Infodienst Krankenhäuser - ver.di - Gesundheit & Soziales
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Nr. 83 / Dezember 2018 Infodienst ISSN 1612-9180 Krankenhäuser
Liebe Kolleginnen & Kollegen! Vorwort Auch in dieser Ausgabe findet ihr wieder einen Schwerpunkt zu Entlastung und mehr Personal. Und zwar in Krankenhäusern und Psychiatrien sowie die Berichte über die Aktionstage zur PsychPVplus ab Seite 16 und das neue Volksbegehren im Bundesland Bremen und den Stand in Bayern. Zum einen die Verordnung über Pflegepersonal- untergrenzen (PpUGV), die nur für vier Bereiche und dann auch noch am Maßstab der 25% schlechtesten Level die Bedingungen festzurrt. Zum anderen die Tarifauseinandersetzungen mit Psychiatrisches Krankenhaus in Rickling Meilensteinen für Entlastung an den Unikliniken (Schleswig-Holstein): Wirklich alle Kolleg*innen aus den Essen, Düsseldorf, Homburg und – ab 1. Januar 2019 Akutbereichen haben unterschrieben! ist es eine Uniklinik – dem Klinikum Augsburg. Am Klinikum Region Hannover gab es zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe ein Verhandlungs- Weitere Themen wie immer über aktuelle Tarifaus- ergebnis mit der Geschäftsführung. Gegenwärtig einandersetzungen ab Seite 28 und eine ausführliche werden noch einige rechtliche Voraussetzungen für Stellungnahme zum Werden und Wirken des am die vollständige korrekte Umsetzung geklärt. Wir 21.9.2018 vom Bundestag beschlossenen neuen berichten in der nächsten Ausgabe darüber. Pflegeberufegesetzes. Als echtes Highlight zum Thema Entlastung dann Viel Vergnügen beim Lesen und ruhige Feiertage der Deutsche Betriebsrätepreis in Gold für den Be- sowie ein erfolgreiches und gesundes neues Jahr triebsrat der Helios-Klinik Salzgitter für das erfolg- 2019. reiche Vorgehen gegen von vornherein unterbesetzte Joachim Lüddecke Dienstpläne. Sowie den Sonderpreis »Gute Arbeit« für den Betriebsrat des Klinikverbundes Kempten/ Oberallgäu. Unseren herzlichen Glückwunsch an beide! https://mitgliedwerden.verdi.de https://klinikpersonal-entlasten.verdi.de Impressum ISSN 1612-9180 Der Infodienst Krankenhäuser ist eine Veröffentlichung Erscheinungsweise: jeweils im letzten Monat eines Quartals der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, (März, Juni, September, Dezember) ein Kooperationsprojekt aller 10 ver.di-Landesbezirke Redaktionsschluss: jeweils am 10. des Vormonats sowie des ver.di-Bundesvorstandes, Fachbereich 3, Ressort 9 (Februar, Mai, August, November) V.i.S.d.P. Joachim Lüddecke, ver.di-Landesbezirk Niedersachsen-Bremen, Goseriede 10, 30159 Hannover, LeserInnenbriefe bitte an: Joachim Lüddecke, Tel. 0511 / 12 400 - 250, Fax 12 400 - 154, infodienst.krankenhaeuser@verdi.de joachim.lueddecke@verdi.de Bei Anfragen per E-Mail bitte Absender nicht vergessen, Endredaktion: Joachim Lüddecke damit wir gleich die zuständigen Ansprechpersonen bei ver.di vermitteln können. Das Redaktionsteam behält sich vor, Zuschriften gekürzt zu veröffentlichen. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben Adress- und Verteileränderungen: nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion wieder. bitte an kerstin.germann@verdi.de Preis: nach dem Selbstkostendeckungsprinzip, Als PDF unter im ver.di-Mitgliedsbeitrag enthalten https://infodienst-krankenhaeuser.verdi.de Redaktionsschluss war am 16.11.2018 | Auflage: 13.800 Infodienst-Newsletter formlos bestellen und abbestellen bei Titelfoto: Deutscher Betriebsrätetag kerstin.germann@verdi.de Herstellung: freeStyle grafik + unidruck, Hannover 2 Infodienst Krankenhäuser Nr. 83 Dezember 2018
In diesem Heft Inhalt Kontakte Tarifpolitik Deutschland ver.di-Landesbezirke und Durchbruch: Schluss mit #unbezahlt Demonstration vor der EKD-Synode: Bundesverwaltung __________________4 in kommunalen und Unikliniken Erleuchtung erwünscht ________________41 (VKA und TdL)_______________________26 MAV-Fachtagung: Mehr von uns »Protest hat sich gelohnt« _____________42 ist besser für alle! Tarif- und Branchenpolitik: BAG: Kirchliche Einstellungspraxis _______43 Konzerne Pflegepersonaluntergrenzen: »Eine Ohrfeige für das Pflegepersonal« ____5 m&i-Fachklinik Bad Pyrmont (Nds.): Aus den Landesbezirken Silvester im Oktober ___________________7 Einigung erzielt ______________________28 Hessische Pflegekräfte »Ziel ist nur eine Minimalbesetzung« _____8 Paracelsus: Tarifverhandlungen mehrheitich gegen Pflegekammer _______43 haben begonnen_____________________29 Sonderauswertung DGB-Index Gute Arbeit: Arbeitsbedingungen in der Alten- und Helios-Konzerntarifvertrag: Tarifrunde 2019 _____________________30 Vor Ort Krankenpflege _______________________11 ver.di-Krankenhaustagung 2018: Fresenius Helios übernimmt privaten Universitätsmedizin Göttingen Klinik- Die Bedingungen stimmen nicht_________12 Klinikbetreiber in Kolumbien und service GmbH: Es reicht. Jetzt Streik! _____44 stärkt Präsenz in Lateinamerika _________30 Uniklinik Freiburg: Tarifabschluss GKV-Spitzenverband verbreitete falsche Zahlen _______________________14 Helios Nord: Tarifabschluss nach für die Servicebereiche ________________45 beinharter Auseinandersetzung _________31 Charité Physiotherapie- und Präventions- Volksbegehren für mehr Krankenhaus- personal in Bremen gestartet ___________15 Sana verkauft Ostholsteiner Kliniken zentrum GmbH (CPPZ): »Schluss mit an Ameos __________________________32 Zwei-Klassen-Gesellschaft« ____________45 102.137 Unterschriften in Bayern _______15 Sana-Konzerntarifvertrag + SRH-Kliniken: Theresienklinik Bad Krozingen: Aktionstage PsychPVplus: Weitere Vorteile für ver.di-Mitglieder _____46 Entgeltverbesserungen und Ost-West- »Gespräch wirkt mehr als manche Pille« __16 Angleichung der Arbeitszeit ____________33 Psychiatrien ohne Transparenz __________18 Median West: Literatur- und Internettipps Jetzt anmelden! Tarifblockade durchbrochen ____________34 Fachtagung Psychiatrie 2019 ___________19 Gestaltungskompetenzen Capio wird australisch ________________36 Herzlichen Glückwunsch nach Salzgitter im Pflegealltag stärken ________________47 Klatsche für Celenus __________________37 und ins Oberallgäu ___________________20 Kollegiale Beratung Unikliniken Essen und Düsseldorf: für Gesundheitsberufe ________________47 Meilenstein für Entlastung _____________21 Berufspolitik DGB-Index Gute Arbeit Report 2018: Uniklinik des Saarlandes: Ausbildungsreform der Pflegeberufe: Schwerpunkt Interaktionsarbeit (Arbeit mit »Zur Entlastung gezwungen« __________22 Ausbildungs- und