MAGAZIN DISTRIKT DEUTSCHLAND - Kiwanis Ostholstein

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MAGAZIN DISTRIKT DEUTSCHLAND - Kiwanis Ostholstein
03
MAGAZIN

               2019
DISTRIKT
DEUTSCHLAND
MAGAZIN DISTRIKT DEUTSCHLAND - Kiwanis Ostholstein
DAS LETZTE EDITORIAL VON AXEL GÖTZE-ROHEN

                                                                                               Deutschland-Netzwerk wieder reaktiviert.
                                                                                               Für diese so wichtige Zukunftsarbeit möchte
                                                                                               ich allen dabei aktiven Kiwanis-Freundin-
                                                                                               nen und -Freunden herzlich danken.
                                                                                               Gefreut habe ich mich auch über die vielen
                                                                                               gute Gespräche, die zahlreichen inspirieren-
                                                                                               den Berichte aus den Clubs und Aktivitäten
                                                                                               über Clubgrenzen hinweg. In vielen Clubs ist
                                                                                               angekommen, dass der Blick über den Teller-
                                                                                               rand auf jeden Fall lohnt. Der Lohn für all
                                                                                               diese Aktivitäten ist die Hilfe, die wir so vie-
                                                                                               len Kindern damit geben konnten. Würden
                                                                                               alle Clubs die Berichtsfunktion in myKi-
                                                                                               wanis konsequent nutzen, wüssten wir ganz
                                                                                               genau, wie viele Stunden wir Kiwanierinnen
                                                                                               und Kiwanier investiert haben und wie viel
                                                                                               Geld wir so für unsere Projekte generieren
                                                                                               konnten. Viele tausende Einsatzstunden
                                                                                               und ein mittlerer bis hoher sechsstelliger Eu-
                                                                                               ro-Betrag dürfte es wohl sein. Darauf können
                                                                                               wir alle stolz sein.
                                                                                               Nach zwölf Monaten und über 1.000 Ein-
                                                                                               satzstunden für Kiwanis heißt es für mich,
                                                                                               zurück ins zweite Glied zu treten. Als
                                                                                               Past-Governor werde ich meinen Nachfolger
                                                                                               Hermann Büsing nach besten Kräften unter-
                                                                                               stützen und auf seinen Wunsch auch weiter-
                                                                                               hin das Magazin betreuen. Nach langer und
                                                                                               reiflicher Überlegung, viel Ermunterung
                                                                                               von europäischen Freunden sowie Beratung
                                                                                               mit meiner Anja habe ich mich aber auch
                                                                                               entschlossen, wieder verstärkt für Kiwanis
                                                                                               Europa aktiv zu werden. Ich habe vor, in
                                                                                               zwei Jahren für das Amt des Vice-President
                                                                                               von Kiwanis Europa zu kandidieren. Dafür
                                                                                               werde ich im Mai 2020 im Rahmen der Con-
                                                                                               vention in Braunschweig um eure Unterstüt-
                                                                                               zung (Endorsement) bitten.
                                                                                               Ich danke allen, die sich für unsere gute Sa-
                                                                                               che engagiert haben. Danke für eure Zeit,
                                                                                               euren Einsatz und eure Arbeit in den Clubs,
                                                                                               den Divisionen, den Bereichen und im Dis-

ICH MELDE MICH AB
                                                                                               trikt. Mit eurer Hilfe konnten wir wieder
                                                                                               viele Kinderaugen zum Leuchten bringen.
                                                                                               Zu wissen, dass unser Einsatz Kindern neue
Liebe Kiwanis-Freundinnen,                                                                     Hoffnung und Perspektiven gibt, ist unser
liebe Kiwanis-Freunde,                                                                         Lohn.
geschätzte Leser,                                                                              Im Rückblick kann ich sagen: »Da war viel
                                                                                               Schönes dabei.« Auf manches hätte ich gut
Vor einem Jahr habe ich an dieser Stelle über   zahlen aus, aber die Aussichten machen         verzichten können, aber die vielen positiven
Wachsen, Freuen und Helfen geschrieben.         Hoffnung. Seit dem 1.10.2018 haben wir         Aspekte überwiegen bei Weitem. Es war mir
Damit habe ich die drei Säulen skizziert, auf   150 neue Mitglieder gewonnen, mussten aber     eine Ehre und ein Privileg, euer Governor
denen unsere großartige Organisation ruht:      108 Mitglieder ziehen lassen. Diese Zahlen     sein zu dürfen.
persönliche Weiterentwicklung, kiwanische       sind sicher nicht befriedigend. Was aber Mut
Freundschaft und natürlich unser Einsatz        macht, sind die Clubgründungsaktivitäten       Euer Governor 2018/19
für die Kinder der Welt. Auch wenn Kiwanis      in Bühl, Coburg, Cremlingen, Duisburg,
in Deutschland noch viele Potenziale heben      Fulda, Saarbrücken und Zeeven. Der neue
kann, können wir doch konstatieren, dass        Club in Viechtach ist organisiert und der
wir in den letzten zwölf Monaten gewachsen      KC Rheinfelden (Baden) und der Key-Club
sind, viel Freude und Freundschaft erlebt ha-   in Wittenberg stehen kurz davor (zum Re-
ben und vielen Kindern helfen konnten.          daktionsschluss liefen die Prozesse dazu       Axel
Die aktuelle Statistik (zum 31.8.2019) weist    noch). Und in Bremen wird der bestehende
zwar nur ein leichtes Plus bei den Mitglieds-   Key-Club dank des Engagements des KC           Foto: Andrea Fauré
MAGAZIN DISTRIKT DEUTSCHLAND - Kiwanis Ostholstein
EDITORIAL                                                                                          INHALT

                                                 kommenden Jahr wieder in den Clubs als
                                                 Amtsträger, als Chairs im Distrikt und in
                                                 den Divisionen engagieren, um unsere Idee,
                                                 den Kindern eine Brücke in die Zukunft zu
                                                                                                   EDITORIAL VON AXEL GÖTZE-ROHEN                2
                                                 bauen, zu realisieren. »Tue Gutes und rede
                                                                                                   EDITORIAL VON HERMANN BÜSIN                   3
                                                 darüber« heißt es so richtig. Kiwanis muss
                                                 bekannter werden. Gerne möchte ich wis-           THEMA: DAS MULTI-GENERATIO-
                                                                                                                                                 4
                                                                                                   NEN-PROJEKT
                                                 sen, wieviel Gutes ihr leistet: Charity, ausge-
                                                                                                   KC Lübeck: Seit Generationen
                                                 drückt in Stunden und Euro. Wenn wir das                                                        6
                                                                                                   erfolgreich
                                                 vierteljährig aus ganz Deutschland addieren,      Interview mit dem neuen Präsidenten           8
                                                 ergibt das gute Pressemeldungen, die wir          von KI, Daniel Vigneron
                                                 euch gerne zur Verfügung stellen wollen.          Wandel oder nach mir die Sinnflut?            9
                                                 Kiwanis bedeutet nicht nur „Serving the           »Lass die Jungen doch mal machen...«          10
                                                 children of the world”. Die Freude, die Be-       Ehrenamt hält fit!                            11
                                                 gegnung und das Vernetzen stehen ebenfalls
                                                                                                   Respektvoll und gut verzahnt...               12
                                                 im Focus bei unseren regelmäßigen Treffen.
                                                                                                   Junge Kiwanis: Mehr digital,
                                                 Viel mehr noch als in der Vergangenheit                                                         14
                                                                                                   mehr Einfluss, mehr Europa!
                                                 sollten wir die Möglichkeiten nutzen, Kiwa-
                                                                                                   Ein Team in den Startlöchern                  15

KINDER STÄRKEN –                                 nierinnen und Kiwanier überall in der Welt
                                                 zu treffen: im Urlaub, auf Conventions oder
                                                                                                   AUS DEM DISTRIKT

ZUKUNFT SICHERN                                  bei Clubbesuchen, auch in anderen Orten.
                                                 Für mich waren es viele wunderbare Mo-
                                                                                                   Nur die Sonne ist gratis...
                                                                                                   Global denken – lokal handeln
                                                                                                                                                 16
                                                                                                                                                 18
                                                 mente, mich auf der Europa- oder Weltcon-         KIWANIS FOUNDATION
Liebe Kiwanis-Freundinnen,                       vention mit ganz vielen Kiwanierinnen und         Schulen in der Kiste                          19
liebe Kiwanis-Freunde,                           Kiwaniern auszutauschen, immer wieder mit
                                                                                                   KI-EF / KIWANIS INTERNATIONAL
                                                 anderen am Tisch zu sitzen und sofort „ei-
am 1. Oktober wurde der Wechsel der              nen Draht“ zueinander zu haben. Dies wird         KI-EF: Der Weg zu mehr Autonomie              20

