WERKSTOFF-FORSCHUNG IN LEOBEN - Montanuniversität ...
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WERKSTOFF- Zeitschrift der Montanuniversität Leoben FORSCHUNG Ausgabe 4 | 2017 IN LEOBEN Märkte: Kooperation mit dem Bundesheer » Seite 12 Montanuni: ERC Grants an die Montanuni » Seite 21 Triple m geht an: Menschen: Zentraler Informatikdienst » Seite 16
MONTANUNI WERKSTOFFWISSENSCHAFT Innovative Werkstoffe verändern die Welt – unter diesem Motto wird an der Mon- tanuniversität Leoben Werkstoffforschung betrieben. O b hochhitzefeste Bauteile, um das Weltall zu werkstoffe bis zu Recycling und Entsorgung die zen- erobern, selbstreinigende Oberflächen nach trale Rolle ein. dem Vorbild der Natur oder biokompatible Implantate – nur durch die Entwicklung moderner Werkstoffforschung in Leoben Hochleistungswerkstoffe können zukünftige In- Die Weiterentwicklung von modernen Technologien novationen verwirklicht werden. Auch die Nach- erfordert auch eine Fülle von neuen Werkstoffen. haltigkeit in der Ressourcennutzung fängt bereits So sollen etwa Karosseriebleche in der Automobil- bei der Werkstoffwahl an. Durch die Verwendung industrie immer dünner und leichter werden, damit intelligenter Werkstoffe kann bei minimalem Roh- die Fahrzeuge weniger Treibstoff verbrauchen und stoff- und Energieeinsatz ein Maximum an Wirkung CO2-Emissionen produzieren. Das ist realisierbar erreicht werden. So werden temperaturbeständige durch hoch- und höchstfeste Stähle. Allerdings geht Leichtbauwerkstoffe sowie funktionale Beschich- die Steigerung der Festigkeit von Stahl üblicherwei- tungen für Auto- oder Flugzeugteile entwickelt, die se auf Kosten der Duktilität (Verformbarkeit) und durch Gewichts- und Reibungsreduktion Treibstoff Bruchfestigkeit. Das bedeutet einerseits, dass diese einsparen und Emissionen reduzieren. Für die Lager Materialien bei der Herstellung teils komplexer Ka- moderner Windkraftanlagen haben Studierende der rosserieteile zu Rissen neigen, und andererseits, dass Montanuniversität ein Prüfverfahren für die Festig- sie bei Unfällen weniger Sicherheit für die Insassen keit von keramischen Kugeln entwickelt. bieten. Bei einem Crash sollen sich die Bauteile ja Zu den werkstofforientierten Arbeitsgebieten ge- verbiegen, um Energie aufzunehmen, und nicht bre- hören die Entwicklung von Werkstoffen und Werk- chen. stoffkombinationen mit verbesserten mechanischen, An der Montanuniversität werden viele Anstrengun- physikalischen, elektronischen, che mischen und gen unternommen, um diese teils widersprüchlichen besonderen funktionalen Eigenschaften, die Opti- Anforderungen an Hochleistungsmaterialien unter mierung von Werkstoffen, die Nutzung besonderer einen Hut zu bringen. Die Basis dafür ist ein besseres Werkstoffeigenschaften, die werkstofforientierte Verständnis der Mikrostruktur der Werkstoffe und Auslegung und Konstruktion von Anlagen, Maschi- deren Zusammenhang mit den mechanischen Eigen- nen und funktionalen Bauteilen, die Werkstoffbe- schaften, etwa der Verformbarkeit. Aktiv in dieser ratung und Festlegung von Fertigungskriterien, die Fragestellung ist z. B. das Department Materialphy- Qualitätssicherung und Produktentwicklung, die sik in enger Kooperation mit dem Erich-Schmid-In- Lebensdauervorhersage und Versagenswahrschein- stitut (ESI) für Materialwissenschaft der Akademie lichkeit, die Schadensanalyse und -vermeidung so- der Wissenschaften. Diese beiden Institute wurden wie Substitution und Werkstoffrecycling. Des Wei- Anfang der 1970er-Jahre gemeinsam gegründet, sie teren kommt der Untersuchung von Werkstoffen mit haben ein gemeinsames Forschungsziel und werden den neuesten Verfahren grundsätzlich in Personalunion geführt. und Methoden eine we- Die Beziehung zwischen Struktur und mechanischen sentliche Bedeutung zu. Eigenschaften steht ebenso am Department Metall- Diese Bereiche kommen kunde und Werkstoffprüfung im Zentrum der Auf- in jenen Industrien zum merksamkeit. © Department Metallkunde und Werkstoffprüfung Tragen, die Werkstoffe All diese Institute kooperieren auch mit Materials erzeugen, verarbeiten, Center Leoben (MCL). Diese Forschungsinstitu- einsetzen und veredeln tion wurde 1999 als „Werkstoffkompetenzzentrum sowie im gesamten Prüf- Leoben“ gegründet, um materialwissenschaftliches und Qualitätswesen. Die Know-how anwendungsorientiert zu bündeln und Werkstoffwissenschaft der Wirtschaft über gemeinsame Forschungs- und nimmt in der Wertschöp- Entwicklungsprojekte zur Verfügung zu stellen. Das fungskette von der Roh- MCL ist auch Träger des großen COMET-K2-Kompe- stoffgewinnung und -ver- tenzzentrums „MPPE – Integrierte Werkstoff-, Pro- arbeitung, der Metallurgie zess- und Produktentwicklung“. über die Hochleistungs- Text von Dipl.-Ing. Martin Kugler, entnommen aus der Fest- schrift anlässlich des 175-Jahr-Jubiläums der Montanuni- versität Leoben, Seite 130 ff. SEITE 2 triple m | Ausgabe 4 2017
PUBLIKATION Im April erschien ein Sonderheft des renommierten Journals „Advanced Engi- neering Materials“ zum Thema Werkstoffforschung an der Montanuniversität Leoben. Rektor Wilfried Eichlseder D ie April-Ausgabe der SCI-Zeitschrift „Advanced Engineering Materials“, die vom Wiley-VCH- Verlag weltweit vertrieben wird, ist der Materialforschung an der Montanuniversität Leoben gewidmet. Das Sonderheft, welches von Univ.-Prof. Dr. Helmut Clemens, Univ.-Prof. Dr.-Ing. LIEBE LESERINNEN UND LESER! habil.Jürgen Eckert, Univ.-Prof. Dr. Christian Mitterer und Univ.-Prof. Dr. Clara Schuecker herausge- Die Montanuniversität Leoben hat geben wurde, fasst in fünf Reviews und zwölf originären Artikeln alle Aspekte der aktuellen Leobener mit Einführung der Studienrichtung Werkstoffforschung zusammen. Neben Beiträgen von Lehrstühlen der Montanuniversität haben auch Werkstoffwissenschaft im Studienjahr Forscher des Erich-Schmid-Instituts für Mate- 1970/71 auch die Forschungsarbeiten ADVENGMAT Vol. 19 – No. 4 April, 2017 rialwissenschaft der Österreichischen Akademie auf dem Gebiet der Werkstoffe intensi- der Wissenschaften, der Materials Center Leoben viert. Initiiert von Prof. Roland Mitsche Forschung GmbH und der Polymer Competence und Prof. Franz Jeglitsch konnte dieser Center Leoben GmbH Forschungsthemen vor- Fachbereich in der Rektoratsperiode von gestellt. Prof. Günter B. Fettweis in das Studien- Die Arbeiten am Sonderheft haben circa einein- angebot der damaligen Montanistischen halb Jahre in Anspruch genommen. Das Werk Hochschule aufgenommen werden. War stellt eine Leistungsschau der Leobener For- das Portfolio am Anfang von Struktur- schung an Metallen, Keramiken, Kunststoffen werkstoffen geprägt, so erfolgte in den sowie funktionalen und intermetallischen Werk- letzten Jahren die Erweiterung durch stoffen dar, wobei die verwendeten theoretischen