Hirntumoren und Hirnmetastasen - Eine Information der Krebsliga Krebsliga Shop
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Die Krebsligen der Schweiz: Nah, persönlich, vertraulich, professionell Wir beraten und unterstützen Sie und Ihre Angehörigen gerne in Ihrer Nähe. Rund hundert Fachpersonen begleiten Sie unentgeltlich während und nach einer Krebserkrankung an einem von über sechzig Standorten in der Schweiz. Zudem engagieren sich die Krebsligen in der Prävention, um einen gesunden Lebensstil zu fördern und damit das individuelle Risiko, an Krebs zu erkranken, weiter zu senken. Impressum Herausgeberin Krebsliga Schweiz, Bern; Andrea Fischer, Krebsliga Schweiz Krebsliga Schweiz, Bern; Dr. med. Silvia Hofer, Effingerstrasse 40, Postfach, 3001 Bern Leitende Ärztin Medizinische Onkologie, Tel. 031 389 91 00, www.krebsliga.ch Departement Medizin, Luzerner Kantonsspital; Susanne Lanz, Krebsliga Schweiz, Bern; Prof. 3. Auflage Marc Levivier, Klinikdirektor Neurochirurgie, Projektleitung und Redaktion CHUV, Lausanne; PD Dr. med. Patrick Roth, Barbara Karlen, Fachspezialistin Publizistik, Oberarzt und Koordinator Hirntumorzentrum, Krebsliga Schweiz, Bern UniversitätsSpital Zürich; PD Dr. Nicolai E. Fachberatung Savaskan, Institut für Hirnforschung, UZH/ Sabrina Elia, MSc Psychologin, Universitäts- ETH, Zürich; Prof. Dr. med. Roger Stupp, spital Basel Direktor, Klinik für Onkologie und Leiter Dr. med. Silvia Hofer, Neuro-Onkologie, Klinik Tumorzentrum, UniversitätsSpital Zürich; für Neurologie, Universitätsspital Zürich Dr. Olivier Vernet, Neurochirurg, Lausanne; Dipl. Psychologin Birgit Maier, Psychoonkolo- Prof. Dr. med. Michael Weller, Direktor, Klinik gische Psychotherapeutin WPO, Universitäts- für Neurologie und Leiter Hirntumorzentrum, spital Basel UniversitätsSpital Zürich Sabine Molls, RN, MSc, Leitende Pflegeexpertin Titelbild (APN), Medizinbereich Neuro, Inselspital Bern Nach Albrecht Dürer, Adam und Eva Prof. Dr. med. Philippe Schucht, Zentrumsleiter, Chefarzt Stv. Neurochirurgie, Inselspital Bern Illustrationen S. 8: Frank Geisler, wissenschaftlicher Betroffener als Experte Illustrator, Berlin Wir danken der betroffenen Person für das S. 10, 11: Daniel Haldemann, Wil SG sorgfältige Lesen des Manuskripts und die wertvollen Rückmeldungen. Fotos S. 4, 18, 36, 46: Shutterstock Mitarbeitende Krebsliga Schweiz, Bern S. 64: iStock Dr. med. Aline Flatz, wissenschaftliche Mitarbeiterin Trends, Studien und Support Design Krebsliga Schweiz, Bern Lektorat Romy Kahl, Fachspezialistin Publizistik, Druck Krebsliga Schweiz, Bern Triner Media + Print, Schwyz Frühere Auflagen Dr. med. Eva Ebnöther, Zollikon; Prof. Pierre- Yves Dietrich, HUG, Genf; Jürg Hablützel, Diese Broschüre ist auch in französischer und italienischer Sprache erhältlich. © 2022, 2015, 2009, Krebsliga Schweiz, Bern | 3., überarbeitete Auflage KLS | 06.2022 | 1200 D | 011078012111
Inhalt 6 Was ist Krebs? 37 Behandlungsplanung 38 Therapieziel 9 Das Nervensystem 39 Lassen Sie sich begleiten und 9 Das Gehirn beraten 42 Therapie nach Hirntumortyp 13 Tumoren im Gehirn 42 Therapie von Hirnmetastasen 13 Primäre Hirntumoren 43 Therapie im Rahmen einer 14 Sekundäre Hirntumoren klinischen Studie 15 Gutartige Hirntumoren 44 Behandlungskosten 16 Ursachen und Risiken 17 Beschwerden und Symptome 47 Umgang mit Nebenwirkungen 19 Untersuchungen und 48 Auswirkungen auf die Diagnose Fruchtbarkeit 19 Erste Abklärungen 19 Weitere Untersuchungen 50 Weiterführende 21 WHO-Klassifikation Behandlungen 52 Komplementärmedizin 23 Besonderheiten bei 53 Onkologische Rehabilitation Tumoren im Hirn 56 Palliative Care 23 Auswirkung auf psychische, soziale und kognitive 58 Rückkehr in den Alltag Funktionen 59 Zurück zur Arbeit 25 Epileptische Anfälle 60 Nachsorgeuntersuchungen 27 Nahestehende sind mitbetroffen 61 An einem Hirntumor sterben 30 Behandlungsmöglichkeiten 30 Operation (Neurochirurgie) 63 Beratung und 32 Strahlentherapie Information 33 Medikamentöse Tumortherapien 35 Aktive Überwachung Hirntumoren und Hirnmetastasen 3
Liebe Leserin, lieber Leser Sie finden in dieser Broschüre fol- hestehenden fachliche Unterstüt- gende Informationen: zung finden. • Wie funktioniert das Gehirn? • Welche Tumoren kommen im Haben Sie Fragen? Möchten Sie Gehirn vor? oder Ihre Nahestehenden Unter- • Welche Symptome weisen auf stützung? Dann wenden Sie sich einen Hirntumor hin? an Ihr Behandlungsteam, an die • Wie wird ein Hirntumor Beraterinnen und Berater in den behandelt? kantonalen und regionalen Krebs- ligen oder an das Krebstelefon: Hirntumoren können die Psyche 0800 11 88 11. der Betroffenen verändern. Wel- che Veränderungen das sind und Sie finden die Adressen und Tele- wie sie behandelt werden, finden fonnummern der kantonalen und Sie in der Broschüre. regionalen Krebsligen auf den letzten Seiten dieser Broschüre. Die Broschüre bietet Hilfe im Um- gang mit Nebenwirkungen, bei Wir wünschen Ihnen alles Gute. der Rückkehr in den Alltag und zeigt, wo Betroffene und ihre Na- Ihre Krebsliga Jetzt mit TWINT Nur dank spenden: Spenden sind unsere QR-Code mit der Broschüren TWINT-App scannen. kostenlos erhältlich. Betrag eingeben und Spende bestätigen. Oder online unter www.krebsliga.ch/spenden. Hirntumoren und Hirnmetastasen 5
Was ist Krebs? Der Begriff «Krebs» fasst viele ver- Manche gutartigen Tumore können schiedene Erkrankungen zusam- sich zu bösartigen Tumoren entwi- men. Gemeinsam ist ihnen, dass ckeln. sich Körperzellen unkontrolliert vermehren und krankhaft verän- Bösartige Tumoren wachsen un- dern. kontrolliert und häufig auch schnell. Sie verdrängen und zerstören um- Im Zusammenhang mit Krebs gebendes Gewebe. Viele bösartige spricht man häufig von Tumoren. Tumore wachsen in gesundes Ge- Ein Tumor entsteht, wenn sich Zel- webe ein und schädigen es dadurch. len unkontrolliert vermehren und eine Geschwulst aus Körpergewebe Die Zellen eines bösartigen Tu- bilden. Man unterscheidet gutartige mors werden Krebszellen genannt. Tumoren von bösartigen Tumoren. Krebszellen können sich über die Nur wenn der Tumor bösartig ist, Lymph- und Blutbahnen im Körper handelt es sich um eine Krebser- ausbreiten. Eine Ansammlung von krankung. Krebszellen an anderen Stellen im Körper nennt man Metastasen oder Gutartige Tumoren wachsen meis- Ableger. tens langsam und verdrängen um- gebendes Gewebe, ohne es zu zer- Die Aggressivität einer Krebser- stören. Sie grenzen sich vom umge- krankung sagt aus, wie schnell sich benden Gewebe klar ab. Krebszellen vermehren, sich Metas- tasen bilden oder es zu einem Rück- Gutartige Tumoren können mit zu- fall (Rezidiv) kommt. Aggressive nehmender Grösse Beschwerden Tumoren können schneller wach- und Schäden verursachen, etwa, sen, schneller Metastasen bilden wenn Nerven oder Blutgefässe ein- oder schneller wieder auftreten. geengt werden. In solchen Fällen müssen gutartige Tumoren behan- delt werden. 6 Hirntumoren und Hirnmetastasen
