Grossflächige Klassifikation von Gebüschwald mit Fernerkundungsdaten - DORA 4RI

Die Seite wird erstellt Amelie Arnold
 
WEITER LESEN
Grossflächige Klassifikation von Gebüschwald
mit Fernerkundungsdaten
Dominique Weber         Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften, HAFL (CH)*
Marius Rüetschi         Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, WSL (CH)
David Small             Geografisches Institut, Universität Zürich (CH)
Christian Ginzler       Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, WSL (CH)

                                    Grossflächige Klassifikation von Gebüschwald mit Fernerkundungsdaten

                                    Informationen über die Ausdehnung und die Entwicklung von Gebüschwäldern sind für verschiedene forstliche
                                    und ökologische Fragestellungen von Bedeutung, jedoch sind aktuelle und flächendeckende Datensätze kaum
                                    verfügbar. Im Rahmen dieser Arbeit wurde die Kartierung des Gebüschwaldes mit Dominanz von Alpenerle, Leg-
                                    föhre und Hasel für den Kanton Graubünden auf Basis von landesweit verfügbaren Fernerkundungsdaten unter-
                                    sucht. Es wurden die Satellitendaten von Sentinel-1 und Sentinel-2 sowie ein Vegetationshöhenmodell und ein
                                    Geländemodell verwendet. Für die überwachte Klassifikation mit Random Forest, einem auf Entscheidungsbäu-
                                    men basierenden Verfahren des maschinellen Lernens, wurden vom Kanton bereitgestellte und durch Luftbild-
                                    interpretation ergänzte Trainingsflächen verwendet. Die unabhängige Validierung der Ergebnisse wurde mit Da-
                                    ten des Landesforstinventars (LFI) durchgeführt. Alpenerlen- und Legföhrenwälder liessen sich mit einer hohen
                                    Genauigkeit von 92.1% bzw. 86.7% klassifizieren, für Haselwälder betrug die interne Modellgüte hingegen nur
                                    66.7%. Die resultierende Flächenausdehnung des Gebüschwaldes war vergleichbar mit den Angaben des LFI.
                                    Beim direkten Vergleich mit den LFI-Luftbildinterpretationspunkten wurden grössere Abweichungen festgestellt.
                                    Der Hauptgrund dafür ist der unterschiedliche räumliche Detaillierungsgrad. LFI-Flächen mit einem hohen Strauch-
                                    anteil wurden jedoch zuverlässig als Gebüschwald klassifiziert. Die hier vorgestellte Methode unterstreicht das
                                    Potenzial von schweizweit verfügbaren Fernerkundungsdaten für eine weitgehend objektive, kosteneffiziente
                                    und grossflächige Kartierung von Gebüschwäldern in einer für die Praxis genügenden Genauigkeit.

                                    Keywords: remote sensing, shrub forest, classification, sentinel-1, sentinel-2, vegetation height model
                                    doi: 10.3188/szf.2020.0051

                                    * Länggasse 85, CH-3052 Zollikofen, E-Mail dominique.weber@bfh.ch

                        I
                             n der Schweiz kommen Gebüschwälder im                     2014). Gründe dafür liegen in der extensiveren Nut­
                             Alpenraum und auf der Alpensüdseite vor. Sie              zung oder der Aufgabe von Alpweiden (Cioldi et al
                             werden von den beiden Gehölzarten Alpenerle               2010). Dies hat einen Einfluss auf die Sukzession zu
                        (70%) und Legföhre (20%) dominiert, gefolgt von                Hochwald, die Schutzwirksamkeit, die Schutzwald­
                        Hasel (4%) und strauchförmigen Weiden (3%; Cioldi              pflege und die Biodiversität (Anthelme et al 2001,
                        et al 2010). Gebüschwälder finden sich meistens als            Tasser & Tappeiner 2002, Huber & Frehner 2013,
                        Pioniervegetation auf kargen Standorten wie Lawi­              Bühlmann et al 2014, Ballian et al 2016). Gebüsch­
                        nenzügen oder Geröllhalden (Mauri & Caudullo                   wälder sind spezielle Lebensräume, die sich von klas­
                        2016, Ballian et al 2016). Im Schweizerischen Lan­             sischen Lebensräumen im Wald in diversen Aspek­
                        desforstinventar (LFI) zählt der Gebüschwald zum               ten unterscheiden. Deshalb sind, obwohl sie in der
                        Wald und ist durch einen Strauchanteil von mehr                Schweiz heutzutage für die Holznutzung kaum eine
                        als zwei Dritteln des massgebenden Bestandes defi­             Bedeutung haben, detaillierte Informationen über
                        niert (Keller 2013). Im LFI4b machte der Gebüsch­              ihre Ausdehnung und Entwicklung von Interesse.
                        wald in der Schweiz mit 658 km2 ca. 5% der Wald­               Daten zu Gebüschwäldern werden im Auftrag des
                        fläche aus (Abegg et al 2014). Dabei handelte es sich          Bundes (LFI und Arealstatistik) stichprobenartig er­
                        zu 56% um reine und zu 44% um mit Einzelbäumen                 hoben. Aktuelle und flächendeckende Datensätze
                        durchmischte Gebüschwälder.                                    sind nach unserem Wissensstand kaum vorhanden.
                                Wie die Arealstatistik des Bundesamtes für Sta­        Gebüschwälder sind oft nicht oder nur teilweise in
                        tistik (BFS) und das LFI zeigen, nimmt die Gebüsch­            den Waldmasken der Kantone und des Bundes ent­
                        waldfläche zu (Hotz & Weibel 2005, Abegg et al                 halten bzw. werden bei automatischen Waldausschei­

Schweiz Z Forstwes 171 (2020) 2: 51–59                                                                           CONNAISSANCES                  51
●
                                                              ●

                                                                  ●●
                                                                       ●   ● ●●
                                                                           ●
                                                                            ●●●●                                       N          wurden Daten der Satelliten Sentinel­1 und Senti­

                                                                                                                     ➣
                                                                           ●

                                                                                                                                  nel­2, das Vegetationshöhenmodell des LFI und ein
                                                                                   ●

