Im Dialog "Digitalisierung" - PD-Beiratssitzung 2018 - Berater der öffentlichen Hand
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Inhalt EINFÜHRUNG Digitalisierung von Verwaltung 5 AUS DEN FACHAUSSCHÜSSEN –– Voraussetzungen und Chancen eines digitalen Baugenehmigungsverfahrens 11 –– Mit Offenheit und Innovationsfreude: erfolg- reiche Wege zur Verwaltungsdigitalisierung 17 IMPULSVORTRÄGE –– Digitalisierung in der Praxis – Die Umsetzung eines E-Government-Gesetzes 22 –– Digitalisierung und kommunale Leistungserbringung 28 –– Neue Technologien für die öffentliche Verwaltung: Elektrifizierung versus Disruption 32 –– BIM – Ein Modell für die Zukunft? Ein Erfahrungsbericht der PD 37 GESPRÄCH „Die Chancen der Digitalisierung nutzen.“ 43 VORSTELLUNG Der Beirat und die PD 49 Info: Aus Gründen der Lesbarkeit steht im gesamten Text die männliche Form stellvertretend für Personen beiderlei Geschlechts.
EINFÜHRUNG Digitalisierung von Verwaltung Die Diskussionen im Rahmen der Beiratssitzung der PD haben die Aktualität des Themas Digitalisierung eindrücklich bewiesen. D igitalisierung – der Begriffhat in den letzten Jahren breite Aufmerksamkeit erlangt, in der sozialen und wirtschaftlichen auseinanderzusetzen, ist eine wirkliche Führungs- aufgabe. Innovation braucht Mut. Erforderlich ist zugleich eine Kultur, die Impulsgebern den Raum Sphäre insgesamt ebenso wie in der öffentlichen bietet, Ideen zu erproben, aber auch Initiative er- Verwaltung. Historische Parallelen finden sich greift, niemanden zurückzulassen. vielleicht in der Einführung der Dampfmaschine oder der Elektrifizierung der Produktionsprozesse, Innovation und Modernisierung in Staat und die ebenso gesellschaftliche Umbrüche mit sich Verwaltung – ein Streben, das uns ständig be- brachten. Auch damals waren große Erwartungen gleitet und in Zeiten der Digitalisierung vielfach und Ängste mit den Änderungen verbunden, die als Konzept für eine „smarte“ Leistungserbrin- sich als Folge einer grundlegenden Neugestaltung, gung hoheitlicher oder öffentlich verantworteter einer Transformation von Wirtschaft und Gesell- Leistungen in Erscheinung tritt. Was kann die schaft, entwickelten. Die Modernisierung von Digitalisierung leisten, worin kann der Mehrwert Staat und Verwaltung für Bürger, Wirtschaft und die Verwaltung selbst war unausweichlich. Autorin: liegen – dies zu definieren, ist zentrale Aufgabe aller, die im Bereich der öffentlichen Verwaltung – Wie steuerbar sind die gleich auf welcher Ebene – für digitale Transfor- Wirkungen der Digita- mation und den Einsatz Künstlicher Intelligenz lisierung öffentlicher eintreten. Aufgaben heute – ge- nauer: ihre Folgen für Wie kann erreicht werden, dass Digitalisierung die Arbeitswelt und im Bereich der öffentlichen Aufgabenerfüllung die Gesellschaft? Diese zu Effizienz und Ressourcenschonung beiträgt? Gabriele C. Klug Frage aufzugreifen und Stellvertretende Wo liegen die Grenzen? Welche besondere Ver- sich mit den vielen Vorsitzende des Beirates, antwortung kommt auf uns zu, wenn es sich berechtigten Ängsten Beigeordnete und Stadt- um die Erledigung von Aufgaben der öffentlich und Erwartungen kämmerin der Stadt Köln verantworteten Daseinsvorsorge handelt? Welche Beiratssitzung 2018 5
Rolle hat der Staat in der smarten Welt der digitali- Best Practices zu analysieren, war dabei eine sierten Daseinsvorsorge oder der transparenten ebenso herausfordernde wie willkommene hoheitlichen Leistungen? Aufgabe. „Das moderne Verständnis von In den Fachausschüssen Bau / Infrastruktur (siehe S. 11) und Strategische Verwaltungsmoderni- Daseinsvorsorge erfordert heute, sierung (siehe S. 17) wurden die vertiefenden die Standortbestimmung von Staat Aspekte beleuchtet, wie etwa der Versuch einer neu zu denken – kaum so sehr wie Begriffsbestimmung oder konkrete Umsetzungs- im Bereich wirkungsmächtiger Inno- beispiele. In der gemeinsamen Beiratssitzung vation sind verbindliche Spielregeln wurden diese Vorüberlegungen diskutiert sowie die Frage, ob und wo Schnittmengen und Überlap- gefragt, die den Akteuren im Feld der pungen, gemeinsame Sichtweisen oder differen- Digitalisierung geschützte, rechts- zierte Erfahrungen existieren. Die Diskussionen und funktionssichere Vernetzung im und Ergebnisse des Austauschs werden in diesem allgemeinen Interesse ermöglichen.“ Berichtsband wiedergegeben. Gabriele C. Klug, Stellvertretende Vorsitzende des Beirates, Beigeordnete und Stadtkämmerin der Stadt Köln Im PD-Beratungsalltag taucht Digitalisierung als Schlagwort in sehr unterschiedlichen Zusammen- hängen auf: Wenn es um die Standardisierung von Fachanwendungen innerhalb von Verwaltungen Aspekte des Begriffs Digitalisierung geht, oder um den einfachen Zugang von Bürgern und Unternehmen zu Behörden, um das Vernet- Mit diesen Fragen hat sich der Beirat der PD aus zen von Verwaltungsangeboten und ebenso bei den unterschiedlichen Perspektiven seiner Mit- der gemeinsamen Arbeit auf virtuellen Plattfor- glieder auseinander gesetzt. Fachliche Kompetenz men sowie beim Austausch sicherheitsrelevanter aus verantwortlicher Perspektive einzubringen, Daten zwischen Bundesländern etc. 6 PD – Berater der öffentlichen Hand
Strukturieren lassen sich diese beispielhaft genannten Projekte in (1) die Bereitstellung technischer Infrastrukturen, (2) die Definition von Prozessen und (3) das Anwenden von Wissen und Vernetzen von Verwaltungen. Rahmengebend hierfür sind im Sinne einer rechtssicheren Um- setzung bereits existierende oder derzeit in Kraft tretende Gesetze oder Verordnungen. Hierzu zählt beispielsweise der Artikel 91c des Grundgesetzes, der auf eine Zusammenarbeit des Bundes und der Länder „… bei der Planung, der Errichtung und dem Betrieb der für ihre Aufgabenerfüllung benötigten informationstechnischen Systeme“ Verfügbarkeit von unbürokratischen Leistungen zielt. Aufbauend auf einer Synchronisierung von sind Anreize für Unternehmen, sich anzusiedeln. Softwareanwendungen zwischen den Gemein- Zugleich zeigt sich hier ein Risiko der Digitalisie- den, Institutionen und den Landesbehörden rung besonders deutlich: Die in den ländlichen Re- innerhalb eines Bundeslandes (siehe Beitrag gionen zurückgehende Bevölkerung ist zudem eine „Digitalisierung in der Praxis“ auf S. 22), lassen alternde. Die Lösung ihrer Alltagsprobleme wird sich Daten automatisiert zwischen Bundeslän- über digitale