HÖVER: Mehr als Mergel - Unser Höver
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HÖVER: Heft 8, September 2021 Mehr als Mergel Sportliche Erfolge der Schützengesellschaft Höver in den letzten 20 Jahren Auf dem Weg zur Teilnahme an den schaften mit selbstgestrickten Hand- deutschen Meisterschaften sind eini- schuhen ohne Fingerspitzen, damit Voll ins Schwarze ge Hürden zu überwinden. Zunächst niemand zu sehr frieren musste. getroffen müssen die Schützinnen und Schüt- Anschließend legt der Niedersäch- Ein richtiger Schütze weiß, dass er zen an den Vereinsmeisterschaften sische Sportschützenverband die ins Schwarze treffen muss. Das war teilnehmen, wobei hier das Ergebnis Limits für die Qualifikation zu den auch schon vor Jahren so. Da trat für das Weiterkommen keine Rolle Landesverbandsmeisterschaften fest. ein Schützenbruder im Wettkampf spielt. Dann meldet der Verein die in- Diese werden gegen Ende Juni im zum 50-jährigen Bestehen an, hatte teressierten Teilnehmer zur Kreismeis- Leistungszentrum Hannover, der so- terschaft in der jeweils gewünschten genannten Wilkenburg, ausgetragen. das Schwarze goldrichtig im Visier Disziplin an. Diese Wettbewerbe (hier Dort kommen dann die Schützen aus und drückte ab – seines Erfolges si- hat sich die SG Höver an Luftpistole, ganz Niedersachsen zusammen. Im cher. Und den hatte er auch, sogar Luftgewehr und Kleinkaliber beteiligt) Gegensatz zum Schießen im Verein, ohne Auswertung, denn der Saal war finden im zeitigen Frühjahr statt, so wo auf dem Stand Ruhe herrscht und plötzlich dunkel. Wer nun meint, der dass die Konkurrenz im Kleinkaliber- keine Zuschauer dabei sind, sind dort wackere Schützenbruder hätte die schießen auch schon mal bei Minus die Stände offen und es gibt regen Lampe zerschossen, der irrt sich. Un- 10° C und Schneegestöber auf dem Betrieb, Gespräche und Applaus. Die ser erfolgreicher Schütze hatte genau offenen Stand in Lehrte ausgetragen Mannschaftskollegen, die eine andere wurde. Schützenschwester Margret Startzeit haben, schauen zu und die ins Schwarze geschossen, allerdings Bock versorgte die höverschen Mann- einzelnen Schüsse werden von den nicht ins Schwarze auf der Scheibe. Der Schuss traf den schwarzen Ste- cker in der weißen Steckdose. Fortsetzung Seite 2 Der Verein „Unser Höver“ stellt in loser Reihenfolge Themen, Ereignisse der jüngeren Vergangenheit in Wort und Bild vor. Vorgestellt werden auch aktualisierte Themen aus der Chronik „Höver – vom Bauerndorf zum Industriestandort“. Aktuell: Sportliche Erfolge der Schützengesellschaft Höver in den letzten 20 Jahren von Annemarie Gorontzy Die Ehrenmale in Höver, Teil 1 von „Unser Höver“ Die verhinderte Gastwirtschaft von Manfred Holaschke Höveraner mit einem besonderen Hobby: Die Teilnehmenden der SG Höver an der deutschen Meisterschaft Luftgewehr-Auflage Inge und Horst Buttchereit im Jahr 2007 (v.l.n.r.): Erika Wachholz, Wolfgang Großmann, Wilfried Bock, Annemarie von Reimund Wohlgemuth Gorontzy, Dieter Gorontzy und Norbert Wachholz. Foto: SG Höver
Fortsetzung von Seite 1 Zuschauern kommentiert, so dass der Schütze das auch hört und seine Ner- ven unter Kontrolle halten muss. Wenn dann die Ergebnisse gut ge- nug waren, um die Limits zu erfüllen, kommt die Einladung zur deutschen Meisterschaft. Die Luftgewehr-Wett- bewerbe werden in Dortmund und die Kleinkaliber-Wettbewerbe in Hanno- ver jeweils im Oktober ausgetragen. 2007 endlich war die Teilnahme an der deutschen Meisterschaft Luftge- wehr-Auflage für zwei Mannschaf- ten geschafft. Vorausgegangen war ein kurzes Training bei Bernd Klingner in Bremervörde, Olympiasieger von 1968 im Kleinkaliber Dreistellungs- Wilfried Bock, Landesalterskönig 2007. Foto: SG Höver kampf in Mexico und viele Trainings- stunden in der Wilkenburg. Wolfgang Dieter Gorontzy hatten die Qualifika- den war schon ein ziemlicher Schock. Großmann, Wilfried Bock, Erika und tion geschafft. Beim Training am Tag zuvor war sie Norbert Wachholz, Annemarie und Die riesige Halle mit 140 Schießstän- fast leer, am Wettkampftag dagegen hatten die „Profis“ im Mittelteil der Halle regelrechte Lager mit Camping- ausrüstung aufgebaut: Tische, Stüh- le, Verpflegung für den ganzen Tag, dazwischen Sporttaschen mit den Luftgewehren, Westen usw. Es war ein unglaubliches Durcheinander mit erheblicher Lautstärke, und das alles, während die Schützen an den Ständen um gute Ergebnisse kämpften. Für die höverschen Herren ergab sich der 46. und für die Damen der 123. Platz. Aber: ein eindrucksvolles Erlebnis war es al- lemal und wie heißt es immer: dabei sein ist alles. Wettkampfhalle in Dortmund 2008. Margret Bock, Annemarie Gorontzy, Erika Wach- Im nächsten Jahr waren die Ergeb- holz (v.l.n.r.) mit Olympiasieger Bernd Klingner. Foto: SG Höver nisse der Landesmeisterschaft wie- der gut und auch die Qualifikation für den Kleinkaliberwettbewerb schafften zwei Mannschaften. Bei der zweiten Teilnahme in Dortmund waren die Schützen ebenfalls mit Klappstühlen ausgerüstet und auch die Ergebnisse waren zufriedenstel- lend. Die Herren erreichten den 76. und die Damen den 88. Platz von 163 Mannschaften. Bei der Kleinkaliberkonkurrenz in Han- nover erreichten die Herren den 49. und die Damen den 37. Platz, wobei Margret Bock in der Einzelwertung den 4. Platz errang und so knapp die Schützenkönigin 2012 der Stadt Sehnde: Erika Wachholz. Foto: SG Höver Bronzemedaille verpasste. 2 · Unser Höver · September 2021
