Infonium PH Zug 1/2021 Bildungslandschaften - Kanton Zug

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Infonium PH Zug 1/2021 Bildungslandschaften - Kanton Zug
Infonium
 PH Zug 1/2021
 Bildungslandschaften

                Pädagogische Hochschule Zug
Infonium PH Zug 1/2021 Bildungslandschaften - Kanton Zug
Editorial                                                             Inhalt

                                                                      Editorial2
                                                                      Programm «Bildungslandschaften Schweiz»:
                                                                      Strategische Allianzen zur Gestaltung von Bildungsbiografien 3–4
                                                                      Vernetzung und Zusammenarbeit: Wichtige Voraussetzungen
                                                                      des Gelingens von Bildungslandschaften                       5–6
                                                                      Brückenbauer*innen als Kulturvermittler*innen:
                                                                      Ein Bildungsangebot zur Integration und Frühförderung        7–9
                                                                      Empfehlungen für den Aufbau einer Bildungslandschaft 10–12
                                                                      Werte, Wertorientierungen und Wertvorstellungen:
                                                                      Als Lehrperson Kinder und Jugendliche in ihrer
Esther Kamm                                                           Entwicklung begleiten                                     13–14
                                                                      Black Teachers Matter                                     15–16
                                                                      Das Zuhören mittels Tablet testen – Aufgabenentwicklung
                                                                      zur Überprüfung der Grundkompetenzen                          17
                                                                      Eine Welt nach der Pädagogischen Hochschule:
                                                                      Studierendenkolumne18
                                                                      Roberta Regio Zentrum Zug                                 19–21
                                                                      Informationen aus den Leistungsbereichen                  22–23
                                                                      Veranstaltungen24

Gelingende Bildung ist ein Gemeinschaftswerk: Eltern, Schulen         dungslandschaft «Integration und Frühförderung». Dank soge-
und ausserschulische Bezugs- und Schlüsselpersonen tragen             nannter Brückenbauer*innen konnte niederschwellig der Kon-
dazu bei. Hier setzt das Programm «Bildungslandschaften               takt zu Eltern und ihren Kindern aufgebaut werden (S. 7–9).
Schweiz» an, eine durch die Jacobs Foundation initiierte nationale    Damit eine Bildungslandschaft erfolgreich aufgebaut, umgesetzt
Förderinitiative. Das Institut für Bildungsmanagement und Bil-        und verankert werden kann, sind verschiedene Faktoren not-
dungsökonomie (IBB) der PH Zug hat das Programm evaluiert.            wendig. Auf Grundlage ihrer Forschungsbefunde hat das IBB
«Bildungslandschaften Schweiz» verfolgt das Ziel, allen Kindern       Anregungen und Empfehlungen erarbeitet (S. 10–12).
und Jugendlichen die Chance auf eine qualitativ hochstehende
und umfassende Bildung zu ermöglichen. Damit junge Menschen           Als PH Zug sind wir ebenfalls ein Teil einer «Bildungslandschaft
ganzheitlich gefördert werden können, informieren und unterstüt-      Schweiz» und pflegen aktiv die Zusammenarbeit mit Akteurinnen
zen sich in einer «Bildungslandschaft» alle Beteiligten gegenseitig   und Akteuren der formalen und non-formalen Bildung ebenso
und ziehen am selben Strick (S. 3–4). Lehrpersonen und Schul-         wie mit Vertretenden aus Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur.
leitende stehen beispielsweise im Austausch mit Leitungsperso-
nen der regionalen Jugendorganisationen und Sportvereinen oder
mit Berufsbildnerinnen und Berufsbildnern der Unternehmen aus         Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.
der Umgebung.

Eine gute Vernetzung der Beteiligten ist ein zentrales Element        Prof. Dr. Esther Kamm
für den Projekterfolg (S. 5–6). Dies zeigt sich etwa in der Bil-      Rektorin

2
Infonium PH Zug 1/2021 Bildungslandschaften - Kanton Zug
Programm «Bildungslandschaften Schweiz»:
Strategische Allianzen zur Gestaltung von Bildungsbiografien
Im Rahmen des Programms «Bildungslandschaf-                Sie sind also mehr als Schulnetzwerke, die oft-
ten Schweiz» haben 22 Schweizer Bildungsland-              mals die Grundlage bzw. den Kern einer Bil-
schaften daran gearbeitet, die Chancengerechtig-           dungslandschaft bilden. Aus der Perspektive
keit für Kinder und Jugendliche zu erhöhen.                der Kinder bzw. Jugendlichen lässt sich ihr Zu-
                                                           sammentreffen mit institutionalisierten und in-
Als Bildungslandschaft werden strategische                 dividuellen Akteuren im Laufe ihrer Bildungs-
Allianzen verschiedener Akteure/Institutionen,             biografie – beispielsweise wie in Abbildung 1
z. B. Behörden sowie öffentliche und private               dargestellt – aufzeigen.
Einrichtungen, zur Gestaltung von Bildungsbio-
grafien bezeichnet, die in der Regel die Zeit-             Die gemeinsamen Ziele von Bildungslandschaf-
spanne vom Kindergartenalter bis zur Beendi-               ten sind eine Verbesserung der Bildung und
gung von Studium oder Berufsausbildung junger              eine bessere Nutzung des Potenzials aller Kin-
Erwachsener umfassen. Je nach Kooperations-                der und Jugendlichen und damit letztlich mehr
anlass arbeiten relevante Einrichtungen zusam-             Chancengerechtigkeit. Der Fokus liegt jedoch
men (Huber, 2014). Im Rahmen des Programms                 insbesondere bei Kindern und Jugendlichen
«Bildungslandschaften Schweiz» in der deutsch-             mit verminderten Bildungschancen, sei es auf-
und französischsprachigen Schweiz haben 22                 grund ihrer sozialen, ökonomischen oder kultu-
Schweizer Bildungslandschaften, ausgehend                  rellen Herkunft oder aufgrund ihrer individuellen
von unterschiedlichen Startbedingungen und                 psychischen und physischen Voraussetzungen.
mit unterschiedlichen Zielsetzungen, je eigene             Diese Kinder und Jugendlichen haben einen
Arbeitskonzepte und Prozesse initiiert und                 erhöhten Förderbedarf, dem mit speziellen An-
durchgeführt, um die Chancengerechtigkeit1                 geboten entsprochen wird (Huber, Schwander,
für Kinder und Jugendliche insbesondere bei                Kilic, & Wolfgramm, 2014).
solchen mit sozialen Benachteiligungen zu
erhöhen, schulische und ausserschulische Bil-              Zusammenfassend kann formuliert werden,
dungsangebote zu erweitern und zu verbessern               dass Bildungslandschaften nicht nur zu mehr
sowie die Partizipation von Kindern und Jugend-            Zusammenarbeit zwischen schulischen und
lichen an diesen Angeboten zu steigern (Huber,             ausserschulischen Akteuren führen, sondern
Werner, Koszuta, Schwander et al. 2019a,b).                dass sie diese Kooperation auch qualitativ ver-
                                                           bessern. Durch die verstärkte Zusammenarbeit
Schulnetzwerke und Bildungslandschaften:                   kann das gegenseitige Verständnis füreinander
ein Kurzüberblick                                          verbessert und ein gemeinsames Bildungsver-
Bildungslandschaften sind Netzwerke von schu-              ständnis entwickelt werden. Dies ist aber ein
lischen und ausserschulischen Institutionen.               länger­fristiger Prozess, der genügend zeitliche

                                                                                                                   1 Unter Chancengerechtigkeit wird

                                                                                                                   die Möglichkeit verstanden, dass
                                                                                                                   alle Individuen, basierend auf ihren
                                                                                                                   Fähigkeiten und ihrer Leistung und
                                                                                                                   unabhängig von Geschlecht, Natio-
                                                                                                                   nalität, Wohnort sowie sozialer
                                                                                                                   Herkunft, ihre Chance auf Erfolg
                                                                                                                   ergreifen können.
Abbildung 1: Bildungsbiografien aus der Perspektive der Kinder und Jugendlichen (adaptiert nach Vorndran, 2008).

