Hirntumoren und Hirnmetastasen - Eine Information der Krebsliga Krebsliga Shop

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Hirntumoren und
Hirnmetastasen

Eine Information der Krebsliga

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Hirntumoren und Hirnmetastasen - Eine Information der Krebsliga Krebsliga Shop
Die Krebsligen der Schweiz:
Nah, persönlich, vertraulich, professionell
Wir beraten und unterstützen Sie und Ihre Angehörigen gerne in Ihrer
Nähe. Rund hundert Fachpersonen begleiten Sie unentgeltlich während
und nach einer Krebserkrankung an einem von über sechzig Stand­orten
in der Schweiz.
Zudem engagieren sich die Krebsligen in der Prävention, um einen
gesunden Lebensstil zu fördern und damit das individuelle Risiko, an
Krebs zu erkranken, weiter zu senken.

Impressum

Herausgeberin                                      Krebsliga Schweiz, Bern; Andrea Fischer,
Krebsliga Schweiz                                  Krebsliga Schweiz, Bern; Dr. med. Silvia Hofer,
Effingerstrasse 40, Postfach, 3001 Bern            Leitende Ärztin Medizinische Onkologie,
Tel. 031 389 91 00, www.krebsliga.ch               Departement Medizin, Luzerner Kantonsspital;
                                                   Susanne Lanz, Krebsliga Schweiz, Bern; Prof.
3. Auflage
                                                   Marc Levivier, Klinikdirektor Neurochirurgie,
Projektleitung und Redaktion
                                                   CHUV, Lausanne; PD Dr. med. Patrick Roth,
Barbara Karlen, Fachspezialistin Publizistik,
                                                   Oberarzt und Koordinator Hirntumorzentrum,
Krebsliga Schweiz, Bern
                                                   UniversitätsSpital Zürich; PD Dr. Nicolai E.
Fachberatung                                       Savaskan, Institut für Hirnforschung, UZH/
Sabrina Elia, MSc Psychologin, Universitäts-       ETH, Zürich; Prof. Dr. med. Roger Stupp,
spital Basel                                       Direktor, Klinik für Onkologie und Leiter
Dr. med. Silvia Hofer, Neuro-Onkologie, Klinik     Tumorzentrum, UniversitätsSpital Zürich;
für Neurologie, Universitätsspital Zürich          Dr. Olivier Vernet, Neurochirurg, Lausanne;
Dipl. Psychologin Birgit Maier, Psychoonkolo-      Prof. Dr. med. Michael Weller, Direktor, Klinik
gische Psychotherapeutin WPO, Universitäts-        für Neurologie und Leiter Hirntumorzentrum,
spital Basel                                       UniversitätsSpital Zürich
Sabine Molls, RN, MSc, Leitende Pflegeexpertin
                                                   Titelbild
(APN), Medizinbereich Neuro, Inselspital Bern
                                                   Nach Albrecht Dürer, Adam und Eva
Prof. Dr. med. Philippe Schucht, Zentrumsleiter,
Chefarzt Stv. Neurochirurgie, Inselspital Bern     Illustrationen
                                                   S. 8: Frank Geisler, wissenschaftlicher
Betroffener als Experte
                                                   Illustrator, Berlin
Wir danken der betroffenen Person für das
                                                   S. 10, 11: Daniel Haldemann, Wil SG
sorgfältige Lesen des Manuskripts und die
wertvollen Rückmeldungen.                          Fotos
                                                   S. 4, 18, 36, 46: Shutterstock
Mitarbeitende Krebsliga Schweiz, Bern
                                                   S. 64: iStock
Dr. med. Aline Flatz, wissenschaftliche
Mitarbeiterin Trends, Studien und Support          Design
                                                   Krebsliga Schweiz, Bern
Lektorat
Romy Kahl, Fachspezialistin Publizistik,           Druck
Krebsliga Schweiz, Bern                            Triner Media + Print, Schwyz

Frühere Auflagen
Dr. med. Eva Ebnöther, Zollikon; Prof. Pierre-
Yves Dietrich, HUG, Genf; Jürg Hablützel,

Diese Broschüre ist auch in französischer und italienischer Sprache erhältlich.

© 2022, 2015, 2009, Krebsliga Schweiz, Bern | 3., überarbeitete Auflage

KLS | 06.2022 | 1200 D | 011078012111
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Inhalt

 6 Was ist Krebs?                 37   Behandlungsplanung
                                  38   Therapieziel
 9 Das Nervensystem               39   Lassen Sie sich begleiten und
 9 Das Gehirn                     		   beraten
                                  42   Therapie nach Hirntumortyp
13	Tumoren im Gehirn             42   Therapie von Hirnmetastasen
13 Primäre Hirntumoren            43   Therapie im Rahmen einer
14 Sekundäre Hirntumoren 		       		   klinischen Studie
15 Gutartige Hirntumoren          44   Behandlungskosten
16 Ursachen und Risiken
17 Beschwerden und Symptome       47 Umgang mit
                                     Nebenwirkungen
19   Untersuchungen und 		        48 Auswirkungen auf die
		   Diagnose                     		 Fruchtbarkeit
19   Erste Abklärungen
19   Weitere Untersuchungen       50 Weiterführende
21   WHO-Klassifikation              Behandlungen
                                  52 Komplementärmedizin
23 Besonderheiten bei             53 Onkologische Rehabilitation
   Tumoren im Hirn                56 Palliative Care
23 Auswirkung auf psychische,
		 soziale und kognitive          58 Rückkehr in den Alltag
		 Funktionen                     59 Zurück zur Arbeit
25 Epileptische Anfälle           60 Nachsorgeuntersuchungen
27 Nahestehende sind
		 mitbetroffen                   61 An einem Hirntumor
                                     sterben
30   Behandlungsmöglichkeiten
30   Operation (Neurochirurgie)   63 Beratung und
32   Strahlentherapie                Information
33   Medikamentöse
		   Tumortherapien
35   Aktive Überwachung

                                          Hirntumoren und Hirnmetastasen   3
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Liebe Leserin, lieber Leser

Sie finden in dieser Broschüre fol-     hestehenden fachliche Unterstüt-
gende Informationen:                    zung finden.
• Wie funktioniert das Gehirn?
• Welche Tumoren kommen im        Haben Sie Fragen? Möchten Sie
   Gehirn vor?                    oder Ihre Nahestehenden Unter-
• Welche Symptome weisen auf      stützung? Dann wenden Sie sich
   einen Hirntumor hin?           an Ihr Behandlungsteam, an die
• Wie wird ein Hirntumor          Beraterinnen und Berater in den
   behandelt?                     kantonalen und regionalen Krebs-
                                  ligen oder an das Krebstelefon:
Hirntumoren können die Psyche 0800 11 88 11.
der Betroffenen verändern. Wel-
che Veränderungen das sind und Sie finden die Adressen und Tele-
wie sie behandelt werden, finden fonnummern der kantonalen und
Sie in der Broschüre.             regionalen Krebsligen auf den
                                  letzten Seiten dieser Broschüre.
Die Broschüre bietet Hilfe im Um-
gang mit Nebenwirkungen, bei Wir wünschen Ihnen alles Gute.
der Rückkehr in den Alltag und
zeigt, wo Betroffene und ihre Na-                       Ihre Krebsliga

                             Jetzt mit TWINT
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Was ist Krebs?

Der Begriff «Krebs» fasst viele ver-   Manche gutartigen Tumore können
schiedene Erkrankungen zusam-          sich zu bösartigen Tumoren entwi-
men. Gemeinsam ist ihnen, dass         ckeln.
sich Körperzellen unkontrolliert
vermehren und krankhaft verän-         Bösartige Tumoren wachsen un-
dern.                                  kontrolliert und häufig auch schnell.
                                       Sie verdrängen und zerstören um-
Im Zusammenhang mit Krebs              gebendes Gewebe. Viele bösartige
spricht man häufig von Tumoren.        Tumore wachsen in gesundes Ge-
Ein Tumor entsteht, wenn sich Zel-     webe ein und schädigen es dadurch.
len unkontrolliert vermehren und
eine Geschwulst aus Körpergewebe       Die Zellen eines bösartigen Tu-
bilden. Man unterscheidet gutartige    mors werden Krebszellen genannt.
Tumoren von bösartigen Tumoren.        Krebszellen können sich über die
Nur wenn der Tumor bösartig ist,       Lymph- und Blutbahnen im Körper
handelt es sich um eine Krebser-       ausbreiten. Eine Ansammlung von
krankung.                              Krebszellen an anderen Stellen im
                                       Körper nennt man Metastasen oder
Gutartige Tumoren wachsen meis-        Ableger.
tens langsam und verdrängen um-
gebendes Gewebe, ohne es zu zer-       Die Aggressivität einer Krebser-
stören. Sie grenzen sich vom umge-     krankung sagt aus, wie schnell sich
benden Gewebe klar ab.                 Krebszellen vermehren, sich Metas-
                                       tasen bilden oder es zu einem Rück-
Gutartige Tumoren können mit zu-       fall (Rezidiv) kommt. Aggressive
nehmender Grösse Beschwerden           Tumoren können schneller wach-
und Schäden verursachen, etwa,         sen, schneller Metastasen bilden
wenn Nerven oder Blutgefässe ein-      oder schneller wieder auftreten.
geengt werden. In solchen Fällen
müssen gutartige Tumoren behan-
delt werden.

