INNOVATION AM KIT 2018/2019 - KIT Neuland

Die Seite wird erstellt Hortensia-Sibylle Köster
 
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INNOVATION AM KIT 2018/2019 - KIT Neuland
INNOVATION AM KIT 2018/2019
INNOVATION AM KIT 2018/2019 - KIT Neuland
INNOVATION HEISST NEULAND SCHAFFEN
Jahr für Jahr. Neuland für Neuland.
INNOVATION AM KIT 2018/2019 - KIT Neuland
VORWORT

                                  INNOVATION MUSS
                                  BRÜCKEN SCHLAGEN

                                 Liebe Leserinnen und Leser,

                                 Innovation ist eine der drei Kernaufgaben des Karlsruher           Mit dem Magazin NEULAND wollen wir dazu beitragen, die
                                 Instituts für Technologie (KIT) und wird als gleichrangig mit      Brücke zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft
                                 Forschung und Lehre betrachtet. Basis für die Innovationsakti-     zu schlagen. Hier erzählen wir Ihnen packende Geschichten
                                 vitäten bilden die etwa 5.000 wissenschaftlichen Beschäftig-       von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die ihre
                                 ten und circa 25.100 Studierenden des KIT, die den Mut haben,      Ideen mit viel Einsatz zu Produkten weiterentwickeln und
                                 Unbekanntes zu erforschen und Neuland zu betreten.                 mit starken Industriepartnern auf den Markt bringen. Bege-
                                                                                                    ben Sie sich auf eine Reise und erkunden Sie ausgewählte
                                 Innovationen entstehen an der Schnittstelle zwischen Grund-        Potenziale, Projekte und Produkte, die als Beispiele für die
                                 lagenforschung und Anwendung, daher sehen wir es als un-           zahlreichen Innovationen am KIT stehen.
                                 sere Aufgabe, eng mit der Wirtschaft zusammenzuarbeiten.
                                 Dafür braucht es mutige Grenzgänger, die bereit sind, sich         Ich freue mich über Ihr Interesse an NEULAND und wünsche
                                 auf eine gemeinsame Reise zu begeben und Technologien              Ihnen viel Freude bei der Lektüre ausgewählter Innovations-

Bild: Markus Breig / KIT
                                 gemeinsam bis zur Marktreife weiterzuentwickeln.                   highlights aus den Jahren 2018 / 2019.

                                 Neben dem Transfer in die Wirtschaft wollen wir zukünftig
                                 noch stärker den Dialog mit der Gesellschaft fördern. Formate
                                 wie der jährliche Innovationstag sollen Einblick in die vielfäl-
                                 tigen Forschungsfelder und Innovationsaktivitäten am KIT
                                 geben. Uns ist es wichtig, Transparenz zu zeigen, um aktuelle
  Prof. Dr. Thomas Hirth
  Vizepräsident für Innovation
                                 Technologien zu präsentieren, aber auch um den Bedenken            Prof. Dr. Thomas Hirth
  und Internationales            gegenüber technologischen Neuerungen zu begegnen.                  Vizepräsident für Innovation und Internationales

                                                                                                                                                                   3
INNOVATION AM KIT 2018/2019 - KIT Neuland
INHALT
                                 POTENZIALE                                                                                                                                                                                                                                                            PRODUKTE

                                                                                                                                        Bilder v.l.o.n.r.u.: Stocksnapper, Pajor Pawel, A Lot Of People, Apple‘s Eyes Studio, Aun Photographer, dailin / alle Shutterstock, bearbeitet von DER PUNKT
                                 Speicher in nachhaltigen Händen                                                           12                                                                                                                                                                          Zweite Chance für Treibhausgase                                  40

                                 Das KIT, die Universität Ulm und das Zentrum für Sonnenener-                                                                                                                                                                                                          Die Ausgründung INERATEC steht für Reaktoren im Container-
                                 gie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg forschen                                                                                                                                                                                                             format, mit denen Abfallgase in synthetischen Kraftstoff umge-
                                 an Energiespeichern der nächsten Generation. Die Plattform                                                                                                                                                                                                            wandelt werden. Besonders Luft- und Schiffsverkehr könnten
                                 CELEST schafft dafür einen standortübergreifenden Rahmen.                                                                                                                                                                                                             vom grünen Treibstoff profitieren.

                            12                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               30
                                 Unter Strom                                                                               16                                                                                                                                                                          Leuchtende Zukunft                                               44

                                 Strom ohne Verlust transportieren – Supraleiter machen                                                                                                                                                                                                                Michael Heidinger hat eine Schaltung entwickelt, die LED-
                                 es möglich. Mit einem neuen Fertigungsverfahren wollen                                                                                                                                                                                                                Straßenleuchten energieeffizienter und langlebiger macht.
                                 Wissenschaftler des KIT der Technologie den Weg in die                                                                                                                                                                                                                Gemeinsam mit Industriepartnern wagt er den Feldversuch.
                                 Massenfertigung ebnen.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                       BILANZ
                                 PROJEKTE
                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Innovationskennzahlen des KIT                                    54
                                 Kluge Gebäude – Zufriedene Nutzer                                                         26                                                                                                                                                                                                                                                40
                            16
                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Ausgezeichnet                                                    58
                                 Wissenschaftler des KIT wollen im Projekt ValMoNul die
                                 Automation von Gebäuden mit den individuellen Bedürfnis-
                                 sen derer Nutzer in Einklang bringen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                       WEITERE THEMEN

                                 Losgröße 1 im Sinne des Patienten                                                         30                                                                                                                                                                          „Innovation braucht Grundlagenforschung“                         22

                                 Prof. Fleischer und Jörg Dittus realisieren mit ARBURG die                                                                                                                                                                                                            „Künstliche Intelligenz in künstlichen Körpern“ 36
                                 additive Fertigung von faserverstärkten Kunststoffen mit End-
                                 losfasern. Die neue Produktionstechnik könnte in Zukunft die                                                                                                                                                                                                          Was wurde aus ...                                                50
                            26   Maßanfertigung von Prothesen erleichtern.                                                                                                                                                                                                                                                                                                   44

                                 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Magazin auf eine geschlechtsneutrale Formulierung
4   KIT NEULAND 2018/2019        verzichtet. Selbstverständlich richten sich alle Formulierungen gleichermaßen an beide Geschlechter.                                                                                                                                                                                                                                             5
INNOVATION AM KIT 2018/2019 - KIT Neuland
DEUTSCHER GRÜNDERPREIS FÜR INERATEC
    HIGHLIGHTS                                                                                                                                                                                                                                                            Im September 2018 wurde INERATEC mit dem Deutschen Gründerpreis ausgezeichnet
                                                                                                                                                                                                                                                                          – der bedeutendsten Auszeichnung für erfolgreiche Start-ups und herausragende
Um zukunftsweisenden Ideen den Weg in die Anwendung zu                                                                                                                                                                                                                    Unternehmer in Deutschland. Das Gründerteam mit Wurzeln am KIT entwickelt
ebnen, wurden 2018 und 2019 regionale, nationale und interna-                                                                                                                                                                                                             und vertreibt chemische Mini-Reaktoren im Containerformat, mit denen beispiels-
tionale Kooperationen ausgebaut. Renommierte Preise bestätigen                                                                                                                                                                                                            weise überschüssige Solar- oder Windenergie in synthetische Kraftstoffe umgewan-
außerdem die herausragende Gründungskultur am KIT.                                                                                                                                                                                                                        delt werden kann. Die Container lassen sich beliebig erweitern und können durch
                                                                                                                                                                                                                                                                          ihre Kompaktheit dezentral genutzt werden – überall dort, wo bisher ungenutzte
                                                                                                                                                                                                                                                                          Energie entsteht (siehe Seite 40).

                                            KRAFTSTOFFE NEU                                                                                                                                                                    JUBILÄUM: ZEHN JAHRE                                                                  KIT BEIM INNOVATION
                                            DENKEN                                                                                                                                                                             GAMI IN CHINA                                                                         FORUM IN TEL AVIV
                                            Das KIT, Partner aus der Automobil-                                                                                                                                                Zum zehnten Geburtstag des Global                                                     Im Oktober 2018 veranstaltete die
                                            industrie und die Landesregierung wol-                                                                                                                                             Advanced Manufacturing Institute                                                      Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher
                                            len künftig Verfahren zur Aufbereitung                                                                                                                                             (GAMI) in Suzhou, einer Außenstelle                                                   Forschungszentren das Innovation

                                                                                                                                  Bilder v.l.n.r.: Amadeus Bramsiepe / KIT | KD Busch / e-mobil BW | Marcos González / KIT |
                                            synthetischer Kraftstoffe, sogenannte                                                                                                                                              des Instituts wbk, wurde im November                                                  Forum, eine Konferenz in Tel Aviv zur
                                            „reFuels“, weiter erforschen. Mit dem                                                                                                                                              2018 die Artificial Intelligence Innova-                                              Eröffnung ihres Auslandsbüros. Auch