                                                                                                                                  Geländemodell verwendet. Diese Datensätze eignen
                                                                                                                                  sich sowohl für die Waldabgrenzung als auch für die
                                                                                                                                  Unterscheidung der drei Gebüschwaldarten (Ginzler
                                                                                                                                  & Hobi 2016, Immitzer et al 2016, Rüetschi et al
                                                                                                                                  2018). Das Ziel dieser Studie war es, mit einer praxis­
                                                                                                                                  tauglichen und kosteneffizienten Methode einen
                                                                                                                                  kantonalen Datensatz zur aktuellen Verbreitung der
                                                                                                         Trainingsflächen         drei Gebüschwaldarten bereitzustellen.
                                                                                       ●
                                                                                           ●
                                                                                                         ● Gebüschwald
                                                                                                           Wald
                                                                                                           Andere Flächen
                                                                                                         Vegetationshöhe (m)
                                            ●                                                                  0–1
                                                                                                                                          Material und Methoden
                                            ● ●                                                                1–5
                           ●
                               ●
                                       ●
                                        ●
                                                                                                              5–15
                                   ●
                                                                                                             15–20                      Untersuchungsgebiet
                                                                                                             20–30
0   5   10   20                                                                                              30–40                      Der Kanton Graubünden hat eine Fläche von
               Kilometer                                                                                     40–60
                                                                                                                                  7105 km2, wovon gemäss Auswertungen des LFI4b
Abb 1 Der Kanton Graubünden als Untersuchungsgebiet und die für die Klassifikation ver-
                                                                                                                                  2098 km2 Wald (29.5%) inklusive 246 km2 Gebüsch­
wendeten Trainingsflächen (n=602), dargestellt auf dem halbtransparenten Vegetations-
                                                                                                                                  wald (3.5% der Kantons­ bzw. 11.7% der Waldfläche)
höhenmodell des Landesforstinventars (Ginzler 2018) und der Reliefdarstellung des Gelän-
demodells swissALTI3D (© 2019 swisstopo).
                                                                                                                                  sind (Abegg et al 2014). Damit ist der Kanton Grau­
                                                                                                                                  bünden jener Kanton mit der grössten Gebüschwald­
                                                  dungen, die auf Höhenkriterien basieren, nicht aus­                             fläche der Schweiz. Als Gebüschwald gelten insbe­
                                                  geschieden (Waser et al 2015). Für flächendeckende                              sondere Alpenerlen­ und Legföhrenwälder, die fast
                                                  Kartierungen werden traditionellerweise Feldaufnah­                             ausschliesslich in der subalpinen Stufe vorkommen.
                                                  men oder Luftbildinterpretationen durchgeführt,                                 Dazu kommen Haselwälder, die auch in etwas tief­
                                                  diese sind jedoch kostenintensiv. Insbesondere für                              eren Lagen, jedoch selten unter 1000 m ü.M. anzu­
                                                  grosse Flächen und das langfristige Monitoring sind                             treffen sind. Als Untersuchungsgebiet wurde die
                                                  neue Möglichkeiten zu erkunden. Vermehrt stehen                                 ganze Kantonsfläche verwendet (Abbildung 1).
                                                  Fernerkundungsdaten und Methoden zur Verfügung,
                                                  die eine automatisierte Kartierung des Gebüschwal­                                    Übersicht über den Arbeitsfluss
                                                  des nach einheitlichen Kriterien und mit einer für                                    Für die Erarbeitung der Gebüschwaldkarte für
                                                  die Praxis ausreichenden Genauigkeit ermöglichen                                den Kanton Graubünden wurde eine überwachte
                                                  könnten. Im Rahmen dieser Studie wurde die Kartie­                              Klassifikation mit dem Algorithmus Random Forest
                                                  rung des Gebüschwaldes mit Dominanz von Alpen­                                  (RF) durchgeführt (Breiman 2001). Dabei wurden
                                                  erle, Legföhre und Hasel für den Kanton Graubün­                                Fernerkundungsdaten von aktiven und passiven Sen­
                                                  den auf Basis von landesweit und möglichst frei                                 soren sowie über den Kanton verteilte Trainingsflä­
                                                  verfügbaren Fernerkundungsdaten untersucht. Es                                  chen verwendet. In einem iterativen Prozess wurde

                                                         Sentinel-2
                                                                                                  Vegetations-                 Digitales
        Sentinel-1                                   Level-1C-Produkte,                                                                               Trainingsflächen        Trainingsflächen
                                                                                                  höhenmodell               Geländemodell
    24-Tage-Komposite                                Vegetationsindizes,                                                                                 Kanton GR          Luftbildinterpretation
                                                                                                      LFI                    swissALTI3D
                                                    NDVI-Maximum 2017

                                                                                               Fernerkundungsdaten              Median Pixelwerte                Trainingsflächen
                                                                                                  (85 Prädiktoren)              pro Trainingsfläche                 (8 Klassen)

        Genauigkeit                                    Genauigkeit
                                                                                                                                Trainingsdatensatz
         pro Pixel                                     pro LFI-Fläche

        Validierung                                                                               Klassifikation              Random Forest Modell               Modellgüte und
        mit LFI-Daten                                                                            ganzer Kanton GR                                              Variablenwichtigkeit

                                                    Nachbearbeitung                                                                 5× Wiederholung
         Finale                                                                                 Gebüschwaldkarte
                                                   Mehrheitsfilter und nur                                                                                                 Visuelle Begutachtung
    Gebüschwaldkarte                                                                              pro Iteration
                                                     bis 2400 m ü.M.

Abb 2 Arbeitsfluss der überwachten Klassifikation mit Random Forest zur Erstellung und Validierung der Gebüschwaldkarte für den Kanton Graubünden. In
einem iterativen Verfahren wurde die Karte nach jedem der fünf Durchgänge visuell begutachtet und durch neu hinzugefügte Trainingsflächen verbessert.

