Brustkrebs: Langzeitnebenwirkungen - AIOM: Mehr Lungenkrebs bei Frauen MutterNacht Landesversammlung und -ausflug in Toblach - i-Flow
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Die Zeitschrift der Südtiroler Krebshilfe DEZEMBER 2020 | NR. 3 Poste Italiane SpA – Versand im Postabonnement ges. Dekr. 353/2003 (abgeändert in Ges. 27/02/2004 Nr. 46) Art. 1, Komma 2, CNS Bozen Erscheinung: 3 Mal im Jahr, Einschreibung ins Bozner Landesgericht Nr.3/2003 ISSN 2533-0055 Brustkrebs: Langzeitnebenwirkungen AIOM: Mehr Lungenkrebs bei Frauen MutterNacht Landesversammlung und -ausflug in Toblach Foto: Othmar Seehauser
INHALT S. 13 S. 12 S. 21 S. 50 3 Nach der Krankheit: Gut überleben 11 AIOM: Mehr Lungenkrebs bei Frauen 47 30 Jahre wie im Flug 4 Dr. C. Leitner: Cancer-Survivorship 13 Landesversammlung und -ausflug 49 Diplompatienten goes online 6 Dr. M. Mitterer: Langzeitfolgen der 17 Lymphdrainage sicherer als Einkaufen 50 Danke für Spenden in schwerer Zeit Brustkrebsbehandlung 19 Astrid Di Bella: Ein neues Leben 54 Neues aus den Bezirken 8 Onko-Ambulanz Brixen: 21 Agenda 2021 KOMPAKT 58 Gut und G’sund mit Dr. Michael Kob Gut gewappnet gegen Covid 41 MutterNacht 08.05.2021 59 Stille und heilige Nacht 10 Kommentar 43 Kurse und Gruppen online WIR ÜBER UNS Liebe Leserinnen und Leser Ida Schacher das hätte ich mir nicht erwartet. Und ich bin wohl Leben, aber sie lassen sich dadurch nicht beirren Präsidentin nicht die einzige, der es so geht: Einen weiteren und geben ihr Bestes. Jeder an seinem Platz. Nicht Lockdown und eine zweite Welle des Coronavirus, nur für Corona-Patienten. Auch um den normalen die die erste noch bei Weitem übertrifft. Beim Ablauf des Gesundheitsdienstes, um zumindest die zweiten Mal fiel es mir schwerer, als im vergan- unaufschiebbaren Therapien und Untersuchungen genen Frühjahr, Hoffnung zu schöpfen. Südtirol zu garantieren. Und dafür können wir ihnen gar mit der Behandlung der Lymphödeme. Wir sind ist keine heile Insel im Covid-19-Schrecken. Im nicht genug danken. an der Seite unserer Mitglieder. Ich bin zuversicht- Gegenteil, wir waren nicht nur rot, sondern tief-rot. lich, dass wir uns im neuen Jahr wieder begegnen Und doch möchte ich Ihnen allen Mut zusprechen Die Tätigkeit unserer Vereinigung ist sehr einge- werden. Wir werden das Zusammensein und die und Zuversicht. Wir werden es auch dieses Mal schränkt. Kurse und Veranstaltungen, die wir Schicksalsgemeinschaft dann umso mehr zu schät- schaffen. Jeder von uns ist auf eine harte Probe noch im Sommer voll Hoffnung und Aufbruchs- zen wissen. gestellt. Jedem von uns ist Disziplin abverlangt. stimmung angekündigt haben, mussten wieder Abstand halten, Mund- und Nasenschutz konse- eingestellt werden. Der sicherste Platz ist jetzt Ich wünsche Euch allen von ganzem Herzen ein ge- quent tragen und die Hände regelmäßig waschen Zuhause. Aber wir, die Südtiroler Krebshilfe sind segnetes Weihnachtsfest und Hoffnung und Licht und desinfizieren. Unsere Ärzte und das gesamte da. Wir halten Kontakt mit unseren Patienten. Die für das neue Jahr. Nie die Hoffnung aufgeben! Krankenhauspersonal sind Tag für Tag und Nacht Bezirksbüros sind geöffnet, unsere Sekretärinnen für Nacht im Einsatz. Und sie riskieren in der Erfül- geben Auskunft und halten die Stellung. Unsere Eure Ida Schacher lung ihrer täglichen Aufgabe Gesundheit und auch Therapeutinnen und unser Therapeut fahren fort Präsidentin Mit freundlicher Unterstützung der Abteilung Gesundheit AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE Gesundheit Salute IMPRESSUM: DIE CHANCE: Kostenlose Zeitschrift für die Mitglieder der Südtiroler Krebshilfe. Herausgeber: Südtiroler Krebshilfe, Marconistrasse 1b, 39100 Bozen, Tel. 0471 28 33 48, info@pec.krebshilfe.it, info@krebshilfe.it In das Landesverzeichnis der ehrenamtlich eingetragen Dek. Nr. 199/1.1-28.10.1997 Einschreibung ins Bozner Landesgericht Nr. 3/2003 Sekretariat: Südtiroler Krebshilfe Chefredakteurin: Dr. Nicole Dominique Steiner Fotos: Othmar Seehauser Titelbild: Glurns – Die Leere im Lockdown Grafik und Layout: Studio Mediamacs, Bozen Druck: Athesia Druck GmbH, Bozen Nächste Ausgabe: April 2021
LANGZEITNEBENWIRKUNGEN BEI BRUSTKREBS THEMA Foto: Othmar Seehauser Gut Überleben! Steigende Überlebenszahlen und Langzeitnebenwirkungen bei (Brust)Krebs Brustkrebs ist nach wie vor mit 29% das häufigste Krebsleiden, an dem Frauen erkranken. In der EU ist Brustkrebs neben Herz-Kreislauf-Erkrankungen die häufigste Todesursache bei Frauen zwischen 35 und 55 Jahren. Jede 8. Frau erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs, die Überlebensrate liegt bei 88 %. Tendenz steigend. Laut Statistik erkranken in Italien jährlich 48.000 Frauen an Brustkrebs; in Südtirol sind es 400. Die Erkrankungen steigen, nicht zuletzt durch eine immer kapillarere Vorsorge, die Mortalität nimmt kontinuerlich ab, dank der neuen Therapien. Damit stellt sich nun das Problem der Langzeitnebenwirkungen der Brustkrebstherapie. V or zwanzig Jahren waren Brustam- putation und eine Chemotherapie die Standardtherapie bei Brustkrebs. Heute ab, zu dem die Erkrankung diagnostiziert wird. Dank der modernen Molekular- und Antikörpermedizin können Krebszellen bis gilt und das noch (zu) wenig erforscht ist: die Langezeitnebenwirkungen der Krebs- therapie. In der Vergangenheit war das ist die Krebsbehandlung zunehmend in- ins einzelne Detail bestimmt werden. Die kein Thema, weil die Überlebenszeiten dividuell auf den/die jeweilige Patientin Arbeit des Onkologen gleicht zusehends weit unter den heutigen lagen. Neben dem abgestimmt. einem sensiblen Spurenlesen. Für jede(n) Langzeit-Überleben liegt der Fokus heute Patient(in) wird eine individuelle Therapie auf der Garantie einer zufriedenstellenden Kein Brustkrebs gleicht dem anderen. Die zusammengestellt. Die Überlebensquoten Lebensqualität. Und hier sind enorme Fort- Krebszellen vermehren sich unterschiedlich steigen. Gerade der Brustkrebs, wenn auch schritte gemacht worden. Die Chance hat rasch, sie haben unterschiedliche Zelleigen- immer noch die häufigste Krebsart bei mit zwei Onkologen, Dr. Manfred Mitte- schaften, reagieren unterschiedlich stark Frauen, hat bei Früherkennung ausgezeich- rer, Leiter der Internistischen Tagesklinik in oder gar nicht auf Hormone und ebenso nete Heilungschancen. Meran und Dr. Christoph Leitner, Leiter des unterschiedlich auf die verschiedenen Me- onkologischen Day Hospitals in Bruneck dikamente. Nicht zuletzt hängt die The- Damit stellt sich nun aber ein anderes gesprochen. Nachstehend lesen sie die zwei rapieentscheidung auch vom Zeitpunkt Problem, auf das es Antworten zu finden Interviews. • DEZEMBER 2020 | NR. 3 3
