Pilgernder Hirte: Bischof Michael Gerber Kirchenzeitung für das Bistum Fulda - Glaube und Leben

 
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Pilgernder Hirte: Bischof Michael Gerber Kirchenzeitung für das Bistum Fulda - Glaube und Leben
Kirchenzeitung für das Bistum Fulda

März 2019                                                                   Kostenloses Extra

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Pilgernder Hirte: Bischof Michael Gerber
Pilgernder Hirte: Bischof Michael Gerber Kirchenzeitung für das Bistum Fulda - Glaube und Leben
2                                                                                                                                                                    Extra | März 2019

    EDITORIAL

Liebe Leserinnen,
liebe Leser,
Sie halten mit dieser Extra-Ausgabe der Bis-
tumszeitung etwas Besonderes in den Hän-
den. Zumindest in den vergangenen zwei
Jahrzehnten gab es keine umfangreichere
Ausgabe des Bonifatiusboten zu einem An-
lass im Bistum. Aber: die Einführung eines
neuen Bischofs wie die von Michael Gerber
ist kein alltägliches Ereignis. In der 135-jäh-
rigen Geschichte des Bonifatiusboten haben
Beiträge über Bischofseinführungen Selten-
heitscharakter. Ganze neun Mal kam das vor.
   Solcher Zeitungs-Adel – pardon – solche
=HLWXQJVWUDGLWLRQYHUSÁLFKWHWXQV5HGDN-                                                                                       ÊWeihbischof Karlheinz Diez an der Seite von Bischof
WHXUHXQG5HGDNWHXULQQHQGHU.LUFKHQ-                                                                                          Michael Gerber. | Foto: Arnulf Müller
zeitung. Zum festlichen Anlass gehört ein
besonderes Produkt. So kommt der neue
Bischof in einem Interview plus Fragebogen
auf neun Seiten ausführlich zu Wort. Aber
nicht nur er äußert sich. Viele alte Wegge-
fährten und künftige Wegbegleiter sind mit
                                                                              „Bist Schwung gewohnt“
einem Beitrag zum neuen Bischof vertreten                                     Diözesanadministrator heißt Bischof Gerber im Bistum willkommen
²YRQ.DUGLQDO5HLQKDUG0DU[EHU:HLKEL-
VFKRI.DUOKHLQ]'LH]ELVKLQ]XGHQ3URIHV-
VRUHQ&RUQHOLXV5RWKXQG0DUNXV7RPEHUJ                                     Seit fünf Jahren sehen sie sich als   den ist – im Verhältnis zum         'X'LFKVRLQWHQVLYHLQVHW]W
/HW]WHUHUNHQQWLKQVHLWVHLQHU.LQGKHLW                                    Weihbischöfe mehrmals im Jahr.        'L|]HVDQELVFKRIYRPMQJHUHQ       gilt es, den Menschen von heu-
   Sie alle geben auch Auskunft auf die                                       Nun bilden Michael Gerber und         Weihbischof zum älteren             te neu zu verkündigen.
Frage: Wie ist der neue Bischof so? Auch wir                                  Karlheinz Diez ein bischöfliches       Weihbischof – bin ich dankbar          :LUVWHKHQDOV.LUFKHLQ
5HGDNWHXUHVLQGGLHVHU)UDJHQDFKJHJDQJHQ                                    „Tandem“.                             XQGHUOHLFKWHUWGDVV'XOLHEHU   'HXWVFKODQGDOV%LVWXP)XOGD
und haben uns auf Spurensuche begeben. Im                                                                           Michael, jetzt in Fulda unser       vor großen Herausforde-
badischen Oberkirch hat uns Bischof Gerber                                    „Ein herzliches Willkommen            neuer Oberhirte sein wirst, als     rungen. Ich bin gewiss, dass
Einblicke in seine Herkunft und seinen Wer-                                   dem neuen Bischof von Fulda,          MQJVWHU'L|]HVDQELVFKRILQ        ZLUPLW'LUDOVQHXHP+LUWHQ
degang gegeben. Einblicke gibt auch Gerbers                                   'U0LFKDHO*HUEHUXQG*RWWHV       'HXWVFKODQG                       dafür gut aufgestellt sind.
Buch „Barfuß klettern“, von dem fünf Exem-                                    reichen Segen. Zwischen der             0LUJHIlOOW'HLQPHQVFKHQ-        8QVHUH'L|]HVHJUQGHWLP
plare in diesem Extra zu gewinnen sind.                                       Zeit der Ernennung und der            zugewandtes und freundliches        missionarischen Eifer des hei-
   Wie aber sieht es in dem Bistum aus, des-                                  Amtseinführung des neuen Bi-          :HVHQ'HLQHXQNRPSOL]LHUWH        ligen Bonifatius, des Apostels
VHQ+LUWH0LFKDHO*HUEHUNQIWLJLVW"'DUDXI                                 schofs am vierten Fastensonn-         und kommunikative Art. Als          GHU'HXWVFKHQ1HKPHQZLU
DQWZRUWHQ]HKQ'HFKDQWHQEH]LHKXQJVZHLVH                                     tag gab es inzwischen schon           passionierter Skilangläufer bist    diesen großen Glaubenszeu-
deren Stellvertreter. Sie stellen jeweils ihr                                 viele Begegnungen.                    'XGHQ6FKZXQJJHZRKQW            gen zum Vorbild, die anste-
'HNDQDWDXIHLQHUKDOEHQ6HLWHYRU                                             :LUKDEHQXQVKlXÀJJHWURI-         DEHUDXFK'HLQH%HKXWVDPNHLW       henden Herausforderungen
   Was wäre ein Extra ohne Bilder? Bischof                                    fen und miteinander geredet           und Entschiedenheit, in der         anzunehmen und im Sinne des
Gerber hat in sein Fotoalbum geschaut und                                     und kennen uns bereits durch          Spur zu bleiben, sind spürbar.      Evangeliums zu gestalten.
manchen alten Schatz ans Licht gebracht.                                      die Vollversammlungen der               ,FKELQGDQNEDUPLW'LU            0|JHGHU+HUU'LFKXQG
'LH)RWRVXPIDVVHQHLQHQ=HLWUDXPYRQGHU                                    Bischofskonferenz. Und so             einen tiefgläubigen Mitbru-         'HLQ:LUNHQLQXQVHUHP
.LQGKHLWEHUGLHHUVWHQ3ULHVWHUMDKUHELVLQ                                darf ich sagen, ich freue mich        der im Bischofsamt zu haben.        Bistum allezeit mit seinem
die Zeit als Freiburger Weihbischof.                                          auf die Zusammenarbeit mit            'XOHEVWDXVGHP*HLVWGHV         Segen begleiten.“
   Ein ganz besonderer Schatz sind für uns                                    Bischof Michael.                      Evangeliums, aus der Liebe zu
DXFKGLHÅJHPDOWHQ:QVFKHYRQ.LQGHU-                                          Auch wenn für mich ein              *RWWXQGGHU*RWWHVPXWWHU'LH     .DUOKHLQ]'LH]
KDQG´²%LOGHUYRQ.LQGHUJDUWHQNLQGHUQ                                   5ROOHQZHFKVHOGDPLWYHUEXQ-           Botschaft Jesu Christi, für die     Weihbischof in Fulda
mit ihren Wünschen für den neuen Bischof.
'DV6FK|QVWH'LH.LWD/HLWHULQQHQEHULFK-
WHWHQGDVVGLH.LQGHUYLHO6SD‰EHLP0DOHQ
hatten.                                                                         ZUR SACHE
   Ihre Redaktion

                                                                                Live im                             (U]ELVFKRI'U1LNROD(WHURYLķ
                                                                                                                    (Berlin), und Hessens Minis-
                                                                                                                                                        zukommen, da Sitz- und
                                                                                                                                                        Stehplätze beschränkt sind.
    Impressum
                                                                                Fernsehen                           WHUSUlVLGHQW9RONHU%RXűHU
                                                                                                                       %HUHLWVDE8KUÀQGHW
                                                                                                                                                        Im Anschluss an den Festgot-
                                                                                                                                                        tesdienst sind alle Gläubigen
Dieses Extra ist ein kostenloses      Perrefort (bp), Evelyn Schwab (ez),
Sonderheft der Kirchenzeitung         Hans-Joachim Stoehr (st)                  'LH$PWVHLQIKUXQJYRQ             LP'RPHLQH(LQVWLPPXQJ            zur Begegnung mit Bischof
für das Bistum Fulda,
Bonifatiusbote
                                      Anzeigen- und Vertrieb:
                                      Frankfurter Straße 9, 65549 Lim-
                                                                                Bischof Michael Gerber ist          mit Gebet und Musik statt.          *HUEHULQGDV%LVFK|ÁLFKH
Herausgeber:                          burg, Telefon 06431/91130                 am Sonntag, 31. März, um            'HUQHXH%LVFKRI]LHKWYRQ         Priesterseminar eingeladen.
Der Bischöfliche Stuhl in Fulda
                                      Druck: Verlagsgruppe Rhein Main           8KULP)XOGDHU'RP'DV         GHU7KHRORJLVFKHQ)DNXOWlW            'LH$PWVHLQIKUXQJZLUG
Verlag: Gesellschaft für kirchliche
Publizistik Mainz GmbH &
                                      GmbH & Co. KG, Erich-Dombrow-
                                      ski-Straße 2, 55127 Mainz. Zur Zeit
                                                                                +5)HUQVHKHQEHUWUlJWGHQ         zum Hauptportal des Fuldaer         auf Bildschirme auf den
Co. KG, 90 HRA Mainz 3889;
phG: Verwaltungsgesellschaft für
                                      ist Anzeigenpreisliste Nr. 39 gültig.     Gottesdienst live. Es werden        'RPHVZRLKQGDV'RPND-            'RPYRUSODW]VRZLHLQGLH
kirchliche Publizistik Mainz mbh,
HRB Mainz 7715; Geschäftsführer:
                                      Kontakt zur Redaktion:                    mehr als 1 000 Gäste erwar-         SLWHOHUZDUWHW'LH*OlXELJHQ      Stadtpfarrkirche übertragen.
                                      Telefon 0661/9724-0,
Carl C. Englisch                      E-Mail: info@kirchenzeitung.de            tet, darunter der Apostolische      werden gebeten, mög-                'HU'RPSODW]LVW]XP3DUNHQ
Redaktion: Johannes Becher (job),     Die Kirchenzeitung im Internet:
                                      www.kirchenzeitung.de, www.
                                                                                1XQWLXVLQ'HXWVFKODQG            OLFKVWIUK]HLWLJ]XP'RP          freigegeben. (bpf)
Mainz (Redaktionsleiter), Bernhard
                                      facebook.com/diekirchenzeitung
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Extra | März 2019                                                                                                                                                    3