52                                                WISSEN                                                                                                  Schweiz Z Forstwes 171 (2020) 2: 51–59
Bodenbedeckung                              Anzahl Trainingsflächen                            Trainingsflächen
                                 Kanton               Luftbild-            Summe                Vom Kanton Graubünden wurden Trainings­
                               Graubünden          interpretation                        flächen zu den drei Gebüschwaldarten Legföhre (Pi-
 Gebüschwald                                                                             nus mugo), Alpenerle (Alnus viridis) und Hasel (Cory-
 Alpenerle                         38                      38                76          lus avellana) als georeferenzierte Polygone mit einer
 Legföhre                           42                     41                83          mittleren Flächengrösse von 1011 m2 (Standardab­
 Hasel                              17                      7                24          weichung: 488 m2) zur Verfügung gestellt (Tabelle 1).
 Wald                                                                                    Die Ausscheidung dieser Flächen basierte auf exis­
 Nadelwald                                              130                 130          tierenden Datensätzen des Kantons (z.B. Bestandes­
 Laubwald                                                  96                96          karte) und der Auswertung von Luftbildern. Es
 Lärchen                                                   41                41          wurde darauf geachtet, dass innerhalb eines Poly­
 Andere Flächen                                                                          gons nur eine Gebüschwaldart vorkam. Für Hasel­
 Sonstige Vegetation                                    115                 115          wälder konnte nur eine beschränkte Anzahl Trai­
 Keine Vegetation                                          37                37          ningsflächen bereitgestellt werden, da diese aufgrund
 Summe                              97                 505                  602
                                                                                         ihres seltenen Vorkommens deutlich schwieriger
                                                                                         aufzufinden waren als die anderen Gebüschwaldar­
Tab 1 Anzahl Trainingsflächen nach Datenherkunft und Bodenbedeckung.
                                                                                         ten. Zusätzlich wurden Trainingsflächen für fünf
 Vegetationsindex      Formel mit Sentinel-2-Bändern (B)        Referenz
                                                                                         weitere Bodenbedeckungsklassen (Tabelle 1) durch
                                                                                         eigene Luftbildinterpretation auf Basis des Orthofo­
 NDVI                  (B8–B4)/(B8+B4)                          Rouse et al (1974)
                                                                                         tomosaiks Swissimage 25 cm (swisstopo 2019b) er­
 NDI45                 (B5–B4)/(B5+B4)                          Delegido et al (2011)
                                                                                         stellt. Diese wurden für die Abgrenzung der Ge­
 MCARI                 B5–B4–0.2 × (B5–B3) × (B5–B4)            Daughtry et al (2000)
                                                                                         büschwälder von den übrigen Klassen, zum Beispiel
 GNDVI                 (B7–B3)/(B7+B3)                          Gitelson et al (1996)
                                                                                         Laubwald oder vegetationslose Fläche, benötigt. Es
 IRECI                 (B7–B4)/(B5/B6)                          Frampton et al (2013)
                                                                                         wurde kein systematisches Stichprobenverfahren
Tab 2 Die verwendeten Sentinel-2-Vegetationsindizes.                                     verwendet, jedoch darauf geachtet, dass alle Klassen
                                                                                         über den ganzen Kanton verteilt waren. Da zu Be­
 Datensatz                Beschreibung                                        Anzahl
                                                                                         ginn des Verfahrens wenig Gebüschwald­Trainings­
                                                                             Variablen
                                                                                         flächen zur Verfügung standen, wurden diese in ei­
 Sentinel-1 (S1)          Radar-Sensor, 24-Tage-Rückstreuungskomposite             6
                                                                                         nem iterativen Verfahren erweitert (Abbildung 2).
  März 2017               Mittlere VV- und VH-Rückstreuung für
                                                                                         Bei jedem Durchgang wurde die Klassifikation mit­
                          2.3–25.3.2017
                                                                                         tels Luftbildinterpretation evaluiert und an Orten,
  Juni 2017               Mittlere VV- und VH- Rückstreuung für
                                                                                         wo offensichtlich Fehler vorlagen, wurden gezielt
                          10.6–03.07.2017
                                                                                         neue Trainingsflächen erstellt. Dieser iterative Pro­
  September 2017          Mittlere VV- und VH- Rückstreuung für
                                                                                         zess wurde fünfmal wiederholt, bis gutachterlich
                          29.8–21.9.2017
                                                                                         keine offensichtlichen Fehler mehr vorhanden wa­
 Sentinel-2 (S2)          Optischer Sensor, Level-1C-Produkte                     73
                                                                                         ren. Für alle per Luftbildinterpretation erhobenen
  28. März 2017           13 Spektralbänder und 5 Vegetationsindizes
                                                                                         Trainingsflächen wurde eine Kreisfläche von 702 m 2
  27. Mai 2017            13 Spektralbänder und 5 Vegetationsindizes
                                                                                         gewählt, um sicherzustellen, dass die angesprochene
  26. Juni 2017           13 Spektralbänder und 5 Vegetationsindizes
                                                                                         Fläche grösser als die räumliche Auflösung der ver­
  14. Oktober 2017        13 Spektralbänder und 5 Vegetationsindizes
                                                                                         wendeten Fernerkundungsdaten ist (Fläche eines Pi­
  NDVI-Maximum 2017 Maximaler NDVI-Wert aller Aufnahmen von 2017
                                                                                         xels entspricht 100 m2). Aufgrund des nicht proba­
 Vegetationshöhen-        Vegetationshöhenmodell des LFI aus Luftbildern           2
                                                                                         bilistischen Stichprobenverfahrens ist die interne
 modell (VHM)             2012–2016 (Ginzler 2018)
                                                                                         Modellgüte mit Vorsicht zu betrachten. Für die
  VHM max.                Maximale Vegetationshöhe pro 10 m × 10 m
                                                                                         Schätzung der effektiven Kartengenauigkeit war eine
  VHM SD                  Standardabweichung der Vegetationshöhe pro
                                                                                         zusätzliche Validierung mit unabhängigen Daten
                          10 m × 10 m
                                                                                         notwendig (siehe weiter unten).
 Digitales Gelände-       Basierend auf dem digitalen Höhenmodell                  4
 modell (DGM)             swissALTI3D (Auflösung 10 m)
                                                                                               Fernerkundungsdaten
  Höhe über Meer          in Meter (m)
                                                                                               Es wurden Aufnahmen der Satelliten Sentinel­
  Hangneigung             in Grad (°)
                                                                                         1A, Sentinel­1B (Radar­Sensoren) und Sentinel­2A,
  Nordausrichtung         von –1 (südexponiert) bis 1 (nordexponiert)
                                                                                         Sentinel­2B (multispektrale optische Sensoren) der
  Ostausrichtung          von –1 (westexponiert) bis 1 (ostexponiert)
                                                                                         Europäischen Weltraumorganisation ESA (Torres et
 Summe                                                                            85
                                                                                         al 2012, Drusch et al 2012), das Vegetationshöhen­
Tab 3 Übersicht über die verwendeten Datensätze.                                         modell des LFI (Ginzler 2018) und ein digitales
                                                                                         Geländemodell (swisstopo 2019a) verwendet. Für
                          das Modell mit der Erfassung zusätzlicher Trainings­           Sentinel­1 und Sentinel­2 wurden Aufnahmen aus
                          flächen kontinuierlich verbessert. Der angewendete             mehreren Jahreszeiten genutzt, um wichtige Phasen
                          Arbeitsfluss ist in Abbildung 2 dargestellt.                   der Vegetationsentwicklung abzudecken. Um den

Schweiz Z Forstwes 171 (2020) 2: 51–59                                                                          CONNAISSANCES              53
Einfluss des Rauschens in einzelnen Sentinel­1­Auf­                                                   daten verwendet. Mit den nicht verwendeten Trai­
        nahmen abzuschwächen, wurden drei Sentinel­                                                           ningsdaten, den sogenannten OOB­Daten (engl.
        1­Komposite mit Zeitfenstern von 24 Tagen für März,                                                   «out­of­bag»), kann später die Genauigkeit insgesamt
        Juni und September 2017 generiert. Dabei wurde aus                                                    und pro Klasse (OOB­Fehler) berechnet werden. Zu­
        allen in den jeweiligen Zeitfenstern gemachten Auf­                                                   sätzlich kann die Variablenwichtigkeit mittels Permu­
        nahmen nach radiometrischen Terrainkorrekturen                                                        tation, also dem zufälligen Austauschen von Werten
        ein mittlerer Rückstreuungswert für beide verfüg­                                                     in den Prädiktorvariablen und der damit verbunde­
        baren Polarisationen (VV und VH) gerechnet (Small                                                     nen Abnahme der Modellgenauigkeit, ermittelt wer­
        2012). Von Sentinel­2 wurden Aufnahmen vom                                                            den. Für die Klassifikation wurde das in R implemen­
        28. März, 27. Mai, 26. Juni und 14. Oktober 2017 als                                                  tierte RF­Paket mit den Standardeinstellungen
        radiometrisch und geometrisch korrigierte Level­1C­                                                   (abgesehen vom Parameter ntrees=1000, Anzahl der
        Produkte verwendet. Bei der Auswahl dieser Bilder                                                     Entscheidungsbäume) verwendet (Liaw & Wiener
        wurde auf einen minimalen Bewölkungsgrad geach­                                                       2002). Als Prädiktoren wurden alle 85 aus den Fern­
        tet. Für die Klassifikation wurden alle 13 Spektralbän­                                               erkundungsdaten generierten Variablen genutzt (siehe
        der verwendet, wobei die 20­m­ und 60­m­Bänder auf                                                    Tabelle 3). Das RF­Modell wurde mit den Medianwer­
        eine Pixelgrösse von 10 m umgerechnet wurden. Zu­                                                     ten pro Trainingsfläche (n=602, Tabelle 1) trainiert
        sätzlich zu den Spektralbändern wurde für jede Auf­                                                   und danach für die räumliche Vorhersage aller acht
        nahme eine Auswahl von gängigen Vegetations­                                                          Bodenbedeckungsklassen für den ganzen Kanton
        indizes (Tabelle 2) sowie der maximale NDVI­Wert                                                      Graubünden eingesetzt. Im Nachgang wurden Ge­
        (Normalized Difference Vegetation Index) aller Sen­                                                   büschwald­ und Waldflächen über 2400 m ü.M. als
        tinel­2­Aufnahmen aus dem Jahr 2017 berechnet.                                                        Fehlklassifikationen automatisch entfernt. Zusätzlich
               Aus dem Vegetationshöhenmodell wurden der                                                      wurde ein Mehrheitsfilter (3 × 3 majority filter) an­
        maximale Wert sowie die Standardabweichung pro                                                        gewendet, um kleinräumiges Rauschen auf der fina­
        10 m × 10 m verwendet. Aus dem Geländemodell in                                                       len Karte zu reduzieren.
        einer Auflösung von 10 m × 10 m wurden die Höhe
        über Meer, die Hangneigung und die Exposition                                                                Validierung mit LFI-Daten
        (Nord­ und Ostausrichtung) als zusätzliche topogra­                                                          Für die Validierung wurden die LFI­Luftbild­
        fische Prädiktoren genutzt. Hangneigung und Expo­                                                     interpretationspunkte verwendet, wobei im Klassi­
        sition wurden mit ArcGIS Desktop 10.6.1 und den                                                       fikationsprodukt nur zwischen Gebüschwald und
        Funktionen «Slope» und «Aspect» mit den Standard­                                                     Nichtgebüschwald unterschieden wurde. Die LFI­
        einstellungen berechnet. Alle Fernerkundungsdaten                                                     Luftbildinterpretation erfolgt anhand von ADS­Ste­
        wurden als Rasterdaten in einer Pixelgrösse von                                                       reo­Luftbildstreifen, die von swisstopo für die Pro­
        10 m × 10 m aufbereitet. Eine Übersicht über die ver­                                                 duktion von Swissimage und des topografischen
        wendeten Datensätze und Prädiktorvariablen gibt                                                       Landschaftsmodells (TLM) aufgenommen werden
        Tabelle 3.                                                                                            (Ginzler et al 2005). Die Bodenbedeckung wird auf
                                                                                                              jeder Interpretationsfläche von 50 m × 50 m («LFI­
               Klassifikationsverfahren                                                                       Fläche») an 25 Gitterpunkten im Abstand von 10 m
               Die überwachte Klassifikation der Pixel er­                                                    interpretiert. Werden auf einer LFI­Fläche mindes­
        folgte mit RF, einem auf Entscheidungsbäumen ba­                                                      tens zwei Drittel des massgebenden Deckungsgrads
        sierenden Verfahren des maschinellen Lernens. Da­                                                     als Strauch interpretiert, gilt die ganze Fläche im LFI
        bei werden diverse individuelle Entscheidungsbäume                                                    als Gebüschwald (Ginzler et al 2005). In einem ers­
        mit sogenannten Bootstrap­Stichproben erzeugt. Pro                                                    ten Schritt wurde eine pixelbasierte Validierung
        Entscheidungsbaum wird nur ein Teil der Trainings­                                                    durchgeführt. Dafür wurde mittels einer Konfu­