Auch 2009 waren die höverschen wehr Auflage teil. In den folgenden Die vielen Titel, die bei Kreismeister- Schützen und Schützinnen wieder Jahren gab es viele Starts bei Landes- schaften errungen wurden, würden in Dortmund dabei. Erika Wachholz, meisterschaften mit sehr guten Er- den Rahmen dieses Berichts spren- Margret Bock und Annemarie Goront- gebnissen, so erreichten zum Beispiel gen. Annemarie Gorontzy zy sicherten sich den 75. und Wilfried bei den Landesverbandsmeisterschaf- Bock, Wolfgang Großmann und Nor- ten LG Auflage 2011 Erika Wachholz, Die Sieger bert Wachholz den 104. Platz von 182 Karl-Heinz-Schrader und Annemarie Mannschaften. 2010 waren Margret Gorontzy den 2. Platz und die Mann- des Stadtkönigsschießens Bock, Wolfgang Großmann und Nor- schaft mit Margret Bock, Norbert 2000 Marcel Zärtner bert Wachholz mit dem 73. Platz von Wachholz und Wolfgang Großmann Schülerkönig 178 Mannschaften dabei. Auch 2011, den 3. Platz. Norbert Wachholz wur- 2001 Anja Meinecke 2012 und 2013 waren die höverschen de 2012 nicht nur Kreis- sondern auch Schützen wieder in Dortmund mit Landesverbandsmeister Luftgewehr Königin einer Mannschaft vertreten. In 2014 Auflage. 2003 Natascha Lork sind Margret Bock, Erika und Norbert Schülerkönigin Aber auch neben der Teilnahme an Wachholz und Annemarie Gorontzy Andree Theiner Meisterschaften waren die Mitglie- wieder in der Disziplin Luftgewehr der der Schützengesellschaft Höver Jugendkönig Auflage angetreten, wobei Annemarie sehr erfolgreich. So konnte sich Wil- 2004 Kathrin Lork fried Bock im Jahr 2007 den Titel des Königin niedersächsischen Landesalterskönigs 2005 Natascha Lork sichern, nachdem er im Jahr zuvor den zweiten Platz erreicht hatte. Schülerkönigin 2008 Kathrin Lork Bei den Wettbewerben der Schüt- Königin zenbruderschaft „Das Große Freie“, in der die Schützenvereine der 16 Ge- Patrick Lork meinden des Großen Freien vertreten Schülerkönig sind, werden die Trophäen im Dreijah- 2009 Anastasia Siegismund resrhythmus ausgeschossen. Es sind Schülerkönigin dies die Silbervogelkette, die unter 2010 Patrick Lork den Schützen ausgeschossen wird, die Wappenkette, um die die Schützenda- Jugendkönig men schießen und der Ernst-August- 2011 Christoph Schemschat Orden, um den sowohl die Damen als König auch die Herren kämpfen. 2012 Erika Wachholz Hier stellte Höver mit Reinhold Königin Rupprecht, Marc Schemschat, Dieter Torsten Hein Grorontzy und Wilfried Bock bereits König viermal den Silbervogelkönig. Der von 2014 Christoph Schemschat SKH Ernst August von Hannover ge- stiftete Ernst-August-Orden ging in König der Könige Norbert Wachholz, Landesverbandsmeis- 2010 an Wolfgang Großmann, in 2013 2017 Eric Schulenburg ter 2012. Foto: SG Höver an Karl-Heinz Schrader und in 2016 Schülerkönig Gorontzy mit 299 von 300 Ring den an Margret Bock. Die Wappenkette 2018 Birgit Borchert 8. Platz erreichte. 2015 gingen noch errang 2009 Annemarie Gorontzy Königin einmal 2 Mannschaften an den Start und im Jahr 2018 Margret Bock. Damit und erreichten eine Platzierung im hielt die Schützengesellschaft in 2010 Mittelfeld. 2016 gab es dann nur noch und 2011 alle drei Auszeichnungen in Höver: Mehr als Mergel je einen Einzelstart beim Luftgewehr Höver. Herausgeber und Redaktion: Auflage und beim Kleinkaliber-Wett- Heimatbund „Unser Höver“ In 2008 gelang es Nadine Rösch ei- kampf. nen Kreiskönigstitel nach 35 Jahren im Heimatbund Niedersachsen e. V. Bürgermeister-Köhler-Str. 6 · 31319 Sehnde In 2002 nahmen erstmals die Schüt- nach Höver zu holen, und zwar in der Gestaltung und Satz: Dietrich Puhl zen Norbert Wachholz, Karl-Heinz Juniorenklasse. Anschließend wurde Schrader und Dieter Gorontzy an der in 2009 Christoph Schemschat Kreis- Die Veröffentlichung von Texten und Bildern aus diesem Heft müssen vom Heimatbund niedersächsischen Landesverbands- könig, Patrick Lork Kreisjugendkönig, „Unser Höver“ genehmigt werden. meisterschaft in der Disziplin Luftge- was er auch in 2011 schaffte. Unser Höver · September 2021 · 3
Ehrenmale Ein zweites Ehrenmal befindet sich Ferdinand Niemeyer eine Denkschrift auf dem Werksgelände der Fa. Holcim verfasst. Sie wurde im Denkmalsockel in Höver (Deutschland) GmbH. Hier sind die im eingemauert und unter anderem Otto Ersten Weltkrieg gefallenen Werksan- Grefe (Hof Nr. 35) als Erinnerung an gehörigen genannt. die Mitarbeit beim Bau des Denkmals In Höver stehen zwei Ehrenmale (sie- übergeben. Beide Denkmale sind im Verzeichnis he auch Seite 9), über die in dieser und der Baudenkmale des Landes Nieder- Ferdinand Niemeyer war höverscher der folgenden Ausgabe von „Mehr als sachen aufgeführt. Ihnen ist bereits Bürger, Mitbegründer des Kegelclubs Mergel“ berichtet wird. in der höverschen Chronik ein Kapitel „Jung Höver“ und ab 1926 eine zeit- Das Denkmal, das an der Hannover- gewidmet worden. lang Vorsitzender des MTV Höver. Er schen Straße seinen Platz hat, ist den war bei der damaligen „Portland Ce- Nach Veröffentlichung der Chronik mentfabrik Alemania“ als Lohnbuch- Gefallenen aus dem Ersten und Zwei- wurden in den inzwischen gesichte- halter beschäftigt. ten Weltkrieg gewidmet. ten Unterlagen zwei