6   Hirntumoren und Hirnmetastasen
Es gibt mehr als zweihundert ver-      Von einigen Einflüssen ist bekannt,
schiedene Krebsarten. In der Regel     dass sie mögliche Gründe für die
wird eine Krebsart nach dem Organ      Entstehung von Krebs sein kön-
oder Zelltyp benannt, aus dem sich     nen. Dies bedeutet nicht, dass diese
die Krebszellen gebildet haben.        Einflüsse immer zu einer Erkran-
                                       kung führen. Sie erhöhen lediglich
Wie entsteht Krebs?                    das Risiko, an Krebs zu erkranken
Die Gewebe und Organe des              (siehe «Mögliche Ursachen und Ri-
menschlichen Körpers werden            siken» auf S. 16).
aus unzähligen Zellen gebildet. In
jeder Zelle befindet sich der Bau­­­- Weshalb ein Mensch an Krebs er-
plan des jeweiligen Menschen, das krankt und ein anderer nicht, bleibt
sogenannte Erbgut.                    selbst für Ärztinnen und Ärzte oft
                                      unklar. Niemand ist schuld, wenn
Unterschiedliche Einflüsse können sie oder er an Krebs erkrankt. Krebs
zu Schäden im Erbgut führen. In kann jede und jeden treffen.
der Regel erkennt und repariert die
betroffene Zelle selbst solche Schä-
den, oder sie stirbt ab.

Werden solche Schäden im Erbgut
nicht erkannt und repariert, können
sich fehlerhafte Zellen ungehindert
weiter vermehren. So kann mit der
Zeit Krebs entstehen. Es kann meh-
rere Jahre dauern, bis aus einer ge-
sunden Zelle Krebs entsteht.

                                               Hirntumoren und Hirnmetastasen   7
Die Entstehung von Krebs
Beispiel: Krebs in der Schleimhaut

1. Der Tumor beginnt im gesunden Gewebe zu wachsen.

    bösartiger Tumor                      gesundes Gewebe

    2. Der Tumor wächst in umgebendes Gewebe ein. Krebs-
    zellen gelangen durch Blutgefässe (rot/blau) und Lymphge-
    fässe (grün) in andere Organe, wo sie Metastasen bilden.

    Krebszellen
                                                 Blutgefässe
    Lymphgefässe                         Krebszellen

8    Hirntumoren und Hirnmetastasen
Das Nervensystem

Das Nervensystem wird unterteilt in   Das Gehirn
das periphere Nervensystem (PNS)
und in das Zentralnervensystem        Wie funktioniert das Gehirn?
(ZNS).                                Das Gehirn ist das zentrale Steue-
                                      rungs-, Sinnes- und Überwachungs-
Zum peripheren Nervensystem ge-       organ des gesamten Körpers.
hören die Nerven ausserhalb des
Gehirns und des Rückenmarks.          Es steuert und koordiniert die meis-
                                      ten Bewegungen sowie die inneren
Das Zentralnervensystem umfasst       Funktionen wie beispielsweise die
das Gehirn und das Rückenmark.        Atmung, den Herzschlag, den Blut-
Es liegt im Schädel und im Kanal      druck oder die Körpertemperatur.
der Wirbelsäule. Das ZNS wird von     Das Gehirn regelt auch die Hor-
einer Flüssigkeit (Liquor) umspült    monproduktion.
und ist von Hirnhäuten (Meningen)
umgeben.                              Das Gehirn verarbeitet Sinnesemp-
                                      findungen wie Sehen, Hören und
Das Nervensystem besteht aus un-      Tasten. Es steuert auch Sprache,
zähligen Nervenzellen. Die Ner-       zielgerichtetes Handeln, Lernen und
venzellen reagieren auf Reize von     Erinnerung.
aussen. Ein Beispiel dafür ist eine
Berührung und als Reaktion folgt      Gleichzeitig ist das Gehirn der Sitz
eine Muskelanspannung.                der Psyche, der Persönlichkeit und
                                      der geistigen Fähigkeiten. Im Ge-
Nervenzellen steuern aber auch        hirn entstehen Kreativität, Gefühle
Vorgänge im Körperinnern wie bei-     und Gedanken.
spielsweise die Darmbewegungen.

                                              Hirntumoren und Hirnmetastasen   9
Aus was besteht das Gehirn?           Das Grosshirn
Das Gehirn besteht aus Nervenzel-     Die beiden Hirnhälften (Hemisphä-
len (Neuronen) und Stützgewebe        ren) bilden das Grosshirn. In ihm ent-
(Gliazellen). Das Stützgewebe um-     stehen Fähigkeiten und Eigenschaf-
hüllt die Nerven.                     ten wie Vernunft und Kreativität.

Grafik 2

                                       Das
                                     Das     Gehirn
                                          Gehirn     im Querschnitt
                                                 im Querschnitt
                                     a a Grosshirn
                                          Grosshirn
                                     b b Hirnhäute
                                          Hirnhäute  (Meningen)
                                                   (Meningen)
                                     c c Hirnanhangdrüse
                                          Hirnanhangdrüse(Hypophyse)
                                                           (Hypophyse)
                                     d Hirnstamm
                                       d  Hirnstamm
                                     e Kleinhirn
                                      e Kleinhirn

um seine Funktionen aufrechtzu-      Es steuert und koordiniert die
erhalten.
10  Hirntumoren und Hirnmetastasen
                                     meisten Bewegungen sowie die
                                     inneren Funktionen – zum Beispiel
Die Funktion des Gehirns             Atmung, Herzschlag, Blutdruck,
Im Gehirn werden die Sinnesemp-           Gliazellen wiederum lassen sich
findungen wie das Sehen, Hören            einteilen in Stützzellen (Astrozyten)
oder Tasten verarbeitet. Hier wer-        und in Zellen, welche die Isolier-
den aber auch die Sprache, das            schicht um die Nervenzellen pro-
zielgerichtete Handeln, das Lernen        duzieren (Oligodendrozyten).
und die Erinnerung gesteuert.
Jede Hirnhälfte «betreut» die jeweils     Das Die
                                          ten. Grosshirn   (Grafik
                                                   Stirnlappen     2, a) die Be-
                                                                steuern
Gleichzeitig ist das Gehirn der Sitz      Die beiden Hirnhälften (Hemisphä-
entgegengesetzte Seite des Körpers:       wegung, den Antrieb, das Denken,
der Psyche, der Persönlichkeit und        ren) bilden das Grosshirn. In ihm
Die geistigen
der  rechte Hirnhälfte    ist Im
                Fähigkeiten.  für Ge-
                                   die    das  Gedächtnis,
                                          entstehen          die Vernunft
                                                       wichtige             und
                                                                   Fähigkeiten
linkeentstehen
hirn  Körperhälfte    zuständig und
                 die Kreativität, die     die
                                          undVerknüpfung
                                                Eigenschaftender Gedanken.
                                                                 wie VernunftSie
umgekehrt.
Gefühle  und die Gedanken.                kontrollieren  einen grossen Teil der
                                          und Kreativität.
                                          Persönlichkeit.
JedeSubstanz
Die  Hirnhälftedesgliedert sich in vier
                     Gehirns              Jede Hirnhälfte «betreut» die je-
Das  Gehirn
Lappen:      besteht  aus  Nervenzel-     weils entgegengesetzte
                                          Scheitellappen            Seite des
                                                            (Parietallappen)
len (Neuronen) und Stützgewebe            Körpers:  Die  rechte Hirnhälfte ist
                                          Sie befinden sich in der Hirnmitte.
(Gliazellen), welches beispielsweise      für die linke Körperhälfte zustän-
Stirnlappen (Frontallappen)               Die Scheitellappen sind für die Kör-
die Umhüllung der Nerven bildet.          dig und umgekehrt.
Sie liegen hinter der Stirn und bil-      perwahrnehmung wie den Tastsinn
den den vorderen Teil der Hirnhälf-       verantwortlich.
Grafik 3