                        100
                                                                                                                                 88.2%        89.0%             89.2%            89.4%       89.4%             90.4%
                                                                                                              86.7%   86.9%
                                                                                            82.1%
                        75                            71.4%       71.4%       72.9%
     Genauigkeit in %

                                                                                                                                                                                                                S1 + S2 + VHM + DGM

                                      53.3%   54.0%
                                                                                             S1 + VHM + DGM

                                                                                                                                                                                              S2 + VHM + DGM

                        50    48.7%
                                                                                                                                                S1 + S2 + DGM

                                                                                                                                                                 S1 + S2 + VHM
                                                                               VHM + DGM
                                                                   S1 + DGM

                                                                                                                                  S2 + DGM
                                                       S1 + VHM

                                                                                                                                                                                  S2 + VHM

                        25
                                                                                                                       S1 + S2
                                       DGM
                               VHM

                                               S1

                                                                                                               S2

                         0

                                                                                           Datensatzkombination

       Abb 3 Genauigkeit der RF-Klassifikation unter Verwendung der vier Fernerkundungsdatensätze (Sentinel-1: S1, Sentinel-2: S2,
       Vegetationshöhenmodell des LFI: VHM, digitales Geländemodell: DGM) einzeln und in Kombination.

54        WISSEN                                                                                                                             Schweiz Z Forstwes 171 (2020) 2: 51–59
Modell                                                                               Referenz
                         Alpenerle    Legföhre       Hasel       Nadel-     Laubwald         Lärche    Sonstige      Keine        Summe          UA
                                                                  wald                                Vegetation   Vegetation
 Alpenerle                   70            1           0             0            0               4         3            1           79        88.6%
 Legföhre                     3          72            0             8            0               0         0            0           83        86.7%
 Hasel                        0            0          16             0            3               0         0            0           19        84.2%
 Nadelwald                    1            3           0          119             1               5         0            0          129        92.2%
 Laubwald                     0            0           8             1           92               0         0            0          101        91.1%
 Lärche                       0            1           0             2            0              30         0            0           33        90.9%
 Sonstige Vegetation          2            5           0             0            0               2      111             2          122        91.0%
 Keine Vegetation             0            1           0             0            0               0         1          34            36        94.4%
 Summe                       76          83           24          130            96              41      115           37           602
 PA                        92.1%       86.7%        66.7%        91.5%        95.8%          73.2%      96.5%        91.9%

Tab 4 Die Konfusionsmatrix für den Vergleich der Klassifikation der acht Bodenbedeckungsklassen (Modell) mit den Trainingsflächen (Referenz) mit Angaben
zur Produzentengenauigkeit (Producer Accuracy; PA) und Nutzergenauigkeit (User Accuracy; UA) basierend auf dem Out-of-Bag-Fehler von Random Forest.

                          sionsmatrix die Klassifikation Gebüschwald/Nicht­                  föhre und Nadelwald sowie zwischen Hasel und
                          gebüschwald mit dem im LFI am Gitterpunkt getrof­                  Laubwald. Die Nutzergenauigkeit (engl. User Accu­
                          fenen Entscheid Strauch/Nichtstrauch verglichen.                   racy; UA) war bei allen Klassen hoch (>84%) und
                          Da sich jedoch der räumliche Detaillierungsgrad                    zeigt, dass die auf der Karte repräsentierten Klassen
                          der Klassifikation und der Luftbildentscheide stark                in den meisten Fällen der Ansprache in den Trainings­
                          unterscheiden, wurde in einem zweiten Schritt eine                 flächen entsprechen. Die Angabe beider Genauig­
                          flächenbasierte Validierung vorgenommen. Dafür                     keitsmasse (PA, UA) ist wichtig, um zum Beispiel die
                          wurde pro LFI­Fläche die Anzahl der als Gebüsch­                   Über­ oder Unterschätzung einzelner Klassen beur­
                          wald klassifizierten Pixel mit der im LFI als Strauch              teilen zu können.
                          interpretierten Gitterpunkte verglichen.                                  Um den Beitrag der verschiedenen Fernerkun­
                                                                                             dungsdatensätze zu bewerten, wurde die Klassifika­
                                                                                             tion mit RF für alle Datensätze einzeln und in allen
                                  Resultate                                                  verschiedenen Kombinationen durchgeführt. Die
                                                                                             höchste Genauigkeit (90.4%) wurde mit der Kombi­
                                 Klassifikation                                              nation aller vier Datensätze erreicht (Abbildung 3).
                                 Es wurde eine Gesamtgenauigkeit von 90.4%                   Unter den Modellen mit nur einem Datensatz er­
                          erreicht (Abbildung 3). Die mittlere Kartengenauig­                reichte das Modell mit den Sentinel­2­Daten mit Ab­
                          keit für die drei Gebüschwaldarten, gemessen mit                   stand die höchste Genauigkeit (86.7%). Diese lag so­
                          der sogenannten Produzentengenauigkeit (engl. Pro­                 gar höher als bei der Verwendung aller drei anderen
                          ducer Accuracy; PA), betrug 81.8%. Die Kartengenau­                Datensätze zusammen (82.1%). Unter den zehn wich­
                          igkeit für Alpenerle (92.1%) war etwas höher als für               tigsten Sentinel­2­Variablen befanden sich Spektral­
                          Legföhre (86.7%) und deutlich höher als für Hasel                  informationen aus allen vier Aufnahmezeitpunkten,
                          (66.7%; Tabelle 4). Die Konfusionsmatrix (Tabelle 4)               vertreten durch Spektralbänder im sichtbaren und
                          deutet darauf hin, dass es zwischen den drei Ge­                   infraroten Wellenbereich, die Vegetationsindizes
                          büschwaldarten wenig Verwechslungen gab. Am                        NDVI und MCARI sowie das NDVI­Maximum 2017.
                          häufigsten gab es Verwechslungen zwischen Leg­                            Insgesamt wurde eine Fläche von 239 km2 als
                                                                                             Gebüschwald klassifiziert, davon 118 km2 als Alpen­
                                                                                 Alpenerle
                                                                                             erle, 94 km2 als Legföhre und 27 km2 als Hasel. Für
                                                                                 Legföhre    die Schätzung der Flächen wurde die nachbearbei­
                                                                                             tete finale Gebüschwaldkarte verwendet, die den
                                                                                             Mehrheitsfilter und das Ausmaskieren von Flächen
                                                                                             über 2400 m ü.M. bereits beinhaltete. Ein Ausschnitt
                                                                                             der finalen Karte ist in Abbildung 4 dargestellt.

