HITZEBELASTUNG IN URBANEN RÄUMEN - INFOHEFT DER KANTONALEN VERWALTUNG - Kanton Basel-Landschaft
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INFOHEFT DER KANTONALEN VERWALTUNG NR. 208 | SEPTEMBER 2021 UNSER KANTON HAT VIEL ZU BIETEN ESTHER ROTH, LEITERIN DES AMTS FÜR KULTUR, IM INTERVIEW > SEITE 4 HITZEBELASTUNG IN URBANEN RÄUMEN HITZEANGEPASSTE SIEDLUNGSENTWICKLUNG DANK KLIMAKARTEN > SEITE 12 BLICKFANG STELLENINSERAT STELLENAUSSCHREIBUNGEN IN NEUEM GEWAND > SEITE 6
SEITE 2 | INFOHEFT | 208 | SEPTEMBER 2021 EDITORIAL LIEBE LESERIN, LIEBER LESER Offene Stellen des Kantons werden bald in einer völlig neuen Gestaltung aufgeschaltet. Die neuen Stelleninserate sind ansprechender, informativer für Stellensuchende und verfügen über viele benutzerfreundliche Funktionalitäten. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zur positiven Wahrnehmung des Kantons als zeitgemässer und attraktiver Arbeitgeber. > Erfahren Sie mehr über das neue Stelleninserat auf Seite 6. «Unser Kanton hat viel zu bieten und besitzt eine reichhaltige Kulturlandschaft», sagt Esther Roth, Leiterin des Amts für Kultur seit dem 1. Januar 2021. Im Interview spricht sie über die ersten Monate in der neuen Funktion als Amtsleiterin, über Kultur unter Corona-Bedingungen und über die vielfältigen Aufgaben und Herausforderungen ihres Amts. > Das Interview mit Esther Roth lesen Sie auf Seite 4. Der Klimawandel und die damit verbundene Hitze belasten urbane Räume zunehmend. Umso wichtiger wird es sein, die Hitzeinseln zu kennen und zu wissen, wo Frischluftströmungen verlaufen. Neue Klimakarten geben Antworten dazu und können als Planungsgrundlage für die Gemeinden dienen. Mehr dazu auf Seite 12. Auf dem Papier nimmt das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest, das in einem Jahr in Pratteln stattfindet, immer mehr Gestalt an. Im September haben bereits die Vorbereitungsarbeiten auf dem Festgelände begonnen. Ein Grossanlass ohne freiwillige Helferinnen und Helfer ist jedoch undenkbar. Wenn Sie als Einzelperson oder mit Ihrem Verein interessiert sind zu helfen, finden Sie weitere Informationen auf folgender Website https://esaf2022.ch/helfer/. Mehr auf Seite 22. Neugierig geworden? Schauen Sie herein ins neueste Infoheft. Ich wünsche Ihnen viel Spass bei der Lektüre! Erna Truttmann Redaktorin «Infoheft»
SEITE 3 | INFOHEFT | 208 | SEPTEMBER 2021 INHALT SERIE: ZU ZWEIT BEIM KANTON 9 Das Infoheft stellt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor, die eine Namensvetterin oder einen Namensvetter haben. Dieses Mal sind es die beiden Carmen Brun − einmal von der Zivilrechtsverwaltung, einmal von der Römerstadt Augusta Raurica. Foto: Susanne Schenker BEGRÜSSUNG NEUE LERNENDE MIT «ACTIONBOUND» DURCH LIESTAL 11 UND ZU STANDORTEN DER VERWALTUNG 41 junge Menschen begannen im August ihre Lehre bei der kantonalen Verwaltung. Der gemeinsame Einführungstag war sehr ereignisreich und gab erste Einblicke in die Verwaltung. Foto: Personalamt, FKD SERIE: MEIN SCHÖNSTER ORT 18 Leonie Peter, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Bildung bei der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion, wählt ihren schönsten Ort in einem urbanen Umfeld. Es ist ein bunter Begegnungsort an der Uferpromenade am Rhein im Hafenareal von Basel. Foto: Michael Lehner IMPRESSUM ARTIKEL «Unser Kanton hat viel zu bieten …» 4 Nummer 208, September 2021 51. Jahrgang Blickfang Stelleninserat 6 Herausgegeben von der Landeskanzlei Mit Stelleninseraten alle ansprechen 8 des Kantons Basel-Landschaft Internet: www.bl.ch Erfolgreiche Lehrabschlüsse: Grund zum Feiern 10 Erscheint vierteljährlich Hitzeangepasste Siedlungsentwicklung dank Klimakarten 12 Redaktionskommission: Mehr Gemeindeautonomie durch stärkere Regionen 14 Catia Allemann-Gagliano Wie geschlechtergerecht formulieren? 16 Adrian Baumgartner Bartolino Biondi Augusta Raurica mit Augmented Reality entdecken 19 Michael Lehner Lesereisen vermitteln Kultur auf ihre ganz eigene Weise 20 Nic Kaufmann Simone Thommen ESAF Pratteln im Baselbiet: Ein Jahr davor und voller Optimismus 22 Rolf Wirz «Gendertag – Zukunftstag für Mädchen und Jungs» 24 Redaktorin: 69. Baselbieter Team-OL vom 24. Oktober im Laufgebiet «Stürmenchopf» 25 Erna Truttmann, Landeskanzlei Agenda26 Rathausstrasse 2, 4410 Liestal Feedback und Anregungen zum Infoheft: Impressionen30 Erna Truttmann, Telefon 061 552 50 33 E-Mail: erna.truttmann@bl.ch Personalnachrichten: Mergiane Ademi, Dienstleistungszentrum Personal Telefon 061 552 90 21 E-Mail: mergiane.ademi@bl.ch Redaktionsschluss der Nummer 209: 19. November 2021 Zum Titelbild Esther Roth leitet seit dem 1. Januar 2021 das Amt INFO für Kultur. Im Interview auf Seite 4 berichtet sie über die ersten Monate in ihrer neuen Funktion, Das Heft erscheint digital und wird im Intranet (mit den Personalnachrichten) und über Kultur unter Corona-Bedingungen und die auf der Internetseite (ohne die Personalnachrichten) des Kantons publiziert. vielfältigen Aufgaben und Herausforderungen ihres Pensionierte Mitarbeitende, welche die Personalnachrichten als PDF erhalten Amts. (Foto: Matthias Willi) möchten, schicken bitte eine E-Mail an die Redaktorin (kommunikation@bl.ch).
