UMWELT & energie - Land Niederösterreich
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www.umweltundenergie.at UMWELT & energie 01|2016 UMWELT → ENERGIE → KLIMA → NATUR → LEBEN in Niederösterreich → nachhaltig MOBIL VERKEHRSSPARHAUS © ISTOCK.COM/VASSILIY VISHNEVSKIY/YT Mit dem „Energieausweis für Siedlungen“ ist es Gemeinden möglich, ihre Siedlungsbauten schon vor der Errichtung hinsichtlich maximaler Energieeffizienz zu planen. WILDBIENENSCHUTZ Lebensqualität und Überleben der Menschen sind eng mit dem Schicksal dieser Bestäuber verknüpft.
→ INHALT 06 16 → nachhaltig MOBIL 05 Top & Aktuell | Energiefördermaßnahmen verlängert. | Umwelttechnologie stärkt NÖ Wirtschaft. 06 Mobilitätsvielfalt im Trend | Das Erfolgsprinzip von multimodaler Mobilität besteht darin, dass situations bedingt die geeignetste Fortbewegungsart gewählt werden kann. 26 10 Elektromobilität statt Diesel und Benzin | Der Wert- schöpfungskreislauf Elektromobilität bietet die Chance, ein nachhaltiges, ökologisches Wirtschaften und somit © BURGER, WAVEBREAKMEDIAMICRO_FOTOLIA.COM, ISTOCK.COM/NAPHAT_JORJEE Lebensqualität und Wohlstand auch für künftige Gene- rationen sicherzustellen. → ENERGIE & klima 12 PendlerInnen der nahen Zukunft | Für Menschen, die täglich einen Arbeitsweg von maximal 15 km zurückle- 23 Kurz & Bündig gen und über sichere Abstellmöglichkeiten verfügen, bietet das Elektrofahrrad hervorragende Möglichkeiten. 24 Vom Energie- zum Verkehrssparhaus | Neben Hei- zung, Warmwasseraufbereitung und Stromverbrauch 14 Partizipative Stadtentwicklung | Die unmittelbar be- entscheidet auch der Standort eines Wohngebäudes troffenen Menschen müssen selbst davon überzeugt oder einer Siedlung über deren Energieeffizienz. sein, dass nachhaltige Mobilitätsformen ihre Lebens- qualität verbessern – ein Gespräch mit der Umwelt- und 26 Professionelle Beratung für NÖ BauwerberInnen | Gesundheitspsychologin Mag.a Dr. Cornelia Ehmayer. Über 70 Expertinnen und Experten arbeiten neben dem Hotline-Team im Rahmen des BeraterInnen-Pools bei 16 Mobil mit ISTmobil | Vor knapp einem Jahr startete ein der Initiative „Energieberatung NÖ“ mit. UMWELT & überregionales Anrufsammeltaxi im Bezirk Korneuburg. energie hat zwei von ihnen vor den Vorhang geholt. 18 Neue Mobilitätsangebote erobern die Welt | Innova- 28 Crowdfunding | Ein neues Gesetz ermöglicht kleineren tive Lösungen für eine flexible Fortbewegung ohne eige- Unternehmen und Gemeinden neue Finanzierungsmög- nes Auto sind im Kommen. lichkeiten zur Umsetzung größerer Vorhaben wie Ener- gie-Effizienz-Projekte. 20 Weniger Verkehr durch bewusste Kaufentscheidun- gen | Auch die Länge der Transportwege von Produkten 29 Kommunale Abfallwirtschaft | Eine Fachtagung in bzw. in welcher Form diese zurückgelegt werden, haben St. Pölten diente Gemeinden aus ganz Österreich zum Einfluss auf die Umwelt. Erfahrungsaustausch sowie als Informationsplattform. 22 Klimaneutraler Kurzurlaub | Dieses vom Verein für 30 Termine Horizonterweiterung initiierte Projekt will das Elektro auto auch für Freizeitfahrten etablieren. 2 UMWELT & energie 01|2016
© ISTOCK.COM/ALEXANDR DUBOVITSKIY/PEOPLEIMAGES 28 38 42 © VOGL, CLEAN CLOTHES.AT 32 → KLIMA & natur → NATUR & leben 31 Kurz & Bündig 37 Kurz & Bündig 32 Keine Ernte ohne Bestäuber | Die Ausräumung der 38 Erwachen aus dem Winterschlaf | Gesunde, leichte Landschaft und die damit verbundene Blütenarmut Kost, Bewegung an frischer Luft und ausreichend Schlaf haben viele Wildbienenarten an den Rand ihrer Existenz können bei der Bewältigung von Frühjahrsmüdigkeit gebracht. unterstützen. 34 Die Österreichische Vogelwarte | Die erste Außenstel- 42 Die Produktionsfehler unserer Kleidung | Billige le in den Bundesländern wurde letztes Jahr in Seebarn T-Shirts, teure Marken-Jeans oder -Schuhe werden oft am Wagram eröffnet und soll neben der Ausbildung von unter menschenunwürdigsten Arbeitsbedingungen her- ehrenamtlichen MitarbeiterInnen eine breite Öffentlich- gestellt. Die Clean Clothes Kampagne deckt diese auf, keit für ornithologische Themen sensibilisieren. mobilisiert KonsumentInnen und kann dadurch Druck auf Unternehmen ausüben. 36 Termine → STANDARDS © ISTOCK.COM/RBIEDERMANN/UROSHPETROVIC/FRANCOIS-EDMOND 38 44 eNu Expertise | Angebote im Bereich Mobilität. next- bike als Teil multimodaler Mobilität. Elektromobilität im Faktencheck. „Söwa gmocht“: Radlpatschen flicken. IMPRESSUM: Herausgeber, Verleger & Medieninhaber: Land Niederösterreich, Gruppe Raumord- nung, Umwelt und Verkehr, Abteilung Umwelt- und Energiewirtschaft, 3109 St. Pölten, Landhaus- platz 1, Tel.: 02742/9005-10759, Fax: DW 10765, email: post.ru3@noel.gv.at Redaktion: DI Leonore Mader-Hirt, Mag.a Silvia Osterkorn/eNu. Titelfoto: iStock.com/YT. Grafische Konzeption & Layout: 50 Buchtipps Peter Fleischhacker. Anzeigenvertretung: Mediacontacta Wien, Tel.: 01/5232901. Auflage: 31.000. Herstellung: Druckerei Berger, Horn. Verlags- und Erscheinungsort: St. Pölten. Offenlegung nach § 25 Mediengesetz: Periodisch erscheinendes Informationsblatt in Niederösterreich. Namentlich ge- kennzeichnete Artikel müssen nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen. Für unverlangt eingesendete Artikel wird keine Haftung übernommen. Die Redaktion behält sich das Recht vor, Bei- träge zu überarbeiten und zu kürzen. UMWELT & energie 01|2016 3
100 % Erneuerbarer Strom in Niederösterreich Unser gesamter Strombedarf wird aus Wasser, Wind, Biomasse und Sonnenkraft bereitgestellt. Sicher. Sauber. Unabhängig. 26.000 Photovoltaik- Anlagen 610 Windkraft- Anlagen 5 Erneuerbarer Großwasserkraft- Strommix Anlagen 9% Biomasse 2% 567 Photovoltaik Kleinwasserkraft- Anlagen 107 59% Biomasse Großwasserkraft Anlagen 26% Windkraft Strombedarf 4% Kleinwasserkraft Strom ersetzt immer mehr Öl und Gas, vor allem im Bereich Industrie und Mobilität. Der steigende Strombedarf muss mit ei- LED nem weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energieträger einhergehen. Nur so können wir auch in Zukunft 100% Effizient zum Ziel sauberen Strom in 86.000 Straßenlaternen wurden Niederösterreich von niederösterreichischen beziehen. Gemeinden auf hoch- effiziente LED-Technologie umgestellt. Damit könnte die Strecke zwischen St. Pölten und Lissabon St. Pölten ausgeleuchtet ng chtu werden. - Beleu Das bringt LED eine Energie- einsparung 2000 2015 2030 bis zu 80%. Lissabon Stand: November 2015
