Rettet die Bienen - Fabian Franke
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BERLIN. KULTUR. PROGRAMM. 4,50 € 28.3.–10.4.2019 FÜR 14 TAGE UND DIE NÄCHTE IN BERLIN STICHHALTIG SEIT 1977 Rettet die Bienen Der Kampf für Insektenvielfalt erreicht Berlin Heft XX/2018, 42. Jahrgang Heft /201 , 43. Jahrgang 07 190850 004504 4 Erstmal Zur Mieterdemo Cover H3 Und Cover H3 Dann Bleibt doch Berlin Coverrot? H3 Cover Wohnung H4 Versped rettenmolor per Cover H4 Versped molor Cover Ausstellung: H4 Versped Widerstand molor Vorkaufsrecht: sincilacerferum So geht’s sincilacerferum gegen sincilacerferum Rechts seit 1945
TITEL Rettet die Bienen! Aber welche? Der Kampf um die Artenvielfalt erreicht Berlin und Brandenburg. Und Imkerkurse „gegen das Bienensterben“ boomen in Berlin. Doch die tatsächliche Problemlage ist etwas komplizierter TEXT: FABIAN FRANKE 14 ZITTY 7–2019
TITEL Diese Wildbiene, eine rote Mauerbiene beim Sammeln von Nektar, bestäubt mal nebenbei jenes Obst, das wir im Herbst ernten Foto: Frank Sorge / imago ZITTY 7–2 019 15
TITEL U we Meyer hat das Volk genau im Blick. Mit kannt, einem Tümpel, einem Kräuterbeet, einem Stapel etwas Abstand beobachtet er, wie ein Schüler aus alten Stämmen, einem Bauwagen und Schilfgras. einen Holzrahmen aus einem Bienenstock Der Bieenlehrgarten ist Brache, Wildnis, Wiese und manövriert, der vor Hunderten Bienen wimmelt. Wald zugleich. Ein Lernort für Artenvielfalt. Nur 100 Ein anderer Schüler pustet Rauch in den Holzkasten. Meter entfernt pfeifen Autos über vierspurige Asphalt- „Nicht so ruckartig“, sagt Meyer mit ruhiger Stimme. decken, türmen sich Wohnblocks bis in den sechsten „Mehr Rauch.“ Stock. Jeden Mittwoch kommen die Schüler der „AG Junge in egensatz, wie man ihn berall nden kann Imker“ vom benachbarten Gymnasium herüber in den in Berlin. Eine Großstadt kann Ödnis sein für Insekten Bienenlehrgarten des Imkervereins „Wuhletal 1864“ in aber auch aradies. ast . ier und flanzen- Hellersdorf. Meyer ist seit den 70er-Jahren Imker, mitt- arten leben hier nach Angaben des „Naturbarometer lerweile ereins orsitzender des Imker ereins, pflegt 2015“, den die damalige Senatsverwaltung für Stadtent- zwölf Völker und isst nach eigener Aussage jeden Tag wicklung und Umwelt herausgegeben hat. Mit einem einen Esslöffel Honig. Und er sagt: „Das Interesse ist r nflächenanteil on rozent ist erlin die acht- gestiegen.“ Während der Imkerverein in seiner fast grünste deutsche Großstadt. Manchen Insekten geht 155-jährigen Geschichte den ein oder anderen Mit- es zwischen stillgelegten Bahntrassen und verlassenen gliederschwund durchgestanden hat, begeisterten Backsteinfabriken besser als auf den Äckern im Speck- sich in den letzten Jahren immer mehr Menschen für gürtel oder in Brandenburg, wo Pestizide und Mono- das Imkern. Aber nicht nur das: „Sie wollen was für die kulturen ein Problem sind. Andere werden von Rasen- Natur machen“, sagt Meyer. mähern oder Betonmischern verdrängt und stehen auf Nicht nur in Hellersdorf ist das so. Nach und nach der roten Liste. scheint ein Aufwachen durch das Land zu gehen, der Vor zwei Jahren erregte eine Studie des Entomolo- Kampf um die Artenvielfalt erreicht nun auch die Region gischen Vereins Krefeld Aufsehen. Innerhalb von 27 Berlin/Brandenburg. Nachdem das Volksbegehren in Jahren sei die Masse der Fluginsekten um 75 Prozent Bayern im Februar mit dem Titel „Rettet die Bienen!