Hotel- und Tourismuswirtschaft - Ausbaumaßnahmen im griechischen Tourismus und Barrierefreiheit - iXPOS
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Hotel- und Tourismuswirtschaft Ausbaumaßnahmen im griechischen Tourismus und Barrierefreiheit Zielmarktanalyse Griechenland 2018 Durchführer
1 AUSBAUMASSNAHMEN IM GRIECHISCHEN TOURISMUS UND BARRIEREFREIHEIT Impressum Herausgeber Deutsch-Griechische Industrie- und Handelskammer (DGIHK) Text und Redaktion Deutsch-Griechische Industrie- und Handelskammer (DGIHK) Gestaltung und Produktion DGIHK Stand Dezember 2018 Bildnachweis pixabay Die Studie wurde im Rahmen des BMWi- Markterschließungsprogramms für das Projekt Geschäftsanbahnung für deutsche Hotel- und Tourismuszulieferer zum Thema Ausbaumaßnahmen und Barrierefreiheit im griechischen Tourismus erstellt. Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Die Zielmarktanalyse steht der Germany Trade & Invest GmbH sowie geeigneten Dritten zur unentgeltlichen Verwertung zur Verfügung. Sämtliche Inhalte wurden mit größtmöglicher Sorgfalt und nach bestem Wissen erstellt. Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die Aktualität, Richtigkeit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen. Für Schäden materieller oder immaterieller Art, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen unmittelbar oder mittelbar verursacht werden, haftet der Herausgeber nicht, sofern ihm nicht nachweislich vorsätzliches oder grob fahrlässiges Verschulden zur Last gelegt werden kann.
2 AUSBAUMASSNAHMEN IM GRIECHISCHEN TOURISMUS UND BARRIEREFREIHEIT Inhaltsverzeichnis Tabellenverzeichnis ...................................................................................................................................................................... 3 Abbildungsverzeichnis ................................................................................................................................................................. 4 Abkürzungsverzeichnis................................................................................................................................................................. 5 1. Einleitung ................................................................................................................................................................................ 7 2. Zielmarkt allgemein ................................................................................................................................................................ 9 2.1 Basisdaten und politischer Hintergrund .................................................................................................................................. 9 2.2 Wirtschaft, Struktur und Entwicklung .................................................................................................................................. 10 3. Die griechische Tourismuswirtschaft .................................................................................................................................. 15 3.1 Zuständige Tourismusbehörden in Griechenland ................................................................................................................. 15 3.2 Allgemeines zur griechischen Tourismusindustrie ............................................................................................................... 15 3.3 Baumaßnahmen und Modernisierungen im griechischen Tourismuswesen ......................................................................... 19 3.4 Der griechische Markt für barrierefreien Tourismus ............................................................................................................ 21 3.4.1 Status Quo und Allgemeines .............................................................................................................................................. 21 3.4.2 Die Paralympischen Spiele 2004 und ihre Auswirkungen auf die Barrierefreiheit in Griechenland ................................. 21 3.4.3 Initiativen und Zustand der touristischen Infrastruktur ...................................................................................................... 22 3.4.4 Öffentliche Verkehrsmittel und Anlaufstellen für Touristen mit Behinderung.................................................................. 24 3.5 Ökonomische Bedeutung des senioren- und behindertengerechten Tourismus in der EU und Griechenland ...................... 25 4. Rechtliche Rahmenbedingungen ......................................................................................................................................... 28 4.1 Die UN-Behindertenrechtskonvention .................................................................................................................................. 28 4.2 Nationale Gesetzgebung und Regelungen in Griechenland .................................................................................................. 28 4.3 Europäisches Barrierefreiheitsgesetz .................................................................................................................................... 30 4.4 Globaler Hotelzertifizierungsstandard „Accessibility Pass“ ................................................................................................. 30 5. Förderprogramme und Markteintrittsstrategien .............................................................................................................. 32 5.1 Europäische Förderprogramme ............................................................................................................................................. 32 5.2 Das griechische Investitionsfördergesetz .............................................................................................................................. 34 5.3 Markteintrittsstrategien, Marktrisiken, -chancen und -potentiale ......................................................................................... 37 6. Schlussbetrachtung ............................................................................................................................................................... 42 Anhang....................................................................................................................................................................................... 43 Quellenverzeichnis .................................................................................................................................................................... 49
3 AUSBAUMASSNAHMEN IM GRIECHISCHEN TOURISMUS UND BARRIEREFREIHEIT Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Demographische Kennzahlen Griechenlands im Jahr 2016 ......................................................................................... 9 Tabelle 2: Wirtschaftsparameter Griechenland 2015 bis 2017 ................................................................................................... 12 Tabelle 3: Entwicklung der griechischen Importe und Exporte von 2016 bis 2017 in Mrd. Euro .............................................. 14 Tabelle 4: Entwicklung der deutsch-griechischen Handelsbeziehung von 2014 bis 2017 in Mio. Euro .................................... 14 Tabelle 5: Durchschnittliche Reiseausgaben deutscher Touristen für den Jahres-Haupturlaub nach Altersgruppen .................. 26 Tabelle 6: Schwerbehinderte Menschen in Deutschland und Schwerbehindertenquoten nach Altersgruppen ........................... 27 Tabelle 7: Direkte, indirekte und induzierte Effekte des barrierefreien Tourismus auf dem EU-Markt ..................................... 27 Tabelle 8: Nationale Gesetzgebungen zur Barrierefreiheit ......................................................................................................... 29
4 AUSBAUMASSNAHMEN IM GRIECHISCHEN TOURISMUS UND BARRIEREFREIHEIT Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Karte des Staatsgebiets Griechenlands ................................................................................................................... 9 Abbildung 2: Verwaltungsbezirke Griechenlands ...................................................................................................................... 10 Abbildung 3: Wachstum des realen BIP 2009 bis 2018 in % (ggü. dem Vorjahr) ..................................................................... 11 Abbildung 4: Wirtschaftliche Entwicklung Griechenlands 2017 bis 2019 (reale Veränderung zum Vorjahr in %) ................... 12 Abbildung 5: Ankünfte internationaler Touristen in Griechenland von 2007 bis 2017 (in Mio.) ............................................... 15 Abbildung 6: Touristen in Griechenland nach Herkunftsländern von 2015 bis 2017 (in 1.000) ................................................ 16 Abbildung 7: Schlafgelegenheiten in Hotels, Gasthöfen und Pensionen von 2006 bis 2016 (in 1.000) ..................................... 16 Abbildung 8: Entwicklung des direkten und gesamten Beitrags der gr. Tourismusbranche zum BIP (2012 – 2018) ................ 17 Abbildung 9: Gesamter Beitrag der Tourismusbranche zum BIP in ausgewählten Ländern 2017 (in %) .................................. 17 Abbildung 10: Entwicklung des direkten und gesamten Beitrags der gr. Tourismusbranche zur Gesamtbeschäftigung 18 Abbildung 11: Beitrag der Tourismusbranche zur Gesamtbeschäftigung in ausgewählten Ländern 2017 in % ........................ 18 Abbildung 12: Barrierefreiheit und Verkehrsmittel in Europa ................................................................................................... 24 Abbildung 13: Deutsche Griechenland-Urlauber nach Alter im Vergleich mit der Bevölkerung in Deutschland 2017 ............. 25
