Arbeitsmarkt und bei der Berufstä- − Das Laufbahnzentrum überprüft sein Beratungskon- tigkeit widerspiegeln sich auch in der Beratungstätig- zept auf gleichstellungsrelevante Themen. (Sozial- keit der Fachstelle für Gleichstellung: Die Anfragen zu departement) diskriminierenden Kündigungen aufgrund von Schwan- − Entsorgung und Recycling Zürich erarbeitet Mass- gerschaft oder Mutterschaft sowie die Herabstufung nahmen, die darauf abzielen, die Fluktuation von von bisherigen Tätigkeiten nach dem Wiedereinstieg Frauen deutlich zu reduzieren und den Frauenanteil sind in den letzten Jahren stark angestiegen. Die Er- unter den Lernenden in technischen Berufen zu er- gebnisse einer schweizweiten Studie zu Erwerbsun- höhen. (Tiefbau- und Entsorgungsdepartement) terbrüchen bestätigen diese Tendenz: Fünfzehn Pro- − Geomatik und Vermessung legt einen Fokus auf die zent der Frauen legen nach der Geburt gegen ihren Rekrutierung von weiblichen Lernenden mit Migra- Willen eine Erwerbspause ein. In elf Prozent der Fälle tionshintergrund. (Tiefbau- und Entsorgungsdepar- ist der Grund eine Kündigung oder die fehlende Mög- tement) lichkeit, das Erwerbspensum zu reduzieren.14 − Das Tiefbauamt bietet am «Tag der Ingenieurinnen und Ingenieure 2021» ein Gefäss für Gymnasiastin- Kinder wachsen heute in vielfältigen Familien auf: mit nen und Studentinnen der Ingenieurwissenschaften oder ohne Geschwister, mit Mutter und Vater, in einer an. (Tiefbau- und Entsorgungsdepartement) Eineltern- oder Patchworkfamilie, mit Halbgeschwis- tern, mit zwei Vätern, mit zwei Müttern, in einem Mehr- Die Stadtzürcherinnen und -zürcher sind im Schnitt generationenhaushalt. Eine Familie zu sein, heisst: 11 deutlich jünger als die Schweizer Bevölkerung. Mit gegenseitige Fürsorge pflegen, Vertrauen haben, Ver- knapp einem Viertel der Wohnbevölkerung machen die antwortung tragen, Sicherheit geniessen, geborgen 20- bis 39-Jährigen die grösste Altersgruppe in Zürich sein. Je selbstbestimmter die Eltern und Betreuungs- aus. Berufseinstieg, Familiengründung, Elternschaft personen, je unterstützender das soziale Umfeld, des- und Wiedereinstieg nach einer Familienphase sind al- to gestärkter und glücklicher können Kinder ihr Leben so entscheidende Momente für viele Stadtzürcherin- angehen, unabhängig von Blutsverwandtschaft und nen und Stadtzürcher. biologischem Geschlecht. Ob bezahlt oder unbezahlt: Die Haus-, Familien- und Ziel 7: Die Stadt Zürich engagiert sich in ihrem Ein- Betreuungsarbeit liegt nach wie vor fast ausschliesslich flussbereich für die Anerkennung der Vielfalt an Fa- in Frauenhänden. Dies hat einen direkten Einfluss auf milienformen und für eine gute Vereinbarkeit von Berufsverläufe, Arbeitsbedingungen, Löhne und Al- Erwerbs- und Care-Arbeit. tersvorsorge von Frauen. Beteiligte Departemente: Alle Departemente setzen Aktuelle Zahlen des Bundes zeigen, dass sich die Ein- Massnahmen zu diesem Ziel um. stellung gegenüber der Erwerbstätigkeit von Müttern mit Kindern im Vorschulalter in der Schweizer Bevöl- Massnahmen-Beispiele: kerung seit den 1990er Jahren verändert hat.13 Sie wird − Sämtliche Mitarbeiterinnen des Steueramts erhalten heute von einer Mehrheit der Frauen und Männern nach der Niederkunft ein Stellenangebot für eine befürwortet. Nichtsdestotrotz vertritt