Prüfungsverordnung Kundschaft, PatientInnen, Lernenden ...) __47 Klinikum Augsburg: Etappensieg für Ent- verabschiedet _______________________38 lastung – Mehr Personal durchgesetzt____25 Jahresinhaltsverzeichnis 2018 _____________________________48 un d ers on en , Be tri eb s- er Hin we is für all e ve r.d i-Vert rau en sp Ein wi ch tig au f Flu gb lät ter n, be ite rve rtr etu ng en , JAVis us w. , die Pe rso na lrä te, Mi tar äru ng ve rw en de n: itu ng en us w. ein e ve r.d i-B eit rit tse rkl Be tri eb sze n, die ihr Be itr itt ser klä run ge it Mi tte No ve mb er 20 18 gib t es ne ue Se en de n so llte t. au ssc hli eß lic h ve rw Mitglied snummer ng se rk lä ru ab werden e Mitglied B e it ri tt g sm it te il u n g Ich möcht 2 0 len de r Zu erk en ne n am Feh n 1 Ä n d e ru 0 Wohnort atum Geburtsd nk ver bin du ng . Land / PLZ at en r Ba sd BIC -Nu mm er be i de Ver tr ag weiblich männlich Vorname Telefon ht Titel Geschlec E-Mail mer n durch: Name Hausnum geworbe be i de ne n da s W ort Ich wurde rber*in All e alt en Fas sun ge n, Name We Straße Branche hr lt, dü rfe n NIC HT me mmer erwerbslo s Mitgliedsnu »Vert rag sda ten « feh ten igungsda Beamter* in Tätigkeit Beschäft ausgeübte te*r ige*r Angestell Selbständ da sie nic ht mi t de r € eise von der utzhinw n Arbeiter*i verdienst werden ver we nd et we rde n, Datensch nbezogenen Datenr europäischen en: chenstund er Brutto Anzahl Wo monatlich Teilzeit ktikant*in gsgruppe persone mäß de und dem Vollzeit Ihre r.di ge VO) ord nu ng ko mp ati be l Pra Besoldun / Referend ar*in pe o. schaft ve verordnung (DSG - haltsgrup Gewerk für die Be Da ten sch utz gru nd ver lontär*in kommen) Lohn- / Ge utzgrund t (BDSG) ende*r / Vo Arbeitsein aft Auszubild t*in (ohne alterstufe Datensch Datenschutzrech er Mitgliedsch Schüler*i n / Studen r Sonstiges - / Berufsjah re o. 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Hausnum at ungen anda t Straße un d https://d ver.di / zei ge Änder stschriftm erkschaft ZZZ0000010149 7 t zu SEPA-La tungsgew inen Beitrit weise zur 61 Dienstleis ionsnummer: DE tgeteilt. läre ich me schutzhin Vereinte kat mittels Las t- Hiermit erk die Daten r-Identifi separat mi m Konto titut an, die von 1) und nehme Gläubige atsreferenz wird ine PLZ / Ort ten an Die Mand n von me ditins is: meiner Da , Zahlunge ise ich mein Kre zulösen. Hinwe gs- tige ver.di we n ein tun Kenntnis. Ich ermächzuziehen. Zugleich enen Lastschrifte nd mit dem Belas schrift ein mein Konto gezog Wochen, beginnes verlangen. und Unter schrift 3 f t ge ver.di au alb von achbelasteten Betra Ort, Datum Infodienst Krankenhäuser Nr. 83 Dezember 2018 inn erh Ich kann Erstattung des des bitte nichtzutref fen streichen datum, die 1) IBAN 1 24.07.18 2-10-0618 Zeichen) IBAN (22 Deutsche rift
ver.di-Landesbezirksfachbereiche 3 Kontakte Nord Bahnhofsplatz 22-28, 28195 Bremen Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen Hüxstr. 1, 23552 Lübeck Fax 0421 / 3301 - 392 Karl-Liebknecht-Str. 30-32, 04107 Leipzig Fax 0451 / 8100 - 888 Ralf Krüger Tel. 0421 / 3301 - 330 Fax 0341 / 52901 - 630 Steffen Kühhirt Tel. 0451 / 8100 - 801 Diana Sternagel Tel. 0421 / 3301 - 331 Bernd Becker Tel. 0341 / 52901 - 230 Wolfgang Hooke Tel. 0451 / 8100 - 805 Thomas Mühlenberg Tel. 0341 / 52901 - 111 Christian Wölm Tel. 0451 / 8100 - 716 Hessen Manuela Schaar Tel. 0341 / 52901 - 235 Katrin Hirschlein Tel. 0451 / 8100 - 703 Wilhelm-Leuschner-Str. 69-77, 60329 Frankfurt/M. Viola Doktor-Wolf Tel. 0341 / 52901 - 232 Angelika Grabazius Tel. 0451 / 8100 - 714 Fax 069 / 2569 - 1329 Annett Steinbach Tel. 0371 / 69034 - 32 Vanessa Britt Tel. 0451 / 8100 - 709 Georg Schulze-Ziehaus Tel. 069 / 2569 - 1322 Cornelia Herwig Tel. 0341 / 52901 - 234 Stefan Röhrhoff Tel. 069 / 2569 - 1320 Ingrid Besser Tel. 0341 / 52901 - 233 Hamburg Jens Ahäuser Tel. 069 / 2569 - 1220 Besenbinderhof 60, 20097 Hamburg Saskia Jensch Tel. 069 / 2569 - 1323 Rheinland-Pfalz-Saarland Tel. 040 / 89 06 15 - 730, Fax 040 / 89 06 15 - 740 Petra Wegener Tel. 069 / 2569 - 1321 Münsterplatz 2-6, 55116 Mainz Hilke Stein Tel. Tel. 040 / 89 06 15 - 731 Carmen Staab-Sommer Tel. 069 / 2569 - 1201 Fax 06131 / 9726 - 288 Sigrid Ebel Tel. 040 / 89 06 15 - 733 Frank Hutmacher Tel. 06131 / 9726 - 130 Norbert Proske Tel. 040 / 89 06 15 - 734 Nordrhein-Westfalen Stephanie Unger-Maar Tel. 06131 / 9726 - 131 Sönke Rabisch Tel. 040 / 89 06 15 - 735 Karlstraße 123-127, 40210 Düsseldorf Mirko Gelfert Tel. 06131 / 9726 - 170 Dr. Arnold Rekittke Tel. 040 / 89 06 15 - 736 Fax 0211 / 61824 - 463 Michael Stock Tel. 040 / 89 06 15 - 737 Wolfgang Cremer Tel. 0211 / 61824 - 290 Bayern Karin Frey Tel. 040 / 89 06 15 - 738 Jan von Hagen Tel. 0211 / 61824 - 295 Schwanthalerstr. 64, 80336 München Anna Jürgens Tel. 040 / 89 06 15 - 739 Susanne Hille Tel. 0211 / 61824 - 292 Fax 089 / 59977 - 1039 Daniela Harms Tel. 040 / 89 06 15 - 741 Maria Tschaut Tel. 0211 / 61824 - 164 Robert Hinke Tel. 089 / 59977 - 1030 Dagmar Otto Tel. 040 / 89 06 15 - 742 Serdar Boztemur Tel. 0211 / 61824 - 297 Kathrin Weidenfelder Tel. 089 / 59977 - 1033 Desiree Schauerte Tel. 040 / 89 06 15 - 744 Martina Kordon Tel. 0211 / 61824 - 296 Nico Wickleder Tel. 0931 / 3 21 06 - 28 Natalie Preußer Tel. 0211 / 61824 - 184 Lorenz Ganterer Tel. 089 / 59977 - 1031 Niedersachsen-Bremen Antonia Seefried Tel. 089 / 59977 - 1035 Goseriede 10, 30159 Hannover Berlin-Brandenburg Michael Kreusen Tel. 089 / 59977 - 1036 Fax 0511 / 12 400 - 151 Köpenicker Str. 30, 10179 Berlin Joachim Lüddecke Tel. 0511 / 12 400 - 250 Fax 030 / 8866 - 5925 Baden-Württemberg Elke Nobel Tel. 0511 / 12 400 - 253 Meike Jäger Tel. 030 / 8866 - 5250 Theodor-Heuss-Str. 2 / tHeo.1, 70174 Stuttgart Annette Klausing Tel. 0511 / 12 400 - 256 Heike Modrow Tel. 030 / 8866 - 5251 Irene Gölz Tel. 0711 / 88788 - 0330 Aysun Tutkunkardes Tel. 0511 / 12 400 - 251 Heike Spies Tel. 030 / 8866 - 5260 Yvonne Baumann Tel. 0711 / 88788 - 0310 Jan-Erik Keilholz Tel. 0511 / 12 400 - 175 Ivo Garbe Tel. 030 / 8866 - 5261 Silke Hansen Tel. 0711 / 88788 - 0320 Silvia Ganza Tel. 0511 / 12 400 - 254 Ralf Franke Tel. 0355 / 4 78 58 15 Katrin Biro Tel. 0711 / 88788 - 0304 Christina Ölscher Tel. 0511 / 12 400 - 261 Manuela Käfer Tel. 0711 / 88788 - 0301 Cornelia Ullrich Tel. 0711 / 88788 - 0302 Sabrina Kubitschko Tel. 0711 / 88788 - 0303 Alle ver.dianerInnen sind unter vorname.nachname@verdi.de zu erreichen. ver.di-Bundesverwaltung BesucherInnenanschrift Telefon Fax