Funktionswerkstoffe. und experimentellen Methoden einen besonderen Der Fachbereich der Werkstoffwissen- Schwerpunkt einnehmen. Des Weiteren gibt das schaften ist am Standort Leoben von Sonderheft einen Einblick in das internationale enormer Bedeutung: Neben der Mon- Netzwerk der Forschungsaktivitäten und zeigt tanuniversität sind das Materials Center Special Issue: : Materials Science & Engineering at beispielhaft die Umsetzung von Erkenntnissen Leoben (MCL) und das Erich-Schmid- the Montanuniversität Leoben Guest Editors: Helmut Clemens, Jürgen Eckert, der Grundlagenforschung zu industriell genutz- Institut der Österreichischen Akademie Christian Mitterer, and Clara Schuecker ten Komponenten und Produkten. der Wissenschaften (ESI) Arbeitgeber für über 500 Wissenschaftler auf diesem Link zur Zeitschrift: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/adem.v19.4/issuetoc Gebiet. Leoben hat sich zu einem international herausragenden Standort entwickelt: Das Sonderheft „Advanced Engineering Materials“, das hier ausführlich vor- gestellt wird, zeugt davon (siehe Sei- ten 4 bis 7). Ebenso wurden durch eine internationale Kommission im Rahmen der Evaluierung des Fachbereiches die hervorragenden Leistungen bestätigt (siehe Bericht auf Seite 9). Zahlreiche Preise belegen die hohe Qualität der Leobener Wissenschaftler, wie z. B. der renommierte Honda-Preis an Univ.-Prof. Dr. Helmut Clemens und die zahlreichen Auszeichnungen an Professoren und Nachwuchswissenschaftler. Schließlich haben die Werkstoffe auch eine hohe Bedeutung für den Wirt- schaftsstandort Österreich. Die größten Industriebetriebe unseres Landes be- Das Herausgeber-Team v.l.: Univ.-Prof. Dr. Christian Mitterer, Univ.-Prof. Dr. Helmut Clemens, Univ.-Prof. Dr. Clara Schue- schäftigen sich direkt oder indirekt mit cker, Univ.-Prof. Dr.-Ing.habil. Jürgen Eckert Werkstoffen. www.unileoben.ac.at SEITE 3
MONTANUNI WERKSTOFFFORSCHUNG AUF HÖCHS An der Montanuniversität Leoben findet Werkstoffforschung auf höchstem Niveau statt. Auf den folgenden Seiten werden ausgewählte Arbeiten vorgestellt. Verformungsinduzierte Übersättigung in un- mungsinduzierten Übersättigung? Und zweitens, mischbaren Materialsystemen während der was ist der grundlegende Mechanismus auf atoma- Hochdrucktorsionsverformung (Univ.-Prof. Dr. rer Ebene, der zur Vermischung beider Atomsorten Reinhard Pippan, Erich-Schmid-Institut für Ma- führt? terialwissenschaft) Der vorliegende Review-Beitrag gibt einen Überblick über alle binären, unmischbaren Materialsysteme, Metalle, die im thermo- die am Erich-Schmid-Institut für Materialwissen- dynamischen Gleichge- schaft mittels Hochdrucktorsionsverformung her- wicht üblicherweise nicht gestellt wurden. Dabei wurden die Materialsysteme miteinander mischbar nach verschiedenen Gesichtspunkten gegliedert und sind, können durch ver- systematisch analysiert. Die wichtigsten Einfluss- schiedene Verfahren der parameter für die verformungsinduzierte Übersät- Hochverformung in einen tigung sind die auftretenden Kristallstrukturen, die übersättigten, metastabi- mechanischen Eigenschaften (wie Härte oder Fließ- len Zustand gezwungen spannung) der beiden Phasen und die positive Mi- Univ.-Prof. Dr. Reinhard werden. Dieses Phäno- schungsenthalpie des Materialsystems. Pippan men ist bereits seit über Aufgrund der gewonnenen Ergebnisse aus verschie- 20 Jahren bekannt und denen Kombinationen kubisch flächenzentrierter, wurde hauptsächlich in Studien an Materialien, die kubisch raumzentrierter und hexagonaler Metalle durch das Kugelmühlen-Verfahren hergestellt wur- konnte kein direkter Zusammenhang zwischen den den, untersucht. Dabei wurde in verschiedensten vorliegenden Kristallstrukturen und dem Grad der Materialsystemen, wie z. B. Cu-Cr, Cu-Ag und vie- Übersättigung festgestellt werden. Vielmehr hat len anderen, eine teilweise oder sogar vollständige sich gezeigt, dass die mechanischen Eigenschaften Mischung der Metalle beobachtet. In den letzten der beteiligten Phasen einen signifikanten Einfluss Jahren wurden vermehrt andere Hochverformungs- auf die Übersättigung und die vorherrschenden Ver- verfahren eingesetzt, um präzise Untersuchungen in formungsmechanismen haben. Abhängigkeit der Prozesstemperatur und der auf- Verformungslokalisationen aufgrund großer Unter- gebrachten Dehnung durchführen zu können. Trotz schiede in Härte und Fließspannung der Phasen oder intensiver Studien gibt es bis dato keine Überein- Verformung durch Scherbänder behindern maßgeb- stimmung in zwei grundlegenden Fragen: Erstens, lich einen möglichen Übersättigungsprozess. Falls welche Parameter limitieren den Grad der verfor- keine Verformungslokalisation auftritt und homoge- Rasterelektronenmikroskopie-Aufnahmen von drei charakteristischen Gefügezuständen: Ko-Verformung beider Phasen in einer Cu-Fe-Legierung; ausgeprägte Scherbandbildung in einer fein-lamellaren Ag-Cu-Legierung; in Cu-W-Kompositen ver- formt die harte W-Phase (hell) hauptsächlich durch Einschnürung und Zerbrechen. SEITE 4 triple m | Ausgabe 4 2017
STEM NIVEAU ne Mikrostrukturen eingestellt werden können, dann Atomistic Modeling-Based Design of Novel Ma- entscheidet letztendlich die Mischungsenthalpie, terials (Priv.-Doz. David Holec PhD, Lehrstuhl für zu welchem Grad eine Übersättigung stattfindet. Metallkunde und metallische Werkstoffe) Binäre Systeme mit hohen Mischungsenthalpien, wie z. B. Cu-W, das selbst im flüssigen Zustand eine Heutzutage verdankt die Mischungslücke aufweist, neigen selbst bei tiefen moderne Materialfor- Temperaturen zur Entmischung aufgrund thermo- schung ihre Fortschritte dynamischer Triebkräfte und zeigen daher nur eine immer mehr wissens- sehr begrenzte gegenseitige Löslichkeit von wenigen basierten Entwicklungen Atomprozent. statt einer sehr ineffizien- Die Verformungsmechanismen in den jeweiligen ten „Trial-and-error“-Vor- Systemen unterscheiden sich stark, abhängig von gangsweise. den mechanischen Eigenschaften und den Volum- Das Sammeln von großen santeilen der beteiligten Phasen. Materialsysteme Datenmengen für ein gu- mit einer sehr harten Zweitphase, wie z. B. Cu-W, Priv.