Immobilienwirtschaft 2017 - ZIA Deutschland

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Immobilienwirtschaft 2017 - ZIA Deutschland
ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss e.V.
                                          Immobilienwirtschaft 2017
Immobilienwirtschaft 2017 - ZIA Deutschland
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           bsi
                                          Immobilienwirtschaft 2017
                 Bundesverband
                 Sachwerte und
                                              ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss e.V.
                 Investmentvermögen

                                      ®
Immobilienwirtschaft 2017 - ZIA Deutschland
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                                                                              Dr. Andreas Mattner

                                                                 Dr. Andreas Mattner

                                                                 Kurs halten in global unruhigen Zeiten
                                                                 Die passende Infrastruktur zur
                                                                 Weiterentwicklung Deutschlands

         W        ir leb en in glo bal b eweg ten Zei ten: E uro p a s teht vo r s t ändigen Zer reiß pro b en à la B rex it, die
                  U S A s tellen d en f reien Wel t hand el in Fr age, e s gibt v iele mili t är is che B rennpunk te – k ann
         D eu t s chland da b ei K ur s hal ten? D ie B und esre publik s teht in die s em J ahr vo r einer ent s cheid end en und
         r icht ungsweisend en Wahl zum 19. D eu t s chen B und e s t ag. U nd v iele T hemen, die f ür die L e b ens- und A r-
         b eit swelt d er M ens chen eine R olle spielen, sind au ch in d er I mmo bilienw ir t s chaf t ange sie d el t. O b B au-,
         S t ad tent w ick lungs-, F inanz-, W ir t s chaf t s- und K lima s chu t z p oli t ik – all die s sind Wahlk ampfdis ziplinen,
         b ei d enen unsere B r anche angesicht s ange sp annter I mmo bilienmär k te ganz b e s o nd er s im F o k us s teht .

         Der deutsche Immobilienmarkt hat in global unruhigen Zeiten          mit den klimaschutzpolitischen Vorhaben und dem Urbanen
         für Stabilität gesorgt. Mit ihren starken Fundamentaldaten – 19      Gebiet zwei Aspekte herausgreifen, die der ZIA das ganze Jahr
         Prozent der Gesamtwertschöpfung, über 800.000 Unterneh-              über hinweg intensiv begleitet hat und deren Gesprächsbedarf
         men und zehn Prozent aller etwa 43,6 Millionen Erwerbstätigen        sicherlich auch noch in Zukunft andauern wird.
         – war und ist die Branche ein wichtiger Treiber der Volkswirt-
         schaft in Deutschland. Auch aus politischer Perspektive hat die      Klimaschutz und Energiewende
         Bedeutung in den letzten Jahren spürbar zugenommen, wenn-
         gleich hier noch ein weiter Weg zu gehen ist. Dabei nur auf die      Zum einen wurde 2016 die geplante Verschärfung der Ener-
         Wohnungsmärkte zu schauen, wäre auch im Interesse der Bür-           gieeinsparverordnung (EnEV) für Privatgebäude auf die nächs-
         gerinnen und Bürger gänzlich falsch. Denn wir benötigen eine         te Legislaturperiode verschoben. Die Politik scheint an dieser
         stabile und ausgewogene Mischung sämtlicher Nutzungsarten            Stelle beherzigt zu haben, dass die Prinzipien der Wirtschaft-   Gebäudesektor generell auch der Anteil nicht direkt am Gebäu-      der CO2-Ausstoß von 209 auf 119 Millionen Tonnen pro Jahr
         der Immobilienwirtschaft. Nur durch die richtige Balance aus         lichkeit und der Technologieoffenheit elementar sind. Zudem      de erzeugter erneuerbarer Energien Beachtung finden, weshalb       reduziert werden. Dennoch beschloss die Bundesregierung im
         Wohn- und Nichtwohnimmobilien können unsere Städte und               konnten wir so Zeit gewinnen, um mit unserer ZIA Task Force      neben dem Energieverbrauch auch der CO2-Ausstoss berück-           Klimaschutzplan 2050 eine zusätzliche Mehrbelastung für den
         Gemeinden bezahlbar wachsen und damit den Grundstein für             Energie eigene Alternativvorschläge in die Diskussion einzu-     sichtigt werden muss. Eine weitere wirtschaftlich sinnvolle und    Gebäudesektor, indem sie die Einsparziele bis 2030 um acht
         die wirtschaftliche Weiterentwicklung des Standorts Deutsch-         bringen, um die Klimaschutzziele zu erreichen.                   klimaschutzverbessernde Maßnahme wäre die Betrachtung              Millionen Tonnen CO2 pro Jahr verschärfte.
         lands liefern. Nur so lässt sich eine moderne Stadt realisieren.                                                                      der Quartiersebene, wodurch ein respektables Ergebnis in der
         Die Infrastruktur hierfür stellt die Immobilienwirtschaft bereit –   Dabei geht es beispielsweise um die Beseitigung von steuerli-    CO2-Vermeidung erzielt werden könnte.                              Die Klimaschutzpolitik darf aber nicht dazu führen, dass der
         und dafür braucht sie passende Rahmenbedingungen.                    chen Hemmnissen bei der Erzeugung erneuerbarer Energien an                                                                          Gebäudesektor überfordert wird. Die Folge wären steigen-
                                                                              der Immobilie, da etwa durch den Betrieb von Photovoltaikanla-   Die Immobilienwirtschaft ist seit Jahren ein aktiver Partner, um   de Kauf- und Mietpreise – angesichts des dringend benötig-
         Im vergangenen Jahr standen viele Entscheidungen an, die             gen am Gebäude Immobilieneinkünfte aus Vermietung und Ver-       die ambitionierten Klimaschutzziele zu erreichen. In keinem        ten bezahlbaren Wohnens und Bauens in vielen Großstädten
         Auswirkungen auf unsere Branche und damit auf die Umgebung           pachtung gewerbesteuerinfiziert werden könnten. Zudem sollte     anderen Wirtschaftssektor waren die Einsparergebnisse so           Deutschlands eine fatale Entwicklung. Und so ist es bei der
         für diese Infrastruktur hatten. Ganz besonders aber möchte ich       für die Erreichung der mittelfristigen CO2-Reduktionsziele im    hoch wie im Gebäudesektor. Zwischen 1990 und 2014 konnte           künftigen Ausgestaltung von klimaschutzpolitischen Vorhaben
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                                                                            Dr. Andreas Mattner

         und Maßnahmen von entscheidender Bedeutung, dass die Im-           Instrumente, um die deutsche Immobilienwirtschaft zu stärken
         mobilienwirtschaft in einem technologieoffenen, energieträger-     und die Rahmenbedingungen für die vernünftige und zukunfts-
         neutralen und wirtschaftsverträglichen Umfeld arbeiten kann,       orientierte Arbeit unserer Branche zu gewährleisten.
         um die Herausforderungen zu meistern. Der heute geltende
         EnEV-Standard 2016 ist bereits qualitativ höchstwertig. Eine       Augenmaß bei neuen Auflagen
         weitere Verschärfung würde in erster Linie die Herstellungs-
         kosten heben, nicht aber die positiven Auswirkung auf den Kli-     Hierbei spielt auch das regulatorische Umfeld des Kapital-
         maschutz.                                                          markts eine Rolle. Die Immobilienwirtschaft ist als kapitalinten-
                                                                            sive Branche ganz besonders auf stabile Verhältnisse angewie-
         Urbanes Gebiet                                                     sen. Der gesetzliche Rahmen des deutschen Kapitalmarktes
                                                                            wurde in den letzten Jahren jedoch stark verändert und hat in
         Das andere Thema, das im vergangenen Jahr eine zentrale Rol-       einigen Punkten dazu geführt, dass die Vergabe von Krediten
         le gespielt und für welches der ZIA gekämpft und gestritten hat,   an bestimmte Zielgruppen erheblich erschwert wurde. Höhe-
         war die Diskussion um den neuen Baugebietstypen – das Urba-        re Wohneigentumsquoten lassen sich so nicht realisieren. Wir
         ne Gebiet. Bereits im Geschäftsbericht 2016 habe ich an dieser     brauchen daher Augenmaß bei der Umsetzung europäischer
         Stelle geschrieben, dass eines der wichtigsten Instrumente,        Gesetzesvorhaben – damit wir wettbewerbsfähig bleiben und
         um die Spannung der Märkte wieder zu lösen, die Nachver-           weiterhin für Stabilität sorgen können.
         dichtung darstellt. Nun wurde das Urbane Gebiet im Rahmen
         der Novellierung des BauGB beschlossen. Wir haben uns stets        Die neue Regierung sollte Anreize schaffen, statt über weitere
         dafür eingesetzt, dass das Nebeneinander von Wohn- und Wirt-       Verschärfungen, neue Regulierungen und bürokratische Hür-
         schaftsimmobilien in unseren Innenstädten vereinfacht wird.        den zu debattieren. Eine deutschlandweit verbindliche Muster-
         Die Akteure vor Ort haben nun endlich Planungssicherheit, um       bauordnung etwa würde Planungssicherheit schaffen und die
         die erheblichen Potenziale der Zentren ökologisch vertretbar       Planungskosten für Entwickler sinken lassen. So wäre auch
         auszuschöpfen und die angespannten Immobilienmärkte der            das serielle Bauen praxistauglicher. Wenn bei den Baugeneh-
         deutschen Ballungsräume zumindest teilweise zu entlasten.          migungsverfahren zudem digitale Möglichkeiten wie das Buil-
         Zwar wurde bei der TA Lärm, die die Immissionsrichtwerte für       ding Information Modeling nicht außen vor bleiben, würde die
         das Urbane Gebiet regelt, nur ein Kompromiss ausgehandelt.         Geschwindigkeit unserer Arbeit entsprechend zunehmen kön-
         Aber dennoch ist die Anhebung der Lärmwerte tagsüber auf           nen, ohne über bürokratische Hürden zu stolpern.
         63 dB ein wichtiger Schritt gewesen.
                                                                            Sie sehen also, die Arbeit beim ZIA läuft trotz und gerade we-
         Die Diskussion und der Gesprächsbedarf werden bei vielen           gen der Bundestagswahl weiter auf Hochtouren. Der diesjäh-
         anderen Themen ebenso weitergehen. Sei es die Grunder-             rige Geschäftsbericht gibt Ihnen einen Einblick in die Themen
         werbsteuer, die in den letzten Jahren in vielen Bundesländern      des vergangenen Jahres und einen Ausblick auf die zukünfti-
         angehoben wurde und die Erwerbsnebenkosten verteuerte. Sei         gen Herausforderungen. Wir haben keine Zeit, uns auszuruhen.
         es die Reform der Grundsteuer, bei der sich der ZIA für das        Packen wir es also an.
         sogenannte Südländer-Modell einsetzt und nicht müde wird zu
         betonen, dass hier zwingend auf die Aufkommensneutralität          Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre.
         und Administrierbarkeit geachtet werden muss. Berechnungen
         des Hamburger Senats prognostizieren abenteuerliche Kos-
         tensteigerung für den Fall des Inkrafttretens. Oder sei es die
         Anhebung der linearen Abschreibung von derzeit zwei auf min-
         destens drei Prozent als Anreiz für die Immobilienwirtschaft,      Dr. Andreas Mattner
         um dringend benötigtes Kapital zu investieren. All dies sind       Präsident des ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss e.V.
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                                                                            Dr. Barbara Hendricks