ver.di-Bundesverwaltung, Paula-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin Berufspolitik FB 3 Postanschrift Melanie Wehrheim, Bereichsleiterin _____________ –1830 –3420 ver.di-Bundesverwaltung, Fachbereich 3 (bzw. 4), 10112 Berlin Diana Sgolik, Jugendarbeit im FB 3______________ –1049 –3420 Sandra Koziar, Mitarbeiterin ____________________ –1852 –3420 Telefon, Fax 030 / 6956 – Durchwahl Betriebs- und Branchenpolitik FB 3 Telefon Fax Niko Stumpfögger, Bereichsleiter ________________ –1808 –3430 Uwe Ostendorff, Konzernbetreuung _____________ –1849 –3430 Ressortleitung FB 3 / Cordula Kiank, Universitätskliniken ______________ –1840 –3430 Koordination / Kommunikation Gisela Neunhöffer, Psychiatrie, Sylvia Bühler, Bundesvorstandsmitglied, Servicebetriebe ____________________________ –1842 –3430 Bundesfachbereichsleiterin ___________________ –1800 –3250 Mario Gembus, Kirchen, Diakonie und Caritas _____ –1049 –3420 Doris Skirka, Mitarbeiterin _____________________ –1801 –3250 Sarah Bormann, Reha, Behindertenhilfe __________ –1843 –3430 Wolfgang Paul, Bereichsleitung Michael Dehmlow, Konzernbetreuung, Koordination, Planung, Controlling ____________ –1806 –3250 Sozial- und Erziehungsdienst _________________ –1841 –3430 Janine Dröse, Mitarbeiterin ____________________ –1807 –3250 Marion Leonhardt, Wohlfahrtsverbände, Beatrice Campe, Mitarbeiterin __________________ –1803 –3250 Rettungsdienste____________________________ –1871 –3430 Gesundheitspolitik Matthias Gruß, Altenpflege ____________________ –1832 –3430 Grit Genster, Bereichsleiterin ___________________ –1810 –3420 Kerstin Motz, Mitarbeiterin ____________________ –1813 –3430 Dietmar Erdmeier ____________________________ –1815 –3420 Sabrina Stein, Mitarbeiterin ____________________ –1872 –3430 Nelly Desfeux, Mitarbeiterin____________________ –1833 –3420 FB 4 (Sozialversicherung) Tarifpolitik FB 3 Bundesfachgruppe Rentenversicherung Heike von Gradolewski-Ballin, Rolf Behrens, Rehakliniken der Bereichsleiterin ____________________________ –1821 –3410 Deutschen Rentenversicherung _________________ –1950 –3456 Angelika Spautz _____________________________ –1831 –3410 Sven Bergelin _______________________________ –1870 –3410 Fachbereich 3 im Internet Axel Weinsberg ______________________________ –1823 –3410 https://gesundheit-soziales.verdi.de Katrin Wegener, Mitarbeiterin __________________ –1860 –3410 Nadine Garcon, Mitarbeiterin __________________ –1822 –3410 Bundesfachgruppe Rentenversicherung im Internet https://sozialversicherung.verdi.de/fachgruppen/rentenversicherung 4 Infodienst Krankenhäuser Nr. 83 Dezember 2018
Pflegepersonaluntergrenzen »Eine Ohrfeige für das Pflegepersonal« Mehr von uns ist besser für alle! Die neue Verordnung über Pflegepersonaluntergrenzen (PpUGV) Pflegefachkräfte, die für die tat- soll die Patientenversorgung eigentlich sicher er machen, sächliche Pflege der Patient/innen legt aber nur für die Ber eiche Intensivmedizin, Geriatrie, Unfall- am Bett zur Verfügung stehen. chirurgie und Kardiologie einen Minimalstandard fest. Zudem sieht die Verordnung soge- nannte Pflegehilfskraft-Quoten Nach dem Scheitern der Ver- Viertel der Kliniken zu erreichen. von bis zu 40 Prozent etwa in der handlungen zwischen der Deut- »Mit solchen Untergrenzen gibt es Nachtschicht der Geriatrie vor. schen Krankenhausgesellschaft weder gute Versorgung für die Was bedeutet, dass nahezu die (DKG) und dem Spitzenverband Patientinnen und Patienten noch Hälfte des Pflegepersonals in den der Gesetzlichen Krankenversiche- nachhaltige Entlastung für die Be- Nachtschichten Hilfskräfte sind. rung (GKV-SV) zur Festlegung von schäftigten«, sagt ver.di-Bundes- »Angeklagt gehören für mich »Personaluntergrenzen für pflege- vorstandsmitglied Sylvia Bühler. ganz klar die Gesundheitsminister sensitive Bereiche zur Vermeidung Die Regierung dürfe keine Pflege- der letzten fünfzehn Jahre, die unerwünschter Ereignisse« hat personaluntergrenzen präsentie- das Motto ›Profit statt Mensch‹ Bundesgesundheitsminister Jens ren, die sich an der bestehenden begünstigt haben«, sagt Tim Spahn (CDU) nun die Verordnung Unterbesetzung orientieren. Auf Schmitt. Denn werden die Mini- über Pflegepersonaluntergrenzen diese Weise werde der Pflege- malbesetzungen nicht vollständig (PpUGV) erlassen. notstand legitimiert. durch Pflegefachkräfte abgedeckt, Ab 2019 gelten Untergrenzen Dass es im Zuge der neuen Ver- steigen die Risiken in der Patien- für die Personalausstattung in ordnung zu Verschlechterungen tenversorgung. lediglich vier Bereichen. Gegen- der Personalausstattung kommen über dem Referentenentwurf könnte, befürchtet Tim Schmitt*, »Schallende Ohrfeige« wurden die Vorgaben sogar noch Physiotherapeut in einem großen »Diese Untergrenzen empfinde einmal verschlechtert – unter an- Klinikum: »Unsere Geschäftsfüh- ich als bodenlose Frechheit. Wer derem ausgerechnet für die Inten- rung hat nach eigenen Angaben schon einmal nachts zwanzig sivstationen, bei denen es tag- Spahns Vorgaben mal überschla- Patienten allein versorgt hat, kann täglich um Leben und Tod geht. gen und dem Betriebsrat mitge- die Verordnung nur als schallende GKV-SV und DKG sollen den teilt, dass sie etwa 100 Köpfe von Ohrfeige für das Pflegepersonal Auftrag vom Gesetzgeber erhal- derzeit 520 Pflegefachkräften an verstehen«, sagt Jan Frost*, Kran- ten, Untergrenzen für die Neurolo- unserer Klinik abbauen könnte.« kenpfleger an einem Universitäts- gie, die Herzchirurgie und weitere Grundlage solcher Rechenspiele: klinikum. Bereiche ab 2020 festzulegen. Die neue Verordnung über Pflege- Die Einhaltung der ohnehin Zudem sind die Personalunter- personaluntergrenzen bleibt schon minimal geplanten Personal- grenzen willkürlich gesetzt. Und undurchsichtig, wenn es um die untergrenzen müssen die Kranken- zwar bei 25 Prozent der genann- Frage geht, ob Stationsleitungen häuser zudem nur anhand monat- ten Bereiche mit der schlechtesten in die Minimalbesetzungen ein- licher Durchschnittswerte sicher- Personalausstattung. Im Klartext gerechnet sind. Denn sie sind zwar stellen. »Keiner Patientin, keinem heißt das: Nur das Viertel der examinierte Pflegefachkräfte, Patienten nützt es, wenn ein Kran- Krankenhäuser mit der schlechtes- übernehmen im Arbeitsalltag aber kenhaus die Vorgaben im Schnitt ten Personalausstattung muss auf- vor allem organisatorische und erfüllt, zum Zeitpunkt der eigenen stocken. Und zwar genau so viel kaum pflegerische Tätigkeiten. Behandlung aber unterbesetzt Personal, um das Niveau an der Werden sie auf die Untergrenzen ist«, sagt Grit Genster, Leiterin des Grenze zum zweitschlechtesten angerechnet, sinkt die Zahl der Bereichs Gesundheitspolitik in der ver.di-Bundesverwaltung. Personal- vorgaben müssten daher unbedingt Tagschicht Nachtschicht schichtbezogen sein, also täglich Intensivmedizin 2,5:1, ab 2021 2:1 3,5:1, ab 2021 3:1 eingehalten werden. Geriatrie 10:1 20:1 Unfallchirurgie 10:1 20:1 Kardiologie 12:1 24:1 * Namen geändert Infodienst Krankenhäuser Nr. 83 Dezember 2018 5