                                                         Bewegung

                                                         Wahrnehmung
                                                         des Körpers
                                                         Sprachverständnis
                                                         Gehör

                                                         Sehen

                                                         Gleichgewicht

Die Gliederung der Hirnhälften            a   Stirnlappen
Die Gliederung des Gehirns
und des Kleinhirns (a–e)                  b   Scheitellappen
a    Stirnlappen                          c   Hinterhauptslappen
b    Scheitellappen                       d   Schläfenlappen
c    Hinterhauptslappen                   e   Kleinhirn
d    Schläfenlappen
e
14   Kleinhirn

                                                  Hirntumoren und Hirnmetastasen   11
Hinterhauptslappen                     Die Hypophyse
(Okzipitallappen)                      (Hirnanhangdrüse)
Sie liegen im hinteren Teil des Ge-    Sie bildet Hormone, welche zahlrei-
hirns und des Schädels. Die Hinter-    che Körperfunktionen steuern. Die
hauptslappen sind unter anderem        Hypophyse regelt auch die Funktion
für das Sehen verantwortlich.          der anderen hormonbildenden Or-
                                       gane wie Schilddrüse, Eierstöcke,
Schläfenlappen                         Nebenniere und Hoden.
(Temporallappen)
Sie liegen seitlich in der Nähe der    Das Ventrikelsystem
Schläfen und sind für das Gehör, das   Im Inneren des Gehirns befinden
Sprachverständnis, den Geschmack       sich mehrere Hohlräume (Ventri-
und das Gedächtnis verantwortlich.     kel). Alle Hohlräume zusammen
                                       ergeben das Ventrikelsystem. Hier
Das Kleinhirn                          wird die Flüssigkeit (Liquor) ge-
Es befindet sich im Hinterkopf hin-    bildet, die das Gehirn und das Rü-
ter dem Hirnstamm. Das Kleinhirn       ckenmark umspült. Der Liquor rei-
koordiniert die Bewegungen und         nigt Gehirn und Rückenmark und
überwacht Gleichgewicht und Kör-       schützt beide vor Erschütterungen
perhaltung.                            und Verletzungen.

Der Hirnstamm
Er verbindet das Gehirn mit dem
Rückenmark. Im Hirnstamm wer-
den Funktionen wie Herzschlag,
Atmung, Verdauung oder Körper-
temperatur geregelt. Das geschieht
unbewusst. Diese unbewussten Kör-
perfunktionen nennt man auch un-
willkürliche oder vegetative Funk-
tionen.

12   Hirntumoren und Hirnmetastasen
Tumoren im Gehirn

Zu den Tumoren des Gehirns gehö-         Hauptsächlich unterscheidet man
ren alle gut- und bösartigen Tumo-       folgende hirneigene Hirntumoren:
ren, die im zentralen Nervensystem       • Gliome
(ZNS) entstehen.                         • Meningeome
                                         • Adenome
Das zentrale Nervensystem besteht        • Neurinome
aus verschieden Zellen. Je nach Zell-
art entwickelt sich ein anderer Tu-      Gliome
mor. Es gibt über 100 verschiedene       Gliome sind die häufigsten primä-
Tumoren des ZNS.                         ren Hirntumoren. Sie entwickeln
                                         sich aus Gliazellen, die das Stützge-
Man unterscheidet zwischen primä-        webe des Nervensystems bilden.
ren und sekundären Hirntumoren.
Primäre Hirntumoren entstehen aus        Meningeome
gehirneigenen Zellen. Bei sekundä-       Meningeome sind häufige Hirntu-
ren Hirntumoren stammen die Tu-          moren und in der Regel gutartig. Sie
morzellen aus anderen Organen.           entstehen aus den Hirnhäuten (Me-
                                         ningen) in der Schädelhöhle oder
                                         entlang der Wirbelsäule.
Primäre Hirntumoren
                                         Hypophysenadenome
Primäre Hirntumoren (hirneige-           Tumore der Hirnanhangdrüse wer-
ne Tumoren) entwickeln sich aus          den als Hypophysenadenome be-
den Stammzellen des Gehirns und          zeichnet. Sie sind in der Regel gut-
seiner Hülle. Meistens entstehen         artig.
Hirntumoren aus Stützgewebe (Glia­­­-
zellen), sehr selten aus Nervenzellen.

                                                 Hirntumoren und Hirnmetastasen   13
Neurinome                             Wenn sie ins Gehirn gelangen,
Neurinome entstehen aus den Zel-      nennt man sie Hirnmetastasen. Sie
len, welche die Nerven umhüllen       erreichen das Gehirn meistens über
(sogenannte «Schwann-Zellen»). Es     die Blutbahn. Hirnmetastasen be-
sind in der Regel gutartige Tumo-     stehen nicht aus hirneigenen Zellen.
ren, die langsam wachsen. Sie kön-
nen im Bereich der Schädelnerven,     Hirnmetastasen sind benannt nach
im Rückenmark oder in den peri-       dem Ausgangstumor. Zum Beispiel
pheren Nerven des ganzen Körpers      sind es Metastasen eines Lungen-
auftreten.                            krebses, eines Brustkrebses oder
                                      eines schwarzen Hautkrebses (Me-
Sekundäre                             lanom). Aber auch bei Nierenzell-,
                                      Darm-, Eierstock- oder Prostata-
Hirntumoren                           krebs entstehen gelegentlich Hirn-
Diese haben ihren Ursprung ausser-    metastasen.
halb des zentralen Nervensystems.
Zu den sekundären Hirntumoren         Hirnmetastasen treten häufiger auf
zählen Hirnmetastasen und bös-        als primäre Hirntumoren. Sie sind
artige Lymphome.                      in der Regel besser abgegrenzt als
                                      die primären Hirntumoren. Besser
Hirnmetastasen                        abgegrenzt bedeutet, dass sie we-
Metastasen (Ableger) sind eine An-    niger in das gesunde Hirngewebe
sammlung von Tumorzellen, deren       einwachsen. Allerdings verdrängen
Ausgangstumor in einem anderen        sie beim Wachsen gesundes Hirn-
Organ ist. Die Tumorzellen lösen      gewebe und schädigen es.
sich von dem Ausgangstumor und
verbreiten sich über die Lymph-
oder Blutbahn.

14   Hirntumoren und Hirnmetastasen
Lymphome                              Gutartige Hirntumoren
Das sind bösartige Krebserkrankun-
gen des lymphatischen Systems. Das    Sie bestehen aus Zellen, die sich lang-
lymphatische System ist ein wichti-   sam teilen. Normalerweise wachsen
ger Teil des Immunsystems, welches    diese Tumoren nicht in das benach-
Krankheitserreger bekämpft.           barte, gesunde Gewebe ein. Drückt
                                      der Tumor auf wichtige Hirnberei-
Das Gehirn gehört nicht zum lym-      che oder erhöht er den Druck im
phatischen System. In seltenen Fäl-   Gehirn, kommt es zu schwerwiegen-
len jedoch treten Lymphome aus-       den Störungen und Beschwerden.
schliesslich im Gehirn auf. Man
nennt sie dann primäre ZNS-Lym-       Deshalb kann ein gutartiger Tumor
phome.                                dieselben Störungen hervorrufen
                                      wie ein bösartiger Tumor.
Die Mehrzahl dieser Lymphome
gehört zu den Non-Hodgkin-Lym-
phomen.

 Wirkt sich Mobiltelefonie auf die Gesundheit aus?
 Die Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation
 (WHO) stuft elektromagnetische Felder als «möglicherweise krebs-
 erregend» ein. Elektromagnetische Felder gehen unter anderem von
 Mobiltelefonen aus. Das bedeutet, dass es nur beschränkte Hinweise
 auf eine krebserregende Wirkung von Mobilfunkstrahlen auf den
 Menschen gibt. Es bestehen weiterhin (Stand 2021) Unsicherheiten,
 wie sich Mobilfunkstrahlen auf die Gesundheit auswirken.

 Auf der Website des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) und auf der
 Website der Krebsliga finden Sie Tipps, wie Sie die persönliche Strahlen­
 belastung von Mobiltelefonen verringern können (siehe S. 71, Internet).

