Globales Lernen Stadt der Zukunft - Hamburger Unterrichtsmodelle zum KMK-Orientierungsrahmen Globale Entwicklung - Landesinstitut für ...

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Globales Lernen Stadt der Zukunft - Hamburger Unterrichtsmodelle zum KMK-Orientierungsrahmen Globale Entwicklung - Landesinstitut für ...
Nr. 7 /Januar 2019

Globales Lernen
Hamburger Unterrichtsmodelle zum KMK-Orientierungsrahmen Globale Entwicklung

Stadt der Zukunft

                  Das Themenfeld Stadt der Zukunft
                  		                 ab Klassenstufe 10
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Diese Publikation der Reihe „Globales Lernen“ wird ermöglicht durch die freundliche Unterstützung der
    Hamburger Gesellschaft zur Förderung der Demokratie und des Völkerrechts e.V.
    Diese Stiftung hat sich den in der Charta der Vereinten Nationen formulierten Zielen und Regeln verpflichtet
    und setzt sich dafür ein, das gesellschaftliche Bewusstsein für die drängenden Fragen der globalen Frie-
    denssicherung zu schärfen. Mit Instrumenten der Mediengesellschaft, wissenschaftlichen und politischen
    Veranstaltungen sowie Forschungsvorhaben präsentiert der Verein Lösungsansätze für akute Konflikte.
    Er ist ein Zusammenschluss gleich gesinnter Hamburger Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Wissen-
    schaft und Medien und wurde im Februar 2004 vom Hamburger Reeder Peter Krämer gegründet.
    www.voelkerrecht-hamburg.de

Impressum
Freie und Hansestadt Hamburg
Behörde für Schule und Berufsbildung
Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung
Felix-Dahn-Straße 3, 20357 Hamburg
www.li.hamburg.de

Autorin: Silke Edelhoff
Mitarbeit: Lena Wolfart
Redaktion: Martin Brück, Mara Sommerhoff
Layout: Vanessa Brendemühl

Alle im Heft angegebenen Links wurden am 19.12.2018 abgerufen und geprüft.

Druck: MOD Offsetdruck GmbH
Auflage: 2.000
Hamburg, Januar 2019

Gefördert von:

                                                                    Aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaft-
                                                                    liche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
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Inhalt
4		 Vorwort von Dr. Michael A. Waibel

		     1. Grundlagen
6		    1.1 Das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung...
7		    1.2 ...und seine Umsetzung auf städtischer Ebene im Jahr 2017
9		    1.3 „Urbanes Lernen“: Chance und Auftrag

12		 2. Zu erreichende Kompetenzen

		     3. Unterrichtliche Umsetzung
14		   3.1 Zur Struktur des Heftes
16		   3.2 Fachbezogene und fächerübergreifende Anknüpfungspunkte
18		   3.3 Planungsskizze

		     4. Allgemeine Aufgabenblätter für die Projektarbeit
20		   4.1 Hinweise zu den allgemeinen Aufgabenblättern
21		   A1: Selbstbefragungsbogen
22		   A2: Ergebnissicherung: Projektpräsentation und Projektmappe
24		   A3: Projektschmiede

		     5. Modul S: Stadtentwicklung
27		   5.1 Hintergrundinformationen zum Thema Stadtentwicklung
31		   5.2 Hinweise zu den Aufgabenblättern Stadtentwicklung
34		   S1: Fragen an die Stadt der Zukunft
35		   S2: Die Welt wird zur Stadt
37		   S3: Handlungsfelder einer zukunftsfähigen Stadtentwicklung
38		   S4: Lokal - global
39		   S5: Stadt machen
43		   S6: Ökostädte - der Königsweg zur Zukunftsfähigkeit?

		     6. Modul W: Wohnen
44		   6.1 Hintergrundinformationen zum Thema Wohnen
47		   6.2 Hinweise zu den Aufgabenblättern Stadtentwicklung
48		   W1: Wohnen hat viele Facetten
49		   W2: Zukunftsfähiges Wohnen
55		   W3: Learning from Slums?
58		   W4: Schwimmende Städte - verrückte Utopie oder sinnvolle Lösung?

		     7. Modul M: Mobilität
59		   7.1 Hintergrundinformationen zum Thema Mobilität
61		   7.2 Hinweise zu den Aufgabenblättern Mobilität
62		   M1: Die Stadt und das Auto
64		   M2: Zukunftsfähig mobil
65		   M3: Smart City - smarte Lösung?

		     8. Modul F: Freiräume
66		   8.1 Hintergrundinformationen zum Thema Freiräume
70		   8.2 Hinweise zu den Aufgabenblättern Freiräume
71		   F1: Ein Thema - viele Funktionen
75		   F2: Freiraum selbstgemacht
77		   F3: Urbane Gärten

78		 Infoseiten
82		 Bild- und Mediennachweise
83		 Materialien auf der DVD
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Vorwort
von Dr. Michael A. Waibel – Dozent für den Fachbereich Geographie an der Universität Hamburg
ü
Wie können wir unsere Städte zukunftsfähig gestalten?

Laut den jüngsten UN-Angaben leben aktuell welt-         Vor allem in den Schwellenländern Ost- und Südost-
weit 55% (4,2 Mrd.) der Menschen in Städten, 1950        asiens geht die Urbanisierung mit einem raschen
waren es nur 30% (751 Mill.) und bis 2050 soll der       Anstieg der städtischen Mittelschichten einher.
Anteil auf 68% ansteigen. 90% des Wachstums              Aus Sicht des globalen Klimas ist dies von größter
der globalen Stadtbevölkerung von insgesamt 2,5          Brisanz. Im weltweiten Maßstab können diese so
Mrd. Menschen wird in Asien und Afrika stattfin-         genannten „Neuen Konsumenten“ als neue Schlüs-
den. Indien wird einen absoluten Zuwachs von 416         selgruppe angesehen werden, da ihr Lebensstil
Millionen erfahren, China von 255 Millionen und          entscheidend für die globale Nachhaltigkeit ist. Ihr
Nigeria von 189 Millionen. Obwohl Städte nur etwa        ökologischer Fußabdruck steigt derzeit massiv an.
2% der Erdoberfläche bedecken, sind sie für etwa         Sie verändern ihre Nahrungsgewohnheiten hin zu
70% der globalen Treibhausemissionen verantwort-         mehr Fleischkonsum, sind Träger sozial selektiver
lich. Insbesondere vor dem Hintergrund des globa-        Suburbanisierungsprozesse und vollziehen den
len Klimawandels müssen Städte daher zentraler           Wechsel vom Motorrad zum Auto als Hauptver-
Bestandteil von Problemlösungsstrategien hin zu          kehrsmittel. Dies hat schwerwiegende potenzielle
mehr Nachhaltigkeit werden.                              Folgen für oft schon ohnehin überlastete Trans-
                                                         portinfrastrukturen und für städtische CO2-Bilan-
Weltweit hat insbesondere die Zahl der Megastädte        zen. Für eine künftige nachhaltigere Stadtentwick-
in den ersten beiden Dekaden des neuen Millenni-         lung ist dies eine gewaltige Herausforderung.
ums beträchtlich zugenommen, vor allem getragen
durch die zunehmende Verstädterung in Asien. Viel-       Zahlreiche internationale Konferenzen und Pro-
fach wird mit diesem Phänomen Unregierbarkeit            gramme nehmen daher Städte in den Fokus. Ange-
assoziiert, nach der simplen Rechnung: Megastadt         fangen mit der ersten UN-Habitat-Konferenz 1976
= Megachaos. In der Tat weisen Megastädte häufig         in Vancouver erweiterte sich der Fokus von der Be-
Probleme auf wie Umwelt- und Verkehrsbelastung,          seitigung und Umgang mit Slumsiedlungen hin zu
Anstieg der informellen Wirtschaft, Slumbildung,         Fragen von etwa mehr Zugang zu Landrechtstiteln,
Arbeitslosigkeit und Armut, hohe Geburtenraten,          Stärkung der Umweltgerechtigkeit, Integration von
Rechtlosigkeit, ungesteuerte Flächenexpansion            Frauen und Kindern, Schaffung von Wohnraum für
(urban sprawl) oder Defizite der technischen und         Niedrigseinkommensbezieher bis schließlich im
sozialen Infrastruktur. Auf der anderen Seite steht      Jahr 2015 die Städte sogar explizit in die globale
die Ansicht, dass Megastädte nicht nur ein Pro-          Entwicklungsagenda der UN integriert wurden mit
blem, sondern auch Teil von Lösungen sein kön-           dem Ziel 11 „Make Cities inclusive, safe, resilient
nen. Zum Beispiel weisen dort die Bildungs- und          and sustainable“.
Gesundheitseinrichtungen einen vergleichsweise
hohen Standard auf, die Lebenserwartung ist hö-          Als Beitrag der deutschen Bundesregierung zur HA-
her, es gibt mehr Möglichkeiten für Frauen, sich zu      BITAT-III-Konferenz in Quito im Oktober 2016 veröf-
emanzipieren, kulturelle und ethnische Diversität,       fentlichte der Wissenschaftliche Beirat für Globale
eine höhere ökonomische Produktivität und sowie          Umweltveränderungen (WBGU) zudem ein umfas-
insgesamt bessere Chancen für wissenschaftliche          sendes Gutachten mit dem Titel „Der Umzug der
und technische Innovationen. In Industrieländern         Menschheit: Die transformative Kraft der Städte“.
sind etwa die CO2-Emissionen pro Kopf in Städ-
ten wie New York deutlich niedriger als im Landes-
durchschnitt der USA. Insgesamt spricht man in
diesem Kontext von einem janusköpfigen Gesicht
der Urbanisierung.

