Arbeitswelt im Umbruch - PODCAST - BAD GmbH

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Arbeitswelt im Umbruch - PODCAST - BAD GmbH
Gesundheit und Sicherheit bei der Arbeit        1·2021

PODCAST
Sexuelle Belästigung
am Arbeitsplatz

BERATUNG
BEM in Pandemiezeiten

AUS DER PRAXIS
Coronatestungen

                                   Arbeitswelt
                                   im Umbruch
Arbeitswelt im Umbruch - PODCAST - BAD GmbH
2   inform 1·2021

                                Facts & News – Infos kurz und knapp           4

                                Coronatest am Arbeitsplatz       6

                                Impfungen gegen COVID-19             8

                                Fraunhofer-Studie: Homeoffice            10

                                Aerosoltechnologie: Infektionsschutz und Luftqualität                  12

                                Tabuthema in Unternehmen: psychische Belastungen                      14

                                Betriebliches Eingliederungsmanagement in Zeiten von Corona                            18

                                Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz: die rechtliche Seite                  20

                                Experten-Podcast: sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz                   24

                                Neue gesetzliche Regelungen: Schutz vor Radon                 25

                                Tipps & Trends – Apps zum Thema Ernährung                 26

                                Interesse?    27

                                                  Starten Sie m
                                                               it der
                                             Gefährdungsbe                    Für unsere Mi
                                                                                              tarbeitenden
                                                           urteilung          Dieser Betrieb                und Kunden.
                                                                                             arbeitet mit dem
                                                           COVID 19           Arbeitsschutzsta
                                                                                                 ndard COVID
                                                                                                                  19

    IMPRESSUM                   INFORM 1·2021
    Herausgeber B.A.D e. V.     Verantwortlich Ulrike Lüneburg, Geschäftsführung
                                Chefredaktion Ursula Grünes
    Herbert-Rabius-Straße 1
                                Redaktion B·A·D GmbH
    53225 Bonn
                                Gestaltung id3, Werkstatt für Gestaltung, Köln
                                Fotos, Grafiken B.A.D e. V., Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und
    Tel. 0228 40072-223         Organisation (IAO), Grünbeck Wasseraufbereitung GmbH, istockphoto,
    Fax 0228 40072-250          Jörn Hülsemann, Landratsamt Schwandorf, Palas GmbH
                                Druck Grafische Werkstatt Druckerei und Verlag Gebr. Kopp GmbH & Co. KG, Köln,
                                FSC®-zertifiziert
    E-Mail inform@bad-gmbh.de   ISSN-Nr. 1612-0604
    Internet www.bad-gmbh.de    Schutzstufe öffentlich | Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion
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          Editorial
 Corona mit Weitsicht begegnen
 Liebe Leserinnen und Leser,

 die Pandemie hat uns auch beim Start ins neue Jahr begleitet. Daher werden sich viele Berichte
 in dieser Ausgabe des Magazins wieder um den Umgang mit dem Coronavirus drehen.

 So stellen wir Ihnen beispielsweise die Firma Grünbeck vor, deren Geschäftsfeld in der
 Wasseraufbereitung liegt. Mitarbeitende haben die Möglichkeit, sich täglich mittels eines
 Antigen-Schnelltests von B·A·D-Experten auf das Virus testen zu lassen. Das gibt sowohl
 den Beschäftigten als auch dem Unternehmen ein wenig Sicherheit.

 Das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) ist ein wichtiges Instrument im gelebten
 Arbeitsschutz. Wie sich die Wiedereingliederung von Coronaerkrankten in diesen besonderen
 Zeiten gestaltet, erklärt Katharina Kresse, BEM-Beauftragte, im Interview.

 Außerdem greifen wir ein Thema auf, das in der Gesellschaft allgemein, aber
 auch in Unternehmen vielfach tabuisiert wird: sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz.
 In unserem Podcast diskutieren wir darüber aus verschiedenen Blickwinkeln.

 Und last, but not least haben wir eine Bitte: Nehmen Sie an unserer Leserumfrage teil und
 helfen Sie uns damit, die inForm weiterzuentwickeln und nach Ihren Bedürfnissen zu gestalten.
 Unter allen Teilnehmenden verlosen wir attraktive Preise!

 https://gesund.to/leserumfrage-2021

 Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen und viele Anregungen
 für Ihre eigene Arbeit.

André Panienka                 Ulrike Lüneburg               Professor Bernd Witte
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    App erinnert
    an Lüften
    An Arbeitsplätzen, die zu wenig oder falsch
    gelüftet werden, steigt die Konzentration an
    Kohlendioxid in der Luft. Das macht müde oder
    führt zu Kopfschmerzen; darüber hinaus kann
    sich das Coronavirus über Aerosole leichter
    übertragen.
    Das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen
    Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) hat
    zusammen mit der Unfallkasse Hessen (UKH)
    eine App entwickelt, die an das regelmäßige
    Lüften erinnern soll. Sie ermittelt aus der Anzahl
    der Personen, ihrer Aufenthaltsdauer und dem
    Raumvolumen die voraussichtliche CO2-Konzen-
    tration und gibt an, wann und wie oft gelüftet
    werden soll. Die App „CO2-Timer“ steht zum
    kostenlosen Download im Apple Store und im
    Google Play Store bereit.

                                                         Gaffen als Hobby
                                                         Nachtsichtkamera, Drohne und das richtige Outfit, um sich im Zweifel
                                                         als Rettungskraft zu verkleiden – der perfekte Gaffer verfügt über das
                                                         gesamte Equipment. Das Satiremagazin „extra 3“ zeigt in einem
                                                         Kurzfilm ein derart ausgestattetes Paar, das diesem Hobby frönt.
                                                         Ereignet sich ein Unfall, sind sie sofort zur Stelle, um das spektaku-
                                                         lärste Unfallfoto zu schießen und als Erste im Web zu veröffentlichen.
                                                         Auch die Opfer müssen mitspielen. Der Film treibt das Thema auf die
                                                         Spitze und zeigt, wie menschenverachtend und gefährlich derartiges
                                                         Verhalten ist.

                                                         youtube.com/watch?v=aWUGuTEPaX8
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Persönliche
Schutzausrüstung
Persönliche Schutzausrüstung (PSA) gibt es für fast jeden
Schutzzweck. Die Papier AG aus der Nähe von Luzern ruft in
einem Rapp auf amüsante Weise dazu auf, sie auch zu tragen.
Die Gucci-Brille auf der Nase, die Gummistiefel von Prada oder
die Handschuhe von Versace – alles ist einen Lacher wert.
Doch am Ende appelliert der Beat an die Verantwortung
auch des oder der coolsten Mitarbeitenden: „PSA! PSA!
Wo ist deine PSA?!“ Das bleibt hängen, auch wenn
Schwyzerdütsch für manches Ohr ungewohnt klingt.

Der Link zum Video auf Youtube:

youtube.com/watch?v=yntV8wMzjhs&feature=youtu.be

 Erste-Hilfe-App mit                                             Anlaufstelle bei Mediensucht
 Virtual Reality                                                 Ist das Nutzungsverhalten Ihres Kindes in puncto digitaler
                                                                 Medien riskant oder sogar krankhaft? Eine Infoseite mit
 Erste Hilfe rettet Leben. Die Techniker Krankenkasse
                                                                 Selbsttest für Kinder und Jugendliche hat das Deutsche
 (TK) hat in Kooperation mit dem Deutschen Rat für
                                                                 Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters
 Wiederbelebung (GRC) die Erste-Hilfe-App
                                                                 (DZSKJ) herausgegeben. Ziel ist es, Betroffene auf ihrem
 „TK-RescueMe VR“ entwickelt, mit der man altes
                                                                 Weg zu einem sorgenfreien Umgang mit dem Smart-
 Wissen in diesem Bereich auffrischen kann.
                                                                 phone, dem Computer, der Konsole und/oder dem
 Sie ersetzt allerdings keinen Kurs. Mittels Virtual
                                                                 Tablet zu unterstützen. Die Website informiert außerdem
 Reality lernt man bspw. in einem interaktiven
                                                                 über Medienregeln und den angemessenen Umgang mit
 Video die Herzdruckmassage unter Realbedin-
                                                                 Betroffenen, gibt Tipps zur Selbstkontrolle und schlägt
 gungen. Die App ist kostenlos im Google Play
                                                                 Alternativen für die Freizeit vor.
 Store oder Apple Store erhältlich.
 Kostenlose Infomaterialien bietet auch der                      www.computersuchthilfe.info
 Deutsche Rat für Wiederbelebung in seinem
 Onlineauftritt: www.grc-org.de

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        Nur                   überleben einen
                              Herzstillstand
                              ohne Erste Hilfe!
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gesundheit
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                                                       Unternehmen in der Pandemie