Beiträge gefun- Zur Erinnerung an die Opfer des Ersten Im Folgenden werden Auszüge aus den, die zum Anlass der Einweihung Weltkrieges wurde 1928 ein gedrunge- der Denkschrift wiedergegeben, die der Bauwerke an der Hannoverschen ner Obelisk errichtet, auf dessen Spitze Ferdinand Niemeyer aus seiner per- Straße verfasst wurden. eine Weltkugel mit einem aufrechten sönlichen Sicht nieder geschrieben bronzenen Kreuz befestigt wurde. Zunächst wird hier der Text für das hat und durchaus dem damaligen Mahnmal für die Gefallenen im Ers- Zeitgeist nahe kommen. Daneben wurden zum Andenken an ten Weltkrieg behandelt. Der Text entspricht auch der dama- die Gefallenen des Zweiten Weltkrie- ges 1955 zwei weitere Gedenksteine An diesem Denkmal wird in jedem ligen Schreibweise und Zeichenset- aufgestellt. Sie bestehen jeweils aus Jahr allen Opfern von Krieg und zung. einem auf dem Kopf stehenden Pyra- Gewaltherrschaft gedacht. Personen, die am 1. Weltkrieg teilge- midenstumpf mit einem steinernen nommen haben bzw. gefallen sind, Kreuz darauf. Das Ehrenmal von 1928 werden aus Gründen der Übersicht- Auf allen Steinen sind die Namen der Anlässlich der Einweihung des Krie- lichkeit nicht genannt. Gefallenen, zivilen Opfer und vermiss- gerdenkmals am 17. Mai 1928 an der Falls Interesse an diesen Namenslisten ten Personen aufgeführt. heutigen Hannoverschen Straße hat besteht, wenden Sie sich bitte an die Die feierliche Einweihung des Ehrenmals für die Opfer des Ersten Weltkrieges am Himmelfahrtstag 1928. Repro: Dietrich Puhl 4 · Unser Höver · September 2021
Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Sohn hatte sich nach der bestehenden Die Zurückgebliebenen mussten nun Heimatgeschichte. Wehrordnung sofort seinem Truppen- mit stark verringerten Kräften den teil zu stellen, ungewiss, ob er jemals Erntesegen, der in diesem Jahr beson- Es handelt sich hier um ein Dokument seine Lieben wiedersehen sollte. Aber ders gut war, bergen. Hier zeigte sich aus der Geschichte von Höver, in dem doch, nachdem die erste Bestürzung die Tatkraft der deutschen Frau im auch Inhalte beschrieben werden, die vorüber war, setzte eine heilige hohe besten Lichte. Während draußen ihre nicht der Auffassung der Autoren von Begeisterung ein, galt es doch die Lieben dem Tod mutig die Stirn boten, „Mehr als Mergel“ entsprechen. Grenzen des Vaterlandes, Heimat, sorgten sie für die Erhaltung des Ho- Weitere Einzelheiten über den Bau des Herd, Frau und Kind zu schützen, denn fes und der Heimat. Denkmals sind in der „Chronik Höver – nicht mutwillig war von Deutschland vom Bauerndorf zum Industriestand- Bald kamen die ersten Todesboten die Kriegserklärung erfolgt, sondern ort“ nachzulesen. in unser Dorf. Als erster starb den zur Abwehr ränkelustiger Nachbarn, Tod fürs Vaterland am 6. September Im Kriegerdenkmal Höver, Kreis Burg- denen der Aufstieg des deutschen 1914 Heinrich Ebbrecht, Anbauerstel- dorf, wurde nachstehende Schrift ein- Handels durch deutschen Fleiss und le 48, dem schon am 10. September gemauert: deutsche Arbeitskraft ein Dorn im 1914 Ernst Füllkrug, Hof Nr. 5, folgte. Auge war. Und so zogen in den ers- Mit letzterem starb der Hoferbe und Rückblick bei der Einweihung ten Augusttagen die Söhne unserer der Hof ging später durch Heirat der des Kriegerdenkmals in Höver, Heimatgemeinde zu ihren Fahnen Schwester des Gefallenen mit Hein- mit dem heißen Wunsche, mitzuhel- Kreis Burgdorf rich Rathmann, Hof Nr. 17, in dessen fen an der Verteidigung von Herd und Besitz über. Mitten im Frieden, in vollster Erntetä- Scholle. tigkeit, am 2. August 1914 abends 6 Uhr Der Todesbote, der nun einmal unser Auf, Deutschland auf, 32 Minuten gelangte durch Kreisanruf Dorf aufgesucht hatte, wollte sich und Gott mit Dir! des Fernsprechamtes die Nachricht in nicht wieder vertreiben lassen, noch Ins Feld! Der Würfel klirrt! unsere stille Gemeinde, dass Deutsch- manchesmal brachte er Trauer und Wohl schnürts die Brust uns, land den Kriegszustand erklärt und Tränen. Bis Kriegsende meldete er denken wir gegen Russland und Frankreich mobil dreissigmal, dass Kinder unserer Ge- Des Bluts, das fliessen wird! gemacht habe. Dass dieser Moment meinde getreu ihrer Pflicht, den Tod Dennoch das Auge kühn empor, bestimmt kommen musste, war nach auf dem Felde der Ehre gefunden hat- Denn siegen wirst Du ja: der Ermordung des oesterreichischen ten. Gross, herrlich, frei wie nie zuvor! Thronfolgers und nach der erfolgten Hurra Germania. Der Krieg, der von uns gegen eine Mobilisierung Russlands, Serbiens und Frankreichs uns allen zur Gewissheit Uebermacht geführt wurde, – auch Bei Ausbruch des Krieges zählte Höver und doch erfüllte uns die Tatsache England trat 1914 auf die Seite unse- 58 Höfe und Anbauerstellen mit ei- mit Entsetzen und Grauen. So man- rer Gegner, und Italien, mit uns im ner Einwohnerzahl von rund 450, von cher Reservist und Landsturmmann, sogenannten Dreibund (Deutschland, denen 139 dem Rufe zur Fahne Folge so mancher Familienvater, Bruder und Oesterreich-Ungarn und Italien) ver- leisteten. bündet, fiel uns, statt neutral zu blei- ben, in den Rücken und verband sich mit unseren Gegnern – nahm Dank der Tapferkeit unserer Truppen für uns eine günstige Wendung. Während im Osten die Russen von uns und den Oesterreichern Schläge auf Schläge bekamen, drangen unsere Truppen im Westen siegreich vor, durcheilten Belgien und drangen in Frankreich bis 17 Kilometer vor Paris vor. Doch das Kriegsglück wollte uns nicht treu bleiben. Wohl schlugen unsere Klingen dem Gegner im Osten und im Westen, sowie unsere Unterseeboote auf dem Meere manch‘ schwere Wun- den, wohl brachte unsere verhältnis- mässig kleine Hochseeflotte am Ska- Feierliche Kranzniederlegung der Freiwillige Feuerwehr zur Einweihung des Ehren- gerrak der bis dahin als unbesiegbar mals am Himmelfahrtstag 1928. Repro: Hans-Georg Falter geltenden englischen riesengroße Unser Höver · September 2021 · 5