4   globales lernen – Stadt der Zukunft
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Trotz aller spezifischen Unterschiede stehen alle     Im Vordergrund des Heftes stehen dabei die folgen-
Städte - in Nordeuropa wie in anderen Teilen der      den Fragen:
Welt - vor vergleichbaren Problemen:                  ƒƒ Welche Fragen und Aufgaben sich an Städte
ƒƒ Wie können sich Städte ökologisch verträglich,        stellen;
   Ressourcen schonend und klimafreundlich,           ƒƒ Welche Lösungen erprobt werden;
   sozial gerecht und wirtschaftlich nachhaltig       ƒƒ Was Städte weltweit voneinander lernen kön-
   weiterentwickeln?                                     nen, und
ƒƒ Wie können sie mit Folgen des Klimawandels         ƒƒ Welche Rolle dem Einzelnen in der Gestaltung
   umgehen?                                              der „Stadt der Zukunft“ zukommt.
ƒƒ Wie bekommen Städte die weltweit wachsen-
   den Probleme der (Auto-)Mobilität in den Griff?    Konkret werden ausgewählte Themen und Frage-
ƒƒ Welche Rolle spielt dabei die Zivilgesellschaft?   stellungen einer zukunftsfähigen Stadtentwicklung
                                                      vorgestellt und diskutiert sowie mögliche Aufga-
Die Untersuchung dieser Fragen erscheint dabei        ben für die Bearbeitung in eigenständigen Projek-
prädestiniert als Thema für die Bildung für Nach-     ten durch die Schülerinnen und Schüler formuliert.
haltige Entwicklung und für Globales Lernen.          Schließlich werden exemplarische Lösungsansätze
ƒƒ Komplexe, nachhaltigkeitsrelevante Themen          vorgestellt, um Handlungsmöglichkeiten aufzuzei-
   werden „vor der Haustür“ sichtbar;                 gen. Der rote Faden des Heftes ist das UN-Nach-
ƒƒ Konkrete Ideen vor Ort und eigenes Handeln         haltigkeitsziel Nr. 11 zur nachhaltigen Stadtent-
   sind möglich;                                      wicklung sowie ausgewählte Unterziele. Damit
ƒƒ Zugleich Auseinandersetzung mit Auswirkun-         wird diese international formulierte Aufgabe für
   gen weltweiter Verstädterung sowie Ansätzen        die Auseinandersetzung mit Stadtentwicklung vor
   und Konzepten in anderen Weltregionen;             Ort und in anderen Weltregionen für den Unterricht
ƒƒ Die Reflexion des eigenen Handelns vor dem         erschlossen. Das vorliegende Heft kann somit auf
   Hintergrund weltweiter Entwicklung (zum Bei-       ganz unterschiedliche Weise genutzt werden: Als
   spiel Massenmotorisierung) wird angeregt.          Themenpool und Materialfundus, als Aufgaben-
                                                      sammlung sowie als Anregung für die Entwicklung
                                                      eigener Projekte und Ideen vor Ort nach dem Motto
                                                      „Think Globally – Act Locally“.

                                                             globales lernen – Stadt der Zukunft       5
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1. Grundlagen
1.1. Das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung als Bezugssystem für Analyse und Bewertung

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1.2 ... und seine Umsetzung auf städtischer Ebene im Jahr 2018

Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in              Verkehr und geringeren Flächenverbrauch entdeckt.
Städten. Dieser Anteil wird nach Prognosen der               Städte und Regionen bilden damit sowohl auf der
UNO im Jahr 2050 auf knapp 70% steigen. In                   Ebene der Probleme als auch der Lösungsmöglich-
Deutschland lebten schon 2005 rund 85% der Men-              keiten in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung
schen in Städten.                                            die Schnittstelle zwischen der globalen und der per-
                                                             sönlichen Ebene der Familie bzw. des Individuums,
Als Zentren des wirtschaftlichen, sozialen und kul-          vgl. die Entwicklungsdimensionen nachhaltiger
turellen Lebens sind Städte überall auf der Welt in          Entwicklung (Orientierungsrahmen).
hohem Maße an der Entstehung ökologischer Pro-
bleme und am Ressourcenverbrauch beteiligt. Glo-             International vereinbarte Ziele für die
bale Probleme wie wachsende soziale Disparitäten,            Stadtentwicklung
Folgen des Klimawandels und Umweltbelastungen                Mit der Verabschiedung der „Sustainable Deve-
verdichten sich hier und erfordern entschiedenes             lopment Goals“ (SDG), den sogenannten „Nach-
Handeln. In Städten und Regionen werden damit                haltigkeitszielen“ der Vereinten Nationen und der
die Folgen nicht nachhaltigen Handelns konkret er-           Formulierung des Ziels Nr. 11 für eine nachhaltige
fahrbar. So heißt es bereits in der Agenda 21:               Stadtentwicklung erhält das Bemühen um eine
                                                             zukunftsfähige Gestaltung der Städte weiteren
„Da viele der in der Agenda 21 angesprochenen Pro-           Nachdruck – auch unter dem Eindruck der rasch
bleme und Lösungen auf Aktivitäten auf der örtlichen         fortschreitenden Urbanisierung, den zunehmenden
Ebene zurückzuführen sind, ist die Beteiligung und Mit-      Umweltproblemen sowie der Verwundbarkeit von
wirkung der Kommunen ein entscheidender Faktor bei           Städten bezüglich der Folgen des Klimawandels.
der Verwirklichung der in der Agenda enthaltenen Zie-        Konkret heißt es in dem SDG 11:
le. Kommunen errichten, verwalten und unterhalten die
wirtschaftliche, soziale und ökologische Infrastruktur,      „Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfä-
überwachen den Planungsablauf, entscheiden über die          hig und nachhaltig gestalten.“
kommunale Umweltpolitik und kommunale Umweltvor-
schriften und wirken außerdem an der Umsetzung der           In 7 Unterzielen werden dazu sektorale Ziele be-
nationalen und regionalen Umweltpolitik mit. Als Politik-    nannt, u.a. zu den Themen Wohnen, Mobilität,
und Verwaltungsebene, die den Bürgern am nächsten            Freiräume, Partizipation und Governance, Schutz
ist, spielen sie eine entscheidende Rolle bei der Infor-     des Weltkultur- und Naturerbes sowie Katastro-
mierung und Mobilisierung der Öffentlichkeit und ihrer       phenschutz. Dabei ist unbestreitbar, dass sich die
Sensibilisierung für eine nachhaltige umweltverträgliche     Problemlagen und Möglichkeiten in Städten unter-
Entwicklung.“ (Agenda 21, Kapitel 28.1)                      schiedlicher Weltregionen deutlich unterscheiden.
                                                             Während es in „Megacities“ in Asien, Afrika oder
Gleichzeitig gelten Städte als Kristallisationspunkte        Südamerika oftmals um elementare Fragen wie
des Wandels. Hier verdichten sich eben nicht nur             den Umgang mit der rasanten Urbanisierung sowie
Probleme, sondern auch Innovationen und Experi-              die Schaffung bzw. Erneuerung grundlegender Inf-
mente. Es werden neue Formen des Zusammenle-                 rastrukturen geht, stehen in Europa eher Probleme
bens, der Mobilität und des Wirtschaftens erprobt,           wie der Flächen- und Ressourcenverbrauch durch
und zunehmend die Vorteile verdichteten Wohnens              Automobilität und Konsum oder neue technologi-
und Arbeitens für das gesellschaftliche Miteinander          sche Lösungen zum intelligenten Umgang mit Res-
und weniger Ressourcenverbrauch durch weniger                sourcen im Vordergrund.

