Hand in Hand - Auf dem Weg zur Inklusion - Das Magazin des Schwesternverbandes

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Hand in Hand - Auf dem Weg zur Inklusion - Das Magazin des Schwesternverbandes
3 :: 2020

Hand in Hand
                 Das Magazin des Schwesternverbandes

ISSN 1866-198X

schwerpunkt
Auf dem Weg zur Inklusion
Hand in Hand - Auf dem Weg zur Inklusion - Das Magazin des Schwesternverbandes
Impressum                           Liebe Leser*innen,
            „Hand in Hand“
            Das Magazin                            von der Fürsorge zur Integration und von der Integration zur Inklusion –

                                                                                                                              Das neue „Wohnen
            des Schwesternverbandes             ein langer Weg, auf dem sich die Behindertenhilfe seit den 70er Jahren
            ISSN 1866-198X                      befindet. Auch der Schwesternverband trägt diese gesellschaftliche Ent-
            Nr. 3 | 2020                        wicklung mit und hat seit 2010 mit konkreten Projekten die Vorausset-

                                                                                                                              am Alten Weiher“ in Ottweiler
            Auflage: 3.700 Exemplare            zungen zum Gelingen einer Inklusion geschaffen. Darüber wollen wir in
                                                dieser Ausgabe berichten.
            HERAUSGEBER
            Schwesternverband                      Viele neue Einrichtungen sind in den letzten Jahren im Rahmen
            Pflege und Assistenz gGmbH          von Dezentralisierungsmaßnahmen entstanden. Für Menschen mit
            Der Vorstand                        Beeinträchtigung, die in den neuen Häusern wohnen, sowie für die Mit-         Viele Möglichkeiten für Mitarbeiter*innen und Bewohner*innen
            Im Eichenwäldchen 10                arbeiter*innen hat sich dadurch einiges verändert. Die Bewohner*innen
            66564 Ottweiler                     erhalten die Möglichkeit, selbständiger zu werden, mitten im Ort zu leben
            www.schwesternverband.de            und die Angebote dort auch zu nutzen. Sie bekommen die Chance, ihr            Anfang November wurde die             in den 60ern gebaut. So müssen sie     Conrad, die Pflegedienstleitung,
                                                Leben neu zu gestalten. Die Mitarbeiter*innen haben heute mit die Auf-        neue Einrichtung „Wohnen am           sich ihr Zimmer etwa mit anderen       aus. Selbständigkeit und Selbstbe-
            Redaktion:                          gabe, die Menschen mit Behinderung bei diesem Prozess zu begleiten,           Alten Weiher“ des Schwestern-         Bewohner*innen teilen. Auf der         stimmung werden so mehr geför-
            Bettina Hönig (V.i.S.d.P.)          ihnen zu assistieren und sie zu fördern. Eine spannende Zeit für alle,        verbandes in Ottweiler eröff-         anderen Seite ist das Leben sehr       dert.
            T. 06824 909-105                    auch für mich.                                                                net. Rund 30 Bewohner*innen           komfortabel, denn die Einrichtung          Aber nicht nur die Bewoh-
            marketing@schwesternverband.de                                                                                    zogen aus den „Häusern im             verfügt über einen eigenen Kiosk,      ner*innen erhalten neue Chancen
                                                   Seit zehn Jahren bin ich nun für den Schwesternverband tätig und           Eichenwäldchen“ in den Neu-           eine Kantine, ein großes Garten-       und können ihre Potentiale ent-
            FOTOS: Schwesternverband,           blicke in dieser Ausgabe auf diese letzten Jahre zurück. Ich danke an         bau um. „Die Vorfreude der Be-        gelände und über eine Sporthalle       decken, auch die Mitarbeiter*in-
            soweit nicht anders angegeben       dieser Stelle allen Mitarbeiter*innen für die gute und konstruktive Zu-       wohner*innen war groß“, verrät        und ein Schwimmbad. Im „Woh-           nen. „Sie werden künftig eher eine
                                                sammenarbeit in den letzten zehn Jahren und für ihr Engagement bei            Laura Schaubitzer, die die Ein-       nen am Alten Weiher“ werden die        begleitende und unterstützende
            Druck: reha GmbH, Saarbrücken       der alltäglichen Arbeit für den Schwesternverband. Dies gilt natürlich        richtung künftig leiten wird. In      Menschen inklusiv wohnen und           Rolle einnehmen“, erklärt Chantal
                                                in besonderer Weise für den besondern Einsatz im Rahmen der Bewälti-          der Einrichtung werden Men-           mehr am gesellschaftlichen Leben       Conrad. Auch, wenn die Pflege ge-
            Namentlich gekennzeichnete          gung der Corona-Pandemie.                                                     schen mit geistigen und/oder          teilhaben. Sie erhalten die Chance,    rade in den Morgen- und Abend-
            Artikel geben nicht unbedingt die                                                                                 körperlichen Behinderungen            sich zu entfalten und neue Potenti-    stunden ein fester Bestandteil der
            Ansicht des Herausgebers wieder.                                                                                  leben. Für sie war der Umzug          ale zu entdecken, mit dem Ziel, in     künftigen Arbeit sei, so stünde

                                                                                                                                                                                                                                                  Auf dem Weg zur Inklusion
                                                   Ihr Thomas Dane                                                            ein großer Schritt, sie mussten       die Mitte der Gesellschaft zu gelan-   doch die Assistenz und Förderung
                                                   Vorstandsvorsitzender                                                      auch mental darauf vorbereitet        gen. Das ist hier sehr gut möglich,    der Menschen im Vordergrund. „Es
                                                                                                                              werden.                               da die Ottweiler Innenstadt in nur     gilt, die Freizeit zu füllen und den
                                                                                                                                                                    wenigen Gehminuten erreichbar          Bewohner*innen ein Angebot zu
                                                                                                                                 In den „Häusern im Eichen-         ist. „Die Bewohner*innen können        machen, etwa Gartenarbeit oder ge-
Editorial

                                                                                                                              wäldchen“ leben die Bewohner*in-      einkaufen oder mal ein Eis essen       meinsames Kochen. Das hat auch
                                                                                                                              nen auf der einen Seite sehr altmo-   gehen, Veranstaltungen besuchen        für die Mitarbeiter*innen den Vor-
                                                                                                                              disch, denn die Einrichtung wurde     und vieles mehr“, führt Chantal        teil, dass sie sich entfalten können           3
Hand in Hand - Auf dem Weg zur Inklusion - Das Magazin des Schwesternverbandes
10 Jahre beim Schwesternverband
                                                                                                              Vorstandsvorsitzender Thomas Dane
                                                                                                              hat um weitere 5 Jahre verlängert

                                                                                                                                                                                  Thomas Dane
                                                                                                                                                                                  —
                                                                                                                                                                                    Der Schwesternverband
                                                                                                                                                                                  „Der
                                                                                                                                                                                  hat in den nächsten
                                                                                                                                                                                  Jahren noch viel vor.
                                                                                                                                                                                  Ich bin überzeugt, dass
                                                                                                                                                                                  wir dabei erfolgreich
                                                                                                                                                                                  sein werden.
                                                                                                                                                                                  Daran möchte ich auch
                                                                                                                                                                                  in den nächsten Jahren
                                                                                                                                                                                  mitwirken.“

                            und viel Gestaltungsspielraum im
                            Alltag haben.“ Da die Bewohner*in-
                            nen am Morgen die Einrichtung
                            verlassen, um „zur Arbeit“ (eine ex-            Leichte Sprache                   Thomas Dane wurde 1962 in Hamburg gebo-          Herr Dane, am 01. Oktober 2010 kamen Sie nach
                            terne Tagesstruktur, wie Werkstät-                                                ren. Er studierte an der Universität Hamburg     Ottweiler und übernahmen die Leitung des Saarlän-
                            ten für Menschen mit Behinderung)                                                 Soziologie, Volkswirtschaftslehre und Öffent-    dischen Schwesternverbandes. Hätten Sie zu Beginn
                            zu fahren und erst am Nachmittag       Das Wohnen am Alten Weiher ist geöffnet.   liches Recht. Nach einer Referententätigkeit     gedacht, dass daraus 10 Jahre werden?
                                                                                                              beim DPWV in Hamburg übernahm er 1995 die        —
                            zurückkommen, werden den künf-
                                                                   Das ist ein neues Haus in Ottweiler.
                            tigen Mitarbeiter*innen auch ge-                                                  Geschäftsführung der Arbeitsgemeinschaften der      Das konnte ich mir schon vorstellen, darauf gewettet
                            teilte Dienste angeboten. Am Wo-       Ein paar Bewohner sind aus den             Diakoniestationen in Berlin-Brandenburg. 1997    hätte ich aber nicht.
                            chenende und in den Ferien gilt es                                                wurde er kaufmännisches Vorstandsmitglied
                            aber, den ganzen Tag zu füllen und     Häusern im Eichenwäldchen in               des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-
                                                                                                              schlesische Oberlausitz. Seit Oktober 2010 ist   Warum haben Sie sich vor 10 Jahren beim Schwes-
                            entsprechende interne Freizeitak-
                                                                   das neue Haus umgezogen.
                            tivitäten anzubieten. „Durch die                                                  Thomas Dane Vorstandsvorsitzender des Saarlän-   ternverband beworben? Hatten Sie den Träger vorher
                            ideale Lage des Hauses haben die       Sie hatten sich darauf gefreut.            dischen Schwesternverbandes e.V. Wir haben mit   schon gekannt?
                            Mitarbeiter*inne hier viele Mög-                                                  ihm über seine Tätigkeit gesprochen…             —
                                                                   Jetzt leben sie mitten in der Stadt.
Auf dem Weg zur Inklusion