                                                       Coronatest am
                                                       Arbeitsplatz
              Vor Arbeitsbeginn ein Coronatest:
            Damit will die Firma Grünbeck, ein
        Wasseraufbereitungsunternehmen in
    Höchstädt an der Donau, ihren Beschäf-
              tigten ein Stück Sicherheit geben.
            Mitten auf dem Firmengelände hat
         B·A·D im Auftrag des Unternehmens
                      ein Testzentrum eingerichtet.
                     Alle Mitarbeitenden sowie ihre
                       Angehörigen aus demselben
       Haushalt haben dort bis zum Frühjahr
    die Möglichkeit, kurzfristig, schnell und
                unbürokratisch einen Coronatest
      vornehmen zu lassen: immer montags
          bis freitags von sieben bis neun Uhr.
                     Gleiches gilt auch für die acht
                    Niederlassungen von Grünbeck.
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Sollte sich bei dem einen oder der anderen Kontakt        wie möglich beeinträchtigt. Dazu gehört vor allem
zu einem bestätigten Infizierten herausstellen, kann      auch, dass wir unsere Mitarbeitenden bestmöglich
dieser Test in Anspruch genommen werden. Das              schützen und mit entsprechenden Hygienemaß-
gilt ebenfalls, wenn Erkältungssymptome auftreten         nahmen unterstützen.“ c
und man Klarheit bekommen möchte, ob das Virus
im Spiel ist. „Die Testungen sind eine sinnvolle
Ergänzung zum umfassenden Infektionsschutz-
konzept des Unternehmens“, davon ist Michael
                                                                   Fordern Sie jetzt unser Gratis-Factsheet zur Arbeitsschutzregel an!
Kasper, Leiter des B·A·D-Gesundheitszentrums
Ulm, überzeugt. Der sogenannte Antigentest sieht                   https://gesund.to/wifda
einen nasalen Abstrich vor. Er bietet ein schnelles
Ergebnis, das in der Regel nach 15 Minuten vor-
liegt. Für positiv Getestete schließt sich der PCR-Test
                                                                   Fragen Sie uns noch heute nach einem Angebot zur Erstellung
an, der das Virus nochmals durch ein empfindliches
                                                                   einer Gefährdungsbeurteilung in Pandemiezeiten!
molekulares Verfahren bestätigt.
„Unser Ziel ist es“, so Grünbeck-Geschäftsführer                   https://gesund.to/zwvwd
Dr. Günter Stoll, „dass die Pandemie die wirtschaft-
liche Entwicklung unseres Unternehmens so wenig
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gesundheit
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                                   Coronaimpfzentrum in Bayern

                                   B·A·D beschreitet
                                   neue Wege
                                   Der Landkreis Schwandorf in Bayern hat B·A·D mit der Organisation und dem
                                   Betrieb eines Coronaimpfzentrums in Nabburg in der Oberpfalz beauftragt. Seit
                                   Ende letzten Jahres sind die B·A·D-Mediziner vor Ort im Einsatz gegen das Virus.
                                   Unter ihnen ist auch Dr. Richard Bugl aus dem B·A·D-Gesundheitszentrum Amberg.
                                   Er ist Facharzt für Arbeitsmedizin und Allgemeinmedizin. Im Interview mit der
                                   inForm-Redaktion beantwortet er wichtige Fragen rund um die Coronaimpfung.

                                                                                          y Wie wirksam sind die Impfstoffe?
                                                                                          x Die Wirksamkeit der Impfstoffe ist sehr unter-
                                                                                          schiedlich. Aktuell verimpfen wir in Schwandorf
                                                                                          den der Firma Biontech. Der Konzern konnte eine
                                                                                          95-prozentige Reduzierung von COVID-19-Erkran-
                                                                                          kungen nachweisen.

    Dr. Richard Bugl
                                                                                          y Sind die neuen mRNA-Impfstoffe
                                   y Wer sollte sich impfen lassen?                       ausgereift?
                                   x Dr. Richard Bugl: Meiner Ansicht nach sollten        x Meines Erachtens sind die neuen Wirkstoffe
                                   alle, die keine Kontraindikationen gegen die Impfung   ausgereift. Dahinter steckt eine Wahnsinns-Entwick-
                                   haben, dieses Angebot annehmen. Eine Impfrate          lungsleistung, die die Forscher innerhalb weniger
                                   in der Bevölkerung von 70 Prozent wäre wünschens-      Monate bewerkstelligt haben. Das Paul-Ehrlich-Insti-
                                   wert. Das hieße, dass wenigstens 70 von 100 Ein-       tut hat die Impfstoffe ebenfalls ausführlich überprüft,
                                   wohnern der Bundesrepublik geimpft sein sollten,       sie wurden an Tausenden von Menschen getestet.
                                   um die sogenannte Herdenimmunität zu erreichen.        Die Langzeitwirkung der mRNA-Impfstoffe können
                                   Herdenimmunität bedeutet, dass das Virus dann          wir nicht sicher beurteilen. Vom Gedankenmodell
                                   langsam aus der Bevölkerung verschwindet.              dieser Impfstoffe her gehe ich nicht von gravieren-
                                                                                          den Langzeitnebenwirkungen aus. Diese beobach-
                                                                                          te ich jedoch in der Tat bei Menschen, die bereits
                                                                                          vor einigen Monaten an dem Coronavirus erkrankt
                                                                                          sind. Das gilt auch für junge Leute. Viele leiden
                                                                                          weiterhin an den Folgen wie Kurzatmigkeit, Ge-
                    Fordern Sie jetzt unser Gratis-Factsheet zur Arbeitsschutzregel       dächtniseinschränkungen oder Verlust des Geruchs-
                    COVID-19 an!                                                          und Geschmacksinns.

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Arbeitswelt im Umbruch - PODCAST - BAD GmbH
9

                                                      y Ist es sinnvoll, wenn Unternehmen
                                                      versuchen, ihren Mitarbeitenden freiwillige
                                                      Sammelimpftermine vor Ort anzubieten?
                                                      x Viele Unternehmen bieten ihren Beschäftigten
                                                      bereits freiwillige Grippeimpfungen an. Die Erfah-
                                                      rungen damit sind durchweg positiv. Die Bereit-
                                                      schaft, sich impfen zu lassen, ist sehr hoch, da die
y Ist die Impfung auch sinnvoll, wenn                 Mitarbeitenden keinen organisatorischen Aufwand
bereits eine Infektion mit COVID-19                   betreiben müssen, das Angebot gibt es ja praktisch
durchgestanden wurde?                                 am Arbeitsplatz. Daher wäre es sicherlich sinnvoll,
x Dies ist noch umstritten. Mediziner gehen jedoch    betriebseigene Impfaktionen durchzuführen. Wir
davon aus, dass die Impfung sehr wahrscheinlich       erreichen damit mehr Menschen. Hier wäre es
einen besseren und lang anhaltenderen Schutz          wünschenswert, uns als Arbeitsmediziner oder
bietet als die Erkrankung selbst.                     Betriebsärzte mit ins Boot zu holen.

y Sind Geimpfte weiterhin ansteckend?                 y Sollte die Impfung freiwillig bleiben?
x Die Forschung kann darauf noch keine eindeu-        x Ja. Ich plädiere dafür, den mündigen Bürger
tige Antwort geben. Bisher ist lediglich erwiesen,    durch vernünftige Aufklärung dazu zu bringen, das
dass die Impfungen den schwerwiegenden Verlauf        Richtige zu tun. Zwang ist das falsche Mittel. Es
einer COVID-19-Erkrankung verhindern. Nicht sicher    gibt jede Menge falsche Informationen im Internet
zu beurteilen ist, ob das Virus weiterhin im Körper   und in den Medien. Diese müssen wir als Mediziner
von bereits Geimpften produziert und damit auch       sachlich berichtigen. Unsere ersten Impfaktionen
weitergegeben wird an andere. Solange die Wissen-     in den Pflege- und Seniorenheimen zeigen ja bereits
schaftlerinnen und Wissenschaftler hier keine klare   Wirkung, weitere Massenausbrüche des Virus tre-
Aussage treffen, müssen wir dringend sämtliche        ten dort nicht mehr auf. Derartige Erfolge über-
Schutzmaßnahmen weiter einhalten.                     zeugen vielleicht auch Impfhaderer auf Dauer. c

y Arbeitsschutz und Coronaimpfung:
Wie sollen Unternehmen damit umgehen,
wenn einige Mitarbeitende bereits geimpft
sind, andere aber noch nicht?
x Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales
hat den Arbeitsschutz in der Pandemie deutlich
verschärft. Diese Regelungen bestehen so lange
weiter, bis das Ministerium andere Regelungen vor-
gibt. In der Praxis bedeutet dies, Hygienemaßnah-
men und Abstandsregeln gelten nach wie vor,
ebenso wie das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes.
Auch Mitarbeitende, die bereits geimpft sind,
müssen sich daran halten.