-Doz. David Holec PhD tes Verständnis der nicht Ag-Ni und Cu-Cr, neigen zu Verformungslokalisation trivialen Zusammenhänge in der duktileren Phase, während die Strukturgröße zwischen der Synthese von Werkstoffen, ihrer Struk- der harten Phase hauptsächlich durch wiederholtes tur sowie den Eigenschaften ist mit experimentellen Einschnüren und Zerbrechen abnimmt. Methoden eine sehr langwierige Aufgabe. Genau an In Systemen mit zwei duktilen Phasen, wie z. B. dieser Stelle spielt die theoretische Modellierung Cu-Fe oder Ag-Cu, tritt idealerweise eine Ko-Ver- eine entscheidende Rolle. formung der Phasen auf und es kann eine Homoge- In diesem Artikel werden zuerst die in der Mate- nisierung zu einphasigen Legierungen erreicht wer- rialforschung am meisten verwendeten Modellie- den. Bei gleichen Volumsanteilen der Phasen können rungsmethoden sowie deren Grundprinzipien und jedoch Scherbänder auftreten, die wiederum einem Anwendungsfelder aufgezeigt. Anschließend liegt möglichen Homogenisierungs- und Übersättigungs- der Fokus auf atomistischer Modellierung, haupt- prozess entgegenwirken. sächlich mit quantenmechanischen Methoden, aber Aufgrund der Vielfalt an Verformungsmechanismen auch mittels Monte-Carlo-Methode und klassischer und damit verbundenen mikrostrukturellen Verän- Molekulardynamik. derungen liegt der Schluss nahe, dass der grundle- An ausgewählten Beispielen wird der praktische gende Mischungsmechanismus nicht zwangsläufig Nutzen dieser Arbeitsweise gezeigt. Voraussagen in allen Materialsystemen gleich ist. über die Phasenstabilität von quasi-binären Nitri- Ein schematisches Bild, das verschiedene Gefügeaufnahmen und die modellierte Elektronenstruktur von TiAlN sowie die experimentellen und theoretischen Methoden als Funktion der Längenskala zeigt. www.unileoben.ac.at SEITE 5
MONTANUNI den und Oxiden wurden im Rahmen der vorhande- Rissausbreitung wird in den meisten Fällen durch nen experimentellen Daten betrachtet. Es wurde ge- die Kombination von intrinsischen und extrinsischen zeigt, dass das Verhalten der Oxide sehr komplex ist Mechanismen, welche auf unterschiedlichen Län- und auf Punktdefekte, welche durch die Herstellung genskalen wirken, ausgelöst. Bei den intrinsischen unweigerlich vorhanden sind, kontrolliert wird. Die Mechanismen werden Strukturen aufgebaut, durch Elektronenenergieverlustspektroskopie von parama- die die Rissinitiierung unterdrückt werden kann. gnetischen CrN wurde verwendet, um die quanten- Dies geschieht beispielsweise in sogenannten Bulk- mechanisch berechnete elektronische Struktur ab- Metallic-Glas-Materialien oder Glas-Legierungen. zugleichen. Des Weiteren wurde der Fokus auf die Bei den extrinsischen Mechanismen werden die elastischen Eigenschaften gelegt, insbesondere auf Lasten im Werkstoff so umverteilt, dass sich die deren Abschätzung für polykristalline Zr-Al-N-Ma- Beanspruchung für den Riss verringert. Die Riss- terialen in ihrer kubischen oder hexagonal-wurtzi- ausbreitung wird auch durch den Einbau großer ten Kristallstruktur, wobei die elastischen Konstan- struktureller Inhomogenitäten verhindert, z. B. durch ten des zugehörigen Einkristalls als Ausgangspunkt duktile Phasen oder auch durch Fasern, insbesonde- genommen wurden. Der thermische Ausdehnungs- re dann, wenn diese im Vergleich zur Matrix sehr koeffizient, welcher mittels der quasi-harmonischen unterschiedliche Eigenschaften aufweisen. Beispie- Näherung für binäre Nitride und intermetallisches le sind Verbundwerkstoffe mit einer Epoxymatrix, TiAl berechnet wurde, sowie temperaturinduzier- die mit kurzen Kohlenstofffasern gefüllt ist, oder te Phasenübergänge von CrN veranschaulichen die Schichtstrukturen (z. B. Keramik-Keramik-Laminate) thermodynamischen Eigenschaften. Oberflächen- mit maßgeschneiderten Grenzflächen. bezogene Phänomene wie Oberflächenadsorption In dieser Arbeit werden einige der oben genannten und Diffusion wurden mit experimentell gemesse- hierarchischen Werkstoffe untersucht und Fall- nen „Low-friction“-Daten von Nitrid-Überstruktu- studien in den Bereichen Schichtkeramik, Hart- ren und mit Silizium dotierten amorphen Kohlen- stoffbeschichtungen, faserverstärkte Laminate und stoffbeschichtungen in Zusammenhang gebracht. biomimetische Funktionssysteme durchgeführt. Die Schließlich wurden die energetischen Zustände von aktuellen Fortschritte in diesen Bereichen werden Kohlenstoff-Fullerenen und Gold-Nanopartikeln vorgestellt. Dabei werden besonders neuartige Stra- untersucht und einige unerwartete Gemeinsamkei- tegien zur Verbesserung der strukturellen Eigen- ten aufgezeigt. schaften von spröden Materialien durch eine mehr- schichtige Architektur diskutiert. Eine Grundlage Hierarchische Architekturen zur Steigerung der mechanischen und funktionalen Eigenschaften spröder Werkstoffe (Priv.-Doz. Dr. Raúl Bermejo, Institut für Struktur- und Funktionskeramik) Knochen-, Zahn- oder Muschelschalen weisen hervor- ragende Beständigkeit gegen die Ausbreitung von De- fekten (Rissen) auf und können somit als „schadens- tolerante“ Materialien bezeichnet werden. Dies wird durch eine hierarchische Architektur der Materialien auf verschiedenen Größenskalen bewirkt. In diesem Beitrag werden aktuelle Forschungsaktivitäten der Montanuniversität Leoben dargestellt und so gezeigt, wie die Verwendung von hierarchischen Architek- Neue hierarchische Architekturen auf unterschiedlichen turen die strukturellen und Längenskalen werden in einer einzigartigen mehrschichtigen funktionellen Eigenschaf- Struktur kombiniert. Interne Schichten mit Druckeigenspan- ten von spröden Materia- nungen besitzen eine texturierte Mikrostruktur, wobei jedes lien verbessern können. Korn aus mehreren harten Nanoschichten mit unterschied- Priv.-Doz. Dr. Raúl Bermejo Der Widerstand gegen lichen Eigenschaften besteht. SEITE 6 triple m | Ausgabe 4 2017
der Analysen ist die linear elastische Bruchmechanik, mit der Schlüsselparameter zur Erhöhung der Em.O.Univ.-Prof. Dr. Günther Bauer, Bruchzähigkeit identifiziert werden können. Die Kombination interner Eigenspannungen in Laminaten Johannes Kepler Universität Linz mit geeigneten Gefügen der Schichtmaterialien wird verwendet, um Oberflächenrisse zu stoppen und dadurch die Fehlertoleranz zu steigern. In harten Beschichtungen wird eine andere Strategie verfolgt: GASTKOMMENTAR Die strukturelle, materialbezogene Heterogenität in Kombination mit Gradienten in den Eigenschaften Die Materialforschung an der Montanuniver- der dünnen Schichten führt zu einer sehr effektiven Kontrolle der Rissausbreitung. Das fehlertolerante sität Leoben hat einen hohen internationalen Verhalten von faserverstärkten Laminaten wird auf der Basis der mehrstufigen Struktur ihrer unter- Stellenwert und ist weltweit durch ihre Ex- schiedlichen Bestandteile analysiert. Schadensmodelle werden unter Berücksichtigung von Faser- zellenz ausgewiesen. Dies drückt sich u. a. da- anordnungen und Laminatstapelreihen erarbeitet. Diese bieten die Möglichkeit, richtungsabhängige durch aus, dass die April-Ausgabe der Zeitschrift Laminat-Eigenschaften auf spezifische Anforderungen einzustellen. Darüber hinaus wird ein Beispiel „Advanced Engineering Materials“ in diesem der Funktionalisierung von hierarchischen Materialien aus spröden Bestandteilen bei Aktorikanwen- Jahr ausschließlich Beiträge aus der Leobener dungen aufgezeigt. Die in dieser Arbeit analysierten Fallstudien können als Grundlage für zukünftige Werkstoffforschung beinhaltet. In diesem an- Forschungslinien dienen, bei denen verschiedene hierarchische Ansätze gemeinsam genutzt werden gesehenen wissenschaftlichen Journal werden könnten, um das mechanische Verhalten der Werkstoffe zu verbessern. Neben dem strukturellen An- in der Regel Forschungsergebnisse über Konst- satz werden auch neue Erkenntnisse über den Einsatz hierarchischer Architekturen zur Verbesserung ruktionswerkstoffe, aber auch Funktionswerk- der Funktionseigenschaften von spröden Materialien hervorgehoben. stoffe, die höchsten wissenschaftlichen Kriterien genügen, publiziert. Diese sollen herausragende Complementary High Spatial Resolution Methods in Materials Science and Engineering experimentelle und theoretische Ergebnisse (Univ.