Zukunft der digitalen Gesundheitsversorgung - Digitale Modellregion Gesundheit Dreiländereck 2018 - 2023 ZWISCHENBERICHT DEZEMBER 2020
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Zukunft der digitalen Gesundheitsversorgung Digitale Modellregion Gesundheit Dreiländereck 2018 – 2023 ZWISCHENBERICHT DEZEMBER 2020 1
Inhalt ZWISCHENBERICHT DEZEMBER 2020 1. Thematische Relevanz 3 4. Ressourcen 48 1.1 Zukunft der Gesundheitsversorgung 4.1 Personal 49 im ländlichen Raum 4 4.2 Finanzierung 51 1.2 FoKoS-Forschungsschwerpunkt 4.3 Kooperationspartner 52 „Digitale Gesundheitsversorgung“ 6 5. Terminkalender 2. Entwicklung der DMGD 8 2020/2021 55 2.1 Strategisches Konzept 9 2.2 Meilensteine 13 2.3 Projektübersicht 37 6. Pressespiegel 61 3. Strategischer Ausblick 46 7. Anhang 63 Impressum Herausgeber: Dr. Olaf Gaus +49 271 740-4988 olaf.gaus@uni-siegen.de, www.dmgd.de Gestaltung: Forschungskolleg der Universität Siegen Sina Müller © FoKoS 2020 V. i. S. d. P.: Forschungskolleg der Universität Siegen Weidenauer Str. 167, 57076 Siegen, +49 271 740-3857, -4932 fokos@uni-siegen.de, www.fokos.de 2
1.1 Thematische Relevanz / Zukunft der Gesundheitsversorgung 1.1 Zukunft der Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum • Alle Länder der BRD sind relativ von regionaler Ab- In vielen Kreisen zeichnet sich ein signifikanter Ärz- wanderung und urbaner Zuwanderung in Metropolen temangel ab. Eine Vielzahl der Kommunen steht in- betroffen. zwischen auf der Liste des Ministeriums für Arbeit, • Regionale Abwanderung/urbane Zuwanderung sind Gesundheit und Soziales (MAGS) der Gemeinden in NRW, relevante Standortfaktoren für Bildungs- und Gesund- in denen eine hausärztliche Unterversorgung droht. Der heitsversorgung. Mangel wird vor allem bei der Betrachtung der hausärzt- • Hochleistungsversorgung in urbanen Zentren ist lichen Patientenversorgung deutlich, wenn man sich nicht anschlussfähig an lokale und regionale digitale die Entwicklung der Arztzahlen sowie die Altersstruktur Versorgung. der an der hausärztlichen Versorgung teilnehmenden • Regionale digitale Versorgungsstrukturen benötigen Mediziner anschaut. Durch die kassenärztliche Bundesver- experimentelle Ansätze wie in der DMGD. einigung (KBV) bereitgestellte Gesundheitsdaten zeigen, dass das Durchschnittsalter der Hausärztinnen und Haus- Die Region Dreiländereck Hessen, Nordrhein-Westfalen, ärzte in der KV-Region Westfalen-Lippe im Jahr 2017 Rheinland-Pfalz weist prägende strukturelle und demogra- 55,7 bis 57 Jahre betrug, was, gemessen an den KV-Regionen, fische Gegebenheiten im Hinblick auf die gesundheitliche dem höchsten Durchschnittsalter bundesweit entspricht. Versorgung auf. Die ärztliche und vor allem primärärztliche Einige Kreise der Region liegen bereits über diesem Wert, Gesundheitsversorgung steht vor stetig wachsenden wie zum Beispiel der Märkische Kreis mit 58,4 Jahren. Herausforderungen. Besonders in ländlichen, struktur- Schaut man sich zudem die regionale Arztdichte an, so schwächeren (Teil-)Regionen sind Defizite hinsichtlich der lässt sich feststellen, dass etwa 60 Hausärztinnen und flächendeckenden medizinischen Versorgung immanent. Hausärzte je 100.000 Einwohner behandeln. Bevölkerungsentwicklung in den Landkreisen der DMGD Anteil der über 64-Jährigen (2017) Anteil der über 64-Jährigen (2035, Prognose) Hochsauerlandkreis 21,8% Hochsauerlandkreis 30,8% Kreis Olpe 19,9% Kreis Olpe 29,6% Kreis Siegen-Wittgenstein 21,3% Kreis Siegen-Wittgenstein 26,8% Kreis Altenkirchen 22,0% Kreis Altenkirchen 31,3% Lahn-Dill-Kreis 21,9% Lahn-Dill-Kreis 29,4% Quelle: Berlin-Institut, Datengrundlage: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Kartenmaterial: © GeoBasis-DE/BKG 2017; https://www.spiegel.de/wirtschaft/30-jahre-wiedervereinigung-was-die-deutschen-eint-und-trennt-a-ba8505d7-12eb-49a8-9c0b-92f7c94fd409 4
1.1 Thematische Relevanz / Zukunft der Gesundheitsversorgung Als Gründe dieser Entwicklung können zum einen der „Belastbare Erkenntnisse demografische Wandel und damit die zusammen- zu der Frage, wie sich die Situation in den hängende Zunahme von altersbedingten Krankheits- nächsten Jahren entwickeln wird, liegen der fällen und Behandlungsbedarfen genannt werden, die Bundesregierung nicht vor.“ besonders in ländlichen Gebieten zu vermerken sind. Zum anderen stellen das Ausbleiben ärztlichen Nach- Dr. Thomas Gebhart Parlamentarischer Staatssekretär, wuchses und die Neubesetzung von bestehenden Praxen Antwort auf schriftl. Frage an die Bundesregierung im Sept. 2020, einen Faktor dar, der die künftige Sicherstellung BT-Drucks. 19/22308, S. 92 - 94 der Gesundheitsversorgung negativ beeinflussen kann. Aus demografischer Sicht betrug der Anteil der Gemäß dieser Entwicklung ist absehbar, dass sich die 50- bis 64-jährigen Menschen im Jahr 2016 23,2 %, Zahl der hausärztlich tätigen Mediziner in den nächsten der der über 65-jährigen 21,4 %. Eine Prognose lässt Jahren weiter reduzieren wird, so dass weniger Ärzt*innen erkennen, dass allein in Südwestfalen der Anteil die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung sicher- der über 65-Jährigen bis 2036 auf 33,7 % steigen stellen. Wie viele strukturschwächere Räume ist auch wird, während der Anteil aller anderen Altersklassen die Region Südwestfalen vom Phänomen der ärztlichen abnimmt. Dieser Verlauf findet sich zudem in der Landflucht betroffen. Viele Praxen können demnach Entwicklung des regionalen Arbeitsmarktes wie- nicht neu besetzt werden. Auch Niederlassungen bleiben der. Die Verschiebung der Altersstruktur hat zu einer oft aus, was häufig dem finanziellen Risiko in ländlichen Diskrepanz zwischen den Zu- und Abgängen auf dem Regionen wie Südwestfalen zuzuschreiben ist. Dazu Arbeitsmarkt geführt. Im Jahr 2019 wird die Zahl der kommen hohe Arbeitsbelastungen und die Entlohnung, Renteneintritte die der Berufseinsteiger überschreiten. die nicht selten als unangemessen wahrgenommen wird. Aktuell unbesetzte Hausarztstellen in Deutschland 11.000 ** 2.124 2.636 3.280 * 2015 2017 2019 2030 (Prognose) * Bedingte Vergleichbarkeit mit den Vorjahren aufgrund angepasster Verhältniszahlen im Rahmen der Bedarfsplanungsreform ** Schätzung der KV (https://kommunal.de/aerztemangel-sind-25-kilometer-zur-praxis-zumutbar) Eigene Darstellung. Datenquelle: Bundestagdrucksache 19/22308, S. 92 - 94, 11.09.2020 Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) A. PROBLEM UND ZIEL B. LÖSUNG • Datengetriebene Gesundheitsversorgung • Zugang digitaler Innovationen erleichtern • Digitale Gesundheitsanwendungen • Innovative telemedizinische Versorgungsangebote • Telematikinfrastruktur forcieren • Anwendung von Telemedizin • Die Telematikinfrastruktur ausbauen • Verwaltungsprozesse • Innovative Versorgungsansätze •K rankenkassen ►Digitale Innovationen C. ALTERNATIVEN • Innovationsfonds Keine • Regelversorgung • Forschungszwecke 5
