Grüne Innovation Dachbegrünung & Fassadenbegrünung - Wirkungen Grundlagenwissen Praxisbeispiele
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Bundesverband GebäudeGrün e.V. (BUGG). Wir über uns Der Bundesverband GebäudeGrün e.V. (BuGG) ist Fach- verband und Interessensvertretung gleichermaßen für Verbandssteckbrief Unternehmen, Städte, Hochschulen, Organisationen und allen Interessierten rund um die Gebäudebegrü- Branchen nung. Städtebau, Stadtplanung, Stadtökologie, Architektur, Landschaftsarchitektur, Garten- Der BuGG ist einer der wenigen Verbände, die sich und Landschaftsbau, Dachdecker schwerpunktmäßig und übergreifend mit Gebäudebe- Wirkungskreis grünung, also mit Dach-, Fassaden-, Innenraum- und Gebäudebegrünung (Dach-, Fassaden- und Innen- sonstiger Bauwerksbegrünung beschäftigt. raumbegrünung) und deren angrenzenden Be- Der Bundesverband GebäudeGrün verfolgt stets das reiche (u. a. Dachabdichtung, Wärmedämmung, übergeordnete Ziel, die Bauwerksbegrünung einem Entwässerung, Leckortung, Absturzsicherung), möglichst breiten Publikum nahe zu bringen. Im BuGG vorranging in Deutschland. bestehen durch die Interessensgemeinschaft Möglich- Tätigkeitsziele keiten, die Einzelfirmen nicht zur Verfügung stehen, um Öffentlichkeitsarbeit und Schaffung eines auf firmenneutralen Wegen positive Rahmenbedingun- Positiv-Images für die Gebäudebegrünung gen für das Begrünen von Gebäuden und Bauwerken zu Zentrale Informationsstelle zur Gebäudebe- schaffen. grünung: Fachinformationen, Veranstaltun- gen, News der Branche, Forschung, Kontakte Der BuGG bezieht seine Aktivitäten auf die folgenden Netzwerk und Erfahrungsaustausch drei Bereiche: Gründung: 17.05.2018 Mitglieder: 373 Informieren und fortbilden Sitz: Berlin Fördern und forschen Geschäftsstelle: Saarbrücken (Administration) Vermitteln und vernetzen Impressum Benutzerhinweise 2 Die vorliegende Fachinformation des Bundesverband GebäudeGrün e.V. (BuGG) ist als Zusammenfassung praxisorientiertes Grundlagenwissen gedacht, ohne An- spruch auf Vollständigkeit. Sie stellt kein neues Regel- werk dar, sondern bietet eine Handreichung zu bereits existierenden Richtlinien, Normen oder Gesetzen. Durch die Anwendung der Fachinformation entzieht sich niemand der Verantwortung für eigenes Handeln. Jeder handelt insoweit auf eigene Gefahr. Alle Fotos und Abbildungen Bundesverband GebäudeGrün e.V. (BuGG) (sofern nicht anders angegeben) Copyright Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist urheber- rechtlich geschützt. Ohne ausdrückliche Geneh- migung der Herausgeber ist jede Verwertung, die über die engen Grenzen des Urheberrechtes hinausgeht, unzulässig und strafbar. Dies gilt Albrechtstraße 13 insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzun- 10117 Berlin gen, Mikorverfilmungen sowie die Speicherung in Tel. +49 30 40054102 elektronischen Systemen. Fax +49 681 9880572 © 10/2020 E-Mail: info@bugg.de Bundesverband GebäudeGrün e.V. (BuGG) www.gebaeudegruen.info
Vorwort Klimaschutz ist eine der größten Herausforderungen Fassaden- und Dachbegrünungen sind im Rahmen unserer Gegenwart. Starkniederschläge und Hitze der energetischen Quartierssanierung ein wichtiger stellen für Bürgerinnen und Bürger ein erhöhtes Sicher- Baustein, um vor Ort Klimaextreme zu mildern. Gebäu- heits- und Gesundheitsrisiko dar. Begrünte Dächer und degrün hilft Witterungsextreme zu dämpfen und wirkt Fassaden können diese Probleme zwar nicht lösen, wie eine natürliche Klimaanlage, die gleichzeitig die aber sie wirksam entschärfen. Die Seehafenstadt Em- Luftqualität verbessert. Grüne Fassaden und Dächer den an Niedersachsens Nordseeküste zählt seit Jahren machen ein Stadtviertel attraktiver und schaffen Auf- zu den Vorreitern im Klimaschutz. Mit dem Master- enthaltswert – zu allen Jahreszeiten. Begrünung macht plan „100 % Klimaschutz“ hat die kreisfreie Stadt