Flotte eine empfindliche Niederlage bei, wohl hielten wir die Front und konnten sie auch noch tiefer in Fein- desland hineintreiben, aber gegen den unsichtbaren Feind, den Hunger, konn- ten wir uns nicht wehren. Durch Blo- ckierung aller unserer Häfen – der ein- zige neutrale Staat an unserer Grenze, Dänemark, durfte nur Verbands- und Krankenmaterial nach uns einführen – durch Amerika und England, wurden die Lebensmittel bei uns immer knap- per, dazu ging das Kriegsmaterial be- ängstigend zur Neige. Kirchenglocken, Dachrinnen, kupferne und messinge- ne Haus- und Küchengeräte und Lu- xusgegenstände, sowie alle Bleirohre u.s.w. wurden eingezogen und einge- schmolzen um als Munition in den un- geheueren Materialschlachten an der Somme, Aisne, in Flandern, vor Ver- dun und wie sie alle heissen, unsern schwer ringenden Brüdern Hilfe zu bringen. Aber alle Anstrengungen wa- ren vergebens, der Hunger wütete im Lande, die Menschen starben infolge Unterernährung und an infolge dieser plötzlich auftretenden Krankheiten. Viele begingen Selbstmord. Um nun einigermassen die Verpflegung zu si- chern, griff der Staat zur Rationierung der Lebensmittel. Um den späteren Geschlechtern zu zeigen wie die Ver- pflegung geregelt wurde und wieviel pro Kopf der Bevölkerung zur Vertei- lung kam, will ich nachstehend eini- Die Ehrentafel für die Gefallenen des Weltkrieges 1914–1918. Repro: Hans-Georg Falter ges aufführen, bemerken will ich aber 75 Gramm pro Woche, Aber die Lebensmittel reichten nicht noch, dass alle landwirtschaftlichen aber nur je eine Sorte. aus das 60 Millionenvolk satt zu ma- Erzeugnisse restlos eingezogen und 1 Hering pro Monat chen, der Hunger und die Verzwei- von Kreisgetreidestellen aus an die felung wurden ärger und so musste Bevölkerung verteilt wurden. Durch Kartoffeln pro Jahr und pro Kopf Deutschland am 11. November 1918 die scharfe, rücksichtslose Kontrolle und etwa 1 Centner Waffen strecken nachdem einige Tage Beschlagnahme wurde die Abliefe- Haferflocken und Gries bekamen nur vorher der deutsche Kaiser nach Hol- rung der Erzeugnisse gewährleistet. Kranke und Wöchnerinnen. Kaffee land geflohen und in Deutschland die Brot pro Kopf und Woche und Tee waren nicht mehr vorhanden. Revolution ausgebrochen war. Dieser etwa 1800 Gramm Ein hauptsächliches Nahrungsmittel Waffenstreckung sollte bald der für war die Steckrübe, die viel angebaut uns so schmachvolle Friedensvertrag Fleisch 50 Gramm wurde und auch reichlich zu bekom- in Versailles folgen. Butter im Durchschnitt men war. Die Verwendung der Steck- 30 – 50 Gramm Nach dem Friedensschluss wurde die rübe war recht vielseitig, u.a. wurde Blockade seitens des Feindbundes Fett 30 – 50 Gramm hieraus Kaffeeersatz und Marmelade aufgehoben und langsam kamen wie- hergestellt. Eier, wenn vorhanden, 1 Ei pro Woche der Lebensmittel ins Land. Trotzdem und Kopf Beiliegende Lebensmittelkarten be- musste die Rationierung noch eine stätigen zum Teil meine Angaben. Zeitlang beibehalten werden. Die Ver- Zucker pro Monat 700 Gramm Pferdefleisch gab es ohne Marken einigten Staaten von Nord-Amerika, Graupen, Nudeln oder Hafergrütze und wurde viel gekauft und gegessen. die durch ihr Eingreifen und durch ihre 6 · Unser Höver · September 2021
Aus der Schulchronik, Band 1, Gemeinderat Höver: Protokoll vom 27. Mai 1927 Seiten 68 und 69, 1928, festgehalten Anwesend 1–10: Messe, Ostermeyer Nr. 19, Grefe, Ostermeyer Nr. 30, Owsianny, Gehm, vom Hauptlehrer Friedrich Michelmann Schnepel, Heger, Peine. Das Ehrenmal Geschehen in Höver den 27ten Mai 1927 Schon vor 9 Jahren bemühten sich einige – hierneben verzeichnet – überhaupt 15 Ausschuß-Mitglieder hiesige Einwohner um ein Ehrenmal für die – 10 erschienen Gefallenen der Gemeinde. Damals nahm als – einstimmig beschlossen bessere Grundlage der Schützenverein die 1. Der vorgelegte Haushaltsplan wurde genehmigt und in Einnahme auf 27.381 Mark und Angelegenheit in die Hand. Geld dafür floß Ausgabe auf 27.458 Mark festgestellt. gut zusammen. Aber die Inflation ließ das 2. Der vom Turnverein gestellte Antrag auf Anlegung eines Spiel- und Sportplatzes nebst angefangene Werk nicht vollenden. Vielleicht Badeanstalt wurde abgelehnt, weil der vorgeschlagene Platz nicht geeignet scheint. Dagegen war es gut so, denn viele Denkmäler, die da- soll vorgeschlagen werden, vom Hofbesitzer Prüße einen Platz zu pachten. mals wie Pilze aus der Erde schossen, lassen 3. Für die Schule soll eine Reichsflagge angeschafft werden. an künstlerischer und materieller Ausfüh- 4. Wurde ein Ausschuß gewählt, der die Errichtung eines Denkmals für die in im Weltkriege rung oft manches zu wünschen übrig. Nun Gefallenen in