HABARI - Wild ist wild Täter sind stets die Tiere Gesammelte Elfenbeinkunst - Jahrgang Nr. 4/19 - Freunde der Serengeti Schweiz
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HABARI Zeitung der Freunde der Serengeti Schweiz ( FSS ) 34. Jahrgang Nr. 4/19 KONFLIKT Wild ist wild MEDIEN Täter sind stets die Tiere MUSEUM Gesammelte Elfenbeinkunst
[EDITORIAL] [ M E N S C H -T I E R - K O N F L I K T E ] Foto: Charles Hotham/R.Harding Ihr Engagement «Sprachrohre» ist aber, dass sie zumeist auch Wie Wild wild wird dem Marketing verpflichtet sind und zum Sie als Lesende, was könnte Sie Füllen der Kassen «gute Gefühle» zu gene- interessieren? Konziliante und rieren versuchen. Selbstkritische Betrach- schön bebilderte Artikel? Oder tungen, Fehlschläge oder gegen das Ziel eher ungeschminkte Geschich- laufende Entwicklungen werden kaum je ten vorab zur Situation der afri- kommuniziert. kanischen Fauna oder Flora? Zur Anders beim FSS, dessen Mitglieder und Wilderei und zu den Beweggrün- Vorstand einer journalistischen und wenn den, die Menschen verführen immer möglich unbefangenen Beschreibung oder zwingen, den Elefanten, der Dinge den Vorzug geben. Sicher, diese Löwen, Pangolinen und immer Art von Aufrichtigkeit ist schwierig zu leben, mehr auch allen anderen Wildtieren bis zur zumal die Entwicklungen beim Artensterben Ausrottung nachzustellen – oder für sie und insgesamt beängstigend sind. Das globale den Artenschutz Kopf und Kragen zu riskie- Thema jedoch schön zu reden, verschärft die ren? offensichtliche Krise nur noch. Der FSS ver- Es sind Fragen, die wir uns bei jedem Artikel sucht deshalb die Dinge beim Namen zu für das HABARI oder unsere Website www. nennen und vertiefte Einblicke in unge- serengeti.ch fortlaufend stellen müssen. In wohnte, gleichwohl das Schicksal aller beein- den 35 Jahren Existenz des FSS hat sich flussende Gebiete zu ermöglichen. herauskristallisiert, dass seine Mitglieder in Darum thematisierten wir den Import der der Regel genau hinsehen, offen wie auch Gross-Wilderei in Afrika durch die europä- vielseitig interessiert sind und entsprechende ischen Kolonisten. Darum lassen wir Vertreter Lese-Präferenzen pflegen. Lauter Informati- von Jäger- und Sammlervölkern, von Ran- onen, die weiterführen, die aufklären und wo gern und Wilderern, von Siedlerinnen, Zahlreiche Menschen werden in immer möglich die Hintergründe und Zusam- Jägern, Wissenschaftlern und Beamtinnen Afrika von Wildtieren angefallen, menhänge aufzeigen, welche in den klassi- zu Wort kommen. Darum lassen wir uns durch schen Medien aus Mangel an Interesse oder Spezialisten und Spezialistinnen erklären, zertrampelt, aufgespiesst oder Platz und Finanzen leider kaum oder gar nicht was zur Erforschung und Bewahrung der zerfleischt. Todesfälle, die nur mehr zu lesen sind. Tier- und Pflanzenwelt alles gemacht wird. Die arge Mediensituation ist auch der Grund, Darum beschreiben wir u.a. auch die privaten selten thematisiert werden — ver- weshalb verwandte Organisationen der Be- Abholzungen der Wälder oder den Dichte- glichen mit den Tieropfern der reiche Artenschutz und Menschenrechte via stress um die Schutzgebiete. Und darum Druckmedien, Webseiten und Social Media lesen Sie jetzt in dieser Ausgabe über ein Wilderei. Die wachsenden Konfron- ihre eigenen «Sprachrohre» entwickeln muss- ziemlich tabuisiertes Thema – die einseitig tationen zwischen Menschen und ten. Denn ohne diese Verstärker würden sie wahrgenommenen Konfrontationen zwi- kaum mehr gehört werden. Die Krux solcher schen Menschen und Wildtieren. Wildtieren schaden aber auch dem Ruedi Suter Artenschutz. Dass Wild flüchtet, wenn es kann, wird ebenso wenig Highlights bedacht wie der Umstand, dass 14 sich der Mensch-Tier-Konflikt mit der ungebremsten Ausbreitung 10 15 des Homo sapiens permanent verschärft. Rennen ums Leben in Uganda: lusspferde gelten MUSEEN als die gefährlichsten Tiere Afrikas — sie fordern MEDIEN Wissensdrang und TO U R I S M U S am meisten Menschenleben «Kriegserklärung» Sammelwut Lohnender Wildschutz Habari-Impressum auftaucht, mich angreift, verletzt oder gar Foto: Gian Schachenmann VON RUEDI SUTER der Wildtiere, an dem nicht Kinder, Frauen Ausgabe: 34. Jahrgang, Nr. 4/19, Dezember 2019 I Die Zeitschrift erscheint 4x im Jahr. I Auflage: 2000 Exemplare I Herausgeber: Verein Freunde der Serengeti Schweiz FSS, CH-8000 Zürich, Geschäftsstelle FSS tötet und frisst. oder Männer Wildtieren zum Opfer fallen. Inserate : Marisa Suremann, Tel.: +41 (0)44 730 75 77, info@serengeti.ch, www.serengeti.ch PC 84-3006-4 I FSS-Vorstand: Adrian Schläpfer, Präsident; Barbara Trentini, Finanzen I Sekretariat FSS, Redaktion : Ruedi Suter, Pressebüro MediaSpace, Postfach, CH-4009 Basel, Tel. : +41 (0)61 321 01 16 D ie Furcht ist allgegenwärtig. Beim Holz- sammeln im Busch, beim Wasserholen am Fluss, beim Bewachen der Felder oder Überall in Afrika, wo noch wilde Tiere leben, hat diese Angst die Menschen im Griff. Namentlich in den abgelegenen Sied- «Aggressive» Elefanten fss@mediaspace.ch; Monica Borner I Titelbild: Mansir Petrie, Black Rhino I Leserbriefe: Bitte an die Redak- tion. Kürzungen vorbehalten. I Wissenschaftliche Beratung: ZoologInnen Monica Borner, Thalwil, und Dr. beim Hüten der Rinder, Ziegen und Schafe. lungen, die mit Dornhecken oder Holz- Einige