EINBLICKE IN DIE ZUKUNFT FUTURES INSIGHT

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EINBLICKE IN DIE ZUKUNFT FUTURES INSIGHT
EINBLICKE IN DIE ZUKUNFT
FUTURES INSIGHT

Mit unseren Einblicken in die Zukunft beleuchten wir Entwicklungen, die unser Leben verändern.
Wir regen zum Dialog und zum Umdenken an.

Die Karten vermitteln kompakt Erkenntnisse aus der wissenschaft­lichen Arbeit des IZT.
Sie können auch für Gruppenarbeit genutzt werden.

Das Konzept der Karten basiert auf den Driving Forces Cards des ­Centre for Strategic Futures in Singapur
(www.csf.gov.sg).

Autorinnen: Katrin Ludwig, Dr. Monika Zulawski, Britta Oertel
EINBLICKE IN DIE ZUKUNFT FUTURES INSIGHT
www.izt.de
info@izt.de

Dieses Kartenset wurde entwickelt im Rahmen des Projektes
BagW Partizipation: BioDisKo - Bioökonomische Nutzungspfade
– Diskurs und Kommunikation. Teilprojekt d.
Förderkennzeichen 031B0406D
EINBLICKE IN DIE ZUKUNFT FUTURES INSIGHT
Foto: privat

                    ROHSTOFFE
               FÜR DIE BIOÖKONOMIE
EINBLICKE IN DIE ZUKUNFT FUTURES INSIGHT
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ROHSTOFFE FÜR DIE BIOÖKONOMIE:
                                             HERKUNFT LANDWIRTSCHAFT –
                                             PFLANZEN

Ausgangslage                                 Was wir wissen
• Schon immer werden Pflanzen nicht          • Pflanzen wachsen, weil sie aus Licht, Wasser und Kohlendioxid Zucker
  nur als Nahrungsmittel angebaut,             produzieren und somit Biomasse bilden. Das nennt man Fotosynthese.
  sondern auch, um Werkzeuge,                • Pflanzen und Bakterien können Erdöl ersetzen. Sie werden in Bioraffinieren
  Kleidung oder Baustoffe herzustellen.        in Stärke und Zucker zerlegt und zu Ausgangsstoffen für die Industrie
• Erdöl ist heute der Haupt-Rohstoff           verarbeitet.
  bei der Herstellung von Produkten.         • Pflanzen wachsen auf landwirtschaftlichen Feldern. Es werden jetzt also
  Es steckt in Plastik, Putzmitteln, Klei-     Flächen, die bisher für die Produktion von Nahrungsmitteln zur Verfügung
  dung, Arzneimitteln oder Gebäuden.           standen, auch für industrielle Zwecke benutzt.
  Doch Erdöl wird allmählich knapp
  und belastet die Umwelt.                   Was wir nicht wissen
• Deswegen rücken Pflanzen wieder in         • Ist es sinnvoll, alle bisherigen fossilen Ausgangsstoffe durch ­pflanz­liche
  den Fokus der Industrie. Denn sie gel-       Rohstoffe zu ersetzen? Oder sollte die industrielle Produktion neu
  ten als klimafreundlich und als gute         ­gestaltet werden?
  Alternative zu fossilen Rohstoffen.        • Welches Potenzial steckt in den vielen ungenutzten Pflanzenarten und
                                               wie können wir es entdecken?
                                             • Kann „Vertical Farming“ – also der Anbau von Nahrungsmitteln in Groß-
                                               städten – landwirtschaftliche Flächen für die Erzeugung von Biomasse
                                               freigeben?
Foto: © Olivier Uchmanski/shutterstock.com
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ROHSTOFFE FÜR DIE BIOÖKONOMIE:
                                           HERKUNFT WALD – HOLZ

Ausgangslage                               Was wir wissen
• Rund ein Drittel der globalen Land­      • Durch Hitze und Trockenheit, Schädlinge und Schadstoffe sind in Deutsch-
  fläche ist mit Wald bedeckt.               land sehr viele Bäume krank.
• Holz speichert Kohlenstoff und ent­      • In Wirtschaftswäldern werden oft große Flächen gerodet. Die Folgen sind
  lastet so das Klima. Erst wenn Holz        Bodenerosion, ein gestörter Wasserkreislauf und zerstörte Lebensräume
  zersetzt oder verbrannt wird, setzt es     für Tiere und Pflanzen.
  die Menge Kohlendioxid frei, die es      • Holz lässt sich vielstufig in einer Kaskade verwenden: erst handwerklich
  während des Wachstums gebunden             oder im Hausbau, dann für die Produktion von Papier und Verpackung
  hat.                                       und schließlich zur Energieerzeugung. Das entlastet das Produktions­
• Produkte aus Holz schützen das ­Klima      system Wald.
  sogar doppelt: Das Kohlendioxid bleibt
  lange in den Produkten gebunden.         Was wir nicht wissen
  Und am Ende der Nutzung wird kein        • Nachhaltige Waldwirtschaft bedeutet: Für jeden gefällten Baum wird ein
  fossiles Kohlendioxid freigesetzt.         neuer gepflanzt. Reicht das aus, um den Bedarf an Holz zu decken?
                                           • Wie müssen sich die Wälder in Deutschland verändern, um langfristig
                                             gesund zu bleiben – auch unter neuen klimatischen Bedingungen?
                                           • Wie sollte Recycling gestaltet werden, damit Holz langfristig in der
                                             Kaskaden­wirtschaft genutzt werden kann?