Mehr von uns ist besser für alle! »Unsere Geschäftsführung hat Lücke gestopft, rer Stelle ein noch größeres Loch keine Angst mehr vor den Pflege- größeres Loch gerissen in die Personaldecke gerissen. personaluntergrenzen«, sagt Personalvorgaben für lediglich Innerbetriebliche Konflikte werden Rainer Köplin*, Arzt bei einem vier Bereiche der Krankenhäuser die Folge sein. bundesweit agierenden Klinik- programmieren solche Verschiebe- Patientensicherheit und eine konzern. Die Geschäftsführung bahnhöfe. Durch Verlegungen von Entlastung des Pflegepersonals wolle konzernweit überprüfen, ob Patienten, Umbenennen oder Zu- sollten die obersten Ziele der Intensivpatient/innen nicht viel- sammenlegen von Stationen oder aktuellen Gesundheitspolitik sein. fach auch als IntermediateCare- Verlagerung von Aufgaben können Mit der verschriebenen Mogel- Patient/innen behandelt werden die Vorgaben ganz einfach um- packung der Pflegepersonalunter- können. Die IntermediateCare- gangen werden. grenzen-Verordnung wird das Stationen bilden das Bindeglied Zwar hat der Gesetzgeber mit nicht erreicht. Dafür braucht es zwischen Normalstationen und auf den Weg gegeben, bei der bedarfsorientierte Pflegepersonal- Intensivmedizin. Und: Hier gelten Vereinbarung über Untergrenzen vorgaben für alle bettenführenden auch ab Januar 2019 keine Perso- Personalverlagerungen zu vermei- Stationen der Krankenhäuser und naluntergrenzen. »Das wird dann den. Doch es gibt kein Verbot, ein pflegewissenschaftlich fundier- auf dem Papier einfach passend Pflegepersonal aus anderen Kran- tes Personalbemessungsinstru- gemacht. Auf diese Weise werden kenhausbereichen abzuziehen, um ment, das sich an der bewährten Betten auf der Intensivstation ein- die Personaluntergrenzen der Ver- Pflegepersonal-Regelung (PPR) gespart, um entsprechend weniger ordnung für die vier vorgegebenen orientiert. Pflegepersonal in einer Schicht Bereiche einzuhalten. So wird die Maren Skambraks vorhalten zu müssen«, befürchtet eine Lücke gestopft und an ande- der Arzt. Mehr Infos unter https://mogelpackung-verhindern.verdi.de https://soll-ist-voll.verdi.de https://klinikpersonal-entlasten.verdi.de https://gesundheitspolitik.verdi.de Das schrieb die Deutsche Krankenhausgesellschaft 12. September 2018: DKG-Stellungnahme zum Referentenentwurf einer Verordnung zur Festlegung von Pflegepersonaluntergrenzen in pflegesensitiven Krankenhausbereichen für das Jahr 2019 (Pflegepersonaluntergrenzen-Verordnung – PpUGV). https://tinyurl.com/DKG-PpUGV 31. August 2018: DKG-Stellungnahme zum Gesetzentwurf der Bundesregierung für ein Gesetz zur Stärkung des Pflegepersonals (Pflegepersonal-Stärkungs-Gesetz – PpSG). https://tinyurl.com/DKG-PpSG Das schrieb der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung 31. August 2018: GKV-SV-Stellungnahme zum Gesetzentwurf der Bundesregierung für ein Gesetz zur Stärkung des Pflegepersonals (Pflegepersonal-Stärkungs-Gesetz – PpSG). https://tinyurl.com/GKV-PpSG Die PpUGV und weitere Infos findet ihr unter https://tinyurl.com/GKV-PpUGV 6 Infodienst Krankenhäuser Nr. 83 Dezember 2018
Silvester im Oktober Mehr von uns ist besser für alle! Für die Beschäftigten in Krankenhäuser n fiel Silvester dieses Jahr Nicht genug Fachkräfte? schon auf den 22. Oktober. Dann wäre das vorhandene Personal Dann rollt den roten Teppich für 2018 nämlich aufgebraucht, wenn die Schichten so besetzt wür- aus, Arbeitgeber! Die Arbeitgeber den, wie es für eine sicher e Patientenversorgung notwendig ist. tragen die Verantwortung, dafür zu sorgen, dass ihre Beschäftigten Das hat ver.di bei einer Befra- »Wir haben verstanden«? durch die Arbeit nicht krank wer- gung festgestellt, an der sich Na dann los, Politik! Bundes- den. Das geht nur mit mehr Per- bundesweit rund 600 Stations- gesundheitsminister Jens Spahn sonal oder weniger Arbeit. Wenn teams beteiligt haben. (CDU) sagt immer wieder, er habe Kliniken Schwierigkeiten haben, Zwischen dem 23. Oktober und verstanden, dass sich in der Pflege genügend Fachkräfte zu finden, dem 31. Dezember bricht die Ver- etwas ändern muss. Doch die von sollten sie nicht jammern, sondern sorgung in den Krankenhäusern der Bundesregierung vorgelegten handeln: Arbeits- und Ausbil- nur deshalb nicht zusammen, weil Gesetzentwürfe reichen bei Wei- dungsbedingungen verbessern, Pflegekräfte über ihre Grenzen ten nicht, um eine sichere Versor- verlässliche Arbeitszeiten und gehen und dabei ihrer Gesundheit gung zu gewährleisten und die Flexibilität für Beschäftigte mit ruinieren. Auf diesen Skandal Gesundheit der Beschäftigten zu Kindern oder pflegebedürftigen haben die Beschäftigten mit bun- schützen. Verbindliche Personal- Angehörigen. desweiten Aktionen hingewiesen. vorgaben für alle Bereiche, die Die Arbeitgeber haben lange sich am tatsächlichen Pflegebedarf genug auf Kosten des Personals orientieren, müssen ins Gesetz – und der Patientenversorgung ge- jetzt! spart. Schluss damit! tob er 2018 22. Ok L ist VOLL Das SOL e ekräft eitszeit der Pfleg raucht Sollarb ufgeb für 2018 a sonal h mehr P er en verlässlic onalvorgaben Wir brauch te Pe rs rfsorientier durch beda Sehr geehrte/r __________________________________ Bitte V.i.S.d.P.: Irene Gölz, ver.di Baden-Württemberg, FB 3, Theodor-Heuss-Str. 2, tHeo 1, 70174 Stuttgart. Wir Klinikbeschäftigten müssen dieses Jahr bereits am 22. Oktober unseren Jahres- als Postkarte abschluss »feiern«. frankieren. Danke Die Sollarbeitszeit des Pflegepersonals ist aufgebraucht, das haben wir mit der ver.di-Aktion »Das Soll ist voll!« im Sommer 2018 festgestellt. Konkret bedeutet Herstellung: freeStyle grafik Hannover + Eigendruck das: Der Betrieb der Krankenhäuser ist vom 22. Oktober bis zum Jahresende nur möglich, weil wir – die Beschäftigten – bereit sind, über unsere Grenzen zu arbeiten oder Abstriche bei Qualität und Sicherheit zu machen. Das gefährdet Patientinnen und Patienten und uns! Die jetzt vorgelegten Gesetzentwürfe reichen nicht aus, eine sichere Versorgung zu gewährleisten und unsere Gesundheit zu schützen. Es müssen verbindliche und am tatsächlichen Pflegebedarf orientierte Personalvorgaben für alle Bereiche festgelegt _____________________________ werden. Wir bitten Sie, setzen Sie sich für uns und eine bedarfsorientierte Patienten- _____________________________ versorgung ein, damit die prekäre Situation in den Krankenhäusern beendet wird. Denn wir möchten gesund und sicher gemeinsam mit unseren Patienten das neue Jahr erleben. _____________________________ Krankenhaus _____________________________________________________________ _____________________________ Unterschriften Infodienst Krankenhäuser Nr. 83 Dezember 2018 7