                                                                                                                                                                                                                         Auf dem Weg zur Inklusion
                            lichkeiten und natürlich können sie                                                                                                   Nach 13 Jahren als kaufmännischer Vorstand bei
                            ihre eignen Vorlieben und Hobbies
                                                                   Sie können zu Fuß Eis essen gehen.                                                          der Diakonie in der Bundeshauptstadt wollte ich in
                            einbringen“, sagt Laura Schaubitzer                                                                                                einem anderen Umfeld noch einmal etwas Anderes
                            und fügt hinzu: „Musikalische Akti-    Auch ein Einkaufs-Markt ist in der Nähe.                                                    machen. Den Schwesternverband kannte ich nicht.
                            vitäten, Sport oder andere kreative                                                                                                Nachdem ich im Bewerbungsverfahren Einblick in die
                            Tätigkeiten, die Bewohner*innen        Die Bewohner werden dann                                                                    Aufgabenstellung bekommen habe, war ich mir sicher,
                            sind offen und freuen sich auf ihr
                                                                   von Mitarbeitern begleitet.                                                                 dass ich für die ausgeschriebene Position die besten
      4                     neues Leben mitten in der Stadt.“                                                                                                  Voraussetzungen mitbringe.                                         5
Hand in Hand - Auf dem Weg zur Inklusion - Das Magazin des Schwesternverbandes
Ihr Vertrag wurde – mit Ihrem Einverständnis – um        gungen leben. Es gilt, diesen Menschen ein Umfeld
                            weitere fünf Jahre verlängert. Geben Sie es zu, Sie      zu schaffen, in dem sie selbstbestimmter leben und
                            haben das Saarland lieben gelernt, zumindest ein         besser gefördert werden können.
                            bisschen, oder warum haben Sie nochmal verlängert?          Wenn Menschen mit Behinderungen und pflege-
                            —                                                        bedürftige Menschen es vorziehen, in einer eigenen
                                Beim Schwesternverband, gerade hier im Saarland,     Wohnung zu leben, statt in einer stationären Ein-
                            habe ich sehr viele Menschen kennengelernt, die be-      richtung, dann ist es aber auch wichtig, sie Zu Hause
                            reit sind, sich großen Herausforderungen zu stellen      pflegen und betreuen zu können. Deshalb ist mir
                            und dies mit hohem Engagement. Die Zusammenar-           auch der Ausbau der ambulanten und teilstationären
                            beit mit so hoch motivierten Kolleg*innen bringt Spaß,   Pflege- und Betreuungsangebote sehr wichtig.
                            besonders wenn auch das Betriebsklima stimmt. Das           Bei der Umstrukturierung des Schwesternverban-
                            ist mir sehr wichtig. Der Schwesternverband hat in den   des habe ich die Kenntnisse genutzt, die ich mir in
                            nächsten Jahren noch viel vor. Ich bin überzeugt, dass   über 20 Jahren Beratung von sozialen Einrichtungen
                            wir dabei erfolgreich sein werden. Daran möchte ich      und Diensten angeeignet hatte. Insbesondere in den
                            auch in den nächsten Jahren mitwirken.                   östlichen Bundesländern und Berlin hatte ich zuvor
                                                                                     sehr viel gelernt.                                       3 Bei der Jubiläumsfeier der „Laurentiushöhe“, 2015

                            Sie haben den Saarländischen Schwesternverband
                            e.V. in den letzten Jahren komplett umstrukturiert       Der Aufbau von regionalen Verbünden von mehreren
                            und neu aufgebaut. Da entstanden neue Abteilungen        Pflegeeinrichtungen in der Altenhilfe und die Dezen-     Das Arbeitsfeld Pflege hat einen „schlechten“ Ruf. Es
                            in der zentralen Verwaltung und auch neue Gesell-        tralisierung der großen Komplexeinrichtungen in der      wird immer schwieriger, das merkt auch der Schwes-
                            schaften. Außerdem haben Sie in den beiden großen        Behindertenhilfe sind in den letzten Jahren stark vor-   ternverband, junge Menschen für die Pflege zu be-
                            Tätigkeitsfeldern des Schwesternverbandes große          angeschritten. Haben Sie Ihre Ziele erreicht?            geistern. Trotz der Systemrelevanz, die ja gerade in
                            Aufgaben angepackt. Welche Punkte waren Ihnen            —                                                        den letzten Monaten deutlich wurde, geht die Politik
                            besonders wichtig und warum? Konnten Sie dabei              Der Schwesternverband hat sich 2011 ein sehr ehr-     eher stiefmütterlich mit dem Thema um. Wie sehen
                            auf Ihre Erfahrungen bei früheren Arbeitsstellen zu-     geiziges Programm vorgenommen. Dieses ist noch           Sie die Situation und was würden Sie sich von der
                            rückgreifen?                                             nicht abgeschlossen. Insofern sind noch nicht alle       Politik wünschen?
                            —                                                        Ziele erreicht. Dafür haben wir in der Zwischenzeit      —
                               Wir haben den Schwesternverband gemeinsam             noch zahlreiche weitere Maßnahmen umgesetzt, die            Politik reagiert auf tagesaktuelle Anforderungen mit
                            grundlegend umstrukturiert: Mitarbeiter*innen, Vor-      noch nicht Bestandteil des ursprünglichen Program-       einem hohen Maß an Spontanität. Es ist aber immer
                            stand und Aufsichtsrat. Aufsichtsrat und Vorstand        mes waren. Trotzdem wollen wir das, was wir uns vor-     schwerer dahinter politische Strategien und grund-
                            haben dabei vor allem die Umstrukturierung der           genommen haben, auch zum Abschluss bringen.              legende Überzeugungen zu erkennen. Nach meiner
                            großen Einrichtungen im Saarland im Blick gehabt,                                                                 Auffassung hat die Politik kein Konzept, wie sie dem      3 Eröffnung des „Haus St. Anna“, 2019
                            in denen überwiegend Menschen mit Beeinträchti-                                                                   Fachkräftemangel in der Pflege begegnen will. Sie hat
                                                                                     Was haben Sie sich für die nächsten fünf Jahre vor-      meines Erachtens noch nicht einmal die Dimension
                                                                                     genommen? Gibt es weitere Veränderungen, die Sie         des Problems erkannt. In den letzten Jahren ist die
                                                                                     umsetzen wollen?                                         Politik beratungsresistent geworden. Jedem Problem
                                                                                     —                                                        wird mit Gesetzesinitiativen und immer mehr und bü-
                                                                                     Die Ziele sind unverändert: die großen Einrichtungen     rokratischeren Regelungen begegnet.
                                                                                     des Schwesternverbandes für Menschen mit Beein-             Wir lösen aber Probleme nicht durch mehr, son-
                                                                                     trächtigungen umstrukturieren und dezentralisieren,      dern durch bessere Gesetze. Wir brauchen eindeu-
                                                                                     regionale Pflegeverbünde schaffen und das Angebot        tige Personalschlüssel und keine bürokratischen
                                                                                     des Schwesternverbandes in den ambulanten und            Programme für 13.000 Fachkräfte, die es nicht gibt,
Auf dem Weg zur Inklusion

                                                                                                                                                                                                                                                                Auf dem Weg zur Inklusion
                                                                                     teilstationären Bereich ausweiten. Andere Umstruktu-     oder Betreuungshelfer, die das nicht machen dürfen,
                                                                                     rierungen sind nicht Ziel, sondern Mittel zum Zweck.     was Pflegehilfskräfte tun. Die fehlenden Pflegekräfte
                                                                                     Es lohnt sich, stets die Augen offen zu halten und       werden nicht durch Fachkraftquoten oder die Ver-
                                                                                     zu schauen, wie man schneller und besser zum Ziel        längerung der Pflegeausbildung für Menschen mit
                                                                                     kommen kann und welche Mittel sich dafür eignen.         Hauptschulabschluss gewonnen. Aber wir brauchen
                                                                                     Außerdem gibt es noch Herausforderungen, die der         Ausbildungsplätze und Schulen sowie das Berufsbild
                                                                                     Schwesternverband bewältigen muss: z. B. den Fach-       Heilerziehungspflege, das von den Bundesländern
      6                     3 Eröffnung des „Wohnen Autismus Saar“, 2014             kräftemangel und die fortschreitende Digitalisierung.    schlecht gepflegt wird.                                   3 Grundsteinlegung des „Wohnen am Alten Weiher“, 2019            7
Hand in Hand - Auf dem Weg zur Inklusion - Das Magazin des Schwesternverbandes
3 Eröffnung des „Haus Dietrich Bonhoeffer“, 2019

                            Warum würden Sie jungen Menschen empfehlen, in
                            der Pflege zu arbeiten oder was geben Sie jungen Pfle-
                            gekräften mit auf den Berufsweg?
                            —                                                                                                                 3 Neubau der „Häuser in den Eichenwädchen“

                                                                                                                                              Neue Wohnangebote bieten
                               Wer in der Pflege arbeitet, muss Menschen mögen
                            und Empathie haben. Wem es wichtig ist, von anderen
                            Menschen eine positive Rückmeldung zu bekommen,

                                                                                                                                              neue Chancen
                            der ist in der Pflege richtig. In der Pflege kann frau/
                            man Karriere machen, aber nur, wenn frau/man sich
                            für Kolleg*innen einsetzt und nicht auf deren Kosten.
                            Wir arbeiten mit Menschen für Menschen!