                                               Hirntumoren und Hirnmetastasen   15
Ursachen und Risiken                       • in sehr seltenen Fällen liegt eine
                                             Erbkrankheit vor (z.B. Neuro-
In der Schweiz erkranken jedes               fibromatose, Turcot-Syndrom,
Jahr etwa 600 Menschen an einem              Li-Fraumeni-Syndrom)
primären Hirntumor. Am häufigs-            • vorgängige therapeutische Kopf-
ten tritt das Gliom auf. Männer er­          bestrahlung (ionisierende Strah-
kranken etwas häufiger als Frauen.           lung)
Hirntumoren treten in jedem Le-
bensalter auf, häufiger ab dem 50.         Es gibt keine Untersuchung zur
Lebensjahr.                                Früherkennung von Hirntumoren.

Trotz umfassender Forschung sind           Wieso ich?
bisher weder eindeutige Ursachen           Möglicherweise beschäftigt Sie die
noch klare Risiken für Hirntumoren         Frage, warum gerade Sie an einem
bekannt. Sie entstehen in der Regel        Hirntumor erkrankt sind. Vielleicht
spontan, ohne äussere Ursache oder         fragen Sie sich auch: «Habe ich et-
Einwirkung. Eine Ausnahme sind             was falsch gemacht?» Diese Fragen
Hirntumoren, die durch eine frü-           können zu grosser Unsicherheit
here Strahlenbelastung verursacht          oder Wut führen.
wurden.
                                           Niemand kann sich vor einem
Wenige Faktoren erhöhen das Ri-            Hirntumor schützen. Gesund Le-
siko für einen Hirntumor:                  bende können ebenso erkranken

     Mehr über ...
     … die psychische Belastung durch Krebs finden Sie in der Broschüre
     «Wenn auch die Seele leidet» (siehe S. 68) der Krebsliga. Sie zeigt auf,
     wie Sie mit solchen Gefühlen und Gedanken umgehen können.

16     Hirntumoren und Hirnmetastasen
wie Menschen mit einem ungesun-         • Lähmungen
den Lebensstil, junge, aber auch alte   • Schwindel und Gleichgewichts-
Menschen. Ob jemand an einem              störungen
Hirntumor erkrankt oder nicht, ist      • Sehstörungen: Störungen des
bis zu einem gewissen Grad auch           Gesichtsfelds oder Doppeltsehen
Zufall oder Schicksal. Unbestritten     • Sprachstörungen und Wort­
ist, dass die Diagnose «Hirntumor»        findungsprobleme
eine grosse Belastung darstellt.        • Veränderungen der Stimmung
                                          (z. B. Antriebsschwäche, Reiz-
                                          barkeit), des Verhaltens und der
Beschwerden                               Persönlichkeit
und Symptome                            • Verminderung von Lern- und
                                          Urteilsvermögen sowie Gedächt-
Die Beschwerden und Symptome              nisstörungen
hängen vor allem davon ab:              • ungewöhnlich starke Kopf-
• wo der Tumor liegt,                     schmerzen, die oft in der Nacht
• wie rasch er wächst                     oder in den ersten Morgenstun-
• und ob er in das umliegende             den auftreten. Meist sind diese
  Gewebe einwächst.                       Schmerzen heftig und anders als
                                          übliche Kopfschmerzen.
Die Beschwerden und Symptome
entwickeln sich meist mit der Zeit      Die beschriebenen Beschwerden
und sind unterschiedlich stark:         und Symptome können auch auf
• epileptische Anfälle (siehe S. 25),   andere, harmlosere Krankheiten
  die sich zum Beispiel durch un­-      hinweisen. Sie sind nicht unbedingt
  willkürliche Bewegungen der           ein Hinweis für einen Tumor.
  Arme und Beine oder Bewusst-
  seinsstörungen äussern können         Gleichwohl sollten Sie derartige
• Übelkeit und Erbrechen                Symptome ärztlich abklären lassen.

                                               Hirntumoren und Hirnmetastasen   17
18   Hirntumoren und Hirnmetastasen
Untersuchungen und Diagnose

Bei Verdacht auf einen Hirntumor        Weitere
werden bei Ihnen unterschiedliche       Untersuchungen
Untersuchungen durchgeführt.
                                        Falls die neurologischen Untersu-
                                        chungen den Verdacht auf einen
Erste Abklärungen                       Hirntumor erhärten, werden bei
                                        Ihnen zeitnah bildgebende Unter-
Anamnese                                suchungen gemacht.
Die Ärztin oder der Arzt befragt Sie
ausführlich. Das heisst Anamnese.       Bildgebende Untersuchungen
                                        Zur Diagnose und zur Unterstüt-
Der Arzt fragt Sie nach:                zung der Therapie bei einem Hirn-
• Beschwerden und Symptomen             tumor setzt man folgende bildge-
• vorbestehenden Erkrankungen           bende Untersuchungen ein:
• Ihren Lebensumständen                 • Magnetresonanztomografie
• ob Sie regelmässig Medikamente          (MRT, englisch MRI)
  einnehmen                             • Computertomografie (CT)
                                        • Positronen-Emissions-Tomo-
Körperliche Untersuchung                  grafie (PET)
Der Arzt untersucht Ihren Kör-          • Magnetresonanzspektroskopie
per. Ein wichtiger Teil davon ist die     (MRS)
neurologische Untersuchung. Dabei
überprüft der Arzt Folgendes:           Die Ärztin oder der Arzt erkennt
• wie gut Ihr Nervensystem              anhand dieser Bilder die Lage, die
  funktioniert                          Grösse und die Ausdehnung eines
• wie Sie auf äussere Reize reagieren   Tumors oder von Metastasen.
• wie Ihre Fähigkeit ist, sich koor-
  diniert zu bewegen
• wie verschiedene Muskelgrup-
  pen auf äussere Reize reagieren

                                               Hirntumoren und Hirnmetastasen   19
Magnet- oder                            person der Nuklearmedizin eine
Computertomografie                      kleine Menge radioaktive Lösung in
Sie erhalten Kontrastmittel in einer    die Vene. Diese radioaktive Lösung
Infusion. Dieses gelangt über Ihre      ist so gering, dass sie nicht schädlich
Vene in die Blutbahn. Die Untersu-      ist und sich danach wieder abbaut.
chung ist schmerzfrei und dauert bis    Während der Untersuchung müssen
zu 45 Minuten.                          Sie eine Weile ruhig liegen bleiben.

Während der Untersuchung liegen         Magnetresonanz-
Sie auf einer Liege, die sich in eine   spektroskopie (MRS)
ringförmige Öffnung schiebt. Sie        Die MRS macht auch Stoffwechsel-
können während der ganzen Bildauf-      prozesse sichtbar. Sie gibt den Ärz-
nahme mit dem Personal sprechen.        ten Hinweise auf die Art des Tumors
                                        und wie bösartig er ist.
Das CT verwendet Röntgenstrahlen.
Die Strahlenbelastung ist gering.       Gewebeuntersuchung
                                        Der Arzt lässt das Gewebe des Tu-
Die CT kann den Schädel sehr gut        mors nach der Operation untersu-
untersuchen. Die MRT verwendet          chen, um
Magnetfelder. Sie stellt das Gehirn     • die definitive Diagnose zu stellen
anatomisch genauer dar als ein CT.      • den Tumor molekular (siehe
                                          «Molekulare Marker im Tumor-
Positronen-Emissions-                     gewebe») einzuteilen
Tomografie (PET)                        • den Tumor nach seinem WHO-
Bösartige Tumoren haben einen             Grad zuzuordnen
deutlich stärkeren Stoffwechsel als
gesundes Gewebe. Das PET macht          Anhand der Ergebnisse der Gewebe-
diesen stärkeren Stoffwechsel sicht-    untersuchung kann der Arzt die best-
bar. Dafür spritzt Ihnen eine Fach-     mögliche Behandlung empfehlen.

20   Hirntumoren und Hirnmetastasen
Chirurgen können den Hirntumor       WHO-Klassifikation
in der Regel weitgehend entfernen.
Das entfernte Tumorgewebe unter-     Die von der Weltgesundheitsorga­
suchen Gewebespezialisten.           nisation (WHO) erarbeitete Klassi­
                                     fikation teilt die Hirntumoren nach
Kann der Arzt den Tumor aufgrund     den Zellen ein, aus denen sie ent-
der Lage und Grösse nicht entfer-    standen sind.
nen, führt er eine Gewebeentnahme
(Biopsie) durch.                     Die WHO-Klassifikation benutzt
                                     dazu vor allem die molekularen
Lumbalpunktion                       Eigenschaften der hirneigenen Tu-
Bei einer Lumbalpunktion führt der   moren. Diese geben Informationen:
Arzt eine dünne Nadel im Bereich     • zur genauen Diagnose,
der Lendenwirbel in den Wirbelka-    • zum wahrscheinlichen Krank-
nal ein. Mit dieser Nadel entnimmt     heitsverlauf (Prognose)
er dort eine kleine Menge Hirn-Rü-   • und zur Wirksamkeit der
ckenmarks-Flüssigkeit (Liquor). Im     Behandlungen.
Labor untersucht man, ob im Li-
quor Tumorzellen vorhanden sind      Daneben verwenden Ärzte auch die
oder nicht.                          WHO-Grade 1–4.