                                                                                                    Validierung mit LFI-Daten
                                                                                                    Die pixelbasierte Validierung mit LFI­Daten
                                                                                             zeigte, gemessen an der Produzentengenauigkeit, für
                                                                                             Flächen ohne Gebüschwald eine hohe (98.1%) und
                                                                                             für solche mit Gebüschwald eine geringere (52.1%)
Abb 4 Ausschnitt der Gebüschwaldklassifikation mit dem Luftbild im Hintergrund               Übereinstimmung (Tabelle 5). Die Anzahl der als Ge­
(Swissimage © 2019 swisstopo).                                                               büschwald klassifizierten Pixel (n=3058) wurde im

Schweiz Z Forstwes 171 (2020) 2: 51–59                                                                                CONNAISSANCES                    55
Modell                                                                                                                          Referenz                                                       Gebüschwaldflächen klassifiziert (Abbildung 6). Als
                                                                                                 Kein Strauch                        Strauch                   Summe                           UA                Gebüschwald galt im Rahmen der Klassifikation,
                  Kein Gebüschwald                                                                       84 362                        1305                    85 667                      98.5%                 wenn die Mehrheit der Pixel innerhalb der LFI­Flä­
                  Gebüschwald                                                                             1637                         1421                       3058                     46.5%                 che als Gebüschwald klassifiziert wurde. Im LFI kann
                                                                                                                                                                                                                 dagegen eine Fläche bereits ab einem Deckungsgrad
                  Summe                                                                                  85 999                        2726                    88 725
                                                                                                                                                                                                                 von 20% der Gesamtfläche als Gebüschwald gelten.
                  PA                                                                                     98.1%                       52.1%
                                                                                                                                                                                                                 Von 133 solchen Flächen wurden nur 73 (54.9%) auch
  Tab 5 Die Konfusionsmatrix für den pixelbasierten Vergleich der Klassifikation (Modell)                                                                                                                        in der Klassifikation als solche erkannt. Hingegen
  mit den LFI-Luftbildinterpretationspunkten (Referenz) mit Angaben zur Produzentenge-
                                                                                                                                                                                                                 war die Übereinstimmung ab einem Strauchanteil
  nauigkeit (Producer Accuracy; PA) und Nutzergenauigkeit (User Accuracy; UA).
                                                                                                                                                                                                                 von mehr als 50% bereits grösser als 70%, und sie
                                                                                                                                                                                                                 nahm mit zunehmendem Strauchanteil weiter zu.
                                                100

                                                                                                                                                                                                                       Diskussion
Anteil Gebüschwaldpixel

                                                 75
  in Klassifikation (%)

                                                                                                                        R2=0.55                                                                                         Klassifikation
                                                 50                                                                                                                                                                     Alpenerlen­ und Legföhrenwälder liessen sich
                                                                                                                                                     Anzahl LFI-Flächen                                          mit einer hohen Genauigkeit (>85%) klassifizieren.
                                                 25                                                                                                         1                                                    Für Haselwälder wurde eine deutlich geringere und
                                                                                                                                                            10
                                                                                                                                                            50
                                                                                                                                                                                                                 vermutlich für die Praxis nicht ausreichende Genau­
                                                                                                                                                                                                                 igkeit von unter 70% erreicht. Hauptgrund dafür ist
                                                     0                                                                                                         3040
                                                                                                                                                                                                                 wahrscheinlich die beschränkte Anzahl Trainings­
                                                           0                 25              50                  75                  100                                                                         flächen, die für Hasel zur Verfügung stand. Zudem
                                                                      Anteil als Strauch interpretierter                                                                                                         werden Hasel oft von anderen Laubbaumarten über­
                                                                      Gitterpunkte pro LFI-Fläche (%)
                                                                                                                                                                                                                 schirmt und können in solchen Fällen mit den hier
  Abb 5 Zusammenhang zwischen dem Anteil Gebüschwaldpixel in der Klassifikation                                                                                                                                  verwendeten Fernerkundungsdaten nicht erkannt
  (Modell) und dem Anteil im Luftbild als Strauch interpretierter Gitterpunkte pro LFI-Fläche                                                                                                                    werden (Enescu et al 2016). Grundsätzlich bleibt dies
  (n = 3549). Die Punktgrösse repräsentiert die Anzahl LFI-Flächen im Diagramm.
                                                                                                                                                                                                                 eine Herausforderung bei der Nutzung von Fern­
                                                                                                                                                                                                                 erkundungsdaten, da 44% der Schweizer Gebüschwäl­
                                                                                                                                                                                                                 der mit Einzelbäumen durchmischt sind (Abegg et al
  Anteil korrekt klassifizierter Flächen (%)

                                                                                                                                                                                                       2/2
                                               100                                                                                                                                                           ●

                                                                                                                                                                                   17/18
                                                                                                                                                                                     ●
                                                                                                                                                                                                                 2014). Ebenso wurden Fehler bei den Übergängen
                                                                                                                                                                         21/23             11/12
                                               90
                                                                                                                                                                               ●
                                                                                                                                                                                           ●

                                                                                                                                                                                                                 zwischen Legföhre und Nadelwald sowie zwischen
                                                                                                                                                               28/33    ●
                                                                                                                                                                                                   ●             Alpenerle und Wiese beobachtet. Diese Übergänge
                                                                                                                                                                                                6/7
                                                                                                                                                                  ●

                                                                                                                                                  37/45                23/27
                                                                                                                                                                                                                 sind in der Natur oft fliessend, und die damit verbun­
                                                                                                                                                           ●

                                                                                                                                                          34/41
                                                                                                                                                     ●

                                               80                                                                                    45/58
                                                                                                                                        ●
                                                                                                                                              ●

                                                                                                                                             40/52
                                                                                                                                                                                                                 denen Überlappungen in den Spektralinformationen
                                                                                                                         53/72
                                                                                                                                                                                                                 erschweren die Klassifikation. Weitere Probleme wur­
                                                                                                                                 ●

                                                                                                           66/94               59/83
                                               70
                                                                                                                           ●
                                                                                                                  ●

                                                                                            70/104   ●     ●

                                                                                                               68/101
                                                                                                                                                                                                                 den bei der Unterscheidung von Zwergsträuchern
                                                                              73/119
                                                                                             ●
                                                                                                 73/115                                                                                                          (z.B. Alpenrose) und Gebüschwald festgestellt.
                                               60
                                                                                      ●

                                                                  73/128       ●
                                                                                   73/125                                                                                                                               Das Vegetationshöhenmodell des LFI und die
                                                         73/133
                                                                         ●

                                                                                                                                                                                                                 Satellitendaten von Sentinel­1 und Sentinel­2 hat­
                                                                  ●
                                                           ●
                                                                  73/131