THEMA LANGZEITNEBENWIRKUNGEN BEI BRUSTKREBS Neue Front: Cancer-Survivorship Interview mit Dr. Christoph Leitner zu (Langzeit)Nebenwirkungen der Krebstherapien Foto: Othmar Seehauser Cancer-Survivorship, die Betreuung von Patienten, die eine Krebsbehandlung abgeschlossen haben, ist ein immer wichtigeres Thema. Hier besteht Nachholbedarf. Ein Interview mit Dr. Christoph Leitner, leitender Arzt des Onkologischen Dayhospitals in Bruneck über (Lang)Zeitnebenwirkungen der Krebsbehandlung. D ie Prognosen der an Krebs erkrank- ten Patienten haben sich in den letzten Jahren drastisch verbessert. Was sagen die Studien darüber? Dr. Christoph Leitner: Die Studienlage Welcher Art sind die Nebenwirkungen? Dr. Christoph Leitner: Wir müssen ist bisher sehr schlecht und unübersicht- prinzipiell unterscheiden, zwischen soma- Dr. Christoph Leitner: Das stimmt. Es lich. Es besteht hier in meinen Augen ein tischen, organischen Nebenwirkungen und gibt weniger Rezidive, die Patienten über- enormer Nachholbedarf. Das Feld ist zudem psychisch-sozialen. Erstere sind zum Bei- leben wesentlich länger als noch vor zehn sehr weit, die modernen Therapien sind spiel Schädigungen des Herzmuskels und Jahren. Gleichzeitig: je mehr Patienten ge- sehr unterschiedlich, sehr heterogen und neurologische Beeinträchtigungen wie eine sunden, desto mehr Langzeitnachwirkun- dasselbe gilt auch für die Langzeitneben- Polyneuropathie. Es gibt auch die sehr selte- gen gibt es zu behandeln. wirkungen. nen (!) Zweittumore, die weder Metastase noch Rezidiv sind, sondern durch die zyto- statische Krebstherapie verursacht sind. Es können Hormon-bedingte, vegetative Ne- 4 DEZEMBER 2020 | NR. 3
LANGZEITNEBENWIRKUNGEN BEI BRUSTKREBS THEMA benwirkungen auftreten, wie vorgezogenes Was heißt das für den Onkologen? Haben Sie entsprechende Angebote in Klimakterium oder eine Osteoporose. Wie- Bruneck? der andere Nebenwirkungen sind hingegen Dr. Christoph Leitner: Es heißt, dass wir psychischer Natur, wie zum Beispiel De- eine noch genauere Anamnese vornehmen Dr. Christoph Leitner: Wir haben hier pressionen, Schlaflosigkeit, Antriebsarmut, müssen und alle möglichen Risiko-Faktoren im Day-Hospital eine Onko-Psychologin, Angstzustände… Und es ist nicht gesagt, vor Beginn der Therapie mit dem Patien- die auch Sexualpsychologin ist. Sie ist the- dass diese Störungen unmittelbar, direkt im ten/ der Patientin abklären müssen. Die rapiebegleitend eingesetzt, führt Partnerge- Anschluss an die Therapie auftreten. Patienten müssen offen aufgeklärt werden, spräche und gibt praktische Hilfen. nicht nur über die Therapie, sondern auch Stimmt das: Je mehr Therapien – desto über die nicht erwünschten Wirkungen, Gibt es, was (Langzeit)Nebenwirkun- mehr Nebenwirkungen? über alle möglichen Komplikationen einer gen betrifft, Unterschiede, ob es sich um Therapie. Aber wir dürfen nicht vergessen, eine Patientin oder um einen Patienten Dr. Christoph Leitner: Ja, das kann man dass die moderne Krebstherapie, die neuen handelt? so sagen. Es gibt natürlich auch große Un- molekularen Behandlungen vor allem eines terschiede zwischen den Nebenwirkungen. tun: Leben retten. Krebs ist dank der neuen Dr. Christoph Leitner: Ja, Frauen tun Therapiemöglichkeiten und bei Früherken- sich einfach leichter zu sprechen und sich Im Sinne von akut und chronisch? nung heute in den meisten Fällen keine zu öffnen. Gerade bei so delikaten Themen.. todbringende Krankheit mehr, sondern eine Und das hilft. Nicht nur, die Nebenwir- Dr. Christoph Leitner: Genau. Wir ha- chronische Erkrankung. Und es stimmt: kungen früh zu erkennen, sondern auch ben es mit akuten Nebenwirkungen wie Eine chronische Erkrankung bringt eine rechtzeitig einzugreifen. Erbrechen usw. zu tun. Aber die sind nur ständige ärztliche Kontrolle mit sich. Aber temporär und es gibt mittlerweile sehr sie gewährleistet eine gute Lebensqualität. Zum Abschluss eine letzte Frage zur gute Medikamente dagegen. Was heute Covid-Situation in Bruneck und wie Sie viel wichtiger ist, ist die Verhinderung und Das heißt, das Um und Auf ist eine gu- die Auswirkungen auf die Patienten die Kontrolle jener Nebenwirkungen, die te Kommunikation. beurteilen (das Interview wurde in der bleibende und wie bereits gesagt, nicht zweiten Novemberwoche geführt, Anm. vorhersehbare Schäden bewirken. Dr. Christoph Leitner: Wir Ärzte sind d. Red.). längst nicht mehr nur Wissenschaftler, nur Von was hängen die Langzeitneben- „Mediziner“. Wir müssen auch Kommu- Dr. Christoph Leitner: Wir unterziehen wirkungen ab? nikatoren sein, im Idealfall auch Psycho- mittlerweile alle, nicht nur die Hochrisiko- logen. Vor allem aber sind wir ja nicht Patienten, einem sogenannten Antigen- Dr. Christoph Leitner: Zum einen natür- allein, sondern arbeiten im Team. Mit dem Schnelltest. Wir sind, sowohl bei den Pati- lich von der Konstitution und eventuellen Pflegepersonal, den Breast-Care-Nurses, enten als auch bei uns selbst, äußerst sorg- Vorbelastungen des Patienten, es kommen dem Onko-Psychologen, dem Onko-Kar- sam in der Kontrolle von kleinsten Anzei- Faktoren ins Spiel wie Alter, Bewegung, diologen, Sexual-Therapeuten, dem Strah- chen, beim allerkleinsten Verdacht werden Stress, Alkohol, Rauchen, genetische Kons- lenmediziner, dem spezifischen Facharzt… weitere diagnostische Schritte und eventu- tellationen. Es gilt grundsätzlich: Je gesün- Und die Kommunikation bezieht das ganze ell Isolations-Maßnahmen veranlasst. Was der der Lebensstil, desto weniger Risiken zu Lebens-Umfeld und die gesamte Lebens- unsere onkologischen Systemtherapien erkranken, desto bessere Heilungschancen situation des Patienten mit ein. Den Part- betrifft, gibt es derzeit keinerlei Einschrän- und desto bessere Chancen auf weniger ner, die Familie. Krebs und auch seine Ne- kung. Was mich hingegen mit Sorge erfüllt, Nebenwirkungen. Zum anderen spielt auch benwirkungen wirken sich auf den ganzen sind die drastischen Einschränkungen der die jeweilige Art der Therapie, das verab- Menschen, auf den Körper und auf den chirurgischen Eingriffe. Ich hoffe, dass sich reichte Medikament, die Kombination der Geist, das psychologische Befinden sowie das nicht auch auf die onkologischen Fälle Medikamente und die verabreichte Dosis auf sein gesamtes Umfeld aus. Und das glei- ausweiten wird, denn da ist ein Zeitverlust eine große Rolle. che gilt für die Langzeitnebenwirkungen. ausschlaggebend. Welche Folgen die even- Eine Antihormon-Therapie beispielsweise tuell reduzierten Vorsorgeuntersuchungen Gibt es auch, ich nenne es jetzt kann, radikal ausgedrückt, ein Scheidungs- haben werden, das werden wir erst in den „gewöhnliche“ Nebenwirkungen einer Krebstherapie, wie Lähmungserscheinun- grund sein, sie kann massive Einwirkungen auf den Hormonhaushalt der Patientinnen nächsten Jahren sehen können. • gen, Brennen, Schmerzzustände, und Patienten mit sich bringen, mit al- die chronisch werden können? lem, was damit verbunden ist: Von Stim- mungsschwankungen bis zu Trockenheit Dr. Christoph Leitner: Diese von ihnen der Schleimhäute, Verlust der Libido, Po- angesprochenen Symptome können auf tenzstörungen usw. Darauf müssen wir eine Polyneuropathie hinweisen. Eine sol- alle unsere Patienten und deren Partner/ che tritt bei ungefähr 40 % der Patienten Partnerinnen vorbereiten. Erklären, dass es auf. Bei 80 % sind sie reversibel, d. h. nach sich dabei nicht nur um eine übertriebene Beendigung der Therapie verschwinden sie „Spinnereien“ handelt, sondern um ernst wieder. Bei 20 % der Patienten können sie zu nehmende Nebenwirkungen, für die der einen chronischen Verlauf nehmen. Patient gar nichts kann. Und da können wir unseren Patienten auch helfen. DEZEMBER 2020 | NR. 3 5