5 AUSBAUMASSNAHMEN IM GRIECHISCHEN TOURISMUS UND BARRIEREFREIHEIT Abkürzungsverzeichnis AEUV Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union AMEL Athener Metro BIP Bruttoinlandsprodukt BNE Bruttonationaleinkommen bzw. beziehungsweise ca. circa COSME Competetiveness of Enterprises and Small and Medium-sized Enterprises d. h. das heißt DGIHK Deutsch-Griechische Industrie- und Handelskammer ebd. ebenda EBRD European Bank for Reconstruction and Development EE Erneuerbare Energien EFKA griechischer öffentlicher Sozialversichersicherungstrainer EFRE Europäischer Fonds für regionale Entwicklung EFSI Europäischer Fonds für strategische Investitionen ELER Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums ELSTAT Ellinikí Statistikí Archí; griechisches Statistikamt EMFF Europäischer Meeres- und Fischereifonds ENAT European Network for Accessible Tourism ERDF European Regional Development Fund ESF Europäischer Sozialfonds ESI-Fonds=ESPA Europäischer Struktur- und Investitionsfonds etc. et cetera ETEAEP griechische öffentliche Zusatzkrankenkasse ETHEL motorisierter Bus EU Europäische Union ggü. gegenüber GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung GNTO Greek National Tourism Organization GTAI Germany Trade and Invest HPREC Hellenic Public Real Estate Corporation i. d. R. in der Regel ILPAP Oberleitungsbus ISAP elektrische Eisenbahn km² Quadratkilometer KMU kleine und mittlere Unternehmen m² Quadratmeter MICE Meetings & Incentives Mio. Millionen Mrd. Milliarde NGO Non-Governmental Organisation o. ä. oder ähnliches OASA städtische Athener Verkehrsmittel Organisation OTEK Organisation of Tourism Education and Training RDP Regional Development Programme s. o. siehe oben S. A. Société Anonyme SETE Griechischer Verband für Touristikunternehmen
6 AUSBAUMASSNAHMEN IM GRIECHISCHEN TOURISMUS UND BARRIEREFREIHEIT TED Tenders Electronic Daily Tel. Telefon u. a. unter anderem USA United States of America u. U. unter Umständen WEF World Economic Forum z. B. zum Beispiel z. Hd. zu Händen ZMA Zielmarktanalyse
7 AUSBAUMASSNAHMEN IM GRIECHISCHEN TOURISMUS UND BARRIEREFREIHEIT 1. Einleitung Griechenland erfreut sich bei internationalen Touristen in den letzten Jahren zunehmender Beliebtheit. Kamen im Jahr 2012 noch etwa 15,5 Mio. Touristen aus anderen Ländern nach Griechenland, waren es im Jahr 2017 bereits 27,2 Mio. Dies bedeutet einen Anstieg von ca. 75% innerhalb von nur sechs Jahren. Dabei kamen die meisten Touristen aus Deutschland, Großbritannien und Italien. Auch im Jahr 2018 ist mit einem weiteren Wachstum der griechischen Tourismusbranche zu rechnen. Zwischen Januar und Juli kamen fast 15 Prozent mehr Besucher als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Touristen aus Deutschland stieg sogar um mehr als ein Drittel. Für das Gesamtjahr gehen Branchenexperten von 32 Mio. Gästen aus. Trotz der Touristenzunahme und den für Griechenland günstigen internationalen Gegebenheiten stagnieren die Einnahmen der griechischen Tourismusbranche. Ein Umstand, der zeigt, dass Griechenland sein touristisches Produkt anpassen muss. Neben der Erweiterung um zusätzliche Tourismusprodukte (z. B. Gesundheitstourismus, Wandertourismus, Wintertourismus, etc.) wird verstärkt auf Exklusivität gesetzt. Tatsächlich wurden und werden im Tourismusbereich von in- wie ausländischen Unternehmen bereits zahlreiche Investitionen getätigt, vor allem im Bereich Luxushotellerie (4-Sterne- und 5-Sterne-Anlagen). Ebenfalls wird auf integrierte Ferienressorts gesetzt, also Anlagen, die verschiedene Aktivitäten kombinieren, z.B. Thermen und Spas, Sport, Marinas, Konferenzzentren. Aktuell sind bereits mehrere Projekte dieser Art in Arbeit. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf neuen Hotelbauten und Sanierung der bestehenden Häuser, Anlagen und deren Außeneinrichtungen. So steht die griechische Tourismusindustrie in Anbetracht des starken Anstiegs des internationalen Touristenaufkommens vor vielschichtigen Herausforderungen, was besonders die Bauwirtschaft betrifft. So müssen viele Tourismuseinheiten und Hotels modernisiert werden, was mit einem enormen Planungs- und Investitionsbedarf einhergeht. Die Erweiterung der griechischen Tourismusprodukte über den traditionellen Sun & Bed Tourismus hinaus betrifft auch den Auf- und Ausbau barrierefreier Tourismuseinheiten. Die griechische Tourismusbranche öffnet sich erst allmählich für barrierefreie Reise- und Urlaubsangebote. Das Angebot befindet sich nicht auf dem Niveau, das man von einem europäischen Land, dessen Haupteinnahmequelle der Tourismus ist, erwarten würde. Allerdings hat sich in den letzten Jahren einiges in dem Bereich getan. Damit behinderte und altersbedingt eingeschränkte Menschen Urlaubs- und Reiseangebote möglichst selbstständig nutzen können, muss das gesamte Serviceangebot von der Buchung, z.B. über barrierefreie digitale Buchungssysteme, bis zur Abreise an die Bedürfnisse der Zielgruppe angepasst werden. Dies betrifft insbesondere die Verkehrsinfrastruktur sowie das Gastgewerbe. Behinderte und mobilitätseingeschränkte Menschen können von den einzelnen Ausbaumaßnahmen jedoch nur profitieren, wenn diese effizient miteinander verknüpft werden und dadurch ein ganzheitliches Angebot für sie geschaffen wird. Es ist nicht zielführend, barrierefreie Hotelzimmer einzurichten, wenn die öffentlichen Bereiche wie z.B. Restaurants nicht zugänglich sind. Vor den Paralympischen Spielen im Jahr 2004 hat der griechische Staat einiges dafür getan, um das Land als Reisedestination auch für behinderte Besucher attraktiver zu machen. Infolgedessen wurden zahlreiche Sehenswürdigkeiten, Gehwege und Strände barrierefrei umgestaltet. Diese Aktionen konzentrierten sich allerdings weitgehend auf den Großraum Athen. Weitere Initiativen in dem Bereich folgten, jedoch nicht flächendeckend und oft ohne umfassendes Konzept. Den meisten Anbietern touristischer Dienstleistungen ist noch nicht bewusst geworden, dass Barrierefreiheit nicht lediglich eine Erleichterung für behinderte Menschen, sondern eine unabdingbare Voraussetzung für ihre Urlaubsreisen ist. Zur Realisierung der Barrierefreiheit ist auch erforderlich, dass die geeigneten Maßnahmen von den zuständigen Behörden sowie den im Tourismus tätigen Unternehmen ergriffen werden. Auf diese Weise kann auch das Bewusstsein der restlichen Bevölkerung für diese Angelegenheit geschärft werden. Vom Ausbau der barrierefreien Einrichtungen profitierten nicht nur Behinderte, sondern alle Reisenden, da hierdurch die Benutzerfreundlichkeit signifikant erhöht würde. Insbesondere für die wachsende Anzahl an Senioren verbesserte sich die Situation. Bisher bieten nur 9 % der Tourismusdienstleister barrierefreie Angebote an. Wie aus der Abbildung 1 ersichtlich wird, ist die Situation für behinderte Menschen in den europäischen Mittelmeerstaaten Spanien, Italien, Frankreich und Portugal, mit denen Griechenland im Bereich des Tourismus konkurriert, bedeutend besser. Es wird damit gerechnet, dass die Tourismusindustrie ihre Umsätze um bis zu 44 % steigern könnte, wenn in Barrierefreiheit investiert würde (Prosvasis Blog 2014). Europaweit wären das jährlich zusätzliche 142 Mrd. Euro an Einnahmen. Durch Ausbaumaßnahmen in dem Bereich könnten europaweit bis zu 3,4 Mio. neue Arbeitsplätze geschaffen werden (Policy Department for Structural and Cohesion Policies 2018; I Kathimerini 2015). Damit bestehen enorme Wachstumsmöglichkeiten sowie die Chance, eine bessere Auslastung der Tourismusdienstleistungen in den umsatzschwächeren Monaten der Nebensaison zu erreichen. Infolgedessen ist die Marktsituation für Investoren momentan sehr gut. Die vorliegende Zielmarktanalyse (ZMA) liefert zunächst allgemeine Informationen über Griechenland. Neben einem Überblick des Verwaltungsaufbaus Griechenlands setzt sich die Analyse auch mit der geostrategischen Lage Griechenlands, ihrer Wirtschaft, Struktur und Entwicklung auseinander, um letztlich die Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland anhand einer Gegenüberstellung von Import- und Exportgütern darzustellen. Im Kernbereich beschäftigt sich die Analyse mit der Tourismuswirtschaft Griechenlands, wobei zunächst die Entwicklung der Branche und ihre besondere wirtschaftliche Bedeutung dargestellt werden. Dabei wird ebenfalls auf aktuelle Trends und Entwicklungen des Reiseverhaltens eingegangen und beschrieben, welche Auswirkungen auf die zukünftige Ausrichtung der griechischen Tourismusbranche zu erwarten sind.