-Prof. Dr. Oskar Paris, Institut für Physik) der Grundlagenforschung beinhalten, aber zu- gleich die notwendigen Schritte zu neuartigen Dieser Artikel würdigt das Potenzial moderner hochauflösender Charakterisierungstechniken in den Fabrikationstechniken und somit zu neuen oder Materialwissenschaften und der Werkstofftechnik an der Montanuniversi- verbesserten Produkten weisen. Aus dieser April- tät Leoben. Dazu präsentieren insgesamt 16 Autoren von fünf Lehrstühlen Ausgabe geht die große Breite und Expertise be- der Montanuniversität und drei außeruniversitären Leobener Forschungs- züglich der in Leoben untersuchten Materialien einrichtungen eine Reihe von wissenschaftlichen Untersuchungen unter hervor, welche Metalle, intermetallische Werk- Anwendung solcher Methoden, die einen breiten Bogen von metallischen stoffe, Keramiken, Kunststoffe, Biomaterialien, Legierungen zu Halbleitern und von dünnen Schichten zu nanoporösen Fil- Halbleiter- und Energiespeicherwerkstoffe um- men spannen. So werden z. B. modernste elektronenmikroskopische Me- fassen sowie deren strukturelle, mechanische, thoden mit Beugung von Röntgenstrahlung oder Neutronen kombiniert, thermische, elektrische, magnetische und op- um Nanostruktur, Spannungen und Texturen in mehrphasigen Molybdän-, tische Eigenschaften. Bemerkenswert ist nicht Aluminium- oder Magnesium-Legierungen, in verschiedenen Hartstoff- nur die Fülle an modernsten Herstellungs- und Univ.-Prof. Dr. Oskar Paris schichten, in Siliziumwafern oder in dünnen Filmen aus nanoporösem Si- Untersuchungsmethoden, welche den Leobener liziumdioxid mit bisher unerreichter Detailgenauigkeit auf atomarer Ebene Forschern zur Verfügung stehen, sondern auch zu messen. Eine Reihe weiterer Techniken wie Atomsondentomographie, Ramanstreuung und Raster- deren beeindruckende Weiterentwicklung auf kraftmikroskopie runden die durchaus repräsentative, jedoch bei Weitem nicht vollständige, Auswahl höchstem internationalen Niveau, die eine For- an hochauflösenden Methoden an der Montanuniversität ab. Der Artikel demonstriert eindrucksvoll, schung an vorderster Front ermöglicht. Als Bei- dass die Montanuniversität im Bereich der spiel für neuartige theoretische Methoden sei Strukturcharakterisierung von Werkstoffen auf „Atomistic Modeling-Based Design of Novel eine österreichweit einzigartige Methoden- Materials“ verwiesen, welche in der Fachwelt vielfalt vor Ort zur Verfügung hat, welche auch ebenso großes Interesse hervorrufen wie viele noch in synergistischer Weise mit der Nutzung andere Beiträge, was sich in der Zahl der Zugriffe von Großforschungsanlagen für Synchrotron- auf Arbeiten in dieser April-Ausgabe zeigt. Viele strahlung und Neutronen kombiniert wird. der Publikationen beruhen auf erfolgreichen Ko- operationen der Forscherinnen und Forscher aus Beispiele für hochauflösende Charakterisierungs- verschiedenen Lehrstühlen der Leobener Werk- methoden für Werkstoffe. Oben: Hochauflösende stoffwissenschaft, den Instituten für Physik und Elektronenmikroskopie- (links) und Atomsondento- Mechanik, dem Erich-Schmid-Institut für Mate- mographie-Aufnahmen (rechts) von Hafniumcarbid rialwissenschaft der ÖAW, dem Materials Center Ausscheidungen in Molybdän. Unten: Rasterkraftmi- Leoben und dem Polymer Competence Center kroskopische Aufnahme (links) und Röntgenkleinwin- Leoben sowie gleichermaßen auf einer frucht- © Wiley kelstreubild (rechts) von zylinderförmigen Nanoporen bringenden Zusammenarbeit mit Firmen und in dünnen Glasfilmen auf Silizium renommierten in- und ausländischen Universitä- ten und Forschungseinrichtungen. Der Montan- universität gratuliere ich zu den hervorragenden wissenschaftlichen Leistungen, auf denen die www.unileoben.ac.at Beiträge in dieser Ausgabe von „Advanced Engi- neering Materials“ beruhen.
MONTANUNI MÄRKTE WERKSTOFFFORSCHUNG BRAUCHT Leobener Werkstoffwissenschaftler nutzen für ihre Forschungsprojekte regelmäßig Synchrotr nen Erkenntnisse tragen nachhaltig zur Entwicklung neuer Werkstoffe wie z. B. Hochleistungs der Montanuniversität bei. M oderne Werkstoffforschung benötigt lo- kelstreuung an verschiedensten Werkstoffklassen kale Sonden zur Aufklärung der Struk- oder sogenannte Mikro- und Nanostrahl-Instru- tur bis zu den allerkleinsten (atomaren) mente, z. B. für Spannungsmessungen in Hartstoff- Längenskalen und auf sehr schnellen Zeitskalen. schichten mit Nanometer-Auflösung. Dazu zählen beispielsweise die Untersuchung von Phasenübergängen in Legierungen bei hohen Tem- Auch Neutronen eignen sich hervorragend für peraturen, die Bestimmung von lokalen inneren Beugungsuntersuchungen an Werkstoffen. Diese Spannungen in dünnen Schichten oder die Beob- durchdringen mühelos ganze Bauteile wie z. B. achtung struktureller Änderungen während des eine Eisenbahnschiene und sie sind auch - kom- Ladens- und Entladens von elektrischen Energie- plementär zu Röntgenstrahlung - äußerst sensitiv speichern. Neben hochauflösender Elektronen- auf Wasserstoff, was sehr interessante Möglich- mikroskopie zählen Beugungsmethoden – insbe- keiten für die Biologie, aber auch z. B. für Was- sondere unter Ausnutzung von Synchrotron- oder serstofftechnologien eröffnet. Leobener Forscher Neutronenstrahlung – dabei zu den wichtigsten nutzen insbesondere die Neutronenquellen FRM II Werkzeugen. am Heinz Maier-Leibnitz Zentrum in Garching bei München und am Institut Laue-Langevin (ILL) in Besonders aussagekräftige Beugungsexperimente Grenoble für metallphysikalische und energietech- lassen sich mit sogenannter Synchrotronstrahlung nische Fragestellungen. durchführen, die in großen ringförmigen Beschleu- nigeranlagen (ähnlich dem CERN) erzeugt wird. Um Messzeit an diesen Großforschungszentren zu Dabei entsteht harte Röntgenstrahlung mit frei erhalten, müssen die Forscher Anträge schreiben, wählbarer Energie, viele Millionen mal intensiver welche von internationalen Gutachterkommittees als in Laborquellen. Wichtige Zentren für Synchro- kompetitiv beurteilt werden. Die Finanzierung er- tronstrahlung sind etwa