die Wege leiten soll. Dem Ausschuß gehören an: F. Niemeyer, O. Grefe, beschäftigte sich seit etwa einem Jahr auf W. Mahlmann, H. Peine und der Unterzeichnete. neue Anregung hin der Gemeindeausschuß Vorgelesen und genehmigt mit der Sache des Ehrenmals. Köhler Er übernahm z. gr. T. die Arbeit dafür und Ortsvorsteher sorgte für die nötigen Gelder, etwas über 4.000 M. Man entschied sich für ein Denk- Hungerblockade in erster Linie unseren hälter, die jeden zweiten Tag gezahlt mal, welches der Bildhauer Hinze aus Ander- Zusammenbruch herbeigeführt hat- wurden, hatten schon am nächsten ten von einem hannoverschen Künstler hatte ten, machten nun das beste Geschäft, Morgen die Kaufkraft verloren, weil anfertigen lassen. Es bildet als Grundform indem sie für teueres Geld überflüssi- durch weiteren Kurssturz die Waren einen recht wuchtigen quadratischen Pyra- ge Fettreserven und Lebensmittel in schon wieder z.T. um das Doppelte im midenstumpf, der eine Kugel – Welt – trägt. unser ausgehungertes Land warfen. Preise gestiegen waren. Ein genaues Beides besteht aus hellem Granitstein. Da- Eine Folge der Rationierung war das Bild dieser Entwertung gibt die beige- rüber prangt ein schlichtes Bronzekreuz – starke Anwachsen des sogenannten fügte Sammlung der Briefmarken aus Eisernes Kreuz, Christenkreuz. Die strittige Schieber- und Hamstertums, welche der Vorkriegszeit bis Ende der Inflation Platzfrage konnte trotz des enggebauten auf verbotenen Wegen im Schleich- und dann bis zur Grundsteinlegung Dorfes befriedigend gelöst werden. In dem handel alle erdenklichen Lebensmittel Sockel wurde eine Urne in Form einer Gra- dieses Ehrenmales und die Sammlung aufkauften und an zahlungskräftige nate aus Messing von etwa 20 cm Durchmes- des deutschen Reichsgeldes von der Käufer zu recht hohen Preisen weiter- ser eingemauert, welche in der Schlosserei Friedenszeit bis Ende der Inflation. Lei- der Fabrik gratis hergestellt wurde. Sie gaben, nur dadurch konnte es kom- der konnten Billionenscheine nicht mit enthält ein Schriftstück über den Weltkrieg, men, dass ein kleiner Teil der Bevölke- beigefügt werden da diese bei Beginn seine Folgen und die Nachkriegszeit sowie rung im Überfluss lebte, während der der Marktstabilisierung als Goldmark- Bilder und Geldmaterial. grösste Teil bitteren Hunger litt. werte in Zahlung genommen und spä- Eine Abschrift der Urkunde befindet sich bei Zu dem Hunger kam ein weiteres ter vom Reich aus dementsprechend den Akten der Gemeinde. Am Himmelfahrts- Elend. Die deutsche Mark hatte im eingelöst wurden. – Also 1 Billion = tage, 17. Mai 1928, nachm. 3 Uhr fand die Ausland die Kaufkraft verloren und 1 Goldmark –. Nach der Stabilisierung würdige Einweihungsfeier statt, an der die verlor sie immer mehr. Alle Waren traten allmählich bessere Verhältnisse Angehörigen der Gefallenen, sämtliche Ver- wurden nach Dollarwerten vom Aus- ein. Die gewaltige Arbeitslosigkeit die eine und alle anderen Einwohner des Dorfes land – wieder Nord-Amerika – bezo- nach dem Kriege herrschte weil Indus- einmütig und andachtsvoll teilnahmen. Pro- gen und hier im Lande mit Papiermark trie und Handel still lagen, liess nach. gramm der Feier: 1. Anmarsch der Vereine z. bezahlt. Hatten wir erst über die Ver- Die allgemeine Wirtschaftslage wurde Aufstellung. 2. Musikkapelle: „Wir treten zum hältnisse in Russland, wo auch nach wieder normal, wenn auch die golde- Beten“. 3. Ansprache u. Enthüllung. 4. Musik- ne Vorkriegszeit nicht wieder erreicht kapelle: „Morgenrot“. 5. Weihrede. 6. Män- dessen Zusammenbruch eine gewal- wurde. Das Volk aber war verarmt. Er- nergesangsverein: „Die ihr Blut“ (Andenken tige Teuerung einsetzte – gelacht, so der Gefallenen). 7. Verlesen der Urkunde. 8. sollten wir bald eines Besseren belehrt sparnisse aus der Vorkriegszeit waren Übergabe des Denkmals an die Gemeinde werden, denn bis zum 4. November entwertet, die Sparkassen werteten und Übernahme durch den Gemeindevorste- 1923 erreichte unsere Mark die schwin- die gesparten Kapitalien erst 1927 mit her. 9. Gemischter Chor: „Trost“. 10. Musik- delerregende Höhe von 1 Billion oder 15 % auf. Hypotheken auf Gebäude kapelle: „Wie sie so sanft ruh´n“. und dabei genauer gesagt, der Nord-Amerikani- wurden mit 25 % aufgewertet. Wer 11. Kranzniederlegung. 12. Gemeinsames sche Dollar – 4,20 deutsche Friedens- nach der Stabilisierung Geld von der Lied mit Musikbegleitung: „Ich hatt´ einen mark – wurde bei uns mit 4,2 Billionen Bank oder Sparkasse oder sonstigen Kameraden“ Papiermark bezahlt. Löhne und Ge- Instituten leihen wollte musste bis 1 % Unser Höver · September 2021 · 7
