E25 Symposium Intensivmedizin + Intensivpflege - Rahmenprogramm Bremen erleben

 
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E25 Symposium Intensivmedizin + Intensivpflege - Rahmenprogramm Bremen erleben
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                                                        JAHRE
                                                   Symposium
Rahmenprogramm Bremen erleben                      Intensivmedizin + Intensivpflege

Entdecken Sie die schönen Seiten der Hansestadt!                      Jubiläumsausgabe

                                                                               HCCM
                                                                                 CONSULTING
E25 Symposium Intensivmedizin + Intensivpflege - Rahmenprogramm Bremen erleben
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              JAHRE
                                                                                                                                    DAS SYMPOSIUM
                                                                                                                                    INTENSIVMEDIZIN + INTENSIVPFLEGE BREMEN
                                                                                                                                    FEIERT SEIN 25-JÄHRIGES BESTEHEN

       Symposium
                                                                                                                                    Liebe Kolleginnen und Kollegen,
       Intensivmedizin + Intensivpflege                                                                                             sehr geehrte Damen und Herren,

                                                                                                      mit dieser Broschüre soll an die Anfänge und die Entwicklung einer
                                                                                                      Idee zu einem heute außerordentlich erfolgreichen interdisziplinären
                                                                                                      Fortbildungskonzept erinnert werden.

                                                                                                      Nach 25 Jahren erfolgreicher Kongressgestaltung ist das Symposium
                                                                                                      Intensivmedizin + Intensivpflege heute zu einer bedeutenden Fort-
                                                                                                      bildungsplattform in Deutschland geworden.

                                                                                                      Das ist in besonderem Maße hervorzuheben, weil das Fachwissen,
1992       1994                      1995                       1998                   2000
                                                                                                      die Aufgaben und Tätigkeiten des Pflegepersonals und der ärztlichen
                                                                                                      Mitarbeiter in den Krankenhäusern und vor allem in den Bereichen
                                                                                                      der Intensivtherapie einem stetigen dynamischen Wandel unterliegen
                                                                                                      und diese Bereiche dabei ein enormes Entwicklungstempo vorlegen.
                                                                                                      Das lässt die Belastbarkeit des ärztlichen und pflegerischen Personals
                                                                                                      permanent an ihre Grenzen kommen.

                                                                                                      Ständige hochqualifizierte Fortbildung aller Berufsgruppen sowie
                                                                                                      ein intensives Teamtraining sind daher außerordentlich wichtig,
                                                                                                      um stets Schritt zu halten.
  2003                2004                               2011                          2015
                                                                                                      In dieser Broschüre sollen diejenigen zu Wort kommen, die maßgeb-
                                                                                                      lich mit ihrem Enthusiasmus und Engagement zum Erfolg des Bremer
                                                                                                      Symposiums Intensivmedizin + Intensivpflege beigetragen haben.

                                                                                                      Es soll aber auch auf diese Weise allen Unterstützern des Symposiums
                                                                                                      und den Teilnehmern für die seit vielen Jahren dem Symposium
                                                                                                      gehaltene Treue gedankt werden.

                                                                                                      Herzlichst
                  IMPRESSUM

                                                                                                      W. Kuckelt, HCCM Consulting
                  Herausgeber: HCCM Consulting GmbH, Sögestraße 48, 28195 Bremen
                  V.i.S.d.P.: Prof. Dr. Werner Kuckelt
                  Konzept und Projektleitung: Sky View Imaging (Roland Schiffler, Matthias Ulrichs)
                  Texte und Interviews: Annemarie Struß-v. Poellnitz                                                                                                           02
                  Gestaltung, Layout, Druckbetreuung: Edda Jeggle                                                                                                              03
                  Bildnachweise: Sky View Imaging, shutterstock, Archiv HCCM
E25 Symposium Intensivmedizin + Intensivpflege - Rahmenprogramm Bremen erleben
GESUNDHEITSWIRTSCHAFT IST EINER DER
    WICHTIGSTEN WIRTSCHAFTSZWEIGE

Der Bremer Senator für Gesundheit, Dr. Hermann Schulte-Sasse,
ist Schirmherr des Symposiums Intensivmedizin + Intensivpflege.
  Das ist für ihn weit mehr als eine Pflichtaufgabe. Der Mediziner
                       hat selbst schon eine Intensivstation geleitet.
                                                                                  Dr. Hermann Schulte-Sasse, Senator für Gesundheit   Teilnehmer Pressekonferenz auf dem Symposium 2010.
                                                                                                                                      V.l.n.r: H. P. Schneider, Prof. Dr. K. Hankeln, S. Rüdebusch, Dr. H. Schulte-Sasse, Prof. Dr. W. Kuckelt

Was assoziieren Sie mit dem Begriff „Intensivstation“?      Wie hat sich die Intensivmedizin seit Ihrer Studienzeit                   bin ich sehr froh, dass wir auch in Deutschland inzwi-                      oder Hersteller orthopädischer Hilfsmittel. Und nicht
                                                            verändert?                                                                schen die Bedeutung einer ausreichenden Besetzung                           zuletzt haben die Kliniken in Bremen und in der Region
Schulte-Sasse: Viel Technik, viele Menschen, die den                                                                                  und der ständigen Qualifizierung der Pflege sehen.                          eine wichtige Funktion in der medizinischen Versor-
Kranken helfen. Für mich persönlich assoziiere ich          Schulte-Sasse: In den fast 40 Jahren, die ich persönlich                                                                                              gung der Bevölkerung in Norddeutschland. Durch die
damit den Beginn meines Medizinstudiums, eine Zeit,         überblicke, hat sich die Intensivmedizin sehr stark                       Das Symposium findet seit 25 Jahren in Bremen statt                         Gründung des Vereins „Gesundheitswirtschaft Nord-
in der ich Teile meines Studiums an der medizinischen       weiterentwickelt, sowohl was die wissenschaftlichen                       – in einer Stadt, die gar keine medizinische Fakultät                       west“ werden Bedeutung und Perspektiven dieses Wirt-
Hochschule Hannover über Nachtwachen auf der                Grundlagen angeht als auch was die Medizintechnik                         besitzt. Welche Rolle spielt die Gesundheitswirtschaft                      schaftszweiges inzwischen auch systematisch gebün-
Intensivstation finanziert habe. Später war ich eine Zeit   betrifft. Das Wissen über intensivmedizinische Behand-                    dennoch für den Standort?                                                   delt. Diese Initiative habe ich noch in meiner Zeit als
lang ärztlicher Leiter einer Intensivstation und habe in    lungstechniken ist heute sehr viel differenzierter.                                                                                                   Staatsrat gemeinsam mit der Handelskammer initiiert.
meiner ersten Berufsphase in Bremen als Arzt im Insti-                                                                                Schulte-Sasse: Gesundheitswirtschaft ist inzwischen                         Der Verein hat sich sehr gut entwickelt.
tut für klinische Pharmakologie auf den Intensivstatio-     Die Initiatoren des Symposiums haben von Anfang                           allgemein als einer der wichtigsten Wirtschaftszweige
nen der städtischen Kliniken regelmäßig Beratungs-          an sehr viel Wert darauf gelegt, dass die Pflegekräfte                    anerkannt, die wir in Deutschland haben. Das ist in den                     Wie beurteilen Sie vor diesem Hintergrund die Entwick-
visiten durchgeführt. Ich habe also eine recht lange        einbezogen werden. Welche Bedeutung hat Team-                             Regionen unterschiedlich stark ausgeprägt. Bremen ge-                       lung des Symposiums?
und intensive Verbindung zum Thema Intensivmedizin.         arbeit Ihrer Meinung nach?                                                hört zwar nicht zu den ausgesprochenen Zentren, aber
                                                                                                                                      auch in Bremen beziehungsweise in der Metropolregi-                         Schulte-Sasse: Die Entwicklung des Symposiums zeigt,
Sie haben als Student Nachtwachen auf der Inten-            Schulte-Sasse: Die Notwendigkeit dieser Entwicklung                       on, die auch Oldenburg und das Gebiet bis Osnabrück                         dass der Standort mit seinem Potenzial gut angenom-
sivstation gemacht. Wurden Sie darauf vorbereitet,          habe ich vom Beginn meiner beruflichen Laufbahn an                        umfasst, ist die Gesundheitswirtschaft ein wesentlicher                     men wird. Mit einer solchen Entwicklung hat sicher
was Sie da erwartet?                                        gesehen. Das hat vielleicht auch damit zu tun, dass                       Wirtschaftsfaktor.                                                          niemand gerechnet. Aus einem ganz kleinen Pflänz-
                                                            ich im Zivildienst selbst als Krankenpflegehelfer tätig                                                                                               chen ist eine so großartige und qualitativ hochwertige
Schulte-Sasse: Ein bisschen schon. Ich bin nach             war. Ich bin immer davon überzeugt gewesen, dass                          Obwohl es hier keine großen Pharmakonzerne gibt, wie                        Veranstaltung geworden. Ich gebe zu, ich habe die An-
dem Abitur nicht zur Bundeswehr gegangen, sondern habe      ein qualifiziertes Team die Garantie dafür ist, dass eine                 etwa in Berlin oder in der Rhein-Ruhr-Region?                               fänge damals eher skeptisch begleitet. Ich konnte mir
Zivildienst gemacht. Als „Zivi“ in einem Kölner Kranken-    Behandlung erfolgreich verläuft. Diese Teamorientie-                                                                                                  nicht vorstellen, dass daraus eine auf Dauer angelegte
haus hatte ich das Glück, an einer einjährigen Aus-         rung wird in den USA und in England schon viel länger                     Schulte-Sasse: Die haben wir hier zwar nicht, dafür aber                    Institution wird, die jedes Jahr so viele Menschen nach
bildung zum Krankenpflegehelfer teilnehmen zu kön-          praktiziert als bei uns. Untersuchungen belegen, dass                     einen starken Mix aus unterschiedlichen, vor allem                          Bremen zieht. Inzwischen ist der Kongress einer der
nen. Diese Zeit hat mich dazu bewogen, Medizin              die Überlebenschancen von Patienten weniger davon                         mittelständisch geprägten Unternehmen. Dazu gehö-                           größten dieser Art in Deutschland. Das ist ein gemein-
zu studieren.                                               abhängen, dass ein qualifizierter Leiter an der Spitze                    ren Institute wie das Fraunhofer MeVis an der Univer-                       samer Erfolg der damaligen Initiatoren, ihrer Nachfol-
                                                            steht, sondern sehr viel stärker davon, dass das gesam-                   sität mit innovativen Entwicklungen in Bildgebenden                         ger und der MESSE BREMEN.
                                                                                                                                                                                                                                                                            04
                                                            te Team hochqualifiziert zusammenarbeitet. Deshalb                        Verfahren oder Anbieter von IT für den Medizinbereich
                                                                                                                                                                                                                                                                            05
E25 Symposium Intensivmedizin + Intensivpflege - Rahmenprogramm Bremen erleben
Dr. Heidrun Gitter, Präsidentin der     Dr. Susanne Hepe, Leiterin der
                                                                   Ärztekammer Bremen               Akademie für Fortbildung
                                                                                                    der Ärztekammer Bremen