sich unsere Seehafenstadt noch etwas schöner und schafft verpflichtet, bis 2050 den Ausstoß von CO² um 95 % Lebensqualität für all diejenigen, die in ihr leben. zu reduzieren und 50 % der eingesetzten Endenergie einzusparen. Oberbürgermeister Tim Kruithoff Quelle: Tobias Bruns 3 Inhaltsverzeichnis 1. Wirkungen von Gebäudebegrünungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 2. Grundlagen zur Dachbegrünung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 3. Praxisbeispiele zur Dachbegrünung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 4. Grundlagen zur Fassadenbegrünung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 5. Praxisbeispiele zur Fassadenbegrünung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 6. Praxisbeispiele aus Emden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
Welche Vorteile habe ich durch eine Dach- bzw. Fassadenbegrünung? 1 Biodiversitäts- 2 Solargründach 3 Bodengebundene 4 Schrägdach- 5 Steildach- 6 Wandgebundene gründach Fassadenbegrünung begrünung begrünung Fassadenbegrünung Verbesserung des Mikroklimas Minderung für Eingriffe in Natur und Landschaft Beschattung, Wasserrückhalt, Verdunstung. Erhaltung der Artenvielfalt durch Schaffung zusätz- Bindung und Filterung von Staub und Luftschadstoffen. licher Grünflächen und die Erweiterung der Lebens- räume für Pflanzen und Tiere. 4 Energieeinsparung Wärmedämmung und Hitzeschild. Lärm- und Strahlenschutz Luftschalldämmung und Minderung der Schallreflexion Beitrag zum Hochwasserschutz Minderung des Elektro- und Licht-Smogs. Regenwasserrückhalt und Minimierung der Nieder- schlagsabflussspitzen. Moderne Stadtplanung Verbesserung des Arbeits- und Wohnumfelds, Kosteneinsparung großflächig einsetzbares Gestaltungselement Reduzierung der Abwassergebühren bei gesplitteter der Städte- und Landschaftsplaner. Abwassersatzung. Eventuell ersparte Ausgleichs- abgabe. Wertsteigerung Grünes Umfeld steigert den Wert der Immobilie und Gebäudeerhaltung des Wohngebiets. Längere Lebensdauer der Dachabdichtung durch Schutz vor Witterungseinflüssen und Temperatur- Freizeitflächen differenzen, UV-Strahlen, Hagel, Schadstoffen und Zusätzliche Nutzflächen im privaten und öffentlichen Schmutz. Bereich. Moderne Gebäudearchitektur Beschattung und Kühlung Raumbildende und natürliche Gestaltungselemen- Im Sommer schützt die Begrünung die Fassade vor te. Verbesserung des Arbeits- und Wohnumfelds, intensiver Sonneneinstrahlung und hat dadurch großflächig einsetzbares Gestaltungselement der einen angenehmen Kühleffekt. Städte- und Landschaftsplaner
7 Extensiv- 8 Tiefgaragen- 9 Begrünte 10 Retentions- 11 Dachgarten 12 Innenraum- begrünung begrünung Lärmschutzwand gründach begrünung 5
Grüne Innovation Dachbegrünung Was ist der Unterschied zwischen einer Extensiv- und einer Intensivbegrünung? Extensivbegrünung naturnah angelegt pflegeleicht trockenheitsangepasste Pflanzen, die sich wei- testgehend selbst erhalten und weiterentwickeln niedriger Pflanzenwuchs geringe Aufbauhöhe von etwa 6 – 15 cm (idealer- weise mit Substrat von mindestens 8 – 10 cm Höhe) geringes Gewicht von etwa 60 – 180 kg/m² Intensivbegrünung Pflanzungen von Stauden und Gehölzen sowie Rasenflächen und Bäumen Vergleichbar mit bodengebunden Freiräumen Höhere Ansprüche an den Schichtaufbau und die regelmäßige Wasser- und Nährstoffversorgung Höhe des Gesamtaufbaus beträgt etwa 30 – 100 cm Höherer Pflegeaufwand Höheres Gewicht von etwa 320 – 1200 kg/m² 6 Wie viel kostet eine Dach- begrünung und rechnen sich die Investitionskosten irgendwann wieder? Extensive Dachbegrünungen kosten je nach Aufbau und Größe etwa 20 bis 40 Euro/m². Bei Intensivbegrü- nungen sind mit Kosten ab etwa 60 Euro/m² zu rech- nen. Verschiedene Kosten-Nutzen-Analysen haben gezeigt, dass sich Dachbegrünungen je nach Objekt und Stand- ort nach etwa 10 – 30 Jahren rechnen können.