Beispiele der letzten Monate? Am Christian R. Schmidt, Küsnacht I Layout, Prepress: konzeptbar, Werbung & Kommunikation, Rebgasse 53, Aber auch beim Marsch auf den Pfaden stämmen verbarrikadiert werden – gegen 29. August 2019 wird bei Nokaneng (Bots- CH - 4058 Basel, Tel. : +41 (0)61 515 64 95, info@konzeptbar.ch Druck : Gremper AG, Pratteln I Papier: Cocoon. HABARI-Abonnement im Mitgliederbeitrag inbegriffen. Der FSS ist oder Erdstrassen zum Dorf, zum Markt, Löwen und Leoparden, Hyänen, Schakale wana) morgens ein 41-jähriger Mann auf ZEWO-Mitglied. Habari heisst «Nachricht» zur Schule, zur Krankenstation oder zum oder Wildhunde. Die Furcht packt selbst dem Weg zu seinen Rindern von einem Ele- auf Suaheli. Behördenbüro. Es ist diese uralte Furcht des zivilisationsverwöhnte Stadtmenschen, ver- fanten attackiert und zu Tode getrampelt. Am Elefant Menschen vor dem wilden Tier, das plötzlich geht doch kein Tag auf diesem Kontinent 14. August schafft es der Lehrer Jackson 2 | HABARI 4/ 19 HABARI 4/ 19 | 3
[ M E N S C H -T I E R - K O N F L I K T E ] Foto: Gian Schachenmann Foto: Steve Bloom/Alamy Barrikade: Gegen Grosskatzen und Hyänen Chepyegon (40) im kenianischen Barwessa und Kinder zwei Tage daran hinderte, zur Hinterbliebenen von der Regierung Schmer- Ward nicht in seine Primarschule in Laikipia. Schule zu gehen. So wurde der «Problem- zensgelder – und den Bau eines Zauns um Er wollte einen Elefanten vertreiben, der am Elefant» mit Kugeln «neutralisiert». den Park. Niederreissen eines Zauns war. Doch das Am frühen Morgen des 8. Juni überlebt Eric «Biest» warf ihn gemäss «The Star» zu Boden Kgatia (45), Wachmann der Foskor-Mine und trampelte auf ihm herum. Mit schweren Variationen des Todes nahe der südafrikanischen Stadt Phalaborwa, Verletzungen landet Jackson Chepyegon im Dasselbe Schicksal ereilt Ende Juni ein Tembo eine Elefanten-Attacke nicht. Zuvor, am Spital von Baringo. (Elefant auf Swahili) in der Nähe des ke- 4. Juni, wird in Kenia bekannt, dass Eltern Dort kommt er neben Daniel Chesire (28) nianischen Meru-Nationalparks. Warum? von Schuldkindern in der Region der Stadt zu liegen, ebenfalls das «Opfer» eines Jum- Weil er Familienvater Boniface Kirimi (26) Voi den Aufstand proben. Sie drohen, ihren bos. Der hatte am 6. August nicht begriffen, vor dessen Haus in Imenti North über den Kindern den Gang zur Schule zu verbieten – dass Chesire nur ein Selfie mit ihm knipsen Haufen gerannt und getötet hatte. Erst drei aus Angst vor «streunenden Elefanten» aus wollte. Der Einzelgänger griff an. Zuvor hatte Wochen zuvor war Medienberichten zu- dem Tsavo-Nationalpark. Die kenianische der Bulle in zwei Dörfern ein Rind getötet, folge eine Elefantenherde in Tigania West Wildtierbehörde KWS müsse die Jumbos zu- ein weiteres verletzt, Zäune umgerissen und der Mann Silas Muchui zum Verhängnis rücktreiben. Diese verspricht dies und bietet Maisfelder heimgesucht. Selfie-Fan Chesire geworden. Auch er starb. Nun fordern die den Kindern bis dahin sogar Geleitschutz an. überlebte, Lehrer Chepyegon aber verschied. Foto: Ruedi Suter Seine Verwandten in Barwessa Ward wurden an das Schreckensjahr 2002 erinnert. Damals raubte ein wild gewordener Elefant fünf Dorf- bewohnern das Leben. Pech hat am 4. August auch ein 28-jäh- riger Wachmann der Muchenje Lodge in Botswana. Auf seiner Patrouille vom Perso- nalhaus zur Lodge wird er jählings von einem Elefanten angefallen und getötet. Am selben Tag stirbt in Kamdini (Uganda) der Katechist Benson Omara (37) auf dem Pfad zu seinem Feld durch eine angreifende Elefantenkuh mit Kalb. Gleichentags stirbt aber auch ein Elefant unweit des nahen Murchison Falls National Park, aus dem sich eine ganze Herde ins Siedlungsgebiet aufgemacht hatte. Laut Keine Chance, wer ihm «New Vision» hatte die Uganda Wildtierbe- Nicht ohne Risiko: in die Quere kommt hörde (UWA) ein besonders aggressives Tier Holzsammeln im Busch ausgemacht, das «die Gemeinde terrorisierte» 4 | HABARI 4/ 19 HABARI 4/ 19 | 5
[ M E N S C H -T I E R - K O N F L I K T E ] Bakterien und Würmer, welche tödliche werden. Die weitaus meisten Afrikaner und Fotos: Gian Schachenmann Krankheiten auslösen. Gegen diese kann oft Afrikanerinnen sehen im Wildtier nicht mehr auch der erbarmungsloseste Killer unter den das zu duldende Mitwesen, wie es ihre Ahnen Säugern nichts ausrichten – der Homo sapi- noch begriffen hatten. Könnten die Zeitgenos- ens. Dem gelang es aber bis ins Zeitalter der sen die körperlich grösseren Bedrohungen wie Smartphones nicht, seine Urangst vor dem zum Beispiel Elefanten, Grosskatzen, Büffel, abzuschütteln, was ihm im besser erkenn- Flusspferde und Krokodile einfach aus der Welt baren Tierreich bedrohlich erscheint. schaffen, wäre wohl das Grosswild bereits aus- Schlangen jeder Art etwa haben in Afrika gerottet. So, wie wir es in Westeuropa mit den kaum eine Chance, nicht tot geschlagen zu Bären, Wölfen und Luchsen vorgemacht haben. Büffel: Intelligent und gefährlich, wenn angeschossen sammelt. Weitere Beispiele aus den letzten Sich auch nicht mehr zu helfen weiss in Monaten seien hier zitiert. Mashare (Namibia) der Farmer Augustinus «Elefanten zerstören Regierungsbesitz» Poroto. «Streunende Jumbos» dringen seit titelt am 4. November Botswanas «Monitor». 