                                                                                                                                  Franziska Krug / Getty Images | GAMI / KIT | IRM / KIT | Igor Farberov / Helmholtz
                                            Ziel, Kraftstoffe zukünftig unter anderem                                                                                                                                          tion Factory (AIIF) eröffnet. Die neue                                                das KIT war vertreten: Prof. Dr. Thomas
                                            aus nachhaltig biogenen Reststoffen in                                                                                                                                             deutsch-chinesische Forschungsfabrik                                                  Hirth, Vizepräsident für Innovation und
                                            großem Maßstab produzieren zu kön-                                                                                                                                                 zur künstlichen Intelligenz in der in-                                                Internationales, stellte in seiner Keynote
                                            nen, startete im Juli 2018 das Projekt                                                                                                                                             dustriellen Produktion dient als For-                                                 Maßnahmen und Erfolgsbeispiele des
SPATENSTICH FÜR                             „reFuels – Kraftstoffe neu denken“.         FEIERLICHER ABSCHLUSS                                                                                                                  schungs- und Schulungsumgebung für         100. GRÜNDERGRILLEN                        Technologietransfers am KIT vor.
FORSCHUNGSFABRIK                                                                        DES UPCAT#6                                                                                                                            Wissenschaftler und Industriepartner.      AM KIT
Auf dem Campus Ost des KIT entsteht                                                     Rund 200 Besucher kamen im Juni 2018                                                                                                                                              Sich zwanglos mit anderen Gründern
aktuell die Karlsruher Forschungsfabrik,                                                zum upCAT Demo Day ins Zentrum für                                                                                                                                                und Netzwerkpartnern austauschen –
für die im Januar 2019 der offizielle                                                   Kunst und Medien (ZKM). Er bildete den                                                                                                                                            diese Idee liegt dem Gründergrillen am
Spatenstich erfolgte. Gemeinsam mit                                                     Abschluss des KIT-eigenen Accelerators.                                                                                                                                           CUBE zugrunde, das jeden 3. Donnerstag
der Fraunhofer-Gesellschaft möchte                                                      Vier Gründerteams wurden über 12                                                                                                                                                  im Monat stattfindet. Rund 150 Personen
das KIT dort ab Ende 2020 neue, noch                                                    Wochen bei der Ausarbeitung ihrer                                                                                                                                                 kamen im Mai 2019 zum 100. Jubiläum,
unreife Produktionstechnologien testen                                                  Geschäftsideen begleitet. Den finalen                                                                                                                                             um traditionell bei Bratwurst, Drinks
und schnell zur industriellen Serienreife                                               Pitch hat das Start-up auvisus für die                                                                                                                                            und Musik zu feiern. Highlight war der
bringen – und das mithilfe modernster                                                   Entwicklung einer Selbstbedienungskasse                                                                                                                                           Gründerpitch, den das Team von Room-
Digitalisierungsmethoden.                                                               mit künstlicher Intelligenz gewonnen.                                                                                                                                             PriceGenie für sich entscheiden konnte.

6   KIT NEULAND 2018/2019                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    7
INNOVATION AM KIT 2018/2019 - KIT Neuland
THEMENTAG DES
    INNOVATION ERLEBEN                                                                                                                                                                                                       KIT-BUSINESS-CLUBS

                                                                                                                                                                                                                             Der KIT-Business-Club betreut seine Mitglieder durch   Motto „Mobilität im Umbruch“. Neben innovativen
Neue Ideen entwickeln, innovative Technologien kennenlernen,                                                                                                                                                                 die persönliche Vermittlung von Technologien und       Vorträgen und spannenden Diskussionsrunden besuch-
sich mit Experten austauschen, Gleichgesinnte treffen, den eigenen                                                                                                                                                           Kontakten am KIT und organisiert mehrmals im Jahr      ten die 60 Teilnehmer verschiedene Institutslabore
Horizont erweitern: Verschiedene Veranstaltungen rund um das                                                                                                                                                                 exklusive Veranstaltungen wie den Thementag.           am Campus Ost des KIT. Das thematisch passende
                                                                                                                                                                                                                             Am 29. November 2018 stand dieser unter dem            „Scientific Dinner“ rundete den Tag ab.
Themenfeld Innovation fördern den Austausch zwischen Wissen-
schaft, Wirtschaft und Gesellschaft.

                                                                                                                                                                                                                                                                                     NOVEMBER
NEULAND –
DER INNOVATIONSTAG AM KIT                                                                                                                                                                                                     OKTOBER                                                                      APRIL
Über 750 Besucher kamen am 27. Juni 2018 an
den Campus Süd des KIT, um beim Innovationstag                                                                                                                                                                               EIN ABEND MIT                                                               KIT AUF DER HANNOVER
NEULAND spannende Technologien, Start-ups                                                                                                                                                                                    FRANK THELEN                                                                MESSE INDUSTRIE
und Transferprojekte kennenzulernen. Das jährliche
Event bietet ein buntes Programm mit über 20                                                                                                                                                                                 Frank Thelen, Unternehmer und                                               Vom 01. bis 05. April 2019 präsentierte das

                                                                                                                              Bilder v.l.n.r.: INTL / KIT | Patrick Langer / KIT | Markus Breig / KIT | Markus Breig / KIT
Seminaren, Ausstellungen und einer spannenden                                                                                                                                                                                Jurymitglied der Fernsehshow                                                KIT auf der Hannover Messe Industrie ein
Keynote am Abend. Wir freuen uns, auch am 10. Juli                                                                                                                                                                           „Die Höhle der Löwen“, besuchte                                             breites Spektrum an Technologien – vom
2019 wieder zahlreiche Industriepartner, Investoren,                                                                                                                                                                         am 02. Oktober 2018 das KIT.                                                selbstlernenden System für Sprachüberset-
Studierende und Beschäftigte begrüßen zu dürfen.                                                                                                                                                                                                                                                         zungen bis hin zur elektronischen Nase.

                                                                                                            JUNI                                                                                                             In seiner Keynote lobte der In-
                                                                                                                                                                                                                             vestor die vielen hochtechnolo-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                         In den Hallen „Research & Technology“ und
                                                                                                                                                                                                                                                                                                         „Energy“ sowie im Netzwerkpark „Young
                                                                                                                                                                                                                             gischen Gründungen aus dem                                                  Tech Enterprises” konnten Besucher ausge-

                                                                                  SEPTEMBER                                                                                                                                  KIT und berichtete unter ande-
                                                                                                                                                                                                                             rem, wie Start-ups ihn von
                                                                                                                                                                                                                                                                                                         wählte Forschungsprojekte und Gründer-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                         teams des KIT kennenlernen.
                                       INNOVATION DAY                                                                                                                                                                        einem Investment überzeugen
                                       IN CHINA                                                                                                                                                                              können. Highlight des inspirie-
                                                                                                                                                                                                                             renden Abends: Ähnlich wie
                                       Kooperationen in Asien: Zum dritten       in den Bereichen Forschung und Technolo-                                                                                                    in der TV-Gründershow durften
                                       Mal fand am 11. September 2018 der        gietransfer zusammenzuarbeiten. Vor über                                                                                                    fünf Start-ups aus dem KIT
                                       KIT Innovation Day im chinesischen        100 Gästen präsentierten Vertreter von In-                                                                                                  pitchen. Das Siegerteam
                                       Suzhou statt. Er bildet eine Plattform    stituten des KIT marktreife Technologien                                                                                                    INERATEC durfte sich über
                                       für Hochschulen und Unternehmen aus       rund um die Themen Automation, Mobility                                                                                                     ein Einzelcoaching mit Frank
                                       China, die Interesse haben, mit dem KIT   Systems und Robotics.                                                                                                                       Thelen als Gewinn freuen.

8   KIT NEULAND 2018/2019
INNOVATION AM KIT 2018/2019 - KIT Neuland
115
                                      Erfindungsmeldungen
                                      2018 wurden 115 Erfindungsmeldungen von
                                      Beschäftigten des KIT eingereicht, aus denen
                                      63 Patentanmeldungen hervorgegangen sind.

                                                                        Aus Konzepten und Projekten am KIT entstehen jedes Jahr
                                                                        aufs Neue begeisternde Resultate. Ideen von Studierenden,
                                                                        Beschäftigten und Absolventen des KIT wirken weit über
                                                                        den Campus hinaus.

158
Technologie-                                                                                                                 5744
angebote                                                                                                                     Absolventen
Auf der Technologiebörse                                                                                                     2018 haben 5744 Absolventen ihr
RESEARCH TO BUSINESS des KIT                                                                                                 Studium am KIT abgeschlossen. Ein
werden 158 aktuelle und zumeist                                                                                              großer Teil von ihnen geht als High
patentgeschützte Technologien                                                                                                Potentials in die Industrie.
des KIT zur Verwertung, Kooperation
oder Lizenzierung angeboten.
INNOVATION AM KIT 2018/2019 - KIT Neuland
SPEICHER IN
 NACHHALTIGEN HÄNDEN
Das KIT, die Universität Ulm und das Zentrum für Sonnenenergie-
und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg forschen an
Energiespeichern der nächsten Generation. Die Plattform
CELEST schafft dafür einen standortübergreifenden Rahmen.

     MITGLIEDER                        ZIEL                 SCHWERPUNKTE
    29 Institute und         Europäisches Flaggschiff            Li-Akkus,
  44 wissenschaftliche         auf dem Gebiet der          Post-Li-Technologien,
  Gründungsmitglieder          elektrochemischen             Brennstoffzellen,
                                Batterieforschung          Redox-Flow-Batterien

                                                                                      Bild: Stocksnapper / Shutterstock, bearbeitet von DER PUNKT
Lithium und Kobalt sind kostbare Rohstoffe. Sie bilden die Basis von Lithium-Ionen-
Akkus, die nicht nur Mobiltelefone und Laptops mit Strom versorgen, sondern auch
immer mehr Elektrofahrzeuge mit Energie speisen. Während die Nachfrage nach
leistungsstarken Energiespeichern steigt, nehmen die Rohstoffvorkommen jedoch
stetig ab. Hinzu kommen geopolitische Unsicherheiten: Beispielsweise findet man
die mit Abstand größten Vorkommen von Kobalt im Kongo – einem von Bürger-
kriegen geprägten Land, in dem der Rohstoff teilweise noch immer unter menschen-
unwürdigen Bedingungen abgebaut wird.