Amtsträger in den Clubs, den Divisionen          auch wieder auf unserer Distrikt-Conventi-        Thomas Schickentanz vom KC                    21
                                                                                                   Idar-Oberstein neuer BMC-Chairman
und im Distrikt Deutschland offiziell            on vom 7. bis 10. Mai 2020 in Braunschweig
                                                                                                   Treffen der europäischen Governors
vollzogen. Ich freue mich auf mein Gover-        stattfinden. 30 Jahre nach der Grenzöffnung                                                     21
                                                                                                   2014/2015 in Travemünde
nor-Jahr, auf das ich mich zwei Jahre lang       liegt Braunschweig nun mitten in Deutsch-         Kiwanis International Convention in           22
als Vice- und als Governor elect vorbereiten     land und ich hoffe und erwarte, dass aus          Orlando
konnte. Mit hoch motivierten Mitstreitern        (fast) allen Clubs aus dem Norden, aus dem        Anti-Diskriminierungsklausel                  23
                                                                                                   beschlossen
im geschäftsführenden Vorstand verstehen         Süden, aus Ost und aus West Vertreter zur
wir uns als Dienstleister für die Clubs und      fröhlichen Convention nach Braunschweig           KIDS-Award für Distrikt und Governor          23
ihre Mitglieder in ganz Deutschland.             kommen. Haltet euch das zweite Maiwo-             ZUKUNFTSWERKSTATT
Mein Jahresmotto lautet »Kinder stärken          chenende dafür frei!                              Ein erfolgreiches Aufnahmegespräch            24
– Zukunft sichern«. Kinder sind unsere           Ich hoffe, zusammen mit euch ein schönes,         Club-Partnerschaften bereichern Kiwanis       25
Zukunft, sie fit zu machen für die Zukunft,      spannendes, erfolgreiches und harmonisches
                                                                                                   Wie der KC Rastatt neue Mitglieder
ist in unser aller Interesse. Je mehr Kiwa-      Kiwanis-Jahr 2019/20 zu erleben. Mein                                                           25
                                                                                                   gewinnt
nierinnen und Kiwanier wir haben, desto          Dank gilt euch allen, die ihr euch nach Kräf-     Soziale Medien: online ein gutes Bild         26
mehr Charity-Aktivitäten können realisiert       ten für die Kiwanis-Idee, für die Kinder der      abgeben
werden, vor Ort, in Deutschland und in der       Welt und die Stärkung und Neubildung von          10 Jahre KC Kulmbach                          27
Welt.                                            Clubs einsetzt. Denn: mehr Hände - mehr           CLUB-SPECIAL
Ganz wichtig für das Funktionieren der           Charity.                                          500 Kinder im Zauberschloss                   28
Beziehung zwischen den Clubs und dem
                                                                                                   KC Erbach: eine große Familie                 30
Distrikt sind die 21 Lieutenant Governors.       In diesem Sinne
Lt. Governor ist übrigens in keiner Weise        Mit herzlichen Grüßen                             Service in Pearl Harbor                       30

eine militärische Bezeichnung. Sie kommt         Euer Governor 2019/20                             Benefiz-Picknick und Jumelage                 31
aus dem Englischen und bedeutet Vize-Go-                                                           Fast 12.000 Euro für Fontanherzen             31
vernor, also Stellvertreter des Governors. Sie                                                     Rigoletto führt Kiwanis zusammen              32
sind die Bindeglieder zwischen Mitgliedern
                                                                                                   AUS DEN CLUBS                                 35
und Distriktvorstand.
                                                                                                   IN MEMORIAM                                   40
Der Distrikt bietet den Clubs vieles: Versi-
cherungen, Gema-Vergünstigungen, Be­       ra­                                                     ZU GUTER LETZT
tung und die Mitglieder-Datenbank myKi-                                                            Neues aus dem Feuchten Otter                  42
wanis, um nur einiges zu nennen. Aufgabe         Hermann Büsing                                    LESERBRIEF
der Lt. Governors ist es, dies den Club-Ver-                                                       Jörg Liedtke zu KCF-Verwaltungskosten         43
antwortlichen zu vermitteln und Wünsche
                                                                                                   TERMINE UND IMPRESSUM                         43
und Ideen der Clubs dem Distrikt mitzutei-
len, damit das Prinzip „bottom up“ funktio-
niert statt „top down“.
Ungezählt viele Mitglieder werden sich im

                                                                                                       Kiwanis-Magazin | Herbst 2019         3
MAGAZIN DISTRIKT DEUTSCHLAND - Kiwanis Ostholstein
SCHWERPUNKTTHEMA
DIESER AUSGABE:

Das
Multi-
Generationen-
PROJEKT
Eine der Stärken von Kiwanis ist sicher die Vielfalt seiner Mitglieder.
Vom Tischler bis zur Universitätsprofessorin, vom Top-Manager bis zum
Verwaltungsangestellten, vom pensionierten Lehrer bis zur jungen Fir-
mengründerin ist fast jede Gesellschaftsgruppe vertreten. Auch der Mix
der Generationen macht Kiwanis zu einem spannenden Schmelztiegel für
Ideen und Konzepte. Wenn man die Key-Clubs nicht mitrechnet, sind
unsere jüngeren Mitglieder Jahrgang 1990, während unsere noch akti-
ven Gründerväter in den 30er- und 40er Jahren des letzten Jahrhunderts
geboren wurden. Der Altersdurchschnitt aller Clubs liegt bei 60 Jahren.
Es gibt aber auch Clubs, bei denen das Durchschnittsalter knapp über 40
liegt. Die Bandbreite ist also groß.
Potenziale für einen intensiven Austausch der Generationen sind also vor-
handen. Dennoch muss gefragt werden, ob wir die Potenziale ausreichend
nutzen? Schaffen wir die Balance zwischen den diversen Altersgruppen
und liegt ein Kurs an, der die Zukunft für Kiwanis sichert? Oder gibt es
einen Generationenkonflikt zwischen Bewahrern des Althergebrachten
und den Modernisieren, in dem Unverständnis für die jeweilige Position
des anderen vorherrscht? In den folgenden Texten und Interviews gehen
wir auf die Suche nach Antworten.

Autor: agr
Bild: pixabay
https://de.kiwanis.news/400892

   4   Kiwanis-Magazin | Herbst 2019
MAGAZIN DISTRIKT DEUTSCHLAND - Kiwanis Ostholstein
Kiwanis-Magazin | Herbst 2019   5
MAGAZIN DISTRIKT DEUTSCHLAND - Kiwanis Ostholstein
DAS MULTI-GENERATIONEN-PROJEKT

DER KC LÜBECK:
SEIT GENERATIONEN
ERFOLGREICH
 6   Kiwanis-Magazin | Herbst 2019
MAGAZIN DISTRIKT DEUTSCHLAND - Kiwanis Ostholstein
DAS MULTI-GENERATIONEN-PROJEKT

Hans-Jürgen (Hennes) Clasen und Lothar Kewitz sind Gründungsmitglieder im KC Lübeck, der im nächsten Jahr 50. Jubiläum hat.
Damals wie heute sind sie aktive Mitglieder. Stefanie Uhrig hat sie für das Kiwanis Magazin zu ihren Erfahrungen von früher und
ihren Eindrücken in der aktuellen Zeit befragt.

Kiwanis Magazin: Hennes und Lothar, 1970 gab es kaum Kiwanis Clubs              H&L: Wir hatten ein gutes Verhältnis zu Österreich. Als wir 25 Jahre alt
in Deutschland. Wie kam es zu der Gründung des KC Lübeck?                       waren, haben wir uns für die Convention beworben. Dazu sind wir mit einer
                                                                                Truppe nach Graz gefahren und sind in Lübecker Kostümen aufgetreten.
Hennes & Lothar: Wir waren damals im jungen Alter von 30 bis 35. Zwar           Die Convention haben wir dann tatsächlich gekriegt – die waren von unse-
gab es in Lübeck sechs Service-Clubs, Rotary und Lions, aber die waren uns      rem Auftritt so begeistert. Dann wurde der Distrikt zu groß, deshalb haben
zu alt und zu streng in ihren Satzungen. Als Sportler hatten wir zum Beispiel   sie Deutschland und Österreich getrennt. Zu einem Club in Österreich ha-
gar nicht genug Zeit, um anspruchsvolle Anwesenheitspflichten zu erfüllen.      ben wir immerhin noch Verbindungen.
Zwei unserer Freunde haben dann Kiwanis ausfindig gemacht. Zuerst bilde-
ten wir einen Freundeskreis mit Wirtschaftsjunioren und Politikern, dann        KM: Wie habt ihr diese Trennung damals mitbekommen?
kam die Clubgründung. Kiwanis war für uns eine tolle, neue Idee.
                                                                                H&L: Es war uns schon präsent. Aber wir waren nicht im Distrikt-Vorstand
KM: Wie sind eure Beziehungen zu den benachbarten Service-Clubs?                und haben uns keine großen Gedanken darum gemacht.