ein beträchtlicher Teilzeitanstellung. Diese Massnahme erfolgt auf- Anteil der Männer (36 Prozent) aber auch der Frauen grund einer Austrittsanalyse. (Finanzdepartement) (27 Prozent) die Meinung, dass Kinder im Vorschulalter − Teilzeitarbeit ist für Mitarbeitende des Bevölkerungs- unter der Erwerbstätigkeit von Müttern leiden. Aus den amts auf allen Stufen möglich. Als Grundlage dafür Zahlen des Bundes geht zudem hervor, dass dienen Auswertungen nach Geschlecht, Alter, schweizweit drei Viertel der Frauen mit Tertiärabschluss Teams, Funktionsstufe. Mit Teams mit wenig Teilzeit- befürchten, die Geburt eines Kindes wirke sich negativ arbeit wird der Dialog gesucht, und betrieblich sinn- auf ihre berufliche Entwicklung aus. Bei Frauen mit tieferem Bildungsstand sowie Männern liegen die An- 13 Erhebung zu Familien und Generationen 2018. Erste Ergebnisse. Bundes- teile deutlich tiefer. amt für Statistik, 2018. 14 Büro BASS im Auftrag des Bundesamts für Sozialversicherungen. Erwerbs unterbrüche vor der Geburt, 2018.
volle Lösungen werden evaluiert. (Präsidialdeparte- cherinnen im Alter zwischen 18 und 29 Jahren gaben ment) an, in den vergangenen 12 Monaten mindestens ein- − Im Sicherheitsdepartement wird geprüft, welche mal ausserhalb des Zuhauses belästigt worden zu sein Massnahmen im Bereich der Kinderbetreuung, spe- – mehr als die Hälfte davon mehrfach. Insgesamt be- ziell bei Schichtarbeit, nötig sind. Im Intranet wird richtete rund jede zehnte Stadtzürcherin, sie sei im auf eine gute Information zum Thema Kinderbetreu- vergangenen Jahr belästigt worden.16 ung geachtet. (Sicherheitsdepartement) − Das Tiefbau- und Entsorgungsdepartement er- Jüngste Beispiele aus der Stadt Zürich zeigen, dass möglicht Führungsfunktionen auch in Teilzeit. Im nicht nur das Geschlecht, sondern auch die sexuelle Tiefbauamt und bei Grün Stadt Zürich können un- Orientierung und/oder die Geschlechtsidentität Auslö- ter anderem Projektleitungsfunktionen mit einem ser für Belästigungen und Übergriffe sind. So zum 60-Prozent-Pensum ausgeübt werden. (Tiefbau- Beispiel die Attacke gegen einen Regenbogen-Stand und Entsorgungsdepartement) in der Stadt Zürich am Internationalen Tag gegen Ho- − Das Tiefbauamt fördert Homeoffice, mobiles Arbei- mophobie und Transphobie (IDAHOT) 2019 sowie wie- ten und Ferienmodelle. (Tiefbau- und Entsorgungs- derholte homophobe Übergriffe auf schwule Paare in departement) der Öffentlichkeit. Damit ein respektvolles Zusammenleben im öffentli- Schwerpunkt Sexismus, Homo- und chen Raum gelingt, braucht es vielfältige und sich er- gänzende Massnahmen im Bereich der Prävention, die Transfeindlichkeit 12 sich an die Urheber und Urheberinnen von Belästigun- gen sowie an die (potentiellen) Opfer und an das Um- Der öffentliche Raum als potentieller «Angstraum für feld richten, niederschwellige Meldemöglichkeiten, Frauen» erhielt bis Mitte der 1990er Jahre zunehmend kompetente Beratung und Begleitung von Opfern so- Aufmerksamkeit. Die Forderungen nach mehr Sicher- wie eine sensibilisierte Strafverfolgung. heit zielten vor allem auf die Gestaltung des öffentli- chen Raums und auf die Vertretung der Frauen im Das Gleichstellungsgesetz verpflichtet Arbeitgebende, Planungsbereich ab. Wege und Plätze wurden heller präventive Massnahmen gegen