GRÜNE tranSformation analySen - Rosa Luxemburg Stiftung
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Analysen NACHHALTIGKEIT GRÜNE tranSformation Mario Candeias
INHALT 2 3 4 7 10 15 Neuauflage Mai 2013 durch das New Yorker Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung Zuerst veröffentlicht in Candeias, Mario und Michael Brie (Hrsg.): Transformation im Kapitalismus und darüber hinaus, Berlin 2012, S. 135-150.
Mario Candeias Szenarien grüner Transformation Krisenerscheinungen – von Finanz-, Wirt- schafts- und Beschäftigungskrisen, Krise der Reproduktion und dramatischer Prekarität, ökologischer Krise und schwelender Reprä- sentationskrise – dieser »multiplen Krise« hat der alte neoliberale Machtblock keine produk- tiven Lösungen mehr entgegenzusetzen, die die Interessen der Subalternen und damit den aktiven Konsens zum neoliberalen Pro- jekt wieder herstellen könnten. Der Neolibe- ralismus ist erschöpft, verstärkt seine autori- täre Form der letzten zehn Jahre – doch we- der ein neuer Akkumulationsschub, noch ein neuer gesellschaftlicher Konsens sind von ihm zu erwarten. Nichtsdestoweniger: Die Neoliberalen sitzen nicht zuletzt in Deutsch- land fest im Sattel und bauen in Europa und In organischen Krisen zerfällt das spezifische den USA ihre institutionelle Macht aus. Ihre Verhältnis der Verhältnisse zueinander, was Position mag keine »führende« mehr sein, zu einer Folge von scheinbar unverbundenen aber nach wie vor »herrschend« ist (Gramsci Krisen auf den unterschiedlichsten Feldern 1991b, 354). führt. Die Krise mäandert, verschiebt sich. Es zeichnet sich ein Interregnum ab, eine Die Finanzkrise wurde zur Weltwirtschaftskri- Übergangsperiode, in der die Krise sich über se, dann zur Schuldenkrise, zur Repräsenta- längere Zeit, vielleicht ein Jahrzehnt hinzie- tionskrise. Der nächste Akt des Dramas steht hen kann, bis sich aus der Konkurrenz von bevor: eine weitere Rezession. Denn schon durchaus starken Beharrungs- und Erneue- die grundlegenden ökonomischen Ursachen rungskräften, der unterschiedlichen Bearbei- der Krise werden nicht angegangen – von tungs- und Lösungsversuche eine hegemo- den anderen Dimensionen der multiplen Kri- niale Richtung herauskristallisiert. Kämpfe se ganz zu schweigen. Krisenmanagement um die Neuzusammensetzung und Führung soll die Verdichtung der Krisen verhindern, des Machtblocks werden geführt. Zeit verschaffen. Doch wie erwartet, bereitet die Form der Bearbeitung der Krise jeweils Dabei hat sich die gesellschaftliche Situation die nächste Krisenkonjunktur vor. gegenüber unseren Analysen 2007 bis 2009 verändert. Einige der in den frühen Analysen Die Verschärfung ökologischer Krisen ist da- des Instituts für Gesellschaftsanalyse noch bei noch gar nicht erwähnt – drängt sich aber, für möglich gehaltenen Szenarien oder wie im Falle Fukushima oder anderer Kata- Trends, etwa eines sozialdemokratischen strophen konjunkturell immer wieder auf. Public New Deal unter Obama, haben sich Ökologische Fragen sind nicht nur Fragen nicht realisiert, bzw. es traf zu, dass sie als politischer Legitimation, angesichts eines zu schwach eingeschätzt wurden. Überra- wachsenden »bizarren« Umweltbewusstseins, schend war für viele, wie erfolgreich das Kri- sondern auch Fragen der Sicherung ökono- senmanagement in Deutschland wirkte. Die mischer Verwertungs- und Reproduktionsbe- Situation hat sich teilweise geschlossen, der dingungen, von Ressourcen, (Energie)Si- Handlungsspielraum für bestimmte Projekte cherheit usw. wurden eingeschränkt. Offen bleibt, inwiefern Entscheidend ist der Zusammenhang der die Krise Möglichkeitsräume wieder aufreißt. Krisen. Der Verknüpfung der aufbrechenden 2
Im Folgenden daher der Blick auf vier im Ent- 1. Autoritärer Neoliberalismus/ stehen begriffene, konkurrierende strategi- Restauration sche Projekte – kein Szenario wie es künftig aussehen könnte, sondern ein Versuch der Stabilisierung der Finanzmärkte durch Bestimmung empirischer Tendenzen. strikte Austeritätspolitik und neue Re- Gestriffen werden sollen ihre wesentlichen gulationen der Finanzmärkte politischen Momente mit Blick auf Bearbei- symbolische Politiken tung der organischen Krise, im Besonderen freiwillige Vereinbarungen mit Blick auf die ökologische Krise. Wer sind End-of-Pipe-Technologien; neue die gesellschaftlichen Kräfte oder Träger der Technologie-Fixierungen wie CCS Projekte, welche Koalitionen gruppieren sich oder Desertec; fossille Xtreme- darum? Welches sind aber auch die jeweili- Energie gen sozioökologischen Konsequenzen, wel- marktförmige Regulation und Inwert- ches die ökonomischen Widersprüche, wel- setzung (GATS, TRIPS, Zertifikate) che politischen Implikationen ergeben sich Akteure: alter Machtblock, getragen durch daraus? Die Projekte sind relativ klar vonei- Finanz- und fossilistische Kapitalfraktio- nander zu unterscheiden, allerdings ist leicht nen, bestrebt, unter Bedingungen wach- erkennbar, dass sich zwischen den Projekten sender Desintegrationen einen passiven Überschneidungen ergeben, die Koalitionen Konsens aufrechtzuerhalten ermöglichen – die wiederum andere Wider- sprüche mit sich brächten. Selbstverständlich bewegen sich die Projekte nicht im luftleeren a) Möglich ist, dass die globale Nachfrage Raum, sondern vor dem Hintergrund konkre- trotz Rückgang keinen tiefen Einbruch erlei- ter Kräfteverhältnisse, von Kämpfen und ge- det. In diesem Fall könnten deutsche Export- sellschaftlichen Entwicklungen. Insofern ist erfolge auf kleinerer Flamme weiterhin ein auch eine Aussage darüber zu treffen, wie geringes Wachstum in Deutschland gewähr- wahrscheinlich das jeweilige Projekt ist. leisten, ohne dass ein Wechsel des Modells notwendig würde, allenfalls werden – getrie- Projekt/Szenario 1: ein autoritärer Neoli- ben von Akzeptanzverlusten und Ereignissen beralismus wie Fukushima – kleine und graduelle Ände- Das Projekt eines autoritären Neoliberalis- rungen in Richtung Energiewende und ökolo- mus begegnet der Krise (wie in vorangegan- gischer Modernisierung unternommen. Auch genen großen Krisen) mit einer Intensivie- bei insgesamt schwacher globaler Dynamik rung der alten Regulationsmechanismen: können selbst eine abgeschwächte Nachfra- Finanzialisierung, Kürzungsdiktate, Privatisie- ge aus den neuen kapitalistischen Zentren rung, Flexibilisierung, Pragmatisierung, Ent- wie China, Indien und Brasilien und eine nur demokratisierung. Insbesondere wurde fast halbherzige ökologische