Herausforderung Homeoffice: Alles nicht so einfach! - Landesbezirk ...

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Herausforderung Homeoffice: Alles nicht so einfach! - Landesbezirk ...
AUSGABE KW 45/2020
                                                                                          25/2020

Herausforderung
Homeoffice:
Alles nicht so einfach!

                                                                                                                  Disclaimer: Wer den Newsletter nicht mehr bekommen möchte, schreibt eine Mail mit dem Betreff „abbestellen“ an die Mail-Adresse pressestelle.nds-hb@verdi.de.
                         von
                  Matthias Büschking
Homeoffice begleitet uns verstärkt seit Beginn
der Covid-19-Pandemie. Im jetzt angelaufenen
zweiten Lockdown waren die Arbeitgeber von
allen Akteuren aufgerufen worden, wieder ver-
mehrt Beschäftige von zuhause aus arbeiten zu
lassen. Auch ver.di unterstützt das. Aber es ist
eben nicht so einfach, wie das klingt. Schon die         Homeoffice-Alltag
verschiedenen Begrifflichkeiten (Telearbeit,
Homeoffice, Mobile Arbeit) machen deutlich,
dass jetzt dringend klare Verabredungen ge-             stattung, fehlendes (stabiles) Internet, fehlende Ru-
troffenen werden müssen. Nein, das ist eben             he, fehlende Begrenzung der Arbeitszeitlage und -
nicht alles dasselbe. https://bit.ly/3mXpwVk            menge und nicht zuletzt manchmal auch fehlende
                                                        Inhalte, denn nicht jede Arbeit ist mobil zu erledigen
Richtigerweise stellte unter anderem die gesetzliche    – um nur einige Herausforderungen zu nennen.
Unfallversicherung klar: Es handelt sich beim Home-
office als Form der kurzfristig improvisierten Arbeit   Nachdem aus der anfänglich großen Begeisterung
von zu Hause aus nicht um ordentliche Telearbeits-      bei einigen im Laufe der Wochen großer Frust wur-
plätze (dabei müssten nämlich vom Arbeitgeber alle      de, andere wiederum erst nach vielen Wochen über-
Arbeitsschutzstandards eingehalten werden), son-        haupt ins Arbeiten kamen und sich wiederum ande-
dern eben um mobiles Arbeiten von zu Hause aus.         re durch die neue Freiheit von einer Höchstleistung
Ein feiner Unterschied, über den man vielleicht im      zur nächsten pushten, stellen wir nun fest: Es ist
Sinne des Krisenmanagements hinwegsehen kann,           nichts mehr, wie es war.
der aber immer mehr Bedeutung bekommt, je län-          Mit diesem Diskussionsbeitrag wollen wir weder
ger diese improvisierte mobile Arbeit von zu Hause      mobiles Arbeiten verteufeln, noch in den Himmel
aus anhält: Fehlende Arbeitszimmer, fehlende Aus-       loben. Wir glauben, dass es jetzt wichtig ist, dass wir

  Es ist gut, Job und Familie miteinan-
  der zu vereinbaren. Einfach aber ist
  es noch lange nicht.
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Nicht überall ist genug Raum, um
zuhause ein Büro aufzubauen.

uns intensiv über die Erfahrungen rund um mobiles        und Gesundheitsgefährdung zu vermeiden. Denn
Arbeiten austauschen und gemeinsam Spielregeln           was ist eigentlich, wenn über die Einhaltung aller
für die mobile Arbeit entwickeln. Wie kann es ein        Vorschriften und Gesetze hinaus die Wünsche von
gutes und gleichwertiges Nebeneinander von Büro-         Arbeitgeber und Arbeitnehmer*innen bei der Aus-
arbeit und mobiler Arbeit geben? Und vor allem           gestaltung ihrer Arbeit nicht übereinstimmen?
stellt sich die Frage, wie bei der Unterschiedlichkeit
                                                         Homeoffice ist häufig auch einsam und soziale Iso-
von uns Beschäftigten und unseren unterschiedli-
                                                         lation für einige eine Gefahr. Nicht alle mögen ohne
chen Anforderungen an den Arbeitsalltag alle zu
                                                         persönliche Kontakte zu ihren Kolleg*innen und
ihrem Recht kommen.
                                                         Kund*innen sein. Und nicht alle wollen ausschließ-
Apropos Recht: Wir erleben gerade, dass in einem         lich digital kommunizieren. Multitasking in diesen
Affenzahn Gesetze oder Teile davon entweder –            Zeiten heißt häufig, neben der oder parallel zur Ar-
(noch) befristet – geändert oder außer Kraft gesetzt     beit die Kinder zu betreuen und/oder ihnen beim
werden (Arbeitszeitordnung, um nur eine zu nen-          „Homeschooling“ zu helfen sowie Hausarbeiten zu
nen). Sind dabei noch die zu Recht hoch geschätz-        erledigen.
ten und lange Zeit nicht in Frage gestellten demo-
                                                         Wenn dann mitten in der Arbeit das Datenvolumen
kratischen Grundsätze immer gewahrt?
                                                         verbraucht ist oder zu Hause bandbreitenbedingt
Aber welche Grundsätze wollen wir z. B. bei der          Konflikte rund um die Nutzung des Internets entste-
Einhaltung von Pausen und Arbeitszeiten erreichen?       hen, ärgert sich nicht nur die Familie, sondern es
Einerseits ist es schön und gut, wenn man – z. B.        geht möglicherweise auch ans Portemonnaie – und
weil man tagsüber seine Kinder betreut – in den          zwar vielfach an das eigene und nicht das des Ar-
frühen Morgenstunden und in den späten Abend-            beitgebers. Dieser wiederum stellt plötzlich fest, er
stunden arbeitet, aber andererseits fehlen die Erho-     braucht nicht mehr so viele Räume, spart beispiels-
lungsphasen. Manch einer vergisst vor lauter Ar-         weise Heizkosten und Büromaterial, Internet- und
beitseuphorie, dass ein regelmäßiger Arbeitstag nur      Telefonkosten, vom in diesen Tagen vielgepriese-
8 Stunden betragen darf. Das hat der Gesetzgeber         nem Toilettenpapier ganz zu schweigen. Dafür spa-
aus gutem Grund festgelegt, um Selbstausbeutung          ren mobil arbeitende Beschäftigte plötzlich mehr

