GLOSSAR des Themenfeldes 1 im BMVI-Expertennetzwerk

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GLOSSAR des Themenfeldes 1 im BMVI-Expertennetzwerk
GLOSSAR
des Themenfeldes 1 im BMVI-Expertennetzwerk

   Themenfeld 1: Verkehr und Infrastruktur an Klimawandel und extreme Wetterereignisse anpassen
GLOSSAR des Themenfeldes 1 im BMVI-Expertennetzwerk
Zitiervorschlag
BMVI-Expertennetzwerk (2020): Glossar des Themenfeldes 1 im BMVI-Expertennetzwerk. DOI: 10.5675/Ex-
pNBMVI2020.2020.11

Impressum
Digitale Publikationsreihe des Themenfeldes 1 „Verkehr und Infrastruktur an Klimawandel und extreme Wetter-
ereignisse anpassen“ im BMVI-Expertennetzwerk „Wissen – Können – Handeln“ zu den Forschungsergebnissen
der Schwerpunktthemen aus der 1. Forschungsphase (2016–2019).
Das Bundesministerium für Verkehr und Digitale Infrastruktur (BMVI) hat die Forschungsarbeiten im Rahmen
des Ressortforschungsprogramms BMVI-Expertennetzwerk „Wissen – Können – Handeln“ gefördert.
Internet: www.bmvi-expertennetzwerk.de

Autoren:
Deutscher Wetterdienst:
    Dr. Stephanie Hänsel, Christoph Brendel, Christène Razafimaharo, Dr. Monika Rauthe
Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie:
    Dr. Nils Schade, Dr. Kerstin Jochumsen
Bundesanstalt für Gewässerkunde:
    Dr. Enno Nilson, Dr. Gudrun Hillebrand
Bundesanstalt für Wasserbau:
    Dr. Elisabeth Rudolph, Dr. Regina Patzwahl
Bundesanstalt für Straßenwesen:
    Anne-Farina Lohrengel, Kathrin Stube, Jens Kirsten
Deutsches Zentrum für Schienenverkehrsforschung/ Eisenbahn-Bundesamt:
    Markus Forbriger, Carina Herrmann

Redaktionsschluss:
April 2020

Titelbild: Begriffswolke von Fachbegriffen im Themenfeld 1 des BMVI-Expertennetzwerkes (eigene Darstellung)

DOI: 10.5675/ExpNBMVI2020.2020.11
BMVI-Expertennetzwerk (2016–2019)                                                                             1

 I. Glossar

A B C D E F                 G     H I   J   K L M        N O   P Q         R S T U V W X Y                   Z

A                                                         lysieren Vulnerabilitätsbewertungen für einzelne Ele-
                                                          mente der Straßenverkehrsinfrastruktur durchzufüh-
Abfluss                                                   ren und Anpassungsoptionen und -technologien zu
Engl.: runoff                                             entwickeln und zu erproben.
Wasservolumen, das einen bestimmten Querschnitt           Quelle: BASt (o.J.)
in einer Zeiteinheit durchfließt und einem Einzugs-
gebiet zugeordnet ist.                                    Adaptives Management
Quelle: DIN 4049-3-1994-10 (1994) 2.2.13                  Engl.: adaptive management
                                                          Prozess der iterativen Planung, Umsetzung und Mo-
Abflussprojektion                                         difizierung von Strategien zur Ressourcenbewirt-
Engl.: projection of river flow                           schaftung angesichts von Unsicherheit und Wandel.
Eine Abflussprojektion ist die simulierte Reaktion        Anmerkung: Adaptives Management ist verbunden
des hydrologischen Systems auf ein Szenario zukünf-       mit einer Anpassung von Ansätzen in Reaktion auf
tiger hydrometeorologischer Bedingungen (Klimasze-        Beobachtungen ihrer Auswirkungen und Verände-
nario), d. h. möglicher Entwicklungen der Nieder-         rungen im System, die durch resultierende Rückwir-
schlagshöhe und -muster, der Lufttemperatur und           kungen und andere veränderliche Größen hervorge-
anderer verdunstungssteuernder Größen. Abfluss-           rufen werden.
projektionen werden häufig basierend auf Wasser-          Quelle: DIN EN ISO 14090:2019 (2019)
haushaltsmodellen erstellt. Ein Ensemble von Abfluss-
projektionen dient der Abschätzung von Unsicher-          Änderungssignal
heiten möglicher zukünftiger Entwicklungen und kann       Engl.: change signal
Grundlage für die Auswahl von Abflussszenarios sein.      Unterschied zwischen dem Wert einer Größe in einer
Quelle: abgeleitet aus IPCC (2016)                        Periode (z. B. in der Vergangenheit) und in einer spä-
                                                          teren Periode (z. B. in der Zukunft).
Abflussszenario                                           Siehe auch Klimaänderungssignal
Engl.: scenario of river flow
                                                          Quelle: nach BL-Fachgespräch (2017)
Ein Abflussszenario ist ein
Szenario, d. h. eine plausible Annahme einer mögli-       Ästuar
chen zukünftigen Entwicklung, die in der Größe            Engl.: estuary
"Abfluss" angegeben wird. Abflussszenarien werden         Tidenbeeinflusstes Mündungsgebiet eines Flusses.
oft so gewählt, dass sie den durch das Ensemble von
                                                          Quelle: BMVBS (2012)
Abflussprojektionen wiedergegebenen Unsicherheitsbe-
reich gut abdecken, d. h. jeweils eine "hohe" und eine
                                                          Aktionsplan Anpassung (APA)
"niedrige" Schätzung beinhalten.
                                                          Ein im Jahr 2011 von der Bundesregierung beschlos-
Quelle: abgeleitet aus IPCC (2016)                        sener Plan, der die konkreten Schritte, mit denen die
                                                          Bundesregierung die Deutsche Anpassungsstrategie
AdSVIS: Adaptation der Straßenverkehrs-                   an den Klimawandel (DAS) vorantreibt und verant-
infrastruktur an den Klimawandel
                                                          wortliche Akteure bei der Umsetzung entsprechen-
Ein im Jahr 2011 von der BASt initiiertes Ressortfor-
                                                          der Maßnahmen unterstützt, festlegt.
schungsprogramm. AdSVIS besteht aus 15 Teilpro-
                                                          Siehe auch Deutsche Anpassungsstrategie (DAS)
jekten, die gemeinsam darauf abzielen, die Auswir-
kungen des Klimawandels auf die Straßenverkehrsin-        Quelle: nach UBA (2019)
frastruktur und den Straßenbetriebsdienst zu ana-
2                                                                                   Glossar des Themenfeldes 1

Anpassung (an den Klimawandel)                            eingesetzten Instrumente und Maßnahmen, um
Engl.: adaptation (to climate change)                     Nachteile von tatsächlichen oder erwarteten Klima-
Prozess der Ausrichtung auf das tatsächliche oder er-     veränderungen und deren Folgen zu mindern sowie-
wartete Klima und dessen Auswirkungen. In Syste-          Vorteile zu nutzen.
men des Menschen ist Anpassung darauf gerichtet,          Siehe auch Deutsche Anpassungsstrategie (DAS)
Schäden zu vermindern oder zu vermeiden, oder             Quelle: ARL (2013)
vorteilhafte Möglichkeiten zu nutzen. In einigen na-
türlichen Systemen kann die Anpassung an das er-          Anthropogen
wartete Klima und dessen Auswirkungen durch Ein-          Engl.: anthropogenic
greifen des Menschen ermöglicht werden.                   Durch Aktivität des Menschen verursacht oder pro-
Quelle: DIN EN ISO 14090:2019 (2019) basierend auf        duziert.
IPCC (2016)
                                                          Quelle: IPCC (2016)

Anpassungsbedarf
                                                          Asphalt
Engl.: adaptation needs
                                                          Engl.: asphalt
Handlungsbedarf zur Gewährleistung der Sicherheit
                                                          Mischung von Gesteinskörnungen mit einem bi-
der Bevölkerung und der Sicherung von Vermögen
                                                          tumenhaltigen Bindemittel.
als Reaktion auf Klimafolgen.
                                                          Quelle: FGSV (2003)
Quelle: IPCC (2016)
                                                          Auftrittswahrscheinlichkeit
Anpassungsfähigkeit
                                                          Engl.: probability of occurrence
Engl.: adaptive capacity
                                                          Siehe Wiederkehrperiode
Fähigkeit von Systemen, Institutionen, Menschen
und andere Lebewesen, sich auf potentielle Schädi-
gungen einzustellen, Vorteile zu nutzen oder auf          Auswirkung (Folge)
Auswirkungen zu reagieren.                                Engl.: impact