8 AUSBAUMASSNAHMEN IM GRIECHISCHEN TOURISMUS UND BARRIEREFREIHEIT Daraufhin widmet sich die ZMA dem barrierefreien Tourismussektor und beginnt mit einer Übersicht über den Status Quo der Barrierefreiheit. Ein besonderes Augenmerk wird hierbei auf die mangelnde barrierefreie Infrastruktur der griechischen Tourismusbranche gelegt und auf den entstandenen Handlungsbedarf der Branche eingegangen. Anschließend werden die rechtlichen Rahmenbedingungen erläutert, die den zuvor beschriebenen Handlungsbedarf unterstreichen. Eine Übersicht über Förder- und Investitionsprogramme, gefolgt von einer Übersicht über Markteintrittsstrategien und über öffentliche Ausschreibungen im Tourismusbereich Griechenlands sowie eine Darstellung der Marktpotentiale für deutsche Unternehmen runden das fünfte Kapitel ab, bevor die Studie mit einer Schlussbetrachtung abschließt.
9 AUSBAUMASSNAHMEN IM GRIECHISCHEN TOURISMUS UND BARRIEREFREIHEIT 2. Zielmarkt allgemein 2.1 Basisdaten und politischer Hintergrund Griechenland befindet sich geographisch in Südosteuropa und grenzt im Norden an Albanien, die ehemalige jugoslawischen Republik Mazedonien, Bulgarien und im Osten an die Türkei. Abbildung 1: Karte des Staatsgebiets Griechenlands Von der Gesamtfläche von 131.957 km² entfallen 106.915 km² auf das Festland. Die weiteren 25.042 km² (ca. 19%) verteilen sich auf mehr als 3.000 griechische Inseln, von denen knapp 120 bewohnt sind. Im Süden des Landes befindet sich mit Kreta die größte griechische Insel, im Osten liegen die Ägäischen, im Westen die Ionischen Inseln (Enterprise Greece 2015). Insgesamt beträgt die Küstenlinie Griechenlands 13.676 km (Deutschland: 2.389 km), von der etwa 4.000 km auf das griechische Festland entfallen. Nach letzter Erfassung im Januar 2017 leben nach OECD-Angaben ca. 11 Mio. Menschen in Griechenland. Die natürliche Wachstumsrate beträgt -0,1% und befindet sich somit mittlerweile im negativen Bereich. 73% der Griechen leben in Städten, davon allein 4,5 Mio. in der Hauptstadt Athen. Offiziell sind etwa 93% der Bevölkerung ethnische Griechen. Zu den Minderheiten gehören Slawen, Aromunen, Türken, Pomaken (slawischsprachige Muslime), Roma und Armenier. 98% der Menschen gehören offiziell der griechisch-orthodoxen Kirche an, ca. 1,3% der Bevölkerung sind als Muslime erfasst (OECD 2015; CIA 2015). Die nachfolgende Tabelle führt die wesentlichen demographischen Kennziffern Griechenlands auf: Tabelle 1: Demographische Kennzahlen Griechenlands im Jahr 2016 Demographische Kennzahlen Griechenland Deutschland Bevölkerung Mitte 2016 (in Mio.) 10,8 82,6 Bevölkerungsprojektion für 2050 (in Mio.) 9,2 81 Geburten pro 1.000 Einwohner 8 9 Todesfälle pro 1.000 Einwohner 10 11 Gesamtfruchtbarkeitsrate (Kinder pro Frau) 1,3 1,5 Säuglingssterblichkeit pro 1.000 Lebendgeborene 3,8 3,2 Lebenserwartung bei der Geburt (Jahre) – männlich 78 78 Lebenserwartung bei der Geburt (Jahre) – weiblich 84 83 Bevölkerung < 15 Jahre (in %) 15 13 Bevölkerung > 64 Jahre (in %) 19 21 Städtische Bevölkerung (in %) 73 75,3 CO2-Emissionen 2013 (in Mio. Tonnen) 18,9 206,5 Quelle: Stiftung Weltbevölkerung, eigene Darstellung
10 AUSBAUMASSNAHMEN IM GRIECHISCHEN TOURISMUS UND BARRIEREFREIHEIT Das politische System Griechenlands ist ein republikanisches Regierungssystem, bestehend aus dem Ministerpräsidenten und seinem Kabinett sowie dem vom Parlament gewählten Staatspräsidenten. Des Weiteren ist die griechische politische Landschaft durch das Parlament und eine pluralistische Parteienlandschaft gekennzeichnet. Das administrative System ist seit der Verwaltungsreform „Kallikrates“ vom Januar 2011 dreigeteilt: Die oberste Verwaltungseinheit sind die sieben „Dezentralen Behörden“, die durch von der Regierung benannte Generalsekretäre geführt werden. Diesen unterstehen auf zweiter Verwaltungsebene dreizehn Regionen, die von einem Gouverneur und einem Regionalrat geführt werden. Über die Einwohnerzahl der Regionen wird außerdem die Verteilung an Sitzen im Parlament proportional abgeleitet. Sie bestehen schließlich auf dritter Ebene aus 325 Gemeinden (Dimos), die jeweils von einem Bürgermeister geführt werden. Der jeweilige Gemeinderat wird alle fünf Jahre gewählt. Die Gemeinden unterteilen sich wiederum in Gemeindebezirke). Die graphische Verteilung der 13 Regionen, die aus den ehemaligen 54 Präfekturen zusammengefasst wurden, verdeutlicht folgende Karte: Abbildung 2: Verwaltungsbezirke Griechenlands Quelle: Free World Map (2017) 2.2 Wirtschaft, Struktur und Entwicklung Der Ausbruch der globalen Finanzkrise 2007 markierte den Beginn der griechischen Wirtschaftskrise. Bereits im Jahr 2009 musste die griechische Regierung gegenüber den Mitgliedern der Eurozone einräumen, dass die aktuelle Staatsverschuldung nicht den Kriterien des Maastricht-Vertrags in Höhe von 3% Defizit pro Jahr, gemessen an der Wirtschaftsleistung, entspricht, sondern bereits bei 12,5% lag. Die Folgen des zu hohen griechischen Defizits in Verbindung mit der bereits zu hohen Staatsverschuldungsquote in Höhe von 126% im Jahr 2009 schlugen sich in den Verunsicherungen der internationalen Finanzmärkte und letztendlich in einem sprunghaften Anstieg der Zinsen auf neue griechische Staatsanleihen nieder, sodass die griechische Regierung infolgedessen de facto vom Kapitalmarkt abgeschnitten wurde. Mit der Zinssteigerung zusammenhängend schwächte sich auch das griechische Wirtschaftswachstum ab, was wiederum zu einem weiteren Anstieg der Zinsen für griechische Staatsanleihen führte. In Folge der Staatschuldenproblematik ging im Zeitraum von 2009 bis 2017 das griechische BIP um rund 25% zurück. Nach einer kurzzeitigen leichten Erholung im Jahr 2014 (+0,7%) kam es in den Folgejahren infolge der politischen Entwicklungen im Jahr 2015 (Referendum, Neuwahlen, Kapitalverkehrskontrollen) und der hohen Unsicherheiten bei den Verhandlungen über ein drittes Rettungspaket anfangs wieder zu einer Rezession und nachfolgend zu einer Stagnation der griechischen Wirtschaft.
