GRÜNER WASSERSTOFF DER RISING STAR IN DER INTERNATIONALEN ENERGIEPOLITIK - Bundesministerium für Wirtschaft und ...
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WIRTSCHAFTSPOLITIK GRÜNER WASSERSTOFF DER R IS ING STA R IN DER I NTERN AT ION A LEN EN ERGIEP OL I T IK H2 40 SCHLAGLICHTER F E B R U A R 2 02 2
WIRTSCHAFTSPOLITIK PTX-VERFAHREN W asserstoff führte lange ein Schattenda- Als Power-to-X-(PtX-)Verfahren wird die Möglichkeit bezeichnet, überschüssige Energie zu speichern und je nach Bedarf abrufen zu sein in der Landschaft der Energieträger. können. Da mit Strom grüner Wasserstoff aus Wasser gewonnen Zwar ist sein Potential seit vielen Jahren werden kann (Elektrolyse), bietet es sich an, überschüssige Energie bekannt, jedoch hat es einige Zeit gedauert, bis der aus Windkraft- und Photovoltaikanlagen in Form von Wasserstoff Energieträger von der Forschungs- in die Anwen- zu speichern. Solche aus Strom gewonnenen Energieträger und dungsphase übergegangen ist. Mit dem sich nun- Kraftstoffe bezeichnet man als PtX. mehr deutlich abzeichnenden Ende fossiler Ener- gieträger in naher Zukunft rückt Wasserstoff auf der Suche nach leistungsfähigen Alternativen zu- nehmend in den Mittelpunkt. Solche Alternativen sind entscheidend für eine langfristig erfolgreiche Energieträger besonders attraktiv für eine erfolg- Umsetzung der Energiewende in allen Sektoren reiche Umsetzung der Energiewende. Seine Nutzung und für den Klimaschutz. Nach Überzeugung der als Energiespeicher ist dabei insbesondere für die Bundesregierung wird grüner Wasserstoff dabei Sektorkopplung wertvoll (Abbildung 1). als vielfältig einsetzbarer emissionsfreier Energie- träger eine zentrale Rolle einnehmen. Mit der Na- INTERNATIONALER WASSERSTOFFMARKT tionalen Wasserstoffstrategie (NWS) setzte sich Deutschland deshalb zum Ziel, die klima-, energie- Der zukünftig große Bedarf an wasserstoffbasier- IN KÜRZE und wirtschaftspolitischen Chancen des Markt- ten Energieträgern in Deutschland wird nicht allein hochlaufs von grünem Wasserstoff zu ergreifen und durch inländische Produktion abgedeckt werden Mit Wasserstoff aus erneuerbaren Deutschland als Leitmarkt für Wasserstofftechno- können. Neben dem Aufbau einer starken inländi- Energien können logien zu etablieren. schen Produktionslandschaft werden Importe so- 41 CO2-Emissionen Grüner Wasserstoff, der ohne CO2-Emissionen wohl aus Europa als auch aus dem nicht-europäi- vor allem in ener- auf Basis erneuerbarer Energien hergestellt wird, schen Ausland eine wichtige Rolle spielen. Um den gieintensiven ermöglicht die Dekarbonisierung von Bereichen, in internationalen Markthochlauf anzukurbeln, sollen Branchen deutlich SCHLAGLICHTER F E B R U A R 2 02 2 denen Energieeffizienz und die direkte Nutzung im nicht-europäischen Ausland mithilfe deutscher verringert werden. von Strom aus erneuerbaren Energien den Bedarf Technologie außerdem zahlreiche Anlagen zur nicht ausreichend decken können. Dies betrifft vor Wasserstoffproduktion entstehen. Dadurch werden allem die Schwerindustrie (Stahl, Chemie, usw.) internationale Lieferketten etabliert, die Preise für und bestimmte Verkehrsbereiche wie die Luft- und die Wasserstoffproduktion durch Skalierungseffek- Schifffahrt oder den Schwerlastverkehr. Neben Was- te gesenkt und die Exporte deutscher Technologien serstoff als direktem Energieträger kann dieser auch gefördert. zu Derivaten wie e-Kerosin oder Ammoniak weiter- Zur effektiven Umsetzung dieser internatio- verarbeitet werden, die als Ersatz für fossile Kraft- nalen Strategie hat das BMWK verschiedene Förder- stoffe wie Benzin und Kerosin eingesetzt werden instrumente entwickelt, die ineinandergreifen und können. Auch die Möglichkeit, Wasserstoff für so- so einen schnellen Markthochlauf für grünen Was- genannte PtX-Verfahren einzusetzen, macht diesen serstoff ermöglichen sollen. Diese stützen sich auf umfangreiche Mittel, die von der Bundesregierung zur schnellen und nachhaltigen Umsetzung der 9 2 VON INSG. Energiewende bereitgestellt wurden und sind eng verzahnt mit den über 20 bilateralen Energiepart- nerschaften des BMWK, Außenwirtschaftsförder- MRD. EURO instrumenten sowie mit Instrumenten anderer Ministerien, die zum Beispiel mit entwicklungs- politischen oder geopolitischen Aspekten flankie- aus der Nationalen Wasserstoffstrategie hat ren. Durch die Instrumente mit unterschiedlichen die Bundesregierung für internationale Zielrichtungen soll eine möglichst große Hebel- Wasserstoffprojekte zur Verfügung gestellt. wirkung der vorhandenen Mittel erreicht und langfristig ein florierender Markt für grünen Was- serstoff etabliert werden (Abbildung 2).