Angebote nur dann gelingen, wenn dern austauschen. diese für jene Altersgruppen handhabbar sind. Chancen und Anforderungen Digitalisierung ist mehr als der Verzicht auf Papierablagen Gleichzeitig werden alle Daten von Bürgern und Unternehmen mit der Datenschutz-Grundverord- Innovativ genutzt werden die Möglichkeiten der nung (DSGVO) besonders geschützt. Vernetzung Digitalisierung nur, wenn sie über die reine Um- bedeutet mithin nicht vollständige Offenlegung setzung heutiger Papierablagen in datenbasierte und wahllose Verbreitung von persönlichen Vorgänge hinausgehen und Angebote verzahnen. Daten. Die sich entwickelnden Potentiale der So kann über ein Bürgerkonto auf Dienstleistun- Datennutzung können gerade im ländlichen Raum gen und Daten der Verwaltung zurückgegriffen die Lebensqualität steigern. Wo die Infrastruktur- werden, die automatisch auf einen bestimmten ausstattung der Daseinsvorsorge aufgrund zurück Einwohner zugeschnitten sind. Steuererklärungen gehender Bevölkerung eingeschränkt ist, dienen könnten automatisiert verarbeitet und nur noch Informationen über frequentierte Linien des bei Ausnahmeregelungen manuell geprüft wer- Öffentlichen Nahverkehrs, Car-Sharing-Angebote, den. Die Mitarbeiter nutzen die sich ergebenden die medizinische Versorgung oder mobile Bank- Zeiten für andere Aufgaben und steigern insge- dienstleistungen der Versorgung von Einwohnern samt ihre Bearbeitungsquoten in einem bestimm- außerhalb von Ballungszentren. ten Zeitraum. Die dahinter stehende Künstliche Intelligenz (siehe Beitrag „Neue Technologien für Datenaustausch ist für die „Smart Regions“ (siehe die öffentliche Verwaltung“ auf S. 32) bestmöglich Beitrag „Digitalisierung und kommunale Leis- zu nutzen, steht noch am Beginn einer schwer vor- tungserbringung“ auf S. 28) elementar, denn so hersagbaren Entwicklung. werden intelligente Versorgungswege initiiert. Die öffentliche Verwaltung kann hierfür ein Vor- reiter sein, denn ein schnelles Internet und die Beiratssitzung 2018 7
Eine Umsetzung Künstlicher Intelligenz kommt bei einer bewussten Nutzung entstehen – und, beispielsweise auch in komplexen Bauprojek- wie groß die Handlungsräume sind. Der Austausch ten zum Tragen. Mit der Software des „Building über die Erfahrungen, die erlebten Grenzen und Information Modelling“ (siehe Beitrag „BIM – Das die Anforderungen, die es zu definieren gilt, hat Modell für die Zukunft? Ein Erfahrungsbericht“ sich in der Beiratssitzung als besonders wichtig auf S. 37) werden alle vorhandenen Planungs- heraus gestellt. Voneinander lernen! In der Unter- und Bauinformationen digital so verzahnt und stützung dieses Austausches kann die PD ihren visualisiert, dass zu jedem Zeitpunkt ein Projekt- Anspruch, ein kompetenter Begleiter auf dem Weg stand ersichtlich ist. Mit frühzeitigen Warnungen zur Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung zu bei Überschneidungen in der Bauausführung der sein, nachhaltig einlösen. stop einzelnen Gewerke können Verzögerungen in der Einhaltung des Projektplanes vermieden werden. Die parallel erfassten Kosten geben die Chance größtmöglicher Transparenz. Vorausgesetzt, dass die Software frei verfügbar ist für die öffentlichen Auftraggeber, Bausteuerer, Architekten und aus- führenden Unternehmen, könnte hier die Zukunft für die Umsetzung von Infrastruktur-Großprojek- ten in Zeit- und Kostenrahmen liegen. „Eine ‚responsive Verwaltung‘ kann schneller, zielgenauer und ressour- censchonender auf Anliegen oder Beschwerden ihrer Bürger eingehen. Vor Ort können kooperative Partner- schaften unter Bürgern oder mit den Kommunalverwaltungen entstehen, neue Formen des gesellschaftlichen Zusammenwirkens mithin.“ Gabriele C. Klug, Stellvertretende Vorsitzende des Beirates, Beigeordnete und Stadtkämmerin der Stadt Köln Die Dampfmaschine, die Elektrifizierung und heute die Digitalisierung haben maßgebliche Ver- änderungen in den Produktionsprozessen, für das Zusammenleben der Menschen und das Wirken der Verwaltung gebracht. Chancen und Risiken erkennen, sich ernsthaft damit auseinandersetzen und Neues ermöglichen: Auch die Diskussion um die Digitalisierung, mit der Frage, wie groß die Veränderungen in den uns über Jahrzehnte hin- weg bekannten Umfeldern wohl sein werden, hat gezeigt, welche Chancen der öffentlichen Hand 8 PD – Berater der öffentlichen Hand
AUS DEN FACHAUSSCHÜSSEN Voraussetzungen und Chancen eines digitalen augenehmigungsverfahrens B Bei der Digitalisierung komplexer Verwaltungsprozesse gilt es, zahlreiche Hürden zu nehmen. Innovative Verwaltungen können jedoch von deutlich verminderten Aufwänden profitieren. B augenehmigungsverfahren in Deutsch- landsind zeit-, kosten- und personalintensive Verwaltungsvorgänge, die Laufzeiten von bis zu einem übergeordneten Dokumentenmanage- mentsystem (DMS) für die interne Anwendung eingerichtet sowie eine Portalintegration für die zehn Monaten in Anspruch nehmen können. Die externe Anwendung definiert. Mitglieder des Fachausschusses Bau / Infrastruktur haben in ihrer Sitzung die Voraussetzungen und Durch die Verfahrensoptimierung, das Einsparen Chancen eines digitalen Baugenehmigungsverfah- von Postwegen und die Vermeidung von Medien- rens diskutiert. Das 2013 beschlossene E-Govern- brüchen reduziert sich die Bearbeitungsdauer ment-Gesetz des Bundes und die ergänzenden von Bauanträgen deutlich. Zudem ist der Bearbei- gesetzlichen Regelungen der Bundesländer ver- tungsstand eines Antrags für den Auftraggeber pflichten Verwaltungen, mittelfristig ihre Dienst- jederzeit einsehbar. Neben der hohen Transpa- leistungen vollständig elektronisch zur Verfügung renz sorgt das Verfahren für Flexibilität: In einem stellen. virtuellen Projektraum kann der Antrag von Autorin: Im Zuge der Digitalisierung des Baugenehmi- mehreren Zuständigen gungsverfahrens müssen einheitliche Qualitäts- parallel bearbeitet standards für den digitalen Prozess entwickelt werden, auch kurzfris- werden, ohne die kommunale Selbstverwaltung tige Änderungen und aus dem Blick zu verlieren. Dies sollte anhand Nachreichungen sind eines idealtypischen Prozessablaufes und eines möglich. Eine Quali- begleitenden Leitfadens erfolgen. Der Muster- tätssteigerung lässt prozess sollte ein Quick-Check-Verfahren bzw. ein sich erzielen, wenn die Gütesiegel zur Qualitätsüberprüfung enthalten. durch die digitalisierten Brigitte Bourscheidt Darauf aufbauend werden Schnittstellen mit Prozesse gewonnene Managerin Beiratssitzung 2018 11