                                                                                          Das mobile B·A·D-Impfteam vor dem Einsatz

         Alle Informationen zum Coronavirus und die Folgen
         für die Arbeitswelt in unserem Dossier:

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new work
10                 inform 1·2021

FRAU
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                                                                      NET
                                                                         D

                                                                         IEF
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                                                                                        BECK
                                                                                               ER
                                                                                                    IAO

                                                                                                                  Arbeitswelt
                                                                                                                  im Umbruch
                   LH    ELM                                   F    AN R
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                               LER |
                      S TA H                                                 EMIC

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              OCK                                                     PA N D
         NA B                                                    RONA
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          MPI   RICA                                                     AN R
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                                              J   A JU
                                        | MIT
                                HLER
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                                        XPERIE R S I C H T W Ä H R E N D D E
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                                               SUCH

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                      ANDE
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                                                                                                                      Fraunhofer-Studie untersucht
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                                                                                                                       Homeoffice-Erfahrungen

                                                                                           Viele Menschen arbeiten seit Ausbruch der
                                                                                           Coronapandemie vermehrt von zu Hause. Wie die
                                                                                           Arbeit im Homeoffice ist und welche Erkenntnisse
                                                                                           sich daraus für die zukünftige Arbeitswelt ableiten    Optimierungsbedarf
                                                                                           lassen, hat das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirt-   Ein weiterer Aspekt, der verbesserungswürdig ist:
                                                                                           schaft und Organisation (IAO) in einer Online-         Der Informationsfluss läuft noch nicht reibungslos.
                                                                                           befragung im Rahmen des Forschungsprojekts             Insbesondere die Vernetzung und die spontane
                                                                                           Office 21 herausgefunden. B·A·D ist Kooperations-      Informationsvermittlung bereiten oft Probleme. Die
                                                                                           partner des Projekts.                                  Arbeit mit Dokumenten funktioniert hingegen nach
                                                                                                                                                  Angaben der Befragten reibungslos. Insgesamt be-
                                                                                           Homeoffice gewinnt an Bedeutung                        werten sie den Informationsfluss im Homeoffice
                                                                                           Zukünftig wird nach Angaben der Befragten das          als gut. Kreatives Arbeiten und die Zusammenarbeit
                                                                                           Arbeiten im Büro abnehmen und der Anteil im            mit Kolleginnen und Kollegen gelingen jedoch im
                                                                                           Homeoffice zunehmen. Den Ergebnissen zufolge           Büro immer noch am besten. Bei der Arbeit zu
                                                                                           können Arbeitnehmende im Homeoffice, verglichen        Hause dagegen fehlt oft der Anreiz zur Inspiration
                                                                                           mit dem Büro, besonders gut konzentrierte Einzel-      und zur Entwicklung neuer Lösungen und Ideen.
                                                                                           arbeit erledigen. Außerdem schneidet Homeoffice        Optimierungspotenzial besteht ebenfalls bei der
                                                                                           beim Telefonieren und bei Webkonferenzen deut-         Ausstattung. So entspricht die IT-Ausstattung im
                                                                                           lich besser ab als das Büro. Für eine gute Konzen-     Homeoffice insgesamt den Anforderungen und
                                                                                           tration sind jedoch weitere Faktoren relevant: So      Bedürfnissen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter;
                                                                                           zeigt sich vor allem ein Unterschied in der Arbeits-   die Qualität und Ergonomie von Schreibtisch und
                                                                                           leistung zwischen Personen, die Familienangehö-        Stuhl sowie die Aufstellung des Bildschirms stufen
                                                                                           rige betreuen, und denen ohne Betreuungsauf-           sie hingegen als unzureichend ein. Und: Wer an
                                                                                           gabe. Personen mit zusätzlicher Belastung sind         unterschiedlichen Orten oder in einem separaten
                                                                                           weniger produktiv; zudem arbeiten sie auch deut-       Arbeitszimmer arbeitet, ist in seiner Tätigkeit krea-
                                                                                           lich häufiger außerhalb der geregelten Arbeitszeit     tiver und leistungsfähiger als Personen, die in der
                                                                                           bis spät in die Nacht oder am Wochenende.              Küche, dem Wohn- oder Schlafzimmer arbeiten.
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Das künftige New Normal                               Methodik der Studie
Homeoffice wird in Zukunft immer wichtiger, so        Die Befragung hatte das Ziel, die Arbeitssituation im
ein Fazit der Umfrage. Die virtuelle Kommunikation    Homeoffice unter der Berücksichtigung bisheriger
und Zusammenarbeit wird fester Bestandteil von        Erfahrungen, aber auch bezogen auf zukünftige
Büro- und Wissensarbeit sein. Damit einhergehend      Entwicklungen zu analysieren. Das Ergebnis basiert
verändert sich, so die Einschätzung der Fraunhofer-   auf den Angaben von rund 2.100 Befragten. Der
Wissenschaftler, auch die Einstellung zu dieser       Fokus lag zum einen auf der Zusammenarbeit mit
Arbeitsform im Vergleich zum Vorkrisenniveau:         Kolleginnen und Kollegen, Kunden und Partnern,
Arbeiten zu Hause gilt nicht länger als exotisch.     zum anderen auf den Auswirkungen auf das Wohl-
Und auch Büros haben eine andere Rolle als bisher,    befinden, die Produktivität und die Kreativität. Die
da die Bedürfnisse der Beschäftigten sich diesbe-     Antworten ergaben ein Bild, das die Arbeitssitua-
züglich verändert haben. Sie wünschen sich Rück-      tion ganzheitlich betrachtet. So konnten Zusam-
zugsmöglichkeiten zum konzentrierten Arbeiten         menhänge festgestellt werden, die nicht nur den
ebenso wie Begegnungsmöglichkeiten für den            Moment erfassen, sondern Anhaltspunkte für die
kreativen Austausch.                                  Gestaltung der Arbeitswelt von morgen geben. Der
Die Wissenschaftler empfehlen, sowohl im Home-        Fragebogen umfasst insgesamt 37 Fragen zu fünf
office als auch im Büro die besten Voraussetzungen    unterschiedlichen Themenbereichen.
für unterschiedliche Tätigkeiten zu schaffen und      Der erste Teil der Umfrage untersucht die Arbeits-
die jeweiligen Vorteile der Arbeitsmodelle stärker    situation im bisher genutzten Büro, indem Tätigkeiten
zu nutzen.                                            und Angaben zum Arbeitsplatz abgefragt werden.
                                                      Im Anschluss wird der Arbeitsplatz zu Hause unter-
                                                      sucht. Hierzu werden die genutzte Technik und
                                                      Arbeitsplatzausstattung, die räumliche Umgebung
                                                      und unterschiedliche Erfolgsfaktoren ermittelt. Der
 Office 21 ist ein Forschungsprojekt des              letzte Abschnitt der Befragung widmet sich der
 Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und       Unternehmens- und Führungskultur sowie der Zu-
 Organisation IAO in Stuttgart. Zusammen mit          kunftsprognose und den soziodemografischen
 Partnern aus der Industrie sowie Dienstleistern      Daten und Angaben zur Organisation. c
 aus dem Arbeits- und Gesundheitsschutz
                                                      Die Pandemie hat dem mobilen Arbeiten einen schönen Anschub beschert.
 untersucht das Projekt laufend, wie sich die
                                                      Es ist zu erwarten, dass vieles davon diese Phase überdauern wird. Für die
 Büro- und Wissensarbeit in der Zukunft
                                                      Zeit danach gilt es, das Gute aus den beiden Welten – Begegnung im Büro
 verändert, und leitet daraus Handlungs-
                                                      und Konzentration im Homeoffice – zu verbinden.
 empfehlungen für Unternehmen ab:

 https://office21.de                                  Dr. Michael Barth, Leiter Arbeits- und Präventivmedizin der Abteilung Produkt-
                                                      und Servicemanagement bei B·A·D, hat die Studie als Mitautor begleitet.

                Die Publikation zum »Homeoffice Experience – Eine empirische Untersuchung aus Nutzersicht
                während der Coronapandemie« kann unter folgendem Link kostenlos heruntergeladen werden:

                http://publica.fraunhofer.de/eprints/urn_nbn_de_0011-n-6055969.pdf

       Warum Homeoffice gesund für uns sein                   Fordern Sie jetzt unsere Gratis-Broschüre
       kann? Eine Wirtschaftspsychologin gibt                 „Bildschirmarbeitsplatz – Arbeitsplatz einrichten
       Antworten in unserem Podcast!                          und wohlfühlen“ an!

       https://gesund.to/dztja                                https://gesund.to/b7abc
arbeitsschutz
12   inform 1·2021

     „Wir brauchen eine klare
      Definition von Luftqualität“
                                  Das Coronavirus wird durch kleine Partikel in der Atemluft, sogenannte Aerosole, übertragen.
                                  Deshalb ist Lüften ein elementarer Punkt im Infektionsschutz. In welchen Räumen Aerosolmessgeräte
                                  sinnvoll sind und warum man sich nicht zu sehr auf den Schutz durch Masken verlassen sollte,
                                  erklärt Dr.-Ing. Maximilian Weiß, Experte für Aerosoltechnologie und Geschäftsführer der Palas GmbH
                                  in Karlsruhe, im inForm-Interview.