»Ziel ist nur eine Minimalbesetzung« Mehr von uns ist besser für alle! Professor Michael Simon lehrte bis Anfang 2016 an der Hoch- ¿? Bundesgesundheitsminister schule Hannover zu den Arbeitsschwerpunkten Gesundheits- Jens Spahn (CDU) hat – auch auf system und Gesundheitspolitik. Der Pflegeexperte hat im Auftrag Druck der anhaltenden ver.di- der Hans-Böckler-Stiftung eine Analyse der geplanten Kranken- Proteste – eine Reihe von Reformen hausreformen vorgelegt. Dazu im Folgenden ein Gespräch mit angestoßen. Da ist zum einen die Daniel Behruzi. Verordnung über Pflegepersonal- untergrenzen in vier Bereichen der ¿? Sie haben errechnet, dass in Krankenkassen – die diesen schon Krankenhäuser. Wie schätzen Sie den Krankenhäusern schätzungs- aus Eigeninteresse sicher nicht zu diese ein? weise 108.000 Vollzeitstellen für hoch geschätzt haben – berech- Sie sind auf jeden Fall unzurei- Pflegekräfte fehlen. Wie kommen neten seinerzeit einen Mehrbedarf chend. Die damalige Große Sie auf diese Zahl? an Pflegepersonal von über Koalition hat der Selbstverwaltung Schon Ende der 1980er Jahre 20 Prozent. 2017 den Auftrag erteilt, Personal- wurde über einen »Pflegenot- Diese Soll-Besetzung habe ich untergrenzen für sogenannte stand« im Krankenhaus diskutiert. zum Ausgangspunkt genommen pflegesensitive Bereichen zu ent- Die damalige Bundesregierung und die erhebliche Leistungs- wickeln – ein unklar Begriff, der reagierte darauf mit zwei Verord- ausweitung seither eingerechnet, nicht wirklich gefüllt werden kann. nungen: Die Psychiatrie-Personal- denn Zahl und Schwere der Fälle Der Spitzenverband der Gesetz- verordnung (Psych-PV) für psychia- haben massiv zugenommen. Auf lichen Krankenkassen (GKV-SV) trische und die Pflege-Personal- dieser Grundlage komme ich zum und die Deutsche Krankenhaus- regelung (PPR) für somatische Sta- Ergebnis, dass mehr als 100.000 gesellschaft (DKG) haben sich zwar tionen. Auf Grundlage der 1993 in – wenn man eine Leistungsauswei- weitgehend geeinigt, kamen aber Kraft getretenen PPR mussten alle tung von 20 Prozent annimmt am Ende doch nicht zu einem Er- Krankenhäuser ihren Personal- sogar 140.000 – Pflegekräfte in gebnis. ver.di, Patientenvertretun- bedarf ermitteln und an die Kran- den Krankenhäusern fehlen. gen, Sozialverbände und andere kenversicherungen melden. Die Organisationen hatten den Ver- Uniklinik Freiburg R E N AT E S T I E B I T Z »Katerfrühstück« im Klinikum Bremerhaven KRH Klinikum Agnes Karll, Laatzen »Pflegesilvester« in Berlin 8 Infodienst Krankenhäuser Nr. 83 Dezember 2018
Mehr von uns ist besser für alle! ten. Das ist definitiv falsch. Denn kenhausträger sind eigentlich sowohl in der Begründung des grundsätzlich gegen Vorgaben, die Verordnungstextes als auch in wei- ihr Direktionsrecht einschränken. teren Dokumenten des Ministeri- Sie akzeptieren solche Vorgaben ums steht explizit, dass das Ziel nur, wenn sie vollständig refinan- nicht eine bedarfsgerechte Versor- ziert werden. Und die Kranken- handlungsstand von GKV-SV und gung ist, sondern eine Minimal- kassen haben klar gesagt, dass sie DKG in einer gemeinsamen Stel- besetzung. Es soll lediglich auf bei hohen Standards fürchten, die lungnahme klar abgelehnt. dem Niveau der am schlechtesten Kosten dafür tragen zu müssen. Dennoch hat das Bundesgesund- besetzten Krankenhäusern eine Beide haben also kein Interesse heitsministerium diese in eine untere Grenze gezogen werden. an bedarfsgerechten Personal- Verordnung überführt, die Pflege- vorgaben. personaluntergrenzen in nur vier ¿? Trotz ihres Scheiterns sollen Bereichen vorsieht. Das ist viel zu Kliniken und Krankenkassen ¿? Welche Alternative gibt es zu wenig, denn es gibt in sämtlichen die Untergrenzen nun weiterent- Beauftragung der Selbstverwal- Bereichen Probleme. Zudem ist wickeln und weitere Vorgaben für tung? die Relation von Pflegekräften zu die Herzchirurgie und die Neurolo- Im Gemeinsamen Bundesaus- Patient/innen zu niedrig angesetzt gie festlegen. Wie beurteilen Sie schuss (G-BA) – der aktuell neue – mit Ausnahme der Intensivstatio- die Rolle der Selbstverwaltung in Personalvorgaben in der Psychia- nen, wo die Vorgaben aber kurz dieser Frage? trie entwickeln soll – ist dieses vor Veröffentlichung nochmal ab- Ich habe schon in meiner Stel- Thema ebenso schlecht aufge- geschwächt wurden. lungnahme zum Gesetz von 2017 hoben. Denn hier sitzen dieselben klargestellt, dass ich es für den Akteure mit den dargestellten ¿? Hat die Verordnung das Ziel, falschen Weg halte, die Spitzen- Eigeninteressen. Stattdessen sollte zumindest in den betreffenden Be- verbände der Selbstverwaltung die Regierung den Weg gehen, der reichen für gute Pflege zu sorgen? damit zu beauftragen. Das hat Anfang der 1990er Jahre bei der Nein, ausdrücklich nicht. Jens sich bei den Beratungen bestätigt, Pflegpersonal-Regelung (PPR) be- Spahn behauptet auf der Internet- an deren großer Runde ich als Teil schritten wurde: Damals wurden seite seines Ministeriums, die der Delegation der Patienten- Expertenkommissionen eingerich- Untergrenzen dienten dazu, eine vertretungen teilnehmen konnte. tet – eine für die Psychiatrie und gute Pflege und ausreichende Per- Kliniken und Krankenkassen hat- jeweils eine für Kranken- und sonalausstattung zu gewährleis- ten sich schon nach wenigen Kinderkrankenpflege. Wochen darauf geeinigt, dass es Diese Kommissionen bestanden Vorgaben wenn überhaupt nur auf aus unabhängigen Expertinnen ganz niedrigem Niveau geben und Experten. Die Kassen waren sollte. Grund sind die wirtschaft- darin vertreten, hatten aber lichen Interessen beider Seiten, die keine Mehrheit. Die Ergebnisse sich an diesem Punkt treffen – dieser Expertenkommissionen auch wenn das auf den ersten wurden von der Praxis sehr gut Blick paradox erscheint. Die Kran- aufgenommen. Michael Simon: Von der Unterbesetzung in der Krankenhauspflege zur bedarfsgerechten Personalausstattung (146 Seiten), Working Paper der Forschungsförderung der Hans-Böckler-Stiftung Nr. 96, Oktober 2018 https://www.boeckler.de/pdf/p_fofoe_WP_096_2018.pdf https://www.boeckler.de/64509.htm?produkt=HBS-006992 https://www.boeckler.de/116606_116620.htm Infodienst Krankenhäuser Nr. 83 Dezember 2018 9