11 AUSBAUMASSNAHMEN IM GRIECHISCHEN TOURISMUS UND BARRIEREFREIHEIT Im Jahre 2017 konnte dennoch ein sich langsam steigender Stabilitätskurs verzeichnet werden, so dass die Europäische Kommission ein BIP-Wachstum in Höhe von 1,4% feststellen konnte. Diese positive Entwicklung wurde u. a. durch einen Anstieg des privaten Konsums in Folge der im Jahr 2015 eingeführten Kapitalverkehrskontrolle erreicht. Da die griechischen Haushalte aufgrund der beschriebenen Unsicherheiten dazu übergingen, Bankguthaben vermehrt für den Kauf von Konsumgütern zu nutzen, um somit einem möglichen „Haircut“ zu entgehen, stieg der Privatkonsum im Jahr 2015 und 2016 an. Abbildung 3: Wachstum des realen BIP 2009 bis 2018 in % (ggü. dem Vorjahr) 4 2,3 1,9 2 1,4 0,7 0 -0,3 -0,2 -2 -4 -3,2 -4,9 -6 -8 -7,1 -7,3 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018* 2019* * Schätzungen bzw. Prognosen Quelle: Ministry of Finance Minister of the Hellenic Republic; EU-Commission, European Economic Forecast 2018 Ebenfalls konnte der anziehende Tourismussektor im Jahr 2017 einen positiven Effekt auf das griechische Wirtschaftswachstum ausüben. Im Vergleich zum Vorjahr wurden 8% mehr ausländische Besucher registriert, was gemäß der griechischen Zentralbank zu einem Anstieg der Einnahmen um etwa 11% führte. Neben der positiven Tourismusentwicklung fiel 2017 auch der erreichte Primärhaushaltsüberschuss von 3,6% positiv ins Gewicht. Für das Jahr 2016 war noch ein Haushaltssaldo von lediglich 0,6% zu verzeichnen. Für das Jahr 2018 wird ein Anstieg des BIP von 1,9% erwartet. Zum derzeitigen Wachstum trägt in erster Linie der Tourismus bei. Die Touristenzahlen sollen auch im Jahr 2018 weiter um etwa 10% zunehmen, was sich wiederum positiv auf das griechische Wirtschaftswachstum auswirken sollte. Im 1. Quartal 2018 wuchs das BIP um 2,3% im Vergleich zur Vorjahresperiode. Die Steigerung ist auf zunehmende Warenexporte von 7,6% zurückzuführen. Der Konsum und die Bruttoanlageinvestitionen waren rückläufig. Generell geht die EU-Kommission von einer weiteren positiven Entwicklung Griechenlands aus. Das für 2018 und 2019 prognostizierte Wirtschaftswachstum soll dabei insbesondere durch den wachsenden privaten Konsum im Zuge einer positiven Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt sowie mittels steigender Investitionen erreicht werden. Was den prognostizierten Anstieg des privaten Konsums betrifft, der sich von 0,5% (2018) auf 0,9% (2019) nahezu verdoppeln soll, muss allerdings beachtet werden, dass neue Steuern den privaten Verbrauch drosseln könnten.
12 AUSBAUMASSNAHMEN IM GRIECHISCHEN TOURISMUS UND BARRIEREFREIHEIT Abbildung 4: Wirtschaftliche Entwicklung Griechenlands 2017 bis 2019 (reale Veränderung zum Vorjahr in %) 12,1 10,3 9,6 7,2 5,5 4,4 2,3 1,9 1,4 0,9 0,5 0,1 BIP Einfuhren (cif)** Bruttoanlageninvestitionen Privater Verbrauch 2017 2018 * 2019 * * Schätzungen bzw. Prognosen, ** Waren und Dienstleistungen, nominale Veränderungen Quelle: EU-Commission, European Economic Forecast 2018 Nicht zuletzt ist auch eine sinkende Arbeitslosenquote von 20,9% Ende 2017 (gemäß der griechischen Statistikbehörde ELSTAT) ein Zeichen wirtschaftlicher Erholung, wenngleich sie immer noch enorm hoch ist. Die Arbeitslosenquote lag im Jahr 2009 zwar noch bei 9,5%, stieg infolge des Krisenausbruchs jedoch zunächst auf 12,5% im Jahr 2010 und auf 17,7% im Jahr 2011 an. Ihren Höhepunkt erreichte die Quote im Jahre 2013 mit einem Wert von 27,5%. Erst im Jahr 2014 sank die Quote wieder leicht. Im Juli 2018 wurde die Arbeitslosenquote von der griechischen Statistikbehörde ELSTAT weiter nach unten, auf 19%, korrigiert. Auffällig ist auch, dass Frauen häufiger als Männer von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Im Jahr 2017 lag die Arbeitslosenquote bei 25,2% (Frauen) bzw. 17,5% (Männer). Was die Jugendarbeitslosigkeit betrifft, verbucht Griechenland trotz abnehmender Tendenz noch immer die höchste Quote in Europa, die laut Eurostat 2017 bei etwa 40% lag. Tabelle 2: Wirtschaftsparameter Griechenland 2015 bis 2017 Wirtschaftsparameter 2015 bis 2017 2015 2016 2017 BIP (Mrd. Euro) 176,3 174,2 177,7 BIP (Veränderung, %) -0,3 -0,2 1,4 Primärhaushalt * (%, in Relation zum BIP) 0,6 3,6 4,0 Haushaltssaldo -0,2 -1,1 -0,8 (%, in Relation zum BIP) Arbeitslosenquote (%) 24,9 23,5 22,2 Staatsverschuldung (%, in Relation zum BIP) 176,8 180,8 178,6 Entwicklung ausländischer Direktinvestitionen, Nettotransfer (in Mio. €) 1.143 2.498 3.204 * exklusive der Kosten für Schuldendienst Quelle: Ministry of Finance Minister of the Hellenic Republic; EU-Commission, European Economic Forecast 2018
13 AUSBAUMASSNAHMEN IM GRIECHISCHEN TOURISMUS UND BARRIEREFREIHEIT Investitionen Die Bruttoanlageinvestitionen werden gemäß EU-Erwartungen im Jahr 2018 real um 10,3 Prozent steigen. Damit fallen die revidierten Prognosen der Europäischen Kommission im Mai 2018 etwas niedriger als im Winter 2017 aus. Für 2019 prognostiziert die EU-Kommission einen weiteren Zuwachs um 12,1 Prozent. Im vergangenen Jahr sorgten vor allem die Investitionen des Tourismussektors in neue Transportmittel für einen Anstieg bei den Bruttoanlageinvestitionen. Diese haben sich zum Vorjahreszeitraum fast verdoppelt. Für das öffentliche Investitionsprogramm hat die griechische Regierung rund 6,8 Mrd. Euro veranschlagt. Etwa 5,8 Mrd. Euro sind für Projekte vorgesehen, die von der EU kofinanziert werden. Im Jahr 2017 wurden rund 6,2 Mrd. Euro dafür genutzt, ein halbe Mrd. Euro weniger als geplant. Im Mittelpunkt stehen Infrastrukturprojekte sowie die Förderung des verarbeitenden Gewerbes, des Tourismus, der Gesundheitsbranche und des Umweltschutzes. Aus dem griechischen Privatisierungsprogramm sollen im Jahr 2018 etwa 2,7 Mrd. Euro in die Staatskasse fließen. Auf dem Plan stehen unter anderem die Veräußerung eines Anteils von 17 Prozent an der Stromgesellschaft PPC sowie die Privatisierungen der Erdölgesellschaft Hellenic Petroleum und der Erdgasgesellschaft Depa. Konsum Das verfügbare Einkommen der griechischen Haushalte reicht nicht aus, um den Konsum zu finanzieren. Das zeigt eine aktuelle Studie der Analyseabteilung Eurobank Research der gleichnamigen Bank. Zwischen 2011 und 2017 hätten die Griechen Vermögenswerte von 33 Mrd. Euro