MAGAZIN DISTRIKT DEUTSCHLAND - Kiwanis Ostholstein
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DAS LETZTE EDITORIAL VON AXEL GÖTZE-ROHEN Deutschland-Netzwerk wieder reaktiviert. Für diese so wichtige Zukunftsarbeit möchte ich allen dabei aktiven Kiwanis-Freundin- nen und -Freunden herzlich danken. Gefreut habe ich mich auch über die vielen gute Gespräche, die zahlreichen inspirieren- den Berichte aus den Clubs und Aktivitäten über Clubgrenzen hinweg. In vielen Clubs ist angekommen, dass der Blick über den Teller- rand auf jeden Fall lohnt. Der Lohn für all diese Aktivitäten ist die Hilfe, die wir so vie- len Kindern damit geben konnten. Würden alle Clubs die Berichtsfunktion in myKi- wanis konsequent nutzen, wüssten wir ganz genau, wie viele Stunden wir Kiwanierinnen und Kiwanier investiert haben und wie viel Geld wir so für unsere Projekte generieren konnten. Viele tausende Einsatzstunden und ein mittlerer bis hoher sechsstelliger Eu- ro-Betrag dürfte es wohl sein. Darauf können wir alle stolz sein. Nach zwölf Monaten und über 1.000 Ein- satzstunden für Kiwanis heißt es für mich, zurück ins zweite Glied zu treten. Als Past-Governor werde ich meinen Nachfolger Hermann Büsing nach besten Kräften unter- stützen und auf seinen Wunsch auch weiter- hin das Magazin betreuen. Nach langer und reiflicher Überlegung, viel Ermunterung von europäischen Freunden sowie Beratung mit meiner Anja habe ich mich aber auch entschlossen, wieder verstärkt für Kiwanis Europa aktiv zu werden. Ich habe vor, in zwei Jahren für das Amt des Vice-President von Kiwanis Europa zu kandidieren. Dafür werde ich im Mai 2020 im Rahmen der Con- vention in Braunschweig um eure Unterstüt- zung (Endorsement) bitten. Ich danke allen, die sich für unsere gute Sa- che engagiert haben. Danke für eure Zeit, euren Einsatz und eure Arbeit in den Clubs, den Divisionen, den Bereichen und im Dis- ICH MELDE MICH AB trikt. Mit eurer Hilfe konnten wir wieder viele Kinderaugen zum Leuchten bringen. Zu wissen, dass unser Einsatz Kindern neue Liebe Kiwanis-Freundinnen, Hoffnung und Perspektiven gibt, ist unser liebe Kiwanis-Freunde, Lohn. geschätzte Leser, Im Rückblick kann ich sagen: »Da war viel Schönes dabei.« Auf manches hätte ich gut Vor einem Jahr habe ich an dieser Stelle über zahlen aus, aber die Aussichten machen verzichten können, aber die vielen positiven Wachsen, Freuen und Helfen geschrieben. Hoffnung. Seit dem 1.10.2018 haben wir Aspekte überwiegen bei Weitem. Es war mir Damit habe ich die drei Säulen skizziert, auf 150 neue Mitglieder gewonnen, mussten aber eine Ehre und ein Privileg, euer Governor denen unsere großartige Organisation ruht: 108 Mitglieder ziehen lassen. Diese Zahlen sein zu dürfen. persönliche Weiterentwicklung, kiwanische sind sicher nicht befriedigend. Was aber Mut Freundschaft und natürlich unser Einsatz macht, sind die Clubgründungsaktivitäten Euer Governor 2018/19 für die Kinder der Welt. Auch wenn Kiwanis in Bühl, Coburg, Cremlingen, Duisburg, in Deutschland noch viele Potenziale heben Fulda, Saarbrücken und Zeeven. Der neue kann, können wir doch konstatieren, dass Club in Viechtach ist organisiert und der wir in den letzten zwölf Monaten gewachsen KC Rheinfelden (Baden) und der Key-Club sind, viel Freude und Freundschaft erlebt ha- in Wittenberg stehen kurz davor (zum Re- ben und vielen Kindern helfen konnten. daktionsschluss liefen die Prozesse dazu Axel Die aktuelle Statistik (zum 31.8.2019) weist noch). Und in Bremen wird der bestehende zwar nur ein leichtes Plus bei den Mitglieds- Key-Club dank des Engagements des KC Foto: Andrea Fauré
EDITORIAL INHALT kommenden Jahr wieder in den Clubs als Amtsträger, als Chairs im Distrikt und in den Divisionen engagieren, um unsere Idee, den Kindern eine Brücke in die Zukunft zu EDITORIAL VON AXEL GÖTZE-ROHEN 2 bauen, zu realisieren. »Tue Gutes und rede EDITORIAL VON HERMANN BÜSIN 3 darüber« heißt es so richtig. Kiwanis muss bekannter werden. Gerne möchte ich wis- THEMA: DAS MULTI-GENERATIO- 4 NEN-PROJEKT sen, wieviel Gutes ihr leistet: Charity, ausge- KC Lübeck: Seit Generationen drückt in Stunden und Euro. Wenn wir das 6 erfolgreich vierteljährig aus ganz Deutschland addieren, Interview mit dem neuen Präsidenten 8 ergibt das gute Pressemeldungen, die wir von KI, Daniel Vigneron euch gerne zur Verfügung stellen wollen. Wandel oder nach mir die Sinnflut? 9 Kiwanis bedeutet nicht nur „Serving the »Lass die Jungen doch mal machen...« 10 children of the world”. Die Freude, die Be- Ehrenamt hält fit! 11 gegnung und das Vernetzen stehen ebenfalls Respektvoll und gut verzahnt... 12 im Focus bei unseren regelmäßigen Treffen. Junge Kiwanis: Mehr digital, Viel mehr noch als in der Vergangenheit 14 mehr Einfluss, mehr Europa! sollten wir die Möglichkeiten nutzen, Kiwa- Ein Team in den Startlöchern 15 KINDER STÄRKEN – nierinnen und Kiwanier überall in der Welt zu treffen: im Urlaub, auf Conventions oder AUS DEM DISTRIKT ZUKUNFT SICHERN bei Clubbesuchen, auch in anderen Orten. Für mich waren es viele wunderbare Mo- Nur die Sonne ist gratis... Global denken – lokal handeln 16 18 mente, mich auf der Europa- oder Weltcon- KIWANIS FOUNDATION Liebe Kiwanis-Freundinnen, vention mit ganz vielen Kiwanierinnen und Schulen in der Kiste 19 liebe Kiwanis-Freunde, Kiwaniern auszutauschen, immer wieder mit KI-EF / KIWANIS INTERNATIONAL anderen am Tisch zu sitzen und sofort „ei- am 1. Oktober wurde der Wechsel der nen Draht“ zueinander zu haben. Dies wird KI-EF: Der Weg zu mehr Autonomie 20 Amtsträger in den Clubs, den Divisionen auch wieder auf unserer Distrikt-Conventi- Thomas Schickentanz vom KC 21 Idar-Oberstein neuer BMC-Chairman und im Distrikt Deutschland offiziell on vom 7. bis 10. Mai 2020 in Braunschweig Treffen der europäischen Governors vollzogen. Ich freue mich auf mein Gover- stattfinden. 30 Jahre nach der Grenzöffnung 21 2014/2015 in Travemünde nor-Jahr, auf das ich mich zwei Jahre lang liegt Braunschweig nun mitten in Deutsch- Kiwanis International Convention in 22 als Vice- und als Governor elect vorbereiten land und ich hoffe und erwarte, dass aus Orlando konnte. Mit hoch motivierten Mitstreitern (fast) allen Clubs aus dem Norden, aus dem Anti-Diskriminierungsklausel 23 beschlossen im geschäftsführenden Vorstand verstehen Süden, aus Ost und aus West Vertreter zur wir uns als Dienstleister für die Clubs und fröhlichen Convention nach Braunschweig KIDS-Award für Distrikt und Governor 23 ihre Mitglieder in ganz Deutschland. kommen. Haltet euch das zweite Maiwo- ZUKUNFTSWERKSTATT Mein Jahresmotto lautet »Kinder stärken chenende dafür frei! Ein erfolgreiches Aufnahmegespräch 24 – Zukunft sichern«. Kinder sind unsere Ich hoffe, zusammen mit euch ein schönes, Club-Partnerschaften bereichern Kiwanis 25 Zukunft, sie fit zu machen für die Zukunft, spannendes, erfolgreiches und harmonisches Wie der KC Rastatt neue Mitglieder ist in unser aller Interesse. Je mehr Kiwa- Kiwanis-Jahr 2019/20 zu erleben. Mein 25 gewinnt nierinnen und Kiwanier wir haben, desto Dank gilt euch allen, die ihr euch nach Kräf- Soziale Medien: online ein gutes Bild 26 mehr Charity-Aktivitäten können realisiert ten für die Kiwanis-Idee, für die Kinder der abgeben werden, vor Ort, in Deutschland und in der Welt und die Stärkung und Neubildung von 10 Jahre KC Kulmbach 27 Welt. Clubs einsetzt. Denn: mehr Hände - mehr CLUB-SPECIAL Ganz wichtig für das Funktionieren der Charity. 