Mehr von uns ist besser für alle! Immer noch genießt die Psych-PV vom DRG-System sein soll. Diesen ¿? Was muss passieren, damit ein hohes Ansehen. Und auch die PPR Verdacht könnte die Bundesregie- solches System entwickelt wird wird in vielen Kliniken noch ge- rung ausräumen, indem sie die und wie lange würde das dauern? nutzt, obwohl sie 1996 auf Betrei- Pflegekosten anhand der Belegungs- Die Bundesregierung sollte die ben der Krankenversicherungen tage auszahlt. Das wäre ein klarer Reaktivierung der Pflegepersonal- als Vorgabe abgeschafft wurde. und leicht handhabbarer Weg. Regelung in den aktuellen Gesetz- Da die Regierung das nicht tut, entwurf aufnehmen. Die PPR muss ¿? Weitreichender als die Verord- vermute ich, dass sie in ein paar allerdings modernisiert werden – nung über Pflegepersonalunter- Jahren Pflegepauschalen einführen sie ist ja über 25 Jahre alt. Dies grenzen ist das Pflegepersonal- will. sollte, wie bei der Entwicklung der Stärkungsgesetz, über das derzeit Die Fallpauschalen im DRG-Sys- PPR und der Psych-PV, Aufgabe im Bundestag beraten wird. Wie tem werden aber auf Grundlage einer unabhängigen Experten- beurteilen Sie dessen Inhalte? der Ist-Kosten kalkuliert, was auch kommission sein. Die Entwicklung Bezogen auf den Krankenhaus- für Pflegepauschalen gelten eines modernen Instruments zur bereich sehe ich diesen Entwurf würde. Es kann daher nichts ande- Personalbemessung würde wo- differenzierter als die Verordnung res herauskommen, als eine Fort- möglich zwei, drei Jahre dauern. zu Untergrenzen. Es gibt darin schreibung der personellen Unter- positive, aber auch sehr kritik- besetzung im Pflegedienst. Der ¿? Die Beschäftigten der Kran- würdige Passagen. Gut ist unter Pflegebedarf der Patientinnen und kenhäuser sagen, dass sich jetzt anderem, dass die Pflegepersonal- Patienten spielt bei der Berech- etwas ändern muss. Was muss bis kosten aus dem System der Fall- nung der DRGs überhaupt keine zur Entwicklung eines Instruments pauschalen (Diagnosis Related Rolle. Stattdessen brauchen wir zur Personalbemessung gesche- Groups, DRG) ausgegliedert und ein System, das sich am tatsäch- hen? gesondert finanziert werden sol- lichen Pflegebedarf der Patient/ Das stimmt. Jetzt müssen die len. Die Finanzierung soll auf innen orientiert und eine bedarfs- angesprochenen Verbesserungen, Grundlage der »krankenhausindi- gerechte Personalbesetzung finan- die auch im Pflegestärkungsgesetz viduellen« Personalkosten erfolgen ziert. enthalten sind, greifen. Wenn das – also eine Art Selbstkostenerstat- Gesetz so wie geplant verabschie- tung. Kritisch ist allerdings, dass ¿? Sie haben ein Modell vorge- det wird, bekommen die Kranken- ein neues Vergütungssystem für schlagen, wie der tatsächliche Per- häuser ab dem 1. Januar 2019 die Pflege geschaffen werden soll, sonalbedarf in der Krankenhaus- alle zusätzlichen Stellen und Tarif- das sehr eng an das DRG-System pflege realistisch ermittelt werden steigerungen in der Pflege refinan- angelehnt ist. Es kann mit gerin- könnte. ziert. Sie haben also die finanziel- gem Aufwand in ein System von Ich plädiere dafür, die Pflege- len Spielräume für sofortige bundesweit einheitlichen Pflege- personal-Regelung zu nutzen und Verbesserungen. Das muss auf pauschalen umgewandelt werden. weiterzuentwickeln. Stark verein- betrieblicher Ebene aber auch um- facht könnte man es so darstellen: gesetzt werden. ¿? Das heißt, es ist nicht sicher, Alle Krankenhäuser werden ver- Hier sind die Betriebs- und Per- ob die Pflegekosten dem System pflichtet, in einem einheitlichen sonalräte sowie Mitarbeitervertre- der Fallpauschalen tatsächlich Verfahren den individuellen Pflege- tungen gefordert, auf Entlastung dauerhaft entzogen werden? bedarf zu ermitteln und das dafür und mehr Personal zu pochen. Richtig. Die Regierungskoalition notwendige Personal vorzuhalten. Die Voraussetzungen dafür sind selbst hat einen Änderungsantrag So könnte eine bedarfsgerechte günstig. eingebracht, der ausdrücklich klar- Personalbesetzung gewährleistet stellt: Die Vergütung der Pflege- werden. kosten soll Teil des pauschalierten Entgeltsystems bleiben. Es gibt also deutliche Hinweise darauf, dass dies keine dauerhafte Abkehr 10 Infodienst Krankenhäuser Nr. 83 Dezember 2018
Mehr von uns ist besser für alle! Arbeitsbedingungen in der Alten- und Krankenpflege Eine Sonderauswertung des DGB-Index Gute Arbeit, die auf einer Zum DGB-Index repräsentativen Befragung von knapp 1.900 Beschäftigten in Gesund- Gute Arbeit heits- und Pflegeberufen von 2012 bis 2017 basiert, zeigt eindrücklich, Report 2018 dass dringender Handlungsbedarf besteht. siehe Seite 47 Professionell Pflegende wollen gute Arbeit leisten und für die Sicher- in diesem Info- heit der Patient*innen und Bewohner*innen sorgen. Und gleichzeitig dienst wissen die Beschäftigten, dass sie das unter den gegebenen Umständen immer weniger einlösen können. https://tinyurl.com/GuteArbeitPflege2017 Hoher Einsatz, wenig Anerkennung Dass sie selbst Dass sie nicht Bei der Arbeit oft Dass sie ihr Arbeits- Regelmäßig einen wichtigen leistungsgerecht gehetzt fühlen sich ... pensum nur mit Schichtdienst Beitrag für die entlohnt werden, Abstrichen bei der leisten ... Gesellschaft leisten, sagen ... Qualität bewältigen sagen ... können, sagen ... Pflegekräfte 94 % 73 % 76 % 46 % 64 % alle 67 % 48 % 55 % 22 % 16 % Beschäftigte Quelle: Sonderauswertung DGB-Index Gute Arbeit 2018 Grafik zum Download: bit.do/impuls1303 Böckler Impuls, Ausgabe 15/2018 https://www.boeckler.de/116466_116476.htm Jena, 22. September 2018 Infodienst Krankenhäuser Nr. 83 Dezember 2018 11