“ zurückgegangen. Auch wenn die Untersuchung teil- in 14 Tagen 1,74 Millionen Unterschriften gesammelt weise als unwissenschaftlich angezweifelt wird, beim hat, kündigten nun auch NABU und BUND in Bran- Trend sind sich alle einig: Die Artenvielfalt schrumpft. denburg an, eine Initiative für mehr Artenvielfalt zu Ohne Insekten versiegt die Nahrungsquelle der Vögel, starten. Nach Ostern sollen die ersten Unterschriften Spitzmäuse oder Spinnen. Ökosysteme brechen zu- gesammelt werden. Und die Landesverbände in Berlin sammen. Und für den Menschen droht Hungersnot. möchten den Schwung aus Bayern ebenso nutzen, um Denn weil die Bienen und andere Insekten so eifrig hin das Thema weiter voranzubringen – auch wenn sie keine und her fliegen, um ektar zu sammeln, k nnen sich eigene Initiative planen: „Wir wollen die Aktionen beispielsweise Kirschen oder Erdbeeren überhaupt fort- unterstützen, die schon beschlossen sind – zum Beispiel pflanzen. Die Insekten tragen den ollen zur arbe, die das Stadtgrün auszuweiten. Diese Sachen müssen jetzt Spermien zur Eizelle quasi. in die Umsetzung“, sagte der Landesgeschäftsführer des In der Landwirtschaft übernehmen Honigbienen BUND Berlin, Tilman Heuser. etwa 80 Prozent der Bestäubungsleistung – das sagt zumindest der Deutsche Imkerbund. Es gibt Skeptiker, Insekten-Ödnis oder auch -Paradies die davor warnen, diesen Anteil zu überschätzen. Doch fehlte die Biene gänzlich, könnten andere Insekten und Die Biene avanciert zum Wappentier einer Bewegung der Wind den Verlust nicht kompensieren. für Artenvielfalt. Doch ist eine Losung der Devise „Rettet Pestizide werden in dieser Diskussion oft genannt, die Biene, dann geht es der Natur gut” wirklich so ein- sie gelten als Insektentöter schlechthin. Kürzlich brach- fach? Und um welche Biene geht es hier eigentlich? ten die Regierungsfraktionen Berlins deshalb einen Möchte man erfahren, wie es in Berlin um das Imkern Antrag ins Abgeordnetenhaus ein: Pestizide sollen von steht, um die Bienen und die Artenvielfalt – der Bienen- landeseigenen Flächen verbannt werden, um Insek- lehrgarten ist ein guter Ausgangspunkt dafür. ten zu schützen. Insbesondere auf Glyphosat zielt der Die Bienen sind aufgeregt, das Surren in der Luft Antrag ab. Hier solle dem Vorbild der Berliner Stadtreini- schwillt an. Die Schüler und Uwe Meyer bleiben gelas- gung gefolgt werden, die seit 2016 mit glyphosatfreien sen. Sowieso ist Meyer ein ruhiger Typ, er macht we- Mitteln arbeitet. Unkraut solle stattdessen mechanisch nige unnötige Bewegungen. „An der Biene hängt sich oder biologisch entfernt werden. Über den Antrag soll jetzt halt alles auf“, sagt er. „Dabei geht es um das Stadt- im Abgeordnetenhaus abgestimmt werden, sobald er grün generell.“ Heute sollen die Schüler nachsehen, wie in den Ausschüssen beraten wurde. es dem Volk nach dem Winter geht. Sie tragen einen Und Ende des Monats will der Berliner Senat seinen Imkeranzug mit Netz vor dem Gesicht, aber keine Hand- Abschlussbericht „Strategien für Bienen und andere schuhe. Einer der Jungs rechtfertigt sich: „Wer Hand- Bestäuber“ vorstellen – ein Großprojekt für mehr biolo- schuhe trägt, ist kein richtiger Imker“, würden manche gische Vielfalt, das seit Anfang 2018 von den Senatsver- Altimker sagen. Man müsse das Volk spüren, die Wärme, waltungen Umwelt sowie Justiz koordiniert wird. die Vibrationen. Also ohne. Die Vorstöße zielen auf die Artenvielfalt, den öko- Meyer und die Schüler stehen eingerahmt von logischen Landbau und das Stadtgrün. Geworben wird Sträuchern, Nisthilfen – auch als Insektenhotels be- dabei oft mit der Biene. Was der Eisbär für die Erd- 16 ZITTY 7–2019