                                  y Viele Menschen sind verunsichert, weil             y Ihr Unternehmen bietet Aerosolmess-
                                  Aerosole und somit die „Gefahr“ unsichtbar           geräte an. Wie funktionieren diese?
                                  sind. Wie beruhigen Sie diese?                       x Wir messen die Konzentration von Aerosolen
                                  x Maximilian Weiß: Man sollte keine Angst vor        in Innenräumen und können feststellen, wie viele
                                  Aerosolen haben. Überall in der Luft sind Aerosole   Partikel einer bestimmten Größe sich in der Luft
                                  in hoher Konzentration. Mit jedem Atemzug atmen      befinden. So lässt sich beurteilen, wie gut das Lüf-
                                  wir Millionen von Partikeln ein. Unser Organismus    ten oder der Einsatz von Raumluftreinigern wirken
                                  ist also Aerosole gewohnt, unsere Lunge kann bis     bzw. die Viren aus der Luft filtern. Derzeit fördert
                                  zu einem gewissen Grad damit umgehen. Anders         das Bundeswirtschaftsministerium das Umrüsten
                                  ist es, wenn die Aerosole infektiös sind. Da kann    von Raumluftfilteranlagen. Das ist eine gute Maß-
                                  schon eine geringe Anzahl Viren gefährlich werden.   nahme, aber wer beurteilt, ob ein Raum umgerüs-
                                                                                       tet werden muss, und hinterher, ob das Umrüsten
                                  y Was ist ein kritischer Wert, und wie               etwas gebracht hat? Wir können das messen.
                                  schnell wird er erreicht?
                                  x Das hängt davon ab, wie aggressiv das Virus        y Wie genau sind die Messungen?
                                  ist. Masernviren sind extrem infektiös. Auch beim    x Wir können nur die Partikel, nicht das Virus
                                  Coronavirus kann man sich schon anstecken,           selbst messen. Deshalb haben wir das Messgerät
                                  wenn man wenige Hundert Virenpartikel einge-         kombiniert mit einer CO2-Messzelle. So wissen
     Dr.-Ing. Maximilian Weiß     atmet hat.                                           wir, wie hoch der Anteil der ausgeatmeten Luft
                                                                                       im Raum ist, und können mithilfe von Algorithmen
                                                                                       die potenzielle Gefahr abschätzen.

                                                                                       y Für welche Räume lohnt sich die Technik?
                                                                                       x Für Räume, in denen sich mehrere Menschen
                                                                                       länger aufhalten und die bestehenden Lüftungs-
                                                                                       systeme schlecht sind, etwa Klassenzimmer. Ein
                                                                                       Büro, in dem ein oder zwei Personen sitzen, braucht
                                                                                       keine Umrüstung.
                 Gratis-Factsheet zur Arbeitsschutzregel COVID-19:

                 https://gesund.to/zhwoq
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                                                      y Wie gehen Sie als Arbeitgeber mit
                                                      dem Thema Arbeitsschutz um?
                                                      x Wir bieten unseren Mitarbeitenden und ihren
                                                      Angehörigen kostenlos die nach unserem Mess-
                                                      verfahren besten Masken an. Wir haben zudem
                                                      hochwertige Raumluftreiniger gekauft, die rund um
                                                      die Uhr laufen, und wir überwachen mit unseren
                                                      Messgeräten die Raumluftqualität.

y Welchen Einfluss haben Größe und                    y Sollten andere Unternehmen das
Ausstattung auf die Qualität der                      auch so machen?
Rauminnenluft?                                        x Ja, wenn ein Raumluftreiniger sinnvoll ist. Derzeit
x Bodenbelag, Pflanzen oder Wandfarbe haben           wird das nicht spezifisch gemessen, was jedoch
keinen Einfluss. Es geht darum, wie gut das, was      auch schwierig ist. Denn es gibt im Bereich der
wir ausatmen, verdünnt wird. Dabei kommt es auf       Luftqualitätsbeurteilung zwar den Air-Quality-Index.
das Volumen an. In Räumen mit hoher Decke ist die     Der gibt an, ob Sie etwa wegen der Feinstaubbe-
Infektionsgefahr geringer.                            lastung in 30 Jahren Lungenkrebs bekommen, aber
                                                      er sagt nichts aus über das Risiko bezüglich einer
y Sie bieten auch Typprüfungen für Atem-              Infektion durch Viren. Dass ein solcher Standard         Regel fürs
schutzmasken an. Wie ist es Ihrer Einschät-           fehlt, ist ein Problem.                                  Lüften
zung nach um die Sicherheit dieser Masken                                                                      Wie oft man in geschlossenen
hierzulande bestellt?                                 y Ist ein Index der nächste logische Schritt?            Räumen lüften sollte, hängt
x Die Sicherheit ist sehr schlecht. Das hat zwei      x Ja, wir brauchen einen Luftqualitätsindex, der         stark von Personenanzahl und
Gründe. Zum einen haben viele Hersteller keine        anzeigt, ob ich Gefahr laufe, mich mit COVID-19          Raumgröße ab.
ausreichenden Qualitätskontrollen, auch die Vor-      zu infizieren, weil eine infizierte Person im Raum       Die SARS-CoV-2-Arbeits-
schriften zur Überwachung der Masken reichen          ist. Wir haben einen solchen Index in unsere Mess-       schutzregel empfiehlt
nicht aus. Zum anderen wurde die bestehende           geräte integriert, aber es braucht einen allgemein-      konsequentes, intensives und
Prüfnorm EN149 für Masken geschrieben, die im         gültigen Standard.                                       regelmäßiges freies Lüften
Grobstaubbereich eingesetzt werden. Beim Corona-                                                               über Fenster und Türen.
virus haben wir sehr viel kleinere Partikel von ca.   y Unabhängig vom Index: Was ist Ihre                     Büroräume sollten möglichst
150 Nanometern. In diesem Bereich haben die           Vision für das Thema Innenraumluft?                      öfter als 1 x pro Stunde,
Masken eine viel höhere Durchlässigkeit. Eine FFP2-   x In Zukunft muss Luftqualität ganz anders be-           Besprechungsräume öfter als
Maske, die eine Penetration von maximal sechs         urteilt werden. Es gibt noch keine allgemeingül-         3 x pro Stunde gelüftet
Prozent haben darf, hat in den meisten Fällen im      tige Richtlinie für Luftqualität. Hier braucht es eine   werden. Die empfohlene
Bereich der Viren nachweislich eine Penetration von   klare Definition. Dann kann zum Beispiel ein Arbeit-     Stoßlüftung dauert möglichst
10 bis 25 Prozent. Deshalb dürften FFP2-Masken        geber künftig anhand festgelegter Messwerte              3 bis 10 Minuten.
nicht eingesetzt werden in Krankenhäusern und         danach beurteilt werden, wie gut die Luft in den
im Gesundheitswesen, wo das Personal mit Infi-        Innenräumen in der Firma ist. c
zierten Kontakt hat.

y Was müsste geschehen, um die
Sicherheit zu erhöhen?
x Im Gesundheitswesen könnte man andere
Masken nach der Norm EN143, die eine höhere
Schutzwirkung haben, einsetzen. Oder man prüft
                                                                                          Tipps zum richtigen Lüften im Büro vom
die FFP2-Masken auf die Schutzwirkung im Größen-
                                                                                          B·A·D-Arbeitsschutzexperten Philip Dehm!
bereich der Viren. Aber nach wie vor werden ver-
altete, ungenaue Messverfahren eingesetzt.                                                https://gesund.to/b1w1e
psychische
14   inform 1·2021

     Gesundheit

     Tabuthema in Unternehmen:
     psychische Belastungen
     „Psychische Erkrankungen sind immer häufiger der Grund für Fehlzeiten und den frühzeitigen
     Einstieg in das Rentenalter. Rund 15 Prozent aller Fehltage gehen auf Erkrankungen der Psyche
     zurück. Besondere Brisanz erhalten psychische Erkrankungen auch durch ihre Krankheitsdauer,
     die mit durchschnittlich 36 Tagen dreimal so hoch ist wie bei anderen Erkrankungen mit
     zwölf Tagen.“1 Kerstin Hillbrink, Diplom-Psychologin und Beraterin Gesundheitsmanagement im
     B·A·D-Gesundheitszentrum Hannover, berichtet über ihre Erfahrungen mit dieser Thematik.