sexuelle und sexisti- und übersichtlicher gestaltet, in Parkhäusern entstan- sche Belästigung am Arbeitsplatz zu ergreifen. Erfreu- den Frauenparkplätze, und Frauen wurden vermehrt licherweise ist das Interesse von Unternehmen an in Planungsprozesse einbezogen. Selbstverteidigungs- Weiterbildungen zum Thema sexuelle und sexistische kurse für Mädchen und Frauen erlebten einen Auf- Belästigung am Arbeitsplatz in den letzten Jahren in schwung und erhielten finanzielle Zuschüsse von der der Stadt Zürich gestiegen, wie die Anzahl Anfragen öffentlichen Hand. an die Fachstelle für Gleichstellung zeigt. Trotz des Wie eine aktuelle Studie von gfs.bern im Auftrag von gestiegenen Bewusstseins ist sexuelle und sexistische Amnesty International verdeutlicht, sind sexuelle und Belästigung am Arbeitsplatz nach wie vor ein Tabu. sexistische Belästigungen sowohl im öffentlichen Raum als auch am Arbeitsplatz heute wieder vermehrt Lesben, Schwule und Bisexuelle sowie trans Men- Thema.15 40 Prozent der Frauen machen sich in ihrem schen erleiden sexistische und sexuelle Belästigung Alltag Sorgen, sexuell belästigt zu werden. Ein erheb- auch aufgrund der sexuellen Orientierung oder der licher Teil der Frauen hat schon unterschiedlichste Geschlechtsidentität. Im Rahmen einer Umfrage der Belästigungsformen erlebt. Am häufigsten sind uner- Universität Genf gaben 70 Prozent der befragten wünschte Berührungen, Küsse oder Umarmungen. schwulen oder lesbischen Angestellten an, dass sie an Sexuelle Belästigungen finden am häufigsten auf der ihrem Arbeitsplatz homofeindliche Stimmung erlebt Strasse (56 Prozent der Frauen, die belästigt wurden) haben. Vor allem lesbische Frauen wurden sexuell be- oder im öffentlichen Verkehr (46 Prozent) statt. Beläs- lästigt. Die Studie zeigt zudem, dass nur 39 Prozent tigungen erleben Frauen auch in Bars oder Clubs (42 Prozent) oder am Arbeitsplatz (33 Prozent). Auch die städtische Bevölkerungsbefragung 2019 15 Sexuelle Belästigung und sexuelle Gewalt an Frauen sind in der Schweiz zeigt Handlungsbedarf: 33 Prozent der befragten Zür- verbreitet, gfs.Bern, 2019. 16 www.stadt-zuerich.ch/bevoelkerungsbefragung.
der lesbischen Frauen am Arbeitsplatz vollständig Pilotprojekt statt. (Präsidialdepartement, Sozialde- geoutet sind. Bei den schwulen Männern sind es 49 partement) Prozent.17 − Alle Kadermitarbeitenden, alle Bildungs- und Ausbil- dungsverantwortlichen, alle Peers in den Pflegezen- Ziel 8: Die Stadt Zürich verstärkt ihr Engagement tren nehmen 2020 an einem Workshop gegen sexu- gegen Belästigungen aufgrund des Geschlechts, der elle und sexistische Belästigung teil. Dabei gilt die sexuellen Orientierung und der Geschlechtsidentität Haltung «Null Toleranz» bei sexueller und sexisti- im öffentlichen Raum, im Nachtleben und am Ar- scher Belästigung. Die Aktion wird durch eine Pla- beitsplatz. katkampagne unterstützt. (Gesundheits- und Um- weltdepartement) Beteiligte Departemente: Alle Departemente setzen Massnahmen zu diesem Ziel um. Als erste Schweizer Verwaltung bekannte sich die Stadt Zürich 2018 zu einem respektvollen Umgang mit Massnahmen-Beispiele: trans Menschen am Arbeitsplatz. Dieses Engagement gilt es weiterzuführen. − Mit einem departementsübergreifenden Projekt ge- gen sexuelle und sexistische Belästigungen im