nachhaltig MOBIL → TOP & aktuell Energiefördermaßnahmen für Kommunen verlängert. © HARTL, NLK/PFEIFFER, NLK/FILZWIESER J ährlich 4,35 Mio. Euro eingespart. de Förderung und die Landesfinanzsonder- Strom zu 100 % aus Erneuerbaren. Die- Seit 2012 fördert und begleitet das aktion für thermische Sanierungen – wer- ses wichtige Etappenziel am Weg zur Ener- Land NÖ seine Gemeinden beim Ener- den für 2016 verlängert“, informiert LH-Stv. giewende hat NÖ Ende 2015 gemeinsam mit giesparen. Heute sind rd. 560 Energie- Mag. Wolfgang Sobotka. Insgesamt wurden seinen vielen engagierten Gemeinden, die beauftragte in den Kommunen aktiv seit dem Start rd. 900 Projekte wie Straßen- insgesamt in den letzten Jahren rd. € 100 und die Energie- und Umweltagentur beleuchtungen, Photovoltaik- und Solaran- Mio. in Energiesparmaßnahmen investiert NÖ hat sich als Service- und Bildungsdreh- lagen, Nahwärmeanschlüsse, Elektroautos, haben, erreicht. Anstrengungen, die nicht scheibe etabliert. „Die beiden wesentlichen aber auch bauliche Maßnahmen unterstützt, nur der Umwelt zu Gute kommen, sondern Förderschienen – die Energiespar-Gemein- d. h. € 10 Mio. direkt bzw. € 17 Mio. in Form auch die regionale Wirtschaft ankurbeln von Darlehen aus- und Arbeitsplätze vor Ort schaffen. „Ein bezahlt. Der Mehr- Weg, den wir gemeinsam weitergehen müs- wert für die Ge- sen, um Öl, Gas und die Atomkraft zurück- meinden ist auch fi- zudrängen und gleichzeitig die Wertschöp- nanziell spürbar. So fung im eigenen Land zu erhöhen“, ergänzt spart eine moder- Energie-LR Dr. Stephan Pernkopf. Auch der ne Straßenbeleuch- GVV-Präsident LAbg. und Bgm. Mag. Alfred tung 70 % Strom Riedl hebt die Partnerschaft zwischen Land gegenüber einer und Gemeinden hervor: „Die NÖ Gemeinden alten Anlage. Bei stehen zu ihrer Verantwortung als Multipli- 87.000 getausch- katorinnen und Transformatorinnen im Be- ten Lichtpunkten reich der erneuerbaren Energien. Mit dem seit 2012 ergibt sich Maßnahmenpaket und der Förderung könn- dadurch eine jährli- ten sie nun auch in der direkten Umsetzung (v.l.n.r.): LR Dr. Stephan Pernkopf, LHStv. Mag. Wolfgang Sobotka, che Einsparung von Vorbilder für ihre Bürgerinnen und Bürger GVV-Präsident LAbg. und Bgm. Mag. Alfred Riedl € 4,35 Mio. sein.“ ← Verdoppelung des Exportvolumens bis 2021 Umwelttechnologie stärkt NÖ Wirtschaft. von € 50 Mio. auf € 100 Mio. ← N Ö Wirtschaftskraft kann sich se- schwerpunkte und der bedeutende Bereich hen lassen. „Im Vorjahr wurde erst- der Umwelttechnologie tragen viel zu dieser mals die 50 Mrd. Euro-Marke beim re- Entwicklung bei. gionalen Bruttoinlandsprodukt überschrit- ten“, freut sich LH Dr. Erwin Pröll. Als eigene Exportoffensive für Umwelttechnologi- Volkswirtschaft wäre Niederösterreich damit en. „Jetzt geht es darum, diese gute Aus- auf dem 70. Platz unter 196 Staaten welt- gangssituation sowie den prognostizierten weit, vor Ländern wie Luxemburg, Uruguay, Konjunktur-Aufwind von 1,9 % ordentlich zu Kroatien oder Slowenien. „Allein seit 2009 nutzen“, erläutert Pröll. Deshalb wird die Ex- hat die Wirtschaftsleistung dieses Bundes- portoffensive ausgedehnt – und zwar auf landes um sechs Milliarden Euro zugelegt“, den iranischen Markt. Dort gebe es für NÖ so Wirtschaftsforscher Dr. Christian Helmen- Unternehmen vor allem in den Bereichen stein. Die konsequente Exportstrategie, die Umweltschutz, Wassertechnologie und Luft- LH Dr. Erwin Pröll mit Wirtschaftsforscher gezielten Forschungs- und Wissenschafts- reinhaltung große Chancen. Ziel sei eine Dr. Christian Helmenstein (Economica Institut) UMWELT & energie 01|2016 5
→ nachhaltig MOBIL Multimodale Mobilität im Trend Das Mobilitätsverhalten ändert sich. Vor allem junge Menschen sind vielfältig unterwegs und nutzen das für den jeweiligen Zweck am besten geeignete Verkehrsmittel. Text: Christian Gratzer 6 UMWELT & energie 01|2016
„Um die Mobilitätsbedürfnisse der NÖ Bevölkerung klimafreundlich und sozial ausgewogen zu befriedigen, muss ein optimales Zusam- menspiel aller Mobilitätsarten gewährleistet sein“, zeigt sich Umwelt-LR Dr. Stephan Pernkopf zuversichtlich. M obilitätsvielfalt. Familie park von Familie M. kann sich sehen lassen: kehrsclub Österreich (VCÖ) zeigt, dass die © BURGER, NLK/BURCHHART M. wohnt in einem schönen Sechs Fahrräder, ein e-Moped, ein Auto und multimodale, vielfältige Verkehrsmittelwahl Mehrfamilienhaus mit Terras- dazu noch zwei TOP-Jugendtickets sowie ein Mobilitätstrend ist, der Zukunft hat. Der se und Grünblick. Herr M. ar- eine ÖBB-Jahreskarte. Erfolg fußt auf einem einfachen Prinzip: Es beitet in St. Pölten und pen- wird die für den jeweiligen Zweck am bes- delt täglich rd. 35 km in Kombination Rad & Erfolgsprinzip. Familie M. steht beispiel- ten geeignete Mobilitätsform gewählt. An- Bahn: Mit dem Fahrrad gelangt er zum drei haft für das vielfältige Mobilitätsverhalten statt aus Gewohnheit immer ins Auto zu Kilometer entfernten Bahnhof, und dank der von immer mehr Menschen. Die Hälfte der steigen, werden kurze Strecken zu Fuß oder zentralen Lage seines Arbeitgebers geht er Niederösterreicherinnen und Niederöster- mit dem Rad zurückgelegt und bei gutem reicher Angebot längere Strecken mit öffentlichen Mobilitätsvielfalt ermöglicht, dass situationsbedingt über 15 Verkehrsmitteln gefahren. Salopp formuliert Jahre ist kann man sagen: Ein Mobilitätsverhalten die beste Fortbewegungsart gewählt werden kann. zumin- mit Hausverstand. dest ge- vom Bahnhof nur rund sieben Minuten zu legentlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln Vielfältiger Nutzen. Zukunft hat die multi- Fuß ins Büro. Die Verknüpfung dieser un- unterwegs, sieben von zehn lenken mehr- modale Mobilität auch, weil sie vielfachen terschiedlichen Fortbewegungsarten emp- mals die Woche ein Auto, zwei Drittel nut- Nutzen schafft. Wer kurze Strecken zu Fuß findet der zweifache Familienvater als ide- zen das Fahrrad für Alltagserledigungen und oder mit dem Fahrrad zurücklegt, macht al. Durchs Radfahren und Gehen kommt sogar neun von zehn gehen Strecken im All- Bewegung und wie allgemein bekannt, ist er täglich auf eine gesunde Portion Bewe- tag mehrmals die Woche zu Fuß, Wanderun- diese gesund, beugt Krankheiten vor und gung und die Bahnfahrt bringt ihm die nö- gen oder Spaziergänge in der Freizeit nicht hält körperlich sowie geistig fit. Die Umwelt tige Ruhe zum Lesen. Der Mobilitätsfuhr- mitgerechnet. Eine Publikation des Ver- wiederum atmet auf, wenn weniger giftige → UMWELT & energie 01|2016 7