TITEL Aktiv werden für die Arten- vielfalt Summenversteher: Heinz Risse erklärt die „wesensgemäße Bienenhaltung“ Wabenkunde: im Bienenlehrgarten des Imkervereins „Wuhlethal 1864“ erwärmung, ist die Biene für das Artensterben: ein Sym- bol. Mit ihr lassen sich die sperrigen Ökothemen auf verständliche Botschaften eindampfen. Deshalb kehrt Was der Eisbär für die seit einigen Jahren ein Hobby zurück nach Berlin, das besonders für junge Menschen lange eher unattraktiv Erderwärmung, ist war: das Imkern. Das merkt auch Heinz Risse in seinen Kursen die Biene für das Arten- „Wesensgemäße Bienenhaltung“: Sie sind immer ausge- bucht. An einem Samstagmorgen blickt Risse in einem sterben: ein Symbol. Mit Seminarraum in 24 Gesichter. Die Menschen zwischen 25 und 50 Jahren haben sich für diesen ersten Kurs im ihr lassen sich sperrige Jahr angemeldet, fünf Termine, jeweils sechs Stunden, Ökothemen auf ver- uro insgesamt. ei gutem Wetter nden die urse Fotos: F. Anthea Schaap; David von Becker im Prinzessinnengarten statt, heute regnet es – nur ein ständliche Botschaften kleiner Abstecher zu den Völkern wird später möglich sein. eindampfen Bei der Vorstellungsrunde im Stuhlkreis wird deut- lich: Den wenigsten hier geht es um das Honigernten. Sie wollen sich erstmal allgemein mit der Biene befas- sen, „etwas für den Naturschutz tun“, dem „Bienen- sterben entgegenwirken“. Julian Mehler aus Treptow hat den Kurs von seiner Frau geschenkt bekommen. Den jungen Familienvater begeistert die Perfektion des Wabenbaus, die Arbeitsteilung eines Bienenstaa- ZITTY 7–2 019 17
TITEL ara ie en ienen Aktiv Fotos: Löwenzähnchen / photocase; H.-R. Mueller / blickwinkel / imago; Dragon30 / photocase; salvia77 / photocase; 2016 Fotoline / Photocase; Weingartner/ CHROMORANGE / imago; Stefan Boness / Ipon / imago; Addic- ie man arten und a on bewusst bienen reund i be flan t werden für die Arten- vielfalt Himbeerblüten bewirken das große Summen Apfelblüten sind nicht nur bei Bienen beliebt Phacelia erfreut die iel ieger Für Weidenpollen iegt die Biene meilen eit Wilder Wein tut auch gut uf Pes zide, chemische Dünger, Insektensprays und -fallen sollte man besser ganz verzichten Regionalen Honig vom nn ge ampen und Land kaufen, um Deko-Leuchten sollte man in Imkervereine zu stärken der Nacht ausschalten tive Stock / Photocase Weitere ipps gibt unter h ps utopia.de ratgeber bienenfreundliche p anzen die besten ideen fuer garten und balkon 18 ZITTY 7–2019
TITEL tes: „Es ist schön zu sehen, dass wir als Menschen uns Das begeistert auch Marion Tuor. Die Neuköllnerin vieles davon noch nicht erklären können.“ Mystische besitzt mit ihrer Familie einen Schrebergarten in Bran- Faszination Biene. denburg. „Die Kinder kriegen dort mit, wie alles wächst, Honigbienen leben in Völkern mit bis zu 50.000 wie Gemüse entsteht“, sagt sie. Das Imkern könne ein Tieren in einer Beute – so heißt der Holzkasten, in dem Weg sein, mehr über die Natur zu lernen und zur Viel- das Volk haust. Die Arbeitsteilung ist strikt: Es gibt Putz- falt in der Landwirtschaft beizutragen. bienen, Ammenbienen, Bau- und Wächterbienen, Sam- melbienen