Schematische Darstellung der Schichtaufbauten » Extensive Dachbegrünung in mehrschichtiger Bauweise 7 Vegetation Trockenheitsangepasste, langjährige bewährte Pflanzenarten. Aufgebracht durch Saat, Sedum-Sprossen, Flachballen-Stauden oder Vegetationsmatten. 6 Extensivsubstrat (5 – 15 cm) Vegetationstragschicht; spezielles, technisch hergestelltes Sub- strat nach den Kennwerten der FLL-Dachbegrünungsrichtlinie 7 für Mehrschichtbauweise. 5 Filtervlies (0,5 cm) 6 Kunststoffvliese, die Dränage von der Vegetationstragschicht trennen und das Einschlämmen von Feinanteilen in die Drainage 5 verhindern. 4 4 Dränage (2 – 6 cm) 3 Speicherung von Niederschlagswasser und Ableitung des Über- 2 schusswassers zu den Entwässerungseinrichtungen. Die Dränage kann aus Schüttgütern wie z. B. Lava („Schüttgüterdränage“) oder 1 Kunststoffen („Festkörperdränage“) bestehen. 3 Schutzlage (0,5 – 1 cm) Die dargestellten Schichtaufbauten zeigen Schutzlage aus Vliesen, Gummigranulatmatten, usw. zum Schutz der mögliche Lösungen und die angegebenen Dachabdichtung vor mechanischer Beschädigung. Maße und Materialien sind beispielhaft ge- 2 Dachabdichtung bzw. Wurzelschutzbahn wählt; Abweichungen von den Maßen und Wurzelfest nach FLL bzw. DIN EN (siehe BuGG-Liste „WBB“ unter Verwendung anderer Materialien möglich. www.gebaeudegruen.info). Schutz vor Wasser und Wurzeln. 1 Geeignete Dachunterkonstruktion Ausreichende Tragfähigkeit, ggf. geeignete Wärmedämmung. » Intensive Dachbegrünung in mehrschichtiger Bauweise 7 Vegetation Langjährige bewährte Pflanzenarten vergleichbar mit dem eben- erdigen Garten mit Rasen, Stauden, Gehölze. Aufgebracht durch Stauden, Ballenware bzw. Fertigrasen. 7 6 Intensivsubstrat (20 – 35 cm) Vegetationstragschicht; spezielles, technisch hergestelltes Substrat nach den Kennwerten der FLL-Dachbegrünungsrichtlinie für Mehr- 7 schichtbauweise. 5 Filtervlies (0,5 cm) Kunststoffvliese, die Dränage von der Vegetationstragschicht trennen und das Einschlämmen von Feinanteilen in die Drainage 6 verhindern. 4 Dränage (6 – 12 cm) Speicherung von Niederschlagswasser und Ableitung des Über- 5 schusswassers zu den Entwässerungseinrichtungen. Die Dränage 4 kann aus Schüttgütern wie z. B. Lava („Schüttgüterdränage“) oder Kunststoffen („Festkörperdränage“) bestehen. 3 2 3 Schutzlage (1 cm) 1 Schutzlage aus Vliesen, Gummigranulatmatten, usw. zum Schutz der Dachabdichtung vor mechanischer Beschädigung. 2 Dachabdichtung bzw. Wurzelschutzbahn Wurzelfest nach FLL bzw. DIN EN (siehe BuGG-Liste „WBB“ unter www.gebaeudegruen.info). Schutz vor Wasser und Wurzeln. 1 Geeignete Dachunterkonstruktion Ausreichende Tragfähigkeit, ggf. geeignete Wärmedämmung.