Hennes & Lothar: Wir haben mal eine Zeit lang mit Rotariern und Lions           KM: Was sind nach eurer Meinung die größten Veränderungen, die es inner-
gekegelt, Skat und Dart gespielt. Aber sie waren zu alt für uns. Wir haben      halb von Kiwanis gegeben hat?
das immer organisiert. Als sie die Organisation übernehmen sollten, ist es
eingeschlafen.                                                                  H&L: Es ist mittlerweile schwieriger, aber nicht unmöglich, engagierte Men-
                                                                                schen für Kiwanis zu finden. Das liegt zum Teil an der sehr viel höheren Be-
KM: Gab es gemeinsame Aktionen?                                                 schäftigungsquote von Frauen und an der damit einhergehenden Aufgaben-
                                                                                und Rollenverteilung. Auch die sozialen Medien spielen sicher eine Rolle.
H&L: Als 1989 die Grenze aufgemacht wurde, habe ich versucht, weitere           Zeit haben wir alle die Gleiche. Es ist eine Frage der Prioritäten.
Lübecker Clubs zu begeistern, um eine Obstspende an der Grenze zu vertei-
len. Das war gar nicht so einfach. Immerhin haben 3 oder 4 Clubs zusammen       KM: Wie kann man dennoch neue Menschen für Kiwanis begeistern?
einen Lastzug mit Apfelsinen und Bananen verteilt.
                                                                                H&L: Junge Mitglieder werben junge Mitglieder – da kommen die Alten
KM: Wie habt ihr es geschafft, bekannter zu werden?                             gar nicht mehr dran. Es ist auch für jedes neue Mitglied gut, wenn er schon
                                                                                Freunde im Club hat oder mit Freunden gemeinsam eintritt. Unsere Taktik
H&L: Unser Hamburger Patenclub, der leider nicht mehr existiert, hat uns        war außerdem immer, Neumitglieder gleich in Aufgaben einzubeziehen, so
dabei geholfen. Außerdem war eines unserer Mitglieder Verleger der Lübe-        dass sie gleich eine größere Bindung bekommen und auch dabeibleiben.
cker Nachrichten, das war natürlich von Vorteil. In der Öffentlichkeit haben
wir uns vor allem mit unseren Aktionen einen Namen gemacht: Ein Jahr            KM: Was sollte sich in der heutigen Zeit möglichst noch verändern?
nach unserer Gründung richteten wir bereits ein Konzert mit 2.000 Besu-
chern aus. Das hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet.                           H&L: Wir müssen es schaffen, die Familien unserer Kiwanisfreunde stärker
                                                                                zu integrieren. So entsteht Loyalität zu Kiwanis, so bilden sich Freundschaften.
KM: Was waren damals die Hürden, die man als Kiwanier überwinden
musste?                                                                         KM: Der KC Lübeck ist mit derzeit 43 Mitglieder noch immer einer der
                                                                                stärksten Clubs Deutschlands. Was ist euer Erfolgsrezept?
H&L: Es gab keine Hürden, weil wir gut aufgestellt waren. Wir hatten Po-
litiker, Kaufleute, Ärzte, Anwälte und Verleger in unserem Club, also ein       H&L: Man braucht natürlich eine permanente Verjüngung des Clubs. Wenn
gutes Netzwerk.                                                                 das nicht gelingt, geht der Club ein. Innerhalb der Mitglieder pflegen wir
                                                                                intensive Freundschaften durch gemeinsame Reisen und Besuche der Con-
KM: Hat sich die Bedeutung von Kiwanis im Laufe der Zeit verändert?             ventions. Schön sind auch die Kaminabende „Alt trifft Jung“. Wie groß und
                                                                                erfolgreich ein Club ist, hängt auch mit seinen Aktivitäten zusammen. An
H&L: Heutzutage gibt es von den Kommunen bzw. der öffentlichen Hand             guten Events kann der Club wachsen.
weniger Mittel für den sozialen Bereich. Service-Organisationen müssen da-
her öfter in kurzfristigen Notlagen einspringen, oder an Stellen, die für die   KM: Sind reine Männer- oder Frauenclubs noch zeitgemäß?
breite Öffentlichkeit weniger sichtbar sind. Daher nimmt die Bedeutung von
Kiwanis insbesondere auf lokaler Ebene stark zu. Kiwanier zu sein, bedeutet     H&L: Das sollte jeder Club für sich entscheiden. Bei uns hat sich die Frage
zunehmend, Verantwortung zu übernehmen.                                         nicht gestellt, da wir vor Jahren bereits auch reine Frauenclubs gegründet
                                                                                haben, mit denen wir sehr gute Kontakte pflegen. Auch einige der Frauen
KM: Wann war Kiwanis nötiger, 1970 oder 2019?                                   unserer Mitglieder sind dabei. Unser Club ist 50 Jahre lang so entstanden
                                                                                und gewachsen. Es würde gar nicht so passen, wenn wir Damen aufnehmen.
H&L: Kiwanis war schon immer nötig. Der Aufgabenbereich hat sich ein-
fach verschoben, was in einer sich verändernden Gesellschaft vollkommen         KM: Lieber Hennes, lieber Lothar, vielen Dank für das Gespräch!
normal ist.
                                                                                Autor: Dr. Stefanie Uhrig
KM: Anfangs bildete Deutschland noch einen Distrikt gemeinsam mit Ös-           Bild: KC Lübeck
terreich. Wie habt ihr das wahrgenommen?                                        https://de.kiwanis.news/400882

                                                                                                                    Kiwanis-Magazin | Herbst 2019          7
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DAS MULTI-GENERATIONEN-PROJEKT

INTEGRATION, INNOVATION
UND JUGENDLICHER SPIRIT
Wie denkt der neue Präsident von Kiwanis International über Kiwanis als Multi-Generationen-Projekt? Wir hatten die Gelegen-
heit, in Brüssel mit Daniel Vigneron zu sprechen.

Kiwanis Magazin: Daniel, was können die unterschiedlichen Genera-           Daniel: Ich bin im Kongo aufgewachsen und habe dort gelebt bis ich 24
tionen bei Kiwanis voneinander lernen?                                      wurde. Ich war immer tief beeindruckt, was Service-Clubs für die Men-
                                                                            schen geleistet haben, die Hilfe brauchten. Kiwanis war zu dieser Zeit nur
Daniel Vigneron: Ich glaube wir können viel voneinander lernen. Auch        in den USA und Kanada aktiv, also noch keine wirklich internationale
wenn die Mentalitäten zwischen Alt und Jung sehr unterschiedlich sind       Organisation. Als ich dann 1985 eingeladen wurde, dem Kiwanis-Club
– mit etwas gutem Willen zur Integration können wir sehr viel erreichen:    Vielsalm (Distrikt Belgien-Luxemburg) beizutreten, fühlte ich mich sehr
den innovativen Spirit der Jugend kombiniert mit den Erfahrungen der        geehrt. Ich war sehr glücklich, Teil dieser Gemeinschaft werden zu dürfen.
Älteren. Da wäre ein wunderbarer Mix.
                                                                            KM: Ist Kiwanis in deine Augen noch immer die Organisationen, die du
KM: Ist Kiwanis angesichts des aktuellen Durchschnittsalters denn wirk-     vor über dreißig Jahren beigetreten bist?
lich ein Multi-Generationen-Projekt? Der von dir gerade genannte Wille
zur Integration erscheint doch oft recht unterentwickelt.                   Daniel: Kiwanis hat sich seitdem stark weiterentwickelt und wird das
                                                                            auch immer weiter tun müssen, um diese Evolution weiterzuführen.
Daniel: Wir haben gar keine Alternative – wir müssen mit allen Generati-
onen an einem Strang ziehen. Angesichts des in der Tat hohen Altersdurch-   KM: Was dürfen (müssen) die unterschiedlichen Generationen in Kiwanis
schnitts wird Kiwanis sterben, wenn es uns nicht gelingt, die Jungen zu     voneinander erwarten?
integrieren. Eines Tages wird jeder von aus dem Leben scheiden. Dann
müssen die Jungen das fortführen, was vor über 100 Jahren begonnen wur-     Daniel: Die Generationen müssen die Integration wollen und zulassen,
de. Wir Alten müssen clever genug sein, die Jungen in unsere Organisation   sowie unterschiedliche Vorstellungen, Wege und Ideen respektieren.
aufzunehmen und voll zu integrieren. Dazu gehört auch zu akzeptieren,
dass die nachfolgenden Generationen andere Wege beim Service für Kin-       KM: Daniel, wir danken für das Gespräch und wünschen dir ein erfolgrei-
der und Kommunen gehen wird.                                                ches Jahr als Kiwanis International Präsident.