                                                                                                                                                          3
Infonium PH Zug 1/2021 Bildungslandschaften - Kanton Zug
und materielle Ressourcen und für die Hand-          arbeit und Issue Management auf lokaler
                                         lungskoordination angepasste Strukturen benö-        Projektebene; Bereitstellung einer externen
                                         tigt. Vermehrte und vernetzte Zusammenarbeit         Prozessbegleitung; Möglichkeiten der be-
                                         benötigt also angepasste Bedingungen der             darfsspezifischen Weiterbildung, Nutzung
                                         Handlungskoordination und der Ausstattung.           von Peer Coaching und in einem Teil der Pro-
                                                                                              jekte Vernetzung innerhalb des Kantons.
                                         Programm «Bildungslandschaften Schweiz»:
                                         Ziele und Interventionen                           Das Vorhandensein politischer Unterstützung
                                         Das Programm «Bildungslandschaften Schweiz»        des jeweiligen Kantons und der Stadt oder
                                         (2012—2018) der Jacobs Foundation, das vom         Gemeinde spielte bei der Arbeit der Bildungs-
Literatur
                                         Institut für Bildungsmanagement und Bildungs-      landschaften jeweils eine wichtige Rolle.
Huber, S. G. (2014). Kooperation         ökonomie (IBB) wissenschaftlich begleitet wur-
in Bildungslandschaften: Aktuelle
Diskussionsstränge, Wirkungen
                                         de, hat sich als übergeordnetes Ziel gesetzt,      Bildungslandschaften als fortlaufende
und Gelingensbedingungen. In             Kindern und Jugendlichen gerechtere Chancen        Bildungsprogrammatik
S. G. Huber (Hrsg.), Kooperative         auf eine qualitativ gute und umfassende Bildung    Der Aufbau und das Betreiben der 22 Bildungs-
Bildungslandschaften. Netzwer-           zu ermöglichen. Hierfür wurden Bildungsland-       landschaften in der Schweiz sind bilanzierend
ke(n) in und mit System (S. 3–29).
Köln: Wolters Kluwer.
                                         schaften aufgebaut, verstanden als gezielte und    eindeutig als fortlaufende Bildungsprogramma-
                                         systematische, an pädagogischen Zielgrössen        tik zu verstehen. Als ein befristetes Bildungspro-
Huber, S. G., Schwander, M., Kilic,
S., & Wolfgramm, C. (2014).
                                         orientierte institutionalisierte Zusammenarbeit    jekt unter vielen, das irgendwann abgeschlossen
Bildungslandschaften – Übersicht         von Bildungsakteuren im Mehrebenensystem           sein wird, können Bildungslandschaften das
über exemplarische Projekte und          Bildung und daher auf kantonaler, regionaler       Vorhaben und Ziel, Quantität und Qualität von
Evaluationen. In S. G. Huber (Hrsg.),    und kommunaler Ebene. Die Bildungslandschaf-       Bildungsangeboten für Kinder und Jugendliche
Kooperative Bildungslandschaften.
Netzwerke(n) in und mit System
                                         ten sollen zu einer Verminderung von Schul-        zu steigern, nicht nachhaltig einlösen. Folglich
(S. 137–164). Köln: Wolters Kluwer.      abbrüchen führen sowie bei den Kindern und         braucht es dauerhafte Prozesse, die mit ent-
                                         Jugendlichen verbesserte schulische Leistungen     sprechender Ressourcierung auch strukturell
Huber, S. G., Werner, R., Koszuta, A.,
Schwander, M., Strietholt, R.,           und eine positive Entwicklung der sozio-emo-       und personell hinterlegt sein müssen. Der As-
Bacso, M., Gürel, E., Schneider, J.,     tionalen Kompetenzen bewirken. Auf diese Wei-      pekt der Bildungsprogrammatik betrifft auch
Hürlimann, F., Nonnenmacher, L.          se sollen ihre Lebenstüchtigkeit sowie die Inte-   Haltungsfragen. Insbesondere ist hiervon die
(2019a). Zusammenarbeit und Bil-
                                         gration und Partizipation in Schule, Beruf und     Erwartungshaltung der formalen Bildungsinstitu-
dungsangebote in Bildungsnetzwer-
ken. Entwicklungen, Nutzen und           Gesellschaft verbessert werden.                    tion Schule berührt, die ausserschulische Bil-
Gelingensbedingungen. Abschluss-                                                            dungsanbieter in vielen Fällen als «Serviceagen-
bericht zur Forschungs- und Evalua-      Die Interventionen bzw. Massnahmen des Pro-        turen» wahrnimmt, die die Schulfähigkeit der
tionsstudie des Programms «Bil-
                                         gramms «Bildungslandschaften Schweiz» als          Kinder zu fördern haben. Das Ziel der Zusam-
dungslandschaften Schweiz». Zug:
PH Zug. IBB Institut für Bildungsma-     Public Private Partnership der Jacobs Founda-      menarbeit unterschiedlicher Bildungsakteure im
nagement und Bildungsökonomie.           tion mit staatlichen Partnern lassen sich auf      Bildungssystem sollte jedoch vielmehr darin
Huber, S. G., Werner, R., Koszuta, A.,   zwei Ebenen darstellen:                            bestehen, das System an die Bedürfnisse und
Schwander, M., Strietholt, R.,                                                              Möglichkeiten des Kindes anzupassen, anstatt
Bacso, M., Gürel, E., Schneider, J.,     – Programmebene: Auf Programmebene                 einzelne Bildungsinstitutionen und deren rei-
Hürlimann, F., Nonnenmacher, L.
                                           wurden die Bildungslandschaftsprojekte und       bungslose Organisation isoliert zu betrachten
(2019b). Zusammenarbeit und Bil-
dungsangebote in Bildungsnetzwer-          deren beteiligte Akteure über die gesamte        sowie systemisch und systematisch bezüglich
ken. Entwicklungen, Nutzen und             Programmlaufzeit unterstützt durch Mach-         aller Schnittstellenfragen und einer Gesamt-
Gelingensbedingungen. Kurzversion          barkeitsworkshops, Fachtagungen mit in-          kohärenz in den Vordergrund zu rücken. Ziel
des Abschlussberichts zur For-
                                           haltsspezifischen Fachvorträgen und Work-        muss es sein, dass die beteiligten Institutionen
schungs- und Evaluationsstudie des
Programms «Bildungslandschaften            shops sowie Öffentlichkeitsarbeit und Issue      sich als «Dienstleister» für das Wohl der Kinder
Schweiz». Zug: PH Zug. IBB Institut        Management auf nationaler Ebene durch            und Jugendlichen und deren optimale Förderung
für Bildungsmanagement und Bil-            die Jacobs Foundation.                           begreifen und ihre Interessen und jeweilige Ex-
dungsökonomie. Download unter:
                                                                                            pertise – eingebettet in eine Bildungslandschaft –
www.bildungsmanagement.net/BL
                                         – Bildungslandschafts-Projektebene: Auf            in den Dienst dieses Ziels stellen.
Vorndran, O. (2008). Regionale             der Ebene der Bildungslandschaften gab es
Bildungsberichte als Steuerungs-
instrumente für die Bildungsregion.
                                           jeweils folgende Unterstützung: Teilfinanzie-
In C. Stern, C. Ebel, V. Schönstein &      rung der kantonalen Koordinationsstelle          Stephan Gerhard Huber, Leiter IBB und
O. Vorndran (Hrsg.), Bildungsregio-        sowie der Kosten für die lokale Projekt-         Leiter der wissenschaftlichen Begleitung
nen gemeinsam gestalten (S. 170–           umsetzung zu jeweils 50 Prozent durch die        des Programms «Bildungslandschaften
175). Gütersloh: Verlag Bertelsmann
Stiftung.
                                           Jacobs Foundation und den Kanton bzw. die        Schweiz»; Ricarda Werner, Anja Koszuta und
                                           Gemeinde; Ressourcen für Öffentlichkeits-        Marius Schwander, Mitarbeitende IBB

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Infonium PH Zug 1/2021 Bildungslandschaften - Kanton Zug
Vernetzung und Zusammenarbeit: Wichtige Voraussetzungen
des Gelingens von Bildungslandschaften
Eine Kernidee von Bildungslandschaften ist           eines Gefühls des Zusammenhalts sowie zeit-
die Vernetzung unterschiedlicher Akteure. Es ist     liche Ressourcen. Aus den quantitativen Daten
erfreulich, dass die Kooperationsbereitschaft        (Huber, Werner, Koszuta, Schwander et al.
der Akteure im Programm «Bildungslandschaften        2019a, b) geht hervor, dass die Akteure beson-
Schweiz» als gut beschrieben wird.                   ders zu Beginn der Bildungslandschaft viel Zeit
                                                     in den Aufbau der Bildungslandschaft investiert
In der Kooperation von Akteuren in Bildungsland-     haben. Darüber hinaus beschrieben die Inter-
schaften lassen sich insbesondere drei Formen        viewten im Projektverlauf ein vermehrtes Auf-
unterscheiden (Huber, Werner, Koszuta, Schwan-       treten von institutionenübergreifender Zusam-
der et al. 2019a, b; Gräsel, Fussangel, & Pröbs-     menarbeit, eine Verstärkung des Miteinanders
tel, 2006). Die erste Form der Zusammenarbeit        sowie einen informellen Umgang unter den ver-
ist der Austausch, der sich darauf bezieht, dass     schiedenen Bildungsakteuren.
sich Akteure wechselseitig informieren und Ar-
beitsmaterialien austauschen. Die zweite Koope-      Gelingensbedingungen für
rationsform ist die der arbeitsteiligen Koopera-     Bildungslandschaften
tion, bei der eine Arbeitsaufteilung zwischen        Die Ergebnisse quantitativer und qualitativer
Akteuren stattfindet, mehrere Personen also ge-      Analysen zur Frage nach den Gelingensbedingun-
meinsam an einer Aufgabe arbeiten. Drittens          gen von Bildungslandschaften aus verschiedenen      Literatur
wird die Ko-Konstruktion unterschieden, die ei-      Perspektiven haben die theoretischen Ausfüh-        Gräsel, C., Fussnagel, K., & Pröbstel,
nen intensiven Austausch beinhaltet, der ge-         rungen zu den Gelingensbedingungen für Koope-       C. (2006). Lehrkräfte zur Koopera-
                                                                                                         tion anregen – eine Aufgabe für
meinsames Lernen sowie eine gemeinschaftliche        ration (Huber, Werner, Koszuta, Schwander et al.    Sisyphos? Zeitschrift für Pädagogik,
Entwicklung von Aufgaben- oder Problemlösun-         2019a,b) im Grossen und Ganzen bestätigt.           52(2), 205–219.
gen ermöglicht. In der Befragung zum Ende der                                                            Hajer, M., & Versteeg, W. (2005).
Programmlaufzeit berichten die Akteure, mit fast     In den offenen Angaben der Akteursbefragun-         Performing governance through
der Hälfte der anderen Mitglieder ihrer Bildungs-    gen wurden unter anderem materielle bzw. per-       networks. European Political Sci-
landschaft Materialien oder Informationen aus-       sonelle und zeitliche Ressourcen als Gelingens-     ence, 4(3), 340–347.