„Es ist an uns Forschern, bereits heute Lösungen für die Herausforderungen der
Zukunft zu erarbeiten“, so Professor Maximilian Fichtner, Direktor von CELEST und
stellvertretender Direktor des Helmholtz-Instituts in Ulm (HIU), das am Karls-
ruher Institut für Technologie (KIT) initiiert wurde.

12 KIT NEULAND 2018/2019                                                                                                                            13
INNOVATION AM KIT 2018/2019 - KIT Neuland
Um die Zusammenarbeit zu stärken und gemeinsame           entwickeln, aber gleichzeitig über den Tellerrand zu blicken
Forschungsaktivitäten zu verstetigen, haben die Univer-   und mit alternativen Rohstoffen zu forschen“, erklärt Profes-
sität Ulm und das Zentrum für Sonnenenergie- und          sor Helmut Ehrenberg. Er leitet das Institut für Angewandte
Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW)             Materialien – Energiespeichersysteme (IAM-ESS) am KIT und
gemeinsam mit dem KIT im Januar 2018 mit CELEST           ist als stellvertretender Direktor von CELEST tätig.
die größte deutsche Forschungs- und Entwicklungs-
plattform für Energiespeichersysteme gegründet.
Die Abkürzung steht für Center for Electrochemical
                                                          „Trotz der räumlichen Distanz ist es
Energy Storage Ulm & Karlsruhe.
                                                          ein riesiger Vorteil, Partner zu haben,                                                                                                                                                                                                        Prof. Dr. Maximilian Fichtner und

Der Fokus von CELEST liegt auf drei Themenfeldern:
                                                          mit denen man sich austauschen kann.                                                                                                                                                                                                           Prof. Dr. Helmut Ehrenberg im
                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Batterietechnikum des KIT, wo
Lithium-Ionen-Technologie, Energiespeicherung jenseits    Von der Grundlagenforschung bis hin                                                                                                                                                                                                            unter anderem neue Verfahren in
von Lithium und alternative Techniken zur elektroche-     zur Anwendung können wir von der                                                                                                                                                                                                               der Zellfertigung erforscht werden.
mischen Energiespeicherung, etwa Brennstoffzellen oder    gesammelten Expertise aller CELEST-
Redox-Flow-Batterien. „Uns war es wichtig, spezifische    Mitglieder profitieren.“
Kompetenzen zu bündeln, ohne thematisch zu sehr                                                                                                                                                            Ehrenberg betont außerdem: „Mit CELEST schenken wir          ausgebildetes Personal. Schulungen spielen bei CELEST eine
eingeengt zu sein. Dies ermöglicht es uns, bestehende     Prof. Dr. Helmut Ehrenberg,                                                                                                                      der Batterieforschung endlich die Aufmerksamkeit, die ge-    zentrale Rolle, schließlich bilden qualifizierte Nachwuchs-
Technologien wie die Lithium-Ionen-Batterie weiterzu-     Karlsruher Institut für Technologie                                                                                                              sellschaftlich gefordert wird. Hier können Technologien      wissenschaftler die Basis für den Erfolg unserer Forschung.“
                                                                                                                                                                                                           im Gesamtkontext getestet werden, statt nur einzelne
                                                                                                                                                                                                           Komponenten und Prozesse zu betrachten.“                     „Wirklich erfolgreich sind wir aber erst dann, wenn unsere
                                                                                                                                                                                                                                                                        Forschungsergebnisse auch auf Interesse seitens der Indust-
                                                                                                                                                                                                           Aktuell forschen die CELEST-Mitglieder unter anderem an      rie stoßen“, betont Fichtner. Ein Jahr nach dem Start von
                                                                                                                                                                                                           Magnesium- und Natrium-Ionen-Batterien. Diese Rohstoffe      CELEST fruchtet die gebündelte Forschungsexpertise bereits.
                                                                                                                                                                                                           sind in Europa in größeren Mengen vorhanden, ungiftig        Verschiedenste Kooperationspartner stehen mit den Forschern
                                                          EXZELLENZCLUSTER „ENERGY                                                                                                                         und einfach zu recyceln. Verglichen mit Lithium-Ionen-       in Kontakt, beispielsweise Materialhersteller oder Mobilitäts-
                                                          STORAGE BEYOND LITHIUM“                                                                                                                          Batterien verfügen sie zwar über eine geringere Energie-     dienstleister. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch das Batte-
                                                          Die steigende Bedeutung nachhaltiger Energiespeichersysteme verdeutlicht                                                                         dichte und sind dadurch bei gleicher Leistung wesentlich     rietechnikum am Campus Nord des KIT – eine Forschungs-
                                                                                                                                                                                                           schwerer. „Wenn es um stationäre Anwendungen geht,           fabrik, in der Projekte mit hoher Marktnähe umgesetzt werden.

                                                                                                                                           Bilder v.l.n.r.: Laila Tkotz / KIT | Andreas Drollinger / KIT
                                                          der gemeinsame Exzellenzcluster des KIT und der Universität Ulm, welcher seit
                                                          Januar 2019 im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder für                                                                      dann ist eine geringe Masse aber auch nicht unbedingt        Von der Entwicklung neuer Materialien und Zellen bis hin
                                                          zunächst sieben Jahre gefördert wird. Aus insgesamt 88 eingereichten Cluster-                                                                    erforderlich. Da zählt eher, dass das Speichermedium         zur Integration in das Gesamtsystem werden hier ganzheit-
                                                          anträgen wählte die Deutsche Exzellenzkommission den Antrag „Energie-
                                                                                                                                                                                                           langlebig und kostengünstig ist und man einen ökologisch     liche Ansätze in Kooperation mit der Wirtschaft verfolgt.
                                                          speicherung jenseits von Lithium – Neue Konzepte für eine nachhaltige
                                                                                                                                                                                                           weniger bedenklichen Fußabdruck hinterlässt. Meine Visi-     Ehrenberg und Fichtner blicken optimistisch in die Zukunft:
                                                          Zukunft“ zusammen mit weiteren 56 Anträgen aus.
                                                                                                                                                                                                           on ist eine nachhaltige Energietechnologie“, so Ehrenberg.   „Gute Grundlagen sind geschaffen. Jetzt liegt es an uns,
                                                          Zentrales Ziel des Clusters ist es, ein fundamentales Verständnis der elektro-                                                                                                                                etwas daraus zu machen.“
                                                          chemischen Energiespeicherung in neuartigen Systemen zu erarbeiten,
                                                                                                                                                                                                           Auch im Bereich Aus- und Weiterbildung will man bereits
                                                          grundlegende Materialeigenschaften mit kritischen Leistungsparametern
                                                                                                                                                                                                           heute die Weichen für die Zukunft stellen. So laufen ak-
                                                          zu verbinden und so die Grundlagen für die praktische Nutzung von Post-
                                                          Lithium-Technologien zu schaffen. Das Zentrum für Sonnenenergie- und                                                                             tuell Planungen für eine gemeinsame Graduiertenschule.
                                                                                                                                                                                                                                                                                   MEHR ZU CELEST
                                                          Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und die Justus-Liebig-                                                                             Fichtner erklärt: „Wir wollen der Gesellschaft nicht nur
                                                                                                                                                                                                                                                                                   www.celest.de
                                                          Universität Gießen agieren dabei als Partner.                                                                                                    technische Neuerungen bereitstellen, sondern auch gut

14 KIT NEULAND 2018/2019                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   15
INNOVATION AM KIT 2018/2019 - KIT Neuland
UNTER STROM
                                                                                        Strom ohne Verlust transportieren – Supraleiter machen es möglich.
                                                                                        Mit einem neuen Fertigungsverfahren wollen Wissenschaftler des
                                                                                        KIT der Technologie den Weg in die Massenfertigung ebnen.

                           Bild: Pajor Pawel / Shutterstock, bearbeitet von DER PUNKT
                                                                                                   EINSATZ                        ZIEL               AUSZEICHNUNG
                                                                                        Starke Magnetfelder, Strom-      Schlanke Stromtrassen       SOFT Innovation
                                                                                        trassen, Schiffe, E-Flugzeuge,   zur Übertragung hoher        Prize der EU für
                                                                                           Industrieanwendungen               Gleichströme           Fusionsforschung

                                                                                        Die Energiewende bedingt den Ausbau des deutschen Stromnetzes um mehr als
                                                                                        5.000 Kilometer. Nur so kann die benötigte Energie, die größtenteils im Norden
                                                                                        Deutschlands mithilfe erneuerbarer Energiequellen wie Windkraft entsteht, in
                                                                                        den Süden transportiert werden. Doch die Vorstellung von großen Freileitungs-
                                                                                        Stromterrassen in der Nähe des eigenen Wohnortes löst oftmals eher Unmut in
                                                                                        der Bevölkerung aus.

                                                                                        Zwar besteht die Möglichkeit, den Strom unterirdisch zu transportieren, allerdings
                                                                                        sind die speziellen Erdkabel mit hohen Kosten und hohem Platzbedarf für die Tras-
                                                                                        sen verbunden. An einer deutlich effizienteren und leistungsstärkeren Alternative,
                                                                                        mit der neue Stromtrassen wesentlich schmaler gebaut werden können, wird am
                                                                                        KIT geforscht: Supraleiter.