ÄRZTEKAMMER BREMEN: SYMPOSIUM MIT BISS
– EIN INNOVATIVES UND BEISPIELHAFTES KONZEPT
                                                                                                                                Die Teilnehmer des BISS trainieren Einsätze auf der Intensivstation
Die (Selbst-)verpflichtung zu lebenslanger ärztlicher Fortbildung gehört zu den grundlegenden
Berufspflichten von Ärztinnen und Ärzten und ist daher auch Bestandteil der Berufsordnung.
„Ärztliche Fortbildung ist damit auch eine der Kernaufgaben der Ärztekammer und hat für uns
                                                                                                                                Auch Ärztekammer-Präsidentin Heidrun Gitter findet                    Zertifizierung stärker als sinnvolle Trainingsmaßnahme
einen hohen Stellenwert“, sagt Dr. Heidrun Gitter, Präsidentin der Ärztekammer Bremen. Seit
                                                                                                                                diese Form des Intensiv-Trainings vorbildlich. „Mir ist               anerkannt werden. In der Fortbildung werde immer
einiger Zeit ist die Fortbildung auch gesetzlich geregelt. Damit sind alle Fachärzte, egal ob nieder-                           nicht bekannt, dass es das in Deutschland in dieser                   häufiger E-Learning eingesetzt. Dadurch könne man
gelassen oder im Krankenhaus, gesetzlich zur Fortbildung verpflichtet. Die von der Ärztekammer                                  Form woanders schon gibt“, sagt sie. Beispielhaft sei                 Fortbildung noch niedrigschwelliger ansetzen. Aufga-
zertifizierten Fortbildungen gelten auch als Nachweis für die gesetzliche Fortbildungspflicht.                                  auch der interdisziplinäre Charakter des Symposiums.                  be der Kammer sei es, auch dabei die Qualität dieser
                                                                                                                                „ Viele Intensivstationen stehen unter der Leitung von                Angebote genau zu prüfen. „ Aber trotz des zunehmen-
                                                                                                                                Anästhesisten. Aber die Anästhesie ist eigentlich ein                 den Medieneinsatzes bleibt die Erfahrung mit echten
Mit dem Symposium Intensivmedizin + Intensivpflege              Das Konzept von BISS sei sehr praxisnah, lobt sie. „Das         Service-Fachgebiet. Krank sind die Menschen aus den                   Patienten natürlich unersetzlich“, sagt Gitter.
gebe es seit Jahren eine gute Zusammenarbeit. „Das              sind genau die Probleme, die auf Ärzte zukommen, die            Fachgebieten Inneres, Chirurgie oder Neurologie. All
Symposium ist mittlerweile eine Institution und bietet          neu auf einer Intensivstation arbeiten, wie etwa der            diese großen Fachgebiete verlangen in ihrer Ausbildung                Wegen der großen Bedeutung von Fortbildungen für
die Möglichkeit zu aktueller und hochwertiger Fortbil-          Einsatz von Beatmungsgeräten. Die Geräte werden                 auch eine Pflichtstation auf der Intensivstation.“ Viele              den Wissenserhalt von Medizinern wünschen sich die
dung, die sich am Berufsalltag orientiert“, sagt Dr. Susanne    immer komplexer. Das haben die angehenden Ärzte im              Intensivstationen sind heute schon interdisziplinär.                  beiden Ärztinnen für die Zukunft eine stärkere gesell-
Hepe, Leiterin der Akademie für Fortbildung der Ärzte-          Studium alles schon mal gelernt, aber das ersetzt nicht         „Trotz der Herkunft der Patienten aus unterschiedlichen               schaftspolitische Unterstützung durch verbesserte
kammer Bremen. Mit besonderem Interesse begleite                die praktische Anwendung. Die muss man trainieren.“             Fachgebieten ähneln sich viele bedrohliche Situationen                Rahmenbedingungen, zum Beispiel durch ausreichende
die Kammer das Bremer Intensiv-Starter-Seminar (BISS),          Der Kurs sei eine sehr gute Kombination aus relevan-            in ihrer Systematik. Deshalb müssen die Intensivme-                   Freistellungen von der Arbeit, durch Beteiligung an
das jetzt zum zweiten Mal angeboten werde. „Bei der             ter Theorie und praktischen Übungen. Es sei durchaus            diziner immer auch über den Tellerrand blicken in das                 Fortbildungskosten und durch Unterstützung der
Intensivmedizin sind oft sehr schnelle Entscheidun-             sinnvoll, wichtige Handgriffe zunächst in der Simula-           Nachbarfachgebiet“, so Gitter. Deshalb berücksichtige                 klinischen Forschung und der ärztlichen Referen-
gen nötig, bei der Vergabe von Medikamenten oder                tion am Modell zu üben und nicht gleich am Kranken,             ein großer Kongress wie dieser sowohl die Spezialisie-                ten über den klinischen Arbeitgeber oder über eine
beim Einsatz technischer Mittel. Gerade deshalb ist es          erklärt Susanne Hepe: „Das Konzept ist deshalb so in-           rungen als auch interdisziplinäre Themen.                             entsprechende Honorierung in der vertragsärztlichen
wichtig, dass man solche Situationen vorher trainiert           novativ, weil es die Einarbeitung auf der Intensivstation                                                                             Praxis. Es gebe zwar eine hohe intrinsische Motivation
hat“, so Hepe. „Auch da haben wir eine Kooperation. Wir         vorwegnimmt. Das erhöht die Sicherheit beim Einsatz,            Die Kammer-Präsidentin ist davon überzeugt, dass                      zur Beteiligung an Fortbildungen, die zeitliche und
freuen uns als Kammer, wenn wir in den fachlichen und           und das macht diesen Kongress auch für Berufseinstei-           Simulation in der ärztlichen Fortbildung in Zukunft eine              finanzielle Belastung sei aber dennoch sehr hoch.
organisatorischen Diskurs einbezogen werden.“                   ger sehr attraktiv.“                                            zunehmende Rolle spielen werde. Das müsse bei der

                                                                                                                                                                                                                                                               06
                                                                                                                                                                                                                                                               07
E25 Symposium Intensivmedizin + Intensivpflege - Rahmenprogramm Bremen erleben
DIE MESSE BREMEN ALS KOMPETENTER PARTNER
DES SYMPOSIUMS INTENSIVMEDIZIN + INTENSIVPFLEGE

Hans Peter Schneider, Geschäftsführer der MESSE BREMEN und der ÖVB-Arena, Mitglied
der Geschäftsführung der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH, hat die Entwicklung
des Symposiums Intensivmedizin + Intensivpflege seit Beginn seiner Tätigkeit in Bremen aktiv
begleitet und vorangetrieben. Eine fruchtbare Zusammenarbeit, die entscheidend zur Professio-
nalisierung der Veranstaltung beigetragen hat.