→ nachhaltig MOBIL Für die Regionen ist ein attraktives öffentliches Verkehrsangebot ... mit dem Fahrrad zurückgelegt, profitiert Unterstützende Maßnahmen. Viele kleine Schadstoffe über die Auspuffe in die Luft ge- langen und weniger klimaschädliches CO2 auch die Gemeinde davon. Zum einen wird Initiativen ergeben in Summe Großes. Das den Klimawandel anheizt. AutofahrerInnen, die Gemeinschaft im Ort gestärkt: Man trifft betrifft auch die Förderung der Mobilitäts- die ihr eigenes Kfz tatsächlich brauchen, einander zu- können sich über weniger Verkehr auf der fällig auf der Kommunen können durch Schaffung der nötigen Straße freuen und finden schneller einen Straße und Parkplatz. Last but not least schont ein viel- oft entsteht Infrastruktur multimodale Mobilität forcieren. fältiges Mobilitätsverhalten die Geldbörse. dadurch ein mehr oder weniger langer Plausch. Wer zu vielfalt in der Gemeinde, wobei eine Platz- Der VCÖ hat das beispielhaft für zwei Mobili- tätstypen berechnet: Beide legen 16.000 km Fuß oder mit dem Rad einkauft, bleibt im Ort und Ressourcenverteilung zugunsten von pro Jahr zurück. Einer fährt 98 % davon mit und stärkt die Nahversorgung. Weniger Au- FußgängerInnen bzw. des Rad- und öffent- dem Auto und kommt auf jährliche Gesamt- tos bedeuten auch mehr Verkehrssicherheit lichen Verkehrs Vorrang haben sollte. Das kosten von € 7.800. Der andere legt ein im Ort. Davon profitieren vor allem Kinder Zufußgehen kann durch ausreichend breite Fünftel seiner Jahreskilometer mit dem Fahr-und ältere Menschen. Auch eine gute Anbin- Gehwege, ein durchgängiges Wegenetz oder rad oder zu Fuß zurück, etwas mehr als ein dung an öffentliche Verkehrsmittel nützt der die Schaffung von Abkürzungen für Fußgän- Drittel mit öffentlichen Verkehrsmitteln undKommune. Die Gemeinde ist als Wohnort at- gerInnen gefördert werden. Gerade in Sied- weniger als die Hälfte mit dem Auto. Alles traktiver, die Chancen, dass junge Familien lungen können solche Maßnahmen ein An- in allem kommt diese Person auf € 4.270, in den Ort ziehen, steigen. Eine gute Erreich- reiz sein, mehr Alltagswege gehend zurück- b a r k e i t zulegen. Verkehrsberuhigung und niedri- Radfahren und Zufußgehen stärkt die Gemeinschaft mit Bahn geres Tempo im Ort führen dazu, dass bei- oder Bus spielsweise Kinder selbstständig zur Schu- sowie die Nahversorgung vor Ort. b e d e u - le kommen, anstatt von den Eltern mit dem tet eine Auto chauffiert zu werden. das ist eine beeindruckende Ersparnis von höhere Attraktivität als Ausflugsziel. Für die € 3.530 pro Jahr. Für viele Menschen sind Regionen ist ein vielseitiges öffentliches Ver- Großes Potenzial fürs Radfahren. In Nie- das zwei Monatsgehälter oder ein toller Fa- kehrsangebot eine wichtige Lebensader. Ge- derösterreich ist jede zwölfte Autofahrt kür- milienurlaub. meinden können diese stärken, indem sie zer als ein Kilometer, vier von zehn Auto- dafür sorgen, dass Bahnhof und Bushalte- fahrten sind kürzer als fünf Kilometer. Vie- Gemeinden gewinnen an Attraktivität. stellen gut zu Fuß oder mit dem Fahrrad er- le Beispiele zeigen, dass die Bereitschaft Werden mehr kurze Strecken zu Fuß oder reichbar sind. zum Radfahren in der Bevölkerung groß 8 UMWELT & energie 01|2016
... eine wichtige Lebensader. ist – vorausgesetzt es gibt eine gute Infra- in der Buckligen Welt getestet wird. Dieses gelassen und der Kindergarten konnte eine © GANSTERER, VCÖ (3) struktur und man fühlt sich beim Radfah- Mobilitätsmodell umfasst ein Elektroauto zusätzliche Gruppe eröffnen. Eine Verkehrs- ren sicher. Die Kommunen können diese für die Verbindung Bahnhof und Wohnort. planung, die die Vielfalt der Mobilität för- Weiter geht es mit dert, führt zu einem vielfältigen Nutzen – Die Gestaltung des Wohnumfelds beeinflusst der Bahn bis zum sowohl für die BürgerInnen, als auch für die Bahnhof des Ar- Gemeinde und Umwelt. ← das Mobilitätsverhalten entscheidend. beitsortes. Die tat- sächliche Arbeits- INFO: Die VCÖ-Publikation „Multimodale Mobilität Fortbewegungsart durch Verkehrsberuhi- stätte erreicht man mit dem e-Bike oder erfolgreich umsetzen“ kann unter Tel.: 01/8932697 oder vcoe@vcoe.at kostenlos angefordert werden. gungsmaßnahmen im Ort sowie durch die mittels e-Carsharing. Tagsüber werden die Öffnung von Einbahnen für den Radverkehr Elektroautos von einem lokalen Betrieb als Mag. Christian Gratzer, VCÖ-Kommunikation fördern. Zudem bieten sich Kooperationen Dienstauto genutzt. mit Geschäften sowie Betrieben an, um aus- www.vcoe.at reichend Abstellplätze für Fahrräder im Ort Siedlungsentwicklung. Acht von zehn All- zu schaffen. In kleineren Gemeinden ver- tagswegen beginnen oder enden zu Hau- bessern Dorfbusse und Anrufsammeltaxis se. Wo man wohnt und wie das Wohnum- Was bedeutet das Mobilitätsangebot. Ein Beispiel ist der feld gestaltet ist, hat daher einen wesent- multimodale Mobilität? Bürgerbus in Ernstbrunn. Der kleine e-Bus lichen Einfluss auf das Mobilitätsverhalten. bringt die Menschen kostengünstig inner- Gemeinden, die vorhandene Baulandre- Unter multimodaler Mobilität versteht man halb der Gemeinde ans Ziel. Das „Ernsti-Mo- serven in den Ortskernen forcieren, anstatt die Nutzung unterschiedlicher Verkehrsmittel bil“, das die Fahrgäste von zu Hause abholt, neue Siedlungen auf der grünen Wiese zu durch eine Person in einem bestimmten Zeit- wird von Ehrenamtlichen gelenkt. errichten, verringern die Autoabhängigkeit raum. Ein Verkehrssystem ist dann multimo- und stärken das Ortszentrum. Ein positives dal, wenn für konkrete Mobilitätsbedürfnisse e-Mobilität in Kombination mit Öffis. Beispiel ist die Gemeinde Krummnußbaum. mindestens zwei Verkehrsmitteloptionen Auch Parkplätze und Lademöglichkeiten Leerstehende Flächen im Zentrum wurden zur Verfügung stehen. Intermodalität ist ein für e-Autos gehören zu einem guten, mul- für verdichtete Wohnbauformen verfügbar Sonderfall der multimodalen Mobilität und timodalen Angebot am Bahnhof. Wie die gemacht und ein neues Gemeindezentrum bezeichnet die Nutzung verschiedener Ver- multimodale Verknüpfung von Bahn und mit Arztpraxen, Café, Veranstaltungssaal, kehrsmittel vom Start- bis zum Zielort eines Elektroauto aussehen kann, zeigt das Pro- und betreutem Wohnen errichtet. Außer- einzelnen Weges. ← jekt „eMORAIL“, das u. a. in Grimmenstein dem hat sich ein Nahversorger neu nieder- UMWELT & energie 01|2016 9