500 Kinder im Zauberschloss 28 Beziehung zwischen den Clubs und dem KC Erbach: eine große Familie 30 Distrikt sind die 21 Lieutenant Governors. In diesem Sinne Lt. Governor ist übrigens in keiner Weise Mit herzlichen Grüßen Service in Pearl Harbor 30 eine militärische Bezeichnung. Sie kommt Euer Governor 2019/20 Benefiz-Picknick und Jumelage 31 aus dem Englischen und bedeutet Vize-Go- Fast 12.000 Euro für Fontanherzen 31 vernor, also Stellvertreter des Governors. Sie Rigoletto führt Kiwanis zusammen 32 sind die Bindeglieder zwischen Mitgliedern AUS DEN CLUBS 35 und Distriktvorstand. IN MEMORIAM 40 Der Distrikt bietet den Clubs vieles: Versi- cherungen, Gema-Vergünstigungen, Be ra ZU GUTER LETZT tung und die Mitglieder-Datenbank myKi- Neues aus dem Feuchten Otter 42 wanis, um nur einiges zu nennen. Aufgabe Hermann Büsing LESERBRIEF der Lt. Governors ist es, dies den Club-Ver- Jörg Liedtke zu KCF-Verwaltungskosten 43 antwortlichen zu vermitteln und Wünsche TERMINE UND IMPRESSUM 43 und Ideen der Clubs dem Distrikt mitzutei- len, damit das Prinzip „bottom up“ funktio- niert statt „top down“. Ungezählt viele Mitglieder werden sich im Kiwanis-Magazin | Herbst 2019 3
SCHWERPUNKTTHEMA DIESER AUSGABE: Das Multi- Generationen- PROJEKT Eine der Stärken von Kiwanis ist sicher die Vielfalt seiner Mitglieder. Vom Tischler bis zur Universitätsprofessorin, vom Top-Manager bis zum Verwaltungsangestellten, vom pensionierten Lehrer bis zur jungen Fir- mengründerin ist fast jede Gesellschaftsgruppe vertreten. Auch der Mix der Generationen macht Kiwanis zu einem spannenden Schmelztiegel für Ideen und Konzepte. Wenn man die Key-Clubs nicht mitrechnet, sind unsere jüngeren Mitglieder Jahrgang 1990, während unsere noch akti- ven Gründerväter in den 30er- und 40er Jahren des letzten Jahrhunderts geboren wurden. Der Altersdurchschnitt aller Clubs liegt bei 60 Jahren. Es gibt aber auch Clubs, bei denen das Durchschnittsalter knapp über 40 liegt. Die Bandbreite ist also groß. Potenziale für einen intensiven Austausch der Generationen sind also vor- handen. Dennoch muss gefragt werden, ob wir die Potenziale ausreichend nutzen? Schaffen wir die Balance zwischen den diversen Altersgruppen und liegt ein Kurs an, der die Zukunft für Kiwanis sichert? Oder gibt es einen Generationenkonflikt zwischen Bewahrern des Althergebrachten und den Modernisieren, in dem Unverständnis für die jeweilige Position des anderen vorherrscht? In den folgenden Texten und Interviews gehen wir auf die Suche nach Antworten. Autor: agr Bild: pixabay https://de.kiwanis.news/400892 4 Kiwanis-Magazin | Herbst 2019
DAS MULTI-GENERATIONEN-PROJEKT DER KC LÜBECK: SEIT GENERATIONEN ERFOLGREICH 6 Kiwanis-Magazin | Herbst 2019
DAS MULTI-GENERATIONEN-PROJEKT Hans-Jürgen (Hennes) Clasen und Lothar Kewitz sind Gründungsmitglieder im KC Lübeck, der im nächsten Jahr 50. Jubiläum hat. Damals wie heute sind sie aktive Mitglieder. Stefanie Uhrig hat sie für das Kiwanis Magazin zu ihren Erfahrungen von früher und ihren Eindrücken in der aktuellen Zeit befragt. Kiwanis Magazin: Hennes und Lothar, 1970 gab es kaum Kiwanis Clubs H&L: Wir hatten ein gutes Verhältnis zu Österreich. Als wir 25 Jahre alt in Deutschland. Wie kam es zu der Gründung des KC Lübeck? waren, haben wir uns für die Convention beworben. Dazu sind wir mit einer Truppe nach Graz gefahren und sind in Lübecker Kostümen aufgetreten. Hennes & Lothar: Wir waren damals im jungen Alter von 30 bis 35. Zwar Die Convention haben wir dann tatsächlich gekriegt – die waren von unse- gab es in Lübeck sechs Service-Clubs, Rotary und Lions, aber die waren uns rem Auftritt so begeistert. Dann wurde der Distrikt zu groß, deshalb haben zu alt und zu streng in ihren Satzungen. Als Sportler hatten wir zum Beispiel sie Deutschland und Österreich getrennt. Zu einem Club in Österreich ha- gar nicht genug Zeit, um anspruchsvolle Anwesenheitspflichten zu erfüllen. ben wir immerhin noch Verbindungen. Zwei unserer Freunde haben dann Kiwanis ausfindig gemacht. Zuerst bilde- ten wir einen Freundeskreis mit Wirtschaftsjunioren und Politikern, dann KM: Wie habt ihr diese Trennung damals mitbekommen? kam die Clubgründung. Kiwanis war für uns eine tolle, neue Idee. H&L: Es war uns schon präsent. Aber wir waren nicht im Distrikt-Vorstand KM: Wie sind eure Beziehungen zu den benachbarten Service-Clubs? und haben uns keine großen Gedanken darum gemacht. Hennes & Lothar: Wir haben mal eine Zeit lang mit Rotariern und Lions KM: Was sind nach eurer Meinung die größten Veränderungen, die es inner- gekegelt, Skat und Dart gespielt. Aber sie waren zu alt für uns. Wir haben halb von Kiwanis gegeben hat? das immer organisiert. Als sie die Organisation übernehmen sollten, ist es eingeschlafen. H&L: Es ist mittlerweile schwieriger, aber nicht unmöglich, engagierte Men- schen für Kiwanis zu finden. Das liegt zum Teil an der sehr viel höheren Be- KM: Gab es gemeinsame Aktionen? schäftigungsquote von Frauen und an der damit einhergehenden Aufgaben- und Rollenverteilung. Auch die sozialen Medien spielen sicher eine Rolle. H&L: Als 1989 die Grenze aufgemacht wurde, habe ich versucht, weitere Zeit haben wir alle die Gleiche. Es ist eine Frage der Prioritäten. Lübecker Clubs zu begeistern, um eine Obstspende an der Grenze zu vertei- len. Das war gar nicht so einfach. Immerhin haben 3 oder 4 Clubs zusammen KM: Wie kann man dennoch neue Menschen für Kiwanis begeistern? einen Lastzug mit Apfelsinen und Bananen verteilt. H&L: Junge Mitglieder werben junge Mitglieder – da kommen die Alten KM: Wie habt ihr es geschafft, bekannter zu werden? gar nicht mehr dran. Es ist auch für jedes neue Mitglied gut, wenn er schon Freunde im Club hat oder mit Freunden gemeinsam eintritt. Unsere Taktik H&L: Unser Hamburger Patenclub, der leider nicht mehr existiert, hat uns war außerdem immer, Neumitglieder gleich in Aufgaben einzubeziehen, so dabei geholfen. Außerdem war eines unserer Mitglieder Verleger der Lübe- dass sie gleich eine größere Bindung bekommen und auch dabeibleiben. cker Nachrichten, das war natürlich von Vorteil. In der