THEMA LANGZEITNEBENWIRKUNGEN BEI BRUSTKREBS In über 90 % der Fälle klingen Nebenwirkungen wieder ab Prof. Dr. Manfred Mitterer über die Langzeitfolgen der Brustkrebsbehandlung Foto: Othmar Seehauser Prof. Dr. Manfred Mitterer ist Primar der zentralen internistischen Tagesklinik am Krankenhaus Meran, wo in den letzten 20 Jahren rund 1700 Patientinnen mit Brustkrebs behandelt wurden. Die Chance hat mit ihm ein Gespräch über die spezifischen Langzeitnebenwirkungen bei Brustkrebspatientinnen geführt. Viele dieser Symptome können sich auch erst nach Jahren bemerkbar machen. Brustkrebs hat heute eine sehr hohe werden heute komplett geheilt werden. Vor Prof. Dr. Manfred Mitterer: Es gibt neu- Überlebensrate. Aber nicht immer ist allem nach einer Frühdiagnose. rologische Nebenwirkungen wie die Po- nach Beendigung der Therapie alles lyneuropathie, die auch individuell ganz vorbei. Langzeitnebenwirkungen können aber unterschiedlich auftreten und sich ganz dennoch auftreten? unterschiedlich entwickeln kann. Von leich- Prof. Dr. Manfred Mitterer: Dies gilt ten Beschwerden, wie Sensibilitätsverlust in grundsätzlich für jede Art von Tumor. Der Prof. Dr. Manfred Mitterer: Ja, und das den Zehen, leichtem Kribbeln in den Beinen Unterschied zu andern Tumoren ist aber, auch noch im Abstand von einigen Jahren bis hin zu starkem Brennen und starken dass wir bei Brustkrebs eine ausgesprochen nach Abschluss der Therapie. Schmerzzuständen, Krämpfen, Lähmungs- hohe Überlebensrate haben, nach fünf Jah- erscheinungen, Gangunsicherheit usw. Ei- ren liegt sie derzeit bei 88%, und die Ten- Welches sind die häufigsten Langzeit- nige Krebsmedikamente haben eine hohe denz ist steigend. Viele unserer Patientinnen Nebenwirkungen? Kardiotoxizität, können zu einer dauerhaf- 6 DEZEMBER 2020 | NR. 3
LANGZEITNEBENWIRKUNGEN BEI BRUSTKREBS THEMA ten Schädigung des Herzmuskels führen… abklären. Diese Ergebnisse fließen auch in Wir befinden uns mitten in der zwei- Welche Nebenwirkungen und in welchem die Therapieentscheidung ein. Heute sind ten Welle der Covid-19-Pandemie. Eine Ausmaß sie auftreten, das hängt von sehr wir in der glücklichen Lage, dass wir nicht Frage zur Situation in Ihrer Abteilung. vielen Faktoren ab. Vorerkrankungen, Le- nur über eine, sondern über verschiedene Nach der ersten Welle der Pandemie hat- bensstil, genetische Faktoren, seelische Therapiewege verfügen, die ganz individu- ten sie außerordentlich gute Ergebnisse Verfassung, Umfeld, Stress… und natürlich ell auf die jeweilige Patientin abgestimmt vorzuweisen, die sie mit Mitarbeitern im auch von den in der Therapie eingesetz- werden können. Auch was die Dosierung Juni diesen Jahres in der Studie, „Infek- ten Medikamenten, der Dosierung und der betrifft. Viele der Nebenwirkungen sind tionsrate und klinisches Management Kombination mit anderen Medikamenten. auch abhängig von der Menge des verab- von Krebspatienten während der CO- reichten Medikaments. VID-19- Pandemie: Erfahrungen aus ei- Auch die Strahlentherapie kann für nem Krankenhaus der Tertiärversorgung das Herz gefährlich werden? Dies sind alles Entscheidungen, die im in Norditalien“ in der Online Zeitschrift Team gefällt werden? ESMO Open – Cancer Horizons veröf- Prof. Dr. Manfred Mitterer: Das stimmt. fentlicht haben (siehe auch Chance 2/ Sowohl durch die Toxizität von bestimmten Prof. Dr. Manfred Mitterer: Genau. 2020, Anm. d. Red.). In der Studie haben Medikamenten wie Anthrazykline, Taxane Und genau aus diesem Grund braucht es Sie eine höhere Prävalenz von Covid-19 oder Trastuzumab, um nur einige zu nen- den Onkologen: Um die Patientin (und bei Krebspatienten nachgewiesen, aber nen, oder eben auch durch die Strahlenthe- natürlich bei jeder anderen Krebsart den auch, dass eine Covid-19- Infektion keine rapie, kann der Herzmuskel der Patientin Patienten) auch onkologisch -internistisch Kontraindikation für eine Fortsetzung geschädigt werden. Schäden, die sich auch abzuklären. Eine Krebstherapie ist heute der Behandlung darstellt. erst Jahre nach Behandlungsende bemerk- wie ein Mosaik, das sich aus vielen Baustei- bar machen können. Wobei man heut- nen zusammensetzt. Keine Krebstherapie Prof. Dr. Manfred Mitterer: Und wir zutage sagen muss, dass durch die neuen gleicht ganz genau der anderen, wie auch haben genau dort anknüpfen können. Wir Bestrahlungstechniken und die geringeren kein Mensch ganz genau dem anderen sind schon zwei Wochen nach Beginn des Dosen, die man appliziert, diese Schädigun- gleicht und kein Krebs genau dem anderen zweiten Lockdowns wieder voll durchge- gen sehr selten geworden sind. gleicht. Aus dieser Tatsache resultiert ja startet. Diesmal ist der Virusdruck noch- auch der Erfolg der modernen, individuel- mals um einiges größer als im Frühjahr. Es gibt noch andere Nebenwirkungen, len Krebstherapien. Zum Vergleich: Im Frühjahr hatten wir in die auch soziale Auswirkungen haben acht Wochen der systematischen Testung können... Und es gibt natürlich auch Therapien unserer Patienten lediglich fünf Patienten für die Nebenwirkungen… die unter einer onkologischen Therapie Prof. Dr. Manfred Mitterer: …einige standen und die positiv auf Covid-19 ge- Krebstherapien können unter Umstän- Prof. Dr. Manfred Mitterer: Natürlich. testet wurden. Jetzt im Herbst haben wir in den sekundäre Malignome verursachen, Auch darüber wird im ersten Gespräch vier Wochen bereits mehr als 40 Patienten, die nicht mit dem behandelten Tumor informiert. Je nach Gesundheitszustand die positiv auf das Virus getestet wurden. zusammenhängen, genauso wie unspezifi- und Alter der Frau kann auch vorbeugend Und trotzdem sind wir in der Lage die sche Schmerzzustände, Fatigue, psychische eingegriffen werden. Außerdem ist es ja lebensnotwendigen Therapien in vollem Störungen wie Angstzustände und dazu nicht