                                                                                                                                                                                                     Hans Peter Schneider, MESSE BREMEN

                                                                                                                    aus dem Ausland kommen. Das bringt eine hohe Zahl
                                                                                                                    von Übernachtungsgästen und auch von Besuchern
                                                                                                                    für die Stadt. Gelegentlich kommt es schon vor, dass
                                                                                                                    man während des Symposiums kein Hotelzimmer mehr
                                                                                                                    bekommt. Das Symposium ist einer der wichtigsten
Wie ist die Zusammenarbeit mit den Initiatoren            MESSE BREMEN als Mitveranstalter eingestiegen ist,        Kongresse der MESSE BREMEN und auch einer der
des Symposiums Intensivmedizin + Intensivpflege           also nicht nur die Räume vermietet, sondern einen Teil    größten und der drei wichtigsten intensivmedizini-
entstanden?                                               des unternehmerischen Risikos übernommen hat. Die         schen Kongresse in Deutschland.
                                                          Entwicklung von Eigenveranstaltungen mit Partnern
Hans Peter Schneider: Wir haben uns im November           war damals für uns eine neue strategische Ausrichtung,    Der zweite wesentliche Aspekt: Seit den Anfängen
2001 zusammengetan. Das Symposium ist sehr schnell        die wir bis heute sehr erfolgreich umsetzen.              2002 ist der Kongress gewachsen und damit auch
gewachsen, und da zeichnete sich ab, dass eine Pro-                                                                 unser Team um Frau Grimm, die den Kongress betreut.      Die Veranstaltung hat jetzt schon fast 5000 Teilnehmer.
fessionalisierung in der Organisation erforderlich war.   Was macht diese Veranstaltung und diese Klientel für      Aber nicht nur das: Der Kongress war Mutter für weite-   Ist damit eine kritische Größe erreicht oder wird sie
Die MESSE BREMEN konnte hier ihr Know-how in der          die MESSE BREMEN so attraktiv?                            re Veranstaltungen mit medizinischem Schwerpunkt.        weiter wachsen?
Organisation von Großveranstaltung und in der Betreu-                                                               Aus der fachlichen Kompetenz, die wir aus diesem Kon-
ung von Teilnehmern und Ausstellern einbringen. So        Hans Peter Schneider: Auf der einen Seite sind wir eine   gress gewonnen haben, konnten wir weitere Eigenver-      Hans Peter Schneider: Das Symposium ist sehr stark
konnten die Intensivmediziner sich voll und ganz auf      Stadt ohne medizinische Fakultät. Es ist außergewöhn-     anstaltungen mit anderen Partnern entwickeln wie den     gewachsen, auch die Zahl der Aussteller hat sich deut-
die inhaltliche Gestaltung des Kongresses konzentrie-     lich, dass eine so hervorragende Veranstaltung in einer   Bremer Pflegekongress, den Deutschen Wundkongress        lich erhöht. In Zukunft geht es vor allem um qualita-
ren. Daraus ist eine Zusammenarbeit entstanden, die       Stadt stattfindet, in der man nicht Medizin studieren     und NEURO. Es hat sich gezeigt, dass das Bundesland      tives Wachstum. Die Frage ist auch: Will man immer
sich über die Jahre sehr bewährt hat.                     kann. Das Symposium ist verbandsfrei, kein Fachver-       Bremen ein guter Veranstaltungsort für medizinische      größer werden? Das Symposium wird auch deshalb so
                                                          band kann auf die Inhalte und Ziele Einfluss nehmen.      Kongresse ist. Wir hatten hier als Gastveranstaltungen   geschätzt, weil man hier gut miteinander ins Gespräch
War die Medizin für die MESSE BREMEN damals ein           Gerade weil hier keine Verbandspolitik gemacht wird,      die Kongresse der Deutschen Diabetes Gesellschaft, der   kommt. Wenn eine Veranstaltung zu groß wird, verän-
neues Thema?                                              haben wir es gemeinsam mit den Ärzten geschafft,          Deutschen Gesellschaft für Psychologie, den Wirbelsäu-   dert sich der Charakter. Das Familiäre würde verloren
                                                          dass fast 5000 Teilnehmer dieses Symposium besuchen.      lenkongress, die Nuklearmediziner, einen Hypnosekon-     gehen. Die Kommunikation untereinander ist enorm
Hans Peter Schneider: Das war die erste Veranstaltung     Das ist natürlich auch für die Stadt gut, weil Besucher   gress, die Mikrobiologen, die Pneumologen und 2015       wichtig, und die funktioniert hier gut. Wir wollen keine
                                                                                                                                                                                                                                          08
im Medizin-Bereich und auch eine der ersten, in die die   und Aussteller aus dem ganzen Bundesgebiet und auch       kommen die Rheumatologen.                                gesichtslose Großveranstaltung werden.
                                                                                                                                                                                                                                          09
E25 Symposium Intensivmedizin + Intensivpflege - Rahmenprogramm Bremen erleben
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GEMEINSAM FÜR KONTINUITÄT UND WANDEL

Kaum als Mitveranstalterin eingestiegen, hat die MESSE BREMEN schnell immer
mehr organisatorische Aufgaben übernommen und eine enge Zusammenarbeit mit
dem Tagungsbüro begonnen, die bis heute fortdauert.           Text: Kordula Grimm

„Nur ein Symposium Intensivmedizin + Intensivpflege          Centrum wurde sehr schnell auch die Halle 4.1 für
im Jahr? Und was macht das Projektteam der MESSE             Sitzungen und als Ausstellungsfläche genutzt und
                                                                                                                           SYMPOSIUM INTENSIVMEDIZIN + INTENSIVPFLEGE
BREMEN in der übrigen Zeit?“ – klassische Frage.             schließlich folgte der Umzug in die große Aus-
„In welcher übrigen Zeit?“ – passende Antwort.               stellungshalle 4.                                             Entwicklung 2004 bis 2014
                                                                                                                                              Anzahl Teilnehmer
Warum so viel Engagement? Weil das Symposium in              Und das Symposium hat sich in den letzten 12 Jahren                              Standfläche (netto)

jeder Hinsicht ungewöhnlich ist. Hinter den Kulissen         auch qualitativ ständig weiterentwickelt, etwa durch
findet sich wieder, was auch vor den Kulissen des Sym-       die Einführung einer Programmgliederung in the-
posiums zu sehen ist: der interdisziplinäre Diskurs auf      matische Säulen, durch neue Programmmodule und
Augenhöhe.                                                   neue Raumkonzepte, durch die Nutzung und Fortent-
                                                             wicklung einer erweiterten Kongress-Software, durch
Gewöhnlich werden große Medizinische Kongress-               Relaunches der Website und des Erscheinungsbildes.
messen von Verbänden veranstaltet, durch spezialisier-
te Dienstleister organisiert, und „die Messe“ ist schlicht   Ein zentraler Schritt war die Gründung des hochkaräti-
der Ort, an dem der Kongress stattfindet oder im nächs-      gen Programmkomitees, das die Programminhalte sehr
ten Jahr vielleicht auch schon nicht mehr.                   aktiv und strukturiert selbstständig erarbeitet, ein
                                                             weiterer die Stärkung des Wissenschaftlichen Vereins
Die MESSE BREMEN jedoch ist zum langjährigen Mit-            zur Förderung der klinisch angewendeten Forschung
veranstalter und als Mitveranstalter zu ihrem eigenen        in der Intensivmedizin e. V. (WIVIM). Die qualitative

                                                                                                                                   1.302 m³

                                                                                                                                                         1.520 m³

                                                                                                                                                                            1.685 m³

                                                                                                                                                                                               1.770 m³

                                                                                                                                                                                                                  1.806 m³

                                                                                                                                                                                                                                     2.151 m³

                                                                                                                                                                                                                                                            2.270 m³

                                                                                                                                                                                                                                                                               2.364 m³

                                                                                                                                                                                                                                                                                                  2.552 m³

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     2.629 m³

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        2.625 m³
                                                                                                                           3.550