SEITE 4 | INFOHEFT | 208 | SEPTEMBER 2021 «UNSER KANTON HAT VIEL ZU BIETEN UND BESITZT EINE REICHHALTIGE KULTURLANDSCHAFT» Seit dem 1. Januar 2021 ist Esther Roth Leiterin des Amts für Kultur. Zeit, über die ersten Monate in der neuen Funktion, über Kultur unter Corona-Bedingungen und über die vielfältigen Aufgaben und Herausforderungen ihres Amtes zu sprechen. Was ist die Aufgabe des Amts für Kultur? Und wie gelingt diese Übersetzungsleistung? Esther Roth: Unsere Aufgabe ist es, das kulturelle Erbe des Oft geht es um gegenseitiges Verständnis. Warum brau- Kantons zu bewahren. Dazu gehören das Sammeln und chen künstlerische Prozesse so viel Zeit? In welchen ge- Dokumentieren ebenso wie die Auswertung und Vermitt- setzlichen Rahmenbedingungen bewegen wir uns in der lung. Ausserdem fördern wir das zeitgenössische Kunst- Kulturpolitik? Diese Fragen muss ich transparent klären. schaffen und stellen eine kulturelle Infrastruktur sicher. Dies Beide Seiten – Politik wie Kultur – müssen verstehen, auf- geschieht natürlich auch in Partnerschaften und Koopera grund welcher Vorgaben und Rahmenbedingungen wir han- tionen. Und nicht zuletzt bringen wir Kulturthemen in ak deln. Wenn ich hier gegenseitiges Vertrauen schaffen kann, tuelle politische Diskussionen ein. Eine extrem vielseitige ist schon viel erreicht. Und so unterschiedlich sind Politike- Aufgabe also! rinnen und Künstler auch gar nicht. Wie hat sich Ihre Arbeit verändert, seit Sie die Leitung Wie meinen Sie das? übernommen haben? Beide Gruppen haben das Bedürfnis, in die Öffentlichkeit Neu liegt die strategische Gesamtverantwortung bei mir. zu treten, etwas zu sagen, sich für etwas einzusetzen – die- Ich erledige viel koordinative Arbeit und beschäftige mich ses Gefühl ist sehr verbindend. Auch wenn die Meinungen mit den gesetzlichen Grundlagen, welche unsere Arbeit manchmal auseinandergehen: In der Politik wie in der Kultur regeln. So bekomme ich einen vertieften Einblick in alle muss man alle einbinden, damit eine Demokratie oder eine Hauptabteilungen und in Themen, in welche ich vorher nicht vielfältige Kulturlandschaft funktioniert. involviert war. Die Abteilung kulturelles.bl verantworte ich weiterhin, leite jedoch operativ keinen Fachbereich mehr. 2020/21 waren für die Kulturschaffenden schwierige Jahre. Diese Aufgabe hat Corinne Wegmüller übernommen – eine Was stimmt Sie zuversichtlich? grosse Entlastung für mich. Ich glaube, dass uns nach dieser schwierigen Zeit einige tolle Kultur-Jahre bevorstehen. Bereits erarbeitete Produk- Als Leiterin des Amts für Kultur befinden Sie sich an einer tionen und Projekte, die nicht veröffentlicht werden konnten, Schnittstelle zwischen Politik und Kultur. Was reizt Sie an stecken in der Pipeline. Viele Kulturschaffende haben die dieser Position? Zeit genutzt, um über ihre Arbeit nachzudenken. Ausserdem Ich habe mich schon immer für politische Prozesse interes- ist man sich geografisch nähergekommen – wenn man zu- siert. Jetzt kann ich gemeinsam mit der Politik gestalten hause bleiben muss, ergeben sich im nächsten Umfeld neue und bin gleichzeitig sehr nahe am künstlerischen Prozess. Konstellationen. Ich glaube, aus diesem riesigen Schock Das reizt mich, birgt aber auch Herausforderungen. Ich be- wird manch Bereicherndes hervorgehen. finde mich an einer Schnittstelle mit vielen Anspruchsgrup- pen, das ist auch ein Spannungsfeld. In den Augen von Woher nehmen Sie die Energie für die vielfältigen und an- Politikerinnen sind wir im Amt für Kultur oft die «Künstlerin- spruchsvollen Aufgaben? nen», aus der Sicht der Kulturschaffenden Politiker – hier ist Mich treibt der Wille an, die Rahmenbedingungen für die es meine Aufgabe, eine Übersetzungsleistung zu erbringen. Kultur und das kulturelle Schaffen zu verbessern. Das Basel
SEITE 5 | INFOHEFT | 208 | SEPTEMBER 2021 biet ist so vielfältig und eigenständig in den Schätzen, die es zu bieten hat. Das beginnt bei einer vielfältigen, seit Jahr- tausenden besiedelten Landschaft. Der Blick in die Vergan- genheit offenbart spannende Erzählungen, die erklären, warum wir sind, wer wir sind. Das ist identitätsstiftend. Vom Dorf, wo Kultur mitgestaltet wird, über viele kleine Bühnen in den Gemeinden bis zu Kulturkommissionen, Kulturerbe- stätten und Orten professionellen Kulturschaffens gibt es bei uns einfach alles. Wenn wir es schaffen, strukturelle Fragen zu klären und ein stabiles Fundament für die viel fältige Kulturarbeit zu legen, dann bin ich stolz. Was wünschen Sie sich für die kulturelle Zukunft des Kantons? Dass wir den grossen Reichtum der Vielfalt noch besser erkennen! Ausserdem hoffe ich, dass wir die Zusammen- arbeit mit den Gemeinden weiter ausbauen und den Aus- tausch stärker fördern können. Oft tauchen an verschie denen Orten ähnliche Fragen auf. Wenn wir uns eng austauschen, profitieren alle. Insgesamt ist das Ziel, opti- male Rahmenbedingungen für die Kultur zu schaffen. Dies in der zeitgenössischen Kulturproduktion genauso wie im Erhalt und der Pflege des Kulturerbes. Am Ende ist es unser Auftrag, die Geschichte des Kantons zu bewahren, zu pfle- gen, zu erzählen und zu ermöglichen, dass sie künstlerisch fortgeschrieben wird. Welchen kulturellen Geheimtipp möchten Sie den Leserin- nen und Lesern mit auf den Weg geben? Nehmen Sie sich ein Jahr lang vor, unbekannte Kulturorte zu besuchen! Egal, ob Sie sich für Museen, Burgen oder Konzerte interessieren – entdecken Sie die Vielfalt unseres Kantons. Arlette Graf, Praktikantin kulturelles.bl Esther Roth, seit dem 1. Januar 2021 Leiterin des Amts für Kultur (Foto: Matthias Willi)
SEITE 6 | INFOHEFT | 208 | SEPTEMBER 2021 Stellenausschreibungen in neuem Gewand BLICKFANG STELLENINSERAT Der Kanton Basel-Landschaft schreibt offene Stellen bald in neuer Form aus. Die Inserate werden ansprechender und gleichzeitig informativer für Stellensuchende. Die neuen Stelleninserate leisten damit einen Beitrag zur positiven Wahrnehmung des Kantons als zeitgemässer und attraktiver Arbeitgeber. Stellenausschreibungen sind eine Visitenkarte des Arbeit- ein Bild ins Auge, welches «Hände bei der Arbeit für den gebers. Sie werden von aktiven und potenziellen Stellen Kanton» zeigt. Auf einen Blick werden gleich die ersten suchenden gesehen, aber auch in der öffentlichen Wahr- Fragen beantwortet: Stellentitel und Pensum, Arbeitsort nehmung generieren sie ein nachhaltiges Bild. Die heutigen und organisatorische Einheit. Ausführlicher geben die bei- Stellenausschreibungen wurden auf der Basis von Print- den Blöcke «Ihre Verantwortung» und «Ihr Hintergrund» Inseraten konzipiert und entsprechen nicht mehr den Be- über die Aufgaben und die Anforderungen der Stelle Aus- dürfnissen einer zusehends digitalisierten Welt. Bald löst kunft. Als weiteres visuelles Element werden die sogenann- der Kanton deshalb diese Inserate ab und präsentiert sich ten «Benefits» angezeigt. Das sind die ansprechenden in einem frischen, neuen Kleid, das sich auf Desktop, Tablet Vorteile, die eine Anstellung beim Kanton mit sich bringt. und Mobile gut macht und sich auch für den Druck in Zei- tungen eignet. Das Inserat umfasst aber noch viel mehr Informationen: Kurz werden jeweils der Arbeitgeber und die konkrete Orga NEUES DESIGN nisation beschrieben. Links führen Interessierte direkt auf Das Design der Inserate wurde komplett überarbeitet und die dazugehörigen Webpages. Ausserdem gibt eine Karte standardisiert. Auf ein ansprechendes visuelles Erschei- von Google-Maps Auskunft über den genauen Arbeitsort. nungsbild wurde ebenso grossen Wert gelegt wie auf be- Und last but not least: Ein Knopfdruck auf «Jetzt bewerben» nutzerfreundliche Funktionalitäten. Als Erstes sticht jeweils und schon kann das Dossier online eingereicht werden. Beispiel-Foto, wie ein Headerbild im neuen Stelleninserat aussehen wird. (Foto: Personalamt)