                                                                                                                                              10 Jahre „Dezentralisierung“ der Einrichtungen für Menschen
                            Mittlerweile rangiert der Schwesternverband unter
                                                                                                                                              mit Beeinträchtigungen des Schwesternverbandes
                            den TOP 30 der Top-Pflegeheim-Betreiber (laut Care
                            Invest – der Branchendienst der Pflegebranche.) Wo           3 Eröffnung des „Haus am Mühlenweg“, 2013
                            sehen Sie den Schwesternverband in fünf Jahren?
                            —
                                Für den Schwesternverband ist es nicht wichtig, einer                                                         Vor rund zehn Jahren hat sich der Schwesternver-   Das Wort „Inklusion“ stammt aus dem Lateinischen
                            der 30 größten Pflegeheim-Betreiber in Deutschland                                                                band auf den Weg gemacht, seine Angebote für       und bedeutet „Einschluss“ oder „Enthaltensein“. Mit
                            zu sein. Mir ist wichtig, dass der Schwesternverband                                                              Menschen mit Beeinträchtigungen neu zu struk-      Inklusion ist also der Zustand der selbstverständlichen
                            einer der gemeinnützigen Betreiber mit der höchsten                                                               turieren. Ziele waren Inklusion, Gemeindenähe      Zugehörigkeit aller Menschen zur Gesellschaft gemeint.
                            Entwicklungsdynamik ist. Das ist aktuell so und soll so                                                           und gezieltere Hilfen. In enger Abstimmung mit     Damit verbunden ist die Möglichkeit aller Menschen
                            bleiben. Mir ist weiter wichtig, dass die Mitarbeiter*in-                                                         den zuständigen Behörden und unterstützt von       zur uneingeschränkten Teilhabe in allen Bereichen die-
                            nen gern beim Schwesternverband arbeiten. Dass das                                                                Aktion Mensch werden die Standorte modernisiert    ser Gesellschaft. Wurden Menschen mit Behinderung
                            so ist und bleibt, ist eine tägliche Herausforderung - für                                                        und dezentralisiert.                               in den 60er und 70er Jahren, in denen auch die großen
                            alle Leitungskräfte und vor Ort für das ganze Team.                                                                                                                  Komplexeinrichtungen des Schwesternverbandes (heute
                                                                                                                                                                                                 „Laurentiushöhe“ und „Häuser im Eichenwäldchen“)
Auf dem Weg zur Inklusion

                                                                                                                                                                                                                                                            Auf dem Weg zur Inklusion
                                                                                                                                                                                                 entstanden sind, noch als Objekte der Fürsorge gesehen,
                               Wo sehen Sie sich selbst in fünf Jahren Jahren?                                                                                                                   sind sie heute als Subjekt mit Bürgerrechten anerkannt.
                            Vielleicht immer noch im Saarland?                                                                                                                                   Das Prinzip der bloßen Versorgung und Pflege von be-
                            —                                                                                                                                                                    einträchtigten Menschen ist zu einer Teilhabe am gesell-
                               Nach jetzigem Stand immer noch im Saarland!                                                                                                                       schaftlichen Leben geworden, die im Dialog mit den Be-
                                                                                                                                                                                                 troffenen geschieht. Behinderungen gehören heute zum
                            Vielen Dank für das Gespräch und Ihnen beruflich wie                                                                                                                 normalen Leben mit dazu, sollten dort auch sichtbar sein
      8                     privat alles Gute für die Zukunft                            3 Eröffnung Fachdienstbüro in Idar-Oberstein, 2016                                                      und nicht am Rande der Stadt versteckt werden.                    9
Hand in Hand - Auf dem Weg zur Inklusion - Das Magazin des Schwesternverbandes
Was beim Schwesternverband in den letzten              Zielvereinbarung mit der Aktion Mensch getroffen, in
                                                                                                                                                10 Jahren geschehen ist…                               der eine Teil-Dezentralisierung von zwei Komplexein-
                                                                                                                                                                                                       richtungen festgeschrieben wurde. Abgestufte Kon-
                                                                                                                                                   Schon Anfang des neuen Jahrtausends gab es im       zepte und Wohnformen von beschützenden Plätzen
                                                                                                                                                Vorstand des Schwesternverbandes Pläne, die großen     über Kleinstheime bis hin zu Wohngruppen sollten
                                                                                                                                                Einrichtungen der Behindertenhilfe neu aufzubauen.     entstehen, die es den Bewohner*innen erlauben, sich
                                                                                                                                                Kleinteiligere Gebäude für Menschen mit ihren ver-     zu verselbständigen, die motivieren und doch nicht
                                                                                                                                                schiedenen Bedürfnissen sollten entstehen; mitten in   überfordern. Die Projekte wurden und werden von
                                                                                                                                                der Stadt und nicht am Rande der Gesellschaft. Der     der Aktion Mensch begleitet und teilweise finanziell
                                                                                                                                                Vorstand unter Thomas Dane war es dann, der be-        gefördert.
                                                                                                                                                gann, die Pläne in die Tat umzusetzen. Es wurde eine

                                                                                                                                                Die neuen Projekte und Wohnangebote im Einzelnen

                            3 Haus C der „Häuser im Eichenwäldchen“, entstanden in den 70er Jahren

                            Ein Rückblick                                              in der die Menschen alles hatten, was sie brauchten:
                                                                                       von der Wohnmöglichkeit mit Vollverpflegung über
                                „Seid getrost“ hieß die Einrichtung, die 1964          ein eigenes Schwimmbad, eine Kegelbahn, einen ei-
                            an einer Bundesstraße außerhalb Ottweilers vom             genen Garten, Einkaufsmöglichkeiten und und und.
                            Schwesternverband eröffnet wurde. Damals galt sie          Der Nachteil solcher Komplexeinrichtungen war aber
                            als einzigartig und modern, 530 Menschen lebten hier,      die Entfremdung der Menschen vom Rest der Gesell-
                            wurden sogar aus unterschiedlichen Bundesländern           schaft. Deshalb sollten in den 90er Jahren die beein-
                            hier untergebracht, da es in anderen Regionen keine        trächtigten Menschen mit dem Schlagwort „Integra-
                            solchen Wohnangebote gab. Ähnlich war es in Mer-           tion“ wieder in die Gemeinschaft einbezogen werden.
                            zig-Schwemlingen, wo das Pflegeheim „Helfende Tat“         „Inklusion“ ist die Weiterentwicklung dieser Idee, die
                            1975 mit 550 Plätzen in Betrieb ging. An beiden Stand-     bisher ausgegrenzten Menschen wieder als Teil der
                            orten hatte man damals den Menschen mit Behinde-           Gesellschaft zu verstehen.
                            rung „ein eigenes Dorf“ geschaffen, eine Sonderwelt,

                                                                                                                                                3 Abriss der „Häuser im Eichenwäldchen“ Haus B, 2014

                                                                                                                                                Standort Ottweiler                                     herausforderndem Verhalten anbieten.
                                                                                                                                                                                                          Zunächst galt es, eine adäquate und moderne
                                                                                                                                                   Vor Beginn der Dezentralisierungs- und Entflech-    Wohneinrichtung für Senior*innen zu schaffen. Das
                                                                                                                                                tungsmaßnahme 2009 verfügten die „Häuser im            „Haus am Mühlenweg“ im Ortsteil Fürth wurde 2013
Auf dem Weg zur Inklusion