und die Königin. Auf der Suche nach Nektar Zu viele Bienenvölker sind auch nicht gut fliegen die Sammelbienen bis zu n ilometer weit. Die Bienenköniginnen sind Züchtungen, besonders robust esonders die durchstrukturierten Agrarflächen k n- und ertragreich. Sie legen zwischen 1.000 und 3.000 nen eine Hürde für die Artenvielfalt sein. Selbst wenn Eier täglich. Um überwintern zu können, sammeln die Blühstreifen zwischen die Felder gesät werden, sind Bienen bis zu 70 Kilogramm Honig pro Jahr, einen Teil Blumen darauf oft mit Pestiziden belastet. Bienen und entnehmen Imker und ersetzen ihn durch eine Zucker- andere Insekten m ssen weit fliegen, um Wildwiesen lösung. Honigbienen gelten als Nutztiere, ähnlich wie oder bl hende Randstrei en zu nden. leichzeitig Kühe – doch auch hier kommt es auf die Haltung an. kämpfen die Imkervereine außerhalb der Städte mit Die Kurse des Vereins Mellifera im Prinzessinnen- Nachwuchsmangel. Auf einen Quadratkilometer sind garten versprechen nicht umsonst „wesensgemäße“ in Brandenburg beim Deutschen Imkerbund gerade ein- Bienenhaltung. Risse ist es wichtig, eine Alternative mal 0,8 Völker Honigbienen registriert. zum „konventionellen“ Imkern aufzuzeigen, wie er Im Kurs möchte Marion Tuor die Fülle an Informa- sagt. Er lasse seine Völker mit dem eigenen Honig über- tionen erstmal auf sich einwirken lassen. „Noch traue wintern, füge keine Zuckerlösung hinzu. Die Flügel ich mir nicht zu, genau abzuschätzen, welche Strate- der Königin beschneide er nicht, sodass das Volk aus- gie nun die richtige ist“, sagt sie. Denn sie habe auch schwärmen kann. Und er verwende keine vorgefertigten gelesen: Zu viele Bienenvölker auf einem Fleck sind Industriewaben, sondern aturwaben. Deswegen nde nicht gut. ich den Kurs hier gut“, sagt Teilnehmer Julian Mehler. Tatsächlich ist die Zahl der Stadtimker in Berlin „Wir lernen das eher aus einer alternativeren Richtung. in den letzten Jahren stark angestiegen. Nachdem der Eine Umdrehung mehr Natur.“ Dokumentar lm ore han Hone on arkus Ein kulinarischer Kiezgourmet GCM Go City Media GmbH, Salzufer 11, 10587 Berlin · Foto: Markthalle Neun Spaziergang Kreuzberg EZGOURM KI durch den Kiez MA HALRLKET ET NEUN Vier Orte, S PE ZIAL vier Gänge, DIENSTAG 16. APRIL aromatischer 18 UHR 49 EURO Lokalkolorit WEITERE TERMINE UND INFORMATIONEN AUF zitty.de/ kiezgourmet BUCHBAR AUF priceless.com Bei KAFFEE 9 • KUMPEL & KEULE • MANI IN PASTA HEIDENPETERS • MARKTHALLEN RESTAURANT
TITEL Schöner wohnen Nisthilfen für Wildbienen selber machen Bambus- oder Schilfröhrchen auf Beispiels eise mit einem Bohrer (2 Die Röhrchen in eine Blechdose ca. 1 2 Millimeter änge sägen. Millimeter) die R hrchen ca. 5 1 oder hnliches (z.B. ochziegel) Millimeter ef aush hlen. ie hinterer stecken nungen mit Wa e abdichten. Die Löcher und die Gänge immer schön gla bearbeiten, damit sie von den Bienen angenommen erden. Die Nisthilfen an einem sonnig- warmen, trockenen Ort stellen, die nungen aagerecht zum Boden ausrichten. Holzklötze, Holzscheiben Harte, nicht lackierte, unbehandelte Holz- sorten verwenden (Esche, Buche, Hain- buche, iche). cher von 2 Millimeter urchmesser und 5 1 Millimeter änge in die lzer bohren. Imhoof ab 2012 in den Kinos lief und die Debatte um Bienen anschwoll, schnellte die Mitgliederzahlen in den Verbänden des Deutschen Imkerbundes sprung- haft hoch: in Berlin um 18 Prozent von 2013 auf 2014. 