Zeit für die inhaltliche Bearbeitung der Anträge Städten kommt durch die kommunale Selbst verwendet wird. verwaltung beim Baugenehmigungsverfahren daher eine entscheidende Rolle zu. Anforderungen an die Kommunen Den Kommunen bietet sich die Chance, nicht nur die Anforderungen der E-Government-Gesetze Das E-Government-Gesetz des Bundes fordert pflichtgemäß umzusetzen, sondern ein optimier- die Verwaltungen erstmalig auf, digitalisierte Ver- tes Verfahren im Rahmen ihrer Digitalisierungs- waltungsverfahren noch vor der elektronischen strategie zu entwickeln. Angesichts der kontinu- Umsetzung zu dokumentieren, zu analysieren und ierlich hohen Zahl an Bauanträgen und deren zu optimieren. Hierfür sind die einzelnen Akteure besonderer Komplexität erscheint eine Vereinfa- und Abläufe wie auch die Anforderungen an das chung der Verfahrensabläufe unerlässlich. elektronische Verwaltungsverfahren zu identifizie- ren. Das Baugenehmigungsverfahren stellt dabei Die Kommunen können dabei eine aktive, ge- ein komplexes, zu digitalisierendes Verwaltungs- staltende Rolle einnehmen und die Digitalisierung verfahren mit zahlreichen Abläufen, Anforderun- nutzen, trotz der demographischen Entwicklung gen und Akteuren dar, die darüber hinaus ebenen- und des Fachkräftemangels in den Verwaltungen übergreifend zuständig sind. eine schnelle und qualitativ hochwertige Dienst- leistung zu realisieren. „Die kommunalen Bauaufsichts- behörden sollten frühzeitig in die Planungen eines digitalen Baugenehmigungsverfahrens einbezogen werden. Sie können Auskunft über bestehende rechtliche Hindernisse geben und dazu b eitragen, die notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen für die Digitalisierung zu formulieren.“ Dr. Heiko Stiepelmann, Stellvertretender auptgeschäftsführer, Hauptverband der Deutschen H Bauindustrie So liegen die Kompetenzen für das Baugeneh- migungsverfahren beispielsweise in Nordrhein- Westfalen gemäß Bauordnung (BauO) im Hoheits- bereich der Bauaufsichtsbehörden des Landes (oberste Bauaufsichtsbehörde), der Bezirksregie- rung bzw. Landräte (obere Bauaufsichtsbehörde) sowie der Städte und Kreise (untere Bauaufsichts- behörden). Vergleichbare Kompetenzverteilungen zwischen Land und Kommunen bestehen in den meisten Bundesländern. Den Landkreisen und 12 PD – Berater der öffentlichen Hand
Die grundsätzlichen Potentiale zur Optimierung So könnten beispielsweise Bauanträge durch den Bauherren oder Entwurfsverfasser über ein Portal mit intelligenter Formularassistenz (Formular- server) eingereicht werden, das E-Payment und E-Signaturen ermöglicht. Für die Akzeptanz eines digital unterstützen Verfahrens durch die Verfah- rensbeteiligten sind die absolute Zuverlässigkeit der Unterstützungsinstrumente und die Wahrung von Datenschutz und Datensicherheit von ele- mentarer Bedeutung. „Das digitale Baugenehmigungs Modellprojekt der PD verfahren muss für die Verwaltungen auch ohne kostspielige Hard- und Vor diesem Hintergrund hat die PD über ihren Auf- Software nutzbar sein. Daher sollten trag berichtet, spezifische Optimierungspotentiale nur gängige D ateiformate für die für ein zu digitalisierendes Baugenehmigungsver- Antragsstellung zugelassen werden.“ fahren zu ermitteln. Kommunen und Länder ha- ben in den vergangenen Jahren bereits ein breites Georg Habighorst, Geschäftsführer Immobilien- und Spektrum an Digitalisierungslösungen erarbeitet. öffentliche Projektfinanzierung, Avicor GmbH Ausgehend von diesen „Best Practices“ und deren Erfahrungswerten sollen Leitlinien für die Zur transparenten und zeitgleichen Bearbeitung Planung, Erarbeitung und Umsetzung eines digita- von Bauanträgen stellen virtuelle Kommuni- lisierten Baugenehmigungsverfahrens erarbeitet kationsplattformen und die E-Akte weitere werden. Hierzu zählt auch, mögliche Digitalisie- Ansatzpunkte dar. Diese Dienste ermöglichen rungshemmnisse zu identifizieren und darzustel- den Verfahrensbeteiligten einen einfachen und len. Ziel des PD-Projekts ist es, einen optimierten, unkomplizierten Zugang, sorgen für eine hohe digital unterstützten und qualitätsgesicherten Transparenz des Verfahrens und sind konform mit Standardprozess abzubilden, der die Kommunen den geltenden Datenschutzbestimmungen. bei der Schaffung eines elektronischen Baugeneh- migungsverfahrens unterstützen soll. Voraussetzung für eine effiziente, vollständige und kontinuierliche Dokumentation von Dateninhal- Die Projektbearbeitung ist als Stufenmodell ten, Verfahrensschritten und (Teil-)Ergebnissen ist ausgelegt. In der ersten Stufe ist eine Bestands- der Einsatz eines modernen Dokumentenmanage- aufnahme vorgesehen, um Qualitätsstandards zu ments und die Einführung einer elektronischen erarbeiten, eine Ist-Prozess-Analyse (u. a. Techno- Aktenführung. Im Ergebnis können die beteiligten logie-Check) vorzunehmen und einen Musterpro- Fachdienststellen parallelen Zugriff auf den jewei- zess zu definieren. In der zweiten Stufe soll das ligen Antrag nehmen und ihre Stellungnahmen digitale Baugenehmigungsverfahren in Modell- über eine strukturierte Plattform abgeben. kommunen erprobt und mit einem Veränderungs- management begleitet werden. In der dritten Stufe soll das Verfahren flächendeckend einge- führt werden, wobei auf die jeweilige Kommune Beiratssitzung 2018 13
„Die zulässigen Dateiformate sollten als Elemente in die baufachlichen Regelungen der RBBau einfließen. Hierdurch würde eine starke Vorbildfunktion seitens des Bundes und der Länder für die Kommunen entstehen.