KM: Wie bist du Kiwanier geworden und was war deine Motivation für          Autor und Bild: agr
diesen Schritt?                                                             https://de.kiwanis.news/400914

   8   Kiwanis-Magazin | Herbst 2019
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DAS MULTI-GENERATIONEN-PROJEKT

WANDEL ODER »NACH
MIR DIE SINNFLUT«?
Dr. Yves Mayzaud ist Philosoph und Dozent an der Ruhruniversi-
tät Duisburg-Essen. Mit ihm haben wir über Konflikte und Chan-
cen beim Austausch zwischen den Generationen gesprochen.

Kiwanis Magazin: Yves, gibt es eine Lösung für den ewigen Konflikt der
Generationen? Dass die Alten bewahren und die Jungen verändern wollen?

Yves: Die Grundlage für einen harmonischen Umgang der verschiedenen
Generationen ist der gegenseitige Respekt. Der Jungen gegenüber der Le-
bensleistung der Alten und der Alten gegenüber dem Willen der Jungen,
neue Wege zu beschreiten, um zu erhalten was gut ist und zu verbessern,
was nicht so gut läuft.

KM: Das klingt schön – ist es aber auch realistisch? Es ist ja bekannt, dass
der Mensch zunächst Veränderungen ängstlich und ablehnend entgegentritt.

Yves: Der Selbsterhaltungstrieb der Alten ist natürlich groß. Wer will sich
schon gerne vorhalten lassen, dass das was früher richtig war, jetzt nicht mehr
oder nur noch eingeschränkt gilt? Entscheidend scheint mir aber, dass wir
immer die Frage nach dem gemeinsamen Ziel in den Mittelpunkt stellen.
Was ist das eigentliche Ziel von Kiwanis? Den Kindern der Welt dienen –
oder eine liebgewonnene Organisation mit ihren Traditionen fortsetzen?
Vielleicht sollten wir einmal prüfen, was die wirklich entscheidenden Tradi-      Yves: Die Mitgliedschaft in Organisationen ist häufig auch von den
tionen sind. Sind Formalien wichtig oder neue Wege und Prozesse?                  eigenen Interessen geleitet. „Kann ich was werden?“ – „Kann ich Macht
                                                                                  erlangen?“ - „Ist es gut für mein Geschäft oder meine gesellschaftliche Stel-
KM: Ein Past-Governor hat einmal gesagt, dass „ein hochwertiges Restaurant        lung?“ - „Bekomme ich Anerkennung?“ All das ist sehr menschlich. Vor al-
die erste Voraussetzung für einen Kiwanis-Club sei“. Ist es das was du meinst?    lem Anerkennung – besonders, wenn diese zum Beispiel nicht mehr durch
                                                                                  die berufliche Karriere erfolgt – ist ein wichtige Triebfeder. Anerkennung
Yves: Genau – wenn die Verpackung wichtiger wird als der Inhalt, soll-            und Lob sind enorm wichtig für das seelische Wohlbefinden. Wenn aber
ten wir innehalten und uns fragen, ob das dauerhaft der richtige Weg ist.         Posten, Macht und die eigene Meinung zu den entscheidenden Motiven
Alles hat seine Zeit: vor 50 Jahren mag der Clubabend angesehener Bürger          werden, wird die Entwicklung einer Organisation gebremst.
im ehrwürdigen Ratskeller das Maß der Dinge gewesen sein. Und das war
dann auch gut so. Wer aber heute neue Generationen für die gute gemein-           KM: Und was kann Kiwanis tun, um dem entgegenzutreten?
same Sache gewinnen will, muss vielleicht in die angesagte Lounge-Bar
bitten. Oder an den Foodtruck. Oder ins heimische Esszimmer.                      Yves: Indem wir uns als Organisationen immer wieder fragen: Verstecken
                                                                                  wir uns aus Angst vor einer ungewissen Zukunft hinter vage formulier-
KM: Leider schließen auch in diesem Jahr wieder Clubs. Das häufige Ar-            ten Traditionen? Was ist wichtig für die Zukunft von Kiwanis – und was
gument: wir sind zu alt und wir finden keine neuen Mitglieder. Abgesehen          weniger? Wie läuft die Kommunikation zwischen den Generationen? Was
von dem Aspekt, dass die Suche nach neuen (jüngeren) Mitgliedern meist            sind die Interessen der Akteure? Wollen wir – wie es unser letzter Gover-
viel zu spät angegangen wird, was steckt da sonst dahinter?                       nor formuliert hat – wirklich (persönlich) wachsen? Was sind die besten
                                                                                  Prozesse und Formate, um allen Altersgruppen ein interessantes Umfeld
Yves: Der Generationentransfer ist immer sehr anstrengend. Clubs, die             bei Kiwanis zu bieten?
kontinuierlich neue Mitglieder aufnehmen, sind in einem ständigen Neu-
findungsprozess. Denn neue Mitglieder stellen natürlich althergebrachtes in       KM: Hast du auch Antworten?
Frage. Wird dann immer nur abgeblockt, sind die neuen bald wieder weg.
Hier ist – von allen – mehr Toleranz gefragt. Vor allem von den vorherge-         Yves: Ich bin noch nicht lange genug bei Kiwanis und kenne eigentlich
henden Generationen. Denn die werden irgendwann nicht mehr sein. Wenn             auch nur meinen Club. Aber unabhängig von der konkreten Organisati-
Kiwanis dann auch weiter bestehen soll, müssen es die Jungen richten.             onen sind diese strukturellen Fragen immer wichtig. Wir sollten uns klar
                                                                                  machen, dass sich die Gesellschaft ändert. Das hat es schon immer gegeben.
KM: Die Frage an Kiwanis-Freunde in den Siebzigern, wie denn Kiwanis              Und diese gesellschaftlichen Prozesse nehmen wenig oder keine Rücksicht
in 30 Jahren aussehen soll, führt oft zu Irritation. „In dreißig Jahren lebe      auf das was war. Wer das ignoriert, beleidigt auch die vorhergehenden Ge-
ich wohl nicht mehr“, wird dann oft geantwortet.                                  nerationen. Denn die mussten sich auch schon den Veränderungen stellen.
                                                                                  Das hört nie auf.
Yves: Das ist genau, was ich meine. Das klingt arg nach „Nach mir die
Sinnflut“. Wir sollten uns aber nicht nur mit dem Kampf der Generationen          KM: Besten Dank für das Gespräch.
beschäftigen. Denn der ist vielleicht mehr ein Kampf der Ideologien.
                                                                                  Autor: agr, Foto: Universität Duisburg/Essen
KM: Was meinst du damit?                                                          https://de.kiwanis.news/400900

                                                                                                                     Kiwanis-Magazin | Herbst 2019        9
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DAS MULTI-GENERATIONEN-PROJEKT

»LASS DIE JUNGEN DOCH
MAL MACHEN...«
Wie kann Kiwanis in die Zukunft getragen werden? Diese Frage haben wir auch Sepp Schachermayr gestellt. Sepp (Jahrgang 1965)
ist Mitglied der Kiwanis-Clubs Lentia und Wien sowie des Centennial E-Kiwanis Clubs. Seit 1. Oktober ist Sepp Vice-President von
Kiwanis Europa.

Kiwanis Magazin: Sepp, wie sieht es aus mit dem Mix der Generationen             sind? Viele jüngeren Menschen wollen sich gerne in ein konkretes (zeitlich be-
in Kiwanis?                                                                      grenztes Projekt) engagieren, aber nicht mehr auf unbegrenzte Zeit.