                         Wie kann ein so bedeutsames Thema tabu sein? Ist das so? Woran machen wir das fest?
                         Und woran würden wir merken, wenn es kein Tabu mehr ist?
                         Auf der Suche nach Antworten zu diesen Fragen fällt mir als Erstes die Rückmeldung eines Geschäfts-
                         führers ein, der das Employee Assistance Program (EAP), ein psychosoziales Beratungsangebot, nutzte,
                         um sich zu privaten Problemen beraten zu lassen. Die Gespräche ließ er oft über seine Assistentin termi-
                         nieren. „Sie weiß Bescheid.“ Nach wenigen Wochen meldete sich ein Mitarbeiter des Geschäftsführers
                         aufgrund psychischer Probleme. Sein Chef habe ihm von seinen Erfahrungen mit der psychologischen
                         Beratung erzählt und ihm empfohlen, das Angebot doch auch zu nutzen. Zumindest in diesem Unter-
                         nehmen scheinen psychische Probleme kein Tabuthema zu sein.
                         Dann denke ich an den Gesundheitstag in einer Behörde. Wir konnten dort das neu implementierte
                         Angebot der psychosozialen Beratung präsentieren und Vorträge zum Gesundheitsmanagement halten.
                         In der Eröffnungsrede wurde das Vorstellen des Beratungsangebots von der Amtsleitung mit den Worten
                         kommentiert: „Heutzutage scheint so etwas ja notwendig zu sein. Wir sind früher bei Problemen noch
                         zum Holzhacken in den Wald gegangen.“ Auch wenn das als Witz gemeint war, wird schnell klar, dass
                         psychische Belastungen am Arbeitsplatz dort erst einmal ein Tabu bleiben.
15

Der Großteil der Beratung suchenden Menschen
liegt aber irgendwo zwischen diesen beiden Extre-
men: Der Mitarbeiter, der sich trotz versicherter
Anonymität nur mit einem Pseudonym meldet; die
Führungskraft, die eine psychologische Beratung
lieber „Coaching“ nennt, die Beschäftigte mit einer
Essstörung, die sich professionelle Unterstützung
holen möchte, das Problem aber schon mit ihrer
Führungskraft kommuniziert hat …
Vermutlich liegt der Umgang mit dem Thema
psychische Erkrankungen für jedes Unternehmen
anders, irgendwo auf einer Skala zwischen Tabu-                               Kerstin Hillbrink,
                                                              Diplom-Psychologin und Beraterin
isierung und Offenheit. Ich finde das Bild der                     Gesundheitsmanagement im
Skala sehr hilfreich. Man kann dann von zwei                        B·A·D-Gesundheitszentrum
                                                                                     Hannover
Seiten fragen: Was führt dazu, dass man auf der
Skala noch so nah am Tabu ist, also welche Vorbe-
halte gibt es, oder was hat dazu geführt, dass mit      Das wäre ein weiterer Schritt, um das Thema
dem Thema schon so offen umgegangen wird?               Psyche raus aus dem Privatbereich und rein in die
Fangen wir mit der ersten Frage an:                     Unternehmensfürsorge zu holen.

1. Welche Vorbehalte gibt es?                           2. Wie gelingt es manchen Unternehmen,
Da, wo das Wissen über psychische Erkrankungen          so offen mit dem Thema Psyche umzu-
klein ist, können Vorurteile besonders groß werden.     gehen? Oder: Woran merkt man, dass
Vermutlich einer der wichtigsten Aspekte bei der        psychische Erkrankungen und Belastungen
Frage, warum ein Unternehmen auf der Skala noch         kein Tabuthema mehr sind?
nah am Tabu ist. Am besten wirkt man dem natür-         Psychische Belastungsthemen genauso wie
lich durch Information, Aufklärung und Kompetenz-       Beanspruchungsfolgen sind selbstverständlicher
entwicklung entgegen. Die Vermittlung von Grund-        Teil des präventiven Gesundheitsmanagements.
wissen zu Arten, Ursachen und Folgen relevanter         „Zu einem gelingenden Gesundheitsmanagement
psychischer Erkrankungen räumt mit Vorurteilen          am Arbeitsplatz gehört das Handwerk der Psycho-
auf und hilft nicht nur den Betroffenen. Es gibt        logen dazu“, sagte schon vor Jahren die Präsi-
daran auch ein starkes Interesse! Führungskräfte        dentin des Bundesverbandes der Psychologinnen
und Mitarbeitende haben vielfach einen großen           und Psychologen (BDP), Sabine Siegl2. Darum
Informationswunsch zu Themen wie Burn-out oder          sollte es Unternehmen ja hauptsächlich gehen:
Depressionen.                                           um die Prävention psychischer Erkrankungen.
Führungskräfte brauchen darüber hinaus natürlich        Wenn Überforderungen aufgefangen werden,
auch Kompetenzen bezüglich ihrer Handlungsmög-          bevor eine behandlungsbedürftige Erkrankung
lichkeiten im Umgang mit psychisch auffälligen          entsteht, ist das das Beste, was allen Beteiligten
Mitarbeitenden, z. B. das H-I-L-F-E-Konzept (Hin-       passieren kann. Und wenn Themen wie Ängste,
sehen – Initiative ergreifen – Leitungsfunktion wahr-   Depressionen, Burn-out selbstverständliche Inhalte
nehmen – Führen – Experten hinzuziehen).                von Maßnahmen und Konzepten im Gesundheits-
Ein weiterer Grund, nicht über psychische Erkran-       management sind, ist man auf der Tabuskala einen
kungen zu reden, ist die Wahrnehmung, dass die          guten Schritt Richtung Offenheit gegangen. Be-
Psyche etwas sehr Privates ist. Das geht niemanden      sonders kleine und mittlere Unternehmen brauchen
etwas an. Das ist meine Sache. Warum nicht z. B.        dafür individuelle Konzepte. Hier muss genauer
das Thema „Prävention psychischer Erkrankungen“         geschaut werden, welche strukturellen und perso-
in die turnusmäßig stattfindenden Unterweisungen        nellen Ressourcen vorhanden sind, wie die Unter-

                                                                                                             f
für Mitarbeitende einbauen?                             nehmensziele aussehen und wie Führungskräfte
                                                        mitgenommen werden können.
16   inform 1·2021

                     Die Führungskräfte sind sich ihrer Vorbild-            Die (verantwortungsvolle!) Umsetzung der GB Psych
                     funktion bewusst und „mit im Boot“.                    als Prozess mit regelmäßiger Wirksamkeits- und
                     Wenn es einer Führungskraft schwerfällt, die Gren-     Aktualitätsüberprüfung hat einen deutlichen Sub-
                     zen ihrer (psychischen) Belastbarkeit anzuerkennen,    text und ist damit ein klares Signal an die Beschäf-
                     dann transportiert sie – gewollt oder ungewollt –      tigten: „Wir wissen, dass es psychische Belastungen
                     diese Grundhaltung weiter an die Mitarbeitenden.       gibt“, „Wir nehmen diese ernst“, „Wir schauen
                     Wie viel schwerer fällt es, eine depressive Erschöp-   dahin“ und „Psychische Belastungen sind bei uns
                     fung anzusprechen mit einer Führungskraft, die         kein Tabuthema“.
                     keinerlei Schwäche zeigt und grenzenlos belastbar
                     scheint. Ich glaube nicht, dass ein Unternehmen        Von längerer Erkrankung betroffene Mitarbeitende
                     das Thema Psyche aus der Tabuzone herausholen          fühlen sich durch das Betriebliche Eingliederungs-
                     kann mit Führungskräften, die psychische Unver-        management (BEM) unterstützt und aufgefangen.
                     wundbarkeit demonstrieren3. Dabei sind Führungs-       Nach Sozialgesetzbuch6 sind Arbeitgeber verpflich-
                     kräfte besonders gefährdet, einen Burn-out zu          tet, jedem Arbeitnehmenden, der oder die in den
                     entwickeln. Oft trifft hier nämlich eine hohe Leis-    letzten zwölf Monaten länger als sechs Wochen
                     tungsbereitschaft mit starken inneren Antreibern       arbeitsunfähig war, ein Gespräch zur Wiederein-
                     auf ein hohes Stress- und Belastungsniveau.            gliederung anzubieten. Das vorrangige Ziel des BEM
                     Mitarbeitende beobachten sehr genau, wie ihre          ist es, den Arbeitsplatz zu erhalten sowie Maß-
                     Vorgesetzten damit umgehen4. Und wie wunder-           nahmen zu finden, mit denen die Arbeitsunfähig-
                     bar es anders funktionieren kann, zeigt mein Ein-      keit überwunden und erneuter Arbeitsunfähigkeit
                     gangsbeispiel.                                         vorgebeugt werden kann. Psychische Erkrankungen
                                                                            führen bekannterweise zu dreimal längeren Fehl-
                     Die Gefährdungsbeurteilungen psychischer Belas-        zeiten als andere Krankheiten7. Das bedeutet, dass
                     tungen (GB Psych) werden gewissenhaft umgesetzt        psychisch erkrankte Beschäftigte häufig ein BEM
                     und regelmäßig auf Aktualität überprüft.               angeboten bekommen. Damit die Ziele des BEM
                     Was ein starker Hinweisgeber ist, dass ein Unter-      erreicht werden können, ist es wichtig, dass die
                     nehmen auf der Tabu-Skala noch zu weit Richtung        Beschäftigten Vertrauen in die Umsetzung haben
                     Tabu steht? Die Befürchtung, mit der GB Psych „die     und psychische Erkrankungen eben kein Tabuthe-
                     Büchse der Pandora“ zu öffnen. Das Thema psy-          ma sind. Im schlimmsten Fall hören Sie von Be-
                     chische Belastungen macht umso mehr Angst, je          troffenen einfach nur „Mir geht es gut“, „Alles in
                     weniger Erfahrung es damit gibt. Das zeigt sich bei    Ordnung, ich bin wieder gesund“, „Hatte nichts
                     der GB Psych sehr deutlich und ist sicher mit ein      mit der Arbeit zu tun“. Klar, dass hier keine Maß-
                     Grund, warum viele Betriebe die gesetzliche Vor-       nahmen gefunden werden können, die erneuter
                     schrift zur Umsetzung nicht erfüllen. Dabei liegen     Arbeitsunfähigkeit vorbeugen könnten. Um sinn-
                     viele psychische Belastungen einfach nur in unzu-      volle Maßnahmen im Rahmen eines BEM zu finden
                     reichend gestalteten Arbeitsplätzen und/oder           und umzusetzen, brauchen Sie Beschäftigte, die
                     schlecht organisierten Arbeits- und Kommunika-         sich trauen, offen anzusprechen, welche Faktoren
                     tionsabläufen, die mit wenig Aufwand zu verringern     auf der Arbeit den Krankheitsverlauf negativ be-
                     oder zu beheben sind5. Selbst für die ebenfalls        einflussen. Auch wenn das der seit Jahren schwe-
                     häufig gefundenen konflikthaften Beziehungen           lende Konflikt mit der Führungskraft oder die per-
                     mit Kollegen und Vorgesetzten gibt es in der Regel     manente Überlastung durch zu viel Arbeit sind.
                     gute Lösungsansätze, wenn im Rahmen einer GB
                     Psych darüber gesprochen wird.