1.2 Thematische Relevanz / Forschungsschwerpunkt „Digitale Gesundheitsversorgung“ 1.2 FoKoS-Forschungsschwerpunkt „Digitale Gesundheitsversorgung“ Der Forschungsschwerpunkt „Digitale Gesundheits- Wenn ich insgesamt schaue, glaube ich, versorgung“ betrachtet aus der Perspektive der inter- dass Sie hier mit einer Dynamik an die Sache disziplinären Forschung Fragestellungen, die sich mit herangehen, die zeigt, dass sie selbst Lust darauf dem Einsatz digitaler Technologien für die Zukunfts- haben – das ist ja das Entscheidende. sicherung und Optimierung der Gesundheitsversorgung Jens Spahn befassen, derzeit fokussiert auf solche Länder, die über Bundesgesundheitsminister, eine hochentwickelte technologische Infrastruktur Diskussion zur Zukunft der ländlichen Versorgung verfügen. Der Forschungsschwerpunkt steht aus der im FoKoS am 23.05.2019 Perspektive der Universität Siegen betrachtet nicht iso- liert dar, sondern nimmt konsequent die in dem Projekt Zugang zum Gesundheitssystem durch Nutzung digitaler "Medizin neu denken" kulminierten Forschungstätig- Werkzeuge bei. Im Folgenden seien aktiv bearbeitete keiten von Wissenschaftler*innen aller Fakultäten Projekte in diesem Schwerpunkt genannt. Diese bündeln der Universität zu technisch/naturwissenschaftlichen, sich einerseits in den Teilprojekten der Projektinitiative gesellschaftlichen und ökonomischen Fragestellungen "Digitale Modellregion Gesundheit Dreiländereck", auf, die für eine Weiterentwicklung von Gesundheits- leisten darüber hinaus aber auch Beiträge zur Erfor- systemen relevant sind. Damit steht dieser Forschungs- schung des Einsatzes innovativer Technologien für die schwerpunkt in enger Verbindung mit den Themen Verbesserung medizinischer Prozesse generell oder und Strukturen der im Aufbau befindlichen Lebens- liefern grundlegende Beiträge zur Entwicklung wissenschaftlichen Fakultät und ergänzt diese um die innovativer Technologien für die Nutzung im Kontext FoKoS-spezifische Form des interdisziplinären wissen- medizinischen Handelns. Letzteres zeigen die neuen Pro- schaftlichen Diskurses. Inhaltlich tragen die Forschungen jekte des FoKoS zur Digitalen Gesundheitsversorgung, in diesem Schwerpunkt zur Weiterentwicklung des die auch den Aspekt der regionalen und internationalen universitären Projekts "Medizin neu denken" und der Vernetzung in besonderer Weise berücksichtigen. dort zentralen Zielsetzung der Zukunftssicherung der Gesundheitsversorgung in Regionen mit erschwertem • D as Projekt „New Medical Realities“ wird mit finanzieller Unterstützung der Sparkasse Siegen und der Beteiligung von drei der vier Siegener Kliniken umge- setzt. In diesem Projekt ist das Ziel, neue technologisch gestützte Potenziale für Diagnostik und Therapie auf- zuzeigen und zu erforschen. Der Fokus liegt dabei auf den Technologien der virtuellen Realität (VR), der augmentierten/erweiterten Realität (AR) und der Holografie, die prä- und postoperativ den Patienten im Rahmen von Krankheitsbildern wie Adipositas, Reflux und Rückenleiden unterstützen sollen. 6
1.2 Thematische Relevanz / Forschungsschwerpunkt „Digitale Gesundheitsversorgung“ • D as Projekt „After-lab-on-a-chip“ beschäftigt sich IMSAS der Universität Bremen und dem MESA+- mit der Erforschung implantierbarer miniaturisierter Institut der Universität Twente (NL) zeigen die Blutanalysesysteme zur Erfassung und kontinuierlichen nationale und internationale Vernetzung, die diesem Überwachung relevanter Blutbestandteile. Das Projekt Projekt zugrunde liegt. nimmt Arbeiten im Bereich der Miksrosystemtechnik und der Nanochemie wieder auf, die in früheren • A us dem Schwerpunkt heraus gründete sich darüber Jahren erfolgreich an der Universität Siegen etabliert hinaus vom FoKoS mit-initiiert und moderiert das wurden (Cμ) und stellt sie in den Kontext des FoKoS- Gerontologie-Netzwerk Siegen „GeNeSi“, das Alterns- Projektbereichs „Digitale Gesundheitsversorgung“ forschung als breit interdisziplinäre Aufgabe versteht und des Projekts „Medizin neu denken“. Hier sind For- und unter Beteiligung von Wissenschaftler*innen aller schende der Universität Siegen aus drei Fakultäten fünf Fakultäten der Universität und in enger Kooperation beteiligt. Ein Kooperationsnetzwerk u.a. mit dem mit dem Institut für Gerontologie in Dortmund betreibt. VORBEREITUNG DES INNOVATIONSFONDSANTRAGS Einen weiteren konkreten Beleg dafür, wie das FoKoS Das FoKoS ist ein wichtiger Baustein mit seinen Initiativen in die Gesellschaft hineinwirkt in diesen Gesprächen und wir brauchen und, damit verbunden, neue zentrale Akteure gewinnt, die Meinungen und die Ideen und das liefert die Initiative zur Beantragung eines Innofonds- Wissen der Universität. projektes beim Gemeinsamen Bundesausschusses. Um die Forschungsprojekte der "Digitalen Modellregion Anke Fuchs-Dreisbach Gesundheit Dreiländereck", die zunächst in Form von Landtagsabgeordnete NRW (CDU), Mitglied im Ausschuss Arbeit, Gesundheit und Soziales sozialempirischen und technischen Studien entstehen, in Entwicklungsprojekte mit Anwendungscharakter für die Modellregion zu überführen, war es für die ca. 70 Arztpraxen der Modellregion professionell Kooperationspartner FoKoS und LWF wichtig, zentrale handhaben zu können, wurde die Gesundheitsregion Akteure des Gesundheitswesens anzusprechen, um ei- Siegerland als Ärztenetzwerk gewonnen. nerseits die inhaltlichen wie formalen Anforderungen eines Innovationsfondsantrages erfüllen zu können, Für die inhaltliche Ausrichtung der Themen des und andererseits die kommunalen Partner und Innovationsfondsprojektes haben FoKoS und LWF sich Kooperanden des Gesundheitswesens, wie etwa nieder- in mehrfacher Hinsicht sowohl wissenschaftlich als gelassene Ärztinnen und Ärzte im Dreiländereck, auch anwendungsbezogen unter Einwerbung weiteren einen evidenzbasierten Nutzen bei der Umsetzung Knowhows verstärkt. Die vier Teilprojekte des Inno- innovativer telemedizinischer Prozesse anbieten zu vationsfondantrages, die sich mit telemedizinischen können. Aus der Sicht der gewonnen Partner auf Seiten Fragestellungen der 1. ärztlichen Delegation und der der Krankenkassen (AOK Rheinland-Pfalz/Saarland, Weiterbildung nicht-ärztlichen Personals, 2. der Auf- AOK Nordwest, Barmer Ersatzkasse, IKK Classic) zeichnung und Mobilisierung von Gesundheitsdaten kommt es im Einklang mit den Zielen