     Social Media & Co: Der ver.di-Landesbezirk total digital
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oder weniger viel Fahrzeit zu ihrer Arbeitsstätte.      Wie wird mobile Arbeit wertgeschätzt? Auch so eine
                                                        Frage, die sich stellt. Und wie ist die Vergleichbarkeit
Für ver.di ist klar: Für das Mehr an Strom, für die
                                                        von Leistungen, die mobil oder stationär erbracht
Verbrauchskosten, für den neuen Schreibtischstuhl,
                                                        werden, gewährleistet?
den Schreibtisch oder weiteres Equipment muss der
Arbeitgeber aufkommen. Mindestens aber muss die-        Mobiles Arbeiten – Fluch oder Segen? Wir als ver.di
ser Aufwand bei der Steuer anerkannt werden.            müssen die gesamte Bandbreite im Blick haben,
                                                        wenn es darum geht, Vereinbarungen zu treffen, die
Beschäftigte stellen z.B. fest, dass ein Küchentisch
                                                        allen nützen, ohne alle über einen Kamm zu sche-
mit dazu gehörendem Stuhl oder die Couch ergono-
                                                        ren. Was wir dabei niemandem abnehmen können,
misch bei weitem nicht denselben Komfort bietet
                                                        ist die Eigenverantwortung für sich selbst: Es gilt, die
wie die professionelle Büroausstattung am Arbeits-
                                                        Abwägung zwischen eigenen Interessen und den
platz in der Bank. Schlechtere Beleuchtung, kleinere
                                                        Interessen des Arbeitgebers vorzunehmen und in
Bildschirme an Laptop oder Tablet, fehlender Dru-
                                                        Balance zu bringen sowie die eigene Freiheit und
cker und instabiles WLAN sind weitere Druckpunkte.
                                                        Freizeit dabei nicht aus den Augen zu verlieren.
Richtigerweise stellte unter anderem die Gesetzliche
Unfallversicherung klar: Es handelt sich bei dieser     Lasst uns die Corona-Krise nutzen, um durch die
Form der kurzfristig improvisierten Arbeit von zu       neuen Gegebenheiten erforderliche Verbesserungen
Hause aus, nicht um Telearbeitsplätze im juristischen   für uns alle zu erreichen. Und lasst uns die Rahmen-
Sinn. Denn dabei müssen alle Arbeitsschutzstan-         bedingungen mitgestalten, im eigenen Betrieb eben-
dards eingehalten werden.                               so wie in der Politik.
Je länger die improvisierte mobile Arbeit zu Hause      Kampagne der Solos steht
anhält, desto bedeutsamer wird die Einhaltung der
                                                        in den Startlöchern