                                                                Dr. Barbara Hendricks MdB

                                                                Grußwort zum Tag der
                                                                Immobilienwirtschaft des ZIA

           D      emografischer Wandel, Urbanisierung, Ressourcenknappheit, Digitalisierung, Klimawandel – diese Mega-
                  trends werden Politik und Gesellschaft in den kommenden Jahren beschäftigen und sie stellen auch die Woh-
           nungs- und Immobilienwirtschaft vor besondere Herausforderungen.

           Liebe Leserinnen und Leser,                                      Zu den erfolgreichen Maßnahmen zählen unter anderem:

           die seit 2012 zu beobachtende angespannte Lage auf den              Die Kompensationsmittel für den sozialen Wohnungsbau
           Wohnungs- und Immobilienmärkten vieler Städte und Regionen       wurden für den Zeitraum von 2016 bis 2019 um insgesamt 3
           hat sich weiter verschärft, insbesondere in den Metropolen,      Milliarden Euro aufgestockt.
           Groß- und Universitätsstädten. Aber auch in prosperierenden         Der Bund stellt den Kommunen über die Bundesanstalt für
           Mittelstädten gibt es inzwischen Verknappungen mit der Folge     Immobilienaufgaben (BImA) Grundstücke und Liegenschaften
           steigender Mieten und Kaufpreise. Die entstandenen Versor-       mit deutlichen Preisabschlägen (bis zu 80 Prozent) zur Verfü-
           gungsengpässe betreffen zunehmend auch Haushalte mit mitt-       gung.
                                                                                                                                            genehmigt. Das waren 21,6 Prozent mehr als im Vorjahr und so     maschutzplans 2050 bei. Klimapolitisch begründete Investitio-
           leren Einkommen. Der gestiegenen Nachfrage nach Wohnraum            In der jüngsten Baugesetzbuch-Novelle wurde die neue
                                                                                                                                            viele wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr. Insgesamt werden in     nen sollen für die Nutzer der Gebäude sozial ausgewogen und
           stand in der Vergangenheit nur eine verhaltene Entwicklung       Gebietskategorie „Urbanes Gebiet“ eingeführt. Hiermit wird es
                                                                                                                                            dieser Legislaturperiode voraussichtlich mehr als eine Million   für die Investierenden wirtschaftlich gestaltet werden können.
           des Angebots gegenüber. Dadurch ist ein erheblicher Nach-        den Kommunen erleichtert, planerisch ein nutzungsgemisch-
                                                                                                                                            neue Wohnungen entstehen. Auch wenn wir den prognostizier-
           holbedarf im Wohnungsneubau entstanden. Hinzu kommen die         tes Gebiet mit hoher baulicher Dichte zu verwirklichen.
                                                                                                                                            ten Bedarf damit noch nicht erreichen, belegen diese Zahlen      Die großen Herausforderungen auf den Wohnungsmärkten blei-
           Herausforderungen des demografische Wandels und des Kli-            Die Bundesregierung hat durch die Wohngeldreform 2016
                                                                                                                                            ganz klar, dass wir den Wohnungsbau aus dem Dornröschen-         ben in den nächsten Jahren bestehen. Eine erfolgreiche Woh-
           mawandels, an die der Wohnungsbestand unter der Maßgabe          mehr als 660.000 Haushalte mit niedrigen Einkommen bei den
                                                                                                                                            schlaf geholt und nach Jahren der Stagnation die Trendwende      nungspolitik braucht deshalb einen langen Atem. Wir werden
           der Bezahlbarkeit angepasst werden muss.                         Wohnkosten entlastet.
                                                                                                                                            geschafft haben.                                                 den eingeschlagenen Weg in der kommenden Legislaturperiode
                                                                               Auch die Mittel für die Städtebauförderung und das Pro-
                                                                                                                                                                                                             im Zusammenwirken mit allen Beteiligten fortsetzen.
           Von Beginn der Legislaturperiode an hat die Bundesregierung      gramm „Altersgerecht Umbauen“ wurden deutlich aufge-
                                                                                                                                            Im Rahmen einer Innovationspartnerschaft werden sich die
           die Wohnungspolitik als eine zentrale politische Aufgabe defi-   stockt.
                                                                                                                                            Bündnispartner zukünftig auch verstärkt mit den Herausforde-     Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Tag der Immobilienwirt-
           niert und entsprechend gehandelt. Ich habe dazu das „Bündnis
                                                                                                                                            rungen des Klimawandels beschäftigen. Darüber freue ich mich     schaft 2017!
           für bezahlbares Wohnen und Bauen“ ins Leben gerufen. Dieses      Das „Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen“ hat im Woh-
                                                                                                                                            sehr. Ziel ist es, Maßnahmen zu entwickeln, die sowohl dem
           breite Bündnis auf Bundesebene hat entscheidend dazu beige-      nungsbau für die notwendige Dynamik gesorgt und wird auch
                                                                                                                                            Klimaschutz als auch dem bezahlbaren Wohnen und Bauen            Dr. Barbara Hendricks MdB
           tragen, dass sich die Rahmenbedingungen für den Bau bezahl-      weiter alles für mehr bezahlbaren Wohnraum in Deutschland
                                                                                                                                            gerecht werden. Die Innovationspartnerschaft trägt damit zur     Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz,
           barer Wohnungen in Deutschland deutlich verbessert haben.        tun. Allein im Jahr 2016 wurden mehr als 375.000 Wohnungen
                                                                                                                                            Umsetzung des von der Bundesregierung beschlossenen Kli-         Bau und Reaktorsicherheit
Immobilienwirtschaft 2017 - ZIA Deutschland
I M M O B I L I E N W I R T S C H A F T 2017
S . 12 |
                                                               Inhaltsverzeichnis

           Inhaltsverzeichnis                                  Immobilienpolitische Perspektiven                             Immobilienwirtschaftliche Perspektiven

           Vorwort                                        6    Mit guter Lage vorsichtig umgehen                        18   Weltweit große Fragezeichen                             36   Klimaschutz und Energiewende                                62
           Dr. Andreas Mattner                                 Dr. Wolfgang Schäuble MdB,                                    Die deutsche Immobilienwirtschaft in Zeiten                  Die Immobilienwirtschaft als Vorreiter
           ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss e.V.             Bundesfinanzminister | CDU                                    globalpolitischer Unsicherheiten                             Stephan Kohler | EnergieEurasia GmbH
                                                                                                                             Christian Ulbrich | JLL
           Grußwort                                       10   Quantität statt Qualität?                               20                                                                 Energie und Klimaschutz im Gebäudesektor –                  64
           Dr. Barbara Hendricks MdB                           Das Winterpaket und die Vollendung                            Die gesamtwirtschaftliche Bedeutung                     39   ganzheitlich und technologieoffen gedacht!
           Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz,           der Energieunion                                              der Immobilienwirtschaft                                     Weitere Verschärfung der Energiestandards –
           Bau und Reaktorsicherheit                           Herbert Reul MdEP | CDU                                       Mehr als nur Gebäude – und mehr als nur Cashflow             sinnvoll für Wirtschaftsimmobilien?
                                                                                                                             Prof. Dr. Tobias Just | Universität Regensburg, IREBS        Prof. Dr. M. Norbert Fisch, Tobias Nusser | Steinbeis-
                                                               Die kooperative Stadt                                   22                                                                 Transferzentrum Energie-, Gebäude- und Solartechnik
                                                               Cem Özdemir MdB, Christian Kühn MdB |                         Oft ist eine Krise auch ein Segen                       42
                                                               Bündnis 90/Die Grünen                                         Vereinfachung und Digitalisierung des Planungs-              FM verbessert den Lebenszyklus                              67
                                                                                                                             und Baurechts in den Niederlanden                            von Immobilien
                                                               Mehr Mut zur Eigentumsbildung und Respekt               24    Han Joosten | BPD Europe BV                                  Vorteile durch Facility Management
                                                               vor dem Eigentum                                                                                                           Otto Kajetan Weixler | Apleona HSG GmbH, GEFMA e.V.
                                                               Christian Lindner MdL | FDP                                   Umsatzsteuer in der Immobilienbranche                   46   Prof. Dr. Andrea Pelzeter | Hochschule für Wirtschaft und
                                                                                                                             Steuerbefreiung und Neutralität der Umsatzsteuer             Recht (HWR) Berlin, GEFMA e.V.
                                                               Ohne die gebaute Wirklichkeit                           26    Dr. Ulrich Grünwald | Deloitte
                                                               sind wir heimatlos                                                                                                         PropTech – keine Angst vor dem Unbekannten                  70
                                                               Die Immobilienwirtschaft als                                  Wohneigentumsförderung                                  49   Kooperationen bergen für beide Seiten große
                                                               starker Partner der                                           Richtige Stellschraube für die eigenen vier Wände?           Potenziale
                                                               Stadtentwicklung                                              Prof. Dr. Michael Voigtländer | Institut der                 Alexander Ubach-Utermöhl | blackprintpartners GmbH,
                                                               Dr. Eva Lohse | OB Ludwigshafen,                              deutschen Wirtschaft Köln                                    German PropTech Initiative
                                                               Deutscher Städtetag
                                                                                                                             Bauen für das Alter                                     52   Vernetztes Denken und Handeln                               72
                                                               Ländliche Räume als Innovationsräume                    28    Bei der Bewältigung des demografischen                       ZIA und SAP – Eine strategische Partnerschaft
                                                               Stärkung als zentrale Aufgabe                                 Wandels kommt der Immobilienwirtschaft eine                  für die Neuausrichtung der deutschen
                                                               für die nächsten Jahre                                        gewichtige Rolle zu                                          Immobilienbranche im digitalen Wandel
                                                               Dr. Gerd Landsberg | Deutscher Städte- und Gemeindebund       Dr. Michael Held | TERRAGON INVESTMENT GmbH                  Dr. Tanja Rückert | SAP SE