1   In der Auseinandersetzung mit nachhaltiger Stadtentwicklung werden verschiedene Begrifflichkeiten genutzt. Wäh-
    rend in der Übersetzung der SDG von „nachhaltiger Stadtentwicklung“ die Rede ist, wird im europäischen Kontext
    oftmals von zukunftsbeständiger oder zukunftsfähiger Stadtentwicklung gesprochen. In diesen Materialien wird der
    Begriff „Zukunftsfähigkeit“ verwendet.

                                                                     globales lernen – Stadt der Zukunft               7
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Bei aller Unterschiedlichkeit der Problemstellungen     lung konkret vor Ort aussehen kann, doch die Su-
und Lösungsmöglichkeiten sind die grundlegenden         che nach Anregungen und Lösungsmöglichkeiten
Fragen, die sich an die Städte stellen, doch ähnlich.   erfolgt längst im globalen Austausch.
So stehen Städte auf der ganzen Welt vor der Aufga-
be einer sozial verträglichen Wohnungsversorgung        Wachsende versus schrumpfende Städte
und dem Abbau sozialer Disparitäten. Auch Fragen        Eine Schwierigkeit in der Auseinandersetzung mit
nach verträglichen Mobilitätskonzepten, Umwelt-         der Stadtentwicklung besteht darin, dass sich ne-
und Klimaschutz sowie dem Umgang mit Klima-             ben dem wachsenden Urbanisierungsprozess vie-
folgen beschränken sich nicht auf eine Weltregion.      ler Städte und Metropolen der Welt auch Regionen
Und: in allen Städten stellt sich die Frage danach,     mit massiven Schrumpfungsproblemen konfron-
wie der Prozess einer nachhaltigen Stadtentwick-        tiert sehen. Dazu zählen nicht nur ländliche Gebiete,
lung gesteuert und vorangetrieben werden kann,          sondern z.B. auch Regionen wie der sogenannte
und wie zivilgesellschaftliche, wirtschaftliche und     „Rust-Belt“, der größten Industrieregion der USA im
öffentliche Kräfte hierfür mobilisiert und Lösungen     Nordosten mit Städten wie Detroit und Cleveland,
entwickelt werden können.                               oder auch das Ruhrgebiet in Deutschland, die von
                                                        Schrumpfung betroffen sind. In einigen Städten ist
Innovationen und interessante Lösungsansätze            beides parallel zu beobachten. Hier stellen sich viele
hierzu entstehen überall auf der Welt. Das oftmals      Fragen unter umgekehrten Vorzeichen – insbesonde-
vorhandene und ebenso kritisierte Nord-Süd-Gefäl-       re mit Blick auf die Wohn- oder Freiraumversorgung.
le und die Annahme, Strategien des „entwickelten“       Eine differenzierte Auseinandersetzung mit beiden
Nordens seien der Königsweg für die Entwicklung         Themen würde den Rahmen dieses Heftes jedoch
des Südens, wird im Zuge der nachhaltigen Stadt-        sprengen. Da sich weltweit vor allem das Problem
entwicklung immer wieder aufgebrochen. Innovati-        der raschen Urbanisierung stellt und dieses Thema
ve Verkehrskonzepte in Bogotà oder Curitiba geben       auch in Hamburg virulent ist, liegt der Fokus die-
zum Beispiel ebenso Anregung für die Stadtent-          ses Heftes auf Städten mit Wachstumsdruck. Im
wicklung wie weltweite Bottom-Up-Initiativen urba-      Rahmen eines Unterrichtsprojektes zu dem Thema
ner „Community Gardens“. Zwar muss jede Stadt           sollte aber darauf hingewiesen werden, dass sowohl
und Region situativ passende Antworten auf die          Wachstum als auch Schrumpfung weltweit beson-
Frage finden, wie eine nachhaltige Stadtentwick-        dere Herausforderungen für Städte mit sich bringen.

8   globales lernen – Stadt der Zukunft
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1.3 Zielperspektiven

Städte bieten ein sehr anschauliches Lern- und        den Flächenverbrauch der Menschen im globalen
Erfahrungsfeld, um Themen einer nachhaltigen          Norden als weltweiten Maßstab für Wohlstand und
Entwicklung in ihren lokalen und globalen Dimen-      ein „gutes Leben“, würden die ökologischen Gren-
sionen aufzugreifen und einen projektorientierten     zen des Planeten um ein Mehrfaches gesprengt. In-
Unterricht zu realisieren. Dabei sind die folgenden   sofern ist es auch eine Frage globaler Gerechtigkeit,
didaktischen Perspektiven leitend:                    den eigenen Lebensstil zu überdenken.

ƒƒ Lebensweltbezug: In der Auseinandersetzung         Fragen der Stadtentwicklung berühren elementar
   mit zukunftsfähiger Stadtentwicklung wird das      auch die Interessen von Kindern und Jugendlichen,
   unmittelbare Lebensumfeld von Schülerin-           gerade wenn es um die Freiraumentwicklung, Woh-
   nen und Schülern zum Thema gemacht. Eine           nen oder Fragen der Mobilität geht. Minderjährige
   persönliche Betroffenheit ist damit immer          sind in der Regel sehr viel mehr als Erwachsene
   gegeben.                                           auf öffentliche Verkehrsmittel oder Radwege ange-
ƒƒ Anschaulichkeit: Das Leben, Bauen und Wohnen       wiesen. Sie nutzen Freiräume anders und oft auch
   in der eigenen Stadt bietet für Schülerinnen       intensiver als Erwachsene. Und wenn es um das
   und Schüler ein Lern- und Erfahrungsfeld, wo       Thema Wohnen geht, machen sich viele Jugendli-
   nachhaltige oder nicht-nachhaltige Entwicklun-     che Sorgen über künftige Entwicklungen auf dem
   gen und vor allem auch Zielkonflikte unmittel-     Wohnungsmarkt, insbesondere mit Blick auf das
   bar sichtbar bzw. erfahrbar werden.                Thema Gentrifizierung. Hinzu kommt: die planeri-
ƒƒ Handlungsorientierung: Stadt und Region bilden     schen Maßnahmen, die jetzt aktuell sind, werden
   die Schnittstelle zwischen dem unmittelbaren       die Stadt auf Jahrzehnte prägen und betreffen da-
   Lebensumfeld und der Welt. Hier kann demo-         mit vor allem auch diejenigen langfristig, die jetzt
   kratisches, nachhaltiges Handeln anhand über-      jung sind.
   schaubarer Fragestellungen erprobt werden.
ƒƒ Perspektivenwechsel: Ausgehend vom „Eige-          Doch es geht nicht nur um die Betroffenheit von Ju-
   nen“ können Schülerinnen und Schüler ihre          gendlichen durch städtische Entwicklungen. Es ist
   eigenen Erfahrungen und Recherchen vor Ort         das Recht von Kindern und Jugendlichen, „in allen
   in Beziehung setzen mit Entwicklungen in an-       sie betreffenden Belangen“ beteiligt“ zu werden.
   deren Regionen der Welt und die Kompetenz          Dieses Recht ist in der UN-Kinderrechtskonvention
   des Perspektivenwechsels trainieren.               von 1989 verankert und in Deutschland seit der
                                                      Ratifizierung der Kinderrechtskonvention in nati-
Recht auf Beteiligung: Verantwortung überneh-         onale und in Landesgesetze umgesetzt worden,
men, Partizipation lernen                             u.a. auch im Baugesetzbuch. Das zentrale Gesetz
Darüber hinaus ist es eine wichtige Bildungsaufga-    in Hamburg ist dazu das Bezirksverwaltungsgesetz.
be, verantwortlich mit dem eigenen Lebensraum         Dort heißt es im §33: „Das Bezirksamt muss bei
umzugehen und zu lernen, ihn heute und in Zukunft     Planungen und Vorhaben, die die Interessen von
verantwortlich mitzugestalten. Wir alle prägen die    Kindern und Jugendlichen berühren, diese in an-
Stadt durch unser Mobilitätsverhalten, durch die      gemessener Weise beteiligen. Hierzu entwickelt das
Nutzung öffentlicher Räume und nicht zuletzt durch    Bezirksamt geeignete Verfahren.“ (www.hamburg.de/
unsere Wohnstandortwahl entscheidend mit. Inso-       grundlagen-bezirke/81666/para33bezvg/)
fern ist die Auseinandersetzung mit Fragen einer
zukunftsfähigen Raumnutzung entscheidend dafür,       In der Debatte um eine verstärkte Partizipation von
wie sich unsere Städte heute und in Zukunft ent-      Kindern und Jugendlichen wird vielfach darauf
wickeln. Die damit verbundene Verantwortung ist       hingewiesen, dass Kinder und Jugendliche als Ex-
jedoch nicht nur auf lokaler Ebene relevant. Nähme    perten ihrer Lebenswelt wichtige Inhalte und Ide-
man den Lebensstil, das Mobilitätsverhalten und       en einbringen und Planungen damit qualifizieren