Foto: © peacefoo/shutterstock.com
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ROHSTOFFE FÜR DIE BIOÖKONOMIE:
                                             HERKUNFT MINIFABRIK –
                                             MIKROORGANISMEN

Ausgangslage                                 Was wir wissen
• Mikroorganismen sind Kleinstlebe­          • Die weiße Biotechnologie kann mithilfe von Mikroorganismen viele
     wesen wie Bakterien oder Pilze.           k­ lassische chemische Verfahren ablösen. Sie ist energieeffizienter und
  Sie machen 70 Prozent der ­Biomasse           umweltfreundlicher.
  weltweit aus. Darunter mehrere             • Bakterien lassen sich so verändern, dass sie auch schwer verdaubare
  ­Hunderttausend Bakterienarten, von           ­Zucker wie Cellulose und Xylose verarbeiten können. Damit sind auch
   ­denen nur ein Bruchteil erforscht ist.       Holz und Gras als Rohstoffe für die Biotechnologie geeignet.
• Schon immer nutzen wir ­lebende            • In der weißen Biotechnologie werden gentechnisch veränderte Mikro-
    ­Mikroorganismen, um Lebens-                 organismen genutzt. Anders als die grüne Gentechnik ist die weiße
     mittel herzustellen: Hefe für Brot,         ­Biotechnologie in der Gesellschaft akzeptiert.
     Milchsäure­bakterien für Joghurt oder
     Schimmelpilze für Käse.                 Was wir nicht wissen
• Die sogenannte weiße Biotechnolo­gie       • Die Umstellung von chemischen auf biotechnologische Verfahren ist auf-
     nutzt Mikroorganismen oder ­deren         wendig und kostenintensiv. Welche Anreize brauchen Unternehmen, um
     Stoffwechselprodukte zur Herstellung      die Veränderung bewährter Prozesse anzugehen?
     von Kunststoffen, Arznei­mitteln,       • Ist es möglich, den Rohstoffbedarf der weißen Biotechnologie durch Rest-
     Kosmetik oder Textilien.                  und Abfallstoffe zu decken?
                                             • Wie sollten biotechnologische Prozesse gestaltet werden, um nachhaltig
                                               zu sein?
Bild: © Uprate/shutterstock.com
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ROHSTOFFE FÜR DIE BIOÖKONOMIE:
                                         HERKUNFT ABFALL –
                                         BIOGENE RESTSTOFFE

Ausgangslage                             Was wir wissen
• In der Landwirtschaft und Gärtnerei    • Der Energiegehalt vieler biogener Reststoffe ist niedriger als der Energie-
  oder bei der Verarbeitung von Feld-      gehalt ihrer Ursprungsfrucht. Eine rein energetische Nutzung wäre also
  und Gartenfrüchten fallen Reststoffe     nicht effizient, denn es würde zu viel Energie verloren gehen.
  an, die nicht als Lebensmittel oder    • Durch Kooperationen zwischen landwirtschaftlichen Reststofflieferanten
  Tierfutter verwendet werden können.      und verarbeitenden Betrieben entstehen neue Geschäftszweige in der
• Diese biogenen Reststoffe werden         Region.
  meist kompostiert oder als Substrat    • Aus vielen Reststoffen können zunächst Dinge hergestellt werden.
  für Biogasanlagen verwendet.             Erst nach deren Nutzung werden die Reststoffe energetisch verwertet.
• Zunehmend werden sie aber auch zu
  Produkten verarbeitet. Zum Beispiel:   Was wir nicht wissen
  Einweggeschirr aus Bananenschalen,     • Die Datenlage zu Reststoffen und ihrer stofflichen Nutzung ist bisher nicht
  Blumentöpfe aus Tomatenstängeln          ausreichend. Wie groß ist das tatsächliche Potenzial?
  oder Biokunststoffe aus der Stärke     • Wie sollten Prozesse zur Verarbeitung biogener Reststoffen designt werden,
  von Kartoffelschalen.                    um auch wirtschaftlich lohnenswert zu sein?
                                         • Welche ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekte zeichnen eine
                                           nachhaltige Nutzung biogener Reststoffe aus?

Foto: privat
EINBLICKE IN DIE ZUKUNFT FUTURES INSIGHT
Foto: © Carmen Hauser/shutterstock.com

                NEUE PFLANZEN
             FÜR DIE BIOÖKONOMIE
EINBLICKE IN DIE ZUKUNFT FUTURES INSIGHT
NEUE PFLANZEN
                                           FÜR DIE BIOÖKONOMIE:
                                           VIRGINIAMALVE – ANSPRUCHSLOS
                                           UND ERGIEBIG

Ausgangslage                               Was wir wissen
• Jahrtausendelang wurden auf land-        • Flächen, die wegen ihrer Lage oder Nährstoffzusammensetzung nicht
  wirtschaftlichen Flächen Nahrungs-         für den Nahrungsmittelanbau geeignet sind, können für den Anbau von
  und Futtermittel angebaut.                 ­Biomasse genutzt werden.
• Die Nachfrage nach landwirtschaft-       • Viele bisher nicht genutzte mehrjährige Pflanzen sind für den Anbau auf
  lichen Erzeugnissen für Produkte und        Randflächen gut geeignet. Virginiamalven zum Beispiel werden auch auf
  zur Gewinnung von Energie steigt.           nährstoffarmen Böden bis zu drei Meter hoch.
• Das Interesse an neuen, bisher nicht     • Der Anbau von Energiepflanzen lässt sich durch gezielte Züchtung opti­
  genutzten Pflanzen wie Virginia­            mieren, ganz ähnlich wie bei landwirtschaftlichen Kulturarten.
  malven (Sida hermaphrodita) wächst.
  Sie sollen statt Mais in Biogasanlagen   Was wir nicht wissen
  verwendet werden.                        • Wie können wir die Biomasse für energetische und stoffliche Nutzung
                                             ­erzeugen, ohne die landwirtschaftlichen Flächen zu belasten?
                                           • Die Saat der Virginiamalve geht unter den in Deutschland herrschenden
                                             Anbaubedingungen nicht gut auf. Ist es möglich, dies durch Züchtung zu
                                             verbessern?
                                           • Wie können Pflanzen wie die Virginiamalve außer zur Energiegewinnung
                                             genutzt werden?