16 KIT NEULAND 2018/2019                                                                                                                                                     17
Dr. Walter Fietz und Dr. Michael Wolf vor einem supraleitenden Hochstrom-                                                                  „Wir forschen nicht, um uns Erfinder nennen
                                                                 Demonstrator am ITEP. Hier wurde ein supraleitendes Kabel – bestehend aus
                                                                 zwölf HTS CroCos – getestet, das 35.000 Ampere bei Kühlung mit flüssigem
                                                                                                                                                                                                            zu können, sondern um die Technologie eines
                                                                 Stickstoff trug.                                                                                                                           Tages in der Anwendung zu sehen.“

                                                                                                                                                                                                            Dr. Walter Fietz
                                                                 Dr. Walter Fietz und Dr. Michael Wolf sind wissenschaftliche
                                                                 Mitarbeiter am Institut für Technische Physik (ITEP) und kennen
                                                                 die Vorteile der Technologie: „Supraleiter ermöglichen einen na-
                                                                 hezu verlustfreien Transport von Gleichstrom bei extrem niedri-                                                                            Geschwindigkeit von etwa 30 Zentimetern pro Minute, aber                                      Aufbau eines HTS CroCos
                                                                 gen Temperaturen. Allerdings erfordert die Handhabung ein sehr                                                                             das kann sicher bei Bedarf noch erhöht werden“, erklärt
                                                                 großes Knowhow, was die industrielle Anwendung erschwert.“                                                                                 Wolf. Je nach Bedarf lässt sich die Breite der HTS-Bänder
                                                                                                                                                                                                            variieren. Ein HTS CroCo, der aus vier und sechs Millimeter
                                                                 Entdeckt wurden Supraleiter bereits 1911. Lange Zeit ging                                                                                  breiten Bändern besteht, hat einen Durchmesser von lediglich
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Platz für thermische Isolation
                                                                 man davon aus, dass Supraleiter nur unterhalb 30 Kelvin                                                                                    9,7 Millimetern und kann bei 77 Kelvin etwa 3.100 Ampere
                                                                 (-243°C) funktionieren, was eine Kühlung mit Helium erfor-                                                                                 verlustfrei transportieren. Andere Geometrien wurden aber
                                                                 dert. Eine regelrechte Revolution war 1987 die Entdeckung                                                                                  ebenfalls bereits im Labormaßstab gefertigt und getestet.                           HTS CroCos

                                                                 von Hochtemperatur- Supraleitern (HTS), die bereits bei 77
                                                                 Kelvin (-196°C) supraleitende Eigenschaften aufweisen –                                                                                    HTS CroCos können als Basiseinheit für Hochstromkabel die-     Kühlflüssigkeit
                                                                 eine wesentlich energiesparendere und dadurch günstigere                                                                                   nen, indem mehrere von ihnen kombiniert werden. In einem
                                                                 Lösung, da HTS-Kabel mit flüssigem Stickstoff gekühlt wer-                                                                                 Demonstrator, der 2018 am KIT errichtet wurde, hat man den
                                                                 den können.                                                                                                                                Prototypen eines Kabels getestet, das aus 12 HTS CroCos be-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               70mm
                                                                                                                                                                                                            stand. Dieses Kabel trug 35.000 Ampere – ein enorm hoher
                                                                 „Die Basis solcher Leiter bilden dünne Metallbänder, die mit                                                                               Strom verglichen mit einem normalen Freileitungs-Gleichstrom
                                                                 einer nur zwei Mikrometer dicken Schicht aus supraleiten-                                                                                  mit ca. 2.000 Ampere pro Ader oder einer haushaltsüblichen
                                                                 dem Yttrium-Barium-Kupferoxid versehen werden. Um diese                                                                                    Steckdose mit nur 16 Ampere.
                                                                 Bänder auch im großen Maßstab einsetzen zu können, be-
                                                                 schäftigten wir uns mit der Frage, wie man sie bestmöglich                                                                                 „Nun wollen wir unsere Forschung auch in die Anwendung

                                                                                                                                             Bilder v.l.n.r.: Markus Breig / KIT | Dr. Michael Wolf / KIT
                                                                 bündeln kann“, so Fietz. Das Ergebnis ist ein neues Leiter-                                                                                bringen. Dazu arbeiten wir mit Vision Electric Super Conduc-
                                                                 design, bei dem außen vier Millimeter breite Bänder und in                                                                                 tors als Industriepartner zusammen. Das Unternehmen ist ein
IN KOOPERATION ZUM                                               der Mitte sechs Millimeter breite Bänder gestapelt sind.                                                                                   Systemintegrator für schlüsselfertige, supraleitende Systeme
MARKTEINTRITT                                                                                                                                                                                               und hat unsere Technologie lizensiert, so Fietz. „HTS CroCo    Schematische Darstellung des am KIT entwickelten Kabels
VISION ELECTRIC SUPER CONDUCTORS (VESC) hat die                  Schaut man sich den Leiter im Querschnitt an, erkennt man                                                                                  kann in diversen industriellen Anwendungen Einsatz finden      aus zwölf HTS CroCos
HTS-CroCo-Technologie lizensiert und baut nun eine eigene        die namensgebende Kreuzform des HTS CrossConductors,                                                                                       – von der Anbindung von Solarparks über Spulen zur Erzeu-
CroCo-Produktion auf, um das Angebot für supraleitende           kurz HTS CroCo. Zur Herstellung wurde am KIT ein von                                                                                       gung großer Magnetfelder bis hin zur Gleichstromversorgung
Systeme zu erweitern. Das Unternehmen ist Pionier bei der        vorneherein auf industrielle Fertigung und große Längen                                                                                    auf Schiffen oder Hochstromleitungen in künftigen vollelekt-
Entwicklung und wirtschaftlichen Anwendung der Supra-
                                                                 ausgelegtes Verfahren entwickelt, in dem die HTS-Bänder in                                                                                 rischen Flugzeugen“, sagt Fietz und ergänzt: Unser nächster
leitertechnologie und kann von der besonderen Kompaktheit
des HTS-CroCo profitieren. Die am KIT entwickelte Technologie    einem Schritt geordnet, zum Kreuz verlötet, falls gewünscht                                                                                wichtiger Meilenstein ist, zu demonstrieren, dass die CroCos               DR. WALTER FIETZ IM INTERVIEW
kann zukünftig beispielweise in Elektrolysen oder Datencentern   verdrillt und mit Lot auf einen kreisförmigen Querschnitt                                                                                  in großer Länge gefertigt und direkt auf eine Kabeltrommel                 ZUR IDEE DER CROCOS
zum Einsatz kommen.                                              aufgefüllt werden können. „Wir fertigen derzeit mit einer                                                                                  aufgewickelt werden können.“                                               www.neuland.kit.edu/fietz-video

18 KIT NEULAND 2018/2019                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 19
FOLGEFÖRDERUNG FÜR KASTEL
                                                                                                                               Die zunehmende digitale Vernetzung erfordert neue Lös-
                                                                                                                               ungen für die IT-Sicherheit. Zur Unterstützung von Grün-
                                                                                                                               dungsprojekten rund um IT-Sicherheit am KIT wurde der                                TECHNOLOGIEN ENTDECKEN
                                                                                                                               Gründungsinkubator KASTEL initiiert. Dieser wird für wei-
                                                                                                                               tere zwei Jahre durch das Bundesministerium für Bildung                              Sie sind auf der Suche nach Technologien und Know-
                                                                                                                               & Forschung (BMBF) gefördert, um innovative Ideen in                                 how zur Weiterentwicklung Ihres Unternehmens oder

                                                                                                    Bild: Markus Breig / KIT
                                                                                                                               diesem Bereich schneller in die Anwendung zu bringen.                                Produktportfolios? Sie interessieren sich für anwen-
                                                                                                                               Mit dem Start der neuen Förderphase hat sich der Inkuba-                             dungsnahe Forschung und Entwicklungen mit hohem
                                                                                                                               tor einen neuen Namen gegeben: StartUpSecure KASTEL,                                 Marktpotenzial? Dann registrieren Sie sich für den
                                                                                                                               angelehnt an die Initiative „StartUpSecure“ des BMBF.                                kostenfreien Newsletter RESEARCH TO BUSINESS oder
                                                                                                                                                                                                                    besuchen Sie unsere Online-Technologiebörse mit
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                                                                                                                                                                                                                    www.kit-technologie.de
AUSWEIS FÜR FISCHE
Die eindeutige Identifizierung von Edelzuchtfischen, wie den beliebten Koi-Karpfen,
könnte mit einem neuartigen „Barcode“, der am KIT entwickelt wurde, noch siche-
rer werden. Dabei wird dem Fisch ein flexibler Faden aus biokompatiblem Kunst-
stoff mit einem aufgebrachten Strichcode aus Gold unter die Rückenflosse injiziert.
Er ist unter der Haut kaum spürbar und der Code wird erst mithilfe von Infrarot-
strahlung, bei der die Fische nahezu transparent erscheinen, für die Infrarotkamera
sichtbar. Eine Bilderkennungssoftware hilft bei der Auswertung der eindeutigen

                                                                                                                                                                                           Bild: Pexels / pixabay
Barcodes. Die Technologie wurde ursprünglich für das Tracking von Einzeltieren
in medizinischen Untersuchungen oder Versuchsreihen im Schwarm, beispielsweise
bei Verhaltensstudien, entwickelt.