zutauschen. Darüber hinaus geben sie an, dass        bedingungen erwähnt. Die Einstellung und            Hoy, W., Sweetland, S., & Smith, P.
sie sich mit jeweils gut einem Drittel der anderen   Motivation der Akteure wurden aus Sicht der         (2002). Toward an Organizational
                                                                                                         Model of Achievement in High
Mitglieder gegenseitig unterstützen und Feed-        Projektleitungen und der Akteure am häufigsten
                                                                                                         Schools: The Significance of Collec-
back geben sowie gemeinsame Projekte planen.         als Erfolgsfaktoren genannt.                        tive Efficacy. Educational Administra-
Explizit positiv erwähnt werden eine optimis-                                                            tion Quarterliy, 38 (1), 77–93.
tisch-positive Atmosphäre in den verschiedenen       In diesem Zusammenhang ergaben die Analy-           Huber, S. G., Werner, R., Koszuta,
Gruppen, die Offenheit und Engagiertheit der         sen zudem, dass neben der externen Beratung         A., Schwander, M., Strietholt, R.,
Akteure, die Wertschätzung untereinander sowie       (Prozessbegleitung) auch die Fähigkeit der Pro-     Bacso, M., Gürel, E., Schneider, J.,
                                                                                                         Hürlimann, F., Nonnenmacher, L.
ein Austausch auf Augenhöhe. Die Mehrheit            jektleitung, Akteure zu motivieren, ein zentraler
                                                                                                         (2019a). Zusammenarbeit und Bil-
der Projektleitenden beschreibt die Kooperation      Faktor für das Gelingen der Bildungslandschaft      dungsangebote in Bildungsnetzwer-
mit den unterschiedlichen Akteuren sogar als         ist. Entsprechend seien gemäss Aussagen aus         ken. Entwicklungen, Nutzen und
Quelle ihrer eigenen Motivation.                     den Interviews die Anerkennung und Wertschät-       Gelingensbedingungen. Abschluss-
                                                                                                         bericht zur Forschungs- und Evalua-
                                                     zung der (überwiegend ehrenamtlichen) Akteu-
                                                                                                         tionsstudie des Programms «Bil-
Zeit in den Aufbau investieren                       re wichtige Gelingensbedingungen. Zudem             dungslandschaften Schweiz». Zug:
Während die Vernetzung und Kooperation in            werde die Entwicklung der Bildungslandschaft        PH Zug. IBB Institut für Bildungsma-
Bildungslandschaften insgesamt betrachtet ein        durch eine «Macher»-Mentalität der Akteure          nagement und Bildungsökonomie.
hohes Niveau erreicht haben, fallen in den           begünstigt. Um den regelmässigen Austausch          Huber, S. G., Werner, R., Koszuta,
quantitativen Analysen (Huber, Werner, Koszuta,      zwischen den Akteuren zu fördern, wurden den        A., Schwander, M., Strietholt, R.,
Schwander et al. 2019a, b) deutliche Unter-          Aussagen der Interviewten nach in allen Bil-        Bacso, M., Gürel, E., Schneider, J.,
                                                                                                         Hürlimann, F., Nonnenmacher, L.
schiede zwischen den einzelnen Bildungsland-         dungslandschaften Zeitgefässe geschaffen, die       (2019b). Zusammenarbeit und Bil-
schaften und im Zeitverlauf auf. So gibt es ein-     von den Projektleitenden als erfolgsentschei-       dungsangebote in Bildungsnetzwer-
zelne Bildungslandschaften, die besonders            dender Faktor wahrgenommen wurden.                  ken. Entwicklungen, Nutzen und
intensiv zusammenarbeiten, wohingegen andere                                                             Gelingensbedingungen. Kurzversion
                                                                                                         des Abschlussberichts zur For-
noch Entwicklungspotenzial haben.                    Die Projektleitungen und Prozessbegleitungen        schungs- und Evaluationsstudie des
                                                     schätzten weiterhin Austausch und Kommunika-        Programms «Bildungslandschaften
Im Rahmen der Interviews identifizierten die         tion als wesentliche Erfolgsfaktoren ein. Dane-     Schweiz». Zug: PH Zug. IBB Institut
Befragten auch Aspekte, die die Zusammen-            ben wurde die Klarheit der Rollen und Aufgaben      für Bildungsmanagement und Bil-
                                                                                                         dungsökonomie. Download unter:
arbeit in den Bildungslandschaften beeinflusst       für die Prozess- und Projektleitungen als wichti-   www.bildungsmanagement.net/BL
hätten. Hierzu gehören zum einen das Fördern         ge Bedingung wahrgenommen.
                                                                                                                                                5
Infonium PH Zug 1/2021 Bildungslandschaften - Kanton Zug
Mit Bezug auf organisationskulturelle Gelin-               diese Strukturen werden als wichtig erachtet.
    gensbedingungen bestätigen die quantitativen               So könne zum Beispiel durch eine Anbindung an
    Analysen ausserdem die zentrale Funktion von               die Gemeinwesen- oder Quartierarbeit auf be-
    Vertrauen hinsichtlich Kooperation und Kommu-              reits bestehendes Wissen und professionelle
    nikation in Netzwerken und damit verbunden                 Unterstützung zurückgegriffen werden. Nicht
    den bisherigen Stand der Forschung (Hajer &                zuletzt wurde sowohl aus Sicht der Projektlei-
    Versteeg, 2005; Hoy, Smith, & Sweetland,                   tungen (Interviewdaten) als auch aus Sicht der
    2002). Demnach hat das Vertrauen zum Pro-                  weiteren Akteure (offene Angaben des Akteurs-
    jektbeginn einen signifikanten Einfluss auf die            fragebogens) der Einbezug der Politik als ein
    Beteiligung sowie die Informationsweitergabe               Erfolgsfaktor für Bildungslandschaften genannt.
    im Verlauf des Projekts. Weiter beeinflusst das
    Kommunikationsklima zu Beginn des Projekts,                Schliesslich spielt die Projektleitung als koordi-
    in welchem Mass bzw. wie intensiv ein gemein-              nierende Instanz im personellen Bereich eine
    sames Ziel im Verlaufe des Projekts von den                zentrale Rolle für das Gelingen einer Bildungs-
    Beteiligten verfolgt wird. Den Interviewten zu-            landschaft. Dieser Aspekt manifestiert sich
    folge werde ausserdem ein Zusammenhalts-                   auch darin, dass ein Fortbestehen einer Bil-
    gefühl – unter anderem durch Vernetzungstref-              dungslandschaft ohne eine Projektleitung bzw.
    fen – gefördert. Hier würde insbesondere der               eine koordinierende Instanz wiederholt als
    informelle Rahmen als Gelingensfaktor zählen.              schwierig eingeschätzt wird.
    Die Unterstützung des Projekts durch das Vor-
    handensein des politischen Willens auf Ebene
    der Gemeinde bzw. Stadt oder auch des Kan-                 Stephan Gerhard Huber, Leiter IBB und
    tons wird sowohl bei den Projektleitenden als              Leiter der wissenschaftlichen Begleitung
    auch den Prozessbegleitungen als besonders                 des Programms «Bildungslandschaften
    wichtig empfunden. Doch auch vorhandene                    Schweiz»; Ricarda Werner, Anja Koszuta und
    Strukturen und die Einbettung des Projekts in              Marius Schwander, Mitarbeitende IBB

    Die Kinder profitieren vom guten Netzwerk einer Bildungslandschaft. Foto: Jacobs Foundation.