gesagt, dass die Nebenwirkungen tat- Umfang durchzuführen. kommen auch die Nebenwirkungen der sächlich auftreten. Und wenn, dann gibt es Hormontherapien, vor allem die medika- unterschiedliche Therapiemöglichkeiten, Liegen bereits Zahlen vor über Diagno- mentenbedingten Wechseljahrbeschwer- Medikamente, Elektrostimulation, Aku- se-Verzögerungen durch Covid-19? den, die gerade junge Frauen sehr hart punktur ... treffen. Trockenheit der Schleimhäute, kör- Prof. Dr. Manfred Mitterer: Es gab we- perliche Veränderungen, zusätzlich zu den Das Risiko von Langzeit-Nebenwirkun- niger Zuweisungen von Neudiagnosen, das operationsbedingten Veränderungen, die gen ist keine Kontraindikation für eine stimmt. Mein Kollege, Prof. Marth aus Inns- sich auch negativ auf die Partnerschaft, auf Krebstherapie… bruck hat mit seinem Team gerade eine das Selbstbild der Frau auswirken können. Studie veröffentlicht, wo sie nachweisen Prof. Dr. Manfred Mitterer: Selbstver- konnten, dass in den Frühjahrsmonaten die Was bedeutet das für Sie als ständlich nicht. Es geht darum, das Leben Zahl der neudiagnostizierten Brusttumore Onkologen? der Patientin zu retten und dann natürlich um etwa 40 % zurückgegangen ist. Das be- auch, ihr eine angemessene Lebensqualität deutet natürlich mehrmonatige Verspätun- Prof. Dr. Manfred Mitterer: Das heißt, zu garantieren. Natürlich, früher stellte sich gen bei Diagnose und auch Therapie. Und dass ich schon ganz am Anfang, schon beim diese Frage nicht so dringend, weil die Pati- genau das wollen wir hier in Meran durch Erstgespräch ganz offen mit der Patientin, entinnen nicht dieselben Heilungschancen unser massives Testen und Überwachen der und mit ihrem Partner oder ihren Ange- hörigen sprechen muss. Das heißt, dass hatten wie heute. Und: Nebenwirkungen treten ja nicht bei allen Patientinnen auf Patientinnen verhindern. • vor Beginn der Therapie eine ganze Reihe und in den häufigsten Fällen, weit über 90 von Untersuchungen durchgeführt werden Prozent, klingen sie auch wieder ab. Das müssen, die den Allgemeinzustand, den dürfen wir nicht vergessen! kardiologischen Zustand oder auch neu- rologische Vorerkrankungen der Patientin DEZEMBER 2020 | NR. 3 7
AKTUELL AKTUELL Wir waren und sind immer da! Dr. Gilbert Spizzo, leitender Arzt der onkologischen Ambulanz im Krankenhaus Brixen Die vielgefürchtete zweite Welle der Covid-19-Pandemie ist tatsächlich eingetreten und hat Südtirol in besonderem Maße heimgesucht, stärker als im Frühjahr. Krebspatienten zählen zu den Risikogruppen für die Infektion mit dem Coronavirus. Ein Gespräch mit Dr. Gilbert Spizzo, leitender Arzt der onkologischen Ambulanz des Krankenhauses Brixen. Während der ersten Welle der Covid-19-Pandemie im Frühjahr 2020 ist kein onkologischer Patient seiner Abteilung an Coronavirus erkrankt. Im Sommer konnte man Atem holen, Zeit stabil sind, statt in einmonatigem in dem Coronavirus ist für bestimmte Kate- dann ist Corona zurückgekommen... zweimonatigem Abstand durchgeführt gorien von Menschen gefährlicher als für werden. Viele Kontrollen haben wir zwi- andere. Das stimmt. Aber es besteht das Dr. Gilbert Spizzo: Wir haben uns im schen dem einen und dem anderen Termin Risiko einer Klassifizierung und Diskriminie- Frühjahr gut und schnell zu organisieren telefonisch abwickeln können. Natürlich rung. Kriterien festzulegen, wer das Recht gewusst und das gilt auch für die zweite waren wir Anfang Oktober sehr beunruhigt auf Behandlung und Lebenserhaltung habe Phase. Disziplin, Distanz und extreme Vor- über die Rückkehr des Virus. In dieser Stär- und wer nicht, finde ich sehr schwierig. Als sicht, was Hygiene anbelangt, sind in der ke hätten wir es uns, zumindest hier in Süd- ob alte Menschen, Menschen mit Komor- Onkologie ohnehin Routine. Wir haben tirol, nicht wieder erwartet. Aber ich muss biditäten und Menschen mit Krebserkran- umgehend Strukturen, wie unser Frontof- sagen, dass unsere Patienten das prinzipiell kungen zum Beispiel grundsätzlich nicht in fice und den eigenen Aufzug für unsere gut aufgenommen haben und gut damit Frage kämen für eine Intensivbehandlung… Patienten wieder reaktiviert. umgegangen sind und noch umgehen. Das finde ich unakzeptabel. Auch will ich die Wichtigkeit der Impfungen für unsere Wie viele Patienten können Sie am Tag Sehen Sie einen Unterschied zur ersten Gesellschaft betonen. Wir empfehlen fast behandeln? Gelingt es, alle Therapien Infektionswelle? ausnahmslos allen unseren Patienten die und anfälligen Untersuchungen termin- Grippeimpfung. Das erleichtert nicht zu- gerecht durchzuführen? Dr. Gilbert Spizzo: Ja. Unsere Patienten letzt auch die Diagnose bei einer Infizierung hatten während der ersten Covid-Phase mit Covid. Dr. Gilbert Spizzo: Im Frühjahr kam es wesentlich größere Angst, zu uns ins Kran- nur zu Verschiebungen bei nicht lebens- kenhaus zu kommen, als jetzt. Wir haben Werden Sie Ihren PatienInnen die notwendigen Therapien. Und wir konnten den Kontakt immer aufrechterhalten, zu- Covid-Impfung, wenn sie zur Verfügung in gewissen Situation die Kontrollabstände mindest telefonisch. Wir waren immer da steht? erweitern… und wir sind es auch jetzt! Was mir Sorgen macht, ist die Botschaft, die mit Covid Dr. Gilbert Spizzo: Ich würde das gerne, Das heißt? einhergeht. aber so wie es aussieht, müssen wir davon zumindest im Augenblick noch Abstand Dr. Gilbert Spizzo: Wir behandeln auf Wie meinen Sie das? nehmen, weil diese Patientengruppe nicht der Abteilung im Schnitt zwanzig Patienten in die Studien eingeschlossen wurden. Es am Tag. Hundert in der Woche. Bei oralen Dr. Gilbert Spizzo: Mir macht der leicht- gilt aber immer: Bei besonders fragilen oder Therapien zum Beispiel, können die Kont- fertige Umgang mit dieser Krankheit zu immunsupprimierten Patienten, die sich rollen, wenn die PatientInnen seit längerer schaffen. Das Risiko einer Infektion mit selbst nicht impfen lassen können, ist es 8 DEZEMBER 2020 | NR. 3