Der Eingriff erfolgt mit oder ohne
örtliche Betäubung.

Molekulare Marker im
Tumorgewebe
Im Tumorgewebe von Hirntumoren
bestimmt man sogenannte moleku-
lare Marker. Ärzte untersuchen da-
bei Veränderungen am Erbmaterial
der Zellen, was eine genauere Zu-
ordnung des Tumors ermöglicht.

                                            Hirntumoren und Hirnmetastasen   21
Klassifikation nach WHO-Grade 1– 4
 Grad 1      Diese Tumorzellen sind gutartig und wachsen langsam. Sie sind
             gut vom umgebenden, gesunden Gewebe abgrenzbar. Betroffene
             mit einem Grad-1-Tumor werden mit einer Operation meist er­-
             folgreich geheilt.
 Grad 2      Diese Tumore wachsen langsamer als Grad-3- und -4-Tumore.
             Sie wachsen aber in die Umgebung ein und können nach einer
             Behandlung erneut aufzutreten. Manchmal verhalten sie sich bei
             einem Rückfall bösartiger.
             WHO-Grad-2-Tumore und höher können mit den aktuellen
             Behandlungsmöglichkeiten nicht endgültig geheilt werden.
 Grad 3      Diese Tumoren wachsen schneller als Tumoren der Grade 1 und 2.
             Sie wachsen in das umgebende, gesunde Gewebe ein. Trotz
             Behandlung treten sie nach einer gewissen Zeit erneut auf.
 Grad 4      Das sind schnell wachsende Tumoren, die sich rasch in das
             umgebende, gesunde Gewebe ausbreiten. Eine Operation,
             nachfolgende Bestrahlung und Chemotherapie halten diesen
             Tumor häufig nur vorübergehend unter Kontrolle.

22   Hirntumoren und Hirnmetastasen
Besonderheiten bei Tumoren im Hirn

Auswirkung auf                           Kognitive Funktionen
psychische, soziale und                  • Konzentrationsschwäche
                                         • Vergesslichkeit, Umständlichkeit
kognitive Funktionen
                                         • Veränderte Auffassungsgabe
Hirntumoren und Hirnmetastasen           • Erhöhte Erschöpfbarkeit
können sich stark auf die Psyche,
die sozialen und kognitiven Funk-        Soziale Funktionen
tionen auswirken. Unter kognitiv         • Probleme in der Beziehungs­
versteht man die geistigen Funktio-        gestaltung
nen, wie die Funktion des Gedächt-       • Kommunikationsprobleme
nisses. Diese Auswirkungen äussern         (z.B. Missverständnisse)
sich sehr unterschiedlich. Folgend       • berufliche und soziale Probleme
finden Sie eine Auswahl:
                                         Was tun?
Psychisches Erleben                      Melden Sie – auch als Angehörige
und Verhalten                            – Veränderungen dem Behand-
• Antriebsschwäche                       lungsteam. Das Behandlungsteam
• Interessensverlust                     erkennt eine mögliche medizinische
• veränderte, häufig auch abge-          Ursache für solche Veränderungen.
  stumpfte Gefühlslage                   Menschen mit einer Hirntumorer-
• Teilnahmslosigkeit                     krankung nehmen die eigene Ver-
• Halluzinationen, Wahnbildung           änderung zum Teil nicht wahr.
• Angst, innere Unruhe
• Erregbarkeit, Reizbarkeit, Irritier-   Sprechen Sie über die erlebten
  barkeit bis hin zu Aggressivität       Veränderungen, Sorgen und Be-
• verminderte Impulskontrolle            fürchtungen. Gemeinsam mit dem
                                         Behandlungsteam finden Sie eine
Veränderung in der                       geeignete Behandlungsmöglichkeit.
Persönlichkeit
• Wesensveränderungen
• veränderte Verhaltensweisen

                                                Hirntumoren und Hirnmetastasen   23
Bewährte Behandlungsmöglichkei-         Patientenverfügung und
ten sind insbesondere:                  Vorsorgeauftrag
• psychoonkologische Begleitung         Sprechen Sie Themen wie Patien-
   von Betroffenen und ihren            tenverfügung und Vorsorgeauftrag
   Angehörigen                          aufgrund der möglichen Auswir-
• Neuropsychologie                      kungen auf Ihre psychischen, so-
• Ergotherapie                          zialen und kognitiven Funktionen
• Kreative Therapien                    frühzeitig an. Vielleicht gibt es an-
                                        dere Punkte, die Sie klären, angehen
Zusätzlich zu den genannten Be-         oder abschliessen möchten.
handlungsmöglichkeiten kann eine
medikamentöse Unterstützung hilf-       Sich mit diesen Themen auseinan-
reich und sinnvoll sein.                derzusetzen, kann für alle Beteilig-
                                        ten belastend sein. Die Erfahrung
Die möglichen Auswirkungen sind         zeigt aber, dass Betroffene und Ihre
von Mensch zu Mensch unter-             Nahestehenden im Nachhinein er-
schiedlich. Wichtig ist eine ver-       leichtert darüber sind.
trauensvolle «Arzt-Patienten-Bezie-
hung», die auch die Nahestehenden       Diese Erleichterung und die Klar-
miteinbezieht.                          heit über Wünsche und Vorstellung
                                        kann die Lebensqualität verbessern.

     Mehr über ...
     … Themen wie Patientenverfügung und Vorsorgeauftrag finden Sie
     in den Broschüren der Krebsliga: «Krebs – wenn die Hoffnung auf
     Heilung schwindet», «Selbstbestimmt bis zuletzt» und «Patientenver-
     fügung der Krebsliga» (siehe S. 69).

24    Hirntumoren und Hirnmetastasen
Epileptische Anfälle                    Wie erkenne ich einen
                                        generalisierten Anfall?
Ein epileptischer Anfall ist eine vo-   Bei generalisierten Anfällen stürzen
rübergehende Störung im Gehirn,         die Betroffenen meist bewusstlos zu
ausgelöst durch eine plötzliche Ent-    Boden und werden einige Minuten
ladung der Nervenzellen. Hirntu-        lang von Muskelkrämpfen geschüt-
moren und Hirnmetastasen können         telt.
epileptische Anfälle verursachen.
                                        Betroffene können beim Anfall die
Häufig sind epileptische Anfälle das    Augen verdrehen, Schaum vor dem
erste Symptom, welches zu weite-        Mund haben und unkontrolliert
ren Abklärungen und zur Diagnose        Urin und Stuhl verlieren.
Hirntumor oder Hirnmetastasen
führt.                                  In der Regel dauert ein Anfall we-
                                        nige Minuten. Danach ist die Person
Man unterscheidet zwischen foka-        oft müde und schläfrig.
len Anfällen und generalisierten
Anfällen («Grand Mal»).                 Tipp: Epilepsie-Ausweis im
                                        Portemonnaie
Wie erkenne ich einen                   Tragen Sie als betroffene Person
fokalen Anfall?                         einen Epilepsie-Ausweis mit Ihrem
Bei einem solchen Anfall können         Namen und der Telefon-Nummer
sich Betroffene plötzlich nicht mehr    einer Bezugsperson in Ihrem Porte-
ausdrücken oder ihre Wahrneh-           monnaie.
mung ist gestört (z.B. Geräusche,
Gerüche, visuelle Wahrnehmung).         Erzählen Sie Ihren Nahestehenden
                                        von möglichen Anfällen und weisen
Manchmal bewegt sich ein Arm oder       Sie sie auf die nachfolgenden Punkte
ein Bein unwillkürlich. Betroffene      hin.
nehmen gelegentlich ihre Umwelt
einige Sekunden nicht mehr wahr.

                                                Hirntumoren und Hirnmetastasen   25
Was können andere Personen für die Betroffenen
bei einem epileptischen Anfall tun?