Es gibt mehr als zweihundert ver- Von einigen Einflüssen ist bekannt, schiedene Krebsarten. In der Regel dass sie mögliche Gründe für die wird eine Krebsart nach dem Organ Entstehung von Krebs sein kön- oder Zelltyp benannt, aus dem sich nen. Dies bedeutet nicht, dass diese die Krebszellen gebildet haben. Einflüsse immer zu einer Erkran- kung führen. Sie erhöhen lediglich Wie entsteht Krebs? das Risiko, an Krebs zu erkranken Die Gewebe und Organe des (siehe «Mögliche Ursachen und Ri- menschlichen Körpers werden siken» auf S. 16). aus unzähligen Zellen gebildet. In jeder Zelle befindet sich der Bau- Weshalb ein Mensch an Krebs er- plan des jeweiligen Menschen, das krankt und ein anderer nicht, bleibt sogenannte Erbgut. selbst für Ärztinnen und Ärzte oft unklar. Niemand ist schuld, wenn Unterschiedliche Einflüsse können sie oder er an Krebs erkrankt. Krebs zu Schäden im Erbgut führen. In kann jede und jeden treffen. der Regel erkennt und repariert die betroffene Zelle selbst solche Schä- den, oder sie stirbt ab. Werden solche Schäden im Erbgut nicht erkannt und repariert, können sich fehlerhafte Zellen ungehindert weiter vermehren. So kann mit der Zeit Krebs entstehen. Es kann meh- rere Jahre dauern, bis aus einer ge- sunden Zelle Krebs entsteht. Hirntumoren und Hirnmetastasen 7
Die Entstehung von Krebs Beispiel: Krebs in der Schleimhaut 1. Der Tumor beginnt im gesunden Gewebe zu wachsen. bösartiger Tumor gesundes Gewebe 2. Der Tumor wächst in umgebendes Gewebe ein. Krebs- zellen gelangen durch Blutgefässe (rot/blau) und Lymphge- fässe (grün) in andere Organe, wo sie Metastasen bilden. Krebszellen Blutgefässe Lymphgefässe Krebszellen 8 Hirntumoren und Hirnmetastasen
Das Nervensystem Das Nervensystem wird unterteilt in Das Gehirn das periphere Nervensystem (PNS) und in das Zentralnervensystem Wie funktioniert das Gehirn? (ZNS). Das Gehirn ist das zentrale Steue- rungs-, Sinnes- und Überwachungs- Zum peripheren Nervensystem ge- organ des gesamten Körpers. hören die Nerven ausserhalb des Gehirns und des Rückenmarks. Es steuert und koordiniert die meis- ten Bewegungen sowie die inneren Das Zentralnervensystem umfasst Funktionen wie beispielsweise die das Gehirn und das Rückenmark. Atmung, den Herzschlag, den Blut- Es liegt im Schädel und im Kanal druck oder die Körpertemperatur. der Wirbelsäule. Das ZNS wird von Das Gehirn regelt auch die Hor- einer Flüssigkeit (Liquor) umspült monproduktion. und ist von Hirnhäuten (Meningen) umgeben. Das Gehirn verarbeitet Sinnesemp- findungen wie Sehen, Hören und Das Nervensystem besteht aus un- Tasten. Es steuert auch Sprache, zähligen Nervenzellen. Die Ner- zielgerichtetes Handeln, Lernen und venzellen reagieren auf Reize von Erinnerung. aussen. Ein Beispiel dafür ist eine Berührung und als Reaktion folgt Gleichzeitig ist das Gehirn der Sitz eine Muskelanspannung. der Psyche, der Persönlichkeit und der geistigen Fähigkeiten. Im Ge- Nervenzellen steuern aber auch hirn entstehen Kreativität, Gefühle Vorgänge im Körperinnern wie bei- und Gedanken. spielsweise die Darmbewegungen. Hirntumoren und Hirnmetastasen 9
Aus was besteht das Gehirn? Das Grosshirn Das Gehirn besteht aus Nervenzel- Die beiden Hirnhälften (Hemisphä- len (Neuronen) und Stützgewebe ren) bilden das Grosshirn. In ihm ent- (Gliazellen). Das Stützgewebe um- stehen Fähigkeiten und Eigenschaf- hüllt die Nerven. ten wie Vernunft und Kreativität. Grafik 2 Das Das Gehirn Gehirn im Querschnitt im Querschnitt a a Grosshirn Grosshirn b b Hirnhäute Hirnhäute (Meningen) (Meningen) c c Hirnanhangdrüse Hirnanhangdrüse(Hypophyse) (Hypophyse) d Hirnstamm d Hirnstamm e Kleinhirn e Kleinhirn um seine Funktionen aufrechtzu- Es steuert und koordiniert die erhalten. 10 Hirntumoren und Hirnmetastasen meisten Bewegungen sowie die inneren Funktionen – zum Beispiel Die Funktion des Gehirns Atmung, Herzschlag, Blutdruck,
Im Gehirn werden die Sinnesemp- Gliazellen wiederum lassen sich findungen wie das Sehen, Hören einteilen in Stützzellen (Astrozyten) oder Tasten verarbeitet. Hier wer- und in Zellen, welche die Isolier- den aber auch die Sprache, das schicht um die Nervenzellen pro- zielgerichtete Handeln, das Lernen duzieren (Oligodendrozyten). und die Erinnerung gesteuert. Jede Hirnhälfte «betreut» die jeweils Das Die ten. Grosshirn (Grafik Stirnlappen 2, a) die Be- steuern Gleichzeitig ist das Gehirn der Sitz Die beiden Hirnhälften (Hemisphä- entgegengesetzte Seite des Körpers: wegung, den Antrieb, das Denken, der Psyche, der Persönlichkeit und ren) bilden das Grosshirn. In ihm Die geistigen der rechte Hirnhälfte ist Im Fähigkeiten. für Ge- die das Gedächtnis, entstehen die Vernunft wichtige und Fähigkeiten linkeentstehen hirn Körperhälfte zuständig und die Kreativität, die die undVerknüpfung Eigenschaftender Gedanken. wie VernunftSie umgekehrt. Gefühle und die Gedanken. kontrollieren einen grossen Teil der und Kreativität. Persönlichkeit. JedeSubstanz Die Hirnhälftedesgliedert sich in vier Gehirns Jede Hirnhälfte «betreut» die je- Das Gehirn Lappen: besteht aus Nervenzel- weils entgegengesetzte Scheitellappen Seite des (Parietallappen) len (Neuronen) und Stützgewebe Körpers: Die rechte Hirnhälfte ist Sie befinden sich in der Hirnmitte. (Gliazellen), welches beispielsweise für die linke Körperhälfte zustän- Stirnlappen (Frontallappen) Die Scheitellappen sind für die Kör- die Umhüllung der Nerven bildet. dig und umgekehrt. Sie liegen hinter der Stirn und bil- perwahrnehmung wie den Tastsinn den den vorderen Teil der Hirnhälf- verantwortlich. Grafik 3 Bewegung Wahrnehmung des Körpers Sprachverständnis Gehör Sehen Gleichgewicht Die Gliederung der Hirnhälften a Stirnlappen Die Gliederung des Gehirns und des Kleinhirns (a–e) b Scheitellappen a Stirnlappen c Hinterhauptslappen b Scheitellappen d Schläfenlappen c Hinterhauptslappen e Kleinhirn d Schläfenlappen e 14 Kleinhirn Hirntumoren und Hirnmetastasen 11