Foto: © Carmen Hauser/shutterstock.com
NEUE PFLANZEN
                                               FÜR DIE BIOÖKONOMIE:
                                               SILPHIE – GUT FÜR BODEN UND
                                               BIENEN
                                          •­

Ausgangslage                                   Was wir wissen
• Beim traditionellen und modernen             • Einjährige Kulturen bilden keine tiefen Wurzeln aus. Sie nehmen Nähr­stoffe
  Ackerbau wird der Boden regelmäßig             und Wasser nur aus der obersten Bodenschicht auf.
  bearbeitet.                                  • Mehrjähriger Kulturen bilden dagegen tiefe Wurzeln aus und schützen so
• Das Umpflügen der Felder beim                  den Boden vor Abtragung durch Regen und Wind.
  ­Anbau von einjährigen Kulturen ist          • Die aus Nordamerika stammende Durchwachsene Silphie blüht bis in den
   arbeitsaufwendig und stört die Orga-          späten Herbst und bietet damit lange Nahrung für Bienen und Schutz für
  nismen im Boden. Das ist schlecht für          andere Insekten.
  die Bodengesundheit.
• Bisher wurden für bioökonomische             Was wir nicht wissen
  Zwecke nur einjährige Kulturen wie           • Sind große mit ausschließlich gleichen Stauden bepflanzte Flächen besser
  Mais und Rübe angebaut. Zuneh-                 als einjährig angelegte Monokulturen?
  mend rücken mehrjährige Stauden              • Mehrjährige Kulturen werden überwiegend zur Energieproduktion genutzt.
  wie die Durchwachsene Silphie in den           Wie können sie zukünftig noch genutzt werden?
  Fokus.                                       • Die Durchwachsene Silphie ist in Europa nicht heimisch. Darf sie sich hier
                                                 unkontrolliert ausbreiten oder gefährdet dies das bestehende Ökosystem?

Foto: © Augenstern/shutterstock.com
NEUE PFLANZEN
                                             FÜR DIE BIOÖKONOMIE:
                                             ELEFANTENGRAS – ERTRAGREICH
                                             UND VIELSEITIG

Ausgangslage                                 Was wir wissen
• Die Industrie sucht nach neuen             • Elefantengras verlagert Nährstoffe aus dem oberirdischen Teil in seine
  ­Pflanzen, die große Mengen an Bio-          Wurzeln und speichert sie dort über den Winter.
  masse produzieren und gleichzeitig         • Elefantengras eignet sich während der warmen Jahreszeit als Gestaltungs-
  vielseitig verwendet werden können.          element für Gärten und Parks. Nach der Ernte im Herbst kann das Schnitt-
• Das aus Asien stammende Elefanten-           gut als Ausgangsstoff für die Industrie verwendet werden.
  gras (Miscanthus giganteus) wurde          • Aus Elefantengras lassen sich Bauteile für die Automobilproduktion oder
  durch Züchtung an die Anbaubedin-            Werkstoffe zur Fassadendämmung herstellen.
  gungen in Europa angepasst.
• Seine Nutzungsmöglichkeiten reichen        Was wir nicht wissen
  von der Energiegewinnung bis hin zum       • Welches Nutzungspotenzial hat das Elefantengras über die bisherige
  Ausgangsstoff für die Industrie.             ­Nutzung hinaus?
                                             • Ist es möglich, den gesamten Bedarf an industriellen Ausgangsstoffen mit
                                               nachwachsenden Rohstoffen zu decken?
                                             • Welche technischen Verfahren sind nötig, um eine breite Palette pflanz-
                                               licher Rohstoffe nutzen zu können?

Foto: © PHILIPPE MONTIGNY/shutterstock.com
NEUE PFLANZEN
                                            FÜR DIE BIOÖKONOMIE:
                                            BLAUGLOCKENBAUM –
                                            KEINER WÄCHST SCHNELLER

Ausgangslage                                Was wir wissen
• Wegen seiner Eigenschaften ist Holz       • Das Holz der Blauglockenbäume ist leicht und gleichzeitig stabil – ideal für
  ein wichtiger Rohstoff in Handwerk          die handwerkliche Verarbeitung.
  und Baugewerbe.                           • Blauglockenbäume wachsen besonders schnell. Werden sie auf land-
• Eine nachhaltige Bewirtschaftung            wirtschaftlichen Flächen angebaut, kann das Holz bereits nach 15 Jahren
  der Wälder limitiert die Produktions­       geerntet werden. Das ist auch für Landwirtschaftsbetriebe in Europa
  menge von Holz.                             interessant.
• Blauglockenbäume und andere               • Der gezielte Anbau von Blauglockenbäumen auf Plantagen gilt als solide
  schnellwachsende Holzarten mit              Kapitalanlage mit einer Gewinnausschüttung nach 15 bis 20 Jahren.
  ­guter Qualität sind stark nachgefragt.
                                            Was wir nicht wissen
                                            • Wann ist eine Holzplantage ökologisch sinnvoll und wann geht sie auf
                                              Kosten von Natur und Umwelt?
                                            • Wie stark werden Böden durch den Anbau schnell wachsender Hölzer
                                              ­ elastet? Wie können sie anschließend bewirtschaftet werden?
                                              b
                                            • Ist Holz als Geldanlage ethisch vertretbar? Wann ist dies nicht der Fall?