                                                                                                                                                 3.700

                                                                                                                                                                    3.800

                                                                                                                                                                                       3.800

                                                                                                                                                                                                          3.920

                                                                                                                                                                                                                             3.922

                                                                                                                                                                                                                                                    4.073

                                                                                                                                                                                                                                                                       4.207

                                                                                                                                                                                                                                                                                          4.275

                                                                                                                                                                                                                                                                                                             4.321

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                4.664
Dienstleister geworden. Von der Beratung zur Budgetie-       Zukunft des Symposiums ist dadurch ebenso abge-
rung und Bewerbung, von der Verteilung der Sitzungen         sichert wie die bundesweite Vernetzung. Beide Gre-
auf Tage und Räume bis zur Ablauforganisation vor Ort,       mien arbeiten eng und vertrauensvoll mit der MESSE            2004                 2005                2006               2007               2008               2009                  2010                2011               2012               2013               2014
vom ersten Ausstellerkontakt bis zur Standverteilung         BREMEN zusammen, so dass inhaltliche Ideen mit
und Hallengestaltung, von der Auswertung bis zur             organisatorischen Möglichkeiten ohne Umschweife
Abrechnung: lauter Aufgaben der MESSE BREMEN.                vermittelt werden können.                                     Wichtig für Wachstum und Wandel des Symposiums                                                                       So eine sichere Basis ist viel wert, denn die Zeit geht
                                                                                                                           bleibt aber vor allem die ungewöhnliche Kontinuität.                                                                 weiter. Die Arbeitssituation in den Kliniken hat sich für
Und das vor allem aus einem Grund: weil die Erfinder         Mit dem stetigen Wachstum sind auch die Herausfor-            Wer einen Kongress immer im selben Messe- und                                                                        die Teilnehmer geändert. Zudem wird Compliance ein
des Symposiums, Prof. Kuckelt und Prof. Hankeln, so          derungen gestiegen. Zu einer Projektleiterin sind im          Congress Centrum ausrichten kann, hat eine bessere                                                                   immer größeres und komplexeres Thema für alle Betei-
teamorientiert sind und interdisziplinär denken.             Laufe der Zeit fünf Kolleginnen hinzugekommen. Kor-           Chance, die Erfahrungen vor Ort für gezielte Weiterent-                                                              ligten. Spannende Herausforderungen entstehen durch
Dadurch ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit              dula Grimm, Claudia Golke, Susan Haus, Cordula Paul,          wicklungen zu nutzen. Und alle Gäste wissen, worauf                                                                  neue technische Möglichkeiten wie die Kongress-App
entstanden, und es entwickeln sich Synergien, die            Janina Boller und Deborah Buchholz bilden das aktuelle        sie sich im nächsten Jahr wieder freuen können. Das                                                                  und das freie W-LAN-Netz. Und das Programm wächst,
dem Kongress zugutekommen.                                   Projektteam der MESSE BREMEN. Hauseigene Spezia-              Projektteam ist zwar jung genug für neue Ideen, aber                                                                 wie man zum Beispiel an den neuen Angeboten
                                                             listen für Veranstaltungstechnik sind unter der Leitung       dennoch arbeiten etliche Projektmitarbeiterinnen seit                                                                BISS I und II für Anfänger auf der Intensivstation sieht.
In der gemeinsamen Zeit ist die Teilnehmerzahl von           von Astrid Vortkamp eingestiegen, und die Pressearbeit        über 10 Jahren für ihren Kongress. Da ist die Identifi-
3.219 auf 4.664 gestiegen, aus 98 wurden 182 Aus-            hat Christine Glander mit ihrem Team übernommen,              kation hoch und Know-how bleibt erhalten. Zudem                                                                      Nach dem Kongress bleibt vor dem Kongress, wie es
steller, 1.208 qm Standfläche sind auf 2.625 qm ange-        um nur einige Kollegen zu nennen. Qualifizierte Partner       schaltet und waltet im Tagungsbüro der HCCM-                                                                         so schön heißt, und das ist auch gut so!
wachsen und die klassischen 6 qm–Stände mit Tisch,           aus der Region sind dazugekommen wie etwa die                 Consulting GmbH immer schon der gleiche „gute
2 Stühlen und Display sind in vielen Fällen aufwendi-        Bremer Touristik-Zentrale, andere haben ihren Service         Geist“, Elke Stegmann.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   10
gen Standbauten gewichen. Neben dem Congress                 ausgebaut.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   11
E25 Symposium Intensivmedizin + Intensivpflege - Rahmenprogramm Bremen erleben
ger am LDW. Klaus Hankeln war mir namentlich durch            standen und uns bestärkt, weiterzumachen. Inzwischen
PROFESSOR KLAUS HANKELN UND PROFESSOR WERNER KUCKELT
                                                                                                                       seine wissenschaftliche Tätigkeit, unter anderem zu-          haben nun auch die Fachverbände in Deutschland
                                                                                                                       sammen mit Prof. Shoemaker in Los Angeles, bekannt.           gesehen, wie erfolgreich unser Ansatz war, der seitdem
                                                                                                                       Dort hatte er an der Datenerfassung von Vitalfunktio-         schon mehrfach kopiert worden ist.
                                                                                                                       nen per Computer gearbeitet. Wir hatten in Ostberlin
                                                                                                                       mit derselben Intention sowohl tierexperimentell als          Wie haben die Pflegekräfte reagiert?
                                                                                                                       auch klinisch gearbeitet.
PIONIERE DER INTENSIVMEDIZIN
                                                                                                                                                                                     Prof. Kuckelt: Vom Prinzip her fanden sie das gut,
                                                                                                                       Prof. Hankeln: Es zeigte sich sehr schnell, dass wir eine     reagierten zunächst aber zurückhaltend und zögerten,
                                                                                                                       gemeinsame Gesprächsebene hatten. Wir sahen beide             sich aktiv einzubringen. Heute nimmt die Akademi-
                                                                                                                       die Notwendigkeit, unseren Fachbereich stärker zu             sierung im Pflegebereich ständig zu, aber damals war
                                                                                                                       profilieren und prozessorientierte und teambezogene           das Selbstverständnis der Pflegekräfte noch ein ganz
                                                                                                                       Fortbildungen nachhaltig zu unterstützen. Deshalb                                        anderes. Die Bereitschaft,
                                                                                                                       engagierten wir uns bei den Delmenhorster Symposien                                      aktiv zu werden, kam damals
                                                                                                                       zur Anästhesie, die Prof. Henschel, damals Chefarzt des                                  vor allem aus der Ebene der
                                                                                                                       Klinikums Bremen-Mitte, veranstaltete. Der Schwer-                                       Pflegekräfte, die entspre-
                                                                                                                       punkt unserer zukünftigen Bemühungen sollte jedoch                                       chende Auslandserfahrungen
                                                                                                                       vor allem die Intensivmedizin sein. Aus diesem Grund                                     einbrachten. Häufig war
                                                                                                                       beschlossen wir ein eigenständiges Fortbildungskon-                                      auch noch das berufsständig
                                                                                                                       zept für die anästhesiologische Intensivmedizin und                                      orientierte Denken mancher
                                                                                                                       Intensivpflege zu entwickeln.                                                            Personalräte ein Hindernis.