des Innovations- durch Patienten selbst oder ausgebildete Helfer*innen, fonds darauf an, solche Innovationen zu einem 3. die Auswertung solcher Daten für den befundenden wissenschaftlichen Reifegrad gebracht zu haben, Arzt/die Ärztin durch KI-basierte Methoden und der nach einer i.d.R. dreijährigen Projektlaufzeit ein Algorithmen sowie 4. die intersektorale und inter- Entwicklungsergebnis erkennen lässt, das seinem professionelle Zur-Verfügung-Stellung von Gesund- Gesamtnutzen entsprechend in die Regelversorgung der heitsdaten unter dem Erlaubnisvorbehalt durch den Kassen aufgenommen werden kann. Datenbesitzer, der i.d.R. Patient*in ist. Schließlich wird dieses Themenfeld angereichert durch die Akzeptanz- In diesem Kontext ist eine Kooperation mit der forschung, die Geschäftsmodellforschung für digitale, Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) telemedizinische Praxen der Zukunft sowie die besonders wichtig, weil sie das Scharnier zwischen gesundheitsökonomische Basis des Gesamtprojektes, den niedergelassenen Ärzten und den Krankenkassen die für das zwingend erforderliche Evaluationskonzept bildet, insbesondere dann, wenn es um die Abrechenbar- verantwortlich zeichnet. Für alle diese vier Themen- keit von Gesundheitsleistungen geht. Um schließlich felder sind ausgewiesene Konsortialpartner aus die Kooperation mit und die Koordination von Wissenschaft und Wirtschaft gewonnen worden. 7
2.1 Entwicklung der DMGD / Strategisches Konzept 2.1 Strategisches Konzept Das Forschungskolleg der Universität Siegen (FoKoS) strukturen und Anwendungskompetenzen für die hat gemeinsam mit der Lebenswissenschaftlichen Gesundheitsversorgung in ländlichen Räumen entwi- Fakultät der Universität Siegen (LWF) ein Gesamt- ckelt werden. Der Entlastungsansatz einer zukünftigen konzept und eine Strategie zur „Digitalen Modell- gesundheitlichen Versorgung weist den niedergelasse- region Gesundheit“ entwickelt. Ziel des Vorhabens nen Medizinern eine Schlüsselrolle zu. Sie nehmen für ist der Aufbau einer Datenmedizin zur Entlastung der eine Absicherung des intersektoralen Versorgungssys- ländlichen Gesundheitsversorgung. tems eine unersetzbare Position ein. Darum soll das Mittel der ärztlichen Delegation durch eine erweiterte Das Konzept der „Digitalen Modellregion Gesundheit Einbindung von medizinischem Assistenzpersonal dazu Dreiländereck“ basiert auf den Komponenten dienen, die Gesprächs- und Behandlungszeit zwischen Arzt und Patient zu erhöhen. Im Rahmen der Vitalda- • D elegation und Weiterbildung von Medizinischen tenaufnahme hätten zudem Patienten selbst mehr Fachangestellten, Möglichkeiten, im Austausch mit dem nicht-ärztlichen • intersektoral initiierte Vitaldatenaufnahme und medizinischen Personal auch selbst aktiv zum Behand- -transfer durch Patienten, lungsprozess und damit auch zur eigenen Gesunderhal- • Nutzung von künstlicher Intelligenz (KI) zur Daten- tung und Prophylaxe beizutragen. auswertung, • intersektorale wie interprofessionelle Anwendung von Der Innovationsbereich KI/Data Science, als ein Herz- Gesundheitsdaten stück der Datenmedizin, beschäftigt sich mit der Frage, • sowie Einbindung von Telemedizin und Einsatz von wie Bereitstellung und Auswertung medizinischer Daten, TeleDocs. sofern vom Patienten als Eigentümer der Gesundheits- daten erlaubt, maschinell gestaltet werden können. Der Ziel des Vorhabens ist es, die Forschungsergebnisse Konzeptbestandteil „TeleDocs“ soll, durch zusätzliche, in in die Anwendung und schließlich in die Regelver- der Telemedizin tätige ärztliche Fachkräfte, weitere Ent- sorgung zu überführen. Dazu muss der Zugang zu lastungsmöglichkeiten durch Arbeitszeitflexibilisierung digitalen Innovationen erleichtert und nötige Infra- und überlokale Beratungsangebote schaffen. 9
2.1 Entwicklung der DMGD / Strategisches Konzept MODULARER AUFBAU DES KONZEPTS M1 Datenerfassung M4 Datenanwendung Individuelle Gesundheitsdaten werden mittels tech- Behandlungen und Therapien für PatientInnen erfolgen nischer Geräte und Sensoren von den PatientInnen durch Empfehlungen der MedizinerInnen auf der Grund- selbst erfasst, welche somit aktiv und selbstbestimmt lage durch KI-ausgewerteter individueller Gesundheits- an der individuellen Prophylaxe und am Gesundheits- daten. Über die Art der Interventionen entscheidet der monitoring teilhaben. Die benötigten Daten und die behandelnde Arzt unter Wahrung der Datenautonomie Häufigkeit der Aufzeichnungen werden dabei durch den der PatientInnen. behandelnden Arzt empfohlen. M5 Interdisziplinäre vernetzte Versorgungspraxis M2 Datentransfer Eine moderne Datenmedizin verlangt die Anwendung Durch sichere digitale Transferlösungen werden zu- individueller Gesundheitsdaten im intersektoralen vor erfasste Gesundheitsdaten für die Versorger, wie Umfeld des Gesundheitswesens. Arztpraxen, Kliniken niedergelassene MedizinerInnen, Kliniken und Pflege- und Pflegeeinrichtungen sollen in der Lage sein, auf einrichtungen in eine Datenhaltung überführt. Dies PatientInnendaten zuzugreifen und diese für medizi- geschieht unter Anwendung standardisierter Daten- nische Untersuchungen und therapeutische Zwecke formate im Gesundheitswesen. zu nutzen. Bedingung dafür bleibt die Freigabe der Gesundheitsdaten durch den jeweiligen Patienten. M3 Datenhaltung und -auswertung Gesundheitsdaten werden mit Zustimmung von Patient- M6 Akzeptanz & Ethik Innen/ProbandInnen in einer Datencloud gespeichert. Moderne Datenmedizin muss verpflichtend ethische An- Durch kryptografische Verfahren wird die Sicherheit forderungen erfüllen. Dazu gehört auch, ob Grundwerte dieser Gesundheitsdaten gewährleistet. Eine integrierte wie Gerechtigkeit, Vertrauen sowie Verhältnismäßigkeit Datenanalyse ist in der Lage, die Gesundheitsdaten und Angemessenheit von datenmedizischen Verfahren unter Verwendung von Methoden künstlicher Intelligenz gegeben sind. Neben diesen normativen Fragestellungen auszuwerten und für gesundheitliche Zwecke zur Ver- geht es auch um die empirische Erforschung des Akzeptanz- fügung zu stellen. verhaltens aller am Prozess beteiligten Personen. BK1 BK2 BK3 BK4 BEGLEITENDE PROJEKTMANAGEMENT ENTREPRENEURSHIP INTERDISZIPLINÄRE WEITERBILDUNG FORSCHUNG von Patienten/Probanden und Projektkoordination, Wissen- Ausgründungen aus Forschung Projekte und Studien im Therapeuten im Umgang mit stransfer, Kooperationen mit und Entwicklung Bereich der digitalen technischen Geräten Unternehmen und Politik Gesundheitsversorgung M1 M2 M3 M4 DATENERFASSUNG DATENTRANSFER DATENHALTUNG UND DATENANWENDUNG -AUSWERTUNG Mobile Erfassung individueller Sichere, fehlerfreie und mobile Cloud-basierte Daten- Anwendungspotenziale der Gesundheitsdaten durch Übertragung der Daten an speicherung; Kryptographische Daten in Praxen und Kliniken den Patienten/Probanden Server und Versorger unter Verfahren; Automatisierte im Rahmen von Interventionen, mittels technischer Geräte und Anwendung moderner Datenanalyse (z.B. Big Data, KI) Behandlungen und Therapien; Sensoren Kommunikationsstandards Arten und Formen von Feed- back an Patienten INTERDISZIPLINÄRE VERNETZTE VERSORGUNGSPRAXIS M5 Erprobung und Evaluierung digitaler Lösungen im medizinischen Umfeld (Kliniken, Praxen, Pflege etc.) AKZEPTANZ & ETHIK M6 Nutzergruppenspezifische Anforderungen und Akzeptanzfaktoren, Wertebasierte Untersuchungen (z.B. Autonomie, Vertrauen, Gerechtigkeit, Privatsphäre), Partizipation der Stakeholder 10