„Freuen uns auf neuen Gastgeber“
Grußwort von Kardinal Reinhard Marx zur Amtseinführung von Bischof Michael Gerber

„Wer dem neuen Bischof begegnet,                                                                                                Glauben authentisch zu leben, in
spürt, wie wichtig ihm Gemeinschaft                                                                                             demütiger Bescheidenheit und
ist.“ Kardinal Reinhard Marx, der Vor-                                                                                          ansteckender Begeisterung zugleich
sitzende der Deutschen Bischofskon-                                                                                             Christus und den Menschen nahe zu
ferenz, heißt Bischof Michael Gerber                                                                                            sein.
willkommen im Kreis der Diözesan-                                                                                                  'HP %LVWXP )XOGD ZQVFKH LFK
bischöfe.                                                                                                                       einen guten Weg mit dem neuen
                                                                                                                                %LVFKRI 'HP 9RUJlQJHU LP $PW
Herzlich gratuliere ich dem Bonifa-                                                                                             danke ich für den langjährigen
tius-Bistum zum neuen Bischof, der                                                                                              'LHQVW:HLKELVFKRI.DUOKHLQ]'LH]
MHW]W GLH 1DFKIROJH GHV JHVFKlW]WHQ                                                                                        JLOW PHLQ 'DQN IU GDV XPVLFKWLJH
Vorgängers, Bischof Heinz Josef                                                                                                 Wirken in der Sedisvakanz. Allen,
$OJHUPLVVHQ DQWULWW )U GLH 'HXW-                                                                                         Bischof und Gläubigen, wünsche
sche Bischofskonferenz ist Fulda ein                                                                                            ich, die anstehenden Herausforde-
besonderer Ort und so freuen wir uns,                                                                                           rungen im Bistum Fulda anzugehen
mit Bischof Michael Gerber künftig                                                                                              und nach guten Wegen zu suchen,
auch einen neuen Gastgeber unserer                                                                                              das Evangelium im 21. Jahrhundert
Vollversammlungen zu haben.                                                                                                     ]X YHUNQGHQ 'HU KHLOLJH %RQLID-
   'DV %LVWXP )XOGD GDUI VLFK DXI                                                                                         tius soll dazu Ermutigung sein.
einen jungen, dynamischen und
lebensfrohen Bischof freuen, der                                                                                                  „Wie heilig hast du,
PLW VHLQHU RŲHQHQ XQG KHU]OLFKHQ                                                                                             Gottesfreund, hier nach
Art und seiner tiefen Spiritualität                                                                                               dem Heil gestrebet“
beeindruckt. Wer dem neuen Bischof
begegnet, spürt, wie wichtig ihm                                                                                                Wenn wir Bischöfe uns einmal im
*HPHLQVFKDIWLVW'HQ*HGDQNHQGHU                                                                                             Jahr an seinem Grab versammeln,
Communio trägt er schon seit seinem                                                                                             ist das ein großer Moment inne-
6WXGLXPPLWVLFK'XUFKGLH=XJHK|-                            ÊKardinal Marx erbittet Glaubensfreude für                      UHU .UDIW 'LHVH .UDIW ZQVFKH LFK
rigkeit zur Schönstatt-Bewegung hat                            Bischof Gerber und die Gläubigen der Diözese                     GHP %LVWXP )XOGD GLH .UDIW XQG
sich dieser Gedanke verstärkt.                                 | Foto: Klaus D. Wolf/Erzbistum München                          Zuversicht, mit der es im Bonifati-
                                                               und Freising                                                     uslied heißt: „Wie heilig hast du,
  Klar in der Position,                                                                                                         Gottesfreund, hier nach dem Heil
  verbindlich in der Sache,                                                                                                     gestrebet, wie selig bist du dort
  überzeugend im Ton                       seiner Arbeit als Weihbischof in den     Å0LW'LULP%XQG´DXV'LHVHV:RUW         vereint, mit Gott, dem du gelebet,
                                           YHUJDQJHQHQ -DKUHQ .ODU LQ GHU     zeigt, was das Selbstverständnis des        nun schaust du Gottes Herrlich-
'DVYLHOIlOWLJH:LUNHQYRQ0LFKDHO        Position, verbindlich in der Sache,      SULHVWHUOLFKHQ 'LHQVWHV GHV QHXHQ       keit in himmlischer Zufriedenheit.“
Gerber zeigt sich in der Jugendarbeit,     EHU]HXJHQGLP7RQ²VRKDEHLFK        Bischofs ausmacht: Christus ist in          'LHVH *ODXEHQVIUHXGH HUELWWH LFK
LQGHU9HUDQWZRUWXQJDOV5HJHQVGHV       Bischof Gerber bisher erlebt, so füllt   der Mitte des Herzens verankert.            für Bischof Michael Gerber und die
Freiburger Priesterseminars und in         HUVHLQHQELVFK|ÁLFKHQ:DKOVSUXFK       Es geht Michael Gerber darum, den           *OlXELJHQGLHVHU'L|]HVH

Großer Schatz an Erfahrung
Grußwort des Katholikenratsvorsitzenden Steffen Flicker

„Gemeinsam sind wir Kirche und             men, um darauf aus dem Geist des         =XNXQIW JHKHQ XQG XQV |ŲQHQ
durch die Taufe dazu berufen, das          Evangeliums gezielt Antworten zu         1HXHV ZDJHQ XQG +HUDXVIRUGH-
Evangelium in die Welt zu tragen.“         ÀQGHQ'DEHLVWHKHQZLUDOV.LUFKH      rungen angehen.
Dies betont Steffen Flicker, der Vor-      vor großen Herausforderungen. Es            Wir freuen uns, dass Sie den Weg
sitzende des Katholikenrats im Bis-        gilt heute mehr denn je, ein glaub-      unseres Bistums künftig mit uns
tum. Dem neuen Bischof Michael Ger-        würdiges Zeugnis unseres Glaubens        gehen werden.
ber wünscht er ein „offenes Ohr und        zu geben, Vertrauen zurückzuge-             'XUFK ,KUH ELVKHULJH 7lWLJNHLW
ein offenes Herz“.                         winnen und uns auf der Grundlage         als Weihbischof von Freiburg und
                                           des christlichen Menschenbildes          ]XYRU  DOV  5HJHQV  EULQJHQ  6LH
„In unserem Bistum gibt es ein viel-       LQ JHVHOOVFKDIWVSROLWLVFKH 'HEDWWHQ   sicherlich einen großen Erfah-
fältiges Engagement von Laien. Als         einzubringen.                            rungsschatz über neue Möglich-
.DWKROLNHQUDWLP%LVWXP)XOGDDOV                                                 keiten für pastorale Angebote und
Pfarrgemeinderäte vor Ort, als Ver-          „Wir dürfen mit Mut und                Initiativen mit.
bände und Vereinigungen, als katho-          Zuversicht in die Zukunft                 Wir freuen uns über den Erfah-
OLVFKH6FKXOHQXQG.LQGHUWDJHVVWlW-          gehen“                                 rungsaustausch, über Begegnungen
ten, als caritative Einrichtungen,                                                  und Gespräche mit Ihnen und wün-                    ÊSteffen Flicker wünscht
sind wir gemeinsam auf dem Weg,            Im Vertrauen darauf, dass Gott           VFKHQ ,KQHQ HLQ RŲHQHV 2KU XQG                Bischof Gerber ein offenes
den Glauben weiterzugeben und              unseren Weg stets begleitet, dürfen      HLQRŲHQHV+HU]XQG*RWWHVUHLFKHQ                 Ohr und ein offenes
die Zeichen der Zeit wahrzuneh-            wir mit Mut und Zuversicht in die        Segen für Ihre neue Aufgabe!“                       Herz | Foto: privat
Pilgernder Hirte: Bischof Michael Gerber Kirchenzeitung für das Bistum Fulda - Glaube und Leben
4                                                                                                                                          Extra | März 2019