psychische
     Gesundheit
17

Die Beschäftigten haben Zugang zu einem                        Ausblick
anonymen, niederschwelligen Beratungsangebot.
                                                               Sicher sind viele Unternehmen noch weit entfernt
Ein weiterer Grund, warum psychische Erkrankun-                von einem wirklich offenen Umgang mit psychi-
gen oft verschwiegen werden, ist die Angst vor                 schen Belastungen, mit Beanspruchungen oder
Repressalien. Vor einiger Zeit wurde einer meiner              auch psychischen Erkrankungen. All die guten Bei-
Kollegen von einem Unternehmen zur Umsetzung                   spiele machen aber Hoffnung, und immer mehr
von Vorträgen zur Suchtprävention angefragt. In                Unternehmen nähern sich dem Thema. Und letzt-
der Vorbereitung darauf lasen wir in der vorhan-               endlich geht es gar nicht um ein Entweder-oder.
denen Dienstvereinbarung, dass gleich mit dem                  Es geht nicht um große Umwälzungen oder ein-
ersten Stufengespräch betriebliche Zusatzzuwen-                schneidende kulturelle Veränderungen. Es geht
dungen gestrichen werden. Was offenbart sich                   um kleine Schritte in die richtige Richtung. c
darin? Darin zeigt sich, dass dieses Unternehmen
eine Abhängigkeit nicht als eine therapiebedürfti-
ge Erkrankung sieht, bei der Betroffene größtmög-
liche Unterstützung benötigen. Vielmehr scheint
                                                                                        Gratis-Broschüre: Fordern Sie jetzt unsere Broschüre
es als etwas wahrgenommen zu werden, was dis-
                                                                                        zum Employee Assistance Program (EAP) an!
ziplinarisch unter Kontrolle gebracht werden kann.
Ein Effekt dieser Vereinbarung wird sein, dass Be-                                      https://gesund.to/o49ir
troffene alles tun werden, um ihre Probleme geheim
zu halten. Als Unternehmen rutscht man damit auf
unserer Skala schnell Richtung Tabuisierung.
Das Beispiel zeigt aber auch, wie wichtig ein frei-
williges, anonymes und niedrigschwelliges Bera-
                                                                                        Gratis-E-Book: Downloaden Sie unser Gratis-E-Book
tungsangebot ist8. Denn damit können auch Mit-
                                                                                        zum Thema „Praxis-Guide: Psychische Belastung
arbeitende abgeholt werden, die Angst vor
                                                                                        am Arbeitsplatz“:
Sanktionen o. Ä. haben und für die psychische
Erkrankungen tatsächlich noch Tabuthemen sind.                                          https://gesund.to/01shq

 1 Nachzulesen unter: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/betriebliche-gesundheitsfoerderung/gesundheit-und-
   wohlbefinden-am-arbeitsplatz.html „Förderung der psychischen Gesundheit und des Wohlbefindens am Arbeitsplatz“
   Absatz ‚Prävention im Unternehmen zahlt sich aus‘
 2 Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen. Publikationen: „So lässt sich Burnout verhindern – Psychisch gesund am Arbeitsplatz“
   (5. Juli 2012)
 3 Vgl. BAuA (2017): Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt – Wissenschaftliche Standortbestimmung
 4 Vgl. Kerstin Hillbrink (2019): Führungsziel Gesundheit. Zeitschrift SchulVerwaltung 11/2019
 5 Julia Scharnhorst (2019): Psychische Belastungen am Arbeitsplatz vermeiden. Burnoutprävention und Förderung von Resilienz in Unternehmen.
   Haufe Group
 6 Mit dem neunten Sozialgesetzbuch, § 167 Abs. 2 verpflichtet der Gesetzgeber jeden Arbeitgeber, unabhängig von der Beschäftigtenzahl seines Betriebes,
   sich aktiv um die Gesundheit der Mitarbeitenden zu kümmern, indem ein Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) eingerichtet wird.
 7 BKK Gesundheitsreport 2018
 8 Vgl. Sicherheitsingenieur 4/2020: EAP: Frühzeitige Unterstützung zur Hilfe und Selbsthilfe in Unternehmen. Interview mit Kerstin Hillbrink

 Weitere Literaturempfehlungen:
 https://www.bkk-dachverband.de/publikationen/selbsthilfe-broschueren/psychisch-krank-im-job
 Petra Bernatzeder (2018): Erfolgsfaktor Wohlbefinden am Arbeitsplatz. Praxisleitfaden für das Management psychischer Gesundheit.
 Springer-Verlag GmbH Deutschland
 Ralf Stegmann, Ute B. Schröder (2018): Anders Gesund – Psychische Krisen in der Arbeitswelt.
 Prävention, Return-to-Work und Eingliederungsmanagement. Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
gesundheit
18   inform 1·2021

     Betriebliches
     Eingliederungsmanagement
     in Zeiten von Corona
     Ungeachtet der betrieblichen Auswirkungen von Corona sind Arbeitgeber verpflichtet, Beschäftigten
     das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) anzubieten, wenn diese in den zurückliegenden
     zwölf Monaten mehr als sechs Wochen arbeitsunfähig waren. Gerade in Krisenzeiten ist dieses
     Angebot wichtiger denn je, und zwar sowohl für die BEM-berechtigten Mitarbeitenden als auch für
     das Unternehmen, beschreibt Katharina Kresse, B·A·D-Expertin für dieses Thema, im Interview.