Schädigen die Pflanzen- Welche Fachregeln sind beim 8 wurzeln meinem Dach? Bau von Dachbegrünungen zu beachten? Schon seit Jahrzehnten gibt es nach einem speziel- len Verfahren (FLL) geprüfte Dachabdichtungen und Wurzelschutzbahnen, die bei Gründächern eingesetzt Die wichtigsten Fachregeln sind: werden. Bei fachgerechter Verarbeitung schützen sie das Gebäude vor Wasser und Pflanzenwurzeln sicher - FLL: Richtlinie zur Planung, Ausführung und Pfle- und dauerhaft – Grund zur Sorge besteht nicht. ge von Dachbegrünungen (Dachbegrünungsricht- linie). – Forschungsgesellschaft Landschaftsent- Rhizombildende Pflanzenarten, wie beispielsweise wicklung Landschaftsbau e.V., Bonn Hrsg. Bambus oder Schilf, sollten nicht auf dem Dach ver- wendet werden. - ZVDH: Fachregeln für Dächer mit Abdichtungen (Flachdachrichtlinien). – Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks, Rudolf Müller Verlag, Köln - D IN 18531: Abdichtungen von Dächern sowie von Balkonen, Loggien und Laubengängen, Teile 1 - 4 Darüber hinaus gibt es für bestimmte Produktgrup- pen verschiedene Arten von Qualitätssicherungen (z. B. RAL, CE)
Beachtenswertes bei Planung einer Dachbegrünung Dachkonstruktion/Wurzelschutz Absturzsicherung Geeignete Dachkonstruktion, Wärme- Ab 2 Meter Absturzhöhe und Arbeiten dämmung und wurzelfeste Dachabdichtung näher als 2 Meter an der Absturzkante nach FLL-Dachbegrünungsrichtlinie bzw. Verpflichtung des Bauherrn bzw. Planers DIN EN 13948 Berücksichtigung in der Bau- und Ausreichende Anschlusshöhen und geeigne- Nutzungsphase te Randabschlüsse und -einfassungen Vollflächiger Wurzelschutz, d. h. auch die Gründach-Aufbau Bereiche, die nicht begrünt sind In Abhängigkeit von Nutzungs- und Ggf. Leckortung zur Gewerkeübergabe Vegetationsziel (siehe Seite 4/5) bzw. als Frühwarnsystem Begeh- und befahrbare Verkehrsflächen Zusätzliche Flächenlast auf dem Dach Extensivbegrünungen wiegen etwa Schichtaufbau (siehe Seite 5) je nach 60 – 180 kg/m². Leichtdachbegrünungen Belastung, Mindestgefälle von 2 % sogar nur etwa 40 kg/m² beachten Intensive Dachbegrünungen haben Flächenlasten ab etwa 300 kg/m² Windsoglast und Verwehsicherheit Verkehrslasten bei genutzten Dachterrassen Vor allem bei hohen bzw. windexponierten beachten Gebäuden Gefälle/Dachneigung Wasseranschluss Flachdächer (0 – 5°): bei gefällelosen Zur dauerhaften Bewässerung von Dächern und Extensivbegrünungen der Intensivbegrünungen Pfützenbildung entgegenwirken Zur Startbewässerung von Extensiv- Schrägdächer (5 – 15°): ab 15° Dachneigung begrünungen Schubsicherungsmaßnahmen gegen das Abrutschen des Gründachaufbaus vorsehen. Zugang zum Dach Erfahrene Fachfirmen errichten in Son- Zu Pflege- und Wartungszwecken derfällen auch Steildächer von bis zu 45° Dachneigung Abstimmung mit anderen Gewerken Zum Beispiel bei Kombination Photovol- Entwässerung taik/Gründach oder Kombination Gründach/ Entwässerung begrünter und unbegrünter Brauchwassernutzung 9 Dachflächen Ausreichende Anzahl der Dachabläufe und Notüberläufe berücksichtigen Ausreichend dimensionierte Dränage- schicht, u. a. bei langen Fließlängen vorsehen
10 Welche Pflanzen eignen sich für eine Dachbegrünung? Für die Extensivbegrünung sind alle Pflanzenarten aus Die Pflanzenauswahl sollte mit dem Landschaftsarchi- dem Stein- und Gewürzgarten denkbar – Dachwurz, tekten, dem Garten- und Landschaftsbaubetrieb oder Mauerpfeffer, Fetthenne, Karthäuser- und Felsennelke, dem Pflanzenlieferanten abgestimmt werden. Schnittlauch, Thymian, Origanum, Wiesenmagerite und vieles mehr. Siehe auch BuGG-Prospekt „Pflanzen Die am besten geeigneten Monate für die Vegetations- zur extensiven Dachbegrünung – Hauptsortiment“ und ausbringung sind April bis Juni und September bis www.gebaeudegruen.info. Anfang November. Es gibt verschiedene Arten der Vegetationsaufbrin- gung: in Form von Saatgutmischungen, Sedum- Sprossen, Flachballenstauden und vorkultivierten Vegetationsmatten. Bei Intensivbegrünungen wählt man Stauden und Gehölze, die nicht trockenheits- und frostempfindlich sind. Bei Dachgärten mit bespielbarem Rasen ist vor- zugsweise Fertigrasen einzusetzen.