Foto: © R-BaiN/shutterstock.com
Foto: © MikeDotta/shutterstock.com

          BIOBASIERTE PRODUKTE
BIOBASIERTE PRODUKTE:
                                                ALLTAGSPRODUKTE

Ausgangslage                                    Was wir wissen
• Klassische fossile Kunststoffe sind           • Sowohl fossile als auch biobasierte Kunststoffe können – je nach Struktur –
   ­Segen und Fluch zugleich: Sie sind            biologisch abbaubar und auch beständig sein.
    ­robust, langlebig und vielseitig nutzbar   • Abfallstoffe der Nahrungsmittelproduktion können die Palette von bio­
     – zum Beispiel als Verpackungen oder         basierten Werkstoffen erweitern – zum Beispiel Tomatenstängel oder
     Werkstoffe für Alltagsgegenstände.           Reste der Apfelsaftherstellung.
• Gleichzeitig sind Kunststoffe umwelt-         • Durch biotechnologische Verfahren können Pflanzen auf vielfältige Art
  schädlich: Sie bestehen aus fossilen,           genutzt werden. Aus dem Saft des Löwenzahns etwa wird Bio-Kautschuk
  nicht nachwachsenden Rohstoffen,                hergestellt und zu Autoreifen verarbeitet.
  lassen sich nur schwer entsorgen
  und schaden als Mikroplastik zersetzt         Was wir nicht wissen
  ­Natur, Tier und Mensch.                      • Eine neu entdeckte Bakterienart kann Kunststoffe zersetzen. Lässt sich mit
• Biokunststoffe werden aus nachwach-             deren Einsatz die Belastung der Umwelt mit Mikroplastik reduzieren?
   senden pflanzlichen oder tierischen          • Wie lassen sich neue Werkstoffe in das Recyclingsystem einbinden?
   Rohstoffen hergestellt, etwa Zucker            Wie können sie in die Kreislaufwirtschaft integriert werden?
   oder Stärke. Sie gelten als klima-           • Wann sind tierische Produkte als Rohstoffe sinnvoll? Sollte ihre Nutzung
   freundliche Alternative zu klassischen         ausgebaut werden oder ist das ethisch nicht gerechtfertigt?
   Kunststoffen.

Foto: © MikeDotta/shutterstock.com
BIOBASIERTE PRODUKTE:
                                             GEBÄUDE

Ausgangslage                                 Was wir wissen
• Bis ins 19. Jahrhundert nutzte der         • In Europa verbringen Menschen die meiste Zeit ihres Lebens in Gebäuden.
   Mensch natürliche Rohstoffe für den         Dabei beeinflussen umgebende Werkstoffe die Gesundheit.
   Bau von Gebäuden und die Herstellung      • Die Herstellung und Entsorgung von Werkstoffen aus nachwachsenden
   von Einrichtungsgegenständen – zum          Rohstoffen sind im Vergleich zu Werkstoffen aus fossilen Rohstoffen klima-
   Beispiel Holz, Lehm, Ziegel oder Leder.     freundlicher.
• Mit der Entwicklung von Werkstoffen        • Mais, Topinambur oder Silphie eignen sich für die Dämmung von Gebäuden.
   auf fossiler Basis hat die Auswahl an       Aus Hanf und Kokosfasern können Einrichtungsgegenstände hergestellt
   kostengünstigen Werkstoffen zuge-           werden.
  nommen.
• Die Herstellung fossiler ­Werkstoffe       Was wir nicht wissen
  und ihre Entsorgung am Ende der            • Wie lassen sich Bau- und Dämmstoffe möglichst effizient in die Kreislauf-
  ­Nutzung verbrauchen viel Energie            und Kaskadenwirtschaft integrieren?
   und stehen deshalb zunehmend in           • Wie können natürliche Werkstoffe designt und produziert werden, um frei
   der ­Kritik. Gleichzeitig wächst die        von Schadstoffen und trotzdem wetterfest, langlebig und sicher zu sein?
   Nach­frage nach Produkten aus nach-       • Können wir mit nachwachsenden Rohstoffen ausreichend Wohnraum für
   wachsenden Rohstoffen.                      alle bauen? Ist auch der Bau von Wolkenkratzern aus nachwachsenden
                                               Rohstoffen möglich?

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BIOBASIERTE PRODUKTE:
                                            BIOPHARMAKA

Ausgangslage                                Was wir wissen
• Heilkräuter werden seit Jahrtausenden     • Mit biotechnologischen Verfahren können Impfstoffe, Enzyme, Hormone
   zur Linderung von Beschwerden und          und Antikörper produziert werden. Dies ist auch dann effizient und in
   Heilung von Krankheiten verwendet.         hoher Reinheit möglich, wenn sie sehr groß sind oder eine komplexe
• Bereits im 20. Jahrhundert wurden           Molekularstruktur haben.
   die Wirkstoffe vieler Heilkräuter iso-   • Viele Wirkstoffe kommen in Pflanzen vor, die bei uns nicht heimisch sind.
   liert und deren biochemische Struktur      Werden diese Wirkstoffe genutzt, sieht ein internationaler Vertrag
   aufgeklärt. Heute werden Wirkstoffe        – das Nagoya Protokoll – einen Ausgleich der Vorteile mit den Herkunfts­
   meist chemisch produziert.                 ländern vor.
• Mit biotechnologischen Verfahren ist      • Mit dem Verlust der Artenvielfalt gehen mögliche Wirkstoffe gegen Krank-
   die Produktion der Wirkstoffe durch        heiten verloren, bevor sie entdeckt werden konnten.
   Mikroorganismen und Pflanzen mög-
  lich. Viele dieser Biopharmaka sind       Was wir nicht wissen
  bei der Behandlung von Diabetes           • Sind Patente auf natürlich vorkommende Wirkstoffe aus Pflanzen und
  und Krebs bereits etabliert, weitere        Mikroorganismen gerechtfertigt?
  ­werden erforscht.                        • Wie lassen sich wirtschaftliche Interessen berücksichtigen und ­gleichzeitig
                                              ein fairer und transparenter Ausgleich mit den Herkunftsländern der
                                              Pflanzen herstellen?
                                            • Welche Folgen hat der Rückgang der Artenvielfalt für die Pharma­forschung?
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BIOBASIERTE PRODUKTE:
                                          BIONIK

Ausgangslage                              Was wir wissen
• Die Natur hat im Laufe der Evolution    • Vorbilder in der Natur lassen sich auf Alltagsprodukte übertagen:
  Möglichkeiten entwickelt, mit mini-       zum Beispiel Sonnencreme nach dem Vorbild der Korallen im Great Barrier
  malem Rohstoff- und Energieeinsatz        Reef oder Zahnbürsten mit Borsten nach dem Prinzip der Schneckenzunge.
  effiziente Strukturen auszubilden und   • Über Jahrtausende erprobte Lösungen der Natur haben ein hohes Potenzial
  maximale Leistung zu bringen.             für die Entwicklung innovativer energieeffizienter Produkte.
• Viele technische Erfindungen gehen      • Mit Nanotechnologie lassen sich biobasierte Werkstoffe optimieren und
  auf Beobachtungen der Natur zurück.       mit besonderen Eigenschaften ausstatten.
  Der Versuch Leonardo da Vincis, den
  Vogelflug nachzuahmen und so einen      Was wir nicht wissen
  Flugapparat zu bauen, ist eines der     • In welchen Bereichen der Technik und Technologie kann Bionik sinnvoll sein?
  ­bekanntesten Beispiele.                • Wann sind bionische Lösungen umweltverträglicher und nachhaltiger als
• Die heutige Bionik bezieht neben          traditionelle technische Lösungen?
   ­mechanischen Beobachtungen            • Die Risiken der Nanotechnologie sind bisher wenig erforscht. Welche
    auch biologische und biochemische       F­ olgen hat die Verwendung von Nanopartikeln für Umwelt und die
    ­Erkenntnisse ein.                       menschliche Gesundheit?