                                                                                      NEUE FÜGETECHNIK FÜR DEN CFK-LEICHTBAU
                                                                                      Faserverbundwerkstoffe, wie karbonfaserverstärkte Kunststoffe (CFK), werden
                                      Bild: Shidhartha De / Formula Student Germany

                                                                                      aufgrund der Effizienzsteigerung durch Gewichtsreduktion bevorzugt in der
                                                                                      Automobil-, Luftfahrt- und Sportindustrie genutzt. Zum Beispiel setzt der Renn-
                                                                                      sport schon lange auf CFK-Leichtbauteile. Für den massentauglichen Einsatz
                                                                                      fehlt es bisher an kostengünstigen, wirtschaftlichen Verbindungen für Metall-
                                                                                      und CFK-Bauteile. Wissenschaftler des KIT haben neuartige hochbelastbare
                                                                                      Inserts aus Harz entwickelt, die bereits während der Fertigung von CFK-Sand-
                                                                                      wichstrukturen eingebracht werden. Aufgrund der Prozessintegration erübrigen
                                                                                      sich nachträgliche Fügeschritte und die Karbonfasern bleiben im Fertigungs-
                                                                                      prozess unbeschadet.
                                                                                                                                                                                                                                                                           21
In der Exzellenzstrategie des KIT spielt    interessantes Forschungsergebnis vor-         Unterstützung der Wissenschaftlerinnen
                                                                                                 die Überführung von Forschungsergeb-        liegt, sollten sich Wissenschaftler mit der   und Wissenschaftler bei der Verwertung.
                                                                                                 nissen in Wirtschaft und Gesellschaft       Frage nach der Verwertung beschäftigen.       Das darf man nicht dem Zufall über-
                                                                                                 eine wichtige Rolle. Wie hängen Trans-      Hier gilt es, unsere Beschäftigten best-      lassen.
                                                                                                 fer und Innovation zusammen?                möglich zu unterstützen.                      Prof. Hirth: Dabei ist es wichtig zu zei-
                                                                                                 Prof. Hirth: Der Wissens- und Techno-                                                     gen, dass ein wissenschaftliches Paper
                                                                                                 logietransfer ist eine integrative Aufga-                                                 und ein Patent nicht im Widerspruch
                                                                                                 be von Forschung, Lehre und Innovati-       „Es braucht Beharrlich-                       stehen, solange man die richtige Reihen-
                                                                                                 on. Alle drei Säulen sind dafür verant-     keit, um Innovationen                         folge einhält. Die Dienstleistungseinheit
                                                                                                 wortlich, Ergebnisse nach außen zu                                                        IRM steht hier gerne beratend zur Seite.
                                                                                                                                             voranzubringen.“
                                                                                                 tragen – in welcher Form auch immer.
                                                                                                 Das Besondere am KIT ist die Vielfalt       Prof. Dr. Thomas Hirth                        In welcher Form greifen die beiden
                                                                                                 der Themen und daraus resultierend                                                        Ressorts Forschung und Innovation
                                                                                                 auch der Innovationen. Diese Vielfalt                                                     am KIT konkret ineinander?
                                                                                                 wollen wir auch nach außen darstellen.      Wo liegen die Herausforderungen?              Prof. Hirth: Im Zuge der Exzellenzstra-
                                                                                                 Transfer ist dabei aber nicht als Ein-      Prof. Hirth: Die große Herausforderung        tegie wurde deutlich, dass wir auf allen

  INTERVIEW
                                                                                                 bahnstraße zu verstehen, es geht eher       besteht darin, Forschungsthemen mit           Ebenen zusammenarbeiten müssen,
                                                                                                 um die Wechselwirkung im Zusammen-          Innovationspotential zu identifizieren.       um das KIT voranzubringen. Das be-
                                                                                                 spiel mit Wirtschaft und Gesellschaft.      Bei der Vielzahl von Instituten ist es        trifft nicht nur die Ressorts Forschung
                                                                                                 Prof. Kraft: Als Helmholtz-Zentrum ist      nicht immer einfach, alle Erfindungen         und Innovation, sondern das gesamte
                                                                                                 es unsere Aufgabe, Ergebnisse für die       zu kennen. Hier müssen die wissen-            Präsidium und dessen Verantwortungs-
                                                                                                 Gesellschaft nutzbar zu machen. Wir         schaftlichen Beschäftigten auch Eigen-        bereiche. Gemeinsam müssen wir die
 Prof. Dr. Oliver Kraft, Vizepräsident für Forschung (links)                                     können uns nicht nur auf den reinen         initiative zeigen. Das KIT muss aber          Technologien identifizieren, die Perspek-
 und Prof. Dr. Thomas Hirth, Vizepräsident für Innovation                                        Erkenntnisgewinn konzentrieren. Viel-       auch die entsprechenden Rahmenbedin-          tive haben. Ein gutes Beispiel für die
 und Internationales (Mitte)                                                                     mehr geht es um die Verwertbarkeit der      gungen schaffen und die nötigen Res-          Zusammenarbeit sind die Zentren des
                                                                                                 Ergebnisse. Die Grundlagenforschung         sourcen für Ausstattung und Beschäftig-       KIT, in denen zentrale Forschungsthe-

„ Innovation braucht
                                                                                                 legt quasi den Grundstein für Transfer      te zur Verfügung stellen. Hinzu kommt         men gebündelt werden.
                                                                                                 und Innovation.                             die Beharrlichkeit, die es braucht, um        Prof. Kraft: An den KIT-Zentren findet
                                                                                                                                             Innovationen voranzubringen.                  man eine gute Mischung aus exzellenter
                                                                                                 Wie können Ergebnisse aus der                                                             Forschung und erfolgreichen Verwer-

  Grundlagenforschung.“
                                                                                                 Grundlagenforschung noch besser             Innovationen entstehen oft eher               tungsinitiativen. Die Zentren dienen
                                                                                                 genutzt werden?                             zufällig. Sollte es trotz Zufall eine         aber auch als Schaufenster, um die Er-
                                                                                                 Prof. Kraft: Es hilft nicht, sich von An-   Strategie geben?                              gebnisse der Außenwelt sichtbar zu
                                                                                                 fang an zu sehr darauf zu versteifen, was   Prof. Kraft: Eine Strategie ist wichtig –     machen. Das spiegelt auch ein wenig

                                                                      Bild: Markus Breig / KIT
                                                                                                 man mit Forschungsergebnissen anstellt.     und zwar ab dem Zeitpunkt des Er-             unsere Rolle als Vizepräsidenten wider.
 Erkenntnisorientierte Forschung legt den Grundstein für zukünftige                              Stattdessen geht es bei der Grundlagen-     kenntnisgewinns. Hier müssen wir              Während ich eher als Innenminister
 Innovationen. Professor Dr. Hirth und Professor Dr. Kraft sprachen                              forschung um die Freiheit der Forschung     sicherstellen, dass die richtigen Mecha-      des KIT agiere, übernimmt Professor
                                                                                                 und den reinen Erkenntnisgewinn. Erst       nismen greifen, etwa die Absicherung          Hirth – im übertragenen Sinne – die
 über das Zusammenspiel der beiden Ressorts am KIT.
                                                                                                 wenn dieser Schritt erfolgt ist und ein     der Erfindung über Patente und die            Rolle des Außenministers.

 22 KIT NEULAND 2018/2019                                                                                                                                                                                                         23
1.949
                                      Schutzrechte
                                      Das KIT hält ein Portfolio von 1.949
                                      Schutzrechten, von denen circa 65
                                      Prozent im Rahmen von Verträgen
                                      verwertet sind.

                                                                             Auf dem soliden Fundament von Forschung und Lehre können am
                                                                             KIT zielgerichtet Innovationsprojekte aufgebaut und, dank der guten
                                                                             Infrastruktur und Organisation, durchgeführt werden. Die jüngsten
                                                                             Erfolge sind der Beweis für die Kreativität und Leistungskraft.

40                                                                                                                           31
Preise                                                                                                                       Millionen Euro
                                                                                                                             Das KIT hat 2018 31 Millionen
für innovative Ideen, Technologien                                                                                           Euro an Mitteln aus der Industrie
und Verfahren wurden 2018 an                                                                                                 eingenommen.
wissenschaftliche Beschäftigte oder
Gründungen des KIT vergeben.
KLUGE GEBÄUDE –
 ZUFRIEDENE NUTZER
Wissenschaftler des KIT wollen im Projekt ValMoNul die
Automation von Gebäuden mit den individuellen Bedürfnissen
derer Nutzer in Einklang bringen.

                                                                                          Bild: A Lot Of People / Shutterstock, bearbeitet von DER PUNKT
   PROJEKTPARTNER                      ZIEL                         EINSATZ
       ABB AG,                 Verbesserte Gebäude-           Öffentliche Gebäude
    Fraunhofer IBP,            automation in Hinblick         und Nutzgebäude,
         KIT,                   auf Energieeffizienz          z.B. Bürokomplexe,
     RWTH Aachen                 und Raumkomfort                Hotels, Schulen

Fahrzeuge parken selbstständig ein, der Kühlschrank bestellt automatisch Lebens-
mittelnachschub – das Internet der Dinge hält immer stärkeren Einzug in unser
Leben. Auch Zweckgebäude wie Bürokomplexe, Fertigungshallen oder Kranken-
häuser werden zunehmend von der Digitalisierung geprägt und zu sogenannten
Smart Buildings umgerüstet. Häufig empfinden Gebäudenutzer diese Automation je-
doch als Eingriff in die individuelle Gestaltung ihres räumlichen Umfeldes. Dies be-
trifft beispielsweise einen Klassiker des Büroalltags: Die Klimatisierung von Räumen.
Zu kalt, zu warm, zu stickig – ein zentral gesteuertes Raumklima führt nicht selten
zu chronischem Unmut.

„Werden die Bedürfnisse der Nutzer missachtet, hat dies nicht nur negative Folgen
für die Energieeffizienz der Gebäude, sondern auch für die Produktivität und das
Wohlbefinden der Mitarbeiter. Unser Ziel ist es, die Senkung des Energiebedarfs mit
einer Komfortsteigerung für die Gebäudenutzer in Einklang zu bringen“, so Prof. Andreas
Wagner, Professor für Bauphysik und Technischen Ausbau sowie Prodekan für
Forschung der Fakultät für Architektur am KIT.