                                                             globales lernen – Stadt der Zukunft          9
Globales Lernen Stadt der Zukunft - Hamburger Unterrichtsmodelle zum KMK-Orientierungsrahmen Globale Entwicklung - Landesinstitut für ...
können. Neuere Forschungen des Bundes weisen           bekommen, grundlegende Zusammenhänge der
zudem darauf hin, dass gerade Jugendliche und          Stadtentwicklung zu verstehen und sich dazu zu
junge Erwachsene wertvolle Impulse und Ideen           äußern. Dies lässt sich in der Praxis der Stadtpla-
für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung einbrin-      nung am besten durch die Zusammenarbeit von
gen können – wenn man ihnen die Möglichkeit            Schule, außerschulischen Bildungseinrichtungen
dazu gibt (www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/FP/ExWoSt/         sowie Vereinen und Verbänden umsetzen. Der
Forschungsfelder/2009/JugendlicheImStadtquartier/01_   Schule kommt dabei insofern eine wichtige Rolle
Start.html?nn=430172, 12.03.2016)                      zu, als dort alle Kinder und Jugendlichen erreicht
                                                       werden können – gerade auch diejenigen, die nicht
Damit Kinder und Jugendliche ihr Recht auf Be-         durch ihr Elternhaus und ihre Umgebung mit die-
teiligung wahrnehmen und ihre Ideen einbringen         sen Themen in Kontakt kommen und dort lernen,
können, müssen sie zum einen wissen, dass sie          sich zu äußern und einzubringen.
dieses Recht haben, und zum anderen die Chance

10   globales lernen – Stadt der Zukunft
Unterrichtsreihe Globales Lernen
                                                                 Die Reihe Globales Lernen ist ein Beitrag zur Bildung für nachhaltige Entwicklung und zur Umsetzung des KMK
                                                                 Orientierungsrahmens „Globale Entwicklung“ (www.globaleslernen.de). Einsatzmöglichkeiten bieten sich im
                                                                 Fachunterricht, in Lernbereichen, Projekten und Profilen.

            s L e rn e n                          e rn e n            Globales
                                                                      Nr.1 / Mai 2010
                                                                                                                                                                                                                                            Nr. 3 /August 2011

  lo b a le                            b a le s L                              Lernen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Nr. 5/

G                                  Glo
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Januar
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       2016

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Hamb
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             urger
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Unterri
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               chtsm
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       odelle
                                                                 Globale   Entwicklung                                                                                                                                                                                                                                                                                          zum KM
                                                 ntierungsrahmen                                                                                                                                                          srahmen       Globale Entwicklung                                                                      Aspekte                                                 K-Orien
                                  zum KMK-Orie

                      Globales Lernen
                 rrichtsmodelle                                                                                                                                                                       KMK- Orientierung                                                                                                                                                                            tierung
Hamburger Unte                                                                                                                                                 Hamburger Unterr
                                                                                                                                                                                   ichtsmodelle zum                                                                                                                                              einer Pos                                                   srahme
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      n Glob
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  twachstu

                                                          Globales Lernen
                                                                                                                                                         Nr. 2 /November 2014                                                                                                                                                                                                                                                  ale En
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        twick

            s Konzept
                                                                                                                                                         aktualisierte Auflage
                                                                                                                                                                               globale                                                                                                                                                                                             ms-Ökono                                                     lung
                                                                                                                                                                Haben wir eine                                                      g?
Didaktische                                                                                                                                                                      Schutzverantw
                                                                                                                                                                                               ortun                                                                                                                                                                                                  mie
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Nr. 4 /Februar 2012

                                                                                 Globales Lern
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          nr. 6 /Janua
                                                                                                                                                                                                                                  und
                                                                                                                                                                                                        Weltweite Gewalt
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       r 2018
                                                                                Hamburger Unterr
                                                                                                       ichtsmodelle zum

                                                                                               en
                                                                                                                          KMK- Orientierung
                                                                                                                                              srahmen Globale Entwic                                    Neue Kriege                                              Hamburger Unte
                                                                                                                                                                       klung                                                  für die Oberstufe                                    rrichtsmodelle
                                                                                                                                                                                                         Unterrichtsprojekt                                                                         zum KMK-Orie
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   ntierungsrahmen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Globale Entwicklu                                                            Hamburger
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          ng                                                                       Unterricht
                                                                                                                                                                                                                                                                 Wem nützt                                                                                                                                                                         smodelle
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               zum KMK-o
                                                                                                                                                                                                                                                                           der Welthan                                                                                                                                                                                     rientierung
                                                                                                                                                                                                                                                                                       del?                                                                                                                      Arbeit und Le
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         srahmen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Globale Ent
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 wicklung
                                                                                                                                                                                                                                                                  Freier Welthand
                                                                                                                                                                                                                                                                  zukunftsfähiger
                                                                                                                                                                                                                                                                                  el =
                                                                                                                                                                                                                                                                                  Welt
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        ben
                                                                                                                                                                                                                                                                                               handel?
                                                                                                                                                                                                                                                                  Unterrichtsprojek
                                                                                                                                                                                                                                                                                    t
                                                                                                                                                                                                                                                                  für Klasse 9/10
                                                                                                                                                                                                                                                                                  und   Oberstufe

                                                                            Hunger durch
                                                                                         Wohlstand?
                                                                            Unterrichtsprojekt
                                                                                                 ab Klasse 9/10
                                                                                                                                 Die Folgen von Biosp
                                                                                                                                                      rit,
                                                                                                                                Fleischkonsum und                                                                                                                                                                                       Das Di
                                                                                                                                                    Klimawandel
                                                                                                                                für die Welternähr                                                                                                                                                                                   Wachs lemma zw
                                                                                                                                                   ung                                                                                                                                                                                      tumsg           ischen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     und de         ebot            dem
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            r Endl       des W
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   ichkei       irtscha
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          t unse        ftssyst
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 rer ph         ems
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        ysisch
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               en W
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    elt.
                                                                                        Hamburg
                                                                                                                                                                                                                                                            Hamburg

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Das The
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                menfeld
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Arbeit und
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Leben
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       für die Kla
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   ssenstufe
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               n 3-6
                                                                                                                                                         Hamburg

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Hamburg
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Hambur
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     g

                                                                 Die Unterrichtsmodelle orientieren sich an den Hamburger Rahmenplänen für das Aufgabengebiet
                                                                 Globales Lernen. Sie sollen Impulse zur Auseinandersetzung mit den wachsenden Herausforderungen der
                                                                 Globalisierung geben. Ihre Spannweite reicht von der Grundschule bis zur Oberstufe.

                                                                 Die Vorschläge greifen Grundsätze des Projektunterrichts auf und stellen Kompetenzförderung, Individu-
                                                                 alisierung und selbstgesteuertes Lernen in den Vordergrund. Es geht vor allem um:

                                                                 ƒƒ         die Entwicklung wichtiger Kompetenzen,
                                                                 ƒƒ         die Anwendung subjektorientierter und kooperativer Lernformen,
                                                                 ƒƒ         die Stärkung von Eigenverantwortung für den Lernprozess,
                                                                 ƒƒ         den Einsatz vielfältiger Unterrichts - und Lernmethoden,
                                                                 ƒƒ         die Auseinandersetzung mit wichtigen Themen des globalen Wandels,
                                                                 ƒƒ         wertebewusstes Urteilen und Handeln,
                                                                 ƒƒ         die Förderung ganzheitlichen, fächerübergreifenden Unterrichts.