Modernisierung aus- weltweit eine austeritätspolitische Wende reichend sein, um die Vorteile des deutschen durchgesetzt. In Europa treiben Finanzmärk- Exportmodells auf Kosten anderer vorläufig te, IWF und die Regierung Merkel (zusam- zu bewahren. Gerade die Schwäche der Eu- men mit den Regierungen Skandinaviens, rozone führt zu einer relativen Unterbewer- der Niederlande und Österreich) gleichgerich- tung des Euro und verbessert so die tet eine Radikalisierung von Kürzungsmaß- deutsche Position gegenüber Konkurrenten nahmen und ihre Institutionalisierung voran. wie Japan. In den USA scheinen selbst mo- Mit dieser institutionellen Blockade und unter derate Veränderungen einer ökologischen den veränderten Kräfteverhältnissen wird die Modernisierung verbaut, zumindest wird der Möglichkeit für andere politische Optionen Kampf von rechts scharf geführt. In der De- eingeschränkt – freilich ohne dass es gelingt, batte um die Kürzungspolitiken werden auch die Krise zu bändigen. sämtliche ökologischen Reformen und För- Was bedeutet das ökonomisch, v.a. mit Blick derprogramme als Jobkiller bekämpft, der auf die Bundesrepublik Deutschland? Drei Spielraum für Investitionsprogramme ist unterschiedliche ökonomische Szenarien durch Krise und dominanter Kürzungspolitik sind möglich: extrem eingeschränkt. b) Denkbar ist auch, dass die Konjunktur stagniert (gar Stagflation) und sich ein lang- fristiger Trend zum Null-Wachstum stabilisiert. 3
Dies würde, um Wirtschaft, Sozialsysteme bereitung der kommenden Rezession. Dies und Staatshaushalte zu sichern, härteste bedeutet auch drastische Einschränkung der Verteilungskonflikte um Steuern, soziale Lei- Verteilungsspielräume bzw. verschärfte Um- stungen, Löhne und Arbeitsstandards sowie verteilung von unten nach oben. Ohne ent- ökologische Maßnahmen mit sich bringen. sprechende Konsensangebote an die Subal- Eher ein Szenario eines Postwachstums, wie ternen ist ein solches Szenario untrennbar es der konservative Vordenker Meinhard mit wachsendem Autoritarismus verbunden, Miegel beschreibt. mit mindestens protofaschistischen Integrati- onsangeboten samt Ausgrenzung von c) Relativ wahrscheinlich halten wir ange- schwächeren Gruppen und scharfer Repres- sichts der vielfältigen Ungleichgewichte und sion von Unmut und Unruhen. Herrschaft der sich wieder aufbauenden finanziellen durch Kontingenz würde Alex Demirovic sa- Überakkumulation einen weiteren tiefen Fi- gen. Kein stabiles Szenario – aber das ak- nanz- und Wirtschaftscrash (vgl. Krisenent- tuelle. wicklung in den Jahren 1929 ff.). Große Kri- sen und entsprechende Transformationen Projekt/Szenario 2: grüner Kapitalismus auch innerhalb des Kapitalismus verlaufen in einer Reihe von Brüchen und ziehen sich Das Projekt eines grünen Kapitalismus zielt über Jahre hin – wir erleben dies bereits, da anders als die Strategie der Restauration auf trafen linke Prognosen durchaus zu. Eine Erneuerung im Sinne einer passiven Revolu- Rezession in Europa deutet sich – wie erwar- tion (Gramsci 1991a 102): Diese strebt nach tet – ab Ende 2012 an. So wie die Ereignisse Revolutionierung aller Verhältnisse, nicht nur in Fukushima als Katalysator der Energie- Wiederherstellung der Ordnung, sondern wende in Deutschland wirkten, ist offen, wie Entwicklung bürgerlich-kapitalistischer Herr- eine solche Krise sich auf die politischen schaft, die Gesellschaft vorantreibend. Das Verhältnisse insgesamt auswirken würde. passive Element besteht darin, Interessen der Subalternen zwar herrschaftsförmig zu integrieren, die untergeordneten Gruppen Sozioökologische Konsequenzen aber in einer subalternen Position fern der Natur wird zur Ware Macht zu halten, zugleich ihre Intellektuellen fortschreitende ökologische Zerstö- und Führungsgruppen in den Machtblock zu rung absorbieren, die Subalternen damit ihrer Füh- wachsende Preise für Öl und andere rung zu berauben (Transformismo). Ressourcen Der schillernde Begriff einer green economy Ressourcenkriege verbindet vor dem Hintergrund der Vielfach- Ökonomische Widersprüche krise die allgemeine Umorientierung von In- vestitionen in Richtung Energiewende und Austeritätspolitik führt zu sinkenden ökologischer Modernisierung mit der notwen- Wachstumsraten digen technologischen und Akkumulations- wachsende Überakkumulation von basis zur Schaffung von Millionen von Ar- Geldvermögen beitsplätzen. Befördert wurden diese Vorstel- fast keine Investitionsimpulse lungen insbesondere durch den Stern-Report Politische Konsequenzen zum Klimawandel 2006, die Analysen des IPCC und transnationaler Forschungsgrup- sinkende Umverteilungsmöglichkeiten pen sowie durch die populären Aktivitäten und fortgesetzte Umverteilung von un- des Nobelpreisträgers Al Gore und durch die ten nach oben UN. Sie sprechen v.a. ökologisch sensibili- Einschränkung der Demokratie und sierte, marktwirtschaftlich orientierte, liberale autoritäre Politiken Gruppen an, die über starke öffentliche Rep- protofaschistische Anrufungen, um räsentation verfügen und skeptisch gegenü- Konsens zu erzielen ber den Auswüchsen des Finanzmarktkapita- Unterdrückung von Unruhen und Revol- lismus sind. Diese Verbindung von Antworten ten auf Finanz- und Wirtschaftskrise, Beschäfti- gungs- und Klimakrise ist zurzeit die konsi- stenteste und mächtigste Antwort auf Krise Im Kapitalismus ist auch ein stagnatives und Restauration des Neoliberalismus. Szenario gleichbedeutend mit Krise. Treten Kürzungspolitiken hinzu, bedeutet dies Vor- 4
Hinter einem grünen Kapitalismus stehen Fortführung und Intensivierung einer globalen Kapitalgruppen wie die Branche der regene- »Akkumulation durch Enteignung« (Harvey) rativen Energien (einschließlich der großen im Bereich natürlicher Ressourcen bis hin zu Energieversorger und des Maschinenbaus), Landgrabbing und XtremeEnergy; auch die die großen Versicherungskonzerne, Anla- Individualisierung von Umweltproblemen (der genbauer wie Siemens, Automobilkonzerne, »aufgeklärte Konsument«) zeugt ebenso von die sich von »green cars« und E-Autos ein Kontinuitäten wie der Emmissionshandel mit neues Geschäftsfeld erhoffen, auch Internet- seiner Ausweitung der Marktlogik auf die Be- und IT-Unternehmen, die Aufträge bei der kämpfung von Umweltverschmutzung. Inso- Effizienzoptimierung undbei neuen Verkehrs- fern wird nicht nur eine begrenzte Finanz- systemen erwarten, Bio- und Gentechunter- marktregulierung angestrebt, vielmehr wer- nehmen, Nanotech- und Chemieunterneh- den neue