2015 immer wieder in seine Farm ein und Gefahr, auch beim Wasserholen Eine durstige Elefantenkuh, die ihr Kalb aus zerstören Camps, Felder und Quellen. «Unser einem Graben retten wollte, ist bei Francis- Grenzzaun wurde zerstört, und die meisten Kein Tod durch Wildtiere gleicht dem Die schlimmsten Killer town ausgerastet. Sie habe einen Generator unserer Rinder sind entwichen. Meine Frau anderen. Er droht in allen nur erdenklichen und weitere Einrichtungen zerstört und die und ich haben unsere gesamte Pension in Variationen, fördert Ängste, belebt Fantasien Wer auf diese Welt kommt, braucht Platz, Menschen in Angst und Schrecken versetzt. diese Farm gesteckt, aber der grösste Teil und macht – einzig aufgrund vereinzelter Nahrung und Sicherheit – Voraussetzungen, der Infrastruktur ist beschädigt. Woher sol- Vorfälle – ansonsten friedliche Tiere in den die immer knapper zu werden scheinen. len wir das Geld jetzt nehmen, damit wir Augen der Menschen zu «Monstern». Weil sich die Menschheit unaufhörlich aus- Die Not der Farmer überleben können?», fragt Bauer Poroto im breitet. Dies ist mit ein wichtiger Grund, «18 Elefanten dringen in Tharaka in Dörfer «The Namibian». weshalb sich in den afrikanischen Medien und zerstören Ernten» titelt die kenianische Die Not ist offensichtlich: Die zahl- Riskantes Verscheuchen die Meldungen über so genannte Mensch- «The Daily Nation» am 25. August. Die reichen Schäden an den Pflanzungen und Als sich Mutua Nthingi in den ersten Juni- Tier-Konflikte häufen. aus dem Meru-Nationalpark kommenden den Infrastrukturen durch einfallendes Dabei werden die erfolgreichsten Men- Python: Ungeheure Würgekraft tagen von der kenianischen Stadt Lunga Rüssler frassen den Besitzern Francis Murimi Wild wie Elefanten, Büffel, Affen oder Lunga zum rund 60 Kilometer entfernten schentöter regelmässig übersehen – Viren, Nyaga und Duncan Muthengi Nyaga nachts bei den Viehherden durch Fleischfresser Gituamba-Wald aufmacht, denkt keiner ihre lebenswichtige Ernte weg – Tomaten, stürzen die einfach lebenden Bauern und seiner ihm Nahestehenden daran, dass der Irreführende Berichte Wassermelonen, Zuckerrohr und Mangos. Bäuerinnen in Existenzängste. Was sollen Fünfzigjährige Tage später von der Für Menschen tödlich endende Zusammen- Die Farmer erklären deprimiert, nun vor dem sie essen, wovon sollen sie leben, wenn Polizei und dem Kenya Wildlife stösse mit Wildtieren gab es immer schon. Nichts zu stehen. ihnen die Wildtiere – und zunehmend Service (KWS) gesucht werden Gerade auch in Afrika. Doch jetzt scheinen müsste. Denn Nthingi, der Köhler, sich die Konfrontationen zu häufen. Vor war nicht mehr heimkehrt. Man fin- allem jene mit Elefanten. Es zeugt jedoch det den Mann im Wald, wo er Holz- von einer verzerrten Wahrnehmung, wie die kohle herstellte – tot, mit offener mächtigen «Jumbos» die Schlagzeilen domi- Bauchdecke und von Stosszähnen nieren, derweil die weit häufigeren Attacken herrührenden Einstichwunden. Er durch aufgeschreckte Flusspferde viel seltener war am 11. Juni einer Elefantenherde rapportiert werden. in die Quere gekommen. Auch die Angriffe zumeist überraschter «Elephant kills Serengeti woman Löwen, Leoparden, Büffel, Krokodile oder (Tanzania)» meldet am 27. Mai «The Schlangen sind oft gar keine Meldung wert. Citizen». Was war passiert? Motondi Ihre Opfer sterben – ohne je von den Medien Shakanyi aus Bukore (Mara Region) zur Kenntnis genommen zu werden. Die versuchte zusammen mit Familien- Dunkelziffer solcher Zwischenfälle dürfte angehörigen um 3 Uhr morgens eine hoch sein. Elefantenherde von der Farm zu ver- Ganz anders ist dies in jüngster Zeit bei scheuchen. Ein junger Bulle in Musth zerstörtem Besitz wie Felder, Herden und lässt sich nicht beeindrucken, greift an Infrastrukturen. Über Nacht zertrampelte und trampelt die Frau (27) zu Tode. und leer gefressene Felder etwa, in denen Keine zwei Wochen vorher griff im sich hungrige Elefanten gütlich taten, oder kenianischen Mugur-Gebiet (Samburu Schäden an Gebäuden kommen viel eher in East Sub County) ein Elefant eine die Medien. Dies beobachtete die FSS-Infor- Screenshot by Web Rinderhirtin an. Die Mutter von vier mationsstelle, welche seit zwei Jahren erhält- Maisfeld nach Wild-Besuch Kindern verstarb auf der Stelle. liche Meldungen zu Mensch-Tier-Konflikten 6 | HABARI 4/ 19 Zeitungsmeldung HABARI 4/ 19 | 7
[ M E N S C H -T I E R - K O N F L I K T E ] Tembo sei wohl ein wei- Die wachsenden Probleme zwischen Foto: MTK@KET teres Opfer des wachsenden Mensch und Wildtier sind in Afrika hin- Mensch-Tier-Konflikts in länglich belegt und anerkannt. Sie haben der Gegend. Dorfbewoh- im letzten Jahrhundert Berufsjäger auf ner hätten ihn wohl beim Trab gehalten, die Abertausende von Ele- Naschen in einem ihrer fanten, Nashörnern, Büffel und weiteres Felder erwischt und ihn die Felder heimsuchendes «Schadwild» dann gespeert. abschossen. Obwohl unterdessen schwer dezimiert, macht das Wild in ländlichen Gebieten Pflanzern und Siedlerinnen das Ende des Tier- Leben immer noch schwer. Tourismus Wilde Tiere umzubrin- Wer schafft die Probleme? gen sei aber gegen das Gesetz. Und Eindring- Gelöst sind die Probleme einer friedlichen linge wie dieser Koexistenz zwischen Mensch und Wildtier Elefant müssten den auch heute nicht – weder politisch, ökolo- Behörden gemeldet gisch noch