WIRTSCHAFTSPOLITIK ABBILDUNG 1: EINSATZFELDER VON WASSERSTOFF 4 O2 1 42 H2 H2 2 SCHLAGLICHTER F E B R U A R 2 02 2 2 2 H2 3
WIRTSCHAFTSPOLITIK Wasserstoff gilt als vielfältig ein- setzbare Alternative zu fossilen Energieträgern und damit als Schlüsselelement der Energie- wende und für den Klimaschutz. Er ist ideal, um Strom aus erneu- erbaren Energien zu speichern. So können CO2-Emissionen vor allem dort deutlich verringert werden, wo Energieeffizienz und die di- rekte Nutzung von erneuerbarem Strom nicht ausreichen – etwa im Verkehr oder in der Industrie. 1 ELEKTROLYSE UND PTX Für die Herstellung von grünem Wasserstoff durch Elektrolyse kann Strom aus Erneuerbaren wie Wind und Sonne verwendet wer- H2O den. Dieses Verfahren wird auch als Power-to-Gas bezeichnet. 3 Es ist eine der Power-to-X-Tech- nologien, die Strom auch nutzen, um Wärme (Power to Heat) oder flüssige Energieträger (Power to Liquid) herzustellen. 43 2 WASSERSTOFF AUF REISEN Wasserstoff gelangt über unter- schiedliche Transportwege zu SCHLAGLICHTER F E B R U A R 2 02 2 4 3 seinen Einsatzorten – per LKW, mit dem Schiff oder über Pipelines. 3 SYNTHETISCHE KRAFTSTOFFE CO2-freier Wasserstoff kann zur Herstellung synthetischer Kraft- stoffe als Diesel-Ersatz im Schwer- last- oder Schiffsverkehr und zur Herstellung von e-Kerosin im Luft- verkehr dienen. 4 ENERGIEWENDE IN DER I NDUSTRIE Wasserstoff könnte fossile Roh- und Brennstoffe in der Industrie ersetzen und so energieintensive Industrien wie die Stahlproduk- tion nachhaltiger machen. 5 5 STROM UND WÄRME Als verbindendes Element kann Wasserstoff Sektoren wie Strom, Wärme und Verkehr enger ver- zahnen (Sektorkopplung) und sowohl zum Heizen als auch für Brennstoffzellenantriebe im Verkehr genutzt werden.