Öffentlichkeit haben wir uns vor allem mit unseren Aktionen einen Namen gemacht: Ein Jahr KM: Was sollte sich in der heutigen Zeit möglichst noch verändern? nach unserer Gründung richteten wir bereits ein Konzert mit 2.000 Besu- chern aus. Das hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet. H&L: Wir müssen es schaffen, die Familien unserer Kiwanisfreunde stärker zu integrieren. So entsteht Loyalität zu Kiwanis, so bilden sich Freundschaften. KM: Was waren damals die Hürden, die man als Kiwanier überwinden musste? KM: Der KC Lübeck ist mit derzeit 43 Mitglieder noch immer einer der stärksten Clubs Deutschlands. Was ist euer Erfolgsrezept? H&L: Es gab keine Hürden, weil wir gut aufgestellt waren. Wir hatten Po- litiker, Kaufleute, Ärzte, Anwälte und Verleger in unserem Club, also ein H&L: Man braucht natürlich eine permanente Verjüngung des Clubs. Wenn gutes Netzwerk. das nicht gelingt, geht der Club ein. Innerhalb der Mitglieder pflegen wir intensive Freundschaften durch gemeinsame Reisen und Besuche der Con- KM: Hat sich die Bedeutung von Kiwanis im Laufe der Zeit verändert? ventions. Schön sind auch die Kaminabende „Alt trifft Jung“. Wie groß und erfolgreich ein Club ist, hängt auch mit seinen Aktivitäten zusammen. An H&L: Heutzutage gibt es von den Kommunen bzw. der öffentlichen Hand guten Events kann der Club wachsen. weniger Mittel für den sozialen Bereich. Service-Organisationen müssen da- her öfter in kurzfristigen Notlagen einspringen, oder an Stellen, die für die KM: Sind reine Männer- oder Frauenclubs noch zeitgemäß? breite Öffentlichkeit weniger sichtbar sind. Daher nimmt die Bedeutung von Kiwanis insbesondere auf lokaler Ebene stark zu. Kiwanier zu sein, bedeutet H&L: Das sollte jeder Club für sich entscheiden. Bei uns hat sich die Frage zunehmend, Verantwortung zu übernehmen. nicht gestellt, da wir vor Jahren bereits auch reine Frauenclubs gegründet haben, mit denen wir sehr gute Kontakte pflegen. Auch einige der Frauen KM: Wann war Kiwanis nötiger, 1970 oder 2019? unserer Mitglieder sind dabei. Unser Club ist 50 Jahre lang so entstanden und gewachsen. Es würde gar nicht so passen, wenn wir Damen aufnehmen. H&L: Kiwanis war schon immer nötig. Der Aufgabenbereich hat sich ein- fach verschoben, was in einer sich verändernden Gesellschaft vollkommen KM: Lieber Hennes, lieber Lothar, vielen Dank für das Gespräch! normal ist. Autor: Dr. Stefanie Uhrig KM: Anfangs bildete Deutschland noch einen Distrikt gemeinsam mit Ös- Bild: KC Lübeck terreich. Wie habt ihr das wahrgenommen? https://de.kiwanis.news/400882 Kiwanis-Magazin | Herbst 2019 7
DAS MULTI-GENERATIONEN-PROJEKT INTEGRATION, INNOVATION UND JUGENDLICHER SPIRIT Wie denkt der neue Präsident von Kiwanis International über Kiwanis als Multi-Generationen-Projekt? Wir hatten die Gelegen- heit, in Brüssel mit Daniel Vigneron zu sprechen. Kiwanis Magazin: Daniel, was können die unterschiedlichen Genera- Daniel: Ich bin im Kongo aufgewachsen und habe dort gelebt bis ich 24 tionen bei Kiwanis voneinander lernen? wurde. Ich war immer tief beeindruckt, was Service-Clubs für die Men- schen geleistet haben, die Hilfe brauchten. Kiwanis war zu dieser Zeit nur Daniel Vigneron: Ich glaube wir können viel voneinander lernen. Auch in den USA und Kanada aktiv, also noch keine wirklich internationale wenn die Mentalitäten zwischen Alt und Jung sehr unterschiedlich sind Organisation. Als ich dann 1985 eingeladen wurde, dem Kiwanis-Club – mit etwas gutem Willen zur Integration können wir sehr viel erreichen: Vielsalm (Distrikt Belgien-Luxemburg) beizutreten, fühlte ich mich sehr den innovativen Spirit der Jugend kombiniert mit den Erfahrungen der geehrt. Ich war sehr glücklich, Teil dieser Gemeinschaft werden zu dürfen. Älteren. Da wäre ein wunderbarer Mix. KM: Ist Kiwanis in deine Augen noch immer die Organisationen, die du KM: Ist Kiwanis angesichts des aktuellen Durchschnittsalters denn wirk- vor über dreißig Jahren beigetreten bist? lich ein Multi-Generationen-Projekt? Der von dir gerade genannte Wille zur Integration erscheint doch oft recht unterentwickelt. Daniel: Kiwanis hat sich seitdem stark weiterentwickelt und wird das auch immer weiter tun müssen, um diese Evolution weiterzuführen. Daniel: Wir haben gar keine Alternative – wir müssen mit allen Generati- onen an einem Strang ziehen. Angesichts des in der Tat hohen Altersdurch- KM: Was dürfen (müssen) die unterschiedlichen Generationen in Kiwanis schnitts wird Kiwanis sterben, wenn es uns nicht gelingt, die Jungen zu voneinander erwarten? integrieren. Eines Tages wird jeder von aus dem Leben scheiden. Dann müssen die Jungen das fortführen, was vor über 100 Jahren begonnen wur- Daniel: Die Generationen müssen die Integration wollen und zulassen, de. Wir Alten müssen clever genug sein, die Jungen in unsere Organisation sowie unterschiedliche Vorstellungen, Wege und Ideen respektieren. aufzunehmen und voll zu integrieren. Dazu gehört auch zu akzeptieren, dass die nachfolgenden Generationen andere Wege beim Service für Kin- KM: Daniel, wir danken für das Gespräch und wünschen dir ein erfolgrei- der und Kommunen gehen wird. ches Jahr als Kiwanis International Präsident. KM: Wie bist du Kiwanier geworden und was war deine Motivation für Autor und Bild: agr diesen Schritt? https://de.kiwanis.news/400914 8 Kiwanis-Magazin | Herbst 2019
DAS MULTI-GENERATIONEN-PROJEKT WANDEL ODER »NACH MIR DIE SINNFLUT«? Dr. Yves Mayzaud ist Philosoph und Dozent an der Ruhruniversi- tät Duisburg-Essen. Mit ihm haben wir über Konflikte und Chan- cen beim Austausch zwischen den Generationen gesprochen. Kiwanis Magazin: Yves, gibt es eine Lösung für den ewigen Konflikt der Generationen? Dass die Alten bewahren und die Jungen verändern wollen? Yves: Die Grundlage für einen harmonischen Umgang der verschiedenen Generationen ist der gegenseitige Respekt. Der Jungen gegenüber der Le- bensleistung der Alten und der Alten gegenüber dem Willen der Jungen, neue Wege zu beschreiten, um zu erhalten was gut ist und zu verbessern, was nicht so gut läuft. KM: Das klingt schön – ist es aber auch realistisch? Es ist ja bekannt, dass der Mensch zunächst Veränderungen ängstlich und ablehnend entgegentritt. Yves: Der Selbsterhaltungstrieb der Alten ist natürlich groß. Wer will sich schon gerne vorhalten lassen, dass das was früher richtig war, jetzt nicht mehr oder nur noch eingeschränkt gilt? Entscheidend scheint mir aber, dass wir immer die Frage nach dem gemeinsamen Ziel in den Mittelpunkt stellen. Was ist das eigentliche Ziel von Kiwanis? Den Kindern der Welt dienen – oder eine liebgewonnene Organisation mit ihren Traditionen fortsetzen? Vielleicht sollten wir einmal prüfen, was die wirklich entscheidenden Tradi- Yves: Die Mitgliedschaft in Organisationen ist häufig auch von den tionen sind. Sind Formalien wichtig oder neue Wege und Prozesse? eigenen Interessen geleitet. „Kann ich was werden?