“ Gabriele Willems, Geschäftsführerin, Bau- und Liegenschaftsbetrieb Nordrhein-Westfalen abgestimmte Prozessoptimierungen stattfinden. Die erfolgreiche Digitalisierung von Verwaltungs- Zuletzt soll eine Zertifizierung erfolgen, die einen verfahren gelingt nur, wenn Qualität und Voll- „Quick-Check“ zur Qualitätssicherung beinhaltet. ständigkeit der zu erhebenden Daten in jedem Dies soll eine kontinuierliche Verbesserung des Prozessschritt sichergestellt sind. Ein wegweisen- Prozesses ermöglichen. des Beispiel aus der Verwaltung ist das Angebot der Online-Beantragung von Fördermitteln beim Das Modellprojekt der PD verfügt über eine Viel- Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle zahl von Beteiligten auf Landes- und kommunaler (BafA). Prüfalgorithmen bestätigen die Voll- Ebene, in den kommunalen Spitzenverbänden ständigkeit eines Antrags unmittelbar nach der und den Bauaufsichtsbehörden. Auch die Antrags- Einreichung, ohne dass eine direkte Kunden berechtigten, wie Ingenieure und Architekten, kommunikation notwendig ist. Kammern, kommunale Rechenzentren, die private Bauwirtschaft, Investoren und weitere Projektin- teressierte, möchten einbezogen werden. Die ver- schiedenen Prozessbeteiligten sollen frühzeitig in den Veränderungsprozess eingebunden werden, um eine hohe Akzeptanz der digital unterstützten und optimierten Lösung zu gewährleisten. Erfahrungen aus der Verwaltungspraxis Die Diskussion im Fachausschuss Bau / Infrastruk- tur zeigt die Notwendigkeit für eine bundesweit einheitliche Digitalisierung des Baugenehmi- gungsverfahrens auf und verdeutlicht die sich durch diese Prozessoptimierung ergebenden Chancen. Der Dienstleister Kommune ist durch eine zunehmend digitale Gesellschaft und die damit verbundenen Bedarfe und Erwartungs haltungen seiner Kunden besonders gefordert. 14 PD – Berater der öffentlichen Hand
Zentral für die Akzeptanz aller Prozessbeteiligten unter Umständen anzupassen, um ein digitalisier- sind Erfolge. Vorbilder und Best-Practice-Lösun- tes Verfahren sicher und unkompliziert für alle Be- gen bilden einen entscheidenden Hebel, das teiligten zu ermöglichen. Ziel sollte sein, ein klar Interesse der Kommunen an einem digitalisierten strukturiertes und transparentes Verfahren ohne Prozess zu wecken und die Verbreitung in der Zutrittsschwellen zu entwickeln. Die Hard- und Fläche zu beschleunigen. Vor diesem Hintergrund Software-Kosten für den Verfahrenseinstieg in die erscheint die Entwicklung eines „Ursprungsmo- „digitale Welt“ müssen entsprechend gering sein. dells“, beispielsweise für den Sektor Wohnungs- Ein „ELSTER“ für Bauanträge könnte hier Pate bau, zielführend. Für komplexere Bauvorhaben stehen. Diskutiert wurde eine zentrale, den daten- sollte die Weiterentwicklung des Ursprungsmo- schutzrechtlichen Bestimmungen entsprechende dells schrittweise erfolgen. In diesen Verfahren Austauschplattform. könnte künftig Künstliche Intelligenz für diffe- renzierte Prüfalgorithmen eingesetzt werden. Im Rahmen einer Digitalisierung der Baugeneh- Standardisierung und ein einheitliches Vorgehen migungsverfahren wie auch anderer Verwaltungs- sind in diesem Kontext elementar. Vorgeschlagen prozesse gilt es nun, einheitliche Standards zu wurde die Entwicklung einer „DIN“ im Sinne eines entwickeln, dabei bekannte Best-Practice-Lösun- Verfahrensleitfadens für den Prozess. gen aufzunehmen und den Kunden optimierte Verwaltungsverfahren anzubieten, die den An- Der rechtliche Rahmen und die Vorschriften zum forderungen an eine moderne Verwaltung gerecht Datenschutz Fachausschuss sind Bau begleitend zu betrachten und / Infra werden. stop Prozess- schritte Vorprüfung und Entscheidung Einreichung Bauantrag Beteiligung anderer planungsrechtliche über Bauantrag / Fachdienststellen Prüfung Baugenehmigung Akteur Bauherr und Untere Gemeinde bzw. Untere Entwurfsverfasser Bauaufsichtsbehörde Fachdienststellen Bauaufsichtsbehörde Tätigkeit Stellungnahme bzw. Einreichung der Bauvor- Prüfung Vollständigkeit / Abschließende rechtliche Zustimmung oder lagen bei der Kommune Inhalt des Antrags Prüfung und Bescheid Einvernehmen Innovationshebel Virtuelle Kommunikations- Transparente, zeitgleiche IT-Innovation durch KI / Portallösung plattform Bearbeitung Blockchain Mögliche Formularserver, E-Payment DMS E-Akte Nutzung von Best Practices und E-Signatur Abbildung: Optimierungspotentiale und Innovationshebel für das Baugenehmigungsverfahren. Beiratssitzung 2018 15
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AUS DEN FACHAUSSCHÜSSEN Mit Offenheit und Innovationsfreude: erfolgreiche Wege zur erwaltungsdigitalisierung V Erfolgreiche Pilotprojekte und der Wille zur engeren Kooperation der Verwaltungen sind wesentliche Treiber der Digitalisierung. D igitalisierung bedeutetfür die Verwaltung weit mehr als nur den bloßen Verzicht auf gedruckte Formulare. Vielmehr bietet die Digitali- Definition des Begriffs Digitalisierung Eine Definition eröffnet die Möglichkeit, die Idee sierung die Chance, Verwaltungsprozesse zu ver- der Digitalisierung in konkretes Handeln zu über- schlanken, die Nutzerzufriedenheit der Bürger zu setzen. Digitalisierung ist mehr als „elektronisch“ steigern und Verwaltungen auf die Herausforde- das umzusetzen, was die Verwaltung bislang in rungen des demographischen Wandels vorzube- Papierform getan hat. Digitalisierung kann ein reiten. Der Begriff der „Digitalisierung“ ist bereits Instrument zum Zweck sein, die Verwaltung trans- fest im öffentlichen Diskurs verankert. parent zu gestalten und sie an den Bedürfnissen der Bürger auszurichten. Die Mitglieder des Fachausschusses Strategische Verwaltungsmodernisierung sehen ihre Institutio- Die durch die Digitalisie- Autorin: nen „mittendrin“ und „auf dem Weg“, Leistungs- rung entstehenden Ver- angebote und Arbeitsabläufe zu digitalisieren. änderungen lassen sich Der Versuch einer Begriffsdefinition gestaltet sich in unterschiedlichen aufgrund sehr unterschiedlicher Sichtweisen Dimensionen ablesen. und vielfältiger mit der Digitalisierung in Bezug Die räumliche Dimen- gebrachter Maßnahmen jedoch anspruchsvoll. sion verliert durch die Digitalisierung kann umschrieben werden als Verlagerung ins Virtuelle Konzept, Prozess und Instrument. Gleichermaßen an Bedeutung, während wird der Begriff als Zielbild für die Modernisierung auf zeitlicher Ebene Tina Pyka der Verwaltung eingesetzt. die Erwartungshaltung Senior Consultant Beiratssitzung 2018 17
