Infodienst Krankenhäuser - ver.di - Gesundheit & Soziales
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Nr. 87 / Dezember 2019 Infodienst ISSN 1612-9180 Krankenhäuser
April 1999 / Nr. 7 Liebe Kolleginnen & Kollegen! Vorwort Die Dienstleistungs- Gewerkschaft Info-Dienst Krankenhäuser Proteste fegen Kürzungskatalog der Arbeitgeber vom Tisch Und wieder geht es weiter um Entlastung. Sei es bei Großer Verhandlungserfolg in Potsdam 70.000 Krankenhausbeschäftigte stärken ihren Gewerkschaften den Rücken den Tarifauseinandersetzungen in verschiedenen Uni- W ir haben unsere Verhand- kliniken (Gratulation an die Kolleginnen und Kolle- lungsziele für diese zweite Runde erreicht«, erklärte gen in Jena) oder im Bericht von der ver.di-Kranken- Verhandlungsführer Wolfgang Pieper von der ÖTV-Hauptverwaltung nach der dritten Sondierung vor der haustagung in diesem November in Berlin. gemeinsamen Verhandlungskommis- sion der Gewerkschaften ÖTV und DAG am 25. März 1999 in Potsdam. Daraus die wichtige und Mut machende Erkenntnis »Das haben wir nur geschafft, weil uns zehntausende von Krankenhaus- aus der Studie von Psyma Health and Care, dass die beschäftigten mit ihren Aktionen und Protesten den Rücken gestärkt haben!« Hälfte der Pflegekräfte, die ihren Beruf in den ver- gangenen Jahren aufgegeben haben, zur Rückkehr Zum Schluss noch etwas in eigener Sache. Ich bereit wäre, wenn nur die Arbeitsbedingungen scheide Anfang des kommenden Jahres nach fast stimmten. Kern: mehr Personal und bessere Bezah- 37-jähriger hauptamtlicher Tätigkeit bei ver.di aus lung. und gehe in den Altersruhestand. Zudem in diesem Heft eine umfassende Bericht- Das heißt, das ist der letzte Infodienst Kranken- erstattung zur Bedrohungslage, die Personalausstat- häuser, den ich seit Ausgabe Nr. 7, April 1999, in der tung in der Psychiatrie über Richtlinien des Gemein- Endredaktion verantworte. Das waren für mich dann samen Bundesausschusses zurückzudrehen. 81 Ausgaben in 20 Jahren. Eine spannende Zeit mit Viel Stoff auch über aktuelle Tarifverhandlungen einschneidenden Veränderungen in der Krankenhaus- bei privaten Konzernen, wie Ameos, Celenus, Helios, landschaft und gleichzeitig eine wirklich schön Oberberg, Paracelsus und vor allen Dingen den sich anzusehende Erstarkung der Beschäftigten, was deutlich zuspitzenden Konflikt mit Asklepios. Partizipation und Durchsetzungskraft angeht. Inter- Außerdem berichten wird über aktuelle Ausein- essenorientiert und emanzipatorisch – das geht nur andersetzungen im Kontext mit Pflegekammern aus in und mit einer starken Gewerkschaft! den Bundesländern Hamburg, Niedersachsen und Ich möchte allen, die durch Artikel, Fotos, Berichte, Rheinland-Pfalz. Recherchen und Zuarbeit am Infodienst mitgewirkt Vielen Dank auch an Gerd Dielmann, der auf den haben, sehr herzlich danken und ganz besonders Seiten 30 bis 33 in einer historisch und politisch gut unserem »Setzer«, Rainer Bobsin, herausheben, ohne begründeten Replik eine Polemik aus den Reihen des den es den Infodienst nicht DBfK zurechtrückt. geben würde. Euch allen ein paar ruhige Festtage und Tschüss. Joachim Lüddecke Impressum ISSN 1612-9180 Der Infodienst Krankenhäuser ist eine Veröffentlichung Erscheinungsweise: jeweils im letzten Monat eines Quartals der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, (März, Juni, September, Dezember) ein Kooperationsprojekt aller 10 ver.di-Landesbezirke Redaktionsschluss: jeweils am 10. des Vormonats sowie des ver.di-Bundesvorstandes, Fachbereich 3, Ressort 9 (Februar, Mai, August, November) V.i.S.d.P. Joachim Lüddecke, ver.di-Landesbezirk Niedersachsen-Bremen, Goseriede 10, 30159 Hannover, LeserInnenbriefe bitte an: Joachim Lüddecke, Tel. 0511 / 12 400 - 250, Fax 12 400 - 154, infodienst.krankenhaeuser@verdi.de joachim.lueddecke@verdi.de Bei Anfragen per E-Mail bitte Absender nicht vergessen, Endredaktion: Joachim Lüddecke damit wir gleich die zuständigen Ansprechpersonen bei ver.di vermitteln können. Das Redaktionsteam behält sich vor, Zuschriften gekürzt zu veröffentlichen. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben Adress- und Verteileränderungen: nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion wieder. bitte an kerstin.germann@verdi.de Preis: nach dem Selbstkostendeckungsprinzip, Als PDF unter im ver.di-Mitgliedsbeitrag enthalten https://infodienst-krankenhaeuser.verdi.de Redaktionsschluss war am 18.11.2019 | Auflage: 13.100 Infodienst-Newsletter formlos bestellen und abbestellen bei Titelfoto: am 7. September in Wolfsburg: »Protest mit Fest« kerstin.germann@verdi.de Herstellung: freeStyle grafik + unidruck, Hannover https://mitgliedwerden.verdi.de 2 Infodienst Krankenhäuser Nr. 87 Dezember 2019
In diesem Heft Inhalt Kontakte Ameos gewinnt Bieterverfahren zur Aus den Landesbezirken Übernahme des insolventen ver.di-Landesbezirke und Katholischen Klinikums Oberhausen _____18 Tarifabschluss an den Bundesverwaltung __________________4 Unikliniken Baden-Württemberg _______38 Ameos Hildesheim/Hameln und Osnabrück: Ergebnis erzielt ___________19 Uniklinik Freiburg: Tarifeinigung für Mehr von uns Reinigung, Küche, Wäscherei und Ameos in Sachsen-Anhalt: Drohungen ist besser für alle! Patientenlogistik ___________________38 steigern Streikbereitschaft __________20 ver.di-Krankenhaustagung 2019_________5 ver.di und MB bilden Vor Ort Uniklinikum Schleswig-Holstein: Verhandlungsgemeinschaft __________21 Verhandlungen zur Entlastung in Sicht ____7 AKH Celle und Klinikum Peine: KfH: Kündigung der Tarifverträge Quo vadis ...? _____________________40 Universitätsmedizin Mainz: beschlossen ______________________22 Verhandlungen zur Entlastung __________7 Universitätsklinikum Halle (Saale): Paracelsus: Tarifkommission beschließt Geringere Bezahlung endet 2021 _______41 Entlastung am Uniklinikum Jena ________8 Kündigung der Entgelttabellen _________22 Psychiatrie: Ein Schritt vor, Celenus-Klinik für Neurologie Hilchenbach: Bildungsangebote, vier Schritte zurück _________________10 Neun Prozent mehr _________________23 Seminare, Tagungen Auswertung des Versorgungsbarometers: Asklepios Lindenlohe: Jetzt anmelden! Kurzfassung der Ergebnisse ___________12 Erfolgreicher Streikauftakt ____________24 Fachtagung Psychiatrie 2020 __________42 Impressionen aus Wolfsburg: Asklepios Seesen: Weitere Streiks Jetzt vormerken! »Protest mit Fest«__________________13 trotz Einschüchterung _______________25 Weitere ver.di-Fachtagungen 2020 ______42 Ende August 2019 gestartet: Helios Karlsruhe: Tarifergebnis _________26 Hans-Böckler-Stiftung: https://gesunde-zukunft-potsdam.de/ ____14 Angebote für Aufsichtsräte 2020 _______43 Neue Schätzung zur Krankheitslast Berufspolitik durch Krankenhaus-Infektionen ________14 Hamburg: Pflegekammer – schon wieder? _27 Literatur- und Internettipps Pflegendenvereinigung als Alternative Medizin und Ökonomie ______________44 Tarifpolitik zur Pflegekammer Niedersachsen _______27 Die Rechtspolitik Kommunale Krankenhausarbeitgeber Pflegekammer Rheinland-Pfalz: des Sozial- und Arbeitsrechts __________44 taktieren und spielen auf Zeit _________15 ver.di kritisiert Berufsordnung scharf_____28 Tarifverträge in kirchlichen Betrieben ____45 Geld oder frei? ____________________15 Dreiklang mit Misstönen – eine Replik ver.di-Kircheninfo November 2019 ______45 von Gerd Dielmann _________________30 Gegenmacht statt Ohnmacht, Tarif- und Branchenpolitik: PTA: Notwendig ist eine 100 Jahre Betriebsverfassungsgesetz ____45 Konzerne grundlegende Reform _______________34 https://innovation-gute-arbeit.verdi.de/___46 Campus Bad Neustadt der Deutschland https://www.vida.at/mehrvonuns _______47 Rhön-Klinikum AG: Endlich geht’s los mit Tarifverhandlungen ______________16 Reha-Studie: Schlechte Bezahlung, Überzeugt, authentisch, kämpferisch ____47 Oberberg: Beschäftigte der Rhein-Jura-Klinik steigende Belastung ________________36 Rechtssichere Betriebsratsvergütung_____47 haben sich auf den Weg gemacht ______17 Jahresinhaltsverzeichnis 2019 __________________________48 R E N AT E S T I E B I T Z Infodienst Krankenhäuser Nr. 87 Dezember 2019 3
ver.di-Landesbezirksfachbereiche 3 Kontakte Nord Hessen Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen Hüxstr. 1, 23552 Lübeck Wilhelm-Leuschner-Str. 69-77, 60329 Frankfurt/M. Karl-Liebknecht-Str. 30-32, 04107 Leipzig Fax 0451 / 8100 - 888 Fax 069 / 2569 - 1329 Fax 0341 / 52901 - 630 Steffen Kühhirt Tel. 0451 / 8100 - 801 Georg Schulze-Ziehaus Tel. 069 / 2569 - 1322 Bernd Becker Tel. 0341 / 52901 - 230 Wolfgang Hooke Tel. 0451 / 8100 - 805 Stefan Röhrhoff Tel. 069 / 2569 - 1320 Thomas Mühlenberg Tel. 0341 / 52901 - 111 Christian Wölm Tel. 0451 / 8100 - 716 Jens Ahäuser Tel. 069 / 2569 - 1220 Manuela Schaar Tel. 0341 / 52901 - 235 Katrin Hirschlein Tel. 0451 / 8100 - 703 Saskia Jensch Tel. 069 / 2569 - 1323 Viola Doktor-Wolf Tel. 0341 / 52901 - 232 Angelika Grabazius Tel. 0451 / 8100 - 714 Petra Wegener Tel. 069 / 2569 - 1321 Annett Steinbach Tel. 0371 / 69034 - 32 Vanessa Britt Tel. 0451 / 8100 - 709 Carmen Staab-Sommer Tel. 069 / 2569 - 1201 Cornelia Herwig Tel. 0341 / 52901 - 234 Jessika Quednow Tel. 0341 / 52901 - 233 Hamburg Nordrhein-Westfalen André Urmann Tel. 0371 / 69034 - 30 Besenbinderhof 60, 20097 Hamburg Karlstraße 123-127, 40210 Düsseldorf Tel. 040 / 89 06 15 - 730, Fax 040 / 89 06 15 - 740 Fax 0211 / 61824 - 463 Rheinland-Pfalz-Saarland Hilke Stein Tel. Tel. 040 / 89 06 15 - 731 Wolfgang Cremer Tel. 0211 / 61824 - 290 Münsterplatz 2-6, 55116 Mainz Michael Stock Tel. 040 / 89 06 15 - 737 Jan von Hagen Tel. 0211 / 61824 - 295 Fax 06131 / 9726 - 288 Dr. Arnold Rekittke Tel. 040 / 89 06 15 - 736 Susanne Hille Tel. 0211 / 61824 - 292 Frank Hutmacher Tel. 06131 / 9726 - 130 Maria Tschaut Tel. 0211 / 61824 - 164 Stephanie Unger-Maar Tel. 06131 / 9726 - 131 Niedersachsen-Bremen Serdar Boztemur Tel. 0211 / 61824 - 297 Mirko Gelfert Tel. 06131 / 9726 - 170 Goseriede 10, 30159 Hannover Martina Kordon Tel. 0211 / 61824 - 296 Fax 0511 / 12 400 - 151 Natalie Preußer Tel. 0211 / 61824 - 184 Landespflegebeauftragter Joachim Lüddecke Tel. 0511 / 12 400 - 250 Michael Quetting Tel. 0681 / 98849 - 135 Elke Nobel Tel. 0511 / 12 400 - 253 Berlin-Brandenburg Annette Klausing Tel. 0511 / 12 400 - 256 Köpenicker Str. 30, 10179 Berlin Bayern Aysun Tutkunkardes Tel. 0511 / 12 400 - 251 Fax 030 / 8866 - 5925 Schwanthalerstr. 64, 80336 München Jan-Erik Keilholz Tel. 0511 / 12 400 - 175 Meike Jäger Tel. 030 / 8866 - 5250 Fax 089 / 59977 - 1039 Silvia Ganza Tel. 0511 / 12 400 - 254 Heike Modrow Tel. 030 / 8866 - 5251 Robert Hinke Tel. 089 / 59977 - 1030 Christina Knäpel Tel. 0511 / 12 400 - 261 Heike Spies Tel. 030 / 8866 - 5260 Kathrin Weidenfelder Tel. 089 / 59977 - 1033 Kerstin Germann Tel. 0511 / 12 400 - 235 oder - 191 Ivo Garbe Tel. 030 / 8866 - 5261 Antonia Seefried Tel. 089 / 59977 - 1035 Marco Pavlik Tel. 030 / 8866 - 4110 Maximilian Kadach Tel. 089 / 59977 - 1032 Bahnhofsplatz 22-28, 28195 Bremen Ralf Franke Tel. 0355 / 4 78 58 15 Lorenz Ganterer Tel. 089 / 59977 - 1031 Fax 0421 / 3301 - 392 Michael Kreusen Tel. 089 / 59977 - 1036 Ralf Krüger Tel. 0421 / 3301 - 330 Arina Wolf Tel. 0841 / 881410 - 17 Diana Sternagel Tel. 0421 / 3301 - 331 Baden-Württemberg Theodor-Heuss-Str. 2 / tHeo.1, 70174 Stuttgart Irene Gölz Tel. 0711 / 88788 - 030 Manuela Käfer Tel. 0711 / 88788 - 031 Alle ver.dianerInnen sind unter vorname.nachname@verdi.de zu erreichen. Cornelia Ullrich Tel. 0711 / 88788 - 032 Sabrina Kubitschko Tel. 0711 / 88788 - 033 Yvonne Baumann Tel. 0711 / 88788 - 035 Silke Hansen Tel. 0711 / 88788 - 036 ver.di-Bundesverwaltung BesucherInnenanschrift Telefon Fax ver.di-Bundesverwaltung, Paula-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin Berufspolitik FB 3 Postanschrift Melanie Wehrheim, Bereichsleiterin _______________ –1830 –3420 ver.di-Bundesverwaltung, Fachbereich 3 (bzw. 4), 10112 Berlin Hanna Stellwag________________________________ –2736 –3420 Diana Sgolik, Jugendarbeit im FB 3 _______________ –1812 –3420 Telefon/Fax 030 / 6956 – Dur chwahl Telefon Fax Barbara Krapf, Mitarbeiterin _____________________ –1852 –3420 Ressortleitung FB 3 / Betriebs- und Branchenpolitik FB 3 Koordination / Kommunikation Niko Stumpfögger, Bereichsleiter _________________ –1808 –3430 Sylvia Bühler, Bundesvorstandsmitglied, Uwe Ostendorff, Konzernbetreuung _______________ –1849 –3430 Bundesfachbereichsleiterin_____________________ –1800 –3250 Ben Brusniak, Konzernbetreuung _________________ –1816 –3410 Doris Skirka, Mitarbeiterin _______________________ –1801 –3250 Cordula Kiank, Universitätskliniken________________ –1840 –3430 Sabine Baldauf, Bereichsleitung Gisela Neunhöffer, Psychiatrie, Servicebetriebe ______ –1842 –3430 Koordination, Planung, Controlling ______________ –1806 –3250 Mario Gembus, Kirchen, Diakonie und Caritas_______ –1049 –3420 Melanie Herr, Mitarbeiterin ______________________ –1803 –3250 Sarah Bormann, Reha, Behindertenhilfe ____________ –1843 –3430 Astrid Sauermann, Kommunikation Michael Dehmlow, Konzernbetreuung, und Öffentlichkeitsarbeit ______________________ –1814 –3250 Sozial- und Erziehungsdienst ___________________ –1841 –3430 Marion Leonhardt, Wohlfahrtsverbände, Gesundheitspolitik Rettungsdienste _____________________________ –1871 –3430 Grit Genster, Bereichsleiterin _____________________ –1810 –3420 Matthias Gruß, Altenpflege ______________________ –1832 –3430 Barbara Susec _________________________________ –1811 –3420 Kerstin Motz, Mitarbeiterin ______________________ –1813 –3430 Dietmar Erdmeier ______________________________ –1815 –3420 Sabrina Stein, Mitarbeiterin ______________________ –1872 –3430 Nelly Desfeux, Mitarbeiterin _____________________ –1833 –3420 FB 4 (Sozialversicherung) Tarifpolitik FB 3 Bundesfachgruppe Rentenversicherung Heike von Gradolewski-Ballin, Bereichsleiterin ______ –1821 –3410 Rolf Behrens, Rehakliniken der Angelika Spautz _______________________________ –1831 –3410 Deutschen Rentenversicherung –1950 –3456 Sven Bergelin _________________________________ –1870 –3410 Axel Weinsberg ________________________________ –1823 –3410 Ben Brusniak__________________________________ –1816 –3410 Fachbereich 3 im Internet Katrin Hanschmann, Mitarbeiterin ________________ –1822 –3410 https://gesundheit-soziales.verdi.de Katrin Wegener, Mitarbeiterin ____________________ –1860 –3410 Nadine Garcon, Mitarbeiterin ____________________ –1822 –3420 Bundesfachgruppe Rentenversicherung im Internet https://sozialversicherung.verdi.de/fachgruppen/rentenversicherung 4 Infodienst Krankenhäuser Nr. 87 Dezember 2019
ver.di-Krankenhaustagung 2019: »Ganz vor ne dran – Gestaltungschancen im Krankenhaus« Mehr von uns ist besser für alle! Bei der ver.di-Krankenhaustagung am 14. und 15. November in Berlin diskutierten mehr als 350 Teilnehmer*innen über Rahmen- bedingungen und Möglichkeiten effektiver Interessenvertretung. Bei der Podiumsdiskussion zum den Punkt. »Aber Politik und Ar- Thema »Fachkräfte halten – Fach- beitgeber müssen Verantwortung kräfte gewinnen« waren sich die dafür übernehmen, dass die Be- Teilnehmer*innen in den grund- dingungen besser werden.« legenden Zielen zumindest verbal Die auf dem Podium versammel- einig. ten Manager*innen zeigten sich Mit ihrer Aussage, das Personal allesamt einsichtig, dass Verände- gangenen Jahren aufgegeben sei »die wichtigste Ressource, rungen dringlich sind. Man habe haben, zur Rückkehr bereit wären die wir im Krankenhaus haben«, die »Hilfeschreie« des Personals – unter Bedingungen. So müssten erntete die Personalmanagerin »in den vergangenen Jahren kon- sich die »Strukturen und Arbeits- Gunda Dittmer vom Klinikum sequent ignoriert und Vertrauen bedingungen« verbessern, vor Itzehoe ebenso Zustimmung wie verspielt«, sagte Michael Kiens allem brauche es mehr Personal Michael Kiens vom Vorstand des selbstkritisch. und eine bessere Bezahlung. »Da Uniklinikums Schleswig-Holstein, Auch auf politischer Ebene gebe sucht man mühevoll im Ausland der »eine gute Patientenversor- es einen Vertrauensverlust, er- nach Pflegekräften, dabei hat man gung zu guten Rahmenbedingun- gänzte Franz Knieps und stellte im eigenen Land viele qualifizierte gen« als gemeinsames Ziel aus- klar: »Wir haben kein Erkenntnis- Kräfte, die unter bestimmten Vor- gab. Auch Franz Knieps vom defizit, sondern ein Vollzugsdefi- aussetzungen zurückkommen wür- Dachverband der Betriebskranken- zit.« Der BKK-Funktionär plädierte den«, stellte die Marktforscherin kassen (BKK) rannte bei den Teil- für weitere gemeinsame Aktivi- fest. Ihren Berechnungen zufolge nehmenden mit seiner Kritik am täten von Klinikbetreibern, Ver- wären zwischen 120.000 und durch das Finanzierungssystem sicherern und ver.di, die über die 200.000 ehemalige Pflegekräfte der Fallpauschalen (DRG) hervor- Zusammenarbeit in der »Konzer- potenziell bereit, diese Arbeit wie- gerufenen »wilden, ungesteuerten tierten Aktion Pflege« hinaus- der zu machen. Wettbewerb« offene Türen ein. gehen sollten. Mit gut 9.000 habe die Zahl der Doch es gab auch Kontroversen. im Ausland rekrutierten Pflege- So zu der Frage, ob Bettenschlie- Viele Fachkräfte haben ihrem kräfte 2017 weniger als ein Zehn- ßungen bei Personalmangel ein Beruf den Rücken gekehrt tel dieses Potenzials ausgemacht, probates Mittel sind. Zum Motto der Podiumsdebatte rechnete Niko Stumpfögger, Be- »Ich habe einen der schönsten hatte Stephanie Hollaus von der reichsleiter in der ver.di-Bundes- Berufe der Welt, und ich würde Psyma Health and Care GmbH verwaltung und Mitorganisator ihn immer wieder wählen«, zuvor wichtige Hinweise geliefert. der Tagung, vor. »Bei der Gewin- brachte es eine seit Jahrzehnten In einer Studie hat sie gezeigt, nung von Pflegekräften im Aus- aktive Krankenpflegerin aus dem dass fast die Hälfte der Pflege- land wird ein riesiger Aufwand Jüdischen Krankenhaus Berlin auf kräfte, die ihren Beruf in den ver- betrieben, dabei ist nicht einmal S H I F T /S T U D I O (3) Weitere Infos zur Fachtagung findet ihr unter dem Kurzlink https://tinyurl.com/KH-tagung-2019 Infos zur »Pflege-Comeback-Studie« https://tinyurl.com/pflegecomeback und https://tinyurl.com/Psyma-Comeback Infodienst Krankenhäuser Nr. 87 Dezember 2019 5
Mehr von uns ist besser für alle! gesichert, wie viele von ihnen Kontroverse über Politik geschaffenen ökonomischen nach ein paar Jahren noch da sind. Bettenschließungen Druck jahrelang an die Belegschaf- Diese Energie in die Rückgewin- Für viel Kritik unter den Interes- ten weitergeben zu haben, statt nung hiesiger Pflegekräfte zu senvertreter*innen sorgte die sich gemeinsam mit ihnen zur stecken, wäre sehr viel wichtiger.« Managerin allerdings mit der Aus- Wehr zu setzen. Der Geschäftsführer der St. Ma- sage, Bettenschließungen bei Per- Als Konsequenz daraus habe rienstift Magdeburg GmbH, Johan- sonalmangel seien für sie »kein ver.di in mittlerweile 15 Kliniken nes Brumm, erklärte, er setze vor Thema«, da diese mit Erlöseinbu- Vereinbarungen für mehr Personal allem darauf, Personal durch gute ßen einher gingen. An diesem und Entlastung durchgesetzt – Arbeitsbedingungen und Identifi- Punkt wurden die verschiedenen teils mit wochenlangen Streiks. kation im Betrieb zu halten. Zu- Rollen trotz gemeinsamer Ziele Die in Berlin versammelten Be- dem müssten sich Führungsverhal- sehr deutlich. Die stellvertretende triebs- und Personalräte sowie ten und Hierarchien ändern, die Personalratsvorsitzende am Uni- Mitarbeitervertreter*innen for- Beschäftigten beteiligt werden: klinikum Essen, Petra Bäumler- derte Bühler auf, die Proteste und »Erst kommt der Professor, dann Schlackmann, hielt dem entgegen: betrieblichen Aktionen fortzu- der Oberarzt, dann die Stations- »Die Leistungen an das vorhan- setzen. schwester und der Rest hat mit dene Personal anzupassen, ist das Wer noch nicht zu einem Ar- der Arbeitsgestaltung nichts zu einzige Mittel, das wirkt. Alles an- beitskampf für Entlastung bereit tun – das funktioniert 2019 nicht dere hilft letztlich nicht.