“ – „Kann ich Macht erlangen?“ - „Ist es gut für mein Geschäft oder meine gesellschaftliche Stel- KM: Ein Past-Governor hat einmal gesagt, dass „ein hochwertiges Restaurant lung?“ - „Bekomme ich Anerkennung?“ All das ist sehr menschlich. Vor al- die erste Voraussetzung für einen Kiwanis-Club sei“. Ist es das was du meinst? lem Anerkennung – besonders, wenn diese zum Beispiel nicht mehr durch die berufliche Karriere erfolgt – ist ein wichtige Triebfeder. Anerkennung Yves: Genau – wenn die Verpackung wichtiger wird als der Inhalt, soll- und Lob sind enorm wichtig für das seelische Wohlbefinden. Wenn aber ten wir innehalten und uns fragen, ob das dauerhaft der richtige Weg ist. Posten, Macht und die eigene Meinung zu den entscheidenden Motiven Alles hat seine Zeit: vor 50 Jahren mag der Clubabend angesehener Bürger werden, wird die Entwicklung einer Organisation gebremst. im ehrwürdigen Ratskeller das Maß der Dinge gewesen sein. Und das war dann auch gut so. Wer aber heute neue Generationen für die gute gemein- KM: Und was kann Kiwanis tun, um dem entgegenzutreten? same Sache gewinnen will, muss vielleicht in die angesagte Lounge-Bar bitten. Oder an den Foodtruck. Oder ins heimische Esszimmer. Yves: Indem wir uns als Organisationen immer wieder fragen: Verstecken wir uns aus Angst vor einer ungewissen Zukunft hinter vage formulier- KM: Leider schließen auch in diesem Jahr wieder Clubs. Das häufige Ar- ten Traditionen? Was ist wichtig für die Zukunft von Kiwanis – und was gument: wir sind zu alt und wir finden keine neuen Mitglieder. Abgesehen weniger? Wie läuft die Kommunikation zwischen den Generationen? Was von dem Aspekt, dass die Suche nach neuen (jüngeren) Mitgliedern meist sind die Interessen der Akteure? Wollen wir – wie es unser letzter Gover- viel zu spät angegangen wird, was steckt da sonst dahinter? nor formuliert hat – wirklich (persönlich) wachsen? Was sind die besten Prozesse und Formate, um allen Altersgruppen ein interessantes Umfeld Yves: Der Generationentransfer ist immer sehr anstrengend. Clubs, die bei Kiwanis zu bieten? kontinuierlich neue Mitglieder aufnehmen, sind in einem ständigen Neu- findungsprozess. Denn neue Mitglieder stellen natürlich althergebrachtes in KM: Hast du auch Antworten? Frage. Wird dann immer nur abgeblockt, sind die neuen bald wieder weg. Hier ist – von allen – mehr Toleranz gefragt. Vor allem von den vorherge- Yves: Ich bin noch nicht lange genug bei Kiwanis und kenne eigentlich henden Generationen. Denn die werden irgendwann nicht mehr sein. Wenn auch nur meinen Club. Aber unabhängig von der konkreten Organisati- Kiwanis dann auch weiter bestehen soll, müssen es die Jungen richten. onen sind diese strukturellen Fragen immer wichtig. Wir sollten uns klar machen, dass sich die Gesellschaft ändert. Das hat es schon immer gegeben. KM: Die Frage an Kiwanis-Freunde in den Siebzigern, wie denn Kiwanis Und diese gesellschaftlichen Prozesse nehmen wenig oder keine Rücksicht in 30 Jahren aussehen soll, führt oft zu Irritation. „In dreißig Jahren lebe auf das was war. Wer das ignoriert, beleidigt auch die vorhergehenden Ge- ich wohl nicht mehr“, wird dann oft geantwortet. nerationen. Denn die mussten sich auch schon den Veränderungen stellen. Das hört nie auf. Yves: Das ist genau, was ich meine. Das klingt arg nach „Nach mir die Sinnflut“. Wir sollten uns aber nicht nur mit dem Kampf der Generationen KM: Besten Dank für das Gespräch. beschäftigen. Denn der ist vielleicht mehr ein Kampf der Ideologien. Autor: agr, Foto: Universität Duisburg/Essen KM: Was meinst du damit? https://de.kiwanis.news/400900 Kiwanis-Magazin | Herbst 2019 9
DAS MULTI-GENERATIONEN-PROJEKT »LASS DIE JUNGEN DOCH MAL MACHEN...« Wie kann Kiwanis in die Zukunft getragen werden? Diese Frage haben wir auch Sepp Schachermayr gestellt. Sepp (Jahrgang 1965) ist Mitglied der Kiwanis-Clubs Lentia und Wien sowie des Centennial E-Kiwanis Clubs. Seit 1. Oktober ist Sepp Vice-President von Kiwanis Europa. Kiwanis Magazin: Sepp, wie sieht es aus mit dem Mix der Generationen sind? Viele jüngeren Menschen wollen sich gerne in ein konkretes (zeitlich be- in Kiwanis? grenztes Projekt) engagieren, aber nicht mehr auf unbegrenzte Zeit. Sepp: Thema war immer, dass es Clubs gibt, die ein kleines Generatio- Sepp: Die Entwicklung der einzelnen Clubs in der Vergangenheit war häu- nenproblem haben. Oft werde ich gefragt, »Sepp, was sollen wir tun? Wie fig so, dass viel gemeinsam – also auch mit den Familien – gemacht wurde. schaffen wir es, junge Mitglieder zu gewinnen?« Meine Antwort lautet Heute haben viele der Partner/Partnerinnen ihr „eigenes Ding“. Der Aspekt, dann: Nehmt einen siebzigjährigen auf. Dann ist meist helle Aufregung. Wir dass Kiwanis auch eine Familien-Organisation ist, ging dadurch etwas ver- wollen doch jüngere Mitglieder, nicht noch mehr Senioren. Es ist meines loren. Und ja, viele Junge haben keine Lust mehr auf Formalien, langweilige Erachtens aber sinnlos zu versuchen, 30 oder 40-jährige für Clubs zu gewin- Sitzungen und Vereinsmeierei. Wenn man sich die Meetings in manchen nen, in denen der jüngste schon über 70 ist. Also besser den langsamen Weg Clubs anschaut, wundert mich das nicht. Die Jungen wollen heute aktiv sein gehen. In diesem Jahr einen 70-jährigen, nächstes Jahr zwei 68-jährige usw.. und schnell Ergebnisse sehen. Dass können wir ignorieren, müssen dann aber Die Erfahrung hat gezeigt, dass eine gute Durchmischung der Generationen mit den Folgen leben. Oder wir machen uns Gedanken z.B. über Tages- oder entscheidend ist: ein Drittel Erfahrene, ein Drittel Mittelbau und ein Drittel Projektmitgliedschaften. Oder andere neue Formen. Das Clubleben hat sich Junge. Als ich zu Kiwanis gekommen bin, war ich ungefähr 36 Jahre alt, der nicht überlebt – aber neue Formen sind nötig. nächst-jüngste war 55. Dann habe ich dagesessen und mich gefragt, was tu ich hier mit den alten Herren? Aber: die Geschichten, die die zu erzählen KM: Wie können die Alten und Jungen strukturell mehr voneinander lernen? hatte, waren so interessant, dass ich gesagt habe, da will ich dazu gehören. Wir hatten Chefs von wirklich großen Unternehmen dabei, von deren Ge- Sepp: Freie Entscheidungsgewalt für die Jungen. Lass die doch mal machen schichten und Erfahrungen ich gerne profitieren wollte. Ich habe dann aber und ihnen keine Wege in den Weg legen. Vor 30 oder mehr Jahren waren die schon versucht, Menschen meiner Generation mit hinein zu bringen, was mir heute Alten ja so alt, wie die heute Jungen. Der Unterschied: Als sie damals auch gelungen ist. Dann hatten wir diese Drittelmischung. Man muss auch den Club gegründet haben, gab es noch keine alten Kiwanier, die gesagt ha- sehen, dass bei den Club-Meetings und Aktionen ein Drittel immer da ist, ein ben, wie es nicht geht. Die Jungen heute wollen sich nicht bevormunden las- Drittel ist ab und zu da und ein Drittel sieht man nicht so oft. In Österreich sen. Loslassen muss die Devise sein. Das häufige und schnelle „Nein!