Zinsen pro Tag bezahlen und konnte sengeschäfte verwaltete vom 25. Juni land Cementfabrik Alemannia. Zu der hierfür nicht einmal Geld bekommen. 1882 bis 30. April 1922 Wilhelm Grefe, Schleuse, die einen Erdaushub von Viele Handelshäuser und Banken bra- Hof Nr. 7. Letzterer starb am 6. Februar rund 700000 cbm erforderte, wurden chen zusammen, viele Handwerker 1927 nachdem er 40 Jahre sein Amt als folgende Baustoffe verwandt: 273000 und Gewerbetreibende standen von Gemeinderechnungsführer treu und cbm Kies, rund 70000 to Cement und dem Nichts und waren froh, wenn ehrlich versehen hatte. Sein Nach- rund 11500 to Moniereisen. Die Hub- sie als einfache Arbeiter das nackte folger wurde der in den Ruhestand höhe beträgt 15 m und die Nutzlänge Leben fristen konnten. Nur Schieber getretene langjährige Lehrer unserer jeder Kammer 225 m. Jede Kammer und sonstige Parasiten am deutschen Gemeinde, Wilhelm Düvel. fasse 40000 cbm Wasser. Die Schleu- Volkskörper hatten verdient und Wer- Die hauptsächlichsten Vereine sind: se wurde von der Firma Beton und te gehamstert und bildeten nun die Freiwillige Feuerwehr, Männergesang- Monierbau A.G., Berlin gebaut, wäh- sogenannten Neureichen. Zur Stabili- verein, Gemischter Chor, Schützenklub rend die Erdarbeiten von der Firma Dy- sierung der Deutschen Mark verpfän- und Männer-Turn-Verein. Die Industrie ckerhoff + Widmann A.G., Biebrich am dete die deutsche Landwirtschaft wird durch die Portland Cementfabrik Rhein ausgeführt wurden. ihren gesamten Grundbesitz und nur Alemannia A.G. vertreten, welche am Erwähnen will ich noch, daß dieses durch diese Maßnahme wurde es westlichen Ausgang des Dorfes an der Ehrenmal von Herrn Bildhauer Ernst möglich, daß wir aus der Inflation he- Strasse nach Anderten liegt. Vorstand Hinze aus unserer Nachbargemein- raus und in einen geregelten Geldver- des Werkes ist Dr. Rudolf Kneisel. de Anderten angefertigt und gebaut kehr mit dem Ausland eintreten konn- Der Personen und Güterverkehr wird wurde. ten. Heute, am Tage der Einweihung durch die Hannoversche elektrische Ich schliesse meinen Bericht mit dem zahlen die deutschen Landwirte noch Strassenbahn (Linie 15 Hannover-Hai- Wunsche, dass, wenn diese Aufzeich- ganz erhebliche Rentenbankzinsen mar), welche mitten durch das Dorf nungen einmal gefunden werden, hierfür. führt, bewältigt. Kriege aufgehört haben zu bestehen, Und trotz der Verarmung des deut- Am 26. Oktober 1927 verstarb das äl- dass die Menschheit dann in einem schen Volkes steht das Gespenst der teste Mitglied unserer Gemeinde, der Zeitalter der gegenseitigen Achtung Kriegsschuldzahlung, der Reparations- Altenteiler Wilhelm Wolfes, Hof Nr. 2, und Liebe lebt, dass alle Menschen kosten, vor der Tür, trotzdem Deutsch- 97 Jahre alt, der von 1865 bis 1908 eine glücklich und zufrieden sind, losge- land bis heute ganz gewaltige Sum- Branntweinbrennerei auf seinem Hof löst von allen hässlichen Parteihader men an Wiederaufbaumaterialen, führte, die weit und breit berühmt und Bruderzwist von denen gerade Kohlen, Chemikalien, Vieh u.s.w. an war. die Jetztzeit so brutal beherrscht Frankreich, ganz enorme Summen an wird. Um für die zurückkommenden Krieger den Feindbund gezahlt hat, ist die ent- Sollten beiliegende Sammlungen bei Arbeit zu haben, wurde 1918 der Bau gültige Summe die wir als Kriegsent- einer gelegentlichen Oeffnung der des sogenannten Mittellandkanals schädigung zahlen sollen noch nicht Urne einen Sammelwert als histori- respektive die Weiterführung dessel- festgelegt. Frankreich fordert noch sche Überlieferungen haben, dann ben von Hannover-Hafen-Misburg bis 132 Milliarden Mark. Wir mussten voll- bitte ich diese bestens zu verkaufen nach Hildesheim und Peine beschlos- ständig abrüsten, unser stolzes tapfe- und aus dem Erlös begabte unbe- sen und 1919 in Angriff genommen. res Heer verschwand bis auf klägliche mittelte Kinder unserer Gemeinde zu Das Land wurde für rund 2000 M je Reste (insgesamt 100.000 Mann), aber tüchtigen Menschen zu machen, sei hannoverschen Morgen – 2.621 qm unsere Gegner verdoppelten ihre Hee- es auf wissenschaftlichen oder tech- – angekauft und später mit entwer- re und Flotten, angeblich zum Schutz nischem Gebiet, ganz nach Neigung teten Papiermark bezahlt, sodass die gegen das verarmte und wehrlose und Wunsch des Kindes. Bauern hierdurch gewaltige Verluste Deutschland. erlitten. Höver, am Himmelfahrtstage 1928. Ausgiebig über all dieses zu schreiben Nachdem das eigentliche Kanalbett 17. Mai verbietet der Raum aber auch hier ausgebaggert war, wurde 1924 mit wird die Geschichte helfend eingrei- dem Bau der Schleusenanlage zwi- fen. schen Höver und Anderten begonnen Aus unserer Gemeinde ist folgendes und soll im Herbst 1928 fertiggestellt Am 17. April 1955 wurde das zu berichten: sein. Die ausgebaggerten Erdmassen zum Gedenken der Opfer Höver umfasste bei Kriegsbeginn 58 wurden am Nordostrand der höver- des Zweiten Weltkrieges er- Höfe und Anbauerstellen – wie schon schen Gaim angeschüttet, wodurch weiterte Ehrenmal eingeweiht. Anfangs erwähnt – und gehört zum ein schöner Waldbestand alter Eichen Kirchspiel Ilten. Die Gemeinde wird verloren ging. Den gesamten Cement Lesen Sie hierzu den Beitrag seit 15. September 1900 von dem zu dieser Schleuse, die die grösste von Kurt Fenske in der Gemeindevorsteher Landwirt Ernst Binnenlandschleuse Europas zur Zeit nächsten Ausgabe von Köhler, Hof Nr. 10, vertreten. Die Kas- ist, lieferte restlos die hiesige Port- „Höver: Mehr als Mergel“. 8 · Unser Höver · September 2021
