Insektenstiche: Was tun, wenn Mücken und Co. zubeissen
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Insektenstiche: Was tun, wenn Mücken und Co. zubeissen Wenn das warme Wetter ins Freie lockt, haben auch heimische Stechinsekten wieder Hochsaison. Gerade Kinder, die in der Natur ihrem natürlichen Forschungsdrang nachgehen, laufen Gefahr gestochen zu werden. Dann sollten Eltern richtig handeln. Text: Anja Lang Bild: Photo_Concepts Getty Images Wenn Dorli sich im Sommer mit Freunden zum Baden trifft, geht sie niemals barfuss und trägt immer ein Allergie-Notfallset bei sich. Denn Dorli reagiert auf Wespenstiche allergisch. Was für andere vor allem schmerzhaft und lästig ist, kann für die 12-Jährige regelrecht gefährlich werden. Mücken- und Bremsenstiche: häufig, aber harmlos Insektenstiche sind im Sommer an der Tagesordnung. Vor allem Stiche beziehungsweise Bisse von Parasiten wie Mücken oder Bremsen, die es auf unser Blut abgesehen haben, lassen sich kaum vermeiden. «Mücken- und Bremsenstiche sind in der Regel harmlos und bergen äusserst selten ein Allergierisiko», erklärt Prof. Arthur Helbling, Leiter der Allergologisch- Immunologischen Poliklinik am Inselspital in Bern. Die Stiche und Bisse dieser blutsaugenden Insekten sind nicht sehr schmerzhaft. Allerdings bilden sich nach dem Einstich auf der Haut kleine Quaddeln, die oft heftig jucken. «Um länger Blut saugen zu können, spritzen die Plagegeister eine kleine Menge gerinnungshemmenden Speichel in die Wunde», weiss Helbling. «Der Körper reagiert darauf mit der Ausschüttung von Histamin, wodurch es zu den unangenehm juckenden lokalen Schwellungen auf der Haut kommt.» Um die Schwellung zu verlangsamen, hilft es, die Einstichstelle sofort zu kühlen. Dazu können in ein Tuch eingeschlagene Kühlpacks oder auch Eiswürfel verwendet werden. «Zur Not geht aber auch Speiseeis oder ein kalter Stein aus dem Bach», ergänzt Helena Troxler- Flühler, ausgebildete Drogistin und diplomierte Naturheilpraktikerin aus Emmenbrücke LU. «Abschwellend und entzündungshemmend wirken darüber hinaus auch frische Pfefferminz- oder Spitzwegerichblätter, die im Sommer fast überall in der Natur zu finden sind.» Zur Anwendung werden die Blätter stark zerdrückt und dann auf die Einstichstelle gepresst. Sollten sich trotzdem juckende Quaddeln bilden, ist es wichtig, darauf zu achten, sie nicht aufzukratzen, da sich die Stiche sonst entzünden können. «Ich rate Eltern deshalb immer, die Nägel ihrer Kinder möglichst kurz zu halten», sagt die Naturheilpraktikerin. «Bereits entzündete Stellen sollten konsequent mit Wundsalbe behandelt werden, damit sie schnell und narbenfrei abheilen.» So schützen Sie sich vor Mücken und Bremsen: • Insektenschutzgitter am Fenster helfen, die Schlafräume insektenfrei zu halten. • Auf starke Düfte verzichten und Körperschweiss häufiger wegduschen. • Wasseransammlungen wie Regentonnen und wassergefüllte Gefässe sind ideale Brutstätten für Mücken und Bremsen. Diese deshalb ausgiessen oder gut abdecken.
• Mücken, Bremsen und Zecken meiden ätherische Düfte wie Lavendel, Salbei, Rosengeranie oder Teebaumöl. Fertige Duftmischungen in Form von Sprays aufgetragen können deshalb helfen, die Blutsauger fernzuhalten. Zecken lauern vor allem an Waldrändern und im Gebüsch Auch Zeckenstiche sind im Frühling und Sommer nicht selten. Die Blutsauger lauern vor allem an Waldrändern und im Gebüsch. Aber auch im Stadtpark und im eigenen Garten ist man vor den Schmarotzern nicht sicher. Zeckenstiche sind gefürchtet, da die Spinnentiere gefährliche Krankheiten wie die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und die Borreliose übertragen können.Gegen FSME gibt es eine Impfung. Borreliose kann – frühzeitig erkannt – mit Antibiotika erfolgreich behandelt werden. «Wenn Eltern eine Zecke am Körper ihres Kindes entdecken, sollten sie diese so schnell wie möglich mit einer Zeckenzange oder Zeckenkarte entfernen und die Stelle desinfizieren», sagt Helena Troxler-Flühler. «Ausserdem rate ich dazu, mit einem Kugelschreiber einen Kreis um die Einstichstelle zu zeichnen.» So kann man gut feststellen, ob sich die Rötung um den Stich in den Folgetagen vergrössert. «Sollte das der Fall sein, sollte ein Arzt aufgesucht werden, da diese sogenannte Wanderröte ein Hinweis auf eine Infektion mit Borreliose-Bakterien sein kann», betont die Naturheilpraktikerin. So schützen Sie sich vor Zecken: • Lange Kleidung und Kopfbedeckung bei längeren Aufenthalten im Wald