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                 BIOBASIERTE ENERGIE
BIOBASIERTE ENERGIE:
                                            HOLZ FÜR WÄRME UND STROM

Ausgangslage                                Was wir wissen
• Menschen weltweit nutzen Holz zur         • Neben Holz aus Wäldern und Forsten wird Pflanzenschnitt aus der Land-
  Energiegewinnung: traditionell als          schaftspflege, von Straßenrändern und Schienenwegen als Energieträger
  Herd- und Ofenfeuer und in modernen         benutzt.
  Anlagen zur Gewinnung von Strom           • Baumreihen und Plantagen, die gezielt auf landwirtschaftlichen Flächen
  und Wärme.                                  angelegt sind, liefern Holz für Kraftwerke. Sie können gleichzeitig weit­
• Mit dem Ausstieg aus fossilen Brenn-        räumige Flächen vor Winderosion schützen und den Humusgehalt sandiger
  stoffen und der Kernenergie wird Holz       Böden steigern.
  zum wichtigen Rohstoff für die Energie-   • Das Angebot auf dem Holzmarkt ist aktuell sehr gut, da viele kranke
  wirtschaft. Den Bedarf decken bisher        ­Bäume gefällt werden. Das wird aber nicht dauerhaft so sein.
  überwiegend heimische Wälder.
• Zunehmend stammt Brennholz aber           Was wir nicht wissen
  auch von landwirtschaftlichen Flächen,    • Wie können wir den Holzbedarf langfristig regional decken? Auch während
  zum Beispiel aus Baumreihen und             gefällte Baumbestände nachwachsen?
  Plantagen mit schnell wachsenden          • Wann ist eine Holzplantage nachhaltig? Wann wird die Grenze zur inten­
  Baumarten.                                  siven Landwirtschaft überschritten?
                                            • Pflanzenschnitt aus der Landschaftspflege wird traditionell kompostiert.
                                              Wie können wir es optimal einsetzen, damit alle Bedarfe gedeckt werden?

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BIOBASIERTE ENERGIE:
                                              SYNTHETISCHE KRAFTSTOFFE FÜR
                                              MOBILITÄT

Ausgangslage                                  Was wir wissen
• Die Grundlage für den nahezu gesam-         • Die Erzeugung von öl- und zuckerhaltigen Pflanzen für Biokraftstoffe findet
  ten Verkehr auf der Straße, in der Luft       auf landwirtschaftlichen Flächen statt. Damit steht sie in Konkurrenz zur
  und auf See sind erdölbasierte Kraft-         Nahrungsmittelproduktion.
  stoffe.                                     • Aus grüner Biomasse sowie Rest- und Abfallstoffen lassen sich synthetische
• Benzin, Diesel und Kerosin setzen bei         Kraftstoffe gewinnen. Diese können biochemisch verändert und so an den
  der Verbrennung das klimaschädliche           Bedarf vorhandener Motoren angepasst werden.
  Kohlendioxid frei. Und sie belasten         • Aufgrund der hohen Reinheit sind synthetische Kraftstoffe schadstoffarm
  die Luft mit gesundheitsschädlichen           und verbrennen effizienter als erdölbasierte Kraftstoffe.
  ­Stoffen.
• In Zukunft soll der Personen- und           Was wir nicht wissen
   Güter­verkehr elektrisch betrieben         • Die Entwicklung synthetischer Kraftstoffe steht erst am Anfang. Welche
   werden. Für den Betrieb von Schiffen         Ausgangsstoffe sind für die Produktion von synthetischen Kraftstoffen
   und Flugzeugen werden jedoch flüs­           geeignet?
   sige Kraftstoffe auf pflanzlicher Grund-   • Welche Biomasse wird auch in Zukunft in ausreichenden Mengen zur
   lage benötigt.                               ­Verfügung stehen?
                                              • Sind Biokraftstoffe als Übergangslösung zur energieeffizienteren Elektro-
                                                 mobilität sinnvoll? Oder verzögern sie die Umstellung?

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BIOBASIERTE ENERGIE:
                                           BIOMETHAN ZUR SPEICHERUNG
                                           VON ENERGIE

Ausgangslage                               Was wir wissen
• Erdgas hat einen fossilen Ursprung       • Anders als bei der Verbrennung von Erdöl und Kohle entstehen bei der
  und besteht überwiegend aus Methan.        Verbrennung von Methan nur wenige Schadstoffe.
  Große Vorkommen gibt es vor allem        • Biomethan lässt sich gut speichern – anders als regenerative Energie
  in Russland und anderen zentral­           aus Windkraft und Sonnenlicht. Damit ist es unabhängig von Wetter und
  asiatischen Ländern.                       Tageszeit verfügbar.
• Bei der Zersetzung von Pflanzen, Gülle   • Bei der Produktion von Biomethan entsteht ein nährstoffreicher Rück-
  und Bioabfällen durch Mikroorga­           stand. Dieser ist oft mit Schadstoffen belastet, weshalb er als Dünger für
  nismen entsteht ebenfalls Methan.          die Landwirtschaft oft ungeeignet ist.
  Aufgrund der biologischen Herkunft
  der Ausgangsstoffe wird es als           Was wir nicht wissen
  Bio­methan bezeichnet.                   • Wasserstoff, der mithilfe regenerativer Energie produziert wird, gilt als
• Methan verbrennt unabhängig von            Energiespeicher der Zukunft. Welche Bedeutung wird Biogas langfristig
  seiner Herkunft sehr energieeffizient.     haben?
                                           • Welche Perspektiven gibt es für Biogasanlagen? Welche Investitionen in
                                             Ausbau und Modernisierung von Biogasanlagen lohnen sich?
                                           • Können Algen schadstoffbelastete Rückstände aus Biogasanlagen
                                             ­abbauen?