40 Prozent der Berliner Noch immer liegen die Zahlen der Neumitglieder in Berlin jedes Jahr über dem bundesweiten Durchschnitt. Wildbienenarten stehen Vor allem Frauen wie Marion Tuor interessieren sich vermehrt für das Imkern. Hier im Kurs von Heinz Risse auf der Roten Liste, ist fast die Hälfte der Teilnehmenden weiblich, in den Vereinen des Deutschen Imkerbundes in Berlin sind es sind also gefährdet oder über 30 Prozent der Mitglieder, in Brandenburg nur 20 Prozent – Bundesdurchschnitt. bereits verschollen Zudem hat Berlin mit rund acht Völkern pro Qua- dratkilometer die höchste Dichte an Honigbienen deutschlandweit, gemessen an den im Imkerbund regis- Illustration: Tobias Meyer trierten Völkern. Mittlerweile kommen hier nach Schät- zungen der Vereine auf knapp 10.000 Völker rund 2.000 Bienenhalter. Ein Betreuungsschlüssel, den sich man- che Kita wünschen würde. Doch „mehr Bienen“ bedeutet nicht automatisch, dass es ihnen dadurch besser geht: Umso dichter die Völker in der Stadt stehen, umso leichter könnten sich 20 ZITTY 7–2019
TITEL Aktiv erilla e r n n werden für die Arten- Samenbomben selber machen vielfalt 1 Teil Saatgut (Ringelblumen, Korn- blumen, Kapuzinerkresse, Kamille, Sonnenblumen, Klatschmohn oder fer ge Saatmischung) mit eilen ehm oder onmehl, us dem Brei ugeln formen. Die „Samenbomben“ an Orte in der 5 Teilen Komposterde und Stadt werfen, denen etwas Grün und 1 Teil Wasser mischen (das Wasser Buntes fehlt. vorsich g zufügen, damit die Mischung nicht zu ässrig ird). Weitere Anleitungen zum Selber- machen nden sich im Internet, erkauf fer ger Seedballs z.B. hier .seedball manufaktur.de Weitere nützliche Tipps und Anleitungen zu den Nisthilfen gibt es hier: . ildbienen.info artenschutz nisthilfen 1.php .nabu.de ere und p anzen insekten und spinnen hau luegler bienen 1 4.html Seuchen und Parasiten ausbreiten. Die Varroamilbe re: die Wildbienen. Der selbstständige Biologe führt ist ein Dauerthema unter Imkern, und auch die Ame- in Berlin das Büro für tierökologische Studien, fertigt rikanische Faulbrut schwächt die Völker. Bakterien Gutachten zur Artenvielfalt an. Wildbienenarten unter- zersetzen die Larven, ein Volk kann daran sterben. Im sucht und bestimmt er seit 30 Jahren. Er arbeitet außer- Dezember letzten Jahres musste ein Imker in Pankow dem an den Roten Listen des Landes Berlin mit und zehn Völker mit rund 100.000 Bienen töten, obwohl zählt, welche Wildbienenarten hier vorkommen – und nur zwei Völker von der Faulbrut befallen waren. Der welche plötzlich verschwinden. Bezirk und das Veterinäramt befürchteten, dass sich „Der Laie wirft da viel durcheinander. Er hört dann die Faulbrut wie eine Epidemie über Berlin ausbrei- irgendwo, der Biene gehe es schlecht“, sagt Saure. „Aber ten könnte. das ist bei der Honigbiene in Berlin gerade nicht so. Viele Imker kritisieren jedoch das rigide Vorgehen, Hier geht es der Honigbiene sehr gut, weil die Imke- halten es für überzogen. Der Präzedenzfall schafft rei so stark zugenommen hat.“ Den Wildbienen hinge- Unsicherheit. Imker und Naturschutzvereine fordern gen weniger. Von den 585 in Deutschland lebenden Ar- nun klare Richtlinien und or allem ein flächende- ten nden sich in erlin. in guter Schnitt r eine ckendes Monitoring. Denn es besteht die Gefahr, dass ro stadt, ndet Saure. Die Wildbienen pro tieren nicht jeder Befall gemeldet und unter Umständen mit hier on den rachflächen, aul cken und terbahn- einem kranken Volk weitergearbeitet wird. Zudem sol- höfen“, sagt er. Doch genau diese Lebensräume würden len Seuchensachverständige ausgebildet werden, die langsam verwschwinden, „alles wird zugebaut“. 