Quelle: DIN EN ISO 14090:2019 (2019) basierend auf        Wirkung auf natürliche Systeme und solche des Men-
IPCC (2016)                                               schen. Im Kontext des Klimawandels wird der Be-
                                                          griff „Folgen“ primär verwendet, um Auswirkungen
Anpassungsmaßnahme                                        extremer Wetter- und Klimaereignisse sowie des Kli-
Engl.: adaptation measures                                mawandels auf natürliche Systeme und solche des
                                                          Menschen zu beschreiben. Folgen beziehen sich im
Konkrete Einzelmaßnahme zur Erhöhung der Resi-
                                                          Allgemeinen auf die Auswirkungen auf Leben, Exis-
lienz oder Reduzierung der Vulnerabilität gegenüber
                                                          tenzgrundlagen, Gesundheitsstatus, Ökosysteme,
beobachteten oder erwarteten Ereignissen.
                                                          Wirtschaftssysteme, Gesellschaften, Kulturen,
Quelle: verändert nach UKCIP (o.J.)
                                                          Dienstleistungen und Infrastruktur aufgrund der
                                                          Wechselwirkung von Klimawandel bzw. gefährli-
Anpassungsoptionen                                        chen Klimaereignissen, die innerhalb eines bestimm-
Engl.: adaptation options                                 ten Zeitraums auftreten, und der Verwundbarkeit ei-
Die Palette von für den Anpassungsbedarf verfügba-        ner exponierten Gesellschaft oder eines solchen Sys-
ren und geeigneten Strategien und Maßnahmen (An-          tems. Folgen werden auch als Konsequenzen und
passungsmaßnahme) Sie beinhalten eine große Band-         Auswirkungen bezeichnet. Die Folgen der Klimaän-
breite von Maßnahmen, die als strukturell, institutio-    derung für geophysikalische Systeme, einschließlich
nell oder gesellschaftlich klassifiziert werden können.   Überschwemmungen, Dürren und Meeresspiegelan-
Quelle: IPCC (2016)                                       stieg, stellen eine Teilmenge der sogenannten physi-
                                                          schen Folgen dar.
Anpassungsstrategie                                       Quelle: DIN EN ISO 14090:2019 (2019) basierend auf
In Bezug auf den Klimawandel sind Anpassungsstra-         IPCC (2016)
tegien langfristig angelegte Konzepte oder Verhal-
tensweisen einschließlich der zu ihrer Umsetzung
BMVI-Expertennetzwerk (2016–2019)                                                                           3

Außenwasserstand                                       und Schäden auf diesem Weg wirksam begrenzt und
Engl.: downstream water level                          minimiert werden.
Wasserstand seeseitig eines Deiches oder Sperrwerks.   Quelle: eigene Definition in Norpoth et al. (2020)
Quelle: eigene Definition
                                                       Bemessungswert
B                                                      Engl.: design value
                                                       Bemessungswerte oder -größen liefern eine Grund-
Ballast                                                lage für eine ausreichende Dimensionierung von An-
Engl.: ballast                                         lagen und Arbeitsmitteln, die zum Betrieb, Bau und
                                                       Unterhaltung von z. B. Bundesverkehrswegen die-
Schwere Last, die zum Gewichtsausgleich auf einem
                                                       nen. Es handelt sich hierbei in der Regel um quanti-
Verkehrsmittel mitgeführt wird.
                                                       tativ erhobene Werte, deren Grundlage auf einer aus-
Quelle: nach Duden Online (2019)
                                                       reichend robusten Statistik bestimmter Grundgrößen
                                                       wie z. B. Klimaparameter basieren.
Bandbreite (auch Streuung) von Klimamo-
dellen                                                 Quelle: eigene Definition
Engl.: bandwidth, model spread
                                                       Betriebliche Unterhaltung
Wertebereich, innerhalb dem sich die Variablen eines
                                                       Engl.: operational maintenance
gegebenen Auswerteumfangs bewegen. Die Band-
breite kann unter anderem durch Verwendung unter-      Für den Verkehrsträger Straße betrifft dies laufende
schiedlicher Klimamodelle (Multi-Modell-Ensemble),     Reinigungs- und Pflegearbeiten (z. B. Kehren der Fahr-
durch Rechnen unterschiedlicher Emissionsszenarien     bahn, Reinigen der Entwässerungseinrichtungen,
mit demselben Klimamodell oder durch Rechnen           Pflege der Vegetation) sowie Winterdienst.
mehrerer Realisierungen desselben Emissionsszena-      Quelle: FGSV (2003)
rios mit demselben Klimamodell zustande kommen.
Die Interpretation der Bandbreite hängt davon ab,      Bezugszeitraum
mit welcher der genannten Methoden oder Kombi-         Engl.: reference period
nationen davon diese Bandbreite erzeugt wurde.         30-jähriger Zeitraum, der für die Bestimmung des
Quelle: verändert nach Climate Service Center (2012)   Klimas der Gegenwart zugrunde gelegt wird. Im Ver-
                                                       gleich zur von der WMO bestimmten Referenz- bzw.
Bemessungsgrundlage                                    Normalperiode von 1961–1990 wird im Experten-
Engl.: design criteria                                 netzwerk der Bezugszeitraum 1971–2000 verwendet,
                                                       da einige Klimaprojektionsdaten erst ab 1970 vorliegen.
Regelwerke (z. B. technische Normen, Richtlinien)
und Bemessungsgrundlagen geben Handlungs- und          Quelle: eigene Definition
Ausführungsvorschriften oder Empfehlungen und
technische Vorschläge in Planungsvorgängen vor         Bias (ev. auch Modellbias)
und basieren auf Erkenntnissen aus Wissenschaft,       Engl.: bias
Technik und/oder Erfahrung. Die Festlegungen in        In der Modellierung bezeichnet der Bias die Diffe-
den Regelwerken werden im Laufe von teilweise          renz zwischen einer modellierten Klimastatistik und
langwierigen Prozessen in Gremienarbeit mit Kon-       der dazu korrespondierenden wahren (bzw. beo-
sens erstellt und von anerkannten Institutionen an-    bachteten) Klimastatistik. Ein aus Modell- und Be-
genommen (z. B. Deutsches Institut für Normung).       obachtungsdaten abgeleiteter Modellbias ist lediglich
Sie sind ein wichtiges Instrument zur Realisierung     eine Schätzung des wahren Modellbias, da er auch
der Anpassung an den Klimawandel, da entspre-          von der internen Klimavariabilität beeinflusst wird.
chend zu erwartende Einflüsse in die Regelwerke in-    Quelle: eigene Definition
tegriert werden und dadurch automatisch in Pla-
nungsvorhaben einfließen. Durch eine bessere Be-       Bias-Adjustierung (auch Bias-Korrektur,
rücksichtigung zukünftiger Klimabedingungen bei        Bias-Minimierung)
normativen Festlegungen können Beeinträchtigungen      Engl.: bias adjustment, bias correction
4                                                                                    Glossar des Themenfeldes 1

Bias-Adjustierung bezeichnet die Anpassung des si-        Oberbegriff für Bundesautobahnen und Bundesstra-
mulierten Datensatzes an die Beobachtungsdaten zur        ßen, die ein zusammenhängendes Netz für den weit-
Verringerung der systematischen Abweichung. Der           räumigen Straßenverkehr bilden und deren Baulast
oft genannte Begriff Bias-Korrektur ist dabei irrefüh-    mit Ausnahme der Ortsdurchfahrten größerer Ge-
rend, da der systematische Fehler nicht eliminiert,       meinden dem Bund obliegt.
sondern durch die Nachbearbeitung lediglich gemin-        Quelle: FGSV (2012)
dert wird. Zudem wird der systematische Fehler nur
für das rezente Klima tatsächlich gemindert, jedoch       Bundesoberbehörde
nicht unbedingt auch für die Zukunft, da man im All-      Engl.: federal authority
gemeinen nicht von einem stationären Bias ausgehen
                                                          Eine Bundesoberbehörde ist einer obersten Bundes-
kann.
                                                          behörde (vor allem dem Bundesministerium) unmit-
Quelle: nach BL-Fachgespräch (2017)                       telbar nachgeordnet und für das gesamte Bundesge-
                                                          biet zuständige Bundesbehörde. Bundesoberbehör-
Binnenschifffahrtsstraße                                  den können als Verwaltungsbehörden des Bundes
Engl.: inland waterway                                    nach Artikel 87 III Grundgesetz für Angelegenhei-
Teil der Wasserstraße, auf der vorwiegend Binnen-         ten, für die dem Bund die Gesetzgebung zusteht,
schiffe verkehren und auf der der Schiffsverkehr ge-      durch Gesetz errichtet werden. Ist eine Bundesober-
setzlich geregelt ist.                                    behörde errichtet, so führt sie (gegebenenfalls mit ei-
Quelle: WSV (2017)                                        genen Mittel- und Unterbehörden) die einschlägigen
                                                          Bundesgesetze aus (in Abweichung von Artikel 83,
Binnenwasserstraße                                        84 Grundgesetz, wonach die Ausführung der Bun-
Engl.: inland waterway                                    desgesetze grundsätzlich Sache der Länder ist).
                                                          Quelle: Springer Gabler Verlag (2017)
Oberirdisches Gewässer als Wasserstraße, im Küs-
tengebiet gegen das Küstengewässer gesetzlich abge-
grenzt. Binnenwasserstraßen sind Seeschifffahrts-         Bundesverkehrswegeplan (BVWP)
straßen, wenn diese wie die Unterläufe von Flüssen        Engl.: Federal Transport Infrastructure Plan
(Ems, Weser, Elbe, Trave) sowie der Nord-Ostsee-          Verkehrsträgerübergreifender Rahmenplan für Ver-
Kanal überwiegend der Seeschifffahrt dienen.              kehrswegeinvestitionen auf Bundesebene.
Quelle: WSV (2017)                                        Quelle: FGSV (2012)