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BIOBASIERTE ENERGIE:
                                              HOLZKOHLE FÜR GRILL UND
                                              INDUSTRIE

Ausgangslage                                  Was wir wissen
• Holzkohle entsteht, wenn getrocknetes       • Bei der Herstellung von Holzkohle werden Schadstoffe freigesetzt, die
  Holz in luftdichten Meilern unvollständig     die Atmosphäre schädigen. Darüber hinaus ist die Herkunft des verwen-
  verbrannt wird.                               deten Holzes kritisch.
• Holzkohle wird hauptsächlich als            • Holzkohle wird für die Halbleitertechnik und chemische Industrie auch in
  Wärme­quelle beim Grillen genutzt.            Zukunft ein wichtiger Ausgangsstoff bleiben.
  Darüber hinaus wird sie in der Elektro-     • Als Alternativen für klassische Grillkohle gelten aufbereitete Reststoffe
  technik, in der Stahlproduktion sowie         aus der Produktion von Olivenöl und Kokosmilch.
  für die Herstellung von Pigmenten
  verwendet.                                  Was wir nicht wissen
• Der Großteil der bei uns verwendeten        • Welche Voraussetzung muss umweltverträgliche und fair produzierte
  Holzkohle stammt aus Osteuropa, Süd-          Grillkohle erfüllen?
  amerika und afrikanischen Ländern.          • Ist die Suche nach Alternativen zur Holzkohle für industrielle Zwecke
                                                sinnvoll?
                                              • Grillen ist für viele Deutsche ein identitätsstiftendes Hobby. Wie kann
                                                das Bewusstsein der Menschen für umweltfreundliche Grillkohle
                                                ­gesteigert werden?

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CC-BY-SA 3.0, UN

             BIOÖKONOMIE
         NACHHALTIG GESTALTEN
BIOÖKONOMIE
                                           NACHHALTIG GESTALTEN:
                                           ERNÄHRUNG WELTWEIT SICHERN

Ausgangslage                               Was wir wissen
• Im Jahr 2050 werden voraussichtlich      • Weltweit leiden rund fünf Milliarden Menschen an Unterernährung ­
  rund elf Milliarden Menschen auf der       und Nährstoffmangel oder an den Folgen von Überernährung und
  Erde leben.                                ­Fett­leibigkeit.
• Mit zunehmendem Wohlstand steigt         • Die Erzeugung von biobasierten Rohstoffen auf landwirtschaftlichen
  die Nachfrage nach proteinreichen           Flächen hat direkten Einfluss auf die Lebensmittelpreise. Diese steigen,
  Nahrungsmitteln weltweit.                   wenn Nahrungsmittel knapp werden.
• Das zweite Nachhaltigkeitsziel der       • Nahrungsmittelverluste entstehen bei der Produktion, beim Transport
  Vereinten Nationen ist eine Welt            und in privaten Haushalten. Viele Lebensmittel werden weggeworfen.
  ­ohne Hunger. Alle Menschen sollen
   Zugang zu ausreichend gesunder und      Was wir nicht wissen
   ausgewogener Nahrung haben.             • Wie können Nahrungsmittelverluste reduziert und vorhandene Nahrungs­
                                             mittel bestmöglich verteilt werden? Werden dadurch ausreichend Flächen
                                             für biobasierte Rohstoffe frei?
                                           • Welches Potenzial hat die Pflanzenzüchtung und was kann grüne
                                             ­Gentechnik für eine nachhaltige Landwirtschaft leisten?
                                           • Wer darf entscheiden, was auf landwirtschaftlichen Flächen angebaut
                                              wird?

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BIOÖKONOMIE
                                             NACHHALTIG GESTALTEN:
                                             NACHHALTIG WIRTSCHAFTEN ALS
                                             CHANCE FÜR ALLE

Ausgangslage                                 Was wir wissen
• Der Handel mit Produkten ist global.       • Die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Flächen durch finanzstarke
     Was in einer Region produziert wird,      Konzerne und Investoren steigt. Darunter leiden kleine, traditionelle
     kann auf der ganzen Welt verkauft         ­landwirtschaftliche Betriebe.
     werden – und umgekehrt.                 • In der Marktwirtschaft bestimmen Preise den Warenfluss. Das hat
• Nicht alle Menschen profitieren von           ­Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen bei der Herstellung und
     den Möglichkeiten der Globalisierung.       ­Verarbeitung von Biomasse.
     Große Unterschiede gibt es zwischen     • Die biobasierte Wirtschaft ist eine Chance für ländliche Gebiete und
     Industrie- und Entwicklungsländern           strukturschwache Regionen, die durch regionale Wertschöpfung und
     sowie zwischen städtischen und länd-         neue Arbeitsplätze wieder attraktiver werden können.
  lichen Regionen.
• Das achte Nachhaltigkeitsziel der          Was wir nicht wissen
  ­Vereinten Nationen fordert eine           • Welche Bedeutung sollten Regierungen, indigenen Völkern oder traditio-
   produktive Vollbeschäftigung und            nellen Nutzungsformen bei der Vergabe von Landrechten zukommen?
   menschen­würdige Arbeit für alle          • Welche Rolle spielen Menschenrechte bei der Wahl von Produktions-
   ­sowie ein ökologisch und sozial            standorten?
    ­gerechtes Wirtschaftswachstum.          • Wie sollten strukturschwache Regionen – etwa ehemalige Kohleregionen –
                                               gefördert werden, um wirtschaftlich wieder anzuschließen?