Hinterhauptslappen Die Hypophyse (Okzipitallappen) (Hirnanhangdrüse) Sie liegen im hinteren Teil des Ge- Sie bildet Hormone, welche zahlrei- hirns und des Schädels. Die Hinter- che Körperfunktionen steuern. Die hauptslappen sind unter anderem Hypophyse regelt auch die Funktion für das Sehen verantwortlich. der anderen hormonbildenden Or- gane wie Schilddrüse, Eierstöcke, Schläfenlappen Nebenniere und Hoden. (Temporallappen) Sie liegen seitlich in der Nähe der Das Ventrikelsystem Schläfen und sind für das Gehör, das Im Inneren des Gehirns befinden Sprachverständnis, den Geschmack sich mehrere Hohlräume (Ventri- und das Gedächtnis verantwortlich. kel). Alle Hohlräume zusammen ergeben das Ventrikelsystem. Hier Das Kleinhirn wird die Flüssigkeit (Liquor) ge- Es befindet sich im Hinterkopf hin- bildet, die das Gehirn und das Rü- ter dem Hirnstamm. Das Kleinhirn ckenmark umspült. Der Liquor rei- koordiniert die Bewegungen und nigt Gehirn und Rückenmark und überwacht Gleichgewicht und Kör- schützt beide vor Erschütterungen perhaltung. und Verletzungen. Der Hirnstamm Er verbindet das Gehirn mit dem Rückenmark. Im Hirnstamm wer- den Funktionen wie Herzschlag, Atmung, Verdauung oder Körper- temperatur geregelt. Das geschieht unbewusst. Diese unbewussten Kör- perfunktionen nennt man auch un- willkürliche oder vegetative Funk- tionen. 12 Hirntumoren und Hirnmetastasen
Tumoren im Gehirn Zu den Tumoren des Gehirns gehö- Hauptsächlich unterscheidet man ren alle gut- und bösartigen Tumo- folgende hirneigene Hirntumoren: ren, die im zentralen Nervensystem • Gliome (ZNS) entstehen. • Meningeome • Adenome Das zentrale Nervensystem besteht • Neurinome aus verschieden Zellen. Je nach Zell- art entwickelt sich ein anderer Tu- Gliome mor. Es gibt über 100 verschiedene Gliome sind die häufigsten primä- Tumoren des ZNS. ren Hirntumoren. Sie entwickeln sich aus Gliazellen, die das Stützge- Man unterscheidet zwischen primä- webe des Nervensystems bilden. ren und sekundären Hirntumoren. Primäre Hirntumoren entstehen aus Meningeome gehirneigenen Zellen. Bei sekundä- Meningeome sind häufige Hirntu- ren Hirntumoren stammen die Tu- moren und in der Regel gutartig. Sie morzellen aus anderen Organen. entstehen aus den Hirnhäuten (Me- ningen) in der Schädelhöhle oder entlang der Wirbelsäule. Primäre Hirntumoren Hypophysenadenome Primäre Hirntumoren (hirneige- Tumore der Hirnanhangdrüse wer- ne Tumoren) entwickeln sich aus den als Hypophysenadenome be- den Stammzellen des Gehirns und zeichnet. Sie sind in der Regel gut- seiner Hülle. Meistens entstehen artig. Hirntumoren aus Stützgewebe (Glia- zellen), sehr selten aus Nervenzellen. Hirntumoren und Hirnmetastasen 13
Neurinome Wenn sie ins Gehirn gelangen, Neurinome entstehen aus den Zel- nennt man sie Hirnmetastasen. Sie len, welche die Nerven umhüllen erreichen das Gehirn meistens über (sogenannte «Schwann-Zellen»). Es die Blutbahn. Hirnmetastasen be- sind in der Regel gutartige Tumo- stehen nicht aus hirneigenen Zellen. ren, die langsam wachsen. Sie kön- nen im Bereich der Schädelnerven, Hirnmetastasen sind benannt nach im Rückenmark oder in den peri- dem Ausgangstumor. Zum Beispiel pheren Nerven des ganzen Körpers sind es Metastasen eines Lungen- auftreten. krebses, eines Brustkrebses oder eines schwarzen Hautkrebses (Me- Sekundäre lanom). Aber auch bei Nierenzell-, Darm-, Eierstock- oder Prostata- Hirntumoren krebs entstehen gelegentlich Hirn- Diese haben ihren Ursprung ausser- metastasen. halb des zentralen Nervensystems. Zu den sekundären Hirntumoren Hirnmetastasen treten häufiger auf zählen Hirnmetastasen und bös- als primäre Hirntumoren. Sie sind artige Lymphome. in der Regel besser abgegrenzt als die primären Hirntumoren. Besser Hirnmetastasen abgegrenzt bedeutet, dass sie we- Metastasen (Ableger) sind eine An- niger in das gesunde Hirngewebe sammlung von Tumorzellen, deren einwachsen. Allerdings verdrängen Ausgangstumor in einem anderen sie beim Wachsen gesundes Hirn- Organ ist. Die Tumorzellen lösen gewebe und schädigen es. sich von dem Ausgangstumor und verbreiten sich über die Lymph- oder Blutbahn. 14 Hirntumoren und Hirnmetastasen
Lymphome Gutartige Hirntumoren Das sind bösartige Krebserkrankun- gen des lymphatischen Systems. Das Sie bestehen aus Zellen, die sich lang- lymphatische System ist ein wichti- sam teilen. Normalerweise wachsen ger Teil des Immunsystems, welches diese Tumoren nicht in das benach- Krankheitserreger bekämpft. barte, gesunde Gewebe ein. Drückt der Tumor auf wichtige Hirnberei- Das Gehirn gehört nicht zum lym- che oder erhöht er den Druck im phatischen System. In seltenen Fäl- Gehirn, kommt es zu schwerwiegen- len jedoch treten Lymphome aus- den Störungen und Beschwerden. schliesslich im Gehirn auf. Man nennt sie dann primäre ZNS-Lym- Deshalb kann ein gutartiger Tumor phome. dieselben Störungen hervorrufen wie ein bösartiger Tumor. Die Mehrzahl dieser Lymphome gehört zu den Non-Hodgkin-Lym- phomen. Wirkt sich Mobiltelefonie auf die Gesundheit aus? Die Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft elektromagnetische Felder als «möglicherweise krebs- erregend» ein. Elektromagnetische Felder gehen unter anderem von Mobiltelefonen aus. Das bedeutet, dass es nur beschränkte Hinweise auf eine krebserregende Wirkung von Mobilfunkstrahlen auf den Menschen gibt. Es bestehen weiterhin (Stand 2021) Unsicherheiten, wie sich Mobilfunkstrahlen auf die Gesundheit auswirken. Auf der Website des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) und auf der Website der Krebsliga finden Sie Tipps, wie Sie die persönliche Strahlen belastung von Mobiltelefonen verringern können (siehe S. 71, Internet). Hirntumoren und Hirnmetastasen 15