                                               50                                                                                                                                                                ten alle einen wesentlichen Einfluss auf die Modell­
                                                                        25                                            50                                       75                                      100
                                                                                                                                                                                                                 genauigkeit. Dies ist damit zu begründen, dass die
                                                 Minimaler Anteil als Strauch interpretierter Gitterpunkte pro LFI-Fläche (%)
                                                                                                                                                                                                                 verschiedenen Datensätze komplementäre Infor­
  Abb 6 Anteil korrekt klassifizierter LFI-Gebüschwaldflächen in Abhängigkeit des minima-                                                                                                                        mationen über die spektralen, strukturellen und
  len Strauchanteils aus der LFI-Luftbildinterpretation. In Schwarz angegeben sind die An-                                                                                                                       phänologischen Eigenschaften der acht Bodenbe­
  zahl korrekt klassifizierter sowie die Gesamtzahl der LFI-Gebüschwaldflächen beim jeweili-                                                                                                                     deckungsklassen liefern. Zum Beispiel lässt sich Ge­
  gen minimalen Strauchanteil.
                                                                                                                                                                                                                 büschwald vom restlichen Wald primär über die Ve­
                                                                                                                                                                                                                 getationshöhe unterscheiden, für die Differenzierung
                                                                                      Vergleich zu den LFI­Luftbildinterpretationspunk­                                                                          der drei Gebüschwaldarten hingegen sind spektrale
                                                                                      ten (n=2726) um 12.1% überschätzt.                                                                                         und phänologische Eigenschaften wie Blattfarbe und
                                                                                            Bei der flächenbasierten Validierung (n=3549)                                                                        Blattentwicklung entscheidend.
                                                                                      manifestierte sich ein klarer positiver Zusammen­
                                                                                      hang zwischen dem Anteil Gebüschwaldpixel in der                                                                                Validierung und Vergleich mit LFI-Daten
                                                                                      Klassifikation und dem Anteil der im Luftbild als                                                                               Die als Gebüschwald klassifizierte Fläche von
                                                                                      Strauch interpretierter Gitterpunkte pro LFI­Fläche                                                                        239 km2 im Kanton Graubünden liegt sehr nahe bei
                                                                                      (Abbildung 5). Das lineare Regressionsmodell erklärte                                                                      den Schätzungen aus dem LFI4b (246 km2 ± 8%;
                                                                                      55% der Variation (R 2). Flächen mit einem hohen                                                                           Abegg et al 2014). Für eine differenzierte Analyse
                                                                                      Strauchanteil wurden häufiger übereinstimmend als                                                                          nach Alpenerle, Legföhre und Hasel standen keine

         56                                                                            WISSEN                                                                                                                                      Schweiz Z Forstwes 171 (2020) 2: 51–59
flächendeckenden Informationen zur Verfügung. Im                   Resultate insgesamt plausibel sind, jedoch lokal ge­
                        Gegensatz zum LFI liefert das hier verwendete Klas­                wisse Unsicherheiten aufweisen können.
                        sifikationsverfahren keinen Standardfehler zur Flä­
                        chenangabe. Um mögliche Unsicherheiten diesbezüg­                        Bekannte Herausforderungen
                        lich besser beurteilen zu können, sollte der Einfluss                    In sehr steilen Felsgebieten kann es aufgrund
                        variierender Modellinputdaten und die Schätzung für                der topografiebedingten Schatten in den Sentinel­1­
                        einzelne Regionen weiter untersucht werden.                        und Sentinel­2­Daten zu Fehlklassifikationen kom­
                               Die pixelbasierte Validierung mit LFI­Daten                 men. In den meisten Fällen können diese jedoch
                        zeigte für Gebüschwald eine Übereinstimmung von                    rasch von Auge erkannt werden. Die meteorologi­
                        nur knapp über 50% mit den Gitterpunkten der Luft­                 schen Einflüsse Bewölkung und Schnee beeinflus­
                        bildinterpretation. Als Hauptgrund dafür wird                      sen die Klassifikation ebenfalls. Obwohl möglichst
                        der unterschiedliche räumliche Detaillierungsgrad                  wolkenfreie Sentinel­2­Aufnahmen ausgewählt wur­
                        vermutet. Bei der LFI­Luftbildinterpretation wird                  den, gab es in einzelnen Aufnahmen aufgrund von
                        punktgenau zwischen Strauch bzw. anderer Boden­                    Bewölkung teilweise keine Information zur Boden­
                        bedeckungsklasse unterschieden. Fällt ein Interpre­                bedeckung. Auch muss, vor allem beim Märzkom­
                        tationspunkt auf einen einzelnen Strauch, wurde                    posit von Sentinel­1, davon ausgegangen werden,
                        dieser Stichprobenpunkt als «Gebüschwald» für die                  dass an Orten mit Schneeschmelze dieselbe die Rück­
                        Validierung verwendet. Das hier verwendete Klassi­                 streuung beeinflusst hat. Da aber 85 Prädiktoren für
                        fikationsverfahren hingegen basiert auf Fernerkun­                 das Modell verwendet wurden, gehen wir davon aus,
                        dungsdaten mit einer räumlichen Auflösung von                      dass Fehler in einzelnen Prädiktoren nur einen ge­
                        10 m × 10 m oder gröber, wodurch zum Beispiel ein­                 ringen Einfluss auf die Gebüschwaldkarte hatten.
                        zelne Sträucher nicht erkannt werden. Abbildung 7                  Das VHM des LFI hat bekannte Ungenauigkeiten ab
                        illustriert unter anderem diesen Sachverhalt: Ein­                 2000 m ü.M., die daher rühren, dass das für die Be­
                        zelne Sträucher, aber auch der Rand von Gebüsch­                   rechnung benötigte Geländemodell swissALTI3D ab
                        waldflächen, wo die Strauchdichte abnimmt, wer­                    dieser Höhenlage aktuell noch auf dem digitalen
                        den teilweise nicht korrekt klassifiziert. Deshalb                 Höhenmodell DHM25 (swisstopo 2005) beziehungs­
                        wurde die zusätzliche, flächenbasierte Validierung                 weise auf Daten aus der Bildkorrelation beruht.
                        pro LFI­Fläche (50 × 50 m) durchgeführt. Die Über­
                        einstimmung war im Vergleich zur pixelbasierten                           Übertrag- und Reproduzierbarkeit
                        Validierung deutlich höher und bestätigte unsere                          Die hier verwendeten Fernerkundungsdaten
                        Vermutung, dass LFI­Flächen mit einem hohen                        sind schweizweit verfügbar. Sie könnten damit die
                        Strauchanteil zuverlässig als Gebüschwald klassifi­                Basis für die Klassifikation der Gebüschwaldflächen
                        ziert wurden, solche mit nur wenigen Sträuchern                    in weiteren Kantonen oder in der ganzen Schweiz
                        hingegen eine deutlich geringere Übereinstimmung                   bilden. Die Hauptherausforderung für die Übertra­
                        aufwiesen (Abbildung 6). Diese Einschätzung ent­                   gung der im Kanton Graubünden entwickelten Klas­
                        spricht auch den durch die visuelle Interpretation                 sifikationsmethode auf andere Gebiete besteht darin,
                        mit Luftbildern gemachten Erfahrungen, dass die                    einen für das jeweilige Gebiet passenden Trainings­

                                  96%                       60%                      68%                       0%                       80%

                                 100%                       92%                       8%                      80%                       8%

                                                                                                                              0    50   100         N
                                                                                                                                                   ➣

                             LFI-Fläche         Alpenerle         Legföhre          Wald                                                  Meter

                        Abb 7 Vergleich von Strauchanteil (Landesforstinventar, oben) und Gebüschwaldanteil (Klassifikation, unten) für fünf Beispiele.
                        Von links nach rechts: 1) Gute Übereinstimmung, 2) Überschätzung Gebüschwald, 3) Unterschätzung Gebüschwald, 4) Unter-
                        schiedliche Abgrenzung von Föhrenwald und Legföhren-Gebüschwald, 5) Schwierigkeiten bei der Klassifikation in topografisch an-
                        spruchsvollem Gelände. Im Hintergrund ist ein hochaufgelöstes Luftbild dargestellt (Swissimage © 2019 swisstopo).