Böschung                                                  C
Engl.: embankment, bank
Geländeanschnitt, der zwei Flächen, die sich auf un-      Climate Proofing
terschiedlichem Niveau befinden und eine geringere        Dt.: Sicherung gegenüber dem Klimawandel sowie
Neigung aufweisen, miteinander verbindet. Es wird         Prüfverfahren zur Integration von Klimawandelfolgen
zwischen künstlicher, natürlicher oder historischer       Climate Proofing bezeichnet die systematische Be-
Böschung unterschieden. Künstliche oder anthropo-         rücksichtigung von Anpassungsfragen und die Ent-
gene Böschungen sind die von Menschen mit Hilfe von       wicklung von Risikominderungsstrategien gegenüber
Werkzeugen oder Maschinen hergestellten Böschungen        klimabezogenen Extremereignissen sowie schlei-
an Straßen, Kanälen, Trassen und Tagebauten.              chenden Veränderungen. Dabei kann Climate Proo-
Quelle: Spektrum Akademischer Verlag (2000a), verändert   fing sowohl im Sinne eines Prüfverfahrens verstan-
                                                          den werden als auch als generelle Strategie zur Siche-
Brackwasser                                               rung von bestehenden Systemen (z. B. Infrastruktu-
Engl.: brackish water                                     ren) oder als zukunftsorientierte Investition gegen
Mischung zwischen Meerwasser und Süßwasser.               die Folgen des Klimawandels.
Quelle: DIN 4049-3-1994-10 (1994)                         Quelle: ARL (2018)

Bundesfernstraßen
Engl.: federal highways
BMVI-Expertennetzwerk (2016–2019)                                                                                5

CMIP5                                                   Dauerniederschlag, Dauerregen
Die Phase fünf des Modellvergleichsprojektes (Coup-     Engl.: long-lasting precipitation, persistent precipitation
led Model Intercomparison Project 5, CMIP5), das        Lang andauerndes Niederschlagsereignis (mehrere
Klimamodellsimulationen basierend auf gemeinsa-         Stunden) mit geringer, sich meist wenig ändernder
men Modellvorgaben von Modellgruppen aus aller          Niederschlagsintensität und ausgedehntem Nieder-
Welt koordiniert und archiviert. Der CMIP5-Daten-       schlagsfeld, auch Dauerregen genannt. Im Rahmen
satz enthält Projektionen unter Verwendung der Re-      des BMVI-Expertennetzwerks wurden verschiedene
präsentativen Konzentrationspfade.                      Klimaindizes bezüglich der Anzahl der Dauernieder-
Quelle: IPCC (2016)                                     schlagsereignisse berechnet. Diese Ereignisse wur-
                                                        den zum ersten als die Anzahl der Ereignisse mit Nie-
CORDEX                                                  derschlag „größer gleich“ 30 mm in 48 Stunden fest-
Abk.: Coordinated Regional Downscaling Experiment       gelegt. Eine andere Definition bezieht sich auf die
CORDEX ist ein vorgegebener Rahmen des Weltkli-         Anzahl der Ereignisse mit Niederschlag „größer
maforschungsprogramms (World Climate Research Pro-      gleich“ 40 mm in 72 Stunden. Eine dritte Variante
gramme, WCRP) zur Bewertung der Leistungsfähig-         zählt die Anzahl der Ereignisse mit Niederschlag
keit regionaler Klimamodelle durch eine Reihe von       „größer gleich“ als 37 mm in 72 Stunden, wobei an
Experimenten, die darauf abzielen, regionale Klima-     einem Tag mindestens 25,6 mm Niederschlags ver-
projektionen zu erstellen.                              zeichnet werden muss.
Quelle: WCRP (2018)                                     Quelle: DWD (2020)

COSMO-CLM                                               Deich
Das aus dem regionalen Wettervorhersagemodell           Engl.: dyke, embankment
"COSMO" abgeleitete regionale Klimamodell               Erdbauwerk zur Wasserrückhaltung innerhalb eines
COSMO-CLM kann für längerfristige Simulationen          bestimmten Gebietes entlang eines Flusses oder zum
im Klimamodus angewendet werden. Dabei wird das         Schutz vor Überflutung durch Gezeitenwellen.
Modell sowohl vom COSMO-Konsortium als auch             Quelle: IHP/OHP (1992)
von der CLM -Community (CLM: Climate Limited-
area Modelling Community) weiterentwickelt und          Deutsche Anpassungsstrategie (DAS)
verbessert. Die Koordination der CLM-Community,         Die DAS wurde 2008 von der Bundesregierung be-
zu dem sich 73 internationale Institute zusammenge-     schlossen und schafft einen Rahmen zur Anpassung
schlossen haben (Stand Juli 2016), erfolgt durch den    an die Folgen des Klimawandels in Deutschland. Sie
Deutschen Wetterdienst. Nähere Informationen gibt       legt den Grundstein für einen mittelfristigen Prozess,
es unter www.clm-community.eu. COSMO-CLM                in dem Risiken identifiziert, der mögliche Hand-
gehört zur Gruppe der regionalen numerisch-dyna-        lungsbedarf benannt, die entsprechenden Ziele defi-
mischen Klimamodelle. Sie berechnen in diskreten        niert sowie mögliche Anpassungsmaßnahmen entwi-
Zeitschritten die Veränderungen verschiedener Grö-      ckelt und umgesetzt werden.
ßen für festgelegte Punkte eines dreidimensionalen      Quelle: BMVI (2015)
Gitters, das eine bestimmte Region (z. B. Europa o-
der Deutschland) überdeckt.                             Disposition (Grunddisposition)
Quelle: DWD (2019)                                      Engl.: disposition (basic disposition)
                                                        Bei der Disposition handelt es sich um die Anlage o-
D                                                       der Bereitschaft von Wasser, Schnee, Eis, Erd- und
                                                        Felsmassen, sich (in reiner Form oder vermischt) un-
Dauerlinie                                              ter dem Einfluss der Schwerkraft so talwärts zu ver-
Engl.: duration curve                                   lagern, dass dies zu Schäden führen kann. Eine
Graphische Darstellung von zeitäquidistanten Mittel-    Grunddisposition stellt hingegen eine grundsätzliche,
werten einer bestimmten Zeitspanne in Abhängigkeit      über längere Zeit gleichbleibende Anlage oder Bereit-
von der zugehörigen Unter- bzw. Überschreitungsdauer.   schaft zu gefährlichen Prozessen dar. Die Grunddis-
Quelle: DIN 4049-3-1994-10 (1994)                       position wird bestimmt durch über längere Zeiträume
6                                                                                  Glossar des Themenfeldes 1

konstant bleibende Parameter wie Relief, Geologie,     Durchschnittlicher werktäglicher Verkehr
Klima, Pflanzenbestand usw. Im Vergleich hierzu ist    (DTVw)
die variable Disposition eine schwankende oder sich    Engl.: average daily traffic on a weekday, notwith-
entwickelnde Anlage oder Bereitschaft zu gefährli-     standing holidays
chen Prozessen. Bedingt wird diese beispielsweise      Durchschnittlicher täglicher Verkehr an einem
durch die Jahres- und Tageszeit gesteuerten Größen,    Werktag außerhalb der Ferien.
wie die meteorologische Situation oder der Wasser-     Quelle: FGSV (2012)
haushalt in einem potenziellen Rutschkörper.
Quelle: Kienholz et al. (1998), leicht verändert       DWD-Referenzensemble
                                                       Sie sind eine Zusammenstellung aller zu einem gege-
Downscaling (oder Herunterskalieren)                   benen RCP-Szenario verfügbaren regionalen Klima-
Engl.: downscaling                                     projektionen, die technische und wissenschaftliche
Der rechnerische Prozess der Umwandlung von grob       Mindeststandards erfüllen.
skalierten räumlichen Modell-Ausgaben in eine feiner   Siehe auch Ensemble
aufgelöste Skalierung.
                                                       Quelle: eigene Definition in BMVI-Expertennetzwerk
Quelle: UKCIP (o.J.)                                   (2020)