« Sylvia sei, habe andere Handlungsmög- mehr.« Bühler vom ver.di-Bundesvorstand lichkeiten: »Schon wenn die Be- Die Personalmanagerin Gunda betonte: »Wenn sie dauerhaft in schäftigten auf die Einhaltung der Dittmer betonte ebenfalls, wie Überlastung arbeiten, verlieren die Gesetze und Tarifverträge, auf ihre wichtig ein »kooperatives, fort- Kolleginnen und Kollegen noch Pausen, Dienstpläne und Arbeits- schrittliches Führungsverständnis« etwas ganz anderes: ihre Gesund- zeiten pochen, müssen Betten ge- sei. Das gelte auch gegenüber heit.« Die von den Manager*innen schlossen werden.« Auszubildenden. Die seit Jahren in der Debatte immer wieder pro- ver.di werde nicht nachlassen, hohen Abbrecherquoten seien pagierte Verbesserung der Arbeits- für bessere Bedingungen Druck zu »nicht nur für das Unternehmen, abläufe sei sinnvoll und nötig, machen – gegenüber der Politik, sondern auch gesellschaftspoli- stellte die Gewerkschafterin klar. im Betrieb und über Tarifforderun- tisch und vor allem für die jungen »Aber wenn zu wenig Personal da gen. Und das nicht nur in der Menschen ein Desaster«. In Itzehoe ist, können die Abläufe noch so Pflege, sondern in allen Berufs- versuche die Klinikleitung, dem gut sein – dann ist die Arbeit gruppen der Krankenhäuser. unter anderem durch einen ver- trotzdem nicht zu schaffen.« besserten Auswahlprozess und Den Klinik-Geschäftsleitungen durch Coachingangebote für Aus- warf Bühler vor, den von der zubildende zu begegnen. S H I F T /S T U D I O (5) Die nächste Krankenhaustagung findet am 19. und 20. November 2020 in Berlin statt. 6 Infodienst Krankenhäuser Nr. 87 Dezember 2019
Uniklinikum Schleswig-Holstein: Verhandlungen zur Entlastung in Sicht Mehr von uns ist besser für alle! Wir haben mit Vertretern der Landesregierung und dem Vor- stand des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) einen konstruktiven Weg gefunden, so dass Verhandlungen über eine Ver- K AT J A B O Y E N S einbarung zur Entlastung der Be- schäftigten im UKSH aufgenom- men werden können. Wir werden in der ver.di-Tarif- In der Zeit, in der man konstruk- ver.di Nord fordert einen Tarif- kommission den Weg und das tiv verhandelt, sind Arbeitskampf- vertrag Entlastung für die rund Verfahren besprechen. Sollte die maßnahmen kein Thema. 5.000 nichtwissenschaftlichen Tarifkommission dem Verfahren Dennoch ist die Bereitschaft der Beschäftigten an allen UKSH- zustimmen, könnten die Verhand- Beschäftigten für einen Arbeits- Standorten. Grund dafür sind die lungen Ende November aufgenom- kampf als sehr hoch einzuschät- enorme Arbeitsbelastung und der men und im Dezember fortgesetzt zen. akute Personalmangel. werden. Steffen Kühhirt, ver.di Nord Universitätsmedizin Mainz: Verhandlungen zur Entlastung Nach dem Tarifabschluss zur Aufwertung im Juli* starteten die Verhandlungen über einen Tarifvertrag Entlastung an der Universitätsmedizin Mainz Mitte Oktober 2019. Mehr als zwei Drittel der Kol- leg*innen bekräftigten mit ihrem * Siehe Info- Foto auf einer überdimensionalen dienst 86, S. 33 Fotopetition ihre Forderungen: »Wir, die Beschäftigten der Uni- medizin Mainz, fordern Entlas- tung, um unseren professionellen 1.273 Beschäftigte zeigen ihr Gesicht: Übergabe der Fotopetition Ansprüchen und unserer Gesund- an die Klinikleitung am 11. November 2019 heit gerecht zu werden. Wir haben der Klinikleitung unsere Forderun- Am 13. November fand die gen vorgelegt und erwarten nun, zweite Verhandlungsrunde statt. dass diese in einem Tarifvertrag Die Teamdelegierten haben ein Entlastung festgeschrieben werden. Ultimatum gestellt: entweder Eini- Wir fordern bessere Bedingungen gung über die Sollbesetzung bis für uns, um eine menschenwür- 28. November, sonst Streik. Wir dige und sichere Versorgung für sind in der Streikvorbereitung. unsere Patient*innen zu gewähr- Michael Quetting, ver.di Rhein- leisten. Mehr von uns ist besser land-Pfalz-Saarland für alle!« Infodienst Krankenhäuser Nr. 87 Dezember 2019 7
Entlastung am Universitätsklinikum Jena Mehr von uns ist besser für alle! Beschäftigte der Thüringer Uniklinik setzen Tarifvertrag zur Verbesserung der Arbeits- bedingungen durch, der in einigen Punkten über bisherige Vereinbarungen hinausgeht. ver.di konnte am 25. Oktober Kolleginnen und Kollegen ihre Sechs unterbesetzte Schichten 2019 ein Eckpunktepapier für Streikbereitschaft bekundeten. = ein freier Tag einen »Tarifvertrag Entlastung« Dieser Druck auf die Landespolitik Der Knackpunkt bei allen Tarif- abschließen, das in einigen Aspek- hat die Klinikleitung letztlich dazu verhandlungen für Entlastung war ten noch über die bisher an ande- bewegt nachzugeben. Mehr als bisher stets die Frage, was ge- ren Krankenhäusern erreichten 70 Delegierte der Stationsteams schieht, wenn die Mindestbeset- Vereinbarungen hinaus geht. Ent- waren während der Verhandlung zungen unterschritten werden. Im scheidend für den Erfolg waren präsent – ein Teil von ihnen Universitätsklinikum des Saarlan- die Entschlossenheit und Streik- über die gesamte Dauer. »So ein des wurden vor gut einem Jahr bereitschaft der Teams – und der Engagement, das war schon erstmals zusätzliche freie Tage als Druck auf die politisch Verant- Wahnsinn«, sagt Motzke. Belastungsausgleich vereinbart. In wortlichen im Land. Der Einsatz hat sich ausgezahlt. Jena wird dieser Freizeitausgleich Mehrfach sah es in den vorange- Mit der Tarifvereinbarung sollen nun noch schneller fällig: Wenn gangenen Tagen so aus, als sei ein nicht nur allein in der Pflege 144 Beschäftigte ab April 2020 sechs Streik an der Thüringer Uniklinik neue Stellen geschaffen werden. Mal in Unterbesetzung arbeiten noch vor der Landtagswahl unaus- Es wurden für die einzelnen Sta- oder freiwillig außerhalb des weichlich. In letzter Minute einig- tionen und Bereiche auch kon- Dienstplans einspringen, bekom- ten sich beide Seiten doch noch – krete Zielwerte festgeschrieben, men sie einen zusätzlichen Tag nach 34 Verhandlungsstunden. für wie viele Patient*innen eine frei. Für 2020 ist dieser Anspruch »Die Beschäftigten haben mehr- examinierte Pflegekraft in der je- allerdings noch auf fünf Tage ge- fach klar gemacht, dass sie bereit weiligen Schicht zuständig ist. deckelt. Darüber hinausgehende sind, in den Erzwingungsstreik zu Diese bedeuten eine deutliche Tage werden mit jeweils 150 Euro treten, falls es keine verbindlichen Steigerung gegenüber der bisheri- abgegolten. 