verflüssigt, um ihre Ausgaben zu finanzieren, heißt es in dem Papier, das am 8. Mai 2018 veröffentlicht wurde. Gleichzeitig sind die Konsumausgaben zwischen 2008 bis 2017 jedoch um etwa ein Viertel eingebrochen. Es wurde also massiv gespart und gekürzt. Dieser Effekt hat jedoch kaum positive Wirkungen, da das verfügbare Einkommen im selben Zeitraum ebenfalls stark zurückgegangen ist, was im Endeffekt dazu führte, dass die schmerzhaften Einschnitte nur marginal Wirkung zeigten. Für das Jahr 2018 prognostiziert die EU-Kommission ein moderates Wachstum des privaten Konsums von real 0,5 Prozent. Im vergangenen Jahr stagnierte der Verbrauch wegen höherer Steuerausgaben und der niedrigen Gehälter. Hat ein Arbeitnehmer in der Privatwirtschaft im Jahr 2013 noch durchschnittlich 1.113 Euro pro Monat verdient, waren es 2016 nur noch knapp 960 Euro (DGIHK Wirtschaftsführer 2018). Außenhandel Nach Angaben der griechischen Statistikbehörde ELSTAT wurden im Jahr 2017 Waren und Dienstleistungen im Wert von ca. 50 Mrd. Euro von Griechenland importiert, was einen Zuwachs von ca. 14% zum Vorjahr (44 Mrd. Euro) ausmacht. Im Jahr 2017 exportierte die griechische Wirtschaft Waren und Dienstleistungen im Wert von insgesamt ca. 29 Mrd. Euro, sodass Griechenland einen Exportzuwachs von über 13% erreichen konnte. Die Handelsbilanz Griechenlands verschlechterte sich somit weiter von -18,7% im Jahr 2016 auf -21,4% im Jahr 2017. Die wichtigsten Importe Griechenlands im Jahre 217 stellten mineralische Brennstoffe (24%), Maschinenbauerzeugnisse und Fahrzeuge (22%), Chemikalien und Chemieprodukte (15%), Nahrungsmittel und lebende Tiere (11%) sowie verschiedene Industrieerzeugnisse (12%) dar. Dabei stammen 52% der Importe aus der EU und 48% aus Drittländern. Den Großteil der griechischen Exporte machten im selben Jahr mineralische Brennstoffe (31%), Industrieerzeugnisse (16%), Nahrungsmittel und lebende Tiere (15%) sowie Maschinenbauerzeugnisse und Fahrzeuge (9%) aus. Griechenland exportiert 54% seiner Waren und Erzeugnisse in die EU und 46% in Drittländer. Die Entwicklung des griechischen Handelsbilanzsaldos kann Tabelle 3 entnommen werden (DGIHK Wirtschaftsführer 2018). Im Zeitraum von Januar bis August 2018 konnten Importe von insgesamt 36,5 Mrd. Euro verzeichnet werden. Verglichen mit der gleichen Periode im Vorjahr stellt dies einen Rückgang von ca. 9% dar. Hingegen beliefen sich die Exportzahlen desselben Zeitraumes auf knapp 22 Mrd. Euro, was einen Zuwachs von über 17% im Vergleich zur Vorjahresperiode ausmacht. Wichtigster Handelspartner Griechenlands bleibt Deutschland, dicht gefolgt von Italien, das den größten Abnehmer griechischer Produkte darstellt. Gemäß dem Europäischen Statistikamt Eurostat bildeten hierbei die wichtigsten Exportländer Italien (10,6%), Deutschland (7,1%), die Türkei (6,8%), Zypern (6,5%) und Bulgarien (4,9%). Was die Importe im Jahr 2017 betrifft, stellte Deutschland mit 10,4% den Hauptlieferanten dar, gefolgt von Italien (8,1%), Russland (6,8%) und Süd-Korea (6,3%) (DGIHK Wirtschaftsführer 2018).
14 AUSBAUMASSNAHMEN IM GRIECHISCHEN TOURISMUS UND BARRIEREFREIHEIT Tabelle 3: Entwicklung der griechischen Importe und Exporte von 2016 bis 2017 in Mrd. Euro Entwicklung der griechischen Importe und Exporte von 2016 bis 2017 in Mrd. Euro 2016 % 2017 Importe 44,2 +13,9 50,3 Exporte 25,5 +13,4 28,9 Handelsbilanzsaldo -18,7 -12,6 -21,4 * exklusive der Kosten für Schuldendienst Quelle: Ministry of Finance Minister of the Hellenic Republic; EU-Commission, European Economic Forecast 2018 Importe aus Deutschland Der Import deutscher Produkte belief sich im Jahr 2017 wertmäßig auf rund 5,3 Mrd. Euro. Deutschland konnte 2017 weiterhin seinen traditionellen Platz als wichtigster Lieferant Griechenlands vor Italien, China, Russland, der Niederlande, dem Irak und Frankreich behaupten. Diese Entwicklung setzt sich auch im Jahr 2018 fort: In den Monaten Januar bis Mai 2018 wurden nach Griechenland deutsche Produkte im Wert von etwa 2,37 Mrd. Euro importiert. Hierbei machten Maschinenbauerzeugnisse und Fahrzeuge (44%), Chemische Erzeugnisse wie Arzneimittel und Pharmazeutika (41%), Nahrungsmittel und lebende Tiere (17%) sowie bearbeitete Erzeugnisse (14%) laut Eurostat den größten Anteil der griechischen Importe aus Deutschland aus. So stiegen die deutschen Exporte nach Griechenland in 2018 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (Januar bis Mai) laut Deutscher Bundesbank um ca. 10%. Insgesamt belegt Griechenland im Zeitraum Januar - Mai 2018 als Exportziel deutscher Waren in der Rangfolge der deutschen Außenhandelspartner den 38. Platz. Exporte nach Deutschland Im Jahre 2017 lag Deutschland mit einem Exportwert von etwa 1,9 Mrd. Euro und einem Exportanteil von über 7% hinter Italien an zweiter Stelle der Hauptabnahmeländer griechischer Produkte. Im Zeitraum Januar bis Mai 2018 exportierte Griechenland nach Deutschland laut Eurostat Waren im Wert von etwa 1,07 Mrd. Euro, was eine Zunahme von über 2% zum Vorjahreszeitraum ausmacht. Hierbei machten Nahrungsmittel und lebende Tiere (32%), bearbeitete Erzeugnisse (20%) sowie Chemische Erzeugnisse wie Arzneimittel und Pharmazeutika (15%) den größten Anteil der griechischen Exporte nach Deutschland aus. Im Rahmen des bilateralen Handelsvolumens kann seit dem Jahr 2012 ein regelmäßig leichter Zuwachs verzeichnet werden. Griechenland belegte laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2017 Platz 39 in der Rangfolge der deutschen Außenhandelspartner. Die Entwicklung des bilateralen Handelsvolumens kann der folgenden Tabelle entnommen werden: Tabelle 4: Entwicklung der deutsch-griechischen Handelsbeziehung von 2014 bis 2017 in Mio. Euro Entwicklung der deutsch-griechischen Handelsbeziehung von 2014 bis 2017 in Mio. Euro 2013 Δ (%) 2014 Δ (%) 2015 Δ (%) 2016 Δ (%) 2017 Δ (%) Deutsche 4.718,2 -2,3 5.063,8 +7,3 4.879,9 -3,6 5.220,2 +6,9 5.224,4 +4,99 Exporte nach GR Griechische 1.797,8 -3,5 1.749,1 -2,7 1.838,2 +5,1 1.909,1 +3,9 1.915,3 +2,0 Exporte nach D Handelsvolumen 6.516,0 -5,8 6.812,9 +4,6 6.718,1 +1,5 7.129,3 +10,8 7.139,7 +6,99 Quelle: Deutsche Bundesbank; Eurostat