SEITE 7 | INFOHEFT | 208 | SEPTEMBER 2021 DIE NEUE STELLENANZEIGE KANN NOCH MEHR Stellensuchende erreichen uns oft über ein Stellenportal oder über eine Suchmaschine, wie z. B. Google. Falls das betreffende Stellenangebot doch nicht den Vorstellungen entspricht, wollen wir den Besucherinnen und Besuchern die Möglichkeit bieten, sich nach anderen Stellen beim Kan- ton umzusehen. Deshalb werden auf jeder Stellenausschrei- bung gleich auch weitere offene Stellen angezeigt und ver- linkt. So führen wir die Stellensuchenden weg von ihrem Portal hin zum Stellenportal des Kantons. Besonders wichtig ist der barrierefreie Zugang für alle, auch für Menschen mit reduziertem Sehvermögen oder motori- schen Einschränkungen. Die Inserate können ausserdem einfach gedruckt oder im persönlichen Netzwerk geteilt werden und selbstverständlich erreicht man auch die sozia len Medien des Kantons mit einem Mausklick. Das ange- wandte responsive Webdesign stellt die benutzerfreund liche Darstellung auf den unterschiedlichen Endgeräten sicher. Und ein durchgängiges Tracking ermöglicht aus sagekräftige Statistiken. VERWALTUNG, GERICHTE, SCHULEN, GEMEINDEN UND INSTITUTIONEN … Eine grosse Herausforderung des Projekts war es, die un- terschiedlichen Bedürfnisse, Möglichkeiten und Prozesse aller Beteiligten unter einen Hut zu bringen. Deshalb wurde u.a. das Standard-Design, welches für die Verwaltung Ver- wendung findet, für die weiteren Organisationen jeweils leicht angepasst und vereinfacht. Einheitlich bestehen bleibt jedoch das Design – die Wiedererkennung ist dadurch stets gegeben. AUSSCHREIBUNG Soll eine Stelle ausgeschrieben werden, erleichtert ein Erfassungsformular mit Textbausteinen und Auswahllisten das Erstellen eines Inserats. Das Formular bietet ausserdem Hilfeleistungen, damit das Stellenangebot geeignete Frauen und Männer gleichermassen anspricht. Siehe dazu auch den Artikel Mit Stelleninseraten alle ansprechen. Im 4. Quartal 2021 lassen wir die alten Inserate auslaufen, dann wird das neue Format eingesetzt. Die HR-Beratungen erhalten recht- zeitig eine Instruktion und stehen den Vorgesetzten bei Fragen zur Verfügung. Pia Bechter, Personalamt, Finanz- und Kirchendirektion
SEITE 8 | INFOHEFT | 208 | SEPTEMBER 2021 MIT STELLENINSERATEN ALLE ANSPRECHEN Eine optimale Personalauswahl ist das Ziel aller Unternehmen. Dazu tragen gut formulierte Stelleninserate wesentlich bei. Mit einigen Kniffen gelingt es, kompetente Bewerberinnen und Bewerber gleichermassen anzusprechen – ein klarer Vorteil im Wettbewerb um die besten Talente. Ein Stelleninserat soll für gesuchte Fachkräfte attraktiv sein. Dass das nicht immer der Fall ist, zeigen zahlreiche Studien. Frauen und Männer lesen Stellenanzeigen nämlich häufig unterschiedlich. Steht in einer Stellenanzeige «zielstrebig» oder «durchsetzungsstark», fühlen sich Frauen oft weniger angesprochen. Wenn Inserate viele solcher Eigenschaften nennen, bewerben sich Frauen seltener. Warum? Weil sie diese Begriffe als männlich interpretieren und darum den Job als weniger attraktiv und sich selbst als weniger geeig- net wahrnehmen. Ähnliches gilt für männliche Bewerber, wenn sie Eigenschaften wie «gewissenhaft» und «kontakt- freudig» lesen. Dank gut formulierten Stelleninseraten Talente finden. (Foto: Adobe Stock) Wie ein Inserat genau formuliert ist, spielt also eine grosse Rolle. Mit dem neuen Merkblatt Mehr Talente erreichen. KEINE «KILLERKRITERIEN» So spricht Ihre Stellenausschreibung alle an geht auch die Besondere Beachtung verdient auch die Beschreibung der Verwaltung des Kantons Basel-Landschaft diesbezüglich Aufgaben und Anforderungen. Interessierte möchten wis- neue Wege. Das Merkblatt wurde im Rahmen des Projekts sen, was sie erwartet. Die Aufgaben der Stelle präzise, rea zu den neuen Stelleninseraten erarbeitet und ist mit dem litätsgetreu und in geschlechtergerechter Sprache1 zu Erfassungsformular für die Vorgesetzten und die HR-Bera- formulieren, ist daher unumgänglich. Je weniger «Killerkri- tungen verknüpft. Denn: Geschlechtergerechte Inserate zu terien» und Geschlechterstereotype, umso interessanter. schreiben, ist keine Zauberei. Das zeigen die folgenden Inserate, die klar zwischen zwingenden und gewünschten Anregungen. Anforderungen unterscheiden, sprechen mehr geeignete Stellensuchende an. Gerade Frauen tendieren dazu, sich nur DER ERSTE EINDRUCK ZÄHLT zu bewerben, wenn sie das Profil in allen oder zumindest Mit einer gut gewählten Stellenbezeichnung wirkt ein Inse- den meisten Punkten erfüllen. rat schon auf den ersten Blick für alle ansprechend. Im Stel- lentitel sollen deshalb die weibliche und männliche Form DURCHMISCHTE TEAMS stehen wie «Sachbearbeiterin / Sachbearbeiter Steuern» Um eine möglichst ausgewogene Teamzusammensetzung oder eine geschlechtsneutrale Form, z. B. «Kindergarten- zu erreichen, kann ein Stelleninserat untervertretene Perso- Lehrperson» oder «Fachperson Elektrotechnik». nengruppen auch gezielt ansprechen. Eine Kita, in der aus- schliesslich Frauen arbeiten, könnte daher zum Beispiel AUGENMERK AUF VEREINBARKEIT schreiben: «Bewerbungen von Männern werden aufgrund Ein gewisser Spielraum beim Pensum oder die Möglichkeit der Teamzusammensetzung besonders begrüsst.» auf Jobsharing machen eine Stelle besonders attraktiv. Lie- gen solche flexiblen Lösungen drin, sollten sie prominent Mit diesen Tipps gelingt die Suche nach den besten Bewer- in der Stellenbezeichnung Platz finden. Denn: Frauen – und berinnen und Bewerbern. Deshalb setzt auch die Verwal- zunehmend auch Männer – bewerben sich häufiger auf ein tung auf geschlechtergerechte Stellenausschreibungen. Tun Pensum von 80–100 Prozent als auf ein Vollzeitpensum. Mit es auch Sie bei Ihrer nächsten Ausschreibung – es lohnt klar kommunizierten flexiblen Pensen erweitert sich daher sich. der Pool an Bewerbenden. Auch Schlagworte wie «Verein- barkeit», «Work-Life-Balance» und «Fairness» springen in Jennifer Hutchings, Gleichstellung BL / FKD Stelleninseraten oft sofort ins Auge. Nicht ohne Grund: Eine Studie hat gezeigt, dass Bewerbende erkennbar familien- 1 eitere Hinweise zu geschlechtergerechtem Formulieren finden sich in den W Schreibweisen für die kantonale Verwaltung und im Leitfaden Sprache für alle. freundliche Unternehmen als äusserst attraktiv wahrneh- Tipps für geschlechtergerechte Sprache von Gleichstellung BL. Mehr zum Thema men. Gendergerecht formulieren siehe auch Seite 16.