2021 können zehn, und wirksamen Regelungen zur gen Personalbesetzung. Mit Aus- im folgenden Jahr 15 und danach Entlastung gibt«, erläutert der nahme weniger kleiner Stationen unbegrenzt viele Entlastungstage ver.di-Sekretär Philipp Motzke. müssen nachts künftig zwei exa- zusammenkommen. Zuletzt hatten am 14. Oktober minierte Pflegekräfte anwesend »Mit diesem Tarifvertrag senken mehrere hundert Beschäftigte als sein. In jedem OP-Saal werden wir in Zukunft die Belastung der »letzte Warnung« vorübergehend mindestens zwei OP-Fachkräfte Beschäftigten deutlich«, stellte die Arbeit niedergelegt. und eine Anästhesie-Fachkraft ein- ver.di-Verhandlungsführer Bernd Eine Woche später übergab eine gesetzt. Für die meisten anderen Becker fest. »Nur mit den sehr Delegation eine Petition an die Bereiche wurden ebenfalls ver- engagierten Beschäftigten ge- Landesregierung, mit der 1.133 bindliche Vorgaben festgelegt. meinsam ist es gelungen, in der Thüringer Krankenhauslandschaft 8 Infodienst Krankenhäuser Nr. 87 Dezember 2019
Mehr von uns ist besser für alle! einen solchen Tarifvertrag durch- »Tarifvertrag setzt neue zusetzen.« Von der Vereinbarung Maßstäbe« als unwahrscheinlich eingeschätzt. sind fast alle Bereiche erfasst, Zur Klärung strittiger Fragen »Dann wäre die Uniklinik schon in einige müssen allerdings noch wird eine »Kommission Entlas- einer gravierenden wirtschaft- nachverhandelt werden. Das gilt tung« gegründet, die aus jeweils lichen Krise, bei der man ohnehin beispielsweise für die Zentrale drei Vertreter*innen von ver.di handeln müsste«, erklärt Gewerk- Notaufnahme (ZNA), in der als und der Geschäftsführung besteht schaftssekretär Motzke. Sofortmaßnahme nachts eine stu- und an der auch der Personalrat »Jetzt müssen wir den Tarifver- dentische Hilfskraft zusätzlich beteiligt ist. Ausgliederungen we- trag gemeinsam umsetzen, damit eingesetzt wird. Die ZNA-Beschäf- sentlicher Funktionen sind für die er schnell wirkt und die Kollegin- tigten erhalten zudem eine zusätz- Laufzeit des Tarifvertrags bis Ende nen und Kollegen gesund und gut liche bezahlte Freischicht im ers- 2023 ausgeschlossen. Es besteht arbeiten können«, betont ver.di- ten Quartal 2020. Nachwirkung, so dass die Regelun- Landesfachbereichsleiter Becker. Auch die Kolleginnen und Kolle- gen so lange fortbestehen, bis Sein Fazit: »Dieser Tarifvertrag gen in der Psychiatrie müssen eine neue Vereinbarung geschlos- setzt neue Maßstäbe für die Ent- nicht darauf hoffen, dass ihnen sen ist. Allerdings gibt es ein lastungsbewegung an deutschen die neue Personalverordnung Sonderkündigungsrecht, wenn Krankenhäusern.« eventuell Verbesserungen bringt. sich beide Seiten in der Kommis- Daniel Behruzi Hier sollen sechs Vollzeitkräfte neu sion in gravierenden Fragen nicht eingestellt werden. Zudem erhält einigen oder falls der Vorsteuer- die Psychiatrie einen Anteil am gewinn (EBITDA) auf unter eine Stichworte Springerpool, der mit zusätzlichen Million Euro fällt. Angesichts Die Uniklinik Jena ist die einzige Unikli- Kräften bestückt wird. eines aktuellen EBITDA von rund nik in Thüringen und mit mehr als 5.600 Beschäftigten und fast 1.400 Betten das 13 Millionen Euro wird Letzteres größte Krankenhaus in diesem Bundes- von Gewerkschaftsseite allerdings land. Hier gilt der Tarifvertrag der Länder (TV-L). Infodienst Krankenhäuser Nr. 87 Dezember 2019 9
Psychiatrie: Ein Schritt vor, vier Schritte zurück Mehr von uns ist besser für alle! Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses Die neue Richtlinie legt fest, dass pro Patient*in, je zur Personalausstattung in der Psychiatrie nach Behandlungsbereich (zum Beispiel Regel- oder enthält wenig Positives und viel Schlechtes. Intensivbehandlung) eine bestimmte Stundenzahl pro Letztlich gefährdet sie eine gute Versorgung Berufsgruppe tatsächlich gearbeitet werden muss. Am 22. Oktober 2019 hat der Gemeinsame Bundes- Nachzuweisen ist dies zusammengefasst monatlich ausschuss (G-BA) die Richtlinie »Personalausstattung für die einzelnen Stationen sowie quartalsweise für Psychiatrie und Psychosomatik« (PPP-RL) veröffent- die gesamte Einrichtung – differenziert nach Erwach- licht. Zum Jahreswechsel soll sie die bisherige Psychi- senenpsychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie atrie-Personalverordnung (Psych-PV) ablösen. Sie wird sowie Psychosomatik. Es ist gut, wenn klargestellt dann das verbindliche Dokument sein, das regelt, wie und kontrolliert wird, dass dieses Personal wirklich viele Beschäftigte sich in den psychiatrischen und vor Ort ist. Denn: Für gute Versorgung muss die tat- psychosomatischen Krankenhäusern und Fachabtei- sächliche Personalausstattung vorgeschrieben und lungen um wie viele Patient*innen kümmern. kontrolliert werden! Angesichts der hohen Arbeitsbelastung ist dringend notwendig, die veraltete Psych-PV und das tatsäch- Schritt zurück: keine Personalbemessung lich vorhandene Personal aufzustocken. In den 30 Allerdings reichen Personalmindestvorgaben nicht Jahren ihres Bestehens hat sich die Psychiatrie enorm aus. Um die Dienstpläne tatsächlich mit dem erfor- weiterentwickelt. Doch die Personalentwicklung hat derlichen Personal füllen zu können, müssen neben mit den neuen Behandlungskonzepten und gestiege- den konkret zu leistenden Arbeitsstunden auch Aus- nen Anforderungen nicht mitgehalten. Es ist Zeit, fallquoten, Stellen für Leitungskräfte, Querschnitts- hier anzupacken. Zeit für eine Psych-PV plus. aufgaben und anderes berücksichtigt werden. Diese Doch die Richtlinie wird den Erwartungen an eine zusätzlichen Stellenanteile machen einen erheblichen moderne, bedarfsgerechte, verbindliche Personalaus- Teil des Personals aus. Sie sind in der Richtlinie je- stattung nicht gerecht. Ein Schritt vorwärts ist die doch nicht geregelt. Über sie soll in den lokalen Bud- Festlegung von Standards, die in der IST-Besetzung getverhandlungen entschieden werden. Es steht zu der Stationen nicht unterschritten werden dürfen. befürchten, dass dort systematisch zu wenig Personal Doch dem stehen vier große und viele kleine Schritte zum Beispiel für Ausfallzeiten eingeplant und finan- rückwärts bzw. in die falsche Richtung entgegen. ziert wird, wie bisher auch schon. Beispielsweise ein gutes Ausfallmanagement ist dann nicht möglich. Die Schritt vorwärts: verbindliche Mindeststandards Richtlinie ist damit ausdrücklich keine Personalbe- Die Psych-PV hat vorgegeben, wie