öf- Zwei von Transgender Network Switzerland (TGNS) fentlichen Raum und im Nachtleben setzt die Stadt ausgewertete Umfragen zur Arbeitssituation von trans Zürich ein klares Signal gegen Sexismus, Homo- und Menschen in der Schweiz und zum Coming-out am Transfeindlichkeit sowie sexuelle Gewalt im öffentli- Arbeitsplatz machen deutlich, dass Informationen, chen Raum und im Nachtleben. Die Wahrnehmung 13 Wissen und eine klare Haltung zu Transidentität not- der Thematik soll geschärft und Verhaltensweisen, wendig sind.18 Gemäss TGNS war ein wichtiges Er- die bisher als trivial und tolerierbar eingestuft wer- gebnis der Umfrage, dass 82 Prozent der befragten den, sollen hinterfragt werden. Im Fokus stehen Menschen nach ihrem Coming-out mehrheitlich oder strafrechtlich relevante Verhaltensweisen wie sexu- vollständig in ihrem Geschlecht von den Arbeitgeben- elle Belästigung, Nötigung und Vergewaltigung, aber den akzeptiert wurden. Dennoch wurde 10 Prozent auch Verhaltensweisen, die sich im rechtlichen Grau- von ihnen die Arbeitsstelle gekündigt und 9 Prozent bereich abspielen. (Präsidialdepartement, Sicher- kündigten diese selber. heitsdepartement) − Mit dem Projekt «KMU konkret» erarbeitet die Fach- Ziel 9: Die Stadt Zürich setzt sich ein für ein offenes, stelle für Gleichstellung mit Unterstützung von Fi- respektvolles und diskriminierungsfreies Zusammen- nanzhilfen nach Gleichstellungsgesetz ein Angebot leben, unabhängig von Geschlecht, sexueller Orien- für KMUs für präventive Massnahmen gegen sexu- tierung und Geschlechtsidentität. elle und sexistische Belästigung am Arbeitsplatz, wie sie gemäss Gleichstellungsgesetz von Unternehmen Beteiligte Departemente: Alle Departemente setzen verlangt werden. Das Angebot besteht aus Schulun- Massnahmen zu diesem Ziel um. gen für Kader und Mitarbeitende. Zudem wird ein massgeschneidertes Reglement ausgearbeitet. (Prä- Massnahmen-Beispiele: sidialdepartement) − In der Stadtverwaltung finden im Sinne der Früher- − Die Stadtverwaltung erlangt das «Swiss LGBTI-La- kennung alle zwei Jahre institutionalisierte Gesprä- bel». che zwischen oberster Führung und Vertrauensper- − In Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnerorga- sonen zur Prävention von sexueller und sexistischer nisationen und Dienstabteilungen führt die Fachstel- Belästigung am Arbeitsplatz statt. Die Fachstelle für le für Gleichstellung Workshops und Weiterbildungs- Gleichstellung schult die Vertrauenspersonen der veranstaltungen für verschiedene Zielgruppen in der Stadtverwaltung zweimal jährlich zu ihren Aufgaben. Stadtverwaltung durch (etwa Berufsbildende, Schul- − Die Fachstelle für Gleichstellung, die Integrations- dienste sowie die Sozialen Dienste entwickeln ein 17 Lorena Parini und Anouk Lloren, Discriminations envers les homosexuel·le·s Workshopangebot zum Umgang mit sexistischen dans le monde du travail en Suisse, Travail, genre et sociétés 2017/2 (n° 38), Seiten 151 bis 169. und rassistischen Äusserungen von Klientinnen und 18 Siehe Website TGNS, Coming out am Arbeitsplatz mehrheitlich erfolgreich, Klienten. Bei den Sozialen Diensten findet 2020 ein 2018.