                                                                 Bisher veröffentlicht wurden:
                                                                 ƒƒ Nr. 1 „Didaktisches Konzept Globales Lernen“
                                                                 ƒƒ Nr. 2 „Hunger durch Wohlstand?“ (Themen Biosprit, Fleischkonsum, Klimawandel, ab Kl. 9)
                                                                 ƒƒ Nr. 3 „Haben wir eine globale Schutzverantwortung?“ (Themen Neue Kriege und weltweite Gewalt,
                                                                    Oberstufe)
                                                                 ƒƒ Nr. 4 „Wem nützt der Welthandel?“ (Themen Welthandelsstrukturen, Globalisierung, Rohstoffe,
                                                                    Arbeitsrechte; Oberstufe, vereinfacht ab Kl. 9/10)
                                                                 ƒƒ Nr. 5 „Aspekte einer Postwachstums-Ökonomie“ (Themen Wachstumskritik, Wachstumsdilemma,
                                                                    Lebensstile, Projektarbeit, Lernen mit Weblogs; Oberstufe, vereinfacht ab Kl. 9/10)
                                                                 ƒƒ Nr. 6 „Arbeit und Leben“ (Themen gutes Leben, Arbeitswelt im Wandel, Kl. 3-6)

                                                                 Themenschwerpunkt in Vorbereitung:
                                                                 ƒƒ Nr. 8 „Flucht und Migration“

                                                                 ➔ Download-Möglichkeit: www.li.hamburg.de/publikationen /
                                                                 ➔ Einzelhefte können bestellt werden über: suzanne.juers@li-hamburg.de

                                                                                                                                                                                                                                                         globales lernen – Stadt der Zukunft                                                                                                                               11
2. zu erreichende Kompetenzen,
            die durch Unterrichtsprojekte zur zukunftsfähigen Stadtentwicklung
            entwickelt und gestärkt werden

            Allgemein                                                      Themenbezogen

           1.                                                             ... sich Informationen über Stadtentwicklungsfragen in der
Erkennen

           Informationsbeschaffung und -verarbeitung                      eigenen Stadt und Region sowie in anderen Städten (natio-
           ... Informationen zu Fragen der Globalisierung und Entwick-    nal und international) beschaffen und einordnen (Sekundär-
           lung beschaffen und themenbezogen verarbeiten.                 material, eigene Empirie vor Ort).

           2.                                                             ... die vielfältigen Herausforderungen und Möglichkeiten
           Erkennen von Vielfalt                                          einer zukunftsfähigen Stadtentwicklung erkennen und
           ... die soziokulturelle und natürliche Vielfalt in der Einen   benennen.
           Welt erkennen.
                                                                          ... Gemeinsamkeiten und Unterschiede erkennen und benen-
                                                                          nen, vor denen Städte in Europa und in anderen Weltregio-
                                                                          nen stehen.

           3.                                                             ... Tendenzen der weltweiten Verstädterung erkennen und
           Analyse des globalen Wandels                                   benennen, welche Chancen und Herausforderungen in
           ... Globalisierungs- und Entwicklungsprozesse mit Hilfe        Bezug auf die Dimensionen der Nachhaltigkeit hiermit ver-
           des Leitbildes der nachhaltigen Entwicklung fachlich           bunden sind.
           analysieren.

           4.                                                             ... die Handlungsebene Stadt und Region in ihrer Relevanz
           Unterscheidung von Handlungsebenen                             für eine nachhaltige Entwicklung einordnen sowie Hand-
           ... Handlungsebenen vom Individuum bis zur Weltebene           lungsoptionen erkennen.
           in ihrer jeweiligen Funktion für Entwicklungsprozesse          ... relevante Akteure für die Gestaltung zukunftsfähiger
           erkennen.                                                      Städte benennen und die Rolle zivilgesellschaftlichen Enga-
                                                                          gements einordnen.

            12   globales lernen – Stadt der Zukunft
5.                                                              ... eigene und fremde Wertorientierungen anhand städti-
bewerten

           Perspektivenwechsel und Empathie                                scher Themen benennen und in Bezug auf andere Bevöl-
           ... sich eigene und fremde Wertorientierungen in ihrer Be-      kerungsgruppen in der eigenen Stadt als auch in Bezug auf
           deutung für die Lebensgestaltung bewusst machen, würdi-         Städte in anderen Weltregionen reflektieren.
           gen und reflektieren.

           6.                                                              ... zur europäischen und zur globalen Dimension der Stadt-
           Kritische Reflexion und Stellungnahme                           entwicklung sowie deren Relevanz für eine nachhaltige
           ... durch kritische Reflexion zu Globalisierungs- und Ent-      Entwicklung Stellung beziehen und sich dabei an internatio-
           wicklungsfragen Stellung beziehen und sich dabei an der         nalen Vereinbarungen (wie die Aalborg-Charta), am Leitbild
           internationalen Konsensbildung, am Leitbild nachhaltiger        der nachhaltigen Entwicklung und an den Menschenrechten
           Entwicklung und an den Menschenrechten orientieren.             orientieren.

           7.                                                              ... Ansätze zur Beurteilung einer zukunftsfähigen Stadtent-
           Beurteilen von Entwicklungsmaßnahmen                            wicklung vor Ort und in anderen Teilen der Welt unter Be-
           ... Ansätze zur Beurteilung von Entwicklungsmaßnahmen           rücksichtigung unterschiedlicher Interessen und Rahmen-
           (bei uns und in anderen Teilen der Welt) unter Berücksich-      bedingungen erarbeiten und zu eigenständigen Lösungen
           tigung unterschiedlicher Interessen und Rahmenbedingun-         kommen.
           gen erarbeiten und zu eigenständigen Lösungen kommen.

           8.                                                              ... Bereiche persönlicher Mitverantwortung für Mensch
handeln

           Solidarität und Mitverantwortung                                und Umwelt im Kontext der Stadtentwicklung sowie Mitge-
           ... Bereiche persönlicher Mitverantwortung für Mensch und       staltungsmöglichkeiten erkennen und als Herausforderung
           Umwelt erkennen und als Herausforderung annehmen.               annehmen.

           9.                                                              ... bezogen auf städtische Konfliktfelder (wie z.B. Freiflä-
           Verständigung und Konfliktlösung                                chenentwicklung versus Nachverdichtung) Ansätze zur
           ... zur Überwindung soziokultureller und interessenbestimm-     Kommunikation sowie zur Lösung der Konflikte entwickeln.
           ter Barrieren in Kommunikation und Zusammenarbeit sowie
           zu Konfliktlösungen beitragen.

           10.                                                             ... Kreativität und Innovationsbereitschaft entwickeln, um ak-
           Handlungsfähigkeit im globalen Wandel                           tiv an einer zukunftsfähigen Stadtentwicklung mitzuwirken.
           ... die gesellschaftliche Handlungsfähigkeit im globalen
           Wandel vor allem im persönlichen und beruflichen Bereich        … Offenheit für künftige Entwicklungen, Ideen und Chancen
           durch Offenheit und Innovationsbereitschaft sowie durch         zeigen und Herausforderungen wie den Umgang mit Klima-
           eine angemessene Reduktion von Komplexität sichern und          folgen annehmen.
           die Ungewissheit offener Situationen ertragen.

           11.                                                             ... für sich relevante Ziele der nachhaltigen Entwicklung im
           Partizipation und Mitgestaltung                                 privaten, schulischen und beruflichen Bereich in Bezug auf
           ... sind bereit, Ziele der nachhaltigen Entwicklung im priva-   Stadtentwicklungsfragen identifizieren und zeigen Bereit-
           ten, schulischen und beruflichen Bereich zu verfolgen und       schaft, diese im eigenen Alltag umzusetzen.
           sich an ihrer Umsetzung auf gesellschaftlicher und politi-      ... Forderungen und Ideen im Sinne einer zukunftsfähigen
           scher Ebene zu beteiligen.                                      Stadtentwicklung formulieren und gegenüber anderen
                                                                           gesellschaftlichen Akteuren sowie im politischen Kontext
                                                                           darstellen und vertreten.

                                                                           globales lernen – Stadt der Zukunft              13
3. Unterrichtliche Umsetzung
3.1 Zur Struktur des Heftes

Das Heft folgt dem Projektansatz der Reihe „Globales Lernen“.

Die allgemeinen Aufgabenblätter A1-A3 dienen der Strukturierung der Projektarbeit von der Selbstein-
schätzung (A1) der Schülerinnen und Schüler über die Ergebnissicherung (A2) bis hin zur „Projektschmie-
de“ (A3).

Die thematischen Unterrichtsmaterialien im Heft sind modular angelegt. Jedes Modul umfasst
ƒƒ Hintergrundinformationen zum Thema
ƒƒ Links und Literatur zum Thema (als Material auf der DVD)
ƒƒ Didaktisch-methodische Hinweise zu den Materialien sowie
ƒƒ Aufgabenblätter zum jeweiligen Thema

Das Modul Stadtentwicklung (S) bietet einen allgemeinen Einstieg zum Thema mit grundlegendem Ma-
terial zur Annäherung an die zukunftsfähige Stadtentwicklung in ihrer lokalen und globalen Dimension (S
1-4). Desweiteren werden hier übergeordnete Themen wie Partizipation und Ökostädte angesprochen (S
5-6). Die Vertiefungs-Module Wohnen (W), Mobilität (M) und Freiraum (F) bieten thematisch spezifische
Materialien und Aufgabenstellungen.