bieten einen mechanischen Schutz. • Freiliegende Hautstellen können mit Insekten und Zecken abweisenden Sprays aus Drogerie und Apotheke behandelt werden. Bienen- und Wespenstiche sind schmerzhaft «Rund 90 Prozent aller Menschen hierzulande erleiden im Laufe ihres Lebens einen Bienen- oder Wespenstich», weiss Allergieexperte Helbling. «Bienen, Wespen, Hornissen, Hummeln (stechen sehr selten) sowie Ameisen zählen zu den sogenannten Hautflüglern, wobei die gefährlichen Ameisenarten in unseren Breitengraden nicht vorkommen.» Anders als blutsau- gende Insekten, stechen Hautflügler in der Regel, um sich zu verteidigen, wenn sie sich oder ihr Nest bedroht fühlen. «Dazu setzen sie ein Gift ein, das im Körper eine entzündliche Abwehrreaktion mit Schmerzen und Juckreiz und eine oft starke bis zu 10 Zentimeter grosse lokale Schwellung an der Einstichstelle erzeugt», erklärt der Allergologe. «Das ist eine normale Reaktion des Körpers und hat noch nichts mit der gefürchteten Insektengiftallergie zu tun.» Stiche von Hautflüglern sind ziemlich schmerzhaft. «Wenn ein Kind von einer Biene, Wespe oder Hornisse gestochen wurde, ist es deshalb wichtig, das weinende Kind erst mal zu beruhigen», sagt Helbling. «Sollte nach einem Bienenstich der Stachel noch in der Haut - stecken, sollte dieser mit einer Pinzette oder dem Fingernagel vorsichtig entfernt werden.» Anschliessend ist es wichtig, die Stichstelle zu desinfizieren, gut zu kühlen, den betroffenen Körperteil – meist Hand oder Fuss – hochzulagern und mindestens 15 Minuten zu ruhen. «Auch wenn sich das Gerücht hartnäckig hält, sind Hornissenstiche nicht gefährlicher als Wespenstiche», betont Helbling. «Die Schwellung ist ähnlich stark und es kann bis zu vier
Tage andauern, bis sie abklingt.» Normal ist auch, dass die Schwellung allmählich in Richtung der Schwerkraft wandert, also beim Abheilen nicht an der Einstichstelle verharrt. «Um den Heilungsprozess zu unterstützen, kann lokal eine antientzündliche Creme, eine Rheumasalbe oder auch ein Schmerzgel aufgetragen werden», erklärt der Allergologe. Ergänzend haben sich auch komplementärmedizinische Anwendungen bewährt. «Direkt nach dem Stich kann eine aufgeschnittene Zwiebel oder die Auflage von zerdrücktem Spitzwegerich gute Hilfe leisten», betont Helena Troxler-Flühler. «Unterstützend können ausserdem spagyrische Essenzen aus Brennnessel und wilder Rosmarin helfen sowie homöopathische Mittel wie Apis und Belladonna, die Beschwerden lindern.» Notfall – Stich in den Hals! Wenn eine Biene, Wespe, Hornisse oder Hummel in den Mund oder Rachen sticht, ist das immer ein lebensbedrohlicher Notfall. Denn infolge der lokalen Stichreaktion können die Atemwege zuschwellen. Hier muss sofort ein Notarzt alarmiert werden. «Um die lokale Schwellung zu verlangsamen, kann bis zum Eintreffen des Notarztes ein Eiswürfel gelutscht werden», rät Helbling. So schützen Sie sich vor Bienen, Hummeln, Wespen und Hornissen: • Nie barfuss gehen. Viele Wespen- und Hummelarten haben ihre Nester am Boden und Bienen naschen gerne von Kleeblüten im Rasen und auf Wiesen. • Nie direkt aus offenen Dosen oder undurchsichtigen Flaschen trinken. Bier, Cola- und Limonadengetränke ziehen Wespen und Bienen magisch an. Diese können beim Trinken so unbeabsichtigt in den Mund geraten. • Starke Düfte wie Parfüm, Haarspray usw., aber auch Schweiss locken Stechinsekten an. Deshalb besser darauf verzichten, häufiger duschen und bei sportlichen Aktivitäten in der Natur besonders vorsichtig sein. • Süsse und eiweisshaltige Speisen ziehen Bienen und Wespen an. Deshalb Mahlzeiten im Freien meiden und Obst nicht mit blossen Fingern ernten. • Hektische Bewegungen und fuchtelnde Schläge in der Nähe von Wespen und Bienen unterlassen, da sich die Tiere sonst bedroht fühlen und zustechen. • Beim Fahrradfahren den Mund beziehungsweise beim Motorradfahren das Visier sowie Jacken und Shirts schliessen, um keine Tiere einzufangen. Erste Hilfe bei Insektengiftallergie Ein medizinischer Notfall liegt auch vor, wenn eine Person allergisch auf Insektengift reagiert. «Das ist bei rund fünf Prozent der Schweizer Bevölkerung der Fall», weiss der Berner Allergologe. Meistens zeigen sich die unterschiedlich starken systemischen Reaktionen schon wenige Minuten bis eine halbe Stunde nach dem Stich und können von Schwindel und starkem Juckreiz bis hin zum anaphylaktischen Schock mit lebensbedrohlichem Herz-Kreislauf-Versagen und Atemstillstand führen», warnt Helbling.