“ sagen haben wir viele Clubs, die in den letzten Jahrzehnten vermieden haben, neue (Nein, das haben wir noch nie so gemacht! Nein, das machen wir immer so!) Mitglieder aufzunehmen und sich jetzt wundern, dass niemand mehr dazu ist ein schwerer Fehler unserer Zeit. kommen mag. Dann fehlt der Mix der Generationen. KM: Besten Dank für das Gespräch. KM: Es gibt Clubs, die 20, 30 Jahre aktiv waren und jetzt wegen Überalterung den Club schließen wollen. Sind denen die letzten Jahrzehnte egal? Oder müs- Autor und Bild: agr sen wir akzeptieren, dass Kiwanis-Clubs nicht mehr auf die Ewigkeit angelegt https://de.kiwanis.news/400903 10 Kiwanis-Magazin | Herbst 2019
DAS MULTI-GENERATIONEN-PROJEKT EHRENAMT HÄLT FIT! Wer Kiwanier wird, möchte Kindern ein besseres Leben ermöglichen. Doch interessanterweise helfen wir mit ehrenamtlichem Engagement nicht nur Anderen, sondern auch uns selbst: nämlich dabei, gesund älter zu werden! Schaut man sich bei der Convention oder anderen Kiwanis-Treffen um, vorbeischauen, einen Kommentar hinterlassen oder selbst etwas posten! findet man deutlich mehr ältere Menschen als jüngere. Logisch, denn in Dankbarkeit ist ein wichtiger Teil, von Kiwanis und vom Altern. Es hilft, den meisten Clubs sieht es ähnlich aus. Doch blickt man ein zweites Mal das Gehirn fit zu halten, und wirkt Depressionen entgegen. Dazu kommt, hin, fällt etwas auf: Die Kiwanier sind energisch, passioniert, engagiert, dass wir bei Kiwanis doch immer wieder etwas Neues lernen und ent- und insgesamt bei guter Gesundheit. decken. Sei es bei Vorträgen auf dem Clubabend, beim Austausch mit Nun könnte man argumentieren, dass nur diejenigen eine Chance haben, Kiwanis-Freunden oder bei der Planung eines neuen Events. Besonders, sich ehrenamtlich einzubringen, denen es mehr oder weniger gut geht. wenn man aktiv neugierig ist, hinterfragt, sich Gedanken macht, hält Die anderen bleiben eben zu Hause und sind nicht so sichtbar. Das ist man seinen Denkapparat fit. sicher ein Teil der Geschichte. Doch die Wissenschaft zeigt, dass soziales Der Ruhestand hingegen ist etwas, das viele Menschen – teilweise zurecht Engagement tatsächlich Auswirkungen auf die Gesundheit hat. So gibt – fürchten. Oft ist es auch so, dass man sich darauf freut, dann aber nicht es Studien, die belegen, dass sich die kognitiven Fähigkeiten durch ehren weiß, was man mit sich anfangen soll. Schon lange vorher ein Hobby zu amtliche Tätigkeiten verbessern. Dazu gehören beispielsweise das so finden, in dem man richtig aufgeht, kann dagegen helfen. Je aktiver, desto genannte Arbeitsgedächtnis, also die Kurzzeitspeicherung von Wissen, besser. Soziales Engagement ist eine wunderbare Möglichkeit dafür. und die Verarbeitung von Informationen. Dabei kommt es nicht einmal Ein Aspekt, bei dem das Ehrenamt weniger gut wegkommt: der Alkohol. darauf an, wie viele Stunden pro Woche man sich einbringt. Tatsächlich fand eine Studie heraus, dass in Deutschland die Mitglied- Möglicherweise vermindert soziales Engagement sogar das Risiko, an schaft und die Aktivität in einer Organisation das Trinken eher fördert, Demenz zu erkranken. Wirklich eindeutig ist die Sachlage hier noch als dagegen zu schützen. Das liegt allerdings wohl an der Art, wie alko- nicht, aber es gibt einige Hinweise darauf. Dazu kommt, dass Ehrenamt- holische Getränke in der Gesellschaft gesehen werden. Gemeinsam mit ler anscheinend mit chronischen Erkrankungen besser umgehen können Freunden trinkt man eben doch mal mehr. Von Charity-Whiskey-Proben und sich dadurch weniger einschränken lassen. mal ganz abgesehen. Ein Aspekt des Ehrenamtes, der die Gesundheit besonders fördert, ist Eine letzte Bemerkung zum Schluss. Wie oft und wie lange man sich en- wahrscheinlich die Freundschaft. Denn es gibt viele ältere Menschen, die gagiert, hängt stark mit der Zufriedenheit und dem Spaß bei der Sache eher zurückgezogen leben, weniger aus dem Haus gehen, seltener Freunde zusammen. Es ist kein origineller Gedanke: wenn wir ältere Mitglieder treffen. Dabei sind soziale Kontakte unglaublich wichtig für das Gehirn behalten und neue (junge und alte) Mitglieder gewinnen wollen, dürfen – wobei gar nicht so relevant ist, wie viele Freunde man hat oder wie eng wir uns nicht allzu sehr an strengen Regeln entlang hangeln, sondern be- die Beziehungen sind. Und Kiwanis ist natürlich ein wunderbarer Ort, sonders die Freude am Helfen im Blick behalten. um Anderen zu begegnen, von guten Freunden über entfernt Bekann- te bis hin zu neuen Leuten. Übrigens kann man auch online hilfreiche Autor: Dr. Stefanie Uhrig soziale Interaktionen bieten, wenn man sich mal nicht danach fühlt, Bild: pixabay das Haus zu verlassen. Also gerne mal auf der Kiwanis Facebook-Seite https://de.kiwanis.news/400873 Kiwanis-Magazin | Herbst 2019 11
DAS MULTI-GENERATIONEN-PROJEKT RESPEKTVOLL UND GUT VERZAHNT... Seit über 40 Jahren ist Dieter Kalbhenn (Jahrgang 1938) Kiwanier von tiefster Überzeugung. Sein Einstieg war aber nicht in Deutschland, sondern beim KC Grove City im US-Bundesstaat Ohio. In Deutschland war er Gründungsmitglied des KC Wein- straße. Er war 1985/86 Distrikt-Sekretär und von 1989 - 1991 Lt. Governor der Division 6. Mit ihm haben wir über Kiwanis gestern, heute und morgen gesprochen. Kiwanis Magazin: Dieter, ist Kiwanis ein Mehrgenerationenprojekt? KM: Was ist wichtiger: die eigenen Vorstellungen zu konservieren oder Kiwanis in die Zukunft zu tragen und auch zu akzeptieren, dass Kiwanis Dieter: Kein Zweifel. Es kommen doch immer wieder neue Freundin- dann anders aussehen kann, als früher? nen und Freunde dazu und wir verlieren alte Freunde. Kiwanis ist also in einem kontinuierlichen Erneuerungsprozess. Es ist aber auch eine Frage Dieter: Betonköpfe hat es immer gegeben - die werden wir auch nicht errei- des Umgangs der verschiedenen Altersgruppen. Wie ist der Umgang un- chen oder gar ändern. Wichtiger ist es doch, die flexiblen und willigen zu er- tereinander und wie werden die Ziele des Clubs gemeinsam verwirklicht. reichen, von denen wir doch so viele haben. Und die sich auch unvermeidlich durchsetzen werden. Der Lauf der Zeit ist ja erbarmungslos. (Lacht) KM: Bei der Gründung der Clubs vor Jahrzehnten waren die (Grün- dungs-)Mitglieder mehr oder weniger gleich alt. War das einfacher als KM: Welche Altersgruppen sollen wir ansprechen? heute, Jahrzehnte später mit