Das Heft bietet so verschiedene Möglichkeiten für die Projektarbeit. Ausgangspunkt ist dabei immer ein
allgemeiner Einstieg in Fragen der zukunftsfähigen Stadtentwicklung, um gemeinsam in der Lerngruppe
ein grundlegendes Verständnis davon zu erarbeiten. Mögliche Lernwege sind:

ƒƒ Die vertiefte Auseinandersetzung mit Stadtentwicklung allgemein und die Entwicklung ganz unter-
   schiedlicher Projektideen aus dieser allgemeinen Auseinandersetzung. Mögliche Projektideen könn-
   ten z.B. die Untersuchung eines Projektes zur zukunftsfähigen Stadtentwicklung sein, mit der Frage,
   welche Aspekte und Ideen für die eigene Stadt interessant wären oder die Entwicklung einer „Charta
   der Zukunftsfähigkeit“ für den eigenen Stadtteil.
ƒƒ Die Beschäftigung mit einem der Vertiefungsthemen des Heftes (Wohnen, Mobilität, Freiraum), das
   entweder von vornherein festgelegt oder in der Lerngruppe gemeinsam beschlossen wird. Projekt-
   ideen zu den Vertiefungsthemen können z.B. Fahrradmobilität in der eigenen Stadt anhand von welt-
   weiten Beispielen sein, Visionen für eine neue Vernetzung von umweltfreundlichen Verkehrsträgern,
   die Entwicklung von Ideen für Freiräume vor Ort, die Auseinandersetzung mit Wohnwünschen für die
   Zukunft aus Sicht von Jugendlichen, oder Ideen für eine bessere Kinder- und Jugendbeteiligung.
ƒƒ Die Auseinandersetzung mit verschiedenen Vertiefungsthemen innerhalb der Lerngruppe, d.h. eine
   Kleingruppe arbeitet zum Thema Mobilität, eine andere zum Thema Freiraum, dies könnte z.B. in ei-
   nem Gruppenpuzzle zusammengeführt werden.

Die Aufgabenblätter in diesem Heft bieten exemplarische Möglichkeiten zur Auseinandersetzung und
Nutzung der Medien und Links, die hier zur Verfügung gestellt werden. Das thematische Material dieses
Heftes kann aber natürlich auch unabhängig von den Aufgabenblättern genutzt werden.

14   globales lernen – Stadt der Zukunft
Einblick / Annäherung Stadtentwicklung
      ➔

                                      ➔

                                                                      ➔
    Vertiefung                      Vertiefung
                                                                  Betrachtung
Stadtentwicklung          eines ausgewählten Themas,
                                                                Themenspektrum
   lokal/global                   z.B. Mobilität
      ➔

                                      ➔

                                                                      ➔

                                Projektarbeiten
                          der Schülerinnen und Schüler

                                                 globales lernen – Stadt der Zukunft   15
3.2 Fachbezogene und fächerübergreifende Anknüpfungspunkte

Das Thema Stadtentwicklung ist in hohem Maße             genen und fremder städtischer Lebensräume
ein interdisziplinäres Thema, das über bestehende        lässt sich die geschichtliche Dimension der
Fächergrenzen hinausgeht. Daher wird vorgeschla-         menschlichen Lebenspraxis begreifen.
gen, das Thema im fächerübergreifenden Projekt-
unterricht aufzugreifen (z.B. in Zusammenarbeit        ƒƒ Fremdsprachen: In Städten lassen sich kulturelle
mehrerer Kurse oder Klassen oder innerhalb eines         Besonderheiten und Gemeinsamkeiten konkret
Profils der gymnasialen Oberstufe). Die Thematik         erleben und erkunden. Die Auseinanderset-
kann aber auch in einem oder mehreren Fächern            zung mit fremden Städten ist daher immer
bearbeitet werden, zum Beispiel:                         auch ein Element der Landeskunde und ein
                                                         Anlass, Sprachkenntnisse zu erwerben und zu
ƒƒ PGW: Beteiligungsprozesse lassen sich im              nutzen – sei es im Zuge von Austauschprojek-
     lokalen Kontext konkret nachvollziehen und          ten, in denen sich Jugendliche über ihre je-
     mitgestalten. Themen wie die Entscheidungs-         weiligen Lebenswelten austauschen oder auch
     findung auf lokaler Ebene, die Frage nach Top       im Kontext von Exkursionen, in denen die Er-
     Down versus Bottom Up-Strategien sowie Kin-         kundung von Städten (und vor allem der Aus-
     der- und Jugend-Partizipation bieten ein ergie-     tausch mit Bewohnerinnen und Bewohnern)
     biges Feld, um „die Fähigkeit und Bereitschaft      als kommunikative Aufgabe angeregt wird.
     der Schülerinnen und Schüler systematisch zu        Auch die Auseinandersetzung mit v.a. englisch-
     stärken, sich in komplexen gesellschaftlichen,      sprachigen Quellen zu Themen der nachhalti-
     wirtschaftlichen, und politischen Zusammen-         gen Stadtentwicklung kann als Anknüpfungs-
     hängen zu orientieren, diese auf ihren Sinn,        punkt im Fremdsprachenunterricht dienen.
     auf ihre Zwänge und Gestaltungsmöglichkeiten
     hin zu befragen, sie sachkundig zu beurteilen     ƒƒ Kunst: „Wesentliches Ziel von Kunstunterricht
     und eigene Möglichkeiten der verantwortlichen       ist es, sowohl die Freude am Experimentieren
     Teilnahme einzuschätzen“ (Rahmenplan PGW            und Gestalten zu entwickeln und zu fördern als
     2009, S.10).                                        auch die gestalterische und soziale Fantasie
                                                         anzuregen.“ (Rahmenplan Bildende Kunst G8,
ƒƒ Geographie: Das Anliegen der Geographie,              Sek I 2004, 6). Dabei sollen Schülerinnen und
     durch eine Verflechtung der einzelnen Kompe-        Schüler Einblicke in ihr kulturelles Umfeld, z.B.
     tenzbereiche“ zu einer „reflektierten, ethisch      durch Erkunden ihres Stadtteils erhalten. In
     begründeten und verantwortungsbewussten             der gymnasialen Oberstufe steht zudem das
     raumbezogenen Handlungsfähigkeit“ bei-              Thema Architektur auf dem Lehrplan. Diese
     zutragen, auch im Zusammenhang der ver-             Aspekte sind ein wesentlicher Bestandteil der
     schiedenen Räume der Erde, ist unmittelbares        vorliegenden Materialien – zum einen mit Blick
     Thema des Unterrichtsmodells und umfasst            auf die Entwicklung eigener Vorschläge für die
     alle Schwerpunktthemen, die in diesem Heft          Zukunft der Stadt, aber auch in der Auseinan-
     vorgestellt werden (Rahmenplan Geographie           dersetzung mit der gestalterischen Perspektive
     2009, S.10)                                         der Stadtentwicklung sowie mit künstlerischen
                                                         Strategien der Stadtwahrnehmung und -mit-
ƒƒ Geschichte: Städte lassen sich immer auch als         gestaltung, die in der zeitgenössischen Kunst
     ‚gebaute Geschichte‘ lesen. Hier werden politi-     zunehmend eine wichtige Rolle spielen.
     sche, wirtschaftliche, soziale, ökologische und
     kulturelle Entwicklungen, die das Leben der       ƒƒ Naturwissenschaften: Auch hier lassen sich
     Menschen geprägt haben bzw. noch prägen,            thematische Anknüpfungspunkte finden, vor
     unmittelbar sichtbar. In Auseinandersetzung         allem im Kontext des Themas „Freiraum“. Im
     mit dem historischen Gewordensein der ei-           Biologieunterricht bietet es sich z.B. an, das