Schweiz Z Forstwes 171 (2020) 2: 51–59                                                                              CONNAISSANCES                   57
datensatz aufzubauen. Nicht ganz einfach könnte                                   Literatur
     sich auch die Suche nach geeigneten Sentinel­2­Auf­
     nahmen gestalten, da sich die Wetterlagen und so­                                 ANTHELME F, GROSSI JL, BRUN JJ, DIDIER L (2001) Consequences
                                                                                          of green alder expansion on vegetation changes and arthro-
     mit die Bewölkung in der Schweiz regional und von
                                                                                          pod communities removal in the northern French Alps. For
     Jahr zu Jahr stark unterscheiden. Gleichwohl sollte
                                                                                          Ecol Manage 145: 57–65.
     die regelmässige Wiederholung einer solchen Klassi­                               BALLIAN D, RAVAZZI C, DE RIGO D, CAUDULLO G (2016) Pinus
     fikation für das langfristige Monitoring von Ge­                                     mugo in Europe: distribution, habitat, usage and threats. In:
     büschwaldflächen in Betracht gezogen werden.                                         San-Miguel-Ayanz J, de Rigo D, Caudullo G, Houston Dur-
            Die vorgestellte Methode kann auch für die                                    rant T, Mauri A, editors. European atlas of forest tree species.
                                                                                          Luxembourg: Publication Office European Union. pp. 124–
     Klassifikation anderer Wald­ oder Vegetationstypen
                                                                                          125.
     in der Schweiz verwendet werden, was die vielseiti­
                                                                                       BREIMAN L (2001) Random Forests. Machine Learning 45: 5–32.
     gen Anwendungsmöglichkeiten von Fernerkundungs­                                   BÜHLMANN T, HILTBRUNNER E, KÖRNER C (2014) Alnus viridis ex-
     daten hervorhebt. Entscheidend ist in jedem Fall die                                 pansion contributes to excess reactive nitrogen release, re-
     Bereitstellung von hochwertigen Trainingsflächen.                                    duces biodiversity and constrains forest succession in the Alps.
            Im Rahmen des LFI wurde im Jahr 2015 eine                                     Alp Bot 124: 187–191.
                                                                                       CIOLDI F, BALTENSWEILER A, BRÄNDLI UB, DUC P, GINZLER C ET
     Waldmaske der Schweiz basierend auf der Waldde­
                                                                                          AL (2010) Waldressourcen. In: Brändli UB, editor. Schweizeri-
     finition des LFI erstellt. Im Jahr 2016 wurde sie mit                                sches Landesforstinventar: Ergebnisse der dritten Erhebung
     dem VHM des LFI aktualisiert. Diese Waldmaske ver­                                   2004–2006. Birmensdorf: Eidgenöss Forsch.anstalt WSL.
     wendet die Vegetationshöhe als Eingangsgrösse. Ge­                                   pp. 31–113.
     büschwald wurde nur erfasst, wenn er höher als 3 m                                DAUGHTRY CST, WALTHALL CL, KIM MS, DE COLSTOUN EB,
                                                                                          MCMURTREY JE (2000) Estimating corn leaf chlorophyll con-
     ist. Für eine Waldmaske, die auch den Gebüschwald
                                                                                          centration from leaf and canopy reflectance. Remote Sens En-
     niedriger als 3 m beinhaltet, wäre die vorgestellte
                                                                                          viron 74: 229–239.
     Methode ein gangbarer Weg.                                                        DELEGIDO J, VERRELST J, ALONSO L, MORENO J (2011) Evaluation
                                                                                          of Sentinel-2 red-edge bands for empirical estimation of green
                                                                                          LAI and chlorophyll content. Sensors 11: 7063–7081.
           Schlussfolgerungen und Ausblick                                             DRUSCH M, DEL BELLO U, CARLIER S, COLIN O, FERNANDEZ V ET
                                                                                         AL (2012) Sentinel-2: ESA’s optical high-resolution mission for
                                                                                         GMES operational services. Remote Sens Environ 120: 25–36.
            Die Gebüschwälder Alpenerle, Legföhre und                                  DÜGGELIN C, ABEGG M (2011) Modelle zur Biomasse- und Holz-
     Hasel konnten mithilfe von einigen Trainingsflächen                                 volumenschätzung im Schweizer Gebüschwald Schweiz Z
     und landesweit verfügbaren Fernerkundungsdaten                                      Forstwes 162: 32–40. doi: 10.3188/szf.2011.0032
     weitgehend objektiv für die grosse Fläche des Kan­                                ENESCU CM, HOUSTON DURRANT T, DE RIGO D, CAUDULLO G
                                                                                          (2016) Corylus avellana in Europe: distribution, habitat, usage
     tons Graubünden kartiert werden. Es wurde eine
                                                                                          and threats. In: San-Miguel-Ayanz J, de Rigo D, Caudullo G,
     hohe und für die Praxis ausreichende Genauigkeit
                                                                                          Houston Durrant T, Mauri A, editors. European atlas of forest
     erreicht. Der generierte Datensatz wird bereits ope­                                 tree species. Luxembourg: Publication Office European Union.
     rationell eingesetzt. Aufgrund des beschränkten                                      pp. 86–87.
     räumlichen Detaillierungsgrades der Satellitendaten                               FRAMPTON WJ, DASH J, WATMOUGH G, MILTON EJ (2013) Eval-
     und der teilweise offensichtlichen Fehler ist eine vi­                               uating the capabilities of Sentinel-2 for quantitative estima-
                                                                                          tion of biophysical variables in vegetation. ISPRS J Photo-
     suelle Überprüfung mit Luftbildern und eine allfäl­
                                                                                          gramm Remote Sens 82: 83–92.
     lige Nachbearbeitung für gewisse Anwendungen er­
                                                                                       GINZLER C, BÄRTSCHI H, BEDOLLA A, BRASSEL P, HÄGELI M (2005)
     forderlich. Anzahl und Qualität der Trainingsflächen                                 Luftbildinterpretation LFI3. Interpretationsanleitung zum drit-
     haben den grössten Einfluss auf die Kartengenauig­                                   ten Landesforstinventar. Birmensdorf: Eidgenöss Forsch.an-
     keit. Zusätzliche Prädiktorvariablen oder zum Bei­                                   stalt WSL. 87 p.
     spiel ein detaillierteres Vegetationshöhenmodell                                  GINZLER C, HOBI ML (2016) Das aktuelle Vegetationshöhenmo-
                                                                                          dell der Schweiz: spezifische Anwendungen im Waldbereich.
     könnten weitere Verbesserungen bringen oder gar ei­
                                                                                          Schweiz Z Forstwes 167: 128–135. doi: 10.3188/szf.2016.0128
     nen höheren Detaillierungsgrad ermöglichen. Zum                                   GITELSON AA, KAUFMAN YJ, MERZLYAK MN (1996) Use of a green
     Beispiel könnte mit Angaben zum Deckungsgrad mit­                                    channel in remote sensing of global vegetation from EOS-
     hilfe der Modelle von Düggelin & Abegg (2011) auch                                   MODIS. Remote Sens Environ 58: 289–298.
     die Biomasse im Gebüschwald geschätzt werden. n                                   HOTZ MC, WEIBEL F (2005) Arealstatistik Schweiz: Zahlen, Fak-
                                                                                          ten, Analysen. Neuenburg: Bundesamt Statistik. 104 p.
           Eingereicht: 26. September 2019, akzeptiert (mit Review): 27. Januar 2020
                                                                                       HUBER B, FREHNER M (2013) Die Verbreitung und Entwicklung
                                                                                          der Grünerlenbestände in der Ostschweiz. Schweiz Z Forst-
                                                                                          wes 164: 87–94. doi: 10.3188/szf.2013.0087
           Dank                                                                        IMMITZER M, VUOLO F, ATZBERGER C (2016) First experience with
                                                                                          Sentinel-2 data for crop and tree species classifications in Cen-
           Dieses Projekt wurde durch den Fonds zur För­                                  tral Europe. Remote Sens 8: 166.
                                                                                       KELLER M, EDITOR (2013) Schweizerisches Landesforstinventar.
     derung der Wald­ und Holzforschung und das Amt
                                                                                          Feldaufnahme-Anleitung 2013. Birmensdorf: Eidgenöss
     für Wald und Naturgefahren des Kantons Graubün­                                      Forsch.anstalt WSL. 223 p.
     den unterstützt. Wir bedanken uns insbesondere bei                                LIAW A, WIENER M (2002) Classification and regression by ran-
     Riet Gordon für die zur Verfügung gestellten Daten.                                  domForest. R News 2: 18–22.