AKTUELL AKTUELL Foto: Othmar Seehauser Krankenhaus Brixen umso wichtiger, dass das Umfeld geimpft War ein zweiter Lockdown notwendig? Wie sieht es jetzt mit den Terminen bei ist. Grundsätzlich sehe ich persönlich eine Ihnen in der Abteilung aus? Die Covid- Impfung als Training für mein Immunsys- Dr. Gilbert Spizzo: Unbedingt. Die Re- Sicherheitsmaßnahmen haben den tems an. Ich selbst bin gegen alles geimpft gierung hat lange gewartet und auf die Rhythmus ja wieder verlangsamt. – auch zum Schutz meiner Patienten! Selbstverantwortung der Menschen ge- setzt, dann aber gab es keine Alternative. Dr. Gilbert Spizzo: Wir verlängern die Hätten Sie sich je den Ausbruch einer Zwischenräume zwischen den Untersu- solchen Pandemie vorstellen können? Was ist ihrer Meinung nach chungen, aber natürlich nur, wo es zulässig unerlässlich? ist. Hundert Patienten in der Woche mit Dr. Gilbert Spizzo: Nein, wirklich nicht. onkologischen und hämatologischen Er- Und auch jetzt wundert es mich, uns alle Dr. Gilbert Spizzo: Die Disziplin muss krankungen in der Woche können wir in al- in der Abteilung, wie schnell sich das Virus bleiben, bezüglich Hygiene und Sicherheits- ler Sicherheit behandeln. Bestimmte Unter- während der zweiten Welle wieder ausge- abstand. In der Familie darf man sich nicht suchungen, gerade in der Nachsorge, kön- breitet hat. Dass alles vorbei ist, war effektiv in falscher Sicherheit wägen. Auch ein ne- nen ohne Problem etwas verschoben wer- ein Wunschgedanke, und ein Trugschluss. gatives Testergebnis ist keine Sicherheit, das den. Aber aufgepasst: Wir als behandelnde Ebenso, dass die Gesellschaft vorsichtig ist nur eine Momentaufnahme! Meine Frau Ärzte können einem Patienten nahelegen, genug ist. Es sind viele Dinge zusammen- und ich, sie arbeitet ebenfalls mit COVID einen Termin zu verschieben, nachdem wir gekommen. Schwerere Verläufe, eine Groß- Patienten in Meran, versuchen auch zu- alles abgewogen haben und zum Schluss zahl von asymptomatischen und dabei hause die Maske zu tragen, dies ums uns zu gekommen sind, dass es vernünftig ist. Die sehr ansteckenden Personen, ein gewisser schützen aber auch vor allem zum Schutz Patienten sollen hingegen ihrerseits nicht Leichtsinn… Daraus muss man lernen. unserer Patienten! einfach nur aus Angst entscheiden, Unter- suchung nicht wahrzunehmen. • DEZEMBER 2020 | NR. 3 9
KOMMENTAR Liebe Leserinnen und Leser, Covid und kein Ende. Oder doch? Die ler Bevölkerung vom 20. bis 24. November armung, einen Händedruck nicht ersetzen, hoffnungsvolle Aufbruchsstimmung des ein Zeichen gesetzt hat. Ein Zeichen von- aber sie können dennoch Gemeinschaft Sommers, die auch die Landesversamm- Reife, von Solidarität, von Verantwortung. vermitteln. Und gemeinsam trägt sich alles lung und den Landesausflug der Krebs- 361.781 Südtiroler haben an dem von der besser. Südtirol wurde von der zweiten hilfe am 19. September geprägt hatte hat, Landesregierung ausgerufenen Massen- Welle besonders hart getroffen. Die Kran- hat sich wieder an den Wänden unserer screening teilgenommen. 361.781 Men- kenhäuser gelangten an den Rand ihrer Ka- Wohnungen und Häuser gebrochen. Bis schen haben sich auf Coronavirus testen pazitäten. Ärzte und Pflegepersonal waren Anfang Dezember war die Devise wieder lassen, 3.615 asymptomatische Fälle konn- wieder gefordert, ihr Bestes zu geben, um Lockdown. Zugegeben, weniger streng als ten dadurch entdeckt werden. Ein Prozent den Gesundheitsdienst aufrecht zu erhal- in den Monaten von März bis Mai 2020, der Teilnehmer. Vorbei ist der Notstand ten. Ihnen gebührt der größte Dank. Jetzt aber in gewissem Sinn doch härter. Weil deshalb noch nicht, aber es gibt Hoffnung, heißt es, weiter Vorsicht walten zu lassen man wusste, was auf einen zukam. Weil dass sich bis zum Jahresende 2021 alles und auf ihre Einschätzung zu vertrauen, Südtirol dieses Mal stärker betroffen war wieder normalisiert haben wird. Und dass welche Therapien und Untersuchungen und mehr Todesfälle zu verzeichnen hatte es schon nach Weihnachten wesentliche verschoben werden können und welche und weil wir nicht auf das Frühjahr zuge- Lockerungen geben wird. Wichtig ist jetzt auch in Zeiten der Pandemie fortgeführt hen, sondern auf den Winter mit Dunkel- vor allem Eines: Geduld haben und weiter werden können. Einige Dinge haben wir heit und Kälte. Weil alle 17 Sekunden in Vorsicht walten lassen. Handhygiene, Ab- gewiss gelernt im Lauf des Jahres 2020: Dis- Europa ein Mensch an Covid starb. Weil stand halten und Nasen- und Mundschutz ziplin, Achtung für den Nächsten, Geduld wir Weihnachten möglicherweise ohne tragen, um mich und andere zu schützen. Vertrauen und Zuversicht. unsere Lieben begehen werden müssen. Am schwersten betroffen von der Pan- Versuchen wir das Positive mit ins Und doch gab es Lichtblicke. Nicht nur, demie waren und sind jene Menschen, die nächste Jahr zu nehmen und freuen wir weil die Ärzte und Krankenpfleger und alleine leben, die getrennt sind von ihren uns darauf, wenn wir uns ohne Angst wie- Mitarbeiter des Gesundheitsdienstes wie Lieben und die in dieser Zeit der sozialen der in die Arme nehmen können. Ihnen schon im Frühjahr, ihr Bestes gegeben ha- Distanzierung ganz auf sich allein zurück- allen ein gesegnetes Weihnachtsfest und ben, um diesem Notstand die Stirn zu geworfen waren und sind. Telefonanrufe, ein neues Jahr im Zeichen der Hoffnung, bieten. In den letzten Novembertagen Whatsapp oder Begegnungen über Video der Gesundheit und des Vertrauens häuften sich positive Nachrichten über können Nähe schaffen, wo sie aus Sicher- die Bereitstellung von Impfstoffen schon heitsgründen untersagt ist. Nutzen wir die- Nicole Dominique Steiner im Frühjahr und weil Südtirol, die Südtiro- se Mittel. Es stimmt, sie können eine Um- Keine telefonischen Spendenanrufe Des Öfteren wird Die Südtiroler Krebshilfe nimmt aus- verfügt über das Gütesiegel „Sicher uns mitgeteilt, schließlich freiwillige Spenden per Bank- Spenden“. Dieses garantiert, dass alle dass Menschen überweisung an, sie unternimmt weder Spenden dort ankommen, wo sie ge- per Telefon kon- Telefonaktionen noch geht sie von Tür zu braucht werden, und nicht in einen taktiert werden, Tür, um Spenden zu sammeln. unkontrollierten Verwaltungsaufwand um eine Spende fließen. für Krebspatienten Unsere SpenderInnen schenken uns nicht zu erbitten. nur ihr Geld, sondern auch ihr Vertrauen. Ihren Erwartungen wollen wir gerecht Wir weisen darauf hin, dass diese Auf- werden und halten daher strenge ethische rufe nicht von der Südtiroler Krebshilfe Grundsätze für die Verwendung der Spen- 0117 getätigt werden! dengelder ein. Die Südtiroler Krebshilfe 10 DEZEMBER 2020 | NR. 3
DATEN AKTUELL Immer mehr Lungenkrebs bei Frauen Jahresbericht der Italienischen Vereinigung Medizinische Onkologie, AIOM Hauptursachen: Rauchen, mangelnde Bewegung und Übergewicht – 12 WHO-Regeln Foto: Pixabay Der Jahresbericht der AIOM, italienische Vereinigung für medizinische Onkologie, wartet mit einem überraschenden Ergebnis auf. In Bezug auf Lungenkrebs sind die Neuerkrankungen im Jahr 2020 nur bei den Frauen gestiegen und zwar um 3,4%. Lungenkrebs ist nach wie vor die häufigste krebsbedingte Todesursache. D ieser Anstieg ist vor allem bei Frauen über 70 zu beobachten und darauf zurückzuführen, dass seit den zierte Krebsart im Jahr 2020 ist Brustkrebs, gefolgt von Dickdarm-, Lungen-, Prostata- und Blasenkrebs. weitung der Vorsorgeuntersuchungen auf diese Altersgruppe in einigen Regionen zurückzuführen ist. Auf der anderen Seite 1970er Jahren immer mehr Frauen mit dem nimmt die Diagnose Prostatakrebs infolge Rauchen begonnen haben. Ganz allgemein Laut AIOM-Statistik nimmt die Diag- der geringeren Verwendung von PSA als erkranken allerdings immer noch mehr nose von Melanom und Bauchspeichel- Früherkennungstest ab. Auch Magen- und Männer als Frauen an Krebs. 2020 gibt es in drüsenkrebs bei beiden Geschlechtern zu. Leberkrebs sind rückläufig, wahrscheinlich Italien etwa 377.000 neue Krebsdiagnosen, Auch die Fälle von Brustkrebs nehmen zu, ein positiver Effekt der Hepatitis-B-Impfung davon 195.000 bei Männern und 182.000 insbesondere bei Frauen unter 50 Jahren, und der Hepatitis-C-Behandlungen. bei Frauen. Die am häufigsten diagnosti- was höchstwahrscheinlich auf die Aus- DEZEMBER 2020 | NR. 3 11