Ursachen und Risiken • in sehr seltenen Fällen liegt eine Erbkrankheit vor (z.B. Neuro- In der Schweiz erkranken jedes fibromatose, Turcot-Syndrom, Jahr etwa 600 Menschen an einem Li-Fraumeni-Syndrom) primären Hirntumor. Am häufigs- • vorgängige therapeutische Kopf- ten tritt das Gliom auf. Männer er bestrahlung (ionisierende Strah- kranken etwas häufiger als Frauen. lung) Hirntumoren treten in jedem Le- bensalter auf, häufiger ab dem 50. Es gibt keine Untersuchung zur Lebensjahr. Früherkennung von Hirntumoren. Trotz umfassender Forschung sind Wieso ich? bisher weder eindeutige Ursachen Möglicherweise beschäftigt Sie die noch klare Risiken für Hirntumoren Frage, warum gerade Sie an einem bekannt. Sie entstehen in der Regel Hirntumor erkrankt sind. Vielleicht spontan, ohne äussere Ursache oder fragen Sie sich auch: «Habe ich et- Einwirkung. Eine Ausnahme sind was falsch gemacht?» Diese Fragen Hirntumoren, die durch eine frü- können zu grosser Unsicherheit here Strahlenbelastung verursacht oder Wut führen. wurden. Niemand kann sich vor einem Wenige Faktoren erhöhen das Ri- Hirntumor schützen. Gesund Le- siko für einen Hirntumor: bende können ebenso erkranken Mehr über ... … die psychische Belastung durch Krebs finden Sie in der Broschüre «Wenn auch die Seele leidet» (siehe S. 68) der Krebsliga. Sie zeigt auf, wie Sie mit solchen Gefühlen und Gedanken umgehen können. 16 Hirntumoren und Hirnmetastasen
wie Menschen mit einem ungesun- • Lähmungen den Lebensstil, junge, aber auch alte • Schwindel und Gleichgewichts- Menschen. Ob jemand an einem störungen Hirntumor erkrankt oder nicht, ist • Sehstörungen: Störungen des bis zu einem gewissen Grad auch Gesichtsfelds oder Doppeltsehen Zufall oder Schicksal. Unbestritten • Sprachstörungen und Wort ist, dass die Diagnose «Hirntumor» findungsprobleme eine grosse Belastung darstellt. • Veränderungen der Stimmung (z. B. Antriebsschwäche, Reiz- barkeit), des Verhaltens und der Beschwerden Persönlichkeit und Symptome • Verminderung von Lern- und Urteilsvermögen sowie Gedächt- Die Beschwerden und Symptome nisstörungen hängen vor allem davon ab: • ungewöhnlich starke Kopf- • wo der Tumor liegt, schmerzen, die oft in der Nacht • wie rasch er wächst oder in den ersten Morgenstun- • und ob er in das umliegende den auftreten. Meist sind diese Gewebe einwächst. Schmerzen heftig und anders als übliche Kopfschmerzen. Die Beschwerden und Symptome entwickeln sich meist mit der Zeit Die beschriebenen Beschwerden und sind unterschiedlich stark: und Symptome können auch auf • epileptische Anfälle (siehe S. 25), andere, harmlosere Krankheiten die sich zum Beispiel durch un- hinweisen. Sie sind nicht unbedingt willkürliche Bewegungen der ein Hinweis für einen Tumor. Arme und Beine oder Bewusst- seinsstörungen äussern können Gleichwohl sollten Sie derartige • Übelkeit und Erbrechen Symptome ärztlich abklären lassen. Hirntumoren und Hirnmetastasen 17
18 Hirntumoren und Hirnmetastasen
Untersuchungen und Diagnose Bei Verdacht auf einen Hirntumor Weitere werden bei Ihnen unterschiedliche Untersuchungen Untersuchungen durchgeführt. Falls die neurologischen Untersu- chungen den Verdacht auf einen Erste Abklärungen Hirntumor erhärten, werden bei Ihnen zeitnah bildgebende Unter- Anamnese suchungen gemacht. Die Ärztin oder der Arzt befragt Sie ausführlich. Das heisst Anamnese. Bildgebende Untersuchungen Zur Diagnose und zur Unterstüt- Der Arzt fragt Sie nach: zung der Therapie bei einem Hirn- • Beschwerden und Symptomen tumor setzt man folgende bildge- • vorbestehenden Erkrankungen bende Untersuchungen ein: • Ihren Lebensumständen • Magnetresonanztomografie • ob Sie regelmässig Medikamente (MRT, englisch MRI) einnehmen • Computertomografie (CT) • Positronen-Emissions-Tomo- Körperliche Untersuchung grafie (PET) Der Arzt untersucht Ihren Kör- • Magnetresonanzspektroskopie per. Ein wichtiger Teil davon ist die (MRS) neurologische Untersuchung. Dabei überprüft der Arzt Folgendes: Die Ärztin oder der Arzt erkennt • wie gut Ihr Nervensystem anhand dieser Bilder die Lage, die funktioniert Grösse und die Ausdehnung eines • wie Sie auf äussere Reize reagieren Tumors oder von Metastasen. • wie Ihre Fähigkeit ist, sich koor- diniert zu bewegen • wie verschiedene Muskelgrup- pen auf äussere Reize reagieren Hirntumoren und Hirnmetastasen 19
Magnet- oder person der Nuklearmedizin eine Computertomografie kleine Menge radioaktive Lösung in Sie erhalten Kontrastmittel in einer die Vene. Diese radioaktive Lösung Infusion. Dieses gelangt über Ihre ist so gering, dass sie nicht schädlich Vene in die Blutbahn. Die Untersu- ist und sich danach wieder abbaut. chung ist schmerzfrei und dauert bis Während der Untersuchung müssen zu 45 Minuten. Sie eine Weile ruhig liegen bleiben. Während der Untersuchung liegen Magnetresonanz- Sie auf einer Liege, die sich in eine spektroskopie (MRS) ringförmige Öffnung schiebt. Sie Die MRS macht auch Stoffwechsel- können während der ganzen Bildauf- prozesse sichtbar. Sie gibt den Ärz- nahme mit dem Personal sprechen. ten Hinweise auf die Art des Tumors und wie bösartig er ist. Das CT verwendet Röntgenstrahlen. Die Strahlenbelastung ist gering. Gewebeuntersuchung Der Arzt lässt das Gewebe des Tu- Die CT kann den Schädel sehr gut mors nach der Operation untersu- untersuchen. Die MRT verwendet chen, um Magnetfelder. Sie stellt das Gehirn • die definitive Diagnose zu stellen anatomisch genauer dar als ein CT. • den Tumor molekular (siehe «Molekulare Marker im Tumor- Positronen-Emissions- gewebe») einzuteilen Tomografie (PET) • den Tumor nach seinem WHO- Bösartige Tumoren haben einen Grad zuzuordnen deutlich stärkeren Stoffwechsel als gesundes Gewebe. Das PET macht Anhand der Ergebnisse der Gewebe- diesen stärkeren Stoffwechsel sicht- untersuchung kann der Arzt die best- bar. Dafür spritzt Ihnen eine Fach- mögliche Behandlung empfehlen. 20 Hirntumoren und Hirnmetastasen
Chirurgen können den Hirntumor WHO-Klassifikation in der Regel weitgehend entfernen. Das entfernte Tumorgewebe unter- Die von der Weltgesundheitsorga suchen Gewebespezialisten. nisation (WHO) erarbeitete Klassi fikation teilt die Hirntumoren nach Kann der Arzt den Tumor aufgrund den Zellen ein, aus denen sie ent- der Lage und Grösse nicht entfer- standen sind. nen, führt er eine Gewebeentnahme (Biopsie) durch. Die WHO-Klassifikation benutzt dazu vor allem die molekularen Lumbalpunktion Eigenschaften der hirneigenen Tu- Bei einer Lumbalpunktion führt der moren. Diese geben Informationen: Arzt eine dünne Nadel im Bereich • zur genauen Diagnose, der Lendenwirbel in den Wirbelka- • zum wahrscheinlichen Krank- nal ein. Mit dieser Nadel entnimmt heitsverlauf (Prognose) er dort eine kleine Menge Hirn-Rü- • und zur Wirksamkeit der ckenmarks-Flüssigkeit (Liquor). Im Behandlungen. Labor untersucht man, ob im Li- quor Tumorzellen vorhanden sind Daneben verwenden Ärzte auch die oder nicht. WHO-Grade 1–4. Der Eingriff erfolgt mit oder ohne örtliche Betäubung. Molekulare Marker im Tumorgewebe Im Tumorgewebe von Hirntumoren bestimmt man sogenannte moleku- lare Marker. Ärzte untersuchen da- bei Veränderungen am Erbmaterial der Zellen, was eine genauere Zu- ordnung des Tumors ermöglicht. Hirntumoren und Hirnmetastasen 21