15 AUSBAUMASSNAHMEN IM GRIECHISCHEN TOURISMUS UND BARRIEREFREIHEIT 3. Die griechische Tourismuswirtschaft Die Tourismusbranche in Griechenland wächst auch im Jahr 2018. Zwischen Januar und Juli kamen fast 15 Prozent mehr Besucher als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Touristen aus Deutschland stieg sogar um mehr als ein Drittel. Für das Gesamtjahr 2018 gehen Branchenexperten von 32 Mio. Gästen aus. Allerdings müssen griechische Hotelbetreiber ihre Anlagen modernisieren, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Denn der Druck für höhere Qualität kommt vom Markt selbst. Potenzielle Kunden können Hotelbewertungen bequem im Internet nachlesen und das Angebot dadurch weltweit vergleichen, was in der Branche eine neue Dynamik erzeugt. 3.1 Zuständige Tourismusbehörden in Griechenland ⚫ Das Ministerium für Touristische Entwicklung ist der Hauptakteur hinsichtlich der Entwicklung von Vorgaben und Richtlinien im Tourismusbereich. Verschiedene Aspekte der Regulierung und Entwicklung im Tourismussektor werden an vier andere Organisationen delegiert. ⚫ Die GNTO agiert als federführende Behörde für Qualitätskontrolle, Marktüberwachung und Verbraucherschutz. Zudem ist die GNTO im Bereich der Recherche und Beratung des zuständigen Ministeriums tätig. ⚫ Die Tourism Development Company verwaltet die im Eigentum des Staates stehenden touristischen Immobilien, mit dem Ziel die touristische Entwicklung durch Zusammenarbeit mit privaten Unternehmen zu optimieren. Insgesamt werden 350 Objekte (wie z.B. Jachthäfen, Hotels, organisierte Strände aber auch natürliche Sehenswürdigkeiten wie heiße Quellen) in Griechenland mit einer Gesamtfläche von 70 Mio. m² verwaltet. ⚫ Die Hellenic Chamber of Hotels berät das Ministerium auf dem Gebiet des Tourismus, insbesondere hinsichtlich der Entwicklung der Hotelindustrie. Alle in Griechenland ansässigen Hotels sind gesetzliche Mitglieder der Kammer. Sie wird sowohl von Hotelmanagern als auch von Vertretern des Staates geleitet. ⚫ Die OTEK ist eine staatliche Institution, die Aus- und Fortbildungen im Bereich des Tourismus anbietet. Allerdings fehlt es an einem angemessenen Training über barrierefreien Tourismus (Buhalis/Darcy/Ambrose 2012). 3.2 Allgemeines zur griechischen Tourismusindustrie Griechenland erfreut sich bei internationalen Touristen in den letzten Jahren zunehmender Beliebtheit. Im Jahr 2012 kamen ca. 15,5 Mio., im Jahr 2017 ca. 27,2 Mio. Touristen aus anderen Ländern nach Griechenland. Dies bedeutet einen Anstieg von ca. 75% innerhalb von nur sechs Jahren. Abbildung 5: Ankünfte internationaler Touristen in Griechenland von 2007 bis 2017 (in Mio.) 30 27,2 24,8 25 23,6 22,03 20 17,92 16,17 15,94 16,43 14,92 15,01 15,52 15 10 5 0 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Quelle: Statista (2018), SETE (2018)
16 AUSBAUMASSNAHMEN IM GRIECHISCHEN TOURISMUS UND BARRIEREFREIHEIT Von den internationalen Touristen kamen in den Jahren 2015 bis 2017 jeweils die meisten aus Deutschland, gefolgt von Großbritannien und Italien. Die Zahl der Touristen aus Deutschland stieg von 2015 auf 2016 um ca. 11,5% und von 2016 auf 2017 um weitere ca. 18%. Abbildung 6: Touristen in Griechenland nach Herkunftsländern von 2015 bis 2017 (in 1.000) Deutschland Großbritanien Italien Frankreich Rumänien USA Niederlande 0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000 2017 2016 2015 Quelle: Statista (2018a) In Anbetracht des starken Anstiegs des internationalen Touristenaufkommens steht die griechische Tourismusindustrie vor vielschichtigen Herausforderungen. Betrachtet man beispielsweise die Anzahl von Schlafgelegenheiten in Hotels, Gasthöfen und Pensionen, lässt sich feststellen, dass diese zuletzt stagniert hat bzw. von 2015 auf 2016 sogar leicht rückläufig war. Abbildung 7: Schlafgelegenheiten in Hotels, Gasthöfen und Pensionen von 2006 bis 2016 (in 1.000) 820 800 801,8 798 800 789,4 780 771,2 773,3 764,4 760 740 731,7 715,9 720 700,9 700 693,3 680 660 640 620 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Quelle: Statista (2018b)
17 AUSBAUMASSNAHMEN IM GRIECHISCHEN TOURISMUS UND BARRIEREFREIHEIT Der gesamte Beitrag des Tourismussektors zum BIP lag 2017 bei ca.19,7%. In absoluten Zahlen betrug er ca. 35,0 Mrd. Euro. Dieser Betrag setzt sich aus der Addition der direkten Beiträge (Ausgaben ausländischer Touristen in Griechenland, Ausgaben der Branche im Inland sowie den Einkäufen von Tourismusanbietern inklusive importierter Waren) mit den Ausgaben für die nationale Beschaffungskette, den Kapitalinvestitionen, den Regierungsausgaben, den indirekten Ausgaben für importierte Waren sowie den Ausgaben der Personen, die indirekt im Tourismus beschäftigt sind, zusammen (Statista 2018c). Für das Jahr 2018 wird ein Anstieg um ca. 5,3% auf ca. 36,9 Mrd. Euro erwartet (WTTC 2018). Abbildung 8: Entwicklung des direkten und gesamten Beitrags der griechischen Tourismusbranche zum BIP von 2012 bis 2018 (in Mrd. Euro) 40 36,9 35 35 33,4 33 32,1 30,6 30 28,5 25 20 14,3 15,1 15 13,1 13,6 13,3 12,2 11 10 5 0 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Direkter Beitrag Gesamter Beitrag Quelle: Statista (2018c) Im europäischen Vergleich war der gesamte Beitrag des Tourismussektors zum Inlands-BIP in Griechenland am höchsten. Folgender Tabelle kann entnommen werden, welche überragende Bedeutung der griechischen Tourismusbranche für die heimische Wirtschaft, auch im Vergleich zu anderen beliebten Touristenzielen wie Spanien oder Italien, zukommt. Abbildung 9: Gesamter Beitrag der Tourismusbranche zum BIP in ausgewählten Ländern 2017 (in %) Griechenland 19,7 Marokko 18,6 Portugal 17,3 Spanien 14,9 Tunesien 14,2 Italien 13 Türkei 11,6 Deutschland 10,7 Großbritanien 10,5 Welt 10,4 Europa 10,3 Frankreich 8,9 0 5 10 15 20 25 Quelle: Statista (2018d)