2.1 Entwicklung der DMGD / Strategisches Konzept BK1 Begleitende Weiterbildung BK3 Entrepreneurship PatientInnen, ProbandInnen sowie ärztliches und nicht- Die Möglichkeit der Ausgründung zukunftsrelevanter ärztliches Personal werden im Umgang mit technischen Technologien, Prozesse und Dienstleistungen aus Geräten geschult. Die entstehenden Anwendungs- Forschung und Entwicklung, sowie die Sicherstellung kompetenzen helfen dabei, digitale Innovationen in die der unternehmerischen Nachhaltigkeit von Projekten, medizinische Regelversorgung zu bringen. ist ein fundamentaler Teil der DMGD-Forschungs- und Entwicklungsprojekte. BK2 Projektmanagement Das Projektmanagement der interdisziplinären Forschung BK4 Interdisziplinäre Forschung wird koordiniert durch das FoKoS, das damit auch den Themen aus Forschung und Entwicklung im Bereich der Wissenstransfer sichergestellt. Ebenso kooperiert das intersektoralen Gesundheit werden am Forschungskolleg Management bei der Umsetzung von Projekten mit in interdisziplinärer Besetzung und mit interprofessioneller Unternehmen und der Politik. Kooperation vorangetrieben. Projektteams setzen sich aus WissenschaftlerInnen aller Faktultäten der Universität Sie- gen zusammen, die mit KollegInnen weltweit kooperieren mit dem Ziel eine moderne Datenmedizin zu entwickeln. PROJEKT-MATRIX Entwickelt von: Dr. Olaf Gaus, Dr. Kai Hahn, Alexander Keil, Marius Müller Interdiszipl. vernetzte M6 Akzeptanz und Ethik BK2 Projektmanagement Datenhaltung und Versorgungspraxis M4 Datenanwendung BK3 Entrepreneurship Interdisziplinäre M1 Datenerfassung Weiterbildung M2 Datentransfer -auswertung Begleitende Forschung BK4 BK1 M3 M5 Red DataHealth Stadt Wissen NäPa Kreis Altenkirchen DataHealth Gem. Burbach/Hickengrund TMVZ Digitale Praxis Haiger Stadt Haiger DIPRA Stadt Kreuztal DigiDocs Lennestadt MeDiKuS Stadt Sundern Delphi Studie BusinessCase Telemed Stadt Attendorn eHealth First Stadt Netphen HealthAngels Stadt Betzdorf Digital HealthConnect Westerwaldkreis IMPACT: DataHealth Banking HIGH Stadt Sundern iMonitor MEDIUM Kreis Altenkirchen MeDiKuS 2.0 LOW Stadt Sundern 11
2.1 Entwicklung der DMGD / Strategisches Konzept PROZESSVERLAUF EINER DIGITALEN UND ANWENDUNGSBEZOGENEN DATENMEDIZIN Das Prozessbild verdeutlicht die Vorstellung von einer Datenmedizin, wie sie in der Digitalen Modellregion Gesundheit Dreiländereck entwickelt wird. Mittels gem. MPG- und künftig der EU-Medizin- produkteverordnung „EU-2017/745“-konformer und gleichzeitig einfach zu bedienender Messgeräte werden Vitaldaten wie Blut- zuckerwerte, Blutdruck (Langzeitmoni- toring und Wechsel von Ruhe- und Be- lastungswerten sowie Erkennen von Be- lastungsspitzen), Puls (Früherkennung von Herz-/Kreislauferkrankungen), EKG (Messung von Extrasystolen und Rhythmusstörungen), Sauerstoffsättigung (Asthma, Pneumonie COPD, Symptome bei Lungenbeschwerden erkennen wie Husten, Bronchitis, chronisch obstruktive Lungenerkrankung, periphere Durchblutungs- störungen, periphere arterielle Verschlüsse) sowie Körpergewicht (BMI, Dosierung Medika- mente i. V. m. § 31a SGB V) von den Patienten selbst in ihrer häuslichen Umgebung erhoben und gesichert (entsprechend der Vorgaben § 291 SGB V). Anschließend werden sie über eine Smartphone-App als jedem Fall bekommen die Patienten ein datengestütztes mobile Daten (entsprechend der Patientenfreigabe bzw. medizinisches Feedback im Rahmen des Arzt-Patienten- des Patientenwunsches) an einen Edge-Cloud-Server Gesprächs, das die Grundlage für jede medizinische Inter- übermittelt. Dabei ist sichergestellt, dass sensible Pa- vention bildet. Der Erfolg dieser Intervention wird über tientendaten ausschließlich auf Servern in Deutschland das fortgesetzte Monitoring der Vitaldaten gemessen und gespeichert und verarbeitet. In der Edge-Cloud werden als Optimierung im Change-of-Management-Konzept diese Vitaldaten mit Hilfe von KI-basierten Algorithmen bewertbar gemacht. ausgewertet und können mit der elektronischen Patienten- akte (ePA) oder anderen digitalen Aktensystemen Der Datenzugriff ermöglicht zudem Delegationsmodelle, (bspw. elektronische i/e-healthNRW-Fallakte) welche Ärzte, insbesondere in haus- und fachärztlichen verknüpft werden. Intelligente Algorithmen im Praxen, weiter entlasten. Eingebunden in das System Bereich Visualisierung, Anomaliedetektion und treffen geschulte MFA bzw. NäPa für die Ärzte eine Voraus- Klassifikation bereiten Hinweise und Empfehlungen wahl (Patientenlenkung). Das hier eingesetzte nicht-ärzt- als interaktiven Report auf, der dem Arzt und dem liche Praxispersonal bedarf der Fort- und Weiterbildung Patienten zugänglich ist und vom Arzt im Hinblick auf zur Wahrnehmung der skizzierten Entlastungsaufgaben. diagnostisch/therapeutische Qualität evaluiert wird, um künftig zum unterstützenden Einsatz beim Behand- Die Möglichkeit der Ausgründung (Entrepreneurship) lungsprozess verwendet werden zu können. zukunftsrelevanter Technologien, Prozesse und Dienst- leistungen aus Forschung und Entwicklung sowie die Die Haus- und Fachärzte sind unter diesen Voraussetzungen Sicherstellung der unternehmerischen Nachhaltigkeit datenmedizinisch in der Lage, in einer digital unterstützten von Projekten sind ein wichtiger Teil des Konzeptes Praxis Berichte, Prognosen und Normabweichungen der und werden durch das Eigeninteresse beteiligter Unter- Patienten abzurufen, sich hierüber informieren zu lassen nehmen, durch die Ärzteschaft, durch hochschulische oder ggf. mit Einwilligung des Patienten den Zugriff auf Start-ups und Gebietskörperschaften der beteiligten diese Daten gegenüber Kliniken freigeben zu können. In Regionen gewährleistet. 12