Instrumente entwickelt. men wie BASF, die neue, leichte und ener- Favorisiert werden marktförmige und techni- gie-effiziente Werkstoffe entwickeln, selbst sche Lösungen (techno fixes), einschließlich Ölkonzerne wie BP, die sich in »Beyond Pet- großtechnischer Projekte wie Desertec, riesi- rol« umbenannt haben sowie Venture-Capital ge Offshorewindparks, monopolisierte Netze und Private Equity Fonds oder die kleine, und – trotz allem – die Atomkraft, wenn nicht aber wachsende Branche der ethischen In- hierzulande, dann doch als Exportgut. Wie vestoren (einschließlich großer Pensions- die IT-Revolution die technische Basis für die fonds). Globalisierung bereitstellte, soll GreenTech Der Markt für Investitionen in emissionsarme die Grundlage für einen ökologischen Umbau Energien und grüne Technologien wird auf der gegenwärtigen Produktionsweise liefern. etliche Billionen Dollar anwachsen. Der Weltmarkt für Greentech war laut Roland Berger mit einem Volumen von 1,4 Billionen 2. Grüner Kapitalismus Euro bereits 2007 größer als der für Maschi- verbindliche Vereinbarungen nenbau. Bis 2020 wird sich der Umsatz auf marktförmige Regulierung und In- 3,2 Billionen vorsichtig geschätzt mehr als wertsetzung verdoppeln. Wenn Investitionen getätigt wer- (groß)technologische Lösungen wie den, dann hier: Drei von vier Firmen in CCS, Desertec und Xtreme-Energie Deutschland legen nach einer Umfrage von begrenzte Finanzmarktregulierung, Siemens Financial Services im Bereich neue Finanzinstrumente Greentech ihren Investitionsschwerpunkt der öffentliche Investitions- und Förder- nächsten Jahre. Schon jetzt hat sich hierzu- programme lande bei erneuerbaren Energien die Be- keine Umverteilung nach unten, hal- schäftigung seit 2004 mehr als verdoppelt ber der ›Bastard‹-Keynesianismus (340.000 Beschäftigte). Greentech-Firmen Übergang zu öko-kapitalistischer bieten hierzulande Beschäftigung für über Produktions- und Lebensweise eine Million Menschen und erbringen gut acht Prozent der Wirtschaftsleistung. Solar- Akteure: öko-kapitalistischer Elitenkon- Investitionen sollen sich bis 2015 verdoppeln. sens mit subalterner Integration der Private Equity Fonds wie Blackstone investie- Beherrschten (wie Grüne und Gewerk- ren mehrere Milliarden Euro in Offshoreparks schaften), Spannungen mit dem vor der deutschen Küste – eine fossilistischen Kapital Energieeinspeisevergütung von 150 € pro Megawattstunde, Übernahme der Kosten des Netzausbaus durch den Netzbetreiber, direk- Dafür braucht es jedoch eine klare und bin- te Förderung durch die Bundesregierung und dende ökologische Regulierung, möglichst vergünstigte KfW-Kredite sollen eine Rendite marktförmig, um Investitionssicherheit zu von 10 bis 20 Prozent ermöglichen. Der gewährleisten und gar neue Anlagesphären Markt für grüne Technologien ist schwer ab- zu eröffnen, etwa im Zertifikatehandel, der grenzbar, die unterschiedlichen Bereiche bislang kaum funktioniert. Ein so weitgehen- zusammengenommen aber unbestreitbar mit der Umbau wird allein durch die Marktkräfte einem Potenzial wie kaum ein anderer. nicht zu bewerkstelligen sein, so dass auch Ein grüner Kapitalismus weist durchaus Kon- Kapitalgruppen wie der Energiekonzern Eon tinuitäten zum Neoliberalismus auf: Etwa die öffentliche Investitionen fordern, um etwa die Energie- und Verkehrsinfrastrukturen umzu- 5
bauen. Auch eine begrenzt höhere Besteue- neuen kapitalistischen Kernländer bleiben rung von Vermögen und eine Reregulierung wird. Auch die ungleiche Verteilung der un- der Finanzmärkte wird durchaus befürwortet, vermeidlichen Folgen von Weltwirtschaftskri- um die nötigen Mittel für Investitionen zu er- se wie insbesondere Klimawandel auf die wirtschaften und ökonomische Ungleichge- gesellschaftlichen Klassen und Gruppen wichte zu dämpfen. An eine direkte Umvertei- sprechen für eine Betonung von Sicherheits- lung von oben nach unten ist nicht wirklich politiken von Seiten der »Herrschenden«. gedacht. Sozial-ökologische Ungleichheiten »Niemand hat eine Ahnung, wie sich ein Pla- werden nicht thematisiert, auf die individuelle net voller Slums« (in den nächsten 40 Jahren Ebene verschoben. wird laut Prognosen die Hälfte der Weltbevöl- kerung in solchen leben, bereits 2008 über Auch das Projekt des grünen Kapitalismus eine Milliarde Menschen) »mit wachsenden bringt Widersprüche und false solutions mit Ernährungs- und Energiekrisen an die zu- sich – ein Beispiel: Die Produktion der künftigen Gegebenheiten anpassen soll«, E-Autos ist wohl etwas weniger energie- und noch wie diese Menschen reagieren werden, ressourcenintensiv, weil die Wagen generell so Mike Davis (2008, 8). Er geht denn auch kleiner wären. Die Produktion der Batterien eher von einer »selektiven Anpassung« aus, hingegen ist, wie generell die Akku- die »den Erdenbewohnern der ersten Klasse Produktion, energie- und ressourcenintensiv auch weiterhin einen komfortablen Lebensstil und belastet die Umwelt zusätzlich mit einer ermöglicht«, in »grünen, streng eingezäunten ganzen Reihe hochgiftiger Substanzen. Dar- Oasen des permanenten Überflusses auf über hinaus ändert eine Orientierung auf E- einem ansonsten unwirtlichen Planeten« Autos nichts an dem enormen Flächenver- (ebenda, 7). brauch und der Versiegelung der Landschaft durch Straßen. Vielleicht wäre eine Umorien- tierung auf einen massiven Ausbau öffentli- cher Verkehrssysteme die billigere, effiziente- Sozioökologische Konsequenzen re, schnellere und ökologischere Methode. Natur wird zur Ware, während nicht Aber darum geht es bekanntlich nicht. Die profitable Bedürfnisse unbefriedigt Konversion, wenn man es so nennen will, bleiben erfolgt möglichst ohne Veränderung der Pro- erhöhtes Wachstum, mehr Jobs duktlogik, Modernisierung ohne Pfadwechsel. erhöhter Ressourcenverbrauch Zentraler ist jedoch: Die Erfahrungen mit Kli- fortschreitende ökologische Zerstö- maverhandlungen und Zertifikatehandel an- rung gesichts der starken fossilistischen Kapital- Ökonomische Widersprüche fraktionen zeigen: Es dauert zu lang. Erfolgt der ökologische Umbau zu langsam, droht Übergangskrise durch Entwertung von die Verschärfung von Umwelt- und sozioöko- fossilistischem Kapital nomischen Folgekrisen. Die Begrenzung der Ressourcenkämpfe und steigende Prei- Erderwärmung auf zwei Grad Celsius ist laut se IPCC bereits jetzt nicht mehr zu erreichen. Finanzblasen im Sektor der Grünen Wird der Umbau wirklich konsequent betrie- Technologien ben, werden z.B. Emissionsrechte drastisch einseitige Exportorientierung, globaler reduziert, ist eine Vernichtung alter Branchen Wettbewerb, wachsende Ungleichge- und Kapitale (und entsprechende Gegenwehr) wichte unvermeidlich. Es gibt keinen sanften Über- angesichts der Austeritätspolitik be- gang. Die gewaltige Aufgabe, bis 2050 die grenzte Dynamik Treibhausemissionen um 80 Prozent zu re- Politische Konsequenzen duzieren, also die gesamte Wirtschaft binnen drei Jahrzehnten vom über 150 Jahre alten die Machtverhältnisse behindern die fossilistischen Zeitalter in eine solare Zukunft schnelle (ökologisch notwendige) zu katapultieren, wird nicht ohne Brüche und Transition Krisen möglich sein. die Klimaziele werden nicht erreicht Elitenkonsens, ökologische vs. soziale Es ist außerdem zu erwarten, dass unter dem Politiken, Autoritarismus zeitlichen Druck die imperiale Absicherung der ungehinderten Aneignung von Öl und Ressourcen wesentliches Ziel der alten und 6