Sepp: Thema war immer, dass es Clubs gibt, die ein kleines Generatio-            Sepp: Die Entwicklung der einzelnen Clubs in der Vergangenheit war häu-
nenproblem haben. Oft werde ich gefragt, »Sepp, was sollen wir tun? Wie          fig so, dass viel gemeinsam – also auch mit den Familien – gemacht wurde.
schaffen wir es, junge Mitglieder zu gewinnen?« Meine Antwort lautet             Heute haben viele der Partner/Partnerinnen ihr „eigenes Ding“. Der Aspekt,
dann: Nehmt einen siebzigjährigen auf. Dann ist meist helle Aufregung. Wir       dass Kiwanis auch eine Familien-Organisation ist, ging dadurch etwas ver-
wollen doch jüngere Mitglieder, nicht noch mehr Senioren. Es ist meines          loren. Und ja, viele Junge haben keine Lust mehr auf Formalien, langweilige
Erachtens aber sinnlos zu versuchen, 30 oder 40-jährige für Clubs zu gewin-      Sitzungen und Vereinsmeierei. Wenn man sich die Meetings in manchen
nen, in denen der jüngste schon über 70 ist. Also besser den langsamen Weg       Clubs anschaut, wundert mich das nicht. Die Jungen wollen heute aktiv sein
gehen. In diesem Jahr einen 70-jährigen, nächstes Jahr zwei 68-jährige usw..     und schnell Ergebnisse sehen. Dass können wir ignorieren, müssen dann aber
Die Erfahrung hat gezeigt, dass eine gute Durchmischung der Generationen         mit den Folgen leben. Oder wir machen uns Gedanken z.B. über Tages- oder
entscheidend ist: ein Drittel Erfahrene, ein Drittel Mittelbau und ein Drittel   Projektmitgliedschaften. Oder andere neue Formen. Das Clubleben hat sich
Junge. Als ich zu Kiwanis gekommen bin, war ich ungefähr 36 Jahre alt, der       nicht überlebt – aber neue Formen sind nötig.
nächst-jüngste war 55. Dann habe ich dagesessen und mich gefragt, was tu
ich hier mit den alten Herren? Aber: die Geschichten, die die zu erzählen        KM: Wie können die Alten und Jungen strukturell mehr voneinander lernen?
hatte, waren so interessant, dass ich gesagt habe, da will ich dazu gehören.
Wir hatten Chefs von wirklich großen Unternehmen dabei, von deren Ge-            Sepp: Freie Entscheidungsgewalt für die Jungen. Lass die doch mal machen
schichten und Erfahrungen ich gerne profitieren wollte. Ich habe dann aber       und ihnen keine Wege in den Weg legen. Vor 30 oder mehr Jahren waren die
schon versucht, Menschen meiner Generation mit hinein zu bringen, was mir        heute Alten ja so alt, wie die heute Jungen. Der Unterschied: Als sie damals
auch gelungen ist. Dann hatten wir diese Drittelmischung. Man muss auch          den Club gegründet haben, gab es noch keine alten Kiwanier, die gesagt ha-
sehen, dass bei den Club-Meetings und Aktionen ein Drittel immer da ist, ein     ben, wie es nicht geht. Die Jungen heute wollen sich nicht bevormunden las-
Drittel ist ab und zu da und ein Drittel sieht man nicht so oft. In Österreich   sen. Loslassen muss die Devise sein. Das häufige und schnelle „Nein!“ sagen
haben wir viele Clubs, die in den letzten Jahrzehnten vermieden haben, neue      (Nein, das haben wir noch nie so gemacht! Nein, das machen wir immer so!)
Mitglieder aufzunehmen und sich jetzt wundern, dass niemand mehr dazu            ist ein schwerer Fehler unserer Zeit.
kommen mag. Dann fehlt der Mix der Generationen.
                                                                                 KM: Besten Dank für das Gespräch.
KM: Es gibt Clubs, die 20, 30 Jahre aktiv waren und jetzt wegen Überalterung
den Club schließen wollen. Sind denen die letzten Jahrzehnte egal? Oder müs-     Autor und Bild: agr
sen wir akzeptieren, dass Kiwanis-Clubs nicht mehr auf die Ewigkeit angelegt     https://de.kiwanis.news/400903

  10 Kiwanis-Magazin | Herbst 2019
DAS MULTI-GENERATIONEN-PROJEKT

EHRENAMT HÄLT FIT!
Wer Kiwanier wird, möchte Kindern ein besseres Leben ermöglichen. Doch interessanterweise helfen wir mit ehrenamtlichem
Engagement nicht nur Anderen, sondern auch uns selbst: nämlich dabei, gesund älter zu werden!

Schaut man sich bei der Convention oder anderen Kiwanis-Treffen um,          vorbeischauen, einen Kommentar hinterlassen oder selbst etwas posten!
findet man deutlich mehr ältere Menschen als jüngere. Logisch, denn in       Dankbarkeit ist ein wichtiger Teil, von Kiwanis und vom Altern. Es hilft,
den meisten Clubs sieht es ähnlich aus. Doch blickt man ein zweites Mal      das Gehirn fit zu halten, und wirkt Depressionen entgegen. Dazu kommt,
hin, fällt etwas auf: Die Kiwanier sind energisch, passioniert, engagiert,   dass wir bei Kiwanis doch immer wieder etwas Neues lernen und ent-
und insgesamt bei guter Gesundheit.                                          decken. Sei es bei Vorträgen auf dem Clubabend, beim Austausch mit
Nun könnte man argumentieren, dass nur diejenigen eine Chance haben,         Kiwanis-Freunden oder bei der Planung eines neuen Events. Besonders,
sich ehrenamtlich einzubringen, denen es mehr oder weniger gut geht.         wenn man aktiv neugierig ist, hinterfragt, sich Gedanken macht, hält
Die anderen bleiben eben zu Hause und sind nicht so sichtbar. Das ist        man seinen Denkapparat fit.
sicher ein Teil der Geschichte. Doch die Wissenschaft zeigt, dass soziales   Der Ruhestand hingegen ist etwas, das viele Menschen – teilweise zurecht
Engagement tatsächlich Auswirkungen auf die Gesundheit hat. So gibt          – fürchten. Oft ist es auch so, dass man sich darauf freut, dann aber nicht
es Studien, die belegen, dass sich die kognitiven Fähigkeiten durch ehren­   weiß, was man mit sich anfangen soll. Schon lange vorher ein Hobby zu
amtliche Tätigkeiten verbessern. Dazu gehören beispielsweise das so          finden, in dem man richtig aufgeht, kann dagegen helfen. Je aktiver, desto
genannte Arbeitsgedächtnis, also die Kurzzeitspeicherung von Wissen,         besser. Soziales Engagement ist eine wunderbare Möglichkeit dafür.
und die Verarbeitung von Informationen. Dabei kommt es nicht einmal          Ein Aspekt, bei dem das Ehrenamt weniger gut wegkommt: der Alkohol.
darauf an, wie viele Stunden pro Woche man sich einbringt.                   Tatsächlich fand eine Studie heraus, dass in Deutschland die Mitglied-
Möglicherweise vermindert soziales Engagement sogar das Risiko, an           schaft und die Aktivität in einer Organisation das Trinken eher fördert,
Demenz zu erkranken. Wirklich eindeutig ist die Sachlage hier noch           als dagegen zu schützen. Das liegt allerdings wohl an der Art, wie alko-
nicht, aber es gibt einige Hinweise darauf. Dazu kommt, dass Ehrenamt-       holische Getränke in der Gesellschaft gesehen werden. Gemeinsam mit
ler anscheinend mit chronischen Erkrankungen besser umgehen können           Freunden trinkt man eben doch mal mehr. Von Charity-Whiskey-Proben
und sich dadurch weniger einschränken lassen.                                mal ganz abgesehen.
Ein Aspekt des Ehrenamtes, der die Gesundheit besonders fördert, ist         Eine letzte Bemerkung zum Schluss. Wie oft und wie lange man sich en-
wahrscheinlich die Freundschaft. Denn es gibt viele ältere Menschen, die     gagiert, hängt stark mit der Zufriedenheit und dem Spaß bei der Sache
eher zurückgezogen leben, weniger aus dem Haus gehen, seltener Freunde       zusammen. Es ist kein origineller Gedanke: wenn wir ältere Mitglieder
treffen. Dabei sind soziale Kontakte unglaublich wichtig für das Gehirn      behalten und neue (junge und alte) Mitglieder gewinnen wollen, dürfen
– wobei gar nicht so relevant ist, wie viele Freunde man hat oder wie eng    wir uns nicht allzu sehr an strengen Regeln entlang hangeln, sondern be-
die Beziehungen sind. Und Kiwanis ist natürlich ein wunderbarer Ort,         sonders die Freude am Helfen im Blick behalten.
um Anderen zu begegnen, von guten Freunden über entfernt Bekann-
te bis hin zu neuen Leuten. Übrigens kann man auch online hilfreiche         Autor: Dr. Stefanie Uhrig
soziale Interaktionen bieten, wenn man sich mal nicht danach fühlt,          Bild: pixabay
das Haus zu verlassen. Also gerne mal auf der Kiwanis Facebook-Seite         https://de.kiwanis.news/400873

                                                                                                               Kiwanis-Magazin | Herbst 2019      11
DAS MULTI-GENERATIONEN-PROJEKT

RESPEKTVOLL UND
GUT VERZAHNT...
Seit über 40 Jahren ist Dieter Kalbhenn (Jahrgang 1938) Kiwanier von tiefster Überzeugung. Sein Einstieg war aber nicht in
Deutschland, sondern beim KC Grove City im US-Bundesstaat Ohio. In Deutschland war er Gründungsmitglied des KC Wein-
straße. Er war 1985/86 Distrikt-Sekretär und von 1989 - 1991 Lt. Governor der Division 6. Mit ihm haben wir über Kiwanis gestern,
heute und morgen gesprochen.