26 KIT NEULAND 2018/2019                                                                                                                                   27
PD Dr. Marcel Schweiker, Prof. Andreas Wagner und Dr. Dirk John in
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                einem der Räume des LOBSTER, wo Komfort und Nutzerverhalten unter
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                kontrollierten Bedingungen untersucht werden können.
        THERMISCHE UND VISUELLE ZUFRIEDENHEIT IN
        ABHÄNGIGKEIT DER KONTROLLMÖGLICHKEITEN

                                                        Nutzer haben Einflussmöglichkeit
                                                        auf die Raumtemperatur
                                                                                                                                              Nutzer haben Einflussmöglichkeit
                                                                                                                                              auf die Lichtsituation
                                                                                                                                                                                     Gesamt-
                                                                                                                                                                                   zufriedenheit
                                                                                                                                                                                                    Kann die Temperatur kontrol-                                                                                „Wir müssen einen integralen
                                                                                                                                                                                                    liert werden, haben die visu-
                                                                                                                                                                                   sehr zufrieden                                                                                                               architektonischen Ansatz finden,
       Zufriedenheit mit visuellen Bedingungen

                                                                                             Zufriedenheit mit visuellen Bedingungen
                                                                                                                                                                                                    elle und thermische Zufrieden-
                                                 40

                                                                                                                                       40
                                                                                                                                                                                           40       heit das gleiche Gewicht auf                                                                                der Raumgestaltung, technische
                                                                                                                                                                                                    die Gesamtzufriedenheit.                                                                                    Gebäudeausrüstung und die indi-
                                                 20

                                                                                                                                       20
                                                                                                                                                                                           20

                                                                                                                                                                                                    Wenn nur die Lichtverhältnisse
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                viduellen Bedürfnisse der Nutzer
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                in Einklang bringt.“
                                                 0

                                                                                                                                       0
                                                                                                                                                                                           0
                                                                                                                                                                                                    kontrolliert werden können,
                                                                                                                                                                                                    aber nicht die Temperatur, ist
                                                 - 20

                                                                                                                                       - 20
                                                                                                                                                                                           −20
                                                                                                                                                                                                    der Einfluss der thermischen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Prof. Andreas Wagner
                                                                                                                                                                                                    Zufriedenheit drei Mal so
                                                 - 40

                                                                                                                                       - 40
                                                                                                                                                                                           −40

                                                                                                                                                                                                    hoch, wie der, der visuellen
                                                         - 40    - 20    0     20       40                                                     - 40    - 20    0     20       40       sehr
                                                                                                                                                                                    unzufrieden     Zufriedenheit.
                                                        Zufriedenheit mit thermischen                                                         Zufriedenheit mit thermischen
                                                        Bedingungen                                                                           Bedingungen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Für die Akzeptanz von künstlicher Intelligenz in Gebäuden
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                ist es entscheidend, den Nutzer nicht in seinen Freiheiten
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                zu beschränken und ein Gefühl von Fremdbestimmung zu
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                vermeiden. Neben der Individualität der Nutzer darf auch
Seit Juni 2015 forscht das KIT im Verbundprojekt ValMoNul                                                                                                            und dort als Verbundleiter des Projekts ValMoNul verantwortlich                                                                            die Individualität der jeweiligen Gebäude nicht außer Acht
– ein Akronym für „Validierung und Modellierung von Nut-                                                                                                             für Komfort- und Nutzerverhaltensforschung.                                                                                                gelassen werden. Ziel ist ein Ergebnis, das sich auf andere
zerinteraktionen sowie deren algorithmischer Implementie-                                                                                                                                                                                                                                                       Gebäude übertragen lässt und gleichzeitig über so viele
rung in der Gebäudeautomation“. Das Projekt wird in enger                                                                                                            Mit der ABB AG – einem weltweit führenden Anbieter von Pro-                                                                                Stellschrauben wie möglich verfügt.
Kooperation mit den Lehrstühlen für Energieeffizientes                                                                                                               dukten im Bereich Gebäudeautomation – konnte ein Partner für

                                                                                                                                                                                                                                         Bilder v.l.n.r.: PD Dr. Marcel Schweiker / KIT | Bernd Seeland / KIT
Bauen (E3D) und Gebäude- und Raumklimatechnik (EBC)                                                                                                                  das Projekt gewonnen werden, welcher die Ergebnisse aus In-                                                                                Um eine solche Lösung zu erarbeiten, wollen sich die Part-
der RWTH Aachen, dem Fraunhofer-Institut für Bauphysik                                                                                                               dustriesicht bewertet und so eine möglichst hohe Verwertbarkeit                                                                            ner künftig noch tiefgehender mit multiplen Einflussfaktoren
(IBP) und dem Industriepartner ABB bearbeitet.                                                                                                                       sicherstellt. Die Algorithmen, die nach Auswertung der am KIT                                                                              beschäftigen, wie etwa dem Zusammenspiel von visuellen,              DER TESTSTAND LOBSTER
                                                                                                                                                                     durchgeführten Experimente zum Nutzerverhalten aufgestellt                                                                                 thermischen, olfaktorischen und auditiven Einflüssen. „Dazu
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     2013 wurde am KIT ein Raumklima-Teststand errichtet, um
Automatisierungskonzepte und Regelungsstrategien, etwa                                                                                                               werden, sollen frühestmöglich eine Prüfung auf Marktfähigkeit                                                                              ist es uns wichtig, in Zukunft auch weiterhin Psychologen            Komfort und Nutzerverhalten unter kontrollierten Bedingungen
für Raumklima und Beleuchtung, werden bereits in vielen                                                                                                              durchlaufen. „Wir implementieren die Algorithmen direkt auf                                                                                sowie Partner aus dem Facility-Management mit einzubin-              untersuchen zu können. LOBSTER steht für Laboratory for Occu-
Gebäuden eingesetzt. Allerdings weichen die prognostizier-                                                                                                           Controllern von ABB mit dem Ziel, diese irgendwann auch an                                                                                 den. Nur wenn wir den Menschen interdisziplinär betrach-             pant Behaviour, Satisfaction, Thermal Comfort and Environment
ten Bedarfswerte häufig stark von der Realität ab. „Grund                                                                                                            den Markt zu bringen. Dabei ist es uns wichtig, ein System zu                                                                              ten, können uns intelligente Systeme in Zukunft optimal              Research. Der Teststand bietet realitätsnahe Versuchsbedingungen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     und ist mit umfangreicher Technik ausgestattet, wie etwa Raum-
dafür ist mitunter, dass man sich am Verhalten eines                                                                                                                 entwickeln, das über einen gewissen Zeitraum die Bedürfnisse                                                                               unterstützen“, betont PD Dr. Schweiker.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     klimasensoren und körperbezogenen Sensoren sowie einer eige-
Durchschnittsnutzers orientiert, welches in keinster Weise                                                                                                           der Nutzer kennenlernt und korrekt interpretieren kann, sodass
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     nen meteorologischen Station auf dem Dach. Mithilfe von zwei
das Verhalten aller Nutzer widerspiegelt“, erklärt PD Dr.                                                                                                            diese sich langfristig wohlfühlen“, sagt Dirk John, der das Pro-                                                                                                                                                identischen, momentan als Büros ausgestatteten Testräumen,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            MEHR ZUM RAUMKLIMA-TESTSTAND:
Marcel Schweiker. Er ist akademischer Mitarbeiter im                                                                                                                 jekt mit initiiert hat und es seitens ABB als globaler Produktma-                                                                                                                                               sind sowohl vergleichende Studien als auch eine Verdoppelung
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            www.lobster-fbta.de
Fachgebiet Bauphysik und Technischer Ausbau am KIT                                                                                                                   nager Digitalisierung im Bereich Smart Buildings begleitet.                                                                                                                                                     der Probandenzahl bei minimalem Mehraufwand möglich.

28 KIT NEULAND 2018/2019                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          29
LOSGRÖSSE 1 IM
                                                                                                 SINNE DES PATIENTEN
                                                                                                Prof. Jürgen Fleischer und Jörg Dittus realisieren mit ARBURG
                                                                                                die additive Fertigung von faserverstärkten Kunststoffen mit
                                                                                                Endlosfasern. Die neue Produktionstechnik könnte in Zukunft
                                                                                                die Maßanfertigung von Prothesen erleichtern.

                                                                                                     KOOPERATION                      ZIEL                       EINSATZ
                                                                                                  „Industry on Campus“       Additive Fertigung von            Prototyping,
                                                                                                 im ARBURG Innovation       Faserverbundwerkstoffen        Kleinserienfertigung,
                                                                                                         Center                 mit Endlosfasern          Individualanfertigung

                           Bild: Apple‘s Eyes Studio / Shutterstock, bearbeitet von DER PUNKT
                                                                                                Die ersten Versuche, fehlende Körperteile durch körperfremde Komponenten zu
                                                                                                ersetzen und so die Funktionalität zu erhalten, machten bereits die Etrusker in
                                                                                                der Antike. Sie fixierten verlorengegangene Zähne mit Golddrähten, um störende
                                                                                                Zahnlücken zu überbrücken. Viel komplexere und funktionellere Prothesen und
                                                                                                Implantate sind dank der voranschreitenden Entwicklung in der Medizintechnik
                                                                                                heute keine Seltenheit mehr: Sie ersetzen Körperteile, beispielsweise durch Bein-
                                                                                                prothesen, oder übernehmen eigenständig lebenswichtige Funktionen innerhalb
                                                                                                des Körpers, wie etwa Herzklappenimplantate.

                                                                                                Stahl und Titan sind bis dato das Material der Wahl, wenn es um die Belastbarkeit
                                                                                                und Biokompatibilität der künstlichen Ersatzkomponenten geht. Bedingt durch
                                                                                                die Forderung nach einer wirtschaftlichen Fertigung werden metallische Prothesen
                                                                                                meist in großen Stückzahlen in einer massenkompatiblen Geometrie produziert.
                                                                                                Sonderanfertigungen sind mit erheblichen Mehrkosten verbunden.