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BIOÖKONOMIE
                                             NACHHALTIG GESTALTEN:
                                             NACHHALTIG PRODUZIEREN UND
                                             KONSUMIEREN

Ausgangslage                                 Was wir wissen
• Unsere Lebensweise stößt an die öko-       • Neuartige energie- und rohstoffsparende Produktionsweisen können
  logischen Grenzen unseres Planeten           negative Auswirkungen des Konsums auf Natur und Umwelt verringern.
  oder hat diese bereits überschritten.      • Eine nachhaltige Wirtschaft orientiert sich an Kreisläufen und Kaskaden:
• Eine nachhaltige Lebensweise ist             Rohstoffe und daraus hergestellte Produkte werden möglichst lange
  ­Voraussetzung dafür, dass Menschen          ­genutzt, bevor sie entsorgt oder verbrannt werden.
   auch in Zukunft gut leben können.         • Der Ersatz fossiler Rohstoffe durch Biomasse reicht nicht aus, um die
• Das zwölfte Nachhaltigkeitsziel der           ökologischen Grenzen unserer Planeten einzuhalten. Auch das Konsum­
   Vereinten Nationen ist eine Verän-           verhalten der Menschen muss sich ändern.
   derung des individuellen Konsums
   ­sowie der Wertschöpfung hin zu einer     Was wir nicht wissen
    ökologisch, wirtschaftlich und sozial    • Wie sollte unser Wirtschaftssystem verändert werden, damit es nach­haltig
    ­nachhaltigen Lebensweise.                 ist und künftigen Generationen Wohlstand sichert?
                                             • Ökologische, wirtschaftliche und soziale Aspekte stehen oft im Gegensatz
                                               zueinander. Wann darf ein Aspekt auf Kosten der anderen bevorzugt
                                               werden?
                                             • Wie sollten Verbraucher/-innen in die Gestaltung der Bioökonomie
                                               ­einbezogen werden, um die negativen Folgen einer biobasierten
                                                ­Wirtschaft zu minimieren?
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BIOÖKONOMIE
                                              NACHHALTIG GESTALTEN:
                                              INTAKTE ÖKOSYSTEME ALS GRUND-
                                              LAGE FÜR DAS LEBEN AUF DER ERDE

Ausgangslage                                  Was wir wissen
• Die Natur liefert mit ihren Öko­            • Landwirt/-innen spüren die Folgen des Klimawandels unmittelbar.
  systemen Nahrung, Trinkwasser                 Gleichzeitig trägt die landwirtschaftliche Erzeugung zum Klimawandel bei.
  und ­Rohstoffe. Sie mildert Umwelt­         • Der Anbau von Pflanzen auf zerstörten, stark sandigen oder unfrucht-
  katastrophen und wirkt regulierend            baren Böden kann die Qualität der Flächen verbessern und diese wieder
  auf das Klima.                                nutzbar machen.
• Viele Ökosysteme werden durch               • Artenvielfalt ist eine Voraussetzung für funktionierende Ökosysteme.
  Menschen verändert. Natürliche                Sie zu erhalten ist auch von wirtschaftlicher Bedeutung.
  ­Lebensräume vieler Pflanzen und
   ­Tiere ­gehen dabei verloren.              Was wir nicht wissen
• Das 15. Nachhaltigkeitsziel der             • Landwirtschaftlich nicht nutzbare, überschüssige Flächen zeichnen sich
    ­Vereinten Nationen widmet sich             durch eine große Artenvielfalt aus. Welchen Einfluss hat deren Nutzung
     den Landökosystemen. Diese ­sollen         für den Anbau von Biomasse?
     ­geschützt und wiederhergestellt         • Wie kann ein Ausgleich zwischen den wirtschaftlichen und den ökolo­
      ­werden. Der Rückgang der biologi-        gischen Interessen in der Landwirtschaft gelingen? Wer trägt die jewei­
       schen Vielfalt und die Wüstenbildung     ligen Kosten?
       sollen beendet und eine nachhaltige    • Wie stark können Ökosysteme belastet werden? Wo sind die Grenzen der
       Nutzung der ­Flächen an Land sicher­     Belastbarkeit, die nicht überschritten werden dürfen?
       gestellt werden.
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                                      MEGATRENDS
MEGATREND:
                                             KLIMAWANDEL

Ausgangslage                                 Was wir wissen
• Beim Verbrennen fossiler ­Rohstoffe        • Nachwachsende Rohstoffe entziehen der Atmosphäre Kohlendioxid.
  gelangt Kohlendioxid in die Atmo-            Produkte aus Biomasse speichern den Kohlenstoff über ihre gesamte
  sphäre und lässt die globale Tempe-          Lebensdauer.
  ratur steigen.                             • Bei der Verbrennung nachwachsender Rohstoffe und biobasierter­
• Die Auswirkungen der Erderwärmung            ­Produkte wird nur so viel Kohlendioxid freigesetzt, wie die Pflanze
  sind bereits spürbar: Klimazonen              ­während ihres Wachstums gebunden hat.
  ­verschieben sich, Gletscher schmelzen     • Durch Tierhaltung und Einsatz von Düngemitteln in der Landwirtschaft
   und der Meeresspiegel steigt.                 entstehen Gase mit noch klimaschädlicherer Wirkung als Kohlendioxid.
• Beim Pariser Klimaabkommen haben
   sich 190 Staaten verpflichtet, die Erd-   Was wir nicht wissen
   erwärmung zu begrenzen. Und zwar          • Wie kann die Bioökonomie möglichst schnell und wirksam zur Erfüllung
   im Vergleich zum vorindustriellen           der Ziele des Pariser Klimaabkommens beitragen?
   Zeitalter auf „deutlich unter“ zwei       • Welche Anbausysteme sind geeignet, um den Ausstoß klimaschädlicher
   Grad Celsius, besser sogar unter            Gase bei der landwirtschaftlichen Erzeugung zu begrenzen und gleich­
   1,5 Grad Celsius.                           zeitig die benötigten Erträge bereitzustellen?
                                             • Welche Pflanzen können langfristig dem Klimawandel standhalten und
                                               unseren Bedarf an gesunden Lebensmitteln und benötigten Werkstoffen
                                               decken?
Foto: © murattellioglu/shutterstock.com
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                                             DIGITALISIERUNG