                                                                                                                       Sie wollten die Intensivmedizin verändern?                                                Prof. Hankeln: Bei der Pflege
Professor Dr. Klaus Hankeln            Professor Dr. Werner Kuckelt                                                                                                                  Prof. W.C. Shoemaker, 1999  ist inzwischen aber ein Para-
                                                                                                                       Prof. Hankeln: Die Intensivmedizin war zu der Zeit                                        digmenwechsel erfolgt. Als
Interdisziplinarität, Nähe zur Praxis, der Diskurs aller beteiligten Berufsgruppen auf Augenhöhe                       noch nicht auf dem heutigen Niveau angekommen.                wir begonnen haben, über notwendige Veränderungen
– all das macht das Symposium Intensivmedizin + Intensivpflege für viele Ärzte, Schwestern, Pfleger                    Die Intensivmedizin ist ja mittlerweile 60 Jahre alt. Wir     nachzudenken, waren in bedeutenden Universitätskli-
und für die Industrie zu einem festen Termin im Kalender. Es ist in den nunmehr 25 Jahren seines                       beide gehörten zur zweiten Generation derjenigen, die         niken zum Teil noch allein Ordensschwestern für die
                                                                                                                       die Intensivmedizin weiterentwickelt hat. Die Anästhe-        Pflege zuständig. Es herrschte eine strenge hierarchi-
Bestehens zu einem der wichtigsten Foren für die intensivmedizinische Praxis geworden, von dem
                                                                                                                       siologie, aus der wir beide kommen, sah ihren Schwer-         sche Ordnung. Männliche Pflegekräfte gab es nur in der
immer wieder Impulse für die Veränderung des Klinikalltags ausgehen.                                                   punkt aber damals keineswegs in der Intensivmedizin.          Urologie zum Legen von Kathetern, im Gipsraum oder
Die Keimzelle des Symposions bildete ein Kreis von circa 30 engagierten Anästhesisten und Inten-                       Das waren einige Liebhaber, die sich innerhalb der An-        in der Chirurgie, wo Krankenpfleger die Trage gescho-
sivmedizinern, die sich 1989 in der „Strandlust“ in Bremen-Vegesack zum fachlichen Austausch                           ästhesiologie mit Intensivmedizin auseinandersetzten          ben haben. Erst mit der zunehmenden Technisierung
                                                                                                                       und relativ schnell auch die Schwachstellen erkannten.        in der Intensivmedizin hat sich auch die Ausbildung
trafen. Hauptreferent war Professor William C. Shoemaker, Los Angeles. Seine Idee einer berufs-                        Ein Chirurg will und soll in erster Linie operieren. Er hat   in den Pflegeberufen verändert. Im Zuge dieser Ent-
gruppen-übergreifenden interdisziplinären Fortbildungsveranstaltung für die Intensivmedizin und                        keine Zeit, sich den ganzen Tag auf einer Intensivthe-        wicklung ist die Pflege initiativ geworden. Heute ist
die Intensivpflege stieß in Bremen auf große Resonanz. Von nun an traf man sich jedes Jahr, zu-                        rapiestation zu bewegen. Dennoch standen damals               die Augenhöhe zwischen Ärzten und Pflegekräften
                                                                                                                       gerade Intensivtherapiestationen als Wachstationen            weitestgehend erreicht.
nächst von 1990 bis 1993 in Delmenhorst, ab 1994 in Bremen, und jedes Jahr wurde der Kreis der
                                                                                                                       unter chirurgischer Leitung. Wir gehörten in Zentraleu-
Teilnehmer größer. Dieser Erfolg geht auf die Initiative von zwei Anästhesisten (Intensivmedizinern)                   ropa zu den anästhesiologischen Pionieren der Inten-          Prof. Kuckelt: Das sieht man natürlich auch an der
zurück, die sich zur richtigen Zeit am richtigen Ort trafen: Werner Kuckelt und Klaus Hankeln.                         sivmedizin. Uns war sehr schnell klar: Wenn wir etwas         Entwicklung unseres Programms. Am Anfang waren
                                                                                                                       Neues entwickeln wollten, mussten wir weitergehen             die Themen rein medizinisch/ärztlich orientiert. Das
                                                                                                                       und dafür sorgen, dass diejenigen, die die Hauptzeit am       ist heute ganz anders. Wir haben in der Vergangen-
Wie haben Sie beide sich gefunden?                            wichtigen Fragestellungen der klinischen Praxis in der   Patienten verbringen, also Schwestern und Pfleger, in         heit manchmal aneinander vorbei geredet oder sind
                                                              Intensivmedizin. Bereits damals wurde erkannt, dass      die Entscheidungsfindungsprozesse der Intensivmedi-           aneinandergeraten. Aber wir haben alle beharrlich an
Prof. Kuckelt: Ich kam 1985 mit meiner Familie unter          die Prozesssteuerung und Kontrolle der intensivmedizi-   zin neben kompetenten subspezialisierten Ärzten mit           unserem Konzept festgehalten. Dabei hat uns
außergewöhnlichen Umständen aus Ostberlin nach                nischen Behandlungsabläufe zukünftige Schwerpunkte       100 Prozent einbezogen werden.                                Cornelia Hankeln sehr unterstützt.
Bremen und war auf der Suche nach Arbeit. Bis zu              der Intensivmedizin sein würden. In Bremen traf ich
diesem Zeitpunkt arbeitete ich in Ostberlin als An-           Franz Böhmert, den damaligen Ärztlichen Direktor des     Wurde dieser neue Ansatz denn von der Ärzteschaft
ästhesist, Intensivmediziner und leitender Oberarzt,          Klinikums Links der Weser (LDW) und aktiven Unter-       und von den Pflegekräften akzeptiert?
in einer Forschungsabteilung für Intensivmedizin. In          stützer klinisch angewendeter Forschung, und Klaus
dieser Forschungsabteilung forschten Ärzte, Biochemi-         Hankeln. Er war Oberarzt am LDW, war aber bereits        Prof. Hankeln: In Deutschland sind wir zunächst heftig
                                                                                                                                                                                                                                                 12
ker, Mathematiker, Physiker, Bioingenieure, Pflegekräfte      zum Chefarzt der Anästhesieabteilung am Klinikum         kritisiert und auch bespöttelt worden. Die Niederländer
                                                                                                                                                                                                                                                 13
und medizinisch-technische Assistenten zu damals              Bremen-Nord gewählt worden. Ich wurde sein Nachfol-      und die Schweizer, die haben das damals schon ver-
E25 Symposium Intensivmedizin + Intensivpflege - Rahmenprogramm Bremen erleben
PROFESSOR KLAUS HANKELN UND PROFESSOR WERNER KUCKELT
Pioniere der Intensivmedizin
                                                                                                                        den Ärzten als auch beim Pflegepersonal. Natürlich hat      Intensivmedizin wird in der Öffentlichkeit oft assoziiert
                                                                                                                        die Industrie ein Interesse daran, bestimmte Inhalte zu     mit „Apparatemedizin“. Durch die starke Technisierung
                                                                                                                        befördern. Deshalb tritt sie an uns heran, wenn sie zum     und Verfremdung ist sie auch angstbehaftet: Was kann
                                 Prof. Hankeln: Meine      wir mit unserer knappen Personalstruktur nicht leisten       Beispiel eine bestimmte Sitzung auf dem Kongress un-        Medizin und was soll und darf sie, zum Beispiel im
                                 Frau kommt aus der        können.                                                      terstützen oder ausrichten möchte. Das ist ein Bereich,     Bereich der lebenserhaltenden Maßnahmen? Welchen
                                 Pflege. Sie hat die                                                                    der dann klar als Industrieveranstaltung ausgewie-          Platz haben solche Fragestellungen auf dem Kongress?
                                 Initiative ergriffen,     Prof. Kuckelt: Damit konnten wir uns auf die inhaltliche     sen ist. Das Programmkomitee nimmt darauf keinen
                                 Themen, die wir ge-       Gestaltung konzentrieren. Die ersten Veranstaltungen         Einfluss, koordiniert aber die Abläufe. Direkten Einfluss   Prof. Kuckelt: Gerade das sind Schwerpunkte des
                                 meinsam diskutiert        haben wir noch aus den Kliniken heraus organisiert,          auf Entscheidungen des Programmkomitees nimmt die           Symposiums. Ein großes Thema ist auch die Organ-
                                 haben, in die Pflege      mit Hilfe unserer Sekretariate. Aber mit zunehmender         Industrie aber nicht.                                       transplantation, mit allem, was an Diskussionen in der
                                 zu transportieren         Größe brauchten wir eine eigene Struktur. Deshalb                                                                        Öffentlichkeit daran hängt. Damit sind alle Mitarbeiter
                                 und die Gruppe, die       haben wir 1993 einen Verein gegründet, den Wissen-           Die Intensivmedizin hat sich in den letzten 25 Jahren       auf Intensivtherapiestationen massiv konfrontiert. Und
                                 das Pflegeprogramm        schaftlichen Verein zur Förderung der klinisch ange-         mit hohem Tempo verändert. Welche Auswirkungen              auf unserem Kongress sind eben alle Betroffenen ein-
                                 gestaltet hat, zusam-     wandten Forschung in der Intensivmedizin (WIVIM).            hatte das auf die Inhalte des Symposiums?                   bezogen in diese Diskussion, die Ärzte, Pflegekräfte, Pa-
                                 menzuhalten. Seit         Gegründet haben wir ihn mit der Mindestzahl von                                                                          tienten und deren Angehörige, aber auch die Deutsche
                                 der zweiten Hälfte        sieben Mitgliedern, alle waren Chefärzte norddeutscher                                          Prof. Hankeln: Am        Stiftung Organtransplantation und der Bundesverband
Cornelia Hankeln
                                 der 1990er Jahre          Kliniken. Das war natürlich eine regionale strategische                                         Anfang waren vor         der Organtransplantierten. Einbezogen sind aber auch
haben Schwestern und Pfleger in der Programmkom-           Entscheidung, um die Kliniken einzubinden und Teil-                                             allem fachlich-inhalt-   Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen.
mission des Symposiums einen ständigen Sitz. Es gibt       nehmer zu gewinnen.                                                                             liche Schwerpunkte
keine grundsätzlichen Gegensätze mehr, sondern eine                                                                                                        wie „Neue Strategien     Sie gehören beide zur Gründergeneration des Symposi-
Kultur der Gemeinsamkeit, die sehr gut funktioniert.                                          Warum ein Verein?                                            der Beatmungstech-       ums. Sehen Sie Ihr Projekt für die Zukunft gut gerüstet?
                                                                                                                                                           nik“ oder „Herz-Lun-
Haben Sie mit dem Ansatz – der Teamarbeit von Ärzten                                         Prof. Kuckelt: In der                                         gen-Maschine“ oder       Prof. Kuckelt: Die Gründung des WIVIM war ein we-
und Pflegekräften – in der deutschen Krankenhaus-                                            Regel werden die                                              „Ist die Bauchlage       sentlicher Schritt, um die Veranstaltung von einzelnen
landschaft Impulse setzen können?                                                            Inhalte von Kon-                                              des Patienten bei        Personen weg auf mehrere Schultern zu verteilen. Die
                                                                                             gressen so gestaltet,                                         akutem Lungenver-        Leitung des Vereins hat mit Prof. Tonner, Prof. Weyland
Prof. Kuckelt: Das haben wir sicherlich. Das zeigt sich                                      dass ausgesuchte                                              sagen zweckmä-           und Prof. Gerlach inzwischen die nächste Generation
unter anderem daran, dass unser Konzept mehrfach                                             Mitglieder von Fach-                                          ßig?“ wesentlicher       übernommen, während wir über unsere Organisation
                                                                                                                        Professor Dr. Klaus Hankeln
übernommen wurde und auch die Fachverbände seit                                              gesellschaften sich                                           Bestandteil des          HCCM Consulting (Hospital & Critical Care Medicine
längerer Zeit unsere Arbeit sehr genau verfolgen. Und                                        in deren Auftrag ein       Programms. Das hat sich verändert. Alle Intensivthe-        Consulting) weiterhin koordinierend und beratend zur
es zeigt sich auch daran, dass die Teilnehmerzahl                                            Programm überlegen.        rapiestationen werden heute weltweit als „Highly            Verfügung stehen. Dabei kommt einer nachhaltigen
ständig gewachsen ist.                                                                       Da fließen viele Inter-    Demanding Professional Environment“ eingestuft,             organisatorischen und koordinierenden Arbeit des Kon-
                                                                                             essen von zahlreichen      das bedeutet, dass dort eine starke Verdichtung der         gressbüros unter der Leitung von Elke Stegmann seit
                                                           Professor Dr. Werner Kuckelt
Sie haben mit 30 Teilnehmern angefangen, heute                                               Gruppierungen ein,         Arbeitsabläufe und eine hohe Unübersichtlichkeit                                           vielen Jahren allergrößte
sind es mehr als 4600. Was waren die entscheidenden        von Verbänden, von wissenschaftlichen und berufspoli-        des gesamten Behandlungsprozesses mit viel Stress                                          Bedeutung zu.
Schritte auf diesem Weg?                                   tisch orientierten Verantwortungsträgern et cetera. So       herrscht. Das heißt: Die Gestaltung und Kontrolle der
                                                           kommt oft ein Programm zustande, in dem unter ande-          Prozesse spielt eine wesentlich größere Rolle im Hin-                                    Prof. Hankeln: Damit ist
Prof. Hankeln: Der erste entscheidende Schritt war         rem Proporzdenken eine große Rolle spielt. Das wollten       blick auf die Bewertung, auf die Effektivität des Teams.                                 sichergestellt, dass unsere
der Wechsel nach Bremen, der zweite entscheidende          wir vermeiden. Unser WIVIM arbeitet auch heute noch          Dadurch, dass wir relativ früh die Bedeutung des Teams,                                  über 25 Jahre gesam-
Schritt war es, in das Congress Centrum zu gehen, mit      unabhängig. Die Programminhalte der Kongresssitzun-          der Teamzusammenarbeit für den gesamten Prozess                                          melten Erfahrungen und
der MESSE BREMEN als Partner. So eine Veranstaltung        gen bestimmt ein souveränes und ständiges Pro-               erkannt haben, sind wir sehr früh darauf gekommen,                                       unsere Kontakte weiter
trägt sich nicht allein aus Teilnehmerbeiträgen. Die       grammkomitee, unter demokratisch gewählter Leitung,          dass man sich stärker mit Faktoren wie menschliche                                       zur Verfügung stehen.
Fachverbände haben durch ihre Mitgliedsbeiträge ein        das sich aus Ärzten und Pflegekräften zusammensetzt.         Fehler, Optimierung der kooperativen Prozessabläufe,                                     Aber wir sind beide nicht
festes finanzielles Fundament. Aber wir als kleine, ver-   Dadurch sind wir immer sehr nah an den Themen, die           Entwicklung von Standard Guidelines und die Kontrolle                                    mehr in der Klinik aktiv.
bandsunabhängige Organisation verfügen nicht über          in der Praxis gerade diskutiert werden.                      des Aufwandes, also Kostenkontrolle im Hinblick auf                                      Deshalb ist es gut, dass
                                                                                                                                                                                    Elke Stegmann
solche Bedingungen. Deshalb war es wichtig, neben                                                                       Endergebnisse, auseinandersetzen muss. Da sind wir                                       die inhaltliche Gestaltung
dem Veranstaltungsprogramm eine attraktive Indus-          Nimmt auch die Industrie Einfluss?                           dann bei Managementprozessen im intensivmedizi-             des Kongresses beim Wissenschaftlichen Verein und bei
trieausstellung in den Kongress zu integrieren. Dabei                                                                   nischen Bereich und der Sinnfälligkeit von Behand-          dem Programmkomitee liegt. Das hat sich gut bewährt
spielt die MESSE BREMEN eine maßgebliche Rolle. Die        Prof. Kuckelt: Wir wissen, dass die Industrie großes Inte-   lungskonzepten. Diese Fragen sind sehr schnell in den       und sorgt dafür, dass die Themen immer aktuell und
                                                                                                                                                                                                                                                14
MESSE BREMEN übernahm den organisatorischen Part           resse an diesem Kongress hat, weil sie dort eine große       Mittelpunkt unserer Kongresse gerückt, ebenso wie           praxisnah bleiben.
                                                                                                                                                                                                                                                15
und das Management für die Ausstellung. Das hätten         Zahl von Anwendern ihrer Produkte erreicht, sowohl bei       medizin-ethische Fragen.
E25 Symposium Intensivmedizin + Intensivpflege - Rahmenprogramm Bremen erleben
EINE ERFOLGSGESCHICHTE