     Während des epileptischen Anfalls
     • Bleiben Sie bei der Person. Laufen Sie nicht weg, um Hilfe zu holen.
     • Räumen Sie alle Gegenstände weg, an denen sich die Person
       verletzen könnte.
     • Lassen Sie die Person am Boden liegen.
     • Bringen Sie die Person in eine stabile Seitenlage. Erbricht die
       Person, bleiben die Atemwege frei.
     • Legen Sie etwas Weiches (Decke, Pullover) unter den Kopf.
     • Halten Sie die Person während des Anfalls nicht fest.
     • Geben Sie der Person nichts zu essen oder zu trinken.

     Nach dem Anfall
     • Versuchen Sie die Person zu beruhigen.
     • Fragen Sie nach, welche Hilfe sie noch benötigt.
     • Schreiben Sie Datum, Dauer und Symptome des Anfalls auf. Diese
       Angaben sind für die Ärztin oder den Arzt nützlich.
     • Rufen Sie den behandelnden Arzt an. Der epileptische Anfall kann
       auf ein Fortschreiten der Tumorerkrankung hinweisen.
       Der behandelnde Arzt passt die antiepileptische Therapie an.

26    Hirntumoren und Hirnmetastasen
Epileptische Anfälle                  Nahestehende sind
und Fahrzeuge lenken                  mitbetroffen
Nach einem epileptischen Anfall
können Sie vorübergehend kein         Die Erkrankung wirkt sich auf den
Fahrzeug lenken (Fahreignung nicht    Lebensalltag aller nahestehenden
gegeben). Dazu gibt es eine Schwei-   Personen aus.
zer Richtlinie für die Fahreignung
bei Epilepsie: www.irm.uzh.ch →       Der Umgang mit den psychischen,
Richtlinien → Epilepsie.              sozialen und kognitiven Verän-
                                      derungen kann für Nahestehende
Sprechen Sie mit einem Neuro­         schwierig und belastend sein.
logen oder Onkologen, wenn Sie
die Fahreignung wiederaufnehmen       Menschen, die an einem Hirntumor
möchten. Der behandelnde Arzt         erkranken, brauchen oft in einem
kann sich an den Empfehlungen der     frühen Stadium Unterstützung.
SwissNOS (Schweizerische Gesell-      Gründe dafür sind körperliche und
schaft für Neuro-Onkologie) orien-    geistige Einschränkungen. Schnell
tieren.                               stellen sich Fragen der Sozialver-
                                      sicherung, einer längeren Arbeits-
Darf ich mit einem                    unfähigkeit oder einer Pflege- und
Hirntumor fliegen?                    Betreuungsbedürftigkeit.
Im Flugzeug entstehen beim Start
und bei der Landung Druckschwan-      Lassen Sie sich frühzeitig unterstüt-
kungen. Diese können zu einer         zen. Sprechen Sie mit Ihrer kantona-
Gehirnschwellung führen (Hirn-        len oder regionalen Krebsliga über
druck). Eine solche Schwellung ver-   Unterstützungsangebote. Hilfreich
mindert die Funktion des Gehirns      ist auch die Krebsliga-Broschüre
und kann Kopfschmerzen auslösen.      «Krebs trifft auch die Nächsten».

Besprechen Sie eine Reise mit dem
Flugzeug vorher mit Ihrem behan-
delnden Arzt.

                                              Hirntumoren und Hirnmetastasen   27
Befragung: Nahestehende in der Betreuung

 Diese Befragung hilft Nahestehenden, eigene Grenzen und
 Ressourcen in der Betreuung zu erkennen. Sie weist auch auf
 Unterstützungs­angebote hin.

 Wie geht es mir in der Betreuung?
 Bitte kreuzen Sie an:

      sehr gut
      gut
      weder gut noch schlecht
      schlecht
      sehr schlecht
 Was läuft gut in der Betreuung?

 Wo sind die Herausforderungen in der Betreuung?

28   Hirntumoren und Hirnmetastasen
Brauche ich eine Veränderung in der Betreuung?
Bitte kreuzen Sie an:
   ja
   nein, in der Betreuung geht es mir gut
   im Moment nicht, vielleicht später

Falls ja, welche Veränderungen brauche ich?
   Unterstützung oder Übernahme der Pflege des Betroffenen
   eine Auszeit
   mehr Pausen
   mehr Zeit für mich, meine Freunde, meine Familie
   Hilfe bei der Hausarbeit
   psychische Unterstützung

Wo finde ich Unterstützung?
   andere Nahestehende
   Nachbarinnen oder Nachbarn
   regionale oder kantonale Krebsliga
   Spitex
   spitalexterne Onkologiepflege
   Psychoonkologin oder Psychoonkologe
   Seelsorgerin oder Seelsorger
   Tagesbetreuungsdienst
   Freiwilligendienst
   Fahrdienst
   Mahlzeitendienst
   Nachtwache (z.B. Mobiler Palliativ Dienst)
   Entlastungsdienst Schweiz

Faites-vous aider par des professionnels : n’hésitez pas à demander
                                             Hirntumoren und Hirnmetastasen   29
Behandlungsmöglichkeiten

Je nach Art des Hirntumors und der    für die Operation eine Vollnarkose.
individuellen Situation schlägt das   Das bedeutet, dass Sie während der
Behandlungsteam unterschiedliche      Operation schlafen. Nach der Ope-
Behandlungen vor.                     ration bleiben Sie für wenige Tage
                                      im Spital.
Zu den Behandlungsmöglichkeiten
gehören:                              Ziel der Operation
• Operation                           Die Neuro-Chirurgin oder der
• Strahlentherapie                    Neuro-Chirurg entfernt möglichst
• Chemotherapie                       den ganzen Hirntumor. Dabei
• Aktive Überwachung                  schont er das umgebende, gesunde
• Zielgerichtete Therapie             Gewebe soweit wie möglich. Ist der
• Immuntherapie                       Hirntumor entfernt, vermindert
                                      sich der Druck im Schädelinneren.
Diese Behandlungsmöglichkeiten        Das lindert Beschwerden wie Kopf-
werden einzeln oder kombiniert        schmerzen, Übelkeit, Erbrechen,
durchgeführt. Werden die Be-          Bewusstseinstrübung, epileptische
handlungen kombiniert, kann das       Anfälle oder Sehstörungen.
gleichzeitig oder nacheinander ge-
schehen. Das Ziel der Behandlun-      Verschiedene Techniken unterstüt-
gen ist, den Hirntumor oder die       zen den Chirurgen während der
Metastasen möglichst lange unter      Operation, die Tumorgrenzen zu
Kontrolle zu halten.                  erkennen. Der Chirurg kann so Ge-
                                      hirnfunktionen schonen. Zu diesen
Operation                             Techniken gehören:
                                      • Neuro-Navigation
(Neurochirurgie)
                                      • bildgebende Untersuchung
Eine Operation oder eine Gewebe-         während der Operation (MRT,
probe (Biopsie) braucht es für die       Ultraschall)
Diagnosestellung. Zugleich ist sie    • Fluoreszenztechnik
ein wichtiger Bestandteil der Be-     • neurophysiologisches Monito-
handlung. In der Regel erhalten Sie      ring

30   Hirntumoren und Hirnmetastasen
Neuro-Navigation                       ale über die Reizung von Nerven-
Die MRT-Bilder lädt man in eine        bahnen überwacht. Dabei spricht
Art Satelliten-Navigations-System,     man auch von einem Neuromoni-
der sogenannten Neuro-Navigation.      toring.
Während der Operation orientiert
sich der Chirurg und kann auf diese    Wachoperation und neuro-
Weise den Tumor millimetergenau        physiologisches Monitoring
entfernen.                             Darunter wird eine Operation mit
                                       Wachphasen verstanden. Betrof-
Bildgebung (MRT, Ultraschall)          fene erhalten keine Vollnarkose.
Der Chirurg verfolgt während der       Die Kopfhaut wird örtlich betäubt
Operation mit der MRT, wie viel        und Betroffene erhalten ein Beruhi-
Tumor er entfernt hat. Anstelle der    gungsmittel.
MRT kann der Chirurg auch einen
Ultraschall verwenden.                 Das Gehirn selber ist schmerz­
                                       unempfindlich. Deswegen können
Fluoreszenztechnik                     Betroffene während der Operation
Vor der Operation erhält die be-       in den wichtigen Phasen wach blei-
troffene Person einen Farbstoff, der   ben. In diesen Wachphasen wird die
sich im Tumorgewebe anreichert.        Hirnfunktion überprüft, indem die
Während der Operation lässt dieser     betroffene Person spricht oder die
Farbstoff das Tumorgewebe leuch-       Arme und Beine bewegt.
ten (fluoreszieren) und damit ge-
nauer entfernen.                       Eine Vollnarkose kann bei einer
                                       Wachoperation jederzeit eingeleitet
Neuromonitoring                        werden.
Während der Operation wird die
Funktionsfähigkeit heikler Hirnare-