                                                               Mit einheitlicher Stimme zur Energiewende               30    Wachstumspotenziale durch Redevelopment                 56   Cyber-Sicherheit                                            76
                                                               Energieeffizienz durch Technologieoffenheit                   Neues Leben im Bestand von Flächen und Gebäuden              Die Stadtmauer des 21. Jahrhunderts
                                                               und marktwirtschaftliche Lösungen                             Dieter Bullinger | debecon GmbH                              Arne Schönbohm | Bundesamt für Sicherheit in
                                                               Prof. Dieter Kempf | Bundesverband der Deutschen Industrie                                                                 der Informationstechnik (BSI)
                                                                                                                             Zukunft des Handels in der Stadt                        59
                                                               Auf ein gutes regulatorisches                           32    Gemeinsames Positionspapier von GCSC und ZIA                 Wärmewende gestalten                                        79
                                                               Fundament bauen                                               Christine Hager | redos retail GmbH, German Council          Fernwärme neu denken
                                                               Die Immobilienwirtschaft im aktuellen                         of Shopping Center e.V. (GCSC)                               Werner Dorß | ejur Rechtsanwaltskanzlei
                                                               Umfeld der Finanzmarktregulierung                             Iris Schöberl | BMO Real Estate und Partners
                                                               Dr. Andreas Dombret | Deutsche Bundesbank
Immobilienwirtschaft 2017 - ZIA Deutschland
I M M O B I L I E N W I R T S C H A F T 2017
S . 14 |
                                                                   Inhaltsverzeichnis

           Standpunkte: immobilienpolitische Positionen                                                                                                                ZIA Der Verband

           An den richtigen Stellschrauben drehen             84   Immobilienaktien weiter hoch im Kurs         96    Co-Working: die neue                       114   Der Verband                 126
           Das Geschäftsjahr 2016                                  Alexander Dexne | alstria office REIT-AG           Herausforderung im CREM
           Dr. Stephan Rabe, Klaus-Peter Hesse |                                                                      Dr. Zsolt Sluitner | Siemens Real Estate         Vorstand                    134
           ZIA Zentraler Immobilien Ausschuss e.V.                 Markttransparenz durch Big Data              98
                                                                   Dr. Thomas Beyerle | Catella                       Zwischen Immobilienökonomie                115   Präsidium                   135
           Ohne wissenschaftliche Begleitung wäre             88   Property Valuation GmbH                            und Stadtentwicklung
           eine ganze Branche perspektivlos                                                                           Eckhard Horwedel | DSK Deutsche Stadt-           Regionalvorstände           140
           Prof. Dr. Wolfgang Schäfers | IREBS Institut für        Kommunikation im Wahlkampfjahr               100   und Grundstücksentwicklungsgesellschaft
           Immobilienwirtschaft der Universität Regensburg         Steffen Uttich | BEOS AG                           mbH & Co. KG                                     Ausschüsse                  142

           Verantwortung übernehmen                           89   Neubau beschleunigen statt                   102   Ambitionierte Klimaziele bedingen ein      116   Wissenschaftlicher Beirat   147
           Thomas Zinnöcker | ista Deutschland GmbH                Mietpreisbremse verschärfen                        modernes Energieeinsparrecht
                                                                   Rolf Buch | Vonovia SE                             Matthias Böning | Unibail Rodamco                ZIA-Nachhaltigkeitsrat      148
           Innovationsbericht des ZIA – Best Practice-        90                                                      Deutschland GmbH
           Beispiele aus der Immobilienwirtschaft                  Bezahlbares Wohnen: bauen                    104                                                    ZIA Innovation Think Tank   149
           Martin Rodeck | OVG Real Estate GmbH                    statt regulieren                                   Quo vadis – Effizienz?                     118
                                                                   Dr. Hinrich Thieme | Hogan Lovells                 Produktivität? Diversity!                        ZIA Task Force Energie      150
           Klimaschutz und Energieeffizienz nur               91   International LLP                                  Bärbel Schomberg | Schomberg & Co.
           mit Alternativvorschlägen möglich                                                                          Real Estate Consulting GmbH                      Geschäftsstelle             151
           Thomas Zinnöcker | ista Deutschland GmbH                Fach- und Sachkundenachweis für Makler       105
                                                                   Marcel Abel | JLL                                  Kulturwandel gemeinsam gestalten           119   Ansprechpartner             152
           Immobilienbesteuerung im                           92                                                      Prof. Dr. Wolfgang Schäfers | IREBS
           Fokus von Reformen                                      Zeitgemäße Rahmenbedingungen für             106   Institut für Immobilienwirtschaft der            Mitgliedsverbände           154
           Dr. Hans Volkert Volckens |                             moderne Büroflächen                                Universität Regensburg
           CA Immobilien Anlagen AG                                Andreas Wende | Savills                                                                             Mitgliedsunternehmen        163
                                                                   Immobilien Beratungs-GmbH                          Schnittstelle und Antreiber                120
           Immobilienfinanzierung im                          94                                                      für Nachhaltigkeitsthemen                        Impressum                   167
           Spannungsfeld von Finanzmarkstabilität                  Die Welle reiten – der Einzelhandel          108   Stefanie Frensch | HOWOGE
           und Verbraucherschutz                                   zwischen E-Commerce und Konsumlaune                Wohnungsbaugesellschaft mbH
           Burkhard Dallosch | Deka Immobilien GmbH                Iris Schöberl | BMO Real Estate Partners
           Dr. Rüdiger Mrotzek | HAMBORNER REIT AG                                                                    Verpflichtung zur                          122
                                                                   Rekorde für Hotelimmobilien in Deutschland   110   Nachhaltigkeitsberichterstattung
                                                                   Matthias Niemeyer | Adina Hotel Operations         Alexander Dexne | alstria office REIT-AG

                                                                   Logistik und Immobilien im Zeitalter der     112
                                                                   Digitalisierung
                                                                   Dr. Thomas Steinmüller | CapTen AG
Immobilienwirtschaft 2017 - ZIA Deutschland
Z I A Z E N T R A L E R I M M O B I L I E N AU S S C H U S S | I M M O B I L I E N P O L I T I S C H E P E R S P E K T I V E N
S . 16 |

                                                                                           IMMOB I L IENP O L I T ISC HE
                                                                                                     P ERSP EK T I V EN

                                                                                                                                            Die Immobilienwirtschaft ist ein stabiles Fundament für die Volkswirtschaft der Bundesrepublik Deutschland. Um diese
                                                                                                                                            Funktion sicherzustellen, benötigt sie ein passendes ordnungspolitisches Umfeld. Gesetzliche Rahmenbedingungen müs-
                                                                                                                                            sen langfristig ausgerichtet, verlässlich und sowohl sach- als auch marktgerecht ausgestaltet sein. Renommierte Persön-
                                                                                                                                            lichkeiten aus der Politik befassen sich in den folgenden Beiträgen mit ausgewählten immobilienpolitischen Perspektiven.
Immobilienwirtschaft 2017 - ZIA Deutschland
IMMOBILIENPOLITISCHE PERSPEK TIVEN
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                                                                             Dr. Wolfgang Schäuble MdB

                                                                 Dr. Wolfgang Schäuble MdB

                                                                 Mit guter Lage vorsichtig umgehen

           E     s is t eine gu te Z ei t f ür die I mmo bilienbr an che. U ms o w icht iger is t e s allerdings au f zup a s s en, da s s
                 es nicht zu sp ekulat i ven Ü b er t reibungen kommt. D ie B und e sb ank und au ch d er A us s chus s f ür
           F inanz s t a bilit ät s ehen im M oment keine A nzeichen f ür eine ex ze s si ve I mmo bilienk re di t verga b e. A b er w ir
           s ollten vor b erei tet s ein und ha b en d eshalb I ns t r umente ge s chaf fen, mi t d enen w ir einer Ü b er hi t zung
           b egegnen können.
                                                                                                                                                Die europäische Geldpolitik wird nicht von der Bundesregierung gemacht, sondern von der Europäischen Zentralbank.