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Infonium PH Zug 1/2021 Bildungslandschaften - Kanton Zug
Brückenbauer*innen als Kulturvermittler*innen:
Ein Bildungsangebot zur Integration und Frühförderung
Brückenbauer*innen als Kulturvermittler*innen      mationen darüber teilen. Als Brückenbauer*in-
leisten wertvolle Arbeit in der Information        nen wurden Freiwillige aus der Gemeinde ge-
von Familien in ihrer jeweiligen Muttersprache.    wonnen, die eine der zehn vor Ort meistvertre-
                                                   tenen Fremdsprachen sprechen. Zielgruppe des
Um anhand eines Beispiels exemplarisch Ein-        Teilprojekts sind Neubürger*innen mit kleinen
blick in eines der Projekte einer ausgewählten     Kindern, die Informationen zu Bildungs- und
Bildungslandschaft zu ermöglichen, wird im fol-    Informationsangeboten vor Ort in ihrer jeweili-
genden Text auf die Rolle der Brückenbauer*in-     gen Muttersprache erhalten sollen. Das Netz-
nen als kulturvermittelnde Instanz eingegangen,    werk umfasste während der Projektlaufzeit
die die Partizipation am Programm zur Integra-     konstant 10 bis 12 Personen, die diese zehn
tion und Frühförderung steigern wollen. In die-    Sprachen abdeckten. Das Netzwerk der aktiven
ser am Programm teilnehmenden Bildungsland-        Brückenbauer*innen bestand vollständig aus
schaft lag der Schwerpunkt der Projektarbeit im    Frauen.
Übergang vom Frühbereich in die Volksschule.
Ziel war es, Risikogruppen – egal ob es sich um    Personen für die Mitarbeit als Brückenbauer*in
Kinder mit schweizerischer Herkunft oder um        wurden vornehmlich über das lokale Familien-
Kinder mit Migrationshintergrund und deren         zentrum gewonnen. Brückenbauer*innen wur-
Eltern handelte – besser zu erreichen und die      den von den Mitgliedern des Projektteams
Chancengerechtigkeit beim Schuleintritt zu er-     gecoacht und durch Weiterbildungen und Aus-
höhen. Der Fokus wurde insbesondere auf In-        tauschrunden sowie ein nach Berichten des
formations- und Weiterbildungsangebote für         Projektteams hohes Mass an informeller Bezie-
Eltern vor Ort sowie auf die Ausbildung von        hungsarbeit zu einem Netzwerk verbunden.
Menschen mit Migrationshintergrund zu Brü-         Weiterbildungen wurden an die Bedürfnisse der
ckenbauern*innen gelegt.                           Beteiligten angepasst – es wurden externe
                                                   Fachpersonen zu Präsentationen relevanter
Das Brückenbauer*innen-Netzwerk                    Themen wie interkulturelle Kommunikation, Kin-
Einer der Schwerpunkte der Arbeitsgruppen          der- und Jugendschutz oder Sozialdiakonie ein-
der Bildungslandschaft lag im Aufbau eines         geladen. Neben diesen Fachinputs wurden
Brückenbauer*innen-Netzwerkes. Hierfür wur-        mehreren Personen aus dem Netzwerk zusätz-
de eine eigene Projektgruppe mit der Arbeits-      lich externe Weiterbildungen ermöglicht. Treffen
gruppenleitung «Frühe Sprachförderung» und         des Netzwerks wurden auch für einen internen
Mitgliedern der Arbeitsgruppe «Integration und     Austausch der Beteiligten genutzt.
Vernetzung» gebildet. Diese erarbeitete zu-
nächst ein Konzept und war im Anschluss für        Für das Brückenbauer-Netzwerk wurden folgen-
Rekrutierung und Ausbildung der Brücken-           de Ziele gesetzt:
bauer*innen sowie das Betreiben des Netz-
werks verantwortlich. Auch die Dokumentation       1. Das Brückenbauer*innen-Netzwerk schafft
und Evaluation des Brückenbauer*innen-Pro-            eine Verbindung zwischen Institutionen der
jekts und die Berichterstattung an die entspre-       Stadt, Angeboten der Vereine, anderen Orga-
chenden Arbeitsgruppen lag in der Verantwor-          nisationen und fremdsprachigen Anwohnerin-
tung des Projektteams.                                nen und Anwohnern.
                                                   2. Das Pilotprojekt im Rahmen der Bildungs-
Ausgangspunkt für das Brückenbauer*innen-             landschaft dauert bis zum Ende der ursprüng-
Netzwerk war der vergleichsweise hohe Auslän-         lich vereinbarten Projektlaufzeit. In dieser
deranteil von mehr als 30 Prozent der Gesamt-         Zeit werden praktische Erfahrungen gesam-
bevölkerung in der entsprechenden Bildungs-           melt und im Hinblick auf eine definitive Ein-
landschaft und die Beobachtung, dass viele Kin-       führung des Netzwerks ausgewertet.
der beim Eintritt in den Kindergarten nicht über   3. Fremdsprachige Familien mit Kindern im Alter
ausreichende Deutschkenntnisse verfügen. Das          von 0 bis 5 Jahren erhalten Informationen zu
Teilprojekt der Brückenbauer*innen soll die           sämtlichen Angeboten im Frühförderbereich,
Frühförderung in der Bildungslandschaft unter-        der Elternbildung an der Schule und integra-
stützen, indem die sogenannten Brückenbau-            tionsfördernden Angeboten.
er*innen als freiwillige Kulturbotschafter*innen   4. Die Chancengerechtigkeit der Kinder wird
in ihren Sprach- und Kulturgruppen für lokale         verbessert, indem den Familien der Zugang
Angebote der Frühförderung werben und Infor-          zu den Frühförderangeboten und im Speziel-
                                                                                                      7
Infonium PH Zug 1/2021 Bildungslandschaften - Kanton Zug
len der Angebote der frühen Sprachförderung             einfache Rapporte über ihre Tätigkeiten erstel-
       durch gezielte Aufklärungsarbeit erleichtert            len, im Monat sechs bis zwölf Stunden für das
       wird.                                                   Netzwerk zur Verfügung stehen und sich zu ei-
    5. Die fremdsprachigen Eltern kennen das                   nem vertraulichen Umgang mit persönlichen
       schweizerische Schulsystem und ihre damit               Daten und Informationen verpflichten.
       verbundenen Möglichkeiten, Rechte und
       Pflichten.                                              Die Art und Weise, in der die Zielgruppe kon-
    6. Die fremdsprachigen Familien haben die Ge-              taktiert wurde, variiert unter den Brückenbau-
       legenheit, ihre Bedürfnisse und Anliegen den            ern*innen der unterschiedlichen Sprach- und
       Brückenbauern*innen mitzuteilen. Diese An-              Kulturkreise deutlich. In den Interviews wird
       liegen sind Themen im Netzwerk.                         berichtet, dass es auch in den Austauschtref-
                                                               fen ein Thema gewesen sei, welche Ansprache-
    Aus den Projektzielen wurden die konkreten                 strategien bei welchen Teilen der Zielgruppe
    Aufgaben für die Brückenbauer*innen abgelei-               am meisten Erfolg versprechen würden. Letzt-
    tet. Diese Aufgaben umfassen die Information               lich wird berichtet, dass die Ansprachestrate-
    der Zielgruppe auf persönlichem Weg und über               gie sowohl von der Person der Kulturvermittle-
    die Abgabe von Flyern und Broschüren sowie                 rin als auch von den jeweiligen kulturellen
    ggf. die Begleitung der Familien zum Erstbesuch            Normen der Zielgruppe abhing. Kontaktaufnah-
    von Informations- und Beratungsangeboten.                  me und Informationsvermittlung fanden daher
    Auch für Fragen der Zielpersonen sollen die                unterschiedlich statt – wahlweise durch Haus-
    Brückenbauer*innen zur Verfügung stehen. Da-               besuche, Gruppentreffen, Telefonate oder per
    rüber hinaus wird von den Brückenbauern*in-                E-Mail bzw. Brief, – für einzelne Sprachgruppen
    nen erwartet, dass sie an Treffen und Weiterbil-           wurden auch Whatsapp-Chats zur Vereinbarung
    dungen mit dem Projektteam teilnehmen,                     von Gruppentreffen genutzt.

    Brückenbauer*innen werben als freiwillige Kulturbotschafter*innen in ihren Sprach- und Kulturgruppen für lokale
    Angebote der Frühförderung.