40 Pro- als Schnittstelle zwischen Imkern und Ämtern wirken. zent der Berliner Wildbienenarten stehen auf der Ro- Sinnvolle Pläne, doch Biene ist nicht gleich Biene. ten Liste, sind also gefährdet oder bereits verschollen. Bei all dem Aufwand um die Honigbiene würden ihre Wildbienen leben meist allein, „solitär“ in der Verwandten oft vergessen, kritisiert Christoph Sau- Fachsprache. Das Weibchen versorgt die Brut von ZITTY 7–2 019 21
TITEL Für die Bienen nordnung und Wild uchs im arten zulassen. ras und Wiesen nicht zu kurz mähen und mindestens zehn en meter lang halten. In Aktiv den frühen Morgenstunden oder spätabends mähen e seltener, desto besser werden für die Arten- vielfalt etwa zehn Eiern selbst, das Männchen stirbt recht bald nach der Begattung. Wildbienen müssen im Winter kein Volk versorgen, deswegen lagern sie keinen Honig ein. Die wenigsten Arten überwintern als ausgewachse- nes Tier. Sie leben meist etwa sechs Wochen, passend zu der l tezeit der flanze, au die sie spezialisiert sind. Ihr Flugradius zum Sammeln von Nahrung beträgt nur wenige Hundert Meter. Die große Zuwendung Die große Zuwendung, die Honigbienen in der Stadt erfahren, könne sich deshalb auch zum Nachteil für Honigbienen könne der Wildbienen auswirken, warnt Christoph Saure. „Es ist wissenschaftlich zwar schwer nachzuweisen. Aber sich zum Nachteil der ich denke, dass es besonders nach der Lindenblüte im Juli und August eine Nahrungskonkurrenz gibt.“ Wildbienen auswirken, Denn dann kommen zu den rund 10.000 Völkern der Vereins- und Hobbyimker nochmal 10.000 Völker der warnt der Experte Wanderimker hinzu. Sie bringen ihre Beuten in die Stadt, damit die Bienen den Nektar aus den Linden ziehen kön- nen. 20.000 Völker Honigbienen, aber nur eine gedeckte Blütentafel. An ihr sitzen noch Wildbienen, Hummeln und andere wildlebende Insekten. Die Wildbienen könn- ten darunter leiden, da Honigbienen nach der Blüte auf Foto: una.knipsolina / photocase krautige flanzen ausweichen und damit zum ah- rungskonkurrenten werden, meint Christoph Saure. Und auch Heinz Risse in seinem Lehrgang „Wesens- gemäße Bienenhaltung“ sagt: „Ruhigen Gewissens kann ich euch kaum empfehlen, hier in Berlin zu imkern. Die Anzahl der Bienen ist extrem hoch.“ Es gibt also nicht „das Bienensterben“. Die Un- terschiede zwischen Stadt und Land, Honigbiene und Wildbiene sind groß. Nach Zahlen der Welternährungs- 22 ZITTY 7–2019
TITEL organisation kam es weltweit sogar zu einem Anstieg der Schnittzeitpunkte und naturnahes Gärtnern sensibili- Honigbienen, da Regionen wie Südamerika und Afrika siert werden sollen. Auch das Projekt „Berlin blüht auf – den Verlust andernorts ausgleichen. mehr Bienen für Berlin“ von der Deutschen Wildtierstif- „Die Honigbiene ist ein gutes Transportmittel, um tung und der Senatsverwaltung für Umwelt zielt direkt Naturschutzgedanken an die Menschen zu bringen. Zu- au Wildbienen ab. r nflächen sollen so gesch tzt dem hat man einen direkten Nutzen, man kann näm- und aufgewertet werden, dass wilde Insekten sich dort lich Honig ernten“, sagt Christoph Saure. „Aber da darf wohl fühlen. Und Vorstöße wie das Pestizidverbot oder es nicht stehen bleiben. Man muss dann schon den die geplante Initiative von NABU und BUND in Bran- Sprung zur Natur schaffen.