           Die letzte Finanzkrise hat uns vor Augen geführt, welche Folgen   Finanzen unterstützt eine Reform der Grundsteuer – wichtig         hörden nach bundeseinheitlichem Standard zu etablieren. Dies                     Es gibt keine sinnvollen, und es braucht auch keine aktiven
           Immobilienpreisblasen für die Stabilität des Finanzsystems, die   ist aber, dass möglichst alle 16 Bundesländer dieser Reform        aber wäre Voraussetzung für eine turnusmäßige automations-                       wirtschaftspolitischen Maßnahmen zur Senkung unseres Leis-
           Realwirtschaft und auch den einzelnen Kreditnehmer haben          zustimmen. Bisher liegt, wie Sie wissen, dem Bundestag ein         gestützte Neubewertung des Grundbesitzes.                                        tungsbilanzsaldos. Höhere Ausgaben des deutschen Staates
           können. Der Ausschuss für Finanzstabilität, der Internationale    Reformmodell vor, das von 14 Ländern mitgetragen wird. Das                                                                                          zum Beispiel können Strukturprobleme anderer Länder nicht
           Währungsfonds und auch der Europäische Ausschuss für Sys-         Bundesverfassungsgericht, wo Verfahren zur Verfassungsmä-          Wenn wir den Blick auf unsere wirtschaftliche Situation insge-                   lösen. Und überhaupt ist die Stärke der Wirtschaft Deutsch-
           temrisiken empfehlen, der Aufsicht zu ermöglichen, bei einer      ßigkeit der Einheitsbewertung anhängig sind, beobachtet den        samt richten, können wir sagen, dass Deutschland gut dasteht.                    lands ja selbst eine wichtige Voraussetzung für Wachstum bei
           exzessiven Kreditvergabe präventiv einzuschreiten. Einige eu-     Prozess.                                                           Löhne und Renten steigen erheblich. Wir haben Rekordbe-                          unseren europäischen Partnern.
           ropäische Länder arbeiten bereits mit solchen Instrumenten. Es                                                                       schäftigung, und zwar vor allem in sozialversicherungspflich-
           geht nicht darum, die Instrumente sofort einzusetzen, sondern     Wir sollten sicherstellen, dass wir nicht in eine verfassungs-     tigen Vollzeitbeschäftigungen. Wir schaffen Bundeshaushalte                      Es ist nicht zu bestreiten, dass uns der für Deutschland mo-
           darum, sie für den Bedarfsfall bereit zu halten.                  widrige Situation geraten, und sollten die sich uns nun bietende   mit Überschüssen; gesamtstaatlich sieht es ebenso aus. Genü-                     mentan zu niedrige Euro-Kurs nützt. Er kann aber zugleich
                                                                             Zeit nutzen: Es braucht eine mindestens sechsjährige Vorlauf-      gend Geld für Investitionen liegt bereit. Es muss nur abgerufen                  wirtschaftlich schaden, nicht zuletzt weil er bequem macht.
           Die Aufsicht kann künftig den Kreditgebern im Bedarfsfall         zeit zur Schaffung der notwendigen automationstechnischen          werden.                                                                          Und auch dies erläutere ich immer wieder, gerade in den Verei-
           bestimmte Kriterien für die Kreditvergabe vorgeben, wie bei-      Grundlagen für eine Neubewertung der rund 35 Millionen wirt-                                                                                        nigten Staaten: Die europäische Geldpolitik wird nicht von der
           spielsweise eine Obergrenze für das Verhältnis zwischen Dar-      schaftlichen Einheiten.                                            Zugleich sehen wir uns immer wieder einer Kritik am deut-                        Bundesregierung gemacht, sondern von der Europäischen Zen-
           lehenshöhe und Immobilienwert. Solche Instrumente kommen                                                                             schen Leistungsbilanzüberschuss ausgesetzt. Was die Kritiker                     tralbank. Ich zähle nicht zu den glühenden Anhängern dieser
           nur dann zum Einsatz, wenn sie notwendig sind, um eine dro-       Aber die Sache muss zugleich Hand und Fuß haben. Das für           nicht sehen wollen, was ich aber unermüdlich erläutere, ist,                     Geldpolitik. Ich mache kein Hehl daraus, dass ich einen vor-
           hende Gefahr für die Finanzstabilität abzuwehren. Wir haben       das Grundvermögen angestrebte Bewertungsziel „Kostenwert“          dass dieser Außenhandelsüberschuss an der Qualität und der                       sichtigen Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik für richtig hielte,
           zudem darauf geachtet, dass die Instrumente verhältnismäßig       muss mit einer Reform auch tatsächlich und ohne unzumut-           Attraktivität deutscher Produkte liegt und nicht an politischen                  wie es die Fed in den Vereinigten Staaten gerade vormacht.
           sind. Anschlussfinanzierungen, aber auch Kleindarlehen sind       bare Abweichungen erreicht werden. Dies ist nicht trivial. Wir     Manipulationen. Überhaupt sieht es danach aus, dass der
           grundsätzlich ausgenommen. Auch Kredite für Umbau und Re-         brauchen Härtefallregelungen für Extremfälle, in denen der         Überschuss in der deutschen Leistungsbilanz schon bald ab-                       Am Ende ist dies auch im Interesse der Immobilienwirtschaft
           novierung sind von den neuen Regelungen nicht betroffen.          Kostenwert zu unbilligen Härten führt. Es ist auch noch nicht      schmelzen wird. Aufgrund der dynamischen Binnennachfrage                         – denn eine neue Blase, die dann platzt, kann niemand wollen.
                                                                             abschätzbar, ob es vollumfänglich gelingt, eine elektronische      und der Entwicklung an den Rohstoffmärkten ist in den kom-
           Ein anderes Thema, das uns und Sie nach wie vor beschäftigt,      Übermittlung der Bodenrichtwerte von den – teilweise kommu-        menden Jahren mit einem Rückgang des Leistungsbilanzsaldos                       Dr. Wolfgang Schäuble MdB
           ist die Reform der Grundsteuer. Das Bundesministerium der         nal strukturierten – Gutachterausschüssen an die Finanzbe-         zu rechnen.                                                                      Bundesfinanzminister
Immobilienwirtschaft 2017 - ZIA Deutschland
IMMOBILIENPOLITISCHE PERSPEK TIVEN
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                                                                              Herbert Reul MdEP

                                                                                                                                                 halten. Laut einer Studie der gemeinsamen Forschungsstelle            dieser ROCs und eine stärkere Rolle von ACER bei der Erstel-
                                                                                                                                                 der Kommission hat die EU ihr Energieeffizienzziel für 2020           lung der Netzkodizes. ACER kann Entscheidungen treffen, die
                                                                                                                                                 bereits heute erreicht. Dazu hat die Industrie in großen Teilen       ÜNB bleiben jedoch weiter in der Haftung und Verantwortung.
                                                                  Herbert Reul MdEP                                                              beigetragen. Nun ein verbindliches EU-weites Ziel festzulegen,        Während sich also die Behörde die Regeln ausdenkt, müssen
                                                                                                                                                 würde den Unternehmen ohne Not die Flexibilität zur Errei-            die Unternehmen im Zweifel dafür geradestehen. Den Mehr-
                                                                  Quantität statt Qualität?                                                      chung dieser Ziele nehmen. Außerdem stört das das kürzlich            wert dieser Idee hat die Kommission bis heute nicht erläutert.
                                                                  Das Winterpaket und die Vollendung der Energieunion                            von der EU neu beschlossene Emissionshandelssystem. Dar-
                                                                                                                                                 über hinaus besteht die Gefahr des sogenannten „free riding“          Es ist kritisch zu betrachten, dass ACER schrittweise zu einer
                                                                                                                                                 der Mitgliedsstaaten. Sobald ein EU-weites Ziel vorgegeben            EU-Regulierungsbehörde mit immer weitgreifenden Kompeten-
                                                                                                                                                 wird, kommt es nicht mehr auf darauf an, was die einzelnen            zen ausgebaut wird. Entscheidungen, die lokale Effekte haben,
                                                                                                                                                 Länder erreichen. Es könnte also sein, dass die 30 Prozent al-        werden am besten lokal beurteilt und entschieden. Unklar ist,