Ausgangslage                                 Was wir wissen
• Die Digitalisierung gilt als wirtschaft-   • Landwirtschaftliche Prozesse können mit digitalen Technologien auto-
  lich bedeutende Innovation – ähnlich         matisiert und in Echtzeit überwacht werden. Der Einsatz von Dünge- und
  wie die Erfindung der Dampfmaschine          Pflanzenschutzmitteln kann dadurch bedarfsgerecht und präzise erfolgen.
  und der Eisenbahn.                         • In Datenbanken gespeichertes Wissen kann weltweit abgerufen werden
• Digitale Technologien ermöglichen            und so Prozesse beschleunigen, etwa in der Pflanzenzüchtung oder bei
  die Erfassung, Berechnung und Aus-           der Entwicklung biotechnologischer Verfahren.
  wertung großer Datenmengen in              • Die Digitalisierung selbst benötigt Ressourcen: Rohstoffe für die ­Herstellung
  ­kurzer Zeit.                                der elektronischen Geräte und Roboter sowie Energie für deren Betrieb.
• Für die Bioökonomie hat die Digitali-
   sierung eine übergreifende Funktion:      Was wir nicht wissen
   Sowohl in der Forschung als auch in       • Digitale Forschungsdaten sind wertvolle Ressourcen. Wer darf mit welchen
   der Praxis werden Prozesse zuneh-           Rechten und Pflichten auf diese Daten zugreifen?
   mend digital unterstützt.                 • Digitale Systeme sind sensibel gegenüber Störungen und Schadsoftware.
                                               Welche Risiken sind damit verbunden und wie können diese minimiert
                                               werden?
                                             • Welche Auswirkungen wird die Digitalisierung auf Arbeitsplätze, auf kleine
                                               und mittelständische Betriebe oder auf ländliche Regionen haben?

Foto: © Zapp2Photo/shutterstock.com
MEGATREND:
                                            DEMOGRAFISCHER WANDEL

Ausgangslage                                Was wir wissen
• Der Umfang und die Struktur von           • Jede Region auf der Welt hat ein Recht auf Entwicklung und wirtschaft-
  ­Gesellschaften verändert sich weltweit     lichen Wohlstand. Immer mehr Länder setzen dabei auf das Potenzial der
   mit starken regionalen Unterschieden.      biobasierten Wirtschaft.
• In vielen Ländern der nördlichen Halb-    • Die wachsende Weltbevölkerung und global zunehmende Mittelschicht
   kugel steigt aufgrund einer wachsen-       verändern bestehende Konsummuster.
   den Lebenserwartung und gleichzeitig     • Zukünftig wird die Nachfrage nach biobasierten Produkten und biobasierter
   niedriger Geburtenraten der Alters-        Energie den bisherigen Konsum fossiler Produkte übersteigen. Gleichzeitig
   durchschnitt der Gesellschaft.             bleibt die Zahl der produktiven Flächen begrenzt.
• Durch höhere Lebenserwartung und
   Migration verändern sich die ­Bedarfe    Was wir nicht wissen
   und Bedürfnisse der Menschen in          • Welche Auswirkungen hat der demografische Wandel auf die regionale
   ­Europa.                                   Wertschöpfung und den Konsum vor Ort?
                                            • Welche Wirtschaftssysteme ermöglichen ein würdiges Leben – sowohl
                                              dem arbeitenden Teil der Gesellschaft als auch den vielen Menschen im
                                              Ruhestand?
                                            • In vielen Teilen der Welt überwiegen die wirtschaftlichen Interessen der
                                              Bioökonomie. Wie kann es gelingen, eine ökologisch, wirtschaftlich und
                                              sozial ausgewogene biobasierte Wirtschaft in allen Teilen der Welt zu
Foto: © Lightspring/shutterstock.com          etablieren?
MEGATREND:
                                          BEWUSSTSEINSWANDEL

                                          Was wir wissen
Ausgangslage                              • Verbraucher/-innen bestimmen durch ihre Nachfrage das bestehende
• Umweltprobleme gehören zu den am          und zukünftige Produktangebot. Vielen ist das jedoch nicht bewusst.
   meisten wahrgenommenen Heraus-         • Das „bio“ in biobasiert wird oft mit dem Biolandbau assoziiert. Biobasiert
  forderungen in Europa.                    heißt aber nicht, dass der Rohstoff nach den strengen Regeln des Bioland-
• Verbraucher/-innen achten bei der         baus produziert wurde.
  Wahl von Produkten zunehmend auf        • Viele Verbraucher/-innen befürworten eine größere Verantwortung für
  Herstellungsbedingungen und eine          Klima, Umwelt und faire Arbeitsbedingungen. Allerdings sind nur wenige
  lange Nutzungsdauer der Produkte.         tatsächlich bereit, nachhaltig zu handeln und zum Beispiel auf Fleisch
• Ein an Nachhaltigkeit orientierter        oder ein eigenes Fahrzeug zu verzichten.
  ­Konsum in Industrieländern kann sich
   positiv auf globale Wertschöpfungs-    Was wir nicht wissen
   ketten auswirken. Davon profitieren    • Wer soll die zentralen Impulse für eine nachhaltige Wertschöpfung setzen?
   auch die Entwicklungsländer.             Welche Verantwortung tragen jeweils Politik und Wirtschaft, welche die
                                            Verbraucher/-innen?
                                          • Wie kann die Bioökonomie die Eigenverantwortung der Entwicklungs-
                                            länder stärken? Welche Geschäftsmodelle sind ethisch vertretbar, welche
                                            global gerecht?
                                          • Brauchen wir staatlich regulierte Zertifizierungen? Und wenn ja: Welche
                                            Siegel sollten eingeführt werden, um komplexe Prozesse übersichtlich
Foto: © Javier ki/shutterstock.com          abzubilden?
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