Klassifikation nach WHO-Grade 1– 4 Grad 1 Diese Tumorzellen sind gutartig und wachsen langsam. Sie sind gut vom umgebenden, gesunden Gewebe abgrenzbar. Betroffene mit einem Grad-1-Tumor werden mit einer Operation meist er- folgreich geheilt. Grad 2 Diese Tumore wachsen langsamer als Grad-3- und -4-Tumore. Sie wachsen aber in die Umgebung ein und können nach einer Behandlung erneut aufzutreten. Manchmal verhalten sie sich bei einem Rückfall bösartiger. WHO-Grad-2-Tumore und höher können mit den aktuellen Behandlungsmöglichkeiten nicht endgültig geheilt werden. Grad 3 Diese Tumoren wachsen schneller als Tumoren der Grade 1 und 2. Sie wachsen in das umgebende, gesunde Gewebe ein. Trotz Behandlung treten sie nach einer gewissen Zeit erneut auf. Grad 4 Das sind schnell wachsende Tumoren, die sich rasch in das umgebende, gesunde Gewebe ausbreiten. Eine Operation, nachfolgende Bestrahlung und Chemotherapie halten diesen Tumor häufig nur vorübergehend unter Kontrolle. 22 Hirntumoren und Hirnmetastasen
Besonderheiten bei Tumoren im Hirn Auswirkung auf Kognitive Funktionen psychische, soziale und • Konzentrationsschwäche • Vergesslichkeit, Umständlichkeit kognitive Funktionen • Veränderte Auffassungsgabe Hirntumoren und Hirnmetastasen • Erhöhte Erschöpfbarkeit können sich stark auf die Psyche, die sozialen und kognitiven Funk- Soziale Funktionen tionen auswirken. Unter kognitiv • Probleme in der Beziehungs versteht man die geistigen Funktio- gestaltung nen, wie die Funktion des Gedächt- • Kommunikationsprobleme nisses. Diese Auswirkungen äussern (z.B. Missverständnisse) sich sehr unterschiedlich. Folgend • berufliche und soziale Probleme finden Sie eine Auswahl: Was tun? Psychisches Erleben Melden Sie – auch als Angehörige und Verhalten – Veränderungen dem Behand- • Antriebsschwäche lungsteam. Das Behandlungsteam • Interessensverlust erkennt eine mögliche medizinische • veränderte, häufig auch abge- Ursache für solche Veränderungen. stumpfte Gefühlslage Menschen mit einer Hirntumorer- • Teilnahmslosigkeit krankung nehmen die eigene Ver- • Halluzinationen, Wahnbildung änderung zum Teil nicht wahr. • Angst, innere Unruhe • Erregbarkeit, Reizbarkeit, Irritier- Sprechen Sie über die erlebten barkeit bis hin zu Aggressivität Veränderungen, Sorgen und Be- • verminderte Impulskontrolle fürchtungen. Gemeinsam mit dem Behandlungsteam finden Sie eine Veränderung in der geeignete Behandlungsmöglichkeit. Persönlichkeit • Wesensveränderungen • veränderte Verhaltensweisen Hirntumoren und Hirnmetastasen 23
Bewährte Behandlungsmöglichkei- Patientenverfügung und ten sind insbesondere: Vorsorgeauftrag • psychoonkologische Begleitung Sprechen Sie Themen wie Patien- von Betroffenen und ihren tenverfügung und Vorsorgeauftrag Angehörigen aufgrund der möglichen Auswir- • Neuropsychologie kungen auf Ihre psychischen, so- • Ergotherapie zialen und kognitiven Funktionen • Kreative Therapien frühzeitig an. Vielleicht gibt es an- dere Punkte, die Sie klären, angehen Zusätzlich zu den genannten Be- oder abschliessen möchten. handlungsmöglichkeiten kann eine medikamentöse Unterstützung hilf- Sich mit diesen Themen auseinan- reich und sinnvoll sein. derzusetzen, kann für alle Beteilig- ten belastend sein. Die Erfahrung Die möglichen Auswirkungen sind zeigt aber, dass Betroffene und Ihre von Mensch zu Mensch unter- Nahestehenden im Nachhinein er- schiedlich. Wichtig ist eine ver- leichtert darüber sind. trauensvolle «Arzt-Patienten-Bezie- hung», die auch die Nahestehenden Diese Erleichterung und die Klar- miteinbezieht. heit über Wünsche und Vorstellung kann die Lebensqualität verbessern. Mehr über ... … Themen wie Patientenverfügung und Vorsorgeauftrag finden Sie in den Broschüren der Krebsliga: «Krebs – wenn die Hoffnung auf Heilung schwindet», «Selbstbestimmt bis zuletzt» und «Patientenver- fügung der Krebsliga» (siehe S. 69). 24 Hirntumoren und Hirnmetastasen
Epileptische Anfälle Wie erkenne ich einen generalisierten Anfall? Ein epileptischer Anfall ist eine vo- Bei generalisierten Anfällen stürzen rübergehende Störung im Gehirn, die Betroffenen meist bewusstlos zu ausgelöst durch eine plötzliche Ent- Boden und werden einige Minuten ladung der Nervenzellen. Hirntu- lang von Muskelkrämpfen geschüt- moren und Hirnmetastasen können telt. epileptische Anfälle verursachen. Betroffene können beim Anfall die Häufig sind epileptische Anfälle das Augen verdrehen, Schaum vor dem erste Symptom, welches zu weite- Mund haben und unkontrolliert ren Abklärungen und zur Diagnose Urin und Stuhl verlieren. Hirntumor oder Hirnmetastasen führt. In der Regel dauert ein Anfall we- nige Minuten. Danach ist die Person Man unterscheidet zwischen foka- oft müde und schläfrig. len Anfällen und generalisierten Anfällen («Grand Mal»). Tipp: Epilepsie-Ausweis im Portemonnaie Wie erkenne ich einen Tragen Sie als betroffene Person fokalen Anfall? einen Epilepsie-Ausweis mit Ihrem Bei einem solchen Anfall können Namen und der Telefon-Nummer sich Betroffene plötzlich nicht mehr einer Bezugsperson in Ihrem Porte- ausdrücken oder ihre Wahrneh- monnaie. mung ist gestört (z.B. Geräusche, Gerüche, visuelle Wahrnehmung). Erzählen Sie Ihren Nahestehenden von möglichen Anfällen und weisen Manchmal bewegt sich ein Arm oder Sie sie auf die nachfolgenden Punkte ein Bein unwillkürlich. Betroffene hin. nehmen gelegentlich ihre Umwelt einige Sekunden nicht mehr wahr. Hirntumoren und Hirnmetastasen 25
Was können andere Personen für die Betroffenen bei einem epileptischen Anfall tun? Während des epileptischen Anfalls • Bleiben Sie bei der Person. Laufen Sie nicht weg, um Hilfe zu holen. • Räumen Sie alle Gegenstände weg, an denen sich die Person verletzen könnte. • Lassen Sie die Person am Boden liegen. • Bringen Sie die Person in eine stabile Seitenlage. Erbricht die Person, bleiben die Atemwege frei. • Legen Sie etwas Weiches (Decke, Pullover) unter den Kopf. • Halten Sie die Person während des Anfalls nicht fest. • Geben Sie der Person nichts zu essen oder zu trinken. Nach dem Anfall • Versuchen Sie die Person zu beruhigen. • Fragen Sie nach, welche Hilfe sie noch benötigt. • Schreiben Sie Datum, Dauer und Symptome des Anfalls auf. Diese Angaben sind für die Ärztin oder den Arzt nützlich. • Rufen Sie den behandelnden Arzt an. Der epileptische Anfall kann auf ein Fortschreiten der Tumorerkrankung hinweisen. Der behandelnde Arzt passt die antiepileptische Therapie an. 26 Hirntumoren und Hirnmetastasen