Wie lange hält eine Dachbegrünung und wie muss man sie pflegen? Ein begrüntes Dach, einschließlich Abdichtung, hält bei Bei Intensivbegrünungen ist mehrfach im Jahr (3 – 10 regelmäßiger Pflege und Wartung mindestens 40 – 60 Mal) zu pflegen. Zu den schon genannten Maßnahmen Jahre. Entscheidend ist der fachgerechte Einbau von kommen noch bei Bedarf dazu … Dachabdichtung und Gründachschichtaufbau und die Verwendung von Produkten, die die Vorgaben der Überprüfen der Bewässerungseinrichtungen 11 FLL-Dachbegrünungsrichtlinie erfüllen. Um die Funk- Rückschnitt tionsgewährleistung der Begrünung, einschließlich Rasenpflege (Mähen, Vertikutieren, Aerifizieren) des Wurzelschutzes übernehmen zu können, ist eine regelmäßige Pflege und Wartung unerlässlich. Es wird unterschieden zwischen Fertigstellungs- Die bei Extensivbegrünungen ein- bis zweimal jährlich pflege (gehört zur Bauabwicklung und führt zum durchzuführenden Pflegemaßnahmen sind … abnahmefähigen Zustand) und darauf folgende Entwicklungs- und Unterhaltungspflege (abgedeckt Kontrolle der Dachrandbereiche und Dach- durch Pflege- und Wartungsverträge). durchdringungen auf Hinterwurzelungen durch Die Pflege ist unbedingt einzuplanen und detailliert Pflanzen auszuschreiben. Überprüfung der Entwässerungseinrichtungen Entfernen von unerwünschtem Fremdbewuchs Mähen der Vegetation und Abtragen des Mähguts Düngen (mit Langzeitdünger)
Referenzen zur Dachbegrünung
Quellenhinweis aller Fotos und Grafiken: BuGG
Grüne Innovation Fassadenbegrünung
Was ist der Unterschied zwischen einer boden- und einer wandgebundenen Fassadenbegrünung? Fassadenbegrünungen lassen sich vereinfacht in zwei Hauptkategorien einteilen: Bodengebundene Begrünung Wandgebundene Begrünung Bodengebundene Begrünung Die traditionellen bodengebundenen Begrünun- gen erfolgen an einer fertigen Außenwand je nach Klettermodus mit oder ohne Kletterhilfe. Sie sind im wesentlich dadurch charakterisiert, dass die verwendeten Pflanzen „Kletterpflanzen“ sind und eine direkte Verbindung zum gewachsenen Boden haben. Die „Kletterpflanzen“ sind Selbstklimmer oder benötigen geeignete dauerhafte Kletterhilfen. Die Wasser- und Nährstoffversorgung findet in der Regel über natürliche Einträge statt. Eine regelmä- ßige fachgerechte Pflege ist notwendig, jedoch in geringerem Maße als bei wandgebundenen Begrü- nungssystemen. Wandgebundene Begrünung Wandgebundene Begrünungssysteme bilden i.d.R. die Fassade der Außenwand und ersetzen hier andere Materialien wie Glas, Faserzement, Metal- le etc. Sie benötigen keinen Bodenanschluss und eignen sich daher besonders für innerstädtische Bereiche. Sie zeichnen sich durch sofortige Wirk- samkeit, große Gestaltungsspielräume („vertikale Gärten“) sowie ein großes Spektrum verwendbarer Pflanzen aus. 14 / 15 Die Versorgung mit Wasser und Nährstoffen erfolgt über eine automatische Anlage. Der Aufwand für Pflege und Wartung ist von der Art der Gestaltung und dem verwendeten System abhängig; insgesamt aber höher als bei bodengebundenen Begrünungen. Die Konstruktion muss auf die Begrünung abge- stimmt sein. Was kostet die Herstellung einer Fassadenbegrünung? Bodengebundene Fassadenbegrünungen (mit Klet- Die Kosten hängen grundsätzlich stark von der terhilfe) kosten je nach Aufbau und Größe etwa 100 Flächengröße, den baulichen Gegebenheiten, bis 300 Euro/m². der Bewässerungstechnik und dem gewünschten Begrünungsziel ab. Empfehlenswert ist, sich nach Wandgebundene Begrünungen sind in Herstellung einer ersten Beratung ein Angebot bei den BuGG- und Unterhaltung erheblich aufwendiger und von Mitgliedsfirmen einzuholen. der Kostenseite mit den vorgehängten und hinter- lüfteten Naturstein-Fassaden vergleichbar. Die Herstellungskosten beginnen etwa ab 400 Euro/m² und können bis über 1.000 Euro/m² gehen.