den verschiedenen Altersgruppen? Dieter: Eigentlich schon Studenten und Berufsstarter. Denen können wir Dieter: Richtig, aber ich habe später auch erlebt, wie sich die Altersgruppen doch ein spannendes Netzwerk bieten. Wenn die dann aber Familien grün- gut verzahnt haben. Beim 40-jährigen Jubiläum des KC Weinstrasse konnte den und ihre Karriere beginnen, werden diese aber ihren Fokus verlagern. man das sehr gut sehen. Da waren viele neue Mitglieder, die ich nicht kannte, Dann sollten wir ihnen auch die Freiheit lassen, um sie später wieder anzu- aber auch altgediente Freunde aus den frühen Tagen des Clubs da. Das war sprechen. Dann werden die 50 - 60-jährigen wieder interessant. Letztendlich ein gutes Beispiel für das Multi-Generationenprojekt Kiwanis. gilt aber, dass weniger das Alter, sondern die positive Einstellung zählt. KM: Der Altersdurchschnitt im Distrikt liegt bei 60 Jahren. KM: Wie werden wir attraktiver für jüngere Generationen? Dieter: Der hohe Altersdurchschnitt ist leicht erklärbar. Die Jungen, Dieter: Durch Respekt und Offenheit gegenüber anderen Ideen, Vor- also 30 - 40-jährigen, haben gerade erst eine Familie gegründet, stehen stellungen und Konzepten. Respekt vor der Erfahrung der Alten und am Anfang ihrer beruflichen Lauf bahn, haben gerade gebaut und durch- Respekt gegenüber den neuen Ideen der Jungen. aus auch noch andere Hobbys und Interessen. Das diese Altersgruppe andere Prioritäten hat, ist gut nachvollziehbar. Darum sollten wir uns KM: War Kiwanis früher besser? auch viel mehr auf die Mitbürger zwischen 50 und 65 konzentrieren. Dieter: Nicht besser, aber anders: Vielleicht muss der alleinige Fokus KM: Müssen wir nicht verstärkt versuchen, die Familienmitglieder mit auf Kinder überdacht werden. Unsere früheres Motto „We build“ hat da einzubeziehen? mehr Raum gelassen. Denn bei Kiwanis gilt ja auch der Fokus auf das Engagement in der Gemeinde. Neben der Unterstützung von Kindern Dieter: Auf jeden Fall - und das geschieht ja auch. Die Familien sind auch gibt es vor Ort ja viele Betätigungsfelder für Kiwanis. heute noch immer mit engagiert. Bei den vielen Aktivitäten der Clubs sind ganz oft die Partner und Kinder mit dabei. Gerade für die Älteren ist es KM: Was sind die wirklich für die Zukunft wichtigen und entscheidenden Tra- dann meist wunderbar, Kontakt zu Menschen aller Altersklassen zu haben. ditionen bei Kiwanis? Und wie wichtig sind Pins, Wimpel und Tischglocken? KM: Hat die Bereitschaft, einander zuzuhören und sich zu respektieren Dieter: Entscheidend ist der unbedingte Wille, sich anderen Menschen nachgelassen? Hat sich das geändert? zuzuwenden. Bereit zu sein, zu helfen und sich zu engagieren. Die Grund- bereitschaft anderen zu helfen, hängt nicht von Pins oder Logos ab. Den- Dieter: Das ist vielleicht ein Frage des Zeitgeistes, sich weniger zuzu- noch sind z.B. Wimpel auch Kommunikationsmittel, die den Austausch hören und andere Meinungen zu akzeptieren. Es ist egoistisch, nur seine fördern. Man kommt ins Gespräch und hat eine gemeinsame Ebene. eigenen Erfahrungen und Positionen als richtig anzuerkennen. Daraus ergeben sich Spannungen, die nicht ohne weiteres zu beseitigen sind. Autor und Bild: agr Aber mit gutem Willen muss das gehen. https://de.kiwanis.news/400906 12 Kiwanis-Magazin | Herbst 2019
DAS MULTI-GENERATIONEN-PROJEKT Kiwanis-Magazin | Herbst 2019 13
DAS MULTI-GENERATIONEN-PROJEKT MEHR DIGITAL, MEHR EINFLUSS, MEHR EUROPA 60 Jahre ist eine Kiwanierin, ist ein Kiwanier im Durchschnitt alt. Die Mitglieder, die unter diesem Durchschnitt liegen, sind trotz beruflicher und familiärer Belastungen meist sehr aktiv in ihren Clubs. Und auch auf Distrikt-Ebene sind es viele junge Frauen und Männer, die ten bei Meetings, Fundraising und Charity sowie die Kooperation mit an- sich für Kiwanis engagieren. Selbstbewusst, innovativ und zukunftsorien- deren Organisationen. tiert. Und sie haben klare Vorstellungen, wie Kiwanis in Zukunft aussehen soll. Im Rahmen des European Young Kiwanis Summit im März in Lissa- Persönlich bon wurden Ideen, Ziele und Wünsche formuliert, die den Weg in diese Die Motivation der jungen Kiwanis unterscheidet sich nicht so sehr von Zukunft weisen. Die Vorstellungen und Wünsche können in drei Gruppen denen der Alten. Auch sie wollen sich gesellschaftlich engagieren und die aufgeteilt werden: Welt zum Guten hin verändern. Aber sie sind ungeduldiger. »Größere Wirkung in kürzerer Zeit« lautet die Devise. Dazu gehört auch, dass sie Organisatorisch die persönliche Entwicklung vor Augen haben. Der Wunsch, von erfah- Oft genannt wurde eine mehr digitale Organisation, mit Online-Plattfor- renen Menschen zu lernen zeigt, dass sehr wohl ein großes Interesse am men, digitalen Werkzeugen für Meetings und Kommunikation. Gefordert Austausch der Generationen besteht. Dies müsse aber auf Augenhöhe und wurde auch ein Beirat junger Kiwanis, der die Interessen der Gruppe in mit gegenseitigem Respekt erfolgen. Gönnerhafte Ratschläge von oben he- den Gremien der Distrikte und bei Kiwanis Europa vertritt. Wichtig ist rab sind nicht erwünscht. den jungen Mitgliedern auch, dass unsere Organisation moderner und pro- fessioneller werden soll. Gemeint war damit auch eine Entschlackung der Hürden Aufgaben und der Konzentration auf die wirklich wichtigen Dinge. Und Die jungen Kiwanis haben auch klar benannt, was aus ihrer Sicht die Chan- der europäische Gedanke solle viel stärker in den Fokus genommen werden. cen und Potentiale behindert: das Festhalten an überholten Traditionen, Das Treffen hat den internationalen Spirit von Kiwanis deutlich gemacht der mangelnde Mut, neue Wege zu beschreiten, eine »Geschlossene Gesell- und dafür gesorgt, dass sich die Gruppe, die als Fremde zusammengekom- schaft-Mentalität« und das Image einer Altherren-Organisation. men waren, sich als Freunde getrennt haben. Ein klares Votum gegen das „Inseldenken“ bei manchen Clubs. Autor: Axel Götze-Rohen Auch erwarten die jungen Frauen und Männer, dass sich Kiwanis besser, Bilder: Lisbeth Moorman attraktiver und moderner präsentiert. Denn nur so wäre Kiwanis auch für https://de.kiwanis.news/400907 junge Mitglieder interessant. Dazu gehöre auch der Mut zu neuen Forma- 14 Kiwanis-Magazin | Herbst 2019