WIRTSCHAFTSPOLITIK tiellen Beitrag zum Markthochlauf von grünem Wasserstoff in Deutschland und Europa zu leisten. H2GLOBAL H2Global greift das vorhandene Interesse der Wirtschaft und Politik auf, grünen Wasserstoff flä- IN KÜRZE Mit einem Volumen von 900 Millionen Euro ist chendeckend zu etablieren, und begegnet gleich- H2Global das zentrale Instrument zur zeitnahen zeitig den bislang noch bestehenden Hindernissen Gezielte Förder- Etablierung eines Markts für den internationalen der Rentabilität. Der Fördermechanismus wird von instrumente Handel mit grünem Wasserstoff. Dabei soll in der der Wirtschaft als sehr geeignetes Mittel gesehen, sollen den Auf- bau eines globa- Anfangsphase die Preisdifferenz zwischen impor- um anfängliche Startschwierigkeiten zu überwin- len Wasserstoff- tierten emissionsfreien wasserstoffbasierten Ener- den. Im Dezember 2021 gab auch die EU Kommis- marktes unter- gieträgern und bislang eingesetzten fossilen Ener- sion dem H2Global-Konzept grünes Licht. Abnah- stützen und die gieträgern ausgeglichen werden, um trotz der der- meverträge sollen ab 2022 geschlossen werden. Die Entwicklung von zeit noch deutlich höheren Kosten schnell einen ersten Lieferungen nachhaltiger Energieträger auf Wasserstofftech- Handel mit grünem Wasserstoff zu etablieren (Ab Wasserstoffbasis nach Deutschland und Europa sind nologien fördern. bildung 3). Dazu schließt eine Tochtergesellschaft für das Jahr 2024 geplant. der H2Global-Stiftung langfristige Abnahmever- träge mit außereuropäischen Produzenten zu einem FÖRDERRICHTLINIE INTERNATIONALE festen Preis. Auf der Verkaufsseite werden kurzfris- H2-PROJEKTE tige Lieferverträge mit Abnehmern geschlossen, wo- bei sich der Preis nach dem aktuellen wettbewerbs- Mit der Förderrichtlinie Internationale Wasserstoff- fähigen Niveau (dem Marktpreis) richtet. Durch die projekte, die das BMWK im Oktober 2021 gemein- Bedingung, dass die Produkte, die im außereuro- sam mit dem BMBF veröffentlicht hat, wurde eine päischen Ausland produziert werden, nach Europa weitere Fördermöglichkeit geschaffen. Hierbei kön- geliefert werden müssen, etablieren sich nicht nur nen Projekte mit grünem Wasserstoff von der Her- Produktionskapazitäten, sondern auch Transport- stellung über den Transport und die Speicherung bis routen und die deutsche und europäische Infra- hin zur Verwendung mit bis zu 15 Millionen Euro 44 struktur. Es ist beabsichtigt, hiermit einen substan- gefördert werden. Zudem besteht die Möglichkeit, Forschungsprojekte in diesen Bereichen zu unter- stützen. Die Förderrichtlinie fügt sich damit in das SCHLAGLICHTER F E B R U A R 2 02 2 Instrumentarium des BMWK dort ein, wo bislang Wasserstoffprojekte aufgrund wirtschaftlicher Fak- ABBILDUNG 2: ÜBERSICHT ÜBER DIE H2-FÖRDER- toren nicht realisierbar erschienen. Dafür wurde INSTRUMENTE INTERNATIONAL ein finanzieller Rahmen von zunächst 350 Millio- nen Euro bereitgestellt, der in drei Förderrunden 2021 und 2022 verteilt werden soll. INTERNATIONAL HYDROGEN RAMP-UP PROGRAM – H2UPPP Auch Entwicklungs- und Schwellenländer sollen in den internationalen Markthochlauf mit einbe- zogen und speziell gefördert werden. Dabei bedarf 900 MIT Quelle: BMWK MIO. EURO fördert H2Global den globalen Markthoch lauf von grünem Wasserstoff.
WIRTSCHAFTSPOLITIK ABBILDUNG 3: PRINZIP DER DOPPELAUKTIONIERUNG NEBEN E IGENER P RODUKTION BRAUCHT DEUTSCHLAND AUCH WASSER- STOFFIMPORTE. Quelle: BMWK es bei der Entwicklung der Wasserstoffproduktion und der Nachfrage nach grünem Wasserstoff ge- zielter Unterstützung, um Chancen für Wasser- zu identifizieren und während der Anbahnung und 45 stoffprojekte zu identifizieren, diese in konkrete Konzeption zu unterstützen. Eine solche Verzah- Projektansätze zu überführen und ihre Realisie- nung der einzelnen Instrumente ist zentral für ein rung zu unterstützen sowie gegebenenfalls poli- umfassendes, nachhaltiges und erfolgreiches Netz- SCHLAGLICHTER F E B R U A R 2 02 2 tisch zu flankieren. werk aus Fördermaßnahmen. IN KÜRZE Um dazu gezielt beizutragen, hat das BMWK Neben der Etablierung deutscher Technologien die Public-Private-Partnership-(PPP-)Maßnahme in diesen Märkten kann so langfristig der Import Auch