Pilgerstab und Glocke
Das Wappen Bischof Gerber: Was die Symbole und der lateinische Wahlspruch bedeuten
Das Wappen von Bischof                                                                          burg entnommen, die ich in
Michael Gerber ist schon über                                                                   entscheidenden Momenten
seiner Kathedra (Bischofs-                                                                      meines     Lebens      immer
stuhl) im Fuldaer Dom ange-                                                                     wieder aufgesucht habe.
bracht. Erfahren Sie hier, was                                                                  So war es auch nach dem
die einzelnen Bestandteile                                                                      $QUXIGHV'RPNDSLWHOVGDVV
des Wappens für den Bischof                                                                     ich zum Bischof von Fulda
bedeuten.                                                                                       gewählt worden sei.“
                                                                                                   'LH'DUVWHOOXQJGHUEHLGHQ
-HGHV ELVFK|ÁLFKH :DSSHQ                                                                     +lQGHZDUVFKRQ7HLOVHLQHV
besteht aus allgemeinen                                                                         Wappens als Weihbischof in
und     persönlichen      Ele-                                                                  )UHLEXUJ VHLW 'LHVHV
PHQWHQ 'HU JUQH +XW                                                                       Motiv der beiden einander
PLW GHQ GUHL 5HLKHQ 4XD-                                                                    ]XJHZDQGWHQ +DQGÁlFKHQ
sten, der den Wappenschild                                                                      ÀQGHW VLFK ]XGHP LQ GHU     Ê„Tecum in foedere – Mit
umrahmt, steht für einen                                                                        .UPPH VHLQHV %LVFKRIV-        Dir im Bund“ – so lautet der
%LVFKRI 'DV :DSSHQ HLQHV                                                                   stabes. Auch seinen 2013         Wappenspruch des neuen
(U]ELVFKRIVKDWYLHU5HLKHQ                                                                    JHZlKOWHQ ELVFK|ÁLFKHQ         Bischofs.
4XDVWHQ GDV HLQHV .DUGL-                                                                    :DKOVSUXFK Å7HFXP LQ
nals statt grün rot als Farbe.                                                                  IRHGHUH´ 0LW'LULP%XQG 
Hinter dem Wappenschild                                                                         behält Gerber als Bischof        heiligen Lioba, deren Mut-
MHGHV %LVFKRIV ÀQGHW VLFK                                                                   YRQ )XOGD 'LHVHU :DKO-       terhaus sich in Freiburg
HLQ .UHX]HVVWDE ,P )DOO                                                                    spruch ist unter dem Wap-        EHÀQGHW 6LHKH DXFK Å=XU
von Bischof Gerber ist dies                                                                     penschild angebracht.            Sache“) Bischof Gerber
sein Pilgerstab, den er seit                                                                                                     sieht hier einen besonderen
30 Jahren mitführt, wenn                                                                          „Gott nimmt den                %H]XJ ]ZLVFKHQ GHQ 'L|-
er mit jungen Menschen auf                                                                        Menschen in seiner             zesen Freiburg und Fulda,
Pilgerwegen wandert. „Es                                                                          Freiheit ernst“                denn Lioba war Äbtissin
KDQGHOWVLFKXPGDVÄ.UHX]                                                                                                      YRQ7DXEHUELVFKRIVKHLPLP
der Einheit‘ der Schönstatt-                                                                    Å7HFXPLQIRHGHUH²0LW'LU     Erzbistum Freiburg. Begra-
bewegung“, erläutert der                                                                        im Bund“ verweist auf den        ben ist sie in der mittelal-
Bischof.                                                                                        Bundesgedanken im Alten          WHUOLFKHQ .LUFKH LQ 3HWHUV-
                                                                                                XQG LP 1HXHQ 7HVWDPHQW      berg auf dem Petersberg bei
  Zwei Kreuze im                                                                                wo der Mensch als Bun-           Fulda.
  Wappen stehen für                                                                             despartner Gottes angese-           Über die heilige Lioba
                                                                                                hen wird. „Gott nimmt den        besteht auch ein verwandt-
  Klostergründung                      ÊEin Mitarbeiter eines Raumausstatters bringt           Menschen in seiner Freiheit      schaftlicher Bezug zum Bis-
'DV )XOGDHU %LVFKRIVZDS-             den Samtstoff mit dem Wappen von Bischof                 ernst. Mit dem Wahlspruch        tumspatron von Fulda, dem
pen hat in zwei der vier               Michael Gerber an dem Baldachin über dem                 verweise ich sowohl auf          heiligen Bonifatius. „Ein
Felder des eigentlichen                Bischofsstuhl an. | Fotos (2): Hans-Joachim              meine Beziehung zu Gott als      Bischof von damals und ein
Wappenschildes ein schwar-             Stoehr                                                   auch auf die Art und Weise,      Bischof von heute sind so
]HV .UHX] DXI VLOEHUQHP                                                                     wie ich meine Beziehung zu       HLQJHEXQGHQ LQ HLQ 1HW]-
*UXQG Å'DV HULQQHUW PLFK                                                                   den Menschen im Bistum           werk von Menschen unter-
in diesem Jahr besonders          schildes sind zwei goldene    %LVFKRI*HUEHUÅ'LHVHV%LOG   gestalten will,“ sagt Gerber.    schiedlicher Berufungen“,
an die 1275-Jahr-Feier der        Hände auf rotem Grund zu      verweist auf meine geistli-       Im linken unteren Feld         stellt Bischof Gerber heraus.
.ORVWHUJUQGXQJ LQ )XOGD       sehen – die Hand Gottes aus   che Herkunft. Ich habe die      des Wappenschilds ist die           'DPLW VWHKW GHU %LVFKRI
durch den heiligen Stur-          HLQHP5HJHQERJHQXQGGLH     'DUVWHOOXQJ GHP *UXQG-        goldene Glocke der heiligen      für ein gutes Miteinander
mius“, sagt Gerber. Im rech-      Hand des Menschen, die        stein der Schönstattkapelle     Lioba auf blauem Grund           der Menschen in seinem
ten oberen Feld des Wappen-       sich ihr entgegenstreckt.     von Merzhausen bei Frei-        zu sehen. Inspiriert ist sie     Bistum ein und erfährt sich
                                                                                                YRQ GHU .RQJUHJDWLRQ GHU     dabei durch das Vorbild des
                                                                                                                                 heiligen Bonifatius ermu-
  ZUR SACHE                                                                                                                      tigt. „Bonifatius hat uns eine
                                                                                                                                 Fülle von Briefen hinterlas-
                                                                                                                                 sen. Sie zeigen uns, dass er
    Lioba und                     DEHUVHKQOLFKVWHLQ.LQG
                                  ZQVFKWH(LQHV1DFKWV
                                                                7UXWKJHED *RWWHVJDEH 
                                                                ihr Beiname war Lioba
                                                                                                                                 sich wesentliche Impulse für
                                                                                                                                 VHLQ ELVFK|ÁLFKHV :LUNHQ
    die Glocke                    soll sie geträumt haben,
                                  dass in ihrem Schoß eine
                                                                (die Liebe Gebende).
                                                                   Um 720 schickten
                                                                                                                                 schenken ließ durch die Art
                                                                                                                                 und Weise, wie er Bezie-
    Lioba kam vermutlich          .LUFKHQJORFNHOlXWHWH       /LREDV(OWHUQLKUH7RFKWHU                                      hungen zu anderen Men-
    XPDOV7RFKWHUGHU       'HVKDOEZLUG/LREDELV       zur Erziehung in das                                             schen gelebt hat.“ (bpf/st)
    adeligen Landbesitzer         heute mit einer Glocke        Benediktinerinnenklo-
    '\QQHXQG$HEEHGLH         dargestellt. Weil ihr         ster Wimborne im Süden
    mit dem heiligen Boni-        Wunsch erhört worden          Englands. Um 735 brach
    fatius verwandt waren,        war, beschlossen die El-      Lioba mit Gefährtinen
    ]XU:HOW'LH/HJHQGH        WHUQGDVYHUKHL‰HQH.LQG    auf, um Bonifatius bei                                           ÊBischof Gerber schraubt
    erzählt, dass ihre Mutter     *RWW]XZHLKHQ'DV0lG-      seinem Missionswerk zu                                           die Krümme mit den beiden
    Aebbe bereits alt war, sich   FKHQHUKLHOWGHQ1DPHQ       unterstützen. (st)                                               geschnitzten Händen auf
                                                                                                                                 den Stab auf.
Pilgernder Hirte: Bischof Michael Gerber Kirchenzeitung für das Bistum Fulda - Glaube und Leben
Extra | März 2019                                                                                                                                              5

Barfuß
klettern
Gewinnen Sie mit dem „Bonifatiusboten“
das Buch von Bischof Gerber „Barfuß
klettern – Ermutigungen für Christen heute“.
Lohnende Lektüre, findet Ruth Lehnen.
:HU HWZDV EHU GDV 'HQNHQ XQG       ihren Ausgang genommen bei aus-                  É Losgehen, in Wanderschuhen, mit Badeschlappen, oder sogar
die religiöse Ausrichtung von             führlichen Sitzungen in klimati-                 barfuß. | Foto: S. Kobold; Adobe stock
Michael Gerber erfahren will, sollte      VLHUWHQ 5lXPHQ EHPHUNW HU 8QG
zu seinem Buch „Barfuß klettern –         wählt sich Erfahrungen draußen,         jedem abverlangt ist, der sich Gott     heutig und verständlich. Und was es
Ermutigungen für Christen heute“          in Israel, in der Wüste, am Lager-      anvertraut. Vorbild einer solchen       mit dem „Barfuß klettern“ auf sich
JUHLIHQ 'DV %XFK LVW ]XHUVW    feuer, unterm Sternenhimmel, um         Haltung ist für Gerber Maria. Ihre      hat? Selber lesen!
erschienen und wurde jetzt neu auf-       von seinem Glauben zu berichten.        Ostererfahrung sei gewesen, tief
gelegt.                                   'DEHL YHUZHFKVHOW HU (UPXWLJXQJ     innerlich loszulassen.                                     Michael Gerber:
   (LQ %LVFKRI GHU DP 7DJ YRU      nicht mit Belehrung und verzichtet        In Zeiten der Verunsicherung                             Barfuß klettern –
einem entscheidenden Einschnitt           auf die Pose des predigenden Prob-      erinnert der Bischof daran, dass der                       Ermutigungen für
in seinem Leben erstmal ... geht.         lemlösers.                              Auftrag Jesu nicht mit der Sehnsucht                       Christen heute,
6LFKQLFKW]XUFN]LHKWLQV.lPPHU           In dieser Zeit vor Ostern berüh-     ]XYHUZHFKVHOQVHLÅHLQHPHLQÁXVV                       Herder, 16 Euro.
lein, sondern viele einlädt, zusam-       ren seine Betrachtungen über den        reichen und potenten Stamm mit                             Der Bonifatiusbote
men einen Weg zurückzulegen.              *DUWHQ *HWVHPDQL 'HU :HJ LQ       möglichst vielen Mitgliedern ange-                         verlost fünf
'DV PDFKW 0LFKDHO *HUEHU MHW]W       diesen Garten sei ein Weg nach unten    hören zu wollen“.                                          Exemplare des
vor seiner Einführung als Bischof         gewesen, schreibt Gerber, und dazu        Sein kleines Buch ist im besten                          Buchs, bitte rufen
von Fulda, und das hat er auch vor        EHU GHQ %DFK .LGURQ (U GHXWHW   Sinn unaufgeregt und schult einen                          Sie an am 15. April
seiner Bischofsweihe so gehalten.         diesen Weg als „radikalen Sprung        aufmerksamen Blick auf Menschen           von 10 bis 10.15 Uhr unter der
Geistliche Prozesse hätten selten         für Herz, Wille und Verstand“, der      XQG (UIDKUXQJHQ 'LH 6SUDFKH LVW     Nummer 061 31 / 28 75 535

                                Sehr geehrter Bischof Dr. Gerber,

                                herzlich gratuliere ich Ihnen zu Ihrer Weihe und Einführung in das Amt des Bischofs von Fulda. Mit
                                allen katholischen Christen im Bistum freue ich mich, dass der Bischofsstuhl nach rund neunmona-
                                tiger Sedisvakanz nun wiederbesetzt ist.