58   WISSEN                                                                                                   Schweiz Z Forstwes 171 (2020) 2: 51–59
MAURI A, CAUDULLO G (2016) Alnus viridis in Europe: distribu-         Quellen
                           tion, habitat, usage and threats. In: San-Miguel-Ayanz J, de
                           Rigo D, Caudullo G, Houston Durrant T, Mauri A, editors. Eu-
                                                                                              ABEGG M, BRÄNDLI UB, CIOLDI F, FISCHER C, HEROLD-BONARDI
                           ropean atlas of forest tree species. Luxembourg: Publication
                                                                                                 A ET AL (2014) Viertes Schweizerisches Landesforstinventar –
                           Office European Union. p. 68.
                                                                                                 Ergebnistabellen und Karten im Internet zum LFI 2009–2013
                        ROUSE JW, HAAS RH, SCHELL JA, DEERING DW (1974) Monitoring
                                                                                                 (LFI4b). Birmensdorf: Eidgenöss Forsch.anstalt WSL. doi:
                           vegetation systems in the Great Plains with ERTS. In: Freden SC,
                                                                                                 10.21258/1000001
                           Mercanti EP, Becker MA, editors. Third Earth Resources Tech-
                                                                                              GINZLER C (2018) Vegetation Height Model NFI. Birmensdorf:
                           nology Satellite-1 Symposium. Washington DC: National Aero-
                                                                                                 Eidgenöss Forsch.anstalt WSL. doi: 10.16904/1000001.1
                           nautics and Space Administration, NASA SP-351. pp. 309–317.
                                                                                              SWISSTOPO (2005) DHM25 – das digitale Höhenmodell der
                        RÜETSCHI M, SCHAEPMAN M, SMALL D (2018) Using multitem-
                                                                                                 Schweiz. Bern: Bundesamt Landestopografie. https://shop.
                           poral Sentinel-1C-band backscatter to monitor phenology and
                                                                                                 swisstopo.admin.ch/de/products/height_models/dhm25
                           classify deciduous and coniferous forests in northern Switzer-
                                                                                                 (18.1.2020)
                           land. Remote Sens 10: 55.
                                                                                              SWISSTOPO (2019A) swissALTI3D. Bern: Bundesamt Landestopo-
                        SMALL D (2012) SAR backscatter multitemporal compositing via
                                                                                                 grafie. https://shop.swisstopo.admin.ch/en/products/height_
                           local resolution weighting. Proc 2012 IEEE International Geo-
                                                                                                 models/alti3D (18.1.2020)
                           science and Remote Sensing Symposium, München, Deutsch-
                                                                                              SWISSTOPO (2019B) Swissimage 25 cm. Bern: Bundesamt Lan-
                           land. pp. 4521–4524.
                                                                                                 destopografie. https://shop.swisstopo.admin.ch/de/products/
                        TASSER E, TAPPEINER U (2002) Impact of land use changes on
                                                                                                 images/ortho_images/SWISSIMAGE (18.1.2020)
                           mountain vegetation. Appl Veg Sci 5: 173–184.
                        TORRES R, SNOEIJ P, GEUDTNER D, BIBBY D, DAVIDSON M ET AL
                           (2012) GMES Sentinel-1 mission. Remote Sen Environ 120: 9–24.
                        WASER L, FISCHER C, WANG Z, GINZLER C (2015) Wall-to-wall for-
                           est mapping based on digital surface models from image-based
                           point clouds and a NFI forest definition. Forests 6: 4510–4528.

                        Classification de grandes surfaces de forêt                           Large-scale classification of shrub forest
                        buissonnante grâce aux données de télé-                               with remote sensing data
                        détection

                        Bien que les informations sur l’étendue et l’évolution des fo-        Information on shrub forest distribution and development is
                        rêts buissonnantes soient importantes pour diverses ques-             important for a range of forestry- and ecologically-related
                        tions forestières et écologiques, rares sont les jeux de don-         questions, but current and area-wide datasets have been char-
                        nées actuels et complets disponibles. Dans le cadre de ce             acterized by limited availability. In this study, the mapping of
                        travail, la cartographie des forêts buissonnantes du canton           shrub forests dominated by green alder, mountain pine and
                        des Grisons dominées par l’aulne vert, le pin mugo et le noi-         hazel for the canton of Grison was investigated, based on
                        setier a été analysée d’après les données de télédétection dis-       available nationwide remote sensing data. Satellite data from
                        ponibles au niveau national. Les données satellites de Senti-         Sentinel-1 and Sentinel-2, as well as a vegetation height and
                        nel-1 et Sentinel-2 ont été utilisées avec un modèle de hauteur       an elevation model were used. Training areas provided by the
                        de la végétation et un modèle de terrain. Des placettes d’en-         canton and supplemented by aerial imagery interpretation
                        traînement mises en place par le canton, complétées par une           were used for a supervised classification with Random Forest,
                        interprétation d’images aériennes, ont été utilisées pour la          a decision tree-based machine learning algorithm. Indepen-
                        classification supervisée par Random Forest, une méthode              dent validation of the results was carried out with data from
                        d’apprentissage automatique basée sur des arbres de déci-             the National Forest Inventory (NFI). Green alder and moun-
                        sion. La validation indépendante des résultats a été réalisée         tain pine forests were classified with high accuracy of 92.1%
                        avec des données de l’inventaire forestier national (IFN). Les        respectively 86.7%, whereas for hazel shrub forests, the in-
                        forêts d’aulne vert et de pin mugo sont classifiées avec une          ternal model accuracy was only 66.7%. The resulting area ex-
                        grande précision, de respectivement 92.1% et 86.7%; pour              pansion of the shrub forest was comparable with findings
                        les forêts de noisetiers en revanche, la qualité interne du mo-       based on the NFI. A direct comparison with the NFI aerial im-
                        dèle n’est que de 66.7%. La superficie de la forêt buisson-           agery interpretation points revealed major discrepancies. The
                        nante ainsi obtenue est comparable aux données de l’IFN. La           main reason for this is the different degree of spatial detail.
                        comparaison directe avec les points d’interprétation des              However, NFI areas with a high percentage of shrubs were
                        images aériennes a révélé des écarts importants. La raison            reliably classified as shrub forest. The method presented here
                        principale est un degré de détail spatial différent. Les pla-         underscores the potential of remote sensing data available
                        cettes IFN avec une grande proportion de buissons ont ce-             throughout Switzerland for an essentially objective, cost-
                        pendant été classifiées de manière fiable en forêt buisson-           efficient and large-scale mapping of shrub forests with an ac-
                        nante. La méthode présentée ici souligne le potentiel des             curacy applicable in practice.
                        données de télédétection disponibles pour toute la Suisse
                        pour une cartographie des forêts buissonnantes très objec-
                        tive à un coût raisonnable pour de grandes superficies et avec
                        une précision appropriée pour une utilisation pratique.

Schweiz Z Forstwes 171 (2020) 2: 51–59                                                                                    CONNAISSANCES                   59
Sie können auch lesen