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Infonium PH Zug 1/2021 Bildungslandschaften - Kanton Zug
Evaluation und Empfehlungen                        hergestellt werden konnten, insbesondere zum
                                         Gegen Ende des dritten Jahres des Bildungs-        Familienzentrum, zu verschiedenen Spielgruppen
                                         landschafts-Projekts der Brückenbauer*innen        und diversen internationalen (Familien-/Eltern-)
                                         im Rahmen der Bildungslandschaft (Huber, Wer-      Treffs unterschiedlicher Anbieter. Zusätzliches
                                         ner, Koszuta, Schwander et al. 2019a, b) wurde     Vernetzungspotenzial wird besonders in Verbin-
                                         eine interne Zwischenevaluation durchgeführt,      dung mit dem Übergang in den Kindergarten
                                         in deren Rahmen auch die Empfehlungen der          erkannt. Hier wird angeregt, die Lehrpersonen
                                         Brückenbauer*innen an die Bildungslandschaft       künftig besser mit einzubinden, um auch die
                                         und das Teilprojekt abgeholt wurden. Als beson-    entsprechenden Informationen an die Zielgrup-
                                         ders wichtig erachteten die Kulturvermittler*in-   pe vermitteln zu können.
                                         nen dabei, dass regelmässig freiwillige Weiter-
                                         bildungen mit entsprechenden Zertifikaten und      Die Projektgruppe befragte auch einige der Fa-
                                         Austauschtreffen angeboten werden. Angeregt        milien, die von den Brückenbauern*innen kon-
                                         wurde zusätzlich die Bereitstellung von kosten-    taktiert worden waren, zu ihren Erfahrungen.
                                         freien Deutschkursen als Anreiz für die Tätig-     Die Familien gaben an, fundierte Informationen
Literatur                                keit. Als besonders wichtig für das Netzwerk       zu Frühförderung, Integration und Spielgruppen
Huber, S. G., Werner, R., Koszuta, A.,   beurteilen die Beteiligten das Vorhandensein       erhalten zu haben, die sie als hilfreich bewerte-
Schwander, M., Strietholt, R.,           einer Koordinations- und Leitungsperson, die       ten. Es zeigte sich, dass bei Bedarf auch Infor-
Bacso, M., Gürel, E., Schneider, J.,     mit einem öffentlichen Auftrag ausgestattet ist,   mationen zu bestimmten Bereichen von den
Hürlimann, F., Nonnenmacher, L.
                                         professionell arbeitet und der ein hohes Mass      Eltern direkt bei der entsprechenden Brücken-
(2019a). Zusammenarbeit und Bil-
dungsangebote in Bildungsnetzwer-        an Vertrauen entgegengebracht werden kann.         bauerin angefragt wurden. Bezüglich der Aufklä-
ken. Entwicklungen, Nutzen und           Die Kulturvermittler*innen erhoffen sich insge-    rungsarbeit bei den fremdsprachigen Familien
Gelingensbedingungen. Abschluss-         samt persönliche und langfristige Beziehungen      in Bezug auf den Nutzen von Frühförderangebo-
bericht zur Forschungs- und Evalua-
                                         von ihrer Mitarbeit im Netzwerk ebenso wie die     ten, insbesondere im Sprachbereich und die
tionsstudie des Programms «Bil-
dungslandschaften Schweiz». Zug:         Weitergabe von Anliegen und Informationen          entsprechenden Angebote vor Ort, schliesst die
PH Zug. IBB Institut für Bildungsma-     fremdsprachiger Gemeinschaften über das            Projektgruppe in ihrer Evaluation, die Brücken-
nagement und Bildungsökonomie.           Netzwerk an die Stadt.                             bauer*innen hätten hier insbesondere durch
Huber, S. G., Werner, R., Koszuta, A.,                                                      Hausbesuche und die in der Bildungslandschaft
Schwander, M., Strietholt, R.,           Die Projektgruppe des Brückenbauer*innen-          erstellte Familienbroschüre, aber auch durch
Bacso, M., Gürel, E., Schneider, J.,     Netzwerks beschreibt, dass sich das Netzwerk       ihre eigenen Erfahrungen einen wichtigen Bei-
Hürlimann, F., Nonnenmacher, L.
(2019b). Zusammenarbeit und Bil-
                                         im Verlauf der Massnahme mit einem Kern von        trag dazu geleistet, dass die entsprechenden
dungsangebote in Bildungsnetzwer-        zehn aktiven Brückenbauern*innen festigte, die     Angebote bei der Zielgruppe bekannt sind und
ken. Entwicklungen, Nutzen und           Freude an der freiwilligen und gemeinnützigen      auch genutzt werden.
Gelingensbedingungen. Kurzversion        Arbeit fanden. Aus dieser Freude und neuen
des Abschlussberichts zur For-
schungs- und Evaluationsstudie des
                                         Beziehungen sei weiteres Engagement in zu-
Programms «Bildungslandschaften          sätzlichen Angeboten und Massnahmen vor Ort        Stephan Gerhard Huber, Leiter IBB und
Schweiz». Zug: PH Zug. IBB Institut      entstanden. Aus der Evaluation der Projekt-        Leiter der wissenschaftlichen Begleitung
für Bildungsmanagement und Bil-          gruppe geht hervor, dass über das Brücken-         des Programms «Bildungslandschaften
dungsökonomie. Download unter:
www.bildungsmanagement.net/BL
                                         bauer*innen-Netzwerk teilweise neue Verbin-        Schweiz»; Ricarda Werner, Anja Koszuta und
                                         dungen zu Einrichtungen und Angeboten vor Ort      Marius Schwander, Mitarbeitende IBB

                                                                                                                                           9
Infonium PH Zug 1/2021 Bildungslandschaften - Kanton Zug
Empfehlungen für den Aufbau einer Bildungslandschaft

                                      Auf Grundlage der Forschungsbefunde des IBB       zur Erreichung eines Zielzustandes vielfältig
                                      zum Programm «Bildungslandschaften Schweiz»       sind und sich von Bildungslandschaft zu Bil-
                                      wurden Anregungen und Empfehlungen zum            dungslandschaft unterscheiden können, soll die
                                      Aufbau und zur Umsetzung von Bildungsland-        jeweilige Vorgehensweise zur Erreichung des
                                      schaften erarbeitet.                              Zielzustandes nicht vorgegeben, sondern indivi-
                                                                                        duell entwickelt werden in Hoheit der jeweiligen
                                      Nachfolgende Empfehlungen basieren auf den        koordinierenden Instanz, die ein mögliches Pro-
                                      Befunden der wissenschaftlichen Begleitstudie     jekt zum Aufbau von Bildungslandschaften eta-
                                      (Huber, Werner, Koszuta, Schwander et al.         blieren möchte.
                                      2019a,b), auf Workshops mit Akteursgruppen
                                      aus mehreren Bildungslandschaften sowie vor-      Die ersten drei Empfehlungen sind allgemeiner
                                      handenen Erkenntnissen ähnlich gelagerter For-    Natur, danach werden sie den drei Phasen
                                      schungsprojekte. Diese sollen Interessierte an-   Start/Konzeption, Umsetzung und Verankerung
                                      regen und Impulse geben, wie diese und ähnliche   zugeordnet, teilweise differenziert im Hinblick
                                      Vorhaben zum Erfolg geführt werden können.        auf die jeweiligen Zielgruppen (Projektleitung,
Durch gut funktionierende
                                                                                        Steuergruppe, Projektassistenz, Arbeitsgruppen
Bildungslandschaften ideale Voraus-
setzung für die Kinder schaffen.      Die Empfehlungen werden in deskriptiver Form,     etc.).
Foto: Jacobs Foundation.              d. h. als Zielzustand beschrieben. Da die Wege
                                                                                        Rahmenbedingungen für Kooperation
                                                                                        entwerfen
                                                                                        Kooperation ist eine zentrale und unverrück-
                                                                                        bare Grundlage für die Arbeit in einer Bildungs-
                                                                                        landschaft. Für eine gelungene Kooperation in
                                                                                        Bildungslandschaften ist die Etablierung not-
                                                                                        wendiger Rahmenbedingungen (z. B. Vorhan-
                                                                                        densein von Handlungskompetenzen, Ressour-
                                                                                        cen und klarer Zielsetzung, feste Zeitgefässe)
                                                                                        zentral. Unabdingbar sind des Weiteren ein po-
                                                                                        sitiver Umgang miteinander, der sich z. B. zeigt
                                                                                        in einem offenen und transparenten Austausch,
                                                                                        einer Kultur des Respekts, der Anerkennung
                                                                                        und des Vertrauens, einer klaren Rollen- und
                                                                                        Aufgabenbeschreibung. Werden Erfolge regel-
                                                                                        mässig bewusstgemacht und gebührend gewür-
                                                                                        digt, stärkt dies zudem das Zufriedenheits- und
                                                                                        Effizienzerleben der Akteure.