                                                                                                      25

                                                                                                                             JAHRE
                                                                                                                                              Traditionell präsentieren sich
                                                                                                                                              auch Hilfsorganisationen wie z.B.
                                                                                                                                              „Robin Aid“ auf dem Symposium

                            V.l.n.r.: M. H. Weil (Chicago), P. Suter, M. Klain (New York),   A. Nagowski (Moskau) und P. Safar (Pittsburg)
                                       R. Peters (San Diego)

VORGESCHICHTE
Wenn engagierte Akteure und glückliche Umstände zusammentreffen, wird aus einer Idee eine Erfolgsgeschichte.
So hat auch das Intensivmedizinische Symposium eine Vorgeschichte. In einer Forschungsabteilung für Intensivme-
dizin am Krankenhaus Friedrichshain, Ost-Berlin, arbeitete Werner Kuckelt in den 1970er und 1980er Jahren in einem
Team, das über experimentelle Forschungen Daten zur intensivmedizinischen Behandlung erhob. Die Ausrüstung
dieser Forschergruppe (o.l. ein Foto von 1981) war zu dieser Zeit hochmodern. Besonders hervorzuheben sind die
damaligen Möglichkeiten des Forscherteams sich international auszutauschen, wie z.B. auf einer Tagung in Potsdam
1979, die als Vorläufer des heutigen Symposiums gelten kann.

                                                                                                                                                                                  16
                                                                                                                                                                                  17
E25 Symposium Intensivmedizin + Intensivpflege - Rahmenprogramm Bremen erleben
EIN STARKES DUO FÜR DIE PFLEGE

Sie bezeichnet sich selbst als „Homo Wesermarschii“. Sie gelten als stur, die Nordlichter aus der
Wesermarsch, auch als wortkarg und schwer zugänglich. Während ersteres durchaus zutreffen mag,
vor allem wenn man „stur“ durch streitbar und durchsetzungsfähig ersetzt, ist Sabine Rüdebusch
ganz sicher weder wortkarg noch schwer zugänglich. Sie ist seit 1996 Mitglied des Programm-
komitees und hat vehement dafür gestritten, dass die Intensivpflege gleichberechtigt an die Seite
der Intensivmedizin tritt. Manchmal hat sie dabei vielleicht auch Türen eingerannt, die schon weit
geöffnet waren, gibt sie heute zu. Aber vor allem am Anfang sei es schon notwendig gewesen, der
Kompetenz, die die Intensivpflege einbringt, auf dem Symposium mehr Raum zu verschaffen.

                                                              übernahm 1995 die Leitung der Weiterbildungsstätte
                                                              für Intensiv- und Anästhesiepflege am Pius-Hospital. Im
                                                              Rahmen eines Projektes, das Sabine Rüdebusch leitete,
                                                              wurde in den Jahren 2012 bis 2013 ein modularisiertes
                                                              und kompetenzbasiertes Curriculum für die Weiterbil-
                                                              dung entwickelt und implementiert. Es bildet seit 2013
                                                              die Basis für die staatlich anerkannte Weiterbildung                                                                                        Sabine Rüdebusch, Wendelin Herbrandt
                                                              zur „Fachkraft für Intensiv- und Anästhesiepflege“ am
                                                              Hanse Institut Bildung und Gesundheit, der gemein-
                                                              samen Bildungseinrichtung der drei Oldenburger
                                                              Stadtkrankenhäuser – unter der bewährten Leitung von       sich für die Kritik und lud sie zur nächsten Sitzung des   mit berufspolitischer Würze. Intensivmedizin ist nicht
                                                              Sabine Rüdebusch, die 2014 zudem berufsbegleitend          Programmkommitees ein. „Das war geschickt von ihm“,        Intensivpflege und zudem kein Alleinstellungsmerkmal,
SABINE RÜDEBUSCH                                              ihr Studium mit dem Bachelor of Arts Pflegepädagogik       sagt Sabine Rüdebusch. „Ich kann schließlich nicht gut     sondern Intensivtherapie ist die Summe vieler Einzelteile:
                                                              abschloss.                                                 kritisieren und mich dann nicht verantwortlich fühlen      Natürlich ist die Medizin wichtig, aber ohne die Pflege
Geboren in Berne, in der Wesermarsch, begann Sabine                                                                      und die Mitarbeit verweigern.“ Seit 1996 arbeitet sie      und flankierende Berufsgruppen kann die Medizin diese
Rüdebusch nach dem Abitur eine Krankenpflegeaus-              Als sie Anfang 1995 die Weiterbildungsstätte am Pi-        nun in dem Programmkommitee. Mit drei weiteren             Menschen nicht gesund machen.“
bildung in Nordenham. Nach der Ausbildung ging                us-Hospital übernommen hatte, benötigte sie dringend       Pflegekräften entwickelte sie damals einen Vortrag, der
sie kurzfristig als OP-Schwester nach Braunschweig,           Informationen und Austausch mit anderen Weiterbil-         auf einer damals innovativen Studie zur Lagerung von       Also kämpfe sie um mehr inhaltliches Gewicht und mehr
stellte aber schnell fest: „Das rein operativ-funktiona-      dungseinrichtungen. Was tun? Sie nahm Kontakt zu           Intensivpatienten mit Atemnot basierte, die die Gruppe     Raum für die Pflege und auch darum, dass der Name des
le Geschäft war nicht meins, weil der Mensch dabei            zwei Kollegen in Oldenburg und Delmenhorst auf, und        selbst auf den Weg gebracht hatte. Das Interesse war       Kongresses die Multiprofessionalität auf Augenhöhe
fehlt.“ Also nichts wie weg, nach Sylt, für zwei Jahre an     die machten sie auf das Intensivmedizin-Symposium in       riesig, der Raum viel zu klein. Den Vortrag hielten sie    widerspiegelt: Symposium für Intensivmedizin + Intensi-
die Nordseeklinik. Dort konnte sie in der Freizeit surfen,    Bremen aufmerksam.                                         dreimal und erhielten dafür ein sehr positives Feedback.   vpflege. Immer wieder betonte Rüdebusch die wichtige
aber entscheidender für ihr künftiges Leben waren                                                                        Für das nächste Jahr beantragten sie einen größeren        Rolle der Intensivpflege, bis Werner Kuckelt irgendwann
erste Einblicke in die Intensivpflege. Es gab auf der Insel   An ihr „erstes Mal“ erinnert sie sich noch gut: „Die       Raum. Die Relevanz der pflegerischen Perspektive sei       der Kragen platzte: „Was ist Ihr Problem? Sie sind hier
zwar keine entsprechende Station, aber immer wieder           angeblichen Pflege-Vorträge fanden in einem recht          bis zu diesem Zeitpunkt nicht allen Beteiligten klar       doch integriert und wertgeschätzt“, habe er gesagt.
Notsituationen durch Unfälle oder Risikoschwanger-            kleinen Saal statt, Referenten waren ausschließlich Me-    gewesen, sagt Rüdebusch. Die Ärztinnen und Ärzte           Eigentlich hat er zunehmend recht, wurde ihr da klar.
schaften. Sie entdeckte, dass sie genau das gut konnte:       diziner. Aus Sicht der Pflege wurden da wissenschaftli-    in dem multiprofessionellen Team hätten schlicht           „Aber wir brauchten diesen Prozess der Auseinanderset-
Menschen in Extremsituationen begleiten und betreu-           che Erkenntnisse dargestellt, ohne die Kompetenz und       nicht gewusst, wie viele Teilnehmer aus der Pflege den     zung, um eine wirkliche Augenhöhe der Berufsgruppen
en. Am Pius-Hospital in Oldenburg ließ sie sich 1991 in       die Erfordernisse der Pflege einzubeziehen.“ Sie verließ   Kongress besuchten, die Berufszugehörigkeit wur-           zu erreichen“, sagt die Streiterin aus der Wesermarsch.
der Intensiv- und Anästhesiepflege weiterbilden. Dort         unter Protest den Saal und schrieb noch am selben          de damals bei der Anmeldung noch nicht erhoben.
ist sie heute noch, wenn auch längst in anderer Funkti-       Abend an Werner Kuckelt, wie schlecht und wenig            „Wir haben heftige Diskussionen geführt, durchaus
on. Denn Sabine Rüdebusch wollte immer dazulernen,            professionell aus pflegerischer Sicht sie das Symposium
neue Herausforderungen annehmen und meistern.                 empfunden habe.
                                                                                                                                                                                                                                                 18
So wurde sie Fachlehrerin im Gesundheitswesen und             Kurz darauf erhielt sie seine Antwort. Kuckelt bedankte
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Ein starkes Duo für die Pflege