          E     nd e 2 016 hat die Euro päis che K ommis sio n d a s W inter p a ket mi t d em T i tel „ S aub ere E nergie f ür alle
                Euro päer “ veröf fent licht . M i t d em üb er 1.0 0 0 S ei ten dicken B ünd el an acht G e s et ze svo r s chlägen,
          unter and erem zu d en T hemen E nergieef f izienz, S t rommar k td esign und E r neuer b are E nergien, mö chte
                                                                                                                                                 lein durch die sehr aktiven, weit entwickelten Staaten vorange-
                                                                                                                                                 trieben werden. Dies würde wenige Anreize für die restlichen
                                                                                                                                                                                                                       inwiefern der neue Vorschlag der Kommission wirklich die Zu-
                                                                                                                                                                                                                       sammenarbeit auf regionaler Ebene verbessern kann, da er die
                                                                                                                                                 Mitgliedsländer übrig lassen. Besser wäre, individuelle Ziele für     nötige Flexibilität einschränkt.
          die K ommis sion die E U - E nergieunion wei ter ver t iefen. G renzüb er s chrei tend e K o o p er at io n, die Ver k nüp -
                                                                                                                                                 jedes Mitgliedsland festzulegen und auch die Erreichung der
          f ung d er E nergiemär k te und die kons equente U ms et zung einer euro p äis chen E nergieunio n sind d er
                                                                                                                                                 Ziele den Staaten zu überlassen.                                      Die gleichen Bedingungen für alle Marktteilnehmer
          r icht ige Weg. D o ch o b sich dies durch mehr E U - R e gulier ung und wei tere B üro k r at ie er zielen lä s s t, is t
          zu hinter f r agen.
                                                                                                                                                 Die richtigen Anreize schaffen                                        Es ist positiv, dass die Kommission die vorrangige Abnahme
                                                                                                                                                                                                                       von Strom aus erneuerbaren Energien abschaffen möchte.
                                                                                                                                                 Statt strikte Vorgaben, spielen die richtigen Anreize eine wichtige   Denn es sollten für alle Energieerzeuger die gleichen, fairen
          Energie ist für immer mehr Lebensbereiche notwendig. Des-           Gleichzeitig möchte die Kommission die Renovierungsrate von        Rolle. Dazu dienen zum Beispiel Forschungs- und Innovations-          Bedingungen gelten. Dazu müssen erneuerbare Energien zu-
          halb ist eine sichere, grenzüberschreitende Versorgung, die         Gebäuden beschleunigen. Die Finanzierung dieser Vorhaben ist       förderung, aber auch steuerliche Begünstigungen. Dies gilt            nehmend marktbasiert gehandhabt werden. Damit ein fairer
          auch in Krisenzeiten stabil bleibt, umso wichtiger. Unsere Ener-    dabei nicht beantwortet. Es ist zu befürchten, dass es dadurch     übrigens nicht nur für die Industrie, sondern auch für Konsu-         Wettbewerb für verschiedene Technologien entstehen und
          gie soll verlässlich und sicher sein, zugleich aber auch günstig,   zu drastischen Eingriffen in den Alltag kommt. Der Wohnraum        menten. Der Verbraucher muss Anreize erhalten, Energie ein-           der Strommarkt weiterentwickelt werden kann, sollten sta-
          nachhaltig und sauber, und dabei die Wettbewerbsfähigkeit           wird verteuert. Wir benötigen aber zusätzliche Wohnungen, die      zusparen. Dabei muss zwischen verschiedenen Maßnahmen je              bile Rahmenbedingungen vorhanden sein. Leider lässt der
          langfristig stärken. Dass nicht all diese Ziele gleichzeitig er-    auch bezahlbar sind. Hier zeigt sich, dass gut gemeint nicht       nach Situation ausgewählt werden dürfen. Anderenfalls ist die         Kommissionsvorschlag hier noch einiges offen. In einem vor-
          reicht werden können, ist offensichtlich. Die Kommission hat in     immer gut gemacht ist. Die Ziele der Renovierungsrate stehen       Akzeptanz der EU-Vorgaben in der Bevölkerung schnell verlo-           ab durchgesickerten Dokument gab es zum Beispiel konkrete
          den letzten Jahren immer wieder Vorschläge für eine weitere         in diesem Fall konträr zu dem Problem der Energiearmut, wel-       ren. Gerade in der heutigen Zeit, in der es an Herausforderun-        Vorgaben zu technologiespezifischen Ausschreibungen. Diese
          Integration der europäischen Energiemärkte gemacht. Das jet-        ches die Kommission ebenfalls mit dem Winterpaket angehen          gen nicht mangelt, sollte sich die EU auf die Dinge fokussieren,      wurden aus dem neuen Vorschlag aufgrund von kommissions-
          zige Winterpaket setzt einen Fokus auf Strom und soll die Ener-     möchte. Statt Überregulierung seitens der EU sollte die Ver-       die wirklich notwendig sind.                                          internen Uneinigkeiten gestrichen und durch Verweise auf
          gieunion vervollständigen. Das Ziel ist richtig, aber die Frage     antwortung der Renovierung von Gebäuden in den Händen der                                                                                Beihilferecht ersetzt.
          stellt sich, ob alle vorgeschlagenen Instrumente und Methoden       Mitgliedsstaaten bleiben. Dabei muss das Prinzip der Kosten-       Das Problem der übertriebenen Regulierung zeigt sich auch an
          richtig sind.                                                       effizienz berücksichtigt werden. Die Vorgabe der Kommission,       dem aktuellen Vorschlag der Kommission zum Strommarktde-              Eine Konkretisierung der Fördersysteme ist notwendig, um
                                                                              jährlich drei Prozent öffentlicher Gebäude der Regierungen re-     sign und der ACER-Verordnung (ACER ist die EU-Agentur für die         ein offenes, wettbewerbsneutrales und diskriminierungsfreies
          Flexibilität statt strikte Ziele                                    novieren zu müssen, lässt wenig Spielraum auf nationaler Ebe-      Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden). Nicht ohne           System zu schaffen. Die Öffnung der Förderregimes, die erst
                                                                              ne und führt im Zweifel zu „Zwangssanierungen“.                    Grund haben einige nationalen Parlamente diese Vorschläge             auf Druck der Generaldirektion Wettbewerb der Kommission
          Unter den verschiedenen Maßnahmen schlägt die Kommission                                                                               unter Subsidiaritätsgesichtspunkten geprüft. Unter anderem            stattgefunden hat, trägt zur grenzübergreifenden Kooperation
          eine Energieeffizienzsteigerung um 30 Prozent bis zum Jahr          Ja, wir brauchen die Renovierungen im Bestand. Ja, wir brau-       möchte die Kommission neue „Regional Operation Center“                der Mitgliedsstaaten und zu mehr Kosteneffizienz bei. Aus die-
          2030 vor – eine Erhöhung der ursprünglich vorgesehenen 27           chen neue Wohnungen. Wahrscheinlich werden die neuen               (ROC) für die Zusammenarbeit nationaler Übertragungsnetzbe-           sem Grund ist es notwendig und sinnvoll, dass die Öffnung der
          Prozent. Darüber hinaus sollen bestehende Vorgaben für die          EU-Vorgaben aber das Gegenteil erreichen. Was die Industrie        treiber (ÜNB) schaffen. Regionale Zusammenarbeit zwischen             Fördersysteme eine entscheidende Rolle spielt und nicht dem
          Energieeffizienz von Gebäuden abgeändert werden. Diese sol-         betrifft, so ist es aus betriebswirtschaftlicher Sicht selbster-   den ÜNB gibt es aber auch bereits heute schon in der Form von         Beihilferecht überlassen wird.
          len „intelligenter“ werden, zukünftig mit moderner Technologie,     klärend, dass Unternehmen versuchen, möglichst effizient zu        regionalen Sicherheitskoordinatoren. Hinzu kommt, dass viele
          wie z.B. Smart Metern, ausgestattet sein und auch über La-          agieren und so wenig Energie wie nötig zu verbrauchen. Denn        Entscheidungen zukünftig auf EU-Ebene getroffen werden sol-           Herbert Reul ist Abgeordneter im Europäischen
          destationen für Elektrofahrzeuge verfügen.                          jedes Unternehmen möchte seine Kosten so gering wie möglich        len. Dazu gehören zum Beispiel der Zuschnitt und die Größe            Parlament und dort Vorsitzender der CDU/CSU-Gruppe.
IMMOBILIENPOLITISCHE PERSPEK TIVEN
S. 22 |
                                                                              Cem Özdemir MdB | Christian Kühn MdB

                                                                                                                                                     märkten behoben werden. Das Mietrecht, das ursprünglich als         Mitteln ausgestattet sein, um all ihren Bewohnerinnen und Be-
                                                                                                                                                     Ausgleichsrecht gedacht war, wurde in den vergangenen Jahren        wohnern gerecht zu werden. Sie müssen Geld genug haben, um
                                                                                                                                                     immer weiter ausgehöhlt. Auch die Einführung der Minimiet-          Personalmangel, gerade in Planungsfragen, abbauen zu kön-
                                                                                                                                                     preisbremse der Großen Koalition hat nicht geholfen, das zei-       nen. Denn gut geplant ist halb gebaut.
                                                                                Cem Özdemir MdB | Christian Kühn MdB                                 gen zahlreiche Studien. Wir wollen die Mietpreisbremse deshalb
                                                                                                                                                     endlich zu einem echten Instrument zur Begrenzung von Neu-          Aber zu einer lebenswerten und integrativen Stadt gehört auch
                                                                                Die kooperative Stadt                                                vertragsmieten machen und durch weitere Begrenzungen von            viel Stadtgrün. Gerade gesellschaftliche Aktivitäten wie Urban
                                                                                                                                                     Mieterhöhungen ergänzen. Nur wenn der Lebensraum Innen-             Gardening oder die gemeinsame Gestaltung grüner Freiräume
                                                                                                                                                     stadt für alle bezahlbar bleibt, können wir Integration im Stadt-   stärken das Miteinander. Grün in der Stadt ist wichtig für das
                                                                                                                                                     viertel voranbringen. Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt         Stadtklima – auch zwischen ihren Bewohnerinnen und Bewoh-