                                                                                        Klare Regelungen für Finanzierung schaffen
                                                                                        Aufgrund der Unterschiedlichkeit verschiedener
                                                                                        Finanzierungsoptionen (Gemeinde, Kanton, Stif-
                                                                                        tungen, Banken etc.) sind die Empfehlungen an
                                                                                        dieser Stelle bezüglich finanzieller Ressourcen
                                                                                        sehr allgemein und knapp gehalten. Sie sollten
                                                                                        jeweils auf den individuellen Kontext jeder Bil-
                                                                                        dungslandschaft angepasst werden. Es emp-
                                                                                        fiehlt sich erstens, eine eindeutige Position zu
                                                                                        Sitzungsgeldern sowie finanziellen Aufwands-
                                                                                        entschädigungen (z. B. Fahrgeld) zu schaffen.
                                                                                        Zweitens sollte über eine Verteilung der Finan-
                                                                                        zierung während der Projektlaufzeit entschie-
                                                                                        den werden (höhere Personalkosten zu Beginn
                                                                                        vs. höhere Umsetzungskosten in der späteren
                                                                                        Projektphase). Gegebenenfalls muss ein Vorlauf
                                                                                        für Budgetprozesse (z. B. auf Gemeindeebene)
                                                                                        einberechnet werden.
10
Vernetzungsarbeit gezielt einplanen                 teilung sowie die Ausarbeitung einer Projekt-
Um eine ausreichende Unterstützung sicherzu-        planung an, in der die Organisation des Projekts
stellen, wird empfohlen, das benötigte Perso-       verschriftlicht wird.
nal/die Anzahl der Pensen zu bedenken. Wird
die Vernetzungsarbeit der Projektleitung im         Umsetzungsphase: Interessen und
Stellenbeschrieb (ohne diesen zu überfrachten)      Wünsche von Akteuren beachten
von Vornherein mit eingeplant, trägt dies früh      In der Umsetzungsphase werden Akteure aller
zur Sicherung der Nachhaltigkeit bei. Bezüglich     Ebenen in die Bildungslandschaft eingebunden
des Umgangs mit den Akteuren wird ein pass-         und für eine engagierte und aktive Mitarbeit an
genaues Erwartungsmanagement sowie das              der Vernetzung geworben. Dies ist insbesonde-
Ausdrücken von Anerkennung auch über nicht          re wichtig, da in Bildungslandschaften viele Per-
unmittelbar monetäre Anreize (z. B. Fortbil-        sonen ehrenamtlich mitwirken und deren Be-
dungsmöglichkeiten) angeregt.                       reitschaft zur längerfristigen Zusammenarbeit
                                                    nur erreicht werden kann, wenn die Interessen,
Startphase: Handlungsbedarf und Schlüssel-          Wünsche und der Wille der einzelnen Akteure
personen identifizieren und politischen Willen      berücksichtigt werden können. An dieser Stelle
sichern                                             ist auch eine gewisse Offenheit und Transpa-
In der Startphase geht es darum, Handlungs-         renz in der Kommunikation und im Aushandeln
bedarf zu identifizieren, Schlüsselpersonen mit     von Zielen, Aufgaben und Massnahmen sowie
lokaler Vernetzung aus verschiedenen Berei-         eine frühzeitige Rollenklärung aller Personen       Nationale Förderinitiative
                                                                                                        der Jacobs Foundation
chen wie Politik, Verwaltung, Schule und aus-       und Gefässe (inkl. Klärung von Schnittstellen)
serschulischem Bereich für den Aufbau einer         notwendig. Um die Qualität der Abläufe zu er-       Das Programm «Bildungslandschaf-
                                                                                                        ten Schweiz» ist eine nationale För-
Bildungslandschaft zu gewinnen und Ideen zu         halten und kontinuierlich zu verbessern, werden     derinitiative der Jacobs Foundation.
konkretisieren, einen klaren politischen Auftrag    die vorab festgelegten Qualitätsmerkmale und        Weitere Informationen zum Pro-
für die Planung der Bildungslandschaft einzu-       Ziele in der gesamten Umsetzungsphase regel-        gramm sowie eine Kurzversion des
holen sowie Entscheidungsträger und Akteure         mässig überprüft und gegebenenfalls an die          Abschlussberichts und diverse Pub-
                                                                                                        likationen und Vorträge zum Thema:
frühzeitig in den Planungsprozess miteinzube-       Gegebenheiten vor Ort angepasst und weiter-         www.bildungsmanagement.net/BL
ziehen. Oft wird hier zunächst eine Situations-     entwickelt.
analyse bestehender Angebote und Strukturen
vorgenommen, um eine Ausgangsbasis zu ha-           Im Schlussbericht (Huber, Werner, Koszuta,          Literatur
ben. Liegt ein Überblick über die vor Ort bereits   Schwander et al. 2019a) finden sich weitere An-     Huber, S. G., Werner, R., Koszuta,
vorhandenen Angebote und Strukturen vor, be-        regungen für die Umsetzungsphase, die die ein-      A., Schwander, M., Strietholt, R.,
steht der nächste Schritt darin, gemeinsam          zelnen beteiligten Akteure in den Blick nehmen.     Bacso, M., Gürel, E., Schneider, J.,
                                                                                                        Hürlimann, F., Nonnenmacher, L.
konkrete Bedarfe und Ziele für die Kooperation
                                                                                                        (2019a). Zusammenarbeit und Bil-
in der Bildungslandschaft zu identifizieren (Be-    Verankerungsphase: Erreichtes sichern               dungsangebote in Bildungsnetzwer-
darfsanalyse). Wurde eine Situationsanalyse         und sichtbar machen                                 ken. Entwicklungen, Nutzen und
erstellt, wurden Bedarfe definiert und Projekt-     In der Verankerungsphase geht es vor allem um       Gelingensbedingungen. Abschluss-
                                                                                                        bericht zur Forschungs- und Evalua-
ziele vereinbart, bietet sich ein Machbarkeits-     die Sicherstellung des bisher Erreichten (z. B.
                                                                                                        tionsstudie des Programms «Bil-
workshop zur Ausarbeitung der Projektskizze zu      Nutzung vorhandener Strukturen, Wissens-            dungslandschaften Schweiz». Zug:
einem Projektauftrag an.                            sicherung) sowie der finanziellen Ressourcen.       PH Zug. IBB Institut für Bildungsma-
                                                    Politische Argumente als Basis für Entscheide       nagement und Bildungsökonomie.
Wichtige Akteure mobilisieren und einbinden         unterstützen Letzteres. Die Möglichkeit von         Huber, S. G., Werner, R., Koszuta,
Die Einbindung und Mobilisation der «richtigen»     Personalwechseln wird von Anfang an mitge-          A., Schwander, M., Strietholt, R.,
Akteure (z. B. Identifikation von Schlüsselperso-   dacht, indem Prozesse und Strukturen so auf-        Bacso, M., Gürel, E., Schneider, J.,
                                                                                                        Hürlimann, F., Nonnenmacher, L.
nen, Einbindung von Schulen und externen Per-       gegleist werden, dass sie allenfalls auch ohne      (2019b). Zusammenarbeit und Bil-
sonen verschiedener Akteursgruppen sowie            die Verknüpfung mit einer ganz bestimmten           dungsangebote in Bildungsnetzwer-
Klärung von Schnittstellenfragen) ist ebenfalls     Person reibungslos funktionieren können (Insti-     ken. Entwicklungen, Nutzen und
ein wichtiger Aspekt der Startphase. Hier hat       tutionalisierung vs. Personalisierung).             Gelingensbedingungen. Kurzversion
                                                                                                        des Abschlussberichts zur For-
sich ein sequenzielles Vorgehen bewährt, um                                                             schungs- und Evaluationsstudie des
Überfrachtungen zu vermeiden und die Prozess-       Stephan Gerhard Huber, Leiter IBB und               Programms «Bildungslandschaften
schritte sorgsam und untereinander abge-            Leiter der wissenschaftlichen Begleitung            Schweiz». Zug: PH Zug. IBB Institut
stimmt anzugehen. Ist die Frage der Akteure,        des Programms «Bildungslandschaften                 für Bildungsmanagement und Bil-
                                                                                                        dungsökonomie. Download unter:
mit denen die Bildungslandschaft an den Start       Schweiz»; Ricarda Werner, Anja Koszuta und          www.bildungsmanagement.net/BL
geht, geklärt, schliessen sich deren Rollenver-     Marius Schwander, Mitarbeitende IBB