personal, Pflegepersonal sowie Mitarbeitende mit merk soll vermehrt auch auf Zielgruppen liegen, die Publikumskontakt). besonders verletzlich sind und deren Zugang zu − Die Fachstelle für Gleichstellung entwickelt in Zu- Hilfsangeboten erschwert ist: Kinder und Jugendliche, sammenarbeit mit dem Sportamt ein Factsheet zum Frauen und Mädchen mit Behinderungen, asylsuchen- Thema Trans für Mitarbeitende der Bade- und Sport- de Frauen, Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans und anlagen. Die Bedürfnisse von trans Menschen in intergeschlechtliche Menschen. Bade- und Sportanlagen werden geprüft und wo Die Fachstelle für Gleichstellung hat zusammen mit der möglich Verbesserungsvorschläge erarbeitet. (Prä- Stadtpolizei Einsitz im strategischen Kooperationsgre- sidialdepartement, Schul- und Sportdepartement) mium, das von der Sicherheitsdirektion des Kantons − Bei der Stadtpolizei und bei Schutz und Rettung Zürich eingesetzt wurde und von der IST - Interventi- werden in der Ausbildung Schulungssequenzen zu onsstelle gegen Häusliche Gewalt der Kantonspolizei Ethik, Rassismus und Menschenrechten durchge- Zürich geleitet wird. Als Vertreterin der Stadt hat die führt, ausserdem wird die Sensibilisierung für LGB- Fachstelle zugleich Einsitz in der Arbeitsgruppe KIK TI-Themen gefördert. (Sicherheitsdepartement) (Koordination Istanbul-Konvention). − Die genderneutrale Beschriftung der öffentlichen Züri-WC wird durch den Umwelt- und Gesundheits- Ziel 10: Die Stadt Zürich engagiert sich in der Ver- schutz geprüft. (Gesundheits- und Umweltdeparte- hinderung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frau- ment) en sowie gegen Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans und intergeschlechtliche Menschen. Die zuständigen Stellen pflegen einen fachlichen Austausch und eine 14 Schwerpunkt Gewalt Zusammenarbeit untereinander und mit externen Organisationen. Mit der Ratifizierung der Istanbul-Konvention (Über- Beteiligte Departemente: Präsidialdepartement, Si- einkommen des Europarats zur Verhütung und Be- cherheitsdepartement, Gesundheits- und Umwelt- kämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher departement, Schul- und Sportdepartement Gewalt)19, die im April 2018 in der Schweiz in Kraft ge- treten ist, haben sich Bund, Kantone und Gemeinden Massnahmen-Beispiele: verpflichtet, alle notwendigen Massnahmen im Bereich der Intervention und Prävention zu treffen, um Frauen − Mögliche Fälle von schwerer, zielgerichteter Gewalt umfassend vor Gewalt zu schützen. Die Konvention im Rahmen von bestehenden oder aufgelösten Be- gilt ausdrücklich für alle Gewaltbetroffenen, unabhän- ziehungen werden rechtzeitig erkannt und Massnah- gig «des biologischen oder sozialen Geschlechts, der men zu deren Verhinderung ergriffen. (Sicherheits- Rasse, der Hautfarbe, der Sprache, der Religion, der departement) politischen oder sonstigen Anschauung, der nationa- − Die nationale und internationale Vernetzung und Zu- len oder sozialen Herkunft, der Zugehörigkeit zu einer sammenarbeit im Bereich Menschenhandel wird nationalen Minderheit, des Vermögens, der Geburt, der weiter intensiviert, sowohl mit staatlichen als auch sexuellen Ausrichtung, der Geschlechtsidentität, des mit nichtstaatlichen Organisationen. (Sicherheitsde- Alters, des Gesundheitszustands, einer Behinderung, partement) des Familienstands, des Migranten- oder Flüchtlings- − Das Netzwerk Behörden und Beratungsstellen