ver.di-Krankenhaustagung 2018: Die Bedingungen stimmen nicht Mehr von uns ist besser für alle! Hohe Arbeitsbelastung treibt Klinikbeschäftigte aus dem Beruf Für die in Berlin versammelten oder in Teilzeitarbeit. Managementvertreter haben Betriebs- und Personalräte sowie bei der ver.di-Krankenhaustagung nur wenig anzubieten. Mitarbeitervertreter/innen aus Krankenhäusern des ganzen »Fachkräfte – hin und weg!?« Was möglich ist, wenn Arbeit- Bundesgebiets klang vieles davon Unter diesem Motto diskutierten geber bereit und in der Lage sind, wie aus einer anderen Welt. »Das die 270 Teilnehmer/innen der in die Fachkräftesicherung zu wäre im Krankenhaus nicht um- ver.di-Krankenhaustagung am investieren, machte ein Beitrag setzbar«, meinte der Betriebsrats- 9. November 2018 in Berlin über von Jorge Ferreira, Betriebsrat vorsitzende eines kommunalen eine Zukunftsfrage des Gesund- beim Pharmaunternehmen Merck Krankenhauses. »Das hat auch heitswesens: Wie kann es gelin- deutlich. Er berichtete davon, dass damit zu tun, dass die Pharma- gen, den wachsenden Fachkräfte- Schichtarbeiter in der Darmstädter industrie einen Haufen Geld ver- bedarf in der Pflege und anderen Firma hohe Zuschläge und zusätz- dient, der anderswo gebraucht Gesundheitsberufen zu decken? liche Urlaubstage als Belastungs- würde.« Die Referent/innen gaben darauf ausgleich erhalten. Ältere Beschäf- Ein anderer Kollege aus dem ganz unterschiedliche Antworten: tigte arbeiten kürzer, insbesondere Klinikum Hanau betonte den Zu- Während Vertreter/innen aus dem bei belastenden Tätigkeiten. sammenhang zum hohen gewerk- Krankenhausmanagement über Schichtarbeiter/innen haben schaftlichen Organisationsgrad in optimierte Abläufe, Analysen und zudem Anspruch auf Gesundheits- der Industrie: »In der Chemie sind Gesundheitsprogramme sprachen, förderung, zusätzlichen Erholungs- 70 bis 90 Prozent der Facharbeiter kritisierten Beschäftigte grund- urlaub und viele weitere Maß- organisiert. Wir müssen unseren legend die unzureichende Personal- nahmen, mit denen Fachkräfte an Leuten im Krankenhaus klar- besetzung und die schlechten den Betrieb gebunden werden machen: Wenn sie das auch tun, Arbeitsbedingungen, die Pflege- sollen. können wir so etwas auch durch- kräfte aus dem Beruf treiben. setzen.« (9) SHIFT/STUDIO FÜR VER.DI Weitere Infos zur Fachtagung, Fotos und Download einzelner Vorträge unter den Kurzlinks https://tinyurl.com/verdi-KH-FT-1 https://tinyurl.com/verdi-KH-FT-2 https://tinyurl.com/verdi-KH-FT-3 Aktuelle gesundheitspolitische Infos immer unter https://gesundheitspolitik.verdi.de/ 12 Infodienst Krankenhäuser Nr. 83 Dezember 2018
Mehr von uns ist besser für alle! Infodienst Krankenhäuser Nr. 83 Dezember 2018 13
GKV-Spitzenverband verbreitete falsche Zahlen Mehr von uns ist besser für alle! Auch wenn der GKV-Spitzenverband inzwischen eingeräumt hat, bei die Pflegekräfte in Krankenhäusern erfasst der von ihm genannten Zahl von 12 Klinik-Pflegekräften pro 1.000 Ein- sind. wohnerInnen handele es sich um einen »peinlichen Fehler«, möchte Bei der Zahl von 12 Pflegekräften der Infodienst dazu beitragen, dass sich diese falsche Zahl nicht weiter handelt es sich zudem um die Zahl der Beschäftigten (Kopfzahl) und nicht um verbreitet. Deshalb findet ihr im Folgenden die Erläuterungen von die Zahl der Vollkräfte. Aufgrund der in Prof. Michael Simon. Deutschland sehr hohen Teilzeitquote liegt die Beschäftigtenzahl deutlich über der Von Seiten des GKV-Spitzenverbandes scher Krankenhäuser insgesamt ca. Zahl der Vollzeitäquivalente. Maßgeblich wurde in neuerer Zeit mehrfach behauptet, 328.000 Vollkräfte (Vollzeitäquivalente/ für die gesundheitspolitische Diskussion ist in Deutschland gebe es 12 Klinik-Pflege- VZÄ) beschäftigt (Fachserie 12 Reihe aus gutem Grund die Zahl der Vollkräfte, kräfte pro 1.000 Einwohner. Damit liege 6.1.1: Grunddaten der Krankenhäuser). nicht die der Beschäftigten. Deutschland über dem europäischen – Teilt man die Zahl der Vollkräfte im Daten zum internationalen Vergleich der Durchschnitt und die Personalbesetzung Pflegedienst (ca. 328.000) durch die Zahl Zahl der Krankenhauspflegekräfte (VZÄ) sei folglich im internationalen Vergleich der Einwohner (ca. 82,8 Mio.), so ergibt pro 1.000 Einwohner bieten die OECD- überdurchschnittlich gut. dies 0,004 Pflegevollkräfte pro Einwohner. Gesundheitsdaten. Danach gab es 2015 in – So stellte die Vorstandsvorsitzende Multipliziert man diese Zahl mit 1.000, Deutschland ca. 4,6 Pflegevollkräfte pro Doris Pfeiffer in einem Interview mit der so ergibt dies 4 Vollkräfte im Pflegedienst 1.000 Einwohner (Pflegefachkräfte mit Hannoverschen Allgemeinen vom 24.9. der Krankenhäuser pro 1.000 Einwohner. dreijähriger Ausbildung und ausgebildete 2018 fest: »Wir haben in Deutschland Pflegehilfskräfte mit einjähriger Pflege- rund zwölf Klinik-Pflegekräfte pro 1.000 In Deutschland gibt es somit hilfeausbildung). Einwohner, im EU-Durchschnitt sind es gut gegenwärtig nicht 12 Vollkräfte Die Differenz zu den oben errechneten acht.« (Vollzeitäquivalente) im Pflege- vier Pflegekräften resultiert daraus, dass – In der Stellungnahme des GKV-Spit- dienst der Krankenhäuser die OECD-Daten auf den Daten der Ge- zenverbandes zum geplanten PpSG wird pro 1.000 Einwohner, sondern sundheitspersonalrechnung basieren, bei auf Seite 8 unter der Überschrift »Pflege lediglich vier. denen es sich lediglich um eine Schätzung im Krankenhaus« zur Personalbesetzung auf Grundlage einer Bevölkerungsstich- festgestellt: »Sowohl das Verhältnis an der Die erhebliche Differenz zwischen 12 probe handelt. Die Krankenhausstatistik Bevölkerung als auch die Wachstumsrate und 4 resultiert offenbar daraus, dass der ist hingegen eine Vollerhebung aller liegt weit über dem EU-Durchschnitt«. GKV-SV nicht die Zahl der Pflegekräfte in Krankenhäuser und insofern genauer. Aber – In der Pressemitteilung des GKV-SV Krankenhäusern verwendet, sondern die gleichgültig ob 4 oder 4,6, beide Werte zum PpSG-Regierungsentwurf wird der Zahl aller »praktizierenden« Pflegekräfte liegen erheblich unter dem vom GKV-SV stellvertretende Vorstandsvorsitzende von eines Landes. Die Zahl aller praktizieren- genannten Wert. Stackelberg mit der Aussage zitiert: »Wir den Pflegekräfte schließt jedoch auch die Betrachtet man die OECD-Daten zur haben in Deutschland rund zwölf Klinik- Pflegekräfte in der ambulanten Pflege und Zahl der Krankenhauspflegekräfte pro Pflegekräfte pro 1.000 Einwohner, wäh- in Pflegeheimen ein. Dadurch ist sie für 1.000 Einwohner, so stützen diese Daten rend es im EU-Durchschnitt lediglich gut die Diskussion über die Personalbesetzung auch nicht die Behauptung des GKV-SV, acht sind. Bei diesem überdurchschnittlich im Pflegedienst der Krankenhäuser voll- die Personalbesetzung im Pflegedienst guten Verhältnis sollten wir eigentlich kommen ungeeignet. deutscher Krankenhäuser sei im internatio- keine Pflegeprobleme in den Kliniken In seiner Darstellung stützt sich der nalen Vergleich gut und liege über dem haben.