AKTUELL DATEN Dass die Früherkennung funktioniert, Eine weiterer, wichtiger Fakt des AIOM- Tumore verursachen immer noch mehr zeigt eine weitere wichtige Tatsache, die Berichts, ist die allgemeine Verringerung als 25% aller Todesfälle pro Jahr, mit ge- von AIOM festgestellt wird: der starke der voraussichtlichen Sterblichkeitsraten schätzten 183.000 Menschen im Jahr 2020. Rückgang von Darmkrebs. Tatsächlich gibt im Jahr 2020 im Vergleich zu 2015: Sie es im Jahr 2020 um 20 % weniger Diagnosen sinkt sowohl bei Männern (-6%) als auch Tatsache ist, dass mehr als ein Drittel die- als noch im Jahr 2013. Die Früherkennung bei Frauen (-4,2%) dank der Fortschritte ser Todesfälle vermeidbar wäre. Mindestens dieses Krebses dank der Einführung des bei Diagnose und Behandlung. Frauen, bei 40 % der jährlich neu auftretenden Krebs- Screenings, in Verbindung mit der besseren denen Krebs diagnostiziert wurde, leben fälle sind auf einen ungesunden Lebensstil Wirksamkeit der Therapien, selbst in fort- im Allgemeinen länger als Männer. Dieser zurückzuführen: zu wenig Bewegung, zu geschrittenen Stadien, hat die Überlebens- Unterschied ist vor allem darauf zurückzu- viel Alkohol, zu viel fettes Essen, zu viel rate nach fünf Jahren auf 65 % angehoben. führen, dass der häufigste Krebs bei Frauen rotes Fleisch, ungenügender Sonnenschutz. Diese Zahl ließe sich weiter verbessern, Brustkrebs ist, der eine bessere Prognose als An erster Stelle der riskanten Verhaltens- wenn sich mehr Personen am Screening, andere Krebsarten hat. In Südtirol beträgt weisen steht das Rauchen: Allein das Rau- das die Präsenz von Blut im Stuhl erfasst, die Überlebensrate nach fünf Jahren 88%. chen, sowohl aktiv als auch passiv (!) verur- beteiligen würden. Im Falle von Dickdarm- Eine weitere Ursache ist die Tatsache, dass sacht rund 43.000 Todesfälle durch Krebs krebs werden italienweit immer noch weni- Männer oft relativ spät zur Diagnose kom- im Jahr. Und das ist nicht nur Lungenkrebs; ger als fünf von zehn Personen im Alter von men und häufiger an Tumoren mit schlech- Rauchen gilt als Auslöser von 17 weiteren über 50 Jahren getestet. Auch in Südtirol, so teren Heilungschancen bzw. mit hoher Le- Krebsarten! Die beste Vorbeugung einer der Direktor des Südtiroler Krebsregisters talität erkranken, wie z.B. Neoplasien des Krebserkrankung ist ein verantwortungs- und Primar der Abteilung für Pathologische Zentralnervensystems, an Mesotheliom, an voller Lebensstil gemäß der zwölf Regeln Anatomie und Histologie, Dr. Guido Maz- Leber, Lunge, Speiseröhre oder Pankreas. des Europäischen Kodex zur Krebsbekämp- zoleni, bei den Brunecker Krebsgesprächen Allerdings gehen die Wissenschaftler davon fung, von denen die erste lautet. Nicht 2019, nimmt nicht einmal 60% der in Frage kommenden Bevölkerung die vom Gesund- aus, dass auch diese Zahlen in nächster Zu- kunft eine positive Wende nehmen, dank rauchen, weder aktiv noch passiv. • heitsdienst angebotenen Screenings wahr. der neuen molekularen Therapien und der Kombinationsmöglichkeit verschiedener Therapietypen. www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/ vorsorge-und-frueherkennung/id-12-einfache-regeln-schuetzen-vor-krebs.html 5 PROMILLE für die SKH Steuernummer der Südtiroler Krebshilfe: 94004360213 - Was ist zu tun? Weisen Sie die 5 Promille Ihrer Steuer- Krebshilfe an und unterschreiben Sie im sind die vorgesehenen Felder enthalten. abgaben der Südtiroler Krebshilfe zu entsprechenden Feld. Füllen Sie das Feld „Wahl für die Zweck- – Sie können uns damit sehr unter- Steuernummer der Südtiroler bestimmung von 5 Promille der IRPEF“ stützen. Diese Zweckbestimmung der Krebshilfe: 9400 4360 213 mit Ihrer Unterschrift und der Steuer- 5 Promille ist keine zusätzliche Steuer nummer der Südtiroler Krebshilfe aus, Falls Sie die Steuererklärung von jemand oder Abgabe, Sie geben damit kein unterschreiben Sie ein weiteres Mal am Externen machen lassen, so wird er Sie nach zusätzliches Geld aus. Ende der Seite und geben Sie die Kopie der Zuweisung der 5 Promille fragen. in einem Umschlag ab – dieser sollte Was ist zu tun? mit „Wahl für die Zweckbestimmung Zuweisung auf dem Modell CU: von 5 Promille der IRPEF“ beschriftet Geben Sie im Modell Unico 730 oder Wenn Sie keine Steuererklärung (Mod. 730 sein – bei der Post oder Ihrer Bank ab. CU die Steuernummer der Südtiroler oder UNICO) verfassen, können Sie die 5 Auch der Vor und Zuname sowie Ihre Bitte hier abtrennen Promille auch auf einer Kopie des Mod. CU Steuernummer müssen dabei angege- zuweisen, das Sie von Ihrem Arbeitgeber 5 Promille oder von der INPS erhalten. Auch darauf ben sein. Wir danken herzlichst! für die Südtiroler Krebshilfe Steuernummer: 94004360213 Wir danken! 12 DEZEMBER 2020 | NR. 3
LANDESVERSAMMLUNG AKTUELL Leuchtturm in stürmischen Zeiten Landesversammlung der Südtiroler Krebshilfe am 19. September in Toblach Fotos: Othmar Seehauser „Bei Nacht und Nebel hilft er uns zu orientieren, bringt Licht in die Dunkelheit, zeigt, wo es gefährliche Klippen zu umschiffen gilt und wo es sicher und geborgen ist. Der Leuchtturm. Und wie er bietet die Krebshilfe ihren Mitgliedern Orientierung und Hilfe.“ Mit diesen Worten hat die Landesvorsitzende Ida Schacher die Vollversammlung der Südtiroler Krebshilfe im September in Toblach eingeleitet. „Ein Leuchtturm in stürmischen Zeiten“, das war nicht nur das Motto der Vollversammlung, das war und ist die Krebshilfe für ihre Mitglieder und mit ihr alle Mitarbeiter und Freiwilligen, die die SKH zu dem machen, was sie ist. Zum 31. Dezember 2019 wurde erstmals die Marke zehnttausend Mitglieder überschritten. D ie Vollversammlung in Präsenz im wunderschönen Gustav Mahler Saal in Toblach war vom April auf den Sep- leibliche Wohl und den Ohrenschmaus sorgten Koch Werner Heel aus Rasen sowie Hannah an der Harfe sowie Thomas Jud Die Corona-Pandemie hat auch die Süd- tiroler Krebshilfe in ihren Tätigkeiten stark eingeschränkt. Nicht nur, dass die geplan- tember verlegt worden. In gekürzter Form und Hannes Steinmair an der Zieharmoni- ten Initiativen wie Kurse und Informations- und zusammengelegt mit dem Landesaus- ka. SKH-Koordinator Markus Unterkircher veranstaltungen für die Betroffenen nicht flug. Nasen- und Mundschutzmasken so- und Doris Brunner waren verantwortlich stattfinden konnten, die Pandemie und die wie Sicherheitsabstand und ein gestrafftes für die Organisation der Veranstaltung. damit verbundene Ausnahmesituation in Programm prägten die Veranstaltung. Der Das Kontrollorgan Paulato - Florian - Pa- den Krankenhäusern des Landes sowie die Freude, sich wieder in Fleisch und Blut latiello bescheinigte der Krebshilfe wie vorgeschriebenen Sicherheitsmaßnahmen gegenüberstehen zu können, konnten die- immer eine einwandfreie und sorgfältige bewirkten zahlreiche Einschränkungen und se Maßnahmen nichts anhaben. Für das Buchführung. auch Herausforderungen in der Betreuung DEZEMBER 2020 | NR. 3 13