Drempel                                                E
Engl.: jamb wall
Schwelle am Schleusentor als Anschlag für das ge-      Ebbdelta (auch Ebbedelta)
schlossene Schleusentor.                               Engl.: ebb-tidal delta
Quelle: DIN 4054 (2006)                                Fächer aus Sandbänken vor der Mündung eines Tiefs
                                                       (Seegat) bzw. eines Fließgewässers mit Ebbstrom.
Durchfluss                                             Quelle: Schutzstation Wattenmeer (o.J.), leicht verändert
Engl.: flow, flow rate
Der Durchfluss Q gibt das Volumen an, das einen        Ebbstrom (auch Ebbestrom)
bestimmten Querschnitt in einer festgelegten Zeit-     Engl.: ebb current
einheit durchfließt.                                   Strömung während der Ebbestromdauer, im Allge-
Quelle: DIN 4049-3-1994-10 (1994)                      meinen seewärts gerichtet. Deren Geschwindigkeit
                                                       (Ebbestromgeschwindigkeit) ist die gemessene Fließ-
Durchlass                                              geschwindigkeit an einem Punkt zu einem bestimm-
Engl.: outlet                                          ten Zeitpunkt.
Ein Durchlass ist ein Kreuzungsbauwerk mit einer       Der Termin der Ebbestromkenterung entspricht ei-
lichten Weite von < 2,0 m, welche die Kreuzung von     nem Zeitpunkt mit minimaler Strömungsgeschwin-
Gewässern durch Anlagen, wie z. B. Bahndämmen,         digkeit (lokales Minimum des Betrags der Strö-
ermöglicht.                                            mungsgeschwindigkeit), welcher der Eintrittszeit des
Quelle: Definition vom EBA                             Tideniedrigwassers (Tnw) am nächsten liegt.
                                                       An bestimmten Standorten lässt sich das Verhältnis
Durchschnittlicher täglicher Verkehr (DTV)             zwischen den mittleren maximalen Flut- bzw.
Engl.: average daily traffic                           Ebbstromgeschwindigkeiten rechnen, wobei Werte
Für ein ganzes Jahr repräsentative, auf 24 Stunden     kleiner als 1 auf einen ebbstromdominanten Bereich
bezogene Verkehrsstärke aller Verkehrsströme eines     hinweisen.
Querschnitts oder einer Fahrtrichtung eines Quer-      Quelle: nach DIN 4049-3-1994-10 (1994), BAWiki
schnitts.                                              (o.J.), und eigene Definition
Quelle: FGSV (2012)
                                                       Economies of scale
                                                       Dt.: Skaleneffekte
BMVI-Expertennetzwerk (2016–2019)                                                                             7

Rückgang der Stückkosten bei Erhöhung der Pro-           Ensemble
duktionsmenge unter gleichbleibenden Produktions-        Engl.: ensemble
bedingungen.                                             Eine Sammlung von Modellsimulationen, die eine
Quelle: Duden Online (2019)                              Klimaprognose oder Klimaprojektion kennzeichnet.
                                                         Unterschiede in den Anfangsbedingungen und der
Einzugsgebiet                                            Modellformulierung führen zu unterschiedlichen
Engl.: catchment area                                    Entwicklungen der modellierten Systeme und kön-
Dass durch eine ober- und/oder unterirdische Was-        nen im Fall von Klimaprognosen Informationen zu
serscheide abgegrenzte Gebiet, welches durch einen       Unsicherheiten aufgrund von Modellfehlern und
Fluss (hier auch Flusseinzugsgebiet genannt) oder        Fehlern in den Anfangsbedingungen sowie im Fall
Bach mit allen seinen Nebenflüssen entwässert wird.      von Klimaprojektionen Informationen zu Unsicher-
Einzugsgebiete sind die Bezugsräume für Wasser-          heiten aufgrund von Modellfehlern und intern gene-
haushaltsuntersuchungen und die Erfassung von            rierter Klimavariabilität liefern.
Stoffumsätzen in der Landschaft.                         Quelle: IPCC (2014)
Quelle: Leser (2001)
                                                         Entwässerung
Eistage                                                  Engl.: drainage
Engl.: ice days                                          1. Ableitung des Überschusswassers bei Bodennässe
Ein Eistag ist ein Tag, an dem das Maximum der           durch kulturtechnische Maßnahmen, wie Dränung,
Lufttemperatur unterhalb des Gefrierpunktes (unter       um Oberflächen-, Boden – und Grundwasser abzu-
0 C) liegt, d. h. es herrscht durchgehend Frost.         leiten, die das Wachstum von Kulturpflanzen hem-
                                                         men können. 2. Abführung des Abwassers über die
Quelle: DWD (2020)
                                                         Kanalisation. 3. Trockenlegen von Feuchtstandor-
                                                         ten, kleinen Oberflächengewässern und Mooren, um
Emissionen
                                                         sie zu nutzen.
Engl.: emissions
                                                         Quelle: Leser (2001)
Von Anlagen (Betriebsstätten, Maschinen, Geräten,
Fahrzeugen, Grundstücken) ausgehende Luftverun-
                                                         Entwässerungseinrichtung
reinigungen, Geräusche, Erschütterungen, Licht,
                                                         Engl.: drainage system
Wärme, Strahlen und ähnliche Umwelteinwirkungen.
                                                         Entwässerungseinrichtungen dienen dazu, schädli-
Quelle: BImSchG (2013)
                                                         che Wasseranreicherungen – z. B. während und nach
                                                         Starkregenereignissen – im Umfeld von Straßen-
Emissionsszenarien (Klima)
                                                         bzw. Gleisbereichen zu verhindern und somit die
Engl.: emission scenario
                                                         Tragfähigkeit des Planums sowie die Funktionsfähig-
Eine plausible Darstellung der zukünftigen Entwick-      keit und die Standsicherheit der Infrastrukturbau-
lung der Emissionen von Substanzen, die potenziell       werke zu jeder Jahreszeit zu gewährleisten.
strahlungswirksam sind (z. B. Treibhausgase, Aero-
                                                         Siehe auch Entwässerung, Siel
sole), basierend auf einer kohärenten und in sich kon-
sistenten Reihe von Annahmen über Antriebskräfte         Quelle: DIN 4048-1 (1987), und eigene Definition
(wie demographische und sozioökonomische Ent-
wicklung oder Technologiewandel, Energie und             Entwässerungssiel
Landnutzung) und deren Schlüsselbeziehungen.             Engl.: drainage sluice
Konzentrationsszenarien, die von Emissionsszena-         Siehe Entwässerung, Entwässerungseinrichtung, Siel
rien abgeleitet werden, werden als Vorgabe für ein
Klimamodell verwendet, um Klimaprojektionen zu           Erdsystemmodell
berechnen.                                               Engl.: Earth System Model (ESM)
Quelle: IPCC (2014), verändert                           Ein gekoppeltes Allgemeines Atmosphären-Ozean-
                                                         Zirkulationsmodell, das die Darstellung des Kohlen-
                                                         stoffkreislaufs beinhaltet und eine interaktive Be-
8                                                                                    Glossar des Themenfeldes 1