entsteht, dass Leistungen ständig verfügbar sind Als Treiber der Digitalisierung haben die Aus- und angestoßene Prozesse zu sofortigen Ergeb- schussmitglieder einerseits die Erwartungen der nissen führen. Bürger an eine höhere Qualität der Verwaltungs- leistungen identifiziert. Andererseits beeinflusst die Lebenswirklichkeit der Verwaltungsmitarbei- ter ihre Wahrnehmung der notwendigen „digi- talen“ Veränderungen im Arbeitsumfeld. Was im privaten Umfeld durch zahllose unternehmerische Aktivitäten Normalität geworden ist, wird gleich- falls auch von der Verwaltung erwartet. „Digitalisierung verändert die „Digitalisierung beflügelt eine Wahrnehmung der Dimensionen umfassende Modernisierung von Raum, Zeit, Dinge, Daten, Mensch Verwaltung – Transparenz eröffnet und Denken.“ neue Handlungsmöglichkeiten Harald Riedel, Kämmerer, Stadt Nürnberg für bürgernahe Gestaltungs- und Entscheidungsprozesse in der Tätigkeiten und Abläufe werden durch die Digita- Demokratie. Schutz, Sicherheit und lisierung selbständig und untereinander vernetzt. verantwortlicher Umgang mit den Daten gewinnen als wertvoller Rohstoff ständig an öffentlichen Daten sind die Voraus- Bedeutung. Der Mensch kann seine individuelle Wirksamkeit auf der Vielzahl von neuen Platt- setzung für einen solchen Mehrwert.“ formen stark ausweiten, die immer ausgereiftere Gabriele C. Klug, Stellvertretende Vorsitzende des Beirates, Beigeordnete und Stadtkämmerin der Stadt Köln Technik der Plattformen gefährdet jedoch den Anspruch des Menschen, selbstbestimmt zu han- deln. Intelligente Systeme könnten zukünftig die kognitiven Fähigkeiten des Menschen erreichen oder übertreffen. 18 PD – Berater der öffentlichen Hand
Chancen für die moderne Verwaltung öffentlichen Hand sollte ein Denken in Prozessen, Bürger-Bedürfnissen und Bürger-Situationen sein. Mittlerweile ist eine schwer zu begründende Dis- krepanz zwischen der Leichtigkeit, Schnelligkeit Hierzu gehört besonders die Interaktion mit dem und Verfügbarkeit vieler Dienstleistungen auf dem Bürger und mit Unternehmen. Unter dem Begriff Markt und den oftmals orts-, zeit- und mitunter „once only“ wird die Vision einer digitalisierten papiergebundenen Interaktionen mit dem Staat Verwaltung verstanden, in der Bürger nur einmal entstanden. ihre Daten, im heutigen Sinne Formulare, an einer Stelle zentral abzugeben brauchen, um ihre Sichtbare Ansätze zeigen jedoch, dass die ver- Verwaltungsleistungen zu erhalten. Am Beispiel schiedenen Verwaltungsebenen und staatlichen der Kindergeldbeantragung erläutert, müssten Institutionen gleichwohl die Chancen erkannt und Eltern sich physisch nicht mehr zu einer Vielzahl begonnen haben, diese in konkrete Maßnahmen von Behörden begeben, um zahlreiche Formula- zu überführen. Rahmengebend sind dabei ver- re mit teils redundanten Inhalten einzureichen. schiedene Regularien, beispielsweise das Online- Stattdessen würden Daten einmal erfasst und zugangsgesetz (OZG). verwaltungsintern geteilt und verarbeitet. „Digitalisierung vollzieht sich Voraussetzung für diese erhöhte Service-Funktion sind sowohl die innerbehördliche Zusammen- entlang der Aspekte Online- arbeit als auch die Zusammenarbeit über die Verfügbarkeit, Nutzerorientierung, Verwaltungsebenen hinweg. Die für die Beschäf- Agilität, Automatisierung und tigten der öffentlichen Verwaltung spürbarsten Souveränität, anhand derer sie Veränderungen sind dabei gewiss jene, bei denen erfahrbar wird.“ die Digitalisierung Einfluss auf die Organisation bekommt. Dr. Johann Bizer, Vorsitzender des Vorstands, Dataport AöR Darauf baut sich die Durchsetzung der Konsoli- dierung der öffentlichen IT als ein maßgeblicher Eckpfeiler der Digitalisierung auf. Die Kooperation der Verwaltungsebenen untereinander ist eine wesentliche Voraussetzung für die Funktions- fähigkeit des vom IT-Planungsrat beschlossenen Portalverbunds. Der Portalverbund soll es Bürgern und Unternehmen schon ab 2020 ermöglichen, die von ihnen gewünschte Dienstleistung und die zu dieser Dienstleistung bereitgestellten Informa- tionen mit nur drei Klicks von jedem beliebigen Verwaltungsportal aus zu erledigen. Jede Verwaltungsebene sollte sich daher klare Ziele für die Digitalisierung stecken und ins- Digitalisierung sollte idealerweise mehr als nur besondere die Verwaltungskooperation fest „elektronisch“ bedeuten. Das Ausfüllen und Ver- im Zielbild verankern. Dafür braucht es einen senden von Formularen mit ähnlichen Informa- gemeinsamen Masterplan, eine vereinbarte tionen an verschiedene Stellen sollte der Vergan- Richtung. Eine empfehlenswerte Richtschnur für genheit angehören. Ziel der Digitalisierung der die Formulierung des Masterplans sind die vom Beiratssitzung 2018 19
Normenkontrollrat erarbeiteten „100 wichtigsten Anreize für gemeinsames Arbeiten zu schaffen, Behördenleistungen“.1 befördert den kulturellen Wandel. Dabei müssen stets Sorgen adressiert und der Wandel begleitet werden – ehrlich und transparent, geleitet von der Mitarbeiter für die Digitalisierung Vision einer Verwaltung, die näher am Bürger ist begeistern und durch ihre Arbeitsweise gewiss auch attrakti- ver für ihre Mitarbeiter. Zu den Herausforderungen der Digitalisierung zählt der notwendige Kulturwandel in und zwischen der Verwaltung und im Kontakt mit Die bisherigen Erfolge als den Bürgern. Die Verwaltungen benötigen ein stär- Motivation nutzen keres Selbstverständnis als leistungsorientierte Serviceeinheiten. Das rasche Innovationstempo Neues ausprobieren, auf den Prüfstand stellen der Privatwirtschaft lässt den technologischen und dann übernehmen oder verwerfen, weiterpro- Abstand der Verwaltung stetig wachsen. bieren. So lauten die Erfolgsrezepte der Mitglieder des Fachausschusses, mit denen sie die Chancen Mangelnde Ressourcen, insbesondere die feh- der Digitalisierung für ihre Organisationen nutzbar lende Finanzierung, das fehlende Personal und machen möchten. Besonders zweckdienlich für die fehlenden Kompetenzen, erweisen sich als die beschleunigte Digitalisierung der Verwaltung Innovationsbremsen. Auch müssten manche Ver- sind erfolgreiche Pilotprojekte. waltungsgebäude gänzlich neu verkabelt werden, um überhaupt digital arbeiten zu können. Ferner Häufig stehen im Diskurs um die Digitalisierung sind rechtliche Fragen zu klären, um die konkur- am Anfang der zupackende Blick auf die Mög- rierenden Wünsche nach Sicherheit und Schnellig- lichkeiten, danach die Ressourcenfrage und keit gegeneinander abzuwägen. am Schluss die Sorge, die zumindest den Staat umtreiben muss: Wie steht es angesichts gestei- Die Beschäftigten müssen für Digitalisierung gerter Vernetzung, Virtualität und den Risiken motiviert und begeistert werden. Oft schwingt für die Datensicherheit um die demokratischen die Angst vor Personalkürzungen als Reaktion Handlungsmöglichkeiten? Wie kann der Staat – in auf Modernisierungsbestrebungen deutlich mit. Kooperation oder im Wettbewerb mit der innova- Die demographische Entwicklung beim Verwal- tionstreibenden Privatwirtschaft – seine eigene tungspersonal spielt der Digitalisierung jedoch in Rolle zum Schutz und im Dienste der Bürger die Hände: Aufgaben entfallen mittelfristig oder gewährleisten? Wer kontrolliert was und wie? Wie werden nur noch selten von Mitarbeitern erledigt. weit soll und darf der Staat gehen, um Innova- Computer bewältigen Routinearbeiten, sodass tionslücken zwischen Verwaltung und Privatwirt- die Verwaltung zusätzliche Kapazitäten für die schaft zu schließen? Mit diesen Fragen ließe sich individuelle Betreuung von Bürgern haben wird. gut eine weitere Beiratssitzung gestalten. stop Denkbar ist sogar, dass die Digitalisierung Service- angebote möglich macht, die heute aus zeitlichen und finanziellen Gründen nicht leistbar sind. 1 Normenkontrollrat: „Mehr Leistung für Bürger und Unternehmen: Verwaltung digitalisieren. Register modernisieren.