2.2 Entwicklung der DMGD / Meilensteine 1 2 3 4 2.2 Meilensteine 1 Digitale Modellregion Gesundheit Südwestfalen 2 Digitale Modellregion Gesundheit Dreiländereck (DMGD): Südwestfalen, Kreis Altenkirchen, Lahn-Dill-Kreis 3 DMGD-Kooperationsgespräche mit dem Westerwaldkreis 4 DMGD-Kooperation mit der Gesundheitsregion Köln-Bonn e. V. Die Nachfrage im privaten und öffentlichen nach Gesamtkonzeptes „Medizin neu denken“ in Medizin- und digital-gestützten Gesundheitskonzepten ist in den Gesundheitsversorgung mit digitaler Ausprägung wurde zurückliegenden fünf Jahren signifikant gewachsen. schließlich angereichert, um ein Anwendungskonzept Kommunen, Kreise, Krankenhäuser, die niedergelassene im regionalen ländlichen Raum. Daraus entstand Ärzteschaft, Alten- und Pflegeeinrichtungen, mobile zunächst die „Digitale Modellregion Gesundheit Süd- Dienste sowie Apotheken verspüren den Handlungs- westfalen“ (Abb. 1), die zum Ziel hatte, den „Shift“ von bedarf nach Digitalisierungskonzepten in zunehmen- einer weitgehend analog-orientierten Gesundheits- der Weise. Die Universität Siegen hat 2017 mit dem versorgung hin zu einem „DigitalHealth-Konzept“ Konzeptansatz „Medizin neu denken“ eine Diskussion auf- zu vollziehen. Die Resonanz der Regionen auf dieses gegriffen, die sich im Kern mit der Frage beschäftigt hat, wie Konzept, insbesondere vor der Hintergrund sich eine moderne, der Digitalisierung zugewandte, Medizin, abzeichnender Engpässe in der ländlichen Gesundheits- aber auch intersektorale Gesundheitsversorgung versorgung, führte zu einer wachsenden Nachfrage gestaltet sein sollte. Dieser Prozess hat auf der medizi- nach Kooperationen mit der Universität Siegen, um auf nischen Seite zu Kooperationen mit der medizinischen Projektbasis Studien durchzuführen, die nach jeweils Fakultät der Universität Bonn, der medizinischen Fakultät geeigneten Entlastungsmodellen der gesundheitlichen des ERASMUS-Medical-Center in Rotterdam sowie vier Versorgung suchen sollten. Dieser Prozess folgte Siegener Kliniken geführt. Damit verbunden entstand einer Forschungs- und Entwicklungskonzeption, bei das Vorhaben Grundlagen der Gesundheitswissenschaft der grundsätzlich davon ausgegangen wird, dass jede in ihren technischen naturwissenschaftlichen und der durchgeführten Studien zu einem mehrjährigen politisch-soziologischen Fragestellungen in ein Entwicklungskonzept führt, wobei die Studien die zukunftsweisendes Konzept digitaler Gesundheit zu Aufgaben haben, einen Proof of Principle zu erar- überführen. Daraus entstand die Architektur sowie beiten, auf dessen Grundlage in der Nachfolge ein das Curriculum der Lebenswissenschaftlichen Fakul- Entwicklungsprojekt den anwendungsbezogenen tät an der Universität Siegen. Beide Bestandteile des Proof of Concept liefert. 13
2.2 Entwicklung der DMGD / Meilensteine 1 2 3 4 Dieses Vorgehen führte zunächst zu einer Erweiterung ist ein Ausdruck lebendiger und gemeinsamer des südwestfälischen Projektraumes um den Kreis Kooperationen. Dieses bildet sich auch in einer Selbst- Altenkirchen sowie den Lahn-Dill-Kreis (Abb. 2). Die beteiligung der kommunalen Projektpartner, die Integration dieser beiden südwestfälischen Nachbar- jeweils eine Finanzierung wissenschaftlichen Personals kreise führte zu einem länderübergreifenden Konzept aus Haushaltsmitteln sicherstellen (vgl. Finanzierung, mit Rheinland-Pfalz und Hessen. Eine nochmalige Kapitel 4.2). Erweiterung um den Westerwaldkreis (Abb. 3) steht bevor. Weitere regionale Kooperationen zeich- Die Projektkooperation mit dem Hasso-Plattner- nen sich bereits ab, etwa mit der Gesundheitsregion Institut hat gezeigt, dass ein DigitalHealth-Ansatz in KölnBonn e. V. (Abb. 4). der ländlichen Gesundheitsversorgung ein Forschungs- und Entwicklungs-Desiderat ist, dass in Wissenschaft, Die so entstandene „Digitale Modellregion Gesundheit Wirtschaft und Gesellschaft mindestens europaweit in Dreiländereck“ hat durch ihre Projektkooperationen einem Europa der Regionen existiert. Für die „Digitale zu einer gemeinsamen Kommunikation in Fragen der Modellregion Gesundheit Dreiländereck“ bedeutet das, digitalen Gesundheitsversorgung gefunden. Dieses gemeinsam mit regionalen, nationalen und internatio- drückt sich aus in der Konzeption der Einzelprojekte, nalen Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft, Gesell- die pars pro toto zu einem gemeinsamen Ganzen bei- schaft und Politik einen UseCase zu entwickeln, der es tragen (vgl. Grafiken „Modularer Aufbau des Konzepts“ erlaubt, über eine digitale Plattform eine intersektorale und „Projekt-Matrix“ im vorherigen Kapitel 2.1). Der Gesundheitsversorgung mit minimalen kommuni- gemeinsam bestellte Innovationsfondsantrag beim kativen Barrieren zu entwickeln. Dieses soll ab 2021 Gemeinsamen Bundesausschuss vom 25. August 2020 mit dem Projekt MeDiKuS 2.0 begonnen werden. 14
2.2 DMGD-Meilensteine / Themenabend zur Zukunft der Gesundheitsversorgung mit Jens Spahn 05/19 07/19 09/19 11/19 12/19 01/20 02/20 06/20 07/20 08/20 10/20 11/20 12/20 23. Mai 2019 Startschuss zum Projektvorhaben „Digitale Modellregion Gesundheit“: Themenabend zur Zukunft der ländlichen Versorgung mit dem Bundesminister für Gesundheit Jens Spahn. Welche zukunftsfähigen Lösungsansätze gibt es, Forschungskollegs mit einzelnen Projekten zur Digitalen um die künftige gesundheitliche Versorgung sicher- Modellregion Gesundheit Südwestfalen vertraut zustellen? Diese und weitere Fragen wurden während gemacht. Insbesondere die Projekte INTEGER und des Themenabends im FoKoS diskutiert. Zu den DataHealth, in denen es um die Unterstützung der Gesprächspartnern gehörte auch Bundesminister für gesundheitlichen Versorgung durch mobile Geräte Gesundheit Jens Spahn. sowie einer unmittelbaren Übermittlung von Gesund- heitsdaten an die Arztpraxis geht, beeindruckten Jens Wie wichtig zukunftsfähige Konzepte für die gesundheit- Spahn: „Was Sie hier machen, ist beispielhaft für andere liche Versorgung insbesondere auf dem Land sind, hat Regionen. Hier ist ‚Lust drauf‘ zu spüren – und das ist für der Themenabend „Digitale Modellregion Gesundheit – so ein Vorhaben immer gut.“ Zukunft der ländlichen Versorgung“ am Forschungskolleg Siegen (FoKoS) mit Bundesminister für Gesundheit Jens „Wie muss eine digitale Praxis als solche überhaupt aus- Spahn gezeigt. Das drohende Problem einer ärztlichen sehen?“ Diese und weitere Aspekte beschäftigten Prof. und pflegerischen Unterversorgung auf dem Land wird Dr. Rainer Brück, stellvertretender Direktor des FoKoS, längst nicht mehr nur auf Landesebene diskutiert. Auch nicht nur an diesem Abend, sondern auch im täglichen auf Bundesebene gewinnt das Thema zunehmend an Forschungsbetrieb. „Man kann vieles beginnen, aber Priorität, wie Jens Spahn verdeutlichte. Er griff aktuelle man muss auch zeigen, dass es funktioniert“, erklärte er. Herausforderungen auf, die mit dem Hausärztemangel Der Standort Südwestfalen biete mit seiner ländlichen einhergehen und betonte, dass es vor allem einen festen Struktur und einem gleichzeitig florierenden Mittel- Rahmen für das weitere Vorgehen benötige. „Wichtig stand beste Voraussetzungen für eine Digitale Modell- ist, dass der Republik nicht einfach ein System über- region Gesundheit. gestülpt wird, sondern dass Konzepte regional auspro- biert werden“, erklärte Spahn. Auch der Europaabgeordnete der CDU, Dr. Peter Liese, sprach sich für die Digitalisierung im Gesundheitswesen Zuvor hatte sich Bundesminister für Gesundheit aus. „Es geht um die Nutzung neuer Technik, denn es Jens Spahn mit einem Rundgang durch das Foyer des wird nicht immer ein Arzt vor Ort sein“, erklärte er. 15