wirtschaftlich. Ob die bislang werden, welche da- getroffenen Gegenmassnahmen wie Ab- rauf die entsprechen- schüsse, Abschreckung, Vertreibung, Um- den Massnahmen einleiten zäunung und weitere Schutzmassnahmen würden, rief Noor der Be- gegen das Eindringen von Wildtieren in Kul- völkerung in Erinnerung. turen auf die Dauer ausreichen, ist leider Mehr noch, der Kommissar fraglich. warnte auch vor den ver- Denn ausserhalb der Schutzzonen sind heerenden Folgen der Aus- Elefanten, Menschenaffen, Nashörner, Büffel, rottung der Tierwelt in Giraffen, Löwen, Leoparden, Wildschweine Kenia. Das Land verliere und Wildhunde, Zebras, Gnus und viele wei- damit Abermillionen an tere Gross-Antilopen bereits weg oder eben am Devisen, das Wild müsse Verschwinden. Sie müssen den sich gedanken- in den Reservaten wie los vermehrenden und unaufhaltsam vordrin- ausserhalb der Schutz- genden Menschen Platz machen. zonen «mit allen Mit- Siedlungen und Farmen umzingeln Elefant teln» geschützt werden. & Co in den Schutzgebieten. Diese sollen zu- In die gleiche Kerbe sehends eingezäunt werden, was Nationalparks schlägt Nicholas Murero, und Reservate in die Nähe der Zoos rückt. der Koordinator des Verlierer sind die Wildtiere – vor allem jene auch der Klimawandel Narok-Forums für Um- Arten, die den Trieben folgend einst frei durch mit seinen Dürren und welt und Wildtiere: «Kriegen wir die Wildnis streiften. Überschwemmungen – die den Mensch-Tier-Konflikt nicht in den Griff, Wanderrouten sind heute weitgehend ver- Lebensgrundlagen zerstören? hat das Killen der Wildtiere das Potenzial, sperrt, da Menschen sie besetzt haben. Mit unseren Tourismus zu killen.» Anders gesagt: Häusern, Strassen und Pflanzungen. Liegt es jetzt am Wildtier, sich den gepflanzten Ver- Web Tödliche Rache Keine Wildtiere mehr, keine Wild-Safaris y und Game-Drives, keine Einnahmen und lockungen direkt auf der anderen Seite der ot b nsh Die Wut der Kleinfarmer richtet Devisen mehr. Parkgrenze zu widersetzen? Und liegt es jetzt an e Scre sich nicht zuletzt auch vermehrt den Elefanten, eine Schluss- gegen die Nationalparks, von folgerung zu ziehen? wo aus sich die Wildtiere auf den Etwa diese: Die Zwei- Weg machen – in Richtung der ein- beiner sind weit mächtiger Foto: Rene Staehli ladenden Plantagen, wahre Super- als unsereiner, wir müssen märkte für die stets hungrigen Pflan- unserem Jahrtausende alten zenfresser. worden. Es waren also keine Wilderer am Wandertrieb entsagen, um Fordern die tierischen «Raubzüge» Werk, sondern mit grösster Wahrschein- nicht noch mehr zu «Pro- dann auch noch Opfer unter den Einhei- lichkeit aufgebrachte Bauern oder Massai- blem-Elefanten» zu werden. mischen, endet der Zorn öfters mal in Hirten. So gescheit Elefanten auch «Selbstjustiz» – die Tiere werden umge- Der zuständige Kenya Wildlife Ser- sind, das werden sie nicht bracht. Eines der jüngsten Beispiele ist vice (KWS) untersuchte den Kadaver. Die hinkriegen. Wie auch, wenn jener Elefant, der am 21. August nahe des Beamten entdeckten bei der Obduktion wir Menschen als vermeint- kenianischen Masai Mara-Wildreservats eine Speerspitze, «die tief im Körper» liche Herren der Schöpfung Leopard: Scheu, aber tödlich tot aufgefunden wurde. Die wertvollen steckte. Kommissar Mohammed Noor unseren Expansionsdrang wenn er angreift Stosszähne waren ihm nicht abgehackt mutmasste gegenüber «The Star», der nicht zähmen können? 8 | HABARI 4/ 19 HABARI 4/ 19 | 9 Tödliches Gebiss
Foto: Ruedi Suter [ M E N S C H -T I E R - K O N F L I K T E ] «Im Krieg mit den Wildtieren» Es gelte, auch mit Blick auf den De- visenbringer Tourismus, Lösungen für Mensch und Tier zu finden. Die unangemessene Kriegsrhetorik und eine die Menschen bevorzugende Berichterstattung Beispiel Ghana: Elefanten sollten verraten es: Der Konflikt zwischen Menschen und Wildtieren verschärft sich. «Schuld» daran nicht erschossen werden, warnte sind aus der Sicht afrikanischer Politiker und Medienleute fast ausschliesslich die Tiere. Die im Juli dieses Wirklichkeit beweist aber das Gegenteil. Jahres John Naada, zuständig für Wald und Wild in der Upper East Region VON RUEDI SUTER halfen, die Wildtiere in Schutzgebieten in die Wahrnehmung in der afrikanischen Öffent- Ghanas. Beschossene Elefanten Jetztzeit zu retten. lichkeit etwas abschätzen zu können. Hier seien gefährlich. Vielmehr müsse T atsächlich sind sie alarmierend, die wach- senden Konflikte zwischen Menschen und Wildtieren. Alarmierend sind sie für die Doch Afrika verändert sich, und zwar rapide. Die Menschen vermehren sich unaufhalt- sam, sie rücken näher an die Schutzgebiete, denn eine unvollständige Auflistung exemplarischer Beispiele. Massai-Siedlung im Wildtierland der Bevölkerung gezeigt werden, wie mit den Tieren in kritischen Situationen umzugehen sei. Glei- Lösungssuche beim Artenschutz, da schwer sie brauchen mehr Ressourcen, mehr Nahrung, ches forderte im Garu-Distrikt mehr Raum. Dem ent- Tausende Konfrontationen Tier-Konflikten ums Leben gekommen. 