SEITE 9 | INFOHEFT | 208 | SEPTEMBER 2021 ZU ZWEIT BEIM KANTON Das «Infoheft» stellt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor, die eine Namensvetterin oder einen Namensvetter haben. Dieses Mal sind es die beiden Carmen Brun. Links: Carmen Brun, SID Rechts: Carmen Brun, BKSD Seit wann arbeiten Sie beim Kanton, und auf je welcher Woher kommt Ihr Familienname bzw. hat er eine spezielle Direktion? Bedeutung? Carmen Brun, Sicherheitsdirektion (SID): Ich arbeite seit (SID): Ich habe den Namen 2004 durch Heirat angenommen 1997 bei der Sicherheitsdirektion, welche damals noch Jus- und weiss nur, dass er aus dem Luzernischen kommt. Dank tiz-, Polizei- und Militärdirektion hiess. Gestartet bin ich in dem Anfangsbuchstaben «B» komme ich im Alphabet nun der damaligen Bezirksschreiberei Arlesheim. Heute arbeite viel weiter vorne als vorher. Das ist oft ein Vorteil. ich in der Zivilrechtsverwaltung. (BKSD): Tatsächlich hört man Brun in der Innerschweiz Carmen Brun, Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion (BKSD): häufig – mir wurde er immer als Lozärner-Geschlecht ver- Ich arbeite seit Februar 2007 in der Römerstadt Augusta kauft. Die Bedeutung liegt wohl auf der Hand und hat wohl Raurica. mit der Farbe zu tun. Kennen Sie Ihre Namensvetterin in der Verwaltung? Gab es je eine lustige Verwechslung mit Ihrer Namens (SID): Ja. Wir sind uns erstmals an einem Anlass für Berufs- vetterin? bildner/ innen auf dem Schloss Ebenrain in Sissach be (SID): An eine lustige Verwechslung kann ich mich nicht gegnet. Carmen war mir sofort sympathisch, obwohl es erinnern; aber die zahlreichen E-Mails, die wir mit dem Ver- irgendwie schon seltsam ist, sich mit einem Gegenüber zu merk «Irrläufer» und «liebe Grüsse aus Arlesheim» an die unterhalten, das den gleichen Namen trägt. Namensvetterin weiter- oder an den Absender zurück (BKSD): Ja, das ist wirklich etwas seltsam! Auch deshalb, schicken, veranlassen doch immer wieder alle Beteiligten weil die Kombination von spanischem Vornamen und inner- zu einem Schmunzeln. schweizerischem Nachnamen nicht gerade oft zu hören ist. (BKSD): Generell werde ich wahrscheinlich öfters ange- schrieben, weil die Dienststelle mit «B» anfängt und ich Haben Sie nebst dem Arbeitgeber weitere Gemeinsam an erster Stelle bin – obwohl ich mit carmen.brun2@bl.ch keiten? das «2» auf dem Rücken habe. Ich wurde schon zu Apéros (SID): Ja, wir machen beide gerne Sport. Und bei der eingeladen. Da ich keine Party-Crasherin bin, habe ich die Arbeit leiten wir etliche E-Mails weiter, die für die jeweils Einladungen jeweils dankend abgelehnt. Ich wurde auch andere Carmen Brun bestimmt gewesen wären. Zudem schon gefragt, warum ich gewisse Einladungen für Sitzun- engagieren wir uns beide für die Ausbildung von Lernenden; gen, Workshops etc. abgelehnt habe. Naja, ich könnte teil- daraus ergibt sich immer wieder die Gelegenheit, sich zu nehmen aber wer weiss, was dabei rauskommen würde? sehen. Corona bedingt ist dies hier allerdings das erste Treffen seit bald 2 Jahren. Danke Carmen, dass wir hier in Interview: Michael Lehner, Kommunikation BKSD Augusta Raurica mit professioneller Unterstützung eurer (Foto: Susanne Schenker) Fotografin Susanne Schenker ein gemeinsames Foto machen können! (BKSD): Gern geschehen. Weitere Gemeinsamkeiten sind mir bis jetzt nicht bekannt.
SEITE 10 | INFOHEFT | 208 | SEPTEMBER 2021 Erfolgreiche Lehrabschlüsse GRUND ZUM FEIERN Herzliche Gratulation den 39 jungen Berufsleuten der kantonalen Verwaltung, welche ihre Lehre erfolgreich abgeschlossen haben. Vier Lernende schlossen im Rang ab: Danijela Djukic als Büroassistentin EBA, Leronita Fazliu als Kauffrau EFZ, Fabian Studer und Luc Visentin als Informatiker. Die letzten Monate der Lehrzeit waren geprägt von der Link zur Medienmitteilung mit allen Absolventinnen und Corona-Pandemie, was von Lernenden und Berufsbilden- Absolventen mit Bildern finden Sie unter folgendem Link: den einen speziellen Einsatz und viel Flexibilität erforderte. Herzlichen Glückwunsch zum erfolgreichen Lehrabschluss Umso mehr freuen sich alle beteiligten Berufsbildnerinnen – baselland.ch und Berufsbildner mit den jungen Berufsleuten und sind stolz auf die erfolgreichen Abschlüsse. Kathrin Alispach, Personalamt Kompetenzzentrum, Finanz- und Kirchendirektion Die kantonale Verwaltung gratuliert den jungen Berufsleuten zu ihrem erfolgreichen Lehrabschluss und wünscht ihnen viel Erfolg für ihre berufliche und private Zukunft. Auch den Berufsbildnerinnen und Berufsbildnern dankt sie für das grosse Engagement, welches wesentlich zu diesen guten Ergebnissen beigetragen hat.
SEITE 11 | INFOHEFT | 208 | SEPTEMBER 2021 Lernende konnten sich mit verschiedenen Aktivitäten gegenseitig kennenlernen. Input-Referate gab es zudem vom Sportamt und der Lungenliga. Weitere Bilder siehe unter Impressionen (Seite 30/31). Begrüssung neue Lernende «ACTIONBOUND» DURCH LIESTAL UND ZU STANDORTEN DER VERWALTUNG 41 junge Menschen begannen im August ihre Lehre bei der kantonalen Verwaltung. Der gemeinsame Einführungstag war sehr ereignisreich und gab erste Einblicke in die Verwaltung. Eine motivierte und aktive Gruppe von neuen Lernenden DIE NEUEN LERNENDEN SIND: hatte nach der Begrüssung durch Regierungspräsident – Automobil-Mechatroniker EFZ; Brühlmann Luca Thomas Weber die Gelegenheit, sich mit einem Bingo-Spiel – Büroassistent EBA; Colazzo Alberto, Kilic Mikail, gegenseitig kennenzulernen. Eine kurze Einführung in die Lupo Carina, Radovac Dragana, Rosamilia Leandro, Aufgaben und Dienstleistungen sowie «Wissenswertes» Selimi Erza, Zumsteg Sarah zum Arbeiten in der kantonalen Verwaltung rundeten die – Chemie- und Pharmatechnologe EFZ; Meier Sean Informationen ab. Ein Weiterer Programmpunkt war neben – Fachmann Betriebsunterhalt EFZ; Bucher Mischa, anderen auch ein «Actionbound» durch Liestal und zu ein- Ensner Marco, Raimundo Levi, Sommer Timon zelnen Standorten der Verwaltung. Der Actionbound ist ein – Forstwart EFZ; Vanzetta Noah moderner Orientierungslauf, welcher mit dem Smartphone – Informatiker EFZ; Biland Jeremias, Gasche Martial, Gass Brendan, Silfverberg Alec, Waldner Melvin an die verschiedenen Stationen führt und dort Aufgaben – Kauffrau / Kaufmann EFZ; Djukic Danijela, Genasci Livia, stellt, die es zu lösen gilt. Der Nachmittag stand ganz im Hablützel Martina, Häner Nadia, Kars Nurdan, Knus Colin, Zeichen des Sports. Mitarbeitende des Sportamts führten La Banca Rocco, Lapaire Eric, Merschnigg Devin, durch verschiedene Aktivitäten. Moleka Zihlmann Shelinne, Puntel Elisa, Schaad Lara, Schneeberger Noé, Wittling Désirée, Yildiz Eylül Wir wünschen allen eine spannende, lehrreiche und interes – Laborantin EFZ; Baumgartner Emily sante Ausbildungszeit. – Strassenbaupraktiker EBA; Schürmann Aron – Zeichner EFZ; Thommen Janis – Kauffrau / Kaufmann EFZ (WMS 3 + 1); Le Celine, Kathrin Alispach, Personalamt Kompetenzzentrum, Müggler Remy, Schneider Afra, Tschumi Jeanine Finanz- und Kirchendirektion (Fotos: Personalamt)