          D      ie U r banisier ung und die K lima k r is e sind z wei d er grö ß ten H er aus fo rd er ungen, die w ir in die sem
                 J ahr hund er t meis ter n müs s en. Vor uns lie g t d er umfa s s end s te S chub d er Ver s t äd ter ung, d en e s
          je in d er M ens chhei t s ges chichte gegeb en hat.
                                                                                                                                                     ist leider in vielen Städten und Gemeinden an der Tagesordnung.
                                                                                                                                                     Die Hälfte aller Fälle im Bereich Wohnen, die bei der Antidiskri-
                                                                                                                                                     minierungsstelle des Bundes gemeldet werden, hat einen Bezug
                                                                                                                                                                                                                         nern. Grüne Frei- und Erholungsräume sorgen für einen Aus-
                                                                                                                                                                                                                         gleich zum Alltag und mindern Nachteile eines Lebens in der
                                                                                                                                                                                                                         Innenstadt wie Belastung durch Lärm oder Luftverschmutzung.
                                                                                                                                                     zur ethnischen Herkunft. Integration kann aber nicht gelingen,      Deshalb setzt die kooperative Stadt auch auf Klimaschutz. Der
                                                                                                                                                     wenn wir Menschen aufgrund ihres Namens oder ihrer Herkunft         öffentliche Nahverkehr muss gegenüber dem Individualver-
          Bis zum Jahr 2050 werden weltweit 2,5 Milliarden Menschen           Zuhause sucht: Die Wohnung und ihre Umgebung sind der erste            ausgrenzen. Im Gegenteil: Wir müssen Neuankömmlinge, egal           kehr privilegiert und ausgebaut werden. Carsharing ist nicht
          mehr in Städten leben als heute – das entspricht dann weit mehr     Ankerpunkt in einer fremden oder neuen Stadt. Die kooperative          von woher und mit welchem Hintergrund, in unserer Mitte will-       nur ein Mittel nachhaltiger Mobilität sondern fördert auch die
          als der Hälfte der weltweiten Bevölkerung. Die Zukunft unseres      Stadt ist eine Stadt, die allen ein Zuhause bietet. In ihr gelingt     kommen heißen. Das bedeutet, sie nicht in an den Stadtrand          Solidarität untereinander. Wir Grüne wollen deshalb Carsha-
          Weltklimas und damit unserer Lebensgrundlage entscheidet            Integration und sie ermöglicht die gesellschaftliche Teilhabe für      oder in unattraktive Wohnviertel abzuschieben, sondern ihnen        ring durch genügend Abstellflächen erleichtern. Wir verbrau-
          sich ebenfalls in den Städten. Durch Industrialisierung aber auch   alle ihre Bewohnerinnen und Bewohner. Die kooperative Stadt            Wohnen und Leben in allen Nachbarschaften zu ermöglichen.           chen noch immer 40 Prozent der Energie im Gebäudebereich,
          die Entwicklung neuer Mobilitäts- und Energiekonzepte kann die      zeichnet sich aus durch eine Willkommensarchitektur, die Men-          An dieser Stelle muss auch die private Wohnungswirtschaft           während die Sanierungsquote bei einem Prozent vor sich hin
          Waage hier auf die eine oder andere Seite kippen.                   schen dezentrales Wohnen und Leben ermöglicht. Stadtviertel            Verantwortung übernehmen und sicherstellen, dass Diskrimi-          dümpelt. In unseren Städten schlummert ein gewaltiges Po-
                                                                              der Armen und Ausgegrenzten, Flüchtlingsghettos auf der grü-           nierung egal welcher Form bei privaten Wohnungsunternehmen          tenzial für den Klimaschutz. Wir Grüne wollen dieses Po-
          Diese Trends werden die globale Gesellschaft genauso wie die        nen Wiese und Verdrängung zugunsten Wohlhabender werden                und Vermietern nicht vorkommt.                                      tenzial ausschöpfen, ohne energetische Gebäudesanierung
          Städte und Kommunen in Deutschland vor immense Herausfor-           ersetzt durch integrative Viertel und die soziale Durchmischung                                                                            und die sozial Schwächeren in den Städten gegeneinander
          derungen stellen. Eine der größten Aufgaben für unserer Städte      bestehender Nachbarschaften bleibt erhalten.                           Genauso wichtig ist es, dass die Stadtviertel von Teilhabe, Bür-    auszuspielen. Deshalb wollen wir ein Klimawohngeld einfüh-
          wird es sein, mit dem Zuzug und dem fortlaufenden Trend zur                                                                                gerbeteiligung und Mitbestimmung leben. In der kooperativen         ren, damit auch Geringverdienende in energetisch sanierten
          Urbanisierung so umzugehen, dass niemand auf der Strecke            Das Ziel der kooperativen Stadt ist eine baupolitische, eine sozial-   Stadt sorgen Quartiersmanagerinnen und Quartiersmanager             und klimafreundlichen Wohnungen leben können. Umwelt-
          bleibt. Aber in der Herausforderung liegen auch Chancen. Die        politische und auch eine finanzielle Aufgabe. Wir müssen Woh-          dafür, dass niemand außen vor bleibt und Verwaltung, Politik,       schutz, bezahlbares Wohnen für alle und lebendige Nachbar-
          weltweiten Migrationsbewegungen haben vielen Politikerinnen         nungen bauen, die für alle bezahlbar sind. Wir Grüne setzen            Wirtschaft und Anwohnerinnen und Anwohner miteinander im            schaften dürfen nicht im Widerspruch zueinander stehen.
          und Politikern, Stadtplanerinnen und Stadtplanern und Archi-        dafür auf die Wiedereinführung der Wohnungsgemeinnützig-               Dialog bleiben. Wie wichtig das für ein friedliches Miteinander
          tektinnen und Architekten die Wohn- und Integrationsfrage erst      keit. Wir wollen gemeinwohlorientierte Akteure wie Genossen-           ist, hat mittlerweile auch die Bundesregierung erkannt. Bun-        Die kooperative Stadt heißt vor allem kulturelle Vielfalt ermögli-
          ins Bewusstsein gerufen. Entstanden sind eine lebhafte Debatte      schaften, Baugruppen und kommunale Wohnungsunternehmen                 desbauministerin Hendricks hat im letzten Jahr noch schnell         chen. Kulturelle Vielfalt ist ein Gewinn für die Gesellschaft. Ge-
          sowie kreative und innovative Architekturkonzepte – nicht nur       stärken. Gleichzeitig stellen wir eine steuerliche Förderung für       im Rahmen der Städtebauförderung ein Programm zur sozialen          rade durch die Ermöglichung von verschiedenen Identitäten und
          zur Flüchtlingsunterbringung, sondern auch darüber hinaus. Die      Privatvermietende bereit, wenn sie ihre Wohnungen mit Sozial-          Integration im Quartier auf den Weg gebracht. Vor dem Hinter-       Eigenheiten entsteht ein friedliches und tolerantes Miteinander.
          Diskussion um den Wohnungsbau der Zukunft ist in vollem Gange.      bindung vermieten. Nach dem Prinzip „öffentliches Geld für öf-         grund der Integration muss dieses Programm dringend weiter          Durch soziale und kulturelle Integration schaffen wir weltoffene
                                                                              fentliche Güter“ können wir mit der Neuen Wohnungsgemein-              ausgebaut werden. 190 Millionen jährlich sind zu wenig. Über        Städte für alle. Denn Integration heißt Einheit in Freiheit und Ge-
          Denn die Frage nach gutem Wohnen stellt sich nicht nur in der       nützigkeit in zehn Jahren eine Million dauerhaft bezahlbare            die Städtebauförderung müssen wir wieder mehr Investitionen         rechtigkeit und das kann nur in Vielfalt gelingen. Die Immobilien-
          Flüchtlingsunterbringung. Es geht vielmehr um gemeinsames           Wohnungen schaffen. Denn wir sind überzeugt, dass gesell-              ins Quartier bringen. Der soziale Zusammenhalt wird gestärkt        wirtschaft kann hierbei eine entscheidende Rolle spielen. Wir freu-
          Wohnen und Leben. Unsere Städte und Gemeinden müssen all            schaftlicher Mehrwert immer noch die beste Rendite ist. Wir            durch Investitionen in Schulen und Nachbarschaften, in Frei-        en uns auf einen konstruktiven und lösungsorientierten Dialog.
          die Menschen integrieren, die Sicherheit, Jobs, neue Perspek-       brauchen endlich wieder mehr Vermieter, die ihre gesellschaft-         zeitangebote, kulturelle Einrichtungen, Freibäder oder Bibliothe-
          tiven oder eine hohe Lebensqualität suchen. Integration beginnt     liche Verantwortung wahrnehmen und nicht nur an kurzfristi-            ken. Das ist natürlich in erster Linie Aufgabe der Kommunen.        Cem Özdemir MdB, Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen.
          immer im Stadtviertel oder Wohngebiet. Egal ob man als Bür-         gen Gewinnstreben interessiert sind. Durch die Stärkung des            Aber auch der Bund kann und darf sich hier nicht aus der Ver-       Christian Kühn MdB, Sprecher für Bau- und Wohnungspolitik der Bun-
          gerkriegsflüchtling, als Arbeitsmigrant oder Student ein neues      Mietrechts muss außerdem die Schieflage auf den Wohnungs-              antwortung stehlen. Die Kommunen müssen mit ausreichend             destagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen.
IMMOBILIENPOLITISCHE PERSPEK TIVEN
S. 24 |
                                                                             Christian Lindner MdL