                                                                                                                                           11
12
     Anregungen und Handlungsempfehlungen für Bildungslandschaften

       Bezüglich Kooperation                    Für die Startphase                           Für die Umsetzungsphase                  – Strategie für die Zusammenarbeit mit     Für die Verankerungsphase
                                                                                                                                        Arbeitsgruppen festlegen
      – Für klare Zieldefinition und trans-     –   Raum für Kreativität geben               – Partizipation fördern                  – Besetzung der Steuergruppe passend       –   Argumente sammeln
        parente Zielvorstellungen sorgen        –   Offenheit und Geduld zeigen              – Offene Kommunikation pflegen.            gestalten                                –   Zielsetzungen im Blick haben
      – Zeitstruktur etablieren                 –   Kommunikationsstrategie festlegen          Regelmässige Überprüfungen             – Entlastung der Steuergruppenmit-         –   Finanzierungsoptionen prüfen
      – Austausch ermöglichen                   –   Gemeinsam Wirkung maximieren               vornehmen                                glieder sicherstellen                    –   Erreichtes beibehalten
      – «Freiwilligkeit» sicherstellen          –   Sequenziell vorgehen                     – Kompetenzen sicherstellen                                                         –   Passung zur Schule sicherstellen
      – Erfolge bewusstmachen                   –   Schulen als zentrale Akteure einbinden   – Frühzeitige Rollenklärung vornehmen    Anregungen für die Prozess­                –   Synergieeffekte schaffen
      – Notwendige Rahmenbedingungen            –   Einbindung von externen Personen         – Besprechungsroutinen etablieren        begleitung                                 –   Vorhandene Strukturen nutzen
        etablieren                              –   Schlüsselpersonen einbinden              – Rolle des Kantons klären               – Ganzheitlichkeit gewährleisten           –   Wissenssicherung betreiben
      – Kompetenzen entwickeln                  –   Schnittstellen klären und nutzen         – Rolle der Gemeinde/Verwaltung klären   – Passung der Prozessbegleitung im Blick   –   Personalwechsel einplanen
      – Umgang miteinander positiv gestalten    –   Unterstützung bieten                     – Schulische Akteure einbinden             behalten                                 –   Nachhaltige Finanzierung sicherstellen
      – Klare Rollenverteilung und klare        –   Regelmässige Reflexion ermöglichen       – Eltern einbinden                       – Konfliktlösung unterstützen              –   Flexibilität ausnutzen
        Aufgabenbeschreibung sicherstellen      –   Stärken stärken und Probleme in den      – Schnittstellenfragen klären            – Passgenauigkeit ermöglichen
      – Vorhandensein von Ressourcen                Blick nehmen                             – Erfolge bewusstmachen                  – Entlastung der Projektleitung bieten
        sicherstellen                           –   Ausgangslage begutachten                 – Vernetzung kultivieren
      – Haltung entwickeln                      –   Handlungsbedarf identifizieren                                                    Anregungen für die Arbeitsgruppen
                                                –   Rollenverteilung vornehmen                                                        – Gründung der Arbeitsgruppen im
                                                                                             Anregungen für die Projektleitung
                                                –   Rollenklärung vornehmen                                                             Rahmen einer Kick-off-Veranstaltung
                                                                                             –   Passende Projektleitung finden
                                                –   Leitbild definieren                                                                 vornehmen
       Bezüglich Ressourcen                                                                  –   Lokale Verankerung kennen
                                                –   Zielorientierung garantieren                                                      – Unterstützung der Arbeitsgruppen­
       und ihrer Verteilung                                                                  –   Kompetenzen weiterentwickeln
                                                –   Projektplanung vornehmen                                                            leitung bieten
                                                                                             –   Proaktives Auftreten pflegen
                                                –   Zielgruppe definieren                                                             – Kompetenzen der Arbeitsgruppen­
                                                                                             –   Motivation zeigen
       Finanzielle Ressourcen                   –   Projektplan entwerfen                                                               leitung sicherstellen
                                                                                             –   Vermittlerfunktion ausüben
      – Finanzierungsoptionen prüfen            –   Konstanz sichern                                                                  – Zeit einplanen
                                                                                             –   Rahmenbedingungen schaffen
      – Verteilung der Finanzierung                                                          –   Unterstützung sicherstellen          – Rollenverständnis klären
        entscheiden                                                                                                                   – Besetzung der Arbeitsgruppen passend
      – Klarheit schaffen                                                                                                               gestalten
      – Budgetprozesse berücksichtigen                                                       Anregungen für die Projektassistenz      – Schlüsselpersonen einbinden
                                                                                             – Lokale Verankerung sicherstellen       – Balance von Freiraum und Vorgaben
                                                                                             – Hohe Passung gewährleisten               schaffen
       Zeitliche und personelle Ressourcen                                                   – Synergieeffekte herstellen             – Dokumentation der Zusammenarbeit
      – Erwartungen anpassen
                                                                                                                                        vornehmen
      – Anerkennung ausdrücken
                                                                                             Anregungen für die Umsetzungs­
      – Anzahl von Personal/Pensen
                                                                                             phase für die Steuergruppe
        überdenken
                                                                                             – Frühzeitige Aufgabenklärung
      – Vernetzungsarbeit im Stellenbeschrieb
                                                                                               vornehmen
        einplanen
                                                                                             – Rollen transparent klären
                                                                                             – Kontakt zwischen Steuergruppe und
                                                                                               anderen Akteuren pflegen
IB
                                                                                                                                               B
Werte, Wertorientierungen und Wertvorstellungen: Als Lehrperson
Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung begleiten
Im Schulalltag treffen unterschiedliche Wertvor-    lichen Ressourcen als ausreichend eingestuft,
stellungen aufeinander. Sind sich Lehrpersonen      so kommt es zu einer Zielfestlegung. Ist ein Ziel
dieser Unterschiede bewusst, können sie un-         einmal festgelegt, wird fortlaufend überprüft, ob
erwartetes Verhalten besser verstehen.              sich die vorhandenen Mittel, die dazu beitragen,
                                                    das Ziel zu erreichen, verändert haben. Werden
Schlagzeilen wie «Das dringliche Projekt der        diese Mittel als nicht ausreichend eingestuft
neuen Dekade: Halten wir den allgemeinen Wer-       oder haben sich die Ressourcen für eine andere
teverfall auf» (NZZ 2020) verdeutlichen, dass       Zielsetzung verbessert, kann es zu einer Ziel-
Werte ein Thema sind, das viele beschäftigt.        anpassung kommen (Freund & Hennecke,
Das ist allerdings nichts Neues. Laut Ikrath        2015). Somit ist es möglich, dass ein Ziel, im
(2018) sind Klagen über einen Werteverfall          vorliegenden Fall eine Wertorientierung, die
schon aus dem antiken Griechenland bekannt.         bislang als weniger wichtig eingestuft wurde,       Literatur
In seiner aktuellen Forschung befasst sich          neu an Bedeutung gewinnt; es kommt also zu
                                                                                                        Ceballo, R., McLoyd V.C., & Toyoka-
Ikrath mit der «Generation Ego». Dieser Genera-     einem Wertewandel.                                  wa, T. (2004). The influence of
tion wird zugeschrieben, dass sie zunehmend                                                             neighborhood quality and adole-
egoistisch wird, da sie sich abwendet von der       Diese Entwicklung kann anhand der Jugendstu-        scents’ educational values and
                                                                                                        school effort. Journal of Adolescent
traditionellen Gesellschaft und sich entsolidari-   die YASS – Young Adult Survey Switzerland der
                                                                                                        Research, 19(6), 716–739. doi:
siert. Der in diesem Zusammenhang häufig be-        eidgenössischen Jugendbefragungen ch-x er-          10.1177/0743558403260021
klagte Werteverlust ist allerdings irreführend,     kannt werden. Die Ergebnisse der Befragungen
                                                                                                        Dasari, R.P. (2017). Value systems
da laut Ikrath ein Werteverlust auf gesellschaft-   2010/11, 2014/15 und 2018/19 zeigen bei-            and value preferences of prospec-
licher Ebene gar nicht möglich sei. In der sozio-   spielsweise, dass die Wertorientierung «sich        tive teachers of secondary school:
logischen Forschung wird jedoch von einem           umweltbewusst verhalten» an Bedeutung ge-           an Indian survey. Universal Journal
                                                                                                        of Educational Research, 5(8),
Wertewandel in der Gesellschaft gesprochen          winnt – dies im Gegensatz zu materiellen Wer-
                                                                                                        1403–1409. doi: 10.13189/
(bspw.: Inglehart, 1977; Klages, 1988; Klages &     ten, die an Bedeutung verlieren (Mischler, Hu-      ujer.2017.050814
Gensicke, 2005). Wie muss man sich das vor-         ber, Lussi, & Gassmann, in Press). Obwohl
                                                                                                        Freund, A., & Hennecke, M. (2015).
stellen?                                            Werte ein Teil des Individuums sind, werden sie     Self-regulation in adulthood. Inter-
                                                    auch geteilt und sind deshalb auch ein Bestand-     national Encyclopedia of the Social &
Wie ein Wertewandel entsteht                        teil einer Gesellschaft. Sind über die Zeit Ver-    Behavioral Sciences, 2(21),
Was sind Werte? Werte stellen eine kognitive        schiebungen in den Wertorientierungen einer         557–562. doi:10.1016/8978-0-08-
                                                                                                        097086-8-26061-3
Repräsentation von gewünschten oder un-             Population erkennbar, gemessen an den jeweili-
erwünschten Ergebnissen unseres Verhaltens          gen Mittelwerten, kann von einem Wertewandel        Gouveia, V. V., Vione, K.C., Milfont,
                                                                                                        T.L., & Fischer, R. (2015). Patterns
dar. Sie können daher als eine Art Zielsetzung      gesprochen werden.
                                                                                                        of value change during the life span:
beschrieben werden (Kruglanski et al., 2002;                                                            some evidence from a functional
Schwartz, 2006). Die Ausprägung der Wichtig-        Herausbildung eines Wertesystems im                 approach to values. Personality and
keit eines Wertes ist ein Mass dafür, wie erstre-   Jugendalter und die Bedeutung der Schule            Social Psychology Bulletin, 4(9),
                                                                                                        1276–1290.
benswert ein Verhalten eingestuft wird (Klages      Die Entwicklung eines Wertesystems wird als
                                                                                                        doi:10.1177/0146167215594189
& Gensicke, 2005). Werte beeinflussen somit         eine zentrale Entwicklungsaufgabe im Jugend-
                                                                                                        Held, M., Müller, J., Deutsch, F.,
unser Verhalten. Unabhängig von der jeweiligen      alter angesehen (Tamke, 2008). So steht bspw.
                                                                                                        Grzechnik, E., & Welzel, C. (2009).
Situation nehmen sie Einfluss auf die Auswahl       die Wertebildung der Kinder in der Grundschule      Value structures and dimensions:
und Beurteilung von Taten, Personen oder Vor-       im Mittelpunkt des Lehrplanes 21. Im Lehrplan       evidence from the German WVS.
kommnissen (Schwartz, 2006; Schwartz & Bils-        wird festgehalten, dass Kinder bei der Entwick-     World Values Research, 2,56–77
                                                                                                        Available at SSRN: papers.ssrn.com/
ky, 1987). Wie wählen nun aber Menschen aus,        lung des Verständnisses der eigenen Werte un-
                                                                                                        sol3/papers.cfm?abstract_
welche Werte sie als erstrebenswert ansehen?        terstützt werden. Sie sollen die Möglichkeit ha-    id=2393891
Einen Anhaltspunkt liefert das Vorgehen, wie        ben, ihre Werte auszudrücken, und sie lernen,
                                                                                                        Inglehart, R. (1977). The Silent
Ziele allgemein ausgewählt werden.                  Verhaltensweisen zu verfolgen, die zur Verwirkli-   Revolution: Changing Values and
                                                    chung der erwünschten Werte beitragen (Maka-        Political Styles among Western
Bei einer Zielsetzung wird die Wichtigkeit des      rova, 2020). Es sind jedoch noch viele Fragen       Publics. Princeton University Press.
Zieles verglichen mit anderen Zielen und den        offen, wie sich die Wertesysteme der Kinder in      Klages, H. (1988). Wertedynamik –
vorhandenen Ressourcen, die dazu beitragen,         der Grundschule entwickeln und welchen Ein-         Über die Wandelbarkeit des Selbst-
dass das Ziel erreicht werden kann. Hierbei         fluss die Schule dabei nimmt. Bekannt ist, dass     verständlichen. Edition Interfrom.