2018 erarbeitet wurden. Anfang November rea- Kreiskommissar Emmanuel Asore Avoka. Foto: Ruedi Suter sprechend verlieren die Beispiel Namibia: Hier haben im Bereich kosteten sie 77 Menschen das Leben, 1263 gierte der African National Congress (AMC) Die Aufklärung sei überall zu betreiben: bei Wildtiere ihre Lebens- von 71 der 83 Schutz- Einwohner erlitten schwere Verletzungen. von KwaZulu-Natal (KZN) auf den Tod von Versammlungen, Kirchen- oder Moschee- grundlagen – und die gebiete die (registrierten) Opfer auch bei den Wildtieren: 735 wurden Mbuyiseni Nxumalo, der die Attacke eines besuchen. Avoka bezog sich auf den Motor- Mensch-Tier-Konflikte Zwischenfälle seit 2004 getötet. Najib Balala, Kabinettssekretär für Flusspferdes in Hluhluwe nicht überlebte. radfahrer Ussif (42), der 2017 bei einer Fahrt nehmen zu. von 2936 auf 8076 (2018) Tourismus, erklärte die Misere, ohne ein Blatt «Elefanten und Hippos terrorisieren Land- durch Urwald in eine Elefantenherde geraten Das widerspiegelt zugenommen. Die Regierungsangaben um- vor den Mund zu nehmen. Den Mensch-Tier- bevölkerung in KZN» titelte «The South und getötet worden war. sich – ohne Berück- fassen Angriffe auf Menschen, Nutztiere und Konflikten lägen diverse, sich verschärfende African». sichtigung der Dunkel- Pflanzungen durch Wild wie z.B. Elefanten, Faktoren zu Grunde: Bevölkerungszunahme, ANC-Sprecher Ricardo Mthembu rea- ziffern – einigermas- Löwen, Leoparden, Hyänen, Geparde und vermehrte Landnutzung, Degradierung, Frag- gierte differenziert: «Wir sind besorgt über «Nationales Desaster» sen in der Politik, in Krokodile. mentierung, Folgen des Klimawandels sowie diese Situation, da sie eine ernsthafte Gefahr Beispiel Uganda: «Die wachsende Zahl von den Statistiken und die Unterbrechung der Wanderrouten und für die Gemeinden in der Nähe von Wild- Angriffen durch Wildtiere Medien der Länder. Beispiel Kenia: Allein zwischen 2014 und eine feindlicher gesinnte Wahrnehmung durch reservaten sowie für deren Vieh darstellt, das auf Einheimische im Land Wir haben dieses 2017 sind «mehr als 400 einige Gemeinden, die mit Wildtieren leben. ihren Lebensunterhalt sichert.» Man wisse ist ein nationales Desaster Gefährdet: Fussgänger Jahr Medienberichte Menschen» (Ministerium aber auch, so Mthembu weiter, wie wichtig und bekümmert die Wild- gesammelt, um die für Tourismus) bei Mensch- Beispiel Simbabwe: «Seit Januar 2019 sind auch die Tierwelt für die ökologische, wirt- tierbehörde Ugandas (UWA), verkündete 20 Menschen durch streu- schaftliche und kulturelle Entwicklung sei. deren Direktor Charles Tumwesigye im Mai. wiegende Prioritäten gesetzt werden müs- nende Elefanten getötet Foto: Gian Schachenmann sen. Wen gilt es vor wem zu schützen? Die Menschen vor den Tieren? Oder umgekehrt? worden», erklärte Mitte Oktober Tinashe Farawo, Friedliche Koexistenz Alarmierend sind sie insbesondere für der Sprecher der Nationalpark-Behörde Die Grundpfeiler friedlichen Zusammenlebens von Menschen und Wildtieren Politik und Behörden, da sie die gleiche und Simbabwes (Zimpark).Eine «enorme» Zahl können heute nur noch durch politischen Willen, genügend Finanzen und pro- letztlich vielleicht gar unlösbare Frage zu be- sei das, sagte der Beamte. «Kein Leben ist es fessionell umgesetzte Regeln und Massnahmen erhalten werden (vgl. HABARI antworten haben und ihre Glaubwürdigkeit wert, so zu enden – vor allem nicht im aufs Spiel setzen. Und alarmierend sind sie für 3/19: «Naturschutz braucht Management»). Einige wichtige Voraussetzungen: Mensch-Tier-Konflikt.» Farawo ortete das alle jene Menschen, die um die Schutzgebiete Problem gegenüber «New Zimbabwe» in u Strikte Überwachung der Schutzgebiete und ihrer Pufferzonen der letzten Wildtiere leben und als Direkt- einer «Überpopulation» an Elefanten im u Offenhalten der tierischen Wanderwege. (Einzäunungen der betroffene Leben, Gesundheit und Einkom- Land und namentlich im Hwange National men verlieren können. Schutzgebiete nur notfalls und stellenweise.) Park. Simbabwe, das mit 85 000 «Jumbos» die zweitgrösste Popula-tion der Welt und u Kontrolle und Regulierung der Tiere und des Futter- und Trink- doppelt so viele wie tragbar beherberge, sei angebots in den Nationalparks und Wildreservaten Rettung in die Jetztzeit schlicht überfordert. «Die Elefanten verlassen u Bekämpfung von Wilderei und illegalem Wildtierhandel auf allen Für die Wildtiere selbst sind die Zusam- auf der Suche nach Futter und Wasser die Ebenen — lokal, regional, national und international menstösse mit Menschen mehr und mehr Schutzzonen und dringen in Siedlungen und existenzbedrohend. Denn mit jedem Zwi- Pflanzungen, was zu den Konflikten führt.» u Einbindung und Belohnung der ursprünglichen Bevölkerung um schenfall schwindet ihre Akzeptanz unter die Schutzzonen den Einheimischen. Damit droht auch den «Terrorisierte u Einschränkungen des direkten Siedlungsdrucks auf die Schutz- Tourismusmagneten Elefant, Löwe, Giraffe, Landbevölkerung» gebiete Büffel und Co eine beschleunigte Ausrottung. Seit Jahrzehnten testen Artenschutzorgani- Beispiel Südafrika: Zusammenstösse zwi- u Aufklärung der Eltern und Schulkinder über den Wert der sationen, Regierungen, Park- und Gemeinde- Elefanten sind auch schen Mensch und Tier geerbten Tierwelt behörden Modelle aus, die eine friedliche Koexis- nachtaktiv prägen auch den Alltag u Internationale Unterstützung der Afrikanerinnen und Afrikaner tenz zwischen Mensch und Wildtier garantieren Südafrikas, wo bereits et- bei der Rettung ihres Naturerbes von Fauna und Flora sollen. Anstrengungen, welche vielerorts auch liche Studien zum Problem 10 | HABARI4/ 19 HABARI 4/ 19 | 11