                                                                                                                                                                                                                                                              Auf dem Weg zur Inklusion
                                                                                                                                                Eichenwäldchen“ (das ehem. Pflegeheim „Seid ge-        eröffnet und ermöglichte den Umzug von 35 Seni-
                                                                                                                                                trost“) über 379 Plätze. Hier lebten Menschen mit      or*innen aus den „Häusern im Eichenwäldchen“, die
                                                                                                                                                geistigen, körperlichen und psychischen Beeinträch-    dort seitdem keine Senior*innen mehr aufnehmen.
                                                                                                                                                tigungen sowie Senior*innen in der Altersspanne von    Gleichzeitig entstand das „Wohnen für Kinder und
                                                                                                                                                0-99 Jahren. Derzeit wohnen noch 287 Bewohner*in-      Jugendliche“, in das neben den jungen Bewohner*in-
                                                                                                                                                nen auf dem Gelände in mehreren Häusern. Am Ende       nen aus dem Pflegeheim auch elf Kinder aus einem
                                                                                                                                                der Maßnahmen wird die Einrichtung noch 179 Plätze     von der Landesregierung betriebenen „Internat am
      10                                                                                                                                        für schwerstmehrfachbehinderte Menschen mit teils      Webersberg“ in Homburg einzogen. Dieses wurde              11
Hand in Hand - Auf dem Weg zur Inklusion - Das Magazin des Schwesternverbandes
daraufhin geschlossen, ebenso wie     her“ in Ottweiler (wir berichten           unterstützt werden. Die „Dezen-          Bewohner*innen beherbergt. Das
                            der Wohnbereich C4 in den „Häu-       darüber ausführlich in dieser Aus-         trale Heimversorgung (DHV)“ ist          Untergeschoss beherbergt die Ver-
                            sern im Eichenwäldchen“. Das „Haus    gabe, Anm. Red.) wurde Anfang              eine vollstationäre Wohnform,            waltung und die Räume der Be-
                            B“ wurde daraufhin außer Betrieb      November eröffnet. 32 Menschen             in der rund um die Uhr ein An-           schäftigungsangebote.
                            genommen und 2014 abgerissen.         mit geistiger und/oder körperli-           sprechpartner vor Ort greifbar ist,         Weitere Projekte befinden sich
                               Im November 2014 entstanden        chen Beeinträchtigung finden hier,         die „Zimmer“ verteilen sich aber         derzeit in der Planung, sodass bis
                            die ersten Sozialpsychiatrischen      mitten in der Stadt, langfristig oder      auf mehrere Wohngebäude im               2024 insgesamt drei der alten Ge-
                            Wohngruppen mit 26 Plätzen in         vorübergehend ein neues Zuhause.           Quartier. Ziel ist es, für jede/n Kli-   bäude des Stammhauses außer
                            Neunkirchen am Unteren Markt.         Als letzter Schritt ist derzeit eine be-   ent*in die größtmögliche Selbst-         Betrieb genommen und abgerissen
                            Zwei Jahre später erfolgte die Er-    sondere Wohnform mit 44 vollstati-         ständigkeit und Selbstbestimmung         werden können.
                            öffnung der „Wohngruppen Sä-          onären Plätzen und 4 Kurzzeitplät-         zu erreichen. Ab 2015 wurden die
                            mannstraße“, in die weitere 14        zen in Schiffweiler-Heiligenwald im        ersten Appartements und WGs in           Der Fachdienst
                            Bewohner*innen aus dem Eichen-        Bau. Dort werden Menschen mit              Merzig angemietet. Heute gehören         Selbstbestimmtes Wohnen
                            wäldchen einzogen. Seitdem wer-       geistigen oder mehrfachen Beein-           zu der DHV ein Einzelappartement
                            den am Standort in der Fürther        trächtigungen mitten im Ort leben          und sechs weitere WGs, in denen             Im Zuge der Dezentralisierung
                            Straße keine Menschen mit seeli-      können, auf einem alten Sportplatz-        2 – 5 Bewohner*innen leben, das          gewann auch das Angebot der
                            schen Beeinträchtigungen mehr         gelände, neben einer Turnhalle, mit        Dienstzimmer sowie eine interne          ambulanten Eingliederungshilfe
                            aufgenommen. Insgesamt stehen         Bäckerei, Imbiss und anderen Ge-           Tagesstruktur. Zentral im Stadtzen-      zunehmend an Bedeutung, da ein
                            in Neunkirchen an zwei Standorten     schäften direkt in der Nähe. Auch          trum von Merzig gelegen, können          durchlässiges, stufenweises Unter-
                            40 Wohnplätze für Erwachsene mit      das Naherholungsgebiet Itzenplit-          die Bewohner*innen von der guten         stützungsangebot in den Regionen
                            seelischer Beeinträchtigung und/      zer Weiher ist nicht weit entfernt.        Infrastruktur profitieren und fuß-       installiert werden sollte. Die Idee   3 Neubau auf der „Laurentiushöhe“
                            oder chronischem Suchtmittel-            Mit Umzug Mitte 2021 ist die            läufig Geschäfte sowie Ärzte oder        dieses Angebots wurde bereits ab
                            missbrauch zur Verfügung.             Neustrukturierung in Ottweiler             Behörden erreichen.                      2004 in der „Laurentiushöhe“ ent-
                               Im Frühjahr 2019 wurde ein Er-     abgeschlossen – bis auf den Abriss            In Sommer 2019 wurde in               wickelt und weitergeführt. Nach
                            satzneubau auf dem Gelände der        nicht mehr benötigter Gebäude.             Merzig direkt neben der „Lauren-         und nach entstanden im Einzugs-
                            „Häuser im Eichenwäldchen“ mit                                                   tiushöhe“ ein moderner Ersatz-           gebiet der anderen stationären Ein-                     Leichte Sprache
                            96 Plätzen in Betrieb genommen.       Standort Merzig                            neubau in Betrieb genommen.              richtungen der Behindertenhilfe
                            Hier stehen 16 Plätze für pflegebe-                                              84 Menschen mit Behinderung,             ebenso entsprechende Dienste.
                            dürftige Erwachsene und 80 Plätze        Mit der Schaffung dezentraler           die zusätzlichen Pflegebedarf ha-        Die Mitarbeiter*innen des ambu-        Die Wohn-Angebote für
                            für Menschen mit einer Schwerst-      Wohngruppenverbünde von sta-               ben, waren im Juli aus dem alten         lanten Fachdienstes unterstützen
                            mehrfachbehinderung mit zum           tionären Plätzen in Merzig ist der         „Haus A“ in die neue Einrichtung         Menschen mit körperlichen und
                                                                                                                                                                                             Menschen mit Behinderung ändern sich.
                            Teil schwerwiegend herausfor-         Schwesternverband Vorreiter im             umgezogen, die neben Verwal-             geistigen Beeinträchtigungen oder      Es werden viele neue Häuser gebaut.
                            derndem Verhalten.                    Saarland. 25 Menschen mit einer            tung, Cafeteria und Friseur auch         einer chronischen psychischen Er-
                               Das „Wohnen am Alten Wei-          psychischen Erkrankung können              die Arbeitstherapieräume für die         krankung und ermöglichen diesen,       Einige sind schon fertig und
                                                                                                                                                      selbständig in einer eigenen Woh-
                                                                                                                                                      nung leben zu können. Zunächst
                                                                                                                                                                                             Bewohner sind umgezogen.
                                                                                                                                                      war das Angebot wirtschaftlich an      Sie haben ein neues Zimmer bekommen.
                                                                                                                                                      die jeweiligen Einrichtungen ge-
                                                                                                                                                      koppelt. 2012 eröffnete dann das       Andere Häuser sind noch im Bau.
                                                                                                                                                      erste wirtschaftlich unabhängige
                                                                                                                                                      und eigenständige Büro des „Fach-
                                                                                                                                                                                             Die Bewohner sollen in der Stadt leben.
                                                                                                                                                      dienst Selbstbestimmtes Wohnen“        Hier können sie viele Angebote nutzen:
                                                                                                                                                      in Ottweiler im Landkreis Neun-
                                                                                                                                                                                             zum Beispiel Eis essen gehen.
Auf dem Weg zur Inklusion

                                                                                                                                                                                                                                       Auf dem Weg zur Inklusion
                                                                                                                                                      kirchen. Es folgten die Standorte
                                                                                                                                                      Idar-Oberstein, Merzig, Saarbrü-
                                                                                                                                                      cken, St. Wendel und zuletzt 2019
                                                                                                                                                                                             Oder zum Einkaufen gehen.
                                                                                                                                                      Saarlouis. Die Beratungsbüros in       Das müssen sie nicht allein machen.
                                                                                                                                                      Neunkirchen, Saarbrücken und
                                                                                                                                                      Idar-Oberstein wurden von der          Mitarbeiter sind zur Assistenz dabei.
                                                                                                                                                      Aktion Mensch gefördert.
      12                    3 „Laurentiushöhe“ – Umzug ins neue Gebäude                                                                                                                                                                 13
Hand in Hand - Auf dem Weg zur Inklusion - Das Magazin des Schwesternverbandes
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                            „Wohnen Autismus Saar“ – ein Sonderprojekt
                                                                                     WEITERE DEZENTRALISIERUNGSANGEBOTE
                                2013 entstand eine weitere besondere Wohnform        IN PLANUNG
                            im Bereich der Behindertenhilfe: das „Wohnen Autis-
                            mus Saar“. Seit vielen Jahren kämpften Eltern autisti-   „Laurentiushöhe“
                            scher Kinder im Saarland für eine angemessene Be-        48 Plätze für psychisch beeinträchtigte
                            treuung ihrer Kinder. Im Jahr 2003 war es dann soweit:   Menschen im Regionalverband Saarbrücken:
                            die erste und noch immer einzige Tagesförderstätte        Standort Dudweiler: besondere Wohnform
                            für Kinder mit frühkindlichem Autismus wurde durch          in einem Bestandsgebäude für 24
                            den Schwesternverband eröffnet. Anfang 2014 wurde           Menschen mitten in der Fußgängerzone,
                            vielen Eltern dann die Sorge um die Zukunft ihrer Kin-      direkt gegenüber des Marktplatzes
                            der genommen: der Schwesternverband eröffnete die         DHV in Dudweiler für insg. 48 Menschen
                            erste und einzige Wohneinrichtung für Menschen mit          plus ein Beschäftigungsangebot
                            autistischen Spektrumsstörungen in Heusweiler. Beide     48 Plätze für psychisch beeinträchtigte
                            Einrichtungen sind räumlich genau auf die Bedürfnisse    Menschen verteilt auf eine Kleinsteinrich-
                            von Autisten geplant worden und ein hochqualifizier-     tung und eine DHV
                            tes Team gewährleistet eine hervorragende Förderung      80 Plätze für Menschen mit Behinderung und
                            der Bewohner*innen und Klient*innen.                     Pflegebedarf in Mettlach, zentrumsnah