Wasser- „International Hydrogen Ramp-up Programm" von grünem Wasserstoff aus zahlreichen ausländi- stoffprojekte (H2Uppp) ins Leben gerufen. Sie unterstützt kleine schen Märkten nach Deutschland erreicht werden. kleiner und mittlerer Unter- und mittlere Unternehmen (KMU) bei der Identi- Das trägt wiederum dazu bei, die Ziele der nehmen werden fizierung, Vorbereitung und Umsetzung von Pilot- national und projekten zur Produktion und Nutzung von grü- international nem Wasserstoff – vor allem in Entwicklungs- und EXPORTINITIATIVE ENERGIE gefördert. Schwellenländern und unter Verwendung von in- Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klima- novativem deutschem und europäischem Techno- schutz (BMWK) unterstützt mit der Exportinitiative logie-Know-how. Die Exportinitiative Energie mit Energie kleine und mittlere Unternehmen der Energie- ihren bestehenden Strukturen (Energie-Geschäfts- branche bei der Erschließung von Auslandsmärkten. reiseprogramm, Konsortialbildung und Projekt- Angesprochen sind deutsche Unternehmen, die Ener- entwicklungsprogramm) unterstützt hier insbe- gielösungen in den Bereichen Erneuerbare Energien, sondere bei der Projektidentifizierung, um eine Energieeffizienz, Intelligente Netze oder Speicher sowie neue Energietechnologien (wie z. B. Brennstoffzelle möglichst hohe Zahl an geeigneten Projekten in oder Power-to-X) anbieten. Der strategisch und regio- den H2Uppp-Ideenwettbewerb zu überführen. nal ausgerichtete Ansatz verfolgt das Ziel, im Interesse H2Uppp dient auch der Vorbereitung anderer des Klimaschutzes deutsche Energietechnologien inter- H2-Förderinstrumente für den internationalen national stärker zu positionieren und zu verbreiten. Markthochlauf. So trägt die Maßnahme neben der Weitere Hintergrundinformationen über die Aufgabe direkten Umsetzung von PPP-Projekten auch dazu sowie das Angebot der Exportinitiative können über bei, H2-Projekte für die Förderrichtlinie des BMWK die Internetseite www.german-energy-solutions.de abgerufen werden.
WIRTSCHAFTSPOLITIK PARTNERLÄNDER WERDEN BEIM AUFBAU IHRER WASSERSTOFFWIRTSCHAFT UNTERSTÜTZT. Nationalen Wasserstoffstrategie zu erreichen. Zu- dem profitieren die Partnerländer und lokale Un- ternehmen von der Technologieführerschaft deut- scher und europäischer Unternehmen und können dank konkreter grüner Wasserstoff-Pilotprojekte produkte an. Dabei ist es von besonderer Bedeu- IN KÜRZE Erfahrungswerte für die klimafreundliche Trans- tung, den Wasserstoffmarkt von Anfang an auch formation ihrer Energiesysteme sammeln. international zu denken. Durch ein globales Netz- Die Energiewen- de und das Errei- werk von Partnern können Maßnahmen zur Be- chen der Klima- AUSBLICK kämpfung des Klimawandels gleichzeitig als wirt- 46 ziele gelingen schaftliche und ideelle Chance gesehen werden, nur mit interna- Für die nachhaltige Realisierung der Energiewende durch die nachhaltiger Wohlstand geschaffen wer- tionaler Wasser- und das Erreichen der Klimaziele ist eine interna- den kann. Das Potential von grünem Wasserstoff als stoffpolitik. SCHLAGLICHTER F E B R U A R 2 02 2 tionale Wasserstoffpolitik essentiell. Mit der geziel- emissionsfreier und vielseitiger Energieträger findet ten und umfassenden Förderung des internationa- immer mehr Anerkennung in Wirtschaft und Politik. len Markthochlaufs von grünem Wasserstoff strebt Die Bundesregierung schafft mit Förderungen und das BMWK die schnelle Etablierung eines weltwei- einem soliden regulatorischen Rahmen national ten Marktes für grünen Wasserstoff und seine Folge- und europäisch Rahmenbedingungen, mit denen die wirtschaftlichen Akteure einen umfassenden Wasserstoffmarkt von der Produktion bis zum End- verbraucher aufbauen können. Dieser kann in ei- ner globalen Welt nur mit internationalen Partnern Nr. 1 DEUTSCHLAND SOLL funktionieren. Deutsche Technologie kann hier auch bei unseren internationalen Partnern für die Schaf- fung von Wertschöpfung und einen Markthochlauf nationaler Wasserstoffindustrien sorgen. bei Wasserstofftechnologien KONTAKT weltweit werden. JULIA SCHELLHAAS Referat: Bilaterale Energiekooperation schlaglichter@bmwi.bund.de
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