16    globales lernen – Stadt der Zukunft
Thema Artenvielfalt zu behandeln. Verschie-            Bestandsaufnahmen, Umfragen o.ä. gegen-
  dene städtische Bau- und Freiraumstrukturen            über gestellt werden. Darüber hinaus (oder
  bieten eine große Anzahl von Biotopen, auch            alternativ) kann auch der eigene Blick auf
  für seltene Pflanzen und Tiere (vgl. Norra             Stadtentwicklungsfragen dem fremden Blick
  2015, S.73). So lässt sich die Stadt auch als          darauf von Gruppen aus einer anderen Stadt
  Ökosystem betrachten, das im Sinne einer               gegenübergestellt werden. Gemeinsam können
  ökologischen Stadtentwicklung beeinflusst und          dann Visionen oder konkrete Projekte für beide
  gestaltet werden kann. Durch die Entdeckung            oder einen der Orte entwickelt werden. Über
  und Erforschung der Flora und Fauna vor Ort,           einen Blog kann ein regelmäßiger Austausch
  sowie der Wechselbeziehung zwischen Natur              ermöglicht werden (vgl. z.B. „How I met my
  und der vom Menschen geprägten baulichen               City“ https://www.openion.de/gute-beispiele/
  Umwelt kann dieses Thema dazu beitragen,               how-i-met-my-city/).
  die Freude und das Interesse an der belebten
  Natur und das systemische Denken zu fördern.         ƒƒ Orientierungsrahmen für den Lernbereich „Globale
  Die Auseinandersetzung mit den besonderen               Entwicklung“: Im von der Kultusministerkonfe-
  klimatischen Bedingungen in der Stadt und              renz 2015 veröffentlichten Orientierungsrah-
  den Auswirkungen von Begrünung und Ent-                men „Globale Entwicklung“ werden Mobilität,
  siegelung auf das Stadtklima bieten zudem              Stadtentwicklung und Verkehr explizit als The-
  Anknüpfungspunkte für einen fächerübergrei-            menbereiche benannt (ebd., 116). Aber auch
  fenden Unterricht im Bereich der Naturwissen-          weitere Themen lassen sich im Kontext der
  schaften, indem physikalische Gegebenheiten            Stadtentwicklung behandeln, z.B. Migration
  in ihren Wechselwirkungen zwischen Mensch              und Integration, Schutz und Nutzung der natür-
  und Natur untersucht werden.                           lichen Ressourcen oder sogar Landwirtschaft
                                                         und Ernährung (Stichwort „Urbane Landwirt-
ƒƒ (Inter)nationale Schulaustauschprojekte: Das          schaft). Der enge Lebensweltbezug und die
  Thema bietet sich auch für Austauschprojekte           Verdichtung von ökonomischen, ökologischen,
  an, da Schülergruppen hier über die vertiefte          sozialen, kulturellen und politischen Zusam-
  Auseinandersetzung mit dem Bekannten - der             menhängen in Städten machen das Leitbild
  eigenen Stadt – in einen intensiven Austausch          der nachhaltigen Entwicklung unmittelbar er-
  über eine zukunftsfähige Stadtentwicklung              fahrbar. Zudem eröffnen sich so konkrete Mög-
  hier und anderswo kommen können. So kön-               lichkeiten für das eigene Handeln im eigenen
  nen z.B. Analysen der jeweiligen Mobilität vor         (städtischen) Alltag.
  Ort anhand von Statistiken, Karten, örtlichen

Unterrichtsmaterialien zum Thema

ƒƒ Unter dem Titel „Stadt neu bauen“ wurden Unterrichts- und Kursmaterialien zu den Themen der
   Internationalen Bauausstellung (IBA) Hamburg erstellt, herausgegeben von der IBA Hamburg GmbH
   und der JAS WERK gUG in Kooperation mit LI Hamburg. Die 11 Module zu den Themen „Stadt im Kli-
   mawandel“, Stadtumbau und Zusammenleben sind abrufbar unter
  https://www.iba-hamburg.de/wissen/kursmaterialien/
ƒƒ Die Plattform www.stiftung-wirtschaftsethik.de/projekte/bildung-forschung/stadt-macht-schule/
   bietet Informationen und Unterrichtsmaterialien zu den Themen Protest und Beteiligung im Zuge der
   Stadtentwicklung in Hamburg, u.a. zur Olympiabewerbung der Stadt sowie größeren Planungspro-
   jekten (u.a. Neue Mitte Altona)
ƒƒ Der Verein Unabhängiges Institut für Umweltfragen e.V. unterstützt die Beteiligung von Kindern und
   Jugendlichen an der klimagerechten Umgestaltung ihrer Stadt und hat Bildungsmaterialien zum
   Thema Stadtklima herausgegeben, abrufbar unter dem Link www.soko-klima.de.
ƒƒ Eine App und weitere mediale Werkzeuge zur Stadterkundung und zum Dokumentieren von Ergeb-
   nissen findet man unter www.stadtsache.de

                                                              globales lernen – Stadt der Zukunft        17
3.3 Planungsskizze

Die folgende Planungsskizze zeigt exemplarisch auf, wie ein Projekt zum Thema „Zukunft der Stadt“ auf-
gebaut sein könnte und in welcher Weise die Inhalte der Aufgabenblätter des Heftes zum Einsatz kommen
und bearbeitet werden können.

 Eine ausführliche Planungsskizze für den Unterricht befindet sich auf der DVD.

 Phase 1: Annäherung und Einstieg (Stadtentwicklung)

 Plenum: Filme und/oder assoziative Einstiege (z.B.: Fantasiereise: Stadt der Zukunft) (S1)

 Phase 2: Schüler-Selbsteinschätzung und Zielbestimmung

 Einzelarbeit ➔ Plenum: Selbstbefragungsbogen (A1 ➔ Richtungsbestimmung) Selbstbefragungsbogen,
 gemeinsame Auswertung ➔ Plenum: Gespräch über die Leistungserwartung und -bewertung (A2) sowie ggf.
 über besondere Interessen im Kontext des Themas Stadtentwicklung

 Phase 3: Aufgabenklärung

 Plenum: Überblick über Handlungsfelder einer zukunftsfähigen Stadtentwicklung (S2 und S3), Einordnung in
 den globalen Zusammenhang (S4), ggf. Auseinandersetzung mit internationalen Beispielen (S4). Auch die Frage
 der Beteiligung kann an dieser Stelle bereits diskutiert werden, da sie für alle Vertiefungsthemen relevant ist
 (S5).

 Plenum ➔ Kleingruppen: Festlegung von Themenschwerpunkt(en) und Bildung von Kleingruppen (entweder zur
 Bearbeitung vertiefender Fragen innerhalb eines Themenfeldes oder zur Entwicklung von Fragestellungen zu
 verschiedenen Themen), ggf. erste Recherche in Kleingruppen

 Plenum: Austausch über die wichtigsten Grundinformationen, Vorstellung, Diskussion und Schärfung der For-
 schungsfragen zum Thema „Stadt der Zukunft“

18   globales lernen – Stadt der Zukunft
Phase 4: Aufgabenbearbeitung in Kleingruppen

Kleingruppen: Aufgabenbearbeitung in Kleingruppen
➔ Recherche zum gewählten Thema
   (Aufgabenblätter S = Stadtentwicklung, F = Freiraum, W = Wohnen, M = Mobilität)
➔ Assoziativer Zugang zum Thema sowie ggf. Erkundung der eigenen Stadt, Perspektivenwechsel (Befragung
   anderer Stadtbewohnerinnen und Bewohner, Erkundung anderer Stadtviertel)
➔ Einordnung in globale Perspektive (Leitbild Nachhaltigkeit, globale Aspekte lokaler Phänomene),
   Vergleich zu Beispielen aus anderen Weltregionen
➔ Entwicklung und Bearbeitung eines eigenen Projektes (Aufgabenblatt A3 - Projektschmiede),
   Bearbeitung und Wahl der Präsentationsformen

Plenum: regelmäßiges Zwischenfeedback /Austausch im Plenum, ggf. auch Planung und Vorbereitung einer
gemeinsamen Präsentation

Phase 5-6: Präsentation und Auswertung der Projektergebnisse

Kleingruppen ➔ Plenum: Präsentation der Projektergebnisse (klassenintern, ggf. schulweit oder öffentlich,
z.B. in einer Ausstellung, Podiumsdiskussion o.ä.)

Plenum: Gemeinsame Reflexion: Was können wir gemeinsam tun auf dem Weg zu einer zukunftsfähigen Stadt?
Z.B. Erstellung eines gemeinsamen Statements (z.B. Brief an den/die Bezirksamtsleiter/in) zur Stadt der Zukunft

Einzelarbeit: Individuelle Reflexion: Was tue ich persönlich bzw. was kann ich tun?

Phase 7: Projektbewertung und Bewusstmachung der Lernergebnisse

Einzelarbeit: Zusammenstellung der Projektmappe (A2), Lernstandeinschätzung (Lehrer-Schüler-Gespräche)

Plenum: Abschlussgespräch: Rückmeldungen zum Projekt (einschließlich Feedback der Schüler/innen,
Leistungsbewertungen

                                                                      globales lernen – Stadt der Zukunft         19
4. Allgemeine Aufgabenblätter
für die Projektarbeit
4.1. Hinweise zu den allgemeinen Aufgabenblättern

Die Arbeitsblätter dienen als Anregung und sollen das selbständige Lernen unterstützen und Diskussi-
onen in der gesamten Lerngruppe vorbereiten. Ihr Einsatz kann individuell auf Grund der Beobachtung
des Lernprozesses erfolgen. Alle Materialien sind auch auf der beiliegenden DVD zu finden. Sie können
verändert und den jeweiligen Bedarfen angepasst werden.