                              y Warum ist BEM gerade in Zeiten                    y Ist es sinnvoll, BEM auf die Zeit
                              von Corona so wichtig?                              nach Corona zu verschieben?
                              x Wer an Corona erkrankt, muss ggf. mit Arbeits-    x Auf keinen Fall. Zum einen setzt Corona die
                              unfähigkeit und langen gesundheitlichen Ein-        gesetzliche Verpflichtung nicht aus. Zum anderen
                              schränkungen rechnen. Darüber hinaus verstärken     vergibt man damit die Chance, rechtzeitig Maß-
                              die Auswirkungen von Corona bestimmte Erkran-       nahmen einzuleiten und somit weitere Arbeitsun-
                              kungen.                                             fähigkeit zu verhindern. BEM ist in Zeiten von
                              Psychische Belastungen können durch Social Dis-     eingeschränkter Kommunikation umso wichtiger.
                              tancing entstehen oder sich verstärken, Rücken-     Es empfiehlt sich sogar, über ein zusätzliches frei-
                              beschwerden können durch geschlossene Fitness-      williges BEM-Angebot noch vor Erreichen der sechs
                              studios und mangelnde Bewegung zunehmen, da         Wochen nachzudenken, um früher mit der oder
                              gibt es viele Aspekte.                              dem Mitarbeitenden ins Gespräch zu kommen.
                              Homeoffice und Kontaktbeschränkungen sowie          Außerdem wird die Pflicht durch die neue SARS-
     Katharina Kresse         das Social Distancing schränken die Möglichkeiten   CoV-2-Arbeitsschutzregel in der Fassung vom 10.
     B·A·D-Expertin für BEM
                              für betroffene Mitarbeitende, sich an jemanden      August 2020 verstärkt. In Punkt 5.5 wird auf die
                              zu wenden, ein. Gespräche zwischen Mitarbei-        Rückkehr zur Arbeit nach einer SARS-CoV-2-In-
                              tenden und Führungskräften reduzieren sich auf      fektion oder COVID-19-Erkrankung eingegangen.
                              das notwendigste Maß, „Zwischen-Tür-und-            Dort heißt es:
                              Angel-Gespräche“ finden kaum noch statt. Auf-       (1) Beschäftigte, die nach einer COVID-19-Erkran-
                              grund der Distanz fallen durch Belastungen ver-        kung zurück an den Arbeitsplatz kommen, haben
                              änderte Mitarbeitende nicht mehr so schnell auf.       aufgrund eines möglicherweise schweren Krank-
                              Umso wichtiger, dass das BEM-Gespräch der oder         heitsverlaufs einen besonderen Unterstützungs-
                              dem betroffenen Beschäftigten ermöglicht, nach         bedarf zur Bewältigung von arbeitsbedingten
                              dem persönlichen Wohlbefinden und den gesund-          physischen und psychischen Belastungen.
                              heitlichen Einschränkungen gefragt zu werden.       (2) Zurückkehrende müssen vor Wiederaufnahme
                              Nur so können Maßnahmen gemeinsam erarbei-             ihrer Tätigkeit Informationen darüber bekommen,
                              tet und Belastungen reduziert werden.                  welche Schutzmaßnahmen aufgrund der SARS-
                                                                                     CoV-2-Epidemie im Betrieb bzw. der Einrichtung
                                                                                     getroffen wurden.
19

(4) Grundsätzlich müssen Beschäftigte gegenüber         y Können Sie uns ein Beispiel nennen
   dem Arbeitgeber im Falle einer Erkrankung keine      für ein erfolgreich durchgeführtes BEM
   Diagnosen oder Krankheitssymptome offenbaren.        jetzt während der Pandemie?
   Gegebenenfalls erforderliche Informationen des       x Um ein Beispiel aus der betrieblichen Praxis zu
   Arbeitgebers übernimmt das Gesundheitsamt im         beschreiben: Ein Mitarbeiter in einer Verwaltung
   Rahmen der Quarantäneveranlassung. Erhält der        erkrankte im September an Corona. Er fiel ins-
   Arbeitgeber Kenntnis über die Ansteckung einer/      gesamt fünf Wochen aus. Durch das über zehn
   eines Beschäftigten, gilt es, deren/dessen Identi-   Tage anhaltende Fieber war sein Körper ge-
   tät so weit es geht zu schützen, um einer Stig-      schwächt. Er litt vermehrt an Kopfschmerzen und
   matisierung von Betroffenen vorzubeugen.             Kurzatmigkeit sowie einer Fußgelenkentzündung,
(5) Sind konkrete Infektionen bekannt geworden,         die zu weiteren Arbeitsunfähigkeitszeiten führte.
   werden möglicherweise einzelne Beschäftigte          Durch die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten
   unsicher sein im Umgang mit zurückkehrenden          und flexibel Pausen bei der Arbeit zu machen,
   Mitarbeitenden und Ängste haben, sich am             gelang dem Mitarbeiter der Einstieg.
   Arbeitsplatz zu infizieren. Informationen zum        Corona bringt in vielen Fällen nach überstandener
   aktuellen Wissensstand, insbesondere zum An-         Infektion Langzeitfolgen mit sich. Das kann Atem-
   steckungsrisiko oder dem Risiko einer                wege, Herz und Kreislauf, Muskelapparat, Nerven-
   Neuerkrankung, können zum Abbau von Ängs-            system und auch den Stoffwechsel betreffen.
   ten beitragen.                                       Hier ist es ratsam, das BEM-Verfahren länger laufen
Viele dieser Punkte werden bereits im                   zu lassen, um jederzeit „nachsteuern“ zu können
BEM-Verfahren berücksichtigt.                           und alle therapeutischen Maßnahmen in Betracht
                                                        zu ziehen.
y Wie funktioniert das BEM, wenn                        Eine Reha beugt einer Erwerbsunfähigkeit vor und
die betroffene Person vom Homeoffice                    bereitet auf den Wiedereinstieg vor. Die Rehakli-
aus arbeitet?                                           niken verfügen über gute Hygienekonzepte und
x Unternehmen lassen persönliche Gespräche              haben ausgezeichnete intensive Anwendungen,
während der Pandemie nur noch in Ausnahmen              die so in keiner ambulanten Therapie möglich sind.
zu, Kontakte sind daher auf ein Minimum redu-           Hat die oder der Beschäftigte bei Aufnahme der
ziert. BEM-Gespräche finden dann entweder über          Tätigkeiten noch Einschränkungen, finden sich
Videokonferenzen oder telefonisch statt. Da man         diese im Rehabericht wieder und erleichtern die
über Gesundheitsdaten spricht, ist es wichtig, die      Suche nach Maßnahmen. Allerdings ist das Ein-
Software auf den Datenschutz hin zu überprüfen.         binden des Rehaberichtes in das BEM-Verfahren
Im ersten Gespräch empfehlen wir die Video-             für Mitarbeitende freiwillig. Hier ist zu respektieren,
konferenz, denn sie ermöglicht mittels Kamera           wenn der Betroffene ihn nicht vorzeigen möchte.
Blickkontakt und kommt dem persönlichen Ge-             Häufig reichen aber auch Auszüge, die sich auf
spräch am nächsten. Wichtig ist es, Vertrauen           die Arbeitsanamnese beziehen. Dann sollte der
aufzubauen. Weitere Kontakte könnten dann               Arbeitsversuch im Rahmen einer stufenweisen
telefonisch durchgeführt werden. Dabei ist zu           Wiedereingliederung erfolgen. Sie bietet die Mög-
beachten, dass man sich die nötige Zeit nimmt,          lichkeit, das Arbeitsvolumen schrittweise und in-
Störfaktoren abschaltet und dass das Gespräch           dividuell bis zur vollen Belastung anzuheben. Bei
„unter vier Ohren“ stattfindet.                         Bedarf kann eine Ergotherapie unterstützen. c

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         https://gesund.to/xwzxn
arbeitsschutz
20   inform 1·2021

     Kein Kavaliersdelikt:
     sexuelle Belästigung
     am Arbeitsplatz
21

                           Wann spricht man überhaupt von sexueller Belästigung?
                           Wie kann man sich wehren? Welche Schutzpflichten, Präventions- und
                           Sanktionsmöglichkeiten haben Arbeitgeber? Im Interview mit der
                           inForm-Redaktion gibt Dr. Jörn Hülsemann, Rechtsanwalt und Fachanwalt
                           für Arbeitsrecht, die Antworten auf diese und weitere Fragen.
                           In der Ausgabe 2-2021 der inForm wird Reimar Martin, B·A·D-Berater
                           Gesundheitsmanagement, u. a. klären, wie Unternehmen ein sexismus- und
                           gewaltfreies Arbeitsklima schaffen und Betroffenen helfen können.