« GKV-Spitzenverband offensichtlich auf eine EU-Durchschnitt. Mehrere von der Wirt- Veröffentlichung der EU, aus der eine ent- schaftskraft und dem Niveau der medizini- Die Behauptung, in Deutschland sprechende international vergleichende schen Versorgung her vergleichbare Länder gebe es 12 Klinik-Pflegekräfte Grafik auf S. 8 der GKV-Stellungnahme weisen deutlich höhere Werte auf als pro 1.000 Einwohner, entspricht zum Pflegepersonal-Stärkungsgesetz über- Deutschland. So lag die Zahl der Kr anken- nicht den Tatsachen. nommen wurde. Die abgedruckte Grafik haus-Pflegekräfte (VZÄ) pro 1.000 Ein- bezieht sich jedoch nicht, wie in der wohner laut OECD in den J ahren 2014/ Die tatsächliche Zahl lässt sich anhand Zwischenüberschrift der Stellungnahme 2015 in Dänemark bei 8,2, in Norwegen der Daten des Statistischen Bundesamtes behauptet, auf die Pflegekräfte in Kran- bei 7,5, in Österreich bei 6,9, in der leicht ermitteln: kenhäusern, sondern auf alle praktizieren- Schweiz bei 6,5. – Laut Statistischem Bundesamt gab es den Pflegekräfte der verglichenen Länder. Da zu dieser Kennzahl nicht von allen in Deutschland Ende 2017 82,8 Mio. Ein- Die mit der Grafik aus der EU-Publika- europäischen Staaten Daten vorliegen, wohner. tion übernommene Anmerkung gibt auch ist es zudem auch nicht möglich, einen – Laut amtlicher Krankenhausstatistik einen unmissverständlichen Hinweis dar- EU-Durchschnitt zu errechnen. waren im Jahr 2017 im Pflegedienst deut- auf, dass bis auf zwei Länder nicht nur 14 Infodienst Krankenhäuser Nr. 83 Dezember 2018
Volksbegehren für mehr Krankenhauspersonal im Bundesland Bremen gestartet | 102.137 Unterschriften in Bayern Mehr von uns ist besser für alle! Bundesland Bremen (Städte Bremerhaven und Bremen) Die Situation in Bremer Kranken- häusern ist mittlerweile an vielen Stellen unerträglich für Patien- tInnen und Beschäftigte. Über- lastung, Stress und zu wenig Zeit für die Versorgung von Patien- tInnen prägen den Alltag. Jörn Bracker, ver.di-Gewerkschafts- sekretär Fachbereich Gesundheit, Soziale Dienste, Wohlfahrt und Kirchen dazu: »Der Klinikalltag kann häufig nur deshalb aufrecht- erhalten werden, weil die Pflege- kräfte immer wieder Überstunden machen, spontan einspringen https://volksbegehren-krankenhauspersonal-bremen.de/ und so ihre Interessen und ihre https://m.facebook.com/bremerkrankenhauspersonal/ Gesundheit hinten anstellen.« Ziel ist die Schaffung besserer Dazu eine Sprecherin des Bünd- Bayern Arbeits- und Versorgungsbedin- nisses, Ariane Müller: »Ich lehne Innerhalb von zwei Monaten hat das Bündnis gungen an allen Krankenhäusern die neue Verordnung von Spahn »Stoppt den Pflegenotstand an Bayerns Kranken- Bremens. ab. Die bringt uns kein Stück häusern« 102.137 Unterschriften für ein Volks- Nach dem Vorbild der Pflege- weiter. Was wir brauchen ist eine begehren gesammelt. bündnisse in Berlin, Hamburg und patientenorientierte Personal- Damit ist Bayern nach Berlin und Hamburg das Bayern strebt nun das Bremer bemessung.« dritte Bundesland, in dem eine breit getragene Bündnis ebenfalls die Verankerung https://bremen.verdi.de/ Gesundheitsbewegung Druck für mehr Personal im einer bedarfsgerechten Personal- 24.10.2018 Krankenhaus macht. planung als Qualitätsstandard im Bremischen Krankenhausgesetz Zu Bayern siehe (BremKrhG) durch einen Volks- Infodienst 82, entscheid an. S. 16 Impressionen aus Bayer n Klinikum Main-Spessart, Standort Lohr Klinikum Aschaffenburg Würzburg Infodienst Krankenhäuser Nr. 83 Dezember 2018 15
Aktionstage PsychPVplus »Gespräch wirkt mehr als manche Pille« Mehr von uns ist besser für alle! ZfP Weinsberg (BaWü) Vitos Riedstadt (Hessen) In etlichen psychiatrischen Kliniken haben Beschäftigte für deststandards in der Psychiatrie – angemessene Personalvorgaben protestiert. Kritik an allerdings hinter verschlossenen »Geheimniskrämerei« von Krankenhäuser n und Versicherungen. Türen. Ob die Regelungen, die am 1. Januar 2020 in Kraft treten sol- Mit kreativen Aktionen haben Personal platzt der Anspruch auf len, tatsächlich eine gute Versor- Belegschaften dutzender psychia- gute Versorgung. gung garantieren, ist völlig offen. trischer Krankenhäuser und Fach- »Beziehungsarbeit ist in der Es ist sogar unklar, ob sich Kran- abteilungen Mitte Oktober 2018 Psychiatrie das Wichtigste«, be- kenhäuser und Kostenträger über- für eine bessere Personal- tonte Nicole Klingenberger, haupt einig werden. »Wir brau- ausstattung protestiert. Betriebsrätin und gelernte chen klare Regeln, die möglichst So hingen überall in Fachkrankenschwester keine Interpretationsspielräume der Cafeteria des für Psychiatrie am zulassen«, forderte Klingenberger. LVR-Klinikums Bonn Vitos-Klinikum Gießen- So müssten verbindliche Vorgaben bunte ver.di-Luft- Marburg. »Doch damit für die Personalausstattung in ballons mit der Auf- man die Zeit dafür hat, allen relevanten Berufsgruppen schrift »Mehr Personal« braucht es ausreichend gemacht werden, damit Verbesse- und angehängten Informa- Personal auf den Stationen.« rungen bei der einen nicht zu Las- tionskärtchen. Am Bezirksklinikum Auch hier stellten die Beschäftig- ten der anderen Gruppe gehen. Ansbach zeigten Beschäftigte ein ten die fehlenden Stellen symbo- großes »Plus«, um ihre Forderung lisch mit Luftballons dar. In Gießen Zu wenig Zeit für Zuwendung nach einer Psych-PVplus zu unter- und Marburg hätten sich die »Schaffst du deine Arbeit, oder streichen, die eine bedarfsge- ver.di-Aktiven vorgenommen, bei schafft sie dich?« und »Heute rechte Versorgung und gute Ar- allen Aktionen für mehr Personal schon Gewalt erlebt?« stand auf beitsbedingungen ermöglicht. Und dabei zu sein, erläuterte Klingen- handgeschriebenen Zetteln, die im Städtischen Krankenhaus berger. »Gerade jetzt ist das wich- Beschäftigte bei Vitos in Riedstadt Pirmasens, das drei psychiatrische tig.« auf den Boden vor der Pforte ge- Stationen betreibt, ließen die Kol- Denn derzeit verhandeln Kran- klebt hatten. »Die Probleme sind leg/innen am Ende ihrer Aktion die kenkassen und Kliniken im Ge- immens«, erläuterte ver.di-Ver- Luftballons platzen, um deutlich meinsamen Bundesausschuss trauensleutesprecher Michael zu machen: Ohne ausreichendes (G-BA) über neue Personalmin- Todiso bei der aktiven Mittags- S T E FA N Z E H E MARTINA LINDMAIER Schloss Werneck (Bayern) Vitos Marburg (Hessen) 16 Infodienst Krankenhäuser Nr. 83 Dezember 2018
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