SEITE 12 | INFOHEFT | 208 | SEPTEMBER 2021 HITZEANGEPASSTE SIEDLUNGSENTWICKLUNG DANK KLIMAKARTEN Mit dem Klimawandel wird die Hitzebelastung in urbanen Räumen zunehmend eine Herausforderung. Wo befinden sich Hitzeinseln und wo verlaufen wichtige Frischluftströmungen? Neue Klimakarten geben Antworten dazu und können als Planungsgrundlage für die Gemeinden dienen. In den Sommermonaten kann es in Siedlungsgebieten zeit- werden. Zu den wirkungsvollsten Massnahmen gehört die weise unerträglich heiss werden. Die vielen versiegelten Gestaltung von Freiräumen mit Grünflächen, Schattenplät- Flächen und die Gebäude absorbieren die Sonnenstrahlen zen und kühlenden Wasserelementen. Zudem muss die und verändern durch ihre verstärkte Wärmeabstrahlung das Frischluftzufuhr und -zirkulation aus dem Umland gesichert Klima in den Siedlungsgebieten. Auswirkungen sind soge- bleiben. nannte Wärmeinseln, die insbesondere nachts spürbar sind. Mit dem Klimawandel verstärken sich diese Effekte: Hitze- KLIMAANGEPASSTE UMGEBUNGSGESTALTUNG perioden werden häufiger, länger und heisser ausfallen. Ein gutes Beispiel einer klimaangepassten Umgebungs Nächtliche Kalt- und Frischluftströmungen aus dem Umland gestaltung ist der im Jahr 2012 neu gestalteten Emma- oder urbane Grünräume können die überhitzten Gebiete Herwegh-Platz vor der Kantonsbibliothek in Liestal: Rund kühlen. 20 Bäume säumen den Platz, ein Mergelbelag, der aufgrund des natürlichen Materials und der Durchlässigkeit verglichen KLIMAKARTEN DES KANTONS mit Asphalt weniger Wärme im Untergrund speichert und BASEL-LANDSCHAFT ein Brunnen, der insbesondere am Tag Kühle und Erfri- Vor diesem Hintergrund wurde die aktuelle und die für das schung spendet. Im Rahmen der Umgestaltung des Areals Jahr 2035 prognostizierte klimatische Situation des Kantons rund um den Emma-Herwegh-Platz im Zuge des Vier- Basel-Landschaft modelliert. Dank den Erkenntnissen konn- spurausbaus der Bahnanlage werden weitere entstehende ten Klimaanalyse- und Planungshinweiskarten erstellt wer- Freifläche mit klimafreundlichen Elementen ausgestaltet. den. Sie geben Aufschluss darüber, wo sich die Hitze-Hot- An hitzebelasteten Standorten, wie rund um den Bahnhof spots befinden und welche Grün- und Freiräume besonders Liestal, wirkt sich jede Form von Entsiegelung positiv auf wichtig für die Durchlüftung der Siedlungsräume sind. Aus die Aufenthaltsqualität aus. den Planungshinweiskarten lässt sich bei raumrelevanten Vorhaben der konkrete Handlungsbedarf zur Milderung von Hitzeinseln ableiten. UMSETZUNG AUF GEMEINDEEBENE Im Rahmen der Gemeindeplanung kann beispielsweise vor- gesehen werden, dass der Aussenraum durch Entsiegelung und Begrünung von Flächen klimaangepasst gestaltet wird. Sogenannte grüne Elemente (oder grüne Massnahmen) sorgen dafür, dass mehr Wasser verdunsten kann. Dies hat einen direkten Einfluss auf die Temperatur am Tag. Auch in der Nacht wird über grünen Flächen weniger Hitze abge- Ansicht der umgesetzten klimafreundlichen Massnahmen strahlt. Wasserelemente (auch blaue Massnahmen ge- am Emma-Herwegh-Platz in Liestal (Quelle: LHA) nannt) tragen zur Abkühlung bei. Ihre grösste Wirkung ent- falten sie in Kombination mit anderen Massnahmen, welche Die neuen Karten zur Klimaanalyse können online im The- zur Hitzereduktion beitragen, beispielsweise Grünräume. menbereich «Klimaanalyse» auf dem Geoportal «GeoView BL» unter geoview.bl.ch eingesehen werden. Weiterfüh- Für die Anwendung der Klimakarten steht den Gemeinden rende Informationen finden Sie unter: klima.bl.ch > Klima- und Planenden eine Anleitung zur Verfügung. In einem kom- analysekarten. menden Schritt soll mit den Gemeinden eine Planungs- und Umsetzungshilfe für kommunale Massnahmen erarbeitet Nuria Frey, Lufthygieneamt beider Basel
SEITE 13 | INFOHEFT | 208 | SEPTEMBER 2021 Klimaanalysekarte Nacht fürs Jahr 2035 (Quelle: GeoView BL). Die Karte zeigt den Wärmeinseleffekt, welcher sich im Siedlungsgebiet einstellt. Je dunkler die Farbe, desto höher ist die Temperatur im Vergleich zum Umland. Die Windpfeile markieren nächtliche Kaltluftströmungen, welche im dichten Siedlungsgebiet deutlich verlangsamt werden. Planungshinweiskarte Tag 2035 (Quelle: GeoView BL). Je dunkler die Fläche im Siedlungsraum, desto grösser und dringender der Handlungsbedarf nach Massnahmen zur Minderung der Hitzebelastung. Bei den Grün- und Freiflächen bedeuten dunkle Grüntöne, dass diese Flächen eine hohe Bedeutung für die Erholung am Tag haben, da sie sich nahe an stark hitzebelasteten Siedlungsgebieten befinden, resp. eine angenehme Aufenthalts- temperatur aufweisen.
SEITE 14 | INFOHEFT | 208 | SEPTEMBER 2021 MEHR GEMEINDEAUTONOMIE DURCH STÄRKERE REGIONEN In den letzten Jahren haben sich viele Gemeinden als Vereine organisiert und sich so zu Regionen zusammengeschlossen. Der Verein Region Leimental Plus ist einer davon. Hanspeter Ryser ist seit 2016 Gemeindepräsident von Oberwil und seit der Gründung Präsident der Region Leimental Plus. Er erzählt im Interview von seinen Erfahrungen mit der Zusammenarbeit in der Region. gegenüber den anderen Gemeinden gerecht ist, ist eine andere Frage und ob es langfristig zielführend ist, ist zu bezweifeln. Die Gemeinden im Leimental arbeiten schon lange zusam- men, bis vor Kurzem noch als Plattform Leimental, seit 2020 gibt es nun den Verein Leimental Plus. Warum braucht es den Verein? Hat die Plattform nicht gereicht? Entstanden ist alles aus dem Treffen der Gemeindepräsidien, das zunächst alle sechs bis zwölf Monate stattgefunden und dann auf einmal monatlich intensiviert worden ist. Ab 2013 gab es unter dem Namen Plattform Leimental und später Plattform Leimental Plus verschiedene Arbeitsgrup- pen. Wir hatten aber nie einen rechtlichen Rahmen. Das Konstrukt war immer lose, Kompetenzen und Abläufe nicht geklärt. Mit der Vereinsgründung konnten wir die verschie- denen, bestehenden Arbeitsgruppen in diesen Mantel neh- men und auch weitere Arbeitsgruppen bilden, welche diver se Themen regional anschauen. Ein rechtlicher Rahmen bedeutet Verbindlichkeit. Das ist wichtig. Ein Verein ist aller Hanspeter Ryser, warum ist es grundsätzlich besser in gan- dings weniger verbindlich als ein Zweckverband, der über zen Regionen zusammenzuarbeiten anstatt je nach Thema mehr Autonomie verfügt und dadurch die Rechte der ein- mit einzelnen anderen Gemeinden? zelnen Gemeinden stärker einschneidet. Ich denke, mittel- und langfristig ist es unvermeidbar, in Regionen zusammenzuarbeiten, und dafür einen rechtlichen Es gibt die Tagsatzung aller Gemeindepräsidien und den Mantel zu haben. In unserer komplexen Welt gibt es die Verband Basellandschaftlicher Gemeinden (VBLG). Reichen isolierte Betrachtung einer einzelnen Gemeinde nicht mehr. diese beiden Institutionen nicht für die Zusammenarbeit? Die Menschen sind zu mobil, sie leben Beziehungen, Arbeit, Wo liegt die Abgrenzung? Hobbys über Gemeindegrenzen hinweg. Wir arbeiten teil- Die Regionen konkurrieren weder den VBLG noch die Tag- weise auch mit Gemeinden aus dem Kanton Solothurn und satzung. Der VBLG ist zuständig für alle Gemeinden, auch sogar über die Landesgrenze hinaus mit Elsässer Gemein- diejenigen, welche nicht in eine Region eingebunden sind. den zusammen. Wenn die Regionen an Profil gewinnen, wird es spannend zu sehen, wie diese in Beziehung zum VBLG stehen. Ich Wenn eine Gemeinde nicht in einer Region mitmachen kann mir vorstellen, dass der VBLG für gewisse Vernehm- möchte, kann sie dies tun und aussuchen, mit wem sie die lassungen in Zukunft eher mit den Regionen zusammenar- Zusammenarbeit in anderer Form suchen will. Sie ist jedoch beitet, die besonders betroffen sind, anstatt wie jetzt immer nicht in der Region eingebunden und stets auf den Goodwill mit allen Gemeinden. Ich denke, je nach Thema ist es ein der anderen Gemeinden angewiesen, vor allem dann, wenn Vorteil, wenn Diskussionen in den Regionen stattfinden und sie Interesse an einem gemeinsamen Projekt hat. Ob das die Regionen dann auf den Kanton zugehen.