WENDELIN HERBRAND

Ein Bild lässt Wendelin Herbrand nicht los: „Das Bildnis       des Bildungszentrums für Pflegeberufe an der BG Un-
des Fußwaschenden war für mich etwas ganz Entschei-            fallklinik Murnau und fühlt sich da genau am richtigen
dendes für meine Berufswahl“, sagt er. „Diener und             Platz. „Ich bin in meinem Beruf öfter Seelsorger als ich es
Vorbild sein, sich herablassen zu müssen, jemandem             gewesen wäre, wenn ich in der Kirche Karriere gemacht
                             einen Dienst zu tun, der          hätte“, sagt er. „Ich liebe Menschen in ihren extremen
                             auch bereit sein muss, sich       Situationen und stehe ihnen bei, und ich erlebe große Be-
                             die Füße waschen zu lassen.       friedigung darin, dazu beizutragen, dass der Erfolg immer
                             Bei der Pflege müssen beide       die Summe aller Beteiligten ist, der Ärzte ebenso wie der
                             Seiten sich auf diese Form der    Pflegekräfte.“
                             Nähe einlassen. Das ist eine
                             große Kunst.“                     Seit dem Jahr 2000 nimmt er regelmäßig am Symposium
                             Jesus wusch seinen Jüngern        Intensivmedizin + Intensivpflege in Bremen teil. Und das          DIE PREISE
                             vor dem letzten Abendmahl         kam so: Sabine Rüdebusch war als Referentin auf dem
                             die Füße, der Papst vollzieht     Münchner Pflegekongress und war schwer beeindruckt                Seit 2004 werden im Rahmen des Symposiums Intensivmedizin + Intensivpflege mehrere Preise vergeben.
                             diese rituelle Waschung           von dem Kollegen und Referenten Wendelin Herbrand.                Damit soll die Arbeit und das Engagement einzelner Mediziner und Pflegekräfte gewürdigt und die Auf-
                             heute am Gründonners-             Sie war damals längst Mitglied des Programmkommitees              merksamkeit stärker auf bestimmte Bereiche der Intensivmedizin und Intensivpflege fokussiert werden.
                             tag gegenüber einfachen           und lud ihn als Referenten nach Bremen ein. Seitdem ist           Der noch junge Promotionspreis soll zudem dazu beitragen, die Auseinandersetzung angehender Medizi-
                             Gläubigen. Das Bild der           er dabei. „Menschen wie Sabine Rüdebusch und andere               ner mit der Intensivmedizin zu fördern und diese Disziplin als attraktives Arbeitsfeld stärker zu profilieren.
                             Fußwaschung ist Teil der          haben wie die Löwen darum gekämpft, der Pflege eine               Die Preise im Einzelnen:
                             christlich-religiösen Ikonogra-   Sprache zu geben“, erinnert er sich. Und er stellte sich
                             fie, und es ist natürlich kein    engagiert an ihre Seite.
Zufall, dass Wendelin Herbrand gerade dieses Motiv als                                                                           HANSE-PREIS FÜR INTENSIVMEDIZIN
Sinnbild für seine Arbeit gewählt hat. Denn eigentlich         In seiner heutigen Funktion sieht er eine seiner wichtigs-        gestiftet von der Fresenius-Stiftung Bad Homburg
wollte er katholischer Geistlicher werden, allerdings          ten Aufgaben darin, junge Menschen für seinen Beruf               Dotation: 5.000 Euro
erst, als klar war, dass er nicht Lokomotivführer wer-         zu begeistern. Und er streitet dafür, den Pflegeberufen
den konnte. Den Arbeitsvertrag bei der Bahn hatte der          in der Gesellschaft zu mehr Anerkennung zu verhelfen.             HANSE-PFLEGEPREIS FÜR EINE FACHPRAKTISCHE ARBEIT
1958 in Erfenbach bei Kaiserslautern Geborene als              Das sei dringend nötig, denn im Jahr 2020 werden in               gestiftet von B. Braun Melsungen AG. In der Vergangenheit von KCI
Vierzehnjähriger schon in der Tasche, aber dann fiel er        Deutschland 150.000 Pflegestellen fehlen, die nach                Dotation: 2.000 Euro
in Mainz beim Sehtest durch, wegen Farbblindheit. „In          heutigem Stand nicht besetzt werden können, mahnt
mir ist eine Welt zusammengebrochen“, sagt er. „Das            Herbrand. Bei dem Thema gerät er heftig in Wallung: „ Ich         HANSE-PFLEGEPREIS FÜR EINE PFLEGEWISSENSCHAFTLICHE ARBEIT
war die erste richtige Enttäuschung meines Lebens.“            stehe immer noch selbst am Bett. Ich gehe mit den Pati-           gestiftet vom Wissenschaftlichen Verein zur Förderung der klinisch angewendeten Forschung
Was nun? Im Büro wollte er nicht arbeiten. Aber Priester       enten durch dick und dünn. Und was macht die Politik?             in der Intensivmedizin e.V. (WIVIM)
werden, das konnte er sich vorstellen: Seelsorger sein,        50.000 Patienten in deutschen Krankenhäusern sterben              Dotation: 2.000 Euro
mit Menschen arbeiten. Er machte in Bayern Abitur und          jedes Jahr, obwohl sie nicht sterben müssten, einfach
begann 1980 mit dem Theologie-Studium in München.              weil wir nicht genug Personal haben, weil am falschen             HANSE-PROMOTIONPREISE
Aber am Ende des Studiums entschied er sich gegen              Ende gespart wird.“ Auf diese Missstände aufmerksam               1. Klinische Forschung in der Intensiv- und Notfallmedizin
eine klerikale Laufbahn. „Mir wurde klar, dass ich in eine     zu machen, die Öffentlichkeit dafür stärker zu sensibili-         2. Experimentelle Forschung in der Intensiv- und Notfallmedizin
Doppelmoraligkeit kommen würde, die ich nicht leben            sieren, das sei auch eine Aufgabe des Kongresses. „Pflege         Gestiftet von Achim Schulz-Lauterbach VMP GmbH
kann. Wir waren im Studium eine revolutionäre Gruppe,          ist eine hochdifferenzierte Tätigkeit, die endet nicht in         Dotation: jeweils 2.000 Euro
wir wollten etwas Neues machen. Aber in den hierar-            abhakbaren Positionen“, mahnt Herbrand. „Wir verschen-
chischen Strukturen der Kirche herrscht keine Lebendig-        ken ganz viel: Umarmungen, Zuwendung etc. Das lässt               FÖRDERPREIS
keit, und ich wollte nicht als Religionslehrer versauern.“     sich nicht abrechnen.“                                            für Konzepte zur Verbesserung der intensivmedizinischen Versorgungsqualität
                                                                                                                                 gestiftet vom Wissenschaftlichen Verein zur Förderung der klinisch angewendeten Forschung
Aber da war dieses Bild vom Fußwaschenden. „Ich                                                                                  in der Intensivmedizin e.V. (WIVIM)
wollte nichts Wissenschaftliches machen, sondern das                                                                             Dotation: 3.000 Euro
                                                                                                                                                                                                                                                  20
leben, was ich wichtig fand. Deshalb bin ich in die Kran-
                                                                                                                                                                                                                                                  21
kenpflege eingestiegen“, erzählt er. Heute ist er Leiter
SYMPOSIUM INTENSIVMEDIZIN + INTENSIVPFLEGE
NEXT GENERATION