[ M E N S C H -T I E R - K O N F L I K T E ] Foto: Ruedi Suter u B L I T Z- N E W S u Schnüffel-Dedektive. Spürhunde, so genannte «sniffer dogs», verstärken an tan- sanischen Flughäfen zusehends Zoll- und Polizeikräfte gegen das Schmuggeln von Wildtieren oder Tierteilen wie Elfenbein, Häute, Federn, Hörner, Bushmeat etc. Fünf Hunde verstärken nun die Kontrollen am Nyerere International Airport (JNIA). Drei weitere kommen zum Kilimanjaro Inter- national Airport. Der liegt nahe des Trai- ningsgeländes in Usa River, wo bislang ein Foto: Ruedi Suter Pavian: Gescheit, Rudel von insgesamt 12 «sniffer dogs» zu vier- mutig, frech beinigen Beamten ausgebildet wurden. fss u Mehr Biss. Weil afrikanische Wildtiere den Bauern und Bäuerinnen die Bestellung machender» Wildtiere suchen, wird das durch die menschliche Expansion zuneh- der oftmals auch von Pavian-Horden heim- afrikanische Musterland der Nationalparks mend von der Ausrottung bedroht sind, hat gesuchten Felder.» rasch keine grossen Tiere mehr haben. sich der Vorstand der Freunde der Serengeti Schweiz (FSS) erstmals in deren 35-jährigen Schrecken der Gewässer: Krokodile Und entlang der Flüsse und Seen seien Denn hier hat sich Präsident John «Bull- Geschichte bei einer Vernehmlassung betei- etliche Menschen durch Angriffe von dozer» Magufuli selbst eine Grube gegraben. ligt: Bei der Änderung des Bundesgesetzes Hippos und Krokodilen ums Leben gekom- Im Herbst 2018 erklärte er Familienplanung, über den Verkehr mit Tieren und Pflanzen Er bezog sich konkret auf die Konfrontati- Gleichzeitig wollen die Foto: Gian Schachenmann men, weshalb die Zahl dieser Tiere jetzt laut Geburtenkontrolle und Verhütungsmittel für geschützter Arten verlangt der Verein in onen mit Elefanten, Büffeln und Löwen. Als Behörden die wachsende Constantine Kanyasu dezimiert wird. einen Blödsinn. Sein 55-Millionen-Land, verschiedenen Punkten eine Verschärfung Schwerpunkt thematisierte der UWA-Funk- Wut der Bevölkerung ge- ohnehin von einer extrem hohen Bevölke- der CITES-Bestimmungen, dies in Zusam- tionär jedoch die Attacken durch Krokodile gen die «schädlichen» rungszunahme betroffen, brauche sich in menarbeit mit der Juristenorganisation Tier im Viktoriasee, denen 2018 «über 17 Per- Rüsseltiere dämpfen. Verkehrtes Weltbild Sachen Kinderkriegen alles andere als ein- im Recht (TIR). fss sonen» zum Opfer fielen. Die Hinterbliebe- Deren Hauptfeinde sind Der stellvertretende Minister für Natur- zuschränken. Für die letzten Wildtiere, die nen forderten Kompensationsgeld, worauf jedoch Wilderer, die ressourcen und Tourismus erklärte gegen- sich in die Wildreservate des Landes retten u Kinder-Los. Kinderlos bleiben, dafür Tumwesigye bedauernd auf die knappen Res- den Bestand der Wald- über Berichterstatter Tairo, eine neu ge- konnten, bedeutet des Präsidenten Aufruf zu das Los anderer Kinder verbessern? Die sourcen seiner Behörde hinwies – zuwenig elefanten zwischen 2004 schaffene Sondereinheit werde sich in unkontrolliertem Sex noch mehr menschli- Frage stellt sich nach 30 Jahren UN-Kin- Leute und Ausrüstung, um alle Aufgaben und 2014 um rund Tansania des Problems Mensch-Wildtier- chen Druck auf ihre Schutzzonen, noch mehr derrechtskonvention: Rund 30 Millionen zufriedenstellend zu erledigen. 25 000 Tiere oder 80 Konflikte mit den Menschen und noch mehr Kinder sind wegen Kriegen und Katastro- Konflikte annehmen. Unter anderem soll Prozent dezimiert haben. phen auf der Flucht; 220 Mio. wachsen eine Vielzahl an Krokodilen und Fluss- einseitige Medienberichte, in denen sie – die Beispiel Malawi: «Behörden im Krieg mit ohne Eltern auf; 149 Millionen sind unter- pferden dezimiert werden, um den For- ihrer Bewegungsfreiheit beraubten Wildtiere den Wildtieren» titelte Und schliesslich das ernährt; 152 Millionen müssen Kinderar- derungen aus der klagenden Bevölkerung – nur noch als sich breitmachende, mordende beit verrichten – und 24 Mio. Buben und «The Nation» am 4. April Beispiel Tansania: Folge zu leisten. Das Problem: Sollte die und alles zerstörende Übeltäter hingestellt Mädchen in Kriegsländern sind psychisch 2019 einen Hintergrund- «Die Behörden haben tansanische Regierung ihr Glück in der werden. Hyäne: oft verkannt verletzt. «Die Diskrepanz zwischen den An- artikel von John Chirwa alle Hände voll zu tun, aktiven Dezimierung weiterer «Probleme sprüchen der UN-Kinderrechtskonvention über die zunehmenden Konfrontationen die Wildtiere davon und deren Verwirklichung ist erschreckend zwischen Menschen und Tieren in Malawi. abzuhalten, Nutzpflanzen und ein Armutszeugnis für unsere Welt. Foto: Ruedi Suter Hierzu gehörten Schulschliessungen und der zu vernichten oder in Sied- Mehr auf der FSS-Website Wir fordern einen neuen, globalen Auf- von einem Elefantenangriff verursachte Tod einer Holzsammlerin unweit des Nkhota- lungen einzudringen, wel- che an Schutzgebiete wie www.serengeti.ch bruch für die Rechte von Kindern», sagt Louay Yassin von der Organisation SOS- kota-Wildreservats. Dieses machte kürzlich beispielsweise die Nationalparks Serengeti, Kinderdörfer. fss Schlagzeilen in der Weltpresse, weil es Ziel Manyara oder Katavi angrenzen», berichtete u BEFREITE ELEFANTEN des grössten je erfolgten Elefantentransports Apolinari Tairo am 28. September