                                                                                     „Haus Hubwald“
                                                                                     24 Plätze für Menschen mit Beeinträchtigun-
                                                                                     gen in der Ortsmitte von Eppelborn:
                                                                                      14 Plätze in vier Wohngruppen in einem
                                                                                                                                    Einzigartig leben und arbeiten
                                                                                       Wohn- und Geschäftshaus
                                                                                      10 Plätze in einem Bestandsbau mit 4 WGs     Das „Wohnen Autismus Saar“ in Heusweiler
                                                                                      Tagesstruktur

                                                                                     „Haus Nahetal“
                                                                                     48 Plätze für psychische und/oder geistig      Ein gutes Miteinander, Zeit für die Bewohner*in-        „Ich will niemals mehr Pflege im Akkord machen
                                                                                     beeinträchtigte Menschen in Idar-Oberstein:    nen, eigenständiges und selbstorganisiertes Arbei-   müssen“, sagt Heilerziehungspfleger Jochen Klos, der
                                                                                      24 Plätze und ein Beschäftigungsangebot      ten und jeden Tag kleine Erfolgserlebnisse verbu-    seit August 2014 in Heusweiler beim Schwesternver-
Auf dem Weg zur Inklusion

                                                                                                                                                                                                                                                 Auf dem Weg zur Inklusion
                                                                                       entstehen auf dem Gelände des ehemali-       chen. So beschreiben zwei Mitarbeiter*innen ihre     band arbeitet und zuvor in einem Großwohnheim
                                                                                       gen Krankenhauses in unmittelbarer Nähe      Arbeit im „Wohnen Autismus Saar“, einer Einrich-     eines anderen Trägers tätig war. Schon dort, wo er
                                                                                       zum „Haus Nahetal“ im Stadtteil Oberstein    tung für erwachsene Menschen mit Autismus.           mit heterogenen Gruppen arbeitete, machte er seine
                                                                                      24 Plätze im Stadtteil Oberstein in der      Seit über fünf Jahren leben hier 16 Bewohner*in-     ersten Erfahrungen mit Menschen mit Autismus und
                                                                                       Hauptstraße, auch hier soll ein Beschäfti-   nen, die von rund 25 Mitarbeiter*innen gefördert     merkte, dass er einen „guten Draht“ zu ihnen hat. Als
                                                                                       gungsangebot vorgehalten werden              und betreut werden. Jochen Klos und Gertrud Gla-     er sich über neue Arbeitsmöglichkeiten informierte
                                                                   Archiv-Foto                                                      sen sind zwei davon und geben einen Einblick in      und das „Wohnen Autismus Saar“ kennenlernte, sah
      14                                                                                                                            ihren Alltag                                         er die Einrichtung als Chance, sich neu aufzustellen.     15
Hand in Hand - Auf dem Weg zur Inklusion - Das Magazin des Schwesternverbandes
tig zu machen, und ein anderer nur eine halbe Stun-          Mit Leib und Seele arbeiten
                                                                                                                                               de.“ Der 32-Jährige schätzt das gute Betriebsklima des
                                                                                                                                               Hauses. Es sei ein schönes Miteinander, bei dem alle         Das sieht auch Gertrud Glasen so. Sie ist seit Mai
                                                                                                                                               aufeinander achten und sich gegenseitig respektieren      2018 als Pflegedienstleitung tätig und hat zuvor rund
                                                                                                                                               und helfen.                                               zehn Jahre lang in den „Häusern im Eichenwäldchen“
                                                                                                                                                   Einrichtungsleiter Andreas Schackmar, der sich        in Ottweiler gearbeitet. Auch sie schätzt die Arbeit in
                                                                                                                                               außerdem für die „Tagesförderstätte Autismus Saar“        den kleinen Gruppen, übernimmt nicht nur die Lei-
                                                                                                                                               verantwortlich zeigt, merkt an, dass neue Mitarbei-       tungsaufgaben, sondern ist auch in der Gruppe tätig.
                            3 Jochen Klos arbeitet gerne im „Wohnen Autismus Saar“.                                                            ter immer offen aufgenommen und schnell integriert        Als besonders positiv empfindet die 59-Jährige die vie-
                                                                                                                                               werden: „Niemand wird unvorbereitet oder alleine an       len kleinen Erfolgserlebnisse, die sie im Arbeitsalltag
                            Individuell auf die Bewohner eingehen                      so hoch, die Arbeit insgesamt sehr abwechslungsreich.   die Arbeit geschickt, es steht immer ein*e Kolleg*in      mit den Autisten erlebt: „Wenn der Morgen mit einem
                                                                                       Das liegt aber nicht nur an den Bewohner*innen, son-    zur Seite“, betont der Ergotherapeut. Natürlich sei die   Bewohner ganz entspannt abläuft, dann hab ich was
                               Die Entscheidung, in diesem spezialisierten Haus        dern auch an dem rotierenden Schichtsystem, nach        Arbeit mit Menschen mit Autismus auch anstrengend,        gut gemacht und freue mich. Kam es zu Schwierig-
                            zu arbeiten, hat er nie bereut. Durch die Größe der        dem in der Wohneinrichtung gearbeitet wird. Es          aber dafür besonders erfüllend. Offen müsse man da-       keiten, muss ich mich und die Situation reflektieren
                            Einrichtung könne man viel individueller auf die Be-       gilt: jeder kennt jeden und jeder arbeitet mit jedem.   für sein, Neues zu lernen: „Egal wieviel Berufserfah-     und es das nächste Mal anders machen.“ Das fordere
                            wohner*innen eingehen. „Das Schönste ist, man kann         Auch wenn die Bewohner*innen in festen Gruppen          rung jemand mitbringt, hier lernt er nochmal was dazu     Selbstorganisation und sei unglaublich spannend.
                            hier alles in kurzer Zeit lernen und sich auf die Bewoh-   zu jeweils drei bis vier Personen leben und jeweils     und dafür muss man auch bereit sein.“ Die Arbeit wür-        Gertrud Glasens Entscheidung, mit 57 nochmal
                            ner*innen einstellen, aber sie überraschen einen noch      Bezugsbetreuer haben, wechseln die Mitarbeiter*in-      de einfacher, je länger man dabei ist: „Je besser man     die Arbeitsstelle zu wechseln, war rückblickend be-
                            seit Jahren – jeder Tag ist anders“, schwärmt Jochen       nen die Gruppen und haben die Möglichkeit, alle Be-     die Bewohner*innen mit allen ihren Besonderheiten         trachtet, die richtige. „Ich war an dem Punkt, nochmal
                            Klos. Anders und einzigartig, wie die Bewohner*innen       wohner*innen kennenzulernen. Und das gefällt auch       und Eigenheiten kennt, desto einfacher und entspann-      was Neues machen zu wollen“, erinnert sich Glasen.
                            selbst.                                                    Jochen Klos: „Man pflegt nicht nur, sondern wir be-     ter wird die Arbeit“, sagt Jochen Klos.                   Sie hatte einige Autismus spezifische Fortbildungen
                               Menschen mit Autismus leben mit einer Spek-             gleiten und unterstützen die Bewohner*innen – ganz
                            trumsstörung. Sie haben große Schwierigkeiten,             individuell.“ Manche Bewohner*innen verlassen tags-
                            ihre Sinneseindrücke zu filtern und zu verarbeiten.        über die Einrichtung und gehen „zur Arbeit“, etwa
                            Änderungen in den alltäglichen Abläufen bereiten           eine Werkstsatt für Menschen mit Behinderung oder
                            ihnen große Probleme. Aggressionen gegen ande-             eine Tagesförderstätte. Andere benötigen eine interne
                            re und sich selbst sind bei einigen die Konsequenz.        Tagesstruktur, die an persönlichen Ressourcen und
                            Das multiprofessionelle Team im „Wohnen Autismus           Fähigkeiten ausgerichtet wird. Das können speziell
                            Saar“ - bestehend aus Heilerziehungspfleger*innen,         für die Bewohner*innen konstruierte Arbeiten sein,
Auf dem Weg zur Inklusion