2.2 DMGD-Meilensteine / Länderübergreifende Kooperation 05/19 07/19 09/19 11/19 12/19 01/20 02/20 06/20 07/20 08/20 10/20 11/20 12/20 12. Juli 2019 Kooperation der Landkreise Altenkirchen, Lahn-Dill-Kreis und Siegen-Wittgenstein zur zukünftigen digital unterstützten Gesundheitsversorgung Eine ausreichende ärztliche und pflegerische Ver- Bundesausschusses. „Nur durch Delegation und sorgung in ländlichen Regionen ist zunehmend Digitalisierung kann der drohende Ärztemangel im gefährdet. Um diesem Trend entgegenzuwirken haben Sinne einer sich abzeichnenden Unterversorgung sich Vertreter der Landkreise im Forschungskolleg ländlicher Gebiete behoben werden“, sagt Erwin der Universität Siegen zum gemeinsamen Vorhaben Rüddel, MdB und Vorsitzender des Ausschusses für einer „Digitalen Modellregion Gesundheit“ über Gesundheit, der gute Finanzierungschancen für die Ländergrenzen hinweg ausgetauscht. Dreiländereck-Kooperation über den Innovations- fond sieht. Ländliche Regionen stehen vor dem drohenden Problem einer künftigen gesundheitlichen und pflegerischen Die Grundlage bilden aktuelle Projekte des Forschungs- Unterversorgung. Grund dafür ist weniger ein aus- kollegs der Universität Siegen (FoKoS). Gemeinsam mit bleibender medizinischer Nachwuchs, als vielmehr der Lebenswissenschaftliche Fakultät der Universität die steigende Attraktivität urbaner Zentren. Um einen Siegen hat das FoKoS im Zuge des Vorhabens einer besonderen Anreiz für die ärztliche Niederlassung auf „Digitalen Modellregion Gesundheit“ verschiedene Pro- dem Land zu generieren, wollen drei Landkreise der jekte mit einzelnen Kommunen in Südwestfalen zum benachbarten Bundesländer Rheinland-Pfalz, Hessen Thema „Technische Assistenzsysteme für die gesund- und Nordrhein-Westfalen nun unter dem Label einer heitliche Versorgung“ initiiert. „Hier ist Lust drauf zu „Digitalen Modellregion Gesundheit Dreiländereck“ spüren“, konstatierte Bundesminister für Gesundheit kooperieren. „Dreiländereck und Versorgung im länd- Jens Spahn anlässlich des Themenabends im ver- lichen Raum – das ist ein Alleinstellungsmerkmal“, gangenen Mai im FoKoS, an dem das Vorhaben erstmals betont Michael Wäschenbach, MdL Rheinland-Pfalz einer breiten Öffentlichkeit präsentiert wurde. Spahn und Mitglied im Gesundheits-und Umweltausschuss. stellte die Förderung insbesondere größerer, regionaler Das Ziel ist eine gemeinsame Beantragung des und digitaler Projekte in Aussicht, die umfassende Vorhabens beim Innovationsfonds des Gemeinsamen Versorgungsfragen konkret in den Blick nehmen. Gruppenfoto v. l. n. r. Dr. Olaf Gaus, Bernd Brandemann, Dr. med. Peter Enders, Mario Schramm, Christoph Ewers, Volkmar Klein, Michael Wä- schenbach, Dr. Josef Rosenbauer, Erwin Rüddel. 16
2.2 DMGD-Meilensteine / Länderübergreifende Kooperation Dreiländereck profitiert von Synergieeffekten: dem Motto „Digitalisierung und Gesundheit“ stattfinden Prozessgestaltung durch ausgewählte Projekte wird“, erläuterte Bürgermeister Mario Schramm, der Zusammen mit Partnern aus Gesundheit, Politik und diese Gelegenheit für seine Stadt in Kooperation mit dem Wirtschaft werden die Projektideen mit Blick auf die Landkreis Lahn-Dill für eine projekthafte Entwicklung Regionale 2025 sowie den Innovationsfonds weiter- zukunftsorientierter Gesundheitsversorgung nutzen entwickelt. Hierzu gehört auch ein Blick über die Landes- möchte. Im rheinland-pfälzischen Altenkirchen wird grenzen Nordrhein-Westfalens, an denen der Trend die „Digitale Unterstützung von nichtärztlichen Praxis- einer quantitativ rückläufigen Gesundheitsversorgung assistenten/-innen für Hausbesuche beim Patienten“ sektorenübergreifend, also sowohl in der medizini- untersucht. Dr. med. Peter Enders, MdL Rheinland-Pfalz schen wie auch der pflegerischen Betreuung, nicht Halt und Vorsitzender des Ausschusses für Gesundheit, Pflege macht. Dr. Olaf Gaus, Geschäftsführer des FoKoS, sieht und Demografie, spricht sich für dieses Vorhaben aus: den besonderen Vorteil im „Reallabor Dreiländereck“: „Patienten haben zu viele persönliche Kontakte zum „Neben den Synergieeffekten der einzelnen Projekte ist Arzt, die nicht alle bedienbar sind. Nichtärztliche Praxis- unser Vorhaben vor allem durch die aktive Teilnahme assistentinnen können die Ärztinnen und Ärzte bei der der Patientinnen und Patienten als Probanden Bewältigung dieser Aufgabe im Wege der Delegation unserer Studie sowie der nachfolgenden Ent- noch mehr als bisher unterstützen.“ wicklungsprojekte gekennzeichnet. Wir werden uns angesichts der zukünftigen Versorgungslage trauen Die Idee der Dreiländereck-Kooperation basiert auf den müssen zu fragen, wer dazu bereit ist, in Zukunft künftigen Versorgungsproblemen, die auch in den an- selbst aktiv an seinem und ihrem gesundheitlichen grenzenden Landkreisen in Rheinland-Pfalz und Hessen Monitoring mitzuwirken?“ aktuell thematisiert werden. Unter den Anwesenden im FoKoS waren auch Volkmar Klein, MdB und Abgeordneter Dieser Prozess wird beispielhaft untersucht in dem für Siegen-Wittgenstein, Bernd Brandemann, Vor- kürzlich bewilligten Projekt „DataHealth“ in der nord- sitzender der CDU-Fraktion im Kreistag Siegen- rhein-westfälischen Gemeinde Burbach, wo der digitale Wittgenstein sowie Dr. Josef Rosenbauer, Vorsitzender Transfer der Vitaldaten von und durch die Patientinnen der CDU-Kreistagsfraktion Altenkirchen. Alle Beteiligten und Patienten in einen Testlauf geht, wie Burbachs betonten während des Gesprächs die Notwendigkeit Bürgermeister Christoph Ewers erklärte. Im Zuge eines schnellen Handelns zur Umsetzung des gemein- dessen steht das Forschungskolleg derzeit auch mit samen Vorhabens der „Digitalen Modellregion Gesund- der hessischen Nachbarstadt von Burbach, Haiger, im heit Dreiländereck“. In einem nächsten Schritt wird im Gespräch, um die in Burbach gewonnen Erkenntnis- Rahmen einer erweiterten Konferenz das Konzept des se in einer „Digitalen Praxis“ der Zukunft zu erproben. FoKoS im Hinblick auf eine konkrete Umsetzung im „Haiger ist Gastgeber des Hessentags 2022, der unter Dreiländereck diskutiert. 17