30 KIT NEULAND 2018/2019                                                                                                                                                           31
Mit einer richtungsweisenden additiven Fertigungstech-                                                                            Die additive Fertigung spielt ihre Vorteile vor allem aus,   Martin Neff, Abteilungsleiter für Kunststoff-Freiformen bei
                                                                       nik für faserverstärkte Kunststoffe (FVK) schaffen die                                                                            wenn Komponenten individuell in Einzelanfertigung            ARBURG berichtet: „Wir haben einige Kunden, die im

                                                                                                                                       Bilder v.l.n.r.: Patrick Langer / KIT | Amadeus Bramsiepe / KIT
                                                                       Forscher Prof. Jürgen Fleischer und Jörg Dittus vom wbk                                                                           oder Kleinserie profitabel angefertigt werden sollen.        Spritzgießen faserverstärkte Materialen einsetzen und mit
                                                                       Institut für Produktionstechnik des KIT mit Unterstüt-                                                                            „Wir sehen großes Potenzial im Bereich der Medizin-          der additiven Fertigung einen Mehrwert bieten wollen.
                                                                       zung der Spezialisten des Maschinenbauers ARBURG                                                                                  technik. Hier ist das Ziel, genau eine maßgefertigte und     Denn diese ersetzt nicht etablierte subtraktive oder Spritz-
                                                                       GmbH + Co KG die besten Voraussetzungen für maß-                                                                                  robuste Prothese in Losgröße 1 herzustellen, die optimal     gießverfahren, sondern ist eine sinnvolle Ergänzung dazu.“
                                                                       gefertigte, medizinische Prothesen und Medizinprodukte                                                                            an den Patienten angepasst ist“, konkretisiert Prof. Flei-   Ob das Verfahren zukünftig in Werkstätten den Prototypen-
                                                                       aus druckbaren Faserverbundwerkstoffen.                                                                                           scher. Mit FVK seien feste Funktionsbauteile herstell-       test für Prothesen erleichtert oder sogar verkaufsfähige Pro-
                                                                                                                                                                                                         bar, aus denen hochbelastbare Prothesen mit geringem         thesen für den Patienten gefertigt werden, wird sich in Zu-
                                                                       „Additiv gefertigte Kunststoffe mit Faserverstärkung bringen                                                                      Gewicht gefertigt werden könnten. Davon würden aber          kunft zeigen.
                                                                       durch ihre Materialeigenschaften Vorteile in der Flexibili-                                                                       nicht nur die Medizintechnikhersteller profitieren, son-
                                                                       tät und Individualisierung. Wir erreichen im Vergleich zu                                                                         dern vor allem die Patienten: Passgenaue Prothesen                     FASERVERSTÄRKTE KUNSTSTOFFE
                                                                       Metallbauteilen eine hohe gewichtsspezifische Festigkeit                                                                          erhöhen den Tragekomfort und sichern eine einwand-                     IM EINSATZ
                                                                       und Performance“, erklärt Dittus, der im Rahmen seiner                                                                            freie Funktionalität.                                                  www.neuland.kit.edu/FVK-Anwendungen
                                                                       Promotion an der additiven Fertigung von Faserverbund-
                                                                       bauteilen für den Leichtbau forscht. Auf der Grundlage
                                                                       des geschützten Verfahrens ARBURG Kunststoff-Freifor-
                                                                       men (AKF) und einer speziell entwickelten Fadenzu-
                                                                       führeinheit für die Verstärkungsfaser ist es den Projekt-
                                                                       partnern im ARBURG Innovation Center am KIT gelungen,
Im ARBURG Innovation Center am KIT: Prof. Dr. Jürgen Fleischer
                                                                       FVK-Teile aus Kunststoff mit sogenannten Endlosfasern,
(Institutsleiter des wbk), Martin Neff (Abteilungsleiter Kunststoff-
Freiformen bei ARBURG) sowie die Wissenschaftler der Arbeits-          beispielsweise aus Glas oder Kohlenstoff, additiv herzu-                                                                          ARBURG INNOVATION CENTER
gruppe Leichtbaufertigung des wbk Florian Baumann, Sven Coutandin      stellen – sozusagen den 3D-Druck für faserverstärkte                                                                              AM KIT
(Oberingenieur Leichtbaufertigung) und Jörg Dittus (v.l.n.r.)          Kunststoffteile.
                                                                                                                                                                                                         Um die langjährige, gute Zusammenarbeit zwischen dem
                                                                                                                                                                                                         wbk Institut für Produktionstechnik des KIT und dem
                                                                       „Die Endlosfasern werden mithilfe einer Fadenzuführeinheit                                                                        Maschinenbauunternehmen ARBURG GmbH + Co KG zu
                                                                       direkt beim schichtweisen Auftragen des Kunststoffs in das                                                                        verstetigen, wurde 2016 das ARBURG Innovation Center
                                                                       Bauteil implementiert. Bisher gibt es eine industrietaugliche                                                                     (AIC) als physische Präsenz am Campus Süd des KIT eröff-
„Die additive Fertigung ist eine ver-                                  Prozessierung nur für Kurzfasern“, so Dittus. „Die additi-                                                                        net. Im AIC stehen mehrere Form- und Freiformspritzgieß-
gleichsweise junge technologische                                      ve Fertigung mit Endlosfasern ist ein wenig bespieltes Feld.                                                                      maschinen aus dem Hause ARBURG sowie ein Roboterarm
                                                                                                                                                                                                         zur Verkettung verschiedener Fertigungsschritte, die den
Entwicklung. Es motiviert mich,                                        Wir haben das prozesstechnische Know-how aufgebaut und
                                                                                                                                                                                                         wissenschaftlichen Beschäftigten des KIT optimale techno-
ein solch neues Feld mitzugestalten                                    in die Prototypenentwicklung einfließen lassen.“ Der Pro-                                                                         logische Möglichkeiten für die anwendungs- und industri-
und so die Produktionstechnik von                                      totyp der Fadenzuführeinheit wurde in den „freeformer“,                                                                           enahe Forschung ermöglichen. Im Rahmen der strategi-
                                                                       das additive Fertigungssystem von ARBURG, integriert und                                                                          schen Forschungskooperation liegt der Schwerpunkt auf
Morgen zu prägen.“
                                                                       durchläuft aktuell eine Testphase zur Prozesssicherheit. Mit                                                                      innovativen Produktionstechniken für Polymerwerkstoffe.
Jörg Dittus                                                            dem starken Partner ARBURG und der Anwendungsbreite
                                                                       des AKF-Verfahrens stehen zahlreiche Kunststoffe und Spe-
                                                                                                                                                                                                                      DETAILS ZUM PROJEKT
                                                                       zialkunststoffe, insbesondere für die Medizintechnik,
                                                                                                                                                                                                                      www.neuland.kit.edu/AIC-im-R2B
                                                                       bereits als Standardgranulat zur Verfügung.

32 KIT NEULAND 2018/2019
MULTIRESISTENTE KEIME
                                                                                                                                                                                                                                                                                 Über das Abwasser von Kliniken, Pflegeheimen, häuslichen
                                                                                                                                                                                                                                                                                 Bereichen, Schlachthöfen und landwirtschaftlichen Betrieben
                                                                                                                                                                                                                                                                                 gelangen täglich große Mengen Antibiotika in die Umwelt.
                                                                                                                                                                                                                                                                                 Als Folge darauf entwickeln immer mehr Bakterien Multire-
                                                                                                                                                                                                                                                                                 sistenzen. Sie entziehen sich der Wirkung von Antibiotika
                                                                                                                                                                                                                                                                                 und erschweren somit die Therapie bei einer Erkrankung.
                                                                                                                                                                                                                                                                                 Die derzeitige Wasseraufbereitung in Kläranlagen filtert
                                                                                                                                                                                                                                                                                 multiresistente Bakterien jedoch nur teilweise heraus. Im
                                                                                                                                                                                                                                                                                 Verbundprojekt HyReKA untersuchen Forscher des KIT die

                                                                                                                                                                                                                                 Bild: Institut für Mikrostrukturtechnik / KIT
                                                                                                                                                                                                                                                                                 Verbreitung der Bakterien und bewerten Maßnahmen, um
                                                                                                                                                                                                                                                                                 die Erreger effektiv aus dem aufbereiteten Wasser zu entfer-
                                                                                                                                                                                                                                                                                 nen. Unter anderem gelang es ihnen Bakterien so weit zu
                                                                                                                                                                                                                                                                                 reduzieren, dass sie kaum noch nachweisbar sind. Möglich
                                                                                                                                                                                                                                                                                 wird dies durch Ultrafiltration, bei der das Wasser durch
                                                                                                                                                                                                                                                                                 extrem feine Membranstränge fließt. Aktuell soll die Ultra-
                                                                                                                                                                                                                                                                                 filtrationsanlage zur Serienreife gebracht werden.