Kiwanis Magazin: Dieter, ist Kiwanis ein Mehrgenerationenprojekt?               KM: Was ist wichtiger: die eigenen Vorstellungen zu konservieren oder
                                                                                Kiwanis in die Zukunft zu tragen und auch zu akzeptieren, dass Kiwanis
Dieter: Kein Zweifel. Es kommen doch immer wieder neue Freundin-                dann anders aussehen kann, als früher?
nen und Freunde dazu und wir verlieren alte Freunde. Kiwanis ist also in
einem kontinuierlichen Erneuerungsprozess. Es ist aber auch eine Frage          Dieter: Betonköpfe hat es immer gegeben - die werden wir auch nicht errei-
des Umgangs der verschiedenen Altersgruppen. Wie ist der Umgang un-             chen oder gar ändern. Wichtiger ist es doch, die flexiblen und willigen zu er-
tereinander und wie werden die Ziele des Clubs gemeinsam verwirklicht.          reichen, von denen wir doch so viele haben. Und die sich auch unvermeidlich
                                                                                durchsetzen werden. Der Lauf der Zeit ist ja erbarmungslos. (Lacht)
KM: Bei der Gründung der Clubs vor Jahrzehnten waren die (Grün-
dungs-)Mitglieder mehr oder weniger gleich alt. War das einfacher als           KM: Welche Altersgruppen sollen wir ansprechen?
heute, Jahrzehnte später mit den verschiedenen Altersgruppen?
                                                                                Dieter: Eigentlich schon Studenten und Berufsstarter. Denen können wir
Dieter: Richtig, aber ich habe später auch erlebt, wie sich die Altersgruppen   doch ein spannendes Netzwerk bieten. Wenn die dann aber Familien grün-
gut verzahnt haben. Beim 40-jährigen Jubiläum des KC Weinstrasse konnte         den und ihre Karriere beginnen, werden diese aber ihren Fokus verlagern.
man das sehr gut sehen. Da waren viele neue Mitglieder, die ich nicht kannte,   Dann sollten wir ihnen auch die Freiheit lassen, um sie später wieder anzu-
aber auch altgediente Freunde aus den frühen Tagen des Clubs da. Das war        sprechen. Dann werden die 50 - 60-jährigen wieder interessant. Letztendlich
ein gutes Beispiel für das Multi-Generationenprojekt Kiwanis.                   gilt aber, dass weniger das Alter, sondern die positive Einstellung zählt.

KM: Der Altersdurchschnitt im Distrikt liegt bei 60 Jahren.                     KM: Wie werden wir attraktiver für jüngere Generationen?

Dieter: Der hohe Altersdurchschnitt ist leicht erklärbar. Die Jungen,           Dieter: Durch Respekt und Offenheit gegenüber anderen Ideen, Vor-
also 30 - 40-jährigen, haben gerade erst eine Familie gegründet, stehen         stellungen und Konzepten. Respekt vor der Erfahrung der Alten und
am Anfang ihrer beruflichen Lauf bahn, haben gerade gebaut und durch-           Respekt gegenüber den neuen Ideen der Jungen.
aus auch noch andere Hobbys und Interessen. Das diese Altersgruppe
andere Prioritäten hat, ist gut nachvollziehbar. Darum sollten wir uns          KM: War Kiwanis früher besser?
auch viel mehr auf die Mitbürger zwischen 50 und 65 konzentrieren.
                                                                                Dieter: Nicht besser, aber anders: Vielleicht muss der alleinige Fokus
KM: Müssen wir nicht verstärkt versuchen, die Familienmitglieder mit            auf Kinder überdacht werden. Unsere früheres Motto „We build“ hat da
einzubeziehen?                                                                  mehr Raum gelassen. Denn bei Kiwanis gilt ja auch der Fokus auf das
                                                                                Engagement in der Gemeinde. Neben der Unterstützung von Kindern
Dieter: Auf jeden Fall - und das geschieht ja auch. Die Familien sind auch      gibt es vor Ort ja viele Betätigungsfelder für Kiwanis.
heute noch immer mit engagiert. Bei den vielen Aktivitäten der Clubs sind
ganz oft die Partner und Kinder mit dabei. Gerade für die Älteren ist es        KM: Was sind die wirklich für die Zukunft wichtigen und entscheidenden Tra-
dann meist wunderbar, Kontakt zu Menschen aller Altersklassen zu haben.         ditionen bei Kiwanis? Und wie wichtig sind Pins, Wimpel und Tischglocken?

KM: Hat die Bereitschaft, einander zuzuhören und sich zu respektieren           Dieter: Entscheidend ist der unbedingte Wille, sich anderen Menschen
nachgelassen? Hat sich das geändert?                                            zuzuwenden. Bereit zu sein, zu helfen und sich zu engagieren. Die Grund-
                                                                                bereitschaft anderen zu helfen, hängt nicht von Pins oder Logos ab. Den-
Dieter: Das ist vielleicht ein Frage des Zeitgeistes, sich weniger zuzu-        noch sind z.B. Wimpel auch Kommunikationsmittel, die den Austausch
hören und andere Meinungen zu akzeptieren. Es ist egoistisch, nur seine         fördern. Man kommt ins Gespräch und hat eine gemeinsame Ebene.
eigenen Erfahrungen und Positionen als richtig anzuerkennen. Daraus
ergeben sich Spannungen, die nicht ohne weiteres zu beseitigen sind.            Autor und Bild: agr
Aber mit gutem Willen muss das gehen.                                           https://de.kiwanis.news/400906

  12 Kiwanis-Magazin | Herbst 2019
DAS MULTI-GENERATIONEN-PROJEKT

       Kiwanis-Magazin | Herbst 2019   13
DAS MULTI-GENERATIONEN-PROJEKT

MEHR DIGITAL, MEHR EINFLUSS,
MEHR EUROPA
60 Jahre ist eine Kiwanierin, ist ein Kiwanier im Durchschnitt alt. Die Mitglieder, die unter diesem Durchschnitt liegen, sind trotz
beruflicher und familiärer Belastungen meist sehr aktiv in ihren Clubs.

Und auch auf Distrikt-Ebene sind es viele junge Frauen und Männer, die      ten bei Meetings, Fundraising und Charity sowie die Kooperation mit an-
sich für Kiwanis engagieren. Selbstbewusst, innovativ und zukunftsorien-    deren Organisationen.
tiert. Und sie haben klare Vorstellungen, wie Kiwanis in Zukunft aussehen
soll. Im Rahmen des European Young Kiwanis Summit im März in Lissa-         Persönlich
bon wurden Ideen, Ziele und Wünsche formuliert, die den Weg in diese        Die Motivation der jungen Kiwanis unterscheidet sich nicht so sehr von
Zukunft weisen. Die Vorstellungen und Wünsche können in drei Gruppen        denen der Alten. Auch sie wollen sich gesellschaftlich engagieren und die
aufgeteilt werden:                                                          Welt zum Guten hin verändern. Aber sie sind ungeduldiger. »Größere
                                                                            Wirkung in kürzerer Zeit« lautet die Devise. Dazu gehört auch, dass sie
Organisatorisch                                                             die persönliche Entwicklung vor Augen haben. Der Wunsch, von erfah-
Oft genannt wurde eine mehr digitale Organisation, mit Online-Plattfor-     renen Menschen zu lernen zeigt, dass sehr wohl ein großes Interesse am
men, digitalen Werkzeugen für Meetings und Kommunikation. Gefordert         Austausch der Generationen besteht. Dies müsse aber auf Augenhöhe und
wurde auch ein Beirat junger Kiwanis, der die Interessen der Gruppe in      mit gegenseitigem Respekt erfolgen. Gönnerhafte Ratschläge von oben he-
den Gremien der Distrikte und bei Kiwanis Europa vertritt. Wichtig ist      rab sind nicht erwünscht.
den jungen Mitgliedern auch, dass unsere Organisation moderner und pro-
fessioneller werden soll. Gemeint war damit auch eine Entschlackung der     Hürden
Aufgaben und der Konzentration auf die wirklich wichtigen Dinge. Und        Die jungen Kiwanis haben auch klar benannt, was aus ihrer Sicht die Chan-
der europäische Gedanke solle viel stärker in den Fokus genommen werden.    cen und Potentiale behindert: das Festhalten an überholten Traditionen,
Das Treffen hat den internationalen Spirit von Kiwanis deutlich gemacht     der mangelnde Mut, neue Wege zu beschreiten, eine »Geschlossene Gesell-
und dafür gesorgt, dass sich die Gruppe, die als Fremde zusammengekom-      schaft-Mentalität« und das Image einer Altherren-Organisation.
men waren, sich als Freunde getrennt haben. Ein klares Votum gegen das
„Inseldenken“ bei manchen Clubs.                                            Autor: Axel Götze-Rohen
Auch erwarten die jungen Frauen und Männer, dass sich Kiwanis besser,       Bilder: Lisbeth Moorman
attraktiver und moderner präsentiert. Denn nur so wäre Kiwanis auch für     https://de.kiwanis.news/400907
junge Mitglieder interessant. Dazu gehöre auch der Mut zu neuen Forma-

  14 Kiwanis-Magazin | Herbst 2019
AUS DEM DISTRIKT

EIN TEAM IN DEN STARTLÖCHERN
Im Juni traf sich der erweiterte Vorstand 2019/2020 zum Team-Seminar. Es gab viele Gedanken und Ideen, doch etwas war ganz
besonders deutlich: die Motivation!