Epileptische Anfälle Nahestehende sind und Fahrzeuge lenken mitbetroffen Nach einem epileptischen Anfall können Sie vorübergehend kein Die Erkrankung wirkt sich auf den Fahrzeug lenken (Fahreignung nicht Lebensalltag aller nahestehenden gegeben). Dazu gibt es eine Schwei- Personen aus. zer Richtlinie für die Fahreignung bei Epilepsie: www.irm.uzh.ch → Der Umgang mit den psychischen, Richtlinien → Epilepsie. sozialen und kognitiven Verän- derungen kann für Nahestehende Sprechen Sie mit einem Neuro schwierig und belastend sein. logen oder Onkologen, wenn Sie die Fahreignung wiederaufnehmen Menschen, die an einem Hirntumor möchten. Der behandelnde Arzt erkranken, brauchen oft in einem kann sich an den Empfehlungen der frühen Stadium Unterstützung. SwissNOS (Schweizerische Gesell- Gründe dafür sind körperliche und schaft für Neuro-Onkologie) orien- geistige Einschränkungen. Schnell tieren. stellen sich Fragen der Sozialver- sicherung, einer längeren Arbeits- Darf ich mit einem unfähigkeit oder einer Pflege- und Hirntumor fliegen? Betreuungsbedürftigkeit. Im Flugzeug entstehen beim Start und bei der Landung Druckschwan- Lassen Sie sich frühzeitig unterstüt- kungen. Diese können zu einer zen. Sprechen Sie mit Ihrer kantona- Gehirnschwellung führen (Hirn- len oder regionalen Krebsliga über druck). Eine solche Schwellung ver- Unterstützungsangebote. Hilfreich mindert die Funktion des Gehirns ist auch die Krebsliga-Broschüre und kann Kopfschmerzen auslösen. «Krebs trifft auch die Nächsten». Besprechen Sie eine Reise mit dem Flugzeug vorher mit Ihrem behan- delnden Arzt. Hirntumoren und Hirnmetastasen 27
Befragung: Nahestehende in der Betreuung Diese Befragung hilft Nahestehenden, eigene Grenzen und Ressourcen in der Betreuung zu erkennen. Sie weist auch auf Unterstützungsangebote hin. Wie geht es mir in der Betreuung? Bitte kreuzen Sie an: sehr gut gut weder gut noch schlecht schlecht sehr schlecht Was läuft gut in der Betreuung? Wo sind die Herausforderungen in der Betreuung? 28 Hirntumoren und Hirnmetastasen
Brauche ich eine Veränderung in der Betreuung? Bitte kreuzen Sie an: ja nein, in der Betreuung geht es mir gut im Moment nicht, vielleicht später Falls ja, welche Veränderungen brauche ich? Unterstützung oder Übernahme der Pflege des Betroffenen eine Auszeit mehr Pausen mehr Zeit für mich, meine Freunde, meine Familie Hilfe bei der Hausarbeit psychische Unterstützung Wo finde ich Unterstützung? andere Nahestehende Nachbarinnen oder Nachbarn regionale oder kantonale Krebsliga Spitex spitalexterne Onkologiepflege Psychoonkologin oder Psychoonkologe Seelsorgerin oder Seelsorger Tagesbetreuungsdienst Freiwilligendienst Fahrdienst Mahlzeitendienst Nachtwache (z.B. Mobiler Palliativ Dienst) Entlastungsdienst Schweiz Faites-vous aider par des professionnels : n’hésitez pas à demander Hirntumoren und Hirnmetastasen 29
Behandlungsmöglichkeiten Je nach Art des Hirntumors und der für die Operation eine Vollnarkose. individuellen Situation schlägt das Das bedeutet, dass Sie während der Behandlungsteam unterschiedliche Operation schlafen. Nach der Ope- Behandlungen vor. ration bleiben Sie für wenige Tage im Spital. Zu den Behandlungsmöglichkeiten gehören: Ziel der Operation • Operation Die Neuro-Chirurgin oder der • Strahlentherapie Neuro-Chirurg entfernt möglichst • Chemotherapie den ganzen Hirntumor. Dabei • Aktive Überwachung schont er das umgebende, gesunde • Zielgerichtete Therapie Gewebe soweit wie möglich. Ist der • Immuntherapie Hirntumor entfernt, vermindert sich der Druck im Schädelinneren. Diese Behandlungsmöglichkeiten Das lindert Beschwerden wie Kopf- werden einzeln oder kombiniert schmerzen, Übelkeit, Erbrechen, durchgeführt. Werden die Be- Bewusstseinstrübung, epileptische handlungen kombiniert, kann das Anfälle oder Sehstörungen. gleichzeitig oder nacheinander ge- schehen. Das Ziel der Behandlun- Verschiedene Techniken unterstüt- gen ist, den Hirntumor oder die zen den Chirurgen während der Metastasen möglichst lange unter Operation, die Tumorgrenzen zu Kontrolle zu halten. erkennen. Der Chirurg kann so Ge- hirnfunktionen schonen. Zu diesen Operation Techniken gehören: • Neuro-Navigation (Neurochirurgie) • bildgebende Untersuchung Eine Operation oder eine Gewebe- während der Operation (MRT, probe (Biopsie) braucht es für die Ultraschall) Diagnosestellung. Zugleich ist sie • Fluoreszenztechnik ein wichtiger Bestandteil der Be- • neurophysiologisches Monito- handlung. In der Regel erhalten Sie ring 30 Hirntumoren und Hirnmetastasen
Neuro-Navigation ale über die Reizung von Nerven- Die MRT-Bilder lädt man in eine bahnen überwacht. Dabei spricht Art Satelliten-Navigations-System, man auch von einem Neuromoni- der sogenannten Neuro-Navigation. toring. Während der Operation orientiert sich der Chirurg und kann auf diese Wachoperation und neuro- Weise den Tumor millimetergenau physiologisches Monitoring entfernen. Darunter wird eine Operation mit Wachphasen verstanden. Betrof- Bildgebung (MRT, Ultraschall) fene erhalten keine Vollnarkose. Der Chirurg verfolgt während der Die Kopfhaut wird örtlich betäubt Operation mit der MRT, wie viel und Betroffene erhalten ein Beruhi- Tumor er entfernt hat. Anstelle der gungsmittel. MRT kann der Chirurg auch einen Ultraschall verwenden. Das Gehirn selber ist schmerz unempfindlich. Deswegen können Fluoreszenztechnik Betroffene während der Operation Vor der Operation erhält die be- in den wichtigen Phasen wach blei- troffene Person einen Farbstoff, der ben. In diesen Wachphasen wird die sich im Tumorgewebe anreichert. Hirnfunktion überprüft, indem die Während der Operation lässt dieser betroffene Person spricht oder die Farbstoff das Tumorgewebe leuch- Arme und Beine bewegt. ten (fluoreszieren) und damit ge- nauer entfernen. Eine Vollnarkose kann bei einer Wachoperation jederzeit eingeleitet Neuromonitoring werden. Während der Operation wird die Funktionsfähigkeit heikler Hirnare- Hirntumoren und Hirnmetastasen 31