viele Vollzeitstel- messung. Hinzu kommt, dass auch die Personalbeset- len pro Berufsgruppe ein Krankenhaus finanziert zung im Nachtdienst weiterhin nicht verbindlich ge- bekam und zu besetzen hatte. Es gab jedoch keine regelt ist. Wir halten dagegen: Bedarfsgerechte verbindliche Regelung, dass dieses Personal tatsäch- Personalausstattung darf nicht von örtlichen Budget- lich vor Ort sein musste. In der Praxis waren die IST- verhandlungen abhängen, die Zahl der Stellen muss Dienstpläne in vielen Einrichtungen, die auf dem Pa- verbindlich vorgeschrieben und ausfinanziert wer- pier die Psych-PV erfüllten, weit von den Vorgaben den! der Verordnung entfernt. Schritt zurück: 85 Prozent Psych-PV sind zu wenig Die Richtlinie enthält Minutenwerte, die angeben, wieviel Personal pro Patient da sein muss. Diese orientieren sich allerdings weitgehend an den veral- teten Werten der Psych-PV und werden zudem für einen Übergangszeitraum noch abgesenkt. Die drin- gend notwendige Aufstockung ist fast überall ausge- blieben. Aufgestockt wird lediglich in der Kinder- und Jugendpsychiatrie (pauschal 5 Prozent), bei der https://www.g-ba.de/beschluesse/4005/ Pflege von Patient*innen im Behandlungsbereich »in- tensiv« (10 Prozent) sowie bei den Psycholog*innen 10 Infodienst Krankenhäuser Nr. 87 Dezember 2019
Mehr von uns ist besser für alle! Am 10. September 2019 in Hildesheim, Würzburg und Angermünde (60 Prozent von sehr niedrigem innen, Heilerziehungspfleger* wie diese berechnet wird. Das Startniveau), zu denen jetzt auch innen zu den Erzieher*innen und bringt weder Patient*innen noch die Psychologischen Psychothera- Psychologische Psychotherapeut* Beschäftigten etwas. Sinnvoll wäre peut*innen gehören sollen. Selbst innen zu den Psycholog*innen. In eine Einschränkung der Patienten- hier bleiben die Vorgaben aber den meisten Fällen ohne dass die aufnahme, bis das notwendige unter dem Nötigen. Für alle ande- Minutenwerte entsprechend auf- Personal wieder an Bord ist. Nur ren Bereiche sind die alten Minu- gestockt werden. so ist eine bedarfsgerechte, men- tenwerte auch die neuen. Das ist Darüber hinaus wird eine weit- schenwürdige Versorgung der auf- zu wenig! Auch der gestiegene gehende Anrechenbarkeit der Be- genommenen Patient*innen zu Personalbedarf für Zwangs- und rufsgruppen untereinander festge- gewährleisten. Für uns steht fest: Gewaltvermeidung wird nicht ab- setzt – Therapeut*innen und Bei Personalnot ist Leistungsein- gebildet – zum Beispiel für 1:1-Be- Sozialarbeiter*innen können als schränkung das richtige Mittel, treuungen zur Vermeidung von Pflegekräfte angerechnet werden nicht Vergütungskürzung! und während Zwangsfixierungen, und umgekehrt, wenn sie die Re- die massiv zugenommen haben. gelaufgaben der jeweils anderen Gesetzgeber muss handeln Hinzu kommt: Diese niedrigen Berufsgruppe erledigen. Gleiches Die Richtlinie hat entscheidende Werte müssen in den ersten zwei gilt für Psycholog*innen und Webfehler. Der G-BA war in mehr Jahren nur zu 85 Prozent, in den Ärzt*innen. Auszubildende wer- als drei Jahren nicht in der Lage, folgenden zwei Jahren zu 90 Pro- den auf die Erfüllung der Minuten- den ihm gesetzten Auftrag zu er- zent erfüllt werden. Erst 2024 werte im Verhältnis 1:9,5, Leihar- füllen, mit der Richtlinie zu einer wird wieder eine Erfüllung der vol- beitskräfte voll angerechnet. Da leitliniengerechten Behandlung len Tabellenwerte gefordert – de die gearbeiteten Minuten berech- beizutragen. Er ist nicht das geeig- facto also weitgehend der alten net werden, zählen für die Erfül- nete Gremium, um solche Normen Psych-PV. Bis dahin sollen auch die lung der Richtlinie auch Überstun- zu setzen. Dafür braucht es eine Minutenwerte überarbeitet wer- den. Wir meinen: Eine gewisse Expertenkommission mit Beteili- den – in welche Richtung ist aller- Flexibilität ist sinnvoll – eine prak- gung von Praktiker*innen und dings unbekannt. Dabei steht fest: tisch unbegrenzte Austauschbar- Expert*innen aus fachlicher und Mit zu wenig Personal ist men- keit der Berufsgruppen, auch auf Arbeitsorganisationsperspektive. schenwürdige Versorgung nicht zu gleichem Qualifikationsniveau, ist Diese muss für Regelungen sor- leisten! hingegen nicht sachgerecht! gen, die sowohl die Ist-Personal- ausstattung als auch die zu finan- Schritt zurück: Können alle Schritt zurück: Sanktionen zu zierenden Stellen bedarfsgerecht alles? spät, die falschen, unklar festschreiben. Dafür muss der Im Prinzip muss pro Berufs- Im Jahr 2020 bleibt eine Unter- Gesetzgeber jetzt sorgen. gruppe monats- und stationsbezo- schreitung sogar der abgesenkten Interessenvertretungen und gen nachgewiesen werden, dass Psych-PV-Werte sanktionslos. Ab ver.di-Aktive in den Betrieben soll- das vorgeschriebene Personal da 2021 sollen finanzielle Sanktionen ten jetzt darauf hinarbeiten, dass ist. Allerdings werden dabei neue greifen: Bei Unterschreitung der die reale Personalausstattung über Berufsgruppen einfach den bishe- Mindestvorgaben pro Quartal und die Richtlinie hinausgeht, um rigen Berufsgruppen hinzugefügt, Einrichtung droht dem Kranken- Patient*innen und Beschäftigte zu zum Beispiel Kunsttherapeut* haus eine Vergütungskürzung. schützen. innen zu den Ergotherapeut* Allerdings ist noch völlig offen, Infodienst Krankenhäuser Nr. 87 Dezember 2019 11
Auswertung des Versorgungsbarometers: Kurzfassung der Ergebnisse Mehr von uns ist besser für alle! Im Juli und August 2019 beteiligten sich 2.329 Psychiatrie-Beschäftigte aus 168 Krankenhäusern aus allen Bundesländern am Versorgungsbarometer. Anhand von Fragen zur Versorgungswirklichkeit und zur Arbeitssituation, darunter auch Fragen zu Zwangs- und Gewaltsituationen, wurde ein fünf- stufiges Barometer von dunkelgrün bis rot erstellt. Die Ergebnisse sind alarmierend: Die Gesamtbewer- tung der Versorgungssituation bewegt sich im gel- ben Bereich (unzureichende Versorgung) an der Grenze zu Orange. Fast die Hälfte der Beschäftigten hat in den vier Wochen vor der Befragung körperliche Übergriffe gegen sich selbst erlebt. Über 80 Prozent waren in diesem Zeitraum mit Beschimpfungen konfrontiert. Drei von vier Beschäftigten haben in den letzten vier Wochen mindestens eine Zwangsmaßnahme miterlebt, die Hälfte mindestens einmal die Woche, jeder Fünfte erlebt das praktisch in jedem Dienst. Über 60 % meinen, dass »ungefähr die Hälfte« oder »fast alle« dieser Zwangsmaßnahmen mit einer besseren Personalausstattung vermeidbar ge- wesen wären. In hunderten Kommentaren wiesen die Beschäftig- Der aktuelle Beschluss des G-BA für neue Personal- * Siehe