spielt die Umwelt eine grosse Rolle, zum einen      die Ausbildung von Werten und Wertesystemen         Klages, H., & Gensicke, T. (2005).
bezüglich der Bereitstellung von Ressourcen,        unter anderem beeinflusst wird durch die Bil-       Wertewandel und die Big Five-Dimen-
                                                                                                        sionen. Persönlichkeit. Eine verges-
zum anderen in Form von Rollenmodellen und          dung (Ceballo, McLoyd, & Toyokawa, 2004;
                                                                                                        sene Grösse der empirischen Sozial-
deren Bewertung in der Gesellschaft oder im         Hyman & Wright, 1979). Des Weiteren zeigt eine      forschung, 279–299.
engeren Bekanntenkreis. Werden die erforder-        Studie von Lussi und Huber (2015), basierend
                                                                                                                                              13
B
IB

                                          auf Interviews von 20 jungen Erwachsenen im       nicht von grosser Relevanz. Das Wissen um
                                          Alter von 19 bis 21 Jahren, dass junge Erwach-    diese Veränderungen über die Lebensspanne
                                          sene, die in der Schule einen Mangel an Respekt   des Menschen hinweg kann dazu beitragen,
 Kruglanski, A. W., Shah, J. Y.,
 Fishbach, A., Friedman, R., Chun,        erlebten, später dazu neigen, Leistungswerte zu   dass das Verhalten von Kindern und Jugend-
 W., & Sleeth-Keppler, D. (2002).         priorisieren. Somit kann auch der Schulalltag     lichen von älteren Menschen besser verstan-
 A theory of goal systems. Advances       einen Einfluss nehmen auf die Ausprägung der      den wird.
 in experimental social psychology,
                                          Werte junger Menschen.
 34, 331–378.
                                                                                            Des Weiteren ist bekannt, dass sich Wertvor-
 Lussi, i., & Huber, S. G. (2015). Das
                                          Dies wird auch von Stahl (1976) betont. Obwohl    stellungen zwischen Lehrpersonen unterschied-
 Erleben von Anerkennung in der
 Schule und seine Relevanz für die        Werte nicht implizit den Schülern*innen beige-    licher Schulstufen unterscheiden können, wie
 Werteentwicklung von jungen              bracht würden, so Stahl, könnten Schulen nicht    eine Studie von Stronck (1985) aufzeigt. So
 Erwachsenen. Forum: Qualitative          ganz vermeiden, dass sie Werte lehren, da         stuften amerikanische Unterstufen-Lehrperso-
 Sozialforschung, 16(3), Art. 32.
                                          Wertvorstellungen im Zusammenhang mit dem         nen Werte, die im Zusammenhang stehen mit
 Makarova, E. (2020). Die Wertebil-       Umfeld erworben werden. So beeinflussen           «Beschützen» und «Aufrechterhalten von glück-
 dung von Kindern in der Schule:
                                          Wertvorstellungen einer Lehrperson ihre eige-     lichen, liebenden Familien», wichtiger ein als die
 Eine Studie über die Werteentwick-
 lung von Grundschulkindern in der        nen Gedanken und ihr persönliches Verhalten.      Kolleginnen und Kollegen der Vergleichsgruppe
 Schweiz und Grossbritannien.             Dies kann nicht nur die Schüler*innen beein-      der Sekundarstufe. Diese Lehrpersonen mas-
 Infoblatt abrufbar unter:                flussen bspw. in Form eines Rollenmodelles        sen «Weisheit und Intellekt» mehr Bedeutung
 bildungswissenschaften.unibas.ch/
                                          (Oezdilekler, Altmay, Altmay, & Dagli, 2018),     zu. Daher empfiehlt Stronck, dass sich die an-
 de/valise, heruntergeladen am
 29.12.2020.                              sondern auch die ganze Schule (Dasari, 2017).     gehenden Lehrpersonen mit ihren eigenen
                                          Wie überall treffen auch in einem Schulsetting    Wertvorstellungen auseinandersetzen und diese
 Matuschek, M. (2020). Kolumne
 Neue Zürcher Zeitung am
                                          unterschiedliche Wertvorstellungen aufeinan-      mit anderen vergleichen sollen, um ein besse-
 7.01.2020. Abrufbar unter: nzz.ch/       der. So können sich Wertvorstellungen von         res Verständnis zu fördern.
 meinung/kolumnen/das-dringlichs-         Lehrpersonen von jenen der Schüler*innen un-
 te-projekt-der-neuen-dekade-halten-      terscheiden, beispielsweise aufgrund der Tat-     Zusammenfassend kann gesagt werden, dass
 wir-den-allgemeinen-werteverfall-
 auf-ld.1532171?reduced=true.
                                          sache, dass die Lehrperson älter ist als ihre     im Schulalltag unterschiedliche Wertvorstellun-
 Heruntergeladen am 23.12.2020.           Schüler*innen, denn es ist bekannt, dass sich     gen aufeinandertreffen. Das Bewusstsein die-
                                          die Wertvorstellungen über die Lebensspanne       ser Unterschiede kann dazu beitragen, dass
 Mischler, M., Huber, S. G., Lussi, I.,
 & Gassmann, Y, (in Press). Stabilität    verändern (Gouveia, Vione, Milfont, & Fischer,    unerwartetes Verhalten bspw. von Schülern*in-
 und Veränderung in der Wertorien-        2015). So nimmt der Wert von «Wissen» über        nen besser verstanden wird, wenn man be-
 tierung junger Erwachsener in der        das Alter zu, oder «Emotionen» sind für jüngere   denkt, dass möglicherweise unterschiedliche
 Schweiz. In S. G. Huber (Hrsg.),
                                          Kinder wichtiger als für Erwachsene im mittle-    Ziele angestrebt werden, basierend auf unter-
 Young Adult Survey Switzerland,
 Band 3 (in Press).                       ren Lebensabschnitt. Dasselbe kann für norma-     schiedlichen Wertvorstellungen.
                                          tives Verhalten festgestellt werden. «Macht und
 Oezdilekler, M. A., Altmay, F., Alt-
 may, Z., & Dagli, Goekmen (2018).        Erfolg» hingegen gewinnen an Bedeutung in der     Marianne Mischler,
 An evaluation of class-teachers’         Jugend. Sie sind für Kindergartenkinder noch      Mitarbeiterin IBB
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                                          Wertevorstellungen können sich unterscheiden.

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