Der grüne Kapitalismus ist also nicht die Lö- Projekt/Szenario 3: ein Green New Deal sung der ökologischen Krise, als vielmehr Doch was unterscheidet einen sozial- ihre Bearbeitung im Sinne der Wiederherstel- libertären Green New Deal (GND) vom grü- lung von erweiterter kapitalistischer Akkumu- nen Kapitalismus, auch wenn es viele Über- lation und Hegemonie unter Einbeziehung schneidung gibt? Dieses Projekt wurde u.a. ökologischer Interessen – ein Elitenkonsens, von der Green New Deal Group, einem Zu- garniert mit der Hoffnung der Subalternen auf sammenschluss von Publizisten, Partei- und neue Jobs. NGO-Funktionären vorgeschlagen. Verfech- ter sind neben den europäischen Grünen Führungskämpfe im Machtblock: Die Grü- Parteien –, große NGOs wie der WWF, nen vs. CDU/CSU oder schwarz-grüner transnationale Netze von Umweltwissen- (Atom-)Konsens? schaftlern, die New Economics Foundation Es ist wohl keine Frage, ob es zu einer »öko- usw. logischen« Modernisierung kommt oder nicht, sondern welcher Art diese sein wird. Dies ist 3. Sozial-libertärer Green New Deal Teil der Führungskräfte im Machtblock: Kon- zepte eines sozial-liberalen Green New Deal, verbindliche Mengenbegrenzungen + die soziale und ökologische Fragen zu ver- CO2-Zertifikate binden suchen, konkurrieren mit Vorstellun- staatliche Regulierung durch Ge- und gen eines grünen Kapitalismus (Fücks/ Verbote (wie das Vorreiterprinzip) Steenbock 2007) bzw. eines Kapitalismus 3.0, Dezentralisierung und Rekommunalisie- (Barnes 2008) der nach der erfolgreichen rung »sozialen Zivilisierung« im 20. Jahrhundert öffentliche Investitions- und Förderpro- nun die ökologische vollzieht. Es geht nur gramme noch um die zukunftsfähige Form des Kapita- Finanztransaktionssteuer und Begren- lismus, seine Überwindung ist von gestern. In zung des freien Kapitalverkehrs der Bundesrepublik bildet ein sozial-libertärer Stärkung von Binnenökonomie, insbe- Green New Deal den programmatischen sondere der Dienstleistungen Kern eines rot-grünen Lagers – international Ausbau des Öffentlichen (Dienstlei- vielleicht vergleichbar mit einer Blue-Green stungen) Alliance, der grüne Kapitalismus den eines Arbeitszeitverkürzung schwarz-grünen Lagers, international den Umverteilung, Industriepolitik und An- Green Economy Kräften verbunden – die sätze für »Gerechte Übergänge« Linke ist darin nicht vorgesehen. Beide Lager Übergang zu ökosozialer Wachstums- verstehen sich als Antipoden zu einem busi- ökonomie ness as usual neoliberaler Art. Die Grünen keine Infragestellung von Konsumismus haben es (vorläufig) geschafft, sich für beide und Erwerbsarbeitszentrierung Varianten einer ökologischen Erneuerung als Akteure: sozial-libertärer keynesiani- führend in der öffentlichen Debatte zu etablie- scher Reformismus, der sich auf ökolo- ren. Die CDU/CSU versucht sich sowohl als gisch orientiertes Industrie- und Dienst- Hüterin stabilitätsorientierter, konservativer leistungskapital stützt, starke Span- (lies: neoliberaler) Werte als auch als Prota- nungen im Machtblock gonistin einer maßvollen ökologischen Mo- dernisierung. Grüne und CDU/CSU erklären beide den Konflikt zwischen ihnen zum zent- Wenn man so will, ist der Green New Deal ralen parteipolitischen Konflikt bis 2013, be- stärker zivilgesellschaftlich getragen als der trachten sich als Hauptkonkurrenten. Doch kapitalgetriebene grüne Kapitalismus, stärker geprägt ist die Situation ebenso von einem auf die Dramatik der ökologischen Krise ge- Ereignis, einem schwarz-grünen Post- richtet als auf neue Investitionsmöglichkeiten. Fukushima-Atomkonsenses (wie Christoph Und ein GND schließt systematischer eine Spehr das nennt), und der damit verbunde- soziale Komponente ein. Die Rolle des Staa- nen Dynamik des Übergangs in einen post- tes, die Ausweitung des Öffentlichen und nuklearen und postfossilen, grünkapitalisti- Umverteilungspolitiken sind zentral. Die In- schen Akkumulationspfad. tegration von dezentralen, kommunalen Lö- sungen und Großtechnologien ist offen. Die Anrufung von Eigeninitiative erhält mit der Verbindung dezentraler Energielösungen, in 7
der jeder mit alternativer Energieerzeugung sondern berührt gesellschaftliche Ungleich- zu Hause zum Energieproduzenten und -kon- heiten: klassenförmige Macht- und Herr- sumenten in einem werden kann. Im großen schaftsverhältnisse, Geschlechter- und Pro- Netz aus zentralisierten und dezentraliserten duktionsverhältnisse sowie unsere konsum- Einheiten werden die Einzelnen zu orientierte Lebensweise. Umweltpolitik selbst Prosumenten und werden energetisch wirft immer wieder Gerechtigkeitsprobleme selbstbestimmt – so das Bild. Ein GND för- auf, da Folgen und Kosten sich ungleich ver- dert den ökologischen Konsum (Bio- teilen, etwa bei Ökosteuern und Preispoliti- Lebensmittel, ökologischer Hausbau, umwelt- ken. freundlichere Autos usw.), zielt auf die Schaf- Wie bei jeder Dividende profitieren von der fung völlig neuer Infrastrukturen und den propagierten Nettodividende einer ökologi- Umbau der Städte als Lebensraum. schen Transformation vor allem bestimmte Vor allem aber ist das Projekt stark verbun- Gruppen und Klassen. Ausgeblendet wird, den mit einer Perspektive und der Produktion welche Branchen schrumpfen sollen, welche und Vermittlung von Sinn: Der Green New Bedürfnisse eingeschränkt werden und vor Deal greift Unsicherheiten, Bedürfnisse und allem wer betroffen ist. So bleibt ökologische Interessen auf, die neben Beschäftigung, Politik eine Ein-Punkt-Politik für gut