“, Oktober 2017, abzurufen unter: https://www.normenkontrollrat.bund.de/Webs/NKR/Content/DE/Download/2017-10-06_download_NKR%20 Gutachten%202017.pdf?__blob=publicationFile&v=3 20 PD – Berater der öffentlichen Hand
Impulsvorträge
IMPULSVORTRAG Digitalisierung in der Praxis – Die Umsetzung eines E-Government-Gesetzes Die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung erfordert ein übergreifendes Programmmanagement, das eine Klammer um die Vielzahl der Einzelmaßnahmen schließt. B Autor: undes- und Landesverwaltungensind in ihrer Heterogenität nur bedingt mit privaten Konzernen vergleichbar. Gleichwohl erwarten Bürger und Unternehmen als Kunden der öffent- lichen Verwaltung, dass sich diese den Heraus forderungen und Chancen der Digitalisierung stellen. Steuern lässt sich der Digitalisierungspro- zess auf Grund seiner Dimensionen nur mit einem übergreifenden Programmmanagement, das die Dr. Norbert Ahrend Gesamtheit der Einzelprojekte berücksichtigt. Mitglied der Geschäftsleitung Digitalisierung ist auch in der öffentlichen Ver- waltung längst mehr als ein Modewort. Hinter den E-Government-Gesetzen des Bundes und einer Reihe von Bundesländern verbirgt sich eine Vielzahl von Projekten, die auf die Digitalisierung der Verwaltungsprozesse abzielen. Damit einher- gehen sollen optimierte Verfahrensabläufe und eine gesteigerte Serviceorientierung. Die Projekte werden mit unterschiedlicher Intensität verfolgt und variieren in ihrer Breite und Tiefe merklich. 22 PD – Berater der öffentlichen Hand
„Die schiere Zahl der Einzelmaß Gemeinsame Programmvision nahmen zur Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung erfordert Die mit der Programminitiierung beauftragte mehr als elaborierte Projektmanage- Stabsstelle des Bundeslandes hat bereits früh- zeitig Vorstellungen zu einer Programmvision mentmethoden und Mitarbeiter in entwickelt, die den gesetzlichen Auftrag konkre- der Verwaltung, die diese Methoden tisiert und damit den Handlungsrahmen für die verstehen und anwenden. Notwen- kommenden Jahre setzt. Neben der inhaltlichen dig ist ein Programmmanagement, Klärung der Programmbestandteile stellt der Pro- welches nicht nur inhaltlich, sondern zess der Abstimmung einer Programmvision ein wesentliches Element in der Herausbildung eines auch prozessual und instrumental gemeinsamen Verständnisses der Ziele dar. eine Klammer um die Vielzahl der notwendigen Projekte schließt.“ Wesentliche Ziele des Programms „Digitale Ver- Dr. Norbert Ahrend, PD waltung“ sind, für eine konsequente Digitalisie- rung der Landesverwaltung zu sorgen, Bürger, Unternehmen und Behörden von vermeidbarem Die PD unterstützt derzeit ein Bundesland bei Verwaltungsaufwand zu entlasten, moderne der Umsetzung seines E-Government-Gesetzes. Arbeitsplätze in der Verwaltung zu schaffen Betroffen davon sind mehr als 100.000 Mitarbei- sowie die Landesverwaltung auf diesem Weg zu ter in über 500 Behörden und Einrichtungen des unterstützen. Landes. In der aktuellen Planung wird von min- destens 5.000 Projekten ausgegangen, für deren Das Programm umfasst vier Handlungsfelder. Umsetzung voraussichtlich 750 Millionen Euro Zuvorderst soll der Zugang zur Landesverwaltung aufgewendet werden. vereinfacht werden. Dafür sind neue elektroni- sche Services sowie Zugangs- und Einbindungs- möglichkeiten für Bürger und Unternehmen zu schaffen. Zweitens gilt es, die Prozesse innerhalb der Landesverwaltung zu optimieren und mög- Impuls 1: NRW EGovG (Grafik 1) lichst zu automatisieren. In der Folge wird die Arbeit der Verwaltung elektronisch abgewickelt und die Kommunikationswege zwischen den Behörden werden verkürzt. Vision Programm- blaupause Projekte Programm- steuerung zentrale / ressortüber- greifende Projekte und Projekte in den Behörden Programm- Finanzierungs- nutzen grundsätze Abbildung 1: Grundlagen für eine erfolgreiche Umsetzung eines E-Government-Gesetzes. Beiratssitzung 2018 23
Das dritte Handlungsfeld betrifft gezielte Steue- Um größtmögliche Transparenz zu schaffen, rungsmaßnahmen, mit denen der Erfolg von werden die gemeldeten Kosten und die Nutzen- Verwaltungshandeln messbar und transparent potentiale jeweils auf Ressort- und Programm- wird. Relevante Normen werden geprüft und an ebene durch die operative Programmsteuerung die Bedürfnisse einer digitalisierten Verwaltung konsolidiert. Die haushaltswirksamen Einspa- angepasst. Soweit möglich und notwendig, wird rungen identifizieren und realisieren die Ressorts das Programm einheitliche Standards definieren. selbstständig. Diese fördern die ressortübergreifende Zusam- menarbeit. Zuletzt wird ein nachhaltiges Verän- derungsmanagement verankert. Die Erfolge der Inhaltliche Strukturierung Digitalisierung werden damit sichtbar und auch (Programmblaupause) für den Einzelnen erlebbar. Ein Vorhaben in den beschriebenen Dimensionen Die im Rahmen des Programms erforderlichen ist weit mehr als die Summe der Einzelprojekte. Investitionen sowie die laufenden Kosten bis zum Für eine erfolgreiche Abwicklung bedarf es einer Jahr 2035 sollen maßgeblich durch Optimierun- Strukturierung in einzelne Tranchen bzw. Ent- gen erwirtschaftet werden. Der quantifizierbare wicklungsstufen. In den ersten vier der insgesamt Nutzen des Programms errechnet sich aus der neun abgegrenzten Entwicklungsstufen werden Summe des in den Ressorts und Behörden auf die notwendigen konzeptionellen und techni- Projektebene erzielten Nutzens. schen Grundlagen für die Digitalisierung der Verwaltung gelegt. Impuls 1: NRW EGovG (Grafik 2) 1 2 3 4 Gesetzliche Anforderun- Elektronische Zugänge Stufen gen an elektronische stabilisiert und weite- Elektronische Elektronische Kommunikation mit und re durchgängig elek- Verwaltungsarbeit und Verwaltungsverfahren Informationsangebote tronische Verwaltungs- GPO umsetzungsbereit ermöglicht von Behörden erfüllt verfahren vorbereitet 04/2018 12/2018 02/2019 12/2021 Zugangsdrehscheibe / Basiskomponenten … … GMM … E-Payment … … … E-Akte Abbildung 2: Die E-Government-Basiskomponenten werden schrittweise bereitgestellt. 24 PD – Berater der öffentlichen Hand