Bodengebundene Begrünung Flächenförmiger Direktbewuchs der Fassade Leitbarer Bewuchs mit Gerüstkletter- pflanzen (entspr. Kletterstrategie) Konstruktive und vegetationstechnische Entscheidungsparameter Selbstklimmer: Ranker, Schlinger, Wurzelkletterer, Haftscheibenranker Spreizklimmer, spalierbare Gehölze • Ohne Kletterhilfe • Kletterhilfe/Spalier erforderlich (Stäbe, Seile, Gitter, Netze) Wurzelung in Bodenfläche/Mit Oberboden- und Bodenwasseranschluss Flächenwirkung in 5-20 Jahren Flächenwirkung in 3-12 Jahren Gestaltungsspielraum gering Gestaltungsspielraum mittel Bautechnische Anforderungen Wasserversorgungsanlage standortbezogen, bei Bedarf Eignung für folgende Wandausbildungen • Massive einschalige Konstruktionen • Massive einschalige Konstruktionen (auf geschlossene Fugen und intakte • Holzkonstruktionen vollflächig bekleidet 16 / 17 Aussenhülle achten! oder ausgefacht, bedingt Haftgrund auf pflanzenphysiologische • Metallkonstruktionen Eignung prüfen!) freistehend oder ausgefacht • Vorsatzschalen, bedingt • Vorgehängte hinterlüftete Fassade (VHF), bedingt • Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS) • Luftkollektor-Fassaden Wirtschaftliche Kriterien Investitionsaufwand gering Investitionsaufwand gering bis hoch Substitution Fassadengestaltung Pflegeaufwand mittel, zunehmend Wartungs- und Instandhaltungsaufwand gering Ökologische Potenziale Verschattung - Ganzjährige energetische Mögliche Artenvielfalt am Standort - gering Mikroklimatische Relevanz ab 5 Jahren Mikroklimatische Relevanz ab 3 Jahren © BuGG Projektgruppe Fassadenbegrünung, Dipl.-Ing. Nicole Pfoser 09/2011
Wandgebundene Begrünung Pflanzgefäße an Tragkonstruktionen Pflanzen in senkrechten Vegetationsflächen/vertikale Gärten Modulare Systeme Flächige Konstruktionen Stauden (u.a. auch Gräser, Farne, Stauden (u.a. auch Gräser, und Farne), Stauden (u.a. auch Gräser, und Farne), bedingt Zwiebelpflanzen), Kleingehölze ; Kleingehölze, Moose; Wurzelkletterer Kleingehölze, Moose; Wurzelkletterer Schlinger, Ranker, Spreizklimmer bedingt bedingt bedingt • Substrat in Gefäßen • Substrat in Element–Einheiten aus • Textil–Systeme (Einzel– oder Linearbehälter) Körben/Gabbionen, Matten, Kassetten • Textil–Substrat–Systeme • Substrat tragende Rinnensysteme • Metallblech–System mit Wuchs- • Direkt begrünte Ziegel/Steinplatten öffnungen auf Textil bzw. Substrat- mit Begrünungsfördernder träger (mit/ohne Wandschutzfolie) Oberflächenplastizität • Direktbegrünung auf Nährstoff- tragender Wandschale Wurzelung in Substrat-Systemen/keine Anforderung an Bodenausbildung und Bodenwasseranschluss. Ohne Kontakt zum Baugrund Flächenwirkung sofort Flächenwirkung kurzfristig Gestaltungsspielraum - gross Wasser- und Nährstoffversorgungsanlage erforderlich Bauaufsichtlich relevant, statischer Nachweis erforderlich; Tragende Bauteile: Korrosionsschutz oder rostfreies Material Schutz der Fassade gegen Feuchte und Durchwurzelung erforderlich • Massive einschalige Konstruktionen • Massive einschalige Konstruktionen • Massive einschalige Konstruktionen • Holzkonstruktionen vollflächig bekleidet • Holzkonstruktionen vollflächig bekleidet • Holzkonstruktionen vollflächig bekleidet oder ausgefacht, bedingt oder ausgefacht, bedingt oder ausgefacht, bedingt 17 • Metallkonstruktionen • Metallkonstruktionen • Metallkonstruktionen freistehend oder ausgefacht, bedingt freistehend oder ausgefacht, bedingt freistehend oder ausgefacht, bedingt • Vorsatzschalen, bedingt • Vorsatzschalen, bedingt • Vorsatzschalen, bedingt • Vorgehängte hinterlüftete Fassade (VHF) • Vorgehängte hinterlüftete Fassade (VHF), • Vorgehängte hinterlüftete Fassade (VHF), stattdessen stattdessen • Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS) • Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS), • Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS) bedingt • Luftkollektor-Fassaden Investitionsaufwand mittel bis hoch Investitionsaufwand hoch Substitution Fassadengestaltung Pflegeaufwand mittel-hoch Wartungs- und Instand- haltungsaufwand mittel-hoch Wartungs- und Instandhaltungsaufwand hoch Relevanz bei laubabwerfenden Pflanzen Mögliche Artenvielfalt am Standort - mittel Mögliche Artenvielfalt am Standort - gross Mikroklimatische Relevanz ab 1 Jahr
An welchen Fassaden sind An welchen Wänden 18 wandgebundene Begrü- können Selbstkletterer nungssysteme bzw. Begrü- und Selbstklimmer nungen an Kletterhilfen ein- (z. B. Efeu und Wilder Wein) zusetzen? verwendet werden? Bei vorgehängten und hinterlüftete Fassaden, wär- Bei der Verwendung von Selbstkletterern bzw. megedämmten Vorsatzfassaden, holzbekleideten Selbstklimmern ist die Eignung des Untergrunds zu Fassaden und Trapezblechwänden sind grundsätz- prüfen. Selbstklimmer sollten nur auf intakten Un- lich nur Gerüstkletterpflanzen bzw. wandgebunde- tergründen ohne Risse, Spalten und offene Fugen ne Begrünungsysteme zu empfehlen. eingesetzt werden. Fassaden mit Aussendämmung Die Triebe von Selbstklimmern wachsen in Fugen sind hierfür meist nicht geeignet. und Spalten hinein und verursachen durch Dicken- Siehe auch Seite 4/5. wachstum Schäden an der Fassade. Siehe auch Seite 4/5.
Beachtenswerte Punkte einer Fassadenbegrünung („Planungs-Checkliste“) Planung, Ausführung und Pflege sollten stets durch erfahrene Fachleute erfolgen.Welchen Anspruch Bauherren, Planer und Ausführende bei ihren Über- legungen letztlich auch verfolgen, nachfolgende Punkte müssen für eine erfolgreiche und dauerhaf- te Fassadenbegrünung beachtet und ggf. erfüllt werden: Wandkonstruktion, Wandbeschaffenheit Entwässerung und Standort Bei fassadengebundenen Systemen zielgerich- Geeignete Wand- bzw. Fassadenkonstruktion tete Ableitung des Überschusswassers, ggf. und Wärmedämmung hinsichtlich Zusatzlasten Rückführung in den Bewässerungskreislauf. und Druckstabilität. Maximal mögliche Wandlast bei wandgebunde- Wasseranschluss, Wasserversorgung nen Systemen. Zur Startbewässerung von bodengebundener Maximal mögliche Zuglast bei Kletterhilfen Fassadenbegrünung. bodengebundener Systeme. Zur dauerhaften Bewässerung von wandgebun- Art der Wand (Beton, Putz, Holz, Metall, …). denen Systemen. Eventuell mit Zisterne. Ggf. Ausrichtung (Himmelsrichtung) der Fassade, mit Winterheizung. einschließlich Verschattung oder Lichtreflektion durch Nachbargebäude. Zugang zur Fassade Zu Pflege- und Wartungszwecken, ggf. mittels Zusätzliche Windsoglast Wartungsgängen, Hubsteiger oder Fassaden- Vor allem bei hohen bzw. windexponierten aufzügen. Gebäuden. Ggf. entstehende Zusatzlasten beachten. Absturzsicherung Ab 3 Meter Absturzhöhe. Geeignetes Fassadenbegrünungssystem Verpflichtung des Bauherrn bzw. Planers. In Abhängigkeit von Nutzungs- und Vegetati- Berücksichtigung in der Bau- und Nutzungs- onsziel (siehe Seite 4/5). phase. Geeignete Pflanzenarten Abstimmung mit anderen Gewerken In Abhängigkeit des ausgewählten Begrünungs- Zum Beispiel bei Kombination Photovoltaik/ 19 systems (siehe Seite 4/5). Fassadenbegrünung. Geeignete Kletterhilfen Bei bodengebundenen Systemen in Abhängig- keit der ausgewählten Pflanzen. Welche Fachregeln sind beim FLL: Richtlinien für die Planung, Bau und Instand- haltung von Wand- und Fassadenbegrünungen. Bau von Fassadenbegrünun- – Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung gen zu beachten? Landschaftsbau, Bonn. DIN 1055-4 „Windlasten“, Anhang A (Windzonen) und Anhang B (Geländekategorien).