2.2 DMGD-Meilensteine / Konferenz mit Vertreter*innen der Landkreise 05/19 07/19 09/19 11/19 12/19 01/20 02/20 06/20 07/20 08/20 10/20 11/20 12/20 26. September 2019 DMGD-Konferenz im FoKoS: Landkreise befürworten Modellregion – „Digitale Modellregion Gesundheit Dreiländereck“ wird angestrebt Hausärzte möchten sich immer weniger auf dem Land wir in Hessen natürlich mit, denn wir stehen ebenfalls niederlassen. Dieses Phänomen wird in vielen länd- vor der Herausforderung: ‚Viel Land, wenig Leute‘. Viele lichen Regionen beobachtet. Vertreter aus Politik, Ärzte stehen kurz vor dem Ruhestand – und darauf Wirtschaft, Gesellschaft und Wissenschaft des Drei- müssen wir reagieren.“ Arno Wied, Dezernent für länderecks haben die länderübergreifende Proble- Bauen, Umwelt und Wirtschaft vom Landkreis matik aufgegriffen und möchten gemeinsam digitale Siegen-Wittgenstein in Nordrhein-Westfalen schließt Lösungen im medizinischen Umfeld erproben und eva- sich seinen Vorrednern an: „Es ist richtig, dass wir uns luieren. Während einer Konferenz im Forschungskolleg angesichts der Gefährdung der ärztlichen Versorgung der Universität Siegen stimmen alle Anwesenden gemeinsam und die Ländergrenzen übergreifend auf den für das Vorhaben „Digitale Modellregion Gesundheit Weg machen und überlegen, was wir gemeinsam tun Dreiländereck“. Jetzt soll ein Antrag über mehrere Mil- können. Die Initiative Dreiländereck, die eine Art Versor- lionen Euro beim Innovationsfonds des Gemeinsamen gungsallianz ist, ist ein wichtiger und richtiger Beitrag.“ Bundesausschusses zur Umsetzung des Konzeptes gestellt werden. Die Empfehlung dazu kommt vom Das Datenmodell „Digitale Modellregion Gesundheit Bundesminister für Gesundheit, Jens Spahn. Dreiländereck“ wurde vom Forschungskolleg und der Lebenswissenschaftlichen Fakultät der Universität Sie- „Lösungsfindung, Innovationen und Ideenaustausch gen konzipiert. Durch den Einsatz von digitalen Assistenz- dürfen nicht an Ländergrenzen gebunden sein, denn der systemen und der Anwendung von Delegationsverfahren drohende Ärztemangel ist ein Problem, das alle länd- können Versorgungsengpässe aufgefangen werden. lichen Regionen in Deutschland betrifft“, erklärt Landrat Sektorenübergreifend werden Haus- und Fachärzte, Dr. med. Peter Enders aus Altenkirchen in seinem State- Kliniken, Pflege- und Seniorenheime sowie Apotheken ment zu Beginn der Konferenz. Nach dem Impuls aus digital vernetzt. Mediziner wenden das Modell bereits in Rheinland-Pfalz hört man ähnliche Worte von Landrat ersten Entwicklungsprojekten an. Insgesamt gehören zehn Wolfgang Schuster aus dem Lahn-Dill-Kreis: „Wenn wir wissenschaftliche Projekte zum Vorhaben im Dreiländer- uns zusammenschließen, haben wir größere Chancen, eck. Einige wurden bereits realisiert, andere werden noch dass unsere Projekte gefördert werden. Und da machen als Forschungs- und Entwicklungsprojekte diskutiert. 18
2.2 DMGD-Meilensteine / Medizinethik-Symposium 05/19 07/19 09/19 11/19 12/19 01/20 02/20 06/20 07/20 08/20 10/20 11/20 12/20 28. November 2019 Medizinethik-Symposium im FoKoS: Interdisziplinäre Herausforderungen für die Gesundheitsforschung und -versorgung Auf großes öffentliches und wissenschaftliches ländlichen Raum beitragen. Denn: Insbesondere ländli- Interesse stieß die Einladung des Forschungskollegs che Regionen sehen sich mit dem drohenden Problem der Universität Siegen (FoKoS) zum Medizinethik- einer künftigen gesundheitlichen und pflegerischen Symposium „Auf dem Weg zur Datenmedizin? Unterversorgung konfrontiert. „Das ist eine Tatsache, Interdisziplinäre Herausforderungen für die Gesund- die wir nicht wegdiskutieren können“, so Brück. „Auf- heitsforschung und -versorgung“. Dabei wurde die grund der demografischen Entwicklung steigt zudem Datenmedizin aus ethischer und rechtlicher Perspek- die Nachfrage nach ärztlichen Dienstleistungen. Daten- tive beleuchtet. Unser Rückblick auf die Veranstaltung medizin und der clevere Einsatz von Digitalisierung fasst die Vorträge der anwesenden Experten und die können dabei helfen, dieses Problem erträglich zu wichtigen Fragen des Abends zusammen. machen.“ Rainer Brück machte dabei ganz deutlich, was Forschung und Technik leisten können und wollen – und Digitale Medizin in Siegen was eben nicht: „Die Digitalisierung wird nicht mehr Prof. Dr. Rainer Brück, Stellvertretender Direktor des Ärzte schaffen und auch nicht weniger Nachfrage nach Forschungskollegs und Studiendekan der Lebenswissen- ärztlichen Dienstleistungen hervorrufen. Digitalisie- schaftlichen Fakultät in Siegen, stellte in seinem Vortrag rung kann aber dazu beitragen, dass diese Diskrepanz die Digitale Modellregion Gesundheit Dreiländereck vor. weniger spürbar sein wird.“ In der Datenmedizin ginge Dieses Forschungs- und Entwicklungsvorhaben wurde es zudem nicht darum, Ärzte zu ersetzen. Die Hauptidee vom Forschungskolleg und der Lebenswissenschaftlichen sei vielmehr, die Effizienz medizinischen Handelns zu Fakultät in Kooperation mit Kommunen, Landkreisen, steigern, zeitgemäße Modelle der Work-Life-Balance zu Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen entwickelt und soll unterstützen und die Qualität in Diagnostik und Therapie zur Sicherstellung der gesundheitlichen Versorgung im zu verbessern. Gruppenfoto v. l. n. r.: Sebastian Schramm (Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e. V.) Dr. Olaf Gaus (Geschäftsführer am For- schungskolleg der Universität Siegen) Prof. Dr. Dr. Björn Niehaves (Direktor am Forschungskolleg der Universität Siegen) Prof. Dr. Peter Dabrock (Vorsitzender des Deutschen Ethikrates und Professor für Systematische Theologie am Fachbereich Theologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) Prof. Dr. Dr. h.c. Carl Friedrich Gethmann (Professor am Forschungskolleg und Mitglied im Deutschen Ethikrat) Prof. Dr. Rainer Brück (Stv. Direktor am Forschungskolleg und Studiendekan der Lebenswissenschaftlichen Fakultät der Universität Siegen) Prof. Dr. Volker Wulf (Prorektor für Digitales und Regionales der Universität Siegen) 19