Seite 10 ten auf den Zusammenhang von fehlendem Perso- mindeststandards* wird die Versorgungsmisere nicht in diesem Info- nal, Unterversorgung, Eskalation und psychischer beseitigen. Statt die Lage deutlich zu verbessern, dienst Belastung hin. geht er an vielen Stellen hinter die Standards der Drei von vier Beschäftigten (76,9%) können sich PsychPV zurück und beseitigt ihre Mängel nur unzu- nicht vorstellen, mit der derzeitigen Personalaus- reichend. stattung bis zur Rente in der Psychiatrie weiterzu- Gute, menschenwürdige psychiatrische Versorgung arbeiten. darf nicht bei »Mindeststandards« stehenbleiben. Diese Ergebnisse zeigen: Eine Personalaufstockung Deshalb machen wir uns stark für eine bedarfsge- tut dringend Not. ver.di fordert eine deutliche Ver- rechte Personalausstattung – für gute Versorgung besserung der bisherigen Psychiatrie-Personalverord- und gute Arbeitsbedingungen! nung, eine »PsychPVplus«. Die vollständigen Ergebnisse (11 Seiten) findet ihr unter https://tinyurl.com/versorgungsbarometer Am 10. September 2019 in Stuttgart, Duisburg und Riedstadt 12 Infodienst Krankenhäuser Nr. 87 Dezember 2019
Impressionen aus Wolfsburg: »Protest mit Fest« Mehr von uns ist besser für alle! Am 7. September 2019 fand in eine Demo, fallen für alle, die Angst vor Konsequenzen vom Wolfsburg der »Protest mit Fest« nicht aus der unmittelbaren Um- Arbeitgeber. statt. Die von ver.di unterstützten gebung kommen, alle drei Schich- Mit dem Fest möchten wir die- VeranstalterInnen schrieben: ten weg, da die Kolleg*innen ar- sen Kolleg*innen einen Anreiz »Organisiert haben diese Aktion beiten oder schlafen müssen. geben, trotzdem aufzustehen und meine Kollegin Bernadette Kersten Von denen, die kommen könn- zu sagen: ›Es reicht‹. Außerdem (Altenpflegerin) und ich (Simona ten, entschließen sich viele, es können gerade diese Momente die Netz, Krankenschwester), weil wir nicht zu tun. Die Gründe sind Solidarität und die Vernetzung die katastrophalen Zustände in der sicherlich, wie überall, vielschich- untereinander fördern.« Pflege – und im Gesundheits- tig: Resignation, Desinteresse, system allgemein – nicht hinneh- Kraftlosigkeit und teilweise sogar men, sondern dagegen protestie- ren wollen. Organisiert man aber Infodienst Krankenhäuser Nr. 87 Dezember 2019 13
Ende August 2019 gestartet: https://gesunde-zukunft-potsdam.de/ Mehr von uns ist besser für alle! Für bessere Arbeitsbedingungen in der Klinikgruppe Ernst von Bergmann: Erstellung eines Perso- R E N AT E S T I E B I T Z nalbesetzungs- und Entlastungs- plans, der 1. Vorgaben zur Mindest-Per- Unter dem Motto »Gesunde sonalbesetzung für die einzelnen Zukunft Potsdam« hat eine Gruppe Bereiche und Stationen enthält, von Potsdamer BürgerInnen zwei 2. regelt, wie diese Mindest- Bürgerbegehren initiiert. Personalbesetzung durchgesetzt Für faire Bezahlung: Eintritt aller wird und Unternehmen der Klinikgruppe 3. sicherstellt, dass bei Unter- Ernst von Bergmann in die ordent- schreitung der Personalgrenzen liche und daher tarifgebundene die Belegungs- und Fallzahlen Mitgliedschaft im Kommunalen reduziert werden. Arbeitgeberverband. Neue Schätzung zur Krankheitslast durch Krankenhaus-Infektionen Research Application of a new methodology and R package Das Robert Koch-Institut hat zu- Die Zahl der Todesfälle kann durch reveals a high burden of healthcare-associated infections (HAI) in Germany compared to the average in the sammen mit Partnern aus Berlin und die weiterentwickelte Methodik ver- European Union/European Economic Area, 2011 to 2012 Stockholm eine aktuelle Schätzung lässlicher erfasst werden und liegt Benedikt Zacher1,2, Sebastian Haller 1,2, Niklas Willrich1, Jan Walter1, Muna Abu Sin1, Alessandro Cassini3, Diamantis Plachouras3, Carl Suetens3, Michael Behnke4 , Petra Gastmeier4 , Lothar H. Wieler 1, Tim Eckmanns1 1. Robert Koch Institute, Berlin, Germany zur Krankheitslast durch im Kran- jetzt bei 10.000 bis 20.000. Eine 2. These authors contributed equally to this work 3. European Centre for Disease Prevention and Control, Stockholm, Sweden 4. Charité Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany Correspondence: Benedikt Zacher (ZacherB@rki.de) kenhaus erworbene (nosokomiale) frühere Schätzung hatte 10.000 bis Citation style for this article: Zacher Benedikt, Haller Sebastian, Willrich Niklas, Walter Jan, Abu Sin Muna, Cassini Alessandro, Plachouras Diamantis, Suetens Carl, Behnke Michael, Gastmeier Petra, Wieler Lothar H., Eckmanns Tim. Application of a new methodology and R package reveals a high burden of healthcare-associated infections (HAI) in Germany compared to the average in the European Union/European Economic Area, 2011 to 2012. Euro Surveill. 2019;24(46):pii=1900135. https://doi. org/10.2807/1560-7917.ES.2019.24.46.1900135 Infektionen vorgelegt. »Damit kön- 15.000 Todesfälle pro Jahr ergeben. Article submitted on 19 Feb 2019 / accepted on 12 Sep 2019 / published on 14 Nov 2019 nen wir die Auswirkungen nosoko- [...] Die Wissenschaftler haben für Background: Healthcare-associated infections (HAIs) Conclusion: This is the first study to estimate the bur- pose a major challenge to health systems. Burden den of HAIs in DALYs for Germany. The large number of mialer Infektionen auf die Gesund- die neue Studie fünf Infektionen be- of disease estimations in disability-adjusted life years (DALYs) are useful for comparing and rank- ing HAIs. Aim: To estimate the number of five com- hospital beds may be a contributing factor for a rela- tively high burden of HAIs in Germany. Further focus on infection prevention control, paired with reduction mon HAIs, their attributable number of deaths and of avoidable hospital stays, is needed to reduce the heit der Bevölkerung genauer trachtet, die fast 80% der im Kran- burden for Germany. Methods: We developed a new method and R package that builds on the approach used by the Burden of Communicable Diseases in burden of HAIs in Germany. Introduction Europe (BCoDE) project to estimate the burden of HAIs Healthcare-associated infections (HAIs) are associ- abbilden und verlässlichere evidenz- kenhaus erworbenen Infektionen for individual countries. We used data on healthcare- ated with an increased risk in morbidity, mortality associated Clostridioides difficile infection, healthcare- and excess healthcare costs. It is estimated that 20 to associated pneumonia, healthcare-associated primary 30% of HAIs in Germany could be preventable primar- bloodstream infection, healthcare-associated urinary ily through improved adherence to hygiene