20 Welche Pflanzen eignen sich für eine Fassadenbegrünung? Für die bodengebundene Fassadenbegrünung Umfassende Pflanzenlisten, unterteilt in boden- eignen sich viele bekannte Pflanzenarten, wie und fassadengebunde Begrünungssysteme, sind beispielsweise Wilder Wein, Efeu, Kletterhorten- zu finden unter www.gebaeudegruen.info. sie (ohne zusätzliche Kletterhilfen) und Geißblatt, Blauregen, Waldrebe, Kletterrose, Pfeifenwinde, Die am besten geeigneten Monate für die Pflan- Immergrüner Kletter-Spindelstrauch, Klettertrom- zung sind April bis Juni und September bis Anfang pete (mit unterstützenden Kletterhilfen). November. Bei den wandgebundenen Begrünungssystemen können beispielsweise Geranien, Bergenien, Steinbrech, Waldsteinien, Hainsimse, Streifen- und Schildfarne, Zwergmispel, Spindelstrauch, Johan- niskraut, Immergrün u.v.m. verwendet werden. Die Pflanzenauswahl sollte mit dem Landschafts- architekten, Garten- und Landschaftsbaubetrieb, Pflanzenlieferanten und dem Systemanbieter ob- jektbezogen abgestimmt werden.
Wie lange hält eine Fassa- denbegrünung und wie muss man sie pflegen? Fassadenbegrünungen können ebenso lang beste- Die bei den wandgebundenen Begrünungen fünf- bis hen wie das Gebäude. Voraussetzung ist allerdings zehnmal jährlich durchzuführenden Instandhal- der fachgerechte Einbau und eine regelmäßige und tungsmaßnahmen sind … fachgerechte Instandhaltung. Rückschnitt Vom Bewuchs freihalten: Fenster, Fensterläden, Die bei den bodengebundenen Begrünungen ein- bis Dächer, Fallrohre, Blitzableiter, Markisen und 21 zweimal jährlich durchzuführenden Instandhaltungs- Luftaustrittsöffnungen maßnahmen sind … Entfernen von abgestorbenen Pflanzenteilen Rückschnitt, ggf. Einflechten in Kletterhilfen Ersetzen von ausgefallen Pflanzen Vom Bewuchs freihalten: Fenster, Fensterläden, Wartung der Wasser- und Nährstoffversor- Dächer, Fallrohre, Blitzableiter, Markisen und gungsanlage Luftaustrittsöffnungen Vor dem Winter: Frostsicherung der Bewässe- Entfernen von abgestorbenen Pflanzenteilen rungsanlage Ggf. Düngen Düngen (falls nicht automatisiert über die Was- serzufuhr) Es wird unterschieden zwischen Fertigstellungs- pflege (gehört zur Bauabwicklung und führt zum abnahmefähigen Zustand mit gewünschtem De- ckungsgrad) und darauf folgende Instandhaltung zur Entwicklung und Unterhaltung (abgedeckt durch Pflege- und Instandhaltungsverträge). Die Pflege ist unbedingt einzuplanen und detailliert auszuschreiben.
Referenzen zur Fassadenbegrünung
Quellenhinweis aller Fotos und Grafiken: BuGG
Referenzen aus Emden Quellen der vier Fotos: Stadt Emden Stadt Emden Frickensteinplatz 2 26721 Emden www.emden.de Erstellt im Rahmen des durch die KfW geförderten, energetischen Sanierungs- managements Borssum in Kooperation Bundesverband GebäudeGrün e.V. (BuGG) mit der Stiftung Ökowerk Emden. Albrechtstraße 13 Ansprechpartner: 10117 Berlin Fachdienst Umwelt, Tel. +49 30 40054102 E-Mail: umwelt@emden.de, E-Mail info@bugg.de Tel. +49 4921 87-1416 www.gebaeudegruen.info
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