                                Die Fortführung des Erreichten ist selten eine leichte Aufgabe. Es gilt gerade in diesen Tagen, Ver-
                                trauen in das Amt und in die Kirche als kulturelle und moralische Institution zu erhalten. Die Kirche
                                muss ein gesellschaftlicher Akteur bleiben, denn mehr denn je suchen die Menschen nach Orientierung.

                                Die vielfältigen Freiheiten und Möglichkeiten einer modernen Gesellschaft werden nicht von jedem
                                als Chance begriffen, sondern überfordern manchen. Hier bedarf es der Wegweisung und des
                                Brückenbaus, um den Folgen dieser Entwicklungen wie Abstiegs- und Zukunftsängsten, Fremden-
                                hass, Misstrauen und Zweifel entschieden entgegenzutreten. Staat und Kirche können hier Hand
                                in Hand gehen und gemeinsam agieren. Bewährte Strukturen müssen zwar stabil bleiben, aber
                                gleichzeitig auch flexibel werden.

                                                                Deshalb möchte ich der Zuversicht Ausdruck geben, sehr geehrter Herr
                                                                Bischof Dr. Gerber, das gute kooperative Miteinander und den lebendigen
                                                                Dialog mit Ihnen verlässlich und vertrauensvoll fortführen zu können. Von
                                                                Herzen wünsche ich Ihnen als Oberhirten des Bistums Fulda ein segens-
                                                                reiches Wirken, um die bevorstehenden Aufgaben, Herausforderungen
                                                                und Ziele erfolgreich zu bewältigen.

                                                                Ihr

                                                                Volker Bouffier
                                                                Hessischer Ministerpräsident
Pilgernder Hirte: Bischof Michael Gerber Kirchenzeitung für das Bistum Fulda - Glaube und Leben
6                                                                                                                                         Extra | August 2017

Bonifatius
Vorbild für
den Umbruch
im Bistum
Interview mit Bischof Michael Gerber zur Amtseinführung

Was geht Bischof Michael Gerber          Und natürlich hat meine Arbeit in
vor der Amtseinführung durch den         Freiburg von diesen Beziehungen
Kopf? Im Interview gibt er Einblick in   gelebt. Sie haben mir auch gehol-
seine Gefühlslage, aber auch in seine    fen, meine Arbeit dort zu tun. Jetzt
Gedanken zu unterschiedlichen kirch-     gilt es, ein neues Beziehungsnetz im
lichen Themen.                           Bistum Fulda aufzubauen. Das ist
                                         schon im Gange. Und das ermutigt
    Sie betreten Neuland. Was über-      mich auch sehr.
    wiegt? Vorfreude, Neugier oder
    eher vorsichtiges Herantasten an       Sie kommen aus einer sehr großen
    die neue Situation?                    (U]GL|]HVH VRZRKO ÁlFKHQPl‰LJ
                                           als auch von der Katholikenzahl.
Es überwiegt wirklich die Vorfreude.       Fulda ist ein eher kleines Bistum.
Das hat sehr viel damit zu tun, wie        Wo sehen Sie da die Chancen, oder
ich seit den letzten zwei Monaten          ist das für Sie im Moment eher
hier im Bistum Fulda aufgenommen           gewöhnungsbedürftig?
worden bin. Das kann ich sagen nach
den ersten Begegnungen, die ich im       Ich sehe darin eine große Chance für              Ê„Im Moment überwiegt wirklich die Vorfreude. Das hat sehr
Dezember hatte, und nach mehre-          mich. Wenn man von außen in ein                   viel damit zu tun, wie ich seit den letzten zwei Monaten hier im
ren Besuchen in Fulda. Ich bin auf       kleineres Bistum kommt, wo dann                   Bistum Fulda aufgenommen worden bin. | Foto: Arnulf Müller
sehr viele Menschen gestoßen, die        vieles doch etwas überschaubarer ist,
mir mit einem ganz großen Wohl-          kommt mir das entgegen. Ich muss
wollen begegnen. Und zwar sowohl         ja wirklich von Grund auf alle Men-     Süd-West-Konveniat der Bischöfe.         für einzelne Bereiche Verantwor-
die Menschen, die hier im Bistum         schen neu kennenlernen. Und da, das     'DV VLQG 7UHŲHQ GLH ZLU ]ZHLPDO   tung haben.
sehr viel Verantwortung tragen wie       merke ich, hilft mir die überschau-     im Jahr haben zwischen den Bischö-
Weihbischof Karlheinz Diez, der          bare Größe schon. Das ist für mich      fen in Hessen, Rheinland-Pfalz und         Eine Ihrer priesterlichen Stationen
Emeritus, Bischof Heinz Josef Alger-     und auch für den Einstieg gut so.       Baden-Württemberg.                         war das Priesterseminar in Frei-
missen, oder viele Abteilungsleiter,        Aber auch hier stellen sich natür-                                              EXUJ:LHOlVVWVLFKGDV3ULHVWHUVH-
aber auch einfache Menschen, die         lich sehr viele komplexe Fragen, die      Was macht ein Bischof anders?            minar auch in Fulda wieder füllen?
auf mich zugekommen sind. Das            sich in allen deutschen Bistümern
überwiegt sehr deutlich. Ich spüre       stellen, unabhängig von ihrer           Vieles macht er ähnlich, etwa Fir-       Die Frage der Priesterausbildung
bei mir auch ganz großes Interesse,      Größe. Etwa die Frage: „Wie geht        mungen, Taufen und Altarweihen,          spielt eine entscheidende Rolle für
auch eine innere Motivation, es regt     der Weg der Kirche in die Zukunft?“.    oder was noch so dazukommt. Der          die Zukunft der Kirche. Ich war
meine Kreativität an und ich komme                                               Bischof steht in einer anderen Letzt-    zwölfeinhalb Jahre in der Pries-
sehr gerne nach Fulda.                     Sie waren in Freiburg Weihbischof.    verantwortung für alle möglichen         terausbildung tätig. Wir brauchen
  Ich sage in diesen Wochen immer          Was macht ein Bischof anders als      7KHPHQ GLH HLQ %LVWXP EHWUHŲHQ    eine Priesterausbildung, die gut auf-
– und das ist ehrlich gemeint: Ich         ein Weihbischof?                      Ein Weihbischof ist Bischofsvikar für    gestellt ist. Von zentraler Bedeutung
gehe nicht gerne von Freiburg weg,                                               bestimmte Aufgaben. Das bin ich          ist hier Frage der menschlichen Reife
aber ich gehe gerne nach Fulda.          Das werde ich in den nächsten           bisher auch in Freiburg gewesen: für     der Bewerber. Wichtig ist aber eben
Ich bin aufgewachsen im Erzbis-          Monaten noch kennenlernen! Vieles       die Ordensgemeinschaften, für die        auch die pastorale Zurüstung, die
tum Freiburg und habe bisher, bis        hat der Bischof mit dem Weihbischof     Personen des geweihten Lebens, für       theologische Zurüstung, auch die
auf das Jahr Freisemester in Rom,        gemeinsam. Ich bin auch wirklich        die pastorale Bildung. Als Diözesan-     geistliche Dimension. Und es braucht
mein ganzes Leben auch dort ver-         sehr froh für die Weggemeinschaft       bischof steht man für alle Themen.       eine Spiritualität, die tragfähig ist
bracht und bin dort sehr vernetzt.       mit Weihbischof Diez, die ja wei-       Es ist dann aber wichtig, dass der       bei den vielen Herausforderungen,
Das spüre ich jetzt gerade auch in       tergeht. Wir kennen uns jetzt schon     Bischof auch gut zusammenarbei-          die jetzt kommen, wo sich auch
diesen Wochen des Abschieds. Sehr        seit fünf Jahren, über die Bischofs-    tet und die Kompetenzen und die          manche Rollen für die Pfarrer verän-
viele Beziehungen sind gewachsen.        konferenz, aber und auch über das       Zuständigkeiten derer schätzt, die       dern. Ich bin immer wieder darüber
Pilgernder Hirte: Bischof Michael Gerber Kirchenzeitung für das Bistum Fulda - Glaube und Leben
Extra | August 2017                                                                                                                                             7

im Gespräch, wie werden Menschen               Wie wollen Sie das als Bischof ange-   später die Kooperation in der Arbeit       ...sondern eben als Teil einer
aufmerksam auf den Priesterberuf –             hen?                                   und wir brauchen deswegen auch             Gemeinschaft von Mitarbeitern.
oder überhaupt für ein Engagement                                                     die Kooperation bereits in der Ausbil-
im pastoralen Dienst?                       Ich werde mit den Verantwortlichen,       dung. Kooperation meint natürlich        Der Priester hat eine besondere Auf-
   Ich habe das immer wieder sehr           sowohl in der Jugendarbeit als auch       auch Kooperation mit den Ehren-          gabe. Er steht in besonderer Weise
beeindruckend erlebt – bis hin in die       von der Fakultät, von verschiedenen       amtlichen, deren Rolle immer wich-       für die sakramentale Grundstruktur
allerjüngste Zeit hinein bei Studie-        Seiten hinschauen: Welche Initiati-       tiger wird. In meiner Verantwortung      der Kirche. Aber er tut es immer
renden, die im Herbst gestartet sind        ven können helfen, um Menschen            für die Ausbildung war es mir wich-      vernetzt mit anderen Mitarbeite-
– dass es tatsächlich auch möglich          neu auf den Priesterberuf und auf         tig, gut hinzuhören, wie erleben die     rinnen und Mitarbeitern. Wenn wir
ist, mit jungen Menschen, Wege zu           die anderen pastoralen Dienste auf-       Ehrenamtlichen einen Kandidaten,         von der Theologie des Zweiten Vati-
gehen, die in ihnen die Frage nach          merksam zu machen? Die Wege               wie erleben sie die Zusammenarbeit       kanischen Konzils ausgehen, wenn
einer geistlichen Berufung weckt            dahin sind andere als früher. Man         mit ihm und was sagt das über die        wir ausgehen von der Art und Weise,
oder wach hält. Es sind oft Vorbilder,      braucht da immer mehr Zeit. Wichtig       Eignung aus. Das hat im Einzelfall       wie die dogmatische Konstitution
die sie animieren. Ich war heute            LVWPLUDXFK:RVFKDŲHLFK5lXPH      durchaus auch die Entscheidung           über die Kirche aufgebaut ist, da
Morgen mit zwei Seminaristen aus            in denen sich Menschen entscheiden        mitbestimmt, ob ein Kandidat seinen      wird dies deutlich. Ausgangspunkt
Fulda im Gespräch, die jetzt neu            können? Wo kann man sie aufmerk-          Weg weitergehen konnte oder nicht.       ist das Volk Gottes. Das gemein-
angefangen haben im Priester-               sam machen auf die unterschied-                                                    same Priestertum aller Getauften ist
seminar. Dabei sind wir auch auf            lichen pastoralen Dienste? Und es           Der Priester weniger als Einzel-       die Grundlage. Darauf möchte ja
die Frage gekommen, was sie dazu            kommt in der Ausbildung darauf an,          NlPSIHU"                               auch das Jahr der Taufberufung im
motiviert hat. Es sind in der Regel         die verschiedenen pastoralen Dien-                                                 Bistum aufmerksam machen.
überzeugende Persönlichkeiten, die          ste im Blick zu haben. Wir brauchen       Das sowieso nicht.                                                  Ì Seite 8
für diesen Dienst stehen, die auch
bereit sind, eine längere Zeit der
Begleitung mit einem jungen Men-
schen zu gehen.