AKTUELL LANDESVERSAMMLUNG von Krebspatienten (und nicht nur für sie). Aber im Tätigkeitsbericht der Krebshilfe über das abgelaufene Geschäftsjahr 2019 Es sagten … war davon freilich noch nichts zu merken. Ein Rückblick in die guten, alten Zeiten, verlesen von der Schauspielerin Christine Lasta. Jasmin Ladurner 1.447 Stunden Kursprogramm für 947 SVP-Landtagsabgeordnete und Mitglieder in den sieben Bezirken, von der Präsidentin der Vollversammlung Bewegungstherapie über Gesprächsgrup- pen bis hin zum kreativen Malen und Schrei „Als mein Großvater erkrankte, trat ben. 8.991 Stunden, mehr als 170 in der Krebs zum ersten Mal in mein Leben. Woche, in den Ambulatorien der Krebs- Ich war schockiert, betroffen, verzwei- hilfe mit qualifizierten PhysiotherapeutIn- felt. Dann kam ich in Kontakt mit der nen Lymphdrainage, Heilgymnastik und Krebshilfe und je mehr ich hörte und Bandagen für 547 Patienten. Fahrdienst las, desto weniger fühlte für Mitglieder. Mit Liebe genähte, bunte ich mich allein.“ Herzkissen für frischoperierte Frauen mit Brustkrebs. Die jährliche, informative Pres- sekonferenz zum Weltkrebstag am 4. Febru- ar. Zahlreiche Vorträge und Infoabende. Die Krebsgespräche in Bruneck und die Veran- staltungsreihe, Krebs betritt die Bühne. Die Guido Bocher Aktion Dragon-Boat in Venedig, mit den Bürgermeister Teilnehmerinnen der Bewegungstherapie Meran und Bozen. Die Aktion Rapunzel, „Wir leben alle in der Vorstellung, alles Echthaarspenden, die für den Ankauf von machen zu können, und niemanden zu Perücken verwendet werden. Zahlreiche In- brauchen. Wenn wir krank sind, merken itiativen in den einzelnen Bezirken: Benefiz wir sehr schnell, dass dem nicht so ist: Preiswatten, gemeinsames Sommergrillen Wir brauchen Frauen und Männer, im Vinschgau, Kneippen, Wanderungen die uns helfen und unterstützen, die und Wallfahrten, die Aktion Run for Life im uns Halt geben und Licht sind in der Unterland, Aussaat und Ernte von Roggen Dunkelheit. Die Krebshilfe bringt Licht mit krebskranken Kindern, der Dynafit Cup und Hoffnung.“ im Vinschgau, der Gala-Benefizabend in Rot, der Pustertaler Benefizlauf und andere Sportveranstaltungen… Eine lange Liste, viel Engagement und auch Spenden für die Tätigkeiten der Krebshilfe. Waltraud Deeg Das Herz der Krebshilfe sind die sieben Landesrätin Bezirkssitze, direkter Ansprechpartner für die Betroffenen und hilfreich bei der Ab- „Corona hat uns allen viel abverlangt. wicklung aller bürokratischen Angelegen- Viele Menschen war mehr als vorher heiten. Ein wichtiger Aspekt der Tätigkeit auf Unterstützung angewiesen. Es ist der Krebshilfe sind die finanziellen Hilfen. beeindruckend, was die Krebshilfe Eine Krebserkrankung ist immer wieder für ihre Mitglieder geleistet hat. Mit auch mit finanziellen Einbußen für die be- Herz und Engagement hat sie konkret troffenen und ihre Familien verbunden. geholfen, war Halt und Hoffnung, Längerfristige oder dauerhafte Arbeitsun- ein Fels in der Brandung. Von Herzen fähigkeit, Kosten für Therapien. Von Jahr und mit großem Respekt möchte ich zu Jahr steigt die Notwendigkeit, Krebs- stellvertretend für alle, Ida Schacher patienten in Härtefällen zu unterstützen. meinen tiefen Dank aussprechen.“ Die Geldbeiträge der Südtiroler Krebshilfe sind hier eine wichtige Unterstützungs- maßnahme. 14 DEZEMBER 2020 | NR. 3
LANDESVERSAMMLUNG AKTUELL Auf einen Blick Die Südtiroler Krebshilfe in Zahlen 10.080 Mitglieder 72 ehramtliche Im Jahr 2019 erhielten 864 Betroffene in begründeten Fällen Helfer/innen eine finanzielle Soforthilfe. Insgesamt konnten 237.000 Euro an 7 Bezirksstellen Hilfsgeldern vergeben werden, die Großteils aus den Spenden an die Krebshilfe finanziert wurden. Dank der Hilfsaktion „Südtirol hilft“ konnten weitere 61 Notstandshilfen gewährt werden. 12.500 € flossen in den Härtefonds für Kinder krebskranker Eltern. „Zahl- 8.540 reiche Privatpersonen, Vereine, Firmen und Verbände unterstützen 1.500 Therapiestunden/ sanitäre Leistungen unsere Mitglieder, indem sie Benefizaktionen und andere Initiativen zugunsten der Krebshilfe starten – viele davon bereits seit einigen Kursstunden Jahren. Mit viel ehrenamtlicher Arbeit und Herz setzten sie sich für für Betroffene jene ein, die aufgrund ihrer Krankheit dringend Hilfe benötigen. Dafür möchte ich mich herzlichst bedanken: Sie sind die wahren Leuchttürme unserer Gesellschaft“, so Präsidentin Ida Schacher. 21 1.605 Die Krebshilfe finanziert sich durch Spenden und Initiativen zu 56 % selbst und erhält 44% öffentliche Beiträge, die für die Deckung hauptamtliche Mitarbeiter/innen finanzielle Hilfen an Mitgliedern in Notlage der institutionellen Tätigkeit verwendet werden. • Die Chance digital Hier finden Sie die Chance auch in digitaler Version. Einfach QR-Code scannen und online lesen. DEZEMBER 2020 | NR. 3 15