“ denburg ersuchen akti au die artenpflege und die Wer „Rettet die Bienen!“ sagt, meint nämlich im Landwirtschaft einzuwirken. besten all auch Ameisen, Schwebfliegen oder ibellen Zudem startete am 20. März ein Wettbewerb der – also Artenvielfalt allgemein. Damit schraubt sich der Grünen Liga Berlin: Bis 30. September können Hobby- Kampf um „die Biene“ hoch zu einer viel grundsätz- gärtner, Initiativen oder Vereine ihre „naturnahen licheren Frage: Wer nimmt wie viel Platz in Anspruch? Begrünungsprojekte“ einreichen und auf Preise im Jeder Quadratmeter, den sich die Menschen nehmen, Umfang von insgesamt 5.000 Euro hoffen. Ausgezeich- fehlt bei den Tieren. Blumen verschwinden unter net werden sollen die Projekte, die besonders auf die Asphalt, räser werden untergepfl gt, Wälder weichen Bedürfnisse von Insekten und Bestäubern eingehen. der Wohnsiedlung. Wo keine Blumen, da keine Bienen. Das Projekt wird im Auftrag der Senatsverwaltung für Wo keine Wildnis, da keine Insekten oder Vögel. Keine Umwelt, Verkehr und Klimaschutz durchgeführt und Spinne, kein Spatz. von der Deutschen Wildtierstiftung und der Woh- nungsbaugesellschaft Berlin-Mitte unterstützt. Wer braucht schon englischen Rasen? „Die Honigbiene hat eine Lobby, weil wir Imker sie betreuen“, sagt Uwe Meyer im Bienenlehrgarten Hellers- Das hat auch die Senatsverwaltung für Umwelt im dorf. Er hat die Schüler noch immer fest im Blick, wäh- Zwischenbericht ihrer Bienenstrategie erkannt. Im rend sie am Lehrbienenvolk herumhantieren. „Dabei Verwaltungssprech klingt das so: „Nicht systematisch geht es den Wildbienen viel schlechter.“ Das möchte au estäuber ausgerichtete achgerechte r nflächen- er auch den Schülern nahe bringen, sie für den Nutzen pflege , Akzeptanzprobleme gegen ber dem optischen von Wildnis und Vielfalt sensibilisieren. Zudem drängt Eindruck bestäuberfreundlicher Flächen innerhalb der er beim Bezirksamt darauf, dass stets ein neuer Baum Bevölkerung“, oder „Fehlende Abstimmung der Akteure gepflanzt wird, wenn ein anderer ge ällt wird. Wir brau- untereinander“. Übersetzt heißt das: Wiesen werden chen keinen englischen Rasen. Aber mehr als darauf gemäht, bevor dort je Biene und Blume zusammenge- hinweisen können wir auch nicht. Ob dann der Wille kommen sind. Einwohner blicken lieber auf englischen und das Geld da ist, ist eine andere Frage.“ Rasen statt auf Wildwiese und Brache. Und alle, die sich Unabhängig davon, welche Strategie Berlin zu mehr für die Artenvielfalt einsetzen, tun dies untereinander Artenvielfalt, zu mehr Insekten und Bienen verhelfen weitestgehend unkoordiniert. wird: Die Imkervereine freuen sich über den Zuspruch. Seit zwei Jahren gibt es deshalb das „Handbuch Im Imkerverein Wuhletal werden sie voraussichtlich ute flege , in dem auch andscha tsgärtner und bald ihr 100. Mitglied begrüßen dürfen. Nach der Angestellte der Stadt für Bienen- und Artenvielfalt, Wende waren es gerade einmal 28. Besser bei deinen nachbarn ankommen. Ganz einfach: Jetzt Wien oder Zürich entdecken €29, ab 99* *One-Way inklusive Steuern. Begrenzte Verfügbarkeit. Zeitraum: 01.03.19 – 26.10.19. Stand: 30.01.19. Die allgemeinen Geschäftsbedingungen sind auf easyJet.com einsehbar.
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