situierte, wirtschaftlicher Entwicklung und Innovation urbane Mittelklassen. Die Berücksichtigung stehen, für eine ökologischere Lebensweise von Interessen der unteren Klassen oder von und mehr demokratische Mitbestimmung, für Beschäftigteninteressen bleibt nachrangig. Eigenverantwortung und bürgerliche Frei- So verwundert es nicht, dass die ökologische heitsrechte. Betriebliche Demokratisierung Bewegung seit 30 Jahren bei Gewerkschaf- spielt keine Rolle. Der GND bietet insgesamt ten nur beschränkt als politischer Bündnis- das grundlegende Potenzial für einen neuen partner anerkannt wird, im Prekariat keine gesellschaftlichen Konsens und für eine Rolle spielt. Fragen globaler sozialer Gerech- Relegitimierung der Marktwirtschaft. tigkeit wurden über Jahre kaum adressiert oder genutzt, um »überzogenes Anspruchs- Allerdings ist ein solcher sozial-libertärer denken« im Norden anzuprangern. Ein sozi- GND von zahlreichen Widersprüchen und al-libertärer GND wäre von starken internen Spannungen durchzogen. Ziele des GND Spannungen und Zielkonflikten zwischen sind Wachstums- und Exportförderung, was ökologischen und sozialen Zielen durchzogen. letztlich den Ressourcenverbrauch nicht be- grenzt. Tatsächlich haben sich Verbrauch Angesichts der bestehenden Kräfteverhält- und Ausstoß von Emissionen trotz 30 Jahre nisse setzen Green New Dealer eher auf Umwelt- und Klimapolitiken noch beschleu- Kompromisse mit (progressiven) Kapitalfrak- nigt. Jede Steigerung der Ressourcen- und tionen oder auf die »Kreativität« der Unter- Umwelteffizienz wurde bislang noch vom nehmen. Es ist fraglich, ob eine Strategie der Wachstum überkompensiert – nicht nur in Zähmung und Einbindung des Kapitals durch China: der sog. Rebound-Effekt. Eine konse- eine ökologisch orientierte Fraktion der Mit- quente ökologische Modernisierung ohne telklasse ohne breites Mitte-Unten-Bündnis Änderung des Wachstumsmodells führt gar Erfolg haben kann, zumal jede konsequente zu mordsmäßigem auch industriellem Wach- (sozial-)ökologische Transformation mit einer stum durch quasikomplette Erneuerung der massiven Kapitalvernichtung einhergeht. Produktions- und Infrastrukturen. Sollen bei Letzteres betrifft die mächtigsten Kapitalfrak- 2,5 Prozent Wachstumsrate jene Minde- tionen: die fossilistischen Konzerne vom Öl rungsziele erfüllt werden, die beim Verbrauch bis zum Auto. Was dies für die gesellschaftli- von Rohstoffen und bei Emissionen als öko- chen Auseinandersetzungen, Kräfteverhält- logisch erachtet werden – die Wissenschaft nisse, Krisen bedeutet, wird kaum themati- spricht, wie bereits angeführt, von Einspa- siert. Wobei eben die fossilistische Fraktio- rung bis 2050 um 80 bis 90 Prozent gegenü- nen nicht einheitlich sind, da v.a. die großen ber 1990 –, so wären die Verbräuche der Energie-, Chemie- oder eben Autokonzerne Industriestaaten pro Einheit Sozialprodukt auf selbst mit zu den größten GreenTech- bis zu ein Siebenunddreißigstel zu senken. Investoren gehören. Eine »kontrollierte« Ent- Optimisten wie Weizsäcker sprechen vom wertung und Vernichtung des alten fixen Ka- Faktor 5 – nicht 37. pitals wird aber extrem schwierig. Industrie- politische Abfederung oder Konversionspoliti- Eine ökologische Transformation reduziert ken werden hier kaum entwickelt. sich nicht auf eine technische Modernisierung, 8
Eine Umwälzung der gesamten Produktions- die Oligopolisten der Stromversorgung und struktur, die Schaffung einer neuen produkti- andere fossilistische Gruppen. ven Basis, die Veränderung der Konsummu- Noch gibt es weder einen grün-kapitalisti- ster, der Struktur unserer Städte, der gesell- schen Block noch einen Green New Deal. schaftlichen Naturverhältnisse, ohne die kapi- Auch das ist nicht ungewöhnlich für Trans- talistische Produktionsweise als solche anzu- formationen in der organischen Krise. Be- tasten, reproduziert dabei auch deren Wider- stimmte Kapitalgruppen gehen voran. Eine sprüche, z.B. die Gefahren einer ›grünen‹ vorsichtige Analogie: Auch die fordistische Finanzblase oder eben die Überkompensati- Produktionsweise setzte sich in den 1920er on der Ressourcen- und Energieeffizienz Jahren durch, lange bevor eine entsprechen- durch notwendig wachsende Verwertung des de fordistische Lebens- und Regulationswei- Werts. se entwickelt wurde. Nun entwickelt sich eine grünkapitalistische Produktionsweise, ohne Sozioökologische Konsequenzen dass die Regulation, Lebens- und Konsum- weise bereits ähnlich deutlichen Veränderun- die steigende Ressourcen- und Ener- gen unterworfen ist. Es mangelt noch an ei- gieeffizienz wird durch steigendes ner klaren politischen Führungsgruppe, vor Wachstum überkompensiert allem international. Doch erst bei einem Ent- fortschreitende ökologische Zerstö- sprechungsverhältnis von Produktions- und rung Lebensweise ergibt sich auch ein funktionie- Zielkonflikte zwischen Arbeitsplatzer- render Kapitalkreislauf. halt und Ökologie Vor dem Hintergrund der gegebenen gesell- Ökonomische Widersprüche schaftlichen Kräfteverhältnisse und der insti- Übergangskrise durch Entwertung von tutionellen Vertiefung neoliberaler Haushalts- fossilistischem Kapital; kein Konzept für und Fiskalpolitik ist zurzeit die Durchsetzung eine gerechte Konversion alter Indust- eines sozial-liberalen Green New Deal eher rien unwahrscheinlich – besser stehen die Chan- konsistente ökologische Regulation und cen für die Fortentwicklung des grünen Kapi- die Umverteilung führen zu sinkenden talismus. Die Green Economy wurde zum Profiten zentralen Orientierungspunkt des Rio+20- Grenzen des Reformismus und Etatis- Gipfels im Mai 2012. Doch auch dieser ist mus durch austeritätspolitische Blockaden in sei- angesichts der institutionalisierten Aus- ner Dynamik behindert. Ohne massive staat- teritätspolitik begrenzte wirtschaftliche liche Investitionsprogramme wird es auch mit Dynamik einer konservativen Energiewende nichts. Einen sanften Übergang wird es nicht geben, Politische Konsequenzen schon aufgrund der Notwendigkeit der Widerstand fossilistischer und Finanz- Schrumpfung der Produktion fossilistischer kapitalgruppen Kapitalgruppen. kaum Initiativen für reale Partizipation, Perspektivisch kann es sich bei diesen para- technokratische Politik llel konkurrierenden Ansätzen und Strategien sozioökologische Protestbewegungen, auch um eine Abfolge von Konjunkturen han- prekärer Konsens deln, vom Übergang vom autoritären Neolibe- kein glatter Übergang ralismus in der Krise zum grünen Kapitalis- mus, der erst durch einen sozial-libertären Green New Deal verallgemeinert wird, seine Wahrscheinlichkeiten volle ökonomische Dynamik entfallen kann, Unabhängig davon, welchem politischen La- die aktive Zustimmung organisiert. Das muss ger es gelingt, unter seiner Führung andere aber nicht so kommen. Ein grün-autoritärer Gruppen in eine Neuordnung des Macht- Kapitalismus, globale Konkurrenzen und ge- blocks zu integrieren, kapitalgetrieben findet waltsame Auseinandersetzungen sind min- die Entwicklung zu einem grünen Kapitalis- destens ebenso wahrscheinlich. mus bereits statt. In der Bundesrepublik brin- Umso wichtiger ist es, von links eine eigene gen sich dabei gerade jene in Stellung, eine Position für ein »rotes Projekt eines sozial- führende Rolle zu übernehmen, die bislang ökologischen Umbaus« zu formulieren oder eine Energiewende mit Macht blockiert haben: 9