                                                                                                                                                                                                                                                                   Auf dem Weg zur Inklusion
                            Pädagog*innen und klassischen Kranken- oder Alten-         aber auch alltägliche Beschäftigungen im Haushalt,
                            pfleger*innen – hat unter anderem die Aufgabe, den         wie Wäsche verteilen, Müll entsorgen oder Garten-
                            Bewohner*innen die nötige Sicherheit zu geben. Sie         arbeit. Klos erklärt: „Die Arbeitsabläufe sind an die
                            durch den Alltag zu begleiten, sie zu fördern und zu       Bewohner*innen angepasst und orientieren sich an
                            unterstützen. Eine individuell geplante Tagesstruktur      einer individuellen Hilfeplanung, die gemeinsam im
                            für jede*n Bewohner*in, Rückzugsmöglichkeiten und          Team erstellt wurde. Wir trainieren zum Beispiel die
                            feste Bezugspersonen sind dazu nötig.                      Alltagstauglichkeit der Menschen und mal benötigt                                                                                                         Archiv-Foto
      16                       Der Pflegeanteil des alltäglichen Arbeitens sei nicht   ein Bewohner zwei Stunden, um sich am Morgen fer-                                                                                                                             17
Hand in Hand - Auf dem Weg zur Inklusion - Das Magazin des Schwesternverbandes
3 Laurentiushöhe

                                                                                                                             Das Examen gerockt!
                            3 Gertrud Glasen                                                                                    Herzlichen Glückwunsch! Viele Schüler*innen haben im Sommer trotz der erschwerten Bedingungen
                                                                 besucht, hatte auch schon mit Menschen mit autisti-         aufgrund der Corona-Pandemie ihr Examen bestanden. Viele davon bleiben unseren Einrichtungen und
                                                                 schen Zügen zu tun, aber sonst keine Erfahrung. „Es         Diensten weiterhin als Mitarbeiter*innen treu. Dafür danken wir und die Teams vor Ort natürlich sehr. Wir
                                                                 ist mir gar nicht schwergefallen, hier nochmal neu an-      wünschen allen Examinierten viel Erfolg für den Berufseinstieg und weiterhin Freude bei der täglichen Arbeit.
                                                                 zufangen. Ich musste umdenken, aber auch im Alter
                                                                 ist man flexibel“, sagt die Pflegedienstleiterin und fügt
                                                                 hinzu: „Man muss einfach mit Leib und Seele dabei
                                                                 sein.“

                                               Leichte Sprache
                                                                                                                             3 Service-Center Oberkirch           3 Pflegedienst Sannert                3 Haus St. Katharina
                             In Heusweiler steht ein Haus
                             das heißt Wohnen Autismus Saar.
                             Hier leben Menschen mit Autismus.
                             Es ist ein sehr kleines Haus.

                                                                                                                                                                                                                                             Ausbildung beim Schwesternverband
                             Jochen Klos arbeitet in dem Haus.
                             Es gefällt ihm sehr gut.
Auf dem Weg zur Inklusion

                             Er will nicht in einem anderen Haus arbeiten.
                             Auch Gertrud Glasen arbeitet dort.
                             Ihr gefällt es auch sehr gut.
                             Sie arbeitet dort mit Leib und Seele.
      18                                                                                                                     3 Akademie Neunkirchen                                                                                          19
Neue Auszubildende begrüßt
                                       In den Einrichtungen des Schwesternverbandes       Entschluss SUPERRELEVANT zu werden und Euch für
                                    wurden auch in diesem Sommer neue Auszubildende       Menschen einzusetzen, die Unterstützung brauchen!
                                    begrüßt. Sie starteten mit ihrer Ausbildung zum/zur   Wir wünschen allen einen erfolgreichen Start und viel
                                    Pflegefachmann/frau, Altenpflegehelfer*in oder zum/   Erfolg, besonders aber jede Menge Spaß und Freude
                                    zur Pflegeassistenten/in. Herzlichen Dank für Euren   bei der Arbeit sowie viele schöne Momente!
                                                                                                                                                  3 Haus Marienhöhe                                                3 Haus im Umpfertal

                                    3 Haus am Schachenwald
                                                                                                                                                                                            3 Service-Center Dessau-Roßlau

                                                                                                            3 Haus St. Wendelin                   3 Haus Friedrich Ludwig Jahn

                                                                                                                                                  3 Pflegedienst Sannert                     3 Haus St. Katharina
Ausbildung beim Schwesternverband

                                                                                                                                                                                                                                         Ausbildung beim Schwesternverband
        20                          3 Eifelhaus                                                             3 Haus St. Wendelin                   3 Pflege im „Generationenhaus St. Josef“   3 Haus im Glantal                              21
Erfolgreiche Weiterbildungen

3 Natasa Zimmerman (links) und Aicha Othman (rechts), zwei Mitarbeiterinnen des „Haus St. Katharina“ in Endingen,
haben ihre Weiterbildung zur Wundexpertin erfolgreich abgeschlossen. Wir gratulieren ganz herzlich zu dieser tollen
Leistung!

                                                               Im „Haus St. Margarethe“ in Lichtenau-Ulm hat
                                                            Ruth Woideck ihre zweijährige Weiterbildung zur
                                                            Pflegedienstleitung (PDL) erfolgreich abgeschlossen.
                                                            Herzlichen Glückwunsch! Sie ist seit der Eröffnung der
                                                            Pflegeeinrichtung in Lichtenau tätig und hat dort die
                                                            Stelle der stellvertretenden Pflegedienstleitung inne.

Personalentwicklung
Das Traineeprogramm 2.0 im Schwesternverband

                                                                                                                      Ausbildung beim Schwesternverband
Das Traineeprogramm als Ein-               Das Traineeprogramm stellt           bei Bedarf frühzeitig eine Nachfol-
stieg in den Schwesternverband          eine Möglichkeit einer schrittwei-      geplanung vornehmen. Ganz neue
ist bereits seit einigen Jahren         sen Einführung in Führungsauf-          Wege geht der Schwesternverband,
bekannt. Im Jahr 2021 soll noch         gaben dar. So können zukünftige         indem er das Programm auch auf die
stärker auf die interne Perso-          Leitungskräfte, wie bspw. Einrich-      Dienstleistungsgesellschaft (DLG)
nalentwicklung gesetzt und              tungsleiter oder Pflegedienstleiter,    ausweitet. So werden zwei Stellen
durch die Weiterentwicklung des         an die Tätigkeiten herangeführt         für Trainees, die zukünftig Aufga-
Traineeprogramms neue Wege              werden. Der Schwesternverband           ben einer Serviceleitung überneh-
für Mitarbeiter*innen aufgezeigt        will damit Mitarbeiter*innen Pers-      men sollen, besetzt.
werden.                                 pektiven im Verband aufzeigen und          Im Traineeprogramm lernen die      23
Teilnehmer*innen Methoden und
                                    Instrumente kennen, die sie befä-
                                                                             Das Traineeprogramm ist in
                                                                          drei Bausteine eingeteilt, die je-
                                                                                                                Schwesternverbandes zu erhalten
                                                                                                                und die Vernetzung zu stärken,        Die DNA
                                                                                                                                                      des Schwesternverbandes
                                    higen, Prozesse mit Einzelnen und     weils einen praktischen Teil am Ar-   sollen die Trainees die Möglichkeit
                                    in Teams zu steuern und mit Mit-      beitsplatz und einen theoretischen    haben, in verschiedenen Bereichen
                                    arbeiter*innen, Kolleg*innen, Vor-    Teil mit externen Seminaren bein-     des Schwesternverbandes zu hos-
                                    gesetzten und Externen konstruktiv    halten. Es erstreckt sich über ein    pitieren. Wird also jemand in der
                                    und partnerschaftlich zusammen-       Jahr, wonach die Übernahme der        Altenhilfe eingesetzt, kann in der
                                    zuarbeiten. Ziel des Programms        Verantwortung auf der jeweiligen      Eingliederungshilfe, der ambulan-     „Re-Auditierungsworkshop Optimierung“
                                    ist, die vermittelten Inhalte anzu-   Zielposition ansteht. Neben der       ten Pflege und der Dienstleistungs-
                                                                                                                                                      des audit berufundfamilie
                                    wenden und deren Wirkung direkt       unmittelbaren Führungskraft, die      gesellschaft hospitiert werden.
                                    in der Praxis mitzuerleben. Es wird   die Trainees am Arbeitsplatz be-         Für die erste Gruppe 2021 soll
                                    eine Gruppe von maximal acht Per-     gleitet, werden die Teilnehmer*in-    es Trainees in folgenden Einrich-
                                    sonen zusammengestellt. Hierfür       nen durch die Personalentwick-        tungen bzw. Regionen geben: Haus
                                    sind sechs Plätze in der Pflege und   lung und einen Mentor begleitet.      Hubwald, in den Regionen Saartal,
                                    Betreuung, zwei Plätze in der DLG     Als Mentoren sollen ehemalige         Untere Saar, Main-Tauber, Mittlere
                                    angedacht. Voraussichtlich soll die   Trainees fungieren, die ihre Erfah-   Blies, Südbaden. In der Dienstleis-
                                    erste Gruppe im 2. Quartal 2021       rungen mit den neuen Kolleg*in-       tungsgesellschaft werden Trainees
                                    starten. Bei etwaigen Veränderun-     nen teilen.                           für die Region Eifel und das Saar-
                                    gen wird auch ein unterjähriger          Um einen größeren Einblick in      land gesucht. Die Stellen werden in
                                    Einstieg möglich sein.                die verschiedenen Bereiche des        Kürze intern ausgeschrieben.