AKTUELL LANDESAUSFLUG DER SKH Im Zeichen des Gebets und des Miteinanders Landesausflug der SKH am 19. September zum ältesten Kreuzweg Tirols in Toblach Foto: Othmar Seehauser Nach dem Überstehen der ersten Welle der Coronavirus Pandemie (von der zweiten Welle wusste man im September noch nichts) war der Kalvarienweg in Toblach, der älteste Kreuzweg Tirols, ein treffendes Ziel des Landesausflugs der Südtiroler Krebshilfe. Auftakt war der gemeinsame Gottesdienst in der Johanneskirche von Toblach. Nach der Messe hatte es sich Bürgermeister Guido Bocher nicht nehmen lassen, seine Gäste aus allen Landesteilen Südtirols höchst persönlich in die Geschichte dieses Kreuzwegs aus dem frühen 16. Jahrhundert einzuführen und sie anschließend auch zu begleiten. D er Kreuzweg beginnt an der Pfarr- kirche in Toblach, die Johannes dem Täufer geweiht ist und als eine der kapelle am Endpunkt des Kreuzwegs auf dem Kalvarienberg in Lerschach, geht auf eine Schenkung von Kaiser Maximilian I sef Gschnitzer, von der Pfarrkirche entlang des Kreuzweges erstreckte. Ein Landesaus- flug im Zeichen des Gebets und des Mitei- schönsten Barockkirchen Tirols gilt. Der zurück. Die fünf Bildstock-Kapellen tra- nanders. Für Mitglieder, die Mühe hatten Weg führt auf 1.200 Metern, genauso lang gen an der Rückwand reliefartige, aus Gips beim Gehen, gab es einen Fahrdienst. also wie die Via Dolorosa in Jerusalem, gefertigte Passionsszenen, die den „fünf vorbei an fünf Passionskapellen entlang schmerzhaften Geheimnissen“ des Rosen- Nach dem letzten Gebet ging es dann der Maximiliansstraße. Gestiftet wurde der kranzes entsprechen. zum Grand Hotel Toblach, wo Werner Heel Kreuzweg, dessen bildstockartige Kapellen aus Rasen ein wahres Festmahl bereitet 1519 errichtet wurden, von den Brüdern Es war beeindruckend, die lange Schlan- hatte. Im Anschluss an das Mittagessen Christoph und Kaspar Herbst. Die 1568 ge der Mitglieder der Südtiroler Krebshilfe fand die im Frühjahr ausgefallene Landes- errichtete, dem Hl. Joseph geweihte Rund- zu sehen, die sich, angeführt von Pfarrer Jo- versammlung der Krebshilfe statt. • 16 DEZEMBER 2020 | NR. 3
BEWEGUNG LYMPHDRAINAGE Sicherer bei uns als beim Einkaufen Lymphdrainage der Krebshilfe geht unverändert weiter – Interview mit Ingeborg Nollet Foto: Othmar Seehauser Die Turnhallen und Schwimmbäder sind geschlossen. Kurse können nicht, bzw. nur online abgehalten werden. Die Bewegungsfreiheit für mehrere Wochen eingeschränkt. Und viele Betroffene haben auch nach der Lockerung der Auflagen noch Angst, aus dem Haus zu gehen. Regelmäßige Bewegung ist aber das Um und Auf eines gesunden und vorbeugenden Lebensstils und besonders wichtig für chronische Patienten, wie z. B. krebskranke Menschen. Ein Gespräch mit der SKH-Physiotherapeutin Ingeborg Nollet. Auch nach Lockerung des Lockdowns tel benutzen möchte, ist nicht unbedingt Bewegungstraining oder die Wassergym- bleiben Schwimmbäder und Turnhallen motiviert, zum langen Spaziergehen, ge- nastik zu suchen… geschlossen. Welche Alternativen gibt es schweige denn zum Radfahren… für regelmäßige Bewegung? Ingeborg Nollet: Dies ist mit Vorsicht Ingeborg Nollet: Wir halten für alle un- zu betrachten. Nicht alles, was angeboten Ingeborg Nollet: Was immer gut geht, sere Patienten ein individuelles Programm wird, kommt von kompetenter Seite und ist täglich und viel an der frischen Luft mit Übungen bereit, die sie zuhause ma- ohne direkte Kontrolle eines Trainers kann spazieren gehen oder Rad fahren. Das ist chen können. Möglichst an der frischen Luft. man viel falsch machen und sich womög- an und für sich ausreichend. lich verletzen. Aber ich sehe, dass unsere Wer körperlich fit ist, nach Abschluss Patienten sehr vorsichtig sind und das ist Wer aber in der Stadt so z. B. in Bozen der Therapien, beginnt vielleicht im In- gut so. Wer mehr Bewegung braucht, kann lebt und keine öffentlichen Verkehrsmit- ternet nach Ersatz für das ausgefallene sich diese auch durch Treppensteigen er- DEZEMBER 2020 | NR. 3 17
LYMPHDRAINAGE BEWEGUNG noch wichtiger als sonst. Wir sind immer bereit für unsere Patienten. Bei dringenden Fragen und Zweifeln können uns auch te- lefonisch jederzeit erreichen. Ich habe ne- benbei einen großen Unterschied zwischen Stadt und Land festgestellt. Inwiefern? Ingeborg Nollet: Wer in der Stadt lebt, ist nicht nur viel eingeschränkter, sondern oft ängstlicher. Manche haben Zweifel, ob sie überhaupt kommen sollen. Aber die meisten sind sehr froh. Immer wieder kommen Anrufe von Patienten, die fragen, „Darf ich denn auch kommen?“ und die bei der positiven Antwort glücklich sind. Und die Therapeuten selbst? Werden sie regelmäßigen Test unterzogen? Ingeborg Nollet: Bei Bedarf. Aber wir haben ein sehr strenges Eigen-Monitoring. Wir sind auch im privaten Umfeld sehr vorsichtig, beobachten uns sehr gut, ach- ten auf die kleinsten Anzeichen, messen regelmäßig Temperatur, halten uns an alle Sicherheitsmaßnahmen, Abstand, Hygiene, Maske… und sind bereit, beim geringsten Anzeichen oder Zweifel, sofort um einen Test anzufragen und zuhause zu bleiben. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen um unseren Patienten für ihr Verständnis und SKH-Physiotherapeutin Ingeborg Nollet dafür zu danken, dass auch sie sich sehr vorsichtig verhalten und die Regeln beach- ten, denn damit schützen sie sich selbst, uns Therapeuten und die anderen Pati- möglichen. Viele haben ein Heimrad. Das Ingeborg Nollet: Absolut. Es ist ohne enten. geht immer gut! Wenn man sich nicht Zweifel sicherer, zu uns ins Ambulatorium sicher ist, mit uns besprechen. zu kommen, als einkaufen zu gehen. Wir Was würden sie ihren Patienten und haben zwischen einem und dem anderen ganz allgemein raten? Sie und ihre KollegInnen konnten wäh- Patienten genügend Zeit, um zu lüften, rend des zweiten Lockdowns durchaus um alles zu desinfizieren und den Raum Ingeborg Nollet: Im Rahmen der Mög- arbeiten. Beim ersten Lockdown war das zu sanifizieren. Und bevor die Patienten lichkeiten viel Bewegung an der frischen nicht so. kommen, nehmen wir eine akkurate Tele- Luft. Abstand halten und immer den Na- fonanamnese vor. Wenn der Patient da ist, sen-Mundschutz tragen. Hände regelmä- Ingeborg Nollet: Das stimmt. Vom 11. wird immer Fieber gemessen und ein wei- ßig desinfizieren. Nicht den ganzen Tag März bis zum 5. Mai war auch die Lymph- teres Monitoring gemacht. Und wir sowie die neuesten Covid-Nachrichten verfolgen drainage untersagt und alle Ambulatorien unsere Patienten tragen selbstverständlich und zusätzlich etwas für das Immunsystem geschlossen. Das war für Patienten, die an immer den Nasen-Mundschutz. zu tun, z. B. mit Sanddorn hoher Anteil einem schweren Lymphödem leiden, eine an Vitamin C und weiteren Vitaminen. schwierige Zeit und effektiv hat sich der Zu- Die Behandlungszeit wird deshalb Natürlich immer in Absprache mit dem stand der schweren Fälle auch verschlech- aber nicht verkürzt? behandelnden Arzt. Wir müssen vorsich- tert. Ich bin dankbar, dass wir dieses Mal tig sein, aber man darf sich von der Angst von einer Schließung verschont blieben! Ingeborg Nollet: Ansonsten werden die nicht überwältigen lassen. Jeder sollte sich Unsere Patienten brauchen uns. Aber auch Patienten behandelt wie immer! Zeit nehmen, für schöne Dinge und sich während des letzten Lockdowns war ich vornehmen, positiv zu denken. Wir sind zumindest telefonisch immer erreichbar. Und es bleibt auch Zeit zum Reden… jedenfalls da. • Sie verfolgen sehr strenge Ingeborg Nollet: Ja. Das ist gerade jetzt Sicherheitsmaßnahmen. in dieser Zeit der großen Verunsicherung 18 DEZEMBER 2020 | NR. 3
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