AUS DEM DISTRIKT EIN TEAM IN DEN STARTLÖCHERN Im Juni traf sich der erweiterte Vorstand 2019/2020 zum Team-Seminar. Es gab viele Gedanken und Ideen, doch etwas war ganz besonders deutlich: die Motivation! In zwei Tagen mit Vorträgen, Workshops und offenen Diskussionen können. Spätestens nach diesem Wochenende glaube ich persönlich, dass bereitete sich der erweiterte Vorstand auf das kommende Amtsjahr vor. wir das schaffen werden. Auch »alte Hasen« bemerkten: Die Stimmung war auffallend optimis- tisch, motiviert und freundschaftlich. Governor Elect Hermann Büsing Autor: Stefanie Uhrig betonte gleich zu Beginn noch einmal, jeder einzelne Lt. Governor und Bild: Kiwanis Deutschland District Chair sei gefragt, um Kiwanis Deutschland voranzubringen. https://de.kiwanis.news/400872 Ganz offensichtlich nahmen sich die Anwesenden das zu Herzen. Worum also ging es genau? Nun, tatsächlich war es ein ausführliches Programm, durch das Ulrich Meyer und sein Trainer-Team die Kiwanis leiteten. Schwerpunkt waren natürlich die Ziele des Governors. Her- mann Büsing hatte seine Strategie zwar schon bei der erweiterten Vor- standssitzung in Kalkar grob vorgestellt, diesmal ging er aber noch mehr ins Detail. Neben der Fortsetzung bewährter Punkte wie der Mitglieder gewinnung und dem bekannter-werden von Kiwanis in Deutschland, plant Hermann eine ganz besondere Aktion: Anlässlich des Weltkinder- tages am 20. September 2020 sollen möglichst alle Clubs ein Projekt zur Gewaltprävention unterstützen, und zwar im nächsten Jahr ab Ende der Sommerferien bis Mitte September. Nähere Informationen dazu gibt es ab Oktober. In verschiedenen Gruppenarbeiten konnten die Lt. Governors ihre Strategien und Herausforderungen erarbeiten und besprechen. Dabei legte das Trainerteam Wert darauf, dass jeder auch konkrete Ziele for- mulierte, die schon in der nächsten Zeit umgesetzt werden sollen. Auch zu allgemeineren Themen wie der Marketingstrategie, Projektideen, Al- tersstruktur der Clubs und natürlich Mitgliedergewinnung gab es regen Austausch. Zudem sprach Jörg Thiemer über den Datenschutz, Laura Wamsser brachte myKiwanis näher, und Ernst von der Weppen erläuterte anschaulich die organisatorische Struktur von Kiwanis. Wie es sich für Kiwanier gehört, drehte sich nicht alles nur um Arbeit und Fakten. Während der Pausen und am Abend wurde viel erzählt und gelacht. Einige waren zum ersten Mal dabei, und man kann bedenkenlos sagen, dass sich jeder willkommen und geschätzt fühlte. Die Veranstaltung stimmte zumindest mich sehr positiv – und wie ich gehört habe, auch die anderen Teilnehmer. Die Hoffnung ist, dass wir den Schwung aus dem letzten Amtsjahr mitnehmen und weiter pflegen
AUS DEM DISTRIKT NUR DIE SONNE IST Immer wieder mal werden die angeblich zu hohen Verwaltungskosten beim Kiwanis Children’s Fund im Allgemeinen und beim Eliminate-Projekt im Besonderen thematisiert. Leider werden hierbei aber häufig Zahlen und Fakten durcheinandergeworfen und Stimmung gemacht. Im Folgenden bezieht der Distrikt dazu Stellung: Wozu genau ist der Kiwanis Children´s Fund (KCF), die internationale vigator ist eine amerikanische Spendensiegel-Organisation, die die Foundation von Kiwanis, eigentlich da? Zunächst unterstützt er große Mittelverwendung und den Umgang mit Spendengeldern bewertet. Projekte wie ELIMINATE und Jodmangel-Bekämpfung. Auch nach Der KCF wird vom »Charity Navigator« mit vier Sternen, also der höchs- dem Ende dieser Kampagnen in Deutschland sind diese Projekte welt- ten Bewertung, eingestuft. Das Vier-Sterne-Rating bezieht sich sowohl auf weit noch längst nicht vorüber. Außerdem hilft der KCF den Distrikten die Verwendung der Gelder, als auch die Transparenz. Finanzberichte und und Clubs, die für kurz- und langfristige Projekte selbst nicht genug die Protokolle der Vorstandsmeetings sind alle im Internet verfügbar. Der Geld haben, und ist zur Stelle, um bei Katastrophen schnelle Hilfe zu KCF erfüllt ebenfalls alle 20 Anforderungen der BBB Charity Standards leisten. und ist GuideStar Silver Participant. Beide sind amerikanischen Organisa- Beim weltweiten Eliminate-Projekt und der Partnerschaft mit UNICEF tionen, die NGOs (Nichtregierungsorganisationen) überwachen. war es das Ziel, unterhalb der 15-Prozent-Marke für Fundraising und Der KCF nimmt keine Mitgliedsbeiträge ein. Stattdessen bekommt er Verwaltung zu bleiben. Projekte dieser Größenordnung sind immer Zuwendungen und legt diese möglichst gewinnbringend an. Entsprechend »frontlastig«. Das bedeutet, dass die Kosten beim Start prozentual hö- kann der Children’s Fund seine Ausgaben nur mit Hilfe dieser Spenden fi- her liegen, als zum Ende. Am Anfang muss investiert werden – die Spen- nanzieren – eine andere Quelle hat er nicht. Natürlich ist es immer das Ziel, den f ließen erst zeitverzögert. Das Verhältnis von Kosten und Spende- diese Ausgaben so gering wie möglich zu halten. Aber auch hinter dem KCF neinnahmen verbessert sich aber im Lauf der Kampagne kontinuierlich. steht ein administrativer Aufwand. Größere Organisationen können leicht Zum Ende des Amtsjahres 2017-18 betrugen die Projektkosten noch »hübschere« Zahlen präsentieren, denn ihre Ausgaben ähneln unseren, 17,1 Prozent (und nicht wie behauptet 26 Prozent!) - Tendenz fallend! die Spendenleistungen sind jedoch viel höher. Also geht prozentual weniger Zum anvisierten Ende der Kampagne im Jahre 2020 geht Kiwanis In- für die unerwünschten Posten ab, obwohl es absolut wohl eher mehr Geld ternational davon aus, die ursprünglich angestrebten Kosten von 15 ist, das diese Organisationen für Verwaltung ausgeben. Prozent zu unterschreiten! Fazit: Wer „Null-Overhead“ haben möchte, stellt letztendlich jede Or- Bei der Definition der Gesamt-Spendeneinnahmen, hat Kiwanis Inter- ganisation in Frage, die anderen hilft. UNICEF, den Kinderschutzbund national alle Quellen addiert. Auch solche Zuwendungen für Elimi- und auch Kiwanis. Denn das bedeutet: keine Fahrtkostenerstattung mehr nate, die direkt an UNICEF gespendet wurden. Hier sind vor allem für Amtsträger, die viel Zeit für Kiwanis investieren und es sich nicht im- Gelder der Regierungen der USA und Canadas zu nennen. Aber auch mer leisten können, Reisekosten aus der eigenen Tasche zu bezahlen. Keine der Schweizer Distrikt hat seinen Beitrag direkt und ohne Umweg über Präsenztreffen mehr, kein Magazin, kein Internetauftritt, keine Beratung den KCF an UNICEF überweisen. Oder die zahllosen Kleinspenden durch Steuerberater, keine Rechtsberatung, keine Convention mehr, keine die durch Online-Spendenaktionen an UNICEF gingen. Hierbei ist es Broschüren, keine Visitenkarten, keine Mitgliederdatenbank, keine Ki- wichtig zu wissen, dass die Summen, die der CharityNavigator nennt, wanis-App, keine Aufmerksamkeiten für verdiente Mitglieder, usw. Wer aber ausschließlich solche umfasst, die direkt an den KCF überwiesen »Null-Overhead« möchte, verlangt eine Organisation von Wohlhaben- wurden. Weil die o. g. Direkt-Spenden an UNICEF nicht berücksich- den, die alles »pro-bono« tun (können). Das dürfte aber eine Utopie blei- tigt wurden, muss das im CharityNavigator aufgeführte Kosten-Spen- ben. »Null-Overhead« ist nur mit lokalen Mini-Gruppen möglich – mit den-Verhältnis logischerweise schlechter aussehen. Der Charity Na- Mini-Wirkung. 16 Kiwanis-Magazin | Herbst 2019