Ehrenmal auf dem Zement- werksgelände Auf dem Gelände des Zementwerkes ist ein weiteres Ehrenmal in Form einer großen, aufrecht stehenden Steinplat- te errichtet, die den im Ersten Welt- krieg gefallenen Werksangehörigen gewidmet ist. Dieses Ehrenmal befin- det sich heute in einem abgelegenen Teil des Werksgeländes der Firma Hol- cim und ist öffentlich nicht zugäng- lich. Unter den aufgeführten Namen der Gefallenen finden sich aus Höver folgende Personen: August Buchholz, Max Polenski, Johann Gabrys, Friedrich Holze, Hans Klatt, Heinrich Prange, Johann Kottlarek und Karl Triller. Die weiteren Personen: Friedrich Heger und August Langmeyer (Ahlten); Sta- nislaus Gohlke, Adolf Krenz, Johann Matt, Friedrich Meyer und Ernst Rose (Anderten); Wilhelm Erndt (Kleefeld) und Franz Nalewski (Misburg). Foto: Unser Höve Höver im Jahr 1845 – ein Modell entsteht Ortsplan Höver aus dem Jahr 1845/46 von Margarethe Werner „Bauherr“ des Modells nach einem Ortsplan von 1845/46 ist mit Ergänzungen, bearbeitet von Jörn Feustel, ohne Maßstab. Horst Buttchreit (siehe auch Seite 12). Nach Fertigstellung wird Foto: Unser Höver das Modell in der Heimatstube zu sehen sein. Foto: Horst Buttchereit Die „Brand-Assecurations-Societät“ mern. Aber nicht nur Hofstellen wur- nahm man in das Verzeichnis auf. Bis für das Fürstentum Lüneburg (ge- den diese Nummern zugeordnet, auch zum Jahre 1845 waren insgesamt 36 gründet 1752) vergab im Jahr 1775 für andere Gebäude wie z. B. die erste Nummern vergeben, also 36 Hofstel- die Höfe in ihrem Brandkataster Num- Schule (Nr. 31) und die Kapelle (Nr. 32) len bzw. sonstige Gebäude. Unser Höver · September 2021 · 9
Die verhinderte Gehorsamstes Gesuch Gastwirtschaft des Dienstknechtes Heinrich Lampe in Höver wegen Konzession zur Gastwirtschaft. In der Chronik von Höver von 2012 Höver, den 11. Juli 1900 wird über die vier Gaststätten in den 1970-er Jahren berichtet, die im Dorf Der gehorsamst unterzeichnete Dienstknecht Heinrich Lampe in Höver bittet gütigst um Entschuldigung, wenn er Euer betrieben wurden. Es handelte sich Hochwohlgeboren mit einem Gesuche beschwerlich zu fallen dabei um das Gasthaus „Zur Linde“, wage. das Gasthaus der Familie Bähre „Zum Ich habe mir an dem Wege von Anderten nach Höver im Dor- Weißen Bär“, das Grefe’sche Gasthaus fe gegenüber der Grefe’schen Gastwirtschaft einen Bauplatz „Zur Post“ und die „Gaststätte Puhl“. gekauft und will hier ein Haus bauen. Es gab allerdings noch zwei weite- Da der Gastwirt Heinrich Wolfes seine Gastwirtschaft nie- re „Gaststätten“, über die berichtet derlegen will, wenn ich die Konzession zur Gastwirtschaft werden kann. Im Jahr 1910 erhielt erhalten kann, so habe ich beschlossen, mein neu zu erbau- der Bruchmeister Carl Brinkmann die endes Haus zur Gastwirtschaft einzurichten und um eine Konzession nachzusuchen. „ . . . Erlaubnis zum Betriebe einer Fa brikkantine auf dem Fabr. Gelände Ich erlaube mir deshalb, Euer Hochwohlgeboren gehorsamst zu bitten, mir an Stelle des Gastwirtes Heinrich Wolfes die der Portl. Cementfabrik Alemannia, Erlaubnis zur Anlegung einer Gastwirtschaft gütig ertei- H. Manske & Co. Aktiengesellschaft in len zu wollen. Höver.“ Erlaubt wurde der Ausschank Eine Bauzeichnung und eine Bescheinigung von H. Wolfes von Bier, Kaffee, Limonade und ande- erlaube ich mir anzulegen. ren alkoholfreien Getränken. Der Aus- Euer Hochwohlgeborn schank von Branntwein wurde wegen gehorsamster mangelnder Bedürfnisse abgelehnt. H Lampe Die Eröffnung einer weiteren Gast- Der genehmigte Bauplan für die Gaststätte Grefe aus dem Jahr 1925. Repro: Manfred Holschke; CC-BY-SA-Lizenz stätte wurde allerdings verhindert. Heinrich Wolfes bescheinigte, dass geben wollte, ist nicht bekannt. Der Im Jahr 1900 wollte der Dienstknecht er seine „Gastwirtschaft niederlegen Gemeindevorsteher von Höver muss- Heinrich Lampe aus Wülferode an der will für den Fall, daß der Dienstknecht te sich zu diesem Antrag äußern. Der heutigen Hannoverschen Straße ein Heinrich Lampe vom Königlichen damalige Beigeordnete Heinrich Lüpke Haus bauen und beantragt hierfür am Landratsamte die Erlaubnis erhält, zur bescheinigte, „daß der Dienstknecht 11. Juli 1900 mit folgendem Schreiben Anlegung einer Gaststätte.“ Warum Heinrich Lampe in Höver unbestraft eine Konzession. Heinrich Wolfes seine Gaststätte auf- ist, sich gut geführt hat und überhaupt 10 · Unser Höver · September 2021
unbescholten ist.“ Er erklärte, der „po- Höver, 9 August 1900 lizeilichen Genehmigung“ nicht zu Posteingangsstempel widersprechen, „wenn das Bedürfnis nachgewiesen werden kann.“ 11. Aug. 1900 An Dieser Antrag sorgte im Dorf für eine Vorsitzenden des Kreisausschusses des Kreises Burgdorf heftige Reaktion. Der Kaufmann und Herrn Landrat v. Meyeren Gastwirt Wilhelm Grefe, in dessen un- zu Burgdorf mittelbarer Nachbarschaft diese neue In Sachen betreffend Cozessionsgesuch zum Betriebe der Gaststätte gebaut werden sollte, ver- Gastwirtschaft seitens des Dienstknechts Heinrich Lampe fasste die hier in leicht veränderter z.Z. im Dienst beim Brennereibesitzer Wolfes allhier auf dem Grundstück des bes. Wolfes demnächst zu erbauenden Fassung wiedergegebene Stellung- Locale erlaubt sich Unterzeichneter in dieser Sache einige nahme, die er am 9. August 1900 an Mittheilungen über die Lage in hiesiger Gemeinde zu ma- den Vorsitzenden des Kreisausschus- chen. ses schickte. Die Gemeinde Höver hat 47 Wohnhäuser und 306 Einwohner, Es ist durchaus üblich und legitim, sich davon sind 70 bis 80 Erwachsene, die wohl die Gastwirt- in eigenem Interesse zur Sache zu äu- schaft besuchen können, in der Regel besuchen jedoch die Hälfte hiervon die Gastwirtschaften an Sonn. bez. Fest- ßern. Ob dieser Brief die Entscheidung tagen. Seit Anlage