rechnung atmosphärischer CO 2- oder kompatibler           Siehe auch Europäische Wasserrahmenrichtlinie
Emissionen ermöglicht. Zusätzliche Komponenten            Quelle: MUEEF (o.J.-b)
(z B. Atmosphärenchemie, Eisschilde, dynamische
Vegetation, Stickstoffkreislauf, aber auch urbane o-      Europäische Meeresstrategie-Rahmen-
der Anbaumodelle) können eingeschlossen sein.             richtlinie (MSRL)
Siehe auch Klimamodell                                    Engl.: Marine Strategy Framework Directive
Quelle: IPCC (2016)                                       Die Europäische Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie
                                                          (EG-Richtlinie 2008/56/EG) stellt die Umweltsäule
Erosion                                                   der Europäischen Integrierten Meerespolitik dar. Seit
Engl.: erosion                                            ihrem Inkrafttreten im Juli 2008 verpflichtet sie die
                                                          Mitgliedsstaaten zur Umsetzung in nationales Recht
Hydrologie: Abtragung von Gestein durch Wasser.
                                                          und fordert sie auf, Maßnahmen zu ergreifen, um bis
Man unterscheidet flächenhafte Erosion (Flächenab-
                                                          zum Jahre 2020 einen guten Zustand der Meeresum-
trag) und lineare Erosion (Rinnenerosion). Allge-
                                                          welt zu erreichen und - auch darüber hinaus - zu er-
mein: i. e. S. Oberbegriff für die Abtragungsprozesse
                                                          halten. Ziel ist es, eine Verschlechterung des Zu-
bei denen Material durch die Agenzien (natürliche
                                                          stands der Meeresumwelt zu vermeiden, geschädigte
Medien, die Material aufnehmen und transportieren)
                                                          Ökosysteme wo möglich wiederherzustellen, die Ar-
verlagert wird (fluviale Erosion, glaziale Erosion,
                                                          tenvielfalt und menschliche Gesundheit zu erhalten,
Winderosion, marine Erosion). Erosion tritt ein,
                                                          sowie eine nachhaltige Nutzung der Ressourcen
wenn die vom Agens ausgeübten Kräfte (Scher-
                                                          durch künftige Generationen zu ermöglichen.
/Schubspannungen) Partikel aufnehmen und trans-
portieren können. I. w. S. Oberbegriff für alle Abtra-    Elf Themenbereiche (sogenannte Deskriptoren) ste-
gungen der Erdoberfläche beitragenden Vorgänge,           hen dabei besonders im Fokus, u.a. Biodiversität,
die Boden- und Gesteinsmaterial aus ihrem Verband         kommerziell genutzte Meerestiere, Eutrophierung,
lockern, lösen und verlagern (inkl. Verwitterung und      Meeresboden, Schadstoffe, Abfälle im Meer und die
Massenbewegungen).                                        Einleitung von Energie. Die Konkretisierung der
                                                          Richtlinie erfolgt durch Beschlüsse der EU-Kommis-
Quelle: DIN 4049-3-1994-10 (1994), Spektrum
Akademischer Verlag (2000a)                               sion zum guten ökologischen Zustand und zum Ver-
                                                          fahren zur Überwachung und Bewertung, welche im
Europäische Hochwasserrisikomanage-                       Jahre 2017 aktualisiert wurden.
ment-Richtlinie (HWRM-RL)                                 Quelle: NLWKN (2020)
Engl.: EU Floods Directive
Das Europäische Parlament und der Rat der Euro-           Europäische Wasserrahmenrichtlinie
päischen Union haben am 23.10.2007 die EU-Richt-          (WRRL)
linie 2007/60/EG über die Bewertung und das Ma-           Engl.: EU Water Framework Directive
nagement von Hochwasserrisiken verabschiedet.             Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie (EG-
Die Richtlinie verfolgt das Ziel, die nachteiligen Aus-   Richtlinie 2000/60/EG) (WRRL) legt einen europa-
wirkungen von Hochwasser auf die menschliche Ge-          weiten Gemeinschaftsrahmen für den Schutz und die
sundheit und die Umwelt sowie auf Wirtschaft, Inf-        Bewirtschaftung des Wassers fest. Die WRRL strebt
rastruktur und Kultur zu verringern und zu bewälti-       einen integrierten Gewässerschutz an. Demnach sind
gen. Um die hierzu erforderlichen Maßnahmen mög-          sowohl Oberflächengewässer als auch das Grund-
lichst effizient zu gestalten, sollen – analog zur Was-   wasser zu schützen, wird der Gewässerschutz quali-
serrahmenrichtlinie – Strategien und Maßnahmen            tativ und quantitativ angegangen und erfolgt eine
grenzüberschreitend innerhalb eines Einzugsgebiets        ökologische und eine ökonomische Betrachtungs-
abgestimmt, koordiniert und umgesetzt werden. Die         weise.
EU-Mitgliedsstaaten werden damit verpflichtet,            Ziel der EG-WRRL ist die Erreichung bzw. der Er-
künftig beim Hochwasserrisikomanagement auch              halt eines guten Zustandes des Grundwassers und
grenzübergreifend zusammenzuarbeiten. Die Richt-          der oberirdischen Gewässer. Dies bedeutet: für die
linie war nach dem Inkrafttreten von den Mitglieds-       oberirdischen Gewässer eine Überwachung des öko-
staaten innerhalb von 2 Jahren in nationales Recht        logischen und chemischen Zustandes, für das
umzusetzen.                                               Grundwasser eine Überwachung des chemischen
BMVI-Expertennetzwerk (2016–2019)                                                                           9

und mengenmäßigen Zustandes. Oberflächengewäs-           Extremereignis
ser und Grundwasser sollen demnach geschützt, ver-       Engl.: extreme event
bessert und saniert werden. Eine Verschlechterung        Extremereignisse sind per Definition (sehr) seltene
des Zustandes der oberirdischen Gewässer und des         und damit außergewöhnliche Ereignisse. Das heißt
Grundwassers ist zu verhindern.                          sie haben bezogen auf den jeweiligen Ort und Zeit-
Quelle: HLNUG (o.J.)                                     punkt im Jahr verglichen mit anderen Ereignissen
                                                         eine lange und unregelmäßige Wiederkehrperiode.
Evaluierung (ev. auch Modellevaluierung)                 Quelle: BL-Fachgespräch (2017), verändert
Engl.: (model) evaluation
Mittels der Evaluierung wird die Güte einer spezifi-     Extremszenario
schen, modellbasierten Vorhersage bzw. Projektion        Engl.: extreme scenario
bewertet (Wetter, Klima, Hydrologie). Wettervorher-      Extremszenarien sind Szenarien am Rand des Spekt-
sagen werden fortlaufend erstellt und können leicht      rums möglicher Entwicklungen in der Zukunft. Für
mit Beobachtungen verglichen werden. Über einen          ein Risikomanagement interessieren v. a. Extremszena-
längeren Zeitraum können dabei Statistiken gesam-        rien mit besonders ungünstigen Auswirkungen
melt werden, auf deren Basis die Güte eines Modells      („worst case“) sowie die Vielfalt möglicher Entwick-
oder eines Vorhersagesystems bewertet werden             lungen im Extrembereich.
kann. Klimasimulationen basieren hingegen auf Mo-
                                                         Extremszenarien zu Hochwasser- oder Niedrigwas-
dellen deren Ziel es ist, langfristige Änderungen vor-
                                                         serausprägungen werden durch Simulation extremer
herzusagen und für die keine präzisen Analogien in
                                                         Ereignisse unter in (noch) realistischem Rahmen va-
der Vergangenheit vorliegen. Die Vertrauenswürdig-
                                                         riierten Anfangs- und Randbedingungen erzeugt.
keit eines bestimmten Modells kann bewertet wer-
                                                         Diese Variation kann durch graduelle Änderung me-
den, indem Simulationen eines historischen Zeit-
                                                         teorologischer und hydrologischer Prozess- und Zu-
raums oder des Paläoklimas erstellt werden.
                                                         standsvariablen, durch Rekombination von Episo-
Quelle: nach IPCC (2007)                                 den aus real aufgetretenen Ereignissen oder durch die
                                                         Annahme verschiedener Varianten wasserwirtschaft-
Exposition                                               licher Maßnahmen erfolgen.
Engl.: exposure
                                                         Siehe auch
Das Vorhandensein von Menschen, Existenzgrund-
                                                         Szenario
lagen, Arten bzw. Ökosystemen, Umweltfunktio-
nen, -leistungen und -ressourcen, Infrastruktur oder     Quelle: eigene Definition
ökonomischem, sozialem oder kulturellem Vermö-
gen in Gegenden und Umständen, die betroffen sein        Extremwertstatistik
könnten.                                                 Engl.: extreme value statistics
Die Exposition kann sich im Laufe der Zeit verän-        Extremwertstatistik ist die mathematische Analyse
dern, z. B. infolge einer Landnutzungsänderung.          extremer Beobachtungen stochastisch unabhängiger
Quelle: DIN EN ISO 14090:2019 (2019) basierend auf       Zufallsvariablen (Maxima oder Minima), die in der
IPCC (2016)                                              Praxis etwa bei außergewöhnlichen Wetterbedingun-
                                                         gen, in der Zuverlässigkeitsanalyse komplexer Sys-
Expositionsanalyse                                       teme, oder bei Untersuchungen von Materialbestän-
Engl.: exposure analysis                                 digkeiten auftreten können. Im Gegensatz zum
Die Expositionsanalyse als Teilschritt der Klimawir-     asymptotischen Verhalten von Durchschnittswerten
kungsanalyse im BMVI-Expertennetzwerk dient der          (Summen) unabhängiger Beobachtungen, bei dem
Ermittlung der räumlichen und zeitlichen Verteilung      bekanntlich die Normalverteilung eine zentrale Rolle
potentiell gefährdeter Objekte durch einen vorgege-      spielt, sind im vorliegenden Fall die sogenannten
benen Einfluss (z. B. Hoch- und Niedrigwasser,           Extremwertverteilungen von Interesse, etwa als
Sturm, Hangrutschung, Meeresspiegelanstieg).             Grenzverteilungen geeignet normierter Extrema.
Quelle: eigene Definition                                Quelle: Pfeifer (1989)
10                                                                                    Glossar des Themenfeldes 1