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       Gerber: Evelyn Schwab
       (links) und Hans-Joachim
       Stoehr | Foto: Arnulf Müller

       Wir wünschen dem neuen Fuldaer Bischof
       Dr. Michael Gerber viel Kraft und Erfolg
       bei seiner verantwortungsvollen Aufgabe
       und ein segensreiches Wirken für
       Gemeinde und Bistum.
       Die VRM ist Partner des Bistums Fulda bei der Herausgabe
       und Produktion der Kirchenzeitung Bonifatiusbote.
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© s-company.de
                                                                                                                            Extra | März 2019

                                                                                         ÊGestenreich: Bischof Gerber im Interview mit
                                                                                         dem Bonifatiusboten | Foto: Arnulf Müller

                         12. MÄRZ – 4. AUGUST 2019
                           Jubiläumsausstellung:               Stichwort Taufberufung: Einbezie-        den Menschen zu verkünden, Men-
                        Fulda handelt – Fulda prägt            hen der Laien, das bedeutet ja auch      schen mit Jesus Christus in Berüh-
                                                               ein Umdenken in den Kirchenge-           rung zu bringen. Das Engagement
                             27. – 30. JUNI 2019               meinden auf allen Ebenen. Wo             der Laien ist zunächst einmal ein
                           Stadt- und Bürgerfest               sehen Sie denn den Knackpunkt            Engagement in dieser Welt: da,
                           8. – 11. AUGUST 2019                des Umdenkens? Manche nennen             wo sie hineingestellt sind, wo sie
                        Genussfestival & Lichterfest           das Stichwort Klerikalismus im           LQ EHUXÁLFKHQ IDPLOLlUHQ IUHXQG
                                                               negativen Sinne, dass der Pfarrer        schaftlichen Bezügen sind.
                           16. AUGUST 2019                     DOV (LQ]HONlPSIHU DOOHV GRPLQLHUW      Hier ist es eine Aufgabe der Kirche,
                       Domplatzkonzert: Scorpions              – wo muss da ein Umdenken statt-         Laien zu helfen, dass sie befähigt
                                                               ÀQGHQ"                                  sind, Zeugnis zu geben, überzeugt
                            31. AUGUST 2019
                                                                                                        als Christen zu leben. Das ist bei uns,
                   Domplatzkonzert: hr-Sinfonieorchester     Ich gehe mal davon aus, dass es auch       glaube ich, wichtig, dass wir bei allen
                          & Martin Grubinger                 im Bistum Fulda gewisse Ungleich-          Problemen struktureller und sonsti-
                           14. SEPTEMBER 2019                zeitigkeiten gibt, dass es Pfarreien       ger Art, die wir in der Kirche haben,
                          Hessischer Familientag             oder Pastoralverbünde gibt, die            jetzt nicht nur einfach binnenkirch-
                                                             schon an einem ganz anderen Punkt          lich denken, sondern immer auch
                            27. SEPTEMBER 2019               sind als andere. Deswegen ist das          nach außen. Denn die Sammlung
                 Kulturrausch – Die lange Nacht der Museen   mit dem Umdenken immer so die              Jesu ist immer eine Sammlung
                          26. – 30. DEZEMBER 2019            Frage: Wo an welchem Punkt denkt           zur Sendung. Er hat zwölf um sich
                           Winter Varieté Fulda              jetzt wer um? Wenn man die Kirche          geschart, damit sie bei ihm bleiben
                                                             vor dem Konzil anschaut, kommen            und damit er sie sendet. Das Bei-
                                                             wir traditionell von einer Pfarrei, die    Jesus-Sein und das Gesandt-Werden
                                                             vom Pfarrer her gedacht wird. Und          – das sind immer die zwei Dimensi-
                        22. – 28. AUGUST 2019                da gibt es Menschen, die dem Pfar-         onen, die sich gegenseitig bedingen.
                       Bonifatius – Das Musical              rer dabei mithelfen, seinen Dienst
                   Open Air auf dem Domplatz Fulda           zu tun. Wenn wir aber die biblischen         Nehmen wir an, es gibt Menschen,
                                                             Bilder bemühen, dass die Kirche den          die sich engagieren wollen. Müssen
                         Das exklusive Highlight             Auftrag hat, das Salz der Erde zu sein,      dann nicht die Bedingungen der
                          des Stadtjubiläums                 Christus das Licht der Welt strahlen         heutigen Zeit angepasst sein?
                                                             zu lassen, dann meint es die gemein-
                                                             same Berufung aller Getauften.             Das müssen wir deutlich im Blick
                       F Sie mit s!                          Es braucht sicherlich ein Umden-
                                                             ken. Und zwar in dem Sinne, deut-
                                                                                                        haben – etwa unter dem Stichwort
                                                                                                        „neues Ehrenamt“. Wir haben Men-
                          stadtjubilaeum-fulda.de            lich zu machen: Jeder im Organis-          schen, die stärker bereit sind, sich pro-
                                                             mus der Kirche steht auch für den          jekthaft einzubringen. Wir brauchen
                                                             Auftrag der Kirche, das Evangelium         weiterhin, wenn ich jetzt an die Pfarr-
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Extra | März 2019                                                                                                                                              9