2.2 DMGD-Meilensteine / Medizinethik-Symposium Informationelle Selbstbestimmung und das Interesse als auch auf die damit verbundenen Risiken hin. Ein gro- des Gemeinwesens ßer Fortschritt seien etwa Services zur datengestützten „Die Datenmedizin aus ethischer und rechtlicher Gesundheitsprävention oder die sogenannte Präzisions- Perspektive – eine Einführung“ lautete der Titel des medizin, die zum Beispiel bei Krebspatienten durch Vortrags von Prof. Dr. Dr. h.c. Carl Friedrich Gethmann, den Abgleich von Gesundheitsdaten und die automa- Seniorprofessor am Forschungskolleg und Mitglied im tisierte Mustererkennung eine sehr genaue Diagnose Deutschen Ethikrat. Carl Friedrich Gethmann beschäf- vornehmen und die am besten geeignete Behandlung tigte sich mit der informationellen Selbstbestimmung empfehlen kann. Zugleich wies Peter Dabrock auf die und verdeutlichte, dass das Thema vielschichtig und mit den gesammelten Daten verbundenen kommer- mit diversen Akteuren und Interessen verbunden ist, ziellen Interessen hin und machte deutlich, dass heut- die den potentiellen Nutzen und Schaden der Daten- zutage alle Daten Gesundheitsdaten sein können. Um medizin unterschiedlich abwägen. Eine einfache, kohä- den künftigen durch die Digitalisierung angetriebenen rente normative Gesamtbeurteilung für den Umgang Entwicklungen hoffnungsfroh und zugleich mit der mit Big Data ließe sich deshalb nicht formulieren – und nötigen Skepsis entgegenblicken zu können, müsse man ein perfekter Datenschutz sei ebenfalls nicht möglich. den Menschen Datenkompetenz und Orientierungs- Maximaler Datenschutz könne zudem als irreführende wissen vermitteln, damit diese dazu befähigt werden, Strategie beurteilt werden, weil durch diesen auf die als Co-Manager ihrer Daten zu agieren. Auch an der Bil- Chancen, welche die Telemedizin bietet, verzichtet wer- dung im Gesundheitsbereich müsse gearbeitet werden. den würde. Der Philosoph stellte außerdem die These in Wichtig sei zudem, dass die Chancen der Digitalisierung den Raum, dass die Gesamtheit aller Daten als eine Art nicht kleingeredet, ihr Einfluss und ihre Bedeutung Gemeingut verstanden werden könnte und betonte die zugleich aber nicht überschätzt würden: „Sie muss Notwendigkeit, im Rahmen der Diskussion um infor- am Ende eine Dienstfunktion haben und darf die Arzt- mationelle Selbstbestimmung auch das Interesse des Patienten-Beziehung, das persönliche Miteinander – Gemeinwesens im Blick zu behalten. „Das heißt nicht, selbst wenn es digital übermittelt wird – nicht ersetzen. dass alles transparent sein soll und die Idee des Schutzes Am Ende muss der Mensch im Mittelpunkt stehen.“ der Privatheit aufzugeben ist“, so Gethmann. „Wir reden allerdings über den Schutz der Privatheit – und nicht Die Digitale Medizin aus dem Blickwinkel der über das Objektgebilde, das man ‚die Daten‘ nennt.“ jungen Generation Sebastian Schramm beleuchtete die Digitale Medizin aus Hoffnungsvoll und kritisch: Die ethische Betrachtung dem Blickwinkel der jungen Generation. Er ist Bundes- der Datenmedizin koordinator für Gesundheitspolitik in der Bundesver- Prof. Dr. Peter Dabrock ist Vorsitzender des Deutschen tretung der Medizinstudierenden in Deutschland. Auch Ethikrates und Professor für Systematische Theologie für Schramm ist die Digitalisierung medizinisches Kern- (Ethik) am FachbereichTheologie der Friedrich-Alexander- arbeitsthema und nicht mehr zu verneinen. Wichtiger als Universität Erlangen-Nürnberg. In seiner Keynote er- die Frage nach Chancen und Risiken der Digitalisierung örterte er, weshalb erfolgreiche Datenmedizin Ethik an sich sei deshalb die Überlegung, wie die Potentiale benötigt – und machte dabei deutlich, dass die Ethik konkret genutzt und die Risiken minimiert werden weder verhindern noch endgültige Lösung anbieten, können. In diesem Zusammenhang machte Schramm sondern vielmehr Perspektiven zur Gestaltung unserer jedoch auf die Schwierigkeit aufmerksam, dass ein Gesellschaft vornehmen soll. Wichtig sei, dass im Kon- Großteil der jungen Ärztegeneration über zu geringe text der Digitalisierung des Gesundheitswesens nicht Kenntnisse der telemedizinischen Versorgung verfüge. nur ein paar Gewinner existieren, sondern wir alle von „Wenn das so bleibt, dann werden wir einen Qualitäts- der Entwicklung profitieren. Dies ließe sich jedoch nur verlust in der medizinischen Versorgung erleiden. Denn realisieren, wenn zivilgesellschaftliche Akteure und die Technik entwickelt sich weiter – ob wir damit um- Handlungsakteure wie die Stakeholder im Bereich der gehen können oder nicht.“ Die Bundesvertretung der Wirtschaft zusammenarbeiten. Peter Dabrock beleuch- Medizinstudierenden in Deutschland fordert deshalb, tete die Digitale Medizin aus ganz unterschiedlichen dass die Digitale Medizin in das Studium integriert und Perspektiven und wies dabei sowohl auf die Chancen die Approbationsordnung angepasst wird. 20
2.2 DMGD-Meilensteine / Gesundheitsministerium RLP 05/19 07/19 09/19 11/19 12/19 01/20 02/20 06/20 07/20 08/20 10/20 11/20 12/20 18. Dezember 2019 Rheinland-pfälzisches Gesundheitsministerium will „Digitale Modellregion Gesundheit Dreiländereck“ unterstützen Das Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und des Ministeriums die Strategie der Modellregion und Demografie (MSAGD) in Mainz verfolgt seit einiger die einzelnen Projekte bzw. Projektkonzepte vorge- Zeit das Projektvorhaben „Digitale Modellregion stellt. Zuvor hatte der Kreis Altenkirchen die zustän- Gesundheit Dreiländereck“ und erwägt eigene dige Ministerin, Sabine Bätzing-Lichtenthäler, auf das Unterstützungsmöglichkeiten. Über solche Mög- Dreiländerkonzept aufmerksam gemacht. Darin finden lichkeiten hat gestern ein Austausch zwischen sich im Schwerpunkt telemedizinische Lösungsansätze Tom Rutert-Klein, Leiter der Stabstelle Gesundheit für die zukünftige Sicherstellung und Verbesserung und Pflege des Ministeriums, Regionalentwicklerin der gesundheitlichen Versorgung im ländlichen Raum. Jennifer Siebert der Kreisverwaltung Altenkirchen Zur Umsetzung wird eine Förderung über den Inno- und dem Forschungskolleg (FoKoS) der Universität vationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses Siegen stattgefunden. angestrebt. Die Programmausschreibung „Neue Ver- sorgungsformen” entspricht in weiten Teilen dem FoKoS-Geschäftsführer, Dr. Olaf Gaus, hat auf Einladung Konzept der „Digitalen Modellregion Gesundheit der Stabstelle „Gesundheit und Pflege, Projekte, Tele- Dreiländereck“. Bis Ende April soll der entsprechende matik im Gesundheitswesen, Gesundheitswirtschaft” Förderantrag eingereicht werden. Gruppenfoto v. l. n. r.: Alexander Keil (FoKoS), Tom Rutert-Klein (MSAGD), Jennifer Siebert (Kreis Altenkirchen) und Dr. Olaf Gaus (FoKoS). 21
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