18 AUSBAUMASSNAHMEN IM GRIECHISCHEN TOURISMUS UND BARRIEREFREIHEIT Im Jahr 2017 waren ca. 459.000 Menschen unmittelbar im Tourismussektor beschäftigt, was einem Anteil von 12,2% an der Gesamtbeschäftigung entspricht. Für das Jahr 2018 wird ein Anstieg um 5,2% auf ca. 482.500 Beschäftigte erwartet. Bis 2028 wird ein Anstieg auf ca. 592.000 Beschäftigte prognostiziert (WTTC 2018). Der gesamte Beitrag des Tourismus zur Beschäftigung in Griechenland lag 2017 bei ca. 934.000 Arbeitsplätzen. Diese Werte setzt sich aus den direkten Jobs im Tourismusgewerbe plus den indirekten und induzierten Jobs zusammen. Dies macht einen Anteil von ca. 24,8% an der Gesamtbeschäftigung aus. Im Jahr 2018 wird ein Anstieg um 5,6% auf ca. 987.000 Arbeitsplätze erwartet. Bis 2028 wird ein Anstieg des gesamten Beitrags des Tourismus zur Beschäftigung auf ca. 1,26 Mio. Arbeitsplätze prognostiziert (WTTC 2018). Abbildung 10: Entwicklung des direkten und gesamten Beitrags der griechischen Tourismusbranche zur Gesamtbeschäftigung 2012 bis 2018 (in 1.000) 1400 1265,9 1200 987,2 1000 934,4 860,6 769,5 809,2 800 731 600 482,7 426,8 427 459 382,9 406,4 356,4 400 200 0 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Direkter Beitrag Gesamter Beitrag Quelle: Statista (2018e) Der gesamte Beitrag der griechischen Tourismusbranche zur inländischen Beschäftigung ist mehr als doppelt so hoch wie im europäischen Durchschnitt. In Deutschland waren 2017 knapp 14% der Berufstätigen im Tourismussektor beschäftigt. Abbildung 11: Beitrag der Tourismusbranche zur Gesamtbeschäftigung in ausgewählten Ländern 2017 in % Griechenland 24,8 Portugal 20,4 Marokko 16,4 Spanien 15,1 Italien 14,7 Deutschland 13,8 Tunesien 13 Europa 11,7 Großbritannien 11,6 Frankreich 10 Welt 9,9 Türkei 7,4 0 5 10 15 20 25 30 Quelle: Statista (2018f)
19 AUSBAUMASSNAHMEN IM GRIECHISCHEN TOURISMUS UND BARRIEREFREIHEIT Es wird davon ausgegangen, dass die griechische Tourismusbranche im Jahr 2017 Kapitalanlagen mit einem Gesamtumfang von ca. 3,1 Mrd. Euro angezogen hat. Für das Jahr 2018 wird ein Anstieg der Kapitalanlagen um ca. 3,6% auf ca. 3,2 Mrd. Euro erwartet. In den nächsten 10 Jahren wird ein durchschnittlicher jährlicher Anstieg von ca. 5,5% auf ca. 5,5 Mrd. Euro im Jahr 2028 prognostiziert (WTTC 2018). 3.3 Baumaßnahmen und Modernisierungen im griechischen Tourismuswesen Griechenlands Wirtschaft erholt sich langsam. Nach der Krise der letzten Jahre, die große Einschneidungen für das Land im Südosten Europas mit sich brachte, scheint die Zeit der großen Entbehrungen endlich überwunden. So verwundert es nicht, dass die Investoren zurückkommen und mit ihnen milliardenschwere Projekte. Insbesondere im Bereich des Tourismuswesens ist der Aufschwung spürbar. Griechenland, dessen Wirtschaftspotenzial zu einem Großteil auch in der Tourismusbranche angelegt ist, hat die Zeichen der Zeit erkannt und baut seine touristischen Einrichtungen sukzessive aus. Wachsende Touristenströme, die sich in steigenden Besucherzahlen niederschlagen, sorgen für große Erwartungen am Markt. Allen voran die griechische Hauptstadt Athen investiert in neue Projekte (GTAI 2018). So lief bis zum 15. November 2018 die Ausschreibung für das ehemalige Hotel Ambassadeur, dessen 10.200 m² große Fläche für dreißig Jahre vermietet werden soll. Eigentümerin ist die öffentliche Zusatzkrankenkasse ETEAEP, die sich einen Umbau des Gebäudes in ein modernes 4-Sterne- Hotel vorstellt. Mindestens 7,5 Mio. Euro beträgt der Projektwert. Bereits am 7. November 2018 endete das Ausschreibungsverfahren für zwei weitere Athener Hotels, die ebenso jeweils dreißig Jahre vermietet werden sollen. Jeweiliger Eigentümer ist der griechische öffentliche Sozialversicherungsträger EFKA. U. a. steht das ehemalige Hotel Esperia Palace im Fokus der Ausschreibung. Die 12.000 m² Fläche sollen nach Abschluss der Umbauarbeiten als 5-Sterne-Hotel genutzt werden. Den Zuschlag für das Gebäude mit einem Mindestwert in Höhe von 10,5 Mio. Euro erhält der Bieter mit dem höchsten Gebot. Eine Fläche von 1.800 m² bietet die andere Immobilie des EFKA. Für die Vermietung und Totalrenovierung des historischen Gebäudes, das in Athens Innenstadt liegt, wird ein Mindestwert in Höhe von 1,9 Mio. Euro veranschlagt. Schon im Januar 2018 begannen Renovierung und Umbau des Hotels Astir Vouliagmenis. Die Anlage im Athener Süden war Ende 2016 von dem arabischen Fonds AGC Equity Partners für 444 Mio. Euro erworben worden. Gerechnet wird mit Arbeitskosten in Höhe von 100 Mio. Euro. Verwalterin ist die multinationale Hotelgruppe Four Seasons Hotels and Resorts. Eine weitere Athener Immobilie, das ehemalige Hotel King's Palace, ist aktuell schon für dreißig Jahre an das griechische Hotelunternehmen Lampsa vermietet worden. Das Hotel im Zentrum wird für rund 18 Mio. Euro umgebaut und Anfang Dezember 2019 seinen Betrieb aufnehmen. Ebenfalls rund 18 Mio. Euro an Investitionssumme sollen für den Umbau eines anderen Gebäudes im Athener Zentrum aufgewandt werden. Der Zuschlag für die Anlage ging an das griechische Immobilienunternehmen Dimand Real Estate als Joint Venture gemeinsam mit der Europäischen Bank für Entwicklung und Wiederaufbau (EBRD). Die 25-jährige Nutzung sieht den Umbau des Gebäudes in ein Luxushotel vor. Der Athener Hotelmarkt wird folglich immer beliebter bei den Investoren, sodass seit den letzten drei Jahren viele neue Projekte das Portfolio der Hauptstadt Griechenlands im Bereich der 4- und 5-Sterne-Hotels erweitern. Internationale Betreiber wie die US-Hotelketten Hyatt und Marriott oder die Gesellschaft Four Seasons Hotels and Resorts, wie auch die griechischen Hotelgruppen Lampsa, Coco-Mat und Daskalontanakis steckten Geld in Hotelprojekte. Nach Angaben des griechischen Tourismusunternehmens konnten seit 2015 landesweit 350 Investitionsprojekte für die Renovierung und den Bau neuer 4- und 5-Sterne-Hotels bei einer Gesamtkapazität von 26.000 Betten umgesetzt werden. Doch nicht nur in Athen wird viel investiert. So modernisierte Allsun Hotels, die Ferienkette von Alltours, das Zorbas Village auf Kreta und wiedereröffnete das 4-Sterne-Resort mit den 223 Zimmern in Anissaras (Money Tourism 2017). Das Thomas-Cook-Unternehmensmitglied Neckermann Reisen eröffnete jüngst das 4-Sterne-Hotel „Sunprime Pearl Beach“ auf der griechischen Insel Kos, das sich ausschließlich an Erwachsene richtet (Focus 2018). Ein weiteres neues 4-Sterne-Hotel, das Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut und 2018 renoviert eröffnet wurde und von der Xenios Gate Group betrieben wird, ist das A for Art Design Hotel auf der Insel Thassos (Xenios Gate Group 2019). Auch im 5-Sterne-Sektor erfolgten 2018 viele Neueröffnungen. Zu nennen wären das Sani Dunes in Chalkidiki, das Stella Island Luxury Resort & Spa auf Kreta oder das Lesante Blu Exclusive Beach Resort auf Zakynthos.