Extremwetterereignis                                      Ferne Zukunft
Engl.: extreme weather event                              Im BMVI-Expertennetzwerk wird die Zeitscheibe
Ein extremes Wetterereignis ist ein Ereignis, das an      2071–2100 als ferne Zukunft bezeichnet. Zum Teil
einem bestimmten Ort und zu einer bestimmten Jah-         wird sie auch als „Ende des Jahrhunderts“ bzw.
reszeit selten, d. h. außergewöhnlich, ist. Die Defini-   „langfristiger Planungshorizont“ benannt. In der Re-
tionen für “selten” variieren, aber ein extremes Wet-     gel werden die Klimaänderungssignale gegenüber dem
terereignis wäre normalerweise so selten wie oder sel-    Bezugszeitraum dargestellt bzw. bewertet.
tener als das 10- oder 90%-Perzentil der beobachte-       Quelle: Eigene Definition
ten Wahrscheinlichkeitsverteilung. Per Definition
kann die Charakteristik von so genanntem “Extrem-         Feuchteperiode
wetter” absolut gesehen von Ort zu Ort unterschied-       Engl.: wet period
lich sein. Wenn ein Muster von extremem Wetter            Als Feuchteperiode gilt die maximale Periode von
über eine bestimmte Zeitspanne, z. B. eine Saison,
                                                          ununterbrochenen aufeinanderfolgenden Nieder-
bestehen bleibt, kann es als “extremes Klimaereig-
                                                          schlagstagen (mit Niederschlag über 1 mm).
nis” klassiert werden, vor allem wenn es ein Mittel
                                                          Quelle: eigene Definition
bzw. eine Summe aufweist, die seinerseits bzw. ihrer-
seits extrem ist (z. B. eine Dürre oder Starknieder-
                                                          Fließakkumulation
schlag während einer ganzen Saison).
                                                          Engl.: flow accumulation
Quelle: Bundesregierung (2008), verändert
                                                          In der Reliefanalyse wird die Fließakkumulation aus
                                                          der Fließrichtung abgeleitet und gibt die Anzahl der
F                                                         Zellen wieder, die in eine Zelle entwässern (spezifi-
                                                          sches Einzugsgebiet eines Punktes in Anzahl Zellen).
Fahrwasser
                                                          Hohe Zellwerte deuten somit auf ein Tal oder eine
Engl.: waterway; navigable water                          Senke hin, wohingegen Zellen ohne Fließakkumula-
Teil einer Wasserstraße, der den örtlichen Umstän-        tion Gipfel oder Gebirgskämme darstellen.
den nach vom durchgehenden Schiffsverkehr be-             Quelle: nach GEOVLEX MLU Halle-Wittenberg (2009)
nutzt wird.
Quelle: DIN 4054 (2006) 2.1.7                             Fließprozess
                                                          Engl.: flow process
Feinsediment                                              Unter Fließprozessen fallen z. B. Erd-, Schutt, und
Engl.: fine sediment                                      Blockströme, Muren oder Kriechbewegungen, die
Als Feinsedimente werden Partikel mit einem Korn-         keine eindeutig definierten Gleitflächen aufweisen.
durchmesser von weniger als 2 mm bezeichnet, d. h.        Im Gegensatz zu den Rutschungen, ist der Wasser-
die Fraktionen Schluff, Ton und Sand. In Fließge-         gehalt der fließenden Massen meist deutlich erhöht.
wässern liegen Feinsedimente meist in der Unter-          Die Bewegung ist vergleichbar mit einer hochvisko-
schicht der Flusssohle oder werden als Schwebstoffe       sen Flüssigkeit.
im Wasser transportiert. In der Deckschicht kom-          Quelle: Reinartz (o.J.)
men Feinsedimente vor allem vor, wenn die Fluss-
sohle kolmatiert ist. Für die Mobilisierung und den       Flusseinzugsgebiet
Transport der Feinsedimente braucht es genügend           Siehe Einzugsgebiet
starke Turbulenzen wie in alpinen oder voralpinen
Flüssen. In der Wassersäule nimmt die Konzent-
                                                          Flusshochwasser
ration von Schwebstoffen mit der Tiefe zu: Die
                                                          Siehe Hochwasser
höchste Konzentration befindet sich in Sohlennähe,
wo die Schwebstoffe mit den Partikeln der Fluss-
sohle im Austausch stehen.Die kleinsten Sediment-         Flut
partikel (< 0,1 mm) sind ständig in Schwebe und wer-      Engl.: flood
den als Feinstschwebstoffe („wash load“) bezeichnet.      Das Steigen des Wassers vom Tideniedrigwasser zum
Quelle: Juez et al. (2017)                                folgenden Tidehochwasser.
BMVI-Expertennetzwerk (2016–2019)                                                                           11

Siehe auch Sturmflut, Sturzflut                         herrscht. Die Anzahl der Frosttage ergänzt die Aus-
Quelle: DIN 4049-3-1994-10 (1994) 2.4.1.44              sagen zur Strenge eines Winters, welche primär an-
                                                        hand der Anzahl der Eistage ermittelt wird. Die mitt-
Flutpolder                                              lere Anzahl der Frosttage pro Jahr kann zur Effekti-
Engl.: polder                                           ven Klimaklassifikation herangezogen werden.
(1) Zum Schutz gegen Überflutungen eingedeichte         Quelle: DWD (2020)
Niederung (Deich), die unter dem Meeres-, See- oder
Flusswasserspiegel liegt. Sommer- oder Überlaufpol-     Frost-Tau-Wechsel
der sind durch niedrige Deiche (Sommerdeiche bzw.       Engl.: freeze-thaw cycle
Überlaufdeiche) gegen kleinere Hochwasser geschützt,    Es handelt sich um einen hauptsächlich in der tech-
sie werden zeitweilig überflutet (Küstengebiet).        nischen Klimatologie verwendeten Begriff. Die Sta-
(2) Meist großflächiges, durch steuerbare Einlaufbau-   tistik der Frostwechseltage dient dabei als Planungs-
werke zu flutendes Gebiet, das damit die Funktion       grundlage für Maßnahmen zur Verhinderung von
eines Hochwasserrückhaltebeckens übernimmt.             technischen Frostschäden, welche durch Frostauf-
                                                        brüche verursacht werden können, welche an Tagen
Quelle: nach Spektrum Akademischer Verlag (2000a)
                                                        stattfinden können, wo die Lufttemperatur sowohl
Flutstrom                                               positiv als auch negativ ist. Somit gibt die Anzahl der
                                                        Frostwechseltage an, an wieviel Tagen eines Monats
Engl.: flood current
                                                        die Maximumtemperatur über 0 °C lag und die Mini-
Strömung während der Flutstromdauer, im Allge-          mumtemperatur desselben Tages sich aber unter
meinen landwärts gerichtet.                             0 °C befand.
Die Flutstromgeschwindigkeit ist die beim Flutstrom     Quelle: DWD (2020)
gemessene Fließgeschwindigkeit zu einem bestimm-
ten Zeitpunkt. Die Strömung während der Flut-
                                                        G
stromdauer ist im Allgemeinen landwärts gerichtet.
An bestimmten Standorten lässt sich das Verhältnis      Gefährdung
zwischen den mittleren maximalen Flut- bzw.             Engl.: threat
Ebbstromgeschwindigkeiten rechnen, wobei Werte
größer als 1 auf einen ebbstromdominanten Bereich       Potentielle Schadensquelle
hinweisen.                                              Der potentielle Schaden kann in Bezug auf den Ver-
Quelle: nach DIN 4049-3-1994-10 (1994), BAWiki          lust von Menschenleben, Verletzungen oder sonstige
(o.J.), und eigene Definition                           gesundheitliche Folgen, Schäden und Verluste von
                                                        Besitz, Infrastruktur, Lebensgrundlagen, Bereitstel-
FLYS                                                    lung von Leistungen, Ökosystemen und Umweltres-
Flusshydrologisches Fachinformations- und Analy-        sourcen bestehen.
sesystem u. a. zur Berechnung stationärer Wasser-       In diesem Dokument bezieht sich der Begriff normaler-
spiegellagen zu frei wählbaren Abflüssen und zur        weise auf klimatische oder klimabedingte physikalische
Auswertung verschiedener weiterer hydrologischer        Ereignisse oder Trends bzw. deren physische Folgen.
und morphologischer Mess- und Modelldaten mit           Gefährdungen umfassen sowohl allmähliche Ent-
den berechneten Wasserständen.                          wicklungen (z. B. über lange Zeiträume ansteigende
Quelle: BfG (2020)                                      Temperaturen) als auch sich schnell entwickelnde kli-
                                                        matische Extreme (z. B. Hitzewellen oder Erdrut-
Frosttage                                               sche) und auch eine größere Variabilität.
Engl.: frost day                                        Quelle: DIN EN ISO 14090:2019 (2019)
Ein Frosttag ist ein Tag, an dem das Minimum der
Lufttemperatur unterhalb des Gefrierpunktes (0 °C)      Gegenwartslauf (historical, ehemals 20C-
liegt (ohne Beachtung des Lufttemperatur-Maxi-          Simulation, Historischer Lauf)
mums). Die Anzahl der Frosttage ist somit ≥ der An-     Engl.: historical run
zahl der Eistage, an denen durchgehend Frost vor-
12                                                                                    Glossar des Themenfeldes 1