→ nachhaltig MOBIL Statt Diesel und Benzin Elektromobilität mit Strom aus Erneuerbaren Der Wertschöpfungskreislauf Elektromobilität bietet die Chance, ein nachhaltiges, ökologisches Wirtschaften und somit Lebensqualität und Wohlstand auch für künftige Generationen sicherzustellen. Text: Oliver Danninger D er Klimawandel ist Realität. von landesweit NÖ kann sich durch Forcierung der e-Mobilität Die aktuelle, in großem Maße 100 % Strom aus durch Menschen verursach- erneuerbaren in Kombination mit Erneuerbaren zu einer te CO2-Konzentration in der At- Energien heraus- mosphäre liegt heute schon um ragende Startbe- internationalen Modellregion entwickeln. rund ein Drittel höher als die höchsten Wer- dingungen. Eben te der letzten 500.000 Jahre. Der Klimawan- dieser vor Ort erzeugte regenerative Strom wachstum geben. Vielmehr ist ein zeitge- del wird neben ökologischen Umbrüchen mit lokaler Wertschöpfung ist ein zweites mäßes wirtschaftliches Handeln, das sich auch zu wirtschaftlichen und sozialen Verän- wichtiges Faktum für den Erhalt von Wohl- an ökologischer und ökonomischer Stabili- derungen führen, die vor Europa nicht Halt stand in diesem Bundesland. tät orientiert, gefragt. machen werden. Die Herausforderungen an die nachfolgenden Generationen sind Überholte Wachstumsmodelle. Mit Kenn- Wirtschaftliche und ökologische Poten- dementsprechend hoch, denn sie müssen größen, wie der Steigerung des Brutto- ziale. Elektromobilität kann dabei einen we- inlandsprodukts sentlichen Beitrag zu einer resilienten Wirt- Auf einem endlichen Planeten mit endlichen (BIP), sind veraltete schaft mit regionaler Wertschöpfung, unter makroökonomische Berücksichtigung von Ökologie und Ökono- Ressourcen kann es kein unbegrenztes Wachstumsmodel- mie, leisten. Gerade die lokale Erzeugung le nicht mehr in der regenerativer Energie, die unseren Ener- Wirtschaftswachstum geben. Lage in einer gesät- giebedarf deckt, bietet hohe wirtschaftli- tigten Marktwirt- che und ökologische Potenziale. Pionie- auch die Last der derzeitigen Generationen schaft als alleinige Gradmesser für Wohl- re wie der Ladeinfrastrukturanbieter ELLA schultern. Um dies zu schmälern und die stand zu dienen. Auch ist die Steigerung (siehe Kasten) zeigen, dass es in Niederös- Lebensqualität auf diesem Planeten auch des BIP oft an Konsumwachstum bzw. Roh- terreich möglich ist, von den neuen Wert- für die Zukunft zu erhalten, ist es unerläss- stoffverbrauch geknüpft. Die endlichen Res- schöpfungspotenzialen der Elektromobilität lich, den CO2-Ausstoß drastisch zu reduzie- sourcen und negativen Umwelteffekte wer- zu profitieren. ren. Hier sind eine CO2-neutrale Mobilität im den dabei nicht ausreichend berücksichtigt, Allgemeinen, und eine Elektromobilität, die weshalb die Anwendung dieser Modelle Auf dem Weg zu einer Vorzeigeregion. mit regenerativer Energie betrieben wird im nur bedingt zukunftstauglich ist. Auf einem Die NiederösterreicherInnen haben eine Speziellen, unverzichtbare Beiträge. Nieder- endlichen Planeten mit endlichen Ressour- hohe Affinität zu einem nachhaltigen Le- österreich hat mit einem bilanzierten Anteil cen kann es kein unbegrenztes Wirtschafts- bensstil, wie der wachsende Marktanteil 10 UMWELT & energie 01|2016
© KRUEGL, E-MOBIL NÖ Förderungen für Elektromobilität in Niederösterreich Fahrzeuge Privatpersonen Unternehmen, Gemeinden/Vereine reine Elektroautos BEV bis zu 3.000 € bis zu 5.000 € (Battery-Electric-Vehicle) + (4.000 € Bund + 1.000 € Land NÖ) bis zu 2.000 € für Zusatzleistungen, + die begeistern: bis zu 5.000 € zusätzlich für: n Ladestation n Ladestationen n Energiemanagementsystem n e-Carsharing Equipment n Stationärer Stromspeicher n ÖBB-Vorteilscard für 2 Jahre n 2 Jahrestickets für den öffentlichen Verkehr Plug-In-Hybrid, bis zu 1.500 € bis zu 3.750 € Range Extender (3.000 € Bund + 750 € Land NÖ) e-Krafträder bis zu 1.000 € (inkl. Leichtfahrzeuge) INFO: Förderung befristet bis 31. 12. 2017, www.e-mobil-noe.at/foerderung von biologisch produzierten, regionalen Niederösterreich für einen zukunftsweisen- ökonomisch an seine Grenzen gebracht ha- Produkten beweist. Diese gesellschaftliche den Weg entschieden hat. ben und die Zeit reif ist für eine ökologisch Aufgeschlossenheit kann – in Kombination wie ökonomisch zukunftsfähige Elektromo- mit den 100 % regenerativen Stromressour- Positive Entwicklung. Nationale wie inter- bilität. ← cen – die Entwicklung des Landes zu ei- nationale Trends haben eine hohe, positive ner internationalen Vorzeigeregion im Be- Dynamik und zeigen, dass der Ausbau der DI Oliver Danninger, Manager der Elektromobilitäts- reich Elektromobilität vorantreiben. Dieses Elektromobilität weit über den Prognosen initiative „e-mobil in niederösterreich“, ecoplus, Ziel hat auch die Landesinitiative „e-mobil der letzten Jahre liegt. Gründe dafür sind un- NÖ Wirtschaftsagentur GmbH in niederösterreich“, die bei ecoplus, der ter anderem die positiven Entwicklungen bei Wirtschaftsagentur des Landes NÖ, ange- Preis und Speicherdichte von Lithium-Ionen- www.ecoplus.at siedelt ist. Gemeinsam mit zahlreichen Lan- batterien. Die Steuerreform in Kombination desabteilungen und Vorfeldorganisationen, mit der Förderung von Elektromobilität in wie der Energie und Umweltagentur NÖ und Österreich mit bis zu € 11.667 Ersparnis bei ELLA AG der Anschaffung so- wie bis zu € 4.300 Nationale wie internationale Entwicklungen Die 2014 gegründete ELLA AG mit Sitz in jährlich durch Sach- Pfaffenschlag ist eine Tochterfirma der WEB zeigen, dass der Ausbau der e-Mobilität bezugsbefreiung Windenergie AG. Das Unternehmen baut ak- in den Lohnneben- tuell ein Elektro-Ladesäulennetz in Österreich alle Prognosen übertrifft. kosten (s. S. 45) ist auf, welches zu 100 % aus W.E.B-Grünstrom europaweit ein Vor- gespeist wird. Der Energiemix setzt sich aus NÖ-Regional, wird die Elektromobilitätsstra- zeigeangebot für Unternehmen. Nicht zu- 83 % Windkraft, 14 % Wasserkraft und 3 % tegie des Landes umgesetzt. Erste sichtbare letzt zeigen die Entwicklungen der letzten Sonnenenergie aus heimischer Strompro- Ergebnisse wie der Ausbau der Schnelllade Monate in Bezug auf Abgaswerte und de- duktion zusammen. ELLA ist in Form einer infrastruktur durch die Ladeinfrastrukturan- ren Manipulation, dass konventionelle An- Bürgerbeteiligungsgesellschaft konzipiert, bieter, die Weiterführung einer optimierten triebsformen, insbesondere der Dieselmo- an der sich jede/r beteiligen und somit eine Förderung für Privatpersonen, Unternehmen tor, stark unter Druck geraten und langfris- „eigene“ Ladeinfrastruktur mitaufbauen und Gemeinden, aber auch die Erarbeitung tig einem Ende im Massenmarkt entgegen- kann. ← wichtiger Rahmenbedingungen wie die Ver- steuern. Dies veranschaulicht eindrucksvoll, ankerung des Ausbaus der Ladeinfrastruk- dass die immer schärferen Abgasgrenzwer- INFO: www.ella.at tur in der NÖ Bauordnung zeigen, dass sich te den Verbrennungsmotor physikalisch und UMWELT & energie 01|2016 11