A1: Selbstbefragungsbogen
Der Selbsteinschätzungsbogen soll dazu anregen, die eigenen Kompetenzen und das Vorwissen einzu-
schätzen, die durch das Unterrichtsprojekt gestärkt werden sollen. Erkenntnisse über den eigenen Lern-
fortschritt, die durch die Selbsteinschätzung der Schülerinnen und Schüler zu Beginn und am Ende des
Projektes zutage treten, bieten zugleich gute Anlässe für Gespräche über individuelle Lernprozesse und
Erkenntnisse. Wichtig ist deutlich zu machen, dass die Selbsteinschätzung keinerlei Bedeutung für die
Bewertung hat und auch nicht mitgeteilt werden muss.

A2: Ergebnissicherung: Projektpräsentation und Projektmappe
Zu Beginn des Projektes sollte über die Ergebnissicherung und Leistungsbewertung gesprochen werden.
Dabei sollte über die Bedeutung des eigenverantwortlichen Lernens sowie über die Kriterien der Bewer-
tung gesprochen werden. Hierfür sollten zwei Aspekte herangezogen werden:
ƒƒ der Lernprozess
ƒƒ das Projektergebnis

Für die Bewertung des Lernprozesses können zum einen die eingangs genannten Kompetenzen (siehe
S. 12) herangezogen werden und als Grundlage für einen Beobachtungs- und Bewertungsbogen genutzt
werden. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, dass die Schülerinnen und Schüler während des gesam-
ten Projektes eine individuelle Projektmappe bzw. ein Portfolio führen, das ebenfalls zur Beurteilung des
Lernprozesses herangezogen werden kann.

Für die Bewertung der Projektpräsentation werden auf dem Arbeitsblatt A2 vier Kriterien vorgeschla-
gen. Diese sollten mit den Schülerinnen und Schülern zu Beginn besprochen und ggf. ergänzt/verändert
werden.

A3: Projektschmiede
Die „Projektschmiede“ kann als Auftakt für die Entwicklung eigener Projektideen genutzt werden. Dabei
wird an die Methode „Zukunftswerkstatt“ angeknüpft. Sollten die Schülerinnen und Schüler bereits erste
Ideen entwickelt haben, können auch nur einzelne Bausteine der „Projektschmiede“ übernommen werden
– beispielsweise die Phantasiephase. Dieser Schritt kann in diesem Fall dafür genutzt werden, vorhandene
Ideen noch einmal ins Utopische zu steigern, um die Ideen stärker zu machen und über das Bestehende
hinaus zu denken. Im nächsten Schritt kann dann wie bei der Zukunftswerkstatt die Verwirklichungsphase
anschließen, um die Projektideen auf eine realistische Ebene zu bringen.

20   globales lernen – Stadt der Zukunft
A1: Selbstbefragungsbogen

                                                                                  überwiegend

                                                                                                            Stimmt nicht
                                                                                                teilweise
                                                                         Stimmt

                                                                                  Stimmt

                                                                                                Stimmt
       Ich kann erklären, welche Bedeutung die Stadtentwicklung
  1
       für eine nachhaltige Entwicklung hat.
                                                                                                         

       Ich kann Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Stadtentwick-
  2
       lung im europäischen Kontext und auf globaler Ebene erklären.
                                                                                                         

       Ich kann Handlungsfelder einer zukunftsfähigen Stadtentwick-
  3    lung benennen und sie mithilfe der Dimensionen der nachhaltigen                                   
       Entwicklung analysieren.

       Ich kann mir aus verschiedenen Medien Informationen
  4    zum Thema Stadtentwicklung sowie zu konkreten Beispielen                                          
       beschaffen.

       Ich kann Beispiele für die Rolle von Beteiligung und zivil-
  5    gesellschaftlichem Engagement in der Stadtentwicklung                                             
       benennen und kenne meine eigenen Rechte und Möglichkeiten.

       Ich kann Lösungsansätze für eine zukunftsfähige Stadtentwick-
  6
       lung differenziert bewerten.
                                                                                                         

       Ich kann eigene Ideen und Lösungsmöglichkeiten für eine
  7    zukunftsfähige Stadtentwicklung entwickeln und überzeugend                                        
       darstellen.

       Ich kann meine persönliche Mitverantwortung einschätzen und
  8    einen eigenen Beitrag zu einer zukunftsfähigen Stadtentwicklung                                   
       formulieren.

                                                         globales lernen – Stadt der Zukunft                           21
A2: Ergebnissicherung: Projektpräsentation und Projektmappe

Ziel des Unterrichtsvorhabens ist es, aus der Auseinandersetzung mit dem Thema Stadtentwicklung und/
oder besonderen Vertiefungsthemen eine konkrete Projektidee zu entwickeln. Ihr habt dabei viele Mög-
lichkeiten der Umsetzung: Ihr könnt einen Film drehen, eine Anleitung zum urbanen Gärtnern erstel-
len, Plakate oder Fotoserien zum Thema erstellen und sie in einer Ausstellung zeigen, konkrete Aktionen
planen, eine Diskussionsrunde mit lokalen Politikerinnen und Politikern organisieren, oder eine Vision für
die Stadt der Zukunft entwickeln – um nur einige Beispiele zu nennen.

Die Ergebnissicherung umfasst dabei zwei Bausteine:

     Die Präsentation des Projektes bzw.                Eine individuelle Projektmappe,
     ein Projektprodukt (z.B. in Form eines             oder ein Ordner oder Projekttage-
     Plakates, eines Films, einer Fotoserie,            buch. Darin werden Notizen, Recher-
     eines Comics o.ä), das in der Regel                cheergebnisse, Skizzen, Bilder usw.
     im Team erstellt wird, einschließlich              gesammelt, die ihr während der
     der Diskussion der Ergebnisse                      Projektarbeit sammelt

 1                                                      2

22    globales lernen – Stadt der Zukunft
Die folgenden Kriterien dienen auch der Orientierung, was bei der Bearbeitung des Projektes und der
Erstellung des Produktes wichtig ist. Sie können auch als Bewertungskriterien dienen - besprecht dies
mit eurer Lehrkraft!

1. IDEE - Der Kern des Projektes ist eine gute Idee!
ƒƒ Die Idee leistet einen interessanten Beitrag zum Thema.
ƒƒ Sie ist sorgfältig und in sich stimmig ausgearbeitet.
ƒƒ Sie regt zur weiteren Diskussion bzw. zum weiteren Nachdenken an.

2. KONTEXT - Der Zusammenhang mit Themen einer zukunftsfähigen Stadtentwicklung wird deutlich
ƒƒ Das Projekt formuliert einen Beitrag zur zukunftsfähigen Stadtentwicklung bzw. zur Diskussion und
   Reflexion über das Thema.
ƒƒ Es ist gut nachvollziehbar begründet.
ƒƒ Es nimmt Bezug zu übergeordneten Zielen und Beispielen der Stadtentwicklung auf europäischer
   bzw. globaler Ebene.

3. PRODUKT - Das Projektprodukt ist ansprechend, anregend und informativ
ƒƒ Projektidee und -konzept werden in einer zur Idee passenden Form präsentiert.
ƒƒ Das Projektprodukt ist anschaulich gestaltet, inhaltlich stringent und sorgfältig umgesetzt.
ƒƒ Es werden - sofern es passt - Beispiele und Anschauungsmaterial mit einbezogen.

4. REFLEXION - Das Projekt wird angemessen reflektiert
ƒƒ Im Rahmen der Präsentation und/oder der anschließenden Diskussion werden die Chancen und
   Grenzen des Projektes reflektiert.
ƒƒ Es werden weiterführende Gedanken sowie Möglichkeiten zum Handeln formuliert.

BEWERTUNG: Kriterien zur Bewertung der Projektmappe
Auch die Projektmappe kann nach vorheriger Absprache zur Bewertung mit herangezogen werden.
Kriterien für die Bewertung sind:
ƒƒ Die in der Projektmappe festgehaltenen Recherchen, Notizen, Skizzen, Zitate o.ä. zeugen von einer
   intensiven, breiten Beschäftigung mit dem Thema.
ƒƒ Der Prozess der Projektentwicklung wird deutlich.
ƒƒ Es werden eigene, weiterführende Gedanken, Skizzen, Notizen etc. zum Thema formuliert.

  Da eine Projektmappe oder ein Projekttagebuch persönliche Arbeitsdokumente sind, können auch Bereiche
  geschwärzt oder herausgenommen werden.

                                                               globales lernen – Stadt der Zukunft        23
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