                                              Hirntumoren und Hirnmetastasen   31
Strahlentherapie                       Was geschieht bei der
                                       Strahlentherapie?
Die Strahlentherapie stört den Zell­   Sie liegen auf einer Liege. Eine indi-
teilungsprozess der Tumor­zel­len      viduell hergestellte Gesichtsmaske
und führt zum Absterben bös­     ar­   stabilisiert Ihren Kopf. Dadurch ist
tiger Zellen. Tumorzellen sind emp-    es möglich, immer in derselben ex-
findlicher auf eine Strahlentherapie   akten Position zu bestrahlen. In der
als gesunde Zellen.                    Regel bestrahlt man nur die Tumor-
                                       region und nicht das ganze Gehirn.
Ziele der Strahlentherapie
• Die Strahlentherapie bremst das      Radiochirurgie
  Wachstum von Tumorzellen, die        Dabei bestrahlt man Hirnmetasta-
  nach einer Operation verblieben      sen in wenigen Sitzungen (ein- bis
  sind.                                fünfmal), sehr genau und hochdo-
• Sie bremst das Wachstum von          siert. Mit der Radiochirurgie kön-
  nicht vollständig entfernbarem       nen Hirnmetastasen vollständig
  Tumorgewebe.                         zerstört werden.
• Sie vermindert das Risiko, dass
  Tumorzellen sich erneut ver-         Diese Therapie führen Ärzte nur bei
  mehren.                              kleinen, klar abgegrenzten Metasta-
                                       sen anstelle einer Operation durch.
Wann wird eine
Strahlen­therapie eingesetzt?          Ganzhirnbestrahlung
• nach der Operation                   Sie kommt selten und nur noch bei
• in Kombination mit einer Che-        einer grossen Anzahl von Hirn-
  motherapie (Radiochemothera-         metastasen zur Linderung von Be-
  pie)                                 schwerden zur Anwendung.
• als palliative Therapie zur Lin-
  derung von Beschwerden               Nebenwirkungen wie beispielsweise
• in Ausnahmefällen als alleinige      Gedächtnisminderung oder geistige
  Therapie, wenn eine Operation        Trägheit müssen bei der Wahl der
  nicht möglich ist                    Therapie berücksichtigt werden.

32   Hirntumoren und Hirnmetastasen
Mögliche Folgen einer                 Die Medikamente heissen Zytosta-
Strahlentherapie                      tika. Über Ihre Blutbahn verteilen
Sie sind abhängig von der Strahlen-   sich Zytostatika im ganzen Körper.
gesamtdosis und der Höhe der Ein-     Deshalb spricht man auch von einer
zeldosen.                             systemischen Wirkung.

Mögliche Nebenwirkungen sind:         Zytostatika schädigen vorwiegend
• vorübergehende Hirnschwellung       die sich schnell teilenden Tumor-
  (Hirnödem) und dadurch ent-         zellen. Allerdings schädigen sie
  stehender Hirndruck                 auch die sich schnell teilenden ge-
• Übelkeit                            sunden Zellen. Das sind beispiels-
• Hautveränderungen (Rötung,          weise Zellen der Schleimhäute,
  Trockenheit)                        Haarfollikelzellen und Blutzellen
• Müdigkeit                           im Knochenmark.
• örtlicher Haarausfall
                                      Die Schädigung gesunder Zellen ist
                                      die Hauptursache von möglichen
Medikamentöse                         Nebenwirkungen. Während Tumor-
Tumortherapien                        zellen absterben, erholen sich ge-
                                      sunde Zellen meist wieder.
Chemotherapie (Zytostatika)
Die Medikamente einer Chemothe-       Ziel der Chemotherapie
rapie schädigen Zellen oder hem-      Verlangsamt das Wiederauftreten
men das Wachstum der Zellen.          des Tumors.

 Mehr über ...
 … Strahlentherapie, ihre Auswirkungen und Nebenwirkungen
 erfahren Sie in der Broschüre «Die Strahlentherapie» (siehe S. 68).

                                             Hirntumoren und Hirnmetastasen   33
Blut-Hirn-Schranke                      Ärzte als alleinige Therapie oder
Das Gehirn ist durch eine Blut-         zusammen mit einer Strahlenthera-
Hirn-Schranke vor schädigenden          pie bei Gliomen ein.
Substanzen geschützt. Viele Zytos-
tatika erreichen deshalb den Hirn-      Mögliche Nebenwirkungen
tumor nicht. Obwohl im Bereich          Diese sind abhängig von den einge-
des Tumors die Blut-Hirn-Schranke       setzten Medikamenten, deren Menge
weitgehend zerstört ist, bleiben ver-   und dem persönlichen Empfinden.
einzelte Tumorzellen vor Zytosta-       Ihre behandelnde Ärztin oder Ihr
tika geschützt. Darum behandelt         behandelnder Arzt informiert und
man Hirntumoren mit Zytostatika,        berät Sie.
welche die Blut-Hirn-Schranke bes-
ser durchdringen können.                Mögliche Nebenwirkungen sind:
                                        • Übelkeit und Erbrechen (kann
Temozolomid                               vorbeugend verhindert werden)
Das ist ein Zytostatikum, welches       • Müdigkeit und Abgeschlagenheit
die Blut-Hirn-Schranke überwin-         • Durchfall
den kann. Betroffene nehmen das         • Verminderung der Blutzellen
Medikament in der Regel in Kap-           (weisse Blutkörperchen, Blut-
selform einmal täglich während ei-        plättchen)
niger Tage ein. Temozolomid setzen

     Mehr über ...
     … Therapien mit Tumormedikamenten, unterschiedliche Verabrei-
     chungsarten und Nebenwirkungen von Zytostatika finden Sie in der
     Broschüre «Medikamentöse Tumortherapien».

34    Hirntumoren und Hirnmetastasen
Aktive Überwachung                      Diese      Behandlungsmöglichkeit
                                        kommt bei Glioblastomen nach Ab-
Ärztinnen oder Ärzte behandeln den      schluss der Strahlentherapie zusätz-
Tumor anfänglich nicht. Sie führen      lich zur Standardtherapie infrage.
aber regelmässige Kontrollen durch.     Seit 2021 übernimmt die Kranken-
Aktive Überwachung kommt bei            kasse auf Anfrage die TFF.
Tumoren infrage, die sehr langsam
wachsen und keine Beschwerden           Zielgerichtete Therapien
verursachen. Das sind beispielsweise    («Targeted Therapies»)
gewisse WHO-Grad-2-Gliome.              Die Wirkstoffe zielgerichteter The-
                                        rapien bremsen das Wachstum oder
Weitere mögliche                        den Stoffwechsel eines Tumors.
Behandlungen                            Diese Therapieform wird bei Hirn-
                                        metastasen mit entsprechenden ge-
Tumortherapiefelder                     netischen Eigenschaften angewen-
(TTFelder)                              det.
Dabei werden elektrische Wechsel-
felder (TTFelder) erzeugt. Sie ver-     Immuntherapie
langsamen die Teilung der Hirn­         Sie aktiviert das Immunsystem und
tumorzellen.                            ermöglicht eine Immunreaktion
                                        gegen die Tumorzellen.
Betroffene erhalten dafür Pflaster
auf die rasierte Kopfhaut aufgeklebt.   Bisher verordnen Onkologinnen
Diese übertragen die elektrischen       oder Onkologen eine Immunthe-
Wechselfelder von einem tragbaren       rapie nur bei gewissen Hirnme-
Gerät. Sie spüren dabei nichts und      tastasen. Bei Gliomen war die Im-
somit auch keine Schmerzen.             muntherapie bisher nicht genügend
                                        wirksam.