20 AUSBAUMASSNAHMEN IM GRIECHISCHEN TOURISMUS UND BARRIEREFREIHEIT Ebenfalls ein Luxushotel, diesmal an Familien gerichtet, ist das Cretan Malia Park auf Kreta, das fünf Sterne vorweist und 204 Zimmer, Bungalows und Suiten bietet (Focus 2018). An Familien adressiert ist auch das dritte Haus der Lifestyle-Hotelmarke „Casa Cook“, das seit August 2018 durch Thomas Cook betrieben wird und sich „Casa Cook Chania“ nennt. Auch beim jüngsten Mitglied seiner neuen Hotelmarke bewegt man sich auf 5-Sterne-Niveau. Damit setzt sich eine neue Marke fort, die bereits mit den erfolgreichen Hotelstarts des Casa Cook Rhodos im Mai 2016 und des Casa Cook Kos im Sommer 2017 ihren Anfang nahm (Travel4News 2018). In der Liste der Hoteleröffnungen darf Santorin nicht fehlen. Hier eröffnete 2018 das Canaves Oia Epitome als luxuriösester Ableger der Canaves Oia Gruppe (Forbes 2018). Auch auf den Inseln Mykonos und Ios sind mit dem Resort der Katikies Gruppe und dem Hotel Calilo neue Luxusdestinationen geschaffen worden (Forbes 2018). Luxusurlaub boomt, auch in Griechenland, und so erstaunt nicht, dass sich die Betreiber neuer Anlagen große Gewinne in diesem Segment versprechen. Überraschend ist vermutlich, dass nach und nach auch die einstigen Hochburgen des Massenpauschaltourismus, wie Korfu, auf die Luxussparte setzen. Ein Beispiel hierfür ist das im Mai 2018 eröffnete Hotel Ikos Dassia, das zwar All Inclusive-Urlaub anbietet, aber nach dem Konzept „Infinite Luxury“ seinen Gästen individuellen Luxus offeriert, der im Komplettpaket schon preislich inbegriffen ist (Welt Online 2018). Betreiber ist die Ikos Resorts-Marke, die auch schon zwei Anlagen auf der Chalkidiki-Halbinsel zu ihrem Portfolio zählt. Ein weiteres Resort mit demselben Konzept ist 2019 für Kos geplant. Gleichfalls auf Korfu eröffnete im Mai des vergangenen Jahres das Marbella Nido, ein Suiten-Hotel auf Luxusniveau der Grecotel-Kette. Auf der Insel unterhält die Gruppe noch ein weiteres Hotel und betreibt drei Anlagen in anderen Regionen Griechenlands, darunter auch Chalkidiki (Welt Online 2018). Auf Korfu ist Weiteres geplant. So will die High-End-Hotelmarke „The Luxury Collection“ das Domes Miramare als Teil der Marriott's Luxury Collection als ihr erstes Haus auf der Insel eröffnen (Welt Online 2018). Griechenlands Wirtschaft profitiert erheblich von den in den letzten Jahren steigenden Tourismuszahlen. Die nationalen und internationalen Investoren haben das große Potenzial in der gehobenen Hotelbranche erkannt und vermehrt im Bereich der 4- und 5-Sterne-Hotels neue Projekte realisiert.
21 AUSBAUMASSNAHMEN IM GRIECHISCHEN TOURISMUS UND BARRIEREFREIHEIT 3.4 Der griechische Markt für barrierefreien Tourismus 3.4.1 Status Quo und Allgemeines In Griechenland – einem der Hauptreiseziele Europas – besteht auf dem Gebiet des barrierefreien Tourismus großer Nachholbedarf. Die meisten touristischen Ziele in dem Land sind nicht barrierefrei. Dies schränkt die Bewegungsfreiheit behinderter Touristen ein und schmälert die Einnahmen der griechischen Tourismusindustrie. Die Fremdenverkehrspolitik und -strategie in Griechenland umfasst nicht immer die Frage der Barrierefreiheit, weswegen die Praxis weitgehend uneinheitlich geblieben ist. Die übliche Herangehensweise an die Thematik in Griechenland ist weit vom üblichen Massentourismus entfernt und beschränkt sich in den meisten Fällen auf die Gründung oder Kofinanzierung bestimmter Hotels sowie den Therapeutischen Tourismus. Diesen Projekten fehlt oft die ganzheitliche Berücksichtigung des Aspekts der Barrierefreiheit. Des Weiteren können sich die (potentiellen) Reisenden oft nur unzureichend über die Situation der Barrierefreiheit in den Hotels, an den Stränden, in den Restaurants, Verkehrsmitteln, Sehenswürdigkeiten oder auch bei kulturellen Veranstaltungen informieren, weil es an einer verlässlichen Informationsquelle fehlt. Initiativen in dem Bereich blieben in ihrer Zahl und Kontinuität begrenzt. Obwohl es in der Vergangenheit einige sehr lobenswerte Projekte und Initiativen gab, ist die staatliche Praxis im Großen und Ganzen inkonsistent und lückenhaft. Es gibt wenig Engagement und Investitionen in dem Bereich. Der griechische Staat sowie die im Tourismus tätigen Unternehmen haben das wirtschaftliche Potenzial des barrierefreien Tourismus noch nicht erkannt. Lediglich in großen Hotelanlagen, die für viele der Betroffenen aus wirtschaftlichen Gründen nicht besucht werden können, ist die Situation besser (Anastasia Xarchoulakou 2008). Die meisten der 4- und 5- Sterne Hotels sind weitgehend barrierefrei, weil dies eine Voraussetzung für die Klassifizierung in die gehobene Kategorie ist (Kentella/Kola 2016). Hinsichtlich der niedriger bewerteten Hotels ist die Lage hingegen meist unbefriedigend. Außerdem fehlt es auch an einem entsprechenden nationalen Überwachungs-, Bewertungs- und Zertifizierungsmechanismus. Dies wird zum Beispiel daran deutlich, dass sich Hotels selbst als barrierefrei deklarieren dürfen. Entsprechende Studien und Marktrecherchen könnten den Anstoß geben, um den Fortschritt in dem Bereich voranzutreiben. Des Weiteren ist ein ganzheitlicher Ansatz erforderlich, um eine Gleichbehandlung von Menschen mit und ohne Behinderung im Bereich des Tourismus zu erreichen. Dies umfasst die gesamte Reise, von der Konstruktion der Verkehrsmittel bis hin zu der Gestaltung der Hotels, der Strände, der Sehenswürdigkeiten etc. Eine Beschränkung auf technische und architektonische Standards wird dem Thema – auch im Hinblick auf dessen soziale Bedeutung – nicht gerecht. Angesichts der außerordentlich hohen Anzahl an Stränden in Griechenland, ist der Anteil an barrierefreien Stränden minimal. Auch die Voraussetzungen für die Verleihung der „Blauen Flagge“, welche geeignete Strände auszeichnet, sind im Hinblick auf die Barrierefreiheit, gering. Lediglich eines der 28 maßgeblichen Kriterien setzt voraus, dass in jeder Gemeinde einer der Strände, welcher mit der „Blauen Flagge“ ausgezeichnet wurde, ein Mindestmaß an Barrierefreiheit aufweist, wobei nur der Zugang und die Toiletten erwähnt werden. Der Begriff des Zugangs hingegen wird nicht definiert, sodass sich eine uneinheitliche Praxis etabliert hat. In vielen Fällen wurden lediglich Rampen aufgestellt, welche den Zugang zum Strand ermöglichen, nicht aber die Fortbewegung auf diesem selbst oder den Zugang zum Meer (Buhalis/Darcy/Ambrose 2012). 18,2 % der griechischen Bevölkerung haben ein Gesundheitsproblem oder eine Behinderung, wovon die Hälfte über 65 Jahre alt ist (National Statistical Service, 2002a). Es ist zu erwarten, dass 50 % der mobilitätseingeschränkten Griechen mehr reisten, wenn die Barrierefreiheit in dem Land weiter ausgebaut würde (JBR Hellas 2006). Zudem kämen mehr Touristen mit Behinderung aus dem Ausland nach Griechenland. 3.4.2 Die Paralympischen Spiele 2004 und ihre Auswirkungen auf die Barrierefreiheit in Griechenland Das Thema des barrierefreien Tourismus ist vor allem während der Paralympischen Spiele 2004 in Griechenland aufgekommen. Dieses Ereignis wurde zum Anlass genommen, die Infrastruktur für behinderte Menschen in den olympischen Austragungsorten signifikant zu verbessern, was sich auch heute noch auf die Betroffenen auswirkt. Das Ministerium für Touristische Entwicklung hat im Juni 2003 einen sehr detaillierten Leitfaden für zugängliche Strände – „Όλοι στην Άμμο“ (Zugang für alle zu Stränden) – erarbeitet. Im selben Jahr begann die Tourism Development Company damit, vier Strände (drei in Athen, einen in Thessaloniki) barrierefrei zu machen, was im Jahr 2004 – rechtzeitig vor den Olympischen und Paralympischen Spielen in Griechenland – abgeschlossen wurde. Diese Projekte richteten sich in erster Linie an die Teilnehmer und Besucher der oben genannten Veranstaltungen. Trotzdem ermöglichten sie zugleich hunderten behinderten Griechen erstmals, im Meer zu baden. Die Infrastruktur an drei der vier Strände (Voula, Varkiza, Vouliagmeni) ist einwandfrei. Menschen mit einer Behinderung haben sowohl Zugang zum Strand, als auch zum Meer (mittels einer Rampe). Außerdem sind Einrichtungen wie Duschen und
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