Strahlentherapie Was geschieht bei der Strahlentherapie? Die Strahlentherapie stört den Zell Sie liegen auf einer Liege. Eine indi- teilungsprozess der Tumorzellen viduell hergestellte Gesichtsmaske und führt zum Absterben bös ar stabilisiert Ihren Kopf. Dadurch ist tiger Zellen. Tumorzellen sind emp- es möglich, immer in derselben ex- findlicher auf eine Strahlentherapie akten Position zu bestrahlen. In der als gesunde Zellen. Regel bestrahlt man nur die Tumor- region und nicht das ganze Gehirn. Ziele der Strahlentherapie • Die Strahlentherapie bremst das Radiochirurgie Wachstum von Tumorzellen, die Dabei bestrahlt man Hirnmetasta- nach einer Operation verblieben sen in wenigen Sitzungen (ein- bis sind. fünfmal), sehr genau und hochdo- • Sie bremst das Wachstum von siert. Mit der Radiochirurgie kön- nicht vollständig entfernbarem nen Hirnmetastasen vollständig Tumorgewebe. zerstört werden. • Sie vermindert das Risiko, dass Tumorzellen sich erneut ver- Diese Therapie führen Ärzte nur bei mehren. kleinen, klar abgegrenzten Metasta- sen anstelle einer Operation durch. Wann wird eine Strahlentherapie eingesetzt? Ganzhirnbestrahlung • nach der Operation Sie kommt selten und nur noch bei • in Kombination mit einer Che- einer grossen Anzahl von Hirn- motherapie (Radiochemothera- metastasen zur Linderung von Be- pie) schwerden zur Anwendung. • als palliative Therapie zur Lin- derung von Beschwerden Nebenwirkungen wie beispielsweise • in Ausnahmefällen als alleinige Gedächtnisminderung oder geistige Therapie, wenn eine Operation Trägheit müssen bei der Wahl der nicht möglich ist Therapie berücksichtigt werden. 32 Hirntumoren und Hirnmetastasen
Mögliche Folgen einer Die Medikamente heissen Zytosta- Strahlentherapie tika. Über Ihre Blutbahn verteilen Sie sind abhängig von der Strahlen- sich Zytostatika im ganzen Körper. gesamtdosis und der Höhe der Ein- Deshalb spricht man auch von einer zeldosen. systemischen Wirkung. Mögliche Nebenwirkungen sind: Zytostatika schädigen vorwiegend • vorübergehende Hirnschwellung die sich schnell teilenden Tumor- (Hirnödem) und dadurch ent- zellen. Allerdings schädigen sie stehender Hirndruck auch die sich schnell teilenden ge- • Übelkeit sunden Zellen. Das sind beispiels- • Hautveränderungen (Rötung, weise Zellen der Schleimhäute, Trockenheit) Haarfollikelzellen und Blutzellen • Müdigkeit im Knochenmark. • örtlicher Haarausfall Die Schädigung gesunder Zellen ist die Hauptursache von möglichen Medikamentöse Nebenwirkungen. Während Tumor- Tumortherapien zellen absterben, erholen sich ge- sunde Zellen meist wieder. Chemotherapie (Zytostatika) Die Medikamente einer Chemothe- Ziel der Chemotherapie rapie schädigen Zellen oder hem- Verlangsamt das Wiederauftreten men das Wachstum der Zellen. des Tumors. Mehr über ... … Strahlentherapie, ihre Auswirkungen und Nebenwirkungen erfahren Sie in der Broschüre «Die Strahlentherapie» (siehe S. 68). Hirntumoren und Hirnmetastasen 33
Blut-Hirn-Schranke Ärzte als alleinige Therapie oder Das Gehirn ist durch eine Blut- zusammen mit einer Strahlenthera- Hirn-Schranke vor schädigenden pie bei Gliomen ein. Substanzen geschützt. Viele Zytos- tatika erreichen deshalb den Hirn- Mögliche Nebenwirkungen tumor nicht. Obwohl im Bereich Diese sind abhängig von den einge- des Tumors die Blut-Hirn-Schranke setzten Medikamenten, deren Menge weitgehend zerstört ist, bleiben ver- und dem persönlichen Empfinden. einzelte Tumorzellen vor Zytosta- Ihre behandelnde Ärztin oder Ihr tika geschützt. Darum behandelt behandelnder Arzt informiert und man Hirntumoren mit Zytostatika, berät Sie. welche die Blut-Hirn-Schranke bes- ser durchdringen können. Mögliche Nebenwirkungen sind: • Übelkeit und Erbrechen (kann Temozolomid vorbeugend verhindert werden) Das ist ein Zytostatikum, welches • Müdigkeit und Abgeschlagenheit die Blut-Hirn-Schranke überwin- • Durchfall den kann. Betroffene nehmen das • Verminderung der Blutzellen Medikament in der Regel in Kap- (weisse Blutkörperchen, Blut- selform einmal täglich während ei- plättchen) niger Tage ein. Temozolomid setzen Mehr über ... … Therapien mit Tumormedikamenten, unterschiedliche Verabrei- chungsarten und Nebenwirkungen von Zytostatika finden Sie in der Broschüre «Medikamentöse Tumortherapien». 34 Hirntumoren und Hirnmetastasen
Aktive Überwachung Diese Behandlungsmöglichkeit kommt bei Glioblastomen nach Ab- Ärztinnen oder Ärzte behandeln den schluss der Strahlentherapie zusätz- Tumor anfänglich nicht. Sie führen lich zur Standardtherapie infrage. aber regelmässige Kontrollen durch. Seit 2021 übernimmt die Kranken- Aktive Überwachung kommt bei kasse auf Anfrage die TFF. Tumoren infrage, die sehr langsam wachsen und keine Beschwerden Zielgerichtete Therapien verursachen. Das sind beispielsweise («Targeted Therapies») gewisse WHO-Grad-2-Gliome. Die Wirkstoffe zielgerichteter The- rapien bremsen das Wachstum oder Weitere mögliche den Stoffwechsel eines Tumors. Behandlungen Diese Therapieform wird bei Hirn- metastasen mit entsprechenden ge- Tumortherapiefelder netischen Eigenschaften angewen- (TTFelder) det. Dabei werden elektrische Wechsel- felder (TTFelder) erzeugt. Sie ver- Immuntherapie langsamen die Teilung der Hirn Sie aktiviert das Immunsystem und tumorzellen. ermöglicht eine Immunreaktion gegen die Tumorzellen. Betroffene erhalten dafür Pflaster auf die rasierte Kopfhaut aufgeklebt. Bisher verordnen Onkologinnen Diese übertragen die elektrischen oder Onkologen eine Immunthe- Wechselfelder von einem tragbaren rapie nur bei gewissen Hirnme- Gerät. Sie spüren dabei nichts und tastasen. Bei Gliomen war die Im- somit auch keine Schmerzen. muntherapie bisher nicht genügend wirksam. Hirntumoren und Hirnmetastasen 35
36 Hirntumoren und Hirnmetastasen