                                                Hirntumoren und Hirnmetastasen   35
36   Hirntumoren und Hirnmetastasen
Behandlungsplanung

Bis alle Untersuchungsergebnisse      • Wie reagieren die Metasta-
vorliegen und die Behandlungspla-       sen auf eine medikamentöse
nung abgeschlossen ist, dauert es       Behandlung?
wenige Wochen.                        • Wie hat der Ausgangstumor
                                        (Primärtumor) auf die Behand-
Wovon hängt die                         lung reagiert?
Behandlungsplanung ab?
Für die Behandlungsplanung von        Ausserdem werden Ihr allgemeiner
primären Hirntumoren beantwor-        Gesundheitszustand und Ihre Vor-
ten Ärztinnen und Ärzte folgende      stellungen von Lebensqualität be-
Fragen:                               rücksichtigt.
• Welche Art von Tumor liegt vor?
• Wo liegt der Tumor?                 Was ist ein Tumorboard?
• Wie gross ist der Tumor?            Die Tumorbehandlung besteht meis-
• Wie schnell wächst der Tumor?       tens aus mehreren Therapien über
• Verursacht der Tumor                einen längeren Zeitraum. Dies erfor-
   Beschwerden?                       dert die Zusammenarbeit von Ärz-
• Lässt sich der Tumor vollständig    tinnen und Ärzten aus unterschied-
   entfernen?                         lichen Fachrichtungen.

Für die Behandlung von Hirnmetas-     Die einzelnen Schritte besprechen
tasen ist entscheidend:               und planen Ärzte in regelmässigen
• Wie viele Metastasen liegen vor?    Sitzungen. Diese Sitzungen heissen
   • Sind es einzelne oder mehrere    Tumorboards. Ihr behandelnder
     Hirnmetastasen?                  Arzt teilt Ihnen nach dem Tumor-
   • Ist es der einzige Ort im Kör-   board mit, welche Behandlung
     per, an dem Metastasen fest-     empfohlen wurde und warum sie
     gestellt wurden?                 am besten geeignet ist. Sie können
• Wo liegen die Metastasen?           jederzeit Ihre Fragen dazu stellen.

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Bei Hirntumoren beraten sich wäh-      Das kurative Therapieziel
rend des Tumorboards vor allem         Hier ist die Behandlung auf Heilung
Fachleute der Neuroonkologie, der      ausgerichtet. Dies kann bei Gliomen
Neurologie (Krankheiten des Nerven-    WHO-Grad 1 der Fall sein, wenn
systems), der Neurochirurgie (chi-     der Tumor vollständig entfernt
rurgische Behandlung des Nerven-       wurde.
systems), der Neuroradiologie und
Nuklearmedizin (bildgebende Ver-       Das Risiko eines Rückfalls (Rezidiv)
fahren) und der Neuro- und Moleku-     bleibt bei Hirntumoren allerdings
larpathologie (Gewebeuntersuchung).    bestehen. Auch wenn das vom Tu-
                                       mor befallene Gewebe weitgehend
Häufig sind weitere Fachleute be-      entfernt wurde. Deshalb empfehlen
teiligt, etwa solche der Pflege, der   Ärzte nach einer Operation Ver-
Psychoonkologie, der Ergotherapie      laufskontrollen und ab WHO-Grad
oder der Logopädie.                    2 oft zusätzliche Therapien, wie
                                       Chemotherapie oder Strahlenthe-
                                       rapie.
Therapieziel
Das Therapieziel hängt davon ab,       Das palliative Therapieziel
wie weit die Erkrankung fortge-        Hier ist eine Heilung unwahr-
schritten ist und wie gut die Hei-     scheinlich. Das Behandlungsteam
lungsaussichten sind. Auch die Art     versucht das Fortschreiten der Tu-
des Tumors spielt eine Rolle.          morerkrankung so lange wie mög-
                                       lich hinauszuzögern.
Diese Ziele überprüfen Ärztinnen
und Ärzte während der Behandlung       Begleitende pflegerische, psycholo-
immer wieder. Wenn nötig, werden       gische und seelsorgerische Massnah-
sie dem Krankheitsverlauf, dem Er-     men sind von Anfang der Erkrankung
folg einzelner Therapien oder der      hilfreich. Sie lindern Beschwerden
persönlichen Situation angepasst.      wie Schmerzen, Ängste, Müdigkeit
Diese Anpassungen erfolgen in Ab-      oder epileptische Anfälle.
sprache mit Ihnen.

38   Hirntumoren und Hirnmetastasen
Betroffene erhalten systemisch wir-      Lassen Sie sich
kende Therapien. Systemisch heisst,      begleiten und beraten
dass sie im ganzen Körper wirken.
Beispielsweise sind das Chemo-           Nehmen Sie sich genug Zeit für die
therapien oder zielgerichtete The-       Besprechung der Therapien, der
rapien. Die Therapien halten die         Therapieziele und für die Beant-
Tumorerkrankung möglichst lange          wortung Ihrer Fragen. Besprechen
unter Kontrolle.                         Sie Ihre Anliegen mit den Ärztin-
                                         nen und Ärzten.
Sprechen Sie mit Ihrem Behand-
lungsteam, was Lebensqualität für        Schreiben Sie sich Ihre Fragen zu
Sie bedeutet.                            Hause in Ruhe auf, damit Sie wäh-
                                         rend der Besprechung keine verges-
Vielleicht ist jetzt auch der richtige   sen. Die Fragen auf Seite 41 können
Zeitpunkt, um Ungeklärtes, Auf-          Sie dabei unterstützen. Lassen Sie
geschobenes, Vollmachten oder fi-        sich bei Bedarf von einer Vertrau-
nanzielle Themen zu klären. Wenn         ensperson begleiten.
der Hirntumor grösser wird, be-
einträchtigt das auch zunehmend          Vielleicht haben Sie das Bedürfnis,
die Funktion des Gehirns. Ergrei-        über die psychische oder soziale
fen Sie die Gelegenheit, solange Sie     Belastung zu sprechen. Sprechen
noch selber entscheiden können.          Sie auch Probleme betreffend Be-
                                         ruf und Einkommen frühzeitig an.
                                         Wenden Sie sich ans Krebstelefon
                                         oder an Ihre kantonale oder regio-
                                         nale Krebsliga (siehe S. 74 f.).

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Eine Zweitmeinung einholen            Lassen Sie sich erklären, welchen
Bevor Sie mit der empfohlenen Be-     Verlauf die Erkrankung ohne die
handlung beginnen, können Sie         empfohlene Behandlung nehmen
Ihre Hausärztin oder Ihren Haus-      kann.
arzt beiziehen oder eine fachärzt-
liche Zweitmeinung einholen. Ihr      Fragen Sie nach, wie viel Erfahrung
Behandlungsteam kennt diese Mög-      das Behandlungsteam mit Ihrer Tu-
lichkeit und leitet Ihre Unterlagen   morerkrankung hat. Die Erfahrung
an die entsprechenden Ärzte weiter.   kann den Krankheitsverlauf und
                                      die Lebensqualität beeinflussen.
Sie haben das Recht, jederzeit Ihre
Unterlagen mit den Untersuchungs-     Sie können die Therapiewahl auch
ergebnissen zu verlangen.             den behandelnden Ärzten überlas-
                                      sen. Für eine Operation oder The-
Sie entscheiden                       rapie braucht es allerdings immer
Sie können zu jedem Zeitpunkt         Ihre Einwilligung.
Fragen stellen oder einen früheren
Entscheid hinterfragen. Stimmen
Sie einer Massnahme erst dann zu,
wenn Sie über das Vorgehen sowie
über die möglichen Folgen und
Komplikationen umfassend infor-
miert worden sind.

Sie haben das Recht, eine Behand-
lung abzulehnen oder mehr Be-
denkzeit zu verlangen.

40   Hirntumoren und Hirnmetastasen
Getrauen Sie sich zu fragen
• Was kann ich von der Behandlung erwarten? Welche
  Nachbehandlungen sind allenfalls nötig? Gibt es Alternativen?
• Welche Vorteile hat die Behandlung? Kann sie meine Lebenszeit
  verlängern? Verbessert sie meine Lebensqualität?
• Welche Nachteile hat die Behandlung? Mit welchen
  Nebenwirkungen muss ich rechnen? Sind sie vorübergehend
  oder dauerhaft? Was lässt sich dagegen tun?
• Wie oft werden Hirntumoren in diesem Spital behandelt? Wie häufig
  operieren die Chirurginnen und Chirurgen Hirntumoren?
• Welche Komplikationen können während der Operation auftreten?
• Ist die Hirnleistung nach der Operation oder nach der Bestrahlung
  beeinträchtigt? Welche Folgen hat das?
• Was bedeutet der Tumor und seine Behandlung für meine
  körperliche Leistungsfähigkeit, meinen Beruf und meine Hobbys?
• Wo erhalte ich Unterstützung im Alltag? Wer hilft mir bei
  finanziellen Problemen?
• Wer betreut meine Kinder während meiner Abwesenheit?
• Wo erhalte ich psychologische Unterstützung für mich oder meine
  Nahestehenden?

                                           Hirntumoren und Hirnmetastasen   41
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