GRATIS... Hilfe ohne Kosten dürfte kaum möglich sein. Oder wie es die Holländer sagen: «Nur die Sonne ist gratis!« Entweder zahlen Privatpersonen die Kosten aus der eigenen Tasche oder sie werden von der Gemeinschaft der Aktiven getragen. Was aus ökonomischer und ökologischer Sicht auch viel vernünftiger ist. Natürlich kann ein Einzelner zur Apotheke gehen und Tetanus-Impfdosen kaufen. Dann kann er mit dem selbstbezahlten Flug ticket nach Asien oder Afrika fliegen und sich auf eigene Kosten in einen Geländewagen setzen und in die entlegensten Gebiete fahren und dort auf eigene Faust Menschen impfen. Er kann alle Kosten seines Einsatzes aus ei- genen Mitteln bestreiten. Aber wird er das auch tun? Und wie viel könnte er vor Ort erreichen? Und in welchem Verhältnis stehen seine aufgewendeten Kosten und der ökologische Fußabdruck zum erreichten Ergebnis? Die Deutsche Kiwanis-Foundation wirbt mit der Aussage, dass alle Spen- den und Beiträge zu 100 Prozent für den guten Zweck eingesetzt werden. Das ist formal korrekt. Richtig ist aber auch, dass alle Verwaltungs- und Reisekosten vom Distrikt bezahlt werden. Der deutsche Distrikt-Vorstand geht sehr sorgsam mit den Mitgliedsbeiträgen um. Das gilt auch für Kiwa- nis International. Und ein letzter Gedanke: Den Kindern und den Müttern, denen Kiwanis geholfen hat, dürfte der Anteil der Overheadkosten herzlich egal sein. Eine lebensrettende Impfung bleibt eine lebensrettende Impfung. Vor diesem Hintergrund dankt der Distrikt-Vorstand allen Clubs und Mitgliedern, die den KCF unterstützen und damit dazu beitragen, dass viele Kindern auf der ganzen Welt ein (besseres) Leben haben können. Wir dürfen schon ein wenig stolz darauf sein, was wir durch Eliminate erreicht haben. Autor: Stefanie Uhrig, Julio Srulijes und Axel Götze-Rohen Bild: Dirk Wüstenhagen https://de.kiwanis.news/400909
AUS DEM DISTRIKT GLOBAL DENKEN – LOKAL HANDELN Immer wieder kommt die Frage auf, wie »teuer« Kiwanis International (KI) überhaupt ist. Schauen wir uns das mal etwas genauer an. Das globale Kiwanis-Headquarter in Indianapolis wird aus den ver- takte, die über 100 Jahre Erfahrung und die grenzenlose Freundschaft schiedenen Beiträgen und Abgaben, Verkauf von Artikeln aus dem sind fest mit Kiwanis International verbunden. Eine unabhängige Grup- Shop, Sponsoren und Werbung finanziert. Auf der Ausgabenseite stehen pe engagierter Menschen mag vor Ort durchaus Gutes bewirken können. Mitgliederverwaltung, Mitglieder- und Sponsoren-Akquise, Marketing, Wer aber Freundschaft, persönliche Weiterentwicklung, qualifizierte Kommunikation, Herstellung und Verkauf des Werbeartikeln, Versiche- Freizeit und die Chancen einer globalen Organisation kombinieren will, rungen, Rechtsberatung, Datenschutz, die internationalen Mitglieder- für den ist Kiwanis die bessere Alternative. Denn der Einfluss, die Mög- versammlungen, das Service-Büro in Gent (Belgien) und vieles mehr. Die lichkeiten, die Wirkung und die Attraktivität einer großen internatio- Einnahmen und Ausgaben ergeben weitestgehend ein Nullsummenspiel. nalen Familie sind unschlagbar. Global denken und lokal handeln lautet Kritiker mögen bitte bedenken, dass KI die weltweite Kiwanis-Familie die Devise. letztendlich zusammenhält und weiterentwickelt. Das ist ausschließlich ehrenamtlich kaum zu leisten. Deutlich wird das mit einem Vergleich: Das alles steht im Übrigen nicht im Widerspruch zu den Bemühungen Würde der Zeit- und Arbeitsaufwand z. B. unseres Distrikt-Sekretärs, des von Kiwanis Europa, mehr Autonomie anzustreben. Seit geraumer Zeit Distrikt-Schatzmeisters oder eines Governors für die 3.000 deutschen gibt es dazu Anstrengungen und Verhandlungen zwischen den europäi- Mitglieder auf die weltweit über 600.000 Mitglieder hochgerechnet, schen Vorständen und den Verantwortlichen in Indianapolis. Erst Ende wird schnell klar, dass hier Profis, also angestellte Mitarbeiter erforder- August hat es dazu ein Treffen in Brüssel gegeben (s. Artikel auf Seite 20). lich sind. Und auch die müssen Kühlschranke füllen, Mieten bezahlen und Kinder versorgen. Autor: Stefanie Uhrig & agr Bild: Kiwanis International Braucht es Kiwanis International überhaupt? Ja, denn ohne kann es auch https://de.kiwanis.news/400910 keine lokalen Kiwanis-Clubs geben. Die starke Marke, die globalen Kon- 18 Kiwanis-Magazin | Herbst 2019
KIWANIS FOUNDATION DEUTSCHLAND SCHULEN IN DER KISTE Eine Spende der Kiwanis-Foundation Deutschland hilft Schülern im Wirbelsturm-Katastrophengebiet in Mosambik Im Rahmen der Distrikt-Convention in Kalkar, hatte die Mitgliederver- Für die Mädchen und Jungen in den betroffenen Regionen ist es sehr wich- sammlung der Kiwanis-Foundation eine Spende in Höhe von 10.000 Euro tig, weiterhin zur Schule gehen zu können. In Mosambik hat UNICEF für Bildungsprojekte in Mosambik beschlossen. Dr. Bettina Kaltenhäuser bereits über 60.000 Kindern im Alter von 6 bis 15 Jahren den Zugang zu von UNICEF berichtet, wie wichtig diese Spende ist: Bildung ermöglichen können. 291 temporäre Lernzentren wurden aufge- Der Wirbelsturm Idai traf Mitte März dieses Jahres Mosambik und brach- baut und Lernmaterialien verteilt. In der Region Cabo Delgado in welcher te dort, aber auch in den benachbarten Ländern Malawi und Simbabwe, der Wirbelsturm „Kenneth“ großen Schaden angerichtet hat, unterstützt dramatische Überschwemmungen mit sich. Mehr als 1.000 Menschen ha- UNICEF bei dem Aufbau der Schulinfrastruktur und stellt Lernmateri- ben durch Idai ihr Leben verloren, knapp 178.000 verloren ihr Zuhause. alien bereit. Mehr als 12.000 Kinder konnten durch 65 temporäre Lern- Aktuell sind in Mosambik, Malawi und Simbabwe noch immer mehr als zentren erreicht werden. Zusätzlich wurden 110 »Schulen-in-der-Kiste« drei Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen, gut die Hälfte von ihnen in den Distrikten Mucojo und Macomia verteilt. UNICEF kann beispiels- sind Kinder. weise für 10.000 Euro rund 55 „Schulen-in-der-Kiste“ bereitstellen. Vielen Alleine in Mosambik sind über zwei Millionen Menschen von den Auswir- Dank an Kiwanis für die großartige Unterstützung! kungen des Wirbelsturms betroffen. Das Land traf es besonders schlimm, denn nur wenige Wochen nach Idai wurde Mosambik im April von einem Autor: Dr. Bettina Kaltenhäuser/UNICEF zweiten Wirbelsturm getroffen. „Kenneth“ hat in der Region Cabo Del- Bild: UNICEF/UN0320957/De Wet gado im nördlichen Teil von Mosambik erheblichen Schaden angerichtet. https://de.kiwanis.news/400880 Zusätzlich haben heftige Regenfälle die Lage dort verschlimmert. Bei der Bildung hat UNICEF in Mosambik schon folgendes erreicht: Kiwanis-Magazin | Herbst 2019 19
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