ge- status oder des sonstigen Status».20 gen Zwangsheirat, koordiniert von der Fachstelle für Hauptpfeiler der Istanbul-Konvention sind Gewaltprä- Gleichstellung, prüft Verbesserungsmöglichkeiten in vention, Gewaltschutz sowie Strafverfolgung. Die Kan- den Abläufen bei Fällen von Zwangsheiraten. (Prä- tone spielen bei der Umsetzung eine zentrale Rolle. sidialdepartement) Auch die Stadt Zürich steht in der Pflicht. Sie ist ge- − Das Schulpersonal wird für das Erkennen von Kin- fordert, ihre bereits bestehenden Angebote und Akti- dern und Jugendlichen, die von häuslicher Gewalt vitäten weiterzuführen und zu verstärken. Dazu gehört die Sensibilisierung und Weiterbildung der verschiede- 19 Siehe Website des Eidg. Büros für die Gleichstellung von Frauen und Män- nen Berufsgruppen im Sozial- und Gesundheitsbe- nern: www.ebg.admin.ch > Themen > Internationales Recht > Europarat > Istanbul-Konvention sowie www.istanbulkonvention.ch. reich, bei der Polizei und im Schulbereich. Das Augen- 20 Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Ge- walt gegen Frauen und häuslicher Gewalt, Art. 4.
betroffen sind, sensibilisiert. (Präsidialdepartement, Bevölkerung gestaltet und wem welche öffentlichen Schul- und Sportdepartement, Sozialdepartement) und halböffentlichen Räume zugänglich sind. − Bestehende Konzepte und Leitlinien (in der Frauen- klinik Maternité des Stadtspitals Triemli und im Not- Zürich ist eine Kulturstadt. Als grösste Schweizer Stadt fall des Stadtspitals Waid) zu häuslicher Gewalt (Er- sieht sich Zürich in einer besonderen kulturpolitischen kennung, Unterstützung Betroffener, Information, Verantwortung. Kulturförderung und ein vielfältiges Dokumentation) werden laufend weiterentwickelt kulturelles Angebot sind für Zürich zentrale öffentliche und an beiden Standorten implementiert. Die Mitar- Aufgaben. beitenden der Pflege und der Ärzteschaft werden umfassend und laufend geschult und für das Thema In Zürich gibt es viele Künstlerinnen. Doch auch hier sensibilisiert. (Gesundheits- und Umweltdeparte- sind sie oft zu wenig sichtbar. Zwar studieren an der ment) Zürcher Hochschule der Künste (ZHDK) mittlerweile − Im Rahmen eines Runden Tisches wird eruiert, wel- mehr Frauen als Männer Kunst (55 Prozent gegenüber che Lücken in der Stadt Zürich beim barrierefreien 45 Prozent im 2018), doch in der Vergangenheit haben Zugang zu Beratungsstellen im Bereich Gewalt ge- Kunstwerke von Frauen viel seltener Eingang in Mu- gen Frauen bestehen. Aus der Bedarfsanalyse wird seen gefunden als jene von Künstlern. Ein ähnliches der Handlungsbedarf abgeleitet. (Präsidialdeparte- Bild zeigt sich bei der Kunst im öffentlichen Raum. ment) Bis heute gibt es deutlich weniger Einzelausstellungen von Künstlerinnen in Schweizer Institutionen, wie eine kürzlich erschienene Recherche zeigt.21 Lange hat man die mangelnde Vertretung der Frauen in der etablierten 15 Kunstszene mit qualitativen Argumenten begründet. Schwerpunkt Partizipation und Mittlerweile beginnt sich die Einsicht durchzusetzen, Repräsentation dass Frauen aus verschiedenen Gründen bis heute viel grössere Schwierigkeiten haben als Männer, sich Die Verteilung von Ressourcen und ein gerechter Zu- in der Kunstszene zu etablieren. Hier kann die städti- gang zu Dienstleistungen und Angeboten