SEITE 15 | INFOHEFT | 208 | SEPTEMBER 2021 Sie haben in Ihrer Region grosse städtische Gemeinden wie den muss. Wir haben uns im Leimental für einen Verein mit Allschwil, aber mit Burg auch eine der kleinsten Baselbieter einem konstanten Präsidium entschieden. Zusammen mit Gemeinden. Macht das die Zusammenarbeit eher schwierig dem Geschäftsführer sorgt das für Kontinuität. oder ist dies ein Gewinn? Eigentlich ist es ein Gewinn, aber auch eine anspruchsvolle Welches sind Ihre Erwartungen an den Kanton als Präsident Konstellation. In der Region können wir Themen entwickeln, einer Region und als Gemeindepräsident? die eine kleine Gemeinde allein nicht angehen könnte. Sie Mir ist wichtig, dass wir die Gemeindeautonomie hochhal- profitiert da stark vom Know-how der grossen Verwaltun- ten. Es ist mir bewusst, dass sich einige Gemeinden vor gen mit ihren Spezialistinnen und Spezialisten, gleichzeitig dieser Autonomie fast fürchten. Aber mit den Regionen kann sie aber auch ihre Ansichten einbringen. So decken können wir hier unterstützend wirken. Wichtig ist, dass mit wir ein sehr breites Spektrum für Lösungsansätze ab. Es ist den Aufgaben auch die entsprechenden Finanzen richtig ein Geben und ein Nehmen. Das gegenseitige Verständnis verteilt werden. wächst mit dem Austausch und der Zusammenarbeit. Interview: Isabelle Pryce für die Finanz- und Kirchendirektion Der Verein Region Leimental Plus beschäftigt einen Ge- schäftsführer. War das die richtige Entscheidung? Wenn man etwas erreichen will, braucht es eine Geschäfts- führung, welche die Fäden zusammenhält. Wenn man zahl- reiche Kommissionen und Arbeitsgruppen hat, schafft das ein Gemeindepräsidium nicht nebenbei. Eine Geschäftsfüh- rung muss nicht aus einem Hundertprozentpensum beste- REGIONEN SOLLEN WICHTIGE ANSPRECHPARTNER hen, aber unter 50 Prozent ist die Aufgabe nicht professio- FÜR DEN KANTON SEIN nell zu bewerkstelligen. Unser Geschäftsleiter Hans Ulrich Ende Juni 2021 fand die erste Baselbieter Regionenkonferenz Nabholz ist Jurist und Ökonom und hat ein grosses Know- statt mit allen Präsidien und Geschäftsleitungen der fünf how in der Verwaltung. Jede Region hat da ihre spezifischen Regionen Laufental, Leimental Plus, Birsstadt, Liestal Frenkentä- ler Plus und Oberbaselbiet sowie Regierungsrat Anton Lauber, Bedürfnisse und Anforderungen an eine Geschäftsführung. Miriam Bucher, Leiterin der Stabsstelle Gemeinden, und Michael Bertschi, Abteilungsleiter Gemeindefinanzen. Ziel der Regionen- In welchen Bereichen funktioniert die regionale Zusammen- konferenz ist ein regelmässiger Informations- und Erfahrungs- arbeit gut, in welchen weniger? austausch zwischen den Regionen einerseits und den Regionen Die Zusammenarbeit unter den Präsidien und mit unseren und den kantonalen Fachstellen andererseits. Beim ersten Verwaltern läuft gut. Gewisse Schnittstellen müssen noch Treffen im Juni ging es neben dem gegenseitigen Kennenlernen optimiert werden. Das Bewusstsein für die Region ist in darum, erste Erfahrungen auszutauschen und konkrete Anliegen den Köpfen. Die Raumplanung ist ein grosses Thema, das und Wünsche von Seiten der Regionen aufzunehmen. «Die Regionen arbeiten im Moment eher im Hintergrund, aber nur regional betrachtet Sinn macht. Dann haben wir inter- sie funktionieren in einigen Teilen des Kantons schon recht gut», essante überkommunale Projekte in den Bereichen Natur / sagt dazu Regierungsrat Anton Lauber. Für ihn ist es für die Umweltschutz und Tourismus / Freizeit. Der Anfang ist ge- Entwicklung des Baselbiets zentral, dass mit den Regionen eine macht, wir müssen uns noch ein wenig finden, aber grund- starke Gesprächs- und Entscheidungsplattform geschaffen wird, sätzlich läuft es gut, auch weil wir einen Geschäftsführer die sich mit dem Kanton auf Augenhöhe trifft. Er betont: «Die haben, der alles begleitet. Regionen sollen für den Kanton zu einem wichtigen und zentralen Ansprechpartner werden. Denn Variabilität mit dem Die Herausforderung wird sein – und das gilt auch für ande- Faktor 86 ist fast nicht lösbar. Mit guten regionalen Strukturen könnte der Kanton Basel-Landschaft im Rahmen der Neuen re Regionen: Mit Gemeinderats- und Präsidiumswahlen Regionalpolitik des Bundes finanzielle Mittel für Entwicklungs- kommen neue Leute und neue Vorstellungen ins Gremium, projekte bereitstellen.» welchen das Feuer für Regionalpolitik weitergegeben wer-
SEITE 16 | INFOHEFT | 208 | SEPTEMBER 2021 WIE GESCHLECHTERGERECHT FORMULIEREN? Immer wieder wird gewünscht, aufzuzeigen, wie geschlechtergerecht formuliert werden kann. Dies ist nicht immer ganz einfach. Der folgende Beitrag zeigt deshalb auf, mit welchen Mitteln dies umgesetzt werden kann. Die Schreibweisen der kantonalen Verwaltung Basel-Land- − Politikerinnen / Politiker schaft legen die Empfehlungen für Texte der Verwaltung − Sachbearbeiter/in (Variante ohne Auslassungsstrich = fest und enthalten auch ein Kapitel zur geschlechterge Variante Schreibweisen BL; also nicht: Sachbearbeiter/-in, rechten Sprache. Einen guten Überblick finden Sie auch in sondern: Sachbearbeiter/in) Sprache für alle, ein Leitfaden der Gleichstellung Baselland. Nicht zulässig sind das Binnen-I (BürgerInnen), die Ver- Für das geschlechtergerechte Formulieren gibt es im Deut- wendung des Gendersterns oder die Einklammerung der schen verschiedene sprachliche Mittel. Die häufigsten For- weiblichen Form, z. B. Gesuchsteller(in). men werden im Folgenden aufgeführt. Falls Sie sich vertieft informieren möchten, finden Sie im Leitfaden zur geschlech- Anwendung tergerechten Sprache der Bundeskanzlei weiterführende In fortlaufenden Texten sollten keine Kurzformen verwendet Informationen. Dieser Leitfaden bildet auch die Grundlage werden. In verknappten Texten ist dies aber gut möglich, für diesen Beitrag. z. B. in Tabellen, Formularen, internen Mitteilungen oder Aktennotizen. Wichtig zu wissen ist, dass die Lösung mit dem Gender- stern zur Nennung aller Geschlechter aktuell bei amtlichen Vermeiden Texten mit Absender Kanton Basel-Landschaft nicht umge- Kurzformen sollten nur verwendet werden, wenn sie ohne setzt wird1. Aufwand aufgelöst werden können. 1 D as Infoheft vom Juni hat dazu einen Beitrag gebracht (Infoheft vom Juni 2021) NICHT des / der Gesuchsteller/in PAARFORM (Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter) SONDERN der Gesuchstellerin / des Gesuchstellers Bei der Paarform werden Frauen und Männer ausdrücklich als solche bezeichnet. Diese Lösung gewährleistet am besten, Vermeiden mehr als ein Schrägstrich pro Paar! Frauen und Männer gleichermassen sichtbar zu machen. NICHT eine/r neue/r Mitarbeiter/in SONDERN eine neue Mitarbeiterin / ein neuer Mitarbeiter Beispiel: Die Baselbieterinnen und Baselbieter haben die NICHT Wir suchen eine/n Arzt / Ärztin Vorlage angenommen. SONDERN Wir suchen eine Ärztin / einen Arzt Anwendung PLURAL (Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter) Die Vollform wird vor allem in Texten verwendet, die aus Eine Häufung von Paarformen kann die Lesbarkeit eines ausformulierten Sätzen bestehen. Für die Schreibweisen Textes erschweren. Dies lässt sich teilweise durch das Ver- der kantonalen Verwaltung ist die Empfehlung, zuerst die wenden der Mehrzahl vermeiden und hat den Vorteil, dass weibliche, dann die männliche Form zu verwenden. anschliessende Artikel und Pronomen nicht aufgesplittet werden müssen. Alternativ kann «Mitarbeitende» verwen- Die Kurzform ist eine Abkürzung der Paarform. Vorteil: Die det werden. Kurzform spart Platz und verhindert Wiederholungen. Beim Lesen muss die Kurzform jedoch aufgelöst werden. Sie muss Beispiel: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben viel ge deshalb bei der Auflösung grammatikalisch richtig sein. arbeitet. Ihr Engagement wird mit einer Prämie honoriert. Beispiele: Steht jedoch die Einzelperson im Fokus und nicht die Grup- − der / die Vorgesetzte pe, ist das Ausweichen auf die Mehrzahl keine geeignete − Vertreterin / Vertreter Alternative. Dies betrifft z. B. Gesetzestexte.