die Europäische Synchro- folgt entweder über direkte österreichische Betei- tronstrahlungsquelle ESRF in Grenoble, ELETTRA in ligung an den Zentren durch das Wissenschafts- Triest oder Petra III in Hamburg, wo Messplätze für ministerium (z. B. für ESRF, ILL oder ELETTRA) eine Vielzahl von unterschiedlichen Experimenten oder über nationale Förderungen jener Staaten, in eingerichtet sind. Die Leobener Forscher nutzen denen das jeweilige Gerät betrieben wird (z. B. Pe- hierbei insbesondere spezialisierte Instrumente tra III oder FRM II). Auch können über EU-H2020- für in-situ zeitaufgelöste Beugung und Kleinwin- Projekte z. B. Reisekosten abgerechnet werden. Die direkten Kosten von Experimenten belaufen sich typischerweise auf mehr als 10.000 Euro pro Mess- tag. Zu diesem Preis kann z. B. auch die Industrie Strahlzeit kaufen, ohne wissenschaftliche Anträge zu schreiben und ohne sich zu verpflichten, die Ergebnisse zu veröffentlichen; dies wird durchaus auch von Partnerfirmen in Zusammenarbeit mit Leobener Forschern in Anspruch genommen. Als Beispiel für eine erfolgreiche und nachhaltige Anwendung von Neutronen und Synchrotronstrah- lung, die zu einer industriellen Umsetzung ge- führt hat, kann die am Lehrstuhl für Metallkunde und metallische Werkstoffe unter Univ.-Prof. Dr. Helmut Clemens und Ass.-Prof. Dr. Svea Mayer er- folgte Entwicklung eines neuen Hochtemperatur- werkstoffs angeführt werden, der seit Anfang des letzten Jahres als Schaufelwerkstoff in umwelt- ESRF Speicherring in Grenoble, Frankreich. Bild P. Ginter/ESRF freundlichen Flugzeugtriebwerken für den Airbus SEITE 8 triple m | Ausgabe 4 2017
GROSSFORSCHUNGSANLAGEN ronstrahlung und Neutronen an europäischen Großforschungsanlagen. Die dabei gewonne- slegierungen, funktionale dünne Schichten oder nanoporöse Energiespeicherwerkstoffe an A320neo (new engine option) eingesetzt wird. In den letzten zehn Jahren zu mehr als 70 Veröffent- weniger als zehn Jahren konnten eine intermetalli- lichungen in Fachjournalen geführt. sche Titanaluminid-Legierung und deren Verarbei- tung entwickelt werden, wobei auf Neutronen und Fachbuch hochenergetischer Röntgenstrahlung basierende Anfang April ist beim Wiley-VCH-Verlag die zweite Untersuchungsmethoden wesentlich zum Erfolg Auflage des Fachbuchs „Neutrons and Synchrot- beigetragen haben. Zu Beginn der Forschungs- ron Radiation in Engineering Materials Science – arbeiten wurde der Schwerpunkt auf grundlegende From Fundamental to Applications“ erschienen. Die Untersuchungen bezüglich Phasencharakterisie- Überarbeitung des Buches hat insgesamt zwei Jah- rung und Erstellung eines Phasendiagramms, wel- re in Anspruch genommen und wurde durch einen ches die Grundlage für die Festlegung von Umform- Anwendungsteil ergänzt, wobei mehrere Beiträge und Wärmebehandlungstemperaturen darstellt, von Lehrstühlen der Montanuniversität bzw. des gelegt. In-situ-Versuche mit Synchrotronstrahlung Erich-Schmid-Instituts für Materialwissenschaft lieferten Erkenntnisse, welche Phasen mit welchem der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Volumenanteil als Funktion der Temperatur auf- stammen. Herausgeber seitens der Montanuniver- treten. Für die Definition der Umformtemperatur sität sind Clemens und Mayer. war die Ermittlung der sogenannten Ordnungstem- peratur wichtig. Diese Temperatur sagt – einfach gesprochen – aus, wann eine Phase „weich“ oder „hart“ innerhalb der Mikrostruktur vorliegt. Hier- zu wurden temperaturabhängige Beugungsversu- che mit Neutronen durchgeführt. Ein Nachteil von intermetallischen Titanaluminiden besteht aller- dings darin, dass sie schwer umzuformen sind. Um das Umformfenster für die in Leoben entwickelte Legierung festzustellen, wurden In-situ-Umform- versuche bei unterschiedlichen Umformtempera- turen und -geschwindigkeiten durchgeführt, deren Resultate den industriellen Partnern zur Verfügung gestellt wurden und somit die Entwicklungszeit signifikant verkürzt haben. Die angeführten Ver- suche wurden in Kooperation mit internationalen Forschungsinstitutionen realisiert und haben in EVALUATIONSVERFAHREN FÜR DEN PILOTBEREICH WERKSTOFFWISSENSCHAFT Im April 2016 wurde das Evaluationsverfahren für den Fachbereich Werkstoffwissenschaft offiziell als Pilotprojekt gestartet. Im Rahmen des Projektes wurde ein Selbstbeurteilungsbericht erstellt, der den Fachgutachtern als Basis für ihre Fragen beim Vor-Ort-Besuch Anfang Juni 2017 diente. Mit ihrem Er- gebnisbericht lieferte die aus drei renommierten Werkstoffwissenschaftlern bestehende Kommission eine Zusammenstellung ihrer Eindrücke ab, die durchwegs exzellente Bewertungen enthält. Damit ist das Verfahren formal abgeschlossen. Der Ergebnisbericht aus dem Evaluationsverfahren wird eine Grundlage für die Zielvereinbarungsgespräche mit den Lehrstühlen des Fachbereiches Werkstoffwissenschaft sein. www.unileoben.ac.at SEITE 9
MÄRKTE VERÖFFENTLICHUNGEN In den letzten Wochen konnten gleich mehrere Wissenschaftler der Montanuniver- sität Leoben Artikel in renommierten Fachzeitschriften veröffentlichen. Werkstoffe wachsen lassen nalen Moleküle-Grenzen gesetzt sind: Ich denke z. B. Forscher aus Deutschland, Israel und Österreich haben an Kleidung, die einfach die Bewegungsenergie des erstmals das natürliche Wachstum von Baumwollfa- Körpers in elektrische Energie umwandelt und auch sern mit direkt in die Zellulose integrierten Funktio- speichert; oder an Holz mit bereits beim Wachstum nen wie Fluoreszenz oder Magnetismus demonstriert. integriertem Flammschutz. Und das alles vollkommen Das eröffnet vielfältige neue Möglichkeiten für soge- ohne Gentechnik!“, schwärmt Paris. nannte smarte Textilien. Baumwolle ist die am häufigsten eingesetzte Natur- Weitere Veröffentlichungen faser für Heim- und Bekleidungstextilien weltweit. Das Journal „Nature Materials” hat Ao.Univ.-Prof. Dr. Immer häufiger werden zusätzliche Funktionen in die Christian Teichert vom Institut für Physik zur Erstel- Textilien integriert, bisher allerdings ausschließlich lung eines Beitrags eingeladen. In dem Artikel „He- durch chemische oder physikalische Nachbehand- teromolecular phases: Opposite interaction matters” lungen der Fasern. Das hat den Nachteil, dass z. B. [C. Teichert, Nat. Mater. 16 (2017) 604-606] wird ein funktionale Beschichtungen durch Waschen oder Forschungsartikel [C. Hennecke et al., Nat. Mater. 