                                                                                                                                              und sozial ausgerichteten Vertragsbeziehung interessiert ist.     fähigen Bau- und Planungspolitik dar. Wir wollen, dass neu-
                                                                                                                                              Die Mietpreisbremse ist hingegen das Misstrauensvotum der         este Technologien gemeinsam mit dem Expertenwissen von
                                                                                                                                              Politik gegenüber sozial verantwortlich agierenden Vermietern.    Architekten, Stadtplanern und den Behörden schnell in den
                                                                 Christian Lindner MdL                                                        Statt noch weiterer Eingriffe in die Eigentumsrechte durch eine   Alltag der Planungs- und Baupraxis Einzug finden. Durch die
                                                                                                                                              Verschärfung der Mietpreisbremse will die FDP die Mietpreis-      Beschleunigung bzw. den Abbau von Koordinationsprozessen
                                                                 Mehr Mut zur Eigentumsbildung und                                            bremse abschaffen und den Wohnungsbau durch Anreize an-           der unterschiedlichen Akteure kann kalkulierbar schneller und
                                                                 Respekt vor dem Eigentum                                                     kurbeln. Das dokumentiert den Respekt vor dem Eigentum und        planungstechnisch treffsicherer gebaut werden. Darüber hin-
                                                                                                                                              betont, dass nur neue Wohnraumangebote der Problemlösung          aus schafft der Einsatz von BIM eine größere Transparenz für
                                                                                                                                              auf angespannten Wohnungsmärkten dienen. Deshalb muss             alle am Bau Beteiligten, was zu einer weiteren Qualitätssteige-
                                                                                                                                              das Bauen in Deutschland vereinfacht werden und durch die         rung am Bau beitragen kann.
                                                                                                                                              priorisierte Wiedereinführung der degressiven Abschreibung

          D      ie H er aus ford er ungen d er I mmo bilienbr an che sind en o r m. D enn vo n ihr w ird nicht weniger er war-
                 tet, als da s s sie d en in D eu t s chland dr ingend er fo rd er lichen neuen Wo hnr aum ko s tengüns t ig zur
          Ver f ügung s tellt . D a zu sind b es s ere und vo r allem ver lä s sliche p oli t is che R ahmenb e dingungen n öt ig.
                                                                                                                                              (AfA) auf Immobilien ein Impuls für den Wohnungsbau gesetzt
                                                                                                                                              werden. Das ist insbesondere auch ein Anreiz für Immobilien-
                                                                                                                                                                                                                5. Landesbauordnungen harmonisieren

                                                                                                                                              investoren.                                                       Der deutsche Föderalismus hat viele Sonnen-, aber auch einige
                                                                                                                                                                                                                Schattenseiten. Zu den Schattenseiten gehört, dass das Bau-
                                                                                                                                              3. Baukosten senken                                               ordnungsrecht als Angelegenheit der Länder zum Teil erheblich
          Die Freien Demokraten bekennen sich zur mittelständisch            Wir wollen, dass sich Menschen wieder Eigentum erlauben und                                                                        voneinander abweicht. Trotz vorhandener Musterbauordnung
          geprägten Struktur der Immobilienwirtschaft. Sie wollen wir        aufbauen können. Unser Baustein für das Eigenheim ist ein        Neben gestiegenen Materialanforderungen belasten die vielfäl-     als Orientierungshilfe ist es bislang nicht gelungen, die Bauord-
          stärken. Einer Renaissance der staatlichen „neuen Wohnungs-        Grunderwerbsteuerfreibetrag von 500.000 Euro für selbstge-       tigen staatlichen Vorgaben die Immobilienbranche enorm. Dies      nungen der Länder hinreichend zu harmonisieren. Handwerker,
          gemeinnützigkeit“ erteilen wir eine Absage – dieses Modell hat     nutztes Wohneigentum. Damit wollen wir Menschen Chancen          belegen zahlreiche Studien. So hat allein die letzte Verschär-    Architekten und Ingenieure, die auch in anderen Bundesländern
          sich nicht bewährt. Fünf Punkte sind den Freien Demokraten im      geben, sich insbesondere auch in Zeiten von anhaltenden Dis-     fung der Energieeinsparverordnung (EnEV) die Baupreise um 7       tätig sind, müssen sich aufgrund der unterschiedlichen gesetz-
          Bereich der Immobilienbranche besonders wichtig. Damit wol-        kussionen über die Zukunftsfähigkeit unseres Rentensystems,      bis 8 Prozent nach oben getrieben. Dabei standen die erzielten    lichen Rahmenbedingungen immer wieder umstellen. Diese un-
          len wir die Eigentumsbildung fördern, das Bauen in Deutsch-        auch durch Eigentumsbildung im Laufe ihres Erwerbslebens         Einsparungen volkswirtschaftlich in keinem Verhältnis zu den      nötige Komplexität könnte erheblich reduziert werden. Die Frei-
          land erleichtern und Investitionsbremsen lösen:                    vor Altersarmut abzusichern.                                     dafür erforderlichen Investitionen. Die FDP fordert daher ein     en Demokraten sprechen sich daher grundsätzlich dafür aus, die
                                                                                                                                              mehrjähriges Moratorium der Energieeinsparverordnung. Denn        Landesbauordnungen soweit als möglich zu vereinheitlichen.
          1. Wohneigentum durch                                              2. Mietpreisbremse abschaffen und Anreize                        Deutschland hat heute schon die weltweit höchsten Energie-
          Grunderwerbsteuerreform erleichtern                                für den Wohnungsbau setzen                                       und Umweltstandards. Weiterhin müssen unnötige Baustan-           Zielsetzung dabei ist eine länderübergreifende Vereinheitlichung
                                                                                                                                              dards abgeschafft werden, eine proaktive Verfügbarmachung         technischer Standards (z.B. Gefahrenabwehr, Brandschutz,
          Trotz der anhaltend guten konjunkturellen Lage in Land liegt       Die Wohnungsmärkte in Deutschland entwickeln sich höchst         von Bauland forciert werden, Baugenehmigungsverfahren             Abstandsflächenrecht) und eine generelle Vereinfachung des
          die Wohneigentumsquote in Deutschland bei unterdurch-              unterschiedlich: In vielen ländlichen Regionen haben der de-     müssen komplett digital erfolgen können und durch Einführung      Baurechts. Praktisch könnte dies durch eine Erweiterung des
          schnittlichen 45,5 Prozent. Nur die Schweiz liegt innerhalb der    mografische Wandel und rückläufige Bevölkerungszahlen            kurzer und verbindlicher Fristen insgesamt deutlich beschleu-     Baugesetzbuchs um die Musterbauordnung erfolgen. Dies
          OECD-Staaten noch unter diesem Wert. Ökonomen berechnen,           Vermietermärkte zu Mietermärkten gemacht. In zahlreichen         nigt werden.                                                      wäre insbesondere deshalb sinnvoll, weil die Europäisierung
          dass sich vielerorts die Vorteilhaftigkeit des Immobilienerwerbs   Ballungszentren kommt es hingegen zu erheblichen Miet-                                                                             des Baurechts (aufgehen der DIN-Normen in EN-Normen) und
          gegenüber der Mietwohnung mit Beginn der Niedrigzinspha-           preissteigerungen. Dort können Neubauaktivitäten und Be-         4. Digitalen Wandel in der                                        des Dienstleistungsrechts (Dienstleistungsrichtlinie) ohnehin zu
          se weiter verbessert hat. Die Kaufnebenkosten, die nicht mit       standssanierungen nicht mit der zunehmenden Nachfrage            Wohnungswirtschaft vorantreiben                                   einer Harmonisierung des Planungsrechts in der Europäischen
          in die Immobilienfinanzierung einfließen, belasten jedoch den      mithalten. So hat sich gezeigt, dass die durch die Einführung                                                                      Union führen wird. Vorgreifend hierzu ist mindestens die bun-
          deutschen Immobilienmarkt besonders und halten Menschen            der Mietpreisbremse vollzogenen massiven Eingriffe in die Ei-    Neben der dringenden Notwendigkeit, die Möglichkeit zur Ein-      desweite Anwendung der Musterbauordnung als einheitliche
          vom Immobilienkauf ab. Die Grunderwerbsteuer stellt dabei          gentumsrechte der Immobilienbesitzer nicht der Problemlösung     reichung von Bauanträgen in digitaler Form zu schaffen, sehen     Bauordnung anzustreben.
          den größten Kostenfaktor der Erwerbsnebenkosten dar. In            dienen und stattdessen Investoren vom Wohnungsbau abge-          die Freien Demokraten im digitalen Wandel weitere enorme
          den Niederlanden fallen für den Kauf einer Wohnimmobilie von       halten werden. Gleichzeitig zeigt sich aber, dass nach wie vor   Chancen für die Bauwirtschaft. Durch intelligente digitale Sys-
          250.000 Euro in Summe 6.525 Euro an Kaufnebenkosten an,            der größte Teil von Mietwohnungen in Deutschland von priva-      teme wie etwa das Building Information Modeling (BIM) lassen      Christian Lindner MdL
          während in den Bundesländern mit einem Grunderwerbsteuer-          ten nicht-institutionellen Vermietern auf dem Wohnungsmarkt      sich Planungs-, Bau- und Lebenszykluskosten präzisieren. Es       Bundesvorsitzender der FDP,
          hebesatz von 6,5 Prozent dafür 28.987,50 Euro fällig werden.       angeboten wird und dass diese Gruppe an einer langfristigen      stellt damit ein weiteres nutzbares Instrument einer zukunfts-    Vorsitzender der FDP-Landtagsfraktion NRW
I M M O B I L I E N P O L I T I S C H E P E R S P E K T I V E N | STA DT E N T W I C K LU N G
S. 26 |
                                                                                                                       Dr. Eva Lohse