sind ent- sche Kulturförderung ansetzen: Indem Auswahlkom- scheidende Faktoren für die kulturelle, soziale und missionen und -juries bewusst divers besetzt und die gesellschaftliche Partizipation der Bevölkerung. mit öffentlichen Mitteln geförderten Institutionen gezielt sensibilisiert werden. Die Angebote und Dienstleitungen der Stadtverwal- tung sollen allen Menschen offenstehen. In der Stadt Diskriminierung findet nicht nur auf materieller Ebene Zürich leben gemäss Schätzungen zwischen 2‘250 statt. Die Stadt Zürich hat sich verhältnismässig früh und 13‘500 trans Menschen. Trans Menschen sollen mit der sprachlichen Gleichstellung der Geschlech- aufgrund ihrer Transidentität keine Nachteile bei der In- ter beschäftigt. In der Schweiz entstanden in den anspruchnahme von städtischen Dienstleistungen und 1990er Jahren zahlreiche Richtlinien und Leitfäden zur städtischer Infrastruktur erfahren. Dies gilt beispielswei- Verwendung einer Sprache, die Frauen und Männer se für die Benutzung von Garderoben, Duschen oder gleichermassen anspricht. 1994 trat das verbindliche Toiletten. Es gilt, eine Lösung zu finden, in der sich Reglement für die sprachliche Gleichstellung für die alle Personen sicher und wohl fühlen und die praktisch Behördenkommunikation der Stadtverwaltung in Kraft, umsetzbar ist. 1996 wurde es leicht modifiziert. Seit der Auftragser- weiterung der Fachstelle für Gleichstellung hat die Stadt Die Stadt Zürich hat einen vielfältigen Handlungsspiel- Zürich auch den Auftrag, sich für die Gleichstellung raum in der Gestaltung des öffentlichen und halböf- von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans und interge- fentlichen Raums und seiner Infrastruktur – als Grund- schlechtlichen Menschen einzusetzen. Damit stellt sich eigentümerin von Bauten, aber auch bei Vergaben von auch die Frage einer Erweiterung des Reglements für Förderbeiträgen oder Preisen bei Wettbewerben sowie die sprachliche Gleichstellung der Stadtverwaltung um bei der Benennung von Örtlichkeiten über die im Jahr trans-inklusive Sprache. 1906 vom Stadtrat eingesetzte Strassenbenennungs- kommission. Sie hat damit auch Einfluss darauf, wer 21 Siehe www.swissinfo.ch, Datenrecherche «Schweizer Museen zeigen wenig wie sichtbar ist, wie sie ihre Kommunikation mit der Kunst von Frauen», 7.6.2019.
Ziel 11: Die Stadt Zürich fördert den gleichberech- Schwerpunkt Gesundheit CARE_OLD_FEM tigten Zugang zu Dienstleistungen, Angeboten und Infrastruktur für alle Geschlechter. Die Bemühungen Das Geschlecht spielt auch bei der Gesundheit eine zur Sichtbarkeit aller Geschlechter werden verstärkt. wichtige Rolle. Sozialisationsbedingte, biologische so- wie soziale und kulturelle Faktoren führen dazu, dass Beteiligte Departemente: Präsidialdepartement, Si- sich das Gesundheitsverhalten, die gesundheitlichen cherheitsdepartement, Hochbaudepartement Risiken und der Gesundheitszustand von Frauen und Männern unterscheiden. Die Vernachlässigung ge- Massnahmen-Beispiele: schlechtsspezifischer Unterschiede kann sich sowohl - Eine Erweiterung des Reglements für die sprachliche negativ auf die Gesundheit der Einzelnen auswirken Gleichstellung wird geprüft. (Präsidialdepartement, als auch gesundheitspolitische Folgen haben.22 Stadtkanzlei) - Immobilien Stadt Zürich, die