In den Entwicklungsstufen fünf bis neun sollen die Prozesse in der Landesverwaltung optimiert und je nach technischer Umsetzbarkeit digitalisiert werden. Dafür sollen möglichst die in den Entwick- lungsstufen eins bis vier bereitgestellten E-Govern- ment-Basiskomponenten genutzt werden. Die Priorisierung der umzusetzenden Digitalisie- rungsprojekte ist von entscheidender Bedeutung für den Gesamterfolg. Es sollten zuerst jene Prozesse angegangen werden, bei denen relativ schnell Digitalisierungseffekte erzielt werden kön- nen. Diese „Quick-Wins“ sollten von den einzelnen Behörden bzw. Ressorts ausgewählt werden. Im Die E-Government-Basiskomponenten reichen nächsten Schritt werden die Querschnittsprozesse von der Bereitstellung einer einheitlichen Platt- optimiert und digitalisiert. Diese bergen erheb- form für den Zugang zur Verwaltung über eine liches Potential, weil sich ein positiver Effekt bei Bezahlkomponente bis zu einer Lösung für die konsequenter Umsetzung der definierten Stan- elektronische Aktenführung. Konzeptionell sind dards in nahezu jeder Behörde niederschlagen unter anderem (einheitliche) Herangehensweisen kann. Im vorliegenden Praxisbeispiel ist ein Hebel an die Analyse und Optimierung von Prozessen von > 500 Behörden gegeben. So können identifi- zu definieren sowie Fragen des Anforderungsma- zierte kleine Verbesserungen z. B. in den Prozes- nagements oder des Architekturmanagements zu sen der Personalbewirtschaftung einer einzelnen klären. Im Rahmen ihres initialen Rollouts werden Behörde eine große Wirkung in der Summe aller diese Basiskomponenten zunächst exemplarisch Behörden entfalten. bzw. in Einzelfällen oder als Gesamtpaket in Be- trieb genommen. „Umfassende Digitalisierungs- programme der öffentlichen Verwaltung benötigen ein Steue- rungsframework, das Festlegungen zur Initiierung von Projekten in den Entwicklungsstufen, zum Berichtswesen und zum Zusam menwirken aller Ebenen im Programm vom einzelnen Projekt bis zur politisch-strategischen Entscheidungsebene beinhaltet.“ Dr. Norbert Ahrend, PD Beiratssitzung 2018 25
Die größte Herausforderung liegt in Prozessen, die bereits heute durch IT-Lösungen unterstützt werden. Hier gilt es, von individuellen Lösungen Abstand zu nehmen und stattdessen die Prozesse auf ihren fachlichen Kern zu reduzieren und sie mit den über die E-Government-Basiskomponen- ten1:verfügbaren Impuls NRW EGovGServices zu orchestrieren. (Grafik 3) 5 6 7 8 9 Quick-Wins im Fachprozesse zu Fachprozesse zu Stufen Querschnitts- Bereich Geschäfts- quantifizierbaren kreativ-dispositiven Verwaltung des prozesse optimiert prozessoptimierung Aufgaben optimiert Aufgaben optimiert Landes digitalisiert und digitalisiert realisiert und digitalisiert und digitalisiert 2021 2030 Operative Umsetzung Erstellung von Digitalisierungskonzepten Umsetzung von Digitalisierungskonzepten Abbildung 3: In den Entwicklungsstufen 5 – 9 werden die BK „tiefer“ in die Prozesse integriert. Steuerung des Programms Ferner sollte das Steuerungsframework ein Res- sourcenmanagement im Programm formulieren, Die Steuerung eines Programms dieser Größen- um die knappen finanziellen und personellen ordnung muss einer Reihe von Grundprinzipien Ressourcen angemessen zu steuern und Vorgaben folgen. Insbesondere sollte der gemeinschaftliche zum Qualitäts-, Risiko- und Kommunikationsma- Nutzen stets Vorrang vor dem Einzelnutzen der nagement sowie den notwendigen Werkzeugen im Ressorts bzw. Behörden haben. Zudem sollte Programmmanagement beinhalten. allein der Nutzenbeitrag die Priorisierung steuern und ein striktes Ergebniscontrolling an die Stelle Stark vereinfacht stellt sich das Programmmanage- einer reinen Aktivitätensteuerung treten. ment auf der Grundlage dieser Festlegungen wie in der Grafik auf der Folgeseite beschrieben dar. 26 PD – Berater der öffentlichen Hand
Zusammenfassung und Ausblick Die beschriebenen Elemente und Instrumente des Programms lehnen sich eng an das MSP®-Frame work zum Management von Programmen an. Die einzelnen Projekte werden mit der Methode PRINCE2 abgewickelt. Der Erfolg eines derartigen Programms hängt sicher von einer sorgfältigen Planung und guten Managementinstrumenten ab. Darüber hinaus ist aber in einem derart komplexen Handlungsfeld mehr denn je eine aktive Einbindung der Politik gefragt. Die Dimension und die Laufzeit bringen naturgemäß Priorisierungsentscheidungen mit sich, die deutlich mehr Aufmerksamkeit erfordern als nur das „Drücken eines Startknopfes“! stop Impuls 1: NRW EGovG (Grafik 4) Programmmanagement: Programmmanager Kommunikations- Qualitäts- Risikomanager Programmbüro manager manager Ressortübergreifende Projekte Ressort 1 Ressort 2 … 22 Grundlagenprojekte n ressortübergreifende Rollout-Projekte GPO Konzept GPO Umset- Rollout-Projekte GPO Konzept GPO Umset- Prozessprojekte Projekte zungsprojekte Projekte zungsprojekte BEHÖRDE BEHÖRDE BEHÖRDE … BEHÖRDE BEHÖRDE BEHÖRDE … Abbildung 4: Vereinfachte Darstellung des Programmmanagements. Beiratssitzung 2018 27
IMPULSVORTRAG Digitalisierung und kommunale Leistungserbringung Mit einer individuellen Digitalisierungsstrategie können Kommunen zu gestaltenden Akteuren werden und passgenaue Instrumente zur Digitalisierung von Verwaltung und Daseinsvorsorge einsetzen. C Autor: hancen und Risiken der Digitalisierung be- treffen zuvorderst die Kommunen, die damit zum Diskussions- und Erprobungsraum für die Mo- dernisierung der Verwaltung werden. Kommunen sollten den Herausforderungen der Digitalisierung mit einer ganzheitlichen Strategie begegnen, die erst die kommunalen Entwicklungsziele definiert und darauf aufbauend die passenden Instrumente und Prozesse auswählt und implementiert. David Epp Manager Soziale Medien, Apps, Online-Handel, Industrie 4.0, Big Data, Künstliche Intelligenz, Blockchain: Die Digitalisierung verändert unsere Gesellschaft und stellt insbesondere die Kommunen vor große Herausforderungen. Der öffentliche Diskurs schwankt zwischen technologischer Euphorie und Alarmismus und spiegelt damit die vorherr- schende Unsicherheit in Gesellschaft und Politik über die mittel- bis langfristigen Auswirkungen der Digitalisierung auf das öffentliche und private Leben wider. 28 PD – Berater der öffentlichen Hand