Die Gründer, insbesondere Werner Kuckelt und Klaus Hankeln, haben das Symposium Intensiv-
medizin + Intensivpflege entscheidend geprägt. Sie haben es aber auch verstanden, rechtzeitig eine
neue Generation in die inhaltliche und organisatorische Gestaltung zu integrieren. Der Wissen-
schaftliche Verein WIVIM (Wissenschaftlicher Verein zur Förderung der klinisch angewandten
Forschung in der Intensivmedizin), der die strategische Ausrichtung festlegt und die wissenschaft-
liche und inhaltliche Arbeit trägt, wird von Peter Tonner und Andreas Weyland geleitet, die beide
bereits in den 1990er Jahren als Referenten mit dem Kongress in Kontakt kamen. Vorsitzender
des circa 40 Mitglieder umfassenden Programmkomitees, die im Auftrag des WIVIM das Pro-
gramm für das Symposium erstellt, ist Herwig Gerlach.
                                                                                                                       Vorstand WIVIM (V.l.n.r.: )

                                                                                                                       Prof. Dr. Andreas Weyland, Direktor Universitätsklinik für Anästhesiologie/Intensivmedizin-/Notfallmedizin/ Schmerztherapie, Klinikum Oldenburg
                                                                                                                       PD Dr. Christian Hönemann, Chefarzt für Anästhesie und Intensivmedizin, Marienhospital Vechta
                                                                                                                       Prof. Dr. Herwig Gerlach, Chefarzt Klinik für Anästhesie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie, Vivantes Klinikum Neukölln, Berlin
                                                                                                                       Prof. Dr. Peter Tonner, Chefarzt Klinik für Anästhesie, Operative und Allgemeine Intensivmedizin, Notfallmedizin im Klinikum Links der Weser (LDW, Bremen)

DIE AKTEURE                                                  seit den 1990er Jahren dabei. Der heutige Chefarzt am     Bereiche und Kommunikation, und der Verein WIVIM,                            ses ist für die Macher die Integration der Pflege. „Wir
                                                             Vivantes-Klinikum Neukölln in Berlin war damals noch      der mit HCCM weder personell noch organisatorisch                            haben nicht wie andere Kongresse einen abgegrenzten
Bevor Peter Tonner nach Bremen kam, arbeitete er             Anästhesist an der Charité, zu der Werner Kuckelt von     zusammenhängt, ist verantwortlich für die inhaltliche                        Bereich für Pflege, sondern eine Mischung. Jeder geht
zunächst in Hamburg, am Universitätsklinikum Eppen-          seiner früheren Tätigkeit her enge Kontakte unterhielt.   Gestaltung.“ Der Verein gebe die inhaltlichen und auch                       dahin, wo sein Interesse angesprochen wird“, sagt
dorf, dann als stellvertretender Direktor am Univer-         So kam er in das Programmkomitee, die er seit fünf        die wissenschaftlichen Ziele vor. Die Feinarbeit mache                       Tonner. Das trage zu der konstruktiven Teamatmosphä-
sitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel. Das          Jahren, im ersten Jahr noch in gleitendem Übergang        dann das Programmkomitee.                                                    re bei. „Die Teilnehmer hören wirklich zu, das lässt sich
Intensivmedizin-Symposium kennt er seit 1996. „Das           mit Werner Kuckelt, leitet.                               Der Leiter des Programmkomitees, Herwig Gerlach,                             beobachten.“ Die Pflege sei ganz selbstverständlich
Symposium war für uns immer etwas ganz Besonde-              „Wir als zweite Generation sind mit dem Kongress me-      war von Beginn an beeindruckt von der besonderen                             eingebunden, ohne dass das besonders betont werden
res“, erinnert sich Tonner. Im Norden Deutschlands, in       dizinisch groß geworden“, sagt Peter Tonner. „Das war     Atmosphäre des Kongresses: „Der familiäre Touch                              müsse, sagt auch Andreas Weyland. „Bei den Sitzungen
einer Jahreszeit, in der sonst nicht viel los war, sei der   ein wichtiger Bestandteil unseres Lernens und unserer     wird von Teilnehmern wie auch von den Ausstellern                            zu Fallbeispielen etwa haben Ärzte und Pflegekräfte
Kongress im Februar schon immer ein echtes High-             Arbeit auf der Intensivstation. Auch deshalb ist es für   immer wieder gelobt. Viele sagen: Das ist unser                              gemeinsam den Vorsitz.“
light gewesen. „Wir sind gern nach Bremen gefahren,          uns so reizvoll, das mit dem Verein weiterzuführen,       Lieblingskongress.“                                                          Die Bodenhaftung, die enge Zusammenarbeit mit der
zu diesem schönen Kongress mit seiner besonderen             unsere Sicht der Dinge einzubringen und den nächsten                                                                                   Pflege, das gehört auch für Herwig Gerlach zum Wesen
Atmosphäre“, sagt Tonner. Die positive Stimmung, die         Schritt zu machen.“                                       WAS BLEIBT? WAS KOMMT?                                                       des Kongresses. „Die Zusammenarbeit mit der Pflege
von der Veranstaltung ausging, habe allen Beteiligten        Die Veränderung beschreibt Andreas Weyland so: „Der                                                                                    findet hier wirklich auf Augenhöhe statt“, sagt er. Auch
immer große Freude gemacht.                                  Kongress ist entstanden durch ein unglaublich inten-      Und das soll natürlich auch so bleiben. Aber wenn alles                      in das Programmkomitee werde der Pflege nicht vorge-
Andreas Weyland kam etwa zur gleichen Zeit dazu,             sives persönliches Engagement von Werner Kuckelt          so bleiben soll, wie es ist, muss man bekanntlich immer                      schrieben, was sie anbieten solle. „Wir kennen uns alle
schon als er noch an der Universität Göttingen tätig         und Klaus Hankeln. Ihr Ziel war die Verbesserung der      wieder offen sein für Neues.                                                 schon viele Jahre, und wenn es Kritik gibt, reden wir mit
war, und ist als regelmäßiger Referent dabei, seit er        medizinischen Fort- und Weiterbildung. Der Kongress       Bleiben soll auf alle Fälle der Schwerpunkt Weiterbil-                       offenem Visier.“
1998 an das Klinikum Oldenburg wechselte. Beein-             ist dann überwältigend groß geworden, aber die Ver-       dung und Fortbildung. „In die Vorträge fließen selbst-
druckt habe ihn von Anfang an die offene Atmosphä-           antwortung lag immer noch in ganz wenigen Händen.“        verständlich auch die neuesten wissenschaftlichen                            DIE THEMEN
re. „In Bremen gab es kein Proporzdenken, wie dies           Diese Personalunion für alle Verantwortungsbereiche       Erkenntnisse ein“, sagt Tonner, „aber nicht auf abstrak-
manchmal auf Veranstaltungen von Fachgesellschaften          sei irgendwann nicht mehr zeitgemäß gewesen. Jetzt        ter Ebene, sondern für die Umsetzung in der Praxis auf-                      Für Herwig Gerlach wird die Bedeutung von Themen
anzutreffen ist. Es gab erfrischend viele junge Referen-     gebe es eine klare Trennung: „Heute ist die MESSE         bereitet.“ Es gehe darum, von dem Kongress etwas für                         wie Infektion und Hygiene stark zunehmen. „Dabei
ten, auch aus dem Ausland, eine sehr bunte Mischung.“        BREMEN für die Organisation verantwortlich, die           den beruflichen Alltag mitzunehmen. Das sei damals                           geht es nicht nur um Ebola“, sagt er. „Infektionen sind
                                                                                                                                                                                                                                                                                    22
Der dritte im Bunde, Herwig Gerlach, wurde ganz ge-          HCCM (Hospital and Critical Care Medicine Consulting,     auch für ihn als junger Arzt sehr wertvoll gewesen.                          schon heute ein heißes Thema in den Kliniken, zum
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zielt als Berliner Brückenkopf eingeworben. Auch er ist      Bremen) kümmert sich um weitere organisatorische          Ein nicht mehr wegzudenkender Kern des Kongres-                              Beispiel wegen der Resistenzentwicklung. Da gibt es
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