16 durch mechanischen Abrieb die Funktionalität recht (2017) 628-634] des Forschungszentrums Jülich in schnell wieder verlieren oder zumindest an Qualität Deutschland besprochen. In der Originalarbeit wur- einbüßen. Dr. Filipe Natalio (Martin-Luther-Univer- den komplexe Phasendiagramme von ultra-dünnen sität Halle-Wittenberg) und seine Ko-Autoren aus Schichten bestehend aus zwei unterschiedlichen, u. a. Leoben zeigen in ihrer Studie in der Fachzeit- organischen Molekülen mittels oberflächenempfind- schrift „Science“, dass es auch anders geht, nämlich licher Elektronenmikroskopie mit niederenergetischen Baumwollfasern direkt mit der gewünschten Eigen- Elektronen auf Metallsubstraten untersucht. Die Er- schaft wachsen zu lassen. Das erreichen sie, indem kenntnisse eröffnen u. a. neue Möglichkeiten für die sie geeignete hochspezialisierte Moleküle entwickeln, Entwicklung organischer, flexibler Elektronik auf der welche über die Nährstoffkette in die Pflanze aufge- Basis zweidimensionaler Materialien wie Graphen. nommen und direkt in die Zellulosefasern eingebaut Dies ist ein modernes Forschungsgebiet, welches auch werden. Dieser Ansatz ist fundamental anders als alle in der Arbeitsgruppe von Teichert am Institut für Phy- bisherigen Ansätze zur Herstellung von funktionellen sik betrieben wird. Textilfasern, da er in einem wirklichen „bottom up“ -Prinzip durch eine komplexe „biologische Fabrik“ er- Dipl.-Ing. Tanja Jörg, Dissertantin am Lehrstuhl für folgt. Funktionale Werkstoffe und Werkstoffsysteme, ist es Von österreichischer Seite wurden von Forschern der in ihrer im Nature-Journal „Scientific Reports“ pub- Montanuniversität und des Materials Center Leo- lizierten Veröffentlichung gelungen, in einem Team ben detaillierte Nanostruktur-Untersuchungen mit bestehend aus Wissenschaftlern des Erich-Schmid- Röntgenstrahlen an den funktionalisierten Baum- Instituts für Materialwissenschaft, der RWTH Aachen wollfasern im Vergleich zu nicht modifizierten Fasern und der Plansee SE wesentlich zur Klärung des De- durchgeführt. Durch diese Experimente konnte ein- formationsverhaltens von Rhenium-legierten dün- deutig belegt werden, dass die funktionellen Einhei- nen Molybdänschichten beizutragen. Mo-Schichten ten in der Tat auf molekularer Ebene in die nur wenige werden weit verbreitet als Elektroden für Solarzellen Nanometer dicken Zellulosefibrillen der Baumwoll- oder für Dünnfilmtransistoren für die Displaytech- fasern eingebaut werden, wobei sich die Fibrillen nik und die Mikroelektronik verwendet. Ihr sprödes selbst durch den Einbau jedoch kaum ändern. „Diese Bruchverhalten stellt ein gravierendes Hindernis bei Erkenntnis ist äußerst wichtig und lässt vermuten, der Anwendung im Bereich der immer wichtiger wer- dass weder die beiden in der Arbeit demonstrierten denden flexiblen Elektronik dar. Jörg hat im Rahmen Eigenschaften der Fluoreszenz und des Magnetismus, ihrer Doktorarbeit gesputterte Mo-Re-Legierungs- noch die Baumwollpflanze selbst eine grundsätzliche schichten abgeschieden und in Bezug auf ihr Defor- Einschränkung für die ‚Bio-Fertigung‘ darstellen“, ar- mationsverhalten charakterisiert. Die gegenüber rei- gumentiert Univ.-Prof. Dr. Oskar Paris vom Institut für nen Molybdänschichten beobachtete Steigerung der Physik der Montanuniversität Leoben und Ko-Autor Rissbruchdehnung von 250 Prozent konnte mithilfe der Arbeit. „Damit eröffnet sich eine riesige Vielfalt von Ab-initio-Berechnungen auf eine Erhöhung der an möglichen Materialien, deren Hochskalierung Bindungskräfte und Zähigkeit im Mo-Re-Mischkris- eigentlich nur durch die Verfügbarkeit der funktio- tall zurückgeführt werden. SEITE 10 triple m | Ausgabe 4 2017
VERANSTALTUNGEN In den vergangenen Wochen fanden wieder einige wissenschaftliche Veranstaltun- gen an der Montanuniversität statt. 15. Internationaler Leobener Logistik Sommer Der Internationale Leobener Logistik Sommer hat sich zu einer der wichtigsten Branchenveranstal- tungen und zu einem Thinktank entwickelt, der in einzigartiger Weise Wirtschaft und Forschung mit- einander verbindet. Bei der Fachtagung am 14. und 15. September 2017 gestalteten Experten von Pankl Racing Systems, EEP Maschinenbau, KNAPP, ivii und Siemens sowie von der Montanuniversität Leoben, der Technischen und der Medizinischen Universität Graz, Fraunhofer IML und Campus02 das anspruchs- volle Programm. Unter dem Motto „Smart, vernetzt, v.l.: Univ.-Prof. Dr. Helmut Zsifkovits, Ass.-Prof. Dr. Susanne digitalisiert – die Zukunft der Arbeitswelt“ präsen- Altendorfer-Kaiser, Stadtrat Willibald Mautner tierten sie relevante Trends, innovative Konzepte und Lösungen für Produktion und Logistik sowie 16th International Conference on Rapidly Quen- deren Auswirkungen und Veränderungen auf die ched and Metastable Materials (RQ16) Arbeitswelt. Von 28. August bis 1. September 2017 fand die international sehr gut besuchte 16th International Conference on Rapidly Quenched and Metastable Materials (RQ16) im Erzherzog-Johann-Trakt der Montanuniversität statt. Diese alle drei Jahre statt- findende Veranstaltung hat eine lange Tradition seit den 1970er-Jahren und war heuer zum ersten Mal in Leoben zu Gast. Die für die Konferenz von Wissen- schaftlern aus 24 Ländern eingereichten Abstracts behandelten die neusten experimentellen und theo- retischen Forschungsergebnisse in Bereichen wie metastabile Materialien, Quasikristalle, Nanomate- rialien, metallische Gläser, Unterkühlung oder Mo- dellierung. Zum Abschluss der Tagung wurden Prof. Dr. Dieter M. Herlach und Prof. Dr. Hans Warlimont mit der Verleihung von „RQ Fellowships“ geehrt. Beim Logistik Sommer v.l.: Gerald Hofer (CEO Knapp), Dr. Christian Grabner (CFO Knapp), Univ.-Prof. Dr. Helmut Zsif- kovits, Rektor Wilfried Eichlseder, Stadtrat Willibald Mautner W.ILD Kongress Am 21. und 22. September 2017 fand der vierte Wissenschaftliche Industrielogistik-Dialog in Leoben statt, veranstaltet vom Lehrstuhl für Industrielogis- tik der Montanuniversität. Der Kongress bot eine Möglichkeit, den aktuellen Stand der Forschung zu technischen und ökonomischen Aspekten von Lo- gistiksystemen kennenzulernen und zu diskutieren. Auch wurde eine Plattform für Wissensaustausch und Forschungskooperationen geboten. Der Schwer- punkt 2017 lag auf dem logistischen Produktions- management. Dabei beschäftigte sich der Kongress mit den Herausforderungen, denen sich die Industrie gegenwärtig stellen muss. Teilnehmer und Organisatoren der Konferenz RQ16 www.unileoben.ac.at SEITE 11