                           y Wann spricht man im juristischen Sinn                In beiden Definitionen geht es also darum, Hand-
                           von sexueller Belästigung? Gibt es objektive           lungen zu beschreiben, die sexuell bestimmt sind.
                           Kriterien, was darunterfällt? Welche Verhal-           Dies meint, dass der Täter – es kann auch Täterinnen
                           tensweisen zählen dazu?                                geben – die Handlung in einen Zusammenhang zu
                           x Dr. Jörn Hülsemann: Der Begriff der sexuellen        seiner Sexualität stellt. Ein Beispiel kann dies viel-
                           Belästigung ist in zwei unterschiedlichen Gesetzen     leicht verdeutlichen: Wenn ich in einen Bus ein-
                           jeweils definiert. Das nach den Vorgängen in der       steigen will und mich hierfür umdrehe und dabei
                           Kölner Silvesternacht 2015 veränderte Strafgesetz-     zufällig eine Mitfahrerin berühre, ist dies keine
                           buch sieht in § 184i eine Freiheitsstrafe von bis zu   sexuelle Belästigung. Wenn ich mich aber gezielt
                           zwei Jahren oder eine Geldstrafe vor, wenn jemand      eng neben die Mitfahrerin stelle, um beim Verlassen
                           eine andere Person in sexuell bestimmter Weise         die Berührung zu provozieren, handele ich sexuell
                           körperlich berührt und dadurch belästigt. Etwas        bestimmt. Gleiches gilt, wenn ich darauf abstelle,
                           ausführlicher wird der Begriff im Allgemeinen          bestimmte Körperbereiche (Brust, Po) zu berühren.
                           Gleichbehandlungsgesetz (AGG) aus dem Jahr 2006        Es kommt aber nicht immer auf eine tatsächliche
                           beschrieben. Eine sexuelle Belästigung wird dort       Berührung an, auch verbale Handlungen sind aus-
                           verstanden als ein unerwünschtes sexuell bestimm-      reichend. Dies meint z. B. unangemessenen Sprach-
                           tes Verhalten, wozu auch unerwünschte sexuelle         gebrauch. Sage ich zu einer Kollegin „Dein Kleid
                           Handlungen und Aufforderungen zu diesen, se-           ist sehr hübsch“, ist dies ein Kompliment. Formu-
                           xuell bestimmte körperliche Berührungen, Bemer-        liere ich hingegen „Dein Kleid ist heiß und macht
                           kungen sexuellen Inhalts sowie unerwünschtes           mich heiß“, ist dies eine sexuelle Belästigung. Eine
                           Zeigen und sichtbares Anbringen von pornografi-        Belästigung liegt ferner dann vor, wenn ungewollt
                           schen Darstellungen gehören. Das AGG fordert           sexuelle Handlungen oder gar pornografisches
                           ferner, dass diese Handlungen bezwecken oder           Material gezeigt werden. Wenn Jugendliche etwa
                           bewirken, dass die Würde der betreffenden Person       die berühmten „Dickpic“ versenden, ist dies eben-
                           verletzt wird, insbesondere wenn ein von Einschüch-    falls eine sexuelle Belästigung.
Illustration: MHJ/istock

                           terungen, Anfeindungen, Erniedrigungen, Entwür-        Wichtig ist eines: Die belästigte Person muss nicht
                           digungen oder Beleidigungen gekennzeichnetes           ausdrücklich Nein sagen. Eine erkennbare Ableh-
                           Umfeld geschaffen wird.                                nung der Handlung reicht aus. Wendet also die
                                                                                  Kollegin den Blick ab, wenn man ihr Nacktbilder
                                                                                  zeigt, ist dies eine klare Ablehnung. Es gilt hier also
                                                                                  nicht „Wer schweigt, stimmt zu“.                   f
arbeitsschutz
22   inform 1·2021

                                                                                        y Was muss die Chefin/der Chef tun, wenn
                                                                                        eine Mitarbeiterin sich beschwert?
                                                                                        x Dr. Jörn Hülsemann: In arbeitsrechtlicher und
                                                                                        arbeitsschutzrechtlicher Hinsicht ist zu beachten, dass
                                                                                        der Arbeitgeber nach § 12 AGG verpflichtet ist, die
                                                                                        erforderlichen Maßnahmen zum Schutz seiner
                                                                                        Arbeitnehmer zu treffen. Dies meint ausdrücklich
                                                                                        auch vorbeugende Maßnahmen. Bezogen auf se-
                                                                                        xuelle Belästigungen kann also der Arbeitgeber
                                                                                        vorbeugende Weisungen erlassen, Verhaltensspiel-
                                                                                        regeln einführen, die er gegebenenfalls mit dem
                                                                                        Betriebs- oder Personalrat vorher abzustimmen
                                                                                        hat. Bei dieser Gelegenheit sollte der Arbeitgeber
                                  Dr. Jörn Hülsemann ist Rechtsanwalt,                  auch gleich klarmachen, dass eine sexuelle Beläs-
                                       Fachanwalt für Arbeitsrecht und                  tigung kein Kavaliersdelikt, sondern eine Verletzung
                                Diplom-Verwaltungswirt. Neben seiner                    der arbeitsvertraglichen Pflichten ist, die zu einer
                            anwaltlichen Tätigkeit lehrt er Arbeitsrecht                Beendigung des Arbeitsverhältnisses durch Kündi-
                             an der Hochschule Weserbergland und an                     gung seitens des Arbeitgebers führen kann. Der
                                        der Frankfurt School of Finance.                Arbeitgeber sollte auch darauf hinweisen, dass
                                                                                        sexuelle Belästigungen eine Straftat darstellen.

                           Was verstehen Sie unter sexueller Belästigung?
                                                                                93
                     Aufforderung zu unerwünschten sexuellen Handlungen         95
                                                                                90

                                                                                89
            Explizite Aufforderungen wie „Setz dich auf meinen Schoß“           92
                                                                                87

                                                                                75
                                              Unerwünschte Berührungen          84
                                                                                75

                                                                                67
                                     Anzügliche Bemerkungen oder Witze          74
                                                                                60

                                                                                63
                        Anbringen aufreizender oder pornografischer Bilder      72
                                                                                55

                                                                                64
                                                Unerwünschtes Anstarren         67
                                                                                64

                       Gesamt     Frauen     Männer                         Quelle: Leitfaden für Beschäftigte, Arbeitgeber und Betriebsräte,
                                                                                                  Antidiskriminierungsstelle des Bundes, 2019
23

y Arbeitgeber müssen sexuelle Belästigung              Den Schutz vor sexuellen Belästigungen verstehe
am Arbeitsplatz verhindern und – sofern sie            ich selbst auch als eine Ausprägung des wirksamen
doch auftritt – richtig darauf reagieren. Was          Arbeitsschutzes. Denkbar ist insofern auch, dass
ist die Folge, wenn sie dies unterlassen?              Beschäftigte ihr Beschwerderecht nach § 17 des
x Dr. Jörn Hülsemann: Strafrechtlich ist die Ver-      Arbeitsschutzgesetzes nutzen und sich nach einer
folgung dieses Delikts an einen Antrag der geschä-     erfolglosen internen Beschwerde im Betrieb im An-
digten Personen gebunden, der allerdings auch          schluss an die Aufsichtsbehörden – mithin: die
durch das besondere öffentliche Interesse an einer     Gewerbeaufsichtsämter – wenden. Schließlich soll-
Strafverfolgung ersetzt werden kann. Arbeitgeber       te der Arbeitgeber überlegen, dass ein solcher Fall
könnten hier im Rahmen ihrer Fürsorgepflicht Ar-       auch in die Presse gelangen kann. Sexuelle Beläs-
beitnehmer bei der Stellung eines Strafantrages        tigung wird heute seitens der Gesellschaft nicht
unterstützen, zum Beispiel durch Übernahme der         toleriert, hier droht ein erheblicher Imageverlust.
Anwaltskosten für ein solches Verfahren. Der Arbeit-   Bei alldem darf ein Arbeitgeber eines nicht ver-
geber ist jedenfalls gut beraten, eine solche Be-      gessen: Opfer einer sexuellen Belästigung werden
schwerde ernst zu nehmen. Die Beschwerde kann          ihre Arbeitsleistung nicht in dem Maße erbringen
dabei an den AGG-Beauftragten oder auch an den         können, wie dies ohne eine solche Belästigung der
Betriebsrat gerichtet werden.                          Fall ist. Es droht Verlust an Produktivität. Es droht
Der Arbeitgeber, der Beschwerden von Beschäftig-       auch vor allem noch eines: Der Arbeitnehmer mit
ten wegen sexueller Belästigungen nicht nachgeht,      seinen Bedürfnissen wird nicht gesehen, und der
riskiert Schadensersatzansprüche nach dem AGG.         Arbeitgeber wird seiner Verantwortung um den
Arbeitnehmer können ein Schmerzensgeld verlan-         Arbeitnehmer nicht gerecht. c
gen, wenn der Arbeitgeber hier nicht für einen
wirksamen Schutz sorgt. Arbeitnehmer können
sich darüber hinaus beim Betriebsrat oder Personal-
rat beschweren. Beide Gremien können die Be-
schwerde aufgreifen und den Arbeitgeber hier zu
weiteren Maßnahmen drängen.

                           Wichtig: In Bezug auf eine sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz sieht die Rechtslage wie folgt aus:
                           Jede der genannten Formen ist dem AGG zufolge verboten! Dabei spielt es keine Rolle, ob sich
                           das Ganze im Büro, auf dem Weg dorthin, auf Firmenfeiern oder Dienstreisen abspielt.

                           Wichtig: Es gibt keine Fristen, innerhalb deren sich Beschäftigte über eine sexuelle Belästigung am Arbeits-
                           platz beschweren müssen. Es gilt jedoch: Je früher es gemeldet wird, desto besser. Der Zeitpunkt der
                           Meldung kann allerdings von Bedeutung sein, wenn es im Nachhinein um Schadensersatzansprüche
                           geht. Weiterhin dürfen der- oder demjenigen keine Nachteile durch die Beschwerde entstehen.

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