Fachstelle für Gleich- Gender Health bezieht die Geschlechterkomponente stellung und die Betriebskommission des Stadthau- systematisch in alle Bereiche der öffentlichen Gesund- ses prüfen in einem Pilotprojekt, im Stadthaus gen- heit (Prävention, Therapie, Rehabilitation, Pflege) ein. derneutrale Toiletten mit Wickeltisch einzuführen, die Gender Health ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal von für alle Geschlechter zugänglich sind. Getrennte Versorgungsstrukturen und Behandlungsprozessen in Frauen- und Männer-Toiletten sollen nach wie vor der heutigen Gesundheitsversorgung.23 Neben dem zur Verfügung stehen. (Präsidialdepartement, Hoch- Geschlecht wirken sich auch die kulturelle Herkunft, baudepartement) der Bildungsstand sowie der soziale Status auf das 16 - Der Bereich Gesellschaft und Raum der Stadtent- Gesundheitsverhalten und den Gesundheitszustand wicklung setzt sich mit Unterstützung des Vereins aus. Eine bedarfsgerechte medizinische Versorgung für alltags- und gendergerechtes Bauen LARES mit bedingt eine gesamtheitliche Perspektive. gendergerechtem Bauen und Planen auseinander. (Präsidialdepartement) Das Bewusstsein für Genderfragen im Gesundheits- - 2021 findet im Stadthaus eine Ausstellung zu 50 wesen ist erst im Entstehen. Die Stadt Zürich hat be- Jahre Frauenstimmrecht statt. (Präsidialdeparte- reits früh einzelne Schritte in Richtung Gender Health ment) unternommen, beispielsweise mit dem Projekt «Häus- - Die Kulturförderung der Stadt Zürich überprüft den liche Gewalt – wahrnehmen – intervenieren» in der Status Quo bei der Vergabe von Fördergeldern, Sti- Frauenklinik Maternité des Stadtspitals Triemli. In ei- pendien, Preisen und in der Zusammensetzung von nem nächsten Schritt sollen die Mitarbeitenden der Kommissionen und Jurys. Aus den Zahlen werden Stadtspitäler und das Pflegepersonal der Alterszentren geeignete Massnahmen abgeleitet. (Präsidialdepar- der Stadt Zürich zu verschiedenen Aspekten von Gen- tement) der Health geschult werden. - Die Dienstabteilungen des Sicherheitsdepartements achten bei Kommunikationsmitteln, HR-Marketing Gender Health verfolgt das Ziel, die Qualität der medi- und -Konzepten sowie Präventionsprojekten darauf, zinischen Behandlung, Pflege und Betreuung für alle Rollenstereotype aufzubrechen, das untervertretene Menschen zu verbessern. Lesbische, schwule, bise- Geschlecht anzusprechen sowie eine inklusive Spra- xuelle und trans Seniorinnen und Senioren sind in einer che zu verwenden. Kampagnen werden im Aus- Zeit aufgewachsen, in der Homosexualität tabuisiert tausch mit der Departementsleitung und unter Ein- war und niemand von Transidentität sprach. Dasselbe bezug der Fachstelle für Gleichstellung besprochen. gilt für ihre heterosexuellen Altersgenossinnen und (Sicherheitsdepartement) -genossen. Von den fast 2‘000 Bewohnerinnen und Bewohnern der von der Stadt Zürich betriebenen Al- terszentren bekennen sich nur 5 Personen offiziell zu 22 Siehe dazu beispielsweise NZZ vom 17. Oktober 2019 «Der Mann sei in der Medizin noch immer der Prototyp, sagt die deutsche Kardiologin Vera Re- gitz-Zagrosek» oder NZZ am Sonntag vom 22. Juni 2019 «Demenz: Die Me- dizin soll Frauen nicht mehr benachteiligen». 23 STRB 0135/2016.
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