Der Gegenwartslauf bezeichnet die Simulation des          Siehe auch Morphodynamik (Gewässer) Morphologie (Ge-
gegenwärtigen Klimas – auf der Basis der gegenwär-        wässer)
tigen Treibausgasverhältnisse – mittels eines globalen    Quelle: Spektrum Akademischer Verlag (2000a)
Klimamodells (GCM), um zu testen, inwiefern das
GCM das durch Messungen bekannte Gegenwarts-              Geschiebe
klima beschreibt. In der Regel handelt es sich um den     Engl.: debris, boulders
Zeitraum des 20. Jahrhunderts, weswegen dafür auch
                                                          Feststoffe, die nur im Bereich der Gewässersohle –
der Begriff 20C-Simulation (Engl.: 20th Century) be-
                                                          mit Kontakt zu derselben – bewegt werden.
nutzt wird. Häufig ist dieser Zeitraum auf das rezente
                                                          Quelle: DIN 4049-3-1994-10 (1994), DIN 4044 (1980)
Klima, also nach 1950, eingegrenzt.
Quelle: gekürzt nach BL-Fachgespräch (2017)
                                                          Gewässerabfluss
                                                          Siehe Abfluss
Gekoppeltes Ozean-Atmosphäre Modell
Engl.: coupled ocean-atmosphere model
                                                          Gewässergüte
Regionale Klimamodelle benötigen an ihren Rändern         Engl.: water quality
Informationen über den atmosphärischen Zustand
                                                          Nach vorgegebenen biologisch-chemischen Krite-
außerhalb des Modellgebietes. Bei Modellgebieten,
                                                          rien bewertete Qualität eines Gewässers.
die zum Beispiel Gesamteuropa einschließen, ist etwa
ein Drittel der Oberfläche mit Ozean bedeckt. Die         Quelle: UBA (2010)
Lösung dieses Problems ist die Verwendung eines re-
gionalen Ozeanmodells, das die physikalischen Vor-        Gezeitenströme
gänge im Ozean parallel zur Rechnung des Atmo-            Siehe Ebbstrom, Flutstrom
sphärenmodells simuliert. Während der Simulation
tauschen beide Modelle gegenseitig Informationen          Globales Klimamodell
an der Meeresoberfläche aus, was als Zwei-Wege-           Engl.: general circulation model, GCM
Kopplung bezeichnet wird.                                 Globale Klimamodelle, auch allgemeine Zirkulati-
Quelle: nach Rockel et al. (2017)                         onsmodelle, Klimasystemmodelle oder Erdsystem-
                                                          modelle genannt, sind numerische (Computer-)Mo-
Geomorphologie                                            delle, welche die zeitliche Entwicklung der globalen
Engl.: geomorphology                                      Atmosphäre, des Ozeans, des Bodens, der Biosphäre
                                                          und der Kryosphäre simulieren. In ihnen werden die
Lehre von den Oberflächenformen der Erde (Relief),
                                                          physikalischen Prozesse des Klimasystems durch
mit deren exakter qualitativer (Geomorphostruktur)
                                                          mathematische Algorithmen repräsentiert. Übliche
und quantitativer Beschreibung (Geomorphometrie),
deren Klassifizierung, der Erklärung der Formungs-        Gitterboxdimensionen liegen in der Größenordnung
vorgänge (Geomorphodynamik) und der Formen-               von 150 bis 200 km.
entwicklung (Geomorphogenese) sowie der Erarbei-          Quelle: BL-Fachgespräch (2017)
tung der zeitlichen Stellung der Formen (Geomor-
phochronologie). Der Begriff Geomorphologie wird          Gravitative Massenbewegung
im innerdisziplinären Sprachgebrauch oft verkürzt         Engl.: mass movement
(Morphologie, Morphostruktur). In der Praxis findet       In der Geomorphologie ein Prozess der Materialver-
man häufig auch eine weiterführende Differenzie-          lagerung durch den Einfluss der Schwerkraft, ohne
rung nach den dominierenden Einflußgrößen der             dass ein Transport durch Agenzien (Wasser, Eis,
Formung (Strukturgeomorphologie), nach Prozess-           Luft) stattgefunden hätte. Dies wird durch die i. d. R.
bereichen (Fluvialmorphologie, Karstmorphologie,          fehlende Sortierung der verlagerten Massen belegt.
Glazialmorphologie, Küstenmorphologie), nach dem          Zu den gravitativen Massenbewegungen zählen
vertretenen Interpretationsansatz (klimagenetische        Sturzdenudation (Felssturz, Bergsturz, Steinschlag),
Geomorphologie) oder bezugnehmend auf das For-            Rutschungen und Gleitungen (Blockrutschung, Berg-
schungsziel (allgemeine, historisch-geomorphogene-        rutsch, Erdrutsch) sowie Fließ- und Kriechdenuda-
tische, quantitative, qualitative, theoretische und An-   tion (Mure, Erdfließen, Solifluktion). Wasser ist
gewandte Geomorphologie).                                 durch Änderungen des Porenwasser- und Aggregat-
BMVI-Expertennetzwerk (2016–2019)                                                                             13

zustandes (Frostwechsel) maßgeblicher Auslöser vie-     Zunächst wurde eine Abfolge von mindestens 3 Ta-
ler gravitativer Massenbewegungen.                      gen mit einer mittleren Temperatur über dem 95.
Quelle: Spektrum Akademischer Verlag (2000a)            Perzentil des Bezugszeitraums (1971–2000) im hyd-
                                                        rologischen Sommer (Mai-Oktober) betrachtet.
H                                                       Die mittlere Häufigkeit von Hitzeperioden über ei-
                                                        nen 30-jährigen Zeitraum wurde auch untersucht.
Hangrutschung                                           Dafür gilt eine Abfolge von mindestens 6 bzw. 3 Ta-
Engl.: landslide                                        gen mit maximaler Temperatur „größer gleich“
                                                        30 °C als Hitzeperiode.
Siehe Gravitative Massenbewegung
                                                        Darüber hinaus wurde auch die Kombination von
Hangstabilität                                          Hitzeperioden mit Tropennächten (an denen die mi-
                                                        nimale Temperatur mindestens 20 °C beträgt) und
Engl.: slope stability
                                                        deren Häufigkeit berechnet.
Unter Hangstabilität wird eine Gleichgewichtssitua-
                                                        Quelle: DWD (2020) und eigene Definition
tion zwischen antreibenden und rückhaltenden Kräf-
ten ohne zahlenmäßige Angabe verstanden. Die Ab-
                                                        Hochwasser
schätzung der Hangstabilität basiert auf Erfahrungen
und Berechnungen (nach DIN 4084 (2017)), wobei          Engl.: flood
ein stabiler Hang stets einem Standsicherheitsbeiwert   (1) Kurzfristiger Anstieg des Wasserstandes in einem
η>1 hat, d. h. die rückhaltenden Kräfte sind größer     Fluss bis zu einem Scheitelwert. Danach geht der
als die antreibenden Kräfte.                            Wasserstand langsam wieder zurück.
Quelle: Krauter (2004)                                  (2) Relativ hoher Abfluss, gemessen anhand von
                                                        Wasserstand oder Durchfluss.
Heißer Tag                                              (3) Steigende Tide
Engl.: hot day                                          (4) Zustand in einem oberirdischen Gewässer, bei
Ein heißer Tag ist ein Tag an dem das Maximum der       dem der Wasserstand oder Durchfluss einen be-
Lufttemperatur „größer gleich“ 30 °C beträgt. Ein       stimmten Wert (je nach Betrachtungsweise unter-
Heißer Tag wurde früher auch als Tropentag be-          schiedliche) erreicht oder überschritten hat DIN
zeichnet. Die Anzahl der heißen Tage ist immer          4049-3-1994-10 (1994).
„kleiner gleich“ der Anzahl der Sommertage. Die An-     Siehe auch Überschwemmung, Überschreitungswahrschein-
zahl der heißen Tage ist ein Maß für die Güte eines     lichkeit (Hochwasser), Jährlichkeit (Hochwasser), Wieder-
Sommers. Diese Aussage kann durch das Hinzuzie-         kehrperiode, Wiederkehrintervall, Wiederholungszeitspanne
hen der Anzahl der Sommertage ergänzt werden.
                                                        Quelle: IHP/OHP (1992)
Quelle: DWD (2020)
                                                        Hochwassergefahr
Herunterskalieren                                       Engl.: flood hazard
Siehe Downscaling                                       Gefahr einer zeitlich beschränkten Überschwem-
                                                        mung von normalerweise nicht mit Wasser bedeck-
Hitzewelle                                              tem Land durch Hochwasser, insbesondere durch
Engl.: heat wave                                        oberirdische Gewässer oder durch in Küstengebiete
Eine Hitzewelle ist eine mehrtägige Periode mit un-     eindringendes Meerwasser.
gewöhnlich hoher thermischer Belastung. Eine Hit-       Quelle: LAWA (2018)
zewelle ist ein Extremereignis, welches die menschli-
che Gesundheit, die Ökosysteme und die Infrastruk-      Hochwasserrisiko
tur schädigen kann. In unseren Breiten treten Hitze-    Engl.: flood risk
wellen häufig im Zusammenhang mit andauernden
                                                        Kombination der Wahrscheinlichkeit des Eintritts ei-
sommerlichen Hochdrucklagen auf.
                                                        nes Hochwasserereignisses und der hochwasserbe-
Für das BMVI-Expertennetzwerk wurden Hitzewel-          dingten potenziellen nachteiligen Folgen auf die
len durch verschiedene Klimaindizes beschrieben.        menschliche Gesundheit, die Umwelt, das Kulturerbe
14                                                                                    Glossar des Themenfeldes 1