→ nachhaltig MOBIL PendlerInnenfahrzeug der nahen Zukunft Gerade für Menschen, die täglich den gleichen Arbeitsweg von maximal 15 km zurücklegen und über sichere Abstellmöglichkeiten verfügen, bietet das Elektrofahrrad hervorragende Möglichkeiten. Text: Markus Schuster, Franz Angerer D aten und Fakten. Das Potenzial genommen und in die Kategorie 60 plus ein- Infrastruktur am Arbeitsplatz. Wichtig in zur Erhöhung des Anteils an All- gereiht, es galt als uncool und altmodisch. diesem Zusammenhang ist der Aspekt der tagsradlerInnen in Niederöster- Dieses Vorurteil ist ungerechtfertigt, denn sicheren Abstellmöglichkeit am Arbeitsplatz. reich ist vorhanden, wie die Mo- elektroradln ist eine sport- bilitätserhebung aus dem Jahr liche Fortbewegung und für Eine diebstahlsichere Aufbewahrung 2008 bestätigt. Demnach werden 53 % aller jedes Alter geeignet. Der ein- werktäglichen Wege der Niederösterreiche- zige Unterschied gegenüber ist Voraussetzung für die regelmäßige rInnen am Steuer eines Autos zurückgelegt. einem herkömmlichen Fahr- Im Bereich der durchschnittlichen Fahrrad- rad ist das deutlich höhere Nutzung von e-Bikes im Alltag. Entfernung – bis maximal zweieinhalb Kilo- Tempo und die Möglichkeit, meter – enden bereits über ein Fünftel aller bei gemäßigtem Fahrstil unverschwitzt am Grundsätzlich gilt dies natürlich auch für Autofahrten. 41 % aller Pkw-Wege sind kür- Arbeitsplatz anzukommen – dank Unterstüt- „herkömmliche“ Räder. Da derzeit jedoch e- zer als fünf, 60 % kürzer als zehn Kilometer. zung eines elektrischen Antriebs. Bikes im Durchschnitt wesentlich teurer sind, Betrachtet man die Wege nach dem haupt- ist eine diebstahlsichere Aufbewahrung am sächlich benutzten Verkehrsmittel, differen- Zum Arbeitsplatz mit dem e-Bike. In den Zielort Voraussetzung für deren regelmä- ziert nach dem Zweck der zurückgelegten letzten Jahren schnellten die Verkaufszahlen ßige Nutzung. Ebenfalls wäre es zukünftig Strecke, so fällt auf, dass es sich bei knapp der Elektrofahrräder in Österreich immens in wünschenswert, dass auch die Arbeitgebe- die Höhe. Insbesondere im rInnen diesem Trend folgen und ihren Mitar- Elektroradln ist eine sportliche Fort- Freizeit- und Tourismusbe- beiterInnen, die mit dem (e-) Rad zur Arbeit reich sind die e-Bikes schon kommen, geeignete Möglichkeiten zum Um- bewegung und für jedes Alter geeignet. in vielen Gebieten sicht- und kleiden und Deponieren des Radzubehörs, erlebbar. Jetzt gilt es, diesen wie Radhelm, Kleidungsstücke etc., zur Ver- einem Viertel um Arbeitswege handelt und Boom und die vielen Vorteile der Elektrorä- fügung stellen. Eine Ladestation am Arbeits- bei diesen der Anteil der Pkw-Benutzung mit der auch für Arbeitswege bestmöglich zu platz ist nicht zwingend erforderlich, da die 67 % überdurchschnittlich hoch ist. nutzen. Wer immer schon mit dem Rad zur Reichweite der Akkus normalerweise für Hin- Arbeit fahren wollte und den inneren Schwei- und Retourweg auslangt, wäre jedoch eine e-Bike im Trend. Die Nutzung eines Elek nehund nie besiegen konnte, der sollte es „Würdigung“ jener Personen, die umwelt- trofahrrads wurde über viele Jahre nicht ernst einmal mit dem e-Bike versuchen. schonend zur Arbeit kommen. 12 UMWELT & energie 01|2016
sen. Hydraulische Backenbremsen sind na- © HÖRSCHLÄGER (2), HERRY CONSULT hezu wartungsfrei und zuverlässig, Schei- benbremsen sind vor allem bei Nässe un- schlagbar. Nasse Straßen können die Freude am Radln gehörig trüben, wenn kein Spritz- schutz vorhanden ist. Es lohnt sich, Fahrrä- der auch mal im Regen zu testen. e-Pendeln bietet viele Vorteile. Der Weg zur Arbeit per e-Bike ist auf kurzen Strecken schneller und auf längeren Strecken oftmals nur geringfügig langsamer als mit dem Auto. (E-) RadlerInnen ersparen sich Zeit und Geld für den Besuch eines Fitnessstudios, weil re- gelmäßiges (elektro)radeln zu einer guten Kondition führt und die frische Luft das Im- munsystem stärkt. Außerdem macht e-Ra- deln einfach Spaß, sei es völlig entspannt durch die Landschaft zu gleiten oder mit or- dentlichem Speed einen Berg hinauf oder gegen den Wind zu fahren. ← DI Markus Schuster, Projektleiter bei HERRY Consult GmbH DI Franz Angerer, Amt der NÖ Landesregierung, Abt. Umwelt- und Energiewirtschaft, Bereichsleitung Energie und Klima Kurze Strecken legt man per e-Bike schneller, längere Strecken www.ecoplus.at/de/ecoplus/cluster- oftmals nur geringfügig langsamer als mit dem Auto zurück. niederoesterreich/e-mobil/modellregion-e- pendler-niederoesterreich Forschungsprojekte. Wie Elektroräder im die Möglichkeit, geförderte Elektroräder bzw. Was brauchen Arbeitswege-Sektor eingesetzt werden kön- -autos zu beziehen, wenn sie bereit waren, e-RadlpendlerInnen? nen, zeigen u. a. zwei vom Klimafonds geför- diese für den Weg zum Arbeitsplatz zu nut- derte Forschungsprojekte in NÖ. Das Projekt zen. Bereits im April 2015 wurde das Projekt- Ein gutes Rad! Regelmäßige Nutzung bedingt „e-park&drive“ beschäftigte sich mit der Ein- ziel an genutzten e-Fahrzeugen erreicht. Ins- ein verlässliches Rad mit einer komfortablen bindung von e-Fahrrädern und Fahrradboxen gesamt haben die TeilnehmerInnen seit Pro- Sitzposition, guten Bremsen und einem pro- bei Park&Drive-Anlagen. In diesem zweijähri- jektbeginn im Jahr 2013 mehr als 1,1 Mio. km fessionellen Spritzschutz. Nasse Straßen gibt gen Forschungsprojekt wurden vom Projekt- elektrisch zurückgelegt. es zwar nicht oft, sie können aber die Freude team, HERRY Consult (Projektleitung), oemo- am Fahren stark trüben. Für längere Pendle- bil OG, GW St. Pölten, e-mobil in nö, in Ko-Technische Anforderungen. Der Markt of- rInnenstrecken empfiehlt sich die Anschaf- operation mit dem Land NÖ und der ASFI- feriert eine Vielzahl an verschiedenen Fahr- fung eines schnellen e-Bikes (S-Pedelec). NAG an drei Park&Drive-Stellen in Wr. Neu- rädern, mit