                                                                                                                                                               und Aushandlung vor Ort. So steht die Bauleitplanung vor der       konzepte haben sich vielfach als bewährtes Instrument zur
                                                                                                                                                               schwierigen Aufgabe, die unterschiedlichen und oft widerstrei-     Steuerung der Handelsentwicklung in den Städten erwiesen.
                                                                                                                                                               tenden Belange, die bei einer anstehenden Flächennutzung zu        Wirkungsvoll sind diese allerdings nur, wenn sie eindeutige Pri-
                                                                            Dr. Eva Lohse
                                                                                                                                                               berücksichtigen sind, abwägend zu würdigen. Welche Nutzung         oritätensetzungen beinhalten, in Kooperation mit den Beteilig-
                                                                            Ohne die gebaute Wirklichkeit sind                                                 an welchem Standort realisiert, ersetzt oder revitalisiert wird,   ten vor Ort erstellt, in regelmäßigen Abständen aktualisiert und
                                                                            wir heimatlos                                                                      lässt sich nur mit Blick auf die örtlichen Rahmenbedingungen       mit „langem Atem“ umgesetzt werden. Bei der Erstellung bzw.
                                                                                                                                                               unter enger Beteiligung der Akteure aushandeln. Auch das           Fortentwicklung solcher Konzepte sind auch Szenarien wie die
                                                                            Die Immobilienwirtschaft als starker
                                                                                                                                                               verträgliche Maß an baulicher Dichte, die städtebauliche Qua-      Rücknahme von Fehlentwicklungen der Vergangenheit oder die
                                                                            Partner der Stadtentwicklung
                                                                                                                                                               lität und Einfügung sowie der Anteil der Grün- und Freiflächen     Aufgabe von Handelsstandorten zu prüfen.
                                                                                                                                                               sind Parameter, die nicht pauschal vorgeschrieben werden
                                                                                                                                                               können. Das Baugesetzbuch und die Baunutzungsverordnung            Verantwortungsgemeinschaften

          E      ine V ielz ahl d er d eu t s chen S t äd te wächs t w ie d er und d a s B augewer b e in D eu t s chland b o omt . I m
                 J ahr 2 016 w urd en d em S t at is t is chen B und e s amt zu folge 2 3 3.873 G e b äud e genehmig t. D er vor läu-
          f ige baugewer bliche U ms at z b eläu f t sich au f c a . 71 M illiard en E uro. D a s sind w ir k lich b e eindr u ckend e
                                                                                                                                                               geben den Städten einen rechtssicheren Rahmen für diese
                                                                                                                                                               Aushandlungsprozesse, den es auch zukünftig zu erhalten gilt.
                                                                                                                                                               So erleichtert beispielsweise die Einführung der neuen Bauge-
                                                                                                                                                                                                                                  Um die Chancen des Wandels positiv für unsere Gesellschaft
                                                                                                                                                                                                                                  und unsere Städte zu nutzen, darf es keine Denkbarrieren ge-
          Z ahlen, die einem die W icht igkei t und B ed eu t ung d er I mmo bilienw ir t s chaf t vo r A ugen f ühren. D ie d eu t-                           bietskategorie „Urbane Gebiete“ die Umsetzung der Ziele der        ben. Alle Akteure sind daher aufgefordert, den kontinuierlichen
          s chen S t äd te br au chen die I mmo bilienw ir t s chaf t als s t ar ken Par t ner d er S t ad tent w ick lung. G leichzei t ig                    Leipzig Charta und trägt zu einer nachhaltigen Entwicklung bei.    Prozess des Wandels gemeinsam erfolgreich zu gestalten.
          müs sen die S t äd te d en S p agat z w is chen dr ängend en, v iel fach konk ur r ierend en A nford er ungen und                                                                                                       Verantwortungsgemeinschaften von Stadt, Handel und Eigen-
          unter s chiedlichen N u t zungsinteres sen meis ter n.                                                                                               Stadt und Handel(-immobilien)                                      tümern, wie z.B. ein kooperatives City- und Stadtmarketing
                                                                                                                                                                                                                                  sowie BIDs (Business Improvement Districts) oder ISGs (Inter-
                                                                                                                                                               Lebendige Innenstädte leben von einem florierenden Einzel-         essen- und Standortgemeinschaften), steigern die Attraktivität
                                                                                                                                                               handel und Gewerbe. Die Städte unterstützen die Entwicklung        von Innenstädten und stärken den Handel. Diese Instrumente
          Nutzungskonkurrenzen und Interessenkonflikte                                       tensiven (Vor-)Planung und kreativer Lösungen bei der Umset-      der Innenstädte sowie von Stadtteil- und Quartierszentren mit      können zudem Beiträge zur Aufwertung des baulichen Umfel-
                                                                                             zung. Leider liegen die politischen Zielsetzungen und die diese   einer Vielzahl unterschiedlicher Aktivitäten. Aber auch die Im-    des und der digitalen Infrastruktur – auch zur Wertsteigerung
          Unstrittig ist, dass für eine nachhaltige Stadtentwicklung eine                    vermeintlich flankierenden Fördermöglichkeiten noch allzu oft     mobilieneigentümer und -entwickler haben durch eine nach-          der einzelnen Immobilie – leisten.
          qualitative Innenentwicklung unverzichtbar ist. Hierzu gehört                      auseinander. Die bisherige Förderungspraxis unterstützt nur       haltige Entwicklung ihrer Immobilie wesentlichen Einfluss auf
          eine Nachverdichtung mit Augenmaß ebenso wie die Aufwer-                           vollumfängliche Sanierungen und Neubauten mit höchstem            die künftige Handelsstruktur. Im engen Zusammenspiel mit der       Zudem sollten On- und Offline miteinander vernetzt und die je-
          tung der Grün- und Freiräume. Es ist wichtig, dass öffentliche                     energetischem Standard.                                           Stadt sollten sie dieser Verantwortung gerecht werden sowie        weiligen Stärken genutzt werden. Die virtuelle Welt ist schnell,
          Bauleitplanung und private Eigentümer bei solchen Projekten                                                                                          ihren Beitrag zur erfolgreichen Bewältigung des strukturellen      einfach, informativ und kommunikativ. Die gebaute Wirklichkeit
          an einem Strang ziehen und auch die Interessen der Anlieger                        Zielführender wäre aber ein integrativer Ansatz mit ganzheitli-   Wandels leisten.                                                   unserer Städte ist hingegen alles andere als einfach, und Verän-
          berücksichtigt werden. Da die Flächen im Innenbereich be-                          chen Lösungen im Quartier unter Einbeziehung der Energiever-                                                                         derungen brauchen hier mehr Zeit als im bloß virtuellen Raum.
          schränkt sind und die Wohnraumschaffung aufgrund des star-                         sorgungsstrukturen. Nicht das einzelne Gebäude gilt es zu be-     Eine qualitätsvolle Planungs- und Baukultur leistet einen zen-     Dafür spricht diese gebaute Wirklichkeit alle unsere mensch-
          ken Zuzugs von Menschen in die Städte sich im Innenbereich                         trachten, sondern die energetische Gesamtbilanz im Quartier.      tralen Beitrag zu attraktiven, lebenswerten Städten und trägt      lichen Sinne an. Das kann manchmal auch anstrengend sein,
          nicht immer in der gewünschten Quantität und Qualität realisie-                    Eine integrative Stadtentwicklung erfordert somit auch eine       zur positiven Imagebildung in der Außen- und Binnenwirkung         aber ich bin nicht der Meinung, dass der Sinn des Lebens darin
          ren lässt, müssen wir in bestimmten Fällen auch wieder über                        integrative und ressortübergreifende Förderpolitik durch Bund     bei. Entsprechend gilt es, eine klare Haltung zu Zielsetzungen     besteht, sich nicht anzustrengen. Wir brauchen die gebaute
          die Inanspruchnahme von angrenzenden Außenbereichsflä-                             und Länder. Ein besonders gelungenes Beispiel ist das Konzept     und Qualitätsansprüchen vor Ort zu entwickeln und diese lang-      Wirklichkeit unserer Städte als Orte der Verdichtung und der un-
          chen zur Ergänzung vorhandener Siedlungsbereiche oder sogar                        von ICRuhr in Bottrop mit aufsuchender Beratung sowie tech-       fristig und gemeinsam zu verfolgen. Sowohl Stadt und Handel        mittelbaren – auch ungeplanten – Begegnung und Interaktion.
          für neue Quartiere nachdenken.                                                     nologieoffener Förderung.                                         als insbesondere auch die Immobilieneigentümer und -wirt-          Die virtuelle Welt kann unseren Horizont erweitern. Aber wir
                                                                                                                                                               schaft sollten die Aufwertung des baulichen Umfeldes und der       brauchen auch den Teil, der „real estate“ ist, denn ohne diese
          Eine klimagerechte Stadtentwicklung und kostengünstiges                            Als dritten und nicht minder wichtigen Punkt möchte ich die       digitalen Erfordernisse verstärkt in den Blick nehmen, um die      gebaute Wirklichkeit sind wir heimatlos. Ich bin deswegen sehr
          Bauen erscheinen ebenfalls als konträre Anforderungen. Trotz-                      Nutzungskonkurrenzen und Interessenkonflikte innerhalb der        Attraktivität des Standortes zu erhöhen.                           froh, dass wir in Deutschland eine florierende Immobilienwirt-
          dem müssen wir versuchen, beides miteinander zu verbinden                          Bevölkerung und der am Bau und der Nutzung beteiligten Ak-                                                                           schaft als starken Partner für die Stadtentwicklung haben.
          und dabei auch die Fragen der Baukultur nicht aus dem Blick                        teure ansprechen. Die Zielsetzungen der Leipzig Charta zeich-     Darüber hinaus sind die bestehenden bau- und planungsrecht-
          zu verlieren. Dass dies möglich ist, zeigt zwischenzeitlich eine                   nen das Bild einer urbanen, dichten, gemischten und sozialen      lichen Instrumente konsequent und konsistent anzuwenden.           Dr. Eva Lohse ist Oberbürgermeisterin von Ludwigshafen am
          Vielzahl „gebauter“ Beispiele. Dies bedarf allerdings einer in-                    Stadt. Diese bedürfen zu ihrer Konkretisierung einer Abwägung     Flächendeckende und standortübergreifende Einzelhandels-           Rhein und Präsidentin des Deutschen Städtetages.
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