gemeinderatswahlen im November                                                                                              che Grundlage hilft, um daran zu
denke, Menschen, die bereit sind,                                                                                           wachsen und nicht als Beziehung
über eine längere Zeit sehr verbind-                                                                                        zu zerbrechen. Da wird’s plötzlich
lich Verantwortung zu übernehmen.                                                                                           interessant in dieser Gesellschaft für
Darum muss man sicherlich ringen,                                                                                           Menschen. Das wird ein Weg für die
dass wir diese Menschen auch gewin-                                                                                         Zukunft der Kirche sein: dass Chris-
nen in den unterschiedlichen Gre-                                                                                           ten einfach glaubwürdig ihr Leben
mien. Aber wir müssen auch neu den                                                                                          leben, dass sie aber auch in der
Menschen etwas anbieten, die sagen,                                                                                         Lage sind, davon Zeugnis zu geben,
ich kann nur in diesem Projekt Ver-                                                                                         was das Fundament ist, auf dem ihr
antwortung übernehmen. Hier ist ein                                                                                         Leben aufbaut.
Umdenken angezeigt.
                                                                                                                              Zeugnis geben – das gilt ja auch für
  Das Engagement hat auch etwas                                                                                               Ordensgemeinschaften. Wo sehen
  PLW GHU EHUHLWV HUZlKQWHQ 7DXI                                                                                         Sie die Aufgaben von Ordensge-
  berufung zu tun?                                                                                                            meinschaften hier im Bistum? Wel-
                                                                                                                              che Rolle können Sie spielen?
Sicherlich ist zu fragen: Was kommt
jedem aufgrund seiner Berufung von                                                                                          Manche Fragen, die wir als Kirche
Taufe und Firmung auch zu? Was                                                                                              haben, verdichten sich ja biswei-
sind die genuinen Aufgaben? Anders                                                                                          len in den Ordensgemeinschaften.
gesagt: von der Taufberufung her                                                                                            Etwa die Nachwuchsfrage, die Not-
zu fragen und einen Dienst nicht als                                                                                        wendigkeit zur Umstrukturierung,
Hilfe für den Pfarrer zu denken, ihn                                                                                        Dinge aufzugeben, die bisher selbst-
von daher abzuleiten. Ich glaube,                                                                                           verständlich waren. Ich habe erfah-
dass in der Wertschätzung dieser                                                                                            ren, dass in Ordensgemeinschaften
unterschiedlichen Berufungen ein                                                                                            eine neue Dynamik aufgebrochen
Schlüssel liegt. So habe ich das selber                                                                                     ist, wenn sie folgende Fragen für
auch erlebt. Wir haben zum Beispiel                                                                                         sich klarer bekamen: Was ist der
im Jahr 2006 in Freiburg, da war                                                                                            Kern unserer speziellen Berufung als
ich selbst auch mit verantwortlich,                                                                                         Gemeinschaft? Was ist unser Grün-
nach dem Weltjugendtag in Köln ein                                                                                          dungsauftrag, unsere Sendung? Und
Jahr der Berufung gemacht. Dabei                                                                                            wie buchstabieren wir den hinein in
haben wir beides sehr deutlich in den                 Ê„Der Zeuge, der unterwegs ist, der Zeuge für Christus sein          diese Welt heute? Daraus kann eine
Blick genommen, sowohl die gemein-                    P|FKWHIUVHLQ(YDQJHOLXPPXVV]XQlFKVWHLQPDOHLQHUVHLQ        innere Freiheit erwachsen, manches
same Berufung zum Priestertum aller                   der selbst in der Beziehung mit Jesus Christus ist, aber dadurch      loszulassen – um der eigenen Beru-
*HWDXIWHQ DOV DXFK GLH VSH]LÀVFKHQ               auch in der Beziehung mit sich selbst. Das hat auch etwas             fung willen.
Berufungen im Priestertum und                         damit zu tun, Christus als den Barmherzigen zu erfahren, der
Ordensleben.                                          mit mir barmherzig ist.“ | Foto: Arnulf Müller                          Das kommt in Diözesen oder
   Wir haben gemerkt: Da, wo wir                                                                                              Pfarreien eher zu kurz ...
beides im Blick haben, beide wert-
schätzen, kann auch ein Klima ent-          Warum ist das so wichtig?                das immer wieder auch entdeckt.        Ich glaube, da haben Ordensge-
stehen, wo Menschen aufeinan-                                                        Ich war bei zwei Kongressen im         meinschaften uns etwas voraus. Wir
der verweisen. Auch die einzelnen         Es geht darum, sich selbst tiefer zu       Vatikan dabei, wo es um die Frage      gehen bisweilen oft sehr pragma-
Berufungen verweisen dann aufei-          entdecken. Was steckt da noch in           Priesterausbildung und Berufungs-      tisch an die Fragen heran, und das
nander.                                   mir und wie kann ich das in meiner         pastoral ging. Da wurde mir von        ist natürlich in gewisser Weise auch
                                          Botschaft integrieren? Es geht also        internationalen Mitbrüdern gesagt:     notwendig. Aber der tiefere Ansatz
  In Ihrer Doktorarbeit ging es           eigentlich um die Ehrlichkeit mir          „Ihr habt vermutlich in Westeuropa     muss immer der sein, uns zu fragen:
  ebenfalls um die Priesterausbil-        selbst gegenüber. Der Zeuge, der           eine Entwicklung, die auf uns noch     Was ist denn unsere Sendung? Was
  dung?                                   unterwegs ist, der Zeuge für Christus      zukommt.“ Deswegen ist das eine        ist unser ureigenster Auftrag als
                                          sein möchte, für sein Evangelium,          Aufgabe, die wir hier haben auch für   Kirche von Fulda, als Kirche einer
In der Doktorarbeit ging es grob          muss zunächst einmal einer sein, der       die gesamte Kirche stellvertretend.    bestimmten Region, als Kirche in
gesagt darum: Was sind bewusste           selbst in der Beziehung mit Jesus             Ich glaube, wovon sich Menschen     einer bestimmten Stadt? Was ist
und was sind unbewusste Motive,           Christus ist, aber dadurch auch in         heute ansprechen lassen, ist tat-      unser ureigenster Auftrag und was
die mitspielen, wenn sich jemand          der Beziehung mit sich selbst. Das         sächlich das Zeugnis des gelebten      hilft uns, diesen Auftrag zu erfüllen
auf den Weg zum Priestertum macht         hat auch etwas damit zu tun, Christus      Lebens. Etwa bei der Frage: Wie ver-   und was gilt eben dabei zuerst. Ich
oder auf den geistlichen Beruf, auch      als den Barmherzigen zu erfahren,          stehen wir Ehe? Wie verstehen wir      habe das auch sehr beeindruckend
Ordensleben? Das ist hochaktu-            der mit mir barmherzig ist. Dann           Familie auf dem Boden der katho-       erlebt, wo Ordensgemeinschaften
ell. Jeder Mensch hat unbewusste          kann ich auch noch mal angstfrei           lischen Lehre? Da kommen mir ganz      sehr prophetisch Wege gegangen
Motive, die ihn prägen. Das gehört        mich meinen eigenen Schattenseiten         konkret Ehepaare in den Blick, mit     sind und wie das wieder Andere
zum Menschsein dazu. Spannend ist         stellen.                                   denen ich die letzten Jahre unter-     inspiriert hat, auch ihren Weg zu
es, wenn diese unbewussten Motive                                                    wegs war. Paare, die spüren lassen,    gehen. Da haben die Orden uns
sehr stark sind und eigentlich dem          Jetzt gibt es heute auch eine Vielfalt   dass ihnen etwa die geistliche         auch wirklich etwas zu geben. Und
bewusst und willentlich angestreb-          der Bedürfnisse in der modernen          Dimension, auch die sakramentale       da freue ich mich auf die Zusam-
ten Idealen entgegenstehen. Also            Welt oder Vielfalt der Wahrheiten.       Dimension ihrer Ehe einen deut-        menarbeit mit den Ordensgemein-
wenn jemand eine starke unbe-               Ist das nicht schwierig, als Kirche      lichen Mehrwert für ihre Partner-      schaften, die es hier im Bistum gibt.
wusste Motivation hat, aggressiv zu         mit der einzigen Wahrheit darauf         schaft und für ihr Leben gibt. Da
sein, Aggression eine Motivlage ist.        zu antworten?                            wird das plötzlich auch für andere       Das heißt also raus aus einer
Dann kommt es durch. Dann wird er                                                    Menschen ansprechend.                    :DJHQEXUJ0HQWDOLWlW VLFK ]X
vielleicht auf der bewussten Ebene        Also das ist, glaube ich, eine der            Ich denke da auch an Ehepaare,        verbarrikadieren angesichts des
zentrale Werte des christlichen           ganz großen Herausforderungen,             die sehr kritische Situationen           Schwunds?
Glaubens verkünden, aber gegebe-          denen wir uns auch wirklich stellen        durchlebt haben: Krankheit eines
nenfalls mit einem sehr polarisie-        müssen. Was heißt es, als Kirche           Ehepartners oder Krankheit, Tod        Ja. Und die Orden können uns da
rend wirkenden oder gar aggres-           in einer wirklich pluralen Gesell-         von Kindern. Und bei denen dann        auch noch mal ein Korrektiv sein vor
siven Unterton.                           schaft unterwegs zu sein? Ich habe         spürbar ist, wie ihnen ihre geistli-   der Gefahr, in der wir immer sind,
Pilgernder Hirte: Bischof Michael Gerber Kirchenzeitung für das Bistum Fulda - Glaube und Leben
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dass wir in so ein Machertum hinein-
geraten. Mit der Folge, dass wir dann
lamentieren, „jetzt hat es ja doch
nicht geklappt“. Schaut man sich
die Gründergestalten der Orden an,
dann haben sie in der Regel auch
tiefe, entweder persönliche, gesund-
heitliche oder sonstige Einbrüche
erlebt. Wie sind sie damit umgegan-
gen? Wie kann ich auch wachsen an
den Herausforderungen und an den
Zusammenbrüchen, die ich erlebe?
Bei diesen Fragen sind uns Ordens-
gemeinschaften ein deutlicher Hin-
weis, dass Einbrüche nicht das Ende
sind. Sie helfen uns als Kirche, diese
Dimension immer wieder neu zu ent-
decken.

  Auf Sie warten große Herausfor-
  derungen. Woher nehmen Sie Ihre
  Energie?