Vorderradantrieb, mit Mittelmo- stadt West, Lanzenkirchen und Seebenstein tor und auch solche mit Hinterradantrieb. Gute, funktionelle Kleidung. Helm, Brille, eigens produzierte Radboxen aufgestellt. Qualitativ hochwertige Fahrräder sind zu- Handschuhe, eine winddichte, sehr atmungs- Ausgewählte Testpersonen hatten ein Jahr meist mit Mittelmotor oder Hinterradantrieb aktive und gut sichtbare Jacke. die Möglichkeit, diese mit im Rahmen des ausgestattet. Die Größe der Akkus entschei- Vorhabens zur Verfügung gestellten e-Bikes det über die Reichweite. Übliche PendlerIn- Abstellplatz. Dieser sollte sowohl am nenstrecken bis Arbeitsplatz als auch zu Hause sicher und Übliche PendlerInnenstrecken können problem- max. 15 km kön- trocken sein. Das e-Bike muss versperrt nen problemlos und der Akku bei gemäßigten Temperaturen los mit einer Akkuladung bewältigt werden. mit einer Akku- geladen werden können. ladung bewäl- zu testen. Dies wurde von den TeilnehmerIn- tigt werden. Ein Nachladen am Arbeitsplatz Fahrradtasche oder Rucksack! Wasserdichte nen sehr gut angenommen, alle angebote- ist somit nur in Ausnahmefällen erforderlich. Seitentaschen oder Rucksäcke gibt es in nen Radboxen wurden genutzt. Aufgrund PendlerInnenfahrzeuge müssen verlässlich Fachgeschäften in großer Auswahl. Auch des hohen Zuspruches konnte auch die Test- und damit qualitativ hochwertig ausgestat- Laptops können damit problemlos transpor- phase verlängert werden. Im Forschungspro- tet sein. Das höhere Tempo und die gute Be- tiert werden. ← jekt „e-pendler in nö“ hatten PendlerInnen schleunigung verlangen nach guten Brem- UMWELT & energie 01|2016 13
→ nachhaltig MOBIL Befragung von VerkehrsteilnehmerInnen Multifunktionaler Stadtraum Partizipative Stadtentwicklung Die unmittelbar betroffenen Menschen müssen selbst davon überzeugt sein, dass nachhaltige Mobilitätsformen ihre Lebensqualität verbessern und das Einzel- individuum daraus unverzichtbare Vorteile erzielt. UMWELT & energie führte dazu ein Gespräch mit der Umwelt- und Gesundheitspsychologin Mag.a Dr. Cornelia Ehmayer. U MWELT & energie: Die von Ih- kein aus- Multimodale Routenplaner wie „AnachB“ erleichtern reichen- nen ins Leben gerufene STADT- des Ar- psychologie verfolgt das Ziel, die die Kombination von verschiedenen Verkehrsmitteln. g um e n t Lebensqualität in Städten durch für einen Umstieg auf ein anderes Verkehrs- führt. Welche Ergebnisse konnten dabei er- professionelles Beteiligen der Be- mittel. Wichtig ist neben verkehrstechni- zielt werden? völkerung zu erhöhen. Inwiefern sind parti- schen Maßnahmen ebenso der Faktor Mo- EHMAYER: Zum Zeitpunkt des Projektes – zipative Verfahren eine optimale Methode, tivation, d. h. Menschen anzuregen, einmal im Jahr 2009 – war ein multimodaler Rou- eine zukunftsfähige Mobilitätsplanung in etwas Neues auszuprobieren und beispiels- tenplaner, der verschiedene Verkehrsmittel dicht besiedelten Räumen sowie deren Ein- zugsgebieten umzusetzen? weise das Fahrrad für den Arbeitsweg zu kombiniert, etwas ganz Neues. Wir haben EHMAYER: Mobilität ist ein Thema, das alle nutzen. Ist die Erfahrung positiv, dann ist damals evaluiert, ob die Nutzung des multi- Menschen betrifft. Die aktive Mitarbeit der ein wichtiger Schritt in Richtung neue Mo- modalen Routenplaners „AnachB“ zu einer Bevölkerung an einem Mobilitätskonzept bilität gemacht. Generell kann gesagt wer- umweltfreundlicheren Verkehrsmittelwahl hilft einerseits, das eigene Mobilitätsver- den, dass frühzeitiges Einbinden der Angst führt. Die STADTpsychologie war für die qua- vor Veränderungen entgegenwirkt und die litative Befragung im Rahmen einer Usabi- halten besser zu verstehen und ermöglicht Menschen behutsam auf eine Verhaltens- lity-Testung verantwortlich und begleitete andererseits verkehrsplanerische Vorschlä- ge, die sich am Lebensalltag der Menschen änderung vorbereitet. und interviewte ein Team von rd. 40 Testper- orientieren. Dieses Anknüpfen ist psycholo- sonen über ein Jahr regelmäßig. Die Ergeb- U & e: Das Forschungsprojekt ITSworks, in nisse haben gezeigt, dass ein multimodaler gisch unbedingt notwendig, da eine Verhal- das auch die STADTpsychologie eingebun- Routenplaner umweltfreundliches Verkehrs- tensänderung nur dann beibehalten wird, wenn sie sich in bestehende Routinen und den war, ging der Frage nach, ob die Nut- verhalten fördert, weil die Kombination von Gewohnheiten integrieren lässt. Umwelt- zung des Routenplaners AnachB.at zu ei- verschiedenen Verkehrsmitteln vereinfacht ner umweltschonenden Verkehrsmittelwahl wird. Beispielsweise wird der Umstieg von schutz alleine ist gerade beim Autofahren der Straßenbahn auf das Fahrrad Neben verkehrstechnischen Maßnahmen ist v. a. Motivation durch das Zeigen von Citybike-Stati- onen leichter, der Umstieg vom Auto erforderlich, um eine langfristige Verhaltensänderung zu erzielen. auf ein öffentliches Verkehrsmittel 14 UMWELT & energie 01|2016
Mag.a Dr. Cornelia Ehmayer Das Mitwirken der Bevölkerung an Mobilitätskonzepten, ermöglicht verkehrs- planerische Vorschläge, die sich am Lebensalltag der Menschen orientieren. durch die Anzeige von Parkgaragen ebenso. Erledigungen per pedes durchgeführt wer- EHMAYER: Hier ist besonders die von mir © EHMAYER (4) Im Folgeprojekt von ITSworks, myITS, woll- den und sind Orte des täglichen Bedarfs in entwickelte Methode der „Aktivierenden ten wir herausfinden, wie man einen Rou- kurzen Distanzen zu erreichen, fördert das Stadtdiagnose“ zu erwähnen. Diese kann tenplaner optimal an Personen mit unter- spontane Begegnungen und stärkt das Ge- sowohl bei größeren Städten als auch klei- schiedlichen Bedürfnissen anpasst. So ha- meinschaftsgefühl. Ein weiterer, sehr reiz- neren Gemeinden zur Anwendung kom- ben ältere Menschen ganz andere Bedürf- voller Zugang sich Städte anzueignen, ist men. Im Wesentlichen hilft die Methode da- nisse als jene, die mit Kleinkindern unter- die stadtpsychologische Methode „Empi- bei, die Zukunftspotenziale einer Kommune wegs sind. Durch myITS ist es beispielsweise rischer Stadtspaziergang“: Wenn Orte, die zu erkennen und eine zukunftsfähige Ge- möglich geworden, sich neben der schnells- man üblicherweise nur aus Autofahrer- oder meindeentwicklung vorzubereiten. Die Vor- ten Route, je nach Bedürfnissen wahlweise Öffi-Perspektive kennt, einmal erwandert gangsweise ist partizipativ angelegt und die Apotheken, City-Bike-Stationen oder Büche- werden, schärft