MÄRKTE INTENSIVE ZUSAMMENARBEIT Montanuniversität Leoben und österreichisches Bundesheer planen ein weitrei- chendes Kooperationsabkommen. B ereits seit längerer Zeit gibt es intensive Kon- Zum Abschluss unterzeichneten Prader und Moser takte zwischen der Montanuniversität und ein erstes Partnerschaftsabkommen. In näherer Zu- dem österreichischen Bundesheer. Mit der kunft stehen intensive Arbeitsgespräche aller betei- am 27. Juli 2017 unterfertigten Kooperationsabsicht ligten Abteilungen sowohl vonseiten der Montan- wurde nunmehr der erste konkrete Schritt für eine universität als auch vonseiten des österreichischen verstärkte Zusammenarbeit gesetzt. Bundesheeres auf dem Programm. Bereits zum Le- Das Zentrum am Berg (ZaB) mit all seinen Facetten, dersprung Ende November ist die Ratifizierung eines im Speziellen jedoch die einzigartigen Trainings- weitreichenden Kooperationsabkommens mit dem möglichkeiten für das österreichische Bundesheer in zuständigen Bundesminister geplant. den Stollen- und Tunnelsystemen, waren ausschlag- gebend für die mittlerweile sehr konkreten Koopera- tionsgespräche. Beim bisher letzten Arbeitstreffen in der Grazer Bel- gierkaserne konnten sich Vizerektor Peter Moser und Univ.-Prof. Dr. Robert Galler, Ass.-Prof. Dr. Hannes Kern und Univ.-Prof. Dr. Harald Raupenstrauch von der Leistungsfähigkeit und den vielen Kompetenz- feldern der Landstreitkräfte des österreichischen Bundesheeres überzeugen. Ein gemeinsamer Hubschrauberflug mit einem Black Hawk der Luftstreitkräfte mit den Brigadieren Markus Koller (BMLVS), Robert Prader (Kommando Landstreitkräfte), Christian Habersatter (Kommando Schnelle Einsätze) und weiteren Bundesheeroffizie- ren zum Zentrum am Berg in Eisenerz bildete einen weiteren Höhepunkt der Arbeitsgespräche. Galler konnte vor Ort alle Varianten an Zusammenarbeits- möglichkeiten im Zuge des Projektes ZaB präsentie- Vizerektor Peter Moser (li.) mit Brigadier Robert Prader bei ren. der Unterzeichnung © Österreichisches Bundesheer Vertreter der Montanuniversität und des Bundesheeres beim Arbeitstreffen in Graz SEITE 12 triple m | Ausgabe 4 2017
3. PLATZ WELTWEIT Laut der im Auftrag des renommierten „CEOWORLD“-Magazines durchgeführten Studie „World’s Best Universities for Oil, Gas and Petroleum Engineering“ belegt die Montan- universität Leoben in einem weltweiten Ranking den hervorragenden dritten Platz. U nter den Top 35 befinden sich 15 Universi- Über 60 Jahre Petroleum Engineering in Leoben täten aus den USA und sechs aus Großbri- Erst im vergangenen Jahr feierte der Fachbereich tannien. Die Montanuniversität ist als einzige Petroleum Engineering in Leoben sein 60-jähriges deutschsprachige Universität ganz vorne gereiht. Bestehen mit der Eröffnung eines neuen Gebäudes Das CEOWORLD-Magazin führt Umfragen zu den mit modernster Infrastruktur. Zahlreiche Exzellenz- verschiedensten Themen durch. Die Ergebnisse ba- programme gemeinsam mit der OMV und die Ein- sieren auf folgenden Indikatoren: Akademischer Ruf, richtung einer „International Petroleum Academy“ Zulassungsvoraussetzungen, Stellenausschreibun- zählen zu den Highlights der letzten Jahre. Erst gen, Rückmeldungen seitens der Industrie, Spezia- kürzlich wurde auch ein Kooperationsvertrag für lisierung sowie Weltweiter Ruf. Die Daten wurden Lehre und Forschung mit dem größten privaten rus- einerseits durch Befragungen von Studierenden, sischen Erdöl- und Erdgas-Konzern, der „LUKOIL“, Absolventen und Vertretern der Wirtschaft erhoben unterzeichnet. und andererseits aus universitätsspezifischen Para- metern ermittelt. Angeführt wird das Ranking von der McDougall School of Petroleum Engineering at the University of Tulsa (USA, 98,7 Punkte), gefolgt von der Univer- sity of Aberdeen (UK, 98,5 Punkte) und der Montan- universität mit 98,3 Punkten. Die höchstmögliche Punkteanzahl betrug 100. Rektor Wilfried Eichlseder zeigte sich erfreut über das hervorragende Abschneiden der Montanuniver- sität: „Vor einigen Jahren haben wir im Bereich der Werkstoffwissenschaften einen 7. Platz weltweit er- reicht, jetzt ist es im Petroleum Engineering sogar eine Platzierung unter den Top 3. Ich denke, dass damit unsere Schwerpunktsetzungen in Hinblick auf Exzellenz in Lehre und Forschung nachhaltig bestä- tigt werden.“ FORSCHUNGSSTANDORT VON INTERNATIONALER BEDEUTUNG Die herausragende Rolle der Montanuniversität und ihrer Forschungseinrichtungen stand im Mittelpunkt einer Pressekonferenz anlässlich des Besuches des FWF (Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung) am 14. Juni 2017 in Leoben. Wissenschaftslandesrätin MMag.a Barbara Eibinger-Miedl, FWF-Präsident Prof. Klement Tockner, Finanzstadtrat Willibald Mautner, voestalpine-Vorstandsmitglied und Universitätsrat Dr. Peter Schwab, MCL-Geschäftsführer Univ.-Prof. Dr. Reinhold Ebner, PCCL-Geschäftsführer Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Kern und Rektor Wilfried Eichlseder belegten mit eindrucksvollen Zahlen den Sonderstatus der obersteirischen Kaderschmiede. Vertreter des FWF, der Stadt Leoben und der Montanuniversität dis- kutierten mit Landesrätin MMag.a Barbara Eibinger-Miedl über den Forschungsstandort Leoben. www.unileoben.ac.at SEITE 13
MÄRKTE VERNETZTE FORSCHUNG Im Projekt RETINA vernetzen sich österreichische und slowenische Forschungs- institutionen aus dem Bereich der Materialwissenschaften. Durch einen zentralen Netzwerkzugriff sollen insbesondere Unternehmen im Grenzgebiet profitieren. E ine der großen Herausforderungen im Grenz- formationsveranstaltungen, Laborbesuche sowie gebiet zwischen Österreich und Slowenien ist Pilotaktionen in Zusammenarbeit mit der Industrie die hohe Fragmentierung der Forschungs- und und Forschungszentren durchgeführt. Die Aktivitä- Innovationskapazitäten. Viele Unternehmen in die- ten richten sich an wissenschaftliche Partner, Wis- sen Randgebieten haben einen unzureichenden Zu- sensvermittler, Industrien und Entscheidungsträger, gang zu Forschungs- und Innovations-Infrastruk- dies soll die Wirkung maximieren. tur. Dies ist vielfach der Grund dafür, weshalb für diese oft sehr innovativen Unternehmen auch der Grenzüberschreitendes Innovationsnetzwerk Wertschöpfungszuwachs begrenzt bleibt. Bisher wurden derartige Maßnahmen nur auf re- Insbesondere gilt dies für die Entwicklung neuer gionaler Ebene durchgeführt. Durch die grenzüber- Materialien für industrielle Anwendungen. Obwohl greifende Initiative des Projektes RETINA wird der der potenzielle Markt für Produkte auf Basis von Aufbau eines engen Forschungs- und Innovations- funktionalen Materialien äußerst vielfältig ist (Ener- netzwerkes gezielt vorangetrieben. Dies macht das giespeicherung, Elektronik, Pharmazeutika, Luft- Projekt einzigartig im Vergleich zu anderen Koope- und Raumfahrt usw.), können die Unternehmen in rationsinitiativen, die meist auf lokaler Ebene statt- diesen Randgebieten die verfügbare Forschungs-In- finden. frastruktur für die Entwicklung neuer Produkte nicht effizient nutzen. Sieben Partner Das Projekt RETINA, welches am 1. Juni 2017 star- Zentraler Netzwerkzugriff tete, wird im Rahmen des INTERREG V-A-Slovenia- Das Projekt RETINA will diese Herausforderungen Austria-Programmes abgewickelt und verbindet durch den Aufbau eines Netzwerks von etablierten ein einzigartiges grenzübergreifendes Konsortium. Forschungsinstitutionen mit Kompetenzen im Be- Unter der Leitung der Universität Nova Gorica (SLO) reich der Materialwissenschaft und durch die Eta- sind neben der Polymer Competence Center Leo- blierung eines zentralen Zugriffs auf ein Netzwerk ben GmbH (PCCL), das seine Expertisen im Bereich von Forschungszentren und Unternehmen in Angriff Kunststofftechnik und Polymerwissenschaften ein- nehmen. bringt, auch der Primorska Technology Park (SLO), Damit erhöhen sich die Chancen, eine kritische Mas- das Kemijski Inštitut (SLO), die Technische Univer- se von Forschungs- und Innovationseinrichtungen in sität Graz, die Montanuniversität Leoben sowie das diesem Gebiet zu erreichen. Die Investitionsbereit- Mikrosensorik-Forschungszentrum CTR Carinthian schaft von Unternehmen soll erhöht werden und zur Tech Research AG (alle aus Österreich) am Projekt Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der benach- beteiligt. teiligten Regionen beitragen. Um dieses Ziel zu erreichen, werden im Projekt In- INFO-TAGE FÜR STUDIENINTERESSIERTE 1. DEZEMBER 2017 9. FEBRUAR 2018 Jeweils Beginn um 10:00 Uhr info@unileoben.ac.at Projektkonsortium RETINA SEITE 14 triple m | Ausgabe 4 2017