recommen- basierte Grundlagen für Maßnah- ausmachen, Lungenentzündungen, tract infection and surgical-site infection, which were dations and optimisation of procedures [1]. Increasing collected during the point prevalence survey of HAIs in adherence and changing behaviour of clinical person- European acute-care hospitals between 2011 and 2012. nel is resource-intensive, and resources for prevention Results: We estimated 478,222 (95% uncertainty inter- are limited [2]. Estimates of health burden of HAIs are val (UI): 421,350–537,787) cases for Germany, result- therefore needed to assess their relevance compared men bereitstellen«, betont Lothar H. Harnwegsinfektionen, Wundinfek- ing in 16,245 (95% UI: 10,863–22,756) attributable deaths and 248,920 (95% UI: 178,693–336,239) DALYs. Despite the fact that Germany has a relatively low hos- with other communicable diseases and help with evidence-based prioritisation. Since a patient with a HAI experiences this alongside the primary reason for pital prevalence of HAIs compared with the European being in a healthcare setting, attributing complications Wieler, Präsident des RKI. [...] Die Er- tionen, Clostridium difficile-Infektio- Union/European Economic Area (EU/EEA) average, the burden of HAIs in Germany (308.2 DALYs/100,000 population; 95% UI: 221.2–416.3) was higher than the and death to a HAI is particularly challenging. The European Centre for Disease Prevention and EU/EEA average (290.0 DALYs/100,000 population; Control (ECDC) published the first estimates of the gebnisse sind in der Fachzeitschrift nen und Blutstrominfektionen. 95% UI: 214.9–376.9). Our methodology is applicable to other countries in or outside of the EU/EEA. An R package is available from https://CRAN.R-project.org/ health burden attributable to HAIs in the European Union and European Economic Area (EU/EEA) in 2016 [3]. It used the same incidence-based approach package=BHAI. as the ECDC Burden of Communicable Diseases in Eurosurveillance erschienen. Die Daten stammen aus der soge- Nr. 78 / Sept. 2017 Die in der neuen Studie geschätzte nannten Punktprävalenzstudie Zahl der nosokomialen Infektionen 2011/2012 des Nationalen Referenz- in Deutschland liegt bei 400.000 bis zentrums. 600.000 pro Jahr und damit im Be- Auszüge aus der RKI-Pressemittei- reich vorheriger Hochrechnungen. lung vom 15.11.2019 Über den Zusammenhang zwischen Händedesinfektion und Personalnot, Zeitnot, Hektik und Stress hatte ver.di 2017 ausführlich informiert (siehe https://haendedesinfektion.verdi.de sowie Infodienst 78 und 79). Infodienst ISSN 1612-9180 Vollständige RKI-Pressemitteilung: Krankenhäuser https://www.rki.de/DE/Content/Service/Presse/Pressemitteilungen/2019/14_2019.html Download des Beitrags in Eurosurveillance (46/2019): https://www.eurosurveillance.org/content/10.2807/1560-7917.ES.2019.24.46.1900135 14 Infodienst Krankenhäuser Nr. 87 Dezember 2019
Kommunale Krankenhausarbeitgeber taktieren und spielen auf Zeit Tarifpolitik Unerwartete Kehrtwende der kommunalen Arbeitgeber RHANDL UNG 2019 TVÖD-K VE bei den Verhandlungen über bezahlte Pausen und die Erhöhung des Samstagszuschlags. Her mit der bezahlten Pause! V.i.S.d.P.: Sylvia Bühler, ver.di-Bundesvorstand, Paula-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin In der ersten Verhandlungsrunde kürzung von 2,5 Stunden in der Siehe auch Info- im Juni sah es noch so aus, als Woche für diese extrem belas- dienst 86, S. 10 hätten die Arbeitgeber verstan- tende Arbeit soll damit hinfällig gesundheit-soziales.verdi.de und 85, S. 18 den, dass sie den Beschäftigten in sein, die Benachteiligung gegen- den Kliniken ein positives Signal über anderen Beschäftigtengrup- senden müssen. Damit die Men- pen im öffentlichen Dienst fort- der Tarifverhandlungen. Ihr Ziel sei schen im Beruf bleiben und junge bestehen. eine einvernehmliche Gesamt- Leute für die Ausbildung gewon- Die Arbeitgeber haben ver.di lösung. Doch die Suche nach nen werden können. mitgeteilt, man wolle sich weite- einem neuen Verhandlungstermin Drei Monate später machen sie ren Verhandlungen zur Verbesse- zog sich hin. Erst am 9. Dezember den Samstagszuschlag von 20 Pro- rung der Attraktivität von Wech- findet die zweite Verhandlungs- zent – den sie in den Verhandlun- selschichtarbeit grundsätzlich runde statt. gen bereits akzeptiert hatten – von nicht verschließen. Sie gingen Heike von Gradolewski-Ballin, einer Gesamteinigung abhängig. ergebnisoffen in die Fortsetzung ver.di-Bundesverwaltung Die Einrechnung der Pausen bei Wechselschicht in die Arbeitszeit Aktuelle Nachrichten dann unter lehnen sie kategorisch ab. Die https://gesundheit-soziales.verdi.de/tarifbereiche/oeffentlicher-dienst damit verbundene Arbeitszeitver- Geld oder frei? Bis Ende Juni 2019 lief die bundesweite Arbeits- 65% aller Teilnehmer*innen zeitbefragung des Fachbereiches 3. Zielgruppe waren würden, wenn sie die Wahl Beschäftigte des Gesundheits- und Sozialwesens – hätten, ihre (tarifliche) aus dem öffentlichen Dienst, den Wohlfahrtsverbän- Gehaltssteigerung zur Verkür- den, kirchlichen Einrichtungen und privaten Trägern. zung der Arbeitszeit einsetzen Ausgewertet wurden fast 65.000 Fragebögen. – mehr freie Zeit statt mehr Geld. Ergebnisse in Kürze: Von denen, die angegeben Eindeutig wurde die Frage beantwortet, wie haben, dass sie ihre Arbeitszeit wichtig es den Teilnehmer*innen ist, die Wahl zu verkürzen würden, möchten haben, sich für mehr freie Zeit oder für mehr Geld 52% das durch zusätzliche entscheiden zu können. Für 65% ist das sehr wich- freie Tage umsetzen, 41% die tig und für weitere 30% eher wichtig. Wochenarbeitszeit verkürzen, 39% Arbeitszeit auf 70% aller Teilnehmer*innen arbeiten länger als einem Konto ansammeln, um z.B. längeren Urlaub vertraglich vereinbart. Aus Sicht von 62% liegt das oder ein Sabbatical zu machen, und 37% Zeit auf daran, dass zu wenig Personal vorhanden ist, und einem Lebensarbeitszeitkonto sammeln, um früher 52% geben an, dass die Arbeit in der vereinbarten in den Ruhestand zu gehen. Zeit nicht leistbar sei. Angeordnete Überstunden sind bei 22% der Grund. Weitere Infos zur Arbeitszeitbefragung im FB 3 unter Auffallend ist: Die meisten Überstunden leisten https://gesundheit-soziales.verdi.de/themen/arbeitszeitumfrage Beschäftigte mit einer vereinbarten Wochen- arbeitszeit von weniger als 20 Stunden. Infos zur parallelen Befragung im öffentlichen Dienst unter https://www.verdi.de/arbeitszeitumfrage-oed Infodienst Krankenhäuser Nr. 87 Dezember 2019 15
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