das die Wahrnehmung für Bewohnerinnen und Bewohner werden ak- reien am Weg, einblenden zu lassen. Potenziale und Probleme eines Raumes. tiv eingeladen, an der Entwicklung der Zu- Um diese Art der Fortbewegung zu fördern, kunftsperspektive ihrer Gemeinde mitzuar- U & e: Das Zufußgehen erlebt in Städten braucht es aber zunächst einmal optimale beiten. Die STADTpsychologie war zudem derzeit eine Renaissance. Wie kann man Rahmenbedingungen: Wenn Räume nicht im Herbst 2015 an der Mobilitätsbefragung diese natürlichste menschliche Bewegungs- attraktiv und sicher für Fußgängerinnen und in einer NÖ Bezirkshauptstadt beteiligt und Fußgänger sind, dort für die Aktivierung im Vorfeld zuständig. Zu Fuß gehen ist die natürlichste, aber auch sondern sich Durch eine intensive direkte Kommunikation etwa neben ei- mit der Bevölkerung, d. h. telefonische und die demokratischste aller Fortbewegungsarten. ner vielbefahre- persönliche Beratungen, konnte eine hohe nen, lärmbelas- Beteiligung und ein hoher Rücklauf von Fra- form für einen möglichst großen Teil der Be- teten Straße ohne Gehsteig befinden, lädt gebögen erreicht werden. Aktuell arbeite ich völkerung wieder attraktiv machen? das kaum zum Gehen ein. Gibt es hingegen an der Entwicklung eines Resilienz-Tests für EHMAYER: Zu Fuß gehen ist nicht nur die eine einladende Fußgängerzone, einen Be- Gemeinden, um herauszufinden, wie wider- natürlichste, sondern auch die demokra- reich am Wasser oder mit Grünräumen, stei- standsfähig die eigene Kommune gegen- tischste aller Fortbewegungsarten: Es kos- gert das die Motivation, das Auto auch mal über Krisen ist. ← tet nichts und kann selbst von älteren oder stehen zu lassen. sozial schwachen Personen ausgeübt wer- Mag.a Dr. Cornelia Ehmayer hat 2001 die STADTpsy- den, sofern keine körperlichen Beeinträch- U & e: Gibt es auch Angebote von STADT- chologie gegründet und seither zahlreiche partizipa- tigungen vorliegen. Das Gehen fördert au- psychologie, die sich speziell an kleinere tive Stadtentwicklungs- und Forschungsprojekte um- gesetzt und begleitet. ßerdem unmittelbare Interaktionen. Zudem Gemeinden bzw. Regionen richten und die- haben fußgängerfreundliche Grätzel posi- se in ihrem Bestreben nach einer nachhal- tive Effekte auf die Nachbarschaft: Können tigen Mobilitätsplanung aktiv unterstützen? www.stadtpsychologie.at UMWELT & energie 01|2016 15
→ nachhaltig MOBIL Mobil mit ISTmobil Im letzten Frühjahr startete ein neuartiges Anrufsammeltaxi erfolgreich im Bezirk Korneuburg. Nach sieben Monaten Betriebszeit konnten bereits über 9.650 bestellte Fahrten durchgeführt und mehr als 11.400 Personen befördert werden. Text: Marceline Martischnig Ä ußerst flexibel. Das neue An- Verkehrs-Landesrat Mag. Karl Wilfing beim Callcenter-Hotline 0123/5004411 wird das ruftaxisystem (AST) fährt erst- Startschuss des Pilotprojekts erfreut. Fahrzeug bestellt. Fahrten vor 14.00 Uhr wer- mals in Niederösterreich über den innerhalb von 30 Minuten nach der ge- Gemeindegrenzen und auch Einfache Nutzung. Die fünf bestehenden wünschten Abfahrtszeit durchgeführt, nach zu Bahnhöfen außerhalb des Anrufsammeltaxi-Systeme, die es bereits in 14.00 Uhr sowie sonn- und feiertags spä- Bezirks sowie zu Haltestellen der Wiener diesem Bezirk gab, wurden in das neue Sys- testens innerhalb von 60 Minuten. ISTmobil Linien.17 Gemeinden des Bezirks Korneu- tem des ISTmobils integriert. Gegenüber ei- ist zu fixen Betriebszeiten, an allen sieben burg nehmen an dem Pilotprojekt unter dem nem herkömmlichen AST besteht der Vorteil Wochentagen, zu attraktiven Tarifen unter- darin, dass wegs. Die Betriebszeiten orientieren sich an In der Region werden rd. 800 Sammelhaltepunkte die Kosten den Nutzungserfordernissen, d. h. Montag für die Ge- bis Donnerstag fährt das ISTmobil von 6.00 von den ISTmobil Fahrzeugen angefahren. meinde von bis 22.00 Uhr und freitags von 6.00 bis 24 Anfang an Uhr. Am Wochenende startet der Betrieb in Titel „ISTmobil Bezirk Korneuburg“ teil. In der genau kalkuliert und durch eine verstärk- der Früh erst um 8.00 bzw. 9.00 Uhr: Sams- Region werden insgesamt knapp 800 Sam- te Nachfrage bzw. höhere Fahrgastanzahl tags sind die Wagen bis 24.00 Uhr in Betrieb, melhaltepunkte von den ISTmobil Fahrzeu- günstiger werden. Das Service steht allen sonn- und feiertags – die Zeiten an denen gen angefahren. Die Stationen wurden zu BürgerInnen der betroffenen Region sowie das Angebot am wenigsten angenommen Projektbeginn von der Betreibergesellschaft auch Gästen zur Verfügung. Im Unterschied wird – endet der Betrieb um 18.00 Uhr. und den teilnehmenden Gemeinden defi- zu ähnlichen Mikromobilitätsprojekten kann niert und nach der ersten Evaluierung nach ISTmobil ohne Vereinsmitgliedschaft oder Attraktive Preise. Die Tarife von ISTmobil drei Monaten kundenfreundlich bereits um andere Zugangsbeschränkungen frei ge- orientieren sich an den bestehenden Kosten acht Haltepunkte erweitert. „Der enorme Vor- nutzt werden. für den öffentlichen Verkehr. Ab zwei Fahr- teil besteht darin, dass erstmals ein ganzer gästen wird zudem eine Gruppenermäßi- Bezirk ein gemeinsames System hat und da- Fixe Betriebszeiten. Die Nutzung von IST- gung angeboten. Die automatische Bünde- rüber hinaus sogar Haltepunkte – wie Stra- mobil ist einfach: Unter einer einheitlichen lung einer speziellen Dispositionssoftware ßenbahnstationen in Wien – angefahren werden. Damit hat Korneuburg neben den ISTmobil kann ohne Vereinsmitgliedschaft Linien des öffentlichen Verkehrs auch ein at- traktives Angebot in der Fläche“, zeigte sich oder andere Zugangsbeschränkungen frei genutzt werden. 16 UMWELT & energie 01|2016