bei den viel Report aus Asien u Souvenirs d'un diplomate. Was treibt mit 500 Tieren aus dem Liwonde-National- beachteten «eTurbo News», spezialisiert auf ein Schweizer Botschafter in einem Land park war. Um das Ausbüxen der Tiere in Reisenachrichten. Unter dem Titel «Tansania u NYERERE-NATIONALPARK wie Tansania, das sich in vielen Bereichen den Parks zu verhindern, werden die Schutz- verzeichnet steigende Attacken von Wild- Tragödie im Weltnaturerbe grundsätzlich von der Schweiz unterschei- gebiete jetzt mit Zäunen eingefasst. det? Alt Botschafter Adrian Schläpfer tieren auf Menschen» beschreibt Tairo ein Land, das in den letzten beiden Jahren bei u SCHLAG GEGEN WILDHANDEL wird am 28. Januar ab 19.30 Uhr im Stür- «Operation Thunderstorm» meierhuus zu Schlieren auf Einladung des der Wildereibekämpfung grossartige Erfolge Zu viele Krokodile verzeichnete. Vereins Freizeit-Schlieren sich an seine u GIRAFFEN IN NOT Freuden und Nöte als Diplomat erinnern Beispiel Gabun: Mit Zäunen, teils unter Strom Dadurch aber habe das Wild in den Frische Erkenntnisse und den Bogen zur Jetzt-Zeit spannen, wo gesetzt, versucht jetzt auch Schutzgebieten besorgniserregend überhand er als Präsident der Nichtregierungsorga- das westafrikanische Gabun genommen. Resultat: «Elefanten, Büffel, nisation Freunde der Serengeti Schweiz seine vielleicht noch 40 000 Flusspferde, Krokodile, Hyänen und Leo- u WILDTIER-SCHICKSAL (FSS) regelmässig das Land bereist. An- Waldelefanten davon abzuhalten, in die an den parden dringen in Siedlungen ein, verunmög- Medial totgeschwiegen meldung: www.vivat-schlieren.ch fss Waldrändern angelegten Felder einzudringen. lichen den Kindern den Gang zur Schule und 12 | HABARI 4/ 19 Einstige Wildnis: Dar es Salaam HABARI 4/ 19 | 13
[MUSEEN] [WILDTIERE] Reisefieber, Wissensdrang & Sammelwut Lebend wertvoller als tot u B L I T Z- N E W S u Rhino-Wilderei. Auch wenn sie einge- Nicht verpasst werden sollte eine lehrreiche Ausstellung in Basel über Forschende, Sammeln- Der illegale Wildtierhandel spült rund 23 dämmt wurde, aufgehört hat sie nicht. Rund Milliarden Dollar in die Kassen, der Wildtier- 770 Nashörner starben 2018 in Südafrika de und Museumsgeschichte. Was einst grossartig war, ist heute oftmals verpönt. Zum Beispiel tourismus hingegen mehr als das Fünffache durch Wilderei. Ende November wurden in filigrane Schnitzereien aus Elfenbein. – etwa 120 Milliarden Dollar. Malelane im Süden des Kruger Nationalparks Hinzu kommt weltweit ein wichtiger fünf Wilderer mit fünf frisch abgehackten «Nebeneffekt» in Form von mehr als 9 Mio. W er richtig reist, der will Nasenhörnern gefasst. Im bislang recht Foto: Ruedi Suter erleben, entdecken und Jobs und etwa 22 Mio. Arbeitsplätzen, die sicheren Botswana sind seit April gegen zehn begreifen. Manchmal kommt vom Tiertourismus profitieren. Das Besuchen Rhinos gewildert worden. Die Behörden sind und Beobachten von Wildtieren in ihrem sich der Gefahr bewusst und richten zusam- noch das Sammeln hinzu, was natürlichen Lebensraum machte letztes Jahr men mit Artenschutzorganisationen diverse ganze Museen gefüllt hat. laut WTTC bereits 4,4 Prozent des gesamten Abwehrmassnahmen ein. fss Zurzeit lohnt sich eine Reise ins Museum der Kulturen Basel. Zu globalen Tourismus-Bruttoinlandprodukts (BIP) aus. Gloria Guevara, Präsidentin und u «Ausserordentlich». Tansanias Präsi- sammeln gibt es da Erkenntnisse dent John Magufuli, studierter Erziehungs- über das, was Sammelnde antrieb Leiterin von WTTC, fasst die Erkenntnisse wissenschafter für Chemie und Mathema- und antreibt, in fremde Länder so zusammen: «Wildtiere sind lebend viel tik, erhielt im November in der Hauptstadt zu reisen, sich den Reizen frem- wertvoller als tot.» Für Gemeinschaften in Dodoma den Ehrendoktor der Universität der Kulturen auszusetzen und Wildgebieten könne dies zu einem starken für seine «ausserordentliche Führerschaft». Faszination Löwe die verschiedenartigsten Dinge Anreiz werden, Tiere nicht für einen einma- Viele seiner Landsleute rieben sich die Augen, zu erwerben: Schrumpfköpfe, ligen Geldbetrag umzubringen, sondern sie für hat doch der 2015 gewählte und zu Beginn Kultgegenstände wie Fetisch- Jetzt ist es klar: Wildtiere sind wertvoller, wenn sich und die Welt zu schützen. noch als «neuer Mandela» gefeierte Politiker Figuren, Masken und Waffen, Touristen und Touristinnen sie in freier Wild- Der grösste regionale Markt für Wildtier- in seinem furiosen Kampf gegen Korruption, Textilien und Kleider, Schmuck, bahn beobachten können, als wenn sie von tourismus ist nicht Afrika, sondern Asien mit Vetternwirtschaft und Familienplanung das illegalen Wildtierhändlern gefangen oder ge- einem direkten BIP von etwas über 53 Milliar- Volk verunsichert, Investoren jeder Grösse Behälter, Schnitzereien, Mu- tötet und verkauft werden. Zu diesem Schluss den Dollar und 4,5 Millionen Arbeitsplätzen. und Herkunft verprellt und Hoffnungen auf sik-instrumente und kunstvoll kommt der Welt-Reise- und Tourismus-Rat Erst an zweiter Stelle kommt Afrika mit einem ein besseres Leben zertrümmert. fss verarbeitete Körperteile von Tieren. (WTTC) in einer neuen Studie. Seine zentrale direkten BIP von 29 Millionen Dollar und wo Frage war: Was bringt mehr Geld in Ländern 3,6 Millionen Menschen vom Wildtiertouris- u Menschenrechte, quo vadis? 