                                      BAUSTEIN A                            BAUSTEIN B                            BAUSTEIN C
                                      SICH SELBST FÜHREN                    ORGANISATION                          ANDERE FÜHREN

                                                                                   Am Arbeitsplatz

                                     •   Einarbeitung in die Rolle         • Dienstplangestaltung                •   Personalführung
                                     •   Hospitation in der Region         • Qualitätsmanagement                 •   Personalentwicklung              „Heute arbeiten wir an der DNA        Seit Oktober 2017 trägt der       17 Leitungskräfte und Mitarbei-
                                     •   Seitenwechsel                     • Arbeitsrecht                        •   Konfliktmanagement               des Unternehmens“, so begrüß-      Schwesternverband das Zertifikat     ter*innen des Schwesternverban-
                                     •   Wirtschaftliches Handeln          • Umgang mit Angehörigen              •   Teamführung
                                                                                                                                                      te Referent Martin Volz-Neidlin-   audit berufundfamilie, mit dem       des, die nicht nur aus unterschied-
                                     •   Vernetzung Schnittstellen           und Bewohner*innen                  •   Vereinbarkeit Beruf u.
                                                                           • Führungsleitlinien                      Familie                          ger die Teilnehmer*innen des       Unternehmen mit einer familien-      lichen Regionen anreisten, sondern
                                                                                                                                                      „Re-Auditierungsworkshops          und lebensphasenbewussten Per-       auch in verschiedenen Bereichen
                                                                                                                                                      Optimierung“ audit berufundfa-     sonalpolitik ausgezeichnet werden.   (Pflege, Eingliederungshilfe, Ver-
                                                                                                                                                      milie. Gemeinsam weiter daran      Seinerzeit wurden im sogenannten     waltung etc.) innerhalb des Un-
                                                                               Externe Veranstaltungen                                                zu arbeiten ein attraktiver Ar-    Managementgespräch, Ziele und        ternehmens arbeiten, nahmen an
                                                                                                                                                      beitgeber für aktuelle und künf-   zu deren Erreichung, Maßnahmen       dem Workshop teil. So wurden alle
Ausbildung beim Schwesternverband

                                                                                                                                                      tige Mitarbeiter*innen zu sein,    für die kommenden drei Jahre fest-   Handlungsfelder des audits wie z.B.
                                     Einführung mit Geschäfts-             Personlentwicklung                    Rollenstärkung

                                                                                                                                                                                                                                                                    Arbeiten beim Schwesternverband
                                                                                                                                                      stand an diesem Workshop-Tag       gelegt.                              Arbeitszeit, Arbeitsort oder Perso-
                                     führung und Mentoren                  -marketing, -bindung                  Teamentwicklung
                                                                                                                                                      auf der Agenda.                                                         nalentwicklung aus unterschiedli-
                                                                                                                                                                                         Praxisnah und aus                    chen Blickwinkeln beleuchtet. Die
                                     Selbstorganisation &                  Generationen- und                     Kommunikation                                                           unterschiedlichen Blickwinkeln       konkreten Fragestellungen wur-
                                     Auftrittskompetenz                    -kulturübergreifendes                 Konfliktmanagement                                                                                           den in wechselnden Kleingrup-
                                                                           Arbeiten                                                                                                         Im Auditierungsworkshop ging      pen bearbeitet und später allen
                                                                           Prozessmanagement                                                                                             es nicht nur darum, den bisherigen   Teilnehmer*innen vorgestellt, die
                                                                                                                                                                                         Umsetzungsstand zu prüfen, son-      wiederum die Möglichkeit hatten
                                                                                                                                                                                         dern auch darum, weiterführende      das Erarbeitete durch ihre Ideen
                                                                                Begleitend: Mentoring
        24                                                                                                                                                                               Ziele und Maßnahmen festzulegen.     sinnvoll zu ergänzen.                 25
Homeoffice für Leitungskräfte          uns tritt immer wieder in neue Le-     und motivierter Mitarbeiter*innen
                                  in der Pflege? Teilzeit-Führung?       bensphasen ein. Damit ändern sich      abhängig ist. Dabei können wir si-
                                                                         auch die Bedürfnisse. Daher ist es     cherlich nicht zu jeder Zeit und in
                                      Ist Homeoffice für eine Lei-       wichtig, die Maßnahmen in regel-       jeder Hinsicht die Arbeitsumstände
                                  tungskraft in der Pflege überhaupt     mäßigen Abständen oder bei Bedarf      und Abläufe komplett auf das Le-
                                  möglich? Und was wäre erforder-        gemeinsam zu hinterfragen, anzu-       ben jedes einzelnen Mitarbeiten-
                                  lich, damit das im laufenden Be-       passen und neu zu entwickeln.          den ausrichten. Was wir aber tun
                                  trieb überhaupt funktioniert? Ist          Ältere Arbeitnehmer möchten        können, ist unsere Mitarbeiter*in-
                                  eine Leitungsposition auch als         vielleicht weniger arbeiten und ver-   nen in den unterschiedlichen Le-
                                  Teilzeitstelle denkbar? Wie schaf-     stärkt auf Freizeit setzen. Auch die   bensphasen zu unterstützen – sei es
                                  fen wir es, unsere Auszubildenden      Pflege von Angehörigen gehört zu       in der Phase der Kindererziehung,
                                  im Unternehmen zu halten?              den unterschiedlichen Lebenspha-       der Pflege von Angehörigen oder
                                      Diese und viele, weitere Fragen    sen. „Familienfreundlichkeit“ ist      bei Fort- und Weiterbildungen.
                                  aus der Praxis wurden innerhalb        daher zu kurz gegriffen. Wir setzen    Und wir können konsequent daran
                                  des Workshops erörtert und es          daher bewusst auf den umfassen-        arbeiten, ihnen die bestmöglichen
                                  wurde klar, dass Vieles möglich ist.   deren Begriff „Lebensphasenorien-      Arbeitsbedingungen und Lösun-
                                  Dafür erforderlich – und das wur-      tierung“. Familienfreundlichkeit ist   gen zu bieten.                         3 Chantal Conrad, Susanne Fasel und Laura Schaubitzer

                                                                                                                                                       Chancen erhalten und genutzt
                                  de im Rahmen der Arbeitsgruppen        aber selbstverständlich ein nicht zu       Um dies sinnvoll umzusetzen,
                                  deutlich – ist ein Team, das diese     vernachlässigender Teilbereich.        ist es unabdingbar, dass wir unsere
                                  Prozesse und Veränderungen be-                                                Mitarbeitenden bei der Gestaltung
                                  fürwortet und mitträgt.                „Man kann meckern. Oder man            ihres Arbeitsumfeldes mit ins Boot
                                                                         kann etwas bewegen.“                   nehmen. Oder wie eine Teilneh-
                                  Lebensphasenorientierung vs.                                                  merin sagte: „Man kann meckern.        Einwicklungsmöglichkeiten beim Schwesternverband
                                  Familienfreundlichkeit?                   Die Ansprüche der Mitarbei-         Oder man kann etwas bewegen.“
                                                                         ter*innen sind gestiegen. Poten-           Wir bedanken uns bei allen Teil-
                                     Heiß diskutiert wurde auch der      zielle Mitarbeiter*innen, gerade       nehmer*innen, die an diesem Tag
                                  Begriff „Familienfreundlichkeit“,      in den Pflegeberufen, sichten die      mit uns gemeinsam etwas bewegt         Laura Schaubitzer und Chantal Conrad leiten das          eine Leitungsposition innerhalb des Verbandes vorbe-
                                  der einen sofort an junge Familien     Angebote und können unter ihren        haben für einen gelungenen und         neue „Wohnen am Alten Weiher“, eine Einrichtung          reitet wurde. 2018 setzte sie dann noch die Weiterbil-
                                  mit Kindern denken lässt. Kinder-      Favoriten auswählen… und zu de-        aufschlussreichen Workshop-Tag.        für Menschen mit geistiger Behinderung in Ott-           dung zur Qualitätsmanagement-Beauftragten drauf.
                                  erziehung ist eine durchaus wich-      nen möchten wir gerne gehören.         Danke für neue Impulse und die         weiler. Beide haben schon zu Beginn ihrer Karri-         „Ich wusste ja von Beginn an, in welche Richtung sich
                                  tige Lebensphase, aber eben nicht         Denn wir wissen, dass unser Er-     Vielzahl an guten Ideen. Wir freuen    ere den Weg in Richtung einer Leitungsposition           der Schwesternverband entwickelt und habe da auch
                                  die einzige. Das Leben verändert       folg als Unternehmen maßgeblich        uns schon darauf, das Erarbeitete      eingeschlagen und darauf hingearbeitet. Nun hat          Chancen für mich gesehen“, erinnert sich Schaubitzer
                                  sich kontinuierlich und jeder von      von der Verfügbarkeit qualifizierter   in die Tat umzusetzen.                 es geklappt. Wie es dazu kam und was sich die bei-       an ihre Motivation, für den Verband tätig zu werden.
                                                                                                                                                       den neuen Führungskräfte vorgenommen haben,              2018 wurde sie Qualitätsmanagementbeauftragte für
                                                                                                                                                       lesen Sie hier.                                          den „Verbund Mittlere Blies“, in dem alle Einrichtun-
                                                                                                                                                                                                                gen der Behindertenhilfe im Kreis Neunkirchen sowie
                                                                                                                                                       Einen Umzug mit rund 30 Personen in ein neues Haus       die Einrichtungen für Menschen mit Autismus zusam-
                                                                                                                                                       zu organisieren, das ist schon eine Herausforderung.     mengefasst sind. Ihr Büro befand sich in dieser Zeit in
                                                                                                                                                       Dieser stellten sich in den vergangenen Monaten          den „Häusern im Eichenwäldchen“ in Ottweiler. „Ich
                                                                                                                                                       Laura Schaubitzer und Chantal Conrad, das neue Lei-      habe diese Stelle als Sprungbrett gesehen und habe
                                                                                                                                                       tungsteam des „Wohnen am Alten Weiher“. Und die          die Zeit in der Komplexeinrichtung genutzt und viel
Arbeiten beim Schwesternverband