Das Angebot besteht für alle BürgerInnen der Region sowie auch für Gäste. ermöglicht die Erhöhung des Besetzungs- gewählte Bahnhöfe zwischen 6.00 und 9.00 schaft und Tourismus. Neben Haltepunkten © GOODLUZ - FOTOLIA.COM, JACKF - FOTOLIA.COM, WAVEBREAKMEDIAMICRO - FOTOLIA.COM, ISTMOBIL GMBH grads und infolgedessen die Einsparung und von 13.00 bis 20.00 Uhr für die Heim- des öffentlichen Interesses, wie Gemeinde- jeder zehnten Fahrt und deren CO2-Emissi- fahrt, werktags von Montag bis Freitag, zum ämter oder Sportanlagen, können auch an- onen. Hier gäbe es laut Projektleiterin Do- Verbundtarif an. Es werden die Bahnhö- sässige Gastronomie- sowie Handelsbetrie- ris Hahn auch noch Steigerungspotenzial. fe Absdorf-Hippers- Für die Fahrgäste kann sich dadurch bei ei- dorf, Korneuburg, La- Alle ISTmobil Standorte sind auch im Ärzte- ner Wegstrecke von fünf Kilometern ein Um- dendorf und Stocke- weg von bis zu sechs Minuten ergeben. Kon- rau sowie die Stra- folder des Bezirks Korneuburg angeführt. kret zahlt man, wenn man alleine fährt, für ßenbahnhaltestellen die ersten fünf Kilometer vier Euro, bei bis zu Stammersdorf und Strebersdorf in Wien an- be – nach Absprache mit der Standortge- zehn Kilometern acht Euro etc. Bei zwei bzw. gefahren. Für mobilitätseingeschränkte Per- meinde – Haltepunkte in der Nähe bekom- drei Fahrgästen reduziert sich der Preis für sonen bietet ISTmobil ebenfalls eine be- men. Seit Beginn 2016 liegen bei allen teil- eine Strecke von bis zu fünf Kilometern auf darfsgerechte Lösung: Sofern diese eine nehmenden ÄrztInnen und Apotheken des € 3, bei vier MitfahrerInnen auf € 2,20 pro mobilCard besitzen und die Zustimmung der Bezirks Korneuburg und natürlich auch beim Heimatgemeinde eingeholt haben, Bürgerservice Ärztefolder auf. Diese beinhal- Die Betriebszeiten orientieren sich können sie für die Wohnadresse ei- ten neben den Standorten der Arztpraxen nen virtuellen Sammelhaltepunkt auch den jeweils nächstgelegenen ISTmobil an den Nutzungserfordernissen. anfordern und somit direkt von Sammelhaltepunkt. zuhause abgeholt bzw. retour ge- Person. Die meisten Fahrten liegen innerhalb bracht werden. Kostenlose App. Um die Haltestellensuche der Fünf-Kilometer-Grenze und werden von und die Fahrtbuchung noch einfacher zu ge- acht lokalen Taxiunternehmen, die 14 Fahr- Anschluss an den überregionalen Ver- stalten, bietet ISTmobil ebenfalls seit 2016 zeuge im Einsatz haben, durchgeführt. kehr. Die meisten Fahrten sind in den Städ- eine kostenlose App für IOS und Android an. ten Korneuburg und Stockerau zu verzeich- Diese ist über die App Stores zu beziehen Weitere Serviceleistungen. Zusätzlich wer- nen. Das ist darauf zurückzuführen, dass und für alle SmartphonebesitzerInnen eine den von der ISTmobil GmbH weitere Service- diese Gemeinden bereits ein Anrufsammel- attraktive Serviceerweiterung. Mit ISTmobil leistungen angeboten. Dazu gehören unter taxi hatten und die Bevölkerung bereits die wurde für die BürgerInnen im Bezirk Korneu- anderem die mobilCard und das Pendler- Handhabung gewohnt ist. Zudem werden burg ein flächendeckendes Mobilitätsservice Abo für Berufstätige außerhalb und inner- diese Bahnhöfe am häufigsten nachgefragt – geschaffen. ← halb der Region. Die mobilCard bietet u. a. das ISTmobil dient hier, wie konzipiert, als Zu- die bargeldlose Abrechnung der getätig- und Abbringer vom überregionalen Verkehr. DI Marceline Martischnig hat Landschaftsplanung ten Fahrten am Monatsende und ist auch in studiert und ist im Mobilitätsmanagement Weinvier- übertragbarer Form erhältlich. Eine mobil- Umwelt, Wirtschaft und Tourismus. Vom tel tätig. Card ist auch die Voraussetzung für die Teil- neuen Anrufsammeltaxi profitieren nicht nur nahme am Pendlerabo. Dieses bindet aus- BürgerInnen, sondern auch Umwelt, Wirt- www.istmobil.at UMWELT & energie 01|2016 17
→ nachhaltig MOBIL Neue Mobilitätsangebote erobern die Welt Mobil zu sein assoziieren viele Menschen mit Freiheit und Flexibilität. Doch der motorisierte Individualverkehr hat auch seine Schattenseiten wie erhöhtes Verkehrs- und Emissionsaufkommen. Innovative Lösungen für eine flexible Fortbewegung ohne eigenes Auto liegen daher im Trend. C arsharing. Die gesellschaftliche zelnen FahrerInnen bereits unter 12.000 Jah- densfall inbegriffen. Um Kosten, Emissionen Entwicklung der „Share Econo- reskilometern rechnet. und Platz zu sparen, setzen viele Regionen my“ bietet ein enormes Potenzial: in Zusammenarbeit mit Carsharing-Anbie- Der Trend geht weg vom Besitzen, Variantenreich. Das Prinzip des „Autotei- tern auf das Modell des „Autoteilens“. Dazu hin zum Teilen. Im Bereich der lens“ findet sich sowohl im privaten wie im kommen immer mehr e-Carsharing Systeme Mobilität beispielsweise ist das so genann- öffentlich kommerziellen Bereich wieder. in Gemeinden, die in geschlossenen Nutze- te Carsharing äußerst beliebt. In Niederös- Während im ersten Fall Privatpersonen an- rInnengruppen e-Autos teilen und Caruso terreich findet man in fast jedem Haushalt deren ihr Auto zur Verfügung stellen, verlei- oder ibiola als Buchungssoftware nutzen. hen im zwei- Das Fahrzeug wird nach Registrierung mit ei- Ein Carsharing-Auto rechnet sich für die einzel- ten Fall Car- ner Chipkarte geöffnet. Kommerzielle Anbie- sharing-An- ter überlassen ihren Kunden und Kundinnen nen BenutzerInnen bereits unter 12.000 km/Jahr. bieter Fahr- die Autos rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr, zeuge in ver- an fixen Standorten wie Tiefgaragen oder ei- mindestens ein Auto, auf 1.000 Einwohner schiedenen Ausführungen an ihre Kundin- gens dafür angemieteten Parkplätzen. Ein Innen kommen somit mehr als 800 Pkws. nen und Kunden. Über Plattformen können dichtes kommerzielles Carsharing-Netz gibt Die meiste Zeit des Tages stehen diese al- sich mehrere Personen ein Auto teilen oder es bisher nur in größeren Städten. Car2Go lerdings ungenutzt auf einem Parkplatz und sich zusammenschließen, um gemeinsam bietet sein Service in Wien an, Flinkster in verursachen dabei Kosten. Wer also auf ein ein Fahrzeug zu kaufen. Etwas anders funkti- Wien, Graz und Salzburg und Carsharing.at eigenes Auto bzw. Zweitauto verzichtet, fin- oniert das Modell von www.carsha- det in Carsharing-Modellen eine kosten- ring247.com, wo AutobesitzerInnen Mitfahrbörsen im Internet sind günstige und umweltschonende Alterna- ihre Pkws für bestimmte Fahrten tive. Gerade e-Carsharing, also das Teilen zu festgelegten Preisen vermieten. praktisch und leicht zu bedienen. von Elektroautos, erlebt gerade eine rasan- Zudem sind individuell festgelegte te Entwicklung in diesem Bundesland. Eine oder vorab bestimmte Preise zu gefahrenen sogar österreichweit. In NÖ existieren verein- Studie des VCÖ besagt, dass ein Carsharing- Kilometern, Vignetten etc. zu entrichten. Die zelt auch Standorte von Carsharing.at oder Auto bis zu acht Privat-Pkws ersetzen kann Schlüsselübergabe findet persönlich statt. In Zipcar, allerdings nur an zentralen Verkehrs- und sich bei geeigneter Nutzung für die ein- beiden Fällen ist die Versicherung im Scha- knotenpunkten wie Bahnhöfen. 18 UMWELT & energie 01|2016
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