                                                                                                                   V.i.S.d.P.: ver.di-Landesbezirk Niedersachsen-Bremen, Matthias Büschking, matthias.bueschking@verdi.de | Tel.: 0511-12400105
Arbeitsschutzbedingungen. Die Auslegung von Un-
fallvorschriften findet beispielsweise derzeit nicht
                                                        Bei den Corona-Hilfen sind eine Reihe von Solo-
einheitlich statt. (Arbeits-)Wege im persönlichen
                                                        Selbständigen durchs Raster gefallen. Deshalben hat
Wohnumfeld werden unter einem anderen Blickwin-
                                                        ver.di eine Kampagne aufgelegt, die in den Startblö-
kel betrachtet als Arbeitswege zum und im Betrieb.
                                                        cken steht. Nun gibt es Signale aus Berlin, die erst
Darum erwarten wir einen Mindeststandard für die
                                                        einmal nicht schlecht klingen. Bundesfinanzminister
Arbeit zu Hause. Sie darf nicht krank machen!
                                                        Olaf Scholz hat für die Bundesregierung zielgenaue
Apropos Druckpunkte: Schnell drückt es auch hier        und schnelle Hilfen für Solo-Selbständige zugesagt.
und da, wenn fehlende Bewegungsmöglichkeiten im         Allerdings sind noch viele Fragen unbeantwortet, wir
Alltag an der Tagesordnung sind. Aprospos Tages-        wissen noch nicht, welche Branchen betroffen sind
ordnung: Hat euer „mobiler“ Tag eine gute Tages-        und welche nicht.
struktur oder seid Ihr im Free Flow? Und wie vermei-    Deshalb brechen wir noch nicht in Jubelstürme aus,
det ihr den Lagerkoller? Stress haben auch die tech-    aber wir starten auch unsere Kampagne noch nicht
nisch Unversierteren schnell: Gefühlt muss jeden Tag    mit aller
eine neue technische Herausforderung gelöst wer-        Macht.
den. Nicht jedem Menschen geht dies leicht von der      Wir sind
Hand.                                                   vorberei-
Viele Fragen: Das wiederum führt zu der Frage, ob       tet und
wirklich jede*r freiwillig zuhause arbeiten möchte?     können
Andersherum gibt es auch Kritik, dass Homeoffice        jederzeit
möglicherweise nur einigen Privilegierten vorbehal-     loslegen.
ten ist. Aber was ist mit den anderen, wo von vorge-
setzter Stelle ohne Transparenz entschieden wurde,
dass sie – warum auch immer – nicht zum auser-
wählten Kreis gehören? Und was ist mit unseren Be-      Fertige Kampag-
schäftigten, für die mobiles Arbeiten über virtuelle    ne wartet auf
Konferenzen eine große Herausforderung darstellt?       ihren Start: Die
Eine andere Herausforderung stellt auch der Daten-      Existenz von Solo
schutz zu Hause dar. Häufig ist dieser nicht so pro-    -Selbständigen
fessionell – nicht nur technisch, sondern auch räum-    hängt am seide-
lich und menschlich bedingt. Wer nicht alleine          nen Faden.
wohnt und zu Hause über kein separates Zimmer           Grafik:
verfügt, hat es schwerer als allein wohnende Singles    Anja
mit High-Tech-Ausstattung und genug Räumen.             Abrecht
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Eindrücke vom „ZuhauseStreiktag“ bei der VHS Region Lüneburg

Pflege: Kein Aushöhlen                                     VHS Region Lüneburg streikt
des Arbeitsschutzes                                        weiter für den TVÖD
Die Landesregierung hat per Allgemeinverfü-                Mit erneuten Streiks wollen die Beschäftigten
gung die Möglichkeit eingeräumt, u.a. im Be-               der Gemeinnützigen Bildungs- und Kulturge-
reich Pflege von der Höchstarbeitszeit abzu-               sellschaft der Hansestadt und des Landkreises
weichen.                                                   Lüneburg (VHS Region Lüneburg) ihren Druck
                                                           auf Geschäftsführung, Aufsichtsrat und Gesell-
Wir sehen das sehr kritisch. Die Beschäftigten in der
                                                           schafter erhöhen.
Pflege sind ohnehin stark belastet. In der jetzigen
Situation muss es darum gehen, sie zu entlasten –          Sie fordern seit Sommer dieses Jahres einen Tarif-
nicht zusätzlich zu belasten. Eine Aushöhlung des          vertrag auf dem Niveau des TVÖD in Bezug auf das
Arbeitsschutzes ist für uns daher der völlig falsche       Gehalt und die Arbeitsbedingungen. Die Kol-
Weg. Es besteht die Gefahr, dass der Druck noch            leg*innen wollen jetzt ein konkretes Angebot und
stärker von der Politik und den Arbeitgebern an die        eine verbindliche Zusage für die Aufnahme von Ta-
Beschäftigte weitergeben wird.                             rifverhandlungen und keine vagen Absichtserklä-
                                                           rungen. Die meisten Volkshochschulen in Nieder-
Wichtig und gut ist: Tarifverträge von ver.di und
                                                           sachsen haben einen Tarifvertrag – etwa drei Viertel
ihre Arbeitszeitregelungen gelten weiter und kön-
                                                           von ihnen auf dem Niveau des TVÖD: Zeit für Lüne-
nen auch durch die Verordnung nicht ausgehebelt
                                                           burg, nachzuziehen. Aufgrund von Stellenabbau
werden.
                                                           nehme die Arbeitsverdichtung immer mehr zu,
Wir mahnen seit Jahren den Fachkräftemangel in             Räumlichkeiten würden aufgegeben und Angebote
der Pflege an. Jetzt rächt sich, dass wenig für die        sollen gekürzt werden. Die Kolleg*innen haben die
Attraktivität des Berufs getan wurde. Es kommt             Grenze der Belastbarkeit überschritten. Die VHS
deshalb darauf an, die Arbeitsbedingungen zu ver-          brauche keine ständigen Umstrukturierungen, um
bessern und so zusätzliche Pflegekräfte zu gewin-          kurzfristig fehlende Arbeitsstellen auszugleichen,
nen, um Krisen und den Normalbetrieb zu bewälti-           sondern klar definierte Aufgabenbereiche, Tätig-
gen.                                                       keitsbeschreibungen und ausreichend Personal.
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