dem grünen Kapitalismus Ideen für einen stimmten europaweit der Ratifizierung des »grünen Sozialismus« entgegenzustellen. Fiskalpaktes zu. Dies ist nicht nur eine neue Welle der Umverteilung von unten nach oben, Projekt/Szenario 4: sozial-ökologische sondern verschärft die Wirtschaftskrise, treibt Transformation ganze Länder in die Depression, ohne dass Gegen den grünen Kapitalismus positioniert Schulden nachhaltig abgebaut werden könn- sich der grüne Sozialismus. Nicht im Sinne ten. der einfachen Negation, vielmehr als Kom- pass für die sozialistische Intervention in 4. Sozial-ökologische Transformation/ transformatorischer Perspektive. Es geht um Grüner Sozialismus die Formulierung einer eigenständigen Posi- globale Stoff- und Ressourcenplanung tion in einem breiten Projekt der Mosaik- und Vorgabe von Mengenbegrenzun- Linken für eine sozial-ökologischen Trans- gen formation. Dabei gilt es anzuknüpfen an den Wirtschaftsdemokratie und dezentrale realen Widersprüchen und Bedingungen, an partizipatorische Planung den realen Kräften und Bewegungen, die sich Dezentralisierung, Kommunalisierung, bereits an den unterschiedlichen Punkten Deglobalisierung engagieren und konkrete experimentelle Pra- unterschiedliche Formen von Soziali- xen entwickeln. Der Begriff des grünen So- sierung und des Eigentums zialismus versucht die unterschiedlichen Ausweitung des Öffentlichen (Dienst- Interessen und Bewegungen im Sinne »revo- leistungen) lutionärer Realpolitik« so zu verknüpfen, dass globale Umverteilung, Industriepoliti- sie »durch alle ihre Teilbestrebungen in ihrer ken und »gerechte Übergänge« Gesamtheit über den Rahmen der bestehen- Sozialisierung der Investitionsfunktion den Ordnung« hinausgeht (Luxemburg (Keynes) 1903/1970: 374). Umverteilung der gesellschaftlichen Kämpfe oder Einzelreformen müssen in den und geschlechtlichen Teilung der Ar- Zusammenhang einer grundlegenden gesell- beit (4in1-Perspektive) schaftlichen Umgestaltung gestellt werden, Übergang zu einer grün- sonst droht den Kämpfenden eine letztlich sozialistischen Reproduktionsökono- noch verschärfte Unterordnung: Ihre verein- mie jenseits des Wachstums zelten Interessen werden kompromissförmig Akteure: »Mosaik-Linke« (Einheit in der in den herrschenden Block integriert. Dabei Differenz) bei starkem Widerstand von werden alte sozialistische Problematiken, wie Kapital und alten Eliten Macht- und Eigentumsfragen, Umverteilung, Planung und Demokratie, aktualisiert und mit neuen Problemstellungen verknüpft. Im Fol- genden also der Versuch, wesentliche Ele- Über diese illegitimen Schulden wäre in de- mente eines grünen Sozialismus zu benen- mokratischen Konsultations- und Entschei- nen: dungsprozessen zu beraten, ein Schuldentri- bunal, ähnlich wie in Ecuador 2010: Welche Umverteilung ist wesentliche Voraussetzung und in welcher Höhe sind Schulden zu be- jeder linken Politik. Sie kommt in der »grünen dienen? Wie viel soll für den Schuldendienst Ökonomie« nicht vor, im sog. Green New oder Investitionen frei bleiben, und für welche? Deal spielt sie eine Nebenrolle, die in Zeiten Dies ist kein Problem nur peripherer Staaten. von Kürzungspolitik nicht ernst gemeint ist – Benötigen wir nicht generell einen Schulden- »ehrlich machen« nannte die Partei Die Grü- schnitt (nicht nur für Griechenland), einer nen deren Relativierung. Dabei wurden Ban- Währungsreform vergleichbar? In Verbindung ken und Konzerne auf Kosten der Allgemein- mit einer gerechteren Steuerpolitik, die Kapi- heit gerettet, und nun soll die Schuldenkrise tal und Vermögende wieder stärker zur Fi- erneut von jenen beglichen werden, die am nanzierung des Öffentlichen heranzieht, also wenigsten dafür können. Aus neoliberaler das gesellschaftliche Mehrprodukt wieder der Sicht muss der Schuldendienst an jene, eben Allgemeinheit zurückführt, könnten so Umver- noch vom Staat geretteten Finanzinstitutio- teilung gestoppt, umgekehrt, Spielräume für nen geleistet werden. Auch Sozialdemokra- eine andere Politik überhaupt wieder eröffnet ten und Grüne halten sich daran, um das werden, auch für eine sozial-ökologische – »Vertrauen der Märkte« zu sichern. Sie dazu schweigen die Vertreter der »grünen 10
Ökonomie«. Auch die Bereitschaft für eine politiken auch rasch wieder rückgängig ma- solche Politik in der Bevölkerung gründet auf chen. Es geht um strukturelle Veränderungen. der Entlastung von erdrückenden (finanziel- Beim ökologischen Umbau der Produktion len) Existenznöten. An diesem Punkt treffen und Beschäftigungssicherung hat die private sich zahlreiche zivilgesellschaftliche Gruppen, Wirtschaft versagt, insbesondere im Ver- wie die CDTM, die Griechische Kampagne kehrs- und Energiesektor. Jetzt ist sie dabei, zum Schuldenaudit (vgl. LuXemburg 2/2012, dies nachzuholen, indem die ökologische 34 ff.), und linke Parteien wie Syriza und die Modernisierung innerhalb der maßlosen Ver- Izquierda Unida, die im Rahmen der europä- wertungs- und Wachstumslogik erfolgt. Der ischen Krisenproteste für Schuldenaudits, Natur wird ein Preisschild angeheftet, wäh- Vermögensbesteuerung, Finanztransaktions- rend nicht-profitable Bereiche vernachlässigt steuern, Bankenabgabe usw. streiten. werden. Daher bedarf es einer sozial- Perspektivisch wäre damit eine schrittweise ökologischen Transformation der Produkti- Sozialisierung der Investitionsfunktion not- ons- und Lebensweise insgesamt, nicht wendig – übrigens eine alte Keynesʼsche durch Inwertsetzung und damit Privatisierung Position: Denn wer entscheidet eigentlich von natürlichen Ressourcen, sondern durch über den Einsatz