Für mich ist meine eigene spiritu-
elle Grundierung wichtig. Ich brau-                                      Ê„Bonifatius hat die Herausforderung gehabt, Menschen in einer für ihn fremden
che die Zeiten am Morgen, am Tag,                                        Kultur mit dem Evangelium in Berührung zu bringen. Wenn wir das übersetzen,
am Abend zur eigenen geistigen Ein-                                      dann ist das auch heute die wesentliche Botschaft.“ | Foto: Arnulf Müller
kehr. Deshalb werde ich auch als
erstes den Gebetsraum im Bischofs-
haus einrichten. Im Moment wohne         Ja. Das ist mir ganz wichtig. Für        heute die wesentliche Botschaft.             wasserspiegel immer weiter. Was
ich da ja noch provisorisch. Aber für    mich war das Pilgern auch ein sehr          Wir haben so viele kulturelle             antworten Sie jemandem, der
mich ist ganz wichtig, auch da so        wesentlicher Zugang. Ich bin ab          Umbrüche. So viele Selbstverständ-           sagt: „Ich kann ganz gut ohne Gott
einen Ort zu haben. Es geht um die       1990 viele Jahre mit jungen Men-         lichkeiten, die kirchliches Leben vor        leben.“
eigene geistliche Christusbeziehung,     schen eine Woche lang gepilgert.         50 Jahren geprägt haben, sind nicht
mich ernsthaft zu fragen, wo ruft        Das hat als Firmprojekt mal ange-        mehr da. Ich glaube, da kann Boni-         Ich kann ihn ja mal erzählen lassen,
mich Christus jetzt hinein, in welche    fangen, eine Woche. Da haben wir         fatius uns ein Vorbild sein, auch bis      wie er dazu gekommen ist, dass
Situation, auch in welche ganz kon-      keine Quartiere vorgebucht, sondern      in seine letzten Lebenszüge hinein.        er ganz gut ohne Gott leben kann.
kreten Situationen, Gesprächssitua-      haben einfach abends in den Ort-         Er bricht dann noch mal auf und            Und ich kann ihm erzählen, warum
tionen.                                  schaften geschaut, wo die Menschen       will zu den Friesen und denen das          für mich das Leben mit Gott etwas
   Für mich ist aber auch wichtig,       uns aufnehmen. Wir sind in kleinen       Evangelium bringen. Da ist er zwar         sehr Entscheidendes ist: dass ich –
ein Netzwerk einer Priestergemein-       Grüppchen, begleitet von Erwach-         – zumindest vordergründig - nicht          von meinem Wahlspruch „Mit dir
schaft im Hintergrund zu haben.          senen, untergekommen. Diese Zeit         so erfolgreich. Aber es geht um die        im Bund“ ausgehend – in meinem
Ich bin in eine Gruppe von Schön-        hat die jungen Menschen angeregt,        Haltung. Er sagt nicht: „Jetzt habe        Leben nicht allein unterwegs bin.
stattpriestern eingebunden und           zu fragen: Wie ist das eigentlich?       ich mich hier etabliert als Bischof        Dass ich glaube, dass Gott mir Men-
werde es auch bleiben. Das wird          Ist alles Zufall oder gibt es da doch    von Mainz, und jetzt bin ich halt mal      schen an die Seite gestellt hat. Aber
jetzt logistisch etwas aufwendiger       einen Gott, der für uns sorgt? Da        so, es reicht jetzt“. Nein er ist einer,   dass es auch immer wieder Situati-
und da werde ich vielleicht nicht        sind ganz interessante Gespräche         GHU XQV DXŲRUGHUW LPPHU ZLHGHU       onen gibt, wo ich mit menschlicher
jedes Mal dabei sein können. Aber        entstanden. Wenn man jetzt nach 30       aufzubrechen und zu sehen, was für         Erfahrung an eine Grenze komme.
das geht auch, zumal ein Teil dieser     Jahren beobachtet, was aus diesen        uns jetzt dran ist. Das ist etwas,         Wo ich sage, nach menschlichem
Gruppe eher in Nordbaden ist, also       Leuten geworden ist, ist das hoch-       wo wir ihn heute gut gebrauchen            Ermessen ist diese Situation nicht
nicht so weit von hier weg ist.          interessant. Wie da auch Menschen        können. Mich bewegt es, zu spüren,         zu bewältigen. Und dann aber doch
Das ist, glaube ich, eine wichtige       JHZDFKVHQVLQG,FKKRŲHGDVVGDV      dass Bonifatius für viele Menschen         noch mal irgendwo sich eine andere
Inspiration.                             auch hier im Bistum möglich sein         im Bistum Fulda wirklich eine Rolle        Perspektive, eine andere Tür zeigt.
   Aber auch weitere Freundschaf-        wird. In diese Richtung gibt es ja       spielt. Das ist nicht nur irgendein        Das ist das, was wir immer wieder
ten sind mir wichtig, etwa zu Ehe-       auch breite Traditionen.                 Name, den man noch kennt. Er spielt        DXFKLQGHU%LEHOÀQGHQGDVV0HQ-
paaren, zu Familien, die ich auch                                                 hier eine Rolle: Bonifatiuswallfahrt,      schen an eine Grenze kommen. Und
bisher nicht oft gesehen habe, wir         Zum Beispiel die Wallfahrten zum       Bonifatiuslied und Bonifatiusfest          mir das Leben mit Gott noch mal eine
aber dennoch intensive Zeiten des          Grab des heiligen Bonifatius. Fulda    natürlich.                                 eigene Gelassenheit gibt. Zu wissen,
Austauschs erleben durften. Wir            und Bonifatius – das wird immer                                                   die allerletzte Verantwortung, wie es
haben da aber auch bisher einen            in einem Atemzug genannt. Die-           Trotzdem sinkt ja überall, auch          hier weitergeht auf dieser Welt, die
Modus gefunden, wie das mit wenig          VHV-DKULVW6WDGWMXELOlXP²       hier in Fulda, der religiöse Grund-      hat keiner von uns. Die liegt in Gottes
Begegnungen möglich ist.                   Jahre Klostergründung durch Stur-                                                 Hand. Und das gibt mir im Vorläu-
   Und dann brauche ich tatsächlich        PLXV:RLVWIU6LHGLH$NWXDOLWlW                                              ÀJHQ QRFK PDO HLQH DQGHUH *HODV-
immer körperliche Bewegung. Das            von Bonifatius begründet?                                                         senheit. Ich habe meine Aufgabe, und
spornt einfach meinen Geist an. Mir                                                                                          die ist eine Herausforderung, aber
kommen viele wichtige Predigtein-        Mich spricht die Person von Bonifa-                                                 ich muss nicht krampfhaft versuchen,
fälle auch beim Wandern, Fahrrad         tius sehr an. Bonifatius ist nicht auf                                              verbissen alles zu regeln.
fahren oder Skilanglauf.                 seiner Insel geblieben, was in Zeiten
                                         des „Brexit“ auch noch mal eine                                                       Sie sind nah an der Jugend dran.
  Deshalb auch die geistliche Zeit am    ganz eigene Botschaft ist. Bonifatius                                                 Wie kann man die Jugendlichen
  $QIDQJGHV0lU]ZHQQHVGDQQ     hat die Herausforderung gehabt,                                                       am besten packen? Worauf
  entlang der Bonifatiusroute geht.      Menschen in einer für ihn frem-                                                       kommt es an, um mit Jugend-
  Und Sie laden Menschen dazu ein,       den Kultur mit dem Evangelium in                                                      lichen in den Austausch zu
  mitzulaufen, und beim Gehen ins        Berührung zu bringen. Wenn wir                                                        kommen oder sie für kirchliches
  *HVSUlFK]XNRPPHQ                    das übersetzen, dann ist das auch                  ÊDer Bischofsring                 Leben zu interessieren?
Extra | März 2019                                                                                                               11

Das Wort „packen“ wäre mir an dem
Punkt zu stark. Ich muss immer auch
glauben, das ist meine Grundmotiva-
tion: Ich leiste einen Dienst an jungen
Menschen, einen Dienst an ihrer Bio-
JUDÀH8QGGDYRQELQLFKEHU]HXJW
ZHQQLFKPLUPHLQHHLJHQH%LRJUDÀH
anschaue, wenn ich mir die Biogra-
ÀH YLHOHU DQVFKDXH GLH MHW]W LQ GHU
kirchlichen Jugendarbeit sind, wie
sie gewachsen sind, als Persönlich-
keit. Das ist für mich eine ganz große
Motivation zu sagen, das möchte ich
einer nächsten Generation junger
Menschen auch nicht vorenthalten.
Wir müssen uns in der Pastoral
immer wieder fragen: Wie sieht
gute personale Beziehung aus? Wo
sind Menschen, die verlässlich mit
jungen Menschen Wege gehen, die
das tun in einer inneren Freiheit, die
diese Menschen in innerer Freiheit
führen, sie nicht irgendwie an sich
in einer falschen Weise binden. Das
ist natürlich jetzt auch sehr belastet,       Die fast 1300 Jahre alte Dom- und Kaiserstadt Fritzlar – Gründung des
durch viele ungute Erfahrungen in             heiligen Bonifatius, des Apostels der Deutschen und Schutzpatron des
der Kirche. Das personale Angebot             Bistums Fulda heißt Herrn Bischof Dr. Michael Gerber herzlich willkommen.
wird immer eine Rolle spielen.
   Hinzu kommt, Jugendlichen ein              Die Stadt Fritzlar ist heute ein wirtschaftlich pulsierendes Mittelzentrum
Feld zu bieten, wo sie sich entfal-           mit überregional bekannten kulturellen und kirchlichen Sehenswürdig-
ten können mit ihrer Kreativität. Die         keiten, wie dem St.-Petri-Dom und gilt als eine der bedeutenden deutschen
72-Stunden-Aktion ist jetzt ein wun-          Fachwerkstädte.
derbares Beispiel, die sicherlich auch
junge Menschen mit der kirchlichen            Kontakt:     Touristinfo
Jugendarbeit in Verbindung bringen                         Zwischen den Krämen 5
wird, die bisher keinen Bezug hatten.                      34560 Fritzlar
Jugendliche wollen selbst etwas                            Tel.: 0 56 22 / 988-643
gestalten. Sie wollen sich und ihre                        www.fritzlar.de
Vorstellungen mit einbringen. Und da
geht es darum, etwas zu bieten, um in
diesem Prozess als Gesprächspartner
zur Verfügung zu stehen. Oft laufen
die wesentlichen Glaubensgespräche
irgendwo nebenbei, beim Feiera-
bendbier oder sonst wo immer. Weil
erstmal ein gemeinsamer Grundwas-
serspiegel da sein muss, damit ein
solches Gespräch dann auch gelingt.
   Aber es braucht auch Erlebnis-
orte. Hier aus dem Bistum waren
170 Leute beim Weltjugendtag in
Panama. Ich glaube, Weltjugend-
tage haben heute noch mal eine
                                                                                Gutes bewahren.
andere Bedeutung als in meiner
Jugendzeit. Junge Menschen, die
                                                                                Aufbruch wagen.
sich in der Kirche engagieren, brau-
chen, anders als früher, eine andere                                            Zur Bischofsweihe wünschen wir
Form von großer Gemeinschafts-
erfahrung. Dies vor allem, um zu                                                Dr. Michael Gerber alles erdenklich
erleben: Auch wenn ich zuhause
eher allein stehe, sind wir doch                                                Gute und Gottes Segen.
viele. Es braucht Erfahrungen wie
die diözesanen Weltjugendtage.
Ich habe sehr stark die Ministran-
ten-Romwallfahrt so erlebt. Solche                                              Filialdirektion Hessen
Erlebnisse, wenn die gut begleitet                                              Peter Eiles, Filialdirektor
sind, können wesentlich sein. Sie
                                              Er erfülle die Wünsche            Jakobstraße 5 . 63500 Seligenstadt
können einen Schub geben für junge
Menschen. Ich habe es oft erlebt,             deines Herzens und lasse          Telefon 06182 787352
dass sich junge Menschen danach               alle deine Pläne gelingen.        fd-hessen@vrk.de
für ein verbindliches Engagement
                                                         Psalm 20, Vers 5
entschieden haben. Dass sie sagen:
„Jetzt übernehme ich eine Gruppe“                                                                          Menschen schützen.
oder „Ich werde Oberministrant“.                                                                           Werte bewahren.
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Ê„Wo in Südbaden die
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Weinanbaugebiete sind,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        schafft das eine gewisse
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Offenheit, Lebensfreude
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        der Menschen.“ | Foto:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Arnulf Müller