Klar erscheint aber schon jetzt, dass sich in Kom- Erarbeitet wurde die Charta im Rahmen der 2016 munen sehr viel verändern wird. Die Digitalisie- vom BMUB eingerichteten „Dialogplattform Smart rung kann Kommunen helfen, ihre Dienstleistun- Cities“, in der rund 70 Vertreter des Bundes, der gen bürgernäher, effizienter und nachhaltiger zu Länder, der kommunalen Spitzenverbände, von erbringen. Gleichzeitig wirft der Begriff Digitali- Wirtschafts-, Fach- und Sozialverbänden sowie sierung Fragen auf: Wie können Kommunalver- der Zivilgesellschaft das Thema Smart Cities im waltungen den Erwartungen einer digitalisierten Kontext der integrierten und nachhaltigen Stadt- Gesellschaft gerecht werden? Was bedeutet die entwicklung diskutierten. Auch die PD beteiligte Digitalisierung für die Verwaltungsmitarbeiter? sich an dem fruchtbaren Austausch. Wie stark sollten Kommunen bei der Digitalisie- rung auf private Anbieter setzen? Wer hat die Die „Smart City Charta“ enthält normative Leitli- Hoheit über die kommunalen Daten? nien für eine nachhaltige, digitale Transformation von Kommunen und gibt konkrete Handlungs- „Die digitale Transformation empfehlungen zur Umsetzung dieser Leitlinien. Im Hinblick auf die Ausgestaltung der politischen, bezeichnet einen fortlaufenden, rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingun- in digitalen Technologien begrün gen sind in erster Linie der Bund und die Länder deten Veränderungsprozess, der angesprochen. die gesamte Gesellschaft und insbesondere die Verwaltung und Kommunen als zentraler Ort der Unternehmen betrifft. Basis der Digitalisierung digitalen Transformation sind digitale Technologien, die in einer Der Handlungs- und Umsetzungsdruck zur immer schneller werdenden Folge Digitalisierung kommt für Kommunen aus ver- entwickelt werden und somit den schiedenen Richtungen. Einerseits bestehen konkrete rechtliche Umsetzungsanforderun- Weg für wiederum neue digitale gen, andererseits erscheinen die Chancen wie Technologien ebnen.“ auch die Risiken digitaler Technologien für die Verständnis der digitalen Transformation der PD Kommunalverwaltung enorm. Die frühzeitige Aus- einandersetzung mit und eine ganzheitliche Sicht- weise auf die Digitalisierung sind für Kommunen Das Verständnis von Digitalisierung in der daher von zentraler Bedeutung. Kommunalberatung der PD orientiert sich im Grundsatz am normativen Zielbild der „Smart Die Einschätzungen von Behördenleitern verdeut- City Charta“ des Bundesministeriums für Umwelt, lichen diese Situation. Zu Jahresbeginn 2018 wa- Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB). ren diese vom Institut für Innovation und Technik1 Die Charta zielt auf die ressourcenschonende, befragt worden: Der Themenblock Digitalisierung bedarfsgerechte Lösung der zentralen Herausfor- und E-Government wird von 43 Prozent der Behör- derungen der Kommunalentwicklung ab. Leitfrage denleiter als größte Herausforderung der nächs- ist dabei, wie eine nachhaltige Stadtentwicklung ten zehn Jahre eingeschätzt. Sogar 91 Prozent der im digitalen Zeitalter gelingen kann. Befragten schätzen den Mehrwert der digitalen Veränderung als hoch oder sehr hoch ein. 1 Institut für Innovation und Technik: „Zukunftsradar Digitale Kommune – Ergebnisbericht zur Umfrage 2018“, März 2018, abzurufen unter: https://www.iit-berlin.de/de/publikationen/zukunftsradar-2018 Beiratssitzung 2018 29
Impuls 2: Kommunale Digitalisierung DIE DIGITALE KOMMUNE Verwaltung Mobilität Gesundheit Energie Bildung … … Digitale Intelligente Medikations- Energie- Vernetzung Verwaltung Verkehrs- formen management der Bildungs- systeme angebote Digitale Robotik Energieeffizienz Identifikation Autonomes Digitale und Verifikation Fahren Vernetzung des Energie- Prüfungs- Patienten gewinnung formate Digitale Logistik-Hubs Kommunikation Digitale Unterrichts- gestaltung Leitbild / Prozesse / Ressourcen / Kooperation / Daten … (Teil-)Strategien Strukturen Kompetenzen Beteiligung Abbildung: Digitalisierung wirkt in Kommunen in eine Vielzahl von Themenbereichen hinein. Ihre spezifischen Aufgaben im Staatsaufbau Strategischer Prozess in Kommunen machen Kommunen zu den zentralen Orten für erforderlich Diskussion, Erprobung und Nutzbarmachung der Digitalisierung. Dies betrifft insbesondere die Gerade im Bereich der Daseinsvorsorge schrei- Digitalisierung von Bürgerdienstleistungen zu vir- tet die Digitalisierung umfassend, disruptiv und tuellen Service-Angeboten und den Einsatz neuer kaum planbar voran. Wie können Kommunen vor Technologien in Bereichen der Daseinsvorsorge, diesem Hintergrund zu Vorreitern des techno- beispielsweise der Entsorgung, der Energiever- logischen Wandels werden und dabei stets das sorgung, der Mobilität, des Verkehrs sowie im Gemeinwohl im Blick behalten? Gesundheitswesen. „Kommunen müssen ihre Rolle als Die Digitalisierung führt auch zu einer Integration und Verschmelzung von kommunalen Verwal- gestaltende Akteure der Digitali- tungseinheiten, die zunehmend als vernetzte sierung definieren! Dazu bedarf es Akteure zu betrachten sind. So stellen sich im einer umfassenden Strategie, in der Rahmen der zeitgemäßen Quartierentwicklung die Ziele der Stadt- bzw. Gemeinde Fragen zur Berücksichtigung von Elektromobilität entwicklung formuliert werden.“ mit entsprechenden Ladeinfrastrukturen, zur Nut- zung von erneuerbaren Energien bzw. dezentraler David Epp, PD Energieerzeugung oder zur Integration von Ener- gieeffizienzmaßnahmen. Auch das Angebot von Auf diese allgemeine Strategie abgestimmt und digitalen Gesundheitsangeboten als Beitrag zum daraus abgeleitet sollte eine kommunale Digita- altersgerechten Wohnen in sozial durchmischten lisierungsstrategie formuliert werden, die unter Wohnquartieren ist eine Querschnittsaufgabe anderem die bedarfsorientierte Auswahl an digi- innerhalb der Kommunalverwaltung. talen Prozessen und Instrumenten, den Umgang 30 PD – Berater der öffentlichen Hand
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