der Ressourcen in der Ge- Erhalt des allgemeinen und öffentlichen Cha- sellschaft und darüber, welche Arbeiten ge- rakters der natürlichen Commons und ande- sellschaftlich notwendig sind? Der Markt als rer grundlegender Reproduktionsbedingun- vermeintlich effizientester Allokationsmecha- gen (public goods) und den Ausbau kollekti- nismus für Investitionen hat sich blamiert. ver kostengünstiger, perspektivisch kostenlo- Das neoliberale Kredit- und Finanzsystem ser öffentlicher Leistungen (z.B. Ausbau ei- sammelt zwar noch die vereinzelten (latent nes kostenloser ÖPNV statt einfacher Stüt- produktiven Geld-)Kapitale ein, es gelingt zung der Autokonzerne). jedoch nicht mehr, sie in ausreichend produk- Ein grüner Sozialismus stellt das Öffentliche tive Investitionen zu lenken, geschweige in den Mittelpunkt, rekommunalisiert zentrale denn in die ökologische Modernisierung. Infrastrukturen und garantiert demokratische Stattdessen produziert die Überakkumulation Entscheidungen über den Umbau der Pro- von Kapital Wellen spekulativer Blasen, ge- duktions- und Konsumweise. Mit dem Aus- folgt von Kapital- und Arbeitsplatzvernichtung, bau des kollektiven Konsums durch Stärkung während immer größere Bereiche gesell- sozialer und anderer Infrastrukturen sowie schaftlicher Reproduktion (z.B. Erziehung allgemeiner solidarischer Sicherungssysteme und Ausbildung, Umwelt, Hungerbekämpfung, kann der auch in Teilen der gewerkschaftli- Infrastrukturen und öffentliche Dienstleistun- chen Linken verbreiteten Fixierung auf Lohn- gen) liegen bleiben bzw. kaputt gespart wer- erhöhung und stofflichen Warenkonsum ge- den. Die »grüne Ökonomie« setzt nichtsde- gengearbeitet werden – ohne sich in Ver- stoweniger auf marktförmige Lösungen wie zichtsdebatten zu verkämpfen. Mit einem Zertifikatehandel. Aber wie schon dargestellt: solchen (nicht-warenförmigen) Ausbau des Vor allem dauert ein solcher Umbau viel zu Öffentlichen werden zugleich Märkte und lange. Privatisierung zurückgedrängt. Wenn die Märkte weder ihre Investitionsfunk- Die »grüne Ökonomie« hingegen favorisiert tion wahrnehmen (können), noch demokrati- privat-kapitalistische technische Lösungen sche Entscheidungen über die Richtung der (techno fixes), einschließlich großtechnischer Entwicklung, dann muss auch die Investiti- Projekte wie Desertec, riesige onsfunktion stärker zur öffentlichen Aufgabe Offshorewindparks, monopolisierte transkon- werden, über internationale Finanzregulie- tinentale Supergrid-Netze für den großräumi- rung hinaus etwa über die Vergesellschaf- gen Stromexport. Alle wollen ihren Anteil am tung von »systemrelevanten« Banken, den wachsenden Multibillionen-Dollar-Weltmarkt Ausbau eines Netzes öffentlicher Banken und für grüne Technologien. Das dezentralisie- breiter Einführung partizipativer Haushalte rende Potenzial der neuen Technologien wird auf allen Ebenen. Sozialisierung von und konterkariert. partizipative Entscheidung über Investitionen ist Voraussetzung eines linken und sozialisti- »False solutions« (falsche Lösungen) – wie schen Projekts der gesellschaftlichen Umge- sie in den globalen Gegenbewegungen be- staltung – ohne das lassen sich Verteilungs- zeichnet werden; sie produzieren eine Viel- zahl sozial-ökologischer Konflikte. Hier be- 11
rühren sich zahlreiche Bewegungen und lo- ban), vielmehr eine alternative Produktion. kale Initiativen mit linken Landes- und Kom- Das E-Auto zur Fortschreibung der Export- munalpolitikern: gegen eine von oben ve- strategie deutscher Automobilkonzerne ent- rordnete, konzerngetriebene Energiewende spricht, wie schon dargestellt, sicher keiner streiten sie für dezentrale und kommunale alternativen Produktion. Stattdessen wäre Lösungen: Rekommunalisierungen, Energie- über die Konversion der betreffenden Unter- genossenschaften, Bioenergiedörfer etc. um nehmen hin zu ökologisch orientierten nur einige Beispiele zu nennen. Mit dem Be- Dienstleistern für öffentliche Mobilität nach- griff der Energiedemokratie versuchen in die- zudenken, die von der Region ausgehend sem Bereich unterschiedliche Bewegungen integrierte Mobilitätskonzepte realisieren (vgl. und Gruppen auf eine gemeinsame Orientie- LuXemburg 3/2010). Auf diese Art könnten rungen hin zu arbeiten (vgl. LuXemburg die im Exportismus und Krisenkorporatismus 1/2012). verhedderten Gewerkschaften wie die IG Metall wieder eigenständige Perspektiven Die Reorientierung auf reproduktive Bedürf- entwickeln, die sie nicht immer wieder in nisse wäre zentral für eine sozial-ökologische Gegensatz zu den anderen Teilen der Mo- Transformation. Das hieße, unsere wach- saik-Linken bringen oder als Krisengewinnler stumsorientierte kapitalistische Ökonomie in gegenüber den europäischen Partnerge- eine »Reproduktionsökonomie« zu transfor- werkschaften positioniert. Eine solche Ten- mieren, die sich zu beschränken weiß und denz zu Deglobalisierung und Regionalisie- zugleich neuen Reichtum schafft. Es ginge rung der Wirtschaft trägt nämlich auch zum darum, jene Bereiche ins Zentrum einer Abbau der Leistungsbilanzungleichgewichte Transformation zu stellen, die gemeinhin un- und der Exportfixierung bei. Und sie verrin- ter einen (weiten) Begriff der Reproduktions- gert im globalen Süden den Druck zur Ein- oder Sorgearbeiten fallen: d. h. Ausbau einer schreibung in globale Produktionsketten, in bedürfnisorientierten sozialen Infrastrukturen extraktivistische Politiken und Rohstoffströme öffentlicher Gesundheit, Pflege, Erziehung sowie Ausbau einer imperialen Lebensweise, und Bildung, Forschung, soziale Dienste, eröffnet Raum für eigenständige Entwicklung. Ernährung(ssouveränität) und Schutz unserer natürlichen Umwelten. Denn das sind zentra- Ein grüner Kapitalismus steht nicht nur in le Bedürfnisse, in denen alle seit Jahren einer bestimmten Kontinuität zum Neolibera- Mangel beklagen. Es ist zentral, diese Berei- lismus. Es ist außerdem zu erwarten, dass che öffentlich zu halten und nicht dem Markt unter dem zeitlichen Druck die imperiale Ab- preiszugeben. Und es sind die einzigen Be- sicherung der ungehinderten Aneignung von reiche, in denen die Beschäftigung in Indust- Öl und Ressourcen wesentliches Ziel der rieländern wächst. Dies wäre sowohl ein Bei- alten und neuen kapitalistischen Kernländer trag zur Ökologisierung unserer Produkti- bleiben wird. Auch die ungleiche Verteilung onsweise (da diese Arbeit mit Menschen der unvermeidlichen Folgen von Weltwirt- selbst wenig Umweltzerstörung mit