«Anzeichen für eine allergische Reaktion sind unter anderem auffällige Ruhe, Blässe, Schwindel, Übelkeit, Juckreiz am ganzen Körper, Schlaffheit, Atemprobleme und pfeifende Atemgeräusche, blaue Lippen, Bauchschmerzen, Durchfall sowie Bewusstlosigkeit.» Treten Anzeichen einer allergischen Reaktion auf, sollte sofort der Notarzt alarmiert werden. «Wenn ein Antihistaminikum zur Hand ist, kann die doppelte Dosierung, wie im Beipackzettel empfohlen, gegeben werden, um die Reaktion bis zum Eintreffen des Notarztes zu bremsen», empfiehlt Helbling. «Ausserdem sollte das Kind beruhigt und der Stich gekühlt werden.» Behandlung der Insektengiftallergie Wer einmal – und seien es auch nur leichte – allergische Reaktionen auf Insektengift gezeigt hat, sollte die Symptome immer von einem Allergologen abklären lassen. «Bei moderaten Reaktionen wird in der Regel ein Allergie-Notfallset mit speziellen Notfallmedikamenten verordnet, das Betroffene stets bei sich tragen sollten», weiss Helbling. «Ausserdem wird besprochen, was im Notfall genau zu tun ist.» Darüber hinaus sollten auch Angehörige, sonstige Betreuende und Lehrpersonen eine Anaphylaxie-Schulung (z. . beim aha! Allergiezentrum Schweiz) mitmachen, um im Notfall gezielt helfen zu können. Bei schweren Verläufen kann auch eine allergenspezifische Immuntherapie beim Arzt durchgeführt werden. «Bei dieser vergleichsweise aufwendigen Behandlung wird der Körper über mehrere Jahre allmählich an das Insektengift gewöhnt, um anschliessend nicht mehr allergisch darauf zu reagieren», berichtet Allergieexperte Helbling. Übersicht: So schützen Sie sich vor Insektenstichen «Am besten ist es natürlich, sich gar nicht erst stechen zu lassen, denn häufige Stiche innerhalb kurzer Zeit erhöhen das Risiko für eine Insektengiftallergie», weiss Prof. Arthur Helbling, Leiter der Allergologisch-Immunologischen Poliklinik am Inselspital in Bern. Folgende Verhaltenstipps helfen, Insektenstiche zu vermeiden: Bienen, Hummeln, Wespen Hornissen • Nie barfuss gehen. Viele Wespen- und Hummelarten haben ihre Nester am Boden und Bienen naschen gerne von Kleeblüten im Rasen und auf Wiesen. • Nie direkt aus offenen Dosen oder undurchsichtigen Flaschen trinken. Bier, Cola- und Limonadengetränke ziehen Wespen und Bienen magisch an. Diese können beim Trinken so unbeabsichtigt in den Mund geraten. • Starke Düfte wie Parfüm, Haarspray usw., aber auch Schweiss locken Stechinsekten an. Deshalb besser darauf verzichten, häufiger duschen und bei sportlichen Aktivitäten in der Natur besonders vorsichtig sein. • Süsse und eiweisshaltige Speisen ziehen Bienen und Wespen an. Deshalb Mahlzeiten im Freien meiden und Obst nicht mit blossen Fingern ernten. • Hektische Bewegungen und fuchtelnde Schläge in der Nähe von Wespen und Bienen unterlassen, da sich die Tiere sonst bedroht fühlen und zustechen. • Beim Fahrradfahren den Mund beziehungsweise beim Motorradfahren das Visier sowie Jacken und Shirts schliessen, um keine Tiere einzufangen. Mücken, Bremsen • Insektenschutzgitter am Fenster helfen, die Schlafräume insektenfrei zu halten.
• Auf starke Düfte verzichten und Körperschweiss häufiger wegduschen. • Wasseransammlungen wie Regentonnen und wassergefüllte Gefässe sind ideale Brutstätten für Mücken und Bremsen. Diese deshalb ausgiessen oder gut abdecken. • Mücken, Bremsen und Zecken meiden ätherische Düfte wie Lavendel, Salbei, Rosengeranie oder Teebaumöl. Fertige Duftmischungen in Form von Sprays aufgetragen können deshalb helfen, die Blutsauger fernzuhalten. Zecken • Lange Kleidung und Kopfbedeckung bei längeren Aufenthalten im Wald bieten einen mechanischen Schutz. • Freiliegende Hautstellen können mit Insekten und Zecken abweisenden Sprays aus Drogerie und Apotheke behandelt werde Quelle: Zeitschrift Fritz und Fränzi Anja Lang ist freie Medizinjournalistin und lebt mit ihrer Familie in München.
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