15 JAHRE PCCL Die Polymer Competence Center Leoben GmbH (PCCL) blickt auf erfolgreiche 15 Jahre zurück. Gegründet im Jahr 2002 im Dachgeschoss der Montanuniversität hat sich das PCCL zu einem international anerkannten Forschungszentrum entwickelt. M ittlerweile arbeiten hier mehr als 100 Mit- arbeiter und der Erfolgskurs soll auch in Zukunft weiter gehen. Eingebettet in eine zweitägige Leistungsschau der wissenschaftlich-technischen Kompetenzen des PCCL kam bei einem großen Abendempfang Anfang Juni 2017 im Dominikanerhof des LCS Leoben bei den mehr als 250 Gästen Feierlaune auf. Die PCCL- Geschäftsführer konnten als Gastgeber neben zahl- reichen Spitzen der heimischen Politik, Industrie und und Innovation weiter erfolgreich zu positionieren“, Universitätslandschaft unter anderem MMag.a Bar- betonte Eibinger-Miedl. bara Eibinger-Miedl (Landesrätin Steiermark), Anton In den Festreferaten hoben Dipl.-Ing (FH) Andreas Lang (Landesrat Steiermark), Waltraud Klasnic (Vor- Gerstenmayer (CEO der AT&S AG) sowie Dipl.-Ing. sitzende des Universitätsrates der Montanuniversi- Dipl.-Kfm. Michele Melchiorre (CTO der Semperit tät Leoben), Dr. Henrietta Egerth (Geschäftsführerin AG) – beide sind Kunden des PCCL seit der ersten der Forschungsförderungsgesellschaft – FFG) sowie Stunde – den Beitrag des PCCL für die Innovations- Rektor Wilfried Eichlseder begrüßen. Im Rahmen tätigkeit und die neuesten Entwicklungen in ihren einer Podiumsdiskussion wurde unter anderem die Unternehmen hervor. Eine Einschätzung, die auch wichtige Rolle des PCCL als Brückenbauer zwischen für die PCCL-Geschäftsführer Mag. Martin Payer Industrie und Wissenschaft hervorgehoben. und Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Kern als Auftrag für die „Das PCCL ist eine steirische Erfolgsgeschichte und weitere Entwicklung des Kompetenzcenters gesehen trägt wesentlich zur hervorragenden Zusammen- wird. Stolz konnten sie an diesem Abend den Aufbau arbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft in eines weiteren Standortes in Leoben mit 25 Arbeits- unserem Bundesland bei. Die zunehmende Interna- plätzen im Bereich der Simulation von Kunststoffen tionalisierung des PCCL unterstützt die Steiermark, sowie den Start eines neuen Großforschungsvorha- sich als europäische Region im Bereich Forschung bens im Bereich der Kunststoffe für Anwendungen in der Mikroelektronik und Elektrotechnik verkünden. ERFOLG FÜR MCL Die Materials Center Leoben Forschung GmbH (MCL) erhielt den Zuschlag für das COMET K2- Zentrum IC-MPPE. Das MCL wurde 1999 gegründet und die der- zeitige Phase II des COMET K2-Zentrums MPPE läuft mit Ende dieses Jahres aus. Der Folge- antrag für die Jahre 2018 bis 2022 wurde im Rahmen eines Hearings am 17. Mai 2017 be- handelt. Erfreulicherweise steht nun fest, dass dieser Antrag genehmigt wurde und damit das MCL seine erfolgreiche Arbeit fortsetzen kann. © Foto Freisinger v.l.: Landesrat Anton Lang, Universitätsratsvorsitzende Waltraud Klasnic, Rektor Wilfried Eichlseder, Landesrätin MMag.a Barbara Eibinger-Miedl, Mag. Martin Payer (CEO PCCL), Univ.- Prof. Dr. Wolfgang Kern (CSO PCCL) und Dr. Henrietta Egerth (Geschäftsführerin FFG) www.unileoben.ac.at SEITE 15
MENSCHEN ZENTRALER INFORMATIKDIENST Die zentrale Aufgabe des ZID ist die Schaffung und Sicherstellung einer leistungs- fähigen Netz-, Kommunikations- und Rechnerstruktur unter Einbindung neuer Technologien. D er ZID hat sich in den vergangenen Jahren zu auch die internen Schulungen in MS-Office, MUonli- einer modernen Serviceeinrichtung mit rund ne, LotusNotes und CorelDraw. Der ZID ist weiters für 30 Mitarbeitern entwickelt. Geleitet wird die die Netzwerkinfrastruktur (derzeit gibt es ca. 7.000 Abteilung seit 2009 von Dipl.-Ing. Mario Tappei- aktive Netzanschlüsse) am Campus, für die IP-Tele- ner, und sie teilt sich in sieben Bereiche auf: BkuA fonie, für den Server-, Storage-, Backup-Betrieb, für (Bürokomminkation und Automation), CMS (Con- die Homepage, MUonline und SAP zuständig. Ebenso tent Management System), Lotus Notes (E-Mail- können Beamer und Laptops ausgeliehen werden. und Termin-Software), MUonline, Netzwerk, Server „Weiters gibt es die Möglichkeit, Videokonferenzen und SAP. „Die Zufriedenheit der Kunden steht dabei mit einer modernen Cisco EX-90 Anlage durchzufüh- an oberster Stelle: Das Callcenter – Anlaufstelle in ren. Dieses Angebot stellen wir den Uni-Mitarbeitern Störfällen – garantiert eine Rückmeldung binnen 30 kostenlos zur Verfügung“, erörtert Tappeiner. Minuten. 90 Prozent der gemeldeten Fehler werden innerhalb von zwei Stunden behoben“, erläutert Tap- Aufgaben für die Zukunft peiner. In den nächsten Jahren wird daran gearbeitet, Ab- läufe verstärkt elektronisch abzuwickeln. Ein erster Serviceleistungen des ZID Schritt war die Einführung des elektronischen Ge- Das gut ausgebaute WLAN zählt zu den wichtigsten haltszettels. Geplant ist die elektronische Verwal- Services. Es wird den Bediensteten, Studierenden und tung der Dienstreisen. „Der Weg führt immer mehr Gästen im gesamten Campus und in diversen Stu- in Richtung ‚papierlose Verwaltung‘, um Ressourcen dentenheimen zur Verfügung gestellt. Verschiedene zu schonen, jedoch wird das Papier nie ganz ersetzt Software-Produkte können von den Uniangehörigen werden“, meint Tappeiner. Ein zentrales Thema für und Studierenden kostenlos aus den bestehenden Tappeiner ist die Sicherheit: „In Zeiten von Cyberkri- Campus-Verträgen genutzt bzw. zu Hochschulprei- minalität, Viren und Hackerangriffen wird uns diese sen bestellt werden. Gerne angenommen werden Problematik auch in Zukunft massiv fordern.“ Abteilungsleiter Dipl.-Ing. Mario Tappeiner (vorne 1.v. rechts) mit seinem Team SEITE 16 triple m | Ausgabe 4 2017
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