                                                                                                                                                                                                                                                                          Arbeiten beim Schwesternverband
                                                                                                                                                       beiden haben die erste Hürde erfolgreich gemeistert.     gelernt. Dann wurde die Stelle der Einrichtungslei-
                                                                                                                                                       Aber sie haben sich auch lange auf diese Herausforde-    tung für das neue Wohnangebot ausgeschrieben und
                                                                                                                                                       rung vorbereitet.                                        ich habe mich beworben“, erzählt die 30-Jährige. Den
                                                                                                                                                          Laura Schaubitzer ist seit 2016 beim Schwesternver-   kommenden Monaten sieht sie positiv entgegen: „Ich
                                                                                                                                                       band beschäftigt. Zuvor studierte sie „Soziale Arbeit“   bin aufgeregt und freue mich auf die neuen Aufgaben.
                                                                                                                                                       in Ludwigshafen und Mainz. Sie arbeitete zu 50 Pro-      Das ist die Chance, ein Haus mitzugestalten und Struk-
                                                                                                                                                       zent als Fachkraft für Sozialpsychiatrie in den „Wohn-   tur reinzubringen.“ Besonders am Herzen liegt ihr
                                                                                                                                                       gruppen Unterer Markt“ und absolvierte gleichzeitig      aber die Entfaltung der Bewohner*innen: „Alle kön-
                                                                                                                                                       zu 50 Prozent ein Traineeprogramm, in dem sie auf        nen sich nochmal ganz neu aufstellen, ihre Potentiale
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entdecken. Das wird total spannend mitzuerleben.“           sich fort zur Praxisanleiterin für Gesundheitsfachbe-
                                  Sie sieht sich selbst als Leitungskraft, die an der Ba-     rufe, zur Pflegedienstleitung und zur Deeskalations-
                                  sis mitarbeitet und anpacken kann. Sie weiß, dass die       trainerin. Anfang 2019 begann sie in Neunkirchen das
                                  Eingewöhnung im neuen Haus ein langer Prozess ist           Traineeprogramm und lernte so auch Laura Schaubit-
                                  und erklärt: „Jeder muss sich finden, Bewohner*innen        zer kennen, die zu dem Zeitpunkt bereits im Qualitäts-
                                  wie Mitarbeiter*innen. Alles ist neu. Aber ich werde        management tätig war. Sie erhielt Einblick in die Vor-
                                  für alle immer ein offenes Ohr haben“, verspricht sie.      bereitungen zur neuen Wohneinrichtung in Ottweiler
                                  Dass gerade die ersten Wochen und Monate anstren-           und ihr Interesse, das neue Haus mitzugestalten, wur-
                                  gend werden können, weiß Laura Schaubitzer, aber            de geweckt. Als die Stellen ausgeschrieben wurden
                                  das hält sie auch nicht ab. „Meinen Ausgleich finde         bewarb sich die heute 44-Jährige. Sie hatte nicht nur
                                  ich im Sport“, lacht sie und fügt hinzu: „Pilates geht am   Glück, sondern wurde auch für ihren Fleiß und ihr
                                  frühen Morgen oder noch am späten Abend und dient           Engagement belohnt: „Der Schwesternverband hat
                                  gleichzeitig zur Entspannung.“                              mir so viele Chancen gegeben und die habe ich auch
                                                                                              genutzt.“ Chantal Conrad freut sich wie ihre Kollegin                                                                                  Pia Koczor
                                  Chantal Conrad ist Verantwortliche Pflegefachkraft          auf die neuen Aufgaben, die sie erwarten und auch auf                                                                                  —
                                  im „Wohnen am Alten Weiher“                                 die Entwicklung der Bewohner*innen: „Unser Ziel ist                                                                                    „Die Pflege ist schon ein
                                                                                              es, die Bewohner*innen in die Mitte der Gesellschaft                                                                                   anstrengender Job, darüber
                                     Ähnlich sieht das Chantal Conrad. Sie ist gelernte       zu bringen. Sie sollen einkaufen gehen, Veranstaltun-                                                                                  muss man sich klar sein, aber
                                  Gesundheits- und Krankenpflegerin sowie Fachpfle-           gen besuchen und und und.“ Da fiebert man mit, wie                                                                                     der enge Kontakt zu den
                                  gerin für Psychiatrie. 2013 kam sie zum Schwestern-         sie weiter beschreibt und fügt hinzu: „Für die Bewoh-                                                                                  Senioren und die Nähe, die
                                  verband, zunächst ins „Haus Hubwald“, und das ganz          ner*innen sind wir mehr als vertraute Personen, wir                                                                                    bei der Pflege entsteht, ist
                                  bewusst, wie sie erzählt: „Pflege ist mehr als Essen        sind wie eine Familie und das ist so toll!“                                                                                            sehr schön. Es kommt viel
                                  anreichen und waschen, da gibt es so viele Möglich-                                                                                                                                                zurück und es wird einem
                                  keiten. Und genau das macht den Schwesternverband           Wir wünschen dem neuen Leitungsteam viel Erfolg                                                                                        viel gegeben.“
                                  aus: den Umgang mit den Klienten. Da wollte ich mit-        mit der neuen Einrichtung und alles Gute für den
                                  machen.“ Während ihrer Zeit in Eppelborn arbeitete          weiteren beruflichen wie privaten Lebensweg!

                                                                                                                                                       Fast wie eine Familie
                                  sie im Bereich der Eingliederungshilfe und bildete

                                                                                                                                                       Pia Koczor arbeitet seit 40 Jahren im „Eifelhaus“

                                                    Leichte Sprache                                                                                    Bereits im zarten Alter von sechzehn Jahren war            und sie blieb: „Es hat mir von Anfang an Spaß gemacht
                                                                                                                                                       Pia Koczor im „Eifelhaus“ als Praktikantin ange-           und ich habe mich für die einjährige Krankenpflege-
                                                                                                                                                       stellt. Dass sie bleiben würde und daraus 40 Jahre         helfer-Ausbildung entschieden.“ Dazu musste sie für
                                       Es gibt ein neues Wohnhaus in Ottweiler:                                                                        werden, hätte sie nie gedacht, denn eigentlich hat-        ein Jahr ins Saarland, nach Merzig-Schwemlingen,
                                                                                                                                                       te sie andere Pläne. Aber wie das Leben so spielt…         ziehen. Dort lebte sie mit drei anderen jungen Frauen
                                       das Wohnen am Alten Weiher.                                                                                     Im „Eifelhaus“ entdeckte sie eine Eigenschaft an           aus der Eifel im Schwesternwohnheim, der heutigen
                                       Laura Schaubitzer und Chantal Conrad leiten das Haus.                                                           sich, die ihr weiteres Leben ebnete: „Ich kann das         „Laurentiushöhe“.
Arbeiten beim Schwesternverband

                                                                                                                                                                                                                                                                             Arbeiten beim Schwesternverband
                                                                                                                                                       nicht erklären, aber ich hatte einfach einen guten             Nach dem erfolgreichen Abschluss fing sie wieder
                                       Sie freuen sich auf die neue Arbeit im neuen Haus.                                                              Draht zu den alten Menschen.“                              im „Eifelhaus“ an und blieb auch dort. Zunächst im
                                                                                                                                                                                                                  Tagdienst. Ab 1991, nachdem sie ihr erstes Kind gebo-
                                       Sie freuen sich auch für die Bewohner.                                                                             Eigentlich wollte sie was mit Tieren machen, aber       ren hatte, wechselte sie in Teilzeit in den Nachtdienst.
                                       Denn die Bewohner leben jetzt mitten in der Stadt.                                                              dazu hatte Pia Koczor in und um Dahlem, ein kleiner        „Die Nachtschichten waren sehr gut mit der Kinder-
                                                                                                                                                       Ort in der Nähe von Bitburg, nicht die Möglichkeiten.      betreuung zu vereinbaren. Es war anstrengend, aber
                                       Sie bekommen ein eigenes Zimmer.                                                                                So organisierte der Vater damals für seine Tochter, über   es funktionierte gut“, erinnert sie sich. Auch nach der
                                                                                                                                                       einen Kontakt zur damaligen Oberschwester aus dem          Geburt des zweiten Kindes kehrte Pia Koczor schnell
                                       Das wird bestimmt toll.                                                                                         Nachbardorf, ein Praktikum im „Eifelhaus“. Sie hätte       wieder ins Berufsleben zurück.
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