70 Jahre «Wissensdrang trifft Sam- ist es her, dass die Genfer Konvention, das melwut» ist eine erfrischend Elfenbeinbeispiele im Museum: mit grossem Wildbestand? Der Wildtier- mus leben können. Mehr als ein Drittel des Herzstück des humanitären Völkerrechts, am erkenntnisreiche Ausstellung Roh und geschnitzt tourismus? Oder der illegale und zur Aus- gesamten direkten Tourismus-BIP Afrikas sei 12. August 1949 unterzeichnet wurde, um in (bis 19.1.2020), weil sie sich rottung führende Handel mit wilden Tieren? 2018 auf die Attraktion der Wildtiere zurück- Kriegen und Konflikten die Menschlichkeit zu auch kritisch mit der Museumsgeschichte auseinanderzusetzen Die errechnete Antwort im Zusammenhang zuführen gewesen, heisst es in der Studie. Mehr schützen. Doch hapert es mit der Umsetzung. Geschichte des Elfenbeins mit dem globalen Bruttoinlandprodukt (BIP): auf www.serengeti.ch fss wagt. Menschenschädel, die einst gesammelt wurden, verletzen IKRK-Präsident Peter Maurer verweist auf die bis heute die Völker, aus denen sie von Forschenden entfernt wur- Kurzum, diese eigentlich schon längst fällige Ausstellung zeigt zahlreichen Verletzungen und warnt vor einer den. Solche Sammelpraktiken müssten auch in der Kolonien freien Schweiz hinterfragt werden, erklärte Direktorin Anna Schmid bei ungeschminkt den damaligen Drang nach Wissen mit all seinen Vor- und Nachteilen in den besuchten Gebieten. Geschickt darstellend und stets hin- Allüberall-Hilfe Widrigkeiten wie Passverlust, Un- und Überfäl- len, Krisen und Katastrophen oder anderem völligen Entwertung der hehren Prinzipien. Etwa durch organisierte Genozide, Massaker Unbill. Bei den jährlich rund 16 Millionen Aus- oder Beschiessung von Zivilisten und Spitä- einem Rundgang. Nicht ohne den Hinweis, dass sie bei berechtigten terfragend legt sie aber auch die aus heutiger Sicht teils nicht mehr vertret- «Travel Admin» heisst landreisen dürften sich also unsere Lands- lern, begangen durch Regierungen, Armeen, Rückgabeforderungen auch umgehend zurückgegeben würden. baren Praktiken der Sammelnden offen. Mehr noch: Besuchende erfahren eine neue App, mit leute im Ernstfall nicht mehr so verloren fühlen. Rebellen, Milizionäre oder Terroristen, deren gleichzeitig auch, wie die heutige Museumsarbeit der Schweizer Lands- Selbst für die zirka 760 000 im Ausland leben- Killer oft noch nie von einer Genfer Konven- mit den erschwerenden Herausforderungen funk- leute im Ausland fort- den Eidgenossen beiderlei Geschlechts sei die tion gehört haben. fss tioniert und wie das Team in Basel wenn immer an «sicher und ent- Helpline EDA jederzeit erreichbar. Ausserdem möglich mit Vertretern und Vertreterinnen jener spannt» reisen oder würden die «Reisehinweise für alle Länder u Famose Rindenspinne. Sie ist winzig, Kulturen zusammenarbeitet, aus deren Gebieten leben können. Das stets aktuell gehalten und können problemlos lebt in Madagaskar und produziert den wohl die Gegenstände stammen. vom Eidgenössischen online konsultiert werden», schreibt das EDA stärksten Seidenfaden der Welt – Darwins Für Afrika-Interessierte besonders interessant Departement für auswärtige Angelegenheiten – Stromausfall oder fehlende Verbindungen Rindenspinne. Sie lebt an Flüssen, schiesst ist die ausführlich dargestellte Geschichte des (EDA) entwickelte Programm hilft gemäss Wer- ausblendend. Hingegen liefert das Departement mit ihren Hinterteil-Drüsen Fäden über das Elfenbeins, welche im 19. Jahrhundert mit dem bung rund um die Uhr bei Reisevorbereitungen, Reisetipps, die vor allem Reise-Greenhorns das Wasser und spinnt bis gegen drei Quadrat- Richtige tun helfen: «Informieren Sie sich vor meter riesige und extra stabile Kugelnetze, ersten Massenabschuss der Elefanten ihren ver- der Abreise über aktuelle Ereignisse und die in denen sich Insekten als zukünftige Mahl- hängnisvollen Anfang nahm. Die beim Eingang erhältliche Dokumentation erinnert: «Im 1880 BITTE VORMERKEN Situation vor Ort. Erstellen Sie Ihre persönliche zeit hoffnungslos verfangen. Die auch noch Checkliste mit allem, was Sie mitnehmen oder extrem langen und leichten Superspinn- wurden in Europa über 500 Tonnen Elfenbein FSS-VOLLVERSAMMLUNG vor der Reise erledigen müssen, registrieren fäden sind für die Industrie interessant verarbeitet: zu Musikinstrumenten, Billardkugeln, Sie Ihre wichtigen Dokumente wie Versicherungs- und Studienobjekt eines internationalen Zahnersatz, Schachfiguren, Gehstockknäufen, Schirmgriffen, Fächern (…) Schmuck und anderen 18. APRIL 2020 police oder Führerausweis, finden Sie die Adres- sen der Schweizer Vertretungen in der ganzen Forscherteams. Immerhin ist die Seide der Rindenspinne sehr viel stärker als ein ver- Luxusgegenständen. Damit ging ein exorbitanter AB 17 UHR IM Welt.» Unser Tipp: Laden Sie «Travel Admin» gleichbarer Kevlarfaden und könnte syn- Preisanstieg für Elfenbein auf dem Weltmarkt (bei Apple Store oder Google Play kostenfrei) einher.» Fazit: Eine Safari zu dieser Ausstellung ZOO ZÜRICH herunter, bevor Sie es nutzen – und sich ins thetisch hergestellt z. B. für ultraleichte und stabile Kleider eingesetzt werden. fss in Basel ist spannend wie eine Afrikareise. fss Ausland wagen. fss 14 | HABARI 4/ 19 HABARI 4/ 19 | 15
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