                                                                                                                                       Bild: Sandra Göttisheim / KIT
                                                                                                                                                                       PEROWSKIT-SOLARMODULE AUS
                                                                                                                                                                       DEM DRUCKER
                                                                                                                                                                       Im Rahmen des Projekts PRINTPERO arbeiten deutsche
                                                                                                                                                                       und griechische Forscher sowie Industriepartner an
                                                                                                                                                                       digital gedruckten Solarmodulen auf Basis von Perows-
                                                                                                                                                                       kit-Halbleitern. Solarzellen auf dieser Basis über-

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Bild: Wikimedia Commons / By Bin im Garten, CC BY-SA 3.0
                                                                                                                                                                       zeugen durch ihre Effizienz und erzielen im Labor
AGILE PRODUKTIONSYSTEME MITTELS KÜNSTLICHER INTELLIGENZ
                                                                                                                                                                       bereits Wirkungsgrade von mehr als 23 Prozent. Darüber
Eine interdisziplinäre Forschungsgruppe am KIT entwickelt          Schritte dieses Prozesses manuell und nicht vernetzt durch-                                         hinaus sind sie äußerst stabil und erfüllen vielfältige
ein agiles Produktionssystem, das sich autonom und dynamisch       geführt, da der qualitative Zustand der einzelnen Bauteile zu                                       architektonische Anforderungen zur Integration in
an wechselnde Produktspezifikationen anpasst. Das Projekt          unterschiedlich ist. Die Lösung ist ein Produktionssystem,                                          Gebäuden. Der neuartige Herstellungsprozess basiert
unterliegt der Federführung des Instituts für Produktionstechnik   das auf künstlicher Intelligenz basiert und alle relevanten Teil-                                   auf digitalen Druckverfahren und ermöglicht die Fer-
(wbk) und setzt sich aus Forschern der Bereiche Maschinenbau,      systeme integriert, um die individuell bestmögliche Lösung                                          tigung in industriellem Umfang. Die Forscher entwi-
Elektrotechnik, Informationstechnik und Informatik zusammen.       zu ermitteln. Durch multimodale Sensoren werden Umwelt-                                             ckeln Prototypen, die sich in Größe, Form und Farbe
Das Ziel ist die Entwicklung einer Demonstrator-Fabrik für         informationen erfasst, welche von kollaborierenden, mobilen                                         frei gestalten lassen. Zudem werden druckbare lumi-
das Remanufacturing von Elektromotoren, die in einem agilen        und autonomen Robotern genutzt werden, um ihre Handlungs-                                           neszierende Schichten entwickelt, um unterschiedliche
und automatisierten Prozess demontiert und für die Wieder-         strategien anzupassen. Die Carl-Zeiss-Stiftung fördert das                                          Farbeindrücke zu realisieren und die Zellen vor UV-
verwendung aufbereitet werden sollen. Bisher wurden viele          Projekt mit drei Millionen Euro.                                                                    Strahlen zu schützen.
  34 KIT NEULAND 2018/2019                                                                                                                                                                                                                                                                                                               35
Seit über 20 Jahren forschen Sie an         hin zu Unterwasser- und Weltraum-            können verantwortungsvolle Entschei-
                                                                                                        robotischer KI. Was macht diesen            explorationen.                               dungen treffen, die Konsequenzen unse-
                                                                                                        Bereich für Sie so spannend?                                                             res Handelns vorhersagen und aus Feh-
                                                                                                        Prof. Asfour: Robotik kann künstliche       Roboter übernehmen also die Aufgaben         lern lernen. Von solchen Fähigkeiten ist
                                                                                                        Intelligenz greifbar und erlebbar ma-       von Menschen?                                die heutige KI noch weit entfernt.
                                                                                                        chen. Oft wird KI mit intelligenten Al-     Prof. Asfour: Ja, aber wir wollen die
                                                                                                        gorithmen und deren Anwendung auf           Menschen nicht ersetzen. Uns geht es         Sie haben im Projekt SecondHands
                                                                                                        große Datensätze, wie bei der Verarbei-     darum, die Lebensqualität der Menschen       einen Roboter entwickelt, der nun
                                                                                                        tung natürlicher Sprache oder der Ana-      zu verbessern. Zum Beispiel durch Un-        auch in der Industrie eingesetzt wird.
                                                                                                        lyse von Bilddaten, assoziiert. KI in der   terstützung bei der Arbeit in gefährlichen   Was ist das Ziel?

  INTERVIEW                                                                                             Robotik beschäftigt sich mehr mit der
                                                                                                        Erschaffung von Systemen, die Bewe-
                                                                                                        gungen generieren und durch physische
                                                                                                                                                    oder gesundheitsschädlichen Situationen,
                                                                                                                                                    etwa der Arbeit mit schweren Lasten
                                                                                                                                                    oder in kontaminierten Umgebungen.
                                                                                                                                                                                                 Prof. Asfour: In diesem Projekt entwi-
                                                                                                                                                                                                 ckeln wir einen humanoiden Roboter,
                                                                                                                                                                                                 der Techniker bei Wartungsaufgaben in
                                                                                                        Interaktion mit der Welt lernen.            Natürlich dürfen wir trotzdem die Augen      Lagerhäusern unterstützt. Dabei geht es
                                                                                                                                                    vor den Folgen technischer Entwicklun-       nicht nur um die Entwicklung der Me-
                                                                                                        Wann macht es Sinn, Robotern eine           gen nicht verschließen, sondern müssen       chatronik, sondern auch um die Ent-
                                                                                                        menschliche Gestalt zu geben?               die Konsequenzen bedenken.                   wicklung der KI, die hinter diesen Fä-
 Prof. Dr. Tamim Asfour                                                                                 Prof. Asfour: Ich kenne keine andere                                                     higkeiten steckt. Der Roboter ARMAR-6
 zusammen mit dem Roboter ARMAR-6                                                                       Körpermorphologie, die so vielseitig                                                     kann mit Menschen Hand-in-Hand kol-
                                                                                                                                                    „Meine Forschung hat
                                                                                                        und performant ist, wie der menschli-                                                    laborieren und dabei erkennen, wann
                                                                                                        che Körper. Außerdem tragen das men-
                                                                                                                                                    nicht das Ziel, Menschen                     ein Mensch Hilfe benötigt und diese auf

„Künstliche Intelligenz                                                                                 schenähnliche Aussehen und Bewe-            zu ersetzen, sondern                         eine proaktive Art und Weise anbieten.
                                                                                                        gungsverhalten zu einer intuitiveren        deren Lebensqualität                         Er wird aktuell im Logistik-Lager eines
                                                                                                        Mensch-Roboter-Interaktion bei. Das         zu erhöhen.“                                 britischen Online-Warenhauses getestet.

 in künstlichen Körpern“
                                                                                                        Wissen, dass sich ein Roboter wie ein
                                                                                                        Mensch bewegt, vereinfacht uns die          Prof. Asfour                                 Die Tatsache, dass die Roboter die Ge-
                                                                                                        Vorhersage von Roboterbewegungen.                                                        stalt von Menschen haben, verstärkt
                                                                                                                                                    Sind künstliche und menschliche              sicher die Ängste der Menschen?
                                                                                                        Welche Einsatzszenarien sehen Sie?          Intelligenz vergleichbar?                    Prof. Asfour: Menschen stehen disrupti-
 Professor Dr. Tamim Asfour leitet den Lehrstuhl für Hochperformante                                    Prof. Asfour: Humanoide Roboter sind        Prof. Asfour: Was man heute als künst-       ven Technologie oft skeptisch gegenüber.
                                                                                                        nicht auf eine bestimmte Aufgabe spe-       liche Intelligenz bezeichnet, ist nicht      Das ist speziell bei humanoiden Robo-
 Humanoide Technologien (H²T) am Institut für Anthropomatik und
                                                                                                        zialisiert, wie in der klassischen Auto-    wirklich intelligent. Es sind meist Al-      tern auch der Fall. Allerdings entsteht
 Robotik am KIT. Dabei ist er unter anderem für die Weiterentwicklung                                   mation. Es sind Systeme, die aus Be-        gorithmen, die Muster und Zusammen-          hier schnell eine viel engere Verbindung
 der ARMAR-Roboter verantwortlich, für deren Fähigkeiten Künstliche                                     obachtung des Menschen und aus ei-          hänge in großen Datensätzen, dank            als bei anderen Roboterformen. Ich bin
 Intelligenz (KI) eine wichtige Rolle spielt. Die KI ist auch das Thema des                             gener Erfahrung lernen und so in der        bekannter Modelle und hoher Rechen-          überzeugt, dass Menschen humanoide

                                                                              Bild: Laila Tkotz / KIT
                                                                                                        Lage sind, selbständig vielseitige Auf-     leistung, finden. Hier sind Maschinen        Roboter als unabdingbare Werkzeuge
 diesjährigen Wissenschaftsjahres, einer Initiative des Bundesministe-
                                                                                                        gaben zu erfüllen. Die Einsatzgebiete       den Menschen überlegen. Dafür sind           und Helfer im Alltag ansehen werden,
 riums für Bildung und Forschung, dessen Ziel der Austausch zwischen                                    reichen von Haushalt, Pflege, Produk-       wir Menschen kreativ, verstehen auch         wenn diese den entsprechenden Reife-
 Gesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik ist.                                                tion, Wartung und Inspektion bis            komplexe, unstrukturierte Probleme,          grad erreicht haben.

 36 KIT NEULAND 2018/2019                                                                                                                                                                                                              37
1,57
                                                                                      Millionen Euro
                                                                                      2018 hat das KIT 44 neue Lizenz- und Über-
                                                                                      tragungsverträge abgeschlossen, die den
                                                                                      Gesamtbestand von etwa 640 Verträgen

21
                                                                                      ergänzen. Daraus wurden 1,57 Millionen Euro
                                                                                      Lizenzeinnahmen erwirtschaftet.

Gründungen
21 neue Unternehmen wurden 2018
am KIT gegründet.

                                  Wird neues Wissen angewendet, so entstehen Produkte, die
                                  sich dem Wettbewerb stellen müssen. Aus dem KIT gehen jedes
                                  Jahr vermarktbare Produkte hervor, die auch wirtschaftlich
                                  erfolgreich sind.

                                                 9
                                                Beteiligungen
                                                Das KIT beteiligt sich aktuell an 9
                                                Gründungen aus der Wissenschaft.
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