Behandlungsplanung Bis alle Untersuchungsergebnisse • Wie reagieren die Metasta- vorliegen und die Behandlungspla- sen auf eine medikamentöse nung abgeschlossen ist, dauert es Behandlung? wenige Wochen. • Wie hat der Ausgangstumor (Primärtumor) auf die Behand- Wovon hängt die lung reagiert? Behandlungsplanung ab? Für die Behandlungsplanung von Ausserdem werden Ihr allgemeiner primären Hirntumoren beantwor- Gesundheitszustand und Ihre Vor- ten Ärztinnen und Ärzte folgende stellungen von Lebensqualität be- Fragen: rücksichtigt. • Welche Art von Tumor liegt vor? • Wo liegt der Tumor? Was ist ein Tumorboard? • Wie gross ist der Tumor? Die Tumorbehandlung besteht meis- • Wie schnell wächst der Tumor? tens aus mehreren Therapien über • Verursacht der Tumor einen längeren Zeitraum. Dies erfor- Beschwerden? dert die Zusammenarbeit von Ärz- • Lässt sich der Tumor vollständig tinnen und Ärzten aus unterschied- entfernen? lichen Fachrichtungen. Für die Behandlung von Hirnmetas- Die einzelnen Schritte besprechen tasen ist entscheidend: und planen Ärzte in regelmässigen • Wie viele Metastasen liegen vor? Sitzungen. Diese Sitzungen heissen • Sind es einzelne oder mehrere Tumorboards. Ihr behandelnder Hirnmetastasen? Arzt teilt Ihnen nach dem Tumor- • Ist es der einzige Ort im Kör- board mit, welche Behandlung per, an dem Metastasen fest- empfohlen wurde und warum sie gestellt wurden? am besten geeignet ist. Sie können • Wo liegen die Metastasen? jederzeit Ihre Fragen dazu stellen. Hirntumoren und Hirnmetastasen 37
Bei Hirntumoren beraten sich wäh- Das kurative Therapieziel rend des Tumorboards vor allem Hier ist die Behandlung auf Heilung Fachleute der Neuroonkologie, der ausgerichtet. Dies kann bei Gliomen Neurologie (Krankheiten des Nerven- WHO-Grad 1 der Fall sein, wenn systems), der Neurochirurgie (chi- der Tumor vollständig entfernt rurgische Behandlung des Nerven- wurde. systems), der Neuroradiologie und Nuklearmedizin (bildgebende Ver- Das Risiko eines Rückfalls (Rezidiv) fahren) und der Neuro- und Moleku- bleibt bei Hirntumoren allerdings larpathologie (Gewebeuntersuchung). bestehen. Auch wenn das vom Tu- mor befallene Gewebe weitgehend Häufig sind weitere Fachleute be- entfernt wurde. Deshalb empfehlen teiligt, etwa solche der Pflege, der Ärzte nach einer Operation Ver- Psychoonkologie, der Ergotherapie laufskontrollen und ab WHO-Grad oder der Logopädie. 2 oft zusätzliche Therapien, wie Chemotherapie oder Strahlenthe- rapie. Therapieziel Das Therapieziel hängt davon ab, Das palliative Therapieziel wie weit die Erkrankung fortge- Hier ist eine Heilung unwahr- schritten ist und wie gut die Hei- scheinlich. Das Behandlungsteam lungsaussichten sind. Auch die Art versucht das Fortschreiten der Tu- des Tumors spielt eine Rolle. morerkrankung so lange wie mög- lich hinauszuzögern. Diese Ziele überprüfen Ärztinnen und Ärzte während der Behandlung Begleitende pflegerische, psycholo- immer wieder. Wenn nötig, werden gische und seelsorgerische Massnah- sie dem Krankheitsverlauf, dem Er- men sind von Anfang der Erkrankung folg einzelner Therapien oder der hilfreich. Sie lindern Beschwerden persönlichen Situation angepasst. wie Schmerzen, Ängste, Müdigkeit Diese Anpassungen erfolgen in Ab- oder epileptische Anfälle. sprache mit Ihnen. 38 Hirntumoren und Hirnmetastasen
Betroffene erhalten systemisch wir- Lassen Sie sich kende Therapien. Systemisch heisst, begleiten und beraten dass sie im ganzen Körper wirken. Beispielsweise sind das Chemo- Nehmen Sie sich genug Zeit für die therapien oder zielgerichtete The- Besprechung der Therapien, der rapien. Die Therapien halten die Therapieziele und für die Beant- Tumorerkrankung möglichst lange wortung Ihrer Fragen. Besprechen unter Kontrolle. Sie Ihre Anliegen mit den Ärztin- nen und Ärzten. Sprechen Sie mit Ihrem Behand- lungsteam, was Lebensqualität für Schreiben Sie sich Ihre Fragen zu Sie bedeutet. Hause in Ruhe auf, damit Sie wäh- rend der Besprechung keine verges- Vielleicht ist jetzt auch der richtige sen. Die Fragen auf Seite 41 können Zeitpunkt, um Ungeklärtes, Auf- Sie dabei unterstützen. Lassen Sie geschobenes, Vollmachten oder fi- sich bei Bedarf von einer Vertrau- nanzielle Themen zu klären. Wenn ensperson begleiten. der Hirntumor grösser wird, be- einträchtigt das auch zunehmend Vielleicht haben Sie das Bedürfnis, die Funktion des Gehirns. Ergrei- über die psychische oder soziale fen Sie die Gelegenheit, solange Sie Belastung zu sprechen. Sprechen noch selber entscheiden können. Sie auch Probleme betreffend Be- ruf und Einkommen frühzeitig an. Wenden Sie sich ans Krebstelefon oder an Ihre kantonale oder regio- nale Krebsliga (siehe S. 74 f.). Hirntumoren und Hirnmetastasen 39
Eine Zweitmeinung einholen Lassen Sie sich erklären, welchen Bevor Sie mit der empfohlenen Be- Verlauf die Erkrankung ohne die handlung beginnen, können Sie empfohlene Behandlung nehmen Ihre Hausärztin oder Ihren Haus- kann. arzt beiziehen oder eine fachärzt- liche Zweitmeinung einholen. Ihr Fragen Sie nach, wie viel Erfahrung Behandlungsteam kennt diese Mög- das Behandlungsteam mit Ihrer Tu- lichkeit und leitet Ihre Unterlagen morerkrankung hat. Die Erfahrung an die entsprechenden Ärzte weiter. kann den Krankheitsverlauf und die Lebensqualität beeinflussen. Sie haben das Recht, jederzeit Ihre Unterlagen mit den Untersuchungs- Sie können die Therapiewahl auch ergebnissen zu verlangen. den behandelnden Ärzten überlas- sen. Für eine Operation oder The- Sie entscheiden rapie braucht es allerdings immer Sie können zu jedem Zeitpunkt Ihre Einwilligung. Fragen stellen oder einen früheren Entscheid hinterfragen. Stimmen Sie einer Massnahme erst dann zu, wenn Sie über das Vorgehen sowie über die möglichen Folgen und Komplikationen umfassend infor- miert worden sind. Sie haben das Recht, eine Behand- lung abzulehnen oder mehr Be- denkzeit zu verlangen. 40 Hirntumoren und Hirnmetastasen
Getrauen Sie sich zu fragen • Was kann ich von der Behandlung erwarten? Welche Nachbehandlungen sind allenfalls nötig? Gibt es Alternativen? • Welche Vorteile hat die Behandlung? Kann sie meine Lebenszeit verlängern? Verbessert sie meine Lebensqualität? • Welche Nachteile hat die Behandlung? Mit welchen Nebenwirkungen muss ich rechnen? Sind sie vorübergehend oder dauerhaft? Was lässt sich dagegen tun? • Wie oft werden Hirntumoren in diesem Spital behandelt? Wie häufig operieren die Chirurginnen und Chirurgen Hirntumoren? • Welche Komplikationen können während der Operation auftreten? • Ist die Hirnleistung nach der Operation oder nach der Bestrahlung beeinträchtigt? Welche Folgen hat das? • Was bedeutet der Tumor und seine Behandlung für meine körperliche Leistungsfähigkeit, meinen Beruf und meine Hobbys? • Wo erhalte ich Unterstützung im Alltag? Wer hilft mir bei finanziellen Problemen? • Wer betreut meine Kinder während meiner Abwesenheit? • Wo erhalte ich psychologische Unterstützung für mich oder meine Nahestehenden? Hirntumoren und Hirnmetastasen 41
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