In zwei Tagen mit Vorträgen, Workshops und offenen Diskussionen            können. Spätestens nach diesem Wochenende glaube ich persönlich, dass
bereitete sich der erweiterte Vorstand auf das kommende Amtsjahr vor.      wir das schaffen werden.
Auch »alte Hasen« bemerkten: Die Stimmung war auffallend optimis-
tisch, motiviert und freundschaftlich. Governor Elect Hermann Büsing       Autor: Stefanie Uhrig
betonte gleich zu Beginn noch einmal, jeder einzelne Lt. Governor und      Bild: Kiwanis Deutschland
District Chair sei gefragt, um Kiwanis Deutschland voranzubringen.         https://de.kiwanis.news/400872
Ganz offensichtlich nahmen sich die Anwesenden das zu Herzen.

Worum also ging es genau? Nun, tatsächlich war es ein ausführliches
Programm, durch das Ulrich Meyer und sein Trainer-Team die Kiwanis
leiteten. Schwerpunkt waren natürlich die Ziele des Governors. Her-
mann Büsing hatte seine Strategie zwar schon bei der erweiterten Vor-
standssitzung in Kalkar grob vorgestellt, diesmal ging er aber noch mehr
ins Detail. Neben der Fortsetzung bewährter Punkte wie der Mitglieder­
gewinnung und dem bekannter-werden von Kiwanis in Deutschland,
plant Hermann eine ganz besondere Aktion: Anlässlich des Weltkinder-
tages am 20. September 2020 sollen möglichst alle Clubs ein Projekt zur
Gewaltprävention unterstützen, und zwar im nächsten Jahr ab Ende der
Sommerferien bis Mitte September. Nähere Informationen dazu gibt es
ab Oktober.

In verschiedenen Gruppenarbeiten konnten die Lt. Governors ihre
Strategien und Herausforderungen erarbeiten und besprechen. Dabei
legte das Trainerteam Wert darauf, dass jeder auch konkrete Ziele for-
mulierte, die schon in der nächsten Zeit umgesetzt werden sollen. Auch
zu allgemeineren Themen wie der Marketingstrategie, Projektideen, Al-
tersstruktur der Clubs und natürlich Mitgliedergewinnung gab es regen
Austausch. Zudem sprach Jörg Thiemer über den Datenschutz, Laura
Wamsser brachte myKiwanis näher, und Ernst von der Weppen erläuterte
anschaulich die organisatorische Struktur von Kiwanis.

Wie es sich für Kiwanier gehört, drehte sich nicht alles nur um Arbeit
und Fakten. Während der Pausen und am Abend wurde viel erzählt und
gelacht. Einige waren zum ersten Mal dabei, und man kann bedenkenlos
sagen, dass sich jeder willkommen und geschätzt fühlte.

Die Veranstaltung stimmte zumindest mich sehr positiv – und wie ich
gehört habe, auch die anderen Teilnehmer. Die Hoffnung ist, dass wir
den Schwung aus dem letzten Amtsjahr mitnehmen und weiter pflegen
AUS DEM DISTRIKT

NUR DIE SONNE IST
Immer wieder mal werden die angeblich zu hohen Verwaltungskosten beim Kiwanis Children’s Fund im Allgemeinen und beim
Eliminate-Projekt im Besonderen thematisiert. Leider werden hierbei aber häufig Zahlen und Fakten durcheinandergeworfen und
Stimmung gemacht. Im Folgenden bezieht der Distrikt dazu Stellung:

Wozu genau ist der Kiwanis Children´s Fund (KCF), die internationale     vigator ist eine amerikanische Spendensiegel-Organisation, die die
Foundation von Kiwanis, eigentlich da? Zunächst unterstützt er große     Mittelverwendung und den Umgang mit Spendengeldern bewertet.
Projekte wie ELIMINATE und Jodmangel-Bekämpfung. Auch nach               Der KCF wird vom »Charity Navigator« mit vier Sternen, also der höchs-
dem Ende dieser Kampagnen in Deutschland sind diese Projekte welt-       ten Bewertung, eingestuft. Das Vier-Sterne-Rating bezieht sich sowohl auf
weit noch längst nicht vorüber. Außerdem hilft der KCF den Distrikten    die Verwendung der Gelder, als auch die Transparenz. Finanzberichte und
und Clubs, die für kurz- und langfristige Projekte selbst nicht genug    die Protokolle der Vorstandsmeetings sind alle im Internet verfügbar. Der
Geld haben, und ist zur Stelle, um bei Katastrophen schnelle Hilfe zu    KCF erfüllt ebenfalls alle 20 Anforderungen der BBB Charity Standards
leisten.                                                                 und ist GuideStar Silver Participant. Beide sind amerikanischen Organisa-
Beim weltweiten Eliminate-Projekt und der Partnerschaft mit UNICEF       tionen, die NGOs (Nichtregierungsorganisationen) überwachen.
war es das Ziel, unterhalb der 15-Prozent-Marke für Fundraising und      Der KCF nimmt keine Mitgliedsbeiträge ein. Stattdessen bekommt er
Verwaltung zu bleiben. Projekte dieser Größenordnung sind immer          Zuwendungen und legt diese möglichst gewinnbringend an. Entsprechend
»frontlastig«. Das bedeutet, dass die Kosten beim Start prozentual hö-   kann der Children’s Fund seine Ausgaben nur mit Hilfe dieser Spenden fi-
her liegen, als zum Ende. Am Anfang muss investiert werden – die Spen-   nanzieren – eine andere Quelle hat er nicht. Natürlich ist es immer das Ziel,
den f ließen erst zeitverzögert. Das Verhältnis von Kosten und Spende-   diese Ausgaben so gering wie möglich zu halten. Aber auch hinter dem KCF
neinnahmen verbessert sich aber im Lauf der Kampagne kontinuierlich.     steht ein administrativer Aufwand. Größere Organisationen können leicht
Zum Ende des Amtsjahres 2017-18 betrugen die Projektkosten noch          »hübschere« Zahlen präsentieren, denn ihre Ausgaben ähneln unseren,
17,1 Prozent (und nicht wie behauptet 26 Prozent!) - Tendenz fallend!    die Spendenleistungen sind jedoch viel höher. Also geht prozentual weniger
Zum anvisierten Ende der Kampagne im Jahre 2020 geht Kiwanis In-         für die unerwünschten Posten ab, obwohl es absolut wohl eher mehr Geld
ternational davon aus, die ursprünglich angestrebten Kosten von 15       ist, das diese Organisationen für Verwaltung ausgeben.
Prozent zu unterschreiten!                                               Fazit: Wer „Null-Overhead“ haben möchte, stellt letztendlich jede Or-
Bei der Definition der Gesamt-Spendeneinnahmen, hat Kiwanis Inter-       ganisation in Frage, die anderen hilft. UNICEF, den Kinderschutzbund
national alle Quellen addiert. Auch solche Zuwendungen für Elimi-        und auch Kiwanis. Denn das bedeutet: keine Fahrtkostenerstattung mehr
nate, die direkt an UNICEF gespendet wurden. Hier sind vor allem         für Amtsträger, die viel Zeit für Kiwanis investieren und es sich nicht im-
Gelder der Regierungen der USA und Canadas zu nennen. Aber auch          mer leisten können, Reisekosten aus der eigenen Tasche zu bezahlen. Keine
der Schweizer Distrikt hat seinen Beitrag direkt und ohne Umweg über     Präsenztreffen mehr, kein Magazin, kein Internetauftritt, keine Beratung
den KCF an UNICEF überweisen. Oder die zahllosen Kleinspenden            durch Steuerberater, keine Rechtsberatung, keine Convention mehr, keine
die durch Online-Spendenaktionen an UNICEF gingen. Hierbei ist es        Broschüren, keine Visitenkarten, keine Mitgliederdatenbank, keine Ki-
wichtig zu wissen, dass die Summen, die der CharityNavigator nennt,      wanis-App, keine Aufmerksamkeiten für verdiente Mitglieder, usw. Wer
aber ausschließlich solche umfasst, die direkt an den KCF überwiesen     »Null-Overhead« möchte, verlangt eine Organisation von Wohlhaben-
wurden. Weil die o. g. Direkt-Spenden an UNICEF nicht berücksich-        den, die alles »pro-bono« tun (können). Das dürfte aber eine Utopie blei-
tigt wurden, muss das im CharityNavigator aufgeführte Kosten-Spen-       ben. »Null-Overhead« ist nur mit lokalen Mini-Gruppen möglich – mit
den-Verhältnis logischerweise schlechter aussehen. Der Charity Na-       Mini-Wirkung.