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Und selbst wenn sie dann „abtau-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                chen“, ist es ja oft so, dass sie dann
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  -Anzeige-     irgendwann wieder hochkommen ...
Heilkräuter aus dem Kräutergarten                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             So ist es! Auch diese innere Gelassen-
Wertvoll ist das Wissen um die       40 bekannte und weniger be-                                                                                                                             naturwissenschaftliche Schrif-                                                                                                                                                                   heit braucht es. Selbst da, wo jemand
Wirkkräfte bestimmter Kräuter,       kannte Klosterkräuter vorge-                                                                                                                            ten bis heute noch die                                                                                                                                                                           vordergründig verschwindet. Wenn
die vor allem von den Bene-          stellt. Leser und Leserinnen                                                                                                                            Wissenschaft verblüffen. Sie                                                                                                                                                                     das Erlebte echte authentische
diktinermönchen und -nonnen          werden ermutigt, selbst Kräu-                                                                                                                           schöpft ihr Wissen unzweifel-                                                                                                                                                                    Erfahrungen waren, dann sind die
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              in der Seele da. Und dann kommen
im Mittelalter in die Kloster-       ter im Garten oder Blumen-                                                                                                                              haft aus dem großen Schatz
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              die wieder irgendwann hoch. Ich
gärten mitgebracht wurden.           topf zu ziehen und verschied-                                                                                                                           der Klostergärten und Kloster-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              war manchmal erstaunt, bis jetzt hin
Auch heute noch sind es die          ene einfache Rezepturen                                                                                                                                 apotheken, in deren Tradition                                                                                                                                                                    in die Tage des Abschieds von Frei-
Klostergärten, die uns das           auszuprobieren.                                                                                                                                         sie steht.“                                                                                                                                                                                      burg, wer mir da erzählt hat, was
Wissen um die Heilkraft der                                                                                                                                                                        (Sr. Christa Weinrich OSB)                                                                                                                                                                 er irgendwann vor 30 Jahren erlebt
Kräuter für Menschen, Tier           „Eine herausragende Bedeu-                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               hat und wie relevant das jetzt für
und den Garten bewahrt und           tung kommt dem Kräutergar-                                                                                                                              Erschienen bei camino. im Ver-                                                                                                                                                                   seinen Weg ist. Und dass oft Leute
überliefert haben.                   ten der Äbtissin Hildegard von                                                                                                                          lag Katholisches Bibelwerk;                                                                                                                                                                      nach langem Abtauchen da wieder
In dem Buch „Kraftquelle             Bingen zu, der großen Frau                                                                                                                              12,90 EUR; ISBN 978-3-                                                                                                                                                                           auftauchen.
Klostergarten“ werden über           des 12. Jahrhunderts, deren                                                                                                                             96157-066-9
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                6LHVLQG6FKZDU]ZlOGHUXQG6G
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                badener, gibt es da eine spezielle
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                0HQWDOLWlW"'HU)XOGDHUDQVLFKLVW
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                HUVWHLQPDOHLQELVVFKHQVFKURŲXQG
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                unnahbar, aber wenn man hinter
                                            +HŭOűƀlXWťUŞXư                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    die Fassade gekommen ist, ist er
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                ganz herzlich.

                                            GHŵ.ORƁƄťUũŞƀWHŷ                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Man sagt den Schwarzwäldern
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              nach, dass sie tatsächlich so ähn-
                                            Ein spiritueller Ratgeber mit Input zu Pflanzen                                                                                                                                                                                                                                                                                                    lich sind, wie Sie das von den Ful-
                                            aus dem Klostergarten, mit Rezepten und Tipps.                                                                                                                                                                                                                                                                                                    daern schildern. Die Südbadener
                                            Die Autorin, Schwester Christa Weinrich, lässt in                                                                                                                                                                                                                                                                                                 insgesamt zeichnet sicherlich aus,
                                            diesem Buch ihre praktische Erfahrung auf dem                                                                                                                                                                                                                                                                                                     dass sie ein Selbstbewusstsein
                                            Gebiet des biologischen Gartenbaus einfließen.                                                                                                                                                                                                                                                                                                     haben. Südbaden steht für manche
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Innovationen. Auch für Familien-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              unternehmen, die auf ihre Weise
                                                                                                                                                                                                                                                                                                       | W O C H E 1 | D O N N E R S TA G N A C H A S C H E R M I T T W O C H |

                                                                                                                                                                                                    Thymian                                       Thymus vulgaris

                                                                                                                                                                                                                                                     Man kennt den Thymian im Allgemei-
                                                                                                                                                                                                                                               nen als Würzkraut mit einem aromatisch
                                                                                                                                                                                                                                               bitteren Geschmack. Doch er ist auch ein be-
                                                                                                                                                              | WOCHE 1 | ASCHERMITTWOCH |

                                                              Brennnessel
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Global Player sind. Und das prägt
                                                                                                                                                                                                                                               währtes Heilkraut. Schon als Gewürz wirkt
                                                                                                                         Urtica dioica und Urtica urens                                                                                        er heilend bei Verdauungsbeschwerden.
                                                                                                                                                                                                                                               Ganz Besonders ist sein günstiger Einfluss
                                                                                                             Mit der großen oder der kleinen Bren-                                                                                             auf alle Atemwegserkrankungen hervor-
                                                                                                       nessel hat sicher jeder schon einmal Be-                                                                                                zuheben. Er löst festsitzenden Schleim und
                                                                                                       kanntschaft gemacht in Form von juckenden                                                                                               erleichtert das Abhusten, hilft bei Halsent-
                                                                                                       und brennenden Bläschen auf der Haut. Die                                                                                               zündungen und bei Entzündungen der Na-
                                                                                                       Spitzen der feinen Brennhaare brechen bei                                                                                               sennebenhöhlen.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              auch das Bewusstsein. Wo in Süd-
                                                                                                       der geringsten Berührung ab und injizieren                                                                                                  Belegt ist, dass der Thymian entzün-
                                                                                                       einen Wirkstoffcocktail in die Haut, der                                                                                                dungshemmend, krampf- und schleim-
                                                                                                       nicht nur brennt, sondern auch die Aus-                                                                                                 lösend, desinfizierend, hustenlindernd,
                                                                                                       schwemmung von Schlackenstoffen und die                                                                                                 verdauungsfördernd, schmerzstillend und
                                                                                                       Heilung von Rheuma und Gicht unterstützt.                                                                                               beruhigend wirkt.
                                                                                                          Das wußten auch schon die Griechen und                                                                                                   Zwar kann man Thymiantee und ätheri-
                                                                                                       Römer und zollten der heute eher gemiede-                                                                                               sches Thymianöl in der Apotheke beziehen,
                                                                                                       nen und bekämpften Pflanze höchste Aner-                                                                                                aber der kleine Halbstrauch lässt sich auch

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              baden die Weinanbaugebiete sind,
                                                                                                       kennung.                                                                                                                                problemlos im Garten, in Balkonkästen, ja
                                                                                                          In der Tat ist die Brennessel ein wahres                                                  sogar in Blumentöpfen ziehen. Von Mai/Juni bis in den Oktober hinein sind die rosa
                                                                                                       Gottesgeschenk. Sie gehört zu den besten                                                     oder rötlichen Blüten eine Augen- und Bienenweide.
                                                                                                       Blutreinigungsmitteln überhaupt und ist zu-                                                     Für den Winterbedarf schneidet man die blühenden Triebe ab, jedoch nie zu tief am
                                                                                                       dem ein wichtiges Heilmittel zur Behand-                                                     Boden, bindet sie zusammen und trocknet sie an einem warmen, schattigen Ort. Ge-
                                                                                                       lung von Erkrankungen der Nieren und                                                         trocknet lassen sich Blätter und Blüten leicht abstreifen und sogar zu Pulver verreiben.
                                                                                                       Harnwege. Der hohe Gehalt an Eisen und
                                                              Vitaminen schließlich stärkt die Widerstandkraft gegen viele Infekte.                                                                 Verwendung                                         Brennesselsuppe
                                                                 Nebenbei bringt die Brennessel auch Böden, die wir Menschen aus dem Lot ge-                                                        Thymian kann man frisch und getrocknet             25–40 g Thymiankraut 10 Minuten lang ge-

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              VFKDŲWGDVHLQHJHZLVVH2ŲHQKHLW
                                                              bracht haben, wieder ins Gleichgewicht. Sie siedelt sich oft gerade dort an, wo der                                                   verwenden.                                         kocht und ins Badewasser gegeben, stärken das
                                                              Boden unbrauchbar geworden ist, um ihn zu heilen.                                                                                     Für den täglichen Bedarf in der Küche holt man     Allgemeinbefinden.
                                                                                                                                                                                                    sich einige Blättchen, schneidet sie sehr klein
                                                                                                                                                                                                    und gibt sie an Braten, Fischgerichte, an Salate   Thymianaufguss
                                                              Verwendung                                        Brennnesselsuppe                                                                    und nimmt sie zu allen Rohkostspeisen.             Bei Bronchialkatarrh, Husten, Keuchhusten
                                                              Brennnesseltee ist besonders geeignet zur         Brennnesselblätter (etwa 250 g) waschen,                                            Schon in Speisen wirkt Thymian als Heilkraut,      wirkt ein Thymianaufguss beruhigend und
                                                              Durchführung von Frühjahrskuren, oft ge-          zerkleinern und in wenig Wasser oder Milch                                          da es den Stoffwechsel anregt.                      krampflösend: Dazu 15–20 g auf 1 Liter Wasser
                                                              mischt mit anderen Frühjahrskräutern.             mit einer Prise Salz weichkochen, abgießen.                                                                                            geben.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Lebensfreude der Menschen. Aber
                                                              In der Küche galt die Brennnessel in Notzeiten    Anschließend eine Mehlschwitze mit 2 Tee-
                                                              als billiger Spinatersatz. Richtig zubereitet,    löffel Mehl und etwas Butter zubereiten. Die                                         29

  Schwester Christa Weinrich
                                                              kann sie durchaus mit dem feineren Spinat         Brennnesseln vorsichtig unterrühren und je
                                                              konkurrieren. Auch als Salat wird sie gelegent-   nach Geschmack würzen. Als Variante kann
                                                              lich verwendet, doch muss man die Blätter         man die weichgekochten Brennnesseln auch
                                                              vorher mit heißem Wasser überbrühen.              pürieren.

                                                              29

  Kraftquelle Klostergarten                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   der Schwarzwälder an sich ist nicht
                                               Format 15 x 21 cm;                                                                                                                              € [D] 12,95 / € [A] 13,40
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              der, der gleich auf alle zugeht. Und
  Mit 40 Pflanzen durch die Fastenzeit          104 Seiten; kartoniert                                                                                                                          ISBN 978-3-96157-066-9
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              deswegen glaube ich, kann ich mit
           im Verlag Katholisches Bibelwerk GmbH • Silberburgstraße 121 • 70176 Stuttgart                                                                                                                                                                                                                                                                                                     dieser Mentalität gut umgehen.
  www.caminobuch.de • www.bibelwerk.de
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Interview: Evelyn Schwab und
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Hans-Joachim Stoehr
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