und wirtschaftliche Tätigkeiten.                           HHQ
Quelle: LAWA (2018)                                        Höchster bekannter Wert des Abflusses.
                                                           Quelle: DIN 4049-3-1994-10 (1994) Tabelle 1
Hochwassergefahrenkarte (HWGK)
Die Hochwassergefahrenkarten (HWGK) informie-              HQ100
ren über die mögliche Ausdehnung und Tiefe einer           Hochwasserabfluss mit einer mittleren Eintritts-
Überflutung. Dabei wird dargestellt, welches Aus-          wahrscheinlichkeit von einmal in 100 Jahren.
maß der Überflutung in extremen Hochwasserszena-
                                                           Quelle: UBA (2017), verändert
rien zu erwarten ist.
Quelle: nach MULNV NRW (2017-2019)                         HQExtrem
                                                           Hochwasserereignis mit niedriger Wahrscheinlich-
Hochwasserschutz                                           keit, das im statistischen Mittel deutlich seltener als
Engl.: flood protection                                    alle 100 Jahre auftritt.
Maßnahmen zur Vermeidung von Überschwem-                   Quelle: LAWA (2010), verändert
mungen und Schäden durch Hochwasser. Dazu zäh-
len a) die Erhaltung des natürlichen Rückhaltes, wie       Hydrodynamisches Modell
z. B. die Ausweisung und Freihaltung von natürli-          Engl.: hydrodynamic model
chen Überschwemmungsgebieten, Deichrückverle-
                                                           Die hydrodynamisch-numerische Berechnung von
gungen und die Renaturierung ausgebauter Fließge-
                                                           Strömungen gehört zu den grundlegenden Aufgaben
wässer, b) technische Hochwassermaßnahmen, wie
                                                           jeder wasserbaulichen Planung- und Optimierung.
der Bau von Talsperren, Rückhaltebecken, Poldern,
                                                           Die Strömungsberechnungen erfolgen im Rahmen
Deichen und Dämmen und c) Maßnahmen zur Vor-
                                                           der Modellbildung mit den für die jeweilige Fragestel-
sorge und Warnung, wie Hochwasserwarnungen, die
                                                           lung angepassten ein-, zwei- oder dreidimensionalen
Herausgabe von Hochwasservorhersagen sowie das
                                                           Modellierungswerkzeugen und liefern absolute Aussa-
Bereithalten technischer Hilfsmittel zum Schutz bzw.
                                                           gen über Wasserspiegellagen und Strömungsge-
zur Rettung von Menschen, Tieren und Gütern.
                                                           schwindigkeiten bzw. relative Aussagen über die Ver-
Quelle: Spektrum Akademischer Verlag (2001a)               änderung dieser Strömungsparameter durch geplante
                                                           wasserbauliche Maßnahmen.
Hochwasserwelle
                                                           Diese Strömungsparameter sind auch die wesentlichen
Engl.: flood wave
                                                           Eingangsgrößen für weitergehende Betrachtungen, zu
Eine Hochwasserwelle ist die kurzfristige Zunahme          denen in der Abteilung Wasserbau im Binnenbereich
der Wasserführung bis zu einem bestimmten Schei-           die Feststofftransportmodellierung, die Fahrdynamik,
tel, bedingt durch Niederschlag, Schneeschmelze,           die Optimierung von Stauregelungsketten und seit
Dammbruch oder Wasserabgabe aus einem Speicher             kurzem auch wasserwirtschaftliche Fragestellungen
und anschließende Abnahme der Wasserführung. Als           im Zusammenhang mit der Umsetzung der EG-
Hochwasserwelle wird auch der Ablauf eines Hoch-           Wasserrahmenrichtlinie und solche zur Wiederher-
wasserereignisses längs eines Fließgewässers bezeichnet.   stellung der ökologischen Durchgängigkeit der Ge-
Quelle: Wasser-Wissen (o.J.), DIN 4049-3-1994-10 (1994)    wässer (§ 34 WHG) zählen. Darüber hinaus werden
                                                           Wasserspiegellagen und Strömungsgeschwindigkei-
Höchster Schifffahrtswasserstand (HSW)                     ten als wichtige Eingangsgrößen in der Abteilung
Engl.: highest shipping water level                        Geotechnik (Grundwassermodellierung und Bemes-
Oberer Grenzwert, bis zu dem der Verkehr auf der           sung von Sohl- und Ufersicherungen) sowie zur öko-
                                                           logischen Bewertung der wasserbaulichen Maßnah-
Wasserstraße zulässig ist.
                                                           men durch Dritte benötigt.
Quelle: WSV (2017)
                                                           Quelle: nach BAWiki (o.J.)
HQ
                                                           Hydrologischer Sommer (auch hydrologi-
Höchster Wert des Abflusses in einer Zeitspanne.
                                                           sches Sommerhalbjahr)
Quelle: DIN 4049-3-1994-10 (1994) Tabelle 1                Engl.: hydrological summer
BMVI-Expertennetzwerk (2016–2019)                                                                                15

Periode vom 1.5. eines Jahres bis zum 31.10.              Materialeigenschaften und ihrer erdgeschichtlichen
Quelle: BAW (2019)                                        Entwicklung untersucht. Das Anwendungsspektrum
                                                          reicht dabei von der Planung und Ausführung geo-
Hydrologischer Winter (auch hydrologi-                    technischer Projekte im Gebäude- und Verkehrswe-
sches Winterhalbjahr)                                     gebau bis zur Erschließung und Nutzung untertägi-
Engl.: hydrological winter                                ger Speicher für Rohstoffe, Wärme und Abfälle.
Periode vom 1.11. bis 30.4. des folgenden Jahres.         Quelle: eigene Definition nach, Genske (2014), Geologische
                                                          Bundesanstalt Österreich (2020), Prinz und Strauss (2011),
Quelle: BAW (2019)                                        TU Darmstadt (2020), Spektrum Akademischer Verlag
                                                          (2000a)
HYRAS-Daten
HYRAS (hydrologische Rasterdaten) ist ein täglicher       Intermodalität
Rasterdatensatz hydrometeorologischer Parameter,          Engl.: intermodality
namentlich Niederschlag, Minimum-, Mittel- und            Intermodalität bezeichnet die Kombination mehre-
Maximumtemperatur, relative Feuchte sowie Glo-            rer Verkehrsmittel auf einem Weg.
balstrahlung, für Deutschland und seine Flussein-
                                                          Sie ist damit ein Beispiel für die Ausdifferenzierung
zugsgebiete.
                                                          und Flexibilisierung der Verkehrsmittelwahl im Zuge
Der Datensatz ist mit verschiedenen Methoden, pas-        des gesellschaftlichen Wandels und stellt für die All-
send zu den Eigenschaften der jeweiligen Parameter,       tagsmobilität eine Form der Optimierung dar.
aus täglichen Stationsdaten interpoliert. Er liegt auf    Quelle: DLR (2015)
einem Lambert Conformal Conic Gitter (ETRS89-
LCC) in 5 km Auflösung für den Zeitraum von 1951
                                                          IPCC – Zwischenstaatlicher Ausschuss für
bis 2015 vor.                                             Klimaänderungen
Quelle: eigene Definition                                 Engl.: Intergovernmental Panel on Climate Change
                                                          Der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaände-
I                                                         rungen (Intergovernmental Panel on Climate Change,
                                                          IPCC) ist eine Institution der Vereinten Nationen. In
Impaktmodellierung                                        seinem Auftrag tragen Wissenschaftlerinnen und
Quantifizierung der Auswirkungen meteorologischer         Wissenschaftler weltweit den aktuellen Stand der Kli-
Ereignisse, mit Hilfe von Impaktdaten und statisti-       maforschung zusammen und bewerten anhand aner-
schen Methoden.                                           kannter Veröffentlichungen den jeweils neuesten
Quelle: FU Berlin (o.J.), verändert                       Kenntnisstand zum Klimawandel. Der IPCC bietet
                                                          Grundlagen für wissenschaftsbasierte Entscheidun-
Indikator                                                 gen der Politik, ohne jedoch konkrete Lösungswege
Engl.: indicator                                          vorzuschlagen oder politische Handlungsempfehlun-
                                                          gen zu geben.
Quantitative, qualitative oder binäre Variable, die ge-
messen oder beschrieben werden kann, um eine Rück-        Quelle: IPCC (2017)
meldung zu einem festgelegten Kriterium zu geben.
Quelle: DIN EN ISO 14090:2019 (2019)                      J

Ingenieurgeologie                                         Jährlichkeit (Hochwasser)
Engl. engineering geology                                 Engl. return period, recurrence interval
Die Ingenieurgeologie stellt ein Teilgebiet der Ange-     Mittlere Zeitspanne, in der ein Jahreshochwasser ei-
wandten Geologie und der Geotechnik dar. Sie be-          ner bestimmten Größe überschritten wird; entspre-
fasst sich mit der Erkundung des Untergrundes und         chend dem Kehrwert der jährlichen Überschrei-
der Entwicklung von Modellen, die zu einer sicheren       tungswahrscheinlichkeit.
und effizienten Untergrundnutzung beitragen.              Siehe: Wiederkehrperiode, Wiederkehrintervall, Wiederho-
Dabei wird u. a. das Verhalten von Locker- und Fest-      lungszeitspanne
gesteinen entsprechend ihrer genetisch bedingten          Quelle: DWA-M 552 (2011)
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