  16 Kiwanis-Magazin | Herbst 2019
GRATIS...
Hilfe ohne Kosten dürfte kaum möglich sein. Oder wie es die Holländer
sagen: «Nur die Sonne ist gratis!« Entweder zahlen Privatpersonen die
Kosten aus der eigenen Tasche oder sie werden von der Gemeinschaft der
Aktiven getragen. Was aus ökonomischer und ökologischer Sicht auch viel
vernünftiger ist. Natürlich kann ein Einzelner zur Apotheke gehen und
Tetanus-Impfdosen kaufen. Dann kann er mit dem selbstbezahlten Flug­
ticket nach Asien oder Afrika fliegen und sich auf eigene Kosten in einen
Geländewagen setzen und in die entlegensten Gebiete fahren und dort auf
eigene Faust Menschen impfen. Er kann alle Kosten seines Einsatzes aus ei-
genen Mitteln bestreiten. Aber wird er das auch tun? Und wie viel könnte er
vor Ort erreichen? Und in welchem Verhältnis stehen seine aufgewendeten
Kosten und der ökologische Fußabdruck zum erreichten Ergebnis?
Die Deutsche Kiwanis-Foundation wirbt mit der Aussage, dass alle Spen-
den und Beiträge zu 100 Prozent für den guten Zweck eingesetzt werden.
Das ist formal korrekt. Richtig ist aber auch, dass alle Verwaltungs- und
Reisekosten vom Distrikt bezahlt werden. Der deutsche Distrikt-Vorstand
geht sehr sorgsam mit den Mitgliedsbeiträgen um. Das gilt auch für Kiwa-
nis International.
Und ein letzter Gedanke: Den Kindern und den Müttern, denen Kiwanis
geholfen hat, dürfte der Anteil der Overheadkosten herzlich egal sein. Eine
lebensrettende Impfung bleibt eine lebensrettende Impfung. Vor diesem
Hintergrund dankt der Distrikt-Vorstand allen Clubs und Mitgliedern,
die den KCF unterstützen und damit dazu beitragen, dass viele Kindern
auf der ganzen Welt ein (besseres) Leben haben können. Wir dürfen schon
ein wenig stolz darauf sein, was wir durch Eliminate erreicht haben.

Autor: Stefanie Uhrig, Julio Srulijes und Axel Götze-Rohen
Bild: Dirk Wüstenhagen
https://de.kiwanis.news/400909
AUS DEM DISTRIKT

GLOBAL DENKEN – LOKAL HANDELN
Immer wieder kommt die Frage auf, wie »teuer« Kiwanis International (KI) überhaupt ist. Schauen wir uns das mal etwas genauer an.

Das globale Kiwanis-Headquarter in Indianapolis wird aus den ver-             takte, die über 100 Jahre Erfahrung und die grenzenlose Freundschaft
schiedenen Beiträgen und Abgaben, Verkauf von Artikeln aus dem                sind fest mit Kiwanis International verbunden. Eine unabhängige Grup-
Shop, Sponsoren und Werbung finanziert. Auf der Ausgabenseite stehen          pe engagierter Menschen mag vor Ort durchaus Gutes bewirken können.
Mitgliederverwaltung, Mitglieder- und Sponsoren-Akquise, Marketing,           Wer aber Freundschaft, persönliche Weiterentwicklung, qualifizierte
Kommunikation, Herstellung und Verkauf des Werbeartikeln, Versiche-           Freizeit und die Chancen einer globalen Organisation kombinieren will,
rungen, Rechtsberatung, Datenschutz, die internationalen Mitglieder-          für den ist Kiwanis die bessere Alternative. Denn der Einfluss, die Mög-
versammlungen, das Service-Büro in Gent (Belgien) und vieles mehr. Die        lichkeiten, die Wirkung und die Attraktivität einer großen internatio-
Einnahmen und Ausgaben ergeben weitestgehend ein Nullsummenspiel.             nalen Familie sind unschlagbar. Global denken und lokal handeln lautet
Kritiker mögen bitte bedenken, dass KI die weltweite Kiwanis-Familie          die Devise.
letztendlich zusammenhält und weiterentwickelt. Das ist ausschließlich
ehrenamtlich kaum zu leisten. Deutlich wird das mit einem Vergleich:          Das alles steht im Übrigen nicht im Widerspruch zu den Bemühungen
Würde der Zeit- und Arbeitsaufwand z. B. unseres Distrikt-Sekretärs, des      von Kiwanis Europa, mehr Autonomie anzustreben. Seit geraumer Zeit
Distrikt-Schatzmeisters oder eines Governors für die 3.000 deutschen          gibt es dazu Anstrengungen und Verhandlungen zwischen den europäi-
Mitglieder auf die weltweit über 600.000 Mitglieder hochgerechnet,            schen Vorständen und den Verantwortlichen in Indianapolis. Erst Ende
wird schnell klar, dass hier Profis, also angestellte Mitarbeiter erforder-   August hat es dazu ein Treffen in Brüssel gegeben (s. Artikel auf Seite 20).
lich sind. Und auch die müssen Kühlschranke füllen, Mieten bezahlen
und Kinder versorgen.                                                         Autor: Stefanie Uhrig & agr
                                                                              Bild: Kiwanis International
Braucht es Kiwanis International überhaupt? Ja, denn ohne kann es auch        https://de.kiwanis.news/400910
keine lokalen Kiwanis-Clubs geben. Die starke Marke, die globalen Kon-

  18 Kiwanis-Magazin | Herbst 2019
KIWANIS FOUNDATION DEUTSCHLAND

                                                        SCHULEN
                                                     IN DER KISTE

Eine Spende der Kiwanis-Foundation Deutschland hilft Schülern im Wirbelsturm-Katastrophengebiet in Mosambik

Im Rahmen der Distrikt-Convention in Kalkar, hatte die Mitgliederver-    Für die Mädchen und Jungen in den betroffenen Regionen ist es sehr wich-
sammlung der Kiwanis-Foundation eine Spende in Höhe von 10.000 Euro      tig, weiterhin zur Schule gehen zu können. In Mosambik hat UNICEF
für Bildungsprojekte in Mosambik beschlossen. Dr. Bettina Kaltenhäuser   bereits über 60.000 Kindern im Alter von 6 bis 15 Jahren den Zugang zu
von UNICEF berichtet, wie wichtig diese Spende ist:                      Bildung ermöglichen können. 291 temporäre Lernzentren wurden aufge-
Der Wirbelsturm Idai traf Mitte März dieses Jahres Mosambik und brach-   baut und Lernmaterialien verteilt. In der Region Cabo Delgado in welcher
te dort, aber auch in den benachbarten Ländern Malawi und Simbabwe,      der Wirbelsturm „Kenneth“ großen Schaden angerichtet hat, unterstützt
dramatische Überschwemmungen mit sich. Mehr als 1.000 Menschen ha-       UNICEF bei dem Aufbau der Schulinfrastruktur und stellt Lernmateri-
ben durch Idai ihr Leben verloren, knapp 178.000 verloren ihr Zuhause.   alien bereit. Mehr als 12.000 Kinder konnten durch 65 temporäre Lern-
Aktuell sind in Mosambik, Malawi und Simbabwe noch immer mehr als        zentren erreicht werden. Zusätzlich wurden 110 »Schulen-in-der-Kiste«
drei Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen, gut die Hälfte von ihnen   in den Distrikten Mucojo und Macomia verteilt. UNICEF kann beispiels-
sind Kinder.                                                             weise für 10.000 Euro rund 55 „Schulen-in-der-Kiste“ bereitstellen. Vielen
Alleine in Mosambik sind über zwei Millionen Menschen von den Auswir-    Dank an Kiwanis für die großartige Unterstützung!
kungen des Wirbelsturms betroffen. Das Land traf es besonders schlimm,
denn nur wenige Wochen nach Idai wurde Mosambik im April von einem       Autor: Dr. Bettina Kaltenhäuser/UNICEF
zweiten Wirbelsturm getroffen. „Kenneth“ hat in der Region Cabo Del-     Bild: UNICEF/UN0320957/De Wet
gado im nördlichen Teil von Mosambik erheblichen Schaden angerichtet.    https://de.kiwanis.news/400880
Zusätzlich haben heftige Regenfälle die Lage dort verschlimmert.
Bei der Bildung hat UNICEF in Mosambik schon folgendes erreicht:

                                                                                                          Kiwanis-Magazin | Herbst 2019      19
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