der Straßenbahn ist der Fremdenver- des Kreisausschusses beeinflusste, kehr minder geworden, da die früher hier durchfahrenden kann heute nicht mehr geklärt wer- Marktwagen, die hier viel verkehrten , ihre Sachen auf der den. Klar ist, dass der Kreisausschuss Straßenbahn nach Hannover befördern. Es können daher, die Konzession in seiner Sitzung am da der Gastwirt Wolfes seine Wirtschaft wegen Mangel an 16. August 1900 wegen mangelnden Rentabilität aufgeben will, die zwei hier noch bestehenden Bedürfnisses versagte. Gastwirtschaften von Fr. Bähre und meine (W. Grefe) welche beide genügend große Räume und Zimmer besitzen, der Sache Wilhelm Grefe betrieb zu dieser Zeit vorstehen. Auch der allgemeine Sinn in der Gemeinde, ganz seine Gastwirtschaft und eine kleine besonders des Gemeindevorstandes geht dahin, keine neue Landwirtschaft. Das Lebensmittel- Wirtschaft mehr in hiesiger Gemeinde mehr erstehen zu las- geschäft wurde erst im Jahr 1907 er- sen. öffnet. Aber auch er plante danach, Auch glaube ich nicht daß der Platz, der Garten des Bren- seinen Betrieb zu verändern, trotz der nereibesitzer Wolfes sich dazu eignen würde, da die Gleise nicht minder schlechten Lage an der der Straßenbahn hart vor diesen Grundstücke hergehen, die Straße. Breite des Grundstückes östlicher Richtung nur 9 bis 10 Meter hat während die Westseite etwas breiter ist, es wür- Im Jahr 1907 begann ein Verfahren, de falls ein Wirtschaftslocal dort erstehen würde, leicht in dem die Gemeinden Ortsstatuten Unglücksfälle vorkommen. zu erarbeiten hatten. Darin wurden Unterzeichneter bittet daher, falls ein Antrag des bes. an den Straßen Fluchtlinien als Bau- Lampe beim wohllöbl. Kreisausschuß eingehen würde, den- grenzen festgelegt. Das betraf auch selben abzulehnen, da aus vorstehenden Gründen die zwei die Hannoversche Straße, die dann im außerdem bestehenden Wirtschaften falls Gastw. Wolfes die Wirtschaft niederlegen würde genügend der Sache vorstehen Jahr 1925 auf dieser Grundlage ausge- können. baut wurden. Wilhelm Grefe versuch- Unterthänigst te in dieser Zeit mehrfach erfolglos, W. Grefe eine Genehmigung für den Umbau Gastwirt und eine Erweiterung seines Hauses zu bekommen. Letztendlich erwarb er genau das Grundstück, auf dem Heinrich Lampe im Jahr 1900 seine Gaststätte bauen wollte und errichtete im Jahr 1925 sein Gasthaus „Zur Post“. Zwischenzeitlich waren 25 Jahre vergangen. Die im Jahr 1900 vorgebrachten Bedenken hatten offensichtlich wegen geänderter Rah- menbedingungen keinen Bestand. Es bleibt nur noch zu erwähnen, dass das Haus nicht so gebaut wurde, wie es im genehmigten Plan vom 8. Dez. 1925 Plan zum Konzessionsantrag von Heinrich Lampe aus dem Jahr 1900. zu sehen ist. Manfred Holschke Repro: Manfred Holschke; CC-BY-SA-Lizenz Unser Höver · September 2021 · 11
Höveraner und ihre Hobbies: aber gerne erfüllte. So baute er mit Schülerinnen und Schülern Nistkästen, Buttchereits die dann im Schulwald aufgehängt wurden. Schließlich hat er in den Pro- bezaubern jektwochen der Schule mitgearbeitet. Dies alles führte wohl dazu, dass Horst mit ihren sich noch 3 Jahre als Hausmeister an der Schule zur Verfügung stellte, nach- Holzarbeiten dem seine Frau aus dem Erwerbsleben ausgeschieden war. Sie sind seit 1971 in Höver ansässig. Zwischenzeitlich waren die Buttche- Nachdem ihre beiden Kinder größer reits ein viertel Jahr in Kanada bei der geworden waren engagierte sich Tochter, die nach dort ausgewandert Inge 15 Jahre als Hausmeisterin in der ist. Auch dort konnte er seine Fähig- Grundschule während Horst sich 48 keiten, mit Holz umzugehen, bei der Jahre als Aufzugsmonteur betätigt Sanierung eines Holzhauses gut ein- hatte entdeckten beide ihre Liebe bringen. die Hauskassierung vorgenommen zum Holz. Inspiriert durch Inges Tätig- Aus dem höverschen Dorfleben sind und Zeitungen ausgetragen, während keit an der Schule und die Nähe zu den die Buttchereits nicht wegzudenken, Horst als 2. Vorsitzender agierte. In der Schülerinnen und Schülern wurde zu- denn sie haben sich auch ansonsten Tanzgruppe der Siedlergemeinschaft nächst mit allerlei Schnitzarbeiten ein stets in die Dorfgemeinschaft einge- fanden sie lange eine Heimstatt und Bazar an der Schule veranstaltet. Es bracht. Als auf der Kapelle ein neuer auch in der Heimatstube und als Foto- folgte auf Wunsch von Inge der Bau Wetterhahn in luftiger Höhe anbracht graphen für die Vereine haben sie sich einer Wiege für Enkeltochter Nummer werden musste, war Horst zur Stelle. nützlich gemacht. eins Wiebke. Wie überhaupt Inge als Inge hat für die Siedlergemeinschaft Reimund Wohlgemuth Initiatorin und Antreiberin für weite- re Arbeiten anzusehen ist. Ansonsten hat sie sich auf die Feinarbeiten und Dekoration konzentriert. Ob Osterbasar oder Weihnachtsaus- stellung bei den Schützen, Horst hatte immer etwas Geschnitztes beizutra- gen. Dabei fanden überwiegend Sibi- rische Lärche und Kiefer Verwendung. Als in der Turnhalle ein Schaukasten fehlte baute Horst einen Schaukasten. In der Adventszeit konnten die Kinder, Lehrer und Eltern eine handgefertigte Krippe in der Schule bewundern. Und zwischendurch hatte der Schulleiter noch besondere Wünsche, die Horst Fotos: Familie Buttchereit 12 · Unser Höver · September 2021
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