sich schaftskrise wie insbesondere Klimawandel bringt), zur Bearbeitung der Krisen von Arbeit auf die gesellschaftlichen Klassen und Grup- und Reproduktion, als auch zur emanzipati- pen sprechen für eine Betonung von Sicher- ven Gestaltung von Geschlechterverhältnis- heitspolitiken von Seiten der »Herrschenden«. sen durch den zentralen Blick auf reprodukti- – Stattdessen wäre die Transformation in ve Funktionen. Ein grüner Sozialismus ist Nord und Süd solidarisch zu verknüpfen. Ein also feministisch. Wachstumskritische Bewe- konsequenter Technologietransfer von Nord gungen, feministische Politiken und Dienst- nach Süd wäre zu ergänzen durch einen Er- leistungsgewerkschaften wie Verdi können fahrungstransfer ökologischerer Lebenswei- an solchen Punkten zusammenkommen. sen von Süd nach Nord. Die Schonung natür- licher Ressourcen erfordert darüber hinaus Diese Reorientierung auf reproduktive Be- die Entwicklung einer globalen Stoff- und dürfnisse geht einher mit einer Orientierung Ressourcenplanung, die eine gerechte Ver- auf Binnenmarkt und -produktion. Globale teilung sichert, den Verbrauch begrenzt, rep- Produktionsketten wurden überdehnt, führen roduktive Bedürfnisse stärkt. zur Verschwendung von Ressourcen – der Transport, einer der Hauptverursacher von Eine solche Reproduktionsökonomie bedeu- CO2-Emmissionen, muss verringert und die tet mittelfristig, dass sich Bedürfnisse und Produktion ökologisch reorganisiert werden – Ökonomie qualitativ entwickeln, aber nicht also kein »naiver Antiindustrialismus« (Ur- mehr quantitativ bzw. stofflich wachsen. Ein 12
gerechter Übergang bedeutet kurzfristig, beit befördern und e) demokratische Partizi- dass während bestimmte Bereiche schrump- pation der Einzelnen fördern. Sicher kann die fen (bspw. die industrielle Produktion stoffli- Liste der Kriterien beliebig fortgeführt werden. cher Waren), müssen andere zunächst Für eine erste, interventionsfähige Methode wachsen (bspw. die gesamte Care- zur quantitativen Beurteilung wären dies je- Ökonomie), bei relativer Entkopplung vom doch wesentliche Punkte. Ohne Umverteilung stofflichen Wachstum. Ein solches qualitati- von oben nach unten und von privat hin zu ves Wachstum ist übergangsweise nicht zu- mehr öffentlichen Finanzen kann es keine letzt aufgrund der Defizite in vielen Bereichen Umgestaltung geben. Aber auch umgekehrt: der Reproduktion notwendig – dies gilt vor Ohne sozial-ökologische Umgestaltung keine allem für Länder des globalen Südens. Hier wirkliche Verbesserung der Lage des Unten ist ein simpler Gegensatz von Wachstums- vs. in der Gesellschaft über Almosen hinaus. Postwachstumspositionen kontraproduktiv. Dies alles kann aber nicht elitär und autoritär Dabei weisen Debatten um Buen Vivir (dem erfolgen, sondern nur durch starke demokra- Guten Leben) und sozial-ökologische Ent- tische Partizipation. wicklungsweisen jenseits westlicher Lebens- Der Ausbau des Öffentlichen im Sinne einer weisen im globalen Süden über Wachstums- vorsorgenden Wirtschaft muss zugleich eine und Modernisierungsvorstellungen hinaus. radikale Demokratisierung des Staates sein. Auch dabei wäre es notwendig, falsche Weder der »wohlmeinend« paternalistische Gegensätze zu vermeiden: Nicht »Entwick- und patriarchale fordistische Wohlfahrtsstaat lung« an sich ist das Problem, nicht die »mo- noch der autoritäre Staatssozialismus, schon derne« Zivilisation, sondern eine spezifische gar nicht ein neoliberaler Umbau von öffentli- Form kapitalistischer (oder auch staatssozia- chen Diensten auf Wettbewerb und reine listischer) herrschaftsförmiger Entwicklung betriebswirtschaftliche Effizienz waren be- und bestimmter gesellschaftlicher Naturver- sonders emanzipativ. Ein linkes Staatsprojekt hältnisse. Hier muss eine politische Überset- muss also die von den neuen (Demokra- zung der jeweiligen Erfahrungen erfolgen. Es tie-)Bewegungen geforderte Erweiterung der ergeben sich zahlreiche Verknüpfungsmög- Partizipationsmöglichkeiten und Transparenz lichkeiten zwischen sozial-ökologischen und realisieren – und in sozialistischer Perspekti- transformatorischen Kämpfen im globalen ve auf die Absorption des Staates in die Zivil- Süden und im Norden. gesellschaft hinarbeiten, wie es bei Gramsci Dringend bedarf es dabei der Entwicklung heißt. Partizipation heißt nicht, seine Meinung gerechter Übergänge – Just Transition –, die äußern zu dürfen, sondern wirkliche Ent- auch für die von der Klimakrise am stärksten scheidungen beeinflussen zu können. Das Betroffenen wie für die von steigenden Ko- autoritär-neoliberale Krisenmanagement läuft sten (z.B. der Energiewende) und dem Um- dem entgegen gesetzt. bau (z.B. dem Strukturwandel durch indust- Und es blockiert sogar die Dynamik der rielle Konversion) bedrohten Beschäftigten, »grünen Ökonomie«: Wie die IT-Revolution Gemeinden und Länder eine Perspektive die technische Basis für die Globalisierung bietet. In diesem Sinne versuchen Just- bereitstellte, sollte GreenTech die Grundlage Transition-Initiativen Klimagerechtigkeits- und für die ökologische Modernisierung der Arbeiterbewegung zusammenzubringen. An- gegenwärtigen Produktionsweise liefern. Wie dernfalls werden immer wieder soziale gegen schon gezeigt, ist dies ohne eine aktive und ökologische Interessen ausgespielt. Oder die bindende Regulierung unmöglich. Darin liegt Berücksichtigung von Interessen der unteren ein Konfliktpotenzial zwischen autoritärem Klassen (bessere Umweltbedingungen und Neoliberalismus und grün-kapitalistischer bewusster Konsum) oder von Beschäftigten- Erneuerung. Letztere ist durch austeritätspoli- interessen (mehr Jobs) bleibt äußerlich. Ver- tische Blockaden in ihrer Dynamik behindert. suchsweise Kriterien für einen solchen ge- Ohne massive staatliche Investitionspro- rechten Übergang zu einem grünen Sozia- gramme wird es auch keine konservative lismus sind: Alle zu treffenden Maßnahmen Energiewende geben. Auch über das Tempo müssten daran gemessen werden, ob sie a) des Umbaus besteht Uneinigkeit zwischen relevant zur Senkung von CO2-Emissionen den beteiligten Kapitalgruppen: die fossilisti- beitragen, b) zur Reduzierung von Armut und schen Kapitalgruppen, die nun auf den grün- Vulnerabilität (Verletzlichkeit), c) zur Reduzie- kapitalistischen Zug aufspringen wollen einen rung von Einkommens- und anderer Un- möglichst langsamen Übergang, um altes gleichheiten, d) Beschäftigung und Gute Ar- 13
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