SEITE 17 | INFOHEFT | 208 | SEPTEMBER 2021 > Geschlechtergerechte Sprache siehe insbesondere Kapitel «Faustregeln», ab Seite 42 >S prache für alle > Achtung Stereotype > Geschlechtergerechte Alternativen zu bestimmten Begriffen GESCHLECHTSNEUTRALE AUSDRÜCKE (die Person) steht. Da diese Personenbezeichnungen nur in der Mehrzahl Es gibt Personenbezeichnungen, die zwar ein grammatika- geschlechtsneutral sind, sind sie auch nur in der Mehrzahl lisches Geschlecht, aber keine geschlechtsspezifische einfach und elegant. Wortbedeutung haben. NICHT der oder die Gesuchstellende Beispiele: SONDERN die Gesuchstellerin oder der Gesuchsteller / − die Person die gesuchstellende Person − der Mensch − der Gast KOLLEKTIVBEZEICHNUNG (Team, Besatzung etc.) − das Mitglied Kollektivbezeichnungen ermöglichen es, von Personen zu − das Opfer sprechen, ohne diese einzeln zu benennen. Statt die Person − die Geisel wird die Gruppe bezeichnet. − die Waise − das Individuum Beispiele: − das Talent (z. B. Sie ist ein Organisationstalent, − Team, Equipe, Crew die Förderung von Talenten) − Personal, Besatzung − der Elternteil − Abteilung, Sektion, Gruppe, Arbeitsgruppe − die …-hilfe (Haushaltshilfe, Aushilfe) − Delegation, Vertretung − die …-kraft (Führungskraft, Lehrkraft, Hilfskraft, Putzkraft) − Publikum − die …-person (Führungsperson, Vertrauensperson, − Volk, Stimmvolk, Bevölkerung Magistratsperson, Fachperson) − Paar, Ehepaar − die Stimmberechtigten (nur die Mehrzahl ist − Duo, Trio, Quartett … geschlechtsneutral) − Gericht − die Jugendlichen (aber in der Einzahl: der Jugendliche − Ministerium oder die Jugendliche) − Korporation − Rat Geschlechtsneutrale Ausdrücke sollten zurückhaltend ver- − Geschwister wendet werden. Im Gegensatz zu Paarformen wirken sie − Eltern oft distanzierend und unpersönlich. − Leute SUBSTANTIVIERTE PARTIZIPIEN Kollektivbezeichnungen eignen sich, wenn eine Gruppe von (der / die Reisende; Angestellte) Personen als Gesamtheit angesprochen werden soll und Auch geschlechtsneutral ist es, die Partizip-Form eines damit Paarformen vermieden werden können. Verbs als Substantiv zu verwenden. PASSIVFORM UND UMSCHREIBUNG Beispiele: MIT ADJEKTIV − die Studierenden, die Kulturschaffenden, die Mitarbeitenden NICHT Der Arbeitnehmer erhält die Kinderzulage − die Beschäftigten, die Betroffenen, mit dem Lohn. die Stimmberechtigten SONDERN Die Kinderzulage wird mit dem Lohn ausge- richtet. Anwendung NICHT Hilfe eines Arztes Die geschlechtsneutrale Bezeichnung kann geeignet sein, SONDERN ärztliche Hilfe um eine Häufung von Paarformen zu vermeiden. Sie bietet sich eher an, wenn die Rolle einer Person im Vordergrund Erna Truttmann, Redaktorin Infoheft
SEITE 18 | INFOHEFT | 208 | SEPTEMBER 2021 MEIN SCHÖNSTER ORT IN DER REGION HAFENAREAL BASEL – Trinational abgestimmte Transformationsprozesse mit diver- EIN BUNTER BEGEGNUNGSORT sen beteiligten Akteurinnen und Akteuren schweben wie Gezeichnet von Hafen-, Bahn- und Industrieflächen, so lässt ein Damoklesschwert über der industriell anmutenden, bun- sich mein «schönster Ort in der Region» beschreiben. Ob ten Hafenlandschaft, in der sich Natur und Mensch sichtbar an der Uferpromenade am Rhein entlang spazieren, ein Kon- Raum zurückerobert haben. Als Soziologin ist für mich die zert bei der «Marina» besuchen oder ein Tänzchen vor der Triade Umwelt – Mensch – Politik an diesem Ort besonders Hafenscharte wagen – der Hafen ist für viele zu einem be- greifbar und interessant zu beobachten. liebten Begegnungsort in Basel geworden. Die freie Sicht auf den Rhein lässt insbesondere während der herrschen- Als regelmässige Besucherin und Freundin des Hafenge- den Pandemie ein Gefühl der Normalität aufkommen. Viel- biets befürchte ich jedoch, die herrschenden Entwicklungs- leicht auch deshalb, weil ich schöne Erinnerungen an aus- absichten betreffend Hafen- und Klybeckareal sowie angren- gelassene Momente mit diesem Areal verbinde und dort zende Quartiere könnten meinen «schönsten Ort in der schon viele vergnügliche Stunden mit meinen Freundinnen Region» für immer zum Verschwinden bringen. Dies wäre und Freunden und allerlei Menschen verbringen durfte. nicht nur ein herber Verlust für mich, sondern ebenso für viele Baslerinnen und Basler und nicht zuletzt die Bewoh- Das Hafen- und Werkareal Klybeck steht derzeit teilweise nenden des Wagenplatzes. Ich hoffe, dass uns der Hafen zur Zwischennutzung frei, was zu einer Belebung des Ge- noch lange in der bestehenden Form erhalten bleiben wird. bietes durch zahlreiche spannende Projekte, wie etwa die bereits erwähnte «Marina»-Bar oder das Lokal «Humbug» Leonie Peter, wissenschaftliche Mitarbeiterin Abteilung führte. Bildung, Generalsekretariat BKSD (Foto: Michael Lehner)
SEITE 19 | INFOHEFT | 208 | SEPTEMBER 2021 AUGUSTA RAURICA MIT AUGMENTED REALITY ENTDECKEN Mit dem Projekt «Schmidmatt immersiv» wird in einem antiken Ruinenareal der Römerstadt Augusta Raurica mit modernster digitaler Technologien eine neue Form von Storytelling umgesetzt. Wie alle musealen Institutionen ist die Römerstadt Augus- künftig möglich sein, die archäologischen Befunde nicht nur ta Raurica mit gesellschaftlichen und technologischen Ver- vom heute schon bestehenden Podium aus zu betrachten, änderungen konfrontiert, die Einfluss auf die künftige stra- sondern ihnen über einen Steg sowie eine weitere, knapp tegische Ausrichtung haben. Unter anderem deshalb steht über dem Boden angebrachte Plattform auf Augenhöhe zu auch in der Römerstadt die Einführung neuer digitaler An- begegnen. Damit dies gelingt, erarbeitet das Museum eine gebote im Focus. Die immer noch wachsenden Möglichkei- neuartige Inszenierung, die digital und immersiv funktionie- ten dieser Technologien sind für die Vermittlung der frag- ren soll. Immersion bedeutet in der Fachsprache das Ein- mentarisch erhaltenen Relikte der Römerzeit eine attraktive tauchen in eine virtuelle Realität durch die Stimulation ver- Möglichkeit, um direkt am Ort des antiken Geschehens schiedener Sinne. Informationen zu vermitteln und das verschwundene Kul- turerbe aufleben zu lassen. Damit sollen nicht zuletzt auch RÖMISCHE GESCHICHTE ALS HÖRSPIEL jüngere Generationen zum Besuch angeregt werden. Das ambitiöse Projekt wird in Zusammenarbeit mit der Ber- liner Firma Tamschick Media+Space GmbH umgesetzt, die DAS HANDELS- UND GEWERBEHAUS sich auf immersive Projekte in historischen Umgebungen SCHMIDMATT spezialisiert hat. Die Firma wurde in einem qualifizierten Das römische Handels- und Gewerbehaus Schmidmatt, Wettbewerbsverfahren aus fünf Bewerbern ausgewählt. welches in den 1980er-Jahren ausgegraben und später un- Ihre Eingabe überzeugte die Jury insbesondere durch den ter einen Schutzbau gestellte wurde, verdient diese zeitge- Vorschlag, die Besucherinnen und Besucher mit Hilfe von mässe Aufwertung. Die Befunde des Gebäudekomplexes BYOD (Bring your own device) in das antike Leben eintau- stammen aus der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr. chen und die letzten Minuten vor dem Brand des Areals und sind ausserordentlich gut erhalten. Sie ermöglichen den quasi persönlich miterleben zu lassen. Durch diese Fokus- Besucherinnen und Besuchern einen einzigartigen Einblick sierung auf die eigens mitgebrachten Endgeräte muss sei- in ein römisches Privathaus. Dass dem so ist, ist nicht nur tens des Museums weniger zusätzliche Infrastruktur bereit- der geografischen Lage am leichten Geländeabhang zu ver- gestellt werden. Gleichzeitig ist die Handhabung für die danken, sondern auch der Tatsache, dass das Areal seit Besucherinnen und Besucher, die ihr eigenes Gerät bestens seiner Zerstörung durch einen Brand bis zur Wiederentde- kennen, wesentlich einfacher. Und nicht zuletzt können In- ckung nie mehr intensiv überbaut wurde. Der Schutzbau halte flexibel erweitert oder überarbeitet und schnell imple- befindet sich beim Fussgängerstreifen der heutigen Haupt- mentiert werden. Durch den Verzicht auf Beamer, Klima strasse und ist daher für das mit dem öffentlichen Verkehr gehäuse etc. wird ein weitgehend autark funktionierender anreisende Publikum der Einstiegsort in das Gelände des Ausstellungsort in einem für technische Geräte klimatisch Freilichtmuseums. Seit den 1990er-Jahren sind sowohl am heiklen Monument realisiert. Die seit der Corona-Krise Befund selbst wie auch am Schutzbau zahlreiche Restau- spriessenden digitalen Angebote, zu denen auch die ver- rierungs- und Erneuerungsarbeiten erfolgt. Dadurch wurde mehrte Anwendung von BYOD gehört, unterstreichen die der Befund vor dem Zerfall geschützt und die Funktionalität Richtigkeit dieses Ansatzes zusätzlich. des Schutzbaus verbessert. Finanziert wird das Projekt von den Kantonen Basel-Land- DAS PROJEKT «SCHMIDMATT IMMERSIV» schaft und Aargau sowie mit grosszügigen Mitteln des Bun- Das Projekt «Schmidmatt immersiv» ist eine Zusammenar- desamts für Kultur (BAK). Mit der Eröffnung der «Schmid- beit zwischen der Römerstadt und dem Kanton Aargau. Es matt immersiv», welche im Mai 2022 geplant ist, erhält die sieht bauliche Erneuerungsmassnahmen im Innern des be- Römerstadt eine weitere wichtige Attraktion. stehenden Schutzbaus vor. Ziel ist, das Erlebnis für die Be- sucherinnen und Besucher noch attraktiver zu machen und In den Impressionen auf Seite 31 sehen Sie, wie die aug- gleichzeitig den konservativen Erhalt der Ruinen zu verbes- mented Reality aussehen könnte. sern. Durch die Integration neuer Besucherplattformen soll ein besserer Zugang gewährleistet werden. So wird es Lilian Raselli, Leiterin Museum Augusta Raurica
SEITE 20 | INFOHEFT | 208 | SEPTEMBER 2021 LESEREISEN VERMITTELN KULTUR AUF IHRE GANZ EIGENE WEISE Alljährlich organisiert die Fachstelle Schulbibliotheken in Zusammenarbeit mit kulturelles.bl sogenannte Lesereisen. Im Zentrum steht dabei die persönliche Begegnung mit Autorinnen und Autoren. Sie sind in den Schulen des Kantons unterwegs, um Schülerinnen und Schülern im Sinne der Leseförderung neue Erfahrungen zu ermöglichen. Dieses Jahr war ein seit längerem sehnlichst erwarteter Gast im Baselbiet. (Fotos: Privatbesitz Mehrdad Zaeri) Mit einjähriger Verspätung traf er endlich ein: Der deutsch- «Ein Flüchtling», sagte meine Mama persische Künstler und Buchillustrator Mehrdad Zaeri. Der auf meine Frage hin, «ist ein Mensch, heute 51-jährige Iraner wurde in Isfahan geboren und floh mit 14 Jahren zusammen mit seinen Eltern und drei der in seinem Land nicht sterben will.» Geschwistern vor dem Krieg. Nach einer fast einjährigen Odyssee kam die Familie am Heiligabend des Jahres 1985 Auf berührende Art schildert Mehrdad Zaeri ein ums ande- in Deutschland an. Trotz einer drohenden Abschiebung ist re Mal seine Geschichte, die glückliche Kindheit und die Mehrdad Zaeri inzwischen integriert und angekommen. Er plötzliche Flucht, die bedeutete, dass alles – Freunde, besitzt die deutsche Staatsbürgerschaft und ist stolz darauf, Familie, Besitz – zugunsten einer unbekannten, aber hof- dass er an grossen Buchmessen im In- und Ausland als fentlich friedlicheren Zukunft zurückgelassen werden muss- einer der 12 wichtigsten deutschen Illustratoren der Gegen- te. Es sind eindrückliche Momente, wenn in der Schweiz wart präsentiert wird. Im Mai dieses Jahres absolvierte er aufwachsende Kinder hören, dass jedes der gleichaltrigen in den Baselbieter Schulen während 10 Tagen über 20 Be- Zaeri-Kinder aus all seinen Besitztümern nur genau drei suche und zog in dieser Zeit fast 400 Kinder, Jugendliche Dinge von zu Hause mitnehmen durfte. Vieles musste für und junge Erwachsene in seinen Bann. immer zurückbleiben.
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