Hans Schüle - Galerie Ruetz
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Was Hans Schüles Haltung über alle Werkreihen hinweg eint, das ist seine ungewöhnliche Sensibilität für sein Ma- terial und die Extension des dreidimensionalen Raums, den uns Schüles zumeist allansichtige Plastiken auf- schließen. Es ist nicht so, dass der Betrachter um diese Möglichkeiten gedanklich nicht wüsste – aber in Beob- achtung von Hans Schüles Plastiken wird er dessen sinn- lich gewahr. Hans Schüle schöpft seine Arbeiten ganz aus seinem Material und aus den technischen wie formalen Möglich- keiten der Stahlplastik. Hier werden keine Körper nach einem Abbild geformt; keine Formen gegen den Raum in Stellung gebracht. Hans Schüle baut seine Plastiken aus einfachen, wiederkehrenden Modulen auf, die mitei- nander zu einem zumeist offenen, immer wieder neuen, dabei komplexen, spannungsgeladenen Gesamtgefü- ge verwoben werden. Schüles Einfühlung in organische Prozesse, die Hartnäckigkeit, mit der er Strukturen über längere Zeiträume hinweg entwickelt, die Fähigkeit zur Verdichtung der Form – das sind wesentliche Qualitäten der künstlerischen Arbeit Hans Schüles. Und: Obwohl jede Form der Gegenstandsbeschrei- bung in der plastischen Gestaltung aufgehoben ist, evozieren seine abstrakten Plastiken doch Analogien zu beseelten, bewegten Körpern, die fluktuierend in ih- rem Element, dem Raum, agieren. Es ist diese Überein- stimmung zwischen wirkenden Kräften und der techni- schen Gestaltung, die uns für Schüles raffinierte, dabei so selbstverständlich wirkende Plastiken einnimmt. Wie lebendig, luzide im Fluss, räumlich offen die scheinbar so kalte, massig-harte Stahlplastik heute sein kann, das zeigen uns Hans Schüles Arbeiten. Sie agieren auf dem schmalen Grat zwischen greifbarer Materialität und nicht fassbarem Bewegungsraum, zwischen Form und Geste. Christoph Bauer M.A., Leiter Kunstmuseum Singen 07
Folding 2021, Stahl und Lack, 35 × 21 × 16 cm 11
Fraktal 12 2014, Stahl und Lack, 40 × 38 × 21 cm
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14 Interview
Warum bist Du Künstler geworden? Ich habe immer schon gezeichnet. So war ich auch beruflich einige Jahre in unterschiedlichen Bereichen als Grafiker tätig. Um künstlerisch freier arbeiten zu können, habe ich mich dann an der Kunstakademie in Mün- chen beworben und begann 1991 mein Studium der Malerei und Grafik bei Jürgen Reipka. Wie kam es dann dazu, dass Du Dich für die Bildhauerei entschieden hast? Mit meiner Arbeit in den Raum zu gehen war keine bewusste Entschei- dung. Es war eher so, dass sich die grafischen Arbeiten immer weiter von der Wand wegbewegt haben. Meine ersten Drahtmodelle hatten für mich so viel mehr Komponenten als reine zweidimensionale Zeichnungen – der Schattenwurf, die unterschiedlichen Überlagerungen, die Möglichkeit für den Betrachter unterschiedliche Perspektiven einzunehmen etc., so dass ich hier meine Arbeit weiterentwickeln wollte. Über welche künstlerischen Wege kamst Du zu der Ausdrucksform, die Du heute nutzt? Erste plastische Arbeiten waren die Crossover-Serie, offene Raumkör- per aus über Wasserdampf gebogenen Buchenholzstäben, verleimt und lackiert. Später benutzte ich dann bei größeren Volumina Bandstahl für diese Serie. Für mich waren diese ersten plastischen Ar- beiten die Schnittmenge von grafischen Ele- menten und räumlichem Bezug. 15
Inzwischen arbeitest Du hauptsächlich mit Stahl. Was fasziniert Dich an diesem Material? Stahl ist für mich zu Anfang ein wertneutrales Material. Nicht gewach- sen in der Natur, sondern unter hohem Energieaufwand hergestellt in der Großindustrie, meist verwendet im konstruktiven Bereich, wo der rechte Winkel und die gerade Linie das bestimmende Maß sind. Dieses unnachgiebige Material zugunsten meiner organischen Formensprache an seine Grenzen zu bringen, hat für mich einen großen Reiz und ist eine enorme Herausforderung. Ich wollte nie eine Form in einem anderen Material aufbauen und dann abgießen, sondern direkt im Material arbeiten, Widerstände spüren und Methoden entwickeln, die mir meine Formensprache ermöglichen. Wie entwickelst Du eine neue Plastik? Oft beginnt der Prozess mit Zeichnungen. Nicht als direkte Konstrukti- onsvorgabe, eher als Ideenskizze und Umraum für eine später entste- hende konkrete Form. Diese entwickelt sich prozesshaft und beinhaltet dann eben auch Brüche, Korrekturen und ein langsames Herantasten an die endgültige Form. Mitunter basieren Deine Arbeiten auch auf Scherenschnitten. Wie kam es dazu? Meine ersten dreidimensionalen Objekte waren Scherenschnitte in un- terschiedlichen Materialien, die dann übereinandergelegt – gebogen oder schon aus dreidimensionalen Formen geschnitten – objekthaft wurden. Dies war der Beginn meines bildhauerischen Wegs. Welche Bedeutung hat Raum für Dich? Raum ist die Basis meiner Arbeit: Der Raum, den die Arbeiten sich neh- men und der sich in und zwischen den Arbeiten entwickelt. Das richtige 16 Verhältnis der Arbeit zum Raum ist sehr wichtig, klar definiert für einen
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bestimmten Ort wie bei Kunst-Am-Bau-Projekten oder wie in verschie- denen Ausstellungssituationen immer wieder wandelbar. Sind alle Deine Werke grundsätzlich sowohl für den Innen- als auch den Außenraum gedacht oder gibt es Arbeiten, die ausschließlich für das eine oder das andere konzipiert sind? Dies hat in erster Linie mit Wahrnehmbarkeit, das heißt auch mit Format, Materialität und praktischen Vorgaben wie Beständigkeit der Oberflä- chen und Fragilität der Form zu tun. Es gibt also schon Unterscheidungen und für mich im Vorfeld Überlegungen, wo die Arbeit später stehen kann oder sollte. Einige Arbeiten eignen sich aber gleichwohl für den Innen- und Außenraum. Was oder wer inspiriert Dich? Inspiration kann für mich alles sein. Meine Ide- en lassen sich nicht auf bestimmte Ereignisse zurückführen, eher auf Wahrnehmungen un- terschiedlichster Art, die sich dann zu einer bildnerischen Sprache verdichten. Oft ist aber die tägliche Arbeit die eigentliche Quelle neuer Ideen. Die Formen und Serien entwickeln sich aus- und nebeneinander. Es gibt künstlerische Positionen, die mich über die Jahre begleitet haben und auch meine Sichtweise auf die Kunst beeinflusst haben. Richard Deacon z. B. halte ich für einen großartigen Künstler. 19
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Fraktal 2020, Stahl und Lack, 31 × 43 × 25 cm 21
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Folding 2020, Stahl und Lack, 27 × 32 × 19 cm 23
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Folding 2020, Stahl und Lack, 30 × 30 × 26 cm 25
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Folding 2021, Kupfer, 24 × 28 × 14 cm
Cluster 2020, Stahl und Lack, 42 × 20 × 27 cm 28
Fraktal 2018, Stahl und Pulverlack, 103 × 140 × 75 cm 30
33 Fraktal 2020, Stahl und Lack, 41 × 22 × 23 cm
Fraktal 2016, Stahl und Pulverlack, 75 × 90 × 52 cm
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Einzelausstellungen (ab 2000) 2021 Galerie an der Pinakothek der Moderne / Barbara Ruetz Foldings, Salon des Kunstvereins Ludwigsburg Zwischenräume, Solothurn, Schweiz 2018 Positionen-Skulptur, Galerie Anette Müller, Düsseldorf Cluster, Galerie Werner Wohlhüter, Leibertingen 2017 Fraktale, Kleine Galerie Bad Waldsee Leicht raum licht schwer, Kunstmuseum Singen 2016 Open space, Kunstverein Markdorf (mit Astrid Schröder) Trabanten, Kunstverein Hockenheim (mit Thomas Heger) Raum, Galerie der Kreissparkasse Ravensburg 2015 Fraktal, Stadt Spaichingen Städtische Galerie im Turm, Donaueschingen Skulpturen und Objekte, Galerie Tobias Schrade, Ulm 2014 Feldversuch, Galerie im Prediger, Schwäbisch Gmünd 2013 Sedimente/Hybride/Fraktale, Galerie Schrade, Schloss Mochental Fraktale _ Cluster, Gallery Jones, Vancouver, Canada 2012 Structura, Städt. Museen Heilbronn Bacteriality & Fraktale, Galerie Manfred Rieker, Heilbronn 2011 Metall, Kunstverein Biberach 36
2010 Plastische Arbeiten, Galerie Werner Wohlhüter, Leibertingen 2009 [element], Galerie der Stadt Tuttlingen hybride Galerie Epikur, Wuppertal 2008 Kosmos, art felchlin, Zürich, Schweiz 2007 Sediment, Hospitalhof Stuttgart InnereLandschaft, Galerie Tobias Schrade, Ulm Hybrids, Gallery Jones, Vancouver, Canada 2006 Impact of Space, Galerie HERMANN & WAGNER, Berlin 2004 Membrane, Galerie Manfred Rieker, Heilbronn Alexa Jansen Galerie, Köln Ulmer Kunststiftung pro arte, Ulm 2003 Hybride, Galeria Godot, Budapest, Ungarn Skulpturen 96-03, Galerie im Waschhaus, Potsdam 2002 Membrane, Credit Suisse, Berlin Hybride, Galerie sphn (HERRMANN & WAGNER), Berlin Hybride, Kunsthalle Wil, Schweiz 2000 Membrane, Galerie sphn (HERRMANN & WAGNER), Berlin Kunst Stiftung Erich Hauser, Rottweil 37
Kunst am Bau / im öffentlichen Raum 2021 Cluster, Überlingen 2020 Stripes, Mannheim cb-ds.com 2016 Fraktal, Kuwait City, Kuwait Figures, Boston/USA T 040 466 50 481 2015 Große Hybride, Tuttlingen/D Mineral, Spaichingen, D Breathe, Taipé/Taiwan Crossover II, Taipé/Taiwan 2013 Hybride #40, Cadenabbia/Italien Gestaltung Carte Blanche Design Studio 2012 Hybride, Heilbronn/D 2011 Big Loop, Vancouver/Canada 2009 Soul, Siena/Italien 2006 Crossover I, Miami/USA 2005 Station, San Francisco/USA 2001 Kolonie, Neckarsulm/D Möchten Sie Einladungen zu Ausstellungseröffnungen und Kunstmessen erhalten? galerie-ruetz.de/einladungen
Stipendien, Preise 2015 Stadtkünstler Spaichingen 2011 Jurypreis für Skulptur, Lebens Art Stiftung, Köln 2004 Stipendium des Else-Heiliger-Fonds, Konrad-Adenauer-Stiftung, Berlin 2000 Internationaler Werkstattpreis, Kunststiftung Erich Hauser, Rottweil Messen Art Cologne Art Forum Berlin Art Frankfurt Berliner Liste KIAF Seoul Stockholm Art Fair Art Karlsruhe Scope New York Los Angeles Art Show Palm Beach 3, Miami 39
P.004 HS Galerie an der Pinakothek der Moderne Barbara Ruetz Gabelsbergerstraße 